Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine - INI-Raum
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Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine - INI-Raum
Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft. Durchgeführt an der Stanford Universität. Willkommen auf der Internetseite zum StanfordGefängnis-Experiment, auf der Sie zahlreiche Fotodokumente, Videoausschnitte und Informationen über diese klassische Untersuchung finden. Was passiert, wenn man rechtschaffene Menschen an einen Ort des Bösen bringt? Siegt die Humanität über das Böse oder triumphiert das Böse? Dies sind einige der Fragen, die wir uns bei dieser spannenden Simulation des Gefängnislebens im Sommer 1971 an der Stanford Universität stellten. Wie wir bei der Untersuchung dieser Fragen vorgingen und was wir herausfanden, mag Sie erstaunen. Unsere für zwei Wochen geplante Untersuchung über die Psychologie der Haft musste aufgrund der Auswirkungen der Situation auf die teilnehmenden Studenten bereits nach sechs Tagen vorzeitig beendet werden. In nur wenigen Tagen wurden unsere Strafvollzugsbeamten zu Sadisten und unsere Gefangenen zeigten Anzeichen von Depressionen und extremem Stress. Bitte betrachten Sie mit mir einige Bilddokumente, die die Untersuchung beschreiben und offen legen, was sie uns über die menschliche Natur erzählt. --Philip G. Zimbardo © 1999, Philip. G. Zimbardo | Site Statistics | Español | Français | Englisch | Italiano http://www.prisonexp.org/german/indexg.htm [12.05.2002 18:25:10] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Mitwirkende und Danksagungen Wissenschaftliche Leitung: Philip Zimbardo Craig Haney W. Curtis Banks David Jaffe Wissenschaftliche Mitarbeit, seelsorgerliche Begleitung und kritische Kommentierung: Carolyn Burkhart David Gorchoff Christina Maslach Susan Phillips Anne Riecken Cathy Rosenfeld Lee Ross Rosanne Saussotte Greg White Aufbau des Gefängnisses: Polizeiliche Kooperation: Website-Design: Deutsche Übersetzung: Ralph Williams Bob Zeiss Don Johann James Zurcher, Polizeipräsident, City of Palo Alto; Joseph Sparaco, Officer, Police Department, City of Palo Alto; Marvin Herrington, Polizeidirektor, Stanford Universität Mike Lestik Scott Plous Cordula Henke Joel Bartlett © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide1g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:25:45] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation An einem ruhigen Sonntagmorgen ... An einem ruhigen Sonntagmorgen im August durchkämmte in Palo Alto, Kalifornien, ein Polizeiauto die Stadt, um im Zuge einer Massenverhaftung Studenten festzunehmen, die gegen § 211 des Strafgesetzbuches "Bewaffneter Raubüberfall" und § 459 "Einbruch" verstoßen hatten. Jeder der Verdächtigten wurde in seiner Wohnung verhaftet, über die ihm zur Last gelegten Beschuldigungen informiert und über seine Rechte aufgeklärt. Er musste sich mit ausgestreckten Armen und Beinen an das Polizeiauto lehnen, wurde durchsucht und in Handschellen gelegt -- häufig unter den Blicken von überraschten und neugierigen Nachbarn. Der Verdächtigte wurde dann auf dem Rücksitz des Polizeiautos mit Blaulicht und Martinshorn zur Polizeistation gebracht. Klicken Sie hier, um in einem RealPlayerVideoausschnitt die Verhaftung eines Verdächtigten zu sehen. http://www.prisonexp.org/german/slide2g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:26:05] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Das Auto hielt vor der Polizeistation, der Verdächtigte wurde hereingebracht, formell verhaftet und erneut über seine Rechte belehrt. Seine Fingerabdrücke wurden abgenommen und seine Personalien abgefragt. Danach brachte man ihn in eine Arrestzelle, wo er mit verbundenen Augen seinem Schicksal überlassen wurde und darüber nachdenken konnte, was ihn in diesen Schlamassel gebracht hatte. Analysieren Sie die Polizeimaßnahmen, die dazu führten, dass sich die Inhaftierten verwirrt, verängstigt und entmenschlicht fühlten. Beachten Sie, dass der Polizist eine Sonnenbrille von derselben Art trug, wie sie die "Strafvollzugsbeamten" unseres Gefängnisses tragen mussten und wie sie auch der Leiter der Nationalgarde während des blutigen Aufstands 1971 im AtticaGefängnis trug. http://www.prisonexp.org/german/slide3g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:26:28] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Die Freiwilligen Was die Verdächtigten getan hatten, war, auf eine lokale Zeitungsanzeige zu antworten, in der Freiwillige für eine Studie über die psychischen Auswirkungen des Gefängnislebens gesucht wurden. Wir wollten herausfinden, welche psychischen Auswirkungen es hat, ein Gefangener oder ein Strafvollzugsbeamter zu sein. Deshalb entschlossen wir uns, ein Gefängnis nachzustellen und sorgfältig zu beobachten, welche Effekte diese Einrichtung auf das Verhalten aller sich innerhalb ihrer Mauern befindenden Menschen hat. Auf unsere Anzeige antworteten über 70 Bewerber. Mit ihnen wurden diagnostische Interviews und Persönlichkeitstests durchgeführt, um Kandidaten mit psychischen Problemen, körperlichen Gebrechen, krimineller Vergangenheit oder Drogenmissbrauch ausschließen zu können. Schließlich blieben 24 Studenten aus den USA und Kanada übrig, die sich zufällig in der Gegend von Stanford aufhielten und 15 $ pro Tag durch die Teilnahme an einer psychologischen Studie verdienen wollten. Ihre Reaktionen lagen bei allen von uns untersuchten oder beobachteten Merkmalen im Normalbereich. Unsere Studie des Gefängnislebens startete also mit einer durchschnittlichen Gruppe von gesunden, intelligenten Männern aus der Mittelschicht. Diese wurde durch Münzwurf in zwei Gruppen geteilt. Einer Hälfte wurde per Zufall die Rolle der Strafvollzugsbeamten zugewiesen, der anderen die der Gefangenen. Es ist wichtig, sich vor Augen zu halten, dass zu Beginn der Untersuchung keine Unterschiede zwischen den Gefangenen und den Strafvollzugsbeamten bestanden. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide4g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:26:43] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Entwicklung der Untersuchung Wir erbaten die Hilfe von erfahrenen Beratern, um ein möglichst authentisches Gefängnisklima zu simulieren. Am wichtigsten war für uns ein ehemaliger Gefangener, der fast siebzehn Jahre hinter Gittern verbracht hatte. Er machte uns bewusst, was es bedeutet, ein Gefangener zu sein. Außerdem machte er uns während eines gemeinsam geleiteten Sommerkurses über die Psychologie der Haft mit weiteren Ex-Häftlingen und Strafvollzugsbeamten bekannt. Wir richteten unser Gefängnis im Keller des Gebäudes des Stanford Psychology Department ein, indem wir die beiden Enden eines Flures absperrten. Dieser Flur war "der Gefängnishof". Er war mit Ausnahme des Weges zur Toilette (zu der die Gefangenen mit verbundenen Augen gingen, um nicht den Ausgang aus dem Gefängnis zu kennen) der einzige Ort außerhalb der Zellen, an dem sich die Gefangenen aufhalten durften. Die Gefängniszellen errichteten wir, indem wir die Türen der Laborräume entfernten und sie durch speziell angefertigte Türen mit Stahlstäben und Zellennummern ersetzten. Klicken Sie hier, um einen RealPlayerVideoausschnitt mit Bildern des Flures zu sehen, auf dem die Stanford-GefängnisUntersuchung durchgeführt wurde. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide5g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:26:56] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Durch eine kleine Öffnung an einem Ende des Flures konnten wir Videoaufzeichnungen und Tonbandaufnahmen der Ereignisse machen. Auf der den Zellen gegenüberliegenden Korridorseite befand sich ein kleiner Wandschrank, der den Namen "das Loch" erhielt und als Isolierzelle diente. Er war dunkel und sehr eng, ungefähr 62 cm breit und 62 cm tief, aber groß genug, damit ein "böser Gefangener" darin aufrecht stehen konnte. Eine Gegensprechanlage erlaubte es uns, die Zellen heimlich abzuhören, um die Gespräche der Gefangenen zu überwachen und allgemeine Durchsagen für die Gefangenen zu machen. Es gab weder Fenster noch Uhren und damit keine Möglichkeit, die verstrichene Zeit zu beurteilen, was später bei einigen Gefangenen zu einer Verzerrung des Zeitgefühls führte. Solchermaßen ausgestattet war unser Gefängnis bereit, seine ersten Gefangenen aufzunehmen, die in den Arrestzellen der Polizeistation von Palo Alto warteten. Welche Auswirkungen hat ein Leben in einer so reizarmen Umgebung ohne Uhren oder Sicht auf die Außenwelt? © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide6g.htm [12.05.2002 18:27:08] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Ein leichter Schock-Zustand... Immer noch mit verbundenen Augen und im Zustand eines leichten Schocks angesichts der überraschenden Verhaftung durch die örtliche Polizei wurden die Gefangenen in ein Auto geladen und zum "Stanford County Jail" gefahren. Die Gefangenen wurden dann einzeln in unser Gefängnis gebracht und dort durch den stellvertretenden Anstaltsleiter begrüßt, der sie auf die Ernsthaftigkeit ihrer Vergehen und ihres neuen Status als Gefangene hinwies. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide7g.htm [12.05.2002 18:27:18] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Demütigung Wie diese Bilder zeigen, wurde jeder Gefangene systematisch durchsucht und musste sich vollständig entkleiden. Dann wurde er mit einem Spray entlaust. So sollte ihm vermittelt werden, dass wir es für möglich hielten, dass er Krankheitserreger oder Läuse hat. http://www.prisonexp.org/german/slide8g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:27:35] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Die erniedrigende Prozedur war zum einen entwickelt worden, um die Gefangenen zu demütigen, und zum anderen um tatsächlich sicher zu gehen, dass sie nicht irgendwelche Krankheitserreger in unser Gefängnis brachten. Sie ähnelt den Szenen, die von Danny Lyons in einem texikanischen Gefängnis aufgenommen wurden. Denken Sie über die psychischen Folgen des Entkleidens, Entlausens und Rasierens der Köpfe bei Gefangenen oder Militärangehörigen nach. Was bewirken derartige Erfahrungen? © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide9g.htm [12.05.2002 18:27:59] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft file://localhost/i:/german/slide~2.htm Fotodokumentation Der Gefangene erhielt dann eine Uniform. Der Hauptbestandteil dieser Uniform war ein Kleid oder Kittel, den der Gefangene während der ganzen Zeit ohne Unterwäsche trug. Auf der Vorder- und Rückseite des Kittels war seine Identifikationsnummer angebracht. Um den rechten Knöchel des Gefangenen wurde für die gesamte Zeit eine schwere Kette befestigt. Als Schuhe erhielt er Gummisandalen, und über seine Haare musste er einen Nylonstrumpf ziehen. Es sollte klar sein, dass wir versuchten, eine funktionale Simulation eines Gefängnisses zu entwickeln -- kein wirkliches Gefängnis. Echte männliche Gefangene tragen keine Kleider, aber sie fühlen sich gedemütigt und entmännlicht. Unser Ziel war es, schnell ähnliche Effekte zu erzeugen, indem wir Männer in Kleider ohne Unterwäsche steckten. In der Tat begannen unsere Gefangenen, anders zu gehen, zu sitzen und sich zu halten, sobald Sie diese Uniformen trugen -- ihr Gehabe war eher weiblich als männlich. Die Kette an ihrem Fuß, die ebenfalls in den meisten Gefängnissen unüblich ist, sollte die Gefangenen ständig an die Unterdrückung durch ihre Umwelt erinnern. Selbst während des Schlafes konnten sie der Atmosphäre der Unterdrückung nicht entgehen. Sobald sie sich umdrehten, schlug die Kette an ihren anderen Fuß, weckte sie und erinnerte sie daran, dass sie noch immer im Gefängnis waren und diesem noch nicht einmal im Traum entfliehen konnten. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide10g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:28:13] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Die Verwendung von Identifikationsnummern ermöglichte es, bei den Gefangenen ein Gefühl der Anonymität zu erzeugen. Jeder Gefangene durfte nur mit seiner Nummer angesprochen werden und durfte von sich selbst und den anderen Gefangenen nur mit dieser Nummer reden. Die Strumpfmütze ersetzte die Rasur der Kopfhaare. Das Kahlscheren des Kopfes, das in den meisten Gefängnissen und beim Militär üblich ist, soll einerseits die Individualität des Einzelnen, die häufig durch Haarstil und -länge ausgedrückt wird, auf ein Minimum reduzieren. Andererseits dient sie dazu, Menschen daran zu gewöhnen, sich willkürlichen, einschränkenden Regeln einer Institution zu unterwerfen. Auf den Bildern kann man sehen, wie dramatisch sich die äußere Erscheinung durch das Kahlscheren des Kopfes verändert. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide11g.htm [12.05.2002 18:28:26] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Durchsetzung der Gesetze Die Strafvollzugsbeamten erhielten kein besonderes Training für ihre Aufgabe. Statt dessen wurde es ihnen innerhalb bestimmter Grenzen selbst überlassen, zu tun, was sie für notwendig hielten, um Gesetz und Ordnung im Gefängnis aufrechtzuerhalten und sich den Respekt der Gefangenen zu verschaffen. Sie entwickelten ihre eigenen Regeln, die sie unter der Aufsicht des stellvertretenden Anstaltsleiters David Jaffe, ebenfalls ein Student der Stanford Universität, umsetzten. Allerdings wurden sie wie echte Strafvollzugsbeamte, die freiwillig einen so gefährlichen Job übernehmen, auf die Ernsthaftigkeit und Gefahren ihrer Aufgabe hingewiesen. Wie echte Gefangene rechneten auch unsere Gefangenen damit, während ihres Gefängnisaufenthaltes gewissen Schikanen und Beeinträchtigungen ihrer Privatsphäre und bürgerlichen Rechte ausgesetzt zu sein sowie gerade ausreichend verpflegt zu werden. In all diese Bedingungen hatten sie im Vorfeld freiwillig eingewilligt. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide12g.htm [12.05.2002 18:28:41] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation So sah einer unserer Strafvollzugsbeamten aus. Alle Strafvollzugsbeamten trugen die gleiche Khakiuniform, hatten eine Trillerpfeife um den Hals hängen und besaßen einen von der Polizei geliehenen Gummiknüppel. Außerdem trugen sie spezielle Sonnenbrillen, eine Idee, die ich aus dem Film "Cool Hand Luke" entlieh. Verspiegelte Gläser verhinderten, dass ihre Augen oder ihre Gefühle für andere sichtbar waren, und unterstützten so ihre Anonymität. Wir studierten selbstverständlich nicht nur die Gefangenen, sondern auch die Strafvollzugsbeamten, die sich in eine neue, machtvolle Rolle einfanden. Wir begannen unsere Gefängnissimulation mit neun Strafvollzugsbeamten und neun Gefangenen. Die Strafvollzugsbeamten arbeiteten zu dritt in 8-StundenSchichten, während sich je drei Gefangene rund um die Uhr eine kahle Zelle teilten. Die restlichen Strafvollzugsbeamten und Gefangenen unserer insgesamt 24 Teilnehmer befanden sich für den Fall, dass sie benötigt wurden, in Rufbereitschaft. Die Zellen waren so klein, dass in ihnen gerade genug Platz für drei Pritschen war, auf denen die Gefangenen schliefen oder saßen. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide13g.htm [12.05.2002 18:28:53] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Sicherstellung von Autorität Um 2:30 Uhr nachts wurden die Gefangenen brutal durch Pfiffe für den ersten von zahlreichen Zählappellen geweckt. Die Zählappelle dienten dazu, die Gefangenen mit ihren Nummern vertraut zu machen (Zählappelle fanden mehrmals pro Schicht und häufig nachts statt). Aber wichtiger noch gaben sie den Strafvollzugsbeamten regelmäßig die Gelegenheit, Kontrolle über die Gefangenen auszuüben. Anfangs waren die Gefangenen noch nicht ganz in ihre Rollen geschlüpft und nahmen die Zählappelle nicht ernst. Sie versuchten noch, ihre Unabhängigkeit zu behaupten. Die Strafvollzugsbeamten probierten ihre neuen Rollen ebenfalls erst aus und waren sich nicht sicher, wie sie sich Autorität gegenüber den Gefangenen verschaffen sollten. Dies war der Anfang einer Reihe direkter Konfrontationen zwischen ihnen und den Gefangenen. Klicken Sie hier, um in einem RealPlayerVideoausschnitt zu sehen, wie die Strafvollzugsbeamten die Gefangenen für einen Zählappell wecken. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide14g.htm [12.05.2002 18:29:02] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Liegestützen wurden häufig zur körperlichen Bestrafung der Gefangenen eingesetzt. Sie wurden von den Strafvollzugsbeamten bei Regelverstößen oder unangemessenem Verhalten gegenüber ihnen oder der Institution verhängt. Als wir beobachteten, dass die Strafvollzugsbeamten Liegestützen von den Gefangenen verlangten, dachten wir zuerst, diese Form der Bestrafung sei unangemessen für ein Gefängnis - sie sei eher pubertär. Später erfuhren wir jedoch, dass in Konzentrationslagern häufig Liegestützen als Strafe verhängt wurden, wie aus dieser Zeichnung von Alfred Kantor, einem ehemaligen KZHäftling hervorgeht. Auffallend ist, dass auch einer unserer Strafvollzugsbeamten während der Liegestützen auf den Rücken der Gefangenen trat oder von anderen Gefangenen verlangte, dies zu tun. Zunächst waren die Liegestützen keine missbilligende Form der Bestrafung, doch im Verlauf der Untersuchung änderte sich dies. Warum kam es zu dieser Veränderung? © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide15g.htm [12.05.2002 18:29:13] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Behauptung von Unabhängigkeit Da der erste Tag ohne besondere Zwischenfälle verlief, waren wir überrascht und völlig unvorbereitet, als am Morgen des zweiten Tages ein Aufstand ausbrach. Die Gefangenen entfernten ihre Strumpfkappen, rissen ihre Nummern ab und verbarrikadierten sich in den Zellen, indem sie ihre Betten gegen die Tür stemmten. Jetzt stellte sich das Problem, wie wir uns bei diesem Aufstand verhalten sollten. Die Strafvollzugsbeamten waren äußerst verärgert und frustriert, da die Gefangenen über dies auch noch begannen, sie zu verhöhnen und zu beschimpfen. Als die Strafvollzugsbeamten der Frühschicht eintrafen, waren sie verärgert über die Kollegen der Nachtschicht, die, wie sie fanden, zu nachgiebig gewesen sein mussten. Die Strafvollzugsbeamten mussten alleine mit dem Aufstand fertig werden, und was sie taten, war für die Mitarbeiter im Hintergrund faszinierend zu beobachten. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide16g.htm [12.05.2002 18:29:24] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Zunächst bestanden sie darauf, Verstärkung zu holen. Die drei Strafvollzugsbeamten, die sich zu Hause in Rufbereitschaft befanden, kamen und die Nachtschicht blieb freiwillig im Dienst. Die Strafvollzugsbeamten versammelten sich und entschieden, Gewalt mit Gewalt zu bekämpfen. Sie spritzten mit Feuerlöschern eisiges Kohlendioxyd in die Zellen und zwangen die Gefangenen so, von den Türen zurückzuweichen. (Die Feuerlöscher mussten gemäß den Brandschutzrichtlinien der Stanford Universität installiert werden) © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide17g.htm [12.05.2002 18:29:35] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Die Strafvollzugsbeamten brachen jede Zelle auf, zogen die Gefangenen nackt aus, entfernten die Betten, sperrten die Anführer in Einzelhaft und begannen, die Gefangenen zu schikanieren und einzuschüchtern. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide18g.htm [12.05.2002 18:29:44] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Besondere Privilegien Der Aufstand wurde fürs erste niedergeschlagen, aber jetzt sahen sich die Strafvollzugsbeamten einem neuen Problem gegenüber. Sicherlich, neun Beamte mit Gummiknüppeln konnten einen Aufstand von neun Gefangenen unter Kontrolle bringen, aber es war unmöglich, ständig neun Strafvollzugsbeamte im Dienst zu haben. Es liegt auf der Hand, dass unser Budget ein solches Verhältnis von Personal zu Gefangenen nicht zuließ. Was würden sie also tun? Einer der Strafvollzugsbeamten kam auf die Lösung. "Versuchen wir es doch mit psychologischer Taktik statt mit physischer." Psychologische Taktik bedeutete in diesem Fall die Einrichtung einer Vorzugszelle. Eine der drei Zellen wurde als "Vorzugszelle" gekennzeichnet. Die drei Gefangenen, die sich am wenigsten an dem Aufstand beteiligt hatten, erhielten eine Vorzugsbehandlung. Sie erhielten ihre Uniformen und Betten zurück und ihnen wurde erlaubt, sich zu waschen und die Zähne zu putzen. Den anderen Gefangenen wurde dies vorenthalten. Außerdem erhielten sie in Anwesenheit der anderen Gefangenen besonderes Essen. Dies bewirkte, dass die Solidarität unter den Gefangenen zusammenbrach. Was glauben Sie, wie Sie sich als Gefangener in dieser Situation verhalten hätten? Hätten Sie die Privilegien abgelehnt, um die Solidarität unter den Gefangen aufrechtzuerhalten? © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide19g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:29:54] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Nachdem diese Behandlung einen halben Tag lang gedauert hatte, verlegten die Strafvollzugsbeamten einige der "guten" Gefangenen in die "bösen" Zellen und einige der "bösen" Gefangenen in die "gute" Zelle und stifteten so völlige Verwirrung unter den Gefangenen. Einige von ihnen, die mittlerweile die Anführer waren, glaubten, dass die Gefangenen aus der Vorzugszelle Spitzel sein müssten, und plötzlich herrschte großes Misstrauen unter den Gefangenen. Unsere Berater, die früher selbst im Gefängnis gewesen waren, berichteten uns später, dass man in echten Gefängnissen ähnlich vorgeht, um Allianzen zwischen Gefangenen zu brechen. Z. B. wird Rassismus benutzt, um Schwarze, Weiße und Chicanos gegeneinander aufzuhetzen. Tatsächlich geht in einem echten Gefängnis die größte Bedrohung des eigenen Lebens von den Mitgefangenen aus. Indem Strafvollzugsbeamte die Gefangenen gegeneinander aufhetzen und Aggressionen unter den Gefangenen fördern, lenken sie sie von sich selber ab. Der Aufstand der Gefangenen trug außerdem entscheidend dazu bei, den Zusammenhalt unter den Strafvollzugsbeamten zu stärken. Jetzt handelte es sich plötzlich nicht mehr nur um eine wissenschaftliche Untersuchung, um bloße Simulation. Statt dessen betrachteten die Strafvollzugsbeamten die Gefangenen als Unruhestifter, die darauf aus waren, sie fertig zu machen, und die ihnen wirklich etwas antun konnten. Als Reaktion auf diese Bedrohung erhöhten sie ihre Kontrolle, Überwachung und Aggressivität. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide20g.htm [12.05.2002 18:30:08] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Das Verhalten der Gefangenen wurde vollständig und willkürlich von den Strafvollzugsbeamten kontrolliert. Sogar der Gang zur Toilette wurde ein Privileg, das von ihnen je nach Laune gestattet oder verweigert werden konnte. In der Tat waren die Gefangenen nach 22:00 Uhr, wenn das Licht gelöscht und die Zellen verschlossen waren, oft gezwungen, in die Eimer in ihren Zellen zu urinieren oder defäkieren. Gelegentlich erlaubten die Strafvollzugsbeamten den Gefangenen nicht, die Eimer auszuleeren, und bald begann das Gefängnis nach Urin und Fäkalien zu stinken -- was die Qualität der Umgebung zusätzlich herabsetzte. Besonders hart gingen die Strafvollzugsbeamten mit dem Anführer des Aufstands um, dem Gefangenen #5401. Er war ein starker Raucher, und sie kontrollierten ihn, indem sie seine Möglichkeiten zu rauchen regulierten. Später, als wir die Post der Gefangenen zensierten, erfuhren wir, dass er sich selbst für einen radikalen Aktivisten hielt. Er hatte sich freiwillig für die Untersuchung gemeldet, um unsere Studie "zu entlarven", von der er irrtümlich glaubte, sie sei ein Versuch des Establishments, Kontrollmöglichkeiten für radikale Studenten zu finden. Im Anschluss an die Untersuchung wollte er seine Story tatsächlich an eine Untergrundzeitung verkaufen! Dennoch übernahm sogar er derart die Rolle des Gefangenen, dass er stolz war, zum Leiter des Beschwerdekomitees des Gefängnisses gewählt worden zu sein, wie aus einem Brief an seine Freundin hervorgeht. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide21g.htm [12.05.2002 18:30:19] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Die Entlassung des ersten Gefangenen Unsere Untersuchung dauerte noch keine 36 Stunden, als bei dem Gefangenen #8612 eine akute emotionale Störung ausbrach und er begann, unter desorganisiertem Denken, unkontrolliertem Schreien und Wutanfällen zu leiden. Trotz all dieser Symptome dachten wir bereits so sehr wie Gefängnisautoritäten, dass wir dies für einen Täuschungsversuch hielten -den Versuch, uns dazu zu bewegen, ihn freizulassen. Als unser wichtigster Gefängnisberater den Gefangenen #8612 befragte, tadelte er ihn wegen seiner Schwäche und erklärte ihm, mit welchen Misshandlungen durch Gefangene und Strafvollzugsbeamte er zu rechnen hätte, wenn er im San-Quentin-Gefängnis wäre. Dann wurde #8612 das Angebot gemacht, für die Strafvollzugsbeamten als Informant zu arbeiten. Im Austausch dagegen würden diese ihn nicht weiter schikanieren. Er sagte, er würde darüber nachdenken. Während des nächsten Zählappells erzählte er den anderen Gefangenen: "Ihr könnt hier nicht raus, ihr könnt nicht gehen." Die Verbreitung dieser beunruhigenden Nachricht steigerte ihr Empfinden, wirklich inhaftiert zu sein. #8612 fing dann an, sich "verrückt" zu verhalten, zu schreien, zu fluchen und sich in eine Raserei hineinzusteigern, die außer Kontrolle schien. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir zu der Überzeugung gelangten, dass er wirklich litt und wir ihn entlassen mussten. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide22g.htm [12.05.2002 18:30:29] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Eltern und Freunde Am nächsten Tag hielten wir eine Besuchsstunde für Eltern und Freunde ab. Wir waren besorgt, dass die Eltern darauf bestehen könnten, ihre Söhne mit nach Hause zu nehmen, wenn sie den Zustand unseres Gefängnisses sehen würden. Um dem vorzubeugen, manipulierten wir sowohl die Situation und als auch die Besucher, indem wir der Gefängnisumgebung einen sauberen und angenehmen Anschein gaben. Wir gestatteten den Gefangenen, sich zu waschen, zu rasieren und sich herauszuputzen. Wir ließen sie ihre Zellen putzen und servierten ihnen ein reichhaltiges Abendessen. Über die Gegensprechanlage wurde Musik gespielt und die Besucher wurden am Empfang von einer attraktiven ehemaligen Cheerleaderin, Susie Phillips, begrüßt. Als dann etwa ein Dutzend Besucher kamen, humorvoll gestimmt angesichts dieser neuartigen, amüsanten Erfahrung, brachten wir ihr Verhalten systematisch unter Situationskontrolle. Sie mussten sich registrieren lassen, hatten eine halbe Stunde zu warten, wurden aufgeklärt, dass nur je zwei Besucher zu einem Gefangenen dürften, die Besuchszeit wurde auf 10 Minuten begrenzt und der Besuch fand unter der Beobachtung eines Strafvollzugsbeamten statt. Außerdem mussten die Eltern den Fall ihres Sohnes mit dem Gefängnisdirektor besprechen, bevor sie den Besuchsbereich betreten durften. Selbstverständlich beschwerten sich die Eltern über diese willkürlichen Regeln, doch erstaunlicherweise fügten sie sich. Und so wurden sie ebenfalls Mitspieler in unserem Gefängnisdrama und verhielten sich wie gute Erwachsene aus der Mittelschicht. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide23g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:30:41] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Einige der Eltern verloren die Fassung, als sie sahen, wie übermüdet und verzweifelt ihre Söhne waren. Aber sie reagierten, indem sie sich innerhalb des Systems privat an den Anstaltsleiter wendeten, um die Bedingungen für ihren Sohn zu verbessern. Als eine Mutter mir erzählte, sie hätte noch nie gesehen, dass ihr Sohn derart schlecht aussieht, schob ich mit meiner Antwort die Schuld von der Situation auf den Sohn. "Was ist mit Ihrem Sohn los? Schläft er nicht gut?" Dann fragte ich den Vater: "Was meinen Sie, Ihr Sohn bekommt das doch in den Griff, oder?" Er sagte wütend: "Selbstverständlich schafft er das -er ist ein wirklich starker Junge, eine Führungspersönlichkeit." Er drehte sich zur Mutter und sagte: "Komm Schatz, wir haben bereits genügend Zeit vergeudet." Und zu mir: "Wir sehen uns dann bei der nächsten Besuchszeit." Vergleichen Sie die Reaktionen dieser Besucher mit den Reaktionen von Zivilisten bei Kontakten mit der Polizei oder anderen Autoritäten. Wie typisch war ihr Verhalten? © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide24g.htm [12.05.2002 18:30:52] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Der geplante Massenausbruch Das nächste wichtige Ereignis, mit dem wir uns auseinandersetzen mussten, war ein Gerücht über einen geplanten Massenausbruch. Einer der Strafvollzugsbeamten hatte mitgehört, wie sich die Gefangenen über einen Ausbruch unterhielten, der direkt im Anschluss an die Besuchszeit stattfinden sollte. Das Gerücht lautete wie folgt: Gefangener #8612, den wir am Abend zuvor entlassen hatten, würde einige seiner Freunde zusammentrommeln, mit ihnen einbrechen und die Gefangenen befreien. Was denken Sie, wie wir auf dieses Gerücht reagierten? Glauben Sie, wir hätten die Verbreitung des Gerüchts auf Tonband aufgenommen und uns darauf vorbereitet, den bevorstehenden Ausbruch zu beobachten? Das hätten wir selbstverständlich tun sollen, wenn wir wie experimentelle Sozialpsychologen gehandelt hätten. Statt dessen reagierten wir mit Besorgnis um die Sicherheit unseres Gefängnisses. Wir hielten ein Treffen mit dem Anstaltsleiter, seinem Stellvertreter und einem der leitenden Strafvollzugsbeamten, Craig Haney, ab, um zu besprechen, wie wir die Flucht verhindern könnten. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide25g.htm [12.05.2002 18:31:04] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Nach unserem Treffen entschieden wir uns, einen Spitzel (einen in unsere Untersuchung eingeweihten Verbündeten) in die ehemalige Zelle von #8612 zu stecken. Seine Aufgabe sollte es sein, uns Informationen über den Fluchtkomplott zu liefern. Danach ging ich zur Polizeistation von Palo Alto und fragte den Sergeant, ob wir unsere Gefangenen in ihr altes Gefängnis verlegen könnten. Meine Bitte wurde abgelehnt, weil die Versicherung der Polizei nicht für die Überführung unserer Gefangenen in ihr Gefängnis haften würde. Ich verließ verärgert und empört über die mangelnde Kooperationsbereitschaft der Polizei das Revier (mittlerweile ging ich vollkommen in meiner Rolle auf). Dann erstellten wir einen neuen Plan. Er bestand darin, nach der Abfahrt der Besucher unser Gefängnis abzubauen, Verstärkung zu holen, die Gefangenen aneinanderzuketten, ihnen Säcke über die Köpfe zu stülpen und sie in einen Lagerraum im fünften Stock zu bringen, bis der erwartete Einbruch vorbei wäre. Beim Eintreffen der Verschwörer würden sie nur mich vorfinden. Ich würde ihnen erklären, dass die Untersuchung beendet worden sei und wir alle ihre Freunde nach Hause geschickt hätten, es also niemanden mehr zu befreien gäbe. Nachdem sie gegangen wären, würden wir unsere Gefangenen zurückbringen und die Sicherheitsmaßnahmen verdoppeln. Wir dachten sogar daran, unter irgendeinem Vorwand #8612 zurückzuholen und ihn erneut zu verhaften, da er aufgrund eines Täuschungsmanövers freigelassen worden war. http://www.prisonexp.org/german/slide26g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:31:17] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Ein Besuch Ich saß dort ganz alleine und wartete ängstlich auf die Eindringlinge, als zufällig ein Kollege und früherer Kommilitone an der Yale Universität, Gordon Bower, vorbeikam. Gordon hatte von unserer Untersuchung gehört und wollte sich erkundigen, was wir machen. Ich beschrieb ihm kurz die Situation und er stellte mir eine sehr einfache Frage: "Sag mal, was ist eigentlich die unabhängige Variable in dieser Studie?" Zu meiner Überraschung wurde ich wirklich ärgerlich auf ihn. Ich musste mich hier um einen Gefängnisausbruch kümmern. Die Sicherheit meiner Männer und die Stabilität meines Gefängnisses stand auf dem Spiel, und nun musste ich mich mit diesem weichen, liberalen, akademischen Herzblut-Gerede von jemandem beschäftigen, den die unabhängige Variable interessierte! Nicht sehr viel später realisierte ich, wie tief ich zu diesem Zeitpunkt in meiner Gefängnisrolle steckte -- ich dachte wie der Leiter einer Justizvollzugsanstalt und nicht wie ein wissenschaftlich arbeitender Psychologe. In einer explorativen Studie wie dieser besteht ein Problem darin, zu definieren, was die "Daten" sind die Informationen, die gesammelt werden sollen. Eine andere Frage ist, was hätte man tun sollen, um den Einfluss des Versuchsleiters auf die Untersuchungsergebnisse möglichst gering zu halten? Welche Gefahren gingen davon aus, dem leitenden Wissenschaftler die Rolle des Anstaltsleiters zu geben? © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide27g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:31:27] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Die Rache Es stellte sich heraus, dass der geplante Gefängnisausbruch nur ein Gerücht war. Er fand nie statt. Stellen Sie sich unsere Reaktion vor! Wir hatten einen ganzen Tag damit verbracht, zu planen, wie wir die Flucht verhindern konnten, hatten die Polizei um Hilfe gebeten, unsere Gefangenen verlegt, den Großteil des Gefängnisses abgebaut -- wir sammelten noch nicht einmal Daten an diesem Tag. Wie reagierten wir auf dieses Durcheinander? Mit beträchtlicher Frustration und Verstimmung über den Aufwand, den wir umsonst betrieben hatten. Jemand musste dafür bezahlen. Erneut erhöhten die Strafvollzugsbeamten deutlich das Ausmaß der Schikanen und Demütigungen, unter denen sie die Gefangenen leiden ließen, und zwangen sie zu erniedrigender, eintöniger Arbeit wie das Reinigen der Toilettenschüsseln mit den bloßen Händen. Sie ließen die Gefangenen Liegestützen, Hampelmänner und was immer ihnen einfiel machen und verlängerten die Zählappelle auf mehrere Stunden. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide28g.htm [12.05.2002 18:31:39] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Ein kafkaeskes Element Zu diesem Zeitpunkt lud ich einen katholischen Priester ein, der als Gefängnisgeistlicher arbeitete, um zu überprüfen, wie wirklichkeitsgetreu unser Gefängnis war, und das Resultat war wirklich kafkaesk. Der Geistliche sprach einzeln mit jedem Gefangenen und ich sah mit Verwunderung, dass sich die Hälfte der Gefangenen mit ihrer Nummer statt mit ihrem Namen vorstellte. Nach einigen belanglosen Sätzen fragte er die entscheidende Frage: "Mein Sohn, was hast Du unternommen, um hier herauszukommen?" Als die Gefangenen darauf mit Verwirrung reagierten, erklärte er, dass man ein Gefängnis nur mit Hilfe eines Anwalts verlassen kann. Dann bot er ihnen freiwillig an, falls sie es wünschten, Kontakt zu ihren Eltern aufzunehmen, um ihnen Rechtsbeistand zu besorgen, und einige der Gefangenen nahmen sein Angebot an. Der Besuch des Priesters verwischte die Grenze zwischen Realität und Rollenspiel noch mehr. Im täglichen Leben war dieser Mann ein echter Priester, aber er hatte so sehr gelernt, eine stereotype, programmierte Rolle zu spielen -- in einer bestimmten Weise zu sprechen, seine Hände auf vorgeschriebene Art zu falten -- dass er eher wie die Filmversion eines Priesters denn wie ein wirklicher Priester wirkte. Dadurch verstärkte er die Unsicherheit von uns allen darüber, wo unsere Rollen aufhörten und unsere persönliche Identität anfing. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide29g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:31:50] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation #819 Der einzige Gefangene, der nicht mit dem Priester sprechen wollte, war Gefangener #819, der sich krank fühlte, das Essen verweigerte und einen Arzt statt eines Priesters sehen wollte. Schließlich konnten wir ihn überzeugen, seine Zelle zu verlassen und mit dem Priester und dem Anstaltsleiter zu sprechen, um festzustellen, welchen Arzt er benötigte. Während des Gesprächs mit uns brach er zusammen und begann hysterisch zu schreien, genau wie die anderen beiden jungen Männer, die wir zuvor entlassen hatten. Ich entfernte die Kette von seinem Fuß, nahm ihm den Nylonstrumpf vom Kopf und forderte ihn auf, in einem an den Gefängnisflur angrenzenden Raum zu bleiben. Ich sagte, ich würde ihm etwas zu Essen holen und ihn dann zum Arzt bringen. Während ich dies tat, ließ einer der Strafvollzugsbeamten die anderen Gefangenen antreten und laut im Chor rufen: "Gefangener #819 ist ein schlechter Gefangener. Wegen dem, was Gefangener #819 getan hat, ist meine Zelle ein Saustall, Herr Strafvollzugsbeamter." Sie riefen diese Sätze einige Dutzend mal. Klicken Sie hier, um in einem RealPlayerVideoausschnitt zu sehen, wie die Gefangenen nebeneinander auf dem Flur stehen und im Chor rufen: "Prisoner 819 did a bad thing!" © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide30g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:32:00] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Sobald ich bemerkte, dass #819 den Chor hören konnte, lief ich zurück in den Raum, in dem ich ihn zurückgelassen hatte, und fand dort einen jungen Mann vor, der unkontrolliert schluchzte, während im Hintergrund seine Mitgefangenen schrien, dass er ein schlechter Gefangener sei. Dieser Gesang war nicht mehr unorganisiert und lustig, wie an den ersten Tagen. Jetzt war er durch totale Konformität und Unterwürfigkeit gekennzeichnet, als ob eine einzige Stimme rief: "#819 ist schlecht." Ich schlug vor, wegzugehen, aber er lehnte dies ab. Tränenüberströmt sagte er, er könne nicht gehen, weil die anderen ihn als schlecht bezeichnet hätten. Obwohl er sich krank fühlte, wollte er zurückgehen und ihnen beweisen, dass er kein schlechter Gefangener sei. An diesem Punkt sagte ich: "Hören Sie mir mal zu, Sie sind nicht #819. Sie sind [sein Name] und mein Name ist Dr. Zimbardo. Ich bin Psychologe, kein Anstaltsleiter, und dies ist kein echtes Gefängnis. Dieses ist nur ein Experiment, und das sind Studenten, keine Gefangenen, genau wie Sie. Lassen Sie uns gehen." Er hörte plötzlich auf zu weinen, sah zu mir hoch wie ein kleines Kind, das von einem Alptraum geweckt wurde, und antwortete: "Okay, lassen Sie uns gehen." © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide31g.htm [12.05.2002 18:32:10] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Bewährungskomitee Am nächsten Tag wurden alle Gefangenen, die glaubten, Gründe für eine Entlassung auf Bewährung zu haben, zusammengekettet und einzeln vor ein Bewährungskomitee gebracht. Das Komitee setzte sich überwiegend aus Personen zusammen, die den Gefangenen unbekannt waren (Abteilungssekretärinnen und Doktoranden), und wurde von unserem wichtigsten Gefängnisberater geleitet. Während dieser Anhörungen ereigneten sich einige bemerkenswerte Dinge. Als Erstes antworteten die meisten Gefangenen auf unsere Frage, ob sie auf das bis zu diesem Zeitpunkt verdiente Geld verzichten würden, wenn wir sie auf Bewährung freiließen, mit ja. Als wir die Anhörungen dann beendeten, indem wir die Gefangenen aufforderten, in ihre Zellen zurückzugehen, während wir über ihre Anträge entschieden, befolgten dies alle Gefangenen, obwohl sie das gleiche Ergebnis erzielt hätten, wenn sie einfach aus der Untersuchung ausgestiegen wären. Warum gehorchten sie? Weil sie sich zu machtlos fühlten, um Widerstand zu leisten. Ihr Realitätssinn hatte sich verschoben und sie nahmen ihre Gefangenschaft nicht mehr als ein Experiment wahr. In dem psychologischen Gefängnis, das wir kreiert hatten, hatte nur das Strafvollzugspersonal die Macht, vorzeitige Entlassungen zu bewilligen. Während der Anhörungen wurden wir außerdem Zeugen einer unerwarteten Metamorphose, die unser Gefängnisberater durchmachte, als er die Rolle des Leiters des Bewährungskomitees übernahm. Er wurde buchstäblich zu dem meist gehassten, autoritärsten Beamten, den man sich vorstellen kann. Dies ging so weit, dass ihm, als alles vorbei war und er erkannte, zu wem er geworden war, schlecht wurde -- zu seinem eigenen Peiniger, der während seiner eigenen Haftzeit 16 Jahre lang seine jährlichen Bewährungsgesuche abgelehnt hatte. http://www.prisonexp.org/german/slide32g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:32:19] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Typen von Strafvollzugsbeamten Ab dem 5. Tag veränderte sich die Beziehung zwischen Gefangenen und Strafvollzugsbeamten. Letzteren fiel ihr Job jetzt leichter -- ein Job, der manchmal langweilig und manchmal interessant war. Es gab drei Typen von Strafvollzugsbeamten. Zum einen gab es die strengen, aber fairen Strafvollzugsbeamten, die sich an die Regeln des Gefängnisses hielten. Dann gab es die "guten Kerle", die den Gefangenen kleine Gefallen taten und sie nie bestraften. Und schließlich verhielt sich ein Drittel der Strafvollzugsbeamten feindlich und willkürlich gegenüber den Gefangenen und war sehr einfallsreich darin, sich Demütigungen für die Gefangenen auszudenken. Diese Strafvollzugsbeamten schienen die Macht, die sie ausübten, außerordentlich zu genießen, dennoch konnte keiner unserer Persönlichkeitstests aus der Voruntersuchung dieses Verhalten vorhersagen. Der einzige Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Gefängnisverhalten bestand darin, dass es Gefangene mit hohen Autoritarismus-Werten länger in unserem autoritären Gefängnisumfeld aushielten als andere Gefangene. Die meisten Gefangenen glaubten, dass die anderen deshalb für die Rolle des Strafvollzugsbeamten ausgewählt worden waren, weil sie größer als sie waren. In Wirklichkeit unterschieden sich die beiden Gruppen aber nicht in ihrer durchschnittlichen Größe. Wie kam es Ihrer Meinung nach zu dieser Fehleinschätzung? © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide33g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:32:31] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation John Wayne Die Gefangenen gaben dem brutalsten und größten Macho unter den Strafvollzugsbeamten den Spitznamen "John Wayne". Später erfuhren wir, dass der berüchtigste Wärter im Konzentrationslager Buchenwald wegen seines Images als machomäßiger "Wild West"-Cowboy bei seinen Misshandlungen der Lagerinsassen "Tom Mix" -- der John Wayne der damaligen Zeit -- genannt wurde. Wo hatte unser "John Wayne" gelernt, sich so zu verhalten? Wie konnten er und andere so leicht in ihre Rolle schlüpfen? Wie konnten intelligente, geistig gesunde, "normale" Männer so schnell zu solchen Übeltätern werden? Dies waren Fragen, denen wir uns stellen mussten. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide34g.htm [12.05.2002 18:32:45] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Bewältigungsstile der Gefangenen Die Gefangenen gingen mit ihren Gefühlen der Frustration und Machtlosigkeit sehr unterschiedlich um. Anfangs rebellierten einige Gefangene oder kämpften mit den Straffvollzugsbeamten. Vier Gefangene brachen emotional zusammen und konnten so der Situation entkommen. Ein Gefangener entwickelte einen psychosomatischen Hautausschlag am ganzen Körper, als er erfuhr, dass sein Bewährungsgesuch abgelehnt worden war. Andere versuchten mit der Situation fertig zu werden, indem sie gute Gefangene waren und alles taten, was die Strafvollzugsbeamten von ihnen verlangten. Einer von ihnen erhielt sogar den Spitznamen "Sarge", weil er die Befehle so militärisch korrekt ausführte. Am Ende der Untersuchung waren die Gefangenen sowohl als Gruppe als auch als Individuen am Boden zerstört. Die Gruppe bildete keine Einheit mehr, sie bestand lediglich aus einem Haufen isolierter, ums Durchhalten bemühter Einzelpersonen, die Kriegsgefangenen oder hospitalisierten psychisch Kranken ähnelten. Die Strafvollzugsbeamten hatten die vollständige Kontrolle über das Gefängnis gewonnen, und sie verfügten über den blinden Gehorsam jedes Gefangenen. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide35g.htm [12.05.2002 18:32:55] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Ein letzter Akt der Rebellion Wir erlebten noch einen letzten Akt der Rebellion. Gefangener #416 wurde als ein Ersatzhäftling neu aufgenommen. Anders als die anderen Gefangenen, die eine stufenweise Eskalation der Schikanen erlebt hatten, brach für diesen Gefangenen bei seiner Ankunft der vollkommene Horror aus. Die "älteren" Gefangenen erklärten ihm, dass es, wie bei einem echten Gefängnis, keine Möglichkeit gab herauszukommen. Gefangener #416 begann daraufhin einen Hungerstreik, um seine Freilassung zu erzwingen. Nach einigen erfolglosen Versuchen, #416 zum Essen zu bewegen, steckten ihn die Strafvollzugsbeamten drei Stunden lang in die Isolierzelle, obwohl ihre eigenen Regeln eine Höchstgrenze von einer Stunde vorsahen. #416 weigerte sich immer noch. An diesem Punkt hätte #416 für die anderen Gefangenen ein Held sein sollen. Aber statt dessen sahen sie ihn als Unruhestifter. Der leitende Vollzugsbeamte nutzte diese Gefühle aus, indem er die Gefangenen vor eine Wahl stellte. Sie konnten #416 aus der Isolierzelle herauslassen, wenn sie bereit wären, ihre Decken abzugeben, andernfalls würde er die ganze Nacht dort bleiben. Was denken Sie, wie ihre Wahl ausfiel? Die meisten entschieden sich, ihre Decke zu behalten und ihren Mitgefangenen die ganze Nacht in der Isolierzelle leiden zu lassen. (Wir intervenierten später und brachten #416 in seine Zelle zurück.) http://www.prisonexp.org/german/slide36g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:33:05] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Das Ende der Untersuchung In der fünften Nacht baten mich einige Eltern, die zu Besuch waren, Kontakt zu einem Rechtsanwalt aufzunehmen, um ihren Sohn aus dem Gefängnis freizubekommen. Sie sagten, ein katholischer Priester hätte sie angerufen und ihnen erklärt, sie sollten sich einen Anwalt nehmen, wenn sie ihren Sohn herausholen wollten! Ich rief wie verlangt den Rechtsanwalt an, und er kam am folgenden Tag, um den Gefangenen einige juristische Standardfragen zu stellen, obwohl auch er wusste, dass es sich nur um eine Untersuchung handelte. An diesem Punkt wurde deutlich, dass wir die Studie beenden mussten. Wir hatten eine überwältigend machtvolle Situation kreiert -- eine Situation, in der sich die Gefangenen in sich selbst zurückzogen und pathologisch verhielten und in welcher sich einige Strafvollzugsbeamte sadistisch benahmen. Sogar die "guten" Beamten fühlten sich nicht in der Lage, einzugreifen, und keiner der Strafvollzugsbeamten beendete die Untersuchung vorzeitig. In der Tat sollte angemerkt werden, dass keiner der Strafvollzugsbeamten irgendwann zu spät zu seiner Schicht kam, sich krank meldete oder eine Bezahlung für Überstunden verlangte. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide37g.htm [12.05.2002 18:33:18] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Ich beendete die Studie vorzeitig aus zwei Gründen. Zum einen hatten wir durch die Videobänder mitbekommen, dass die Misshandlungen der Gefangenen nachts, wenn die Strafvollzugsbeamten davon ausgingen, dass sie nicht von den Wissenschaftlern beobachtet würden und die Untersuchung "aus" wäre, eskalierten. Ihre Langeweile trieb sie zu immer pornographischeren und entwürdigenderen Misshandlungen Zweitens kam Christina Maslach, eine junge Doktorandin, um Interviews mit den Strafvollzugsbeamten und Gefangenen durchzuführen, und erhob starke Einwände, als sie sah, wie unsere Gefangenen sich gegenseitig an den Schultern fassten und im Gänsemarsch, die Köpfe in Säcken und die Beine zusammengekettet, zur Toilette liefen. Vollkommen entrüstet sagte sie: "Es ist entsetzlich, was ihr diesen Jungen antut!" Von über 50 Außenstehenden, die unser Gefängnis gesehen hatten, war sie die einzige, die ethische Zweifel äußerte. Sobald sie jedoch der Macht der Situation entgegenwirkte, wurde klar, dass die Studie beendet werden sollte. Und so wurde unsere für zwei Wochen geplante Gefängnissimulation nach nur sechs Tagen abgebrochen. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide38g.htm [12.05.2002 18:33:27] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Am letzten Tag hielten wir mehrere Gruppenbesprechungen ab, zuerst mit allen Strafvollzugsbeamten, dann mit allen Gefangenen (einschließlich derjenigen, die früher entlassen worden waren) und schließlich mit Strafvollzugsbeamten, Gefangenen und Personal zusammen. Wir taten dies, damit jeder die Gelegenheit hatte, seine Gefühle auszudrücken, um Rückmeldung zu geben, was wir aneinander und an uns selbst beobachtet hatten, und um unsere Erfahrungen miteinander zu teilen, die für uns alle ziemlich tiefgehend gewesen waren. Wir versuchten diese Zeit auch zur Stärkung der Moral zu nutzen, indem wir die Konflikte ansprachen, die durch diese Simulation und unser Verhalten entstanden waren. Beispielsweise prüften wir rückblickend, welche moralischen Alternativen wir gehabt hätten, um zukünftig im echten Leben besser darauf vorbereitet zu sein, moralisch zu handeln und Situationen zu vermeiden oder ihnen entgegenzuwirken, die aus gewöhnlichen Individuen bereitwillige Übeltäter oder Opfer dieser Übeltaten machen können. In den Gruppensitzungen waren alle Gefangenen über das Ende der Untersuchung froh, die meisten Strafvollzugsbeamten waren dagegen über den vorzeitigen Abbruch verwirrt. Was glauben Sie, warum die Strafvollzugsbeamten auf diese Weise reagierten? © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide39g.htm [12.05.2002 18:33:36] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Hier die Reaktion des Gefangenen #416, unseres Möchtegern-Helden, der mehrere Stunden in die Isolierzelle gesteckt wurde, zwei Monate nach Ende der Untersuchung: "Ich fing an zu spüren, dass ich nach und nach meine Identität verlor, dass die Person, die ich "Clay" nannte, die mich an diesen Ort gebracht hatte, die Person, die freiwillig in dieses Gefängnis gegangen war -- denn es war ein Gefängnis für mich; es ist immer noch ein Gefängnis für mich. Ich betrachte es nicht als ein Experiment oder eine Simulation, weil es ein Gefängnis war, dass von Psychologen statt vom Staat geleitet wurde. Ich begann zu spüren, dass diese Identität, die Person, die ich war, die entschieden hatte, ins Gefängnis zu gehen, sich von mir entfernte -- sich so weit entfernte, bis ich schließlich nicht mehr sie war, ich war 416. Ich war wirklich meine Nummer." Vergleichen Sie seine Reaktion mit der des folgenden Gefangenen, der mir aus einem Gefängnis in Ohio schrieb, nachdem er für unmenschlich lange Zeit in Einzelhaft gewesen war: "Ich wurde vor kurzem aus der Einzelhaft entlassen, nachdem man mich darin 37 Monate festgehalten hatte. Mir wurde Stillschweigen auferlegt und als ich nur etwas zu dem Mann in der Nachbarzelle flüsterte, endete das damit, von den Strafvollzugsbeamten geschlagen zu werden, mit chemischen Betäubungsmitteln besprüht zu werden, mit dem Gummiknüppel geschlagen, getreten und nackt in eine leere Zelle geworfen zu werden, wo ich auf dem nackten Fußboden schlafen musste, ohne Bett, Decke, Waschbecken oder etwa eine Toilette ... Ich weiß, dass Diebe bestraft werden müssen, und ich verteidige Diebstahl nicht, obwohl ich selbst ein Dieb bin. Aber zur Zeit glaube ich nicht, dass ich nach meiner Entlassung ein Dieb werde. Nein, ich bin auch nicht rehabilitiert. Es ist nur, dass ich nicht länger daran denke, reich oder ein Dieb zu werden. Ich denke jetzt nur an Mord -- die zu ermorden, die mich geschlagen und wie einen Hund behandelt haben. Ich hoffe und bete um meiner eigenen Seele willen und für eine Zukunft in Freiheit, dass ich die Bitterkeit und den Hass überwinden kann, die täglich an meiner Seele fressen. Aber ich weiß, sie zu überwinden wird nicht http://www.prisonexp.org/german/slide40g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:33:47] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft leicht." Klicken Sie hier, um in einem RealPlayerVideoausschnitt den Gefangenen #416 zu sehen (auf der linken Seite sitzend), der die Untersuchung mit einem der Strafvollzugsbeamten (der den Spitznamen "John Wayne" hatte, weil er sich wie ein "knallharter Kerl" verhielt) bei einer Gruppensitzung nach der Untersuchung bespricht. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide40g.htm (2 von 2) [12.05.2002 18:33:47] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Beendet am 20. August 1971 Unsere Untersuchung wurde am 20. August 1971 beendet. Am Tag darauf gab es in San Quentin angeblich einen Fluchtversuch. Der Soledad-Bruder George Jackson befreite Gefangene aus dem Hochsicherheitstrakt, er hatte ein Gewehr in das Gefängnis geschmuggelt. Mehrere Strafvollzugsbeamte und einige Spitzel unter den Gefangenen wurden während dieses Fluchtversuchs gefoltert und ermordet, aber der Ausbruch wurde verhindert, nachdem der Anführer erschossen wurde, als er angeblich versuchte, die 9 Meter hohe Gefängnismauer hochzuklettern. Weniger als einen Monat später machten die Gefängnisse noch mehr Schlagzeilen, als es im AtticaGefängnis in New York einen Häftlingsaufstand gab. Nach wochenlangen Verhandlungen mit den Gefangenen, die Strafvollzugsbeamte als Geiseln genommen hatten, um grundlegende Menschenrechte einzufordern, befahl der Gouverneur von New York, Nelson Rockefeller, der Nationalgarde, das Gefängnis mit aller Gewalt zurückzuerobern. Durch diese unkluge Entscheidung starben sehr viele Strafvollzugsbeamte und Gefangene oder wurden verletzt. Eine der Hauptforderungen der Gefangenen von Attica war, wie Menschen behandelt zu werden. Nachdem wir unser simuliertes Gefängnis nur sechs Tage lang beobachtet hatten, konnten wir verstehen, wie Gefängnisse Menschen dehumanisieren, aus ihnen Objekte machen und ihnen Gefühle der Hoffnungslosigkeit einflößen. Und was Strafvollzugsbeamte anbetrifft, so stellten wir fest, wie leicht normale Menschen vom guten Dr. Jekyll zum schlechten Mr. Hyde verwandelt werden können. © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/slide41g.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:33:58] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Fotodokumentation Nun stellt sich die Frage, wie man unsere Justizvollzugsanstalten verändern müsste, damit sie menschliche Werte fördern statt sie zu zerstören. Traurigerweise sind die Haftbedingungen und die Strafpolitik in den Vereinigten Staaten seit unserer Untersuchung sogar noch extremer und zerstörerischer geworden. Diese Verschlechterung der Bedingungen ist das Ergebnis einer Politisierung des Strafvollzugs, bei der die Politiker darum wetteiferten, wer bei der Verbrechensbekämpfung am härtesten vorgeht, verbunden mit einer Überrepräsentation von ethnischen Minderheiten bei Verurteilungen und in Gefängnissen. Die Medien haben auch zu dem Problem beigetragen, indem sie die Furcht vor Gewaltverbrechen geschürt haben, obwohl die Statistiken auf einen Rückgang dieser Verbrechen hinwiesen. Zur Zeit befinden sich mehr Amerikaner in Gefängnissen -- sowohl Männer als auch Frauen -- als je zuvor in der Geschichte. Nach einer neueren Untersuchung des Justizministeriums stieg die Anzahl der inhaftierten Amerikaner um mehr als das Doppelte während der letzten 12 Jahre und liegt seit 1998 bei über 1,8 Millionen. Um mehr über dieses Thema oder das Stanford-Gefängnis-Experiment zu erfahren, benutzen Sie bitte die unten angegebene Bibliographie oder klicken Sie die Internetseiten unter Links an. BIBLIOGRAPHY Zimbardo, P. G., Maslach, C., & Haney, C. (2000). Reflections on Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Genesis, transformations, consquences. In T. Blass (Ed.). Obedience to authority: Current Perspectives on the Milgram paradigm (pp.193-237). Mahwah, N.J.: Erlbaum. Haney, C., & Zimbardo, P. G. (1998). The past and future of U.S. prison policy: Twenty-five years after the Stanford Prison Experiment. American Psychologist, 53, 709-727. http://www.prisonexp.org/german/slide42g.htm (1 von 3) [12.05.2002 18:34:09] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Zimbardo, P. G. (1994). Transforming California's prisons into expensive old age homes for felons: Enormous hidden costs and consequences for California's taxpayers. The Center on Juvenile and Criminal Justice, San Francisco, CA. Bierbrauer, G. & Steiner, J.M. (Eds.). (1984). Das Stanford-Gefängnisexperiment. Simulationsstudie über die Sozialpsychologie der Haft von P.G. Zimbardo. Goch: Bratt-Institut für Neues Lernen. Bierbrauer, G. (1983). Das StanfordGefängnisexperiment und seine Folgen. In D. Frey & S. Greif (Eds.), Sozialpsychologie. Ein Handbuch in Schlüsselbegriffen (pp. 429-433). München: Urban & Schwarzenberg. Zimbardo, P. G. (1979). (Testimony of Dr. Philip Zimbardo to U.S. House of Representatives Committee on the Judiciary.) In J. J. Bonsignore, et al. (Eds.), Before the law: An introduction to the legal process (pp. 396-399) (2nd ed.). Boston: Houghton Mifflin. Haney, C., & Zimbardo, P. G. (1976). Social roles and role-playing: Observations from the Stanford prison study. In E. P. Hollander & R. G. Hunt (Eds.), Current perspectives in social psychology (4th ed.) (pp. 266274). New York: Oxford University Press. Zimbardo, P. G. (1974). The detention and jailing of juveniles (Hearings before U.S. Senate Committee on the Judiciary Subcommittee to Investigate Juvenile Delinquency, 10, 11, 17, September, 1973) (pp. 141161). Washington, DC: U.S. Government Printing Office. Zimbardo, P. G., Haney, C., Banks, W. C., & Jaffe, D. (1973, April 8). The mind is a formidable jailer: A Pirandellian prison. The New York Times Magazine, Section 6, 36, ff. Haney, C., Banks, W. C., & Zimbardo, P. G. (1973). Interpersonal dynamics in a simulated prison. International Journal of Criminology and Penology, 1, 69-97. Zimbardo, P. G. (1971). The power and pathology of imprisonment. Congressional Record. (Serial No. 15, October 25, 1971). Hearings before Subcommittee No. 3, of the Committee on the Judiciary, House of Representatives, Ninety-Second Congress, First Session on Corrections, Part II, Prisons, Prison Reform and Prisonerís Rights: California. Washington, DC: U.S. Government Printing Office. http://www.prisonexp.org/german/slide42g.htm (2 von 3) [12.05.2002 18:34:09] The Stanford Prison Experiment: Related Links Related Links Materials Used in the Study (in PDF Format): ● ● ● Description of Study Given to Applicants Consent Form Signed by Participants Prisoner Rules Used in the Experiment More on the Stanford Prison Experiment: ● ● ● ● ● Thirty-Year Retrospective on the Stanford Prison Experiment Reflections from Zimbardo, Maslach, and Haney (PDF document) Epilogue: Some Notes on What Became of the Cast of Characters Stanford Prison Experiment: Still Powerful After All These Years Zimbardo on "Transforming People into Perpetrators of Evil" Other Prison Research: ● ● ● ● ● Federal Bureau of Prisons Library FOB Office of Research and Evaluation National Archive of Criminal Justice Data International Centre for Prison Studies Castine Research Corporation Prison-Related Megasites: ● ● ● ● The Corrections Connection Prison Connections The Prison Issues Desk The Other Side of the Wall Capital Punishment: ● ● ● ● ● Death Penalty Focus 1000+ Death Penalty Links Death Penalty Facts and Figures Death Penalty Information Center SPSSI Position Statement on the Death Penalty U.S. Government Sites: ● ● Federal Bureau of Prisons Bureau of Justice Statistics http://www.prisonexp.org/links.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:40:53] The Stanford Prison Experiment: Related Links ● ● Corrections Statistics Criminal Offender Statistics Organizations: ● ● ● ● ● American Correctional Association American Jail Association Correctional Education Association International Corrections and Prisons Association National Criminal Justice Association Prisoner Rights and Reform Efforts: ● ● ● ● ● Penal Reform International The Sentencing Project National Center on Institutions and Alternatives Human Rights Watch: The Treatment of Prisoners Amnesty International: Torture and Abuse of Prisoners Prisoner Pages: ● ● ● ● ● ● ● PrisonZone: Welcome to Prison Prison Legal News International Office of the Leonard Peltier Defense Committee International Concerned Family & Friends of Mumia Abu-Jamal Outlawzzz Free Press Cyberspace Inmates Yahoo! Directory of Inmate Pages © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/links.htm (2 von 2) [12.05.2002 18:40:53] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft Diskussionsfragen Hier einige Fragen, über die es sich lohnt, nachzudenken: 1. Welche Polizeimethoden werden bei Verhaftungen angewendet und wie führen sie dazu, dass sich Menschen verwirrt, ängstlich und entmenschlicht fühlen? 2. Wenn Sie einer der Strafvollzugsbeamten gewesen wären, welcher Typ wären Sie geworden? Wie sicher sind Sie sich? 3. Was hinderte die "guten Strafvollzugsbeamten" daran, gegen die Befehle der strengen oder bösen Strafvollzugsbeamten zu protestieren oder sich ihnen zu widersetzen? 4. Wenn Sie ein Gefangener gewesen wären, wären Sie in der Lage gewesen, diese Erfahrung auszuhalten? Was hätten Sie anders als die Versuchspersonen gemacht? Könnten Sie es verkraften, in einem "echten" Gefängnis fünf Jahre oder länger inhaftiert zu sein? 5. Warum versuchten unsere Gefangenen, innerhalb des willkürlichen Gefängnissystems Veränderungen zu bewirken (z. B. durch die Einrichtung eines Beschwerdeausschusses) statt das System durch Hilfe von außen zu entlarven oder zu verändern? 6. Welche Faktoren würden dazu führen, dass Gefangene die Brutalität der Strafvollzugsbeamten auf deren Dispositionen oder Charakter statt auf die Situation zurückführen? 7. Was ist "Wirklichkeit" in einem Gefängnisumfeld? In dieser Studie wurde die Illusion der Gefangenschaft hergestellt, doch wann wurde die Illusion zur Realität? Stellen Sie den allgemeinen Wirklichkeitsbegriff dem physikalischen oder biologischen Wirklichkeitsbegriff gegenüber und erklären Sie die Implikationen des folgenden Gedichtes (von Philip G. Zimbardo): Innerhalb der Illusion des Lebens, ist Tod die einzige Realität, aber ist Realität der einzige Tod? Innerhalb der Realität der Gefangenschaft, ist Illusion die einzige Freiheit, aber ist Freiheit die einzige Illusion? 8. Was ist Identität? Gibt es einen Kern in Ihrer eigenen Identität, der unabhängig davon ist, wie andere Sie definieren? Wie schwierig wäre es, jemandem eine neue Identität zu geben? 9. Glauben Sie, dass Jugendliche aus einem Ghetto ebenso emotional zusammengebrochen wären wie unsere Gefangenen aus der Mittelschicht? Warum? Und Frauen? 10. Was glauben Sie, wie sich die Gefangenen und Strafvollzugsbeamten fühlten, als Sie sich nach der Untersuchung in Zivil trafen und sahen, dass ihr Gefängnis zu einem Kellerflur mit Laborräumen zurückverwandelt worden war? 11. Welche psychischen Gefängnisse bauen wir um uns und andere über die physischen Gefängnisse aus Stahl und Beton hinaus? Wenn man unter Gefängnissen Formen von Kontrolle versteht, die die Freiheit des Einzelnen eingrenzen, worin unterscheiden sie sich http://www.prisonexp.org/german/discussg.htm (1 von 2) [12.05.2002 18:41:28] Das Stanford-Gefängnis-Experiment: Eine Simulationsstudie über die Psychologie der Haft dann von den Gefängnissen, die wir durch Rassismus, Sexismus, Altersdiskriminierung, Armut und andere gesellschaftliche Institutionen aufbauen? Erweitern Sie Ihren Diskussionsfokus, indem Sie folgende Aspekte einbeziehen: ❍ ❍ ❍ Die Illusion der Gefangenschaft, die in Ehen entsteht, in denen ein Partner zum "Gefangenen" des anderen wird. Die Illusion der Gefangenschaft, die bei einer Neurose entsteht, bei der ein Teil der Person zum Gefangenen wird, dem gesagt wird, er/sie sei unzulänglich und unverbesserlich, während ein anderer Teil dem Schutz der eigenen Person dient. Das leise Gefängnis der Schüchternheit, in dem die schüchterne Person gleichzeitig Gefangener und Bewacher ist. 12. War es ethisch vertretbar, diese Studie durchzuführen? War es richtig, für das durch diese Forschung gewonnene Wissen die leidvollen Erfahrungen der Teilnehmer in Kauf zu nehmen? (Die Leiter der Untersuchung nahmen diese Frage nicht leicht, auch wenn die Bildpräsentation der Ereignisse und Erfahrungen ziemlich nüchtern klingen mag.) 13. Wie ist das ethische Dilemma dieser Forschung mit den ethischen Fragen vergleichbar, die die Gehorsamkeitsexperimente von Stanley Milgram aufgeworfen haben? Wäre es besser, wenn diese Untersuchungen nie stattgefunden hätten? 14. Wenn Sie der verantwortliche Wissenschaftler gewesen wären, hätten Sie diese Studie durchgeführt? Hätten Sie sie früher abgebrochen? Hätten sie eine Nachfolgeuntersuchung durchgeführt? 15. Wie können wir unsere echten Haftanstalten wie das Attica-Gefängnis verändern, um sie so zu gestalten, dass sie kritischen Bewertungen standhalten können und in relativer Geheimhaltung vor dem Steuerzahler und dem Gesetzgeber funktionieren? 16. Mit der Kenntnis dessen, was diese Forschung über den zerstörerischen Einfluss der Gefängnissituation auf die menschliche Natur aussagt, welche Veränderungen würden Sie für den Strafvollzug in Ihrem Land empfehlen? © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/german/discussg.htm (2 von 2) [12.05.2002 18:41:28] The Stanford Prison Experiment: A Simulation Study of the Psychology of Imprisonment Order Video Quiet Rage: The Stanford Prison Experiment A documentary videotape on this classic experiment is available in a 50-minute VHS format. Guaranteed to stimulate critical thinking and discussion, this recent production uses original archival footage, flashbacks, post-experiment interviews with the prisoners and guards, and current follow-ups. It documents the surprise arrests by city police and graphically shows the pathology that developed among participants, forcing the 2-week study to be terminated after only 6 days. Viewer-tested previews reveal its value across many high school and college courses and among a variety of community audiences, including correctional, judicial, military, and civic. Order and Pricing Information: ● ● ● ● ● U.S. and Canada: $100.00, plus $10.00 Shipping and Handling ($110.00 total) California Residents, please add 8% tax ($118.80 total). Outside of U.S. VHS version: $100.00 plus $20.00 Shipping and Handling ($120.00 total) Outside U.S. European PAL version: $115.00 plus $20.00 Shipping and Handling ($135.00 total) If wiring funds, please add a $15.00 wire fee To order, please complete the Order Form and send it with a check (drawn on U.S. bank), money order, or institutional purchase order to: Philip G. Zimbardo, Inc. P.O. Box 20096 Stanford, CA 94309-2996 We will mail your video upon receipt of payment or purchase order. Sorry -- no credit cards accepted. For more information contact Stanley Jacob at phone/fax (650) 424-0298 (leave message please), 8-5 p.m. PST, or email Mr. Jacob at: [email protected] © 1999, Philip. G. Zimbardo http://www.prisonexp.org/video.htm [12.05.2002 18:41:49] The Homepage for Professor Philip G. Zimbardo Personal | Teaching | Research | Publications | Prison Experiment | The Shyness Clinic | Media © 2000 Philip G. Zimbardo | All rights reserved | Stanford University | Department of Psychology | Building 420 | Jordan Hall | Stanford, CA 94305-2130 | Tel: (650) 723-7498 | Fax: (650) 725-5699 | [email protected] Site designed and created by George Slavich http://www.zimbardo.com/ [12.05.2002 18:42:05] Social Psychology Network Social Psychology Options Social Psych Subject Areas Social Psych PhD Programs Social Psychologist Directory Social Research Groups Professional Journals Online Psychology Studies Social Psychology Textbooks Social Psychology Courses Links to Teaching Resources Welcome to Social Psychology Network, the largest social psychology database on the Internet. In these pages, you'll find more than 5,000 links to psychology-related resources. To search for information of interest, click on a topic to the left or type a keyword in the box below. Be sure to use quotation marks when typing a phrase (e.g., "affirmative action"). 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Visitors to the site can test their "Tobacco IQ," get a personalized "Smoke-oScope," or send a free Joe Chemo E-Card to someone they care about. The site can also be used to teach about Internet-based persuasion. Social Psychology Network SPN User Policy Site Usage Statistics Official SPN Mascot Awards and Recognition Make SPN Your Portal Contact Us NOTE: Because of the time involved in maintaining this site, I regret being unable to help with student papers and projects. Please ask a local librarian for help, post a query in the Student Discussion Forum, or visit the reference tools link for further assistance. Social Psychology Network is supported by the National Science Foundation under Grant Number 9950517. Since February 1, 1996, the pages of this web times. For further details, see Today's site have been accessed Statistics. Please send additions, corrections, and suggestions to [email protected] Copyright © 1996-2001, S. 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