Ausgabe 2 / 2016 - Landesfischereiverband Mecklenburg

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Ausgabe 2 / 2016 - Landesfischereiverband Mecklenburg
Fischerei & Fischmarkt
in Mecklenburg-Vorpommern
2/2016 – 16. Jahrgang
Aktuelle Informationen aus Praxis, Forschung, Beratung und Verwaltung
Schwerpunktthemen in diesem Heft sind:
Fischereitag der Küstenfischer M-V
ICES-Quotenempfehlung für Ostsee 2017
Landesdelegiertenversammlung LAV M-V
Vergleich Abwuchsleistungen von Forellen
Vorwort
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in den vergangenen Wochen war die Abstimmung über
den Austritt der Briten aus der Europäischen Union eines
der beherrschenden Themen in den Medien. Die Vorgaben und das Handeln der Brüsseler Behörden wurden und
werden europaweit sehr kontrovers diskutiert. Neben vielen Vorteilen im Bereich der Wirtschaft, der Reisefreiheit
und gleichen Zahlungsmitteln in vielen Mitgliedsstaaten,
gibt es andererseits viele Vorschriften die von der EU
erlassen werden, die mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden sind, oder sie passen nicht zu den
regionalen Bedingungen. Unter dieser unnötigen Vereinheitlichung leidet besonders die Fischerei an der Küste und
den Meeresgebieten. Vielfach werden dabei angebliche
Brüsseler Entscheidungen genutzt, um Konflikten auf der
eigenen Entscheidungsebene aus dem Wege zu gehen.
Mit Verweis auf Vorgaben der Kommission werden unbequeme Entscheidungen vermieden. Die Verantwortung
wird an die Europäischen Institutionen abgeschoben. Das
ist sicher für einige Politiker angenehm. Stellt aber, wie
das Abstimmungsergebnis in Großbritannien zeigt, das
Projekt eines vereinten Europas in Frage.
Auch im Bereich des Naturschutzes werden die Vorgaben der EU zum Anlass genommen, die Fischerei und auch
das Angeln zu reglementieren. Immer wieder hören wir von den Naturschutzverwaltungen, nicht nur in unserem
Bundesland, dass die Vorgaben der EU vieles verbieten. Das wird bei der Erarbeitung der Managementpläne zu den
Natura 2000 – Gebieten besonders deutlich.
Wie Vorgaben aus Brüssel fehlinterpretiert werden, hat der Präsident des Landesanglerverbandes Mecklenburg –
Vorpommern, Prof. Karl – Heinz Brillowski mit seiner Rede auf der Landesdelegiertenkonferenz am 18.6. in Linstow
deutlich aufgezeigt in dem er die Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission wie folgt zitierte:
„Das Natura 2000 Netz ist nicht nur ein Netz von Naturschutzgebieten. Seine Vision ist, das Menschen und Natur
am besten in einer Partnerschaft zusammen arbeiten. Natura 2000 strebt nicht danach, Wirtschaftsmöglichkeiten
des Menschen auszugrenzen, sondern gewährleistet, dass sie mit dem Erhalt von wertvollen Arten und Lebensräumen vereinbar sind. Durch Förderung von nachhaltiger Forstwirtschaft, Fischerei, Landwirtschaft und nachhaltigem
Tourismus eröffnet das Netz den Menschen, die in diesem Gebiet leben und auf Wirtschaftstätigkeit angewiesen
sind, eine langfristige Zukunft.“
Vergleicht man diese Definition mit den Vorgaben und Diskussionen, die bei der Erarbeitung der FFH – Managementpläne von den Behörden vorgegeben werden, muss man zu dem Eindruck kommen, dass es sich hier um
unterschiedliche Vorhaben handelt. Die Praxis, der Europäischen Union die Verantwortung für eigene politische
Handlungsunwilligkeit zu zuschieben, bringt letztlich Ergebnisse wie das Abstimmungsergebnis in Großbritannien.
Sicher sind nicht alle EU – Richtlinien für die Fischerei in Deutschland positiv, aber der Zerfall der Union wäre für uns
wirtschaftlich wesentlich schwieriger zu verkraften. In Bezug auf die Problematik der Natura 2000 – Gebiete haben
wir allen Grund, die Definition der Kommission zu übernehmen.
Ulrich Paetsch,
Präsident des Landesverbandes der Binnenfischer M-V e.V.
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
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Aus dem Inhalt
Seite
•Vorwort
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Aus dem Landwirtschaftsministerium/Aus der Verwaltung
• Forschungsprojekte im Rahmen des EFF 2007-20135
•Erschienen6
Aus dem Landesfischereiverband M-V e.V.
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Fischereitag 2016 des LVKK MV in Negast
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Thorsten Wichmann, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz des LFV M-V e.V.
Fischereitag, 3.06.2016 2016 in Negast
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Norbert Kahlfuss, Vorsitzender des LVKK-MV
Frühjahrsheringssaison in der westlichen Ostsee erfolgreich beendet12
Claus Ubl, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des DFV und Dr. Uwe Richter, Euro-Baltic GmbH
ICES veröffentlicht Fangempfehlungen für die Ostsee 201714
Claus Ubl, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des DFV
LDK und LAV-Wahl – Im Amt bestätigt
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Claudia Thürmer, Landesanglerverband M-V e.V.
Eröffnungsansprache LDK 2016
18
Prof. Dr. Karl-Heinz Brillowski, Präsident des Landesanglerverbandes M-V e.V.
Drohendes Verbot der Freizeitfischerei in der AWZ von Ost- und Nordsee
20
Thorsten Wichmann, LAV-Vizepräsident für Umwelt-, Natur- und Artenschutz
Aus der Forschung
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Vergleichende Untersuchungen der Abwachsleistungen von Forellen (Oncorhynchus mykiss)
(Walbaum, 1792) der Selektionslinie BORN mit Stahlkopfforellen
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Dr. Ralf Bochert – LFA MV, Institut für Fischerei, Aquakultur Born
Dr. Tom Goldammer – Leibniz-Institut für Nutztierbiologie, Abteilung Fischgenetik, Dummerstorf
Einheitsfanganalysen als praxisnahes Hilfsmittel zur Abschätzung der Fischbestandsentwicklung
in Binnengewässern
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Prof. Dr. Robert Arlinghaus, Thilo Pagel, Daniel Hühn, Dr. Tobias Rapp
Fortbildungsseminar für Fluss- und Seenfischer 2015 am Institut für Fischerei der LfL in Starnberg42
Dr. E. Leuner, LfL, Institut für Fischerei, Starnberg
Korrektur: Die Kormoransituation in Polen
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Fortbildungsveranstaltung für Fischhaltung und Fischzucht, Institut für Fischerei (IFI),
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Starnberg 12. – 13.01.201646
Bartschat, P., Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit Brandenburg (LAVG),
Dr. Meinelt, T., Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB),
Wichmann, T., Landesanglerverband Mecklenburg-Vorpommern (LAV-MV)
Erfahrungsaustausch zwischen Praxis, Fischereiverwaltung und angewandter Forschung.
Fachtag Fischerei des Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG),
Königswartha, 08.-09-03.201652
Impressum
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Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Verwaltung
Forschungsprojekte im Rahmen des EFF 2007-2013
In Mecklenburg-Vorpommern wurden im Rahmen des Europäischen Fischereifonds EFF
zahlreiche Forschungsvorhaben begleitet. Schwerpunkt dabei war die Aquakulturforschung. Folgende Übersicht mit Stand 31.12.2015 verdeutlicht den Umfang. Die finanziellen Angaben sind gerundet.
Vorhaben
Auszahlung
Fördermittel (€)
Schutz und Entwicklung der Wasserfauna und -flora
Künstliches Riff
Durchführung von Aalbesatzmaßnahmen in den ausgewiesenen Aaleinzugsgebieten MecklenburgVorpommerns zur Umsetzung der VO (EG) Nr. 1100/2007 mit Maßnahmen zur Wiederauffüllung
des Bestandes des Europäischen Aals
Pilotprojekte
Erprobung eines Aquakulturvorhabens zur Produktion der Rotalge Delesseria sanguinea am Riff
Nienhagen und weiterführende Untersuchungen für die wirtschaftliche Verwertung der sulfatierten
Polysaccharide dieser Alge
Realisierung der Aalmanagementpläne für die Aaleinzugsgebiete Mecklenburg-Vorpommerns
Maßnahmen zur Umsetzung eines aquakulturgestützten Fischereimanagements von Beständen der
Großmaräne (Coregonus lavaretus) in Binnengewässern und des Ostseeschnäpels (Coregonus
lavaretus balticus) in Küstengewässern des Landes Mecklenburg-Vorpommern
3.783.619
Aufbau und Entwicklung einer Edelkrebsaquakultur (Astacus astacus) in Mecklenburg-Vorpommern
256.947
Überprüfung von süßwassergespeisten Kaltwasserkreisläufen für die Entwicklung der Aquakultur
in Mecklenburg-Vorpommern
Aufbau und Entwicklung einer Ostseeschnäpelaquakultur (Coregonus lavaretus balticus) in
Mecklenburg-Vorpommern
Überprüfung von brackwassergespeisten Warmwasserkreisläufen für die Entwicklung der Aquakultur in Mecklenburg-Vorpommern
Aufbau und Entwicklung einer Zanderaquakultur (Sander lucioperca L.) in Mecklenburg-Vorpommern
Einführung eines SkySails-Systems auf dem Fischereifahrzeug ROS-171 „Maartje Theadora“ zur
Minderung der Betriebskosten und Verringerung der Umweltbelastung durch Reduzierung des
Emissionsausstoßes bei Transferfahrten und im Fischereibetrieb
Betäuben und Schlachten von afrikanischen Welsen
Entwicklung eines Zooplankton-Reaktors zur Unterstützung der Fischlarvenaufzucht relevanter
Zielfischarten in Mecklenburg-Vorpommern
Biotechnologische Prüfung selektierter Regenbogenforellen (Stamm BORN) auf Eignung als
Standortlinie und Tiermodell in differenten regionalen Aquakulturanlagen
Nährstoffaustragsysteme unter Brackwasserbedingungen
Fischzuchtlinien für standortgerechte Aquakultur - Biotechnologische Analysen zum Nachweis
der Eignung des Ostseeschnäpels (Coregonus lavaretus balticus, Thienemann 1922) für eine
nachhaltige regionale Aquakultur
Etablierung von Nutzfischmodellen am Standort Born zur Entwicklung robuster Zuchtlinien für die
regionale Aquakultur am Beispiel des Schnäpels (Coregonus lavaretus balticus) in
Mecklenburg-Vorpommern
Modulares Gewächshausanbausystem zur aquaponischen Produktion von Warmwasserfischarten
unter minimalem Ressourcenverbrauch in Mecklenburg-Vorpommern – Eine Innovationsinitiative
zur energie- und nährstoffeffizienten Nahrungsmittelproduktion
Akronym: „FischGlasHaus“
Baltic IMTA
Verfahrensentwicklung einer Integrierten Multi Trophischen Aquakultur für die Küstengewässer
Mecklenburg-Vorpommerns
Entwicklung einer Flussbarsch-Aquakultur unter Brackwasserbedingungen in
Mecklenburg-Vorpommern
Maßnahmen zur Bestandsabschätzung adulter Meerforellen in der Mecklenburger Bucht
gesamt
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
1.180.162
1.150.767
2.336.732
1.514.788
1.344.911
768.359
3.078.639
6.753.605
765.280
68.412
548.070
932.667
643.756
576.634
423.116
2.534.324
1.233.692
274.571
47.147
30.216.198
5
Aus der Verwaltung/Aus dem Fischereiverband
Erschienen:
Empfehlung (EU) 2016/688 der Kommission vom 2. Mai 2016 zur Überwachung und
Kontrolle des Vorkommens von Dioxinen und PCB in Fisch und Fischereierzeugnissen aus
dem Ostseeraum
(ABl. L 118 vom 04.05.2016)
Verordnung (EU) 2016/891 des Rates vom 6. Juni 2016 zur Änderung der Verordnung
(EU) 2016/72 hinsichtlich bestimmter Fangmöglichkeiten
(ABl. L 151 vom 08.06.2016)
---------------------------------Die Aufstellung ist nur eine Auswahl und kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.
Fischereitag 2016 des Landesverband der Kutter- und
Küstenfischer M-V in Negast
Thorsten Wichmann, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz des LFV M-V e.V.
Nach der Eröffnung des Fischereitages des Landesverbandes der Kutter- und Küstenfischer M-V und
der Begrüßung der Gäste gab der Vorsitzende, Herr
Norbert Kahlfuss, den Jahresbericht für das Geschäftsjahr 2015 ab:
Die wirtschaftliche Lage in M-V war insbesondere beim
Hering positiv und beim Dorsch weiterhin negativ. Ein
Höhepunkt im Jahre 2015 war mit Sicherheit der Deutsche Fischereitag in Rostock. Für ihn gab es viel Lob.
Er sagte weiterhin: „Ein Ereignis, das mehr außerhalb
unseres Verbandes beachtet wurde, aber für uns künftig
sehr wichtig sein wird, ist die Gründung der Initiative
„PRO NATUR MV“. Sieben so genannte Nutzerverbände haben sich ähnlich wie in anderen Bundesländern
auch, zusammengeschlossen, um gegen einen überzogenen Naturschutz Front zu machen, der nach dem
Motto „Schutz der Natur vor dem Menschen“ agiert.“
Im Mittelpunkt seines Berichtes stand die FFH-Managementplanung: „Aktuelle Beispiele: Alle NAURA 2000
– Gebiete in der deutschen AWZ in Nordsee und Ostsee
sollen Naturschutzgebiete werden. Wer sich genauer informieren möchte, dem empfehle ich „Das Fischerblatt“
4/2016 ab Seite 4. In diesen Gebieten soll die Freizeitfischerei ganz verboten werden. Die Berufsfischerei
wird zum Schutz von Schweinswalen und Seevögeln
mit dem Verbot der Stellnetzfischerei belegt und zum
Schutz von Sandbänken und Riffen mit dem Verbot der
Fischerei mit bodenberührenden Geräten. Als erstes
geht es den Anglern an den Kragen, dann folgen die
Nordseefischer in der AWZ, dann die Ostseefischer in
der AWZ und dann??? Logischerweise folgen dann die
6
12sm-Zone einschließlich Boddengewässer und letztlich
auch die Gewässer im Land, oder?“ …
„Und abschließend aus der Vielzahl der Schutzpläne und deren Sinn bzw. Unsinn oder Nutzen bzw.
Schaden: Unser Freund, der Kormoran. Mehrere Jahre
hatten wir ihn nicht ernsthaft auf unserer Tagesordnung.
Bekanntlich hatte die Uni Rostock einen Forschungsauftrag. Der wurde inzwischen erfolgreich abgeschlossen.
Wenn auch nach wie vor der Fischer keinen Schaden
geltend machen kann (der Fisch im Wasser gehört ihm
nicht) so ist nunmehr bewiesen, dass der Kormoran
Schäden am Fischbestand verursachen kann und das
auch tut. Siehe Zander – und seltene geschützte Arten
verschmäht er auch nicht – also wäre es an der Zeit,
seinen Schutzstatus zu ändern.
•Eingriffe in den Brutkolonien
•Eingriffe im gesamten Brutzeitraum
•Koordination mit Nachbarländern im Ostseebereich,
aber auch mit den betroffenen Bundesländern
•Bereitstellung von EU – Landes- und Bundesmitteln für
Maßnahmen und Entschädigungen.“ …
„Wenn das Thema Natur-, Umwelt- und Artenschutz
auch in den Mittelpunkt unserer Arbeit gerückt ist“,
sagte der Vorsitzende, „so heißt das leider nicht, dass
es keine anderen wichtigen Probleme zu bewältigen
gibt. Eins davon: Stillliegeprämie oder auch Sozialprämie oder wie auch immer genannt. Geringe Quoten,
Schonzeiten-Verlängerung, alle möglichen anderen Auflagen ließen die Forderung nach einer angemessenen
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Verwaltung
Ausgleichzahlung wiederaufleben. Die allerwichtigste
Voraussetzung ist jedoch nach wie vor der Mehrartenplan für die Ostsee – lange erwartet, aber wie schon
so oft immer wieder hinausgezögert.“ (Die komplette
Rede ist nachfolgend abgedruckt.)
Im Anschluss hielt der Staatssekretär des Landwirtschafts- und Umweltministeriums Dr. Peter Sanftleben
sein Grußwort. Er berichtete von der wirtschaftlichen
Lage der Küstenfischerei im letzten Jahr, sprach zu MSCZertifizierung, sicherte Unterstützung zu und kam auf die
Quoten in der Ostsee in 2017 zu sprechen. Die Kürzung
der Quote für den Westdorsch um 88% würde einen
Einbruch um ca. 1 Mio. Euro bedeuten, was sozioökonomische Schritte nötig mache. Er deutete an, dass bei
vorübergehendem Fangstopp Prämien möglich seien,
allerdings müsse dann jeglicher Fang (auch anderer
Arten) unterbleiben. Im Bundeshaushalt seien 2 Mio.
Euro für solche Zwecke vorhanden. Das Ausbleiben
der Rekrutierung eines Jahrgangs sei ein alarmierendes
Signal, aber noch sind Unklarheiten, ob die Datenlage
des ICES fehlerfrei sei. Dr. Sanftleben möchte auch die
Anglerfänge beim Dorsch einbeziehen. Der Mehrjahresartenplan für die Ostsee ist ausverhandelt und soll
im Juli in Kraft treten. Im weiteren Verlauf seiner Rede
ging der Staatssekretär auf die Ausbildungssituation, zu
wenig Nachwuchsgewinnung, die Erreichung der Ziele
der Wasserrahmen-RL trotz Nutzung der Ostsee und
die neuen Regelungen in der Ostseefischerei ein. Den
Vorschlag des BMUB zum Verbot der Freizeitfischerei
in der AWZ trage sein Ministerium nicht mit. Auch die
vorgesehenen Verbote von Stellnetz und Schleppnetz
in der AWZ (Nordsee aktuell, für Ostsee zu vermuten)
finde sein Ministerium sehr fragwürdig. Staatssekretär
Dr. Sanftleben versicherte, dass das Verschlechterungsverbot in Schutzgebieten gelte. Einschränkungen könne
es nur geben bei wissenschaftlichen Beweisen für Verschlechterungen sowie Nachweis der Verursacher. Das
basiere auf Beschlüssen der Agrarministerkonferenz
(AMK) von 2011. Das Ministerium unterstütze auch
freiwillige Vereinbarungen beim Naturschutz auf der
Grundlage von Managementplänen in FFH-, Vogel- und
Meeresschutzgebieten. Die Kormoransituation in M-V
zeige in 2015 eine Zunahme der Brutpaare um 15 %.
Rechtliche Restriktionen erschweren Maßnahmen, trotz
des Gutachtens der Universität Rostock, dass an der
Küste insbesondere die Zanderbestände erheblich betroffen sind. Im Juni soll ein Treffen des Ministers mit
dem Umweltkommissar der EU und Werner Kuhn vom
Fischereiausschuss stattfinden, um Möglichkeiten des
Managements zu eruieren. Ein gesellschaftlicher Konsens sei dazu nötig. Er rief dazu auf, die Küstenfischerei
gemeinsam zu erhalten.
Dirk Sander: Der neue Vorsitzende des deutschen Kutterund Küstenfischereiverbandes fragte, ob die Gegner
eigentlich wissen, wer sie ernährt? „Wir dürfen uns den
Acker nicht wegnehmen lassen, auf dem wir ackern.
Verbote ohne Nachweis von Ursachen im Naturschutz
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
müssen mit Klagen beantwortet werden.“, sagte er.
Mit der empfohlenen Dorschquote, d.h. 38 t Dorsch
für M-V, kann man unmöglich arbeiten. Er rief seine
Kollegen auf, hart daran zu arbeiten, dass sie uns die
Bude nicht dichtmachen.
Holger Ortel, Präsident des deutschen Fischereiverbandes sagte: „Europa weiß alles besser, auch bei NATURA
2000, lt. Kommission und Rat ist alles toll – da sind
mir doch die Engländer sympathisch.“ Das nationale
Recht müsse auch ausgelebt werden, sonst fühlen sich
die Menschen im Stich gelassen. Zu der Quoten-Empfehlung West-Dorsch 2017 des Internationalen Rates
für Meeresfischerei (ICES) zeigte er sich optimistisch,
glaubt nicht an eine 0-Quote und sagte: „Hier ist eine
politische Quote notwendig, wenn Not am Mann ist!“
Werner Kuhn, EU-Abgeordneter und Stellvertretender
Vorsitzender des Fischereiausschusses, beklagte das
Feindbild Brüssel. Deutschland unter dem grünen Minister Trittin habe die 38% Ostsee für FFH 2003 nach
Brüssel gemeldet, viel mehr als alle anderen Mitgliedsstaaten an Nord- und Ostsee. Europaweit sollten 10%
der Meeresgebiete unter Schutz gestellt werden. Die geplanten Maßnahmen in der deutschen AWZ vom BMUB
ist ein delegierter Rechtsakt, zu dem die Parlamentarier
Einspruch einlegen können, denn Freizeitfischerei ist
nicht EU-Angelegenheit. Werner Kuhn war überrascht,
als er die Vorschläge von Ministerin Hendriks las und
schlug eine Anhörung mit Experten im Fischereiausschuss vor. Er verwies auf das erfolgreiche Verhandeln
des Mehrartenostseeplanes. Wichtig waren ihm dabei,
dass zum einen die 1-Netz-Regel für kleine Boote nicht
gilt und zum anderen die Seetageregelung entfernt wurde. Außerdem sind Ausgleichszahlungen bei vorübergehenden Fangeinstellungen über den EMFF geregelt.
Im Juli mit der Veröffentlichung wird er in Kraft treten.
Für die Nordsee soll der Plan als Blaupause genutzt
werden. In diesem Sommer soll zum Thema Kormoran
in Brüssel noch eine Beratung mit dem Kommissar der
Generaldirektion Umwelt und Minister Backhaus stattfinden. Andere Länder wie Frankreich und Dänemark
zeigen, wie Bestände mit gültigen Gesetzen und VO
gemanagt werden können. Die drastische Kürzung
der Dorschquote ist problematisch. Denkbar wäre eine
Senkung um 20%, dafür 4 Wochen Stilllegung und eine
zusätzliche Stilllegung von 6 Wochen im November,
um finanzielle Ausgleichsmittel zu erhalten.
Dr. Peter Breckling, Generalsekretär des Deutschen
Fischereiverbandes, berichtete von der wirtschaftlichen
Lage der Küstenfischerei und über Beeinträchtigungen
der Fischerei durch Natur- und Tierschutz. Von letzteren
sind sowohl Berufs- als auch Freizeitfischerei betroffen, aktuell in Nord- und Ostsee. Eigentlich sollen die
EU-Richtlinien 1:1 lt. Regierungsbeschluss umgesetzt
werden, aber weder das Verbot der Freizeitfischerei
noch der Aquakultur in Schutzgebieten ist gefordert.
Daten zur Begründung liegen nicht vor. Er lobte die
Fischereiwissenschaft, sowohl in Island, Dänemark als
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Aus dem Fischereiverband
auch in Deutschland. In Dänemark wurden aufgrund
von Untersuchungen von Riffen grundberührende
Schleppnetze verboten, mit einer kleinen Pufferzone.
Auf Sandbänken gab es keine Probleme und keine
Verbote im Gegensatz zu Planungen in Deutschland!
Der Fitnesscheck der FFH-Gebiete und Richtlinie ist auch
positiv zu sehen. In der Fischerei gibt es alle 10 Jahre
eine neue Reform und der Naturschutz schafft das nach
25-30 Jahren nicht? Die ICES-Vorschläge müssen erstmal sachlich geprüft, Fachfragen beantwortet werden,
ehe dazu fundiert diskutiert wird. Im letzten Jahr gab
es Fehler beim Westdorsch, bei Jahrgangserkennung
und vielleicht wurden die Rekruten nicht gefunden. Und
beim Ostdorsch ist alles korrekt, zumal erstmals mit
Beständen und nicht Gebieten gerechnet wurde? Zum
Abschluss rief Dr. Breckling dazu auf, sich angesichts
Begehrlichkeiten zu den Anglerfängen nicht auseinanderdividieren zu lassen.
Dr. Christopher Zimmermann, Thünen-Institut für Ostseefischerei Rostock: Der ICES hat vor 2 Tagen seine
Empfehlungen für die Quoten in Nord- und Ostsee in
2017 veröffentlicht. Den allermeisten Beständen in der
Ostsee geht es sehr gut, außer dem Dorsch. So lautet
der Vorschlag für Hering West + 8%, Sprotte + 20%
und Scholle + 50% zum Vorjahr (2016). Der Ost-Dorsch
hat zwar die gleiche Rekrutierung, aber ein besseres
Wachstum. Der TAC für den Westdorsch mit ca. 1.500 t
bedeutet -88% der aktuellen Quote für Deutschland
und Dänemark! Die Ursachen sind unklar, auch den
Dorschartigen in der Nordsee geht es schlecht. Insbesondere der Ausfall des 2015-er Jahrgangs schlägt ins
Kontor, da sich der Dorschfang nur aus 3 Jahrgängen
zusammensetzt (im Gegensatz zum Hering).
Nicole Knapstein,Geschäftsführerin Landaktiv e.V. informierte die Fischer über die Neuauflage des Einkaufsführers zum Herbst. Im September sollen 30.000
Exemplare erscheinen.
In der Diskussion sprachen fünf Personen. Zuerst hatte
sich Prof. Henning von Nordheim vom Bundesamt für
Naturschutz (BfN) gemeldet, der einige Fakten geraderücken wollte. Sein Amt sei zuständig für den Managementplan Fischerei, habe Vorschläge gemacht.
In der Nordsee sei das weit fortgeschritten. In zwei
Wochen werde in Brüssel entschieden zum Einsatz
oder Verbot von Schlepp- und Stellnetzen. Die Ideen
seien 2006-2008 entwickelt worden. In der Ostsee
sieht das BfN die Auswirkungen der Stellnetzfischerei
kritisch. Das BMUB wurde verklagt und jetzt müssen
Lösungen geliefert werden. 1 Mio. Euro werden für
vier Forschungsprojekte gemeinsam mit Fischern und
dem Thünen-Institut investiert. Abschließend stellte er
fest, dass die Freizeitfischerei in M-V 2000 t Dorsch
entnehme. Er verstehe die Proteste gegen das geplante
Verbot in der Freizeitfischerei in der AWZ der Ostsee
nicht, da Karten mit GPS-Aufzeichnungen zeigten, dass
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die Boote vorher abdrehten (Er hielt einen Kartenausdruck dazu hoch.).
Ralf Borschke (AfD) aus dem Kreistag VR stellte seine
Aktivitäten für die Fischerei im Kreistag dar. Er stellte
fest, dass die Fischerei ein Teil der Heimat und Kultur
sei und leider keine Lobby habe und nur Abstriche
hinnehmen müsse.
Nils Saemann (MdL, SPD) sprach zum Thema Kormoran, speziell auch zum Krakower See. Er sah dabei
Lösungen gemäß dem Prinzip Ober sticht Unter. Bei den
Quoten und Bestimmungen in der Küstenfischerei sah
er erheblichen Änderungsbedarf. Saemann drückte in
seiner Rede den allergrößten Respekt vor den Leistungen
der Fischer aus.
Andreas Lüdtke, Freester Fischer, beklagte, dass die
Untersuchungen zur Seevogelbeifangstudie vor 2,5
Jahren beendet und bis heute nicht abschließend ausgewertet wurden. Die vom Thünen-Institut durchgeführte
Untersuchung werde zudem vom Prof. von Nordheim
(BfN) angezweifelt.
Steffen Schnorrenberg, Hiddenseer Fischer, stellte fest,
vor 10 Jahren wurde gesagt, es wird besser. Es wurde
aber nie besser! Das ist der Todesschuss (mit den Quoten). Die Politik ist nicht zu verstehen. Die Beifangregelung mit den Quotenempfehlungen ist für die Kleinfischer
ein Berufsverbot.
Im Schlusswort unterstrich Vorsitzender Kahlfuss, dass
die Zusammenarbeit im Landesfischereiverband rund
laufe. „Dafür werden wir von anderen Ländern beneidet.“ Prof. von Nordheim hatte gesagt, es solle weniger
über Gebiete, mehr über Bestände geredet werden.
Nein widersprach Norbert Kahlfuss, es müsse mehr
über Gebiete des Naturschutzes, Offshore-Windkraft
und Fanggeräteverbote geredet werden. Er beklagte,
dass die Administration nicht unbedingt auf unserer
Seite sei. Aber falls die Fischerei mal Fehler mache,
was vorkommen kann, muss man sich zusammensetzen
und gemeinsam Lösungen suchen. Die langjährigen
Vorstandsmitglieder Elvira Rothe und Robert Bährenfürst
wurden feierlich verabschiedet.
Der Nachmittag war den verbandsinternen Regularien
mit Berichten, Haushaltsabrechnung und Beschluss des
neuen Haushaltes 2016 sowie Wahlen vorbehalten.
In diesem Jahr fanden die turnusgemäßen Vorstandsund Aufsichtsratswahlen statt. Der Vorsitzende Norbert
Kahlfuss gab die Leitung nach 25 Jahren an der Spitze
des Landesverbandes ab. Vorstandsmitglied Günter
Grothe kandidiert für den Vorsitz und wurde einstimmig
gewählt. Sein Stellvertreter ist Michael Schütt und den
Vorstand komplettieren Ilona Schreiber, Norbert Kahlfuss und Bernd Schütze. Der Aufsichtsrat wurde auch
neu gewählt. Christian Körner ist der neue Vorsitzende
und Jürgen Krieger sowie Torsten Freimuth stehen ihm
zur Seite.
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus dem Fischereiverband
Fischereitag, 03.06.2016 2016 in Negast
Bericht des Vorstandes des LVKK-M-V, Norbert Kahlfuss, Vorsitzender
Es ist immer ein gewisses Problem, einen richtigen Einstieg in die Berichterstattung zu finden, weil man ja das
alte Jahr längst abgeschlossen hat und mitten in der
Bewältigung der aktuellen Aufgaben steht.
Nach einem historischen Tiefstand der Heringsquote im
Jahr 2014 gab es 2015 einen Anstieg, der sich in einer
ertragreichen Frühjahrsheringssaison niederschlug.
Beim Dorsch allerdings setzte sich der Abwärtstrend fort.
Insgesamt konnten die Fangerlöse gegenüber dem Vorjahr verbessert werden, was angesichts gesunkener
Treibstoffkosten zusätzlich positiv zu werten ist.
Positiv möchte ich auch die Zertifizierung der Schleppnetzfischerei auf Hering einstufen und die Abnahme
des noch nicht zertifizierten Herings aus der Stellnetzfischerei durch EUROBALTIC und andere Aufkäufer.
Die Vorarbeiten für das MSC-Siegel für die stille Heringsfischerei wurden erfolgreich fortgesetzt, so dass
die eigentliche Zertifizierung in diesem Jahr in Auftrag
gegeben werden kann. Die Aussichten für einen positiven Ausgang sind nicht schlecht. Ich glaube aber, dass
da noch viel Arbeit auf uns wartet, um alle Hürden zu
nehmen und mögliche Auflagen zu erfüllen.
Ein Höhepunkt im Jahre 2015 war mit Sicherheit der
Deutsche Fischereitag in Rostock. Dank der Unterstützung durch unser Ministerium und durch Herrn Minister
Backhaus persönlich erhielten die offiziellen Beratungen
in historischer Kulisse einen angemessenen Rahmen.
Dafür gab es auch für den 4. Fischereitag in unserem
schönen Lande viel Lob und Anerkennung.
Auch der Landesfischereiverband trug seinen Teil zu
einem gelungenen Deutschen Fischereitag bei und nicht
zuletzt brachten wir uns ein, ich denke dabei besonders
an den Auftritt der Fischer bei der Tagung des Verbandes
der Deutschen Kutter- und Küstenfischer.
Noch mal ganz herzlichen Dank für diese beeindruckende Darstellung der Lage in der Küstenfischerei
hierzulande.
Ein Ereignis, das mehr außerhalb unseres Verbandes
beachtet wurde, aber für uns künftig sehr wichtig sein
wird, ist die Gründung der Initiative
„PRO NATUR MV“.
Sieben so genannte Nutzerverbände haben sich ähnlich
wie in anderen Bundesländern auch, zusammengeschlossen, um gegen einen überzogenen Naturschutz
Front zu machen, der nach dem Motto „Schutz der
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Fotos: T. Wichmann
Fangen wir also mit den positiven Ereignissen und Ergebnissen an.
Natur vor dem Menschen“ agiert, wobei Mensch nicht
gleich Mensch zu sein scheint.
Wir stehen zu der Erkenntnis, die schon unsere Vorfahren gewannen „Schutz der Natur für den Menschen“
und das heißt im Klartext „Schutz durch Nutzung“.
Wir, das sind die Bauern, die Jäger, die Imker, die
Berufs- und Freizeitfischer, die Waldbesitzer und die
Grundbesitzer, die durch den verantwortungsvollen
Umgang mit der Natur, mit ihrer Umwelt und mit den
natürlichen Ressourcen für die Kulturlandschaft gesorgt
haben in der wir heute leben.
Wir haben nichts gegen ein umfassendes rechtliches
Instrumentarium zum Schutz von Lebensräumen und
Arten, wie es FFH-Richtlinie und Vogelschutzrichtlinie mit
ihrem Schutzgebietsnetzwerk NATURA 2000 darstellen.
Im Gegenteil, wir unterstützen den hohen Anspruch
dieses Schutzsystems.
Wir haben aber sehr wohl etwas dagegen, wenn damit fast ausschließlich restriktive Maßnahmen gegen
„Nutzer“ verbunden sind.
Im Übrigen ist schon die Trennung in Schützer und Nutzer widersinnig, denn alle Menschen sind im Interesse
ihrer Daseinserhaltung – sprich um zu leben – auf die
Nutzung der Natur angewiesen.
Nun ist nicht mit absoluter Sicherheit auszuschließen,
dass zu Schutzzwecken restriktive Maßnahmen eingeleitet werden können und sogar müssen.
Aber dann müssen sie
1.mit allen Beteiligten beraten werden, damit sie
2.Sinn machen und sie müssen
3.rückgängig zu machen sein, um nicht neuen Schaden
auszulösen.
Und es muss auch möglich sein, geplante Maßnahmen
nach fachlicher und sachlicher Diskussion gar nicht erst
einzuführen.
Aber das ist bis heute im Bereich Natur- und Umweltschutz kaum erfolgt.
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Aus dem Fischereiverband
(Hauptsächlich außerhalb unserer Landesgrenzen)
Weder werden die Betroffenen (genannt Nutzer) rechtzeitig einbezogen, noch werden ihre Meinung, ihre
Erfahrungen, ihr Wissen und Können genutzt, noch
werden Restriktionen aufgehoben.
Schutz der Seevögel durch Stellnetzverbot.
Hier nur die Feststellung, dass in Skandinavien jährlich
weit über 100 000 Enten legal gejagt werden. Dagegen verschwinden die nachgewiesenen Beifänge in
der Fischerei.
Aktuelle Beispiele: Alle NATURA 2000 – Gebiete in der
deutschen AWZ in Nordsee und Ostsee sollen Naturschutzgebiete werden. Wer sich genauer informieren möchte,
dem empfehle ich „Das Fischerblatt“ 4/2016 ab Seite 4.
Schutz der Schweinswale
Die Kadetrinne als das meist befahrene Seegebiet der
Ostsee ist Schweinswalschutzzone. Ernstzunehmende
Wissenschaftler und andere Schützer haben bereits
vor längerer Zeit erklärt, wie geräuschempfindlich
Schweinswale sind. Und ausgerechnet in dieser Kadetrinne erhält der lärmgeplagte Schweinswal eine
Schutzzone.
Das ist doch toll, oder?
Und da war kürzlich auch ein Zwergwal. Der hatte
über Buschfunk wohl vernommen: in der Kadetrinne
sind Wale geschützt, also schaun wir mal da hin. Das
Ende ist bekannt. Der Zwergwal erhielt in der Nähe
der Kadetrinne einen Schlag von einer Schiffsschraube
und das war es dann.
Moral von der Geschichte: traue keinem Schutzpatron
– es könnte dein Ende sein.
In diesen Gebieten soll die Freizeitfischerei ganz verboten werden.
Die Berufsfischerei wird zum Schutz von Schweinswalen
und Seevögeln mit dem Verbot der Stellnetzfischerei belegt und zum Schutz von Sandbänken und Riffen mit dem
Verbot der Fischerei mit bodenberührenden Geräten.
Als erstes geht es den Anglern an den Kragen, dann
folgen die Nordseefischer in der AWZ, dann die Ostseefischer in der AWZ und dann???
Logischerweise folgen dann die 12sm-Zone einschließlich Boddengewässer und letztlich auch die Gewässer
im Land, oder?
Kann mir jemand erklären, warum ein Vogel in der
AWZ geschützt wird, anderswo aber nicht?
Wir haben uns bereits im Februar 2015 bei Herrn
Staatssekretär Kloos im BMEL zu Wort gemeldet und
unseren Standpunkt dargelegt.
Zuerst die Frage: Warum Fangverbote mit welcher Begründung?
Die Antwort blieb aus, denn es gibt nur Behauptungen
der NGO, aber keine belastbaren Beweise.
Selbst Herr Maack, dessen Organisation Greenpeace
zu den Klägern gehört, die der Bundesregierung Untätigkeit bei der Umsetzung der NATURA 2000 Richtlinien
vorwerfen, selbst dieser Experte erklärt, dass in keinem
der infrage kommenden Gebiete bisher eine UVP o.ä.
durchgeführt wurde.
Aber ein paar Begründungen haben die Schutzpatrone
doch bei der Hand.
Freizeitfischer:Beim Angeln werden durch die
Bewegungen der Boote
Vögel in ihrer Ruhe gestört – kleine Pause
zum Nachdenken –
Berufsfischer: Grundschleppnetze zerstören
Sandbänke und Riffe
Nur wie definiert man Sandbank oder Riff.
Ist jeder Steinhaufen ein Riff, jede Sandfläche eine Sandbank? Die Auffassungen unserer Schutzengel weichen
zum Teil erheblich von den Auffassungen der EU und
anderer Mitgliedsstaaten ab.
10
Kegelrobben sind auch geschützt. Sie haben sich auch
ohne Schutzgebiet wieder in unseren Gewässern eingefunden und die Frage müsste eigentlich lauten:
Wie schützen wir die Fischer (und künftig wahrscheinlich
auch die Fische)
Fakt ist:Kegelrobben haben z.B. das Winterlager im
Stralsunder Hafen als sicheres Nahrungsangebot erkannt. Sie fressen sich gemütlich satt und verjagen auch
den Rest der Fische aus dem Ruhelager und aus
Teilen des Strelasundes.
Und wenn dann kein Fisch mehr da ist, kommen die
Schutzexperten und sagen: seht ihr, die Fischer, diese
Umweltfrevler haben es geschafft. Nun muss die Strafe
auf dem Fuße folgen.
Und abschließend aus der Vielzahl der Schutzpläne und
deren Sinn bzw. Unsinn oder Nutzen bzw. Schaden:
Unser Freund, der Kormoran. Mehrere Jahre hatten wir
ihn nicht ernsthaft auf unserer Tagesordnung.
Bekanntlich hatte die Uni Rostock einen Forschungsauftrag. Der wurde inzwischen erfolgreich abgeschlossen.
Wenn auch nach wie vor der Fischer keinen Schaden
geltend machen kann (der Fisch im Wasser gehört ihm
nicht) so ist nunmehr bewiesen, dass der Kormoran
Schäden am Fischbestand verursachen kann und das
auch tut.
Siehe Zander – und seltene geschützte Arten verschmäht
er auch nicht – also wäre es an der Zeit, seinen Schutzstatus zu ändern.
• Eingriffe in den Brutkolonien
• Eingriffe im gesamten Brutzeitraum
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus dem Fischereiverband
• Koordination mit Nachbarländern im Ostseebereich,
aber auch mit den betroffenen Bundesländern
• Bereitstellung von EU – Landes- und Bundesmitteln für
Maßnahmen und Entschädigungen
Liebe Kollegen und werte Gäste,
ich habe diesem Themenbereich nicht umsonst so viel
Raum gewidmet.
Einiges ist uns bereits übergestülpt worden, andere
Dinge sind noch in Vorbereitung. Wir müssen uns auch
künftig wehren und zwar immer umfangreicher und möglichst wirkungsvoll und dabei brauchen wir Verbündete
und deshalb halten wir das Bündnis PRO NATUR MV
für sehr wichtig.
Natürlich auch die bewährte Zusammenarbeit mit den
anderen Landesverbänden der Fischerei, dem VDKK
und dem DFV, aber auch auf anderen Ebenen wie z.B.
dem Tourismus.
Ich weiß, das ist schwierig, ich weiß auch, es gibt
Interessenkonflikte, aber ich weiß auch, dass es unbedingt notwendig ist, das Verständnis für die Fischerei
in unserem Umfeld im weitesten Sinne zu verbessern.
Wir hatten am 1. März einen parlamentarischen Abend
mit Landtagsabgeordneten und PRO NATUR MV.
Mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass auch bei
einigen Parlamentariern Unkenntnis über die Arbeit der
PRO NATUR – Mitgliedsverbände herrschte.
So behaupteten die Sprecherinnen der Fraktion „Die
Linke“ und „Die Grünen“, dass Fischer wenig für Naturschutz übrig hätten und dass es schließlich Gesetze
gäbe, an die sich alle zu halten hätten.
Erstere Behauptung habe ich bereits eingangs widerlegt.
Zur zweiten Behauptung möchte ich fragen: gibt es
denn einen Beweis dafür, dass Fischer generell Gesetzesverbrecher sind?
Ich weiß, und Sie wissen es auch, dass dies nicht der
Fall ist.
Aber Fischer haben wie andere Menschen auch etwas
dagegen, wenn bestimmte Gesetze von Laien vorbereitet werden, die keine ausreichende Kompetenz haben
und auch nicht bereit sind, sich von kompetenten Fachleuten beraten zu lassen.
Wem die Jacke passt, der möge sie sich anziehen.
Wenn das Thema Natur-, Umwelt- und Artenschutz
auch in den Mittelpunkt unserer Arbeit gerückt ist, so
heißt das leider nicht, dass es keine anderen wichtigen
Probleme zu bewältigen gibt.
Eins davon: Stillliegeprämie oder auch Sozialprämie
oder wie auch immer genannt.
Geringe Quoten, Schonzeiten-Verlängerung, alle möglichen anderen Auflagen ließen die Forderung nach einer
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
angemessenen Ausgleichzahlung wieder aufleben.
Und siehe da, Ende 2014 verkündete Herr Minister
Schmidt aus Berlin bei einem Besuch bei den Freester
Fischern, dass er über 2 Mio.€€ für diese Zwecke zur
Verfügung habe. Die Freude war groß, nahm aber im
Laufe der Zeit wieder ab.
Auf dem Fischereitag in Rostock keimte neue Hoffnung
auf, aber auch die sank wieder.
Und dann der Paukenschlag Anfang 2016.
Wenn innerhalb weniger Tage Anträge gestellt würden,
dann würde das Füllhorn ganz kurzfristig über die
erwartungsvollen Fischer geschüttet.
Aber leider … zum dritten mal Entwarnung. Der Grund
– vereinfacht dargestellt – fehlende Richtlinien, anfangs
EU später dann nationale.
Es gab einen regen Schriftverkehr über viele Institutionen von LALLF hierzulande über BMEL, in Berlin bis
hin nach Brüssel, wo dankenswerter Weise unser EPAbgeordneter Werner Kuhn versuchte, Klarheit in die
verfahrene Situation zu bringen.
Wir haben dann versucht, die Voraussetzungen für die
Prämie der Realität anzupassen. Es kann ja nicht sein,
dass sie nicht für alle gilt, es kann auch nicht sein, dass
sie nur gezahlt wird, wenn in der Zeit der Frühjahressaison keine Fangtätigkeit ausgeübt wird – und es sind
noch andere Dinge zu berücksichtigen.
Die allerwichtigste Voraussetzung ist jedoch nach wie
vor der Mehrartenplan für die Ostsee – lange erwartet,
aber wie schon so oft immer wieder hinausgezögert.
Das Thema ist also noch immer auf dem Tisch.
Wir hoffen nach so langer Zeit natürlich auf ein paar
positive Effekte wie Wegfall der Einnetzregel und grünes
Licht für Ausgleichzahlungen u.ä.
So langsam wird es Zeit, dass ich meine Rede beende
und deshalb bitte ich darum, in der anschließenden
Diskussion wichtige Themen zu ergänzen bzw. vorzutragen.
Ich weiß, ich war aus Sicht einiger Kollegen und Gäste
zu einseitig, das können Sie gerne ausgleichen.
Wenn die Meinung besteht, das Ganze war zu lang,
so bitte ich um Nachsicht, denn es war wohl meine
letzte Rede als Vorsitzender des Landesverbandes der
Kutter- und Küstenfischer Mecklenburg-Vorpommern e.V.
Wir haben gemeinsam 25 Jahre LVKK gemeistert.
Dafür möchte ich mich bei allen Verbandsmitgliedern,
aber auch bei all jenen Institutionen und Einrichtungen
bedanken, die heute ihre Repräsentanten und Vertreter
zu unserer Veranstaltung entsendet haben.
Ich wünsche allen alles Gute, Gesundheit, Kraft und
Optimismus für die folgenden 25 Jahre.
11
Aus dem Fischereiverband
Frühjahrsheringssaison in der westlichen Ostsee erfolgreich
beendet
Claus Ubl, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des DFV und
Dr. Uwe Richter, Euro-Baltic GmbH
•Fischereibetriebe im Haupterwerb mit Mitgliedschaft
in einer Erzeugerorganisation: 13.600,9 t
•Fischereibetriebe im Haupterwerb ohne Mitgliedschaft
in einer Erzeugerorganisation: 365 t
•Fischereibetriebe im nichtorganisierten Nebenerwerb:
52 t
•Rückstellung bei der BLE: 478,1 t.
Die Quote für die Fischereibetriebe im Haupterwerb
mit Mitgliedschaft in einer Erzeugerorganisation wurde
nach dem Prinzip der relativen Stabilität an die Erzeugerorganisationen verteilt.
Die Frühjahrsheringsfischerei konzentriert sich traditionell auf zwei Bereiche. Zum einen ist das der Bereich
Greifswalder Bodden und Usedom mit den Hauptanlandeorten Freest, Greifswald und Stahlbrode und
zum anderen der Bereich Rügen mit dem zentralen
Anlandeort beim Fischverarbeitungszentrum Euro-Baltic
in Sassnitz/Mukran.
Fotos: C. Ubl u. Euro -Baltic GmbH
Für die Heringssaison 2016 standen der deutschen
Kutterfischerei für die westliche Ostsee 14.496 t zur
Verfügung. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutete das
eine um 18,2 % erhöhte Heringsquote. Durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Fischerei (BLE) wurde
die Aufteilung der Quote wie folgt vorgenommen:
Im Bereich Rügen ist das Fischerverarbeitungswerk EuroBaltic der zentrale Abnehmer für die Heringsfänge.
Insgesamt wurden im Zeitraum vom 06. Januar bis zum
22. April 8.326 t Hering an Euro-Baltic geliefert. Dies
entspricht einem Anteil von 61,2 Prozent der an den
Haupterwerb verteilten Heringsquote. Dieser Prozentsatz ist über die letzten Jahre hinweg nahezu konstant.
Traditionell begannen die Schleppnetzfischer gleich zu
Jahresbeginn mit der Heringsfischerei und die Erwartun-
Im Bereich Greifswalder Bodden und Usedom wird
hauptsächlich Stellnetzfischerei betrieben. So wurden
von den Freester Fischern etwa 1.890 Tonnen und
von den Fischern in Greifswald Wieck etwa 570
Tonnen Stellnetzheringe nach Dänemark geliefert.
Ein Teil der zur Verfügung stehenden Quote wurde
zudem von zwei Tuckpartien aus Freest mit Schleppnetzen gefangen. Diese Heringsfischerei ist seit dem
letzten Jahr MSC zertifiziert. Wie bereits in den vergangenen Jahren, wurde eine zusätzliche Menge im
Rahmen eines Tauschgeschäftes zwischen Küsten- und
Hochseefischerei für die Betriebe der Küstenfischerei
zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr wurden die
Schleppnetzfänge der beiden Tuckpartien erstmals
direkt in Freest angelandet. Diese wurden dann mit
dem LKW zum Fischverarbeitungswerk Euro-Baltic
nach Sassnitz transportiert. Diese Verfahrensweise
kann keinen wirtschaftlichen Hintergrund haben, da
hier zusätzliche Kosten für den Transport über Land
entstanden sind und somit der Reinerlös aus dem
Fang geschmälert wurde. Ein geringer einstelliger
Prozentsatz ging zudem in die Direktvermarktung zur
regionalen Versorgung.
12
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus dem Fischereiverband
gen waren groß, denn bereits die Herbstfischerei war
erfolgreich verlaufen mit relativ hohen Einheitsfängen
bei guter Sortierung und Qualität. Die Rekordanlandungen der letzten Jahre wurden in diesem Jahr jedoch nicht
erreicht. Die größte Anlandemenge einer Tuckpartie war
bereits in der zweiten Kalenderwoche mit 84 Tonnen
zu verzeichnen und die dritte Kalenderwoche war die
erfolgreichste der gesamten Saison. Danach blieben die
Anlandungen weitestgehend stabil und schwankten nur
aufgrund der Wetterbedingungen und der Annahmepause im Fischwerk über die Osterfeiertage.
Im Verlauf der Saison wurden 6.883 Tonnen des MSC
zertifizierten Schleppnetzherings im Fischverarbeitungswerk Euro-Baltic angelandet. Hinzu kommen noch etwa
67 Tonnen ohne MSC-Zertifikat aus Schleswig Holstein.
Da bei den Sortierungen ab April die kleinen Heringe
immer mehr zunahmen, wurde die Schleppnetzfischerei
unter Berücksichtigung des internen Managementplanes
im Rahmen der MSC-Zertifizierung am 11. April eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt dominierten die kleinsten
Sortierungen.
Die ersten Stellnetzheringe wurden am 11. Februar
bei Euro-Baltic angelandet. Zunächst handelte es sich
ausschließlich um Versuchsfänge, um den Reifegrad und
den Rogengehalt der Heringe zu ermitteln. Mitte März
war der Hering dann laichreif, so dass ein höherer
Preis für die Stellnetzheringe gezahlt werden konnte.
Daraufhin stiegen die Stellnetzfischer vollständig in die
Heringssaison ein. Bis in die erste Aprilhälfte wurden
gute Fänge erzielt. Dann nahmen die Fänge stetig ab.
Da über einen längeren Zeitraum nur noch Tagesanlandungen von 3 bis 10 Tonnen bei Euro-Baltic getätigt
wurden und gleichzeitig der Rogenanteil sank, war
für das Fischverarbeitungswerk kein wirtschaftlicher
Betrieb mehr möglich, so dass die Frühjahrsheringsannahme am 22. April und damit ca. eine Woche vor
dem geplanten Ende der Saison eingestellt wurde. Von
den Stellnetzfischern wurden 809 Tonnen Hering bei
Euro-Baltic angelandet.
In diesem Jahr wurden auch wieder Reusenheringe
bei Euro-Baltic angelandet, nachdem dort im letzten
Jahr keine Reusenheringsanlandungen zu verzeichnen
waren. Traditionell steigen die Reusenfischer als letzte
in die Frühjahrsheringssaison ein, so dass in diesem
Jahr am 9. März der erste Reusenhering angelandet
wurde. Die Reusenfischerei wurde 2016 von drei Unternehmen aus dem Bereich Mönchgut betrieben. Nach
Ostern gingen hier die Fänge deutlich zurück und die
Sortierungen wurden kleiner. Ab Mitte April bestand
die Fangzusammensetzung in der Reusenfischerei bereits aus bis zu 50 Prozent kleiner Sortierung, welche
für die Filetierung nicht mehr nutzbar war. Daraufhin
wurde die Reusenheringsannahme ebenfalls am 22.
April eingestellt. In diesem Jahr wurden 558 Tonnen
Reusenhering an Euro-Baltic geliefert.
Nach Angaben der BLE ist die diesjährige Heringsquote
zu über 80 Prozent ausgefischt. Für die Herbstheringsfischerei stehen noch 2.454 Tonnen zur Verfügung, die
von der Schleppnetzfischerei gefangen werden können.
Die Stellnetzfischerei wird in diesem Jahr die Bemühungen für eine MSC-Zertifizierung ihrer Fischerei fortsetzen.
Die Quotensituation für die Ostseefischer entwickelt sich
positiv. Die Empfehlung des Internationalen Rates für
Meeresforschung liegt bereits vor und dieser empfiehlt
eine Gesamtfangmengenanhebung um acht Prozent, so
dass die Zukunftsperspektiven für die Heringsfischerei
in der Ostsee insgesamt positiv aussehen.
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
13
Aus dem Fischereiverband
ICES veröffentlicht Fangempfehlungen für die Ostsee 2017
Steht die Dorschfischerei vor dem Aus?
Claus Ubl, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des DFV
Am 31. Mai 2016 hat der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) seine Fangempfehlungen für die
Fischbestände in der Ostsee für das Jahr 2017 veröffentlicht. Darin empfiehlt der ICES eine Absenkung der
Gesamtfangmenge für den Westdorsch auf 917 Tonnen
für die Berufsfischerei. Das kommt einem Fangstopp
gleich. Für die anderen Bestände gab es demgegenüber
viele positive Nachrichten.
Auf Grundlage dieser Fangempfehlung wird die Kommission einen Vorschlag für die Fangmöglichkeiten
2017 in der Ostsee erarbeiten, der im Sommer veröffentlicht wird. Dieser Vorschlag wird dann im Oktober
im Ministerrat beraten und über die endgültigen Quoten
für die Mitgliedstaaten entschieden.
Der Mehr-Arten-Managementplan für die Ostsee ist mittlerweile zwischen dem Rat, der Kommission und dem
Europa-Parlament abgestimmt. Wahrscheinlich wird er
noch vor der Sommerpause ratifiziert. Dieser Plan würde
dann die Regeln vorgeben, wie die Gesamtfangmengen
festzusetzen sind.
Im Folgenden wird auf die wichtigsten Fischbestände
für die deutsche Fischerei kurz eingegangen. Beginnen
wollen wir mit den positiven Nachrichten: Die meisten Fischarten werden im nächsten Jahr in der Ostsee
nachhaltig bewirtschaftet werden. Alle für die deutsche
Fischerei wichtigen pelagischen Arten befinden sich
im nachhaltig bewirtschafteten Bereich. Die meisten
demersalen Bestände entwickeln sich ebenfalls positiv.
Dazu im Einzelnen:
Hering westliche Ostsee
Trotz der seit mittlerweile 10 Jahre anhaltend niedrigen
Nachwuchsproduktion entwickelt sich der Bestand positiv. Die Laichbestandsbiomasse erreichte den tiefsten
Punkt in der Zeitreihe im Jahr 2011, liegt aber seit 2013
über MSY Btrigger. Die fischereiliche Sterblichkeit liegt
bei diesem Bestand seit 2011 unter FMSY. Deshalb
empfiehlt der ICES eine Erhöhung der Gesamtfangmenge um 8,1 Prozent. Der Laicherbestand wird nach den
Berechnungen des ICES dadurch weiter anwachsen.
Hering zentrale Ostsee
Dieser Bestand entwickelt sich ebenfalls positiv. Seit
2001 steigt der Laicherbestand kontinuierlich an und
die fischereiliche Sterblichkeit liegt seit 2011 unter dem
FMSY-Niveau. Der Nachwuchsjahrgang 2014 wird als
der vierthöchste in der gesamten Zeitserie eingeschätzt.
Aus diesem Grunde empfiehlt der ICES eine Anhebung
der Gesamtfangmenge um 7,9 Prozent.
14
Sprotte Ostsee
Die Laicherbestandsbiomasse ist seit dem historischen
Höchststand in den späten 1990er Jahren zurückgegangen, liegt aber immer noch deutlich über MSY Btrigger.
Die fischereiliche Sterblichkeit schwankte in den letzten
Jahren zwischen FMSY und Flim und lag 2015 nur leicht
über FMSY. Der gute Nachwuchsjahrgang aus dem Jahre 2014 wird sich positiv auf die Bestandsentwicklung
auswirken. In der Folge sinkt der Fischereidruck unter
FMSY. Im letzten Jahr wurde noch eine Reduzierung
der Fangmengen um 15 Prozent empfohlen, da die
Erkenntnisse über den 2014er Nachwuchsjahrgang
noch nicht gesichert waren. Abgesenkt wurde die Quote
schließlich nur um 5 Prozent. In diesem Jahr empfiehlt
der ICES eine Steigerung der Fangmenge von bis zu 29
Prozent. Der Managementplan würde hier die Möglichkeit bieten, um 34 Prozent zu steigern, da der Bestand
sich im nachhaltigen Bereich befindet.
Scholle Ostsee im Kattegat, den Belten und im Sund
Für die Scholle in den Gebieten 21-23 liegt ein analytisches Assessment vor, da hier ausreichend Daten
vorhanden sind. Die Laicherbestandsbiomasse hat sich
seit 2009 deutlich erhöht und liegt seit 2011 über MSY
Btrigger. Die fischereiliche Sterblichkeit geht seit 2000
zurück und liegt seit 2012 unter FMSY. Die Rekrutierung
bei diesem Bestand war in den letzten Jahren stabil. Der
ICES empfiehlt bei diesem Bestand eine Reduzierung der
Fangmenge um 4 Prozent. Für den Schollen TAC sieht
die Lage jedoch anders aus, da hier beide Bestände
zusammengefasst werden. Dazu später.
Scholle östlicher Bestand
Für den weiter östlich gelegenen Bestand in den Gebieten 24-32 liegen weniger Daten vor. Darum rechnet
der ICES hier mit dem informationslimitierten Ansatz.
Da der Mittelwert der letzten beiden Jahre deutlich über
dem der drei Jahre davor liegt, empfiehlt der ICES hier
eine Steigerung von 20 Prozent.
Nun werden beide Bestände zusammengerechnet
und eine Geamtfangmenge für das gesamte Gebiet,
also 22-32, wie das auch früher der Fall war, daraus
ermittelt. Der ICES kommt zu dem Ergebnis, das die
Gesamtfangmenge, wenn die Rahmenbedingungen
gleich blieben, hier insbesondere die Discard-Raten,
um 45 Prozent gesteigert werden könnte.
Allerdings geht der ICES davon aus, dass die Scholle in
der Ostsee ab 1. Januar 2017 unter das Anlandegebot
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus dem Fischereiverband
fallen wird. Dann würden die bisherigen Discards mit
einberechnet werden und das würde eine Gesamtfangmengen-Anhebung um 95 Prozent bedeuten.
Rekrutierung ab. Sollte diese auf niedrigem Niveau
bleiben, wäre in zwei, drei Jahren sicherlich keine kommerzielle Fischerei auf diesem Bestand mehr möglich.
Dorsch westliche Ostsee
Dorsch östliche Ostsee
Die ICES-Empfehlungen für die beiden Dorschbestände
werden nach den Beständen und nicht nach Gebieten
berechnet. Die Fangempfehlung wird dann jedoch aufgrund der Durchmischung der beiden Bestände in Teilen
der Ostsee nach Gebieten angegeben. Die Anglerfänge
werden separat ausgewiesen. Hier wurde der Mittelwert
der letzten drei Jahre als Wert für 2016 angenommen
und von der Fangempfehlung abgezogen.
Die Laicherbestandsbiomasse liegt für diesen Bestand
seit 2008 unterhalb von Blim und die fischereiliche
Sterblichkeit zwischen Flim und Fpa, jedoch deutlich
über FMSY. Die Zielsterblichkeit im alten Managementplan war nach Einschätzung des ICES deutlich zu hoch.
Eine Anpassung des Planes wurde jedoch durch den
interinstitutionellen Konflikt zwischen Parlament, Rat und
Kommission lange Zeit verhindert.
Die Vorhersagen des letzten Jahres deuteten trotzdem
auf einen Anstieg des Bestandes hin. Allerdings wird
bei den Vorhersagen immer davon ausgegangen, dass
die Reproduktion sich auf demselben Niveau wie in
den vorangegangenen Jahren bewegt. Nun liegen die
Zahlen für den 2015 Jahrgang vor und diese sagen aus,
dass dieser Nachwuchsjahrgang der schlechteste in der
gesamten Zeitserie ist. Die Perspektive für diesen Bestand
ist unter den nun vorliegenden Daten deutlich schlechter,
als noch im letzten Jahr. Der ICES empfiehlt nach der
sogenannten Advice Rule nun eine Gesamtentnahme
von 3.475 Tonnen aus dem Bestand. Nach Abzug der
Anglerfänge von 2.558 Tonnen würden demnach 917
Tonnen für die kommerzielle Fischerei übrig bleiben.
Da die Fangempfehlung, wie bereits erwähnt, nach
Gebieten abgegeben wird, kommen zu diesen 917
Tonnen noch 671 Tonnen Dorsch aus dem östlichen
Bestand hinzu. Der ICES geht hier davon aus, dass
das Verhältnis von östlichem und westlichem Dorsch in
den kommerziellen Fängen dem Durchschnitt der Jahre
2013 bis 2015 entspricht. Für das Gebiet 22-24 liegt
die empfohlene Gesamtfangmenge für die kommerzielle
Fischerei 2017 bei 1.588 Tonnen. Das entspräche einer
Reduzierung der Gesamtfangmenge gegenüber 2016
um 87,5 Prozent.
Sollte der Ostsee-Managementplan in Kraft treten, wäre
hier keine Flexibilität mehr möglich, da sich der Bestand in nicht-nachhaltigen Bereich befindet. Flexibilität
sieht der Managementplan jedoch nur für Bestände im
nachhaltigen Bereich vor. Wie sich der Bestand in den
nächsten Jahren entwickelt hängt maßgeblich von der
Dieser Bestand ist immer noch datenlimitiert. Das wird
sich in den nächsten Jahren nicht ändern, da die Probleme bei der Alterslesung nach wie vor bestehen und
nicht, wie beim westlichen Bestand, sofort mit Hilfe von
Markierungsexperimenten validiert wurden. Mittlerweile
laufen die Markierungsexperimente.
Für die Empfehlung der Gesamtfangmenge rechnet der
ICES bei diesem Bestand mit dem informationslimitierten
Ansatz. Dabei wird der Mittelwert der letzten zwei Jahre
mit den Mittelwerten der letzten drei Jahre davor verglichen. In den letzten zwei Jahren hat der Bestand einen
leichten Aufwärtstrend gezeigt. Da die Mittelwerte der
drei Jahre davor deutlich höher waren, empfiehlt der
ICES eine Reduzierung der Gesamtfangmenge gegenüber der letztjährigen Empfehlung um 8 Prozent. Da die
Politik dieser Empfehlung nicht gefolgt ist, bedeutet das
eine Reduzierung gegenüber der Gesamtfangmenge
2016 um 36 Prozent. Zieht man die 671 Tonnen aus
diesem Bestand ab, die im Gebiet 22-24 gefangen
werden, bleibt eine Gesamtfangmenge von 26.323
Tonnen im Gebiet 25-32.
In den letzten Jahren hat die deutsche Fischerei in diesem
Gebiet nie ausgefischt, so dass die deutsche Quote aus
dieser Gesamtfangmenge ungefähr den Fängen der
letzten Jahre entspräche.
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Fazit – Entwicklung der Fischbestände in der
Ostsee
Im Jahre 2016 ist die Laicherbiomasse der allermeisten
Bestände mittlerweile im nachhaltig bewirtschafteten
Bereich. Für einige Bestände fehlen ausreichend Daten.
Die Laicherbiomasse der beiden Dorschbestände befindet sich im nicht-nachhaltig bewirtschafteten Bereich.
Die fischereiliche Sterblichkeit war im letzten Jahr noch
bei der Sprotte und dem Hering im Rigaer Meerbusen
problematisch. Bei der Sprotte hat sich das Problem
durch den starken Nachwuchsjahrgang erledigt. Beim
Hering im Rigaer Meerbusen hängt die Entwicklung
von der Festsetzung der Gesamtfangmengen ab. Da
höchstwahrscheinlich der Mehr-Arten-Managementplan
für die Ostsee in Kraft tritt, werden die Fangmengen
voraussichtlich so festgesetzt, dass der Bestand spätestens 2017 im nachhaltig-bewirtschafteten Bereich ist.
Die Ausnahme bilden hier die beiden Dorschbestände,
wobei im Moment vollkommen unklar ist, wie diese sich
in den nächsten Jahren entwickeln werden.
15
Aus dem Fischereiverband
So würden die Quoten im nächsten Jahr aussehen, wenn der Ministerrat den ICES-Empfehlungen 1:1 folgt
Fischart/Fanggebiet
Empfohlene
Gesamtfangmenge
2017
Daraus resultierende
Deutsche Quote
2017
Deutsche Quote
2016
Änderung
2017/2016
in Tonnen (t)
Hering westl. Ostsee
(Gebiete 22-24)
28.401
15.670
14.496
+ 8,1
191.705
1.118
1.035
+ 8,0
Dorsch westl. Ostsee
(Gebiete 22-24)
1.588
339
2.715
- 87,5
Dorsch östl. Ostsee *
(Gebiete 25-32)
26.332
2.406
3.760
- 36,0
5.841
7.862
465
626
321
321
+ 44,8
+ 94,9
260.993
16.311
12.644
+ 29,0
Hering zentrale Ostsee *
(Gebiete 25-27, 28.2, 29 und 32)
Scholle
(Gebiet 22-32)
Sprotte *
* Für diese Bestände beansprucht Russland einen Teil der Gesamtfangmenge. Bei den hier dargestellten Berechnungen wurde
davon ausgegangen, dass Russland denselben prozentualen Anteil wie in 2016 beansprucht.
LDK und LAV-Wahl – Im Amt bestätigt
Claudia Thürmer, Landesanglerverband M-V e.V.
Bei der 25. Landesdelegiertenkonferenz (LDK) in Linstow
fiel die Entscheidung, wer den Vorstand des größten
Naturschutzverbandes unseres Landes bildet. Prof. Dr.
Karl-Heinz Brillowski ist der wiedergewählte Präsident
des Landesanglerverbandes. Einstimmig wurde er von
den 122 Delegierten am 18. Juni 2016 im Amt bestätigt. Die Abgeordneten aller im LAV organisierten
Anglerinnen und Angler bestätigten zudem alle weiteren
aufgestellten Kandidaten des Präsidiums.
Fotos: C. Thürmer
Somit sind nun seit den Mittagsstunden des 18. Juni
folgende Funktionen und deren Vertreter amtlich:
Prof. Dr. Karl-Heinz Brillowski, Präsident seit 2008 und
Präsidiumsmitglied bereits seit Gründung 1990,
Klaus-Dieter Mau, Vizepräsident Schwerpunkt „Finanzen“, seit 2006 im Präsidium,
Werner Promer, Vizepräsident Schwerpunkt „Gewässerwirtschaft“ seit 2008,
Thorsten Wichmann, Vizepräsident Schwerpunkt „Umwelt-, Arten- und Naturschutz“, seit 2002 im Vorstand,
Klaus Schallmann, Referent für Angeln seit 2008,
Liane Janssen, Referentin für Fischereiaufsicht seit 2008,
Silke Bauer, Referentin für Jugendarbeit seit 2012,
Dirk Rojahn, Referent für Casting seit 5 Jahren.
16
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus dem Fischereiverband
Diese langjährigen Mitglieder sind gut bekannt. Aus
diesen Reihen verabschiedete sich schweren Herzens
Dr. Wolfgang Jansen. Alle Anglerinnen und Angler,
alle ehrenamtlichen Mitarbeiter und Präsidiumsmitglieder danken ihm für seine langjährige und erfolgreiche
Arbeit. Sein Referat für Schulung und Ausbildung wird
von nun an Sebastian Schmidt als Neuer in den Reihen
des Vorstandes fortsetzen.
Ein vordringliches Thema war das drohende Verbot der
Freizeitfischerei in der Allgemeinen Wirtschaftszone
(AWZ) in der Ostsee. Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus (SPD) sagte dazu: „Mit mir wird
es das Angelverbot nicht geben! Die Kadetrinne ist die
meistbefahrene Wasserautobahn der Welt. Die in diesem
Umfang zum Schutzgebiet machen zu wollen, ist nicht
nachzuvollziehen.“
In dieser Versammlung wurden verdiente Mitglieder des
LAV ausgezeichnet:
Weiterhin wurde Stellung genommen zum umstrittenen
Thema der Natura 2000 Managementplanung. ‚Nicht
unter Ausschluss des Menschen‘ war Grundtenor der
Redner. Burkhard Lenz, CDU, sagte:„Der LAV handelt
nach der Devise Schutz durch Nutzung. Dies sehen wir
ebenfalls als einzige Chance, den Naturschutz verständlich und erlebbar zu machen.“
Prof. Dr. Fritz Tack, DIE LINKE, lobte das große Engagement der Anglerschaft bei Gewässerpflege und Renaturierung, der Fischhege und Artenschutzarbeit, bei der
ehrenamtlichen Arbeit und der umfassenden Einbeziehung der Jugend. Er mahnt in diesem Zusammenhang vor
weiterer Rückdrängung der Freizeitfischer: „Umwelt und
Naturschutz geht nicht ohne die Angler, nur mit Ihnen!“
Die Ehrennadel des LAV M-V e.V. wurden verliehen
in Silber:
Andreas List (AV Rethwisch/Möllenhagen),
in Gold:,
Franz Pflügel (SAV Ludwigslust e.V.) und
Heinz Fresen (AV „An der Recknitz“ Marlow e.V.).
Die Ehrenschleife des LAV M-V e.V. erhielten
Wolfgang Michels (RSFV Landkreis Müritz e.V.),
Peter Olbricht (AV Demmin West e.V.),
Ulrich Burmeister (SFV Reuterstadt Stavenhagen) und
Uwe Schwemer (AV Kessin e.V.)
Das Große Silberne Ehrenzeichen des DAFV nahm
Ingo Bruger (AV Neubrandenburg e.V.) entgegen und
das Große Goldene Ehrenzeichen des DAFV
Helmut Grell (AV Zierker See e.V.) und
Erwin Behm (AV Rothenklempenow e. V.)
Mit der Ehrenmitgliedschaft im LAV M-V e.V. wurde
Horst Friedrich bedacht.
Ihnen gebührt der besondere Dank aller, für ihre umfangreiche und stete Arbeit in ihren Vereinen und im
Verband!
Vertreter aus Politik und Gesellschaft richteten zuvor
ihre Grußworte an die Versammlung.
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
LAV-Präsident Prof. Dr. Karl-Heinz Brillowski berichtete
in seiner Bilanz von anwachsender Mitgliederzahl in
der zurückliegenden Amtszeit seit 2012. Die Fläche der
zum Angeln bereitgestellten Pacht- und Eigentumsgewässer sowie der Gewässer der Berufsfischerei hat zugenommen. Die Anglerinnen und Angler, die im größten
Naturschutzverband des Landes M-V organisiert sind,
leisten unübersehbare Dienste bei ihren umfangreichen
Gewässerpflege-, Fischhege- und Naturschutzarbeiten.
Dies wird inzwischen verstärkt von den Menschen im Land
wahrgenommen. „Schutz durch nachhaltige Nutzung“ ist
das erkennbare Credo aller Mitglieder des LAV M-V e.V.
17
Aus dem Fischereiverband
Eröffnungsansprache LDK 2016
Prof. Dr. Karl-Heinz Brillowski, Präsident des Landesanglerverbandes M-V e.V.
Sehr geehrte Delegierte, sehr geehrte Gäste,
die diesjährige Landesdelegiertenkonferenz (LDK) unseres Verbandes hat als Höhepunkt die Wahl des Präsidiums zum Gegenstand.
Aus diesem Anlass ist es angebracht, zum einen auf
Erreichtes der vergangenen vier Jahre zu schauen. Das
hat ausführlich im Delegiertenmaterial seinen Niederschlag gefunden und muss nicht noch einmal wiederholt
werden; alle Anwesenden haben das Material mit der
Einladung erhalten.
Vielmehr möchte ich mit meinen Ausführungen zur Eröffnung unserer heutigen Veranstaltung den Blick darauf
richten, worauf wir uns alle und insbesondere das neu
zu wählende Präsidium in den kommenden Jahren konzentrieren müssen.
Ganz oben steht dort die weitere Umsetzung der Maßnahmen des Netzes Natura 2000 und die Probleme,
die sich daraus künftig für die Ausübung des Angelns
in M-V ergeben.
In der Eröffnungsansprache zur LDK 2015 konnten
Beispiele einer erfreulichen Entwicklung zum Thema
„Angeln in Schutzgebieten“ gewürdigt werden (Biosphärenreservat SO-Rügen und Flusslandschaft Elbe). Hier
hat sich das Blatt grundlegend gewandelt, vor allem
die Sicht der Entscheidungsträger auf die Umsetzung
von Maßnahmen „Natura 2000“.
Ursprünglich wurden die Bedenken der von der Meldung von FFH- und Vogelschutzgebieten Betroffenen
beschwichtigt mit der Aussage: „Die bisherige Nutzung
kann fortgeführt werden, sofern keine Verschlechterung
der natürlichen Bedingungen eintritt.“
Heute heißt es: „Die Nutzung durch den Menschen ist zu
beschränken bzw. völlig einzustellen, da keine Verbesserung der natürlichen Bedingungen festzustellen ist.“
Das ist eine komplette Kehrtwende um 180° und ohne
sachliche Begründung!
An deren Stelle treten vage Behauptungen wie „die
Nutzung bzw. Störungen durch den Menschen könnte
die Ursache für die ausgebliebenen Verbesserungen
sein“, obwohl es neben anthropogenen Einflüssen mindestens zwei weitere Wirkfaktoren auf die Entwicklung
von Habitaten und Populationen gibt:
Abiotische (z.B. Klima) und biotische (z.B. Konkurrenz
um Lebensräume und Nahrung)
Wie markant gerade letztere sein können, zeigt das
Geschehen im Winterlager Hafengebiet Stralsund.
Dort haben im vergangenen Winter 2015/16 – der
eigentlich gar kein richtiger war – Kegelrobben das
Winterlager als gut gefüllte Speisekammer entdeckt mit
dem Effekt, dass sich sehr bald kein Fisch mehr im Hafenbereich Stralsund aufgehalten hat. Die mit Blick auf die
Anglerfänge in den Winterlagern initiierte Forschung
18
könnte sich nunmehr bestenfalls darauf konzentrieren,
welchen Ersatz Zander, Hecht, Barsch und Co. für die
Überwinterung gefunden haben.
Der gegenwärtig zu verzeichnende Sinneswandel bei
der Umsetzung von Natura 2000 ist weder von Sachkunde, nicht einmal von gesundem Menschenverstand
geprägt, er ist schlechthin ein Ausdruck von Panik
und Willkür angesichts des angedrohten Vertragsverletzungsverfahrens der EU gegen die Bundesrepublik
wegen nicht erledigter Hausaufgaben:
Deutschland hatte bis 2014 für 2663 von 2784 gemeldeten Gebieten geplante Erhaltungsmaßnahmen nicht
festgelegt.
Unter dem jetzigen Zeitdruck wird offenbar als einziger Ausweg gesehen: Höchstmöglichen Schutzstatus
verhängen!
Der unsere Interessen betreffende aktuelle Fall sind die
Entwürfe der Verordnungen des Bundes über die Festsetzung von acht FFH-Gebieten als Naturschutzgebiete
in den deutschen ausschließlichen Wirtschaftszonen
(AWZ) der Nord- und Ostsee und dem damit verbundenen Verbot der Freizeitfischerei in diesen Gebieten.
Die Argumentation dazu ist nicht nachvollziehbar: Während in den benannten Gebieten jeglicher Schiffs- und
Bootsverkehr uneingeschränkt erlaubt ist, Windkraftanlagen und Pipelines weiterhin gebaut und Bodenschätze abgebaut werden dürfen, soll das Angeln verboten werden.
Gegen dieses Verbot gibt es zahlreiche und vielschichtige
Proteste aus der gesamten Bundesrepublik, nicht nur von
Fischerei- und Angelverbänden, sondern auch aus den
Reihen von Politikern des Bundestages und der Landtage.
Von besonderer Bedeutung für uns ist die darunter
folgende Kernaussage der Pressemitteilung des Landesfischereiverbandes M -V vom 23.05.2016 zum
Thema „Verbot der Freizeitfischerei in den FFH- und
Vogelschutzgebieten in den deutschen AWZ der Nordund Ostsee:“ Die Begründungen für das Verbot sind
fadenscheinig. Weder Habitate noch Flora und Fauna,
darunter Seevögel und Schweinswale werden gefährdet
oder in ihrer Existenz bedroht. Wir sehen in diesen Plänen den Beginn einer weit umfangreicheren Kampagne
gegen die Fischerei insgesamt und sagen:
„Wehret den Anfängen!“,
und das müssen und werden auch wir als Angler tun.
Interessant der Beitrag von Herrn Prof. Dr. Henning von
Nordheim anläßlich des Fischereitages des Verbandes
der Kutter- und Küstenfischer am 03.06.2016: „Wozu
die Aufregung über das Angelverbot in Kadetrinne
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus dem Fischereiverband
und auf Rönnebank? Dort wird ja gar nicht geangelt!“
Unsere Frage: Wozu dann ein Angelverbot?
Neben der Willkür auf höchster Ebene scheint diese
auch auf nachgeordneten Fuß zu fassen, Beispiel: Nutzungsentgelte für Wasserflächen des Bundes.
Dieser Fall beschäftigt uns bereits seit mehreren Jahren
und ich möchte nicht mit allen Details der Vergangenheit
langweilen. Deshalb kurz zum aktuellen Stand:
Aufgrund einer Änderung im Haushaltsvermerk des
Bundes ist es seit längerem für eine Reduzierung der o.a.
Nutzungsentgelte nicht mehr ausreichend, wenn Vereine
gemeinnützig sind. Bedeutsam für Angelvereine ist in
diesem Zusammenhang eine Aussage in der „Verwaltungsvorschrift der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung
des Bundes (VV-WSV) – Nutzungsentgelte – VV – WSV
2604, Version2014.1“ auf Seite 57, letzter Absatz zu
Maßgabe 5:
„Gemeinnützige Angelvereine bekommen die 50%-Reduktion, wenn ihre Satzung die Förderung der Sportund/oder Freizeitschifffahrt enthält“.
Darauf Bezug nehmend hatten wir den Angelvereinen
an der Küste empfohlen, zu den originären Aufgaben eines jeden Angelvereins wie Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege, Erhalten und
Schaffen gesunder Gewässer mit einem artenreichen
Fischbestand, Förderung der Jugendarbeit und des Castings zusätzlich die Förderung der Freizeitschifffahrt
aufzunehmen. Die Folge davon war, dass den Vereinen
wegen der Aufnahme der Freizeitschifffahrt als Zweck
des Vereins der Entzug der Gemeinnützigkeit durch die
zuständigen Finanzämter angekündigt wurde.
Um Klärung des Sachverhalts war im August 2013 das
Finanzministerium M-V ersucht worden, das nach einer
Bearbeitungszeit von 15 Monaten den o.g. Bescheid
der Finanzämter bestätigte. In der Begründung wurde
u.a. formuliert, dass die gemeinnützigkeitsschädliche
Aufnahme der Freizeitschifffahrt als Vereinszweck
„ … auch auf entsprechende Anregungen der Wasserund Schifffahrtsversorgung zurückzuführen sein soll.“
Was soll dieser Konjunktiv? Hatte es der Bearbeiter im
Finanzministerium nicht einmal für nötig gehalten, in
die zitierte Verwaltungsvorschrift einzusehen?
Gegenwärtig sind wir um Schadensbegrenzung bemüht
und haben die Vereine veranlasst, ihre Satzungen erneut
zu ändern.
Wir behalten uns jedoch eine verwaltungsrechtliche
Prüfung des gesamten Geschehens vor.
Der vorgenannte Fall zeigt ein weiteres grundsätzliches
Problem auf, für das wir überhaupt kein Verständnis
aufbringen können: Die außergewöhnlich lange Bearbeitungsdauer von Vorgängen.
Erstes Beispiel: Die „Richtlinie zur Förderung der Fischerei, Aquakultur und Fischwirtschaft in M-V“ – Vor-
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
aussetzung zur Inanspruchnahme der Mittel des EMFF
– befindet sich seit Januar beim Landesrechnungshof und
harrt dort ihrer Bestätigung. Ohne diese Richtlinie ist
z.B. eine Bearbeitung der anstehenden Förderanträge
zum Aalbesatz 2016 nicht möglich.
Der Aalmanagementplan für M-V erfordert regelmäßig
einen jährlichen Aalbesatz in einer definierten Mindesthöhe. Die Umsetzung des Managementplans ist zum
einen durch die schleppende Bearbeitung der Richtlinie
gefährdet. Zusätzlich droht Ungemach durch die ausstehende Verfügbarkeit eines Computerprogramms für
die Umsetzung des EMFF.
Nach unseren Recherchen stehen in einigen Aalfarmen
noch vorgestreckte Aale zur Verfügung. Eine Frage ist:
Wie lange noch? Und eine weitere: Wie groß sind
die Überlebenschancen von in den Sommermonaten
ausgebrachten Satzaalen?
Ein zweites Beispiel für „langen Atem“: Seit Mai 2014
liegt der Endbericht der Kormoran-Studie für M-V vor,
ausgeführt durch die Uni Rostock und finanziert mit
80.000 € aus der Fischereiabgabe. In der Studie sind
u.a. auch Maßnahmen zur Reduzierung des Bruterfolgs
aufgeführt. Eine Entscheidung, welche dieser Maßnahmen wann und wo ergriffen werden sollen, steht bis
heute aus.
Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Delegierte,
unserem Appell im letzten Jahr, gleiche Veranstaltung
an die anwesenden Politiker bezüglich des Haushaltsvermerks zur Verwendung der Einnahmen aus dem
Verkauf von Ostsee-Angelkarten im Doppelhaushalt
2016/2017 war leider nur ein Teilerfolg beschieden:
Die Verwendung der Mittel wurde neben der Finanzierung von Besatzmaßnahmen auch auf deren wissenschaftliche Vorbereitung und Effizienzkontrollen
ausgeweitet und die Mittel sind übertragbar.
Bezüglich der Höhe der bereitgestellten Mittel ist der
prozentuale Anteil von zuletzt 15% seit 2010 nochmals
reduziert worden auf nunmehr 10% der Einnahmen.
Von größtem Interesse wird für uns künftig die tatsächliche Verwendung der Mittel des Titels 685.02 sein.
Gleiches gilt für die Verwendung der Einnahmen der
Maßnahmegruppe MG 12 des Haushalts (Fischereiabgabe), insbesondere unter dem durch den Landesrechnungshof eingeforderten Aspekt der Gruppennützigkeit.
Meine sehr verehrten Damen und Herren aus Politik
und Verwaltung des Landes,
auch heute gestatten wir uns einen Vorstoß in puncto
Akzeptanz unseres Verbandes.
Der LAV M-V ist Fachverband für die Vorbereitung auf
die Fischereischeinprüfung.
19
Aus dem Fischereiverband
Angesichts dieser Qualifikation wäre es folgerichtig,
wenn der LAV M-V als weiterer Prüfungsberechtigter unter §1 der Verordnung über die Fischereischeinprüfung
des Landes M-V (FSchPrVO M-V) aufgenommen würde.
Gegenwärtig holen sich die zuständigen Ämter ohnehin
fachlichen Beistand bei der Durchführung der Prüfungen
aus den Reihen der Lehrberechtigten des LAV oder Beleihen diese sogar mit der Durchführung der Prüfungen.
Mit der vorgeschlagenen Änderung des §1 könnten die
Ämter entlastet und die Prüfungstermine dem Bedarf
besser angepasst werden.
Sehr geehrte Gäste, liebe Anglerinnen und Angler,
für die heutige Eröffnungsrede habe ich professionelle
Beratung in Anspruch genommen und als eine Empfehlung daraus greife ich gern Folgendes auf:
Ende positiv und hoffnungsvoll!
Mit Blick auf unser Hauptbetätigungsfeld der Zukunft
„Umsetzung Natura 2000“ zitiere ich als Einstieg grundlegende Ausführungen der Generaldirektion Umwelt der
Europäischen Kommission:
„Das Natura-2000-Netz“ ist nicht nur ein Netz von
Naturschutzgebieten.
Seine Vision ist, dass Menschen und Natur am besten
in einer Partnerschaft zusammenarbeiten.
Natura 2000 strebt nicht danach, Wirtschaftstätigkeiten
des Menschen auszugrenzen, sondern gewährleistet,
dass sie mit dem Erhalt von wertvollen Arten und Lebensräumen vereinbar sind. …
Durch Förderung nachhaltiger Forstwirtschaft, Fischerei,
Landwirtschaft und einen nachhaltigen Tourismus eröffnet das Netz den Menschen, die in diesen Gebieten
leben und auf Wirtschaftstätigkeit angewiesen sind,
eine langfristige Zukunft.“
Das ist der Wille der EU und nicht überzogener, einseitiger Schutz der Natur durch Ausgrenzung der Menschen,
wie er uns immer wieder zugemutet wird.
Diese Sicht der Generaldirektion Umwelt der EU müssen
wir alle bei jeder Gelegenheit in den Mittelpunkt von
Auseinandersetzungen um Natura 2000 stellen,
dann werden sich auch Sachkunde und Vernunft durchsetzen gegen missionarischen Eifer und beinahe krankhaft anmutenden Ehrgeiz von Akteuren, die der Auffassung sind, sie seien die einzig wahren Naturschützer.
Das ist am Ende meine Vision, für die ich mich auch
künftig mit aller Kraft einsetzen werde.
Drohendes Verbot der Freizeitfischerei in der AWZ von Ostund Nordsee
Thorsten Wichmann, LAV-Vizepräsident für Umwelt-, Natur- und Artenschutz
Das neue Jahr hatte kaum begonnen, da kam auf großen
Schritten Ärger aus Bonn auf uns Angler zu: Per Mail
vom 20.1.2016 forderte das Bundesumweltministerium
uns innerhalb von einem Monat zu einer Stellungnahme
zu Verordnungsentwürfen auf. Sechs Schutzgebietsverordnungen in Nord- und Ostsee in den deutschen
ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) sind zur Umsetzung von acht gemeldeten FFH-Gebieten geplant.
Dazu sollen Naturschutzgebiete (NSG) mit enormen
Ausdehnungen eingerichtet werden. Für uns in Mecklenburg-Vorpommern sind die beiden Verordnungen
Kadetrinne mit 100 km2 (vor Rostock) und Pommersche
Bucht-Rönnebank mit 2.090 km2 (mit Adlergrund, Westliche Rönnebank, Pommersche Bucht mit Oderbank) von
besonderem Interesse.
Und welche Verbote sind u. a. geplant? Das Angeln
komplett und ganzjährig! Eine wissenschaftliche Begründung warum ein Totalverbot notwendig sei, lassen die Verordnungsentwürfe zu unserer Überraschung
vermissen. Auch belastbare Daten zur Frequentierung
der Gebiete durch Angler liegen nicht vor. Ebenso ver-
20
missen wir verlässliche Angaben zu Konzentrationen
von Seevögeln. Die immer wieder ins Feld geführten
Fluchtdistanzen zwischen Booten und Seevögeln von
über 2 km können wir aus praktischer Erfahrung nicht
bestätigen. Sie sind immer wesentlich geringer als in
der Literatur verzeichnet. Die behaupteten Einflüsse
durch angebliches Ankern oder abgerissene Köder geht
an der Wirklichkeit vorbei. Wer ankert beim Angeln?
Offensichtlich ist das BMUB der Meinung, kleine Kunstköder und Bleie würden den Gewässergrund massiv
schädigen, wie auch die ca. 21 m langen Hochseeangelkutter und die kleinen Privatboote (Tiefgang max.
2,50 m). Im wirtschaftlichen Bereich gibt es jedoch
keine Einschränkungen. Schiffe mit einem Tiefgang bis
zu 15 m dürfen weiterhin das Gebiet durchfahren und
deren Zahl beläuft sich auf ca. 65.000 pro Jahr, Tendenz zunehmend. Diese Schiffe erzeugen eine mächtige
Sogwirkung und bei geringen Wassertiefen kann man
sich gut vorstellen, welche Auswirkungen das auf die
Unterwasserfauna hat. Überdies können alle Segel- und
Motorboote in unlimitierter Zahl das Gebiet nutzen, mit
allen denkbaren Wirkungen, aber wehe, der Mensch
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus dem Fischereiverband
Foto: T. Wichmann
holt die Angel raus. Dann ist es unverträglich! Es ist nicht
nachzuvollziehen, warum Freizeitfischer das Gebiet
mehr beeinflussen sollen als die gesamte Schifffahrt.
Eine Gefährdung der Meeressäuger durch die Freizeitfischerei kann das Umweltministerium doch nicht ernsthaft
befürchten? Gehen Wale, Robben und Seehunde an die
Angeln? Der Versuch, die Entnahmemenge von Dorsch
durch die Angler mit dieser Maßnahme zu begrenzen,
ist rechtssystematisch abwegig. Für die Fischerei gibt
es in der EU die gemeinsame Fischereipolitik mit ihrem
Instrumentarium, zudem sind die Anglerfänge bei der
Quotenfindung durch die Wissenschaft berücksichtigt.
Die Vogel- und FFH-Schutzrichtlinien sollen nicht die
Fischerei regeln, sondern Arten- und Biotopschutz si-
chern. Der Dorsch ist aber keine geschützte Art nach
vorgenannten Richtlinien und überdies nicht gefährdet.
Ein Verbot ohne Faktengrundlage und ohne Begründung
also. Sieht so eine seriöse Naturschutzpolitik aus?
Sollten diese Pläne Wirklichkeit werden, dann ist das
Angelparadies M-V, wie Minister Backhaus es immer
nennt, Geschichte! Davon betroffen sind zuvorderst
erstmal die Angler. In 2015 wurden laut Landesamt
für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei
(LALLF) 131.874 Angelberechtigungen für die Küstengewässer ausgegeben. Doch über die Angler direkt
hinaus ist natürlich auch die Wirtschaft betroffen. Viele
Angler kommen als Touristen in unser Land, übernachten
in Pensionen, Hotels oder auf Campingplätzen und
fahren entweder mit eigenem Boot oder mit Anbietern
von Angeltouren auf die Ostsee. Auch diese Gewerbe
sind von solchen Totalverboten betroffen. Und das alles
ohne fundierte naturschutzfachliche Grundlage.
Zu den Einzelheiten: Die Umsetzung der FFH-Richtlinie
und der Vogelschutz-Richtlinie und der Festlegung von
Meeresschutzgebieten ist sicher notwendig und richtig.
Ob es dazu der Festlegung von Naturschutzgebieten
bedarf, darüber könnte man sich vortrefflich streiten.
Aus unserer Sicht ist das von der EU nicht zwingend
gefordert. Andererseits wären auch NSG ohne Verbot
der Freizeitfischerei denkbar.
Welcher Schutzzweck wird verfolgt? Ziel sind Erhaltung
bzw. Wiederherstellung der ökologischen Werte und
Funktionen des Gebietes, insbesondere Morphodynamik
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
(reliefbildende Prozesse), marine Makrophyten (höhere
Wasserpflanzen); Bestände der Schweinswale, Kegelrobben und Seevogelarten sowie die Vernetzung der
benthischen Lebensgemeinschaften (Gemeinschaften
des Meeresbodens). Auch der Stör und die Finte sollen
gefördert werden.
Welche Verbote sind geplant? Das Einbringen von Baggergut, Einrichtung und Betrieb von Aqakulturen und
das Ausbringen von Tieren und Pflanzen gebietsfremder
Arten sowie die Freizeitfischerei. Ausgenommen sind
Flugverkehr, Schifffahrt, nach internationalem Recht
erlaubte militärische Nutzung und Berufsfischerei sowie Maßnahmen der NSG-Verwaltung und öffentliche
Aufgaben.
Welche Projekte und Pläne sind zulässig? Projekte zur
Energieerzeugung aus Wasser, Strömung und Wind,
zur Aufsuchung, Gewinnung und Aufbereitung von
Bodenschätzen, zur Errichtung und zum Betrieb von
Rohrleitungen und unterseeischen Kabeln innerhalb
des Naturschutzgebietes sind vor ihrer Zulassung auf
ihre Verträglichkeit mit dem Schutzzweck zu prüfen. Sie
wären zulässig, wenn sie nicht zu erheblichen Beeinträchtigungen der für den Schutzzweck maßgeblichen
Bestandteile des Gebietes führen können.
Also zusammengefasst: Während Offshore-Windkraft,
das Heben von Bodenschätzen und das Verlegen von
Leitungen und Kabeln privilegiert werden und möglich
sein sollen – die wohl kaum als nachhaltig und dem
Schutzzweck dienlich bezeichnet werden können – wird
die Freizeitfischerei verboten! Das gleicht dem Schießen
auf Spatzen mit Kanonen. Mit dieser geplanten drastischen Maßnahme werden die Einflüsse auf Flora und
Fauna nur unwesentlich verringert. Die Einordnung des
Angelns als erheblich gegenüber den Schutzzwecken
ist falsch, durch nichts begründet und abzulehnen!
Mittlerweile hat sich eine massive Protestwelle gegen
die geplanten Verbote entfaltet. Die Landesanglerverbände von M -V und S-H haben den Dachverband,
DAFV mit den anderen Landesverbänden an ihrer Seite.
Eine Onlinepetition hat bisher Tausende Unterschriften
erbracht, über Facebook wurden über Hunderttausende
Nutzer erreicht. Die Tourismusverbände von M-V und
S-H haben sich dagegen ausgesprochen, beide Landwirtschaftsministerien und die Landtage haben sich klar
gegen das Verbot positioniert. Die Bundesabgeordneten
aus M-V und S-H sprachen sich nahezu alle ebenso
dagegen aus. Der Bundeslandwirtschaftsminister hat
sich pro Angler positioniert. In Schleswig-Holstein haben sogar 2 Kreistage und Bürgermeister von diversen
Kommunen Beschlüsse gegen das Verbot gefasst.
Die Bundesministerin plant nach Informationen aus gut
unterrichteten Kreisen, die Verordnung im Juli zu unterzeichnen. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass der
Widerstand erfolgreich ist, die Vernunft siegt und nicht
der blanke Dogmatismus.
21
Aus der Forschung
Vergleichende Untersuchungen der Abwachsleistungen
von Forellen (Oncorhynchus mykiss) (Walbaum, 1792) der
Selektionslinie BORN mit Stahlkopfforellen
Dr. Ralf Bochert – LFA MV, Institut für Fischerei, Aquakultur Born
Dr. Tom Goldammer – Leibniz-Institut für Nutztierbiologie, Abteilung Fischgenetik, Dummerstorf
Einleitung
Eine Selektionslinie der Regenbogenforelle am Standort
Born hat ihren Ursprung in den Jahren 1975-1978.
Aus diesem Anfangsbestand wurde 1978 die erste
Filialgeneration erzeugt und seither fortgeführt (Anders,
1986). Die züchterische Bearbeitung in Born fokussierte
damals auf die am schnellsten wachsenden Tiere (Vorwüchser) und es wurde durch natürliche Selektion nach
Krankheitswiderstandsfähigkeit ausgewählt.
Erste vergleichende Untersuchungen der BORN-Forelle
mit anderen Regenbogenforellenstämmen fanden schon
mit Tieren der dritten und vierten Generation Ende der
1980iger Jahre statt. Im Vergleich mit einem dänischen
Forellenstamm zeigten sich deutlich schlechtere Abwachsleistungen sowohl in der Aufzuchtphase als auch
während der Speisefischproduktion. Die Stückmassen,
die Gesamtmassen und die täglichen Wachstumsraten
waren bei den dänischen Forellen deutlich höher als bei
der BORN-Forelle respektive der Futterumsatz deutlich
geringer (Anders, 1986).
Jüngere Studien zeigen anhand von Belastungsexperimenten, dass BORN-Forellen bei einer Infektion mit dem
Erreger der Furunkulose (Aeromonas salmonicida) signifikant besser Überleben als Vergleichsfische (Korytář,
2013). BORN-Forellen haben sich an regionale Umwelteinflüsse adaptiert, zeigen höhere Widerstandsfähigkeit
gegenüber Pathogenen in Verbindung mit einem guten
Wachstum und entsprechender Fitness (Goldammer
et al., 2013). BORN-Forellen eignen sich somit als
standortgerechte Fischzuchtlinien für die Erzeugung
hochwertiger Fischprodukte aus regionaler Aquakultur.
Stahlkopfforelle und Regenbogenforelle sind verschiedene Stämme derselben Art Oncorhynchus mykiss (Cowx,
2014). Der Lebenszyklus der Stahlkopfforelle umfasst
Süßwasser- und marine Phasen. Im Süßwasser erfolgt
die Reproduktion und die Tiere leben bis zu vier Jahre
in den Flüssen (Scott & Crossman 1973, Wooding
1994). Sobald Stahlkopfforellen auf ihrer Wanderung
zum Ozean die Ästuare erreichen, wachsen sie sehr
schnell und können ihre Masse innerhalb von zwei Wochen verdoppeln bis verdreifachen (Childerhose & Trim,
1979). Stahlkopfforellen erreichen im Mittel 50-75 cm
Körperlänge und liegen damit im Vergleich deutlich
vor den Regenbogenforellen mit im Mittel 30-45 cm
Körperlänge (Cowx, 2014). Unter optimalen Nahrungsund Wasserbedingungen wachsen Stahlkopfforellen
7 – 10 kg im Zeitraum von drei Jahren, wohingegen
Regenbogenforellen zum Vergleich nur 4,5 kg erreichen
(Cowx, 2014). Die Zucht der Stahlkopfforellen richtet
sich laut Hersteller auf Schnellwüchsigkeit und hohe
Überlebensfähigkeit (Troutlodge, 2014).
In der vorliegenden Untersuchung sollte überprüft
werden, ob die regional gezüchtete Born-Forelle für
die standortgerechte Aquakultur besser geeignet ist
als Importfische. Für die Studie wurde eine definierte
Frischmasse (g)
Mittlere Masse ± SD
480
430
380
330
280
230
180
130
80
Bo
Sk
0
36
74
107
128
Anzahl Versuchstage
Abb. 1:Mittlere Frischmassezunahme von Regenbogenforellen unter Brackwasserbedingungen in Durchflussrinnen in Born im
Abb.
1:Mittlere
Frischmassezunahme
von Regenbogenforellen
unter Brackwasserbedingungen in
Jahre 2014.
SD- Standardabweichung,
Bo- Regenbogenforelle
Born, Sk- Stahlkopfforelle
Durchflussrinnen in Born im Jahre 2014. SD- Standardabweichung, Bo- Regenbogenforelle
Born, Sk- Stahlkopfforelle
22
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
parallele Produktion wirtschaftlich relevanter Fischmengen in technologisch unterschiedlich betriebenen regionalen Aquakulturanlagen mit zusätzlich differentem
Selektionsdruck durchgeführt.
Methoden
Die Versuche wurden mit zwei Forellenlinien durchgeführt. Regenbogenforellen der brackwasseradaptierten
Selektionslinie BORN (RFBo), nachfolgend auch als
BORN-Forelle bezeichnet, wurden im Frühjahr 2013
aus dem Laich der Elterntiere am Standort gewonnen.
Nachkommen der Stahlkopfforelle (RFSk) wurden aus
Augenpunkteiern erbrütet, die im Frühjahr 2013 über
den Handel aus den USA geliefert wurden. Diese Eier
waren sterilisiert und als rein weiblich deklariert. Die
Aufzucht und das Vorstrecken erfolgten unter Durchflussbedingungen mit natürlichen Schwankungen der
Umweltparamater. Gefüttert wurde handelsübliches
Forellenfutter.
Die vergleichenden Untersuchungen wurden an drei
Standorten durchgeführt: Rinnenanlage im Durchfluss
eines Oberflächengewässers (RA), Netzkäfiganlage in
einem Oberflächengewässer (NK) und Durchflussanlage
am Forschungszentrum in Born (BO).
Zum Versuchsbeginn hatten die Satzfische jeweils Frischmassen (FM) von größer 100 g. Der Besatz erfolgte
mit praxisüblichen Dichten von 60 kg (BO) bis 150 kg
(RA). Der Versuchsbeginn war in der RA der 16.01.14,
bei NK und in BO der 10.02.14. Die Besatzdichten
betrugen in Hinblick auf den Endbesatz 10 kg/m³ (NK),
15 kg/m³ (RA), und 73 kg/m³ (BO). Die parallele Mast
der Forellen erfolgte unter den praxisüblichen Bedingungen der jeweiligen Fischzüchter. Tägliche Mess- und
Dokumentationswerte waren die Wassertemperatur, der
Sauerstoffgehalt, die Futtermenge und die Stückverluste.
Wöchentlich wurden Wasserproben entnommen und die
Gehalte an Nitrat, Nitrit und Ammonium durch Mitarbeiter der LFA in Born bestimmt. Monatlich erfolgten an
allen Standorten Messungen (Frischmasse, Totallänge)
an 100 Tieren durch Mitarbeiter der LFA. Nach Erreichen des Zielgewichtes von > 350 g FM wurden die
Gesamtmassen bestimmt und die Frischmassen und
Totallängen von 50 Tieren erfasst. Für eine Schlachtkörperanalyse wurden jeweils zehn Tiere pro Gruppe zum
Versuchsende entnommen und frisch bearbeitet. Aus den
ermittelten Werten wurden der hepatosomatische Index
(HSI) und der gonadosomatische Index (GSI) berechnet.
Für die statistische Auswertung in R (Version 2.1.3.1.)
wurden die Daten mit dem Shapiro-Wilk-Test auf Normalverteilung überprüft. Bei Vorliegen von normalverteilten Stichproben wurden die Mittelwerte mit dem T-Test
analysiert. Im abweichenden Fall wurde der Mann-Whitney U-Test durchgeführt. Das Signifikanzlevel wurde auf
p < 0,05 festgelegt.
Ergebnisse
Durchflussanlage Forschungsanlage Born
Zum Versuchsbeginn Anfang Februar starteten beide Gruppen mit mittleren Frischmassen von 116 g.
Versuchsende war nach Erreichen von Frischmassen
100
Stückverluste kumulativ
80
70
Bo kum.
Sk kum.
20,0
Temperatur
Temperatur (°C)
90
25,0
60
15,0
50
40
10,0
30
20
5,0
10
0
24. Feb. 10. Mrz. 24. Mrz.
0,0
7. Apr.
21. Apr.
5. Mai.
19. Mai.
2. Jun.
16. Jun.
Datum
Abb.
2: Stückverluste
Stückverluste
kumuliert
(kum.)
und Wassertemperatur
in inDurchflussrinnen
in Born
bei
Abb. 2:
kumuliert
(kum.) und
Wassertemperatur
in Durchflussrinnen
Born bei der Mast von
Forellen
im der
Jahre
2014. von
Bo- Regenbogenforelle
Born,
Sk- Stahlkopfforelle
Mast
Forellen im Jahre
2014.
Bo- Regenbogenforelle Born, Sk- Stahlkopfforelle
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
23
Aus der Forschung
> 350 g nach 128 Tagen. Während der Mastphase und
RFBo mit 3,5 % etwas mehr Eingeweidefett besaßen.
am Versuchsende konnten zwischen beiden Gruppen
Gonaden waren nur unmerklich ausgebildet. Die Konkeine Unterschiede in der Abwachsleistung festgestellt
ditionsfaktoren lagen bei 1,3-1,4.
werden. Die RFBo beendeten den Versuch mit im Mittel
398 g etwas schwerer als die RFSk mit 388 g (Abb. 1).
Rinnenanalage im Durchfluss eines Oberflächengewässers
Die Wassertemperaturen erreichten Anfang April Werte
größer 10 °C und stiegen Ende Mai auf über 20 °C
Für die Rinnenanlage standen zu Versuchsbeginn Mitte
(Maximum 22,5 °C) an. Ein hoher Verlust von 70 Tieren
Januar keine einheitlichen Satzfische zur Verfügung.
trat bei den RFBo Anfang Mai auf, dessen Ursache
Die mittleren Frischmassen der RFBo lagen mit 105 g
auf technische Probleme bei der Sauerstoffversorgung
deutlich unter den Werten der Vergleichsgruppe (141 g).
zurückführbar war. Ansonsten zeigten beide Gruppen
Dies führte zu unterschiedlichen Versuchsenden für die
hohe Überlebensraten mit 94 % für die RFSk. Das VerlustRFSk Anfang Mai nach 111 Tagen (386 g) und die
geschehen häufte sich bei den RFSk bei Überschreiten
RFBo nach 130 Tagen (418 g) (Abb. 3). Während der
der 10 °C und 20 °C Schwelle wohingegen die RFBo
Mastphase blieben die Wachstumsvorteile der RFSk
bei 20 °C Probleme zeigten (Abb. 2).
weiterhin sichtbar. Die Wassertemperaturen sanken bis
Zum Versuchsende ergaben sich bei beiden VersuchsEnde Januar noch einmal ab, erreichten Anfang April
gruppen ähnliche Leistungsparameter. Die täglichen
Werte größer 10°C und stiegen erst zum Versuchsende
Wachstumsraten betrugen 0,94 und 0,97 %/Tag (Tab. 1).
im Mai auf über 20 °C an. In beiden Gruppen traten
Für den Futterquotienten ergaben sich mäßige Werte die
schleichende Verluste auf (Abb. 4). Die Überlebensraten
bei den RFBo mit 1,51 schlechter waren als der FQ von
betrugen bei beiden Gruppen 96,2 %. Das Verlustge1,44 für die RFSk. Bei der Analyse der Schlachtkörper
schehen zeigte im Verlauf keine Spitzen.
Tab. 1: Leistungsparameter von Forellen unter Durchflussbedingungen in Born bei der Mast im Jahre
ergaben sich kaum Unterschiede. Die SchlachtkörperanFür die Futterquotienten ergaben sich zum Versuchsende
2014.
RFBo-88
Regenbogenforelle
Born, RFSkStahlkopfforelle
teile
betrugen
– 88,7 % der Frischmassen
(Tab.
2).
sehr gute Werte von 0,99 – 1,01. Die tägliche WachsTab.
1: Leistungsparameter
Forellen
unter Durchflussbedingungen
in Born
bei der
Mast
im Jahre
Der
Filetanteil
war bei den RFSkvon
mit 43,5
% signifikant
tumsrate lag für die RFBo
mit 1,06
%/Tag
besser
als für
2014.
RFBoRegenbogenforelle
Born,
RFSkStahlkopfforelle
RFBo
RFSk
höher als in der Vergleichsgruppe, wohingegen die
die RFSk mit 0,9 %/Tag (Tab. 3).Die SchlachtkörperBesatz (kg)
58
60
RFBo
RFSk
Besatz Frischmasse Mittel (g)
115,7
116,7
(kg)
58
60
Besatz (Stück)
500
500
Besatz
Frischmasse
Mittel
(g)
115,7
116,7
Futtermenge in kg
142,84
147,74
BesatzFrischmasse
(Stück)
500
500
Ende
Mittel (g)
398,2
388,2
Futtermenge
in
kg
142,84
147,74
Verluste (Stück)
89
29
Ende Gesamtmasse
Frischmasse Mittel
398,2
388,2
Ende
(kg) (g)
152,8
162,7
Verluste
89
29
Zuwachs(Stück)
in kg
94,8
102,7
Ende Gesamtmasse
(kg) (SGR) (%/d)
152,8
162,7
Tägliche
Wachstumsrate
0,97
0,94
Zuwachs in kg
94,8
102,7
FQ
1,51
1,44
Tägliche Wachstumsrate (SGR) (%/d)
0,97
0,94
FQ
1,51
1,44
Tab. 2: Schlachtkörperzusammensetzung unter Durchflussbedingungen in Born bei der Mast von
Tab. 1: Leistungsparameter von Forellen unter Durchflussbedingungen in Born bei der Mast im Jahre 2014. RFBo- RegenbogenForellen im Jahre 2014. RFBo- Regenbogenforelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle
forelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle
Tab. 2: Schlachtkörperzusammensetzung unter Durchflussbedingungen in Born bei der Mast von
Forellen im Jahre 2014. RFBo- Regenbogenforelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle
RFBo (n=10)
RFSk (n=10)
Stückmasse (g)
399,8 ± 28,0
386,6 ± 51,2
RFBo
(n=10)
RFSk
Totallänge (cm)
31,0 ±
0,9
30,4 (n=10)
± 1,5
Stückmasse
(g)
399,8
±
28,0
386,6
Schlachtkörper (%)
88,0 1,3
88,7 ± 51,2
1,0
Totallänge
(cm) (F %)
31,0 ± 1,6
0,9
30,4 ± 0,9
1,5
Filet
ohne Haut
41,7
43,5
Schlachtkörper
88,0
1,3
88,7
1,0
Leber
(HSI)(%) (%)
1,0 ±±0,1
1,0 ±±0,1
Filet
ohne
Haut
(F
%)
41,7
±
1,6
43,5
±
0,9
Fett (%)
3,5 ± 0,6
3,0 ± 1,2
Leber (HSI)(%)
1,0 ± 0,7
0,1
1,0 ± 1,1
0,1
Innereien
(%)
6,2
5,8
Fett
(%)
3,5
±
0,6
3,0
±
1,2
Gonaden (GSI) (%)
0,2 0,1
0,1 0,0
Innereien (%)
6,2 ± 0,1
0,7
5,8 ± 0,1
1,1
Konditionsfaktor
1,3
1,4
Gonaden
(GSI)
(%)
0,2
±
0,1
0,1
±
0,0
Tab. 2: Schlachtkörperzusammensetzung unter Durchflussbedingungen in Born bei der Mast von Forellen im Jahre 2014. RFBoKonditionsfaktor
1,3 ± 0,1
1,4 ± 0,1
Regenbogenforelle
Born, RFSk- Stahlkopfforelle
24
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
Mittlere Masse ± SD
530
Frischmasse (g)
480
430
380
330
280
RFBo
230
RFSk
180
130
80
0
62
104
111
130
Anzahl Versuchstage
Abb. 3: Mittlere Frischmassezunahme von Regenbogenforellen in einer Rinnenanalage im Durchfluss eines Oberflächengewässers
Abb.
3: Mittlere Frischmassezunahme von Regenbogenforellen in einer Rinnenanalage im Durchfluss
im Jahre 2014. SD- Standardabweichung, RFBo- Regenbogenforelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle
eines Oberflächengewässers im Jahre 2014. SD- Standardabweichung, RFBoBorn, RFSkStahlkopfforelle
analysenRegenbogenforelle
ergaben kaum Unterschiede.
Die SchlachtkörNetzkäfiganlage in einem Oberflächengewässer
peranteile betrugen 85 – 86 % der Frischmassen (Tab.
4). Der Filetanteil (ohne Haut) war bei den RFSk mit
50,1 % signifikant höher als in der Vergleichsgruppe.
Die Tiere waren mit Eingeweidefettwerten von 1,4-2 %
fettarm. Gonaden waren bei den RFBo nur unmerklich
ausgebildet. Die Konditionsfaktoren lagen bei 1,3-1,5.
Der Besatz der Versuchsgruppen in die Netzkäfiganlage erfolgte Anfang Februar. Die mittleren Frischmassen
der RFBo lagen mit 111 g nur unwesentlich höher als
in der Vergleichsgruppe (117 g). Mitte Juli wurde der
Versuch nach 158 Tagen beendet. Beide Vergleichs-
50
40
RFBo kum.
Temperatur
RFSk kum.
20
35
30
15
25
20
10
15
10
5
Wassertemperatur (°C)
Stückverluste kumultativ
45
25
5
0
0
17. Jan. 31. Jan. 14. Feb. 28. Feb. 14. Mrz. 28. Mrz. 11. Apr. 25. Apr. 9. Mai. 23. Mai.
Datum
Abb. 4: Stückverluste kumuliert (kum.) und Wassertemperatur in einer Rinnenanalage im Durchfluss eines Oberflächengewässers
Abb.
Stückverluste
und Wassertemperatur
in einer Rinnenanalage im Durchfluss
bei
der 4:
Mast
von Forellen imkumuliert
Jahre 2014,(kum.)
Bo- Regenbogenforelle
Born, Sk- Stahlkopfforelle
eines Oberflächengewässersbei der Mast von Forellen im Jahre 2014., Bo- Regenbogenforelle
Born, Sk- Stahlkopfforelle
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
25
Stahlkopfforelle
Tab. 3: Leistungsparameter von Forellen im Jahre 2014bei der Mast in einer Rinnenanlage im
Durchfluss
eines
Oberflächengewässers.RFBoBorn,
RFSkRFBoRegenbogenforelle RFSk
Aus der Forschung
Stahlkopfforelle
Besatz (kg)
126,6
155,0
Besatz Frischmasse Mittel (g)
Besatz (Stück)
Besatz (kg)
Futtermenge in kg
Besatz Frischmasse Mittel (g)
Ende Frischmasse Mittel (g)
Besatz (Stück)
Verluste (Stück)
Futtermenge in kg
Ende Gesamtmasse (kg)
Ende Frischmasse Mittel (g)
Zuwachs in kg
Verluste (Stück)
Tägliche Wachstumsrate (SGR) (%/d)
Ende Gesamtmasse (kg)
FQ
Zuwachs in kg
Tägliche Wachstumsrate (SGR) (%/d)
FQ
105,2
RFBo
1203
126,6
339
105,2
418,6
1203
46
339
460,7
418,6
334,1
46
1,06
460,7
1,01
334,1
1,06
1,01
141,4
RFSk
1092
155,0
241
141,4
385,8
1092
42
241
397,9
385,8
242,9
42
0,90
397,9
0,99
242,9
0,90
0,99
Tab. 4: Schlachtkörperzusammensetzung bei der Mast von Forellen im Jahre 2014 in einer
Tab. 3: Leistungsparameter von Forellen im Jahre 2014 bei der Mast in einer Rinnenanlage im Durchfluss eines OberflächengeRinnenanlage im Durchfluss eines Oberflächengewässers. RFBo- Regenbogenforelle Born,
wässers. RFBo- Regenbogenforelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle
RFSk- Stahlkopfforelle
Tab. 4: Schlachtkörperzusammensetzung bei der Mast von Forellen im Jahre 2014 in einer
Rinnenanlage im Durchfluss eines Oberflächengewässers.
RFBoRegenbogenforelle
Born,
RFBo
(n=10)
RFSk (n=10)
RFSk- (g)
Stahlkopfforelle
Stückmasse
428,1 ± 72,8
417,5 ± 95,6
Totallänge (cm)
31,6 ± 1,8
30,4 ± 2,1
RFBo (n=10)
RFSk (n=10)
Schlachtkörper (%)
85,0 ± 2,4
85,9 ± 1,8
Stückmasse (g)
428,1 ± 72,8
417,5 ± 95,6
Filet ohne Haut (F %)
46,4 ± 3,3
50,1 ± 1,8
Totallänge (cm)
31,6 ± 1,8
30,4 ± 2,1
Leber (HSI)(%)
1,3 ± 0,1
1,1 ± 0,1
Schlachtkörper (%)
85,0 ± 2,4
85,9 ± 1,8
Fett (%)
2,0 ± 0,8
1,4 ± 0,4
Filet ohne Haut (F %)
46,4 ± 3,3
50,1 ± 1,8
Innereien (%)
9,0 ± 2,8
10,6 ± 1,8
Leber (HSI)(%)
1,3 ± 0,1
1,1 ± 0,1
Gonaden (GSI) (%)
0,1 ± 0,1
0,0 ± 0,0
Fett (%)
2,0 ± 0,8
1,4 ± 0,4
Konditionsfaktor
1,3 ± 0,1
1,5 ± 0,1
Innereien (%)
9,0 ± 2,8
10,6 ± 1,8
Tab. 4: Schlachtkörperzusammensetzung bei der Mast von Forellen im Jahre 2014 in einer Rinnenanlage im Durchfluss eines
Gonaden (GSI) (%)
0,1 ± 0,1
0,0 ± 0,0
Oberflächengewässers. RFBo- Regenbogenforelle Born, RFSk- Stahlkopfforelle
Konditionsfaktor
1,3 ± 0,1
1,5 ± 0,1
Mittlere Masse ± SD
480
Frischmasse (g)
430
380
330
280
RFBo
230
RFSk
180
130
80
0
37
79
102
133
158
Anzahl Versuchstage
Abb.
Mittlere
Frischmassezunahme
von Regenbogenforellen
in eines
einerOberflächengewässers
Netzkäfiganlage imeines
Abb. 5:5:Mittlere
Frischmassezunahme
von Regenbogenforellen
in einer Netzkäfiganlage
Jahre
2014. SD-Oberflächengewässers
Standardabweichung, RFBo-im
Regenbogenforelle
RFSk- Stahlkopfforelle
Jahre 2014. Born,
SD- Standardabweichung,
RFBo- Regenbogenforelle
Born, RFSk- Stahlkopfforelle
26
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
1000
Stückverluste kumulativ
800
RFBo kum.
RFSk kum.
Temperatur
20,0
700
600
15,0
500
400
10,0
300
200
Wassertemperatur (°C)
900
25,0
5,0
100
0
11. Feb.
0,0
4. Mrz.
25. Mrz.
15. Apr.
6. Mai.
27. Mai.
17. Jun.
8. Jul.
Datum
Abb. 6: Stückverluste kumuliert (kum.) und Wassertemperatur in einer Netzkäfiganlage eines Oberflächengewässers bei der Mast
von Forellen
im Jahre 2014. BoRegenbogenforelle
Stahlkopfforelle
Abb.
6: Stückverluste
kumuliert
(kum.) Born,
undSk-Wassertemperatur
in einer Netzkäfiganlageeines
Oberflächengewässers bei der Mast von Forellen im Jahre 2014. Bo- Regenbogenforelle Born,
gruppen hatten im Mittel fast 350 g Stückgewicht
Diskussion
Sk- Stahlkopfforelle
erreicht (Abb. 5). Während der Mastphase zeigten sich
keine Unterschiede beim Wachstum, jedoch zeigten
sich bei den RFSk massive Verluste. Mit dem Anstieg
der Wassertemperatur über 10°C setzte eine kurzzeitig
hohe Sterblichkeit von mehr als der Hälfte der Tiere in
dieser Versuchsgruppe ein. In beiden Versuchsgruppen
stellten sich in den Folgewochen erhöhte schleichende
Verluste ein. Die Verluste stiegen erneut Mitte Juni nach
einer Periode mit Wassertemperaturen über 20 °C.
Diese Verluste waren bei den RFBo geringer als bei
den RFSk (Abb. 6). Es ergaben sich Überlebensraten
von lediglich 79,8 % (RFBo) bzw. 18,8 % (RFSk).
Auffällig zeigte sich bei allen für die abschließende
Vermessung ausgewählten RFSk zudem ein massiver
Befall mit Ektoparasiten (Karpfenlaus), der bei den
benachbart gehälterten Tieren nicht auftrat.
Für die Futterquotienten ergaben sich zum Versuchsende sehr gute Werte von 0,99 – 1,01. Die tägliche
Wachstumsrate lag für die RFBo mit 1,06 %/Tag besser
als für die RFSk mit 0,9 %/Tag (Tab. 5). Die Schlachtkörperanalysen ergaben keine signifikanten Unterschiede zwischen den Vergleichsgruppen (Tab. 6).
Die Schlachtkörperanteile betrugen fast 88 % der
Frischmassen und der Filetanteil (ohne Haut) lag bei
jeweils 43 %. Die Tiere waren mit Eingeweidefettwerten von 3,2-3,7 % mäßig fett. Die Konditionsfaktoren
lagen bei 1,3.
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Für die vorliegende Studie wurde an drei technologisch unterschiedlich betriebenen regionalen Aquakulturanlagen die vergleichende parallele Produktion von
BORN-Forellen und Importforellen durchgeführt. Für
eine Gegenüberstellung wurden verschiedene Leistungsparameter erfasst, das Verlustgeschehen dokumentiert
und Schlachtkörperanalysen durchgeführt.
Neben der Hälterung am Standort Born erfolgte die
Hälterung der Fische an drei externen Standorten unter
den jeweiligen individuellen betrieblichen Bedingungen
vor Ort. Die ermittelten Wasserwerte (Gehalt an Ammonium, Nitrat, Nitrit, Sauerstoffsättigung) waren an
allen Standorten über den Versuchszeitraum unauffällig
und lagen im fischoptimalen Bereich. Die ermittelten
Abwachsleistungen und Leistungsparameter der Fische
ergaben zum Versuchsende praxisübliche Werte. Die
Mast der Speiseforellen konnte an den Standorten nach
111 - 158 Tagen erfolgreich abgeschlossen werden.
Für das jeweilige Verlustgeschehen, als ein wichtiger
Marker der Robustheit gegenüber den Standortfaktoren,
ergaben sich im Ergebnis unterschiedliche Bilder. Lediglich an zwei Standorten zeigten sich niedrige Verlustraten von 3 - 5 % wobei zwischen den Vergleichsgruppen
kaum Unterschiede auftraten. Höhere Verluste bei der
BORN-Forelle in Born resultierten aus einem technischen
Defekt. Im Vergleich sind jedoch auch diese Verlustraten
als hoch einzustufen. Jansen et al. (2004, 2007) gaben
27
RFSk
Tab. 5: Leistungsparameter bei der Mast von Forellen im RFBo
Jahre 2014 in einer Netzkäfiganlageeines
Aus
der
Forschung
Besatz (kg)
119 RFSk- Stahlkopfforelle 108
Oberflächengewässers. RFBo- Regenbogenforelle Born,
Besatz Frischmasse Mittel (g)
111,1
116,7
Besatz (Stück)
1071
926
RFBo
RFSk
Futtermenge
287,2
142,5
Besatz
(kg) in kg
119
108
Ende
Frischmasse
Mittel
(g)
341,3
344,1
Besatz Frischmasse Mittel (g)
111,1
116,7
Verluste(Stück)
(Stück)
216
752
Besatz
1071
926
Ende
Gesamtmasse
(kg)
460,7
59,8
Futtermenge in kg
287,2
142,5
Zuwachs
in
kg
293,3
-48,2
Ende Frischmasse Mittel (g)
341,3
344,1
Tägliche
Wachstumsrate
(SGR)
(%/d)
0,71
0,68
Verluste (Stück)
216
752
FQ
1,65
Ende Gesamtmasse (kg)
460,7
59,8-
Zuwachs in kg
293,3
-48,2
Tägliche Wachstumsrate (SGR) (%/d)
0,71
0,68
Tab. 6: Schlachtkörperzusammensetzung von Forellen1,65
im Jahre 2014 bei der Mast
FQ
- in einer
Netzkäfiganlage
eines
Oberflächengewässers.RFBo-
Regenbogenforelle
Born,
RFSk-
Tab. 5: Leistungsparameter bei der Mast von Forellen im Jahre 2014 in einer Netzkäfiganlage eines Oberflächengewässers.
Stahlkopfforelle
RFBo- Regenbogenforelle
Born, RFSk- Stahlkopfforelle
Tab. 6: Schlachtkörperzusammensetzung von Forellen im Jahre 2014 bei der Mast in einer
RFBo (n=10)
RFSk
Netzkäfiganlage eines Oberflächengewässers.RFBo- Regenbogenforelle
Born,(n=10)
RFSkStückmasse
(g)
391,7
±
46,5
396,1
± 68,6
Stahlkopfforelle
Totallänge (cm)
Schlachtkörper (%)
Filet
ohne Haut
Stückmasse
(g) (F %)
Leber
(HSI)(%)
Totallänge (cm)
Fett
(%)
Schlachtkörper
(%)
Innereien
Filet
ohne(%)
Haut (F %)
Gonaden
(GSI) (%)
Leber (HSI)(%)
Konditionsfaktor
Fett (%)
31,4 ± 1,0
87,8 ±
1,1
RFBo
(n=10)
43,5 ±
391,7
± 1,5
46,5
1,3
±
31,4 ±0,3
1,0
3,2 ±±0,7
87,8
1,1
6,1 ±±0,5
43,5
1,5
0,2
±
0,1
1,3 ± 0,3
1,3 ±
3,2
± 0,1
0,7
30,9 ± 1,8
87,5 (n=10)
± 1,4
RFSk
43,1 ±
2,4
396,1
± 68,6
1,4
±
0,3
30,9 ± 1,8
3,7 ±±1,2
87,5
1,4
6,1 ±±0,8
43,1
2,4
0,1
1,4 ±
± 0,1
0,3
1,3 ±
± 0,1
3,7
1,2
Tab.
6: Schlachtkörperzusammensetzung
von Forellen im Jahre 2014 bei der Mast in einer
eines
Innereien
(%)
6,1 ±Netzkäfiganlage
0,5
6,1 Oberflächen± 0,8
gewässers.
RFBoRegenbogenforelle
Born, RFSk- Stahlkopfforelle
Gonaden
(GSI)
(%)
0,2 ± 0,1
0,1 ± 0,1
Konditionsfaktor
bei der Speiseforellenmast lediglich Mortalitäten von
1,3 % bzw. 0,2 % für BORN-Forellen an. Die Verluste
in der Netzkäfiganlage waren bei der BORN-Forelle
wesentlich höher, jedoch in der Vergleichsgruppe mit
> 80 % Verluste gravierend. An diesem Standort zeigte
die BORN-Forelle deutlich bessere Überlebensraten.
Im Gegensatz zu den kontinuierlichen Verlusten in der
Rinnenanlage, konzentrierten sich die Verluste in Born
und in der Netzkäfiganlage zu den Zeitpunkten des
Überschreitens der Wassertemperatur > 10 °C und
> 20 °C. Zu diesen Zeitpunkten stiegen vor allem in
der Gruppe der Sk-Forellen die Mortalitäten deutlich
an. Für die Rinnenanlage konnte diese Beobachtung
nicht festgehalten werden, da die Wassertemperatur
erst nach Versuchsende über 20 °C anstieg.
An allen Standorten wurden keine Unterschiede in
den Futterumsätzen zwischen den Vergleichsgruppen
nachgewiesen. Lediglich am Standort der Rinnenanlage
lagen die Futterumsätze mit Futterquotienten um 1,0
im Rahmen optimaler Forellenhaltungsbedingungen.
Diese Werte im Bereich von FQ von 0,8 - 1,2 wurden
auch von Jansen et al. (2004, 2005, 2007) für die
Hälterung von BORN-Forellen angegeben. An den
Standorten Born und der Netzkäfiganlage wurden
dagegen nur mäßige Futterumsätze von 1,44 - 1,65
erreicht. Die Endbesatzdichten in Born waren mit 73
28
1,3 ± 0,1
1,3 ± 0,1
kg/m³ zwar wesentlich höher als in der Rinnenanlage
mit nur 15 kg/m³, liegen aber dennoch in einem für
die Produktion üblichen Bereich (Jansen et al., 2004,
2005, 2007).
Bei der vorliegenden Untersuchung wurden innerhalb
der Vergleichsgruppen und auch zwischen den Standorten keine Unterschiede im HSI nachgewiesen. Der
HSI besitzt Aussagekraft für die Energiereserven der
Leber und die metabolische Aktivität (Lenhardt et al.,
2004). HSI-Werte zeigen eine saisonale Abhängigkeit
und variieren auch mit dem Alter (Brown & Murphy,
2004). Der HSI wird benutzt, um Fütterungseffekte
auf die Leber als Schlüsselorgan des Stoffwechsels zu
untersuchen. Dernekbasi (2012) gibt für Fische einen
Standardbereich des HSI zwischen 1 und 2 % an.
Höhere Werte lassen Rückschlüsse auf Probleme bei
der Ernährung, im Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel,
oder Vitaminmangel zu. Sinkende HSI-Werte stehen in
engem Zusammenhang mit dem Gonadenwachstum,
da größere Mengen an Energie in diesem Depot gespeichert werden (Brown & Murphy, 2004).
Bei der vorliegenden Studie wurden Leistungsparameter der regionalen BORN-Forelle mit denen einer
Stahlkopfforelle verglichen. Die Importforelle ist ein
bevorzugtes Aquakulturobjekt, denn die Tiere zeichnen
sich durch eine hohe Wachstumsleistung aus (Childer-
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
hose & Trim, 1979; Cowx, 2014). Dieser Effekt wird
durch eine genetische Sterilisation der befruchteten
Eier noch weiter verstärkt. Das Wachstum sterilisierter
Forellen ist im Vergleich zu unbehandelten Vergleichsgruppen schneller. Weitere Vorteile ergeben sich im
Ausbleiben der Ausbildung von Geschlechtsprodukten (Verringerung der Schlachtausbeute) und in einer
gleichbleibenden Fleischqualität, die durch sexuelle
Reifung Veränderungen erfahren kann. Im Ergebnis
der Vergleichsstudie konnte festgestellt werden, dass
die regionale BORN-Forelle ähnlich gute Wachstumsleistungen zeigt, wie eine von den Ausgangswerten
deutlich besser einzustufende Importforelle. Es ergaben
sich keine signifikanten Unterschiede an den einzelnen
Standorten. Unter Berücksichtigung des fast totalen
Verlustes bei den Importforellen in der Netzkäfiganlage
schnitten die BORN-Forellen insgesamt sogar etwas
besser ab.
Danksagung
Die vorliegenden Daten wurden im Rahmen des EFFPilotprojektes Born-Forelle (VI-560/7308-4) erstellt.
Die Autoren bedanken sich bei den Kooperationspartnern im Campus bioFISCH M-V Dipl.-Biol. C. Kühn
(LFA-M-V, Rostock), Dr. B. Köllner (FLI, Riems) und dem
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern für
die finanzielle Unterstützung. Den Praxispartnern Herr
W. Loch (Hohen Sprenz) und Herrn T. Splett (AQUA
Fischzucht Strasen) gilt unser besonderer Dank für ihre
Kooperation bei der vergleichenden Mast der Forellen.
Wir danken außerdem den am Projekt beteiligten
Mitarbeitern D. Genz, S. Herper und R. Tielebier (LFAM-V, Born) für Erbrütung, Anzucht und die Hilfe bei
der Datengewinnung.
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Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
29
Aus der Forschung
Einheitsfanganalysen als praxisnahes Hilfsmittel
zur Abschätzung der Fischbestandsentwicklung in
Binnengewässern
Prof. Dr. Robert Arlinghaus1,2, Thilo Pagel1, Daniel Hühn1,3, Dr. Tobias Rapp1
1Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Müggelseedamm 310, 12587 Berlin
2Humboldt-Universität zu Berlin, Philippstraße 13, Haus 7, 10115 Berlin
3Institut für Binnenfischerei, Im Königswald 2, 14469 Potsdam
Einleitung
Zur Einschätzung der Entwicklung von Fischgemeinschaften sowie zur Bewertung der Produktionsmengen
in der Binnenfischerei sind Daten zu Fischerträgen bzw.
den angelandeten Fischbiomassen unabdingbar. Fischereiliche Anlandungen sind zum Beispiel wesentliche
Eingangsparameter für die in der Fischereibiologie
weitverbreiteten Bestandsmodelle. Allerdings sind im
Fischereimanagement alle gängigen Berechnungsverfahren zur Abschätzung der Bestandsgröße oder anderer bestandkundlicher Variablen (z. B. Biomasse der
Laichfische) auf lange Zeitreihen der Ertragsdaten, aufgeschlüsselt nach Altersklassen (sogenannte catch-at-age
Daten), angewiesen. Absolute Fischerträge, die nicht
nach Jahrgängen aufgeschlüsselt sind, sind hingegen
weniger gut geeignet, um die Fischbestandsentwicklungen einzuschätzen (Branch et al. 2011). Aus diesem
Grunde sammeln alle Institute bzw. Arbeitsgruppen,
die mit bestandskundlichen Analysen beschäftigt sind,
vor allen in marinen Fanggebieten, neben absoluten
Erträgen auch Altersdaten zu den angelandeten Biomassen, um so die für die virtuelle Populationsanalyse
(VPA) notwendige Jahrgangsinformation zu generieren.
In der europäischen Binnenfischerei wird die Erhebung
von Altersdaten traditionell vernachlässigt. Wenn überhaupt, werden vor allem von Berufsfischern absolute
Anlandungen an die Behörden gemeldet. Auch in der
hiesigen Angelfischerei werden in den Vereinen und
Verbänden über die Fangstatistik – mit wenigen Ausnahmen – vor allem absolute Entnahmenmengen (d. h.
Erträge) erhoben. Allerdings findet – erneut mit wenigen
Ausnahmen – keine zentrale Sammlung der in den
Hunderten deutschen Angelvereinen vorgehaltenen Ertragsdaten statt. Aus diesen beiden Gründen – Erhebung
ausschließlich von Ausfängen in absoluter Hinsicht und
fehlende zentrale Zusammenführung und Analyse der
vielen Einzeldaten – sind bestandskundliche Analysen
in der Binnenfischerei – erneut mit wenigen Ausnahmen
(z. B. Bodensee) – selten oder gar nicht vorhanden.
Entsprechend sind die aus Deutschland (und vielen
anderen Ländern) an die Welternährungsorganisation
der Vereinten Nationen (FAO) gemeldeten Produktionsmengen aus deutschen Binnengewässern in Bezug auf
die kommerzielle Seen- und Flussfischerei sowie die
30
Angelfischerei mit starken Unsicherheiten behaftet. Gleiches gilt für die Daten, die die Grundlage der deutschen
Berichte zur Binnenfischerei bilden. Nichtsdestotrotz
werden mangels besserer Alternativen die globalen
Daten der FAO zur Fischproduktion aus Ozeanen und
Binnengewässern regelmäßig zur Analyse des Zustands
der Weltfischbestände herangezogen. Insbesondere
die Arbeitsgruppe um den Fischereiprofessor Daniel
Pauly von der University in British Columbia hat seit
den 1990er Jahren in Wissenschaft und Medien stark
rezipierte globale Analysen zum weltweiten Überfischungszustand auf Basis von absoluten Anlandungen
vorgelegt (z. B. Pauly et al. 1998). Neuere Studien der
Arbeitsgruppen und die Professoren Ray Hilborn und
Trevor Branch von der University in Washington haben
die Aussagekraft entsprechender Analysen wiederholt
in Frage gestellt (Branch et al. 2011). Das Hauptargument der Kritiker ist, dass absolute Erträge wenig
über die Fischbestandszustände aussagen, weil die
Gesamtentnahme von vielen Faktoren abhängig ist (vor
allem Fischereiaufwand und Effizienz der Fanggeräte)
und daher nicht unbedingt die Entwicklung der Fischbestandsgrößen wiederspielt. Die Debatte wird seit
Anfang der 2000er Jahre vehement geführt und hat
kürzlich das weltweit führende Wissenschaftsjournal
Nature bewogen, einen kritischen Meinungsaustausch
zwischen Pauly auf der einen und Hilborn und Branch
auf der anderen Seite zur Aussagekraft von Erträgen
zur Einschätzung des Befischungszustandes von Fischbeständen zu publizieren (Pauly et al. 2013). Kürzlich
veröffentlichten Pauly & Zeller (2016) eine weitere globale Analyse auf Basis rekonstruierter Zeitreihen zu den
Gesamtfängen in der Weltfischerei, die von Fachleuten
erneut kritisiert wird (siehe www.cfooduw.org). Neben
vielen weiteren, stehen zwei Grundfragen von Relevanz
für die Binnenfischerei im Raum:1) wie gut spiegeln
absolute Fänge bzw. Erträge die Fischbestandsgrößen
wider und 2) können um den Fischereiaufwand standardisierte Fänge bzw. Entnahmen bessere Hinweise
bieten als absolute Fischerträge? Diesen Fragen wird
im vorliegenden Artikel auf Basis von Daten, die die
Autoren in deutschen Angelvereinen gesammelt haben,
nachgegangen.
Um die Bestandsentwicklung abzuschätzen, nutzen
Berufsfischer neben dem Erfahrungswissen vor allem
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
Aufzeichnungen ihrer Fänge, genauer gesagt der Erträge bzw. der Anlandungen. Entnahmestatistiken (die
vielleicht etwas irreführend als Fangstatistiken bezeichnet werden) sind auch in deutschen Angelvereinen
Standardmethoden der Bestandseinschätzung. Mit Hilfe
der von Anglern gemeldeten Entnahme wird in den
meisten Angelvereinen eine jährliche Gesamtentnahme
beliebter Fischarten ermittelt. Auf Grundlage dieser
Daten werden häufig Hegeentscheidungen gefällt, z.
B. zum Fischbesatz in der kommenden Saison oder
zu künftigen Entnahmebeschränkungen. Jedoch leidet
die Zuverlässigkeit der traditionellen Entnahmestatistik
unter anderem darunter, dass die Fangkarten selten
vollständig von allen Anglern abgegeben werden. Auch
ist bekannt, dass nur bestimmte Anglertypen, die nicht
repräsentativ für alle Angler im Verein stehen, ihre
Entnahmen über die Fangstatistik melden (Dorow &
Arlinghaus 2011). Desweiteren werden in den meisten
Angelvereinen in den Fangstatistiken nur entnommene
Fische eingetragen. Häufig werden z. B. untermaßige Fische, die die natürliche Vermehrung anzeigen,
oder während der Schonzeit gefangene Fische nicht
erfasst. Schließlich werden in traditionellen Fangstatistiken wichtige Maßzahlen des Fischereiaufwandes,
wie die gefischte Zeit in Tagen oder Stunden oder die
Anzahl der gezielt auf eine Fischart eingesetzten Ruten,
nicht erhoben; diese Daten fließen daher selten in die
Aus- und Bewertung der gemeldeten Fänge ein. Das
ist insofern problematisch, da der Fangaufwand neben
dem Fang ein wichtiges Maß zur Abschätzung der
Fischbestandsentwicklung über sogenannte Einheitsfänge (Fänge pro Fischereiaufwand bzw. Catch per Unit
Effort, CPUE) darstellt. Ohne Berücksichtigung des für
den Fang verantwortlichen Fischereiaufwandes können
abnehmende Entnahmemengen durch abnehmende Fischereiintensitäten (geringerer Befischungsdruck), verändertes Anglerverhalten (z. B. steigende Zurücksetzraten
entnahmefähiger Fische), durch eine Überfischung (zu
hoher Angeldruck) oder aber durch eine reduzierte
Rückgabe an Fangkarten begründet sein. Die eigentliche Ursache der sich ändernden Erträge ist auf Basis
von absoluten Erträgen also nicht eindeutig zu klären,
so dass aus Rückgängen in den Gesamterträgen nicht
zwangsläufig auf zurückgehende Fischbestandsgrößen
geschlossen werden kann (Box 1). Viele Bewirtschafter
argumentierten, dass sich die meisten Fehler in der
Fangstatistik langfristig irgendwie „ausmitteln“. Diese
Annahme muss aber nicht zutreffen. Ohne weiterführende Studien ist die Qualität der klassischen Entnahmestatistik als Mittel der Bestandseinschätzung nicht
zuverlässig einschätzbar.
Die Abschätzung der Bestandsentwicklung sollte durch
die zusätzliche Erfassung des Fangaufwandes mit einfachen Mitteln verbessert werden. Denn aus der Kenntnis
von Ertrag und Fangaufwand lässt sich der Einheitsfang
bzw. Einheitsertrag berechnen, der unter Wissenschaftlern ein akzeptiertes Maß der relativen Abundanz bei
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Fischen ist. Der Einheitsfang ist die Anzahl der gefangen
Fische pro Fangaufwand (z. B. Anzahl gefangener Fische pro Aufwandseinheit, z. B. pro Rutenstunde, Angeltag, Stellnetzfläche oder Reusentag). Der Einheitsfang ist
im Gegensatz zur absoluten Entnahme, die die Summe
der im Jahr gefangenen Fische in Stückzahl oder Biomasse darstellt, keine absolute Größe. Das wiederrum heißt,
Einheitsfänge sind auch dann aussagekräftig, wenn nur
ein Teil der Angler die Fangkarten zurückgegeben hat,
unter der Bedingung, dass zwischen den Jahren immer
die gleichen (erfolgreichen oder nicht so erfolgreichen)
Angler an der Fangstatistik teilnehmen. Im Unterschied
dazu ist die Bewertung des absoluten Fanges bzw. des
Ertrags auf die Rückmeldung der Angelkarten durch
möglichst alle Angler des Vereins angewiesen. Das kann
in den seltensten Fällen garantiert werden, so dass der
Bewirtschafter auf Hochrechnungen oder Schätzungen
angewiesen ist. Allerdings schwanken die Fangraten
zwischen einzelnen Anglern je nach Intensität des Angelns und anglerischem Können enorm (Heermann et
al. 2013), so dass ein aus der Fangstatistik ermittelter
mittlerer absoluter Fang je Angler nicht zwangsläufig
ein geeigneter Mittelwert zur Hochrechnung der Fänge aller Angler im Verein darstellt (Dorow & Arlinghaus 2011). Dagegen ist die Bewertung der zeitlichen
Entwicklung der Einheitsfänge vergleichsweise robust
gegenüber Veränderungen der Fischereiintensitäten
zwischen verschiedenen Jahren, weil die Einheitsfänge
in einem Gewässer als Mittelwerte über die jeweiligen
Einheitsfänge einzelner Angler berechnet werden und
die Mittelwerte daher vom absoluten Angelaufwand
einzelner Angler unabhängig sind. Wichtig ist aber,
dass jedes Jahr die gleichen (möglicherweise auch
nichtrepräsentativen) Anglertypen an der Fangstatistik
teilnehmen, so dass die Analyse der zeitlichen Entwicklung der Einheitsfänge tatsächlich steigende oder fallende Bestandsgrößen anzeigt. Unter dieser Bedingung
sollte der Einheitsfang eine zuverlässigere Maßzahl für
die Bestandshöhe darstellen als die Gesamtentnahme
oder der Gesamtfang. Hierbei gilt: steigen die Bestände,
so steigt der Einheitsfang; sinken die Bestände, so sinkt
auch der Einheitsfang (eine mathematische Begründung
findet sich in Box 1).
An einer Stichprobe von anglerisch befischten Standgewässern in Niedersachsen wurde in der vorliegenden
Studie die Hypothese untersucht, dass der Einheitsfang
enger mit der Bestandsgröße korrespondiert als die Gesamtentnahme bzw. die Gesamtfänge. Die Hypothese
wurde zur Analyse der Übertragbarkeit an einer Reihe
anglerisch relevanter Fischarten (Hechten, Karpfen,
Aalen und Weißfische) überprüft.
Methodik
Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurden jährlich
insgesamt rund 2.700 individualisierte Angeltagebücher in fünf niedersächsischen Vereinen an sämtliche
31
Aus der Forschung
Vereinsmitglieder ausgegeben. Die Rücklaufquote betrug in Abhängigkeit von Verein und Jahr zwischen
25,6 % und 39,3 %, was typisch für die Rückmelderate
von Fangkarten in den Vereinen war. Die Angler wurden
in den Tagebüchern gebeten, jeden Angelausflug zu
vermerken, auch wenn nichts gefangen wurde. Zusätzlich zum Gewässer und der Anzahl und Größe der
gefangenen Fische wurde auch der fischartenspezifische Angelaufwand in Rutenstunden vermerkt (Abb.
1). Auch wurde erfragt, ob ein bestimmter gefangener
Fisch entnommen wurde.
Auf Grundlage dieser Daten wurde zunächst für jedes Gewässer der über alle Angler gemittelte fischartenspezifische Einheitsfang berechnet. Anschließend
wurde das Ergebnis mit einer gewässerspezifischen,
wissenschaftlichen Schätzung der Häufigkeit (Abundanz
bzw. relativen Abundanz) von beliebten Angelfischen
verglichen. Hierfür wurden beim Hecht sowohl FangWiederfang-Methoden als auch Einheitsfänge der Elektrofischerei im Uferbereich herangezogen. Beim Karpfen dienten experimentell eingebrachte Besatzmengen
als Maß der Bestandshöhe. Bei Aal und Weißfischen
wurden wiederum die Einheitsfänge der Elektrofischerei
im Uferbereich als Maß der relativen Abundanz herangezogen (z. B. Anzahl der gefangenen Weißfische je
50 m Uferlinie). Die Experimente fanden in flachen Baggerseen bis zu einer Maximalgröße von 12 Hektar statt
(typische Angelgewässer in Niedersachsen, Schälicke
et al. 2012). Neben der Analyse der Zusammenhänge
der Abundanzmaße mit den mittleren Einheitsfängen,
wurden auch gewässerspezifische Zusammenhänge
zwischen den Abundanzmaßen und der Gesamtentnahme (Summe aller in der Fangstatistik dokumentierten,
entnommenen Fische jeder Art) bzw. den Gesamtfängen (Summe aller in den Fangbüchern dokumentierten,
gefangenen Fische jeder Art) berechnet. Sofern absolute Bestandsgrößen bekannt waren (bei Hecht und
Karpfen) wurden die Werte je Hektar Gewässerfläche
normiert, um einen direkten Vergleich zwischen der
Aussagekraft von absoluten Entnahmen (bzw. Fängen)
und von Einheitsfängen als Indikatoren der Fischhäufigkeit (Dichte bzw. Abundanz) zu gewährleisten. Als
Indikator für die Güte des Zusammenhangs zwischen
Abundanz und Fangmaß wurde das Bestimmtheitsmaß
(r2) einer linearen Regressionsfunktion ohne Achsenabschnitt herangezogen, das einen Wert zwischen 0
Abb.1: Beispiel eines Angeltagebuches zur Erhebung des fischartenspezifischen Angelaufwands sowie der Gesamtfänge und
Entnahmen (aus Arlinghaus et al. 2015).
32
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
und 1 annehmen kann. Grundsätzlich gilt: je größer
der Wert, desto stärker der Zusammenhang bzw. desto
besser korrespondierte das erhobene anglerische Maß
mit der Fischbestandsgröße in den Gewässern. Bei den
Regressionen wurde auf den Achsenabschnitt verzichtet,
da eine Bestandsgröße von 0 Fischen mit einem Fang
von 0 Fischen korrespondieren sollte.
Box 1:
In der Fischerei gilt die klassische Fangformel:
Fang (C) = Fängigkeitskoeffizient (q) × Fangaufwand (E) × Fischhäufigkeit (N).
Daraus folgt:
Fang/Fangaufwand (CPUE) = Einheitsfang = Fängigkeitskoeffizient (q) × Fischhäufigkeit (N). Die
Abkürzungen folgen englischen Standardtermini:
Fang = Catch = C, CPUE = Catch per Unit Effort
= Einheitsfang.
Der Fängigkeitskoeffizient q ist der je Hektar gefangene Anteil der Fischpopulation pro Aufwandseinheit, zum Beispiel pro Rutenstunde oder Angeltag.
Die Grundannahme ist, dass die Fängigkeit einer
Art mit einem bestimmten Fanggerät zwar zwischen
einzelnen Tagen variiert, aber zwischen unterschiedlichen Jahren im Mittel stabil ist. q sollte daher in
der Regel eine vom Fanggerät abhängige Konstante
darstellen. Unter dieser Annahme (zu Ausnahmen,
siehe Haupttext), folgt, dass der Einheitsfang direkt
proportional zur Fischmenge ist (CPUE ~ N): sinken die Bestandsgrößen N, sinkt der Einheitsfang.
Im Unterschied dazu ist der Gesamtfang C (bzw.
die Gesamtentnahme) sowohl von q, also auch
vom Aufwand E und von der Bestandsgröße N
abhängig. Sinkende Fänge C können auf sinkende
Bestände N oder auf sinkende Fischereiintensitäten
E zurückgehen.
Ergebnisse und Diskussion
Hecht
Beim Hecht wurden nur die Vereinsgewässer berücksichtigt (N = 14), für die die Bestandshöhe von Hechten über
45 cm mittels Fang-Wiederfang-Methoden (Fang und
Markierung über Elektrofischerei und Stellnetzfischerei,
Rückfänge über Angeln, Elektrofischerei und Stellenetze)
belastbar geschätzt werden konnten (vgl. Arlinghaus et
al. im Druck). Auch wurden diejenigen Gewässer von
der Analyse ausgeschlossen, bei denen die Anzahl der
Angler, die gemäß Angelbuch gezielt in den Gewässern
auf Hecht angelten, zu gering für eine Auswertung war
(subjektiver Grenzwert: unter vier Angler je See). Bei
der Analyse des finalen Datensatzes wurde deutlich,
dass die ausschließliche Berücksichtigung der absolut
entnommenen Hechte (Hechterträge in Stückzahl) zwar
statistisch gesehen signifikant, aber nur mit großer Unsi-
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
cherheit die tatsächliche Bestandsgröße widerspiegelte
(r² = 0,401, Abbildung 2a). Das heißt – nur 40% der
Schwankung in der Bestandsgröße zwischen einzelnen Seen korrespondierte mit den Unterschieden der
Hechterträge. Die Gesamtentnahme kann daher als
alleiniges Maß für die Einschätzung der Bestandsgröße
beim Hecht sehr schnell zu Fehlinterpretationen führen.
Etwas stärker und ebenso signifikant war der Zusammenhang, wenn man alle von den Anglern laut Fangbuch gefangenen Hechte berücksichtigte, also auch
die Hechte, die von den Mitgliedern wieder zurückgesetzt wurden (Gesamtfang, Abbildung 2b, r² = 0,479).
Der Zusammenhang zwischen Fang und tatsächlicher
Bestandsgröße verstärkte sich unter Berücksichtigung
der gefischten Zeit (Einheitsfang, im Mittel über alle
Angler gefangenen Hechte je Rutenstunde) deutlich (r²
= 0,667, Abbildung 3c, Regression signifikant). Der
Einheitsangelfang war also von allen Maßen am besten
geeignet, eine Einschätzung der Bestandsgröße von
Hechten in einzelnen Seen zu ermöglichen. Fast zwei
Drittel der Schwankungen der tatsächlichen Bestandsdichte zwischen unterschiedlichen Gewässern wurde
durch Schwankungen der mittleren Einheitsfänge über
alle gezielt auf Hecht angelnden Angler zwischen den
Seen erklärt.
Die in Abb. 2 dargestellten Formeln bzw. grafischen
Regressionslinien erlauben dem Anwender nun eine
Abschätzung der im Gewässer aktuell vorfindlichen
Hechtmenge auf Grundlage der Anglereinheitsfänge.
Wenn Angler im Mittel beispielsweise 0,2 Hechte je
gezielter Hechtrutenstunde fangen, befinden sich aktuell
unter der Annahme eines befischten Gleichgewichtszustands ca. 10 Hechte von 45 cm Länge und größer im
Gewässer (Abb. 2c).
Als zweites Maß für die Einschätzung der relativen
Abundanz der Hechtbestände wurden Einheitsfänge
mittels Elektrofischerei entlang des Ufers herangezogen.
Diese sind in Abb. 2d-f als NPUE (Anzahl der Hechte
pro befischter Uferlänge von 50 m) dargestellt. Auch
hier zeigte sich der oben beschriebene Zusammenhang:
mittlere Einheitsfänge von Anglern (Abbildung 2f) korrelierten stärker mit der durch Elektrofischerei ermittelten
Hechthäufigkeit je 50 m Uferlänge als absolute Daten zu
Gesamthechtfängen und -erträgen. Mit anderen Worten:
aus mittleren Angeleinheitsfängen kann man relativ gut
ablesen, wie viele Hechte sich aktuell im Litoral befinden.
In kleinen Seen kann man daher auf die Elektrofischerei als Monitoringinstrument verzichten, sofern es gute
Einheitsfangdaten von Anglern gibt. Hat der Verein nun
eine Zeitreihe von Einheitsfängen für ein oder mehrere Gewässer zur Verfügung, kann daraus abgelesen
werden, ob die Bestandsgrößen mit der Zeit zu- oder
abnehmen und ob in See A mehr Hechte auftreten als
in See B. Abnehmende Trends im Einheitsfang deuten
auf abnehmende Hechtbestände hin. Im Unterschied zur
absoluten Ausfangstatistik kann aus einer Zeitreihe an
Einheitsfängen allerdings nicht abgelesen werden, ob
33
Aus der Forschung
Abbildung 2: Dichte (bzw. Abundanz) von Hechten in Abhängigkeit von Gesamtentnahme, Gesamtfang und Einheitsfang der
Abbildung
2:Dichte
(bzw.
von Hechten
in Abhängigkeit
von
Angler.
Die Hechtdichten
(links) wurden
mit der Abundanz)
Fang-Wiederfang-Methode
ermittelt. Die Hechtabundanz
(rechts) wurde
mittels
einer
standardisierten Elektrofischerei
im flachen
Uferbereich
der Gewässer
(NPUE
pro befischter
Uferlänge
Gesamtentnahme,
Gesamtfang
und
Einheitsfang
dererhoben
Angler.
Die= Anzahl
Hechtdichten
(links)
von wurden
50 m). Alle mit
Angaben
sich auf Hechte mit einer Totallänge
größer alsDie
45 cm.
Zur Auswertung wurden
nur Angaderbeziehen
Fang-Wiederfang-Methode
ermittelt.
Hechtabundanz
(rechts)
benwurde
der Anglermittels
aus dem Jahr
2011
berücksichtigt,
dem
Jahr,
in
dem
auch
die
Abundanzschätzungen
erfolgten.
In
der
Abb. f
einer standardisierten Elektrofischerei im flachen Uferbereich der
fehlt der in der Abb. c ermittelte sehr hohe Einheitsanglerfang von ca. 0,6 Hechten pro Rutenstunde, weil in diesem Gewässer
Gewässer erhoben (NPUE = Anzahl pro befischter Uferlänge von 50 m). Alle Angaben
aufgrund der hohen Leitfähigkeit kein Maß der Hechtabundanz mittels Elektrofischerei möglich war, die aber in f auf Basis von
beziehen sich auf
Hechte
Fang-Wiederfang-Daten
dargestellt
ist. mit einer Totallänge größer als 45 cm. Zur Auswertung
wurden nur Angaben der Angler aus dem Jahr 2011 berücksichtigt, dem Jahr, in dem
die maximal
Abundanzschätzungen
erfolgten. In
der Abb.Variationen
f fehlt der
in Besatzdichten
der Abb. c als
derauch
biologisch
nachhaltige Ertrag (maximum
ausreichende
in den
sustainable
yield,
MSY)
überschritten
worden ist, weil
derHechten
Karpfenhäufigkeit
dreisömmeriger
ermittelte
sehr
hohe
Einheitsanglerfang
von Maß
ca. 0,6
pro Rutenstunde,
weilKarpfen
in
Einheitsfänge
monoton mitaufgrund
den Bestandshöhen
steigenLeitfähigkeit
(K3) aufwiesen.
wurden
Fänge dreijähriger
diesem Gewässer
der hohen
kein EsMaß
dernur
Hechtabundanz
bzw.
sinken Elektrofischerei
(Abb. 5).
weil die Abundanz der Gewäsmittels
möglich war, die aber Karpfen
in f aufausgewertet,
Basis von Fang-Wiederfang-Daten
ser für ältere Karpfen unbekannt war. Es zeigte sich,
dargestellt ist.
Karpfen
dass es beim Karpfen sowohl zwischen der BesatzEs wurden insgesamt 18 Vereinsgewässer berücksichtigt,Karpfen
die über genügend Anglerdaten verfügten und
34
dichte und der Gesamtentnahme als auch zwischen
der Besatzdichte und dem Gesamtfang sehr enge
Zusammenhänge gab (r² > 0,71, Abbildung 3a,b).
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
Der Zusammenhang wurde aber weiter verstärkt, wenn
man die gefischte Zeit berücksichtigte und den mittleren
Karpfeneinheitsfang der Angler berechnete (r² > 0,84,
Abbildung 3c). Das heißt: auch beim Karpfen war der
mittlere Einheitsfang der Angler der beste Anzeiger
für die Karpfenbestandshöhe, aber im Unterschied
zum Hecht (bzw. den anderen Arten, siehe unten)
waren auch die absoluten Ausfangmaße sowie der
absolute Ertrag eng mit der Besatzdichte korreliert.
Der Anwender kann wie beim Hecht auch beim Karpfen aus der Kenntnis der Anglereinheitsfänge auf die
(gegenwärtige) Bestandsgröße der Karpfen schließen:
ein mittlerer Einheitsfang von ca. 0,1 Karpfen (K3) je
gezielter Karpfenangelstunde (entspricht 1 Karpfen je
10 Stunden) deutet eine aktuelle Bestandsgröße von
ca. 88 Karpfen (K3) pro Hektar an.
Abbildung 3: Zusammenhang zwischen der in den Angeltagebüchern berichteten Gesamtentnahme sowie dem Gesamtfang
und Einheitsfang der Angler und der Besatzdichte dreijähriger Karpfen. Zur Auswertung wurden nur Angaben nach den experimentellen Besatzmaßnahmen berücksichtigt (Herbst 2011 bis Ende 2012) unter Annahme keiner natürlichen Sterblichkeit nach
Besatz. Deweiteren wurden nur Erstfänge in die Analyse einbezogen (einige Karpfen wurden mehrfach gefangen, weil sie nach
dem Fang zurückgesetzt wurden).
Abbildung 3: Zusammenhang zwischen der in den Angeltagebüchern berichteten
Gesamtentnahme sowiedem Gesamtfang und Einheitsfang der Anglerund der
Besatzdichte dreijähriger Karpfen. Zur Auswertung wurden nur Angaben nach
Fischerei
& Fischmarkt in M-V • Besatzmaßnahmen
2/2016
denexperimentellen
berücksichtigt (Herbst 2011 bis Ende 2012) 35
unter Annahme keiner natürlichen Sterblichkeit nach Besatz. Deweiteren wurden nur
Erstfänge in die Analyse einbezogen (einige Karpfen wurden mehrfach gefangen, weil
sie nach dem Fang zurückgesetzt wurden).
Aus dem Fischereiverband
An dieser Stelle ist eine Nebenbemerkung angebracht:
aus Einheitsfängen sind auch Einsichten über die relative Fängigkeit unterschiedlicher Fischarten abzuleiten.
Wenn man beispielsweise die Karpfeneinheitsfänge
(Abb. 3) mit dem Hechtbeispiel (Abb. 2) vergleicht, wird
deutlich, wie schlecht der Karpfen im Vergleich zum
Hecht mit der Angel fangbar ist. Fängt man beispielsweise bei einer Bestandsgröße von 10 Hechten pro Hektar
im Durchschnitt alle fünf gezielte Hechtangelstunden
einen maßigen Hecht, benötigt es zehn Karpfenstunden
für einen K3-Karpfen – bei einer Bestandshöhe von fast
90 Fischen pro Hektar.
Aal und Weißfisch
Zur Analyse des Zusammenhangs zwischen der Dichte
(bzw. der relativen Abundanz) von Aalen und Weißfischen im Uferbereich von Baggerseen und den Maßzahlen der Angelfänge wurden wie im Hechtbeispiel
alle untersuchten Vereinsgewässer berücksichtigt, bei
denen mindestens vier Angler im Jahr 2011 gezielt in
den Gewässern auf diese Arten geangelt hatten (Aal:
N = 9, Weißfisch: N = 13). Als Maß der relativen
Abundanz dienten wie beim Hechtbeispiel Elektrofischereieinheitsfänge je 50 m Uferlinie. Beim Aal ist ähnlich
Abbildung 4: Dichte (bzw. relative Abundanz) (in Stück je 50 m Elektrofischerei im Ufer) von Aal (a,b,c) und Weißfisch (d,e,f) in
Abbildung 4: Dichte (bzw. relative Abundanz) (in Stück je 50 m Elektrofischerei im
Abhängigkeit von Gesamtentnahme, Gesamtfang und Einheitsfang der Angler. Zur Auswertung wurden alle Baggerseen berückUfer) von Aal (a,b,c) und Weißfisch (d,e,f) in Abhängigkeit von Gesamtentnahme,
sichtigt, an denen mindestens vier Angler je Gewässer im Jahr 2011 gezielt auf diese Arten geangelt hatten.
36
Gesamtfang und Einheitsfang der Angler. Zur Auswertung wurden alle Baggerseen
berücksichtigt, an denen mindestens vier Angler je Gewässer im Jahr 2011 gezielt auf
diese Arten geangelt hatten.
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
wie beim Karpfenbeispiel zu erkennen (Abbildung 4a-c),
dass die Anzahl der absolut entnommenen (Abbildung
4a) sowie die Anzahl der absolut von den Anglern gefangenen Aale (Abbildung 4b) nur mit Unsicherheiten
die tatsächliche Bestandsgröße widerspiegeln. Es gab
zwischen der relativen Aalabundanz und der Anglerentnahme sowie dem Gesamtfang der Angler zwar einen
positiven, signifikanten Zusammenhang (r² zwischen
0,515 und 0,609), jedoch war dieser deutlich schwächer ausgeprägt als der Zusammenhang zwischen dem
Aaleinheitsfang der Angler (im Mittel über alle Angler
gefangene Aale je Rutenstunde) und dem Elektrofischereieinheitsfang als Maß für die relative Abundanz (r²
= 0,840; Abbildung 4c). Die Berücksichtigung der
gefischten Zeit lässt also auch bei der Fischart Aal eine
deutlich genauere Einschätzung der Aalbestandsgröße
im Gewässer zu, als das bei Gesamtfangmaßen der Fall
ist. Bei den Weißfischen war dieses Muster ebenfalls zu
erkennen, allerdings waren die Unsicherheiten bei den
Weissfischen deutlich größer als bei Hecht, Karpfen und
Aal (Abb. 4, d-f). In die Analyse gingen alle Weißfische
unabhängig von ihrer Größe ein. Auch bei den Weißfischen gab es den stärksten Zusammenhang zwischen
der relativen Weißfischabundanz und dem Einheitsfang
der Angler (Abb. 4f). Am schlechtesten schnitt auf der
Ebene der Weißfischabundanz die Gesamtentnahme
der Angler als Maß der Weißfischdichte ab (Abb. 4d).
Im Gegensatz zu den anderen Fischarten waren die
Zusammenhänge zwischen allen anglerischen Maßzahlen bei den Weißfischen jedoch insgesamt gering
(maximales r² = 0,414). Ein Grund für dieses Ergebnis
ist, dass sich die kleinen Weißfische schlechter mit
der Angel fangen lassen. Insofern kann aus den anglerischen Maßzahlen weniger gut auf den gesamten
Weißfischbestand geschlossen werden, als das bei Aal,
Karpfen und Hecht der Fall ist. Die Zusammenhänge
verbesserten sich, wenn in die Analyse der Einheitsfänge
mit der Elektrofischerei Weissfische mit einer Totallänge
> 20 cm eingingen (Daten nicht dargestellt).
Schlussfolgerungen und abschließende Hinweise
Fänge je gefischter Zeit sind sehr gute Anzeiger für
die Fischbestandsgrößen zwischen unterschiedlichen
Gewässern. Das trifft für (wahrscheinlich) alle anglerisch beliebten Fischarten zu, ist aber bei Weißfischen
geringer ausgeprägt als bei anderen Arten wie Hecht,
Karpfen oder Aal. Obwohl unser Fallbeispiel aus der
Angelfischerei stammt, sind die gefundenen Grundsätze
mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf Fanggeräte der
Berufsfischerei und andere Arten wie Forellen übertragbar. Entsprechend können aus Zeitreihenanalysen von
Einheitsangelfängen innerhalb und zwischen einzelnen
Gewässern Veränderungen der Fischbestände über die
Zeit abgelesen werden (langfristige Perspektive). Ein
weiteres kurzfristigeres Anwendungsfeld der Einheitsfänge ist der Vergleich der Fischbestandsentwicklung vor
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
und nach der Einführung einer neuen Hegemaßnahme
(z. B. Durchführung von Besatz). Da sich zwischen
einzelnen Jahren auch die Umweltbedingungen ändern, sind diese Vorher-Nachher-Einheitsfangvergleiche
idealerweise mit der Beobachtung von Einheitsfängen
in unbeeinflussten Kontrollgewässern, in denen die Hegemaßnahmen nicht verändert werden, zu vergleichen.
Fast alle Angelvereine haben ein Fangmeldesystem
bereits etabliert, das jedoch derzeit überwiegend auf
die Erhebung der absoluten Ausfänge ausgerichtet ist.
Durch eine geringfügige Modifikation der traditionellen,
weitverbreiteten Fangstatistik, die neben Fängen und
Entnahmen auch die gefischte Zeit bzw. der Fischereiaufwand erhebt, könnten die immensen Vorteile der
Einheitsfänge als Maßzahl der Fischbestandsentwicklung ohne größeren Aufwand genutzt werden. Wegen
der vielfältigen Vorteile ist angeraten, entsprechende
Fangstatistiken inklusive Erhebung des Fangaufwands
zum Standard in der Berufsfischerei zu entwickeln. Es
bietet sich an, die Vorteile der modernen Technik zu
nutzen und z. B. spezielle Angel-Apps zu entwickeln,
die den händischen Eintrageaufwand auf ein Minimum
reduziert. In diesem Zusammenhang ist es wichtig,
dass nicht nur die entnommenen, sondern alle gefangenen Tiere erhoben und gemeldet werden. Erst eine
Bestimmung des mittleren Einheitsfangs – auch von
jungen Fischen – erlaubt es, die Reproduktionsleistung
des Fischbestands und damit die Besatznotwendigkeit
abzuleiten (Baer et al. 2007, Arlinghaus et al. 2015).
Wiederholt wurde Kritik an der Verfügbarkeit und Güte
der Monitoringdaten in der Binnenfischerei geübt (Post
et al. 2002). Unter Berücksichtigung der gefischten Zeit
stellen Angeltagebücher eine kostengünstige und sehr
einfach durchführbare Alternative zu wissenschaftlich
geleiteten Bestandsuntersuchungen dar. Sofern Einheitsfänge als Maß der Bestände ermittelt werden, ist auch
keine Vollerhebung der Angelkarten über alle Angler
eines Vereins mehr nötig (obgleich wünschenswert),
weil die Zeitreihe der mittleren Einheitsfänge bereits
aussagekräftige Muster zur Veränderung der relativen
Bestandshöhe und der Größenklassenzusammensetzung
zwischen und innerhalb einzelner Gewässer liefert,
unabhängig davon, ob alle Angler eines Vereins zur
Fangstatistik beitragen. Das Verfahren der Einheitsfänge erlaubt es zwar nicht, absolute Entnahmen valide
zu schätzen oder konkrete Überfischungspunkte festzustellen (Abb. 5), bildet aber – vor allem in natürlich reproduzierenden Beständen – mögliche relative
Bestandsveränderungen belastbar ab. Angelvereine
können auf Angeltagebücher und auf die Analyse von
Einheitsfängen vor allem dann zurückgreifen, um Fischbestandsentwicklungen und Besatzerfolge sowie die
Erfolge veränderter Hegemaßnahmen (Veränderung von
Fangbestimmungen) durch Vorher-Nachher-Vergleiche
in einer Stichprobe von Gewässern im Vergleich zu
Kontrollseen zu ermitteln. Wie weiter unten im Detail
erläutert wird, sind Einheitsangelfänge vor allem für
37
Aus der Forschung
Abb. 5. Schematische Darstellung der Reaktion von natürlich reproduzierenden Fischbeständen auf zunehmende Befischung. Der
maximal nachhaltige Dauerertrag (maximal sustainable yield, MSY) wird meist bei mittleren Fischereiintensitäten und mittleren
Bestandsbiomassen erreicht. Von besonderer Bedeutung ist die unterschiedliche Reaktion der Gesamterträge (die ein Maximum
kennzeichnet) und der Einheitsfänge. Rückgehende Bestände bei zunehmender fischereilicher Sterblichkeit werden durch rückgehende Einheitsfänge angezeigt. Allerdings ist der Einheitsfang ungeeignet, um einen Überfischungskipppunkt wie z. B. die
Rekrutierungsüberfischung anzuzeigen. Die Wachstumsüberfischung setzt bereits direkt am Umkehrpunkt rechts vom MSY ein.
Abb. 5. Schematische Darstellung der Reaktion von natürlich reproduzierenden
Vergleiche
zwischen einzelnen
Seen geeignet.Befischung.
(z. B.
Karpfen
oder Aal
in geschlossenen Seen), kann
Fischbeständen
auf zunehmende
Der
maximal
nachhaltigeDauerertrag
Wie(maximal
vorliegende
Studie zeigte, sindMSY)
Fangstatistiken
absoluten
Ausfängen
abgelesen werden,und
ob ein
sustainableyield,
wird meistausbei
mittleren
Fischereiintensitäten
ohne
gefischte
Zeit
mit
Ausnahme
des
Karpfens
und
Besatz
in
den
Fängen
auftaucht
und
ob
ggf.
ein
Nachmittleren Bestandsbiomassen erreicht. Von besonderer Bedeutung ist die
eingeschränkt beim Aal in geschlossenen Gewässern
besatz nötig ist (der nach hohen Ausfangmengen künftig
unterschiedliche Reaktion der Gesamterträgenötig
(diesein
einkann).
Maximum
kennzeichnet) und der
als Monitoringinstrument in der Angelfischerei weniger
Diese Anwendbarkeit absoluter EntnahEinheitsfänge.
Rückgehende
Bestände
bei zunehmender
fischereilicher
Sterblichkeit
nutzbringend,
da aus den
Daten nicht fehlerfrei
auf die
men als Bestandsanzeiger
gilt allerdings
ausschließlich
werden
durch
rückgehende
Einheitsfänge
angezeigt.
Allerdings
ist
der
Einheitsfang
Fischbestandsentwicklung und -größe geschlussfolgert
für nicht natürlich reproduzierende Arten.
ungeeignet,
um einen
Überfischungskipppunkt
z. B.
dieistRekrutierungsüberfischung
werden
kann. Es wurde
insbesondere
festgestellt, dass
Anwie
dieser
Stelle
auf ein in der Praxis häufig anzutrefsowohl
die je Hektar
Gesamtentnahmen setzt
fendes
Phänomen
derUmkehrpunkt
hegerischen Bewertung
anzuzeigen.
Die normierten
Wachstumsüberfischung
bereits
direktbeiam
rechtsvon
als vom
auch die
Gesamtfangdaten
nur mittelmäßig (HechAusfängen gemäß Fangstatistik hinzuweisen, das es
MSY
ein.
te) oder schwach (Weißfische) aussagekräftig für die
richtigzustellen gilt. Viele Angelvereine besetzen Fische
zugrunde liegenden Fischhäufigkeiten im Gewässer
nach, für die ein hoher Ausfang (bzw. Ertrag) gemäß
waren. Einheitsfänge waren hingegen sehr gut geeignet,
Fangstatistik dokumentiert wurde (vgl. Beispiel oben zu
Wie vorliegende Studie zeigte, sind Fangstatistiken
ohne gefischte Zeit mit Ausnahme des
unterschiedlich hohe Bestände von Hechten, Karpfen
Karpfen und Aal). Dieser „buchalterische“ Ansatz der
Aalen und Weißfischen anzuzeigen. Allerdings konnte
Besatznotwendigkeit ist aber wie bereits angedeutet
Karpfensund
eingeschränkt
beim Aal
in geschlossenen
Gewässern
als Monitoringinstrumentin
beim
Karpfen (und
mit Einschränkungen
auch
beim
ausschließlich
auf nicht
natürlich reproduzierende ArAal) eine gute Aussagekraft der absoluten Maßzahlen
ten anwendbar, weil in diesen Fällen hohe Ausfänge
nachgewiesen
werden. Fürweniger
beide Arten
gilt, dass sie datatsächlich
zurückgehende
Bestände in auf
Folgejahren
der Angelfischerei
nutzbringend,
aus denaufDaten
nicht fehlerfrei
die
in den meisten geschlossenen Standgewässern nicht
schließen lassen. Bei reproduzierenden Arten deuten
nennenswert natürlich aufkommen und daher die Rekruhohe Ausfänge hingegen auf produktive Bestände hin,
Fischbestandsentwicklung und -größe geschlussfolgert
werden kann.Es wurde insbesondere
tierung auf Besatz zurückgeht. Wahrscheinlich gilt entda die Ertragsbildung über die Prozesse Wachstum,
sprechendes für Regenbogenforellen in Standgewässern
natürliche Reproduktion und natürliche Sterblichkeit und
festgestellt,
dass
sowohl die besatzgestützt
je Hektar normierten
Gesamtentnahmen
als auch
oder
andere Arten,
die ausschließlich
nicht ausschließlich
über Besatz reguliert
wirddie
(Abb.
sind. Aus dem höheren Indikatorwert der Gesamtfänge
5). Jeder reproduzierende Bestand wird die interne
beim
Karpfen (und mit Abstrichen
auch beim
Aal) kann
und dieaussagekräftig
daraus hervorgehende
Gesamtfangdaten
nur mittelmäßig
(Hechte)
oder Bestandsdynamik
schwach (Weißfische)
für die Ereine wichtige Schlussfolgerung für das Management des
tragsbildung an den Fischereidruck anpassen. Lastet
Fischbesatzes
der Angelfischerei
gezogen werden:
der Fischereidruck
über mehrerewaren
Jahre an,
entwickelt
zugrunde inliegenden
Fischhäufigkeiten
im Gewässer
waren. Einheitsfänge
hingegen
bei nicht reproduzierenden Arten, deren Rekrutierung
sich ein sogenanntes befischtes Gleichgewicht (Abb. 5).
ausschließlich oder überwiegend besatzgestützt ist
Entsprechend wird sich die Ertragsbildung in langfristig
sehr gut geeignet, unterschiedlich hohe Bestände von Hechten, Karpfen Aalen und
38
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
stabilen Ertragszahlen manifestieren, die dem herrschenEntsprechend können die Einheitsfänge von Karpfen
den Fischereidruck entsprechen, so dass hohe Erträge
schneller sinken als die Bestandsgrößen – ein Effekt,
(hohe Ausfänge) bei reproduzierenden Beständen (z.
den Hilborn & Walters (1992) als „Hyperdepletion“
B. Hechte oder Weißfische) für stabil hohe Bestände
bezeichneten (Abb. 6). Hyperdepletion entsteht, wenn
sprechen, in die gerade nicht besetzt werden sollten
die Fängigkeit q bei abnehmenden Bestandsgrößen N
(Abb. 5). Der „buchhalterische“ Ansatz der Planung von
sinkt. Entsprechend reduziert sich bei intensiv befischten
Besatz nach den absoluten Ausfängen ist daher unbeKarpfenbestände der Indikatorwert der Einheitsfänge
dingt auf nichtreproduzierende Arten wie den Karpfen
nach starker Beangelung, so dass abnehmende Fangoder Aale und Regenbogenforelle in geschlossenen
raten innerhalb eines Gewässers über die Zeit nicht
Seen zu beschränken.
unbedingt auf entsprechend geringe Bestände (und
Die bisherigen Ausführungen gehen davon aus, dass
eben nicht auf hohe Besatznotwendigkeit) hindeuten
der Einheitsfang proportional zur Bestandsgröße ist
(Alós et al. 2015a,b). Umgekehrt gibt es Fischarten,
(Box 1). Gemessen wurde diese Proportionalität anhand
die auch bei abnehmenden Bestandsgrößen noch hohe
von Vergleichen
der Bestände
zwischen
einzelnen
Seen
Einheitsfänge
– einAbundanz
Effekt, der als
Weitere Studien
zu den
heimischen
Arten
sind nötig,
um denrealisieren
Einfluss der
auf„Hyperstaden
(z. B. Abb. 2,3). Die Proportionalität von Bestand und
bility“ (Hilborn & Walters 1992) bezeichnet wird und
Fangrate ist dann gegeben, wenn der Fängigkeitskoeffider durch steigende Fängigkeiten q bei abnehmenden
Fängigkeitskoeffizienten q zu untersuchen, um
so die Aussagekraft sich ändernder
zient q unabhängig von der Bestandsgröße ist (fehlende
Fischbestandsgrößen ausgelöst wird. Mehrere MechaDichteabhängigkeit von q, Box 1). Allerdings gibt es
nismen können zur Hyperstabilität der Einheitsfänge
Einheitsfänge
besser und
einschätzen
zu können. Bis
diese Studien
flächendeckend vorliegen,
innerhalb
eines Gewässers
je nach Zielfischart
beitragen,
wie z. B. Aggregationstendenzen
der Fische
durchaus das Potenzial für Abweichungen von dieser
(Post et al. 2002), die Fähigkeit von Anglern, durch
kann die
Einheitsfangbetrachtung
allem für die
Fischbestandsentwicklung
Grundregel
(d. h.
dichteabhängiges q), wasvor
erhebliche
die Bewertung
Identifikationder
von
Einständen auch abnehmende
Konsequenzen für den Indikatorwert von Einheitsfängen
Bestände noch effektiv zu befischen (z. B. durch Echolotortung
oder werden
das visuelle
Finden von Gumpen
zur Einschätzung
der Bestandsentwicklung
innerhalb
einer Art zwischen
unterschiedlichen
Gewässern
empfohlen
(insbesondere
Vorher- oder
eines Gewässers haben kann. Es ist daher für den
durch Trawling und andere Geräteinnovationen, die
Bewirtschafter
zu wissen,
wann mit dichteabdie Suchund Gewässers
Fangeffizienzverlangen
steigern, Post
et al. 2002)
Nachher wichtig
Vergleiche).
Zeitreihenanalysen
innerhalb
eines
hingegen
hängigen Fängigkeitskoeffizienten zu rechnen ist, um
oder aber durch das sogenannte „Effort-Sorting“, d. h.
Einheitsfangentwicklungen innerhalb von Gewässern
die Substitution von untalentierten Anglern durch talenetwas mehr Sachverstand bei der Einschätzung,
weil die Einheitsfangentwicklung einer
über die Zeit angemessen bewerten zu können. Beitiertere, die höhere Einheitsfänge kennzeichnet, sobald
spielsweise lernen Karpfen sehr rasch, sich den Nachdie Bestände zurückgehen (Ward et al. 2013). Hyperbestimmten
Artzuggf.
auch von
Hyperstabilität
Hyperdepletion
sein kann. insbesondestellungen
der Angler
entziehen
(Klefoth
et al. 2013). oder
stabilität
wurde vor betroffen
allem für Salmoniden,
Abb. 6 Konzeptionelle Darstellung von Hyperdepletion und Hyperstability beim Zusammenhang von Fischabundanz und Einheitsfang (inspiriert von Hilborn & Walters 1992).
Abb. 6 Konzeptionelle Darstellung von Hyperdepletion und Hyperstability beim
Zusammenhang von Fischabundanz und Einheitsfang (inspiriert vonHilborn& Walters
1992).
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Danksagung
39
Aus der Forschung
re Lachse (Peterman & Steer 1981, Shardlow 1993,
Ward et al. 2013) sowie bei einigen ausgewählten
Zanderbeständen (Hansen et al. 2005) nachgewiesen.
Hyperstabile Fangraten sind deswegen problematisch,
weil es Angler und Bewirtschafter in den (Irr)Glauben
versetzt, die Bestände seien gesünder als sie wirklich
sind. Hyperdepletion hingegen kann Konflikte innerhalb
der Angler schüren, weil Angler glauben, es gäbe
weniger Fische als tatsächlich der Fall. Entsprechend
kann es sein, dass sich bei geringen Fängen soziale
Normen ausprägen, bestimmte Managementmaßnahmen wie Besatz umzusetzen, obwohl es biologisch keine
Notwendigkeit dafür gibt (van Poorten et al. 2011). Im
Unterschied dazu zeigen Hechte und die meisten Zanderbestände keine Beziehung zwischen der Fängigkeit
q und der Fischdichte N (Hansen et al. 2000, Newby
et al. 2000, Pierce & Tomcko 2003, VandeValk et al.
2015). Entsprechend gehen beim Hecht und bei den
meisten bisher untersuchten Zanderbeständen innerhalb
eines Gewässers ähnlich wie bei den in dieser Studie
dokumentierten Situationen zwischen einzelnen Seen
die Einheitsfänge proportional mit der Abundanz zurück
(Abb. 6). Einheitsfänge sind daher insbesondere bei
Zander und Hecht aussagekräftig für die Bestandshöhen
sowohl zwischen als auch innerhalb eines Gewässers.
Weitere Studien zu den heimischen Arten sind nötig,
um den Einfluss der Abundanz auf den Fängigkeitskoeffizienten q zu untersuchen, um so die Aussagekraft sich
ändernder Einheitsfänge besser einschätzen zu können.
Bis diese Studien flächendeckend vorliegen, kann die
Einheitsfangbetrachtung vor allem für die Bewertung
der Fischbestandsentwicklung einer Art zwischen unterschiedlichen Gewässern empfohlen werden (insbesondere Vorher-Nachher Vergleiche). Zeitreihenanalysen
innerhalb eines Gewässers verlangen hingegen etwas
mehr Sachverstand bei der Einschätzung, weil die Einheitsfangentwicklung einer bestimmten Art ggf. auch von
Hyperstabilität oder Hyperdepletion betroffen sein kann.
Danksagung
Die Arbeiten in vorliegender Arbeit wurden vom BMBF
im Rahmen des Besatzfisch-Projekts gefördert (www.
besatz-fisch.de). Großer Dank gebührt den beteiligten
Angelvereinen (Angelsportverein „Gut Fang“ Stapel
e.V., SFV Helmstedt und Umgebung e.V., Sportfischerverein „Früh Auf“ Bramsche e.V., VFG Schönewörde
und Umgebung e.V. und FV Peine-Ilsede und Umgebung
e.V.) sowie den Hunderten Anglern, die ihr Fangtagebuch geführt haben.
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Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
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Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
41
Aus der Forschung
Fortbildungsseminar für Fluss- und Seenfischer 2015 am
Institut für Fischerei der LfL in Starnberg
(Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift „Fischer & Teichwirt“, Nürnberg)
Dr. E. Leuner, LfL, Institut für Fischerei, Starnberg
Am 16. und 17. November 2015 fand am Institut für
Fischerei (IFI) in Starnberg die Fortbildungsveranstaltung
für Fluss- und Seenfischer statt. 134 Teilnehmer aus
verschiedenen Bundesländern, aus Österreich und der
Schweiz waren der Einladung zu der Vortragsveranstaltung gefolgt.
Nach der Begrüßung durch den Institutsleiter Dr. H.
Wedekind gab Dr. M. Schubert, Leiter des Arbeitsbereichs Fluss- und Seenfischerei, einen Überblick über die
Aktivitäten im Berichtsjahr 2015. Die Renken aus den
Fängen der Berufsfischer am Starnberger See, Chiemsee und Bodensee-Obersee wurden hinsichtlich deren
Alterszusammensetzung und Wachstum untersucht um
Aussagen über die Nachhaltigkeit der Fischerei an den
Seen machen zu können. Darüber hinaus wurden die
fischereilichen Monitoringarbeiten zur Umsetzung der
EU-Wasserrahmenrichtlinie weitergeführt. Die hierfür
erhobenen Fischbestandsdaten werden in der zentralen
Fischdatenbank abgelegt. Im Rahmen einer Projekt- und
Masterarbeit an der TU-München wurden vor dem Hintergrund der Eutrophierungsgeschichte verschiedener
bayerischer Voralpenseen Untersuchungen zur Altersbestimmung an archivierten Renkenschuppen durchgeführt.
In Kooperation mit der Hochschule WeihenstephanTriesdorf wurden Strategien zur Weißfischvermarktung
erarbeitet. Ein Entwurf eines Flyers zur Information von
Badegästen über die Markierung flach gestellter Netze
und Trappnetze wurde vorgestellt. Des Weiteren wurde
wiederum in Zusammenarbeit mit der TU-München die
Eignung ausgewählter Zuflüsse des Starnberger Sees als
Laichgewässer für die Seeforelle untersucht. Ein weiteres Arbeitsfeld war die fischereiliche Hege in künstlich
entstandenen Stillgewässern, besonders im Hinblick auf
die Vereinbarung mit den Belangen des Naturschutzes.
Darüber hinaus wirkt das Institut in verschiedenen Gremien z.B. der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz
für die Bodenseefischerei (IBKF) mit und organisiert die
Staatliche Fischerprüfung-Online, heuer für rund 11.000
Teilnehmer.
Aus dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten (StMELF), München, berichtete Dr. F. Geldhauser, Referent für Fischerei und Fischwirtschaft über „Aktuelles aus der Fischereiverwaltung“:
•Vor dem Hintergrund sinkender Fischereierträge
am Bodensee-Obersee hat die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei
(IBKF) beschlossen, bis zum Jahr 2020 die Fischereipatente jedes Anrainerstaates jeweils um ein Drittel
zu reduzieren.
42
•Neuerungen bei der Fischetikettierung machen es
erforderlich, dass u.a. künftig das Erzeugerland, das
jeweilige Herkunftsgebiet, sowie die Fangmethode
benannt werden müssen.
•Von 2014 – 2020 werden Förderungen in der Fischerei nach dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds
(EMFF) abgewickelt. Während dafür deutschlandweit
insgesamt 156 Mio. € zur Verfügung stehen, sind
es in Bayern insgesamt nur 11,1 Mio. € bei einem
Fördersatz von 50 %. Prioritär wird in der Binnenfischerei die Verarbeitung und Bestandserhaltung
gefördert, in der Aquakultur die Direktvermarktung
sowie Maßnahmen des Tierschutzes. Darüber hinaus
wird auch die Entwicklung der Fischwirtschaftsgebiete
sowie Maßnahmen der Verarbeitung und Vermarktung
gefördert. Die Hauptzielrichtung ist dabei mögliche
negative Folgen der Binnenfischerei für die Umwelt
zu verringern, beispielsweise durch Steigerung der
Energieeffizienz beim Kauf von Bootsmotoren. Für
Maßnahmen zur Erschließung neuer Märkte und zur
Verbesserung von Anlandestellen steht ein Fördersatz
von nur 25 % zur Verfügung. Die Mittelauszahlung
erfolgt innerhalb von 3 Monaten nach Antragsstellung.
In Bayern gilt nach wie vor die Prosperitätsgrenze als
Auszahlungskriterium.
Prof. H. Stibor, Ludwig-Maximilians-Universität München
(LMU-München), berichtete über eine geplante Studie
zur Variabilität der Nährstoffverhältnisse in bayerischen
Seen und deren Bedeutung für Wachstumsprozesse.
Phosphor (P) und Stickstoff (N) sind die wesentlichen
Nährstoffe, die das Wachstum von Phytoplankton in
Seen begrenzen. Die Phosphor - und Stickstoff -Kreisläufe
in Gewässern sind oft stark anthropogen überprägt.
Dabei spielt unter anderem die unterschiedlich effiziente Rückhaltung von menschlich bedingten N- und
P-Einträgen in Gewässer eine Rolle. Dies kann insgesamt zu einem Anstieg der gelösten Stickstoffmengen im
Verhältnis zu P im Wasser führen. Weicht das Verhältnis
deutlich von einem gegebenen Optimalverhältnis ab,
kann dies zur quantitativen und qualitativen Veränderung des Phytoplanktons führen, was sich wiederum auf
das Zooplankton und das Fischwachstum auswirken
kann. Diese Annahmen konnten bereits im Modell- und
Laborexperiment belegt werden.
Im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes zwischen
LMU-München, Fachberatung für Fischerei des Bezirks
Oberbayern, Fischereigenossenschaft Chiemsee und
dem Institut für Fischerei der LfL sollen diese Zusammenhänge in den Jahren 2016 bis 2018 an ausgewählten
bayerischen Seen untersucht werden.
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
Herr B.Kaulitzki, von der Bodenseefischerei Bernd Kaulitzki, stellte seinen Fischereibetrieb vor, den er in der
3. Generation betreibt. Nach der Gesellenprüfung zum
Fischwirt ist er seit 1989 Mitglied in der Fischerei Genossenschaft Bodensee und seit 2001 ihr 2. Vorstand und
Schriftführer. Die Vermarktungsräume seines Betriebs
wurden, u. a. bedingt durch Hygieneauflagen sowie
zur Optimierung der Arbeitsabläufe, modernisiert. Da
die Räumlichkeiten sehr beengt waren, entschloss sich
Bernd Kaulitzki zu einem Neubau, der an das Wohnhaus mit der alten Verarbeitung angrenzt. Somit ist
heute beispielsweise der barrierefreie Transport von
Fischkisten mit Rollwagen in die Vermarktungsräume
im Erdgeschoss möglich, wo die Fische verarbeitet und
verkauft werden. Im Zuge der Neueinrichtung hat er u.a.
eine Gefrierzelle mit Temperaturaufzeichnung im Keller
eingerichtet, wobei ihm der neue Aufzug den Transport
erleichtert. Er fängt vor allem Felchen (Renken) aber
auch Zander, Aal, Hecht, Saibling, Rotauge und Wels.
Zu seinen Produkten zählen neben dem geräucherten
Felchenfilet u.a. auch das eingeschnittene Rotaugenfilet sowie sauer eingelegte Rotaugen. Nachdem die
Felchenerträge am Bodensee eingebrochen sind, sind
aus seiner Sicht letztere ein willkommener Ersatz. Die
nächste Investition wird ein eigener Grätenschneider
sein. Er verkauft seine Produkte überwiegend ab Hofladen sowie direkt an die Gastronomie. Auch die von
ihm hergerichteten Fischplatten sind bei seinen Kunden
sehr beliebt.
Sechs studierende im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Agrarmarketing und Management der
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stellten ein „Marketingkonzept für Weißfische“ vor, welches sie als Studienprojekt unter der Leitung von Frau Prof. Dr. M.
Gerschau angefertigt hatten. Im ersten Schritt wurden
in einer Produktanalyse die Eigenschaften, Vorteile und
Verarbeitungsmöglichkeiten von Weißfischen zusammengestellt. Durch Befragung der Berufsfischer wurde
deren Ist-Situation erfasst. In einer Konsumentenanalyse
wurden Gastronomen befragt und die Zielgruppe unter
den Endverbrauchern ermittelt. Durch den Vergleich mit
anderen Wettbewerbern (Benchmarking) wurden verkaufsfördernde Maßnahmen in den Bereichen „Strategische Positionierung“ (z.B. Regionalität, Nachhaltigkeit),
Werbung, Vertrieb und Produktangebot abgeleitet. In
einer SWOT-Analyse wurden Stärken und Schwächen
des Produkts, des Marketings, des Managements und
des Vertriebs analysiert. Es wurden aber auch die Kundenanforderungen, das ökologische, technologische
und wirtschaftliche Umfeld sowie Chancen und Risiken
für die Einführung betrachtet. Aus den Ergebnissen der
Analyse wurden Ziele und Strategien der Weißfischvermarktung erarbeitet. Hierzu zählen u. a. ein einheitliches
Logo zur Steigerung des Wiedererkennungswertes des
Produktes und verschiedene Werbemaßnahmen.
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Herr P. Böss, Fischereigenossenschaft Chiemsee, gab
einen Einblick in die Renkenaufzucht und den Besatz am
Chiemsee. Infolge der in den 1960er und 70er Jahren
voranschreitenden Eutrophierung des Chiemsees war
eine natürliche Fortpflanzung der Renken im See nicht
mehr möglich. Um dies zu kompensieren, wurde von
der Fischereigenossenschaft Chiemsee im Jahr 1972
eine erste kleine Brutanstalt gebaut, die in den 1980-er
Jahren erweitert und 2014 nochmals optimiert wurde.
Im Gegensatz zu vergleichbaren Einrichtungen an anderen Seen werden die Renkeneier aus wirtschaftlichen
Gründen mit ungekühltem Seewasser erbrütet. Damit
schlüpfen die Brütlinge zum selben Zeitpunkt wie die
seebürtigen Tiere. Nach einer feuchten Befruchtung
werden aktuell jährlich ca. 100 Mio. Eier in Zugergläsern erbrütet. Nach 100 – 120 Tagen im Bruthaus
(360 Tagesgrade) werden die Renkenlarven zu einem
großen Teil in Unterwasser-Netzgehegen bis zu einer
Länge von 6-7 cm vorgestreckt. Der Rest wird im Umkreis von 5 – 10 km direkt im See ausgesetzt. In der
schon lange praktizierten künstlichen Erbrütung sieht
Herr Böss eine optimale Unterstützung der natürlichen
Vermehrung um Bestandsschwankungen auszugleichen,
da der Renkenlaich vor Fressfeinden und ungünstigen
Umwelteinflüssen geschützt wird. Sie ist ein wichtiges
Instrument zur nachhaltigen Renkenbewirtschaftung am
Chiemsee. Die Verwendung aus dem See stammender
Laichfische ist dem Besatz mit Fischen fremder Herkunft
unbedingt vorzuziehen, da somit optimal an den Lebensraum angepasste Fische erzeugt werden und das Risiko
der Einschleppung von Krankheiten vermieden wird
Herr T. Wanke, Institut für Binnenfischerei PotsdamSacrow, stellte Möglichkeiten zur Früherkennung von
Reproduktionsdefiziten und das Kompensationspotential
von Larvenbesatz bei der Kleinen Maräne in Norddeutschen Seen vor. Die Kleine Maräne kommt in kühlen
und sauerstoffreichen Seen vor. Sie wird überwiegend
mit pelagischen Kiemennetzen gefangen und i.d.R. als
Brat- oder Räucherfisch direkt vermarktet. Die häufig
stark schwankenden Bestandsdichten der Kleinen Maräne bereiten den Berufsfischern Probleme. Ziel seiner
Untersuchungen war deshalb, möglichst früh die zu
erwartenden Jahrgangsstärken eines Bestandes abzuschätzen um ggf. schwach ausfallenden Jahrgängen
noch rechtzeitig mit Larvenbesatz gegensteuern zu
können. Für die Ermittlung der Bestandsdichte wurde
in mehreren Seen der Bestand an Laichfischen sowie
das jeweilige Larvenaufkommen untersucht. Weiterhin
konnte im Sacrower See die Effektivität von Besatzmaßnahmen mit Larven bei bestehendem Reproduktionsdefizit überprüft werden.
Zur Abschätzung des Laichfischbestands und seiner Jahrgangsstärke wurden Multimaschennetze eingesetzt und
von den gefangenen Fischen Anzahl, Länge, Gewicht,
Geschlecht und Alter erfasst. Das Larvenaufkommen
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Aus der Forschung
wurde mit Hilfe einer Lichtfalle untersucht und als Einheitsfänge angegeben
Zur Ermittlung der Effektivität von Besatzmaßnahmen
wurden 5.000 Larven/ha besetzt, deren Gehörsteinchen mit dem fluoreszierenden Farbstoff Alizarin-Rot
eingefärbt worden waren. Die Markierung kann man
auch später wieder erkennen, wenn die Gehörsteinchen
angeschliffen und mit Hilfe der Fluoreszenzmikroskopie
untersucht werden. Die Bestimmung des im Fang vertretenen Anteils markierter Fische gibt Auskunft über den
Einfluss des Besatzes auf den Gesamtbestand des entsprechenden Jahrgangs. Für den Sacrower See konnte
so bei einem geringen natürlichen Larvenaufkommen ein
positiver Einfluss des Besatzes auf den Maränenbestand
belegt werden.
Am zweiten Veranstaltungstag ging Dr. H. Wedekind,
Institut für Fischerei, LfL, auf die Körperzusammensetzung und Fleischqualität von Renken ein. Von verschiedenen Fischarten der Binnen- und Meeresfischerei ist
eine große Spannweite der geweblichen und chemischen Körperzusammensetzung im Jahresverlauf
bekannt, die auch Einfluss auf die Attraktivität für den
Verbraucher (z.B. Fleischfarbe) sowie für die Fischverarbeitung (z.B. Fettgehalt) haben. Im Rahmen von
eigenen Untersuchen wurden monatliche Stichproben
aus den Fängen der Berufsfischerei am Starnberger
See genommen und nach der Zerlegung die Zusammensetzung (Gewebsanteile) sowie die Fleischqualität
(Filetfarbe, chemische Zusammensetzung) bestimmt.
Wie zu erwarten ergab sich ein Jahresverlauf in vielen
untersuchten Parametern. Der prozentuale Leberanteil
ebenso wie der Gonadenanteil erhöhte sich bis zum
Herbst deutlich. Dabei war der Gonadenanteil bei den
Rogenern erwartungsgemäß bedeutend höher und lag
Ende Oktober bei über 12 % des Gesamtkörpers (Mai
1,9 %). Bei den Milchnern wurden am Saisonende
Anteile von lediglich 2,5 % ermittelt (Mai 0,7 %). Der
prozentuale Anteil der ausgeschlachteten Fische am
Gesamtgewicht (Schlachtkörper) sowie der Filetanteil
ohne Haut zeigten entsprechend ab Jahresbeginn bis
zum Herbst einen Rückgang, z. B. auf unter 45 %
Filetanteil im Vergleich zu 52 % im Winter nach dem
Ablaichen. Deutliche Veränderungen ergaben sich
auch in der chemischen Zusammensetzung der Filets.
Während der Protein- und Aschegehalt relativ konstant
blieben (Protein: 19,9 - 20,8 %, Asche: 1,29 - 1,41 %),
waren der Wasser- und Fettgehalt des Fleisches erheblichen jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen.
Nach dem Winter wies der Filetfettgehalt im März/
April mit Werten um 1,8 % die geringste Höhe auf. Im
Zuge der Gewässererwärmung und der Erhöhung des
Nahrungsangebotes im Jahresverlauf stiegen die intramuskulären Fettgehalte der Renkenfilets auf bis zu 3,5 %
(August) an. Hinsichtlich der Verbrauchererwartung
wurde durchgehend eine besonders hohe, diätetisch
wertvolle Fleischqualität festgestellt.
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Herr L. Kroll, Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft
und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, berichtete über
die Einbindung der Berufsfischer in Überwachungsprogramme rheinland-pfälzischer Gewässer. In früheren
Zeiten hatte die Fluss- und Seenfischerei einen angemessenen Fangertrag und leistete mit ihrem Fang einen bedeutenden Beitrag zur regionalen Versorgung
der Bevölkerung mit dem Lebensmittel Fisch. Heute
dagegen ist von der Berufsfischerei aufgrund verschiedener Beeinträchtigungen der Fischpopulationen (z.B.
Wasserkraftnutzung, Fraßdruck durch Kormorane) und
veränderter gesetzlicher Rahmenbedingungen (z.B.
Schadstoffbelastung von Aalen) ein wesentlich geringerer Ertrag abzuschöpfen.
Einen gewissen finanziellen Ausgleich für die entstandenen Ertragseinbußen schafft in Rheinland-Pfalz die
„Vertrags-Fischerei“. Im Rahmen von fischereilichen
Überwachungs-und Fischschutzprogrammen werden
hierbei gegen Bezahlung die Kenntnisse und praktischen
Fähigkeiten der Berufsfischer für behördliche Fragestellungen zielgerichtet genutzt. Zum Beispiel werden im
Rahmen der Aalschutz-Initiative Rheinland-Pfalz/RWE
von den Berufsfischern Blankaale vor den Wasserkraftanlagen abgefangen und zur ungehinderten Abwanderung in Richtung Rheinmündung abtransportiert. Auch
Fischbestandserhebungen im Rahmen eines Monitorings
(z.B. EU-Wasserrahmenrichtlinie, Schadstoff-Monitoring
in Fischen) werden von Berufsfischern durchgeführt und
im Gegenzug der Kauf von Booten oder Fanggeräten
finanziell ausgeglichen. Weiterhin werden auch Beweissicherungen im Schadensfall, Evakuierungen von
Fischbeständen und Besatzaktionen von der Berufsfischerei im Auftrag erledigt.
Frau H. Ebner, Technische Universität München, berichtete über die Alters- und Wachstumsbestimmung
von Renken aus bayerischen Seen. Im Rahmen einer
Projektarbeit hat sie basierend auf der optischen Vermessung der Ringstrukturen (Circuli) auf den Schuppen eine
Methode zur objektiven Alters- und Wachstumsbestimmung entwickelt. Hierfür hat sie Schuppen von Renken
aus dem Ammersee, Bodensee-Obersee, Chiemsee
und Starnberger See der 1980er und 2010er Jahre
aus dem Archiv des Instituts für Fischerei verwendet.
Die Schuppen wurden gereinigt unter einem Binokular
digital fotografiert und die Abstände zwischen jeweils
fünf Circuli beginnend vom Schuppenzentrum aus mit
einer speziellen Software vermessen. Basierend auf
den Messergebnissen erfolgte die Altersbestimmung
nach einem selbst entwickelten Bestimmungsschlüssel
zur objektiven Identifizierung der Jahresringe (Annuli).
Bei rund 92 % der untersuchten Schuppen stimmten
die Ergebnisse mit der herkömmlichen rein optischen
Altersbestimmungen überein.
An Hand der Schuppenanalyse zeigten sich in allen vier
Seen für die 2010er Jahre (nach Reoligotrophierung)
gegenüber den 1980er Jahren (während eutropher
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
Phase) ein signifikant geringeres Fischwachstum.
Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat Frau Ebner anhand
des Schuppenwachstums die Eutrophierungsgeschichte des Bodensee-Obersees untersucht. Hierzu wurden
Schuppen aus dem Zeitraum von 1946 bis 1950 (Archiv
des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St.
GallenArchiv) und 1983 bis 2014 (Archiv des Instituts
für Fischerei), sowie die zugehörigen Fischlängen und
Gewichte analysiert. Hinsichtlich Fischlänge und -kondition konnte ein deutlicher Rückgang seit den 1980er
Jahren belegt werden. Die auf der mikroskopischen
Ebene erhobenen Wachstumsdaten lieferten keine signifikanten Ergebnisse. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass das Wachstum eine Entwicklung zurück zu
Bedingungen vor der Eutrophierungsphase durchläuft.
Korrelationen mit Phyto- und Zooplanktondaten sowie
mit Phosphat- und Stickstoffgehalt des Bodensees ergaben keine signifikanten Beziehungen.
Dr. B. Gum, Fischereifachberatung des Bezirkes Oberbayern und Herr Ch. von Preysing, Fischerei Tegernsee,
stellten die Fischerei Tegernsee als ein Erfolgsmodell
der Berufsfischerei und der Fischereifachberatung vor.
Seit 1998 betreibt der Bezirk Oberbayern auf Initiative
des damaligen Fischereifachberaters Dr. Peter Wißmath
ein Fischbruthaus am Tegernsee. Die ehemals dort stark
bestandsgefährdeten Arten wie Seeforelle, Sandfelchen
und Seesaibling wurden aus Wildfängen aus dem Tegernsee nachgezogen. Heute haben sich hier dank der
Besatzmaßnahmen die Bestände wieder stabilisiert. Die
Bestandsstützung der Seeforelle erfolgt beispielsweise
durch Ausbringen von Eiern im Augenpunktstadium in
einen Seezulauf. Ziel des Besatzes mit Seesaiblingen
ist v.a. die Stützung des Bestands. Der Betrieb des
Bruthauses erfolgt als eine Art Beispielsbetrieb. So bildet der Bezirk dort auch Lehrlinge aus und informiert
beispielsweise durch Führungen die breite Öffentlichkeit
zu verschiedenen Themen in Sachen Fisch und Fischerei. Von Besuchern gerne angenommen wird auch das
Schauaquarium des Bezirks. In dem sog. Aquadome
sind die im Tegernsee heimischen Fischarten zu sehen.
Seit 2014 ist neben Fischermeister M. Ostermaier Chr.
v. Preysing geschäftsführender Pächter. Neben dem
Fischfang betreut er ein Bruthaus und betreibt ein Bistro
sowie einen Fischverkauf in der Ortschaft Tegernsee.
In seinem Biergarten der direkt am See gelegen ist,
bietet er exklusive Fischverköstigungen an. Nicht nur
mit seinem Label „Mai Liabba“ beschreitet er dabei
neue Wege der Vermarktung.
Insgesamt bot die Tagung Praktikern und Wissenschaftlern vielfältige Anregungen und fachliche Impulse für
ihre tägliche Arbeit.
Korrektur: Die Kormoransituation in Polen
In der letzten Ausgabe der „Fischerei und Fischmarkt“ (Seite 55), wurden bei folgender Tabelle die Angaben zu
den Brutbeständen den einzelnen Ländern nicht korrekt zugeordnet. Hier nun die Richtigstellung.
2006
2012
Europäisches Russland
57 500
60 000 – 68 000
Ukraine
105 000
46 500
Schweden
43 700
40 598
Dänemark
37 900
27 237
Polen
25 830
26 600
Niederlande
23 139
23 556
Deutschland
23 505
22 550
Tab.1: Zahl der Brutpaare der kontinentalen Unterart des Kormorans (Phalacrocorax carbo sinensis) in den sieben am stärksten
von den Vögeln besiedelten europäischen Ländern 2006 und 2012 (Kohl 2011,2012; Bregnballe u. Mitarb. 2014)
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
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Aus der Forschung
Fortbildungsveranstaltung für Fischhaltung und Fischzucht,
Institut für Fischerei (IFI), Bayerische Landesanstalt für
Landwirtschaft (LfL), Starnberg 12. – 13.01.2016
Fotos: T. Wichmann
Bartschat, P., Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit Brandenburg (LAVG),
Dr. Meinelt, T., Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB),
Wichmann, T., Landesanglerverband Mecklenburg-Vorpommern (LAV M-V)
Dr. Helmut Wedekind, Direktor des IFI, begrüßte die
zahlreichen Fischer und Gäste der Tagung. Die über
200 Teilnehmer kamen auch aus zahlreichen anderen
Bundesländern sowie aus Österreich und der Schweiz.
Ein Grußwort hielt Herr Dr. Bernhard Feneis, Präsident
Verband Deutscher Binnenfischerei und Aquakultur
(VDBA) und Vizepräsident der Federation of European
Aquaculture Producers (FEAP). Er hob die Bedeutung des
IFI Starnberg als Kaderschmiede und Wissensverbreiter
hervor. Aus seiner Sicht sind eigentlich alle Argumente
vorhanden, dass es Fisch auf Rezept in der Apotheke
geben und Fischer ob ihrer Ernährung einen geringeren
Beitrag bei der Krankenkasse zahlen sollten.
Der obligatorische Tätigkeitsbericht des IFI 2015 wurde
durch den Direktor Dr. Helmut Wedekind gegeben. Folgende Projekte (Auswahl) wurden bearbeitet: Verfahren
zur Erfassung des Fettgehalts des Karpfens, Modellprojekt zum Kormoran im Aischgrund und Waldnaanaue,
Netzüberspannung kleiner Teiche bei Schleien, Einsatz
von Ölpresskuchen und Kürbiskernpresskuchen als qualitativ hochwertiges Futtermittel für Forellen, Fleischqualität von Renken, Aufzucht verschiedener Stämme des
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Bachsaiblings (Salvelinus fontinalis), Untersuchungen
zum Tierwohl in der Aquakultur, Betäubung und Tötung tropischer Garnelen, ökonomische Untersuchungen in der Forellenproduktion und VHS-Monitoring.
Einige Themen wurden näher erläutert. Das Regionale
Managementkonzept in Zusammenarbeit mit Naturschutzbehörden, Jägern, Teichwirten und Naturschutzverbänden erbrachte eine positive Zwischenbilanz:
Geringere Fischverluste und kein negativer Einfluss
auf Vogelarten. Die Netzüberspannung kleiner Teiche
brachte eine Verlusthalbierung durch Grau- und Silberreiher bei der Aufzucht von dreisömmrigen Schleien.
Allerdings war der Kontroll- und Wartungsaufwand
groß. Der Einsatz von Ölpresskuchen als qualitativ
hochwertiges Futtermittel zur nachhaltigen Aufzucht
von Forellen zeigte zwar günstigere Kosten aber geringere Futterakzeptanz der Fische. Der Vergleich der
Aufzucht vier verschiedener Stämme des Bachsaiblings
(Salvelinus fontinalis) erbrachte große Unterschiede der
Herkünfte in der Mortalität der Brut. Untersuchungen
zum Tierwohl in der Aquakultur erfolgten bei Forellen.
Besatzdichten von 10 bzw. 50 kg/m3 zeigten keine
Unterschiede auf Leistungs- und Stressparameter. Die
elektrische Betäubung tropischer Garnelen (Litopenaeus
vannamei) war erfolgreich. Hypothermie ist in Deutschland nicht zulässig. Die Aus- und Fortbildung ist ein
Schwerpunkt des Instituts. 402 Teilnehmer an Fachtagungen und 625 Teilnehmer an Lehrgänge sowie 370
abgelegte Prüfungen zeigen das eindrucksvoll. 2015
erwarben 34 Lehrlinge den Abschluss als Fischwirt und
15 Fischwirtschaftsmeister konnten ihre Urkunde entgegennehmen. Beim Onlineverfahren der Fischereiprüfung konnten 11.785 Teilnehmer verzeichnet werden.
Frau Elisabeth Pröll, Bayerisches Staatsministerium für Er-
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
nährung, Landwirtschaft und Forsten, stellte sechs Punkte
zu Aktuellem aus der Fischereiverwaltung vor. Die Aquakultur im Außenbereich kann möglicherweise privilegiert
sein, wenn ein natürliches Gewässer eingebunden und
erforderlich ist. Das Fischottermanagement ist dreistufig aufgebaut. In der ersten Stufe ist der Zaunbau als
Prävention vorgesehen. Frau Pröll zeigte an diversen
Beispielen, was mit bzw. ohne Genehmigung nach
Baurecht an Teichen (also im Außenbereich) möglich ist.
Grundvoraussetzung ist der Status Binnenfischerei des
Betriebes. Die Kosten für Wasserver- und -entsorgung
sind nach WRRL zu erheben und entsprechend im WHG
geändert. Das Kostendeckungsprinzip muss zur Anwendung kommen. In Bayern besteht keine Rechtsgrundlage
für ein Wasserentgelt und damit ist die Binnenfischerei
nicht davon betroffen. Bei den geschützten Ursprungsbezeichnungen (gU/gga) ist ab 4.1.16 zusätzlich das
Gemeinschaftszeichen mit anzugeben. Die Lebensmittelinformationsverordnung (EU) 1169/2011 (LMIV VO)
erfordert neu die Angabe von Allergenen, auch bei nicht
vorverpackter Ware. Zum Schluss hatte Frau Pröll noch
eine gute Nachricht: Der Landtag hat sein Interesse
für die Entwicklung der Teichwirtschaft entdeckt und
wird sich in 2016 zum Sachverhalt berichten lassen!
Herr Dr. Geldhauser, Bayerisches Staatsministerium für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, hielt den zweiten
Teil des Vortrages zum Aktuellen aus der Verwaltung.
Das dreisäulige Fischottermanagement ist in Kraft. Der
Zaunbau dient der Prävention und ist über den EMFF
förderfähig. Die zweite Säule ist die Koordinierung
und Beratung sowie Schadensfeststellung durch Fischottermanager und –berater. Die Entschädigungszahlung erfolgt in der dritten Säule. Der EMFF, die neue
EU-Fischereiförderung, bringt Deutschland 156 Mio.
Euro, davon 11,1 Mio. Bayern (vorherige Periode EFF
8.9 Mio.). Aufgrund höherer Fördersätze und eines
geringeren Kofinanzierungsanteiles sind weniger Mittel
vorhanden, die schneller abfließen werden. In der jährlichen Aquakulturstatistik werden Betriebe ab einer Größe
von 0,3 ha bzw. einer täglichen Durchflussmenge von
20% ab 200 m³ Produktionsvolumen berücksichtigt. Die
Meldung an das Bundesamt für Statistik erfolgt ab 2015
auf elektronischem Wege. Die Verwendung nichtheimischer Arten in der Aquakultur ist genehmigungspflichtig.
Das Institut ist zuständig und bietet ein Faltblatt zur
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Information an. Die Fischetikettierung ist künftig auch
bei Algen und Tangen einzuhalten. Die Binnenfischerei muss zusätzlich die Fanggerätekategorie und die
Ursprungsgebiete, auch bei Aquakultur, angeben. Die
Teichbauempfehlungen werden in 2016 durch eine
Arbeitsgruppe hinsichtlich Otter, Biber und Abfischung
aktualisiert. Im Tierschutzschlachtrecht ist nach § 4 Abs.
1a TierSchG ein Sachkundenachweis erforderlich. Er
gilt für Aufsichtspersonen. Der Abschluss Fischwirt bzw.
der Fischereischein stellt einen Sachkundenachweis dar.
Entwicklungen in der Aquakultur in Mecklenburg-Vorpommern wurden von
Herrn Carsten Kühn, Institut für Fischerei M-V, vorgestellt.
In der Vergangenheit wurden Regenbogenforellen (Rf)
in Netzgehegen im Binnenland und an den Küsten,
insgesamt 650 t, produziert. Karpfen wurden in Teichen
und Seen gehalten, 1991 noch mit 350 t Jahresproduktion. Die aktuelle Aquakulturentwicklung weist wieder
eine stabile Karpfenproduktion auf, hingegen ist bei Rf
ein Absturz auf ca. 120 t zu beklagen. Die Produktion
sonstiger Fischarten nahm stark zu (auf knapp 900 t
in 2014). Insbesondere sind dies Clarias, aber auch
Saiblinge, Störe, Ostseeschnäpel und Zander. Wegen
der Auflagen des Naturschutzes ist die Entwicklung der
Aquakultur in M-V nur noch in KLA möglich. Netzgehege und Durchflussanlagen sind gegenüber 1990 stark
rückläufig, Kreislaufanlagen stark zunehmend. Die Haltung von Clarias ist problemlos, aber die VO-konforme
Schlachtung bereitet Probleme. Beim White shrimp, es
existieren mittlerweile 2 Anlagen in M-V, stellen sich die
Probleme ähnlich wie bei Clarias dar. Geeignete Fischarten und Anlagen gibt es genügend. KLA sind jedoch
kostenintensiv und im Kaltwasserkreislaufbereich gibt
es bisher keine Entwicklung. Die zukünftigen Verfahren
werden in den Forschungsanlagen der LFA vorbereitet.
Dazu zählen Forschungen zum Ostseeschnäpel in Born/
Darß, zum Baltischen Stör und zu Meerforellen. Am
Standort Hohen Wangelin existieren eine Kaltwasserkreislaufanlage für Salmoniden und Teiche für Edelkrebse.
Die Zanderaufzucht wird in einer Warmwasserkreislaufanlage untersucht. Ziel ist u. a. der Aufbau einer
Zanderaquakultur. Die Reduzierung des abfließenden
Produktionswassers ist Inhalt eines aktuellen Projektes.
Abschließend stellt Herr Kühn die Vernetzung der Forschungslandschaft in M-V dar.
47
Fotos: T. Wichmann
Aus der Forschung
Herr Gerd Michaelis, Teichgut Peitz GmbH, stellte die
Vorteile der Kombination von Teichwirtschaft und Warmwasseraquakultur vor. Der Betrieb besteht aus klassischer
Teichwirtschaft mit 1.400 ha Teichnutzfläche und der
Warmwasserfischzucht Jänschwalde mit 200 m3 Produktionsvolumen. Zusammen produziert er 750 t Fisch,
davon 670 t Karpfen. Dazu kommen Forellen, Wels,
Aal, Stör und andere Nebenfische. Die Energiepolitik
in Deutschland führt dazu, dass das Kraftwerk teilweise
abgeschaltet wird und dann Wärme für das Kreislaufwasser fehlt. Die Temperaturschwankungen abhängig
von der Fahrweise der Kraftwerke sind kontraproduktiv.
Große Probleme hat das Unternehmen mit fischfressenden Vögeln: Kormoran, Graureiher und Silberreiher.
Herr Michaelis rechnete 250.000 € Schaden je Jahr
detailliert vor. Im Warmwasser erfolgt hauptsächlich die
K0 - und die Zk2-Produktion, um Verluste zu minimieren.
Im zweijährigen Umtrieb werden Karpfen von 2-2,5 kg
in Teichen produziert. Deshalb werden auch 70 t K2
und ZK3 aus Teich in Teichanlagen gewonnen. Damit ist
die K2-Produktion aus der Teichwirtschaft verbannt. Die
Vorteile der Kombination von Teichwirtschaft und Warmwasserzucht werden deutlich: Höhere Überlebensraten,
Künstliche Vermehrung, Kürzerer Umtrieb, Produktion von
Kalt- und Warmwasserfischen, schnellere Anpassung auf
Marktsituation und insgesamt eine stabilere Ökonomie.
Zur „Wirtschaftlichkeit und Produktivität von Forellenmasten – Ein Vergleich zwischen Systemen in Dänemark,
Deutschland und der Türkei“ sprach
Herr Dr. Tobias Lasner vom Thünen-Institut für Fische-
48
reiökologie in Hamburg. Hintergrund der rein empirischen Untersuchungen ist ein Netzwerk mit dem Namen
„agri benchmark“. Idealtypische Forellenmastbetriebe
in Deutschland, Dänemark und der Türkei wurden mit
600-700 Variablen virtuell zusammengebastelt. Dieses
soll den globalen Vergleich von Einzelbetrieben gestatten. Der Wettbewerb, die Rahmenbedingungen und
die Nutzung natürlicher Ressourcen sollen abgeschätzt
werden. Türkische Betriebe besitzen klare Kostenvorteile. So betragen die Gestehungskosten für ein kg
Regenbogenforelle in der Türkei 1,51€, in Deutschland
2,37€ und in Dänemark 2,52 €. Türkische Farmen
verschaffen sich durch niedrige Löhne und geringe
Investitionskosten Wettbewerbsvorteile. In Dänemark
besteht der Trend zu rezirkulierenden Systemen (RAS).
Größere Betriebe schneiden deutlich besser als kleinere
Betriebe ab.
Untersuchungen zur Rolle der Fotoperiodik bei der Fortpflanzung von Salmoniden, insbesondere am Beispiel
Bachsaibling durch den Einsatz zweier Beleuchtungssysteme stellte
Herr Dr. Viktor Svinger, Bezirk Oberfranken vor. 6-8%
der Bachsaiblinge weisen bereits bei einer Masse von
10 g Merkmale einer „Pubertät“ auf. Diese frühe Geschlechtsreife beim Bachsaibling ist sowohl bei Milchnern
als auch bei Rogenern feststellbar. Mit der „Pubertät“ geht
eine Wachstumsreduktion, Aggressivität, eine schlechte
Futterverwertung, eine erhöhte Sterblichkeit, eine Beeinträchtigung des Immunsystems, steigende Verluste und
die Minderung der Schlachtausbeute einher. Ein weiteres
Problem besteht in der Verpilzung der Fische nach Erreichen der Geschlechtsreife. Hintergrund der vorgestellten
Ergebnisse war der Versuch, durch Veränderung der Fotoperiodik der frühen Pubertät entgegenzusteuern. In einem
gemeinsamen Projekt mit der Uni Budweis und der Fischzucht Klattau (Böhmerwald) wurden Effekte verschiedener
Lichtquellen auf die Geschlechtsreife der Bachsaiblinge
im zweiten Lebensjahr untersucht. Das Lichtprogramm bestand in der künstlichen Verlängerung des Sommers über
die Sommersonnenwende hinaus. Eine Photoperiode von
16:8 h (Tag:Nacht) wurde simuliert. Drei unterschiedliche
Lichtquellen wurden über den Freilandrinnen installiert
und an drei Kontrollterminen Wägungen, Geschlechtsbe-
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
stimmungen und die klinische Kontrolle durchgeführt. Die
Milchner wiesen 40% weniger Gonadenentwicklung bei
den beleuchteten Bachsaiblingen sowie einen geringeren
gonadosomatischen Index (GSI) auf. Bei unbeleuchteten
Bachsaiblingen erhöhte sich die Verpilzungsrate von 10%
auf 30%. Bei den beleuchteten Bachsaiblingen wurden
nur geringe Verpilzungsraten festgestellt. Morphologische
Merkmale bei den unbeleuchteten Milchnern war die
Ausprägung eines Laichhakens und eines Buckels. Dies
war bei den beleuchteten Milchnern nicht feststellbar.
Wie die Milchner so wiesen auch die Rogener keine
Wachstumsunterschiede der unbeleuchteten Kontrollen zu
den beleuchteten Gruppen auf. Der GSI der beleuchteten
Rogener war 24% geringer als der GSI der Unbeleuchteten. Die Verpilzungsrate der unbeleuchteten Rogener
stieg innerhalb des Untersuchungszeitraumes von 7,5
auf 25%. Bei den beleuchteten Rogenern wurden nur
geringe Verpilzungsraten festgestellt. Ein Abstreichen
der beleuchteten Rogener war nicht möglich. Die Verluste
waren um mindestens 1/3 reduziert. Somit ist durch die
künstliche Beleuchtung eine Produktionssteigerung und
eine höhere Produktqualität zu erreichen.
Herr Dr. Stefan Reiser vom Thünen-Institut Institut für Fischereiökologie Hamburg referierte zur Erbrütung und
Aufzucht von Salmoniden auf natürlichem Substrat in der
Praxis. Schlagworte wie animal welfare und environmental enrichment (EE) halten zunehmend auch Einzug in die
fischereiliche Praxis. Das EE wird als gezielte Erhöhung
der Komplexizität der Haltungsumwelt und Verbesserung
des Tierwohls in der Tierzucht und in Zoos eingesetzt. Es
wird spekuliert, dass die Robustheit der Tiere durch EE
für natürliche Systeme (Überlebensraten, Stressresistenz)
verbessert wird. Höhere Wachstumsraten, geringere
Missbildungen, geringere Cortisolausschüttung, verringerte Aggression, bessere Flossengesundheit, besseres
Lernverhalten und eine verbesserte Gehirnentwicklung
werden dem EE nachgesagt. Im vorliegenden Experiment
wurde der Versuch eines Vergleiches konventioneller und
der EE Aufzucht von Salmonidenbrut durchgeführt. Die
Erbrütung erfolgte konventionell ohne und mit Kies im
Langstromapparat. Nachfolgend wurde die Dottersackbrut in Brutrinnen mit und ohne Sandgrund aufgezogen.
Drei Forellen und Saibling produzierende Betriebe in
Norddeutschland waren involviert. Unterschiede zwi-
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
schen den Kontrollgruppen waren eher subjektiver Art,
es bestanden hingegen starke betriebsspezifische Effekte.
Zur Deklaration von Fischprodukten im Rahmen der neuen
EU-Vorschriften referierte
Herr Dr. Henner Neuhaus vom LAVES, Institut für Fische
und Fischereierzeugnisse Cuxhaven. Ab 13. Dezember
2014 gilt eine neue Lebensmittelinformationsverordnung
(VO EU 1169/2011). Jedes Lebensmittel muss gekennzeichnet sein, um den Verbraucher über Allergene, Energie- und Nährwert, Lebensmittelimitate und die Herkunft
von Lebensmitteln zu informieren. Mit 1500 aquatischen
Arten besteht im Gegensatz zu Warmblütern eine große
Herausforderung für die Kennzeichnung der Produkte. In
der Kennzeichnungspflicht wird zwischen vorverpackten
und losen Lebensmitteln unterschieden. Herr Neuhaus
stellte die Kennzeichnung von Fischerzeugnissen am
praktischen Beispiel einer geräucherten Forelle vor. Verantwortlich für die Kennzeichnung ist derjenige, der das
Produkt in den Verkehr bringt, ggf. auch der Importeur.
Die Bezeichnung des Produkts ergibt sich aus der Liste
des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung
(BLE). Neben der Produktbezeichnung sind Angaben
zum physikalischen Zustand (frisch geräuchert), ggf.
besondere Behandlung; Zutatenverzeichnis (Forelle,
Paprika….Rauch) gefordert. Bei gefrorenem Fisch oder
Produkten muss das Einfrierdatum angegeben werden.
Allergene und Unverträglichkeiten müssen ab 13.Dezember 2016 in der Zutatenliste hervorgehoben werden.
Pflichtangaben sind weiterhin die Mengenkennzeichnung, Nettofüllmengen, Mindesthaltbarkeitsdatum oder
Verbrauchsdatum bei schnell verderblichen Lebensmitteln;
Anweisungen zur Aufbewahrung; der Hersteller mit vollständiger Postanschrift des Lebensmittelunternehmers;
Gebrauchsanleitung; Nährwertdeklaration (Brennwert,
Fett, gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß, Salz). Bei Verwendung von Ölen muss die Herkunft
und Art deklariert werden. D. h. statt Pflanzenöl muss
jetzt z. B. Palmöl oder Pfanzenfett (Kokos) angegeben
werden. Problematisch für die Nährwertangaben sind
Schwankungen in der Zusammensetzung der Rohware.
Bei Fischsalaten z. B. muss aus der Summe aller Zutaten
der Nährwert ermittelt und angegeben werden. Zusätzlich zur Handelsbezeichnung muss der wissenschaftliche
Name und die Herkunft der Fische angegeben werden.
49
Fotos: T. Wichmann
Aus der Forschung
Herr Dr. Frank Rümmler vom Institut für Binnenfischerei
Potsdam-Sacrow stellt neue Untersuchungen zu teilgeschlossenen Kreislaufanlagen in der Forellenproduktion
vor. Diese sind seit 2000 in Dänemark Pflicht und entsprechen verschiedenen Anforderungen wie der ökologischen Durchgängigkeit der Gewässer (EU-WRRL).
Auch in Deutschland werden langfristig keine Durchlaufanlagen genehmigt werden. Geringere verfügbare
Wassermengen, die Errichtung neuer Anlagen aber auch
Erweiterungen und Rationalisierungsmaßnahmen erfordern die Einführung von Teilkreislaufanlagen. Wichtiger
Bestandteil dieser Anlagen sind Biofilter, ein Alkalinitätsund O2-Eintrag und die Entgasung. Trotz gleicher Grundbausteine sind alle Anlagen an lokale Gegebenheiten
angepasste Unikate. Meist werden 0,7-1,5 m3 Wasser
je Tonne Fisch benötigt und es erfolgt ein 1-2 maliger
Wasseraustausch je Tag bei einem Energieverbrauch von
2 kWh/kg Zuwachs. Die Nutzung von Grundwasser löst
zunehmend die Nutzung von Oberflächenwasser ab.
Diese bietet Vorteile wie z. B. stabile Wassermengen
und einen geglätteten Temperaturgang mit erhöhter Futtermenge im Winter. Nachteile sind die Grundwasserentnahmegebühr, ggf. eine Enteisenung sowie Kosten
aufgrund einer Abwasserabgabepflicht.
Effekte von erhöhten Schwebstoffbelastungen in Kreislaufanlagen auf die Gesundheit und Wachstumsleistung von
Regenbogenforellen stellte Herr C. Becke, Fischereiforschungsstelle Baden Württemberg, Langenargen vor. In
Kreislaufanlagen bedingen höhere Besatzdichten gesteigerte Schwebstofffrachten. Schwebstoffe rekrutieren sich
hauptsächlich aus Kot und Futterresten. Diese können u.
U. zu Schädigungen der Kiemen und zu erhöhter Stressbelastung führen. Im vorliegenden Versuch wurden zwei
Kreislaufsysteme mit je 10 Becken etabliert. In einem
50
dieser beiden Kreislaufsysteme erfolgte eine künstliche
Erhöhung der Schwebstofffracht mit Partikelkonzentration
von ca. 25 mg/l. Verglichen wurden Gesundheits- und
Leistungsparameter der Fische aus beiden Kreisläufen.
Trotz erhöhter Partikelbelastung wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt. Die chemisch-physikalischen
Wasserparameter waren durch die künstliche Trübe nicht
verändert. Die exponierten Fische wiesen ein subjektiv
leicht verändertes Fressverhalten auf. Als Gesundheitsparameter dienten Flossenschäden, Differentialblutbild,
die Expression von Hitzeschockprotein 70 (HSP70) und
die Plasmacortisolkonzentration, welche mittels ELISA
bestimmt wurde. Innerhalb des Untersuchungszeitraumes
wurde eine Verbesserung der anfänglichen Flossenerosionen in beiden Untersuchungsgruppen festgestellt. Die
trübeexsponierte Gruppe wies eine stärkere Verbesserung
der Flossenschäden auf. Die untersuchten Blutparameter,
HSP70 und Plasmacortisol wiesen keine signifikanten
Unterschiede zwischen den Gruppen auf. Es wurden
somit keine Hinweise auf negative Effekte detektiert. Ein
Zusammenhang zwischen Partikelbelastung und Keimbelastung wurde leider nicht untersucht. Anhand der
dargestellten Ergebnisse stellt sich die Frage, ob ein
erhöhter Schwebstoffgehalt in seiner Bedeutung für die
Fischgesundheit überschätzt wird!???
Herr Sebastian Salomon von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stellte seine Ergebnisse von Tag/NachtBelüftungsversuchen in Karpfenteichen vor. Hintergrund
dieser Untersuchungen ist die Sauerstoffknappheit des
Teichwassers im Sommer sowie ein hoher Kostenaufwand bei der technischen Belüftung. Er verglich Werte
aus Tages- bzw. Nachtbelüftungen in 40 und 80 cm
Wassertiefe. Zusätzlich wurden die Temperatur und
die Windgeschwindigkeit überwacht und in die Betrachtungen einbezogen. Die Tagesbelüftung erfolgte
von 10 bis 17 Uhr und die Nachtbelüftung von 22
bis 5 Uhr. Die Teiche wiesen in Abhängigkeit von
der Sonneneinstrahlung und Wind eine Schichtung
auf. Ein Sauerstoffminimum an der Oberfläche ist in
unbelüfteten Teichen von 8 bis 10 Uhr feststellbar.
Im Tiefenwasser sind niedrigste Konzentrationen bei
höchsten Konzentrationen im Oberflächenwasser von
20 bis 22 Uhr nachweisbar. Tagsüber fallen die O2Werte im Tiefenwasser. Nachts ist ein Absinken der
O2-Werte im Oberflächenbereich und Anreicherung
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
Foto: LFL, Institut für Fischerei, Starnberg
Frau Dr. Verena Jung-Schroers von der Tierärztlichen
Hochschule Hannover. Gemäß Tierschutz-SchlachtVerordnung (TSchlVO) sind Fische vor dem Schlachten
zu betäuben. Das heißt, die Fische müssen in einen
wahrnehmungsunfähigen Zustand versetzt und bis zur
Tötung gehalten werden. Messungen an Regenbogenforellen und Karpfen haben ergeben, dass der
Betäubungseffekt bei den Fischarten je Betäubungsart
unterschiedlich ist. Als Verfahren wurde die zugelassene Betäubung mittels Kopfschlag, elektrischem Strom
und Kombination beider Verfahren verglichen. Mit
Anwendung einer der genannten Methoden bei Forellen konnte eine Wirksamkeit von mind. 95% erreicht
werden. Bei Karpfen war eine 100%ige Betäubung
nur bei einer Kombination von Elektrobetäubung und
Kopfschlag sichergestellt. Im Verlauf der Betäubung
treten äußere Verletzungen bei Forellen häufiger als
bei Karpfen auf. Falsche Elektrobetäubung kann bei
Forellen zu Blutungen in der Muskulatur und somit zu
Qualitätsverlusten führen. Die Leitfähigkeit hat großen
Einfluss auf die Betäubung mit elektrischem Strom. Bei
einem Leitwert über 1000 µS/cm ist keine Betäubung
herbei zu führen. Fortbildungsveranstaltungen und
Merkblätter zur tierschutzgerechten Schlachtung von
Fischen sind in Vorbereitung.
Foto: LFL, Institut für Fischerei, Starnberg
Der Vortrag von Herrn Dr. Gert Füllner vom Sächsischen
Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie,
Königswartha hatte die „Leistungsprüfung beim Karpfen – alles schon da gewesen?“ zum Inhalt. Im Zuge
der Domestizierung des Karpfens, beginnend von den
Römern bis zur heutigen Zeit, wurden verschiedenste
Linien herausgezüchtet. 1898 beschreibt Hofer erstmals die bekannten deutschen Karpfenrassen. Die
erste Leistungsprüfung von Karpfen in Teichen wurde
von Demoll und Mitarbeitern 1928 beschrieben. Derartige historische Leistungsprüfungen sind unter den
aktuellen Ansprüchen nicht aussagekräftig. Heutige
Leistungsprüfungen sind durch ein sehr aufwändiges
Versuchsdesign gekennzeichnet. Gegenwärtig werden
in der Versuchsteichanlage Königswartha verschiedenste mitteleuropäische Karpfenstämme untersucht.
Alle 5 geprüften Karpfenstämme unterscheiden sich
von einander in verschiedenen Leistungsparametern.
Hinweise für die tierschutzgerechte Schlachtung in
Forellen- und Karpfenbetrieben gab
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Foto: LFL, Institut für Fischerei, Starnberg
der O2-Werte im Tiefenwasser messbar, da das O2reiche abgekühlte Oberflächenwasser nachts in tiefere
Schichten absinkt. Windgeschwindigkeiten unter 3,5
m/s haben keinen Einfluss auf die Schichtung im Teich.
Defizite in den Sauerstoffgehalten in der Nacht können
mittels Nachtbelüftung nicht kompensiert werden. Nur
mittels Tagbelüftung können Sauerstoffdefizite in den
Morgenstunden ausgeglichen werden. Dies führt zudem
zu einem insgesamt höheren O2-Niveau auch in den
Nachtstunden. Erwähnt wurde der mögliche Einsatz
von Photovoltaikelementen zur Energieversorgung der
Tagbelüftung.
51
Aus der Forschung
Foto: G. Füllner
Erfahrungsaustausch zwischen Praxis, Fischereiverwaltung
und angewandter Forschung. Fachtag Fischerei des
Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und
Geologie (LfULG), Königswartha, 08.-09-03.2016
Foto: T. Wichmann
Im Grußwort umriss Herr Norbert Eichkorn, Präsident
des LfULG die derzeitige Situation der Fischerei, einschließlich Angelfischerei, und Aquakultur in Sachsen.
Da ist zum Einen die schwierige Satzfischsituation
und der Übergang vom EFF zum EMFF. Zum anderen bedeuten die zeitweise Abschaltung von Braunkohlekraftwerken erhebliche Schwierigkeiten bei der
Bewirtschaftung teilgeschlossener Kreislaufanlagen.
Zunehmend rücken Fragen des Tierschutzes als neue
Herausforderungen für die Branche in den Focus. Nach
nunmehr 24 Jahren steht die Neuverpachtung einer
Vielzahl von Gewässern an. Bewerbungen erfolgen
unter Vorlage von Bewirtschaftungskonzepten. Ziel
dieser Veranstaltung und des LfULG ist Berücksichtigung
neuer fischereilicher Erkenntnisse für die Praxis.
Frau Ulrike Weniger sprach aktuelle Fragen der Aquakultur und Fischerei in Sachsen an. Rückblickend auf
das Jahr 2015 ergeben die offiziellen Zahlen aus
der Aquakulturstatistik ein Produktionsvolumen von
2360 t Fisch insgesamt, davon 1750 t Karpfen, 170 t
Clarias, 130 t Regenbogenforellen, 85 t Stör, 48 t
52
Schleie und 177 t sonstige Fischarten. Bedrohlich ist
die rückläufige Satzfischproduktion. Das Jahr 2015
war geprägt von fehlenden Niederschlägen und daraus resultierendem Wassermangel für alle Bereiche
der Aquakultur. Hohe Wassertemperaturen und fehlende Produktionsflächen setzten insbesondere den
Salmonidenzüchtern und –haltern zu. In der jährlichen
Aquakulturstatistik werden Betriebe ab einer Größe
von 0,3 ha bzw. einer täglichen Durchflussmenge
von 20% ab einem Produktionsvolumen von 200 m³
berücksichtigt. Die Anzahl der KHV-positiven Befunde
ist weiter zurückgegangen. In 5 von 61 untersuchten
Betrieben wurde KHV nachgewiesen. Der Oberlausitzer Biokarpfen darf als geschützte geografische
Angabe zur Produktkennzeichnung genutzt werden. Es
gab zum Jahresende verschiedene Anfragen betreffs
Nachweis der Sachkunde zum Betäuben, Töten und
Schlachten von Fischen. Von Frau Weniger wird darauf
hingewiesen, dass mit der Fischereiberechtigung die
Sachkunde erworben wird und damit im Konsens mit
der Tierschutz-Schlacht-VO steht. Die Ausnahmeregelung gem. §4 Fischetikettierungsverordnung gilt auch
für ab Hof Fischverkäufe. Es gibt eine Novellierung
der Düngemittelverordnung, womit das Ausbringen von
Teichschlamm grundsätzlich erlaubt ist. Voraussetzung
ist aber, dass der Teichschlamm nicht mit Schadstoffen belastet ist. Es empfiehlt sich eine Beprobung des
Schlamms vor der Abgabe als Düngemittel, da in
Stichproben Belastungen mit Schwermetallen (z.B.
Cadmium) nachgewiesen wurden. Allerdings sind in
den Teichschlämmen auch kaum Nährstoffe nachgewiesen worden. Ausgleichszahlungen nach Härtefallausgleich-VO für Schäden durch Fischotter, Kormoran
und Fischreiher sind möglich. Diese Zahlungen sind
aber in Höhe und Intervall begrenzt: Nur einmal in 3
Jahren wird dieser Ausgleich bewilligt. Aus dem EMFF
stehen für Deutschland 156 Mio. € zur Verfügung, die
gemäß Nationalem Strategieplan für Aquakultur auf
die 11 Bundesländer aufgeteilt werden. Die Förderung
erfolgt nach zwei Richtlinien. Dies sind 1. Teichpflege
und naturschutzgerechte Teichbewirtschaftung und 2.
Aquakultur und Fischerei. Die bundesweite „KormoranProjektgruppe“ ist noch aktiv. Ein 5. Treffen findet am
11. April in Bonn statt. Schäden durch Prädatoren in
Teichanlagen sind weiterhin vorhanden, allerdings
nicht nur von Fisch fressenden Vögeln. Der Vortrag
endete mit einem symbolhaften Bild zum Thema Schäden an WKA.
Informationen zur EMFF-Antragstellung 2016 zur Förderung nach RL TWN/2015 wurden von
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Fotos: T. Wichmann
Aus der Forschung
Frau Dr. Weigel als Vertretung von Frau Martina Marx,
Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft vorgetragen. Die Förderung zur Teichpflege und
Erhalt der Kulturlandschaft, Naturschutzgerechte Teichbewirtschaftung – Artenschutz und Lebensräume wird
für einen 5-jährigen Verpflichtungszeitraum bewilligt. In
jedem Jahr ist eine erneute Antragsstellung notwendig,
wobei der Bewilligungsempfänger den Flächennachweis für die Förderung zu erbringen hat. Dazu ist eine
Antrags CD, einschließlich einer Anwendungsbroschüre
zu nutzen. Ab 2018 sind keine Neuanträge und Vorhabenzugänge mehr möglich. Für Flächen unter 1000
m2 können keine Mittel bewilligt werden. Die Frist zur
Antragstellung (17.05.) sollte unbedingt eingehalten
werden. Für die Änderungsanzeige ist ein entsprechendes Formblatt zu nutzen.
Ergebnisse der Leistungsprüfung mitteleuropäischer
Teichkarpfenstämme stellte
Herr Dr. Gert Füllner, LfULG vor. Dieses seit 2013
durchgeführte und aus EFF geförderte Projekt hat das
Ziel, Stämme von Teichkarpfen mit genetisch weit entfernter Herkünfte auf KHV-Resistenz, Leistung, Vitalität
und Produktqualität zu prüfen. Fünf Karpfenstämme
aus Tschechien (CZ1, Schuppenkarpfen), Polen (PL1,
F1-Hybriden mit höchster KHV-Resistenz), Bayern (By1,
bayerischer Spiegelkarpfen), Sachsen (SN1, sächsischer Spiegelkarpfen) und Sachsen (SN2, sächsischer
Spiegelkarpfen) wurden für das Projekt ausgewählt.
Für das Communal testing, d. h. gemeinsame Haltung
und Testung der Stämme, wurden die Fische mit Micro-
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
satelliten-Markersystemen markiert. Prüfkriterien waren
z. B. der Zuwachs, die Futterverwertung, die Vitalität
und die Produktqualität der Fische. Alle Stämme unterschieden sich in den einzelnen Kriterien. Der Stamm
CZ1 weist den höchsten Hektarertrag und auch die
höchsten Stückmassen auf. Es wurden von Mitarbeitern
der Tierärztlichen Hochschule Hannover an Fischen
der verschiedenen Stämme KHV-Infektionsversuche
durchgeführt. Hier erwiesen sich die CZ1-Karpfen am
empfänglichsten, der sächsische Stamm SN1 dagegen
wies eine schlechtere Resistenz auf. Insgesamt schnitt
im Ranking jedoch der Stamm CZ1, unter anderem mit
einer Überlebensrate von 36 % Kv zu K1, am besten ab.
In der Produktqualität wies dieser Stamm den höchsten
Filetanteil auf. Spiegelkarpfen hatten einen niedrigeren
Filetanteil, allerdings bessere Bewertungen bei den Garverlusten. Ein erstes Fazit dieser Untersuchungen könnte
sein, die Aufzucht von Schuppenkarpfen alternativ zu
bedenken. Es hat sich gezeigt, dass Schuppenfische
tendenziell weniger von Kormoranen befischt werden.
Hinweise für die tierschutzgerechte Schlachtung in Forellen- und Karpfenbetrieben gab
Frau Dr. Verena Jung-Schroers von der Tierärztlichen
Hochschule Hannover. Gemäß Tierschutz-Schlacht-Verordnung (TSchlVO) sind Fische vor dem Schlachten zu
betäuben. Das bedeutet, die Fische müssen in einen wahrnehmungsunfähigen Zustand versetzt und bis zur Tötung
gehalten werden. Messungen an Regenbogenforellen
und Karpfen haben ergeben, dass der Betäubungseffekt
bei den Fischarten je Betäubungsart unterschiedlich ist.
Von den in der Tierschutz-Schlacht-VO zugelassenen Betäubungsverfahren sind die Betäubung mittels Kopfschlag
oder mittels elektrischen Stroms die praktisch am besten
durchführbaren Verfahren. Zur Untersuchung wurden
dementsprechend Kopfschlag oder elektrischer Stroms
sowie die Kombination beider Verfahren verglichen. Mit
Anwendung einer der genannten Methoden bei Forellen
konnte eine Wirksamkeit von mind. 95% erreicht werden. Bei Karpfen war eine 100%ige Betäubung nur bei
einer Kombination von Elektrobetäubung und Kopfschlag
sichergestellt. Im Verlauf der Betäubung treten äußere
Verletzungen bei Forellen häufiger als bei Karpfen auf.
Ein zu starker Kopfschlag führt zu Schädigungen des
53
Aus der Forschung
Fotos: T. Wichmann
Schädels, was insbesondere einen negativen optischen
Qualitätsverlust bedeutet. Falsche Elektrobetäubung kann
bei Forellen zu Blutungen in der Muskulatur und somit zu
Qualitätsverlusten führen. Die Leitfähigkeit des Wassers
hat großen Einfluss auf die Betäubung mit elektrischem
Strom. Bei einem Leitwert über 1000 µS/cm ist keine
ausreichende Betäubung herbei zu führen. Der optimale Bereich für die Betäubung befindet sich zwischen
500 – 1000 µS/cm bei einer Einwirkzeit von 2 bis 5
min. Es wird zur Gewährleistung optimaler Leitwerte
ein regelmäßiger Wasserwechsel im Betäubungsbecken
empfohlen. Fortbildungsveranstaltungen und Merkblätter
zur tierschutzgerechten Schlachtung von Fischen sind in
Vorbereitung. Untersuchungen zur Erprobung geeigneter
Betäubungsverfahren für die Schlachtung Afrikanischer
Welse (Clarias gariepinus) wurden von
Herrn Dr. Möbius, Universität Leipzig, Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen beschrieben.
Die generellen Anforderungen Schmerzen und Leiden
zu vermeiden, ist der Hintergrund zur tierschutzgerechten Betäubung vor dem Schlachten. Die Betäubung des
afrikanischen Raubwelses ist allerdings mit den konventionellen Betäubungsmethoden und Geräten nur bedingt
tierschutzgerecht zu realisieren. Mögliche Verfahren sind
die Anwendung der Druckluftnadelpistole oder des Bolzenschussgerätes. Das Handling ist dabei sehr aufwendig und es lassen sich nur kleinere Mengen an Fisch
betäuben und schlachten. Die spezielle Anatomie des
Schädels von Clarias gariepinus mit starkem Schädelknochen und dem in einer Gallertmasse eingebettetem
Gehirn verhindert die Betäubung mit marktüblichen Elektrobetäubungsgeräten. Die Lebendkühlung in Eiswasser
(Hypothermie) ist eine derzeit zwar nicht genehmigte,
aber mit Ausnahmeerlaubnis angewendete Methode. In
verschiedenen Versuchen mit unterschiedlichen Kühlverfahren (Eiswasser, Eiswasser + Eis und Eis + Salz) mit und
ohne Vorkühlung der Fische auf 0°C wurde der Zeitpunkt
des Betäubungseffektes ermittelt. Lange Zeiträume sind
notwendig um die Wahrnehmungslosigkeit von Clarias
gariepinus zu erreichen. Die längste Reaktionszeit von
20 min wurde bei der Methode „Eiswasser ohne Vorkühlung“ ermittelt. Am kürzesten mit 7 Minuten war die
Reaktionszeit bei schrittweiser Vorkühlung der Fische auf
54
10°C über einen Zeitraum von 3 Stunden. Die Untersuchungen brachten zusätzlich den Nachweis, dass die
Fische im Eis nicht ersticken.
Entwicklungen in der Aquakultur in Mecklenburg-Vorpom-
mern wurden von Herrn Carsten Kühn, Institut für Fischerei M-V, vorgestellt. In der Vergangenheit wurden bis
650 t Regenbogenforellen in Netzgehegen im Binnenland und an den Küsten produziert. Karpfen wurden in
Teichen und Seen gehalten. 1991 betrug die Jahresproduktion noch 350 t. Die aktuelle Aquakulturentwicklung
weist nach anfänglich dramatischem Rückgang wieder
eine stabile Karpfenproduktion auf. Dahingegen ist bei
Regenbogenforellen eine drastische Reduzierung auf ca.
120 t zu beklagen. Die Produktion sonstiger Fischarten
nahm stark zu und betrug 2014 knapp 900 t. Insbesondere sind dies Clarias, aber auch Saiblinge, Störe,
Ostseeschnäpel und Zander. Auf Grund der Auflagen
des Naturschutzes ist die Entwicklung der Aquakultur
in M -V nur noch in Kreislaufanlagen möglich. Netzgehege und Durchflussanlagen sind gegenüber 1990
stark rückläufig, Kreislaufanlagen stark zunehmend. Die
Haltung von Clarias ist problemlos. Die VO-konforme
Schlachtung bereitet jedoch Probleme. Beim White
shrimp, es existieren mittlerweile zwei Anlagen in M-V,
stellen sich die Probleme ähnlich wie bei Clarias dar.
Geeignete Fischarten und Anlagen für die Aquakultur
existieren in M-V zur Genüge. Kreislaufanlagen sind
jedoch kostenintensiv und im Kaltwasserkreislaufbereich
gibt es bisher keine Entwicklung. Die zukünftigen Verfahren werden in den Forschungsanlagen der Landesforschungsanstalt vorbereitet. Dazu zählen Forschungen
zum Ostseeschnäpel in Born/Darß, zum Baltischen Stör
und zu Meerforellen. Am Standort Hohen Wangelin
existiert eine Kaltwasserkreislaufanlage für Salmoniden
und Teiche für Edelkrebse. Die Zanderaufzucht wird in
einer Warmwasserkreislaufanlage untersucht. Ziel ist u.
a. der Aufbau einer intensiven Zanderaquakultur. Die
Reduzierung des abfließenden Produktionswassers ist
Inhalt eines weiteren aktuellen Projektes. Abschließend
stellt Herr Kühn die Vernetzung der Forschungslandschaft
in M-V dar.
Über die Ergebnisse des Flussneunaugenmonitorings in
Sachsen referierte
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
Herr Robert Wolf, vom Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow. Gemäß FFH Richtlinie-Anhang 2 gilt das
Flussneunauge als zu schützende Art, in deren Lebensraum und Laichrevieren naturschutzrechtliche Auflagen
einzuhalten sind. Die Verbreitung der Flussneunaugen in
den Elbezuflussgewässern festzustellen und die aufsteigenden adulten Flussneunaugen zu erfassen, war Inhalt
des Projekts. Mittels Reusen oder Aalkörben oder Elektrofischerei wurde in 16 ausgewählten Untersuchungsgewässern versucht, aufsteigende adulte Flussneunaugen
zu fangen. In 8 Untersuchungsgewässern wurde eine
nennenswerte Anzahl von Querdern gefangen. Leider ist
die optische Unterscheidung und auch eine genetische
Differenzierung zwischen Bach- und Flussneunaugen in
diesem Stadium nicht möglich. Im Untersuchungsgebiet
wurden im Jahr 2015 keine adulten Flussneunaugen
gefangen und auch keine Laichnester gesichtet. Eine
Laichplatzkartierung für die Elbeeinzugsgewässer in
Sachsen war somit nicht möglich. Historisch ist das
Vorkommen bzw. das Aufsteigen von Flussneunaugen
bis Tschechien dokumentiert. Ein Ausbleiben von Flussneunaugen in der Elbe wurde ab 1960 beobachtet
und hauptursächlich auf Wasserverschmutzungen und
Verbau zurückgeführt. Einzelnachweis von Flussneunaugen gab es im April 2010 im Lachsbach. Seit der
Durchgängigkeit der Elbe am Wehr in Geesthacht ist der
Wiederaufstieg der Flussneunaugen möglich, er spiegelt
sich jedoch nicht in den Fängen in Sachsen wieder.
Herr Thorsten Roch und Herr Ralf Schreyer vom Biosphärenreferat Oberlausitzer Heide- und Teichland-
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
schaft sprachen in ihrem Vortrag zur Teichwirtschaft
im Biosphärenreservat. Seit dem Neubeginn der Karpfenteichwirtschaft im Jahre 1991 existiert eine enge
Zusammenarbeit des Biosphärenreservates mit dem
Landesfischereiverband, den Behörden und Bewirtschaftern. Durch Flächenkauf von der Treuhand gelangten
1750 ha Teiche in Landesbesitz. Insgesamt sind 9 %
des Biosphärengebietes mit Wasser bedeckt. Die Verwaltung unterstützt regionale Abfischfeste, half bei der
Vorbereitung und Etablierung des BioKarpfen. Die Unterstützung der Bewirtschafter in Extremsituationen und
Beratung bei den unterschiedlichen Förderprogrammen
sowie zur Naturschutzgesetzgebung sind weitere Arbeitsschwerpunkte. Neuere Aktivitäten sehen verstärkte
Instandsetzungen an landeseigenen Teichen seit 2013
vor. Dabei sind sowohl Dammreparaturen als auch die
Erneuerung von Mönchen nötig. In den nächsten Jahren
soll der Instandhaltungsrückstau abgebaut werden.
Herr Dr. Karsten Tusche, Fischzucht Rietschen GmbH gab
einen Praxisbericht aus der Oberlausitz: Diversifizierung
statt Intensivierung. Ein klassischer Vollbetrieb der traditionellen Karpfenteichwirtschaft, gegründet 1992, mit zwei
Erweiterungen in 2009 und 2015, ist der Mittelpunkt. Die
Nutzfläche beträgt 360 ha. Neben der Teichwirtschaft
gehören eine Kreislaufanlage und Produktion und Vertrieb von Wasserpflanzenelementen zum Unternehmen.
Kreislaufanlage und traditionelle Teichwirtschaften schaffen Synergieeffekte. Produziert werden Zander aller
Größenklassen, Hecht, Schleie, Wels, Weißfische sowie
Karpfen aller Altersklassen. Lohnmast von sibirischen Stören erfolgt zusätzlich, auch zur Sanierung verschlammter
Teiche. Die Direktvermarktung findet über 2 Hofläden
statt, wozu auch die Verarbeitung von Frischware gehört.
Regionale Märkte und Festveranstaltungen ergänzen die
Vermarktungswege. Hälterungsmöglichkeiten für 120 t
Lebendfisch existieren. Eine Wasserbüffelhaltung auf 17
ha mit Fleischverwertung ist ein weiteres Standbein der
GmbH. Auch als Landschafts- und Gewässerpfleger ist
Dr. Tusche aktiv. Die Anzucht, Produktion und der Vertrieb von Wasserpflanzenelementen nutzt Nährstoffe aus
dem Kreislauf-Ablaufwasser der Pflanzenteiche. 12.000
m2 Wasserbauelemente werden in der verlängerten Vegetationsperiode erzeugt und dienen europaweit zum
55
Aus der Forschung
Fotos: T. Wichmann
Wasserbau. Die Abbaggerung von Teichen wegen Braunkohleförderung ermöglichten neu angelegte Teichflächen,
die allerdings erstmal sehr unfruchtbar ist. Der Prozess der
Verlagerung benötigt Vorlaufzeit von mindestens 10 Jahren. Die Kormoranproblematik ist in dieser Teichwirtschaft
genauso präsent und verheerend wie anderswo. Die Kreislaufanlage (KLA), natürlich abgeschirmt hält Prädatoren
ab. Die Vorteile der Seuchenfreiheit und Temperaturunabhängigkeit kommen Brutanlage und Setzlingserzeugung
zugute. Die Wärmeversorgung sichert eine Biogasanlage. Die Wasserversorgung erfolgt über Brunnen und
auch Leitungswasser. Die GmbH hat ein Niedrigenergie
Kreislaufsystem mit 2 separaten Großkreisläufen sowie
1 Brutkreislauf incl. Temperatursteuerung. Die Fütterung
wird über Futterautomaten durchgeführt. Eine permanente
Systemüberwachung sichert Havariefreiheit. Aktuell werden 12 t Zander (50-1200 g), davon 8-10 t Speisefische,
produziert. Setzlinge sind sehr nachgefragt, sowohl für
KLA als auch natürliche Gewässer. Derzeit kann Dr. Tusche
120.000 trockenfutteradaptierte Z1 erzeugen. Brut wird
zu zwei Terminen bereitgestellt: Frühbrut im Dezember und
Normalbrut im April/Mai. Zugergläser sichern traditionell
die Erbrütung. Der Schlupf erfolgt nach 60-70 Tagesgraden. Zur Anfütterung der Zander werden Artemien
verwendet. Die Umstellung auf Trockenfutter wird nach
26 Tagen begonnen. Die Zandersetzlingsproduktion ist
mit hohem Reinigungsaufwand und Gesundheitskontrolle
verbunden. Probleme machen noch die Keimdruckreduktion und die Erzeugung ausreichender Artemiamengen.
Verluste bei der Frühbrut durch N2-Übersättigung müssen
minimiert werden.
„Die aktuellen Krankheitserreger bei Karpfen und Co. –
eine Übersicht“ stellten
Frau Dr. Grit Bräuer und Frau Dr. Kerstin Böttcher von
der Sächsischen Tierseuchenkasse – Fischgesundheitsdienst vor. In den letzten Jahren wurden zwei Projekte
der Tierseuchenkasse zur Verbreitung und Bedeutung
von Mykoplasmen im Zusammenhang mit Verlustgeschehen in Sachsen bearbeitet. In den Jahren 20122013 wurden häufig Mykoplasmen als Nebenbefunde
bei Fischen festgestellt. Zu diesen Erregern existieren
bislang recht wenig Erkenntnisse. Diese Bakterien sind
sehr klein (0,3-1,6 µm) besitzen keine feste Zellwand
56
und sind auf Grund ihrer kommensalischen oder parasitischen Lebensweise als Krankheitserreger bekannt. Bei
Schleien wurden Kiemenveränderungen diagnostiziert.
Vom Sächsischen Fischgesundheitsdienst wurden 63
Fischbestände auf Mykoplasmen (Kiemen und innere
Organe) untersucht. Davon waren 60 Karpfenbestände
von denen 25 klinisch gesund und 38 klinisch krank
diagnostiziert wurden. Es erfolgten elektronenmikroskopische Untersuchungen als auch die Anzucht auf
Kulturen sowie im Anschluss zum Erbgutnachweis die
PCR. Typisch ist ein Spiegeleiförmiges Wachstum der
Kolonien. 41% aller untersuchten Bestände wiesen
Mykoplasmen auf. Mykoplasmen konnten zu jeder
Jahreszeit in allen Beständen und zumeist auf der
Haut, weniger in den Kiemen und selten in inneren
Organen festgestellt werden. Die kulturelle Anzucht und
das PCR erbrachten keine Mykoplasmennachweise.
Viruspartikel wurden in 53% aller Bestände nachgewiesen. Diese Nachweise sind aber oft Herpesviren
sowie auch andere Virenarten. Herpesviren konnten
bei 53% der kranken und 36% der gesunden Fische
festgestellt werden. Der Mykoplasmennachweis konnte
nicht in direktem Zusammenhang mit Krankheits- oder
Verlustgeschehen gebracht werden. Es besteht jedoch
ein deutlicher Zusammenhang zwischen Virennachweis und Krankheitsgeschehen. Jedoch ist nicht jeder
Virusnachweis mit einer akuten Erkrankung verbunden.
Frau Dr. Kerstin Böttcher referierte zur Entwicklung
der KHV in Sachsen. Diese hat sich in den letzten
Jahren etwas beruhigt. Die Anzahl der untersuchten
Betriebe ist gleich geblieben. Auch 2015 waren noch
seuchenartige Verläufe der KHV nachweisbar. 2008
stellte den Höhepunkt des KHV Geschehens dar. Ab
2009 lief das KHV-Tilgungsprogramm. Ausbrüche wurden in 4 Betrieben bzw. Betriebsteilen mit insgesamt
9 Fällen registriert, die bereits in der Sanierung sind.
Neuausbrüche in Betrieben, die bisher KHV unverdächtig waren, wurden nicht festgestellt. Die wichtigsten Faktoren zur Eindämmung der Seuche waren
erfolgreiche Sanierungsmaßnahmen und der Schutz
der nicht betroffenen Betriebe und Gebiete. Insbesondere ist beim Umsetzen und Verbringen von Fischen
der Seuchenstatus des Liefer- und Empfängerbetriebes
zu beachten. D. h. Fische aus Betrieben im Tilgungsprogramm (Kategorie IV) dürfen keine Fische in seuchenfreie oder unverdächtige Betriebe (Kategorie I, II
oder III) verbringen/ umsetzen. Das gilt auch innerhalb
eines Betriebes mit unterschiedlichem Seuchenstatus
der einzelnen Betriebsteile. Es erfolgt weiterhin eine
Beratung und Untersuchung der Betriebe und auch eine
Neuauflage des KHV-Bekämpfungsprogramms. Die
Betriebe erhalten Unterstützung bei der Sanierung der
„KHV-Teiche“. Der Fischgesundheitsdienst erarbeitet
mit den Betrieben Sanierungskonzepte. Ein weiteres
und wahrscheinlich weit verbreitetes Problem stellt
das Carp Edema Virus (CEV) dar, das seit den 70iger
Jahren bei juvenilen Kois meist im Zusammenhang mit
Fischerei & Fischmarkt in M-V • 2/2016
Aus der Forschung
Stresssituationen beschrieben wurde. Bei einem CEVBefall ist mit Mortalitäten von 80-100% der Fische zu
rechnen. Klinische Symptome sind insbesondere die
Lethargie der Fische, die schlafend am Grunde liegen.
Weitere Symptome sind Kiemenschwellungen, Kiemennekrosen, Enophthalmus und Hautläsionen. Die CEV
ist ein aquatisches Pockenvirus das in der Diagnostik
deutlich von KHV abgrenzbar ist. Die CEV ist mit 5
g/l Salz und Erwärmung gut therapierbar. Erstmals
in Deutschland erfolgte der Nachweis in Gartenteichen in Niedersachsen 2014. Die labordiagnostische
Methode zum Nachweis des CEV ist die PCR. Bisher
deutschlandweit mittels PCR getestete Nutzkarpfenbestände waren im Ergebnis negativ. Retrospektiv ergeben sich seit mehreren Jahren Verdachtsfälle, die nicht
als CEV gewertet bzw. diagnostiziert wurden. Dies sind
insbesondere Verluste bei Kleinteichbesitzern bei den
Abfischungen wo Fische im Teich liegen blieben. Auch
hohe Verluste in den Hälterungen von Speisefischen
gehen voraussichtlich auf das Konto von CEV. Das
Virus ist vermutlich seit mehreren Jahren vorhanden,
dessen Verbreitung aber nicht bekannt. Zu den Verbreitungswegen ist wenig bekannt. Der CEV Nachweis ist
keine anzeigeplichtige Tierseuche oder meldepflichtige
Tierkrankheit. Die Kosten für die Untersuchungen sind
vom Tierbesitzer zu tragen.
Herr Dr. Dirk Hübner, BfS Bürogemeinschaft für Fisch
– und Gewässerökologische Studien Marburg, Frankfurt, referierte zur Effizienzkontrolle einer spezifischen
Aalabstiegsanlage an der WKA Ruhlmühle (Spree). Die
WKA hat eine Kaplanspiralturbine mit einem Schluckvermögen von 8 m3/s, einer Fallhöhe von 4,6 m (320
KW) und der Rechen zur Absperrung hat 20 mm Rechenweite. Die Anströmgeschwindigkeit vorm Rechen
beträgt 0,5 m/s. Das Aufnehmen der Aale erfolgt
durch Erzeugung eines Reizes zum Abtauchen vor
dem Rechen. Ein Strömungsschatten wird mittels Borstenriegel über die gesamte Gewässerbreite erzeugt.
Diverse Einstiegsöffnungen in geringer Distanz im strömungsberuhigten Bereich ermöglichen den Aalen den
Weg in ein Sammelrohr. Das Weiterleiten der Aale
funktioniert durch eine Leitung als hydraulischer Heber
ohne Drosselung oder Querschnittsverengung. Dazu
besteht eine Rückspülmöglichkeit. Die Effizienzkontrolle
des Abstiegs erfolgte durch Besatz und Wiederfangversuch von 230 Tieren. Damit waren Vorschädigungen ausgeschlossen und der Abwanderungszeitraum
messbar. An drei Tagen wurden Aale, Gruppe Grün
(78 Aale) und Blau (152 Aale), markiert und besetzt.
3 Abwanderungskorridore standen den Fischen zur
Verfügung: Rechen, bodennahes Loch neben Rechen
und der Aalabstieg. Die Abwanderung an den drei
Tagen stieg von 16 über 33 auf 41% mit Zunahme des
Abflusses und am 3. Tag war das Wasser auch noch
eingetrübt. Insgesamt konnten mit 58 % bzw. 40 %
Wiederfangrate gute Ergebnisse erzielt werden. Die
Aale, sowie die Besatzfische als auch die natürlich
vorkommenden, wanderten zu ca. 90% über den Aalabstieg ab und zu ca. 9 % über das Loch nahe des
Rechens. Der Anteil über den Rechen war sehr gering
(ca. 1%). Das Fazit der Untersuchungen sah Dr. Hübner
in: Hohe Effektivität von 90 % Freiland und Besatzfische. Der Abstieg erfolgt in wenigen Minuten. Die
Passage durch den Aalabstieg war verletzungsfrei. Für
erfolgreiche Besatz- und Wiederfangversuche ist der
Besatztermin (inklusive Wasserstände) entscheidend
für eine hohe Wiederfangrate.
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Mecklenburg-Vorpommern e.V. gibt bekannt:
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Fischerei & Fischmarkt in Mecklenburg-Vorpommern/Heft 2 – Juli 2016 – 16. Jahrgang
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Ein guter Fang
(Foto: C. Ubl)
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