vernähen von dünnen, glatten stoffen
Transcription
vernähen von dünnen, glatten stoffen
I N F O R M AT I O N E N F Ü R D I E N Ä H E N D E I N D U S T R I E VERNÄHEN VON DÜNNEN, GLATTEN STOFFEN VERNÄHEN VON DÜNNEN, GLATTEN STOFFEN Diese häufig schwierig zu vernähenden Gewebe zeigen oft schon bei der Verarbeitung Kräuselerscheinungen in den Nahtbereichen. Es gibt jedoch Fälle, bei denen dieser Nachteil erst nach einer gewissen Liegezeit sichtbar wird. Eine Beseitigung dieser wellenförmigen Unebenheiten durch zusätzliches Bügeln oder Pressen ist meist nur von kurzer Dauer. Die Kräuselerscheinungen stellen sich spätestens nach der ersten Pflegebehandlung wieder ein. 1. SPANNUNGSKRÄUSELN Kräuselung symmetrisch zur Naht Man unterscheidet im wesentlichen drei Arten: URSACHE: Zu hohe Fadenspannung 1. SPANNUNGSKRÄUSELN ABHILFE: 2. TRANSPORTKRÄUSELN 3. VERDRÄNGUNGSKRÄUSELN Die Vielschichtigkeit des Problems bringt es mit sich, dass meist mehrere der oben genannten Kräuselarten gleichzeitig auftreten. Je leichter und feiner die Stoffe sind, desto undurchsichtiger werden die Zusammenhänge. Vor allen Gegenmassnahmen muss deshalb eine gründliche Analyse der beanstandeten Nähte vorgenommen werden. Grundvoraussetzung für optimale Nähte sind qualitativ hochwertige, moderne Nähzwirne aus Polyester und Polyester-Mischungen. Das AMANN-Sortiment bietet mit SABA C, RASANT und SERAFIL ideale Nähfäden für das Verarbeiten dünner, glatter Stoffe. Diese sind durch ausgeklügelte Verfahren schrumpffrei, verfügen über eine ausgewogene Elastizität und einen sehr schlanken Querschnitt. Der nähenden Industrie bieten sich durch den universellen Einsatz und das gute Preis-/Leistungsverhältnis von SABA C, RASANT und SERAFIL beachtliche Einsparungsmöglichkeiten bei einem Höchstmaß an Nahtqualität. 2 왘 Grundsätzlich müssen die Fadenspannungen des Nadel-und Greiferfadens so niedrig wie eben vertretbar eingestellt werden. Da eine sichere Stichbildung ohne Spannung nicht möglich ist und bei zu niedrigen Spannungen klaffende Nähte entstehen, lässt sich bei extrem dünnen und empfindlichen Stoffen ein leichtes Wellen nicht immer restlos vermeiden. Auf Ziersteppnähte mit gröberen Fadenstärken oder mehrere dicht nebeneinander liegende Steppreihen sollte bei feinen Stoffen verzichtet werden. URSACHE: Ungünstige Fadenverteilung ABHILFE: 왘 Eine weitere Grundvoraussetzung für glatte Nähte ist eine einwandfreie Fadenverteilung zwischen Nadel- und Greiferfäden. Dies gilt sowohl für den Doppelsteppstich als auch für sämtliche Kettensticharten. Bei Doppelsteppstichmaschinen wird zuerst die Unterfadenspannung so niedrig wie möglich eingestellt und dann die Nadelfadenspannung darauf abgestimmt. Die Naht ist optimal, wenn die Fadenverschlingung von Nadel- und Greiferfaden in der Mitte des Nähgutes liegt. Service +Technik SPANNUNGSKRÄUSELN Richtige Fadenverteilung beim Doppelsteppstich: Idealisierte, theoretische Doppelsteppstichnaht Ausgewogenes Stichbild; maximale Nahtelastizität und Nahtreissfestigkeit. Ungünstige Fadenverteilung beim Doppelsteppstich: Der Wirklichkeit angenäherte Fadenlage Nadelfadenspannung zu hoch bzw. Greiferfadenspannung zu niedrig; geringe Nahtelastizität und Nahtreissfestigkeit Auswirkung der Stichbrückenspannung bei zu grosser, also ungünstiger Stichlänge Greiferfadenspannung zu hoch bzw. Nadelfadenspannung zu niedrig; geringe Nahtelastizität und Nahtreissfestigkeit An Doppelkettenstichmaschinen sind die Fadenspannungen dann richtig eingestellt, wenn der Nadelfaden an der Nähgutunterseite eine punktförmige Schlinge bildet, durch die der Greiferfaden beim Auftrennen mühelos gezogen werden kann. Liegt eine Fadenverteilung von ca. 2/5 für den Nadelfaden und ca. 3/5 für den Greiferfaden vor, so kann von einer optimal eingestellten Fadenverteilung gesprochen werden. Je nach Nähgutstärke verschiebt sich dieses Verhältnis; mit steigender Stoffstärke erhöht sich der Nadelfadenanteil. URSACHE: Zu stramm auf die Spule gewickelter Unterfaden ABHILFE: 왘 Die Bewicklung muss äusserst korrekt erfolgen, da bei zu hohem Fadenspannungswerten die Gefahr besteht, dass der Faden auf seiner ganzen Länge verstreckt und in diesem Zustand in die Naht eingebracht wird. Die zwangsläufige Folge sind Kräuselnähte, wenn sich der Nähfaden später wieder zurückbildet. Ergänzende Hinweise zum SPANNUNGSKRÄUSELN: Richtige Fadenverteilung beim Doppelkettenstich Ungünstige Fadenverteilung beim Doppelkettenstich URSACHE : Zu große Stichlänge ABHILFE: 왘 Es lohnt sich, die Fadenspannung und die Stichlänge zu variieren, um so den Grenzbereich genauestens auszuloten. Unliebsame Nahtkräuselungen,aber auch Nahtklaffen werden durch eine zweckmäßige Stichlänge bei möglichst reduzierter Fadenspannung entweder ganz beseitigt oder erheblich reduziert. 3 Da der Sticheinzug von vielen Einflussgrössen abhängig ist, sind häufige Kontrollen anzuraten, um gegebenenfalls mit Hilfe kleiner Spannungskorrekturen einen gleichbleibenden Nahtausfall auch über einen längeren Produktionszeitraum zu gewährleisten. Die Gefahr der Nahtkräuselung kann u. U. auch durch Spannen des Nähgutes unter dem Presserfuss vermindert werden. Der Fadenanzugshebel holt erst dann den Faden durch die Nähmaschinen-Spannung heran, wenn der Stich in den Stoff eingezogen ist. Somit wirkt die Fadenspannung auch in die bereits fertiggestellte Naht hinein und es wird etwas Faden wieder aus den zuletzt gebildeten Stichen zurückgezogen. Ein straff geführtes Nähgut wird den Einfluss dieses bei vielen Maschinenkonstruktionen unvermeidlichen Effektes mindern und so den Nahtausfall günstig beeinflussen. Durch konstruktive Massnahmen ist dieser Effekt bei einigen Nähmaschinen-Neuentwicklungen vermindert worden, wodurch das Spannen des Nähgutes von Hand entfallen kann. Service +Technik TRANSPORTKRÄUSELN 2. TRANSPORTKRÄUSELN ABHILFEN: 왘 „Nähfreundliche” Stoffe auswählen. 왘 Einflüsse von Wattierungen prüfen. 왘 Stoffdrückerkraft so gering einstellen, dass ein gleichmässiger Nähguttransport gerade noch gewährleistet ist. 왘 Hubbewegung der Untertransporteure so einstellen, dass die Transporteurzähne nur wenig über die Stichplatte ragen. Kräuselung asymmetrisch zur Naht URSACHE: Ein nicht längengleiches Vernähen der beiden Nähgutteile. 왘 Maschinendrehzahl reduzieren. 왘 Nähgut manuell vor und hinter der Nadel spannen. Der einfache Untertransport wirkt durch die einseitige Krafteinwirkung auf die untere Nähgutlage. Die obere Stofflage wird dabei nur durch die Haftreibung der beiden Nähgutteile mitgenommen. Besonders bei glatten Stoffen besteht die Gefahr, dass der Transport nicht längengleich erfolgt. Ein zu stark eingestellter Füsschendruck verstärkt diesen Effekt. 왘 Bei Mehrfachsteppungen immer in der gleichen Richtung nähen. 왘 Feingezahnte Transporteure einsetzen. 왘 Kunststoffbeschichtete Transporteure mit ausgeprägter Adhäsion verwenden. 왘 Beachtliche Verbesserungen sind mittels des sogenannten Schwimmfusses zu erreichen. Da bei dieser Konstruktion nur der eigentliche Nähfuss und nicht das gesamte Presserfusssystem im Rhythmus des Transporteurhubes bewegt werden muss, kann mit wesentlich niedrigerem Druck gearbeitet werden. Das System lässt höhere Nähgeschwindigkeiten zu, da die Massenkräfte erheblich geringer sind. Schematische Darstellung der Entstehung des Transportkräuselns Schematische Darstellung des Schwimmfusses 4 Service +Technik VERDRÄNGUNGSKRÄUSELN ABHILFEN: 3. VERDRÄNGUNGSKRÄUSELN 왘 Nadeln mit geringerem Schaftdurchmesser entsprechend der Nähfadenstärke einsetzen. Aus arbeitstechnischen Gründen wird in der Praxis meist mit der Nadelstärke Nm 70 (0,7 mm Durchmesser) die Untergrenze erreicht sein; nur in wenigen Ausnahmen wird man bis zu einer Nadelstärke Nm 60 (0,6 mm Durchmesser) heruntergehen können. Kräuselung symmetrisch zur Naht Schematische Darstellung der Gewebefadenverdrängung URSACHE : Verdrängung einzelner Kett- und/oder Schussfäden durch Nadeleinstich und Nähfaden. Das Ausmass der Verdrängung hängt dabei von Gewebedichte, Bindungsart, aber auch von Nadelund Garnstärke ab. Sehr dünne und hochveredelte (pflegeleicht ausgerüstete) Gewebe lassen nur bedingt ein seitliches Ausweichen der Garne zu. Die Gefahr von Verdrängungskräuseln besteht vor allem bei hohen Nähgeschwindigkeiten. Diese Problematik ist heute sehr aktuell durch die dichtgewebten Mikrofaserstoffe. Leinwandbindige Gewebe neigen aufgrund ihrer Struktur generell mehr zur Kräuselbildung als Gewebe in Atlas- oder Köperbindung. Die für diese Anwendungsgebiet in Frage kommenden Nähfäden haben demgegenüber nur einen Durchmesser von 0,2 mm. Die Lage der Kett- und Schussgarne wird also zunächst durch die Nadel mehr verändert als dies der (2fach) im Stoff verbleibende Nähfaden bewirkt. Eine beschädigte (stumpfe) Nadelspitze wird beim Durchdringen des Stoffes noch zusätzliche Unruhe in die Naht bringen; deshalb ist eine regelmässige Kontrolle der Nadelspitze auch hier von Vorteil. Auf die dem Stoff angepasste Nadelspitzenform sei hier besonders hingewiesen. 왘 Für Verbindungsnähte möglichst Doppelkettenstich (Stichtyp 401) verwenden, da aufgrund der Nahtkonstruktion – Fadenverschlingung an der Nähgutunterseite – weniger Kett- oder Schussgarne verdrängt werden. Platzbedarf der Nähfäden im Stoff: Schnittschema der Nähfäden zwischen den Stofflagen beim Doppelsteppstich Nadelfaden Greiferfaden Nadelfaden Fadenverschlingung Schnittschema der Nähfäden zwischen den Stofflagen beim Doppelkettenstich Nadelfaden Nadelfaden Fadenverschlingung 5 Service +Technik VERDRÄNGUNGSKRÄUSELN ABHILFEN: 왘 Optimale Stichdichte einstellen 왘 Stichlochgrösse der Stichplatte und des Transporteurs auf die Nadelstärke abstimmen (ca.1,2 – 1,4 mm Weite). 왘 Soweit es die erforderliche Nahtfestigkeit erlaubt, möglichst feine Nähfäden verwenden. Abgestimmt auf die Gebrauchsbeanspruchung sollte der Nähfaden so fein wie möglich und so reißfest wie nötig ausgewählt werden. Die Gefahr von Verdrängungskräuselungen wird durch den Einsatz eines feinen Nähfadens verringert. Gleichzeitig muß dabei durch eine ausreichende Reißfestigkeit die geforderte Nahtfestigkeit sichergestellt werden. Ein sorgfältiges Abwägen aller Aspekte und gründliches Vorgehen bei den Prüfungen ist ausschlaggebend für den Erhalt der Produktqualität. VORBEUGEMASSNAHMEN: 왘 Verlegung des Nahtverlaufs leicht schräg zur Kettrichtung WÄSCHEKNOPFLÖCHER: Bei Wäscheknopflöchern in unfixierter Ware besteht die Gefahr, dass der Stoff durch die Riegel zusammengezogen wird. Dies lässt sich nur vermeiden, wenn auf hochgezogene Riegel verzichtet wird. Man erhält dann ein Knopfloch mit hochgezogener Raupe, aber flachen Riegeln. Noch geringere Fadenspannung erlaubt das Knopfloch mit flacher Raupe und flachen Riegeln. Um Fadenzieher zu vermeiden, müssen die Knopflochmesser bei glatten Stoffen besonders scharf sein und sollten turnusmäßig ausgewechselt werden. Die saubersten Schnitte erhält man mit Maschinen, bei welchen das Messer auf einen Gegenblock aus Kunststoff wirkt. ANMERKUNG: Bei aller möglichen Sorgfalt beim Nähen, maschinellem Aufwand und sorgfältiger Maschineneinstellung kann es Stoffe bzw. Nahtpositionen geben, bei denen dennoch eine Restkräuselung unvermeidbar ist. Daraus ergibt sich bei kräuselverdächtigen Stoffen schon bei der Modellvervielfältigung die Notwendigkeit, die Gewebe neben den modischen Aspekten auch hinsichtlich ihrer Vernähbarkeit zu überprüfen. Schon bei der Modellgestaltung bzw. beim Zuschnitt sollte darauf geachtet werden, dass möglichst alle Schnittkanten, die in Kettrichtung laufen, so gelegt werden, dass sie einen Winkel von 5–10 Grad zum Fadenverlauf bilden. Bei schrägem Nahtverlauf verteilt sich die Gewebefadenverdrängung auf mehrere Kett- und Schussfäden. 6 Service +Technik CHECKLISTE ZUR FEHLERBEHEBUNG KRÄUSELERSCHEINUNGEN ERKENNUNGSMERKMALE URSACHEN SPANNUNGSKRÄUSELN TRANSPORTKRÄUSELN VERDRÄNGUNGSKRÄUSELN Wellenbildung beidseitig symmetrisch der Naht Asymmetrische Wellenbildung an der oberen oder unteren Nähgutseite Wellenbildung beidseitig symmetrisch der Naht (gleiches Erscheinungsbild wie bei Spannungskräuselungen) Fadenspannungswerte zu hoch (Faden liegt zu stramm in der Naht) Einseitige oder unterschiedliche Krafteinwirkung des Transporteurs auf die Nähgutteile – dadurch ein nicht längengleiches Vernähen der Nähgutteile Einsatz zu starker Nadeln und/oder zu dicker Nähfäden? Ist die Stoffdrückerkraft angemessen reduziert? Sind die Maschinen und die Nadelstärke auf Stoffqualität und Nähfaden abgestimmt? Ungünstige Fadenverteilung ABHILFEN Wird die richtige Nähfadenqualität und -stärke verwendet? Sind die Nadel- und Greiferfäden auf einen möglichst niedrigen Fadenspannungswert eingestellt? Wird die Unterfadenspule mit einer möglichst niedrigen Vorspannung gefüllt? Liegt eine einwandfreie Fadenverteilung zwischen Nadel- und Greiferfaden vor? Verbessert ein manuelles Führen der Nähgutteile Kommen fein gezahnte Transporteure (ca.10 Zähne/cm) zum Einsatz? Verbessert der Einsatz des Schwimmfusses den Nahtausfall? Können Maschinen mit kombinierten Transporteinrichtungen eingesetzt werden? Verbessert ein manuelles Führen der Nähgutteile den Nahtausfall? Stimmt das Verhältnis von Stichlochgrösse in der Stichplatte zur Nadelstärke? Liegt die optimale Stichdichte vor? Führt eine Umstellung von Doppelsteppstich zu Doppelkettenstich zu einer Reduzierung der Wellenbildung? Wird die geeignete Nadelspitzenform eingesetzt? Anpassung der Nähfadenstärke, der Nadel und des Transporteurs an das Material unter Beachtung der Nahtfestigkeit. Turnusmässige Pflege der Fadenführungselemente und der Nadel. NÄHTECHNISCHE BERATUNG Wir unterstützen Sie gerne in allen verarbeitungstechnischen Fragen. Bitte sprechen Sie uns an. Sie erreichen uns unter: 7 Telefon +49 (71 43) 277-250 Service +Technik MIT AMANN NÄHGARNEN AUF DER SICHEREN SEITE: Universeller Einsatz Optimale Näheigenschaften auf allen Maschinen Hohe Nahtquerreissfestigkeit Überlegene Scheuerfestigkeit Hervorragende Scheueroptik Hohe thermische Belastbarkeit Optimales Kraft-/Dehnungsverhalten Gleichmässiger Farbausfall Brillantes Aussehen Amann & Söhne GmbH & Co. · Hauptstraße1· D-74357 Bönnigheim · Telefon +49(7143) 2 77-0 · Telefax +49(7143)277-200 · http://www.amann-online.de 8002 D05000128