Reformblockaden aufbrechen – den Föderalismus neu gestalten
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Reformblockaden aufbrechen – den Föderalismus neu gestalten
Deutsche Fragen Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken mit dem Ostdeutschen Bankenverband und der Universität Leipzig Reformblockaden aufbrechen – den Föderalismus neu gestalten Bundesverband deutscher Banken Wer Antworten auf die Fragen von morgen sucht, muss heute die richtigen Fragen stellen. Diesem Gedanken folgt die Symposienreihe „Deutsche Fragen“ des Bundesverbandes deutscher Banken. Auf dem 10.Symposium am 10.September 2003 in Leipzig ging es um das Thema: „Reformblockaden aufbrechen – den Föderalismus neu gestalten“. Bund und Länder haben sich in einem kaum noch durchschaubaren Geflecht überlappender Zuständigkeiten verfangen. An die Stelle eines konstruktiven Wettbewerbs der Länder tritt immer häufiger der Zwang zum Minimalkonsens – politische Selbstblockade ist die Folge. Hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Kultur haben diskutiert, wie eine Reform des Föderalismus in Deutschland zu gestalten ist und wie sie gelingen kann. Deutsche Fragen Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken mit dem Ostdeutschen Bankenverband und der Universität Leipzig Reformblockaden aufbrechen – den Föderalismus neu gestalten Medienpartner: Inhalt Vorwor t . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Dr. Manfred Weber Föderalismus braucht Wettbewerb. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Prof. Dr. Georg Milbradt Mehr Freiraum für die Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Brigitte Zypries Wie viel Unterschiedlichkeit ver trägt die Republik? . . . . . . . . . 32 Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Moderation: Cathleen Pohl Prof. Dr. Franz Häuser Schlusswor t . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Kurzbiographien der Redner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Teilnehmer des Symposiums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Vorwor t „Ohne dich kann ich nicht leben, ohne dich kann ich nicht sein.“ Nach der Melodie dieses Volksliedes sind der Bund und die Länder in Deutschland im Laufe der vergangenen fünf Jahrzehnte so eng aneinander gerückt, dass sie sich heute kaum noch bewegen können und miteinander streiten wie das sprichwörtliche alte Ehepaar. Nicht selten sind wichtige Reformen daran gescheitert, dass Bundes- und Länderzuständigkeiten zu einem nahezu undurchschaubaren Geflecht verwoben sind. Unter Verfassungsrechtlern ist dies keine neue Erkenntnis. Neu hingegen ist, wie intensiv mittlerweile auch in der Politik über eine Reform des Föderalismus debattiert wird. Es scheint klar: Der Bund und die Länder meinen es ernst mit einer Neuordnung ihrer Beziehungen. Wie aber muss diese Reform aussehen? Welche politische Ebene sollte wofür zuständig sein? Wie viel Wettbewerb ist geboten, und wie viel Einheitlichkeit im Bundesstaat bleibt unverzichtbar? Schließlich: Wie sind die Entscheidungsprozesse zu gestalten, damit der Bürger die politische Verantwortung wieder zuordnen kann? „Reformblockaden aufbrechen – den Föderalismus neu gestalten“: Unter diesem Motto stand das 10. Symposium in der Reihe „Deutsche Fragen“, zu dem der Bundesverband deutscher Banken, der Ostdeutsche Bankenverband und die Universität Leipzig am 10. September 2003 nach Leipzig eingeladen haben. Möge die Dokumentation dieser Veranstaltung deutlich machen, worauf es im Kern ankommt: Deutschland braucht eine dauerhaft tragfähige Reform seiner bundesstaatlichen Ordnung. Dr. Manfred Weber Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Vorstandes des Bundesverbandes deutscher Banken Deutsche Fragen 7 D r. M a n f r e d We b e r Föderalismus braucht Wettbewerb Frau Ministerin, Herr Ministerpräsident, meine Damen und Herren Abgeordnete des Deutschen Bundestages und dreier Landtage,meine sehr verehrten Damen und Herren! Vor 16 Jahren beging man im damals noch geteilten Berlin den 750. Geburtstag der Stadt. Nicht alle Bürger der DDR waren der Meinung, die Feierlichkeiten in ihrer Hauptstadt, Ost-Berlin, seien das viele Geld wert, das anderenorts fehlte. Das brachte die selbstbewussten Leipziger auf eine Idee: Auf den Slogan „750 Jahre Berlin“ antworteten sie mit einem Autoaufkleber. Auf dem stand: „822 Jahre Leipzig“. Diese kleine Geschichte demonstriert gut, dass wir für unser heutiges Thema den richtigen Ort gewählt haben. Dr. Manfred Weber Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Vorstandes des Bundesverbandes deutscher Banken Die „Deutschen Fragen“ sind eine im besten Sinne föderale Veranstaltungsreihe. Denn hier geht es darum, ein Thema von nationalem Interesse auch in den Regionen Deutschlands mit jenen zu diskutieren,die vor Ort Verantwortung tragen. Nach Sachsen führt uns diese Reihe übrigens schon zum zweiten Mal, nachdem wir im Oktober 2000 mit einem bildungspolitischen Thema in Dresden zu Gast waren. Heute Abend steht nicht die Bildung auf dem Programm, sondern die bundesstaatliche Ordnung Deutschlands. Deswegen ist es mir eine große Freude, die Bundesministerin der Justiz, Frau Brigitte Zypries, und den Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Herrn Professor Dr. Georg Milbradt, begrüßen zu können. Ebenso begrüße ich die Moderatorin des heutigen Abends, Frau Cathleen Pohl. Schließlich gilt mein Gruß unseren beiden Mitveranstaltern, Herrn Professor Dr. Franz Häuser, dem Rektor der Universität Leipzig, und Deutsche Fragen 9 D r. M a n f r e d We b e r F ö d e r a l i s m u s b r a u c h t We t t b e w e r b Herrn Leo von Sahr, dem Vorsitzenden des Vorstandes des Ostdeutschen Bankenverbandes. Meine Damen und Herren! „Über geringere Angelegenheiten entscheiden die Stammeshäupter, über wichtigere die Gesamtheit.“ Das schrieb einst der Römer Tacitus über die Germanen. Doch wir wären gut beraten, dieses Prinzip auch heute, zwei Jahrtausende später, stärker zu Die Vorteile eines föderalen beherzigen. Denn von einer sauberen Trennung der Ver- Systems, Eigenverantwortung antwortlichkeiten ist die Praxis unseres Föderalismus und Vielfalt, kommen nicht weit entfernt. mehr zum Tragen. Konstruk- D i e Z u s t ä n d i g ke i t e n d e r L ä n d e r s i n d durch die wachsende Aktivität des Bundes im Bereich der konkurrierenden Gesetzgebung mehr und mehr ausgehöhlt worden. Zum einen ist die Gesetzgebungskompetenz in tiver Wettbewerb zwischen Deutschland heute de facto weitestgehend zentralisiert, den Ländern findet immer die Länder können kaum noch eigene Gesetze erlassen. weniger statt. Ihre Zuständigkeiten sind durch die wachsende Aktivität des Bundes im Bereich der konkurrierenden Gesetzgebung in den vergangenen fünf Jahrzehnten mehr und mehr ausgehöhlt worden. Damit kommen die Vorteile eines föderalen Systems, nämlich Eigenverantwortung und Vielfalt, nicht mehr zum Tragen. Konstruktiver Wettbewerb zwischen den Ländern findet immer weniger statt. Auf der anderen Seite wird die Handlungsfähigkeit des Bundes durch die Zustimmungspflicht des Bundesrates zunehmend eingeschränkt. Die Väter unserer Verfassung gingen noch davon aus, etwa eines von zehn Bundesgesetzen würde zustimmungspflichtig sein. In der Praxis sind es sechs von zehn. So hat sich der Föderalismus in Deutschland im Laufe der Jahre zu einem Veto-Föderalismus entwickelt. Reformen scheitern nicht selten am Prinzip des kleinsten gemeinsamen Nenners. Die Folge: Das Land kommt nur im Konsens voran – und das heißt: sehr schleppend oder oft gar 10D e u t s c h e F r a g e n 11 Deutsche Fragen D r. M a n f r e d We b e r F ö d e r a l i s m u s b r a u c h t We t t b e w e r b nicht. Damit fällt es Deutschland zunehmend schwer, sich im internationalen auftrag. Dieser forderte zunächst die Herstellung „einheitlicher Lebensver- Standortwettbewerb zu behaupten. hältnisse“ in ganz Deutschland. Seit 1994 lautet der Maßstab,„gleichwertige Doch nicht nur die Gesetzgebungskompetenzen sind zunehmend Lebensverhältnisse“ zu schaffen. verflochten, sondern auch die Finanzverantwortung. Auf der Aufgaben- und Doch ob „Einheitlichkeit“ oder „Gleichwertigkeit“: So wie die Ausgabenseite haben wir es mit einem kaum noch durchschaubaren Kon- Politik dieses Verfassungsprinzip in jahrzehntelanger Praxis interpretiert glomerat von Mischfinanzierungen zu tun. Sicher kann man im Einzelfall da- hat, ist von der Eigenverantwortung der Länder nicht viel Die Elemente eines fiskali- rüber streiten,welche Gemeinschaftsaufgabe,welche Finanzhilfe und welches übrig geblieben. Die föderale Ordnung ist in eine Schief- schen Trennsystems, das in Geldleistungsgesetz sinnvoll ist oder nicht. Tatsache bleibt aber: Misch- lage geraten, die den Vätern des Grundgesetzes so sicher- den Anfangsjahrzehnten der Reformen scheitern nicht sel- finanzierungen laufen dem Verfassungsgrundsatz zuwider, lich nicht vorschwebte. Der Föderalismus hat sich zu Bundesrepublik noch domi- ten am Prinzip des kleinsten nach dem jede staatliche Ebene die von ihr beschlossenen einem Hemmschuh für gesellschaftlichen Wandel und nierte, sind heute bis zur gemeinsamen Nenners. Die Aufgaben selbst zu finanzieren hat. Innovationen entwickelt. Ja, er ist zu einer Blockade für Unkenntlichkeit verkümmert. Folge: Das Land kommt nur Die Verschränkung der Aufgaben spiegelt sich dringend notwendige Reformen geworden. Der Vorsitzende des Sachver- im Konsens voran – und das schließlich auf der Einnahmeseite: Rund drei Viertel der ständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, heißt: sehr schleppend oder staatlichen Steuereinnahmen stammen aus Gemeinschaft- Professor Wolfgang Wiegard, bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „Deutsch- oft gar nicht. steuern. Die Elemente eines fiskalischen Trennsystems, land steckt in einer Politikverflechtungsfalle.“ das in den Anfangsjahrzehnten der Bundesrepublik noch dominierte, sind In der Wissenschaft wird dieser Befund seit Jahren diskutiert. Neu heute bis zur Unkenntlichkeit verkümmert. Die Möglichkeiten der Länder, in aber – und zu begrüßen – ist, mit welcher Intensität und in welcher Breite eigener Verantwortung Einnahmen zu erzielen, sind dabei auf der Strecke inzwischen auch in der Politik und den Medien über eine Neuordnung des geblieben. Föderalismus debattiert wird. Wichtige Impulse hat diese Die föderale Ordnung ist in Auch wenn die Entscheidungs- und Finanzierungsstrukturen zwi- Diskussion aus Sachsen erfahren. Herr Ministerpräsident, eine Schieflage geraten, die schen Bund und Ländern heute kaum noch überschaubar sind – jede ein- aus Ihrem Land stammt etwa der Vorschlag, die konkur- den Vätern des Grundgesetzes zelne Verzweigung dieses in 50 Jahren gewachsenen Geflechts ist jeweils in rierende Gesetzgebung im Bereich des Arbeitsrechts so sicherlich nicht vorschwebte. bester politischer Absicht entstanden. Dabei ging es ebenso um eine stabili- umzukehren und den Bundesländern die Möglichkeit zu geben, spezifische, sierende Konjunkturpolitik wie um den Ausbau des Sozialstaates – Geldleis- besonders hinderliche Regulierungen des bislang bundeseinheitlichen tungsgesetze wie Wohn- und Erziehungsgeld sind Beispiele. Auf dem Weg in Arbeitsrechts außer Kraft zu setzen. Auch die Bundesregierung, sehr geehrte den Konsensföderalismus orientierte man sich stets an einem Verfassungs- Frau Ministerin, macht sich für die Entflechtung von Kompetenzen zwischen 12D e u t s c h e F r a g e n 13 Deutsche Fragen D r. M a n f r e d We b e r F ö d e r a l i s m u s b r a u c h t We t t b e w e r b Bund und Ländern stark. In diesem Sinne zielen die meisten Vorschläge in der gegenwärtigen Diskussion darauf ab,Zuständigkeiten klarer zuzuordnen, und weisen damit, auch parteiübergreifend, grundsätzlich in die richtige Richtung. Dies alles ist ermutigend. Ein Garant für den Erfolg einer Föderalismusreform ist es jedoch nicht. Denn bereits in der Vergangenheit sind Bereits in der Vergangenheit zahlreiche Reformversuche gescheitert.Auch gegenwärtig sind zahlreiche Reformver- besteht die Gefahr, dass gute Ansätze verwässert werden. suche gescheitert. Auch gegen- Nicht zuletzt der Vorschlag der Bundesregierung zur wärtig besteht die Gefahr, Reform der Gewerbesteuer wäre – unter dem Gesichts- dass gute Ansätze verwässert punkt einer funktionsfähigen föderalen Ordnung – kein werden. Fortschritt, denn er würde nicht zu einer Entflechtung der We r d e n F ö d e r a l i s m u s r e f o r m i e r e n will, der muss auch eine Neuordnung des Finanzföderalismus entschlossen in Angriff nehmen. Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern und Kommunen führen. Eine nachhaltige Reform sollte – wie von der Wirtschaft seit langem gefordert – darauf abzielen, die Gewerbesteuer abzuschaffen und durch eine neue, sachlich angemessenere Form der Gemeindefinanzierung zu ersetzen. Worauf kommt es an, wenn Deutschland zu einer tragfähigen föderalen Ordnung zurückfinden will? Die Reform des Föderalismus muss sich am Grundprinzip des Wettbewerbs und der Subsidiarität orientieren. Die Reform des Föderalismus Das bedeutet: Zuständigkeiten müssen klar getrennt, trans- muss sich am Grundprinzip parent und zurechenbar sein; die Durchgriffsrechte des des Wettbewerbs und der Sub- Bundes auf die Länder müssen eingeschränkt werden; die sidiarität orientieren. Länder müssen stärker als heute eigenständig und eigen- verantwortlich handeln können;und dort,wo mehrere Ebenen beteiligt sind, müssen die Entscheidungsprozesse transparent, zügig und effizient ablaufen. Diese Leitlinien gilt es in zweierlei Hinsicht anzuwenden: 14D e u t s c h e F r a g e n 15 Deutsche Fragen D r. M a n f r e d We b e r F ö d e r a l i s m u s b r a u c h t We t t b e w e r b Erstens auf die Neuordnung der Gesetzgebungskompetenzen. nomie kein Tabu sein. Den Ländern könnte etwa das Recht eingeräumt Hier geht es den Ländern um eine Umkehrung der konkurrierenden Gesetz- werden, eigene Zuschläge auf einen bundeseinheitlichen Mindesteinkom- gebung. Nicht mehr der Bund, sondern die Länder sollen in genau definier- mensteuertarif zu erheben. Die staatliche Ebene, die ein ten Feldern das „Recht des ersten Zugriffs“ bekommen. Die Länder könnten Die Grundidee des Föderalismus liegt darin, Gesetz beschließt, muss die dann Regelungen nach ihren regionalen Erfordernissen erlassen. Um ein innerhalb eines Gemeinwesens die Bedürfnisse der ein- damit verbundenen Aufgaben Beispiel zu nennen: Warum sollte es im Arbeitsrecht nicht in das Ermessen zelnen Regionen zur Geltung und ihre Möglichkeiten zur übernehmen, und sie trägt Warum sollte es im Arbeits- der einzelnen Länder gestellt werden, den Schwellenwert Entfaltung zu bringen. Gerade die neuen Bundesländer die Verantwortung für die recht nicht in das Ermessen der Beschäftigtenzahl für den Kündigungsschutz festzu- können ihre Standortvorteile nur dann in die Waagschale Ausgaben. Wer bestellt, muss der einzelnen Länder gestellt legen? Im Wettbewerb um Investitionen könnte dies ein werfen, wenn man ihnen die dazu nötigen Spielräume auch bezahlen! werden, den Schwellenwert sinnvoller Parameter sein. lässt. Größere Handlungsfreiheit braucht umgekehrt auch der Bund. Hilf- der Beschäftigtenzahl Sollten die Länder und der Bund sich in der reich ist hier der Blick ins Ausland: Die Regierungen anderer Länder, etwa für den Kündigungsschutz Frage der konkurrierenden Gesetzgebung auf eine Reform Großbritanniens oder der Niederlande, haben wirkungsvolle Reformen des festzulegen? verständigen können, dann wäre dies gewiss ein Fort- Arbeitsmarktes nicht zuletzt deswegen schneller durchsetzen können, weil schritt – und doch nur die halbe Miete. Denn hinzukommen muss ein Zwei- die Notwendigkeit, sich auf eine Konsenslösung zu verständigen, in ihren tes: eine Reform der föderalen Finanzbeziehungen. Was wir hierzu an Stim- parlamentarischen Systemen nicht so ausgeprägt ist. Die Wenn Aufgaben- und Finanz- men vernehmen können, gibt leider wenig Anlass zu der Hoffnung, die Möglichkeit politischer Blockade wird damit effektiver verantwortung in einer Hand Politik könnte die Kraft zu einem wirklichen Durchbruch finden. Wer aber unterbunden. den Föderalismus reformieren will, der muss auch eine Neuordnung des Finanzföderalismus entschlossen in Angriff nehmen. Dabei muss ein einfacher Grundsatz gelten: Die staatliche Ebene, liegen, dann werden ein- Doch eine Wiederbelebung des föderalen Wett- deutige Verantwortlichkeiten bewerbs würde nicht nur helfen, Reformblockaden auf- geschaffen, die der Bürger zubrechen. Er könnte auch der Politikmüdigkeit, ja, der nachvollziehen kann. die ein Gesetz beschließt, muss die damit verbundenen Aufgaben überneh- Politikverdrossenheit vieler Bürger entgegenwirken. Wenn Aufgaben- und men, und sie trägt die Verantwortung für die Ausgaben. Wer bestellt, Finanzverantwortung für eine politische Entscheidung so weit wie möglich muss auch bezahlen! Dies setzt allerdings voraus, dass jede Ebene auch in einer Hand liegen, dann werden eindeutige Verantwortlichkeiten geschaf- die notwendigen Spielräume hat, eigene Einnahmen zu erzielen. Wenn die fen, die der Bürger nachvollziehen kann. Dann rückt die Politik auch wieder Länder stärker als bislang eine effektive Hoheit über ihre Aufgaben, Ausga- näher an den Bürger heran. Föderaler Wettbewerb gehört, so gesehen, zum ben und Einnahmen ausüben sollen, dann darf eine begrenzte Steuerauto- Kern der Demokratie. 16D e u t s c h e F r a g e n 17 Deutsche Fragen P r o f . D r. G e o r g M i l b r a d t D r. M a n f r e d We b e r F ö d e r a l i s m u s b r a u c h t We t t b e w e r b Mehr Freiraum für die Länder Deswegen, meine Damen und Herren, wären wir gut beraten, bei Frau Bundesministerin, Herr Dr. Weber, meine sehr verehr- der Reform der föderalen Ordnung nicht zu kurz zu springen.Angesichts der ten Damen und Herren! breiten Diskussion über die Zukunft des Föderalismus bietet sich die große Vor knapp fünf Monaten war ich auch hier in Leipzig. Föderaler Wettbewerb gehört Chance, unsere bundesstaatliche Ordnung auf ein neues Nicht in diesem Saal, sondern auf dem Platz davor, und wir zum Kern der Demokratie. tragfähiges Fundament zu stellen. Diese Chance darf nicht haben mit großer Begeisterung gefeiert, dass die nationale vertan werden. Zugegeben: Die Reform des Föderalismus braucht Mut – den Ausscheidung für die Olympiastadt zum Erfolg für Leipzig Mut, nicht länger nur am Bestehenden herumzudoktern, sondern wirklich wurde. Wir haben uns darüber gefreut, und jeder war neue Wege einzuschlagen. begeistert. Es war sehr viel Emotion dabei. Und nicht nur Ich wünsche uns eine spannende, aufschlussreiche Diskussion die Stadt, die ganze Region war vereint. Diese Begeiste- und übergebe das Wort an den Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen. rung für den Sport, die gibt es in der Politik, und insbe- Vielen Dank. sondere auf der regionalen Ebene, nicht. Wir haben eine Kompliziertheit des modernen Lebens, einfache Antwor- Prof. Dr. Georg Milbradt Ministerpräsident des Freistaates Sachsen ten gibt es nicht. Da ist der Sport uns etwas voraus. Wir haben in der Politik – darauf hat der Vorredner bereits hingewiesen – komplizierte Entscheidungsstrukturen, die für den Bürger oft keine Zurechenbarkeit der einzelnen Entscheidung zu einem bestimmten Akteur zulassen. Die Konsequenz ist, dass alle für alles und damit keiner verantwortlich ist. Aus der Sicht des Wählers stellt sich oft eine andere Frage als die, die an sich zur Entscheidung steht. Das gilt insbeson- Landtagswahlen werden dere bei Landtagswahlen. Es geht oft nicht um die Frage: durch das Fernsehen oft als „Wer soll in einem Land regieren? Hat die alte Regierung Bundestestwahlen inszeniert. gut gearbeitet, oder hat sie schlecht gearbeitet?“ Oft werden Landtagswahlen beherrscht von bundespolitischen Themen. Zum Beispiel stehen die Themen Arbeitsmarkt und Sozialpolitik ganz oben. Beides sind aber Felder, auf denen den Ländern kein oder nur wenig Handlungsspielraum gegeben ist. Entsprechend blicken die Wähler fortwährend nach Berlin. Auch bei Landtagswahlen setzen sie ihr Kreuz konsequent nach den großen Themen. 18D e u t s c h e F r a g e n 19 Deutsche Fragen P r o f . D r. G e o r g M i l b r a d t Mehr Freiraum für die Länder Natürlich wird das auch noch durch die Medien verstärkt. Denn dern. Das hat zur Konsequenz, dass die Ausgaben, die aus den Gesetzen Landtagswahlen werden durch das Fernsehen oft als Bundestestwahlen folgen, von den Ländern und Gemeinden zu tragen sind. Und daraus wieder inszeniert. Die politische Information wird nun einmal in vielerlei Hinsicht abgeleitet, haben wir einen hoch nivellierenden Bund-Länder-Finanzaus- vom Fernsehen übernommen, und dort wird nicht Landespolitik, sondern gleich. Denn wenn ich auf der Bundesebene weitgehend die Ausgaben und Derjenige, der eine Aufgabe Bundespolitik diskutiert – meistens noch zugespitzt auf die Aufgaben bestimme, dann ist natürlich anzunehmen, Zur Politik und zur Demo- definiert, sollte auch die bestimmte Personen und Themen. dass sich diese Ausgaben nicht wesentlich unterschiedlich kratie gehört auch, dass der über das ganze Land verteilen. Und die Konsequenz daraus Wähler Alternativen hat, damit verbundenen Ausgaben Man kann sagen, dass die Wähler sich nicht leisten und die Aufgabe auch richtig verhalten, wenn sie sich danach richten. Aber viel- administrativ durchführen. leicht ist das auch eine falsche Sicht, denn das Wahlver- Natürlich, so hatte es 1949 nicht angefangen. ven in Form von Personen, halten entspricht schon den politischen Realitäten. Die staatlichen Kom- Aber die eigenartige Konstruktion, dass Bundesrecht bei sondern auch von politischen petenzen sind auf eine eigenartige Art und Weise ineinander verschränkt. uns von den Ländern wie eigenes Recht ausgeführt wird, Programmen. Es gibt eine besondere Form des Föderalismus in Deutschland, die, soweit ist älter als 1949. Das ist der Grundgedanke, der auch schon im Kaiserreich ich das sehe, kein anderes Land hat, das sich als ein Bundesstaat oder als bestand – allerdings damals kaum mit Überlappungen verbunden. Die Kon- eine Föderation bezeichnet. Wir haben kein Trennsystem. Wir haben eine sequenzen sind auch schon genannt worden. Wir haben eine Konsens- Überlappung unterschiedlichster Kompetenzen. Die Aufgaben, die Ausga- demokratie, insbesondere wenn die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat ben, die Durchführung und die Finanzierung sind oft in unterschiedlichen und Bundestag unterschiedlich sind. Die Länderinteressen werden gemischt Händen. mit parteipolitischen Interessen, und wir haben eine permanente große An sich müsste alles in einer Hand sein. Derjenige, der eine Auf- gabe definiert, sollte auch die damit verbundenen Ausgaben leisten und die ist der nivellierende Finanzausgleich. und zwar nicht nur Alternati- Koalition. Es geht sogar noch weiter. Wenn ich mir die Kritik erlauben darf, Die Länderinteressen werden Aufgabe auch administrativ durchführen. Denn in der aus jüngster Zeit, dass die parlamentarischen Gremien Bundestag, Bundesrat gemischt mit parteipolitischen Durchführung ist ja auch ein Stück Autonomie enthalten. und der Vermittlungsausschuss ausgeschaltet werden und durch „runde Interessen, und wir haben eine Derjenige sollte dann auch für die Finanzierung zuständig Tische“, Konferenzen oder Absprachen ersetzt werden, die dann weitgehend permanente große Koalition. sein und das auch dem jeweiligen Wähler gegenüber hinter verschlossenen Türen stattfinden, dann ist sicherlich die Bemerkung rechtfertigen. Aber wir haben eine andere Situation: Auf der einen Seite eine richtig, dass wir uns in einer Konsensfalle befinden. Denn zur Politik und zur hohe Konzentration der Gesetzgebungszuständigkeiten beim Bund, auf der Demokratie gehört auch, dass der Wähler Alternativen hat, und zwar nicht anderen Seite weitgehend die administrativen Zuständigkeiten bei den Län- nur Alternativen in Form von Personen, sondern auch von politischen Pro- 20D e u t s c h e F r a g e n 21 Deutsche Fragen P r o f . D r. G e o r g M i l b r a d t Mehr Freiraum für die Länder grammen, die dann auch jeweils durchsetzbar sind. Wenn aber die Partei- turen staatlicher Entscheidungen abhängig, dass diese Entscheidungen so programme das eine und die Realität der Umsetzung im Grunde genommen langsam laufen. mit der unterlegenen Partei das andere ist, dann haben wir Probleme. Und ich gebe gerne zu, dass wir in unseren Reformen nicht sehr mutig sind. Ich habe sowieso den Eindruck, dass vieles dem Föderalismus zugeschrieben wird, was vielleicht mehr mit parlamentarischer Demokratie Ob das allerdings allein auf den Föderalismus zurückzuführen ist, zu tun hat. Die Reichweite politischer Entscheidungen Früher galt der Staat als oder, wie hier in der Überschrift genannt, sogar Reformblockaden auf Grund und der Überblick, den man sich verschafft, wird immer derjenige, der sehr langfristig des Föderalismus bestehen, möchte ich bezweifeln. Denn die Tatsache, dass kurzfristiger. Früher galt der Staat als derjenige, der sehr plante. Heute ist das eher die Politik oft nicht oder erst sehr spät und unvollständig zur Entscheidung langfristig plante, bis zu 100 Jahren: Denken Sie an die Auf- umgekehrt. kommt, hängt auch etwas mit dem Wähler zusammen, der zwar ständig forstungsprogramme der Fürsten. Die hatten selber gar nichts davon, son- Reformen fordert, aber kaum konkrete Reformen bereit ist zu akzeptieren. dern erst die nächste Generation. Oder denken Sie an die großen Meliora- So ergibt sich in der Politik oft eine Mikadosituation nach dem Motto „Wer tionsprojekte. Heute ist das eher umgekehrt: Die Privaten planen sehr viel sich zuerst bewegt, hat verloren“ – denn derjenige, der dann vor den nächs- langfristiger, zum Beispiel für 15 oder 20 Jahre, während unser Planungs- ten Wahlen zwar den richtigen Zug, aber eben den ersten Zug gemacht hat, horizont in der Politik allenfalls vier Jahre ist. Das hat natürlich auch etwas Dass die Politik oft nicht oder wird bestraft. Ich glaube, dass hier der Föderalismus für mit dem Wähler zu tun. Denn wenn der Wähler nur auf Grund von kurzfris- erst sehr spät und unvollstän- etwas verantwortlich gemacht wird, auch der konkrete tigen Erfolgen entscheidet, haben wir auch derart geprägte politische Ent- dig zur Entscheidung kommt, Föderalismus in Deutschland, für das er nicht verantwort- scheidungen. Und deswegen sage ich ganz deutlich: Hier ist auch etwas zu hängt auch etwas mit dem lich zu machen ist. verändern. Das hat mit Föderalismus nur indirekt zu tun. Wähler zusammen, der zwar Wir sollten gerade in Bezug auf die Reformen Deswegen möchte ich auch nicht diese allgemeine pauschale ständig Reformen fordert, nicht nur über die institutionellen Schwächen unseres Diskussion führen, dass der Föderalismus ein Hemmschuh oder ein Brems- aber kaum konkrete Reformen Systems nachdenken, sondern auch über die Frage:Warum klotz sei. Wir müssen da, glaube ich, mehr differenzieren. Wäre denn die deutsche bereit ist zu akzeptieren. haben wir ein Umsetzungsproblem? Und da habe ich Und wir sollten auch anerkennen, dass bei allen Schwä- Einigung so geräuschlos gewisse Differenzen zu dem alten Bundespräsidenten, der gesagt hat: „Wir chen, die der Föderalismus bei uns hat, er uns auch erheb- vonstatten gegangen, wenn haben kein Erkenntnisproblem, sondern nur ein Umsetzungsproblem.“ Ich lichen Nutzen gebracht hat. Ich bin der festen Überzeu- wir ein zentralistisches bin der Meinung, dass wir in vielen Fragen, zwar nicht unter den Experten, gung, dass der Aufbau der Bundesrepublik West auch und Land gehabt hätten? aber in der Bevölkerung, ein erhebliches Umsetzungsproblem haben, aber gerade wegen ihres föderalen Systems so gut vonstatten ging. Das Geheim- auch ein Erkenntnisproblem. Und deswegen ist es nicht nur von den Struk- nis waren die Chancen für die Region. Anders als im Zentralismus konzen- 22D e u t s c h e F r a g e n 23 Deutsche Fragen P r o f . D r. G e o r g M i l b r a d t Mehr Freiraum für die Länder trierte sich die Wirtschaft und die Politik nicht auf die Hauptstadt und ihre Region. Gerade Westdeutschland ist durch eine Polizentralität gekennzeichnet, die dem Land gut tat. Die Landeshauptstädte und die über das Land verstreuten Bundesinstitutionen haben auch eine halbwegs gleichmäßige Entwicklung des ganzen Landes ermöglicht.Ganz im Gegensatz zu zentralistisch D e r A u f b a u d e r B u n d e s r e p u b l i k We s t g i n g auch und gerade wegen ihres föderalen Systems so gut vonstatten. Das Geheimnis waren die Chancen für die Region. Anders als im Zentralismus konzentrierte s i c h d i e Wi r t s c h a f t u n d d i e Po l i t i k n i c h t auf die Hauptstadt und ihre Region. geführten Ländern wie Frankreich oder Großbritannien, die sich ja erst jetzt bemühen, stärker einen regionalen Ausgleich zu bekommen. Und ich will auch sofort hinzufügen, dass wir auch hier in Ostdeutschland nach der Wende vom Föderalismus Vorteile hatten. Wäre denn die deutsche Einigung so geräuschlos vonstatten gegangen, wenn wir ein Man kann auch Wettbewerb zentralistisches Land gehabt hätten? Hier in Ostdeutsch- bei ungleichen Chancen land bestand ja gerade die Möglichkeit, auch im Anschluss organisieren. Der Sport führt an historische Traditionen, die Länder wieder entstehen es uns vor: Im Golf werden zu lassen, Identifikation zu geben und auch gewisse Unter- Handicaps verteilt. schiedlichkeiten hinzunehmen – und nicht nur hinzuneh- men, sondern auch zu betonen. Ich will gerne zugeben, dass wir – das gilt zumindest für mich – uns mehr Unterschiedlichkeit gewünscht hätten und dass es in vielen Fällen nicht nur eine einfache Übernahme westdeutschen Rechts, ob nun in Form des Bundesrechts oder Landesrechts, gegeben hätte. Aber hier in Ostdeutschland existiert auch das Spannungsfeld zwischen Konkurrenz und Gleichheit. Natürlich, gerade die ostdeutschen Länder brauchen Solidarität. Ein reiner Wettbewerb würde die Situation, die wir 1990 vorgefunden und bis heute nicht vollständig überwunden haben, nicht verbessern, sondern eher verschärfen. Aber man kann auch Wettbewerb bei ungleichen Chancen organisieren. Der Sport führt es uns vor: Im Golf werden Handicaps verteilt. Und 24D e u t s c h e F r a g e n 25 Deutsche Fragen P r o f . D r. G e o r g M i l b r a d t Mehr Freiraum für die Länder so könnte man den Finanzausgleich organisieren, dass man bestimmte Struk- dass er eine bessere Situation schaffen kann. Das mag für ein entwickeltes turunterschiede durch Ausgleichsmaßnahmen beseitigt und auf dieser sozu- und reiches Land mit der Tradition der Bundesrepublik West vielleicht sagen neu geschaffenen, angenäherten Ausgangssituation dann Wettbewerb gerechtfertigt sein. Ich habe da zwar auch meine Zweifel. Aber für Ost- zulässt. Natürlich müssen wir uns auch darüber im Klaren sein, in welchem deutschland macht dieses System auf keinen Fall Sinn. Wir hätten hier eher Ich bin weit davon entfernt, Umfang wir Gleichheit anstreben. Völlig klar ist: Zum ein Rechtssystem benötigt, das die Veränderung privilegiert und Status-quo- jede Unterschiedlichkeit Föderalismus gehört die Unterschiedlichkeit. Und ich bin Denken sanktioniert. Wir haben aber ein Rechtssystem übernommen, das sofort als Ungleichheit zu weit davon entfernt, jede Unterschiedlichkeit sofort als genau umgekehrt funktioniert. Das hätte sich möglicherweise durch eine bezeichnen oder gar als Ungleichheit zu bezeichnen oder gar als Ungerechtigkeit, stärkere Gesetzgebungskompetenz auf der Länderebene vermeiden lassen. Ungerechtigkeit. die dann wiederum staatliche Interventionen erfordert, Aber das ist eine Diskussion, die jetzt – 13, 14 Jahre nach den Entscheidun- um das auszugleichen. Ganz im Gegenteil. Durch Konkurrenz kann aber auch gen zur deutschen Einigung – nur noch von historischer Warum soll man einem ein Stück weit Gleichwertigkeit geschaffen werden. Denn das, was der Staat Bedeutung ist. Aber ich vertrete trotzdem die Auffassung, Bundesland, das meint, mit durch Umverteilung machen kann, ist ja auch beschränkt. Das merken wir dass wir mehr den Föderalismus, auch gerade für den Auf- einer anderen Regelung auf gerade in Ostdeutschland. Daher ist es sicherlich sinnvoll, dass wir denjeni- bau im Osten, nutzen sollten. dem Arbeitsmarkt besser zu gen Regionen, die wirtschaftlich hinter den reichen Regionen zurückstehen, Wir haben einige Vorschläge gemacht, die poli- fahren, dieses nicht erlauben? Möglichkeiten geben, die reichere Region auch in bestimmten Punkten tisch durchaus umstritten sind. Da gehört zum Beispiel das Wer hier des Guten zu viel zu übertreffen. Und das setzt notwendigerweise voraus, dass man Unter- so genannte Aha-Gesetz dazu. Nämlich ein Gesetz, das den tut oder eine falsche Politik schiedlichkeiten zulässt. ostdeutschen Ländern bei einer bestimmten Abweichung betreibt, wird bei der nächs- Gerade im Rechtssystem ist mir das immer wieder aufgefallen.Wir in den Arbeitslosenquoten vom nationalen Durchschnitt ten Landtagswahl die Quit- haben ein Rechtssystem übernommen, nach der Wende, das dadurch ge- besondere Maßnahmen auf dem Arbeitsmarkt zugesteht, tung bekommen. In unserem Rechtssystem trägt kennzeichnet ist, dass es das Rechtssystem eines reichen zum Beispiel bei der Beschäftigtenzahl, ab der ein besonderer Kündigungs- derjenige, der etwas verän- Landes ist, eines satten Landes. Ein Rechtssystem, das die schutz gilt. Warum soll man denn einem Bundesland, das meint, mit einer dern will, die Beweislast, weil Konkurrenz wenig kennt, ein Rechtssystem, das aus den anderen Regelung auf dem Arbeitsmarkt besser zu fahren, dieses nicht erlau- man die Vermutung hat, dass Ansprüchen gegen den Staat besteht – jedenfalls zu großen ben? Wer hat denn Nachteile davon? Doch nur das Bundesland selbst. Wer das, was schon da ist, gut ist. Teilen. In unserem Rechtssystem trägt derjenige, der etwas hier des Guten zu viel tut, oder besser gesagt, eine falsche Politik betreibt, verändern will, die Beweislast, weil man die Vermutung hat, dass das, was der wird bei der nächsten Landtagswahl die Quittung bekommen. Warum, schon da ist, gut ist. Derjenige, der etwas verändern will, muss nachweisen, frage ich mich, muss das zentral geregelt werden? 26D e u t s c h e F r a g e n 27 Deutsche Fragen P r o f . D r. G e o r g M i l b r a d t Mehr Freiraum für die Länder Oder ein anderes Beispiel: der ach so beliebte Ladenschluss. Welche Notwendigkeit gibt es, den Ladenschluss zentral zu regeln? Es gibt doch örtliche Unterschiede. Es gibt ideologische Unterschiede, und es gibt konfessionelle Unterschiede in Deutschland. Und warum könnte man nicht den Welche Notwendigkeit gibt es, Ländern die Entscheidung über den Ladenschluss überlas- den Ladenschluss zentral sen? Und ich würde ganz offen sagen: In Sachsen würde zu regeln? Es gibt doch örtliche ich diese Befugnis, so ich sie bekäme, sofort – wie bei den Unterschiede. Kneipen – an die Bürgermeister weiter delegieren. Die Zum Föderalismus gehört die U n t e r s c h i e d l i c h ke i t . würden dann schon eine Regelung in ihrer jeweiligen Gemeinde finden, die den örtlichen Präferenzen, den örtlichen Gewohnheiten, den örtlichen Gebräuchen, den örtlichen Vorstellungen vielleicht mehr entspricht als eine zentrale Regelung von Berchtesgaden nach Rügen. Eine andere Regelung, die ich oft ins Gespräch gebracht habe, wo ich mir gern eine Differenzierung vorgestellt hätte, war die Eigenheimzulage. Wenn sie ganz abgeschafft wird, braucht man auch nicht mehr zu differenzieren. Aber wenn sie nun weiter bestehen wird, dann ist es doch ein Unterschied, ob ich in einer westdeutschen Region bin, zum Beispiel München, wo ich nach wie vor einen gewissen Mangel an preiswerten Wohnungen habe, oder einer Region in Leipzig, wo ich 30.000 leer stehende Wohnungen habe. Ich müsste doch, wenn ich das Ziel der Wohnungsförderung, nämlich die Eigentumsbildung, zunächst einmal im Vordergrund sehe, sagen: „In Ostdeutschland sollt Ihr bitte Euer Eigentum dadurch bilden, dass Ihr auch vorhandenen Wohnbestand aufkauft.“ Denn jede neu gebaute Wohnung verschärft in Ostdeutschland das Problem, und wir müssen dann noch mehr abreißen. Das ist ökonomisch nun wenig sinnvoll. Es mag aber durchaus richtig sein, dass man 28D e u t s c h e F r a g e n 29 Deutsche Fragen P r o f . D r. G e o r g M i l b r a d t Mehr Freiraum für die Länder zum Beispiel in der Münchener Region die Eigentumsbildung mit einer brauchen die Menschen auch etwas, auf das sie stolz sein können. Das ist die Neubauförderung kombiniert. Heimat. Das mag in einigen Ländern und auch bei uns in Teilen der Natio- Oder der Kündigungsschutz im Mietrecht. Es ist ein Unterschied, nalstaat sein. Es ist aber gerade in Deutschland auch die nähere Region, die ob man einen überhitzten Wohnungsmarkt hat oder eine entspannte Situa- Heimat,das Bundesland oder die Gemeinde.Gerade auch für die europäische tion mit Überkapazität und der Notwendigkeit des Rückbaus. Warum lassen Gesetzgebung ist es notwendig, Föderalismus zu ermöglichen und zu stär- wir nicht in Ostdeutschland besondere Kündigungsrechte zu, um den Rück- ken. Denn wenn die Leute schon nicht verstehen, was in Berlin entschieden Ich weiß, dass einige meiner bau, den wir ja alle wollen, zu beschleunigen? Stattdessen wird, dann werden sie es noch weniger verstehen, dass immer mehr Kom- Ministerpräsidentenkollegen nutzen manche Mieter die Rechtslage und erpressen die petenzen nach Brüssel übertragen werden, wo sie noch nicht einmal die unter einer Stärkung des Wohnungsbaugesellschaft mit Abfindungen. Deswegen Möglichkeit haben, durch den Wahlzettel Brüsseler Politik zu bestimmen. Föderalismus schlicht verste- halte ich Differenzierung gerade in unserer Situation für Denn das europäische Parlament hat ja nur eine Teilbefugnis. hen, sie bräuchten dann angebracht. weniger zu zahlen und sich Natürlich darf dabei die Solidarität nicht unter Meine Position ist klar: Ich bin bereit, hier in Sachsen einen eigenen Weg zu gehen, auch wenn andere ihn nicht gehen wollen. Lasst uns dann auch in Konsequenz die Räder kommen. Ich weiß, dass einige meiner Minister- doch. Ich habe auch als Erster gefordert, dass wir die Wir werden eine Zustimmung weniger um die Schwachen präsidentenkollegen unter einer Stärkung des Födera- Beamtenbesoldung wieder den Ländern zurückgeben soll- zu einem großen Europa nur zu kümmern. So nicht! lismus schlicht verstehen, sie bräuchten dann weniger zu ten, dass es vielleicht keinen Sinn macht, alles zentral zu dann erhalten, wenn die zahlen und sich dann auch in Konsequenz weniger um die Schwachen zu regeln. Ich freue mich, dass die Bundesregierung, zumin- Menschen Heimat behalten. kümmern. So nicht! Wir brauchen schon ein Gleichgewicht zwischen Soli- dest bei den Zulagen, diesen Weg mitgegangen ist. Ich weiß aber auch, dass darität auf der einen Seite und Differenzierung und Föderalisierung auf der sowohl in meiner Partei als auch in den anderen Parteien im Bundestag nicht anderen Seite. immer die Lust an diesem Experiment sehr groß war. Noch einmal: Lassen Wir sollten dem Föderalismus noch mehr Aufmerksamkeit im Sie uns über die föderale Ordnung streiten. Wir sollten das Ausmaß an europäischen Kontext zumessen. Ich bin daran interessiert, dass wir die ent- Bundesrecht reduzieren. Wir in Sachsen wären bereit, die zusätzlichen Kom- sprechenden Reformen, so wie es hier Herr Weber diskutiert hat, auch mit- petenzen, die dann auf uns zukämen, auch wahrzunehmen. Aber erst dann, einander politisch diskutieren und umsetzen. Wir werden eine Zustimmung das will ich deutlich sagen, erst dann, wenn wir das haben, dann reden wir zu einem großen Europa nur dann erhalten, wenn die Menschen Heimat über den Finanzausgleich. Erst die Kompetenzen, dann der Finanzausgleich. behalten. Gerade in einer Welt, die größer wird, einer Welt, die durch Globa- Eine andere Reihenfolge würde ich nicht mitmachen. Herzlichen Dank. lisierung gekennzeichnet ist. Nicht nur angesichts der EU-Osterweiterung 30D e u t s c h e F r a g e n 31 Deutsche Fragen Brigitte Zypries Wie viel Unterschiedlichkeit ver trägt die Republik? Warum werden überhaupt gerade in letzter Zeit so viele Stimmen Meine sehr geehrten Damen und Herren, Brigitte Zypries Bundesministerin der Justiz wir haben eben zwei Statements gehört, deren Titel schon laut, die mehr Spielräume für die Länder fordern? Ein entscheidender Faktor in eine gewisse Richtung zielen: „Föderalismus braucht scheint mir zu sein, dass die deutschen Regionen im europäischen Binnen- Wettbewerb“ hieß der eine und „Mehr Freiraum für die markt inzwischen einem sehr viel stärkeren Standortwettbewerb um Ar- Länder“ der andere.Ich möchte diesen Thesen meiner Vor- beitsplätze und Investitionen ausgesetzt sind als bisher: Sie müssen sich jetzt redner eine Frage entgegenhalten: Wie viel Unterschied- auch dem Wettbewerb mit anderen europäischen Regionen stellen, deren lichkeit verträgt die Republik? nationale Steuersysteme, Rechtsordnungen und Beschäfti- Wenn sich die deutschen Rege- Um diese Frage zu beantworten, müssen wir gungsbedingungen sich teilweise grundlegend von den lungen in Europa als zu zwei gegenläufige Erkenntnisse berücksichtigen. Zum ei- unsrigen unterscheiden. Das bundeseinheitlich geregelte schwer fällig erweisen, müssen nen ist es natürlich ein wesentliches Element des Föde- Steuer-, Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialrecht hatte bisher sie geändert werden – bundes- ralismus, regionale Unterschiede zuzulassen und unter- für gleiche Wettbewerbschancen innerhalb Deutschlands einheitlich, um Chancen- schiedliche Lösungen in den einzelnen Bundesländern zu gesorgt – in dem verschärften europäischen Wettbewerb gleichheit zu gewährleisten. erproben. Zum anderen dürfen wir aber das vorrangige Ziel eines Bundes- wird es jetzt aber von manchen als Hemmnis empfunden. Vor allem die gro- staates nicht aus dem Auge verlieren. Es besteht darin, gesamtstaatliche und ßen Bundesländer wollen mehr Autonomie bei ihrer Finanzausstattung und übergeordnete Aufgaben gemeinsam zu lösen, solidarisch füreinander ein- eigene Gesetzgebungsbefugnisse im Steuer- und Wirtschaftsrecht sowie im zustehen und gleichwertige Lebensverhältnisse zu erreichen. Man schließt Sozial- und Umweltrecht, um dadurch besser gegen ihre europäischen eben – wie es Johannes Rau einmal treffend ausgedrückt hat – keinen Bund, Bewerber bestehen zu können. Die Reform unserer bundes- um vor allem gegeneinander zu konkurrieren, sondern Diese Forderungen sind jedoch problematisch. Sie sind nicht staatlichen Ordnung dar f nicht zunächst einmal, um in bestimmten Bereichen ein gewis- der richtige Weg, um den Herausforderungen des europäischen Wett- einseitig an der Idee des ses Maß an Gemeinsamkeit und Einheitlichkeit zu errei- bewerbs angemessen zu begegnen. Wenn sich die deutschen Regelungen Wettbewerbs- oder Konkurrenz- chen. Deshalb war es nach der Wiedervereinigung das in Europa als zu schwerfällig erweisen, müssen sie geändert werden – föderalismus ausgerichtet selbstverständliche Ziel, auch die innere Einheit Deutsch- bundeseinheitlich, um Chancengleichheit zu gewährleisten. Zudem gilt werden. lands herzustellen, das heißt die Lebensverhältnisse in es, auf europäischer Ebene zu einer Harmonisierung der Vorschriften zu Ost und West anzugleichen. Und diesem Ziel sind wir weiterhin verpflichtet. gelangen. Dies nicht nur im Umweltrecht, wo schon vieles vereinheitlicht Die notwendige Reform unserer bundesstaatlichen Ordnung darf deshalb ist, sondern längerfristig auch im Steuerrecht und im Sozial- und Arbeits- nicht einseitig an der Idee des Wettbewerbs- oder Konkurrenzföderalismus recht. ausgerichtet werden. 32D e u t s c h e F r a g e n 33 Deutsche Fragen Brigitte Zypries Wie viel Unterschiedlichkeit ver trägt die Republik? Das im Föderalismus angelegte Spannungsverhältnis zwischen Kooperation und Autonomie stellt uns vor die Aufgabe, einen angemessenen gewisse „Übernivellierung“ abgebaut, ohne den Grundgedanken des solidarischen Föderalismus aufzugeben. Ausgleich zu finden zwischen der Eigenständigkeit der Bundesländer und Auch bei der Steuergesetzgebung sehe ich allenfalls einen be- dem Ziel, die innere Einheit des Gesamtstaates und damit die Einheitlichkeit schränkten Spielraum für eine erweiterte Autonomie der Länder. Auch hier oder Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland herzustellen zeigt sich die Problematik der ungleichen Ausgangsbedingungen der Natürlich wird durch den und zu bewahren. Die Forderungen nach mehr Freiräu- Bundesländer. Hier darf es keinen ruinösen Steuersenkungswettlauf zwi- solidarischen Ausgleich unter men für die Länder werden diesen Anforderungen nicht schen den Ländern geben. Um diesen auszuschließen, können Einnahme- den Ländern deren finanzielle immer gerecht. ausfälle auf Grund von Steuersenkungen einzelner Länder nicht über den Autonomie eingeschränkt. Zum Stichwort mehr finanzielle Eigenständig- Länderfinanzausgleich refinanziert werden. Das heißt aber, dass es sich letzt- Daran lässt sich gegenwärtig keit der Länder: Was das angeht,müssen wir uns die höchst lich nur die reicheren Länder leisten könnten, durch Steuersenkungen Wett- nichts ändern. unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Bundesländer vor bewerbsvorteile zu erzielen. Die ärmeren Bundesländer gerieten hierdurch Augen halten. Sie ist bedingt durch die Unterschiede in Größe, geogra- weiter ins Hintertreffen. Möglich ist es allenfalls, den Ländern eine be- phischer Lage, durch unterschiedliche Auswirkungen des Strukturwandels schränkte Befugnis zur Erhebung höherer Steuern einzuräumen, um hier- in der Wirtschaft – das Wegbrechen ganzer Schlüsselindustrien ist ein Bei- durch zusätzliche öffentliche Aufgaben zu finanzieren. spiel – und nicht zuletzt durch die deutsche Teilung. Ohne eine Neugliede- Und es wäre auch nicht die richtige Antwort auf die Heraus- rung der Bundesländer wird sich daran wenig ändern, und auch sie könnte forderungen des europäischen Wettbewerbs, den Bundesländern als zusätz- keine völlige Chancengleichheit unter den Ländern herstellen. Wir sind liches Wettbewerbsinstrument erweiterte Gesetzgebungs- Ohne einheitliche soziale deshalb auf den Länderfinanzausgleich angewiesen. Auch der Solidarpakt ist kompetenzen im Arbeits- und Sozialrecht sowie im Mindeststandards und ein bis ins Jahr 2019 fortgeschrieben worden – aus guten Gründen. Die neuen Umweltrecht einzuräumen. Die Folge wäre ein Wettbewerb bestimmtes Mindestmaß an Bundesländer müssen noch einiges nachholen. Natürlich wird durch den nach unten, der zur Absenkung wichtiger Schutzstandards Homogenität kann ein Es dar f keinen ruinösen Steu- solidarischen Ausgleich unter den Ländern deren finan- führen würde. Außerdem wäre eine Benachteiligung der Bundesstaat nicht leben. ersenkungswettlauf zwischen zielle Autonomie entsprechend eingeschränkt. Daran lässt Bevölkerung in den schwächeren Bundesländern vorprogrammiert. Diese den Ländern geben. sich gegenwärtig nichts ändern. Die Balance zwischen müssten – um ihre ungünstigere Ausgangsposition auszugleichen – beson- Solidarität und Eigenständigkeit der Länder ist erst vor zwei Jahren bei der ders weitgehende Einschränkungen im Sozialbereich und im Umwelt- und Neuregelung des Finanzausgleichs und im Solidarpakt II neu austariert wor- Arbeitsschutz vornehmen. Die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse den. Dabei wurde die Eigenverantwortlichkeit der Länder gestärkt und eine wäre dann in grundlegenden Bereichen nicht mehr gewährleistet. 34D e u t s c h e F r a g e n 35 Deutsche Fragen Brigitte Zypries Wie viel Unterschiedlichkeit ver trägt die Republik? Um es einmal klarzustellen: Es geht mir nicht um „Gleichmacherei“ oder um eine „Nivellierungsideologie“. Es geht nicht um Uniformität oder darum, alle regionalen Unterschiede einzuebnen. Es geht mir um das Verfassungsgebot der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse. DieUnterschiedliche Regelungen ses Gebot verlangt keine völlige Angleichung der Lebens- sind bis zu einem bestimmten verhältnisse. Es verlangt aber im Kern gleiche Bedingun- Maß zu verkraften: Ein gen für alle Bürgerinnen und Bürger in den wesentlichen Beispiel ist die Flexibilisierung Lebensbereichen. Das folgt aus dem Sozialstaats- und aus der Beamtenbesoldung. dem Bundesstaatsprinzip des Grundgesetzes. Ohne ein- D i e Z u s t ä n d i g ke i t e n , Au f gab e n u n d Fi n a n z ve ra n t wo r t l i c h ke i t e n z w i s c h e n Bund und Ländern müssen klarer getrennt und – soweit dies unter Berücksichtigung gesamtstaatlicher Interessen angezeigt ist – auch neu verteilt werden. heitliche soziale Mindeststandards und ein bestimmtes Mindestmaß an Homogenität kann ein Bundesstaat nicht leben. Die Bedingungen in existenziellen Lebensbereichen wie Wohnung, Arbeit, Gesundheitsversorgung, Einkommenschancen und bei der Umweltsituation müssen vergleichbar sein. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten dies auch von ihrem Staat. Unterschiedliche Regelungen sind aber bis zu einem bestimmten Maß zu verkraften: Ein Beispiel dafür ist die vor kurzem vom Bundestag beschlossene Flexibilisierung der Beamtenbesoldung, die eine stärkere Differenzierung entsprechend der unterschiedlichen Finanzlage der Länder erlaubt, ohne dabei die gleichmäßige Qualität des öffentlichen Dienstes aufs Spiel zu setzen. Auch im Arbeits- und Tarifrecht muss nicht alles bundesweit gleich geregelt sein. So hat zum Beispiel der Ausgang der Tarifauseinandersetzung über die 35-Stunden-Woche im Osten gezeigt, dass es für die Stabilität der Arbeitsplätze im Osten durchaus hinnehmbar ist, dort ein paar Stunden länger arbeiten zu müssen. Grundsätzlich unangetastet bleiben soll auch die Verwaltungsund Kulturhoheit der Länder.Allerdings ist im Bereich der Medien, des Rund- 36D e u t s c h e F r a g e n 37 Deutsche Fragen Brigitte Zypries Wie viel Unterschiedlichkeit ver trägt die Republik? funks und der Bildung auch ein Bedarf nach bundeseinheitlichen Regelun- die Reformfähigkeit im Innern zu stärken. Hierzu müssen die Zuständigkei- gen feststellbar: Ausbildungsregelungen müssen, um die Vergleichbarkeit ten, Aufgaben und Finanzverantwortlichkeiten zwischen Bund und Ländern von Ausbildungsgängen und Abschlüssen und damit die Freizügigkeit der klarer getrennt und – soweit dies unter Berücksichtigung gesamtstaatlicher Absolventen zu gewährleisten, bundeseinheitlich geregelt werden. Wir Interessen angezeigt ist – auch neu verteilt werden. Darüber hinaus ist es Gerade im Bereich der haben außerdem erkannt, dass zur Qualitätssicherung ein- erforderlich, Entscheidungsverfahren zu entflechten und zu vereinfachen. Bildung geht es vielfach um heitliche Bildungsstandards definiert werden müssen. Und last but not least: Die Kompetenzverteilung muss transparenter werden, übergreifende, nationale Gerade im Bereich der Bildung geht es vielfach um über- damit die Bürgerinnen und Bürger die politische Verantwortung klar zuord- Aufgaben, die nicht in den greifende, nationale Aufgaben, die deshalb vernünftiger- nen können. Darüber sollten wir vorrangig diskutieren. Ländern, sondern vom Bund weise nicht in den Ländern, sondern vom Bund geregelt geregelt werden sollten. werden sollten. Dass dies Sinn macht, zeigt sich schon heute daran, dass die Länder ihre Kompetenzen auf diesem Gebiet häufig gar nicht für unterschiedliche Regelungen nutzen, sondern sich sehr eng abstimmen. Ähnliches gilt im Rundfunk- und Medienrecht, wo vieles einheitlich durch Staatsverträge der Länder geregelt wird. Meine Damen und Herren, das heutige Symposium trägt den Titel: „Reformblockaden aufbrechen – den Föderalismus gestalten“. Und deshalb möchte ich abschließend betonen, was ich in dieser Diskussion für wesentlich halte. Die Diskussion um mehr Freiraum für die Länder oder um mehr Ziel der Föderalismusreform Wettbewerb geht meines Erachtens am Kern des Anlie- muss es sein, mehr politische gens vorbei. Mehr Wettbewerb oder mehr Freiraum für die Handlungsfähigkeit für Bund Länder sind für sich genommen keine tauglichen Mittel, und Länder zu gewinnen. um die Reformblockaden aufzubrechen. Ziel der Födera- lismusreform muss es vielmehr sein, mehr politische Handlungsfähigkeit für Bund und Länder zu gewinnen: Deutschland muss europatauglicher werden, insbesondere die Umsetzung europäischer Richtlinien und Beschlüsse muss erleichtert werden. Bürokratieabbau ist hier ein Stichwort. Zugleich gilt es, 38D e u t s c h e F r a g e n 39 Deutsche Fragen Diskussion Neugliederung der Länder diskutieren. Das Wesen des Föderalismus besteht doch gerade darin, die Identifikation der Bürger mit ihrer Region zu ermöglichen. Aus den Erfah- Cathleen Pohl: Bund und Länder haben sich mit der Neuord- rungen der alten Bundesrepublik, aber auch der Länder im Wir sind auf einem Holzweg, nung des Föderalismus eine sehr grundlegende Reform vorgenommen. Osten, wissen wir, dass die „Bindestrich-Länder“ erhebli- wenn wir das Thema Födera- Schon der erste Bundespräsident, Theodor Heuss, hat das föderale System che Probleme hatten, Identität zu finden und dem Bürger lismus unter dem Aspekt kritisiert und Änderungsbedarf angemahnt. Doch seitdem sind zahlreiche politische Stabilität zu geben. Deswegen sollten wir der Länderneugliederung Versuche der Neuordnung gescheitert. Hat die jetzt diskutierte Reform Aus- zunächst einmal von den Ländern ausgehen, wie sie sind. diskutieren. sicht auf Erfolg, wenn eine grundlegende Frage, die Neugliederung der Län- Es gibt genügend andere Möglichkeiten, die Ungleichheiten zwischen klein der, von vornherein ausgeklammert bleibt? und groß oder arm und reich zu kompensieren. Brigitte Zypries: Auf die Debatte einer Neugliederung der Län- Cathleen Pohl: Wir haben 16 Bundesländer. Die haben140 Minis- der sollten wir uns nicht einlassen. Diese Frage hat der Gesetzgeber ohnehin terien. Jedes Ministerium hat 40 Referate. Das macht allein bei den Referats- nicht zu entscheiden.Nach der Verfassung stimmen darüber die Bürgerinnen leitern 5.500 in der gesamten Bundesrepublik, denn hinzu kommen noch und Bürger ab, die in dem jeweiligen Land leben. Nehmen Sie den Versuch Arbeitskreise, Arbeitsgemeinschaften, Unterreferatssekretäre und so weiter. der Fusion von Berlin und Brandenburg. Die Politik hat mit großem Engage- Herr Dr. Weber, kann ein Finanzexperte das für wirtschaftlich vernünftig ment für den Zusammenschluss geworben, doch die Bürgerinnen und Bür- erachten? ger haben ihn abgelehnt. Das muss man als demokratische Willensäußerung Dr. Manfred Weber: Streng ökonomisch betrachtet, würde man akzeptieren. Das vorrangige Ziel der Bundesregierung im Hinblick auf die in der Tat danach streben, Bundesländer zu haben, die von ihrer Finanzstärke bundesstaatliche Ordnung ist es, dort zu einer klareren Kompetenzvertei- und Wirtschaftskraft her in etwa gleich stark sind. Solche Vorschläge hat es lung zu kommen, wo es heute eine Verschränkung von Zuständigkeiten gibt, in der Geschichte der Bundesrepublik immer wieder gegeben, zuletzt im etwa im Bundesrat. Zusammenhang mit der Wiedervereinigung. Aber dies ist nicht nur eine Cathleen Pohl: Hätte eine Neugliederung der Länder nicht den wirtschaftliche Frage, da stimme ich dem Ministerpräsidenten ausdrücklich Vorteil, dass das Gefälle der Leistungsfähigkeit zwischen den Ländern abge- zu, und ich denke, das ist auch Ihre Auffassung, Frau Ministerin. Gewiss wird baut würde und die neu zu bildenden Länder mit in etwa gleichen Chancen der Finanzausgleich, aber auch das Beziehungsgeflecht zwischen Bund und an den Start gehen könnten? Ländern sowie den Ländern untereinander dadurch schwieriger und kom- Prof. Dr. Georg Milbradt: Wir sind auf einem Holzweg, wenn plexer, dass wir unterschiedlich leistungsfähige Länder haben. Doch damit wir das Thema Föderalismus unter dem Aspekt der Länderneugliederung werden wir leben müssen, das ist ein Datum. Es hat keinen Sinn, hier die 40D e u t s c h e F r a g e n 41 Deutsche Fragen Diskussion reine Lehre vertreten zu wollen. Ich persönlich habe bedauert, dass das Kompetenzen in der Bildungspolitik auszudehnen versucht, beispielsweise Zusammengehen von Berlin und Brandenburg nicht die notwendige Zustim- bei der Förderung der Ganztagsschule. Was hat der Bund mit der Ganztags- mung in der Bevölkerung gefunden hat. Gleichwohl: Das, was Sie angespro- schule zu tun? Der Bund hat überhaupt keine Kompetenzen im Bereich des chen haben, Frau Pohl, lässt sich lösen, etwa durch Verwaltungsgemein- Schulwesens. Und ich möchte, dass das auch so bleibt. Es ist verfassungspo- schaften zwischen einzelnen Bundesländern. Man muss, um ein Beispiel zu litisch verhängnisvoll, wenn sich der Bund mithilfe des „goldenen Zügels“ nennen, nicht in jedem Land eigene statistische Landesämter haben. der Finanzzuweisungen faktisch Kompetenzen verschafft, die die Verfassung Prof. Dr. Georg Milbradt: Das ist völlig richtig. Wir versuchen an sich gar nicht vorsieht. hier in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, Einsparungen dadurch zu Cathleen Pohl: Wenn es zu einer Entflechtung von Gesetzge- erzielen, dass drei mittelgroße Länder unterhalb der Regierungsebene enger bungskompetenzen kommen soll, müssen dann nicht auch die Ministerprä- zusammenarbeiten. In diesem Zusammenhang geht es zum Beispiel um die sidenten bereit sein, auf den Einfluss zu verzichten, den sie heute über den statistischen Landesämter oder ein gemeinsames Oberbergamt mit Sachsen- Bundesrat auf die Bundespolitik haben? Anhalt. Bei gutem Willen lässt sich einiges machen. Prof. Dr. Georg Milbradt: Sie müssen zunächst einmal bereit sein, eigene Verantwortung zu übernehmen. Wir haben dies in einem Teilbereich getan, nämlich bei der Beamtenbesoldung. Dies war unter den Län- Neuordnung der Gesetzgebungskompetenzen dern und auch im Bund keineswegs unumstritten. Doch die Konsequenz haben wir heute in Dresden gesehen. Der Beamtenbund demonstriert jetzt Prof. Dr. Georg Milbradt: In der Gesetzgebung müssen die nicht mehr in Berlin, jedenfalls nicht mehr nur in Berlin. Gewiss gibt es aber Länder mehr eigene Kompetenzen als heute bekommen. Konsequenter- auch den einen oder anderen auf der Landesebene, der lieber nicht selbst weise müsste dann auch der Einfluss der Länder auf die Gesetzgebung des Verantwortung tragen möchte und stattdessen lieber mit dem Finger auf Ber- Bundes geringer werden. Wozu brauchen wir in Deutschland die Rahmen- lin oder auf andere zeigt. gesetzgebung, wozu brauchen wir, zum Beispiel, ein Hochschulrahmen- Dr. Manfred Weber: Was die Verflechtung der Kompetenzen gesetz? Es gibt dazu überhaupt keine Notwendigkeit. Zwischen Frau Zypries zwischen Bund und Ländern angeht, haben wir viel zu lange die Notwen- und mir ließe sich in dieser Frage womöglich schnell ein Konsens herstel- digkeit von Reformen geleugnet. Heute tun wir uns schwer, tragfähige Refor- len. Doch Widerstand ist natürlich aus dem Bundestag zu erwarten, denn die- men umzusetzen. Das hat weniger mit unserer Verfassung zu tun, sondern ser würde ein wesentliches Element seines Einflusses auf die Hochschul- vielmehr damit, wie wir den Föderalismus in der konkreten Politik inter- politik verlieren. Gegenwärtig beobachten wir sogar, dass der Bund seine pretiert haben. Für den Ökonomen ist klar: Gute Lösungen entstehen 42D e u t s c h e F r a g e n 43 Deutsche Fragen Diskussion nur durch Wettbewerb, nur dadurch, dass ein Wettstreit um die jeweils beste Lösung in Gang gesetzt wird. Deshalb sollten wir überall dort, wo es möglich ist, den Ländern mehr Autonomie geben. Innerhalb der BundeslänFür den Ökonomen ist klar: der sollte dann die eine oder andere Aufgabe auf die Gute Lösungen entstehen nur Gemeinden übertragen werden, auch dies erfordert das durch Wettbewerb, nur Prinzip der Subsidiarität. dadurch, dass ein Wettstreit Überall dort, wo es möglich ist, sollten wir den Ländern mehr Autonomie geben. Innerhalb der Bundesländer sollte dann die eine oder andere Aufgabe auf die Gemeinden übertragen werden, auch dies e r fo rd e r t d a s P r i n z i p d e r S u b s i d i a r i t ä t . Entflechtung der Kompetenzen heißt dann um die jeweils beste Lösung umgekehrt auch, dass die Länder sich in der Bundespolitik in Gang gesetzt wird. etwas zurücknehmen müssen. Ich nenne nur eine Zahl: Seit 1949 hat es rund 650 Gesetze gegeben, die im Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat gelandet sind. Rund ein Drittel davon in den Jahren seit 1990. Hier gibt es eine Tendenz, die wir nicht gutheißen können. Der Vermittlungsausschuss ist aber, und das zeigt die Erfahrung, selten das geeignete Gremium, um sachlich gute Lösungen zu erhalten. Viel zu häufig mischen sich machtpolitische mit sachlichen Erwägungen, und zwar ganz unabhängig von den jeweiligen Mehrheitsverhältnissen; das hat eine lange Tradition. Zum Teil sind sachlich vernünftige Maßnahmen komplett blockiert worden. Dies sollten wir ausschließen und die Mitsprache der Länder auf Bundesebene begrenzen.Auf der Bundesebene sollte für den Bürger stets klar sein, welche Entscheidungen die Bundesregierung zu verantworten hat, und bei der nächsten Wahl kann der Wähler dann sein Urteil über diese Politik fällen. Brigitte Zypries: Wir müssen die Zahl der im Bundesrat zustimmungsbedürftigen Gesetze reduzieren. Wenn man die Zustimmungspflicht auf ihren Ursprung zurückführt, so wie es in der Verfassung einmal vorge- 44D e u t s c h e F r a g e n 45 Deutsche Fragen Diskussion Wir müssen die Zahl der im sehen war, dann würde wieder sehr viel klarer, dass die kompetenz zusteht, reißen sie sich danach, diese Kompe- Nicht überall, wo den Bundesrat zustimmungsbe- Bundesregierung oder die Regierungsmehrheit im Bun- tenz auch wahrzunehmen. Beispiel Gentechnik: Hier hat Ländern die Gesetzgebungs- dür ftigen Gesetze reduzieren. destag den Inhalt eines Gesetzes zu verantworten hat, bislang kein Bundesland Anstalten gemacht, eigene Ge- kompetenz zusteht, reißen sie während die Länder für die Organisation des Verwaltungsverfahrens und setze zu entwickeln, obwohl die Länder dieses Recht sich danach, diese Kompetenz den Aufbau der Behörden zuständig sind. haben, denn der Bund hat von seiner Gesetzgebungs- auch wahrzunehmen. Prof. Dr. Georg Milbradt: Wir müssen dann natürlich auch kompetenz bis jetzt noch keinen Gebrauch gemacht. Vielfach gibt es offen- über die Ausgaben reden. Nach dem Konnexitätsprinzip muss der Bund für bar ein gewisses Einvernehmen, dass bundeseinheitliche Regelungen sinn- die Aufgaben und Ausgaben, die er auf Seiten der Länder veranlasst, auch voll sind. direkt zahlen. Dann hätten wir die Entflechtung. Denn die Zustimmungspflicht schützt die Länder heute ja auch vor finanziellen Übergriffen des Bundes. Diesen Schutz würden die Länder nur aufgeben, wenn sie sicher sein Finanzautonomie der Länder könnten, dass der Bund finanzielle Lasten nicht ohne weiteres auf die Länder abwälzen kann. Cathleen Pohl: 70 Prozent der deutschen Steuern sind Ver- Cathleen Pohl: Bund und Länder sind sich im Prinzip einig, dass bundsteuern, werden also von Bund und Ländern gemeinsam erhoben. Wie die Zahl der zustimmungspflichtigen Gesetze zurückgeschraubt werden kann es in diesem Bereich zu einer Entflechtung kommen? Welche Rolle muss. Die Länder sollen also in vielen Fragen auf ihr heutiges Vetorecht im spielen Gewerbesteuer, Einkommensteuer, Umsatzsteuer oder Kfz-Steuer in Bundesrat verzichten. Was, Frau Ministerin, will der Bund den Ländern bie- diesem Zusammenhang? ten, damit diese ihren Einfluss auf die Bundespolitik zurücknehmen? Brigitte Zypries: Da kann man sich viele Modelle vorstellen. Brigitte Zypries: Wir verhandeln ja derzeit über ein Paket von Aber das wäre ein neues abendfüllendes Thema. Wir sollten uns bei der Normen. Wir wollen die Rahmengesetzgebung auflösen und die Kompe- Reform des Föderalismus zunächst auf die organisationsrechtlichen Fragen tenzen aufteilen. Hier sollen die Länder Kompetenzen hinzubekommen. konzentrieren. Und ich glaube durchaus, dass wir in diesem Punkt zu mehrheitsfähigen Prof. Dr. Georg Milbradt: Die Frage der Steuerverteilung ist Lösungen kommen. Bei der konkurrierenden Gesetzgebung durchforsten auch für mich nicht der entscheidende Punkt. Ob wir die Umsatzsteuer oder wir den Bestand und prüfen, ob den Ländern auch aus diesem Bereich die Einkommensteuer anders verteilen, es kommt ja nicht mehr Geld in das Kompetenzen zurückgegeben werden können. Generell darf man aber auch Gesamtsystem. Auch im jetzigen System kann man die Verteilung zwischen eines nicht verkennen: Nicht überall, wo den Ländern die Gesetzgebungs- Bund und Ländern in gewissem Umfang steuern. 46D e u t s c h e F r a g e n 47 Deutsche Fragen Diskussion Über einen anderen Punkt sollte man allerdings nachdenken, und Angst haben, von den reicheren übers Ohr gehauen zu werden, und sie zwar mit Blick auf die Verwaltungskosten: Jedes Land hat natürlich das werden alles blockieren. Deswegen habe ich bewusst das Beispiel Laden- Recht, in der Größe fortzubestehen, in der es fortbestehen möchte.Aber nur, schluss genannt. Wie ein Land den Ladenschluss regelt, wird nicht davon sofern die Bürger in einem kleinen Land mit höheren Verwaltungskosten pro abhängen, ob es arm oder reich ist. Ein weiteres Beispiel ist das Hochschul- Kopf auch bereit sind, für dieses Mehr an Kosten aufzukommen. Im Finanz- rahmengesetz. ausgleich gibt es heute aber eine Kompensation auch für nicht ausreichende Ich würde noch weitergehen und das Beispiel Beamtenbesoldung Größe mancher Länder.Diese Kompensation sollte konsequenterweise abge- nennen, obwohl die Finanzkraft hier natürlich schon eine Bei jeder bundesstaatlichen schafft werden. Rolle spielt. Bei der Beamtenbesoldung geht es aber nicht Lösung besteht das Problem Worüber man im Rahmen der Steuerverteilung reden kann, ist nur um die Höhe der Besoldung, sondern vor allem darum, des Geleitzuges. Denn das die Frage, ob es Zuschläge auf bestimmte nationale Steuern geben soll, ob über Reformen zu flexibleren Strukturen zu kommen. Bei Tempo wird vom langsamsten zum Beispiel – wie in der Schweiz – regionale Zuschläge auf die Einkom- jeder bundesstaatlichen Lösung besteht das Problem des Schiff bestimmt. mensteuer erhoben werden können. Im Grundgesetz ist für die Gemein- Geleitzuges. Denn das Tempo wird vom langsamsten Schiff bestimmt.Warum den ein solcher Zuschlag möglich. Davon ist aber nie Gebrauch gemacht sollte es einem Land nicht möglich sein, ein individuelles Besoldungsrecht worden. Dennoch hielte ich dieses Verfahren auf Länderebene im Prinzip für für Hochschullehrer zu schaffen, das der Situation an den Hochschulen bes- anwendbar. Allerdings will ich Ihnen auch offen sagen: Bei der gegenwär- ser gerecht wird als die pauschale Übernahme des allgemeinen Beamten- tigen Verteilung der Steuerkraft zwischen Ost und West könnte Sachsen rechts, die gegenwärtig praktiziert wird. Hier plädiere ich für Experimentier- einer solchen Regelung nicht zustimmen, denn Sachsen verfügt über weni- klauseln, die dazu führen würden, dass sich das jeweils beste System ger als ein Drittel der Steuerkraft eines durchschnittlichen Westlandes. In durchsetzt. Scheitert eine Landesregierung mit einem Vorstoß, dann muss sie dieser Situation könnten die ostdeutschen Länder einen Steuerwettbewerb ihn den Wählern gegenüber verantworten. Hat sie aber Erfolg, dann wird die- nie gewinnen. Wenn überhaupt, dann ließen sich allenfalls bestimmte Ver- ser Erfolg bei den Nachbarn Nachahmer finden. Um dieses Prinzip geht es ja brauchsteuern regionalisieren, keinesfalls aber zum Beispiel die Umsatz- auch Ihnen, Herr Dr. Weber. Und es ist zumindest einen Versuch wert, diesen steuer. Die Möglichkeiten sind hier also nicht sehr groß. Deswegen würde Wettbewerb auf den Feldern zu führen, die nicht von der Finanzkraft der ich die Föderalismusdiskussion zunächst über die Aufgaben, die Ausgaben Länder abhängen. Bislang wird aber allein der Versuch schon unterbunden, und die Verwaltung führen. Erst wenn wir diese Fragen gelöst haben, soll- wie wir in der Frage der Beamtenbesoldung gemerkt haben. Hier war schon ten wir uns der Steuerverteilung nähern. Wenn wir von vornherein nur über die Frage, ob das Urlaubsgeld – also ein relativ geringer Teil des Besoldungs- die Finanzen reden, dann besteht die Gefahr, dass die ärmeren Länder rechts – bundeseinheitlich geregelt sein müsse oder nicht, unter den 48D e u t s c h e F r a g e n 49 Deutsche Fragen Diskussion Ministerpräsidenten und im Bundestag höchst umstritten. So aber kann man Landtag sind gezwungenermaßen reine Ausgabenpolitiker. Damit ist das den Föderalismus nicht organisieren. zarte Band zwischen Einnahmen und Ausgaben zerschnitten – mit all den Dr. Manfred Weber: In der Tat, Herr Ministerpräsident, schwebt negativen Effekten für die Höhe der Ausgaben und die Effizienz der Aufga- mir der Wettbewerb vor, den Sie beschrieben haben, aber es ist doch noch benerfüllung. Hier muss man meines Erachtens dringend ansetzen. Ein zwei- ein bisschen mehr. Ich bleibe dabei: Wir springen zu kurz, wenn wir alle Fra- ter Punkt: Für zwei kleine Länder, Bremen und das Saarland, gibt es seit 1995 gen der Finanzverfassung von Anfang an ausklammern. Ich möchte an zwei Sonderhilfen des Bundes, auch wenn diese zur Sanierung der Länder nicht Wir springen zu kurz, Dinge erinnern: Zum einen sind die beiden großen Steu- besonders beigetragen haben. Jetzt meldet auch das Land Berlin mit einer wenn wir alle Fragen der ern im heutigen Verbundsystem – die Einkommen- und Klage Ansprüche an. Hier sehe ich einen Systemdefekt des Föderalismus: Auf Finanzver fassung von Körperschaftsteuer sowie die Umsatzsteuer – erst 1954 der einen Seite sind die Länder in ihrer Haushaltswirtschaft autonom, unter- Anfang an ausklammern. und 1969 zu Gemeinschaftssteuern geworden. Es gab ein- liegen also keiner Kontrolle des Bundes. Auf der anderen Seite soll der Bund mal ein anderes System. Und zum anderen hilft es häufig, den Blick einmal aber einstehen, wenn ein Länderhaushalt vor die Wand gefahren wird. über die Grenze hinweg zu richten. Ich bin sehr für ein steuerliches Prof. Dr. Georg Milbradt: Die Lösung kann nicht darin beste- Zuschlagsystem innerhalb bestimmter Grenzen. So etwas gibt es schon hen, eine Finanzaufsicht des Bundes über die Länderhaushalte einzurichten. heute, in relativ großem Umfang, in der Schweiz und in den USA. Und beide Sie wäre mit unseren Vorstellungen des Föderalismus nicht vereinbar. Aber fahren gut damit. etwas anderes ist denkbar: ein nationaler Stabilitätspakt, der die Verschul- Wir sollten auch nicht zu sehr die Finanzschwäche der ostdeut- dungsmöglichkeiten der Länder – ähnlich wie auf europäischer Ebene – schen Länder als Argument gegen einen föderalen Wettbewerb betonen. begrenzt. Es liegt auf der Hand, dass diese Idee wenig In der Finanzpolitik dar f Herr Ministerpräsident, Sie haben in Ihrer Rede das schöne Beispiel des Golf- Anklang bei den Ländern findet, die in der Vergangenheit nicht gelten, was auch im sports genannt. Sie könnten auch an Pferderennen denken, wo den einzel- viele Schulden gemacht haben. Sachsen ist, von seinen Ein- übrigen Leben nicht gelten nen Jockeys unterschiedliche Gewichte beigegeben werden, bevor das Ren- nahmen her, ein armes Land, und doch habe ich immer sollte, dass nämlich derjenige, nen losgeht. Für gerechte Ausgangsbedingungen kann man sorgen. gesagt, dass ich mir einen nationalen Stabilitätspakt mit der sich wenig verantwortlich Dr. Tilmann Schweisfur th, Sächsischer Rechnungshof: entsprechenden Verpflichtungen für alle vorstellen kann. verhält, am Ende die beste Wie will man den Föderalismus wieder flott machen, wenn es nicht gelingt, In der Finanzpolitik darf nicht gelten, was auch im übrigen Position hat. auch die finanziellen Fragen zu diskutieren? Diese gehören zum Kern des Leben nicht gelten sollte, dass nämlich derjenige, der sich wenig verant- Problems, weil die Länder und Kommunen im Grunde keine Einnahmeauto- wortlich verhält, am Ende die beste Position hat. Im Übrigen, Herr Dr. nomie haben, sondern reine Ausgabenpolitik betreiben. Die Politiker im Schweisfurth, muss nicht nur der Bund zahlen, wenn ein Landeshaushalt 50D e u t s c h e F r a g e n 51 Deutsche Fragen Diskussion überschuldet ist.Auch die anderen Länder haben dafür einzustehen. Ich sehe schon heute unterschiedlich regeln können. Ich plädiere lediglich dafür, hier schon mit gewisser Sorge, mit welcher Nonchalance erst Berlin in die Pleite noch ein Stück weiter zu gehen. Das Ergebnis des Streiks in der ostdeutschen Metallindustrie hat gefahren und dann mit dem Bundesverfassungsgericht gedroht wird. deutlich gemacht, dass es in den neuen Ländern nicht darum gehen kann, die Gleichwer tigkeit der Lebensverhältnisse Arbeitszeit weiter zu reduzieren, sondern dass dies die wirt- Das Beispiel Ladenschluss schaftliche Situation weiter verschlechtern würde. Die Ar- halte ich im Hinblick auf beitszeit fällt in die Verantwortung der Tarifpartner. Warum föderale Unterschiede für ein Dr. Manfred Weber: Die entscheidende Frage bleibt, und auch aber sollten umgekehrt beim Kündigungsschutz, wo der Ge- schlechtes Beispiel, weil man das zeigen die Beispiele im Ausland: Wie viel Unterschiedlichkeit wollen wir setzgeber gefordert ist, keine unterschiedlichen Lösungen in überhaupt kein Ladenschluss- akzeptieren? Hier gehen andere Länder offensichtlich ein Stück weiter als den einzelnen Ländern möglich sein? Ich sehe da kein Pro- gesetz braucht. wir in Deutschland. Der Maßstab der „gleichwertigen Lebensverhältnisse“ blem.Warum kann man bei der Beamtenbesoldung differenzieren, aber nicht hilft hier kaum weiter, denn er ist ein sehr unbestimmter Rechtsbegriff. anderswo? Brigitte Zypries: Ich halte den Begriff der Gleichwertigkeit für Das Beispiel Ladenschluss, das unmittelbar einzuleuchten scheint, sehr gut. Denn er bedeutet eben, dass nicht alles gleich sein muss, sondern halte ich im Hinblick auf föderale Unterschiede übrigens für ein schlechtes durchaus unterschiedlich sein kann. Man kann differenzierte Regelungen Beispiel, weil man überhaupt kein Ladenschlussgesetz braucht. Zwar haben treffen, und das tun wir ja auch. Wir haben etwa im Beamtenrecht und auch wir den Ladenschluss gerade reformiert, doch auch danach hat Deutschland in der Besoldung schon lange unterschiedliche Regelungen in den Bundes- innerhalb Europas noch immer eine der restriktivsten Regelungen. ländern. Das ist nichts Neues. Für problematisch hielte ich es allerdings, Grundsätzliches wie Sozial- und Umweltstandards unterschiedlich regeln Föderalismus im Kultusbereich zu wollen. Dr. Manfred Weber: Das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich tue mich schwer, die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zu beur- Dr. Manfred Weber: Nicht zuletzt die Pisa-Studie hat gezeigt, teilen. Wenn jemand in Frankfurt am Main wohnt und ein anderer im ost- dass die von der Kultusministerkonferenz über Jahrzehnte verfolgte Linie zu friesischen Aurich, leben sie dann unter gleichwertigen Lebensverhältnis- keinen guten Ergebnissen geführt hat. In einem Land wie der Schweiz ist es sen? Und wenn ja: Worin besteht die Gleichwertigkeit? Das alles halte ich gar kein Problem, dass die Grundschulzeit in den beiden Baseler Kantonen auf für wirklich schwer zu fassen. Sie haben einige Beispiele genannt, die wir vier Jahre festgelegt ist, in Aargau aber auf fünf und in Zürich auf sechs Jahre. 52D e u t s c h e F r a g e n 53 Deutsche Fragen Diskussion Prof. Dr. Georg Milbradt: Immerhin haben wir in Sachsen und Brigitte Zypries: Die Verfassung sieht vor, dass der Bundestag in Thüringen das Abitur nach zwölf Jahren durchgekämpft – mit dem Ergeb- und der Bundesrat über Verfassungsänderungen entscheiden. Das heißt: Die nis, dass sich ein Teil der ostdeutschen Länder in der Kultusministerkonfe- Landtage haben in dieser Frage nicht mitzuentscheiden. Die Kommission renz wieder zurückbewegt in Richtung der zwölf Jahre und dass man auch geht jedoch einen Schritt weiter und beteiligt sechs Vertreter der Landtage in Westdeutschland über diesen Schritt nachdenkt. Es gibt im Kultusbereich an den Diskussionen mit Rede- und Antragsrecht. Das haben wir bisher noch also Differenzierung, aber sie bleibt eher die Ausnahme. Generell ist das Ein- in keiner Verfassungskommission in Deutschland gehabt. Von daher meine stimmigkeitsprinzip der Kultusministerkonferenz in der Praxis noch proble- ich, dass die Landtage gut berücksichtigt sind. matischer als eine Bundesgesetzgebung, die zumindest mit Mehrheit be- Volker Schimpf f, Mitglied des Sächsischen Landtags: Ein stimmt wird. Ich befürworte mehr Wettbewerb gerade auch im Bereich der Landtag ist ein wichtiges Element der Demokratie. Dennoch kann unser Bildung. Pisa hat gezeigt, dass es sehr wohl regionale Unterschiede gibt und Landtag nur über etwa zwei Prozent des Landeshaushaltes selbst bestim- es sich auszahlt, wenn ein Land in gute Schulen investiert. men. Alles andere wird durch Bundesrecht und andere äußere Faktoren Brigitte Zypries: Wir müssen aber stets im Auge behalten, dass vorgegeben. Auch hat der Landtag wenig Möglichkeiten, durch Gesetze es vor dem Hintergrund unterschiedlicher Bildungssysteme in den Ländern außerhalb des Haushaltes Einfluss zu nehmen. Deshalb müssen die Land- für eine Familie möglich bleiben muss, innerhalb der Bundesrepublik um- tage in der Kommission zur Reform des Föderalismus unbedingt stärker ver- zuziehen. treten sein.Wichtig ist, dass die Parlamente der Länder am Ende auch wieder etwas zu entscheiden haben. In Ihrer Konzeption, Frau Zypries, sehe ich das genaue Gegenteil. In einer bundesstaatlichen Ordnung, die effektiv und Landtage und Landesverwaltung demokratisch sein soll, müssen die Länder und der Bund jeweils eigene, klar getrennte Kompetenzen haben. Ein Beispiel: Sinnvollerweise sieht die Ver- Guido Kosmehl, Mitglied des Landtags von Sachsen-Anhalt: fassung vor, dass Verteidigung Bundesangelegenheit ist. Daher ist die Bun- In der von Bundestag und Bundesrat zu bildenden Kommission zur Reform deswehr eine Bundeseinrichtung und keine Landeswehr. Umgekehrt haben der bundesstaatlichen Ordnung sollen die Vertreter der Länderparlamente wir in Deutschland, anders als in den USA, aber keine Bundesgefängnisse, ohne Stimmrecht bleiben. Wie verträgt sich das mit der Tatsache, dass die sondern Landesgefängnisse. Die bezahlen die Länder, aber auf Grund Ihrer Landtage die eigentlichen Gesetzgeber sein sollen? Wie will man den Föde- Gesetze, Frau Zypries. In Ihrem Hause gibt es eine Strafvollzugsabteilung, ralismus reformieren, ohne die Ländervertreter im Sinne der Parlamente ein- aber die verwaltet nicht ein einziges Gefängnis. Das ist keine sinnvolle Auf- zubeziehen? gabenteilung. 54D e u t s c h e F r a g e n 55 Deutsche Fragen Diskussion P r o f . D r. F r a n z H ä u s e r Schlusswor t Brigitte Zypries: Ich habe nicht gesagt, dass die Länder zu Voll- Meine sehr geehrten Damen und Herren, zugsorganen degradiert werden sollen, sondern nur, dass nach dem Grund- wenn Sie auf der Einladung zu unserer heutigen Veran- gesetz der Bundestag und der Bundesrat über Verfassungsänderungen zu staltung an dieser Stelle jetzt „Schlusswort“ lesen, dann entscheiden haben, nicht aber die Landesparlamente. Gleichwohl sehen sollten Sie diese Überschrift nicht missverstehen. Ich habe Bundestag und Bundesrat die Notwendigkeit, sich mit den Vertretern der nicht die Absicht, das Schlusswort zur Debatte über unser Landtage zu unterhalten und zu hören, wo die Landtage zum Beispiel Mög- Thema zu sprechen, sondern nur zur heutigen interessan- lichkeiten sehen, Kompetenzen zurückzuholen. Daher die Beteiligung der ten Veranstaltung. Was die Verwaltung angeht, sechs Vertreter der Landtage in der Kommission. Deshalb Ich möchte mich zunächst beim Bundesver- muss es im Grundsatz dabei halte ich Ihre Sorge für unbegründet. Was die Verwaltung band deutscher Banken dafür bedanken, dass er auf die bleiben, dass der Verwaltungs- angeht, muss es im Grundsatz dabei bleiben, dass der Ver- Universität zugekommen ist mit der Anregung, heute vollzug bei den Ländern liegt. waltungsvollzug bei den Ländern liegt. Wir wollen keine Abend gemeinsam eine solche Veranstaltung hier im bundeseigene Verwaltung, sondern wir wollen den Föderalismus im Kern attraktiven Saal des Alten Rathauses der Stadt Leipzig zu erhalten. Und dazu gehört auch die Verwaltung durch die Länder. veranstalten. Die Universität hat diesen Vorschlag sehr dankbar und mit gro- Prof. Dr. Franz Häuser Rektor der Universität Leipzig Prof. Dr. Georg Milbradt: Ich würde hier ein bisschen vor- ßer Offenheit aufgenommen, weil wir uns nach unserem Selbstverständnis sichtiger formulieren. In den föderalen Systemen anderer Länder gibt es typi- ohnehin als eine auch in die Stadt hinein wirkende Plattform für Diskussio- scherweise eine klare Trennung der Kompetenzen. Dort sind Gesetzgebung, nen über Themen verstehen, die in Staat und Gesellschaft eine Rolle spielen. Verwaltung und Finanzierung jeweils in einer Hand. Das Problem des deut- Und wir allein wären wahrscheinlich in der Frage der Finanzierung der Ver- schen Föderalismus ist, dass der Bund traditionell praktisch keine eigene Ver- anstaltung in größere Schwierigkeiten gekommen als der Bundesverband waltung hat, sondern diese von den Ländern durchgeführt wird. Diese haben deutscher Banken. Bundesgesetze wie eigene Gesetze auszuführen und die entsprechenden Ich möchte meinen Dank natürlich an diejenigen richten, die Ausgaben auch zu bezahlen. Das führt natürlich zu der Forderung der Län- einen Vortrag gehalten und sich anschließend auch an der anregenden Podi- der, via Bundesrat an der Bundesgesetzgebung beteiligt zu sein. Die Länder umsdiskussion beteiligt haben, nämlich an Sie, Herr Dr. Weber, und an unse- werden nicht auf ihren Einfluss im Bundesrat verzichten, wenn sie nicht in ren Ministerpräsidenten, Herrn Professor Milbradt, und, last but not least, irgendeiner Art eine Kompensation bekommen. Nur so können sie sich auch an Sie,Frau Bundesministerin Zypries.Wir freuen uns immer,wenn Poli- gegen eine überzogene Inanspruchnahme durch den Bund schützen. tiker aus der Bundesebene in unsere Region kommen und sich hoffentlich von den Vorzügen Leipzigs, auch als lebendiges Diskussionsforum, überzeugen lassen. 56D e u t s c h e F r a g e n 57 Deutsche Fragen P r o f . D r. F r a n z H ä u s e r Schlusswor t Gestatten Sie mir, dass ich einige wenige Punkte festhalte. Als vermehrten demokratischen Beteiligung der Bürger sind, so glaube ich, ganz Jurist ist mir ein Großteil der Föderalismusdiskussion geläufig, wenn auch entscheidende Faktoren, integrative Faktoren, die unser Staatswesen stützen. vielleicht nicht immer mit so pragmatischer beispielhafter Untersetzung, Ein kleines Defizit möchte ich mit Blick auf die heutige Diskus- wie sie heute vorgetragen worden ist. Wir haben als Jurastudenten von Kon- sion vielleicht anmerken. Ich hatte gelegentlich den Eindruck, dass ein Punkt Wir haben als Jurastudenten rad Hesse gelernt, unsere bundesstaatliche Ordnung als nicht zur Sprache gekommen ist, nämlich die Tatsache, dass die bundes- von Konrad Hesse gelernt, einen „unitarischen Bundesstaat“ zu verstehen – man staatliche Ordnung gelegentlich parteipolitisch instru- Nicht unsere Ordnung ist in unsere bundesstaatliche Ord- muss sich diese Begrifflichkeit auf der Zunge zergehen las- mentalisiert wird. Nicht unsere Ordnung ist in erster Linie erster Linie kritikwürdig, nung als einen „unitarischen sen. Auf der anderen Seite wird unsere Verfassungslage kritikwürdig, sondern das, was die Politik, die Politiker sondern das, was die Politik, Bundesstaat“ zu verstehen – auch als „kooperativer Föderalismus“ umschrieben. Das damit anstellen. Und nun begeben sich dieselben Politiker die Politiker damit anstellen. man muss sich diese Begriff- heißt, die Zusammenarbeit steht im Vordergrund und daran, dieses System zu reformieren. Ich glaube, ihr Und nun begeben sich diesel- lichkeit auf der Zunge zer- nicht nur die Zusammenarbeit der Länderebene, sondern Erfindungsreichtum wird auch bei einer geänderten Aus- ben Politiker daran, dieses gehen lassen. auch die im Verhältnis zum Bund. Was ich festhalten darf, gestaltung wieder so groß sein, dass sie die neue Struktur System zu reformieren. ist die Tatsache, dass unser Föderalismus als solcher, also dieses tragende in ihrem Sinne einsetzen. Also, ich verstehe den Hinweis etwas als Mahnung Strukturprinzip unserer Verfassungsordnung, in keiner Weise heute in der an die Parteipolitiker, sich stärker zurückzunehmen, beispielsweise was die Diskussion insgesamt in Frage gestellt worden ist. Eine solche Position kann Aufgabenstellung insbesondere des Bundesrates angeht. ein verantwortungsvoller Politiker nach meinem Verständnis auch gar nicht Feststellen kann ich, dass der Ministerpräsident und die Bundes- vertreten. Mein Eindruck ist auch, dass das Ausland weit günstiger auf unsere ministerin sich in der Schrittfolge heute einig waren, dass man sich also Verfassungslage blickt, als wir es selbst tun. Und auch die Staaten, die sehr zunächst einmal die kritischen kompetenziellen Fragen anschauen solle, ob stark zentralistisch organisiert sind und die mit auseinander driftenden die Zustimmungsrechte des Bundesrates sachgerecht funktionieren und wel- Autonomiebewegungen ihre Probleme haben, wären gut beraten, wenn sie che Aufgabengebiete sich stärker auf die Länderebene transportieren lassen. intensiver über eine föderale Struktur nachdächten und entsprechenden Das sind sicherlich Überlegungen, die sinnvollerweise anzustellen sind, Teilstaaten eine größere Autonomie einräumten. wenn man eine Verfassungsordnung hat, die seit 54 Jahren besteht. Was Vor allen Dingen halte ich es für wichtig, diese horizontale Gewaltenteilung des föderalen Staatsaufbaus aufrechtzuhalten, also nicht nur sek- anfangs im Grundgesetz stand oder die Konzeptionen, die seinerzeit entwickelt worden sind, müssen heute nicht mehr die richtigen sein. toral zwischen den Gewalten zu unterscheiden, sondern auch in einer hori- Aber, Herr Ministerpräsident, Sie haben an den aktuellen Protest zontalen Schichtung. Dies gekoppelt mit dem Subsidiaritätsprinzip und der des Beamtenbundes vor der Staatskanzlei in Dresden erinnert. Genau diese 58D e u t s c h e F r a g e n 59 Deutsche Fragen P r o f . D r. F r a n z H ä u s e r Schlusswor t Proteste sind es gewesen, die Ende der siebziger Jahre zu einer Änderung des Finanzierung gesichert ist, dieses Prinzip sollte man auch auf die Aufgaben- Grundgesetzes geführt haben, nämlich zu einer Verlagerung der Kompetenz verteilung zwischen Bund und Ländern übertragen. Ich denke, wir haben im Besoldungswesen von den Ländern auf den Bund. Die Länder waren es heute durch die Vorträge, in denen eine Fülle von Themen angeschnitten leid, dass der Beamtenbund sich für seine Proteste ein jeweils geeignetes worden sind, durch den bunten Strauß der Fragestellungen und Lösungs- Land aussuchte und die anderen dann, wohl oder übel, wie in einem Geleit- möglichkeiten, die sich damit verbinden, gemeinsam einen interessanten zug nachziehen mussten. Jetzt machen wir sozusagen mit der Öffnungsklau- und lohnenden Abend verbracht. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. sel in diesem Punkt eine Rolle rückwärts, und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, haben Sie, Herr Ministerpräsident, selbst eben mit den ProZuständigkeiten sollten und testen beschrieben. Was ich im Rahmen der Föderalismus- müssen klar und transparent diskussion zu bedenken bitte, ist eine ganz einfache formuliert sein, denn mit rechtsstaatliche Erwägung. Zuständigkeiten sollten und Zuständigkeiten verbinden müssen klar und transparent formuliert sein, denn mit sich in erster Linie Verant- Zuständigkeiten verbinden sich in erster Linie Verant- wortlichkeiten. wortlichkeiten. Und nur dann kann Verantwortung wahrgenommen und eingefordert werden, auch von den Bürgern, wenn sie durchschaubar ist. Frau Ministerin, ich gebe Ihnen Recht, das Bundesverfassungsgericht hat auch seinen Teil dazu beigetragen, die Gewichte zu verschieben. Die Urteile sind Legion zur Frage, wann ein Gesetz zustimmungsbedürftig ist, und die Tatsache, dass man durch formale Mittel, nämlich anstelle eines Gesetzes zwei Gesetze zu verabschieden, die Opposition im Bundesrat steuern kann, erscheint mir nicht als ein überzeugendes Verfahren, mit verfassungsrechtlichen Kompetenzen umzugehen, wenn es sich um Sachzusammenhänge handelt.Auch das, was viele Bundesländer jetzt in ihre Verfassung aufgenommen haben, nämlich das Konnexitätsprinzip, dass nämlich den Kommunen nur die Aufgaben übertragen werden dürfen, für die auch die 60D e u t s c h e F r a g e n 61 Deutsche Fragen Kurzbiographien der Redner Franz Häuser, geboren 1945 in Limburg an der Lahn, ist Rektor Cathleen Pohl moderiert für den Mitteldeutschen Rundfunk der Universität Leipzig. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an das Politmagazin „Fakt“. Ihren journalistischen Berufsweg begann sie nach den Universitäten Marburg und Bonn folgten Promotion und Habilitation an dem Abitur in Greifswald mit einem Volontariat beim Deutschen Fernseh- der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Nach Lehrstuhlvertretungen in funk. Ab 1990 studierte Frau Pohl in Leipzig und Mannheim Politikwissen- Bielefeld und Potsdam wechselte er 1992 als ordentlicher Professor an die schaft, Sozialpsychologie und Journalistik. Nach Abschluss des Studiums rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig. Seit 1994 ist er dort arbeitete sie zunächst als Redakteurin und Moderatorin beim Nachrichten- Lehrstuhlinhaber für Bürgerliches Recht, Bank- und Börsenrecht sowie sender n-tv. Später war sie beim ZDF Nachrichtensprecherin im „Morgen- Arbeitsrecht, seit 1998 auch Co-Direktor des Instituts für deutsches und magazin“, bevor sie im September 2001 zur „Fakt“-Moderatorin ernannt internationales Bank- und Kapitalmarktrecht. Seiner Wahl zum Dekan der wurde. juristischen Fakultät folgte im April 2003 die Ernennung zum Rektor der Universität. Häuser ist Mitglied im Börsenrat der Börse Berlin-Bremen und Manfred Weber, geboren 1950 in Altenkofen/Bayern, ist seit gehört der Redaktion der Zeitschrift für Wirtschafts- und Bankrecht (Wert- 1992 Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken und seit papiermitteilungen IV) an. März 1997 Mitglied des Vorstandes. Nach seinem Studium der Nationalökonomie und der Promotion an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Georg Milbradt, geboren 1945 in Eslohe im Sauerland, ist Minis- Frankfurt am Main arbeitete er von 1980 bis 1985 in der Hauptabteilung terpräsident des Freistaates Sachsen. Seinem Studium der Volkswirtschaft, Volkswirtschaft der Deutschen Bundesbank. Von 1986 bis 1991 war er als Rechtswissenschaften und Mathematik an der Universität Münster folgten Leiter des Büros des Vizepräsidenten der Deutschen Bundesbank sowie von nach der Promotion 1973 zum Dr. rer. pol. und der Habilitation 1980 einige 1991 bis 1992 bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel Jahre der Forschungs- und Lehrtätigkeit im Bereich Finanz- und Wirtschafts- tätig. wissenschaften an den Universitäten Münster und Mainz. Als Finanzdezernent der Stadt Münster war Milbradt von 1983 bis 1990 unter anderem auch Brigitte Zypries, geboren 1953 in Kassel, ist seit November für die Bereiche Wirtschaftsförderung und Liegenschaften zuständig. Im Jahr 2002 Bundesministerin der Justiz. Nach ihrem Studium der Rechts- 1990 trat Milbradt das Amt des Sächsischen Staatsministers der Finanzen an. wissenschaften und wissenschaftlicher Tätigkeit an der Universität Gießen Im April 2002 wurde er zum Ministerpräsidenten des Freistaates gewählt. war Frau Zypries Mitte der achtziger Jahre zunächst Referentin in der Hessi- Seit April 2000 ist Milbradt zudem Mitglied des CDU-Bundesvorstandes. schen Staatskanzlei. 1988 wechselte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin 62D e u t s c h e F r a g e n 63 Deutsche Fragen Kur zbiographien Teilnehmer des Symposiums sächsischen Staatskanzlei zunächst Referats- und später Abteilungsleiterin. Beck-Sickinger, Prof. Dr. Annette Prodekanin, Fakultät für Biowissenschaften, Universität Leipzig Als Staatssekretärin war sie 1998 im Niedersächsischen Ministerium für Berger, Eduard Oberkirchenrat, Der Beauftragte der evangelischen Landeskirchen beim Freistaat Sachsen, Dresden Berlit, Prof. Dr. Uwe Richter, Bundesverwaltungsgericht, Leipzig Bernhard, Armin Prälat, Dekanat Leipzig, Leipzig Bernhardt, Dr. Hans Joachim Repräsentant, HSBC Trinkaus & Burkhardt, Leipzig Billig, Stefan Fraktionsvorsitzender, CDU-Fraktion, Stadtrat Leipzig Blüthner Haessler, Ingber t Geschäftsführer, Julius Blüthner Pianofortefabrik GmbH, Großpösna Budewig, Klaus Präsident, Oberlandesgericht Dresden Budewig, Gabriele Dresden Bunsen, Har tmut Präsident, Unternehmerverband Sachsen e.V., Leipzig Bürklin, Prof. Dr. Wilhelm Mitglied der Geschäftsführung, Bundesverband deutscher Banken, Berlin Burger, Matthias Leiter Firmenkunden, Deutsche Kreditbank AG, Erfurt Bur ton, Fletcher M. Generalkonsul, Generalkonsulat der USA, Leipzig an das Bundesverfassungsgericht. 1991 wurde Brigitte Zypries in der Nieder- Frauen, Arbeit und Soziales tätig. Von 1998 bis 2002 oblag ihr als Staatssekretärin des Bundesministeriums des Innern unter anderem die Steuerung des Regierungsprogramms „Moderner Staat – Moderne Verwaltung“. 64D e u t s c h e F r a g e n 65 Deutsche Fragen Te i l n e h m e r d e s S y m p o s i u m s Carius, Christian Mitglied des Thüringer Landtags, CDU-Fraktion, Erfurt Fleischer, Dr. Peter Mitglied des Vorstandes, Kreditanstalt für Wiederaufbau, Frankfurt am Main Carlowitz, Wilhelm von Mitglied der Geschäftsleitung, Commerzbank AG, Dresden Friedewald, Ulrike Pädagogische Mitarbeiterin, KonradAdenauer-Stiftung, Bildungswerk Leipzig Cassebaum, Dr. Christian Vorsitzender der Geschäftleitung, Allianz Versicherungs AG, Zweigniederlassung Leipzig Fuchs, Prof. Dr. Hilmar Vorstandsvorsitzender, Verband innovativer Unternehmen e.V., Chemnitz Gäbel, Prof. Dr. Gotthold Dänicke, Andrea Amtsleiterin, Haupt- und Kämmereiamt des Landkreises Schönebeck Dekan, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig Gaßmann, Horst Georg Darlatt, Christiane Katharina Politikberaterin, Leipzig Bundesbankdirektor, Erster Direktor der Filiale Leipzig, Deutsche Bundesbank Girst, Dietmar Dürig, Hans Generalkonsul, Schweizerisches Generalkonsulat in Dresden Präsident, Deutsche Bundesbank, Hauptverwaltung Leipzig Grusser, Gerald Düsterwald, Prof. Dr. Michael Niederlassungsleiter, RKW Sachsen GmbH, Leipzig Hauptgeschäftsführer, Industrie- und Handelskammer Erfurt Günther, Bernd Eichler, Karlheinz Konsul, Honorarkonsulat Rumänien, Leipzig Vorsitzender, Deutscher Gewerkschaftsbund, Region Leipzig Eisel, Matthias Leiter, Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Leipzig Gutjahr-Löser, Peter Kanzler, Universität Leipzig Essl, Ulrich Oberregierungsrat, Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit, Dresden Haselof f, Dr. Reiner Staatssekretär, Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt, Magdeburg Fikentscher, Dr. Rüdiger Vizepräsident des Landtags von SachsenAnhalt, Magdeburg Hasse, Prof. Dr. Rolf Dekan, Universität Leipzig, Institut für Wirtschaftspolitik, Leipzig Leiter der Niederlassung Leipzig, KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft, Leipzig Häuser, Prof. Dr. Franz Rektor der Universität Leipzig Flascha, Dr. Georg 66D e u t s c h e F r a g e n 67 Deutsche Fragen Te i l n e h m e r d e s S y m p o s i u m s Herkenhof f, Heiner Mitglied der Geschäftsführung, Bundesverband deutscher Banken, Berlin Kosmehl, Guido Mitglied des Landtags von Sachsen-Anhalt, FDP-Fraktion, Magdeburg Heindor f, Wolf-E. Vorstandsvorsitzender, Verband der NordOstdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V., Chemnitz Krätzschmar, Frank Geschäftsführer, Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH, Erfurt Hien, Eckar t Präsident, Bundesverwaltungsgericht, Leipzig Krummacher, Prof. Dr. Christoph Rektor, Hochschule für Musik und Theater Leipzig Geschäftsführer, World Trade Center, Leipzig Lehmann-Grube, Dr. Hinrich Oberbürgermeister a. D., Leipzig Janeczek, Klaus Lenk, Prof. Dr. Thomas Kaminski, Peter Bürgermeister und Beigeordneter, Dezernat Finanzen, Stadt Leipzig Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Universität Leipzig Lentz, Prof. Dr. Sebastian Kaplinska, Magdalena Generalkonsulat der Republik Polen, Leipzig Direktor und Vorstand, Leibniz-Institut für Länderkunde e.V., Leipzig Lewandowski, Petra Keune, Karsten-Dairek Niederlassungsleiter, Deutsche Kreditbank AG, Leipzig Persönliche Referentin, Stadt Leipzig, Dezernat Finanzen Lohmann, Prof. Dr. Karl Kiess, Prof. Dr. Wieland Dekan, Medizinische Fakultät, Universität Leipzig Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Technische Universität Bergakademie Freiberg Klein, Dr. Hans-Joachim Vorsitzender der Geschäftsführung, Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH, Leipzig Lohse, Alexander Geschäftsführer, Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Region Leipzig Klein, Dr. Angelika Mitglied des Landtags von Sachsen-Anhalt, PDS-Fraktion, Magdeburg Lütke-Daldrup, Dr. Engelber t Beigeordneter, Stadt Leipzig, Dezernat VI, Stadtentwicklung und Bau, Leipzig Mackenroth, Geer t W. Knigge, Ernst-Henning Europabüro Leipzig Staatssekretär, Sächsisches Staatsministerium der Justiz, Dresden Koeppen, Arndt Peter Staatssekretär, Thüringer Justizministerium, Erfurt Milbradt, Prof. Dr. Georg Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Dresden 68D e u t s c h e F r a g e n 69 Deutsche Fragen Te i l n e h m e r d e s S y m p o s i u m s Meier, Dr. Renate Staatssekretärin, Beauftragte der Thüringer Landesregierung für die Gleichstellung von Mann und Frau, Staatskanzlei des Freistaates Thüringen, Erfurt Reichardt, Monika Mitglied des Sächsischen Landtags, CDU-Fraktion, Dresden Richter, Günther Landesgeschäftsführer, Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Landesverband Thüringen, Erfurt Rodekamp, Dr. Volker Direktor, Stadtgeschichtliches Museum, Leipzig Röhrs, Heinrich Mitglied der Geschäftsleitung, Commerzbank AG, Leipzig Rothe, Bernward Mitglied des Landtags von Sachsen-Anhalt, SPD-Fraktion, Magdeburg Rottländer, Dr. Hans-Joachim Bundesbankdirektor, Deutsche Bundesbank, Hauptverwaltung Leipzig Moerke, Jochen Direktor, IKB Deutsche Industriebank AG, Niederlassung Leipzig Moses, Kur t Leiter der Niederlassung Leipzig, ING BHFBank Aktiengesellschaft, Leipzig Nees, Dr. Albin Staatssekretär, Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Dresden Pohl, Cathleen Moderatorin, Mitteldeutscher Rundfunk, Leipzig Paul, Jobst Deutsche Bahn AG, Leipzig Pferdmenges, Jürgen International Account Manager, Atos Origin, Aachen Rudlof f, Hans-Joachim Geschäftsführer, Bürgschaftsbank Thüringen GmbH, Erfurt Prausner, Helmut Mitglied der Geschäftsführung, BadenWürttembergische Bank AG, Filiale Leipzig Ruhland, Prof. Dr. Johannes Dekan, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Friedrich-Schiller-Universität Jena Pytlik, Dr. Mar tin Leiter der Niederlassung, Bayerische Hypound Vereinsbank AG, Leipzig Rzezniczek, Katarzyna Konsulin für Wirtschaftsangelegenheiten, Generalkonsulat der Republik Polen in Leipzig Rauschenbach, Prof. Dr. Bernd Direktor und Vorstand, Leibniz-Institut für Länderkunde e.V., Leipzig Sahr, Leo von Vorsitzender des Vorstandes, Ostdeutscher Bankenverband e.V., Berlin Reich, Siegfried Präsident, Sächsisches Oberverwaltungsgericht, Mitglied des Verfassungsgerichtshofs, Bautzen Säuberlich, Prof. Dr. Hans Geschäftsführer, Landesverband des Sächsischen Groß- und Außenhandels, Dresden 70D e u t s c h e F r a g e n 71 Deutsche Fragen Te i l n e h m e r d e s S y m p o s i u m s Schellenberger, Dr. Gunnar Mitglied des Landtags von Sachsen-Anhalt, CDU-Fraktion, Magdeburg Scheurell, Frank Schimpf f, Volker Vorndamme, Wilhelm-Heinrich Landesvorsitzender, Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen, Landesarbeitsgericht, Braunsdorf Mitglied des Landtags von Sachsen-Anhalt, CDU-Fraktion, Magdeburg Wagner-Wieduwilt, Klaus Geschäftsführer, Ostdeutscher Bankenverband e.V., Berlin Mitglied des Sächsischen Landtags, CDU-Fraktion, Dresden Weber, Dr. Manfred Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Vorstandes, Bundesverband deutscher Banken, Berlin Wendler, Andreas Dresden Werner, Bernd Geschäftsführer, B. Werner Bürohaus GmbH, Leipzig Schmalfuß, Dr. Andreas Unternehmerverband Sachsenmetall, Dresden Schuber t, Prof. Dr. Charlotte Dekanin, Fakultät für Geschichte, Universität Leipzig Schweisfur th, Dr. Tilmann Direktor, Sächsischer Rechnungshof, Leipzig Willkomm, Jan Rechtsanwalt, Leipzig Sirota, Nikolaj Generalkonsul, Generalkonsulat der Russischen Föderation, Leipzig Wurpts, Klaus Verein zur Förderung des Regionenmarketings für Mitteldeutschland e.V., Leipzig Abteilungsleiter, Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Infrastruktur, Erfurt Ziener, Dr. Ger t Industrie- und Handelskammer zu Leipzig Zwahr, Prof. Dr. Har tmut Leipzig Zypries, Brigitte Bundesministerin der Justiz, Berlin Spiekermann, Dr. Bernd Thiel, Dr. Frank Mitglied des Landtags von Sachsen-Anhalt, PDS-Fraktion, Magdeburg Tschirner, Prof. Dr. Erwin Geschäftsführender Direktor, HerderInstitut, Leipzig van Look, Prof. Dr. Frank Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur, Leipzig Vilks, Prof. Dr. Arnis Rektor, Handelshochschule Leipzig Volk, Dr. Norber t Mitglied des Landtags von Sachsen-Anhalt, FDP-Fraktion 72D e u t s c h e F r a g e n 73 Deutsche Fragen In der Reihe „Deutsche Fragen“ bisher erschienen: Was ist soziale Gerechtigkeit? Deutsche Fragen Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken und der Universität Bremen Symposium des Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken Bundesverbandes deutscher Banken und der Universität Erfurt und der Universität Bremen Mai 2000 August 1998 75 Seiten, mit Illustrationen, kartoniert Welche Zukunft hat der Mittelstand ? Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken und der Universität Hohenheim Wohin führt der globale Wettbewerb? Wohin führ t der 81 Seiten, mit Illustrationen, kartoniert Schutzgebühr: 4,– EUR Schutzgebühr: 4,– EUR Deutsche Fragen Welche Zukunft hat der Mittelstand? Deutsche Fragen Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken und der Technischen Universität Dresden Welche Bildung für morgen? globale Wettbewerb? Symposium des Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken Bundesverbandes deutscher Banken und der Technischen Universität Dresden und der Universität Hohenheim März 1999 Oktober 2000 Welche Bildung für morgen ? Printausgabe leider vergriffen. Printausgabe leider vergriffen. Deutsche Fragen Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Wohin jetzt, Europa? Deutsche Fragen Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken und der Universität Hannover Symposium des Bundesverbandes Symposium des deutscher Banken und der Bundesverbandes deutscher Banken Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Universität Hannover April 2001 August 1999 Wohin jetzt, Europa? 76 Seiten, mit Illustrationen, kartoniert Schutzgebühr: 4,– EUR 74D e u t s c h e F r a g e n Was bringt die digitale Zukunft? Was bringt die digitale Zukunft ? 75 Seiten, mit Illustrationen, kartoniert Schutzgebühr: 4,– EUR 75 Deutsche Fragen In der Reihe „Deutsche Fragen“ bisher erschienen: Deutsche Fragen Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken und der Universität des Saarlandes Wie viel Eigenverantwor tung brauchen wir ? Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken und der Universität des Saarlandes Wie viel Eigenverantwortung brauchen wir? September 2001 Bundesverband deutscher Banken 80 Seiten, mit Illustrationen, kartoniert Schutzgebühr: 4,– EUR Deutsche Fragen Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken mit dem Bankenverband Hessen und der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Was muss Wir tschaftspolitik leisten ? Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken mit dem Bankenverband Hessen und der Johann Wolfgang GoetheUniversität Frankfurt am Main Was muss Wirtschaftspolitik leisten? März 2002 Bundesverband deutscher Banken 80 Seiten, mit Illustrationen, kartoniert Schutzgebühr: 4,– EUR Deutsche Fragen Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken mit dem Ostdeutschen Bankenverband und der Universität Potsdam Aufbau Ost: Was bringt die neuen Länder voran? Symposium des Bundesverbandes deutscher Banken mit dem Ostdeutschen Bankenverband und der Universität Potsdam Aufbau Ost: Was bringt die neuen Länder voran? Bundesverband deutscher Banken 76D e u t s c h e F r a g e n Oktober 2002 Alle bisher erschienenen Dokumentationen sind im Internet unter 70 Seiten, mit Illustrationen, kartoniert www.deutsche-fragen.de im PDF-Format verfügbar und können dort Schutzgebühr: 4,– EUR auch (sofern nicht vergriffen) als Printausgabe bestellt werden. 77 Deutsche Fragen Impressum Herausgeber: Bundesverband deutscher Banken Internet: www.bankenverband.de www.deutsche-fragen.de Redaktion: Dr. Dirk Franke Telefon: 0 30/16 63 -15 40 E-Mail: [email protected] Gestaltung: Scholz & Friends Berlin Illustrationen: Janusz Kapusta Lithografie: Appel Grafik Berlin Satz: MetaServices, Berlin Bundesverband deutscher Banken Bundesverband deutscher Banken