Halbmond, Kris und Vinta

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Halbmond, Kris und Vinta
Halbmond, Kris und Vinta
Die Wappen und Siegel von Mindanao und Sulu
DAvlD
C. R. HEISSER
Diese Arbeit behandelt den Werdegang
der Wappen und Siegel der Behi:irden der
vornehmlieh von Moslemen bewohmen
Gebiete der Philippinen umer der USHerrsehaft und spater unter der Verwaltung der Philippinen. Der Titel bezieht
sieh auf die drei aussagekciftigsten Wahrzeichen, die für die islamisehe Bevi:ilkerung in den südlichen Philippinen angenommen wurden.
Bedingt dureh den Pariser Friedensvertrag vom 10. Dezember 1898 trat Spanien
die ganze philippinisehe Inselgruppe einschliesslich Mindanao und Sulu aolo-Inseln) an die Vereinigten Staaten ab. Am
Anfang jenes Jahres hatte General Emilio
Aguinaldo die Unabhangigkeit der Philippinen ausgerufen, und der Krieg zwisehen
der neugesehaffenen Republik und den
Vereinigten Staaten fand eine Fortsetzung.
1899 begannen die Vereinigten Staaten
mit der milirarisehen Besetzung der Insel
Mindanao und der Sulu-Inselgruppe, von
Gebieten also, die seit J ahrhunderten von
Moslemen bewohnt waren, die von den
Spaniern und den philippinisehen Christen «Moras» (Mauren) genannt wurden
(hier w ird der Ausdruek ohne negativen
Beigesehmaek verwendet).
Am 20. August 1899 unterzeichnete General John C. Bates im Namen der USA
eine Vereinbarung mit dem Sultan von
Sulu, in der die amerikanische Oberhoheit
anerkanm wurde und die vorsah, dass die
amerikanisehe Flagge im «Arehipel von
Jolo und den abhangigen Gebieten an
Land und auf See» gebraueht werden
sollte '.
Naeh erfolgter Niederwerfung der ersten philippinischen Republik wurde William Howard Taft zum Gouverneur der
Philippinen ernannt, der der zivilen Verwaltung vorstand. Jedoeh besehloss die
28
US-Regierung, das Moslemgebiet im Süden
unter m ilitarische Verwaltung zu stellen.
1903 sehufen die USA die Moro-Provinz
mit Zamboanga als H auptstadt umer
einem Miliüirgouverneur, der dem Generalgouverneur in Manila unterstellt war.
Das Gebiet umfasste fast ein Drittel der gesamten Flaehe der Philippinen und sehloss
das Sulu-Arehipel und Mindanao ein mit
Ausnahme von zwei vorwiegend von
Christen bewohnten Provinzen im Norden der Inse!.
Der Gouverneur der Moro-Provinz
wurde unterstützt von einem gesetzgebenden Rat - eine Art Kabinett - aussehliesslich aus US-Militar und zivilen Beamten
gebildet. Die Politik der US-Verwaltung
sollte allmahlieh die Moslems mittels Ausbildung, wirtsehaftlieher Verbesserung
und guter Verwaltung ins allgemeine politische und wirtsehaftliche Leben der Philippinen eingliedern helfen. Das sollte zuerst gesehehen durch direkte US-Verwaltung, die die traditionelle Regierung des
Sultans von Sulu und der lokalen HauptlingE; der Datus, erganzend unterstützte.
D er erste Gouvcrneur der Moro-P rovinz war General Leonard Wood. Der gesetzgebende Provinzrat versammelte sich
zum erstenmal am 3. September 1903 .
Vier Tage spater wurde in der Verordnung
N r. 4 verfügt, dass dür die Provinz Moro
ein Siegel zu schaffen und ein Siegel für
vorübergehenden Gebrauch anzuschaffen» seien 2 .
A hs. 1: Der Ingenieur der Moro-Provinz ist befugt
und aufgefordert, ei o offizielles Sicgel fü r den Gebrauch in der Moro-Provioz anzuschaffen. Das beh6rdliche Si egel soll ci nc n Durchmesser vo n ? 1,4 Zoll
(ca. 58 mm) aufweisen und von links nach rechts auf
dcr obc rcn ausscrcn Scicc dic \'(lo rcc cragcn : " O ffi cial
SeaJ", In der M itte des Siegels so11 eine Moro-Vinta im
Vordergrund der See, einen H albmond im H inter-
grund des Himmels, daneben die Landkarte der
Moro-Provi nz und über al!es ein Kris und ein Barong,
beide gekreuzt, aufweisen. Abs. 2: Bis zu der Zeit, zu
der das offiziell c Sicgel der Moro-Provinz angeschafft
ist, soI! das behõrdliche Siegcl aus einem Band mit
dem Wort «Seal» und den lnitialen des Sekretars dcr
Moro-Provinz bcstehen J .
I
U nheraldiseh und vielleieht aueh hastig
entworfen, zeigt doeh das Provinzsiegel
eindrückliche und mac htvoUe Sym bole
der Moros. Die gekreuzten Waffen, der
Kris und der Barong, stehen im Siegel an
bevorzugter SteUe. N aeh Auffassung der
Spanier und der ehristlichen Filipinos
haben die Moros den Ruf als stolze und
t apfere Krieger erworben, und die amerikanischen Soldaten wurden durch die
Kampfe mit de n Moros und deren Einsatzmitteln ebenfaUs davon überzeugt.
D er Barong und der Kris sind zwei der
volkstümliehsten Moro-Waffen . Neben
Halbmond und Speer erseheinen sie haufig
als Bestandteile auf F laggen des Sultanats
von Sulu. Manehe Flaggen dieser An w urden als Andenken von amerikanisehen
Soldaten naeh H ause ge brae ht, die auf den
Philippinen dienten. Zwei solcher Flaggen
sind hier abgebildet (Abb. l und 2) ' .
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Abb.l Moro-F1agge (frdl. Gcnehmigung des Flag
Research Center, Winchcster, USA).
Der Barong (verschiedentlich auch bezeiehnet als Barung, Bo rong, Pana ng usw.)
ist ein beilfi:irmiges Stahlmesser mit einem
langen, gekrümmten Ende und weiter, gerade r Furche. Er wird zum H acken ve rwendet und hat eine scharfe Spitze zum
Zustechen S . D ie Klinge w ird «als Stolz des
Moro-Waffensehmieds» bezeiehnet ' . 0&
reich ver ziert am Griff und an der Seheide,
wird der Barong stolz von seinem Besitzer
getragen und naeh alter Traditio n vom
. Vater auf den Sohn vererbt ' .
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Abb. 2 Moro-Flagge (frdl. Gcnehmigung des Flag
Rcsearch Cenrcr, Winchester, USA).
D er Kris (maneh mal auch Keris, Kalis
usw. genannt) auf dem Provinzsiegel ist
eine gewellte, doppelseitig geschliffene
Klinge, w ie ein Sehwert sehneidend einzusetzen. Er gehi:irt in die Familie von Blankwaffen, die in Malaysia, lndonesien und
auf den südlichen Philippinen weit verbreitet sind. Er wird als "Sofortwaffe, als
Zierde und als Kulto bjekt» bezeichnet' .
D er Kris hat normalerweise eine n H artholz- oder Elfenbeingriff und ein herausgearbeitetes Stichblatt als Klingenabsehluss.
D er Kris wie aueh de r Barong sind maehtige Zeichen der Mannbarkeit. Er gehi:irt
zur KJeidung der Moras «wie ein D egen
zu einem englisehen Adligen»' .
D ie Vinta ist der typische Moro-Einbaum, mit beidseitigem Ausleger und
einem rechtw inkligen Segel, auf dem
leuehte nd farbige de korative Tuehstreifen
angenaht sind . D ieses H andwerk wird
überall auf den G ewassern des südlichen
Mindanao und der Sulu-See beherrseht.
Für lange Zeit dienten diese Vintas den
Moro-Srammen als stolzen Seefahrern für
H andel, Lasten, zum Fisehen und Sehmuggeln sowie für Kriegszüge. Es gibt verschiedene A rten von Vintas. D ie übliche Form
hat einen Rumpf, aus einem einzigen ausgehi:ihlten Holzklotz hergesteUt und mit
Bambus ausgest attet. Vintas sind haufig
29
mit fein ausgearbeiteten Holzschnitzereien
verziert 10.
•
Der Halbmond versinnbildlicht den
Islam. Die Landkarte der Provinz Moro,
auch wenn ein banales Symbol, erkHirt
sich von selbst. Wahrscheinlich entwarf
1903 der gesetzgebende Rat das Siegel
selbst, unter dessen Mitgliedern ein Dr.
Najeeb Saleeby, ein Amerikaner arabischen U rsprungs war, der gute Kenntnisse
der Region besass. Saleeby diente als Provinzinspektor für Sehulfragen und veroffentlichte einige Handbücher über die Geschiehte und Kultur der Moros u. Das Siegel ist abgebildet in Abbildung 3; die
Abbildung 4 zeigt eine weitere Version mit
einer leieht geanderten U msehrift " .
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Abb.3 Siegel der Moro-Provinz (1. Fassung).
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Abb. 4 Siegel der Moro-Provinz (2. Fassung).
N aeh Übernahme des Prasidentenamtes
1913 entwickelte Woodrow Wilson eine
neue US-Politik gegenüber den Philippi30
nen, bekannt als "Philippinisierung», die
zum Ziel hatte, die Inseln in die U nabhangigkeit zu entlassen. Im Zuge dieser Ánderungen wurde die Moro-Provinz aufgelost
und durch den Verwaltungsbezirk Mindanao und Sulu ersetzt, unter einem zivilen
Gouverneur, der Manila gegenüber verantwortlich war. Frank W. Carpenter (18711945) wurde am 15. Dezember 1913 zum
Gouverneur der Moro-Provinz ernannt.
FünfTage spater wurde der Name der Provinz in den "Verwaltungsbezirk Mindanao und Sulu» geandert". Sofort ordnete
er die Schaffung eines neuen Siegels an, das
nur die Bezeichnung "Department of
Mindanao and Sulu - Official Seal" trug.
Dieses hatte einen Durchmesser von zwei
Zol1 (47 mm)".
Carpenter bat den Generalgouverneur
Francis Burton Harrison, sich beim
Kriegsministerium in Washington dafür
einzusetzen, ein heraldisch gestaltetes Behordensiegel zu beschaffen. Am 23. Januar
1914 kabelte Harrison diesen Wunsch an
Brigadegeneral Frank Mclntyre, Leiter des
Büros für insulare Angelegenheiten im
Kriegsministerium, der für die Verwaltungsangelegenheiten der Philippinen zusúndig war 15,
Mclntyre verpflichtete Gai11ard Hunt
(1862-1924), Leiter der Handschriftenabteilung der Kongressbibliothek, Wappen
und Siegel zu entwerfen (Abb, 5). Hunt
war ein bekannter Bibliothekar und einer
der führenden heraldischen Personliehkeiten in den USA. Er war verantwortlich für
die Gestaltung heraldischer Embleme verschiedener Uberseeprovinzen der USA
einsehliesslich Puerto Rico, der PanamaKanalzone und des Generalgouvernements der Philippinen " , Er war aueh der
Autor und Herausgeber des sehr bekannten Handbuches über das Grosse Siegel der
Vereinigten Staaten 17 .
Hunt nahm diese Aufforderung mit
Freude an, und Mclntyre sandte ihm 50fort einen Abdruck und eine Beschreibung
des Siegels der Moro-Provinz sowie zwei
Veroffentliehungen - einsehliesslich der
beiden von Saleeby - über die Geschichte
und Kultur der philippinischen Moslems.
McInryre bemerkte dazu, dass der Generalgouverneur keine besonderen Forderungen betreffend Art und Gestaltung des
Entwurfes gestellt habe, und hielt fest, dass
sie «beauftragt waren so zu verfahren, als
ob kein Siegel bestünde»".
mit ausgebreiteten Flügeln in natürlicher
Farbe. U nter dem Schild, auf goldenem
Schriftband, die Inschrift «Department of
Mindanao and Sulu » in schwarzen gotischen Buchstaben " .
Das Siegel sollte das Wappen wiedergeben ohne goldenes Band und Bezeichnung
des Departements. DaNr trug der Siegelrand die Inschrift «Seal of the Department
of Mindanao and Sulu, P r.,, " . Die Originalentwürfe von Tiffany wurden nach
Zamboanga gesandt, konnten aber nicht
mehr aufgefunden werden.
Hunt bemerkte, dass die «heimische
Proa», die der Vinta sehr ahnelt, die eindrucksvollste Darstellung aus dem Leben
des grosseren Teils des Volkes ist, die ich
finden konnte »" . General McIntyre fand
die Entwürfe «ausgezeichnet» und sandte
sie dem General Carpenter zur Gutheissung und Genehmi gung 21. Carpenter
hatte in der Zwischenzeit das Kriegsministerium gebeten, ein Siegel für Mindanao
und Sulu zu gravieren. Dieses sollte kleiner
sein als das Grosse Siegel der philippinischen Regierung und in die Form des früher verwendeten Moro-Provinzsiegels
passen 23 .
Abb.5 Gaill"d Hunt (1862-1924).
Das Amt für Inselangelegenheiten erkJarte sich damit einverstanden, die Kosten
zu übernehmen, die bei der Ausarbeitu ng
der Entwürfe entstünden. Hunt kam mit
der Firma Tiffany & Co., New York,
überein, «so viele wie mogliche» künstlerische D arstellungen zu schaffen.
Tiffany schuf bereits vorher das Wappen
und das Grosse Siegel des Generalgouverneurs der Philippinen. Am 16. April1914
übersandte Hunt McIntyre einige der besten Tiffany-Entwürfe. Er beschrieb das
Wappen wie folgt:
Schild: Auf See eine einheimische
PROA unter vollem Segel von vorne; im
SchiJdhaupt den US-Schild, alles naturfarben. Helmzier: Der amerikanische Adler
Offensichtlich waren Gaillard Hunts ursprüngliche Entwürfe zu schwach und
nicht aussagekciftig genug, denn im August sandte Carpenter zwei neue Wappenentwürfe nach Washington, darunter ein
von ihm selbst geschaffenes mit bedeutenden Ande.rungen. D er Gouverneur schrieb
dazu, dass «der von Mr. Hunt geschaffene
und von Tiffany & Co. ausgearbeitete Entwurf sicherlich gefallig und ansprechend
sei, aber das besondere Interesse und Begehren dieses Volkes verlange eine eindrucksvolle, besser ausgearbeitete symbolische
Darstellung und Farbgebung, die anders
sei als die, wie von den Nordamerikanern
und Nordeuropaern gewünscht und Nr angemessen erachtet ... Es würde das hiesige
Volk befriedigen, falls der zu schaffende
Entwurf eine angemessenere Darstellung
der Merkmale aus unserer früheren Geschichte berücksichtige, die von besondefer Bedeutung zu sein scheinen» 2 4 .
31
Ganz besonders wollte Carpenter gewisse Formen im Entwurf eingearbeitet
wissen. In der Helmzier sollten die Einge
des US-Adlers die "drei eigentümlichen
einheimischen Waffen» halten. Da diese
Entwürfe ebenfalls nicht mehr aufzufinden sind, ist es unmiiglich, diese Waffen zu
beschreiben. Das wahrscheinlich angenommene Wappen enthielt nur zwei Waffen: den Kris und den Barong. Hiichstwahrscheinlich war der Speer die dritte
Waffe, da diese als Ktiegszeichen haufig auf
den Moro-Flaggen erscheint.
Carpenter fügte zudem drei neue Felder
in den Schild ein: a) den Stern und den
Halbmond des Islam, b) das «rohbearbeitete hiilzerne Kreuz von Magellan» auf
«gelbem Hintergrund»; und e) einen einzelnen Stern. Das Kteuz, so erklarte der
Gouverneur, symholisiere die «spanische
und christliche Zivilisation und Religion,
gelb sei die besondere Farbe in derselbigen
Darstellung». Das Magellankreuz erinnere
an die Einführung des Christentums auf
den philippinischen Inseln im Jahre 1521.
Am Ostersonntag jenes J ahres liess angeblich Magellan die erste Messe halten und
deswegen ein grosses hiilzernes Kreuz auf
der hiichsten Erhebung der Insel Limasawa bei Leyte im Norden von Mindanao
errichten. Der «einzelne Sterm, stelle Mindanao dar in der Gruppe der drei Sterne
auf der Flagge und im Wappen der ersten
Republik der Philippinen.
werde. Gaillard Hunt seinerseits bemerkte,
dass er viiUig mit der DarsteUungsart von
Carpenters Erganzungen einig gehe. Er
verlangte von Tiffany verbesserte Entwürfe, die im November angefertigt waren.
Hunt erklarte das Endprodukt für «angemessen und schon» und fügte hinzu, dass,
«faUs unser gedampfter westlicher Geschmack wegen des Farbreichtums überbordet, dann sei das wirklich ein Fehler
unseres Geschmackes»26.
Hunt beschrieb das Wappen wie folgt:
Auf Meereswellen mit dem Himmel als
Hintergrund, ein Moro-Kriegsschiff unter
vollem Segel, aUes narurfarben; Schildhaupt geteilt, oben I. US-Wappen natürlich, 2. unten zweimal gespalten: in Grün
silberner Halbmond und Stern, Symbol
des Islams; in Silber ein goldener Stern,
Symbol von Mindanao und Sulu; in Gold
das hiilzerne MageUankreuz, naturfarben.
Helmzier: Auf einem Wulst von grünen
Olivenblattern zwei ~ekreuzte Krisse mit
silbernen Klingen und naturfarbenen
Handgriffen, darüber der sitzende amerikanische Adler mit ausgebreiteten Flügeln,
ebenfaUs naturfarben (Abb. 6)". U nterhalb
des Schildes auf goldenem Spruchband die
«Die Moro-Kriegs.vinta, wie im «Bild»
der beiden Entwürfe dargestellt, ist detailgetreu wiedergegeben», erklarte Carpenter, «die Zeichnungen sind von einem einheimischen Künstler vom Balkon des
Ingenieurbüros des Amtes oder am Pier
gezeichnet, von denen er die Meerengen
und den Hafen von Zamboanga überblicken konnte, wo typische Vintas unter
voUen Segeln zum Handel ein- und aus-
liefen» 2 5 •
Sowohl Carpenter wie auch McIntyre
versicherten Hunt, dass die ne uen Vorschlage nicht als Ktitik zu verstehen seien
und der letztliche Entscheid, welcher
Entwurf in Frage komme, bei ihm liegen
32
Abb.6 Wappen von Mindanao und Sulu 1914.
Worte «MINDANAO AND SULU ». D as
Siegel übernah m das Wappen mit der U msehrin «Seal of t he D epartment of Mindanao and Sulu, P L»28 .
D ie Adlerhelmzierde und die Teile des
US-Wappens drüeken die amerikanisehe
Oberhoheit aus. H unt hatte solche USSymbole in andere, von il1m gezeieh nete
heraldisehe Zeiehen von Uberseegebieten
eingebaut. Obwohl H unt die Waffen in
der H elmzierde als «Krisse» besehrieb, ist
doeh eine davon ein Barong. D er islamisehe H albmo nd mit Stern wurde auf die
reehte Seite des Sehildes gesetzt, Vorrang
vor dem ehrist!iehen Emblem .
D ureh Besehluss zuhanden des Verwaltungsbezirkes von Mindanao und Sulu,
von der philippinisehen Ko mmission am
23. Juli 1914 angeno mmen (Philippine
C ommission Aet No. 2408), wurde der
teehnisehe Verwaltu ngsrat ermaehtigt,
«dem D epartement ein Siegel zu sehaffen »" . Am 16. November gab G eneral
McIntyre, kraft seiner vo m Gouverneur
C arpenter erteilten Voll maeht, die fõrmliehe G enehmigung seitens der US-Regierung zu den geanderten Entwürfen betreffend Wappen und Siegel vo n Mindanao
und Sulu und veranlasste Tiffany & Co.,
das Siegel stechen und C hromolithos des
Wappens drueken zu lassen 30 .
Augenseheinlieh wurde die Besehreibung des Wappens nieht õffent!ieh bekan nt gemaeh t. Im Januar 1915 hatte T iffany das Siegel gestoehen, das im Mai desselben Jahres in Z amboanga eintraf.
Carpenter beriehtete, dass «sowohl das Siegel w ie aueh die lithographierten Wappenkopien allgemein und begeistert aufgenom m en w urden »J1 .
Diese Embleme wurden bis zur Auflõsung der Verwaltung von Mindanao und
Sulu am 5. Februar 1920 verwendet, dann
kam das muslimisehe Gebiet direkt unter
die zentrale philippin isehe Verwaltung in
For m von sieben Provinzen Agusan, Bukidnon, Cotobato, Davao, Lanao, Sulu
und Zamboanga. D iese wurden vom philippinischen Innenministerium, und zwar
vo m Büro für niehtehrist!iehe Scamme,
verwaltet. Spater wurden in diesem Gebiet
noeh weitere Provinzen ge bildet.
D ie 1903 und 1904 gesehaffenen Zeichen
bewiesen eindeutig ihre heraldisehe Aussagekraft und dienten als grundlegende Ideen
für die spateren Wappen und Siegel der
Scadte und Provinzen dieser Region. Am
4. D ezember 1940 sehuf Pcisident Manuel
L. Quewn mittels Verordnung No.31 0
das philippinisehe heraldisehe Komitee.
D iese Kõrperschaft befasste sieh unter anderem mit Empfehlungen und Ratsehlagen betreffend Wappenannahme für politisehe Verwaltungen jenes Landes 32.
Naeh dem Zweiten Weltkrieg erneuerte
am 7.Januar 1946 Prasident Sergio Osmena d as heraldisehe Komitee. Im April
wurde Manuel Roxas zum Prasidenten gewahlt. In den folgenden Mo naten lud das
Komitee alle Provinz- und Stadtverwaltungen des Landes ein, Vorsehlage für ihre
Wappen und Siegel einzureiehen. Ganz bewusst verstand sieh das Komitee in seiner
Rolle als Vermittler, «die eingereiehten
Entwürfe in die riehtige heraldisehe Form
und Ausdrueksweise zu bringeo» 33 .
D r. Jose Bantug, ein Kunstkenner, war
der erste Vorsitzende des Komitees. D er in
Amerika geborene Erzieher, N umismatiker und Kunstkritiker Dr. Gil bert S. Perez
(1885- 1959) war sein teehniseher Berater".
Nach Galo B. O eampo (1913 - 1985), der
der Gru ppe als Sekretar, Künst!er und
heraldiseher Experte angehõrte, reiehten
viele lokale Kõrpersehanen Siegelentwürfe
mit ausgearbeiteten Landk arten und anderen unheraldischen D arstellungen ein, wie
man sie haufig auf US-Staats- und Lokalsiegeln findet. D as heraldisehe Ko mitee
verwendete die Tak tik, die Anstrengungen
zu loben, aber dennoeh leiehte heraldisehe
Anderungen vorzusehlagen. Verwaltungen
in der südliehen Region sehiekten Entwürfe ein, die die Vinta und den Kris beinhalteten. D as heraldisehe Komitee unterstützte die Verwendung der Vinta, riet
aber vo n der Aufnahme der Moro-Waffe n
ab35 •
Vo n 1946 bis zu seiner Auflõsung im
Jahre 1973 geneh migte das heraldisehe
33
Komitee eine Reihe von Entwürfen, die
von früheren Emblemeo der Moro-Provinz und von denjenigen von Mindanao
und Sulu beeinflusst waren". D ie Vinta
erschieo als Figur in den Wappen der Provinzen Sulu, Zamboanga (spater übernommen in die Wappen der N achfolgeprovinzen Zamboanga de! Norte und Zamboaoga del Sur), Misamis Occidental, Davao
uod Tawi:rawi. Die Vinta ist ebenEalls in
den Stadtwappen von Zamboanga, Dapitan und Pagadan abgebildet (Abb.7) .
Das Provinzwappen von Sulu entha!t
ebenEalls ei ne Vinta auE Meereswellen,
zwischen zwei Türmen aus spanischer
Zeit (Abb. 9). Das Schildhaupt tragt rechts
das Magellankreuz (in Rot ein silbernes
Kreuz) und links den Halbmond mit Stern
(in Gold auE blauem Feld). Die religiiisen
Embleme sind so ins Wappen gebracht,
dass jede Seite - je nach ihrer kulturellen
Tradition - diese als ihre Ehrenseite betrachtet. Die philippinische achtstrahlige
Sonne (in Gold auf silbernem Feld) beherrscht die Mitte zwischen den beiden religiiisen Symbolen.
*
*
Abb.7 Sicgcl der Provinz Zamboanga.
Der ursprünglich für die Stadt Zamboanga angenommene Entwurf stellte die
Vinta in den Mittelpunkt, im Schildhaupt
den Halbmond und das Kreuz von Mage!lan. Das Wappen wurde aber nochmals
umgezeichnet, dennoc h blieben Vinta,
Kreuz und Halbmond (von einem Stern
begleitet) im Schild erhalten (Abb.8).
*
*
Abb.8 Siegel der Stadt Zamboanga.
-
34
Abb.9 Siegel der Provinz Sulu.
Vielleicht ironischerweise erschien kürzlich das politische Symbol der Moras, eine
Landkarte, auE der Flagge jenes Gebiets, als
«Bundesrepublik von Mindanao" bezeichnet, das 1986 von den Aufsrandischen der
vornehmlich von Moslems bewohnten
Gebiete der südlichen Philippinen ausgerufen wurde. Diese Flagge ist «hellblau, in
der Mitte die Landkarten von Mindanao,
Camiguin, Basilan, Sulu, Tawi:rawi und
Palawan, und das Ganze umgeben von 24
fünfstrahligen weissen Sternen». Die
Sterne versinnbildlichen die 24 Provinzen,
die die Aufsraodischen zu einem neuen
Staatsgebilde zusammenfügen wollen " .
Adresse des AI/ton: David CR. Hcisser
Govcrnmcnt Docum cnts and Maps
Ono G . Richter Library
University of Nfiami
P.O.B.248214
Coral Gables, FL 33124 (USA)
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