Masterthesis Lennert De Backer

Transcription

Masterthesis Lennert De Backer
Faculteit Letteren & Wijsbegeerte
De Backer Lennert
Die Entwicklung der starken Verben in den
nordgermanischen Sprachen
Zugleich im Hinblick auf andere germanische Sprachen
Masterproef voorgelegd tot het behalen van de graad van
Master in de Historische Taal- en Letterkunde
2012 - 2013
Promotor
Prof. dr. Luc de Grauwe
Vakgroep Taalkunde
Dankeswort
Obwohl ich vielen Menschen für die letzten vier Jahre danken müsste, scheint es mir am
besten, mich hier auf die Wesentlichsten zu beschränken. Es steht außer Zweifel, wie
wichtig Herr Professor Luc de GRAUWE in der Entstehung dieser Arbeit gewesen ist. Nicht
nur inhaltlich, sondern auch formell hat er mir große Hilfe geleistet, dadurch, dass er die
Arbeit betreut hat. Was jedoch in den letzten vier Jahren wichtiger war, war das Interesse
für die Altgermanistik, die er mir geschenkt hat. Die zahlreichen E-Mails, in denen er
äußerst verschiedenen Fragen von mir bekam, hat er stets ohne Probleme beantwortet.
Natürlich kann ich nicht vergessen, auch Dr. Geert STUYCKENS zu danken. Auch er war
stets bereit, Fragen zu beantworten. Diese hatten jedoch meistens keinen Bezug auf die
Altgermanistik, sondern auf das Bibliografieren. Dabei passt auch ein kleines Wort für Dr.
Roland Schuhmann, der vor allem protogermanisch orientierte Fragestellungen geklärt hat.
Das Interesse für das Thema des germanischen Verbalablauts sowie des Verbalsystems
verdanke ich Dr. Freek ADRIAENS, der anhand von HELLSTRÖM (2009) den SchwedischStudierenden diese Verben beigebracht hat. Die Entdeckung, dass es eine gewisse
Systematik innerhalb dieser Verbklasse gibt, verdanke ich ihm.
Im Besonderen möchte ich auch noch zwei Norwegern für die Stunden danken, die sie
geopfert haben, um Fragen über deren Sprache (Bokmål) zu beantworten, sowie auch
einiges über das Nynorsk zu erklären. Jan Anders BREMERS und Øystein DALE haben daneben
auch noch ein Programm geschrieben, wodurch ich mir die Entwicklung einzelner Verben
auf grafischer Weise (anhand einer Art Baumstruktur) ansehen konnte. Dazu muss auch
meinem Bruder, Simon DE BACKER, gedankt werden, da er mir nicht nur das Programm
LibreOffice Base erklärt hat, sondern auch immer bereit war und ist, mir mit allen möglichen
Informationstechniken zu helfen.
Die Bibliothekarinnen am Blandijnberg sowie am Rozier (in concreto Martine ROTTIER,
Wendy LELIEVRE, Valerie BOUCKAERT, Geertrui HOFMAN und Annemie KNOCKAERT)haben vier
ii
Jahre lang auf mein Gesicht schauen müssen. Ausnahmslos waren sie immer bereit, mir zu
helfen, ein Buch zu finden. Die Freundlichkeit, mit der sie jeden Tag arbeiten, ist erstaunlich
und hat die vorigen vier Jahre an der Universität sicher leichter gemacht.
Noch ganz separat aber steht Nathalie Sarembe, eine gute Freundin von mir. Was sie
für andere tut, versetzt mich täglich in Erstaunen. Sie weiß schon, was sie für mich bedeutet
und ich danke ihr gerne für die zahlreichen Stunden (oder eher Tage), die sie mir für meine
Fragen bezüglich des Hochdeutschen sowie ihres eigenes Dialektes (des Oberfränkischen)
gewidmet hat.
Schließlich folgt eine Reihe von Bekannten, die mir auf verschiedene Weisen geholfen
haben: Anders Schultz CHRISTIANSEN und Jesper WEST (Dänisch), Jaspur Tausen GAARD
(Färöisch), Eirik Wixøe SVELA (Nynorsk) und Heimir GUDBERGSSON (Isländisch). Ihre Aufgabe
war es, einige Wörter ins Englische zu übersetzen, wenn die Wörterbücher versagt hatten.
Auch ihre muttersprachliche Aussprache einiger Wörter und Wortformen war äußerst
hilfreich. Für etwaige falsche Interpretationen ihrer Aussprache bin nur ich selber
verantwortlich.
iii
Liste der Abkürzungen
a) Abgekürzte Literatur:
V[VRIES (1962)]
S [SEEBOLD (1970)]
N [NOWAK (2010)]
H [HELLQUIST (1922)]
T [TORP (1919)]
J [JÓHANNESSON (1956)]
BN [BRØNDUM-NIELSEN (1971)]
SAOB (Svenska Akademiens Ordbok [online: http://g3.spraakdata.gu.se/saob/ Stand am 09.09.2013])
Ordnet [online: http://ordnet.dk/ods Stand am 09.09.2013]
b) Sprachliche Abkürzungen
adk.
ae.
agutn.
ahd.
aisl.
an.
anorw.
as.
aschw.
awn.
bk.
got.
lëtz.
mhd.
mnd.
Altdänisch
Altenglisch
Altgutnisch
Althochdeutsch
Altisländisch
Altnordisch
Altnorwegisch
Altsächsisch
Altschwedisch
Altwestnordisch
Bokmål
Gotisch
Lëtzebuergesch (Luxemburgisch)
Mittelhochdeutsch
Mittelniederdeutsch
mnl.
ndk.
ne.
nfär.
nwfri.
nhd.
nisl.
nn.
nnd.
nnl.
nschw.
ppgm.
pgm.
pie.
Mittelniederländisch
(Neu)dänisch
(Neu)englisch
(Neu)färöisch
(Neu)friesisch (Westerlauwersk
Frysk)
(Neu)hochdeutsch
(Neu)isländisch
Nynorsk
(Neu)niederdeutsch
(Neu)niederländisch
(Neu)schwedisch
Präprotogermanisch
Protogermanisch
Protoindoeuropäisch
c) Sonstige Abkürzungen
Adj.
K
Nbf.
O
S
V
Adjektiv(e)
Beliebiger Konsonant
Nebenform
Obstruent (Plosiv, Affrikate oder
Frikativ)
Sonant (Nasal oder Approximant)
Vokal
̥
̯
Ind.
Inf.
Opt./Konj.
Part.
Perf.
Sonantisch
Vokalisch
Indikativ
Infinitiv
Optativ-Konjunktiv
Partizip
Perfekt
iv
Präs.
Prät.
Sg.
Pl.
lit.
Präsens
Präteritum
Singular
Plural
literarisch
vera.
dial.
swv
stv
†
veraltet
dialektal
schwaches Verb
starkes Verb
ein ausgestorbenes Wort
Sonstige Symbole und Formeln
/a/ → /e/ // vor /i;j;ī/: /a/ entwickelt sich zu /e/, falls ein /i/ oder /j/ in der folgenden Silbe vorliegt.
˘
(Breve) - Ein kurzer Vokal
ˉ
(Makron) - Ein langer Vokal
*
Rekonstruierte Form
**
Unkorrekte Form (oder unkorrekter Ausdruck)
>
„… entwickelt sich zu…“
<
„… stammt aus…“
v
Verzeichnis der Tabellen
Tabelle 1 завóд ‘Fabrik’ und недéля ‘Woche’ (TIMBERLAKE [2004: 133 bzw. 141])
Tabelle 2 Anzahl gotischer Verben (BIRKMANN [1987: 98])
Tabelle 3 - Neogrammatische Klassenverteilung im Präprotogermanischen (frei nach
MAILHAMMER [2007b: 8f.])
Tabelle 4 Einteilungskriterien
Tabelle 5 - Starke runengermanischen Verben (JÓHANNESSON [1923: 65ff.])
Tabelle 6 Frequenz nschw. rista, skria, bida, smida und triva; snida und lita
Tabelle 7 Altwestnordische starken Verben
Tabelle 8 Altostnordische starken Verben
Tabelle 9 Verluste und Gewinne in allen Sprachen zusammengefasst
1
30
32
34
44
61
88
88
99
vi
Verzeichnis der Abbildungen
Abbildung 1
Überlieferung starker Verben (aus SEEBOLD [1970: 42-65] destilliert)
Abbildung 2
Überlieferung starker Verben (aus SEEBOLD [1970: 42-65] destilliert)
Abbildung 3
Germanischer Stammbaum
Abbildung 4
Skandinavische Sprachenverteilung (vgl. auch HAUGEN/MARKEY
[1972: 11]) 28
Abbildung 5
Gruppierung der germanischen Verben
Abbildung 6
Skala der schwedischen Verben
Abbildung 7
Anzahl starker Verben im Protogermanischen
Abbildung 8
Anzahl starker Verben im Protogermanischen und im
Altwestnordischen
Abbildung 9
Anzahl starker Verben im Altwestnordischen
Abbildung 10
Frequenzen der schwedischen und dänischen starken Verben
(prozentuell)
Abbildung 11
Anzahl starker Verben im Protogermanischen und im
Altschwedischen
Abbildung 12
Anzahl starker Verben im im Altwestnordischen
Abbildung 13
Anzahl starker Verben im Protogermanischen und im Altdänischen
Abbildung 14
Anzahl starker Verben im Altdänischen
Abbildung 15
Anzahl Verben (klassenmäßig) in den älteren Sprachstufen
Abbildung 16
Anzahl der Verben der ersten Klasse (Westnordisch)
Abbildung 17
Anzahl der Verben der ersten Klasse (Ostnordisch)
Abbildung 18
Anzahl der Verben der ersten Klasse (die modernen Sprachen)
Abbildung 19
Anzahl der Verben der zweiten Klasse (Westnordisch)
Abbildung 20
Anzahl der Verben der zweiten Klasse (Ostnordisch)
Abbildung 21
Anzahl der Verben der zweiten Klasse (die modernen Sprachen)
Abbildung 22
Anzahl der Verben der dritten Klasse (Westnordisch)
Abbildung 23
Anzahl der Verben der dritten Klasse (Ostnordisch)
Abbildung 24
Anzahl der Verben der dritten Klasse (die modernen Sprachen)
Abbildung 25
Anzahl der Verben der vierten Klasse (Westnordisch)
Abbildung 26
Anzahl der Verben der vierten Klasse (Ostnordisch)
Abbildung 27
Anzahl der Verben der vierten Klasse (die modernen Sprachen)
Abbildung 28
Anzahl der Verben der fünften Klasse (Westnordisch)
Abbildung 29
Anzahl der Verben der fünften Klasse (Ostnordisch)
Abbildung 30
Anzahl der Verben der fünften Klasse (die modernen Sprachen)
Abbildung 31
Anzahl der Verben der sechsten Klasse (Westnordisch)
Abbildung 32
Anzahl der Verben der sechsten Klasse (Ostnordisch)
Abbildung 33
Anzahl der Verben der sechsten Klasse (die modernen Sprachen)
Abbildung 34
Prozentualer Verlust der Verben in der sechsten Klasse
Abbildung 35
Anzahl der Verben der siebten Klasse (Westnordisch)
Abbildung 36
Anzahl der Verben der siebten Klasse (Ostnordisch)
Abbildung 37
Anzahl der Verben der siebten Klasse (die modernen Sprachen)
Abbildung 38
Prozentualer Verlust der Verben in der siebten Klasse
7
7
27
29
33
43
45
45
50
51
52
53
53
54
63
63
64
66
67
67
70
70
71
74
74
75
77
77
78
81
81
82
82
84
85
85
86
vii
Abbildung 39
Anzahl der Verben der achten Klasse (die modernen Sprachen)
Abbildung 40
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Protogermanischen
und Altwestnordischen
Abbildung 41
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Altwestnordischen
und Isländischen
Abbildung 42
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Altwestnordischen
und Färöischen
Abbildung 43
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Altwestnordischen
und Nynorsk
Abbildung 44
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Altwestnordischen
und Bokmål 96
Abbildung 45
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Protogermanischen
und Altschwedischen
Abbildung 46
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Altschwedischen
und Schwedischen
Abbildung 47
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Protogermanischen
und Altdänischen
Abbildung 48
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Altdänischen und
Dänischen 98
Abbildung 49
Anzahl Verben in den westnordischen Sprachen
Abbildung 50
Anzahl Verben der ostnordischen Sprachen
Abbildung 51
Anzahl Verben der modernen nordgermanischen Sprachen
viii
87
94
94
95
95
96
97
97
99
100
100
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 0
Einführung, Aufbau und Vorbemerkungen ................................................................
..................................................................
.................................. 1
0.1 Einführung ........................................................................................................................................... 1
0.2 Aufbau dieser Diplomarbeit............................................................................................................... 4
0.3 Vorbemerkungen ................................................................................................................................ 5
Kapitel 1
Methodologie ................................................................
................................................................................................
.................................................................................
................................................. 11
1.1 Terminologie...................................................................................................................................... 11
1.1.1 Starke, vokalische, ablautende oder irreguläre Verben ............................................... 11
1.1.2 Ablaut oder Vokalalternanz .............................................................................................. 12
1.1.3 Nordgermanisch oder skandinavisch? ............................................................................ 12
1.1.4 Sprachstufenbenennung .................................................................................................... 13
1.2
Methodologie und Abkürzungen .................................................................................................... 13
1.2.1 Methodologie ....................................................................................................................... 13
1.2.2 Wichtigste Abkürzungen ................................................................................................... 15
1.3
Quellen und Notierung ..................................................................................................................... 16
1.3.1 Quellen .................................................................................................................................. 16
Schwedisch ......................................................................................................................................... 17
Dänisch................................................................................................................................................ 17
Bokmål 17
Nynorsk............................................................................................................................................... 18
Färöisch............................................................................................................................................... 18
Isländisch ............................................................................................................................................ 18
1.3.2 Notierung ............................................................................................................................. 19
1.4
Abgrenzung der Studie..................................................................................................................... 19
Kapitel 2
Kurze Sprachgeschichte der nordgermanischen Sprachen ......................................
...................................... 24
Kapitel 3
Das germanische Verbalsystem................................
Verbalsystem................................................................
....................................................................................
.................................................... 29
3.1 Allgemeine Einteilung der germanischen Verben....................................................................... 29
3.2 Junggrammatische Klassenverteilung ........................................................................................... 31
3.3 Welche Verben sind heutzutage stark und wie gruppiert man sie? ......................................... 33
3.3.1 Welche Verben sind heutzutage stark? ........................................................................... 33
3.3.2 Wie gruppiert man die starken Verben? ......................................................................... 34
3.4
NOWAKS Theorie ................................................................................................................................. 36
Kapitel 4
Untersuchung ................................................................
................................................................................................
................................................................................
................................................ 42
4.1 Sprachenspezifische Merkmale ...................................................................................................... 42
4.1.1 Protogermansich ................................................................................................................. 43
4.1.2 Runengermanisch ............................................................................................................... 44
4.1.3 Altwestnordisch .................................................................................................................. 44
4.1.4 Isländisch .............................................................................................................................. 46
ix
4.1.5
4.1.6
4.1.7
4.1.8
4.1.9
4.1.10
4.1.11
4.1.12
4.2
4.3
Färöisch................................................................................................................................. 46
Nynorsk................................................................................................................................. 46
Bokmål .................................................................................................................................. 49
Altschwedisch ...................................................................................................................... 51
Schwedisch ........................................................................................................................... 52
Altdänisch............................................................................................................................. 53
Dänisch.................................................................................................................................. 54
Ältere nordgermanische Sprachen verglichen .............................................................. 54
Verbenspezifisch ............................................................................................................................... 54
Untersuchung der einzelner Klassen ............................................................................................. 56
4.3.1 1. Klasse................................................................................................................................. 56
4.3.2 2. Klasse................................................................................................................................. 64
4.3.3 3. Klasse................................................................................................................................. 67
4.3.4 4. Klasse................................................................................................................................. 71
4.3.5 5. Klasse................................................................................................................................. 75
4.3.6 6. Klasse................................................................................................................................. 78
4.3.7 7. Klasse................................................................................................................................. 82
4.3.8 8. Klasse................................................................................................................................. 86
4.3.9 Zusammenfassende Bemerkungen.................................................................................. 87
Kapitel 5
Sprachenbesprechung................................
Sprachenbesprechung................................................................
................................................................................................
...................................................................
................................... 91
5.1 Altwestnordisch ................................................................................................................................ 91
5.2 Isländisch ............................................................................................................................................ 91
5.3 Färöisch............................................................................................................................................... 92
5.4 Nynorsk............................................................................................................................................... 92
5.5 Bokmål ................................................................................................................................................ 92
5.6 Altschwedisch .................................................................................................................................... 93
5.7 Schwedisch ......................................................................................................................................... 93
5.8 Altdänisch ........................................................................................................................................... 93
5.9 Dänisch................................................................................................................................................ 93
5.10 Grafiken .............................................................................................................................................. 94
5.11 Zusammenfassend ............................................................................................................................. 98
Kapitel 6
Sprachenbesprechung................................
Sprachenbesprechung................................................................
................................................................................................
.................................................................
................................. 101
Ausblick ........................................................................................................................................................ 103
Bibliographie
105
Anhang
113
1. Kasussprachen in der protoindoeuropäischen Familie.................................................................... 113
2. Einheitsplural in den germanischen Sprachen ................................................................................. 114
3. Isländische Verbenliste ......................................................................................................................... 115
4. Färöische Verbenliste ............................................................................................................................ 119
5. Nynorsk Verbenliste .............................................................................................................................. 123
6. Bokmål Verbenliste ................................................................................................................................ 128
7. Schwedische Verbenliste ...................................................................................................................... 133
8. Dänische Verbenliste ............................................................................................................................. 137
9. Niederländische Verbenliste ................................................................................................................ 140
10. Hochdeutsche Verbenliste .................................................................................................................. 146
11. Verschiedene Verben .......................................................................................................................... 151
12. Komplette nordgermanische starke Verbliste ................................................................................ 162
x
Kapitel 0
Einführung,
Einführung, Aufbau und Vorbemerkungen
0.1 Einführung
In der Entwicklung der indoeuropäischen Sprachen ist eine große Konstanz festzustellen,
und zwar die Abnahme verschiedener Flexionsendungen anhand von Synkretismus und,
damit verbunden, einer morphologischen Vereinfachung des Sprachsystems.1 So weist das
klassische Latein im nominalen Bereich fast keinen Unterschied mehr auf zwischen dem
Nominativ und dem Vokativ2, und vier Tochtersprachen des Lateinischen (in concreto das
Französische, das Italienische, das Rätoromanische [vgl. HAIMAN/BENINCÀ (1992: 100ff.)] und
das Spanische, im Gegensatz zum Rumänischen [vgl. GÖNCZÖL-DAVIES (2008: 29)]) verwenden
das Kasussystem bei Nomina ganz und gar nicht mehr. Das Neugriechische verwendet noch
vier Kasus (statt fünf in altgriechischer Zeit; vgl. MORWOOD [2001: 12ff.] mit HOLTON [2004:
24]). Das Russische enthält noch immer nicht weniger als sechs Kasus (siehe Tabelle 1), doch
sind dies zwei (oder drei?) weniger als im Protoindoeuropäischen, das mit dem Nominativ,
Akkusativ, Vokativ, Dativ, Genitiv, Instrumental, Ablativ, Lokativ und vielleicht dazu noch
dem Allativ (vgl. RINGE [2006: 23]) acht bis neun Kasus besaß (vgl. Anhang ‘1. Kasussprachen
in der protoindoeuropäischen Familie’).
Tabelle 1
завóд ‘Fabrik’ und недéля ‘Woche’ (TIMBERLAKE [2004: 133 bzw. 141])
Kasus
Singular
Plural
Nominativ
Akkusativ
Genitiv
Dativ
Lokativ
Instrumental
завóд
недéля
я
завóды
ы
недéли
и
= Nominativ
недéлю
ю
= Nominativ
= Nominativ
завóдаа
недéли
и
завóдов
ов
недéльь
завóду
у
недéлее
завóдам
ам
недéлям
ям
завóдее
недéлее
завóдах
ах
недéлях
ях
завóдом
ом
недéлей
ей
завóдами
ами
недéлями
ями
1
Wenn man genauer die Entwicklung aller germanischen Sprachen betrachtet, fällt
auf, dass diese Sprachen einen gleichartigen Weg der Deflexion genommen haben. Auch
hier sehen wir, dass die meisten dieser Sprachen das Kasussystem des Protogermanischen
(Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv, Vokativ und Reste des Instrumentals und des
Lokativs 3 ) nicht mehr verwenden (Ausnahmen sind, abgesehen von Dialekten und
Regiolekten [z.B. dem Flämischen], das [Neu]hochdeutsche, das [Neu]isländische und das
[Neu]färöische [aber im Färöischen verwendet man den Genitiv heutzutage immer weniger,
vgl. BRAUNMÜLLER (1999: 287)]). Höchstens bleibt der Unterschied “Grundform vs.
Genitivform” übrig (z.B. nschw. fadern till Lena vs. Lenass far), aber sogar diesen Unterschied
gibt es nicht mehr in allen germanischen Sprachen, wie das Beispiel des Nynorsk, das vor
allem Präpositionsumschreibungen verwendet (BRAUNMÜLLER [1999: 287]; vgl. mit TORVIK
[1966: 20ff.]4), angibt.
Wenn man weiter schaut, sieht man tatsächlich, dass noch einige andere
morphologische Eigentümlichkeiten im Laufe der Zeit verloren gegangen sind. Die
verschiedenen Substantivklassen, wie z.B. a-Stämme (pgm. *daǥaaz-) und i-Stämme (pgm.
*gastiiz-), gibt es heutzutage in den meisten Sprachen nicht länger. Heutzutage wird der
Dualis nicht mehr verwendet, das Mediopassiv5 ist verschwunden und verbale Modi gibt es
weniger, da die Optativformen durch analytische Konstruktionen ersetzt werden (vgl.
nschw. jag skulle inte göra det vs. nhd. ich würde das nicht tun/ich
täte das nicht). Schon in den
tun
ältesten Sprachstufen gibt es in den ingwäonischen Sprachen einen Synkretismus der
Pluralendungen bei den Verbalparadigmen, und heutzutage ist dies in fast allen
germanischen Sprachen (sogar im Färöischen!) der Fall (siehe in KÖNIG [2011: 158] eine Karte
der Pluralendungen im deutschen Sprachgebiet; vgl. auch unseren Anhang ‘2. Einheitsplural
in den germanischen Verben’). Alle germanischen Sprachen wurden von einem
synthetischen System in ein analytisches System abgeändert. Die erhöhte Verwendung von
Pronomina (z.B. Personalpronomina statt Verbalendungen, um deutlich zu machen, welche
Person etwas tut u.ä.) und das häufigere Vorkommen von Präpositionen statt des
Kasussystems (z.B. nnl. dess broederss > van de broeder), so wie eine starr regulierte Wortfolge,
bezeugt diese Änderung sehr gut.
Was sich jedoch schon mehr als zweitausend Jahre nicht mehr geändert zu haben
scheint, ist die grobe Teilung im germanischen Verbalbestand: In den germanischen
Sprachen gibt es nämlich (1) schwache Verben, (2) starke Verben, (3) Präteritopräsentien
und (4) eine Restklasse mit suppletiven Verben (siehe auch 3.1 Allgemeine Einteilung der
2
germanischen Verben). Mit Ausnahme des Afrikaans (VERDOOLAEGE/ KEYMEULEN, 2010: 71) stellt
man fest, dass alle germanischen Standardsprachen (d.h. Niederländisch, [Hoch]deutsch,
Luxemburgisch, Friesisch, Englisch, Dänisch, Schwedisch, Bokmål, Nynorsk, Färöisch und
Isländisch) noch immer eine ganze Menge an starken (oder irregulären? siehe 1.1.1 Starke,
vokalische, ablautende oder irreguläre Verben) Verben besitzen. Auch das Niederdeutsche, das
heute keinen offiziellen Status als Standardsprache hat, besitzt noch eine Reihe starker
Verben (siehe z.B. LINDOW [1998: 72ff. und 113ff.]) und das gilt auch für das “Pennsylvania
Dutch” (BUFFINGTON/BARBA [1954: 58ff]).
Der Unterschied zwischen vokalischen (auch “starken”, “irregulären” und
“ablautenden”) und konsonantischen (auch “schwachen”, “regulären”) Verben hat sich seit
der Ausdifferenzierung des Germanischen aus der indogermanischen Sprachfamilie
erhalten. Es ist aber schon bekannt, dass es heutzutage in den germanischen Sprachen
weniger starke Verben gibt als in älteren Sprachstufen (vgl. z.B. HAERINGEN [1940: 244ff.]). Es
ist der quantitative Verlust an starken Verben in den nordgermanischen Sprachen (siehe
auch 1.1.3 Nordgermanisch oder skandinavisch? sowie 1.4 Abgrenzung der Studie), mit dem sich
diese Arbeit beschäftigt. Versucht wird auf folgende Fragen eine Antwort zu finden und zu
formulieren (vgl. auch unten für weitere Fragen):
1. Welche der sieben historischen Verbklassen erhält ihre starke Konjugation
quantitativ gesehen am besten aufrecht und warum?
2. Gibt es neue “Ablautreihen”, wie es im Niederländischen der Fall sein soll (NOWAK
[2010]; siehe 3.4 NOWAKS Theorie), und wenn dies der Fall wäre:
a. Was wäre die Ursache davon?
b. Was wäre die Folge davon?
3. Gibt es eine gewisse phonologische Struktur, wodurch das Ablautsystem in den
Verben lebendig (sogar produktiv?) bleibt?
4. Wie wichtig ist Analogie für die Entwicklung und das Standhalten der starken
Verben?
5. Ist es möglich, eine gute Erklärung dafür zu geben, warum eine Sprache den Bestand
an starken Verben weniger gut beibehält, oder ist der Verlust an starken Verben
vielmehr als “irregulär” und “nicht vorhersagbar” zu betrachten?
3
0.2 Aufbau dieser Diplomarbeit
In der englischen Fachliteratur verwendet man oft den Begriff “Old Norse” als Synonym für
“Old Icelandic”. GORDON (1956: viii) schreibt Folgendes über die Verwendung des Ausdrucks
“Old Norse”:
“It is high time that English students realized that Norse speech and literature existed in other
forms than Icelandic. There has too long been a notion current in England that ‘Old Norse’ is
synonymous with ‘Old Icelandic’, and even our more scholarly books constantly quote
distinctively Icelandic forms as ‘Old Norse’.”
Vergleich weiter:
“A term commonly used for Old Nordic is „Old Norse“, with a distinction between West Norse
and East Norse. An alternative, narrow use, […], restricts Old Norse to the West Nordic
languages. This variation in meaning is to some extent veiled by the widespread use of Old
Icelandic as a representative of all the Old Nordic languages, e.g. in comparative Germanic
studies. This practice underlies the common use of Altnordisch in the German research
literature since Grimm, who was influenced by Rask’s equating “det gamle Nordiske Sprog”
with Icelandic.” (OTTOSSON [2002: 787])
Die oberen Zitate zeigen, dass eine klare Terminologie zu bevorzugen ist. Wenn man
keine präzisen Begriffe verwendet, entsteht die Gefahr, dass die Leser der Abhandlung und
deren Argumentation nicht länger folgen können. Im Interesse der Klarheit und
Transparenz werden hier alle wichtigen Fachausdrücke im ersten Kapitel (1.1 Terminologie)
erwähnt und erklärt. Der Leser beachte, dass ich die traditionelle Terminologie nur
teilweise verwenden werde, da sie in se sehr undeutlich ist: Warum heißt es schwache und
nicht konsonantische (oder dentale) Verben? Wäre vokalische Verben kein besserer Terminus
statt starke Verben? Daneben wird auch die Methodologie der Erforschung (1.2 Methodologie
und Abkürzungen) erläutert. Auch die verwendeten Grammatikhandbücher werden in einen
gesonderten Subkapitel aufgelistet (1.3.1 Quellen); die Abgrenzung dieser Studie wird auch
bündig beschrieben (etwa: welche Sprachen und Sprachstufen werden nicht untersucht
usw.; 1.4 Abgrenzung der Studie).
Im zweiten Kapitel wird die Sprachgeschichte der nordgermanischen Sprachen kurz
skizziert. Anhand dieser wird deutlich, warum einige Sprachen näher miteinander
verbunden geblieben und andere Sprachen auseinander gedriftet sind. Aufs Neue wird auf
die Terminologie geachtet.
4
Im dritten Kapitel wird das System des Ablauts bei den starken Verben dargestellt.
Dazu wird das System in (prä)protogermanischer Zeit rekonstruiert (vgl. Anm. 48). Dabei
wird kurz auf die historische Einteilung der germanischen Verben (vor allem die starken
Verbklassen) eingegangen (3.2 Junggrammatische Verbeinteilung), und wir untersuchen, wie
man die starken Verben heutzutage beschreiben muss (3.3 Welche Verben sind heutzutage stark
und wie gruppiert man sie?). Schließlich wird die Idee von NOWAK (2010) kurz erörtert (3.4
NOWAKS Theorie), damit wir das Niederländische und das Neuhochdeutsche (sowie das
Westfriesische) mit den nordgermanischen Sprachen vergleichen können.
Im vierten Kapitel folgt klassenmäßig die Untersuchung an sich. Wie viele Verben der
ehemaligen ersten, zweiten, … Klasse sind übrig geblieben in jeder Sprache, und warum ist
eine Diskrepanz zwischen den verschiedenen Sprachen festzustellen? Die Ergebnisse der
quantitativen Studie werden anhand von Grafiken gezeigt. Mögliche Änderungen im System
werden so gut wie möglich erläutert, und auch die letzte Frage bekommt eine Antwort:
6. Ist die Entwicklung, die man im Niederländischen, Deutschen und Luxemburgischen
(und auch im Friesischen) findet (vgl. 3.4 NOWAKS Theorie), auch in den
nordgermanischen Sprachen anzutreffen?
Kapitel fünf bietet eine kurze Rekapitulation der Ergebnisse pro Sprache und zum
Schluss werden die Schlussfolgerungen im Kapitel sechs gezogen, und neue
Forschungswege werden vorgeschlagen.
0.3 Vorbemerkungen
Ich möchte einige Bemerkungen, die teilweise auch in DE BACKER (2012) zu finden sind,
wiederholen, abändern und noch einige hinzufügen.
1. In DE BACKER (2012: 4) musste davon ausgegangen werden, dass die komplexe Geschichte
der reduplizierenden Verben wegen Platzmangels nicht beschrieben werden konnte.
Auch hier wird nicht untersucht, woher diese Verben stammen (d.h. wie sie in
(prä)protogermanischer Zeit gelautet haben müssen und/oder was ihre Etymologie ist;
siehe dafür das Standardwerk SEEBOLD [1970] sowie z.B. COETSEM [1956: 47ff. und 1990:
71ff.] und die verschiedenen Publikationen von KORTLANDT [1991, 1992 u. 1994]), aber
vielmehr, wie die Einzelsprachen mit diesen Verben umgegangen sind. So ist im
5
Niederländischen und Deutschen ein neues Muster aufgetreten, das im Präteritum (Sg.
und Pl.) den Einheitsvokal -ie- (z.B. nnl. roepen - rie
iep
ief
ie - geroepen und nhd. rufen - rie
ie gerufen) aufweist. Wie wir sehen werden, sind diese Verben in den nordgermanischen
Sprachen heutzutage äußerst problematisch, wenn man sie in eine Klasse einstufen
möchte.
2. Im Gegensatz zu der Lage beim Studium des Friesischen habe ich jetzt durchaus Zugang
zu (sprachspezifischen) etymologischen Wörterbüchern, in denen verdeutlicht wird, ob
ein starkes Verb nordgermanischen oder niederdeutschen Ursprungs ist (oder im
Einzelfall vielleicht einer anderen Sprache entstammt; z.B. bm. å hive < ne. to hive).6
3. Beim Studium des Alt(west)friesischen und Mittel(west)friesischen (oder vielleicht
besser als “frühes Neuwestfriesisch” einzustufen 7 ?) wurde deutlich, dass ein
Quellenbestand für diachrone Forschungen selbstverständlich primär ist. Ohne Quellen
kann man natürlich nichts “Realistisches” über ein Sprachstadium bringen. Wenn es
also innerhalb der (externen) Sprachgeschichte keine geschriebene Überlieferung gibt,
ist
die
Analyse
eines
Sprachstadiums
rein
hypothetisch-theoretisch
(z.B.
Protogermanisch). Wenn man SEEBOLD (1970) zur Rate zieht, wird es dem Leser sofort
deutlich, dass viele altfriesische Verbformen einfach fehlen (siehe Abbildung 1 und 28;
vgl. auch mit WELLS [1883: 57 “with occasional reference to the Frisian”]). Dies scheint
für die nordgermanischen Sprachen weniger wesentlich zu sein, da hier die Verben in
der reichen Überlieferung besser bezeugt sind.
6
400
350
300
Altenglisch (344)
Althochdeutsch (322)
Altwestnordisch (289)
Altsächsisch (210)
Altfriesisch (195)
Gotisch (182)
250
200
150
100
50
0
Abbildung 1
Überlieferung starker Verben (aus SEEBOLD [1970: 42-65] destilliert)
Altenglisch (344)
Althochdeutsch (322)
Altwestnordisch (289)
Altsächsisch (210)
Altfriesisch (195)
Gotisch (182)
Abbildung 2
Überlieferung starker Verben (aus SEEBOLD [1970: 42-65] destilliert)
Auch wenn es einige Quellen gäbe, ist es längst nicht sicher, ob gute
Schlussfolgerungen aus den Materialien gezogen werden können (z.B. beim
Krimgotischen9).
Obwohl das Norn 10 , eine ausgestorbene nordgermanische Sprache, die auf den
Orkaden (Orkney Islands) und den Shetlandinseln bis ungefähr das 18. (oder 19.? Siehe
7
dazu die Diskussion bei BARNES [1989 und 2010: 36ff.]) Jahrhundert gesprochen wurde,
eine kleine Überlieferung aufweist, scheint es unmöglich, eine Analyse der starken
Verben in dieser Sprache vornehmen zu können. Dazu ist die Überlieferung zu stark auf
Nomina beschränkt (siehe z.B. die Wörterliste George LOWS, die RENDBOE (1987: 22ff.)
erwähnt und deutet).11 Es gibt einige Wörterbücher (z.B. ANGUS [1914] oder EDMONDSTON
[1866]), aber ob die Verben, die dort dargestellt werden (z.B. bide ‘warten’ und bînd band - bund ‘binden’ [ANGUS 1914, 29]), skandinavischen oder schottischen Ursprungs
sind, wird nicht immer verdeutlicht. Wenn man also die Entwicklung der starken
Verben in den nordgermanischen Sprachen untersuchen will, hat man fast keine andere
Wahl als die Entscheidung, das Norn außer Betracht zu lassen, da gute Quellen leider
fehlen. Auch für das Gutnische fehlt eine gute Referenzgrammatik, und deshalb werden
wir uns nur sehr kurz dazu äußern (siehe 1.4 Abgrenzung der Studie). Diese ehemalig
selbständige Sprache, die jetzt als von der schwedischen Hochsprache überdachter
Dialekt gilt, bekommt also nur eine geringe Stelle innerhalb dieser Abhandlung.
4. Zuletzt achte der Leser darauf, dass eine Sprache nicht schwarz-weiß dargestellt werden
kann. Ich versuche eine quantitative Studie durchzuführen, aber es ist dem Leser
hoffentlich klar, dass die Zahlen nur Approximationen sind. Eine Debatte, ob es nun 25
oder 27 Verben in der 5. Klasse gegeben hat, ist wirklich nutzlos. Die Zahlenangaben
sind so genau wie möglich, müssen jedoch cum grano salis genommen werden. Die
Diskrepanz von 289 altwestnordischen Verben bei Abbildung 1 und die 220
altwestnordischen Verben erklärt sich dadurch, dass SEEBOLD (1970: 42-65) keine genaue
Angaben darüber gemacht hat, was nun als ein sicheres Verb gilt. Abbildung 1 und 2
gelten somit eher als Illustration, während die Zahlen in Kapitel vier besser zu
motivieren sind.
1
Vgl. einigermaßen mit der Einführung bei HAERINGEN (1940).
Ein Beispiel, wo doch noch zwei Vokativformen zu finden sind, ist folgendes Zitat: Tu quoque, Brutee, filii mi?
‘Auch du, Brutus, mein Sohn?’. Männliche Wörter auf -us sowie auch das Substantiv filius (und Personennamen
auf -ius) enthalten eine besondere Endung im Vokativ (--e bzw. -i [< i-e], vgl. SMEDT [2002: 17 und 25]).
3
Die Quellen bestätigen einander aber nicht: VOYLES (1992: 228) nimmt die sieben Kasus an; SCHWEIKLE (2002:
192) zufolge gäbe es keine eigene Vokativform und RINGE (2006: 268f.) spricht nicht über den Lokativ. Die
endungslosen Formen im Althochdeutschen können laut SCHWEIKLE (2002: 192) Reste eines Lokativ Singulars
2
8
sein (z.B. ahd. hūsØ
Ø ‘im
im Haus’). Reste des Instrumentals sind im Althochdeutschen zu finden, z.B. (nu scal mih
suasat chind) suertu
u hauwan ‘mit dem Schwert hauen’. Auch sind Kontaminationsformen nicht ungewöhn, z.B.
mit [+ Dativ] geru
u [Instrumentalendung] scal man ‘mit dem Speer soll man’ (beide Beispiele aus dem
Hildebrandslied entnommen, siehe STEINMEYER (1963: 5f., Verse 53 bzw. 37).
4
LILLEHEI (1913: 169): “The careful writers of Landsmaal […] avoid almost entirely the s-possessive of Danish. It
is a known fact that the s-possessive which has extended to all classes of nouns in Danish, is well nigh dead in
native Norwegian speech. To express the idea of possession, the people in Western Norway, and in other
districts, use some sort of phrasal possessive or analytic construction […].”
5
Man beachte, dass das in synkopenordischer Zeit entstandene synthetische Passiv auf -st oder -s (z.B. nschw.
Han grepss av polisen igår kväll neben Han blev gripen av polisen igår kväll ‘Er wurde gestern Abend von der Polizei
festgenommen’) morphologisch gesehen nicht mit dem Mediopassiv übereinstimmt; etymologisch gesehen
stammt dieses neue synthetische Passiv auch nicht aus einer alten Mediopassivendung, sondern aus dem
reflexiven Pronomen sēR (Dativform > -sR > -ss, schließlich -s; östliche Variante) und sik (Akkusativform > -sk,
später -st;
st westliche Variante; siehe z.B. BERGMAN [1968: 20]; BANDLE [1973: 39]).
6
Ein bei DE BACKER (2012) erwähntes Problem war, dass man nicht immer deutlich erkannte, ob ein Verb
friesischen oder niederländischen Ursprungs war.
7
Die Gefahr, Sprachen anhand des “deutschen” chronologischen Modells (nämlich Alt-, Mittel- und [Früh]neu) einzuteilen, besteht darin, dass nicht alle Sprachen eine gleiche Entwicklung gehabt haben. So kann von
Altisländisch – Neuisländisch die Rede sein, jedoch nicht wirklich von Mittelisländisch (vgl. VENÅS [2002: 35]).
Es geht sogar so weit, dass es in der Erforschung der Geschichte des Friesischen zwei Artikel geschrieben
wurden, die in die Debatte eintreten, wie man das Altfriesische nun benennen soll (HAAN [2001] und VERSLOOT
[2004]).
8
Es fällt auf, dass im Altfriesischen mehr starke Verben überliefert wurden als im Gotischen. Natürlich muss
man dabei auf den Umfang der Überlieferung achten. Die Zahlen sind “genaue” Schätzungen (es ist nicht
immer ganz deutlich, ob es das starke Verb in einer Sprache gegeben hat oder nicht).
9
Wie viel vom Material ist wirklich nützlich? Die Überlieferung BUSBECQS an sich ruft einige Fragen hervor
(siehe http://www.utexas.edu/cola/centers/lrc/eieol/gotol-10-R.html [Stand: 04.08.2013] für weitere
Diskussion). GRØNVIK hat verschiedene Publikationen (z.B. 1983 und 1995), in denen er zu argumentieren
versucht, dass das Krimgotische keine ostgermanische, sondern eine westgermanische Sprache sei (auch
Busbecq schreibt dazu: Hi Gothi an Saxones sint, non possum diiudicare ‘Ob es sich um Goten oder Sachsen handelt,
kann ich nicht unterscheiden’; siehe STEARNS [1989: 192 und 194]). Es könnte sein, dass ein “westgermanischer”
Stamm von den Goten (sprachlich) beeinflusst wurde. Wegen der geringen Überlieferungszahl an Verben ist
es unmöglich zu untersuchen, wie die starken Verben sich im Krimgotischen entwickelt haben.
10
Dass BANDLE (2002a und 2005) im Inhaltsverzeichnis keine Artikel zum Norn vermerkt, zeigt die
Sonderstellung des Norn (und des Gutnischen) leider nicht sehr gut. Vergleiche z.B. die Artikelreihe 49-53, 5660, 91-98 in BANDLE (2002a). Es ist immer die Rede vom Dänischen, Schwedischen, Norwegischen, Isländischen
und Färöischen. Man achte auch darauf, dass der Begriff “Norn” nicht klar definiert ist. Ich folge der Idee
BARNES’ (2010):
“From my part I would restrict ‘Norn’ to mean ‘the distinctive form of Scandinavian speech that
developed on the Scottish mainland, in the Hebrides, and in Orkney and Shetland’. Since no Norn is
recorded from the mainland or the Hebrides - […] - this means in practice I use the term almost
exclusively to refer to Scandinavian speech as it developed in Orkney and Shetland.” (BARNES, 2010:
27f.).
Für mehr Information zur Norn-Sprache kann z.B. auf BARNES (1998; 2010) oder MILLAR (2010) und dessen
weiteren Literaturangaben verwiesen werden.
9
11
Dass fast nur Nomina überliefert wurden, wundert nicht. Es ist einfacher, konkrete Sachen als abstrakte
Ideen oder Handlungen abzufragen. Dialektale Forschungsarbeiten sind davon gute Zeugen, z.B. MOUTON
(1989).
10
Kapitel 1
Methodologie
1.1
Terminologie
1.1.1
Da
Starke, vokalische, ablautende oder irreguläre Verben
für
diese
Arbeit
eine
sehr
große
Menge
(vor
allem
kontemporärer)
Grammatikhandbücher miteinander verglichen wurde (siehe auch 1.3 Quellen und Notierung),
wurde mir deutlich, dass es heutzutage in der Verwendung der Terminologie verschiedene
Auffassungen12 gibt: Einige sprechen von regulären vs. irregulären Verben, bei anderen ist die
Rede von schwachen vs. starken Verben, und noch andere behaupten, dass es schwache vs.
starke-irreguläre Verben gibt.13 Es ist sonderbar, dass der Ausdruck gemischte Verben (vom Typ
nhd. breennen - braannte
te - gebraanntt; ndk.-bm. føølge - fu
ulgte
te - fu
ulgtt; ndk. stræ
ække - straakte
te - straaktt,
usw.) kaum vorkommt, obwohl diese Verben aus kontemporärer14 Sicht einen Grenzfall
zwischen schwachen und starken Verben darstellen. Im Punkt 3.1 wird die germanische
Verbverteilung kurz besprochen.
Was die Benennung der starken, vokalischen, ablautenden, irregulären, … Verben
betrifft, ist die Entscheidung sehr schwierig zu treffen. Nimmt man den Terminus starke
Verben, so erklärt man nur aus historischer Sicht, warum diese Verben als stark zu
benennen sind.15 Einen echten Wert hat dieser Terminus nicht, es sei denn, dass er in der
Literatur etabliert ist. Bevorzugt man irreguläre Verben, so behauptet man damit sofort
auch, dass es keine Regularität innerhalb dieser Verbklasse gäbe, was nicht stimmt (vgl. mit
SAHLSTEDT [1796: 96]: “Von den Verbis Anomalibus, oder unregelmaͤ ssigen Zeitwoͤ rtern”: Die
Verben, die SAHLSTEDT hier auflistet, gehören fast alle [d.h. 25 von den 33 Simplexverben]
zum Typ nschw. att bry - brydde
dde - brytt
tt [die schwedische 3. schwache Konjugation] und sind
nicht wirklich als unregelmäßig zu betrachten). Akzeptiert man vokalisch,
vokalisch dann ist es
undeutlich, warum ein Verb wie nschw. att gå - gikk
kk - gått
tt,
tt das oft als ein starkes Verb
11
benannt wird, vokalisch wäre. Es gibt eine deutliche konsonantische Änderung in einigen
starken Verben (so auch z.B. nnl. vriezzen - vroorr - gevrorren; nisl. að binda - batt
tt / bund
ndum
nd
bundið; nwfri. jitte - geat - getten “gießen”; nhd. stehen - stand
nd - gestand
nden):
Sind das
nd
(wortspielerisch) etwa vokansonantische Verben?
Es bleibt nur ablautend übrig, aber auch dies stimmt heutzutage nicht mehr. Wo ist der
Ablaut in bm. komme - kom16 - kommet? Alle Vorschläge enthalten nicht nur Vorteile, sondern
auch Nachteile. Wir wollen uns letztendlich mit starken und vokalischen Verben
zufriedenstellen, im Gegensatz zu den schwachen und dentalischen(
dentalischen(hen(-konsonantischen)17 Verben.
Dies hat einerseits den Vorteil, dass wir die Mischklasse (siehe Fußnote 1) als vokalischvokalischdentalisch benennen können, anderseits den Nachteil, dass eine kleine Inkonsistenz in die
Arbeit hineinschleicht. Der Ausdruck irregulär gehört in den Papierkorb, da ich als Student
der Altgermanistik schon die Regularität dieser Verben einsehe, auch wenn sie heutzutage
nicht mehr äußerst deutlich da ist (vgl. weiter mit 3.3 Welche Verben sind heutzutage stark und
wie gruppiert man sie?).
1.1.2
Ablaut oder Vokalalternanz
Der Terminus Ablaut18 hat, wie beim Terminus starke Verben, den Vorteil, dass sich die
Literatur dieses Ausdrucks gerne bedient und daher sehr bekannt ist. Ein Nachteil ist, dass
es nicht direkt deutlich wäre, was hierunter verstanden wird (vgl. auch die Termini Umlaut
und Brechung, die als reiner Jargon gelten). Zweiter Nachteil ist, dass nicht alle heutigen
Vokalalternanzen (z.B. nfä. að beerja - baardi - baart) vom Ablaut verursacht wurden (siehe Anm.
14) und nicht anhand dieses Terminus bezeichnet werden können. Da es sich hier jedoch
nicht um die schwachen Verben handelt, werde ich nach wie vor Ablaut verwenden, wenn
von starken Verben die Rede ist.
1.1.3
Nordgermanisch oder skandinavisch?
Wenn ich statt nordgermanisch z.B. skandinavisch verwenden würde, würde man vielleicht
auch an die anderen in Skandinavien gesprochenen, nicht-germanischen Sprachen (z.B. das
Finnische), denken. Auch im Englischen passt man am besten bei verschiedenen
Ausdrücken auf (“The adjective “Nordic” in English has two different meanings. One is
geographical, denoting a large area in the north of Europe. […] The other meaning is
linguistic , […].” [VIKØR, 2002: 1]).
12
Ich halte an den Terminus nordgermanisch fest, womit ich die folgenden Sprachen (und
deren Vorstufen) bezeichne (wie VIKØR [2002]): das Schwedische, das Dänische, das Bokmål,
das Nynorsk, das Isländische und das Färöische.
1.1.4
Sprachstuf
Sprachstufenbenennung
stufenbenennung
Die Termini Urnordisch, Proto-Nordic (oder Proto-Scandinavian, vgl. die Kritik von ANTONSEN
[1967]), urnordiska, … sind meiner Meinung nach nicht zu bevorzugen. Zuerst würde ich das
Präfix Proto- nur für diejenigen Sprachen verwenden, die exklusiv hypothetisch
rekonstruiert werden. Es heißt also meiner Meinung nach Protogermanisch,
Protogermanisch nicht
**Urgermanisch, da nichts vom Protogermanischen überliefert worden ist (so wie es auch
Protoindoeuropäisch heißen sollte, statt **Urindoeuropäisch). Das Präfix Ur- dient dazu,
diejenigen Sprachen zu benennen, von denen schon einiges überliefert worden ist, wie
wenig es auch sein mag. 19 Urnordisch wäre in diesem Sinne korrekt (die älteste
Runeninschriften sind die Überlieferung dieser Sprache), jedoch bevorzuge ich eher den
Terminus Runengermanisch,
Runengermanisch wie offensichtlich PENZL (1995) mir vorgemacht hat20, da diese
Sprache keine spezifisch nordgermanischen Eigentümlichkeiten aufweist. Die Verben, die
SEEBOLD (1970) als Altwestnordisch bezeichnet, sind vor allem altisländische Beispiele. Ich halte
an dem Terminus Altwestnordisch fest und bezeichne hiermit die Vorstufe des Isländischen,
des Färöischen, des Nynorsk sowie des Bokmål. Die weiteren Benennungen der
Sprachstufen sind im dritten Bild (Abbildung 3 Germanischer Stammbaum), sowie im Fließtext
des im 2. Kapitels zu finden.
1.2
1.2.1
Methodologie und Abkürzungen
Methodologie
Zuerst wurde anhand von SEEBOLD (1970) berechnet, mit wie vielen starken Verben in
protogermanischer Zeit (ungefähr) zu rechnen ist. 21 Danach wurde geschaut, wie viele
starke Verben im Altwestnordischen (SEEBOLD [1970]), Altschwedischen (NOREEN [1904]) und
Altdänischen (BRØNDUM-NIELSEN [1971]) überliefert worden sind. Mit den Angaben in diesen
drei Publikationen werden also meine eigenen Befunde aus den zeitgenössischen Sprachen
anno 201322 verglichen.
13
Das große Problem beim Vergleichen beider Sprachstufen (Altwestnordisch,
Altschwedisch und Altdänisch vs. die nordgermanischen Sprachen anno 2013), wurde mir
nur spät deutlich. Man kann sich nicht dafür entscheiden, nur die bei SEEBOLD (1970)
verzeichneten Verben mit ihren Äquivalenten in den kontemporären Wörterbüchern zu
vergleichen, ohne dass kontemporäre Grammatikhandbücher zur Rate gezogen würden. Im
Laufe der Zeit sind Neuprägungen entstanden (z.B. nnl. prijzen - prees - geprezen, vgl.
HAERINGEN [1940: 249]), die es in protogermanischer Zeit noch nicht gab. Und genau diese
Neuprägungen, die man in den heutigen Grammatikhandbüchern finden kann, bilden
vielleicht das Wesentlichste dieser Studie, da sie die verschiedenen Tendenzen deutlicher
zeigen können. Dies bedeutet, dass eigene Verblisten selber aufgestellt werden mussten.
Wie beim Zusammenstellen der Liste der färöischen starken Verben nachgewiesen
werden konnte, braucht man mehrere Grammatikhandbücher
23
, wenn man eine
ausführliche und komplette Liste der starken Verben einer gewissen Sprache erstellen
möchte (bereits in DE BACKER [2012] begegnete ich diesem Problem, und zwar mit den
friesischen starken Verben). Nur die zwei ältesten Darstellungen (KRENN [1940] und
DAVIDSEN/ MIKKELSEN [1993]) gaben sechzehn Verben wie blása, bregda, bregða, búgva, gella,
gjalla, gita, gretta, høgga, lúta, ráða, skella, skreppa, svølta, tváa und vega an. Wenn man also
sechzehn Verben außer Betracht lässt, wird es für eine quantitative Studie schwierig,
korrekte Schlussfolgerungen zu ziehen, da es nicht viel mehr als zweihundert starke
Verben gibt (siehe Abbildung 51). Wenn man nichts über diese Verben sagt, ist eine
prozentuelle Angabe um 8% weniger akkurat, was eine wesentliche Zahl ist. Für das Bokmål
wurde zum Beispiel das Verb fise ‘furzen’ nur bei HAUGEN (1965) gefunden, nachdem schon
über zehn Grammatikhandbücher nachgeschlagen worden waren.
Sämtliche so eruierten Verben wurden in ein Computerprogramm (LibreOffice Base)
eingespeichert und zwar in Reihen mit formeller Entsprechung (nschw. att bita; ndk. bide;
bm. bite gehören zum Protogermanischen *beitan- usw.), wonach diese Verben auf
graphische Weise bearbeitet wurden. Diese graphische Vorstellung einiger dieser Verben
kann man im Anhang 11 finden.
Für das Dänische, Schwedische und Norwegische (Bokmål und Nynorsk) gibt es einige
Korpora, die dem Forscher online zur Verfügung stehen. Folgende Korpora wurden
verwendet:
•
14
Schwedisch:
Schwedisch
http://spraakbanken.gu.se/
1286 Millionen Wörter (alle 127 Korpora zusammen)
o Auf “Korp” drucken > “skiftlägesoberoende” anstreichen > Begriff
eingeben und warten, bis man den spezifischen Begriff wählen kann
>“Sök” > “Statistik” (rechts von “KWIC”, links von “Ordbild”)
o Die Zahl der “unspezifischen” Treffer ist manchmal sehr hoch, wegen des
Partizip Perfekts, das stets adjektivisch verwendet wird. So hat nschw.
flyta 40.507 Treffer, darunter 15.105 flytande (Part. Präs.) waren; suga hatte
112.771 Treffer, darunter 62.014 sugen (Part. Perf.).
•
Dänisch:
Dänisch
http://ordnet.dk/korpusdk (Korpus
Korpus 2007)
2007
56 Millionen Wörter
o Begriff eingeben > “Udvidet søgning” > Begriff aufs Neue eingeben mit
den Parametern 1) “Kun indtastet form” (“Alle bøjningsformer” nur wenn
man anhand der Infinitivform sehen möchte, wie oft das Verb
vorkommt), 2) “Vælg ordklasse > Vb.” > “Søg”
•
Bokmål24:
http://www.tekstlab.uio.no/norsk/bokmaal/english.html 18,5 Millionen Wörter
o “Search the bokmål corpus” > Begriff eingeben > “Grammatisk kategori >
Verb” > “Søk i korpuset”
Anhand dieser Korpora konnten einige Fragen leichter beantwortet, sowie auch einige
Angaben in der Literatur überprüft werden (z.B. ob im Bokmål nun wirklich beet öfters als
bei
eit
ei vorkommt, siehe auch 4.3.1 1. Klasse [Bokmål]).
1.2.2
Wichtigste Abkürzungen
Abkürzungen
Beim Bokmål wurde u.a. das Buch von WESTERN (1921) verwendet, in dem viele (schon
damals) veraltete Formen beschrieben wurden. Es ist deutlich, dass die heutigen
Wörterbücher
des
Bokmål
diese
älteren
Formen
(z.B.
bm.
fornu
ummet
statt
fornemmet
et/fornemma
a) nicht länger verzeichnen. Diese Formen sind jedoch für meine Studie
et
wesentlich, und deswegen habe ich einen ganzen Apparat mit Abkürzungen bereitgestellt,
wodurch die Verblisten einen deutlichen sowie kompletten Eindruck geben. Eine Legende
15
wird den Anhängen jeweils hinzugefügt. Diese sollten genügen, um das Ganze zu verstehen.
Zahlen bei den Wortformen verweisen auf die Vorkommen innerhalb des betreffenden
Korpus (z.B. bm. bet
122
; beit
21
bedeutet, dass 122 Mal bet vorkam, beit hingegen 21 Mal;
Vergleich weiter 1.3.2 Notierung).
Manchmal wurden (schwache) Verben nicht in den Wörterbüchern gefunden (z.B.
nisl. físa), obwohl z.B. SEEBOLD (1970) oder VRIES (1962) sie angeben. Wenn dies der Fall ist, ist
es fast unmöglich zu wissen, welche Konjugation diese Verben annehmen, oder ob sie noch
überhaupt verwendet werden. Doch werden sie anhand folgender Abkürzungen erwähnt:
•
V [VRIES (1962)]
•
S [SEEBOLD (1970)]
•
H [HELLQUIST (1922)]
•
SAOB [Svenska Akademiens Ordbok http://g3.spraakdata.gu.se/saob/ (Stand am
04.08.2013)]
•
ORDNET [Ordbog over det danske Sprog http://ordnet.dk/ods (Stand am
04.08.2013)]
•
T [TORP (1919)]
Weitere wichtige Abkürzungen sind N [NOWAK (2010); Vor allem im 3.4 NOWAKS Theorie],
dial. (dialektal), vera. (veraltet), swv (schwaches Verb) und stv (starkes Verb). Weitere
Abkürzungen sind am Anfang dieser Arbeit zu finden (Liste der Abkürzungen).
1.3
1.3.1
Quellen und Notierung
Quellen
Da so viele Grammatikhandbücher benutzt wurden, werden sie hier pro Sprache eigens
aufgelistet, so dass man die Bücher nicht zuerst in der Bibliographie suchen muss. Meine
Befunde können sämtlich in den aufgelisteten Werken nachgeschlagen werden. Alle
Formen kommen aus der angegebenen Literatur, abgesehen von schwachen Verbformen,
die ich manchmal (vor allem beim Färöischen und beim Isländischen) selber
“rekonstruieren” musste, und zwar durch einfache Anwendung der Regel der schwachen
Verben. Nach Sprachen und in chronologischer Reihenfolge sind zu nennen:
16
Schwedisch
SAHLSTEDT, Abraham Magni Magnusson (1796). Schwedische Grammatik nach dem Sprachgebrauch unserer Zeiten.
Lübeck: Friedrich Bohn und Compagnie. [S1]
DIETERICH, Udo Waldemar (1848). Ausfürhliche Schwedische Grammatik, nebst einer gedrängten Litteraturgeschichte
und einer aus den vorzüglichsten neueren Schriftstellern Schwedens gesammelten Chrestomatie mit
zugehörigem Wörterbuche. [2. Auflage]. Stockholm: C. E. Fritze. [D]
SUNDÉN, A. (1869). Svensk språklära för elementar-läroverken. Stockholm: J. Beckmans Förlag. [S2
[S2]
BRATE, Erik (1898). Svensk språklära för de allmänna läroverken. Stockholm: P. A. Norstedt & Söners Förlag. [B]
HOLM, Britta und Elizabeth NYLUND (1970). Deskriptiv svensk grammatik. Malmö: Almqvist & Wiksell Förlag AB.
[Hn.]
AULETTA, Richard P. (1975). 201 Swedish Verbs fully conjugated in all the Tenses. New York: Barron’s Educational
Series.
VIBERG, Åke et al. (1988). Svensk grammatik på svenska. [4. Druck]. Arlöv: Berlings.
SILFWERBRAND, Ragnhild Ten Cate (1997). Prisma Zweedse Grammatica. [6. Druck]. Utrecht: Het Spectrum.
TELEMAN, Ulf et al. (1999). Svenska Akademiens grammatik . 2: Ord. [4. Druck]. Stockholm: Svenska Akademien. [T]
KALMSTRÖM, Kate (2002). Svensk grammatik och ordbildning. Regler och övningar. Borgholm: Tallstugans Förlag.
MEIJER, Adrie (2005). Basisgrammatica Zweeds. [2. Druck]. Bussum: Uitgeverij Coutinho.
HOLMES, Philip und Ian HINCHLIFFE (2008). Swedish. An Essential Grammar. [2. Ausgabe] London: Routlegde.
Van Dale Woordenboek Zweeds - Nederlands (2008). Utrecht/Antwerpen: Van Dale Lexicografie.
BERNHARDT, Therese (2009). Kurzgrammatik Schwedisch. Zum Nachschlagen und Üben. Ismaning: Hueber Verlag.
HELLSTRÖM, Gunnar (2009). Första övningsboken i svensk grammatik för sfi och sv2. Med regler och kommentarer. [10.
Druck]. Stockholm: Bonnier Utbildning.
Dänisch
TODE, Johann Clemens (1797). Neue Dänische Grammatik für Deutsche. Kopenhagen: Friedrich Brummer.
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1.3.2
Notierung
Wenn in den Listen z.B. BERULFSEN (1966 [B1]; siehe oben bei Bokmål) steht, bedeutet dies
Folgendes: Manchmal wurden einige Verbformen nur in einem Handbuch oder in älteren
Büchern wiedergefunden. Auch diese Formen sind für die Studie zum Verlust an starken
Verbformen sehr wesentlich und sollten daher gekennzeichnet werden. Anhand dieser
Abkürzungen kann man die Form “fornummet
W; B1; J
” folgendermaßen interpretieren: bm.
fornummet wurde wenigstens in WESTERN (1921), BERULFSEN (1966) und JANUS (1999)
zurückgefunden. Wenn die Verbformen in den Anhängen typografisch kleiner dargestellt
sind, bedeutet dies, dass sie heutzutage nicht länger auf die angegebene Weise flektiert
werden.
Nennen wir daneben als zweites Beispiel nisl. gella / gjalla, das zusätzlich ”E
gewöhnlich swv; stv [lit.]” hochgeschrieben bekommen hat. Dies bedeutet, dass die Quelle,
die als E abgekürzt wird (siehe oben 1.3.1 Quellen; diese Abkürzungen sind
sprachenspezifisch [d.h. das nisl. K ist nicht die gleiche Quelle wie bm. K]) als extra
Information zu diesem Verb bemerkt hat, dass es normalerweise schwach konjugiert wird.
Das starke Verb gilt als literarisch.
1.4
Abgrenzung der Studie
Wie bereits erwähnt (0.3 Vorbemerkungen) wird hier nur sehr kurz auf das (Alt)gutnische
eingegangen (das Norn25 wird, wie gesagt, völlig außer Betracht gelassen). Bei GUSTAVSON
(1977: 33) steht Folgendes:
“De starka verben, […] är i gotländskan i viss mån på tillbakagång,
tillbakagång eftersom de starka formerna
gärna ersätts med svaga. Man säger t ex alltid skäinä (skina), skäinddä eller skäinäddä i stället för
äldre skain, sken, soli skäinddä eller skäinädd.” [Fettmarkierung LDB]
Mit den fünfzehn Beispielen von GUSTAVSON (1977: 33) ist nicht viel anzufangen (es
gibt im Gutnischen einen Präteritalausgleich, und die ersten drei historischen Klassen sind
im Gutnischen offensichtlich noch präsent26, aber mehr über das System der starken Verben
19
erfahren wir als Leser nicht). Auch bei GUSTAVSON (1940 und 1948) wird über die vokalischen
Verben27 nichts geschrieben. Weitere Quellen oder Grammatikhandbücher, die über die
(alt)gutnische Sprache handeln (außer VRIELAND [2011], der ausführlich über die
altgutnische Phonologie schreibt), fehlen mir. Bei NOREEN (1904) wird (zumindest bezüglich
der Verben) kaum etwas über das Altgutnische gesagt.28 Auch das Russenorsk (KORTLANDT
[2000]) wird komplett außer Betracht gelassen.
Worauf wir hier leider auch nicht achten können, sind die verschiedenen (starken)
Dialektformen 29 sowie Dialektwörter. Manchmal überlebt ein (starkes) Verb nur in
verschiedenen Dialekten einer Sprache, auch wenn dieses Verb in der Hochsprache
schwach konjugiert wird. Wenn ein Verb als dialektal bezeichnet wird, wird es nicht immer
in der Studie erwähnt, da es für die Standardsprache weniger (/ nicht) wesentlich ist. Dies
bedeutet auch, dass das Finlandschwedische außer Betracht bleibt, da es als ein Regiolekt
gilt.30
Dabei anschließend, können hier auch keine Adjektive oder Substantive,
Substantive die aus den
verschiedenen starken Verben gebildet wurden, untersucht werden. So ist das Adjektiv ne.
molten (obwohl es heute als archaisch gilt) ein Reststück eines ehemaligen starken Verbes
(ne. to melt < pgm. *meltan-), sowie auch nisl. moltinn (SEEBOLD [1970: 351]) ein Reststück eines
solchen Verbes scheint zu sein. Diese Reste eignen sich besonders gut für das herausfinden,
welche starken Verben es jemals gegeben hat, aber nicht sosehr für die Frage, welche
Verben heutzutage noch stark konjugiert werden. Die starke Flexion einiger Adjektive (z.B.
awn. hokenn) sorgt dafür, dass eine absolute Ziffer bei der Anzahl starker Verben unmöglich
anzugeben ist. Daher muss berücksichtigen, dass die Zahlen hier nicht 100% richtig sind.
Einige Verben werden (und wurden) manchmal stark, manchmal schwach konjugiert (so
auch z.B. im nnl. jagen - joe
oeg
oe - gejaagdd) und dies trägt nicht zu einer präzisen Anzahl bei.
Auch werden fast ausschließlich Simplexverben (z.B. nschw. ta ‘nehmen’ statt anta
‘annehmen’) untersucht.31 Manchmal muss man schon komplexe Verben, wie bm. fornemme,
untersuchen, da die Simplexverben entweder nicht mehr vorhanden sind, oder schon
schwach geworden sind. Vergleich man nnl. zuigen (zoog - gezogen) mit nnl. stof-zuigen
(stofzuigde - gestofzuigd; PILLE [1997: 31]), dann sieht man sofort, dass unterschiedliche
Konjugationen in den beiden Verben vorliegen (so auch im nschw. Verb sluta vs. besluta).
Um so komplett wie möglich zu sein, werden nur Komplexverben erwähnt, wenn die
Simplexverben entweder nicht mehr existieren, oder schwach konjugiert werden. Die
20
sogenannten parverber werden hier nicht genau untersucht, obwohl sie zum Verlust starker
Verben beitragen.32
Zuletzt ist die semantische Entwicklung der Verben hier auch nicht sehr wesentlich.
Wir werden wohl etymologische Rekonstruktionen verwenden, aber was die Verben an und
für sich bedeuten, muss man anhand von Wörterbüchern selber nachschlagen. Diese Studie
richtet sich nicht nach dem Inhalt des Wortes, sondern der Form des Wortes. Man muss
schon zugeben, dass die Semantik für das Anerkennen einer Zugehörigkeit eines anderen
Verbes sehr wichtig ist. Doch aus Platzmangel habe ich mich dafür entschieden, die
Semantik fast komplett außer Betracht zu lassen. Hier und da werden Verben schon
übersetzt und anhand der Semantik miteinander verglichen, aber dies ist nicht immer der
Fall.
12
Dies ist nicht nur eine Frage der Wortwahl. Es handelt sich vielmehr darum, wie man diesen Verben
gegenüber steht. Die Spannung der Wortwahl (stark vs. irregulär) gibt es schon länger, siehe z.B. FOLSOM [1973],
der beklagt, dass die alte Klassifikation stark-schwach zugunsten der neuen Klassifikation regulär-irregulär
verschwinde.
13
RASK (1843) unterscheidet zwischen der “simpler” und “more complex” Klasse. BILDERDIJK [1826: 149f.] spricht
von “gelijkvloeiende” [schwache] und “ongelijkvloeiende” [starke] Verben.
14
Es ist dem historischen Linguisten sicherlich deutlich, dass die Vokalalternanz in nn. veelje - vaalde - vaald vom
Ursprung her, kein Ablaut, sondern ein Umlaut ist (pgm. *vaaljan- mit vom -j- ausgelöstem Primärumlaut in
verschiedenen Flexionsformen wie z.B. dem Infinitiv und dem Präsens, im Gegensatz zum Präteritum und dem
Partizip Perfekt, wo der Umlautsfaktor [j] durch SIEVERS‘ Gesetz geschwunden ist).
15
Nur aus historischer Perspektive wird die Wahl, die Jacob GRIMM 1822 (in der Ausgabe seiner Deutschen
Grammatik, in der die bekannten Termini schwach, stark, Ablaut, Umlaut, Ruckumlaut, Brechung und ähnliche
mehr zu finden sind) getroffen hat, deutlich. Es ist mit der Idee zu rechnen, dass die schwachen Verben nicht
stark/gut genug wären, um deren Präteritum ohne Hilfe eines Dentalsuffixes zu bilden. Vgl. mit z.B.
DAVIDSEN/MIKKELSEN (1993: 174) “Heitini veikt og sterkt bend sagnorð vórðu gjørd á tann hátt, at hildið varð, at
sagnorð, sum kláraðu seg við at broyta eitt ljóð inni í stovninum sjálvum,
sjálvum vóru sterk,
sterk meðan tey, sum máttu fáa
eyka hjálp við serligum frámerki at merkja henda mun, vóru veik.”
veik [Fettmarkierung LDB]. Die Verben die
“selber” einen Laut verwenden [d.h. Ablaut; suffixlos] sind stark, während die Verben, die “die Hilfe” eines
Dentalsuffixes brauchen, weich (d.h. schwach) sind. Vgl. auch BARNES [2008: 133]: “[…], the terms themselves
have no special significance, and one could as easily speak of ‘type A’ and ‘type B’.”
16
Genauso wie im Schwedischen verdoppelt man ein auslautende m nicht, z.B. bm. ett rŏŏm ‘Raum, Zimmer’ und
nschw. ett rŭ
ŭm. Die drei Laute (bm. komme - kom - kommet) sind alle drei kurze [ɔ] Laute.
17
Nicht alle germanischen schwachen Verben verwenden heute noch ein Dentalsuffix, siehe auch WERNER
[1993]. Auch wenn es im Färöischen ein graphematisches Dentalsuffix gibt (nfär. eg elskaðði “ich liebte”),
bedeutet dies allerdings nicht, dass es ausgesprochen wird (siehe ausführlicher THRÁINSSON [2012: 133f.]). Auch
einige schwedische Dialekten scheinen das Dentalsuffix in der Aussprache nicht mehr zu verwenden: “Allmänt
taget torde man kunna säga att det finlandssvenska talspråket är mindre påverkat av skriften än det
rikssvenska. Det är sällsynt att i dagligt tal uttala slutändelserna i t.ex. talada, kommit och huset (uttalas
21
normalt tala’, kommi’, huse’) eller slutkonsonanten i och och är, medan tendensen i Sverige är att framför allt
ändelserna numera uttalas i sin fulla form.” REUTER (1997: 104). Vgl. auch weiter TELEMANN (1997: 551): “I större
delen av språkområdet kan t falla bort i talspråk. Detta bortfall håller dock (utom i Finland) på att bli
ovanligare.”
18
“Als taalkundige term is Ablaut vastgelegd door Jacob Grimm (1819) als verkorting van Abstufung der Laute
‘gradatie van klanken’, naar analogie van de umlaut, maar het woord werd in de 17e en 18e eeuw al gebruikt in
de betekenis ‘van de regel afwijkende klank’ (PFEIFER verwijst naar vnhd. ablawtig ‘vals klinkend’ [15e eeuw]).”
(PHILIPPA [2004: 84, s.v. Ablaut]).
19
Vgl. aber BRAUNMÜLLER (2002: 649): “[…] Urnordisch […] obscures this distinction because ur- can, by
definition, only refer to a reconstructed language form and should therefore not be used in connection with
directly accessible historical data, (here) runic inscriptions.”
20
“Unter ‘Runengermanisch’ (besser wäre vielleicht ‘Altrunengermanisch’, engl. Old Runic) verstehe ich die
einheitliche Sprache der Runeninschriften auf Waffen, Gegenständen, Steinen, die etwa zwischen den Jahren
200 bis 450 n. Chr. auf dem Boden der angenommenen germanischen ‘Urheimat’ entstanden sind und die noch
keinerlei dialektale, weder spezifisch westgermanische noch spezifisch nordgermanische Züge zeigen.” (PENZL
[1995: 369]).
21
Neben SEEBOLD (1970) steht WELLS (1883), der eine ausführliche Liste mit Infinitiven der starken Verben
publiziert hat. Drittens haben wir auch RINGE (2006), der zu anderen Ergebnissen kommt, dadurch, dass er
strenge Normen annimmt: “A lexeme that is ‘securely reconstructable’ for PGmc is by definition one which (a)
is attested in Gothic (the most divergent daughter) and at least one other language, and/or (b) has good
cognates outside the Gmc subgroup.” (RINGE [2006: 239]).
22
Natürlich ist es einigermaßen arbiträr, was zur “heutigen” Sprache gehört. Wenn die Wörterbücher
und/oder Grammatikbücher keine Markierungen vom Typ “altmodisch; archaisch; regional” anbringen, wird
dies auch hier nicht gemacht. Auch wenn die Verben als “archaisch” gelten, werden sie trotzdem in der
Analyse der einzelnen Sprachen untergebracht. Solange das Verb in einem Wörterbuch lemmatisiert ist, bleibt
es meiner Ansicht nach für diese Forschung wichtig genug.
23
Achtung bei älteren Quellen ist natürlich geboten. Davon zeugt der Vergleich zwischen den
Grammatikhandbüchern von DUDEN (1995 und 2009), wo schleißen, schnauben und reihen in der Verbliste der
letzteren Version (2009: 484-496) nicht mehr zu finden sind. In 1995 (132-142) wurden sie noch genannt. 2005
wird erkiesen neben erküren gestellt, ohne dass die Formen von erkiesen (nämlich erkor - erkoren) erwähnt
werden.
24
Das Norsk aviskorpus (http://avis.uib.no/sok) zählt 900 Millionen Wörter, ist aber nicht annotiert, wodurch
man nicht nach spezifischen Verbformen suchen kann. Die Gefahr, Substantive in die Ergebnisse zu
bekommen, ist zu hoch, und daher wurde dieses Korpus vermieden.
25
Norn gilt einerseits als “Trümmersprache
Trümmersprache”.
Trümmersprache Ich würde das Norn der vierten Gruppe zuweisen
(“Sprachtrümmer, die sich der Phase einer Corpus-Sprache zuweisen lassen, in den meisten Fällen einer
frühen Phase […], gelegentlich auch einmal einer späteren Phase […]” UNTERMANN [1989: 17]). PENZL [1989: 90]
folgend definierte UNTERMANN (1981: 12) den Terminus “Trümmersprache
Trümmersprache”
Trümmersprache folgendermaßen: “[…] eine
Sprache, “deren uns erhaltene Texte nicht so umfangreich sind, daß sie ein kohärentes Bild von Grammatik
und Lexikon ergeben.”” Anderseits könnte man das Norn auch als “Restsprache
Restsprache”
Restsprache bezeichnen: “[…] Sprachen,
die man deshalb nicht vollständig kennt, weil ihre Sprecher sie zur Zeit der verfügbaren Quellen nicht - in der
Regel nicht mehr - vollständig gebrauchen …”. (PENZL [1989: 93], der UNTERMANN (1981: 13) zitiert). Das heißt,
dass die Sprache bei der Überlieferung nicht länger vollständig verwendet wurde.
26
1. Klasse stäi
äiga
aig
jaudä
aud
jaud
udä / bjau
jaudä
äi - stai
ai - stiigä ‘steigen’; 2. Klasse bjau
jau - bau
au / bjau
jau - bu
jau ‘bieten’; 3. Klasse biindä baant - bu
undä ‘binden’ (diese Beispiele kommen aus GUSTAVSON [1977: 33]).
22
27
Man würde wohl aus dem Titel Gutamålet schließen können, dass man etwas über die Morphologie der
Sprache bekommen würde. Das gleiche gilt für HESSELMAN (1948; 1952; 1953), die über die nordische
Sprachgeschichte nur die ljudhistoria bespricht.
28
Sporadisch werden wohl altgutnische Beispiele genannt, z.B. *raiþ ‘ritt’ oder “*swīgha (part. prät. nur im
agutn.)” (NOREEN [1904: 426f.]), aber diese Beispiele sind meistens rekonstruiert.
29
Das Verb nnl. rekken - rekte - gerekt wird in den flämischen Mundarten oft als rook - gerookken konjugiert, und
bietet ein weiteres Beispiel für NOWAKS (2010) Theorie (siehe auch 3.4 NOWAKS Theorie).
30
So werden Regionalismen wie Schweizerdeutsch speisen - spies - gespiesen oder Finnlandschwedisch skrinner skrann - skrunnit (nschw. skrinnar - skrinnade - skrinnat; REUTER [1997: 105]) in der quantitativen Studie nicht
berücksichtigt.
31
Es hat kaum Sinn, komplexe Verben anzugeben (wie z.B. LODDER [2007: 221ff.] macht), wenn man anhand des
Simplexverbes die Konjugation schon hinreichend beschrieben hat.
32
BERULFSEN (1967: 158): “Men i en rekke tilfeller har vi fått såkalte parverber, det vil si at vi side om side har et
sterkt verbum med i alminnelighet intransitiv funksjon og et svakt verbum (avledet med omlyd av det sterke i
preteritum) med transitiv funksjon. Slike verber er f.eks.: bite - beite; bryte - brøyte; flyte - fløyte; […]”. Die
kausativen Verben werden anhand der Abtönungsstufe (d.h. vom Verbstamm im Indikativ Präteritum 3.
Person Singular, z.B. pgm. *bai
aitai statt *bei̯t-) gebildet, z.B. pie. *bhor-éye/o- ‘austragen’ statt *bher- ‘tragen’ [RINGE,
2006: 28]. Da es jedoch zu einem Umlaut kommt (vgl. nnl. driinken mit dreenken [kausatives Verb aus pgm.
*draankjan]), werden die Verben manchmal nicht länger voneinander unterschieden, und wenn der formelle
Unterschied nicht mehr erkennbar ist, schwindet auch oft die starke Konjugation.
23
Kapitel 2
Kurze Sprachgeschichte der nordgermanischen Sprachen
Die Sprachgeschichte der (nord)germanischen Sprachen fängt bei der Großmutter aller
germanischen Sprachen, dem Protoindoeuropäischen
Protoindoeuropäischen, an, wenn man die kontroverse Theorie
des Protonostratischen außer Betracht lässt (siehe BOMHARD [2013] für eine Einführung in das
Protonostratische). 33 Ob diese hypothetische Sprache wirklich so homogen war, wie sie
rekonstruiert wird, ruft sicherlich Fragen auf, da Variation ein Merkmal jeder lebendigen
Sprache ist.
Innerhalb der Zeit fingen die verschiedenen Dialekte an, sich voneinander zu
unterscheiden.
Eine
Periode
zwischen
dem
Protoindoeuropäischen
und
dem
Protogermanischen hat es sicherlich gegeben. Diese Zwischenperiode wird von LEHMANN
(1961: 70) als pre-Germanic (Prägermanisch) bezeichnet. 34 Ich präferiere den Terminus
Präprotogermanisch (ppgm.), da er die Kontinuität zwischen “Prägermanisch” und
Protogermanisch deutlicher angibt.
Die Definition von Protogermanisch35, die LEHMANN (1961: 70) gibt, scheint gut zu passen:
“Proto-Germanic I then define as the stage of Germanic which was spoken between the time
of the Germanic accent shift and the loss of /e a/ when final and weakly stressed”. Dies hat
z.B. auch Folgen für die starken Verben, die im Protogermanischen im Indikativ Präteritum
1. und 3. Person Singular nicht länger eine Endung enthalten (vgl. Griechisch oîdaa ‘ich weiß’
und oîdee ‘er weiß’ mit Gotisch wait ‘ich weiß; er weiß’ [LEHMANN, 1961: 70]). Bis heute bleibt
dies ein Mittel um starke Verben zu identifizieren (vgl. z.B. nn. han håpaa/håpet
et sowie nwfri.
hy hopee ‘er hofft’ vs. ho beitØ
Ø und nwfri. sy bietØ
Ø ‘sie biss’).
Äußerst bekannt in der Altgermanistik ist die Frage, wie sich das Protogermanische
verteilt hat: Ist die Rede vom Gotonordischen vs. Westgermanisch, oder muss man eher Gotisch
vs. Nordwestgermanisch annehmen, oder wäre Gotisch vs. Nordwestgermanisch vs.
Südgermanisch (Althochdeutsch) noch besser? Man nimmt heutzutage die Hypothese Gotisch
24
vs. Nordwestgermanisch
Nordwestgermanisch an (vgl. SCHUHMANN [2004: 531]: “Die Akzeptanz einer vermuteteten
nordwestgermanischen Einheit wird auch durch einen Tagungsband mit dem Titel
‚Nordwestgermanisch‘ belegt […]” [MAROLD/ZIMMERMANN [1995]).
Wenn wir davon ausgehen, dass die Runeninschriften eine Sprache enthalten, die wir
eventuell als “Runenkoinè” (MAKAEV [1996: 23ff.]) oder als Nordwestgermanisch (vgl. z.B.
ANTONSEN [1967: 18] oder NIELSEN [1975: 6]) betrachten können, kann in diesen Runen von
Urnordisch kaum die Rede sein (Beispiele sind überreichlich vorhanden: LUNDEBY/TORVIK
[1964] BERGMAN [1968: 13], FOSSUM/UGLAND [1995: 14], KARKER [1997a: 16] GROENKE [1998: 41],
OTNES/AAMOTSBAKKEN (2000: 27), TORP/VIKØR [2000: 33], usw.; vgl. daneben auch 1.1.4
Sprachstufenbenennung). Der Terminus ist einfach schlecht gewählt worden (wegen der Idee
der skandinavischen Forscher, dass diese Sprache ihre Geschichte darstellt?; vgl. NIELSEN
[1975: 3]: “Since then there has been no disagreement about the nature of the language
between Scandinavian philologists but the Scandinavian character of the language [= die
Sprache der ältesten Runeninschriften] has often been challenged by German scholars”)
und kann daher besser durch etwas Deutlicheres ersetzt worden. Als Vorschlag verwende
ich Runengermanisch
Runengermanisch,
manisch um die Nordwestgermanische Sprache (grob gesehen von 200 n.Chr.
bis 450 n.Chr.) zu bezeichnen, was den Vorteil hat, dass sofort das Medium dieser Sprache
angegeben wird. 36 Daneben wird es den Sprachwissenschaftlern erlaubt, die zweite
Bedeutung des Terminus Nordwestgermanisch (nämlich “die Vorstufe aller nordischen und
der ingwäonischen westgermanischen Sprachen, wobei das Althochdeutsche als
Südgermanisch ausgenommen ist […]” SCHUHMANN [2004: 531]) zu verwenden.
Da große Teile der Angeln, Sachsen und Jüten 449 nach Großbritannien umgezogen
sind, wird die Grenze des Nordwestgermanischen um 450 festgelegt. Dies ist eine politische
Entscheidung, aber man sieht in der Sprache ab 500 bis 700/800 eine spezifisch
nordgermanische Periode anfangen. Diese Periode wird manchmal als Späturnordisch (RANKE
[1967: 10]) bezeichnet, manchmal als Synkopezeit (TORP/VIKØR [2000: 32]). Innerhalb dieser
Periode ist wirklich die Rede vom Entstehen des Nordgermanischen als eines separaten
Sprachzweigs. Bei WESSÉN (1968: 31f.) findet man die wichtigsten Veränderungen innerhalb
dieser Sprachperiode und bei TORP (2002: 16ff.) sind weitere sprachliche Kennzeichen
genannt, die noch immer die nordgermanischen Sprachen von den übrigen germanischen
Sprachen trennen.
25
Nach der Synkopezeit folgt eine Zeit, die als Altnordisch bezeichnet wird. Diese
Sprachperiode dauert nicht sehr lange (ca. 800-900) und wird durch eine Zweiteilung in
Altwest
westnordisch
und Altost
ostnordisch
charakterisiert.37 Ein Hauptargument ist die ostnordische
west
ost
Monophthongierung, aber anhand dieses Argumentes sollte man lieber eine Dreiteilung
schaffen: Altwestnordisch, Altzentralnordisch (d.h. Dänisch und Teile des altschwedischen
Sprachgebiets) und Altostnordisch (d.h. Gutnisch und östlichere sowie nördlichere Regionen
des heutigen schwedischen Sprachgebiets). Daneben gibt es noch einige weitere Argumente
für die Zweiteilung, z.B. das gebrochene Pronomen (ndk. jeg vs. nn. eg); die Durchführung
des a-Umlauts, vgl.RALPH (2002: 706):
“The asymmetric implementation of a-umlaut over the Nordic language area has traditionally
been taken as testifying to a fundamental split between West and East Nordic, the dialect
boundary dividing Sweden and Denmark in the south, falling between Jutland and the Danish
islands, leaving variants like Old West Dan. brot ‘break’, bogi ‘bow’, golf ‘floor’, as opposed to Old
East Dan. brut, bughi, gulf, respectively […].”
Wesentlicher für die Entstehung der heutigen Sprachen ist die folgende Periode. Ab
1200 gibt es eine mittelskandinavische Sprachperiode, in der es eine weitere Reduktion der
Vollvokale im Dänischen gab, wodurch nur noch Schwas in unbetonten Silben vorkommen
(dies wird auch eine Folge auf die Supina haben!). Dies ist in den anderen
nordgermanischen Sprachen nicht der Fall, mit Ausnahme von Bokmål (wohl durch
dänische Einflüsse, obwohl z.B. in den Verben doch ein -a als Endung vorkommen kann: bm.
jeg har kastaa (/ kasteet) ‚ich habe geworfen‘). Durch diese Entwicklung entscheidet sich das
Dänische deutlich von den anderen Sprachen. 38 Es ist aufs Neue Sprache von einer
Zweiteilung (nämlich Nordnordisch [Isländisch, Färöisch, Norwegisch und Schwedisch] vs.
Südnordisch [Dänisch]).
Schließlich ist ab 1500 eine neue Verteilung39 anzunehmen, die der vorigen noch
einigermaßen folgt, jedoch eine sehr wesentliche Spaltung hervorruft. Es ist heutzutage die
Rede von Insularskandinavisch vs. Kontinentalskandinavisch.
Kontinentalskandinavisch Erstere Gruppe enthält das
Isländische und das Färöische und wird durch eine äußerst großen Grad von Archaismus40
innerhalb
des
morphologischen
Sprachsystems
gekennzeichnet.
Anhand
des
etymologischen Schreibprinzips wurden die vielen phonologischen Innovationen
verborgen (vgl. BRAUNMÜLLER, 1999: 275 und 277).
Anhand dieses äußerst gedrängten Sprachgeschichte kommen wir zum folgenden
rudimentären Bild. Diese Vorstellung ist natürlich eine große Vereinfachung der
26
sprachlichen Realität und ist deutlich von Schleichers Stammbaummodell beeinflusst
worden.
Abbildung 3
Germanischer Stammbaum
Die Gruppe des Kontinentalskandinavischen
Kontinentalskandinavischen muss unbedingt noch in zwei Subgruppen
verteilt werden, vor allem auf der phonologischen Ebene. Es ist noch immer die Rede von
Nordskandinavisch (Schwedisch, Nynorsk und Bokmål) vs. Südskandinavisch (Dänisch), auch
wenn, formell gesehen, das Bokmål dem rigsdansk sehr nahe steht.
27
Abbildung 4
33
Skandinavische Sprachenverteilung (vgl. auch HAUGEN/MARKEY [1972: 11])
Übersichten, die über die germanische Sprachgeschichte weitere Literaturangaben enthalten, sind z.B.
KUFNER (1972), NIELSEN (1989).
34
Vgl. ANTONSEN (1965), der COETSEM (1956) sowie LEHMANN (1961) bespricht und ANTONSEN (1994).
35
Diese Sprache als Gemeingermanisch zu benennen wäre nicht falsch, macht das Ganze aber unnötigerweise
undeutlich. Ich würde persönlich keine extra Periode zwischen dem Protogermanischen und den attestierten
germanischen Sprachen ansetzen, aber weil es verschiedene Innovationen im Spätprotogermanischen gibt,
wäre die Benennung Spätprotogermanisch besser als Gemeingermanisch. Wir könnten natürlich LEHMANN (1961:
68) folgen: “if necessary, we may describe a feature as common to various segments of a linguistic group, such
as Germanic. ”
36
Ich gebe gerne zu, dass das Gotische auch einige Runeninschriften enthält (z.B. den Goldring von Pietroassa),
aber deren kleine (und manchmal unsichere) Anzahl rechtfertigt eine mögliche Kritik am Terminus
Runengermanisch als Synonym für Nordwestgermanisch nicht.
37
Siehe BANDLE (1973) für einen ausführlichen Überblick der nordgermanischen Sprachgliederung.
38
“Af de nordiske sprog er dansk det der har fjernet sig længst fra det oprindelige fællesskab. Dette hænger
klart sammen med Danmarks placering som bro mellem det europæiske fastland og Skandinavien. Den
østnordiske monoftongering [...], der bredte sig fra Danmark til Sverige, har således et sidestykke i den
omtrent samtidige lydudvikling både i oldsaksisk (den ældste form for nedertysk), hvor det hed fx stên ‘sten’
og rôd ‘rød’, og i oldengelsk: stân, rêad.” KARKER (1997b: 33f.)
39
“The most fundamental split within the North Germanic group, however, occurred from the late Middle
Ages onwards, when Icelandic and Faroese […] drifted away from Scandinavian […]”. VIKØR (1995: 38)
40
“Beim modernen Färöischen [sic] handelt es sich um eine hochflektierende skandinavische Sprache. Zwar
weist sie infolge von Synkretismen ein paar Flexive weniger als das Isländische auf, wirkt aber wegen ihrer
ausgeprägten Allomorphik noch komplexer und in vielen Fällen in morphologischer Hinsicht noch
undurchsichtiger als die vergleichbaren Paradigmen oder lexikalischen Alternanzen im Isländischen.”
[BRAUNMÜLLER, 1999: 285]. GROENKE (1972) bespricht den Archaismus des Isländischen. Er hat tatsächlich Recht,
dass semantisch (sowie lexikalisch) gesehen, es viele Innovationen gegeben hat. Auch die Aussprache hat sich
sehr geändert. Jedoch bleibt die Morphologie der wichtigste Grund, diese Sprache als archaisch zu bezeichnen,
aber darüber äußerst sich der Autor leider nicht.
28
Kapitel 3
Das germanische Verbalsystem
3.1
Allgemeine Einteilung der germanischen Verben
Dass die Vierteilung des Verbalbestandes (siehe 0.1 Einführung) für die kontemporären
Sprachen noch immer gilt, ist vielleicht zweifelhaft, aber mithilfe einiger Korrekturen ist
dieses Bild dieser Tage noch immer haltbar (so spricht man heute nicht sosehr von
Präteritopräsentien, sondern von Modalverben oder irregulären Verben, wenn man Verben wie
nhd. müssen, sollen, mögen, … bezeichnen möchte).41 Diese vier Gruppen lassen sich auf
Abbildung 5 wiedergeben.
Abbildung 5
Gruppierung der germanischen Verben
29
Die Abbildung ist natürlich aus verschiedener Sicht falsch oder wenigstens ungenau.
Zuerst ist die Größe jedes Kreises irrig und soll sie pro Sprachstufe geändert und aktualisiert
werden. Nehmen wir z.B. die Zahlen von BIRKMANN (1987: 98) an (siehe Tabelle 3), dann sollte
der Kreis der ablautenden Verben größer gezogen sein (Enthalten die ablautenden Verben
bei BIRKMANN auch die reduplizierenden Verben?) Bei anderer Benennung der Verbgruppen
(d.h. wenn man die Präteritopräsentien zu den ablautenden rechnet) bekommt man eine
neue Einteilung (Weshalb ist “urgerm. kaann - ku
unnum - ku
unþa” (BIRKMANN [1987: 354]) kein
ablautendes Verb? Die Präteritopräsentien besitzen doch eine Art Ablaut!).
Tabelle 2
Anzahl gotischer Verben (BIRKMANN [1987: 98])
Klasse
Lexeme
Belege
Frequenz je Lexem
Schwache Verben
Starke Verben
(ohne qiþan)42
Präteritopräsentia
Sonstige
678
405
(395)
20
35
4305
4384
(3234)
587
785
6,35
10,82
(8,18)
29,35
23,09
Auch wenn diese Kritiken begründet sind, ist diese Darstellung für unsere Zwecke
sicher akzeptabel. Dabei muss man der Tatsache Rechnung tragen, dass die
Verbeneinteilung manchmal arbiträr scheint, vor allem wenn wir ältere Quellen zu Rate
ziehen. TODE [1797: 175) sagt folgendes über unregelmäßige Verben: “Von dem [sic]
anomalischen oder unregelmaͤ ßigen Verbis hat man verschiedene Arten, nach dem sie mehr
oder weniger abweichen.”
abweichen [Fettmarkierung LDB]
Vergleichen wir das weiter mit folgendem Zitat:
“Die erste Art begreift diejenigen, die von der zweiten regelmaͤ ssigen nur darin abweichen, daß
sie einen veraͤ nderten Vocal im Imperfecto und Supino haben, weswegen sie, nach meiner
Meinung, als Ausnahmen anzusehen sind.
sind ” (TODE [1797: 175]) [Fettmarkierung LDB]
Es wird dem Leser nicht deutlich gemacht, warum letztere Verben Ausnahmen sind,
während es eine andere Gruppe gibt, die als anomalisch-unregelmäßig benannt wird. Über die
Arbitrarität der Verbverteilung sagt ENGER (1998: 4) folgendes:
“Classifications are often said to be arbitrary, but this is not quite correct in my view. Even if
all classifications may contain an element of arbitrariness, it does not follow that all
classifications are completely arbitrary, or, to take the idea to its extreme, that any
classification is just as good as any other. For example, grouping English be and work together
would be downright unacceptable for morphological purposes. […]”
30
Wir haben nun die Verben des (Prä)protogermanischen in vier Hauptgruppen verteilt,
wie sieht es genauer mit der Gruppe der ablautenden Verben aus? Wie kann man diese
Gruppe weiter verteilen?43
3.2
Junggrammatische
Junggrammatische Klassenverteilung44
“I suggest that there is no one, single, ‘correct‘ answer to the
question of classification.” ENGER (1998: 2)
Eine historische Einteilung der Verben, wie man sie im frühen zwanzigsten Jahrhundert
anzunehmen pflegte, gibt es noch nicht bei KNUDSEN (1880). Jedoch sieht man, dass auch
KNUDSEN selber zweifelt, wie er die Verben einteilen muss. Er stellt nämlich die Verben ser
(så - set < at se) und æder (åd - ædt < at æde) zusammen mit Verben wie “bærer, beder, giver”,
die als Präteritumsformen kein <å>, sondern ein <a> besaßen. Deren Vokalwechsel ist also
verschiedenartig, und strikt genommen kann man diese Verben nicht in der gleichen Klasse
unterbringen. Dass die Verben “eller måtte opføres som en egen klasse” (KNUDSEN [1880: 59])
ist für ihn ein Grund, warum er sie jedoch seiner zweiten Klasse zuschlagen kann/muss. Es
steht außer Frage, dass seine Entscheidung eine Mühelosigkeitslösung war, ohne dass sie
konsequent war.
Die Junggrammatiker haben in vielfachen Publikationen am Ende des 19. Jahrhunderts
und am Anfang des 20. Jahrhunderts (z.B. SWEET [1886], NEEF [1897], JACOBS [1899], WREIGHT
[1906, 1910 u. 1917], NOREEN [1904; 1913a u. 1923] STELLER [1928], BRAUNE [2004a u. 2004b],
usw.) die starken Verben (inkl. der [ehemalig] reduplizierenden Verben) fast ausschließlich
in sieben Klassen eingeteilt.45 Auch verschiedene neuere Publikationen folgen noch stets
“the traditional approach” (BREMMER [2009: 70]), z.B. FULLERTON (1977), BAMMERSBERGER (1986),
SCHWEIKLE (2002), MAILHAMMER (2007b), RINGE (2006) , BREMMER (2009) u.Ä. So wie die
vokalischen Verben sich stark halten, hält auch diese Verbverteilung nach wie vor
hartnäckig stand.46
Diese Einteilung wird wohl nicht nur aus Tradition weiter verwendet (wie es bei
Ablaut, Umlaut, … der Fall ist), sondern es ist auch eine gute Einteilung, da in
präprotogermanischer Zeit die Verben ein inputorientiertes Schema haben . Die Verben
können nämlich anhand ihrer phonologischen (Infinitiv)struktur (= die Eingabe) in
verschiedene Gruppen verteilt werden. Die phonologische Struktur der Verben gilt im
31
(Prä)protogermanischen als Voraussetzung für ihre Angehörigkeit zu einer Klasse. Hat ein
Verb ein ppgm. *-ei̯- als Stammvokal (z.B. ppgm. *bei̯taną “beißen”), dann wird dieses Verb
der ersten Klasse zugewiesen. Wenn ein Verb ein ppgm. *-e- als Stammvokal hat, dem zwei
Konsonanten folgen, dann gehört es normalerweise zur dritten Klasse.47
Tabelle 3 - Neogrammatische Klassenverteilung im Präprotogermanischen (frei nach MAILHAMMER [2007b:
8f.])48
Legende: K steht für Konsonant, R ist entweder ein Nasal (m, n) oder ein Liquid (l, r); O ist ein Obstruent.
Klasse
Infinitief
1
2
3
4
5
6
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Part. Perf.
*ei̯ +K > *ī + K > í + K
*ai̯ + K > *ai + K > ei + K
*Øi + K > *i + K > i + K
*Øi + K > *i + K > i + K
ppgm. *grei̯
ei̯paną
> pgm. *grīīpan
> awn. gríípa
ppgm. *grai̯
ai̯p
> pgm. *grai
aip
ai
> awn. grei
eip
ei
*grØi
Øipum
Øi
> pgm. *griipum
> awn. griipum
*grØi
Øipanaz
Øi
> pgm. *griipanaz
> awn. griipinn
*eu̯ + K > *eu/*iu + K
> jō/jū + K
*au̯ + K > *au + K > au +
K
*Øu + K > *u + K > u +
K
*Øu + K > *u + K > o + K49
ppgm. *beu̯
eu̯ðaną
> pgm. *beu
euðan
eu
> awn. bjó
jóða
jó
ppgm. *bau̯
au̯ð
> pgm. *bau
auð
au
> awn. bau
auð
au
ppgm. *bØu
Øudum
Øu
> pgm. *bu
udum
> awn. bu
uðum
ppgm. *bØu
Øudanaz
Øu
> pgm. *bu
udanaz
> awn. bo
oðinn
*e + KK > *e/i + KK >
*e/i/jæ/… + KK50
*a + KK > *a + KK > *a +
KK
*Ø + K̥K > *u + KK > u
+ KK
*Ø + K̥K > *u + KK > u +
KK
ppgm. *bend
endaną
end
> pgm. *biindan
> awn. biinda
ppgm. *band
and
> pgm. *baand
> awn. baatt51
ppgm. *bn̥
n̥dum
> pgm. *bu
undum
> awn. bu
undum
ppgm. *bØn̥
Øn̥danaz
> pgm. *bu
undanaz
> awn. bu
undinn
*e + R > *e + R > e/jæ
+R
*a + R > *a + R > a + R
*ē¹ + R > *ē¹ + R > ā +
R52
*Ø + R > *u + R >
ppgm. *nem
emaną
em
> pgm. *neeman
> awn. *neema
ppgm. *nam
am
> pgm. *naam
> awn. naam
ppgm. *nēē1mum
> pgm. *nēē1mum
> awn. náámum >
nǭ
ǭmum53
ppgm. *nØm̥
Øm̥anaz
> pgm. *nu
umanaz
> awn. nu
uminn
*e + O > *e + O >
e/o/i + O54
*a + O > *a + O > a + O
*ē¹ + O > *ē¹ + O > ā +
O
*e + O > *e + O > e + O
ppgm. *geeƀaną
> pgm. *geeƀan
> awn. geefa
ppgm. *gaaƀ
> pgm. *gaaƀ
> awn. gaaf
ppgm. *gēē1ƀum
> pgm. *gēē1ƀum
> awn. *gááfum >
gǭ
ǭfum
ppgm. *geeƀanaz
> pgm. *geeƀanaz
> awn. geefinn
*ŏ/ă + K > *ă + K > a
+K
*ā/ō + K > *ō + K > ó + K
*ā/ō + K > *ō + K > ó
+K
*ŏ/ă + K > *ă + K > a + K
> ppgm. *faaraną
> pgm. *faaran
> awn. faara
ppgm. *fōr
ōr
> pgm. *fō
ōr
> awn. fó
ór
ppgm. *fōr
ōrum
ōr
> pgm. *fō
ōrum
> awn. fó
órum
ppgm. *far
aranaz
ar
> pgm. *faaranaz
> awn. faarinn
Die Verben der ersten Klasse haben ein -ei̯- als Infinitivvokal, die der zweiten Klasse
ein -eu̯- (dieses entwickelt sich entweder zu pgm. *eu oder pgm. *iu, abhängig vom Vokal in
der nächsten Silbe; im Altisländischen teilt es sich in jō [vor Dentalen] und jū [vor Labialen
und Gutteralen], während es im Altschwedischen immer als jū auftritt; die Verben mit ȳ
wurden anhand des Umlauts gebildet [vgl. HARDING, 1932: 93]). Die Verben der dritten Klasse
haben ein -e-, dem zwei Konsonanten folgen (z.B. *fend
endaną
‘finden’). Die vierte Klasse
end
32
besteht aus Verben mit einem -e- im Infinitiv, dem ein Resonant (Nasal m, n oder Liquid l, r)
folgt, während die Verben der fünften Klasse ein -e- haben, dem ein Obstruent oder Frikativ
folgt. Die Verben der sechsten Klasse haben ein -a- im Infinitiv, und die Verben der 7. Klasse
lassen sich nicht auf eine spezifische Struktur zurückführen.
3.3
3.3.1
Welche Verben sind heutzutage stark und wie gruppiert man sie?
Welche Verben sind heutzutage stark?
“The notion of ‘strong verb‘ needs discussion. It has sometimes
been misued, but it need not be rejected.” ENGER (1998:2)
Worin unterscheiden sich die starken von den schwachen Verben? Im Niederländischen wie
im Deutschen ist es klar: Das Partizip Perfekt hat ein -en statt eines Dentalsuffixes und im
Indikativ Präteritum bekommt das Verb in der 3. Person Singular keine Endung55, dafür aber
einen Ablaut (nnl. bijten - bee
eetØ
en).
oegØ
ee Ø - gebeten
en Was aber mit Verben wie jagen - joe
oe Ø - gejaagdd?
Wie sieht es bei den skandinavischen Sprachen aus?
Davon ausgehen, dass die Verben in einer Skala stehen, muss man schon (siehe
Abbildung 6). Doch können wir einige Grundregeln festlegen, mit denen die meisten starken
Verben zu benennen sind. Die restlichen Verben, die nicht genau unter diese Regeln fallen,
werden aus historischen Gründen ebenfalls der Analyse unterzogen.
Abbildung 6
Skala der schwedischen Verben
Zuerst ist die indikativische Präteritumsform einsilbig. Wenn eine Form zweisilbig ist,
ist es sowieso keine starke Form (z.B. beim nisl. valda, dass im Indikativ Präteritum 3. Sg. die
Form ollii aufweist). Dies scheint für 99% aller starken Verben zu stimmen (Was macht man
mit nisl. núa - neri; snúa - sneri; róa - reri? Diese Formen werden als stark bezeichnet, passen
33
aber überhaupt nicht zum Prinzip, dass eine Präteritumsform bei den starken Verben
ausschließlich einsilbig ist).
Zweitens
hat
jede
Sprache
auch
noch eine
Supinumform,
die
in
den
insularskandinavischen Sprachen, sowie im Nynorsk und Schwedischen, von der schwachen
Supinumform getrennt werden kann. Das dies in Bokmål und im Dänischen nicht der Fall
ist, wird auf meine Verteilung einen Einfluss ausüben. So werden im Bokmål viele Verben
der ehemaligen 5. Klasse jetzt der 3. Klasse zugeordnet.
Schließlich hat auch die indikativische Präsensform eine eigene Endung im
Isländischen (-ur oder manchmal endungslos), Färöischen (-ur), Nynorsk (-Ø) und
Schwedischen (-er). Die Sprache, die die starken Verben am allerbesten von den schwachen
unterscheidet, ist das Nynorsk (nisl. dylja - dylur
ur - duldi/duldum - dulið
ið;
ur ið nfär. telja - telur
taldi/taldu - talt sind gemischte Verben [siehe 1.1.1]). Die spezifischen morphologischen
Eigenschaften, die das Nynorsk dem starken Verb zuteilt, tragen sicherlich zur
Beibehaltung dieser Verben bei.
Wenn wir diese Einteilungskriterien kurz in einer Tabelle (Tabelle 4) auflisten, wird
sofort deutlich, dass das Bokmål sowie das Dänische abgesondert stehen. Die Formen lassen
sich schneller mit den schwachen Verben vermischen, da es keine morphologischen
Unterschiede mehr gibt, außer dem Ablaut.
Tabelle 4
Einteilungskriterien
Sprache
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
Isländisch
-ur
ur (auch swv; vs. -ar/ir)
Einsilbig
-ið
Färöisch
-ur
ur (auch swv; vs. -ar/ir)
Einsilbig
-ið
Nynorsk
-Ø
Ø (vs. -er/ar swv)
Einsilbig
-e
Einsilbig
-it57
56
Schwedisch
-er (auch swv; vs. -ar)
Bokmål
-er (auch swv)
Einsilbig (manchmal +t, z.B. finne - fantt)
-et (auch swv)
Dänisch
-er (auch swv)
Einsilbig (manchmal +t, z.B. finne - fantt)
-et (auch swv)
3.3.2
Wie gruppiert man die starken Verben?
Die neogrammatische Verbverteilung ist inputorientiert (abhängig von der Verbstruktur
gehört das Verb einer bestimmten Klasse). Wenn wir aber heutzutage (oder sogar schon in
den älteren Sprachstufen) die starken Verben einteilen möchten, wäre es meiner Meinung
nach viel nützlicher, ein outputorientiertes Schema anzunehmen. Dies eignet sich für einige
34
Sprachen und Klassen besser als für andere, aber im Durchschnitt ist dies eine gute
Einteilungsweise.
LEVIN (1964: 158f.) hat tatsächlich Recht, wenn er behauptet, dass “the criteria for
classification, which were perfectly appropriate for Pre-Germanic, are no longer functional
in Old English”. Er nimmt den Präteritumvokal als Einteilungskriterium an, sowie auch
AASEN (1864: 195) macht: “Efter dette Lydskifte, og især efter Vokalen i Imperfektum, kunne
de stærke Verber deles i sex Klasser, eller Rækker i følgende Orden: [...]”
Die erste Vorgehensweise ist also schauen, welchen Präteritumsvokal ein Verb
bekommt. Tatsächlich ist dies eine gute Idee, jedoch finde ich, dass man den Supinumvokal
nicht außer Betracht lassen kann, vor allem beim Nynorsk, wo dieser Vokal die Entstehung
einer Makrogruppe ermöglicht hat.
Kurz zusammenfassend behalten wir die erste und zweite und sechste Ablautklasse in
allen heutigen Sprachen bei. Die siebte Konjugation enthält die ex-reduplizierenden
Verben, wenn sie nicht zu einer anderen Klasse übergegangen sind. Die dritte, vierte und
fünfte Klasse werden nicht immer angetroffen wie sie in historischen Zeiten waren.
Die dritte Klasse ist im Neuschwedischen, Bokmål und Dänisch wiederum einheitlich.
Das bm. Verb knette - knaatt - kneettet gehört entweder zu der fünften Gruppe, oder zu dieser
dritten Gruppe, da wir als Supinumvokal -u- erwarten. Bm. knettet
et sieht aber aus, als wäre es
eine schwache Supinumform (vgl. bm. tvinne - tvinnet
et).
et Deswegen können wir eine große
Menge Verben im Bokmål in die dritte Klasse schlagen und wir nehmen an, das knettet eine
schwache Form ist (dies wäre im Niederländischen nie möglich, da dort ein starkes Verb auf
-en endet). Im Nynorsk aber wird diese Klasse (wie es auch im nisl. und nfär. der Fall ist) in
zwei geteilt. Im Nynorsk werden Verben wie breste - brast - brooste jetzt Mitglied der vierten
Klasse (bere - bar - boore), während die Klasse im Isländischen sowie im Färöischen als die “3a
3a
und 3b Klasse” bezeichnet werden kann.58
Die vierte Klasse enthält nicht viel Mitglieder mehr (im Schwedischen ist sie komplett
verschwunden), aber wir können sie noch stets postulieren. Das gleiche gilt für die fünfte
Klasse, die auch nur sehr wenig Verben mehr enthält. Schließlich wurde im Nynorsk noch
eine kleine neue Klasse geschaffen, die wir als achte
achte Klasse benennen, ohne dass wir
versuchen, einen Bezug mit NOWAK (2010) herzustellen (auch wenn die Vokalalternanz
zufälligerweise die gleiche ist!). Diese Klasse finden wir in allen nordgermanischen
Sprachen zurück (siehe 4.3.8).
35
3.4
NOWAKS Theorie
Die Linguisten, die sich zu den germanischen starken Verben äußern, beschränken sich oft
auf die altgermanische oder mittelgermanische Periode und halten deshalb noch immer an
den alten Klassen fest.59 NOWAK hat sich mit dem germanischen Ablaut im Niederländischen,
Deutschen und Luxemburgischen in diachroner Sicht beschäftigt und schrieb 2010 einen
Artikel, in dem sie behauptete, dass heutzutage nicht länger sieben, sondern sogar acht
Ablautklassen anzunehmen wären. Somit widerspricht sie der Theorie der “heiligen [und
unveränderlichen] Zahl” sieben, obwohl sie schon am Anfang ihres Aufsatzes (2010: 430)
zugibt, dass es sich bei der achten nicht um eine Ablautreihe im traditionellen Sinne
handelt.
Das Abstract des Artikels (NOWAK [2010]) fängt damit an, dass es “an extraordinary
case of analogy in the verbal system” (N429) des Deutschen, Niederländischen und
Luxemburgischen gibt. Anhand einer Menge phonologischer Entwicklungen (z.B. die mnl.
Senkung /u/ > /o/ vor einer Nasalverbindung oder einem /r/) wird erklärt, wieso eine
Analogie zur zweiten Ablautreihe (z.B. nnl. stui
uiven
– stoo
oof
ießen
– schooss –
ui
oo – stooven oder nhd. schie
ie
geschoossen), die als ‘Trigger’ des Phänomens zu betrachten wäre, ermöglicht wurde. Bevor
man zur Analogie zu dieser Klasse kommen kann, sollen die Verben zuerst eine
(phonologische/semantische) Ähnlichkeit zwischen lexikalischen Einheiten aufweisen, in
diesem Fall den Vokal /o/ in den Tempora [PRÄTERITUM] und [PARTIZIP II] (vgl. N449).
Die Analogie zur zweiten Klasse ist im Niederländischen am weitesten durchgeführt
worden, da alle Verben der ursprünglichen dritten Klasse dieses ‘neue’ Modell (x-o-o, z.B.
nnl. klimmen - klom - geklommen) bekommen haben. Wie NOWAK (2010: 438) zu Recht schreibt,
ist “die [n]nl. 8. [Ablautreihe] im Wesentlichen das Ergebnis des präteritalen
Numerusausgleichs in [Ablautreihe] 3”. Man könnte aus niederländischer Sicht behaupten,
dass es die postulierte achte Klasse in dieser Sprache nicht gibt. Es ist vielmehr ein
Zusammenfall zu bemerken der zwei Subklassen der ursprünglichen dritten Klasse, die
schon sehr früh zersplitterte (z.B. nnl. bin
nden - bond - gebonden und nnl. smellten - smolt gesmolten). Es haben sich nur sechs Verben (nämlich scheren, zweren, bewegen, trekken,
schenden, zenden) dieser Klasse angeglichen (12% laut der Abbildung bei N438, im schroffen
Gegensatz zum Deutschen: 65% der Verben der achten Ablautreihe stammen nicht aus der
ursprünglichen dritten Ablautreihe).
36
Die wichtigsten Ausgangspunkte lassen sich gut zusammenfassen:
1. Die Natürlichkeitstheorie erklärt den Übergang starke → schwache Verben dadurch,
dass schwache Verben einige Vorteile besitzen:
a) Ikonismus (Deutlichkeit der Form, z.B. sag-tt-e)
b) Uniformität (Präteritumbildung anhand einer einzigen Form [-te])
c)
Transparenz (klomm vs. klimm-te: Bei schwachen Verben ist die morphologische
Segmentierbarkeit größer).
2. Die Schematheorie erklärt die Entstehung einer neuen Ablautreihe anhand eines
outputorientierten Schemas ([x] - o - o, im Gegensatz zu inputorientierten Schemata, z.B.
[ai]+Obstruent - [i(:)] - [i(:)]), da die Verben der achten Ablautreihe keine gleichartige
phonologische Struktur teilen. Die Produktivität eines Schemas hängt ab von
a) den Typen (je mehr Mitglieder ein Schema enthält, umso produktiver ist es),
b) der Tokenfrequenz (mittlere bis niedrige Tokenfrequenz ergibt das beste Resultat,
im Gegensatz zu hoher Tokenfrequenz, die lexikale Autonomie einbringt; siehe
Punkt 6), und
c)
der Offenheit (je weniger Kriterien das Schema restringieren, umso produktiver ist
es).
3. “Salienz
Salienz des Markers o: bis auf (f)nhd. stoßen und kommen bzw. (f)nnl. stoten, komen, lopen
und worden kommt o nie im Inf./Präs. starker Verben vor […]. Er eignet sich damit in
idealer Weise zum Ausdruck der Vergangenheit (= Prät. + Part. II).” N452).60
4. Die zweite Ablautreihe bewirkt eine Analogiewirkung auf andere starke Verben. Das
Muster x-o-o, das man bei den Verben der ‘achten’ Ablautreihe findet (z.B. nhd. melken moolk - gemoolken), wurde der zweiten Ablautreihe entnommen.
5. Der komplette Übergang in die achte Ablautreihe wird erst nach erfolgter
Konsolidierung des partizipialen o ermöglicht (N435). Zuerst muss das Partizip Perfekt
ein -o- verwenden; dies wird dadurch ermöglicht, dass das Partizip Perfekt “im Zuge der
Perfektexpansion […] weitaus häufiger aktiviert [wird]” (N432ff.). Danach folgen der
Indikativ Präteritum Plural, und daraufhin gestaltet sich auch der Singular, analog zum
Plural, wodurch ein Präteritumsausgleich61 bewirkt wird.
6. Veränderungen im Frequenzbereich sind die Voraussetzung für den Ab-, aber auch
Aufbau morphologischer Komplexität (N456). Geringe lexikalische oder kategorielle
Gebrauchsfrequenz gilt als Dreh- und Angelpunkt für Vereinfachungsprozesse (N430).
37
a) Lexikalische Frequenz / Tokenfrequenz:
Tokenfrequenz Je tokenfrequenter ein Verb ist, umso
irregulärer kann es sein (z.B. nhd. sein und nnl. zijn).62 Diese Verben sind durch die
hohe Tokenfrequenz gegenüber Regularisierungen gut resistent (N456). Man
versucht die ungewöhnlichen Verben in einem neuen Modell unterzubringen,
nämlich im x-o-o Muster. 63 Wie gut die Analogie wirkt, hängt davon ab, wie
typenfrequent das Muster ist, auf das sich die Analogie richtet (vgl. “Je
typenfrequenter ein Muster, umso fester verankert ist es im Lexikon und damit
jederzeit für den Sprecher abrufbar” [N434]).
Gäbe es kaum Verben in der zweiten Ablautreihe, hätte der Output [x - o - o]
sicherlich keine Analogievorlage geliefert. Das Muster “Part. II - o” wird schon im
Mhd. bei etwa 35% (im Fnnl. bei etwa 46% [N452]) aller starken Verben verwendet
(N434). Das Niederländische und Deutsche beweisen, dass abnehmende
Tokenfrequenz eine Regularisierung bewirkt (N459ff.).
b) Kategorielle Frequenz: [PRÄSENS] ist frequenter als [PRÄTERITUM] (vgl. breeche, briichst,
briicht, … vs. braach, braachst, braach …). Deswegen enthält das Präsens mehr Formen im
Verbalparadigma.
Das
Luxemburgische
zeigt,
dass
eine
abnehmende
Kategoriefrequenz eine Regularisierung bewirkt: [PRÄTERITUM] ist nicht mehr
frequent, deswegen verwenden die meisten Verben, die noch immer ein
Präteritum bilden können, den Einheitsvokal -ou- (N457ff.).
7. Auch die ökonomische Struktur des Schemas (ABB) ist für die Sprecher nützlich: “[…] für
weniger frequente Verben ist die Memorierung eines Einheitsvokals für die
Vergangenheitstempora mit geringerem kognitivem Aufwand verbunden” (N451). Die
achte Ablautreihe gilt dadurch als ein Vereinfachungsprozess
Vereinfachungsprozess (ABC/ABB’A → ABB).
8. Die Funktion der neue Ablautreihe (die niederländischen und deutschen Mitglieder sind
wenig frequente Verben, die luxemburgische Mitglieder sind hochfrequente und
irreguläre Verben):
a) Deutsch: Sammelbecken für starke Verben, die ihre starken Merkmale langsam
verlieren. Diese Klasse gilt manchmal als ein Zwischenstadium, bevor die Verben
schwach werden (z.B. bellen - bellte [/ boll] - gebellt [/ gebollen]). Vgl. N460:
“[M]inderfrequente Verben können beim Regularisierungsprozess den Weg über
die 8. [Ablautreihe] nehmen: dabei stellt die 8. [Ablautreihe] u. U. eine
Durchgangsstation zur schwachen Klasse dar.”
38
b) Niederländisch: Stabilisator für die Makroklasse starker Verben. Die Alternanz ABB
statt ABC sorgt für eine stabilere Verbklasse, wo weniger Verlust an starken
Verben zu bemerken ist.
c)
Luxemburgisch: -ou- ist eine Reaktion auf den Präteritumschwund.
41
Wir werden uns nicht wirklich mit der Theorie der Ablautsklassen beschäftigen (siehe COETSEM [1956 u.
1990], MAILHAMMER [2007a]). Auch das Verbalsystem kann man ausführlicher in der Literatur finden (siehe
FULLTERTON [1977] u. BAMMESBERGER [1986]).
42
BIRKMANN [1987: 97]: “[…] zieht man davon die beiden höchstfrequenten Verben wisan und qiþan, die durch
ihre überaus hohe Frequenz das Bild verzerren würden, ab, […]”
43
Siehe ENGER (1998: 3ff.), wenn man über den Nutzen des Klassifizierens zweifeln würde.
44
Die starken Verben werden anhand vierer Stammformen (Infinitiv; Indikativ Präteritum 1./3. Person
Singular; Indikativ Präteritum 1. Person Plural; Partizip Perfekt [in den nordgermanischen Sprachen spricht
man besser von Supinum,
Supinum das nur verbal verwendet werden kann]) gruppiert, da diese Stammformen
genügen, um jedes Paradigma eines Verbes auszufüllen.
45
RASK (1843) nimmt nur sechs Klassen an, indem er die 4. Klasse an die 5. Klasse anschließen lässt. TACK [1897]
hat nur vier Klassen, wohl weil er die 4. und 5. Klasse zu der 3. Klasse schlägt, während GRIMM [1822: 837] zwölf
Klassen hat.
46
Mir ist die Kritik, diese Verbklassen seien Relikte eines fossilisierten Systems, nicht unbekannt. Es ist
deutlich, dass schon in den frühesten Überlieferungen die Theorie der Verbverteilung nicht länger stimmt.
Nimmt man ppgm. *brekaną “brechen” als Beispiel, sieht man, dass das Partizip Perfekt im Gotischen bru
ukans
(statt zu erwartendes **breekans) heißt. In den anderen germanischen Sprachen gehört dieses Verb auch der
vierten Klasse (ae. broocen, ahd. gibroohhan usw.) an. Auch wenn es sehr gute Bedenke gegen diesem System gibt,
scheint es mir nützlich, an diesem System festzuhalten, statt ein neues zu entwerfen. In den jüngeren
Sprachstufen werden neue Vokalalternanzen gemacht (siehe z.B. ROYSTER [1910] für einen sehr interessanten
Artikel über einen sekundären Ablaut im Englischen) und diese können nicht leicht in das alte Modell
hineingebracht werden. Dafür gibt es aber die Möglichkeit, (rhetorisch) über eine “achte” Klasse zu reden, wie
NOWAK (2010) es gemacht hat.
47
Ich traue mich nicht zu behaupten, dass kein einziger Junggrammatiker die dritte Klasse auf diese Weise
beschrieben hat. Was mich jedoch während des Studiums verschiedener altgermanischer Dialekte auffiel, ist,
dass die dritte Klasse meistens als “die Klasse, wo auf ein ppgm. *e ein Nasal oder Liquid plus ein Konsonant
folgt” beschrieben wird. Was man mit ppgm. *fehtaną “fechten” tun muss, war aus dieser Beschreibung nie
deutlich. Vgl. RINGE (2006: 85): “It is also striking that the third class of PGmc strong verbs includes not only
those whose roots end in (pre-)PGmc [*eSK], but also those ending in [*eKK] where neither consonant is a
sonorant; that is unexpected, since in this class the default past stem and past participle exhibit a *u which
arose from syllabic sonorants […].”
48
“Pre-Germanic reconstructions are chosen for convenience and effectiveness. Indo-European
reconstructions would require a consideration of laryngeals or reduced-grade vowels or both; Proto-Germanic
reconstructions would obscure the original ablaut alternations.” LEVIN (1964: 156). Vgl. weiter auch
NILSSON/SVENSSON [1997:57): “En rad ljudförändringar gjorde det ursprungligen enkla systemet
ogenomskinligt.” Vgl. auch MAILHAMMER (2007b: 7f.): „In the parent language ablaut is generally redundant in
the formation of verb stems and hence largely without morphological function. Consequently, proposing
proposing
ablaut classes for ProtoProto-IndoIndo-European […] does not make any sense at all,
all because the organisation of the
39
Proto-Indo-European verb system does not revolve around ablaut. This is clearly a Germanicist perspective
[…]. In fact, the Indo-Europeanist literature does not describe the Proto-Indo-European verb system with help
of ablaut classes […]. [S.9] Originally, there were only two ablaut patterns in Pre-Proto-Germanic, one for verbs
with e as their root vowel and one for verbs with a [...]. But sound
sound changes at the beginning of the ProtoGermanic period caused an early fragmentation of the e-system into five classes with four different ablaut
patterns, a trend that continued in the post-Germanic stages [...].“ [Fettmarkierung LDB]
49
/u/ > /o/ durch in der nächsten Silbe folgendes a (a-Umlaut): pgm. *bu
udanaz > frühnordisch *boodanaR > awn.
booðinn. Dies erfolgt nicht immer (z.B. wird es durch eine Nasalkombination verhindert), wodurch das System
in mehrere Subklassen aufgeteilt wird (vgl. nhd. werfen - warf - gewoorfen mit nhd. binden - band - gebu
unden).
50
Durch Brechung des kurzen e-Lauts (vgl. nnl. beergen mit nschw. bjä
järga)
sowie auch unterschiedliche Umlaute
jä
bekommen die Infinitive eine Menge an neuen Vokalen.
51
“Regressive Konsonantenassimilation: nt > tt: (*band >) *bant > batt” (HAUGEN, 2012: 51).
52
Vgl. Gotisch mēnōþs mit altnordisch máánaðr (dies entwickelt sich z.B. im Schwedischen zu måånad [ein o-Laut]
weiter).
53
/a, á/ > /ǫ, ǭ/ durch in der nächsten Silbe folgendes u (u-Umlaut).
54
Vgl. awn. sjá, meta, sofa, …
55
“Viele zwey sylbichte Verba haben ein einsylbichtes Imperfectum, das indessen mehr oder weniger von dem
Praͤ senti abweicht, und worin der Grund von noch einer Conjugation liegt, […]” TODE (1797: 126)
[Fettmarkierung LDB]
56
“Endast er-verb kann vara starka. Ar-verben är det aldrig.” (VIBERG [1988: 89]) ist natürlich eine
oberflächliche Äußerung und falsch. Davon zeugen folgende Beispiele: nschw. sluka, besluta, stupa, klicka, simma,
tvinga.
57
“Oregelbundna verb, t.ex. dö, har ofta vokalväxling i preteritumsformen: döö - doog, gööra - gjoorde, men har inte it som supinumändelse; dött
tt,
tt gjortt.“ JOSEFSSON (2009: 77). Nschw. göra ist meiner Meinung nach ein gemischtes
Verb, und dö ist ein starkes Verb der sechsten Klasse, das ein schwaches Supinum hat, da es ein Kurzverb ist
(dött
tt wie nått
tt).
tt,
tt,
tt,
tt Die Kurzverben (nschw. lett
tt bett
tt gett
tt usw.) sind somit nicht als pure starke Verben zu
betrachten (wie es bei nnl. jagen der Fall ist).
58
Ob wir sie nun als Klasse 3a und 3b bezeichnen oder als Klasse 3 und 19, ist komplett egal. Der Grund, warum
ich hier beim Färöischen und Isländischen 3a und 3b präferiere, hängt mit der neogrammatischen Literatur
zusammen. Beim Nynorsk gehören die Verben der 3b-Gruppe jetzt zur 4. Klasse, und dies bedeutet, dass ich
kein 3a/3b für das Nynorsk annehmen muss.
59
Da die Daten eingeschränkt werden sollen, werde ich hier nicht näher auf das Luxemburgische eingehen.
Trotzdem folgende kurze Bemerkungen: a) Es ist unklar, weshalb NOWAK nichts geschrieben hat über lux.
blosen – blous – geblosen (‘blasen - blies - geblasen’, 7. Klasse), lux. doen – do(u)ng – gedoen (‘tun - tat - getan’, 7.
Klasse), lux. droen - drouch - gedroen (‘tragen - trug - getragen’, 6. Klasse), lux. heeschen - housch - geheescht
(‘heißen - hieß - geheißen’, 7. Klasse), lux. klammen - klo(u)m - geklommen (‘klimmen - klimmte/klomm geklimmt/geklommen’, 3[/8]. Klasse), lux. maachen - mouch - gema(ach)t (‘machen - machte - gemacht’,
schwache Klasse) und lux. wëssen - wo(u)sst - gewosst (‘wissen - wusste - gewusst’, Klasse der Präteritopräsentia).
Sind diese Formen veraltet und daher nicht in ihrem Quellenmaterial überliefert?; b) Auch lux. krauchen (mit
Nebenform kräichen ‘kriechen’) und lux. zéien ‘ziehen’ haben einen derartigen Präteritumsvokal. Die beiden
Verben stammen ursprünglich aus der zweiten Ablautklasse, und es fragt sich, warum NOWAK diese zwei
Verben nicht angeführt hat. Es wäre interessant gewesen, hätte sie alle luxemburgischen Verben, die den
Präteritumsvokal -ou- noch verwenden, am Ende des Paragraphen 2.3 aufgelistet, da es sich um eine kleine
Anzahl von Verben handelt. So wäre die Übersicht komplett gewesen und könnte man sehen, dass die Verben
der ursprünglichen zweiten Klasse fast alle (Ausnahmen lux. krauchen und lux. zéien) kein Präteritum mehr
bilden, da es im Luxemburgischen einen Präteritumschwund gegeben hat. c) Diese Beispiele zeigen auch, dass
40
NOWAKS Aussage, es gäbe keine Beispiele aus Klasse 3 oder gar 2 (2010: 444), als inkorrekt zu betrachten ist. Die
Verbformen, die ich hier besprochen habe, sind alle SCHANEN/ZIMMER [2012: 327ff.] entnommen
60
Dies gilt auch für das Lëtzebuergesche: -ou- gibt es nur bei stoussen ‘stoßen’.
61
D.h., dass die Verbformen des Indikativs Präteritum statt einer Alternanz den gleichen Vokal aufweisen
(man vergleiche mnl. werpen – waarp (/ werp) – woorpen – geworpen mit nnl. werpen – (jij) wie
ierp
ierpen
–
ie – (wij) wie
ie
geworpen; N439).
62
So sind hochfrequente Wörter oft ‘irregulär’, obwohl sie früher sehr regulär waren: “However, some very
frequent nouns have irregular plurals: man - men; woman - women; child - children; foot - feet; […]” (NELSON [2001:
33]). Vgl. N451: “Hohe Tokenfrequenz dagegen führt zur lexikalischen Autonomie der Flexionsformen. Sie
werden als Ganzes separat abgespeichert und verhindern damit jegliche Assoziationen.”
63
“Ausnahmecharakter bzw. uneindeutige Klassenzugehörigkeit fördert die Übernahme eines
typenfrequenten Schemas (z.B. fech
chten,
flech
chten
ch
ch besitzen nicht die für [Ablautreihe] 4 typische Inf.-Struktur “e +
N/L”, vgl. nehm
men, stehllen)” (N435)
41
Kapitel 4
Untersuchung
4.1
Sprachenspezifische Merkmale
Äußerst wesentlich ist die Warnung, dass die Abwesenheit eines Wortes in älteren
Sprachstufen nicht mit der Idee, dass das Wort damals nicht vorkam, gleichgestellt werden
kann (vgl. schon bei WELLS [1883: 74]: “When we consider the scanty material which the
early period of any language affords, it is obvious that many words must have existed that
have not come down to us. The absence of a verb from a dialect is therefore no proof that it
not exist, […]”).
Auch wenn das Altschwedische kein *físa ‘furzen’ überliefert hat, kann man mit
großer Sicherheit dieses Verb für die altschwedische Zeit rekonstruieren, da es im heutigen
Schwedisch vorkommt (und stark konjugiert wird). Die Rekonstruktion wird durch die
Überlieferung des Verbes im Altwestnordischen und im Altdänischen gesichert. Es scheint
wenig wahrscheinlich, dass nschw. fisa aus mhd. vīsen (V121) entlehnt wurde (eine
Entlehnung dieses Verbes aus norwegischen Dialekten scheint mir wahrscheinlicher als
eine Entlehnung aus dem Mittelhochdeutschen, obwohl diese letzte Möglichkeit immer
offen bleibt).
Wenn es ein Verb im Altwestnordischen gab und im nschw./ndk. wird die
“Fortsetzung” dieses Verbes gefunden, nicht aber im Altschwedischen oder Altdänischen,
kann also die Rekonstruktion dieser Verben als ziemlich sicher gelten. So ergeht es z.B.
aschw. *gína (nschw. † gina), *grína (nschw. grina) und adk. grína (ndk. grine). Die
Schwierigkeiten der Rekonstruktion häufen sich, wenn man das Beispiel von pgm. *drītan in
Betracht nimmt. Ein altwestnordisches Verb gibt es schon (awn. dríta) und im Schwedischen
wird drita laut V84 noch dialektal verwendet (SAOB gibt das Verb nicht mehr an), wie es im
Dänischen (dritte) auch der Fall ist. Wir wissen, dass dieses Verb im Mittelniederdeutschen
42
drīten (LÜBBEN [1888, s.v. drîten]) hieß. Was sind unsere mögliche Folgerungen aus dieser
Sachlage?
1. Dieses Verb wurde ins Schwedischen und ins Dänischen entlehnt. Die
Konsonantenverdopplung bei Lehnwörtern im Dänischen fällt auf (z.B. kigge/kikke,
fornemme und skinne aus mnd. kīken, vornemen und schīnen).
2. Die Existenz des Verbs im Mittelniederdeutschen hat die Beibehaltung eines
ursprünglich anwesenden Verbes aschw. *dríta und adk. *dríta verstärkt.
3. Das Mittelniederdeutsche hat die Situation überhaupt nicht geändert. Das nschw.
drita und ndk. dritte gab es schon im Altnordischen, wie die Überlieferung des awn.
dríta zeigt.
Wenn ich ein Verb selber rekonstruiert habe (dann steht in der Liste keine
Literaturangabe), wird dieses Verb als “ursprünglich schwach” gerechnet, auch wenn es
wohl stark sein konnte (so z.B. bei aschw. *físa).
Im folgenden Subkapitel werden zuerst einige Vorbemerkungen gemacht, sowie
Einzelverben, die sich kaum mit anderen nordgermanischen Sprachen vergleichen lassen,
besprochen. Diese Einzelverben sind nicht im Anhang 12 dargestellt.
4.1.1
Protogermansich
160
140
120
100
Wells (1883)
Seebold (1970)
80
60
40
20
0
I
Abbildung 7
II
III
IV
V
VI
VII
Anzahl starker Verben im Protogermanischen
43
4.1.2
Runengermanisch
In den Runeninschriften sind nicht so viele starke Verben überliefert worden (vgl.
JÓHANNESSON [1923: 65ff.]). Dies heißt, das diese Sprachstufe außer Betracht gelassen werden
kann. In Tabelle 5 sind überlieferte Verbformen angegeben (vgl. auch KRAUSE [1971: 54 u.
121f.], ANTONSEN [1975: 22] und MAKAEV [1996: 98]).
Tabelle 5 - Starke runengermanischen Verben (JÓHANNESSON [1923: 65ff.])
Wort
Form
Infinitiv
Klasse
Überlieferungszeit
[ra]ist
warAit
wa|rit|u
ƀAriutiþ64
ƀArutR
warb
fAlAhAk
unnam
kam
skorin
suemand(e)
is
iR
was
ǥiƀu
ǥAf
ligi
[s]laǥinaR
ǥ[A]land(e)
haiteǥa
1. (3.) Sg. Ind. Prät.
3. Sg. Ind. Prät.
1. Sg. Ind. Präs.
3. Sg. Ind. Präs.
3. Sg. Ind. Präs.
3. Sg. Ind. Prät.
1. Sg. Ind. Prät.
1. Sg. Ind. Prät.
3. Sg. Ind. Prät.
Nom. Sg. Mask. Part. Prät.
Nom. Sg. Mask. Part. Präs.
3. Sg. Ind. Präs.
3. Sg. Ind. Präs.
3. Sg. Ind. Prät.
1. Sg. Ind. Präs.
3. Sg. Ind. Prät.
3. Sg. Konj. Präs.
Nom. Sg. Mask. Part. Prät.
om. Sg. Mask. Part. Prät.
1.
Sg.
Ind.
Präs.
Mediopassiv
1.
Sg.
Ind.
Präs.
Mediopassiv
1.
Sg.
Ind.
Präs.
Mediopassiv
Nom. Sg. Mask. Part. Prät.
2. Sg. Imperativ
3. Sg. Ind. Prät.
2. Sg. Imperativ
1. Sg. Ind. Präs.
*rîstan
*wrîtan
*wrîtan
ƀreutan
ƀreutan
*werpan
felhan
*und-neman
*kweman
*skeran
*sweman
*wesan
*wesan
*wesan
*ǥeƀan
* ǥeƀan
*liǥjan
*slahan
*ǥalan
*haitan
1
1
1
2
2
3
3
4
4
4
4
5
5
5
5
5
5
6
6
7
4. Jhr.?
7. Jhr.
6. Jhr.
7. Jhr.
8. Jhr.
700
8. Jhr.
600
700
?
?
6. Jhr.; 700
600
6. Jhr.
6. Jhr.
7. Jhr.
7. Jhr.
6. Jhr.
700
5. Jhr.
*haitan
7
5. Jhr.
*haitan
7
6. Jhr.
*haitan
ƀûan
*hawwan
*râðan
*snûan (< *snôwan)
7
7
7
7
7
6. Jhr.
7. Jhr.
600
8. Jhr.
7. Jhr.
hateka
haiteka
haitinaR
ƀuu
iu
rað
snuh|ekA
4.1.3
Altwestnordisch
Zielsetzung dieser Studie ist festzustellen, wie viele Verben im Altwestnordischen,
Altschwedisch und Altdänischen überliefert wurden. Im Altwestnordischen ist insgesamt
44
mit 220 Verben zu rechnen. Folgende Abbildungen stellen die Quantität jeder Klasse sowie
ein Vergleich mit dem Protogermanischen. Als Fortsetzung dieser Sprache dar, und zwar im
Vergleich zum Protogermanischen.
160
140
120
100
pgm.
awn.
80
60
40
20
0
1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse
Abbildung 8
Anzahl starker Verben im Protogermanischen und im Altwestnordischen
60
50
40
30
20
10
0
1. Klasse
Abbildung 9
2. Klasse
3. Klasse
4. Klasse
5. Klasse
6. Klasse
7. Klasse
Anzahl starker Verben im Altwestnordischen
45
4.1.4
Isländisch
Die meisten isländischen Verben sind in der älteren Sprache gut bezeugt. Jedoch sind zwei
Verben nicht bei Seebold erwähnt worden (nisl. slökkva und hnjóta). Für hnjóta ‘stolpern’
habe ich keine vergleichbaren Verben in den anderen Sprachen gefunden, für slökkva
(heutzutage auch swv) kann man das Nynorsk betrachten, das mit sløkke ein gemeinsames
Verb aufweist (die Bedeutung beider Verben ist ‘löschen’). Slökkva gehört zur 3. Klasse,
während hnjóta Teil der 2. Klasse ist.
4.1.5
Färöisch
Wie beim Isländischen sind nur wenig Verben schlecht belegt. Ein davon, nerta ‘berühren’,
kann man mit nisl. snerta ‚berühren‘ vergleichen. Auffällig ist der Verlust des anlautenden
[s-]. Die Semantik aber sichert die Nachbarschaft beider Verben. Ein weiteres Verb (hveppa
hveppa
‘anfangen’) lässt sich wohl mit dem Nynorsk (kveppa
kveppa ‘anfangen’) vergleichen, aber weitere
Belege habe ich nicht. Auch bei gretta ‘fehlschlagen’ kann ich keine vergleichbare Verben
finden. Diese drei Verben gehören zur 3. Klasse.
4.1.6
Nynorsk65
Zum Verbalparadigma des Nynorsk sind dreierlei Anmerkungen zu machen. Zuerst haben
starke Verben nicht nur im Indikativ Präteritum, sondern auch im Indikativ Präsens eine
einsilbige Form. Awn. bítrr ‘[er] beißtt’ heißt im Nynorsk nicht **biter
er,
er sonder bit. Die -er Form
wurde in der Rechtschreibungsreform von 2011 nicht länger zugelassen (wohl wegen der
geringen Verwendung dieser Form [0,4% der Fälle]).
“Status
Status i dag: Presens av sterke verb kann i dag ha klammeform på [-er]: bit [biter, kjem [kjemer].
Framlegg til ny rettskriving: Klammeforma [-er] går ut, slik at kortforma i presens blir eineform: bit,
kjem, dreg.
Normhistorikk:
Normhistorikk: Presens [-er] av sterke verb kom inn som klammeform i 1917-rettskrivinga, og har sidan
hatt den statusen.” [SPRÅKRÅDET, 2011: 179]
Zweitens enthält das Partizip Perfekt im Nynorsk eine spezifische Endung, die es nicht
bei den schwachen Verben gibt, wodurch die “starken” Verben äußerst klar zu
identifizieren sind (siehe 3.3.1). Diese Endung ist -e , z.B. nn. eg har funnee ‘ich habe gefunden’
und findet seinen Ursprung in -et (Tilgung der auslautenden -t; siehe auch FJELDSTAD [1972:
123]).
46
Diese -e-Endung sorgt dafür, dass es formal gesehen keinen Unterschied zwischen
dem Supinum und dem Infinitiv mehr gibt. So ist das Nynorsk für eine Korpusuntersuchung
nicht sehr gut geeignet. Sucht man z.B. nn. hive, bekommt man 21 Treffer. Es wird nicht
verdeutlicht, ob diese Formen Infinitive oder Supina sind. Diesem Problem begegnet man
auch, wenn man schwache -a-Formen wie kastaa betrachtet. Diese Form kann zuerst eine
Partizip Perfektform sein. Zweitens ist es möglicherweise ein Indikativ Präteritum und
drittens könnte es auch manchmal ein Infinitiv auf -a sein.
Es gab vorher auch die Möglichkeit statt -e ein -i zu schreiben (siehe für die
Normhistorik SPRÅKRÅDET [2011: 180]). Diese Möglichkeit wird nicht länger akzeptiert:
“Status
Status i dag: I supinum av sterke verb er forma -i jamstilt med forma -e (lese/lesi, funne/funni).
Framlegg til ny rettskriving: Supinumforma på -i av sterke verb går ut or nynorsk rettskriving, og
forma med -e blir eineform: lese, funne.” [SPRÅKRÅDET, 2011: 180]
Drittens ist zu bemerken, dass die Infinitivformen im Nynorsk entweder auf -a oder
auf -e enden können (siehe auch SPRÅKRÅDET [2011: 171]).
“Merk: I dette heftet nyttar eg a-infinitiv, men på nynorsk kann du velja mellom infinitiv på -a
(vera, springa) eller -e (vere, springe) eller kløyvd infinitiv (vera, springe). Du avgjer sjølv kva
slags infinitivsform du vil nytta, men ver konsekvent og pass på så du ikkje skifter mellom t.d.
a-infinitiv og e-infinitiv i den same teksta.” (FRIDTUN [2011: 8])
Das Prinzip des kløyvd Infinitivs erfahren wir z.B. bei HÆGSTAD [1910: 34]:
“I austlandsk fær die gjerningsordi som i gamalnorsk hev lang vokal (graata, bita), eller som
hev tvifelt konsonant (ganga, halda), -e i nemnemaaten [= Infinitiv]: graate, bite, gange, halde
medan die andre ordi fær -a: bera, fara, taka, draga.”
Folgende Verben sind nicht leicht mit anderen Sprachen zu verknüpfen (die Analyse
dieser Verben basiert auf TORP [1919]):
•
asa [VI] < *jas-, Kausativ zu *jesaną [V. Klasse, ”gären”], vgl. mnd. asen (swv);
(Wäre dann nicht eher von nn. **esa auszugehen? *jasijaną sollte zu an. *asjã
werden, und man würde ein Umlaut des a erwarten)
•
blekke [IV], sekundäre Bildung aus awn. blaka (swv);
•
dryse,
dryse drjose [II] aus pgm. *dreusaną ”fallen”;
•
fline [I], vgl. nschw. flina (swv) und ndk. flina (laut Ordnet dialektal);
•
gleppe [IV], vgl. bm. gleppe; glippe [III]; aus dem mnd. glippen (swv), vgl. weiter
nschw. gläppa (dialektal), ndk. glippe und nfär. gleppa [III];
47
•
glette [IV] aus pgm. *glentaną? Vgl. mhd. glinzen sowie nschw. glinta/glänta;
•
gline [I], wohl sekundär stark; vgl. nschw. glina (dialektal);
•
grupe [II]; vgl. nschw. dialektal grypa, ndk. grubbe;
•
gyve [II], vgl. bm. gyve [II] (vs. nisl. gufa, nfär. gufa, nschw. guva; gåva
[dialektal], alle swv), sekundär stark;
•
klekke [IV], wohl aus dem ahd. klecken; vgl. nschw. kläcka (vorher stark, jetzt
schwach);
•
klette [IV]: ”Den sterke bøining vistnok sekundær.” [TORP, 1919: 285];
•
knekke [IV], vgl. bm. knekke [III], ndk. knække (vorher auch stv), nschw. knäcka
aus mnd.?
•
knerte [IV]: ”Neppe [kaum] oprindelig sterkt vb” [TORP, 1919: 297];
•
knette [IV] (und sekundär gnette [IV]), vgl. bm. knette [III] aus awn. knetta
(swv): ”Den sterke bøining er neppe oprindelig” [TORP, 1919: 297];
•
kreke [V], vgl. bm. kreke (vorher auch stark, jetzt schwach);
•
kveppe [IV], vgl. bm. kveppe [III], mit nfär. hveppa [III] verknüpfbar;
•
nype [II], vgl. mit nschw. nypa [II] (aus an. nýpa, swv);
•
skvelpe [IV], undeutlich;
•
sløkke [VIII] aus an. *sle(n)kwã? Vgl. awn. slokinn, nisl. slökkva, aschw. släkkia,
slökkia, slykkia; nschw. släcka, ndk. slukke;
•
snype [II], wohl aus nype mit s-Erweiterung (vgl. Englisch sneeze);
•
strekke [IV], vgl. bm. strekke (till) [III], vgl. nschw. sträcka und ndk. strække
(swv);
•
strupe [II], vgl. mit nschw. strypa [II].
Folgende Verben waren vorher im Nynorsk stark, jetzt aber nicht länger:
•
klesse [IV, jetzt schwach], vgl. bm. klesse [III]: unsicher und sekundär. Auch
bm./nn. klaske mit Nebenform kleske mit einer Assimilation? Siehe TORP (1919:
284);
•
kute [II]: ”Den sterke bøining er ikke oprindelig” (TORP, 1919: 339); Mit bm. kyte,
das früher auch stark, jetzt aber schwach konjugiert wird, verknüpfbar.
48
4.1.7
Bokmål
Ohne dass ich hier spezifisch auf die Sprachsituation in Norwegen zu sprechen können
möchte, muss schon kurz etwas über die Formenvielfalt gesagt werden. Obwohl man
versucht, das Bokmål zu “vernorwegischen“, muss man darauf achten, dass es innerhalb
Norwegens mehrere Dialekte gibt. Auch die gesprochene Sprache unterscheidet sich örtlich
sehr deutlich, und dies ist der Grund, warum es viele unterschiedliche Formen gibt
(KULBRANDSTAD/LUNDEBY [1987: 89]: “Men det er stor variasjon i talemålet i Norge, og derfor
kann et stort antall ord skrives og bøyes på flere måter […] Denne stor valgfriheten er et
karakteristisk trekk ved norsk rettskrivning” 66 ). Das folgende Zitat zeigt, dass diese
unterschiedlichen Formen auch in der Konjugation starker Verben wichtig ist:
“Ofte finnes det i BM [Bokmål] valgfrie former i preteritum - en tradisjonell moderat form med
monoftong og en radikal form med diftong. Valget av form bestemmes også her ofte av
stilhensyn, [...].” FJELDSTAD (1972: 60)
Über die Entwicklung der Supinumform muss auch kurz noch etwas gesagt worden.
Ich nehme an, dass Formen als dettet, bristet, giddet, gleppet, klesset (< dette, briste, gidde, gleppe,
klesse) als schwach zu betrachten sind. Wenn dies nicht der Fall wäre, warum wäre
fornemmet (< fornemme) schon eine schwache Form? In den Wörterbüchern wird noch immer
beschrieben, dass dettet auch konjugiert werden kann (dettet/detten - dettet - detne), aber die
adjektivische Flexion der Partizip-Perfektformen wird nicht häufig verwendet. So würde
man eher en skrevett bok schreiben statt en skreven
n bok, und dies trägt dazu bei, dettet als eine
schwache Form zu betrachten.
Ganz generell gesehen ist die Entwicklungstendenz der Supinumformen im Bokmål
folgendermaßen zu beschreiben: Ursprünglich gab es einen Lautwechsel im Supinum (z.B.
skrive - har skreevet; binde - har bu
undet). Dieser Lautwechsel wird abgebrochen, und man
übernimmt den Vokal des Infinitivs (briistet statt bru
ustet; forneemmet statt fornu
ummet; kliinget
statt klu
unget). Schließlich wird diese neue Form anhand einer Synkope gekürzt, wodurch
man meistens eine pure schwache Form bekommt (bedet wird zu bedt; *flytet [aus älterem
*fløtet/*flotet] wird flytt). Auch schon bei Knudsen (1880) ist dieser Prozess zu spüren:
”Undertiden taber dog part. passiv kønnet og går for så vidt over i de „svage“, kønløse (§ 228)
„tillægsformers“ klasse, nemlig når det undergår forkortning; ti istendenfor sine to stavelser, to
endelser og to køn får det da en stavelse, en endelse (på t) og et køn. Buden og budet bliver
forkortet til budt, bruden og brudet til brudt. Ved nogle verber har den forkortede form
fortrængt den oprindelige, ved andre bruges den ældre og yngre om hinanden. Æden og ædet,
49
skuden og skudet er fortrængt av ædt og skudt. Derimod bruges f. eks. holden og holdet, falden
og faldet ved siden av holdt og faldt: (han, hun, det er holdt, f. eks. i ære).” KNUDSEN (1880: 61f.)
Ich verstehe die mögliche Kritik, Verben wie gidde - gadd - giddet; dette - datt - dettet
sollen der 5. Klasse zugeschlagen werden (da diese Klasse im Partizip Perfekt den
Infinitivvokal aufweist: got. qiiþan - qaþ - qēþum - qiiþans), sicherlich. Das macht aber die
Verbeinteilung unnötig schwierig.
Wenn wir eine Korpusuntersuchung nach den Frequenzen vom [PRÄTERITUM] und
[SUPINUM] im Schwedischen und im Dänischen durchführen, ergibt - sich, dass das
[PRÄTERITUM] viel häufiger (über zwei Mal so viel) verwendet wird.
50,00%
45,00%
40,00%
35,00%
30,00%
Schwedisch
Dänisch
25,00%
20,00%
15,00%
10,00%
5,00%
0,00%
Infinitiv
Abbildung 10
Ind. Präs.
Ind. Prät.
Supinum
Unspezifisch
Frequenzen der schwedischen und dänischen starken Verben (prozentuell)
Auch im Bokmål scheint dies der Fall zu sein, da es sich aus einer Korpusuntersuchung
der ersten und zweiten Klasse erwies, dass das [SUPINUM] weniger verwendet wird: 7.369
34% Supinumformen) in der ersten Klasse;
[PRÄTERITUM]-Belege vs. 3.827 [SUPINUM]-Belege (34%
3.291 [PRÄTERITUM]-Belege vs. 1.763 [SUPINUM]-Belege (35%
35% Supinumformen) in der zweiten
Klasse. Die Zahlen sind gleichartig im Dänischen (25%
25% Supinumformen, 75%
Präteritumsformen) und im Schwedischen (30%
30% Supinumformen gegenüber 70%
Präteritumsformen).
Diese niedrige Frequenz hat als Folge, dass die starken Supinumformen nicht länger
als stark profiliert werden können, weshalb innerhalb der Zeit diese Verben schwach
50
werden. Zuerst verliert man, wie oben beschrieben, den Ablaut, wodurch die Supinumform
wie eine schwache Form aussieht. Das Ganze sorgt dafür, dass -a- mehr und mehr als
Präteritumsvokal gilt (61 der 159 Verben, oder fast 40% hat diesen Vokal als
Präteritumsvokal; wenn wir die 1. und 2. Klasse, die in allen germanischen Sprachen eine
sehr ausgesprochene Vokalalternanz haben, außer Betracht lassen, wird -a- als
Präteritumsvokal in 66% der starken Verben verwendet).
Folgende Verben sind nicht leicht zu verknüpfen mit anderen Sprachen:
•
bety [II], vgl. ndk. betyde [II] aus dem mnd. beduden (awn. þýða); Das ndk. tyde
wird nicht länger verwendet;
•
brekke [III], vgl. ndk. brække (früher stv, jetzt swv), aus mnd. breken (stv).
Folgendes Verb war vorher im Bokmål stark, jetzt aber nicht länger:
•
4.1.8
smække (aus mnd. smecken, swv)
Altschwedisch
Im Altschwedischen sind 188 starken Verben überliefert worden
160
140
120
100
pgm.
aschw.
80
60
40
20
0
1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse
Abbildung 11 Anzahl starker Verben im Protogermanischen und im Altschwedischen
51
60
50
40
30
20
10
0
1. Klasse
2. Klasse
3. Klasse
4. Klasse
5. Klasse
6. Klasse
7. Klasse
Abbildung 12 Anzahl starker Verben im im Altwestnordischen
4.1.9
Schwedisch
Folgende Verben sind nicht leicht zu verknüpfen mit anderen Sprachen:
•
dimpa [III], wohl sekundär;
•
klicka [III], sekundär (vgl. ndk./bm./nn. klikke);
•
knyta [II], vgl. bm. knyt(t)e aus awn. knýta (swv), sekundär stark (HELLQUIST,
1922: 332).
52
4.1.10 Altdänisch
Im Altdänischen sind 173 starken Verben überliefert worden.
160
140
120
100
pgm.
adk.
80
60
40
20
0
1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse
Abbildung 13
Anzahl starker Verben im Protogermanischen und im Altdänischen
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
1. Klasse
Abbildung 14
2. Klasse
3. Klasse
4. Klasse
5. Klasse
6. Klasse
7. Klasse
Anzahl starker Verben im Altdänischen
53
4.1.11 Dänisch
Folgende Verben sind nicht leicht zu verknüpfen mit anderen Sprachen:
•
adk. *driūgha;
*driūgha; drȳgha
drȳgha [II] (awn. drýgja) aus pgm. *dreuǥaną ”Gefolgschaft
leisten” (vgl. got. driugan und ae. drēogan). Jetzt nicht mehr vorhanden;
•
adk. slīka
slīka [I] (jetzt ausgestorben), vgl. aschw. slika (nschw. slika †) und nn. slike
(beide swv) aus dem mnd. sliken (stv);
•
tvinde [III], awn. tvinna (swv, hieraus auch nisl. tvinna, nfär. tvinna, nn. tvinne
und nschw. tvinna alle swv; bm. tvinne, vorher stark [jetzt schwach])
4.1.12 Ältere nordgermanische Sprachen verglichen
60
50
40
awn.
aschw.
adk.
30
20
10
0
1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse
Abbildung 15
4.2
Anzahl Verben (klassenmäßig) in den älteren Sprachstufen
Verbenspezifisch
Hier möchte ich auch noch eine kurze Diskussion in Bezug auf einige Verben anfangen.
SEEBOLD (1970) rekonstruiert kein *ffneusaną ‘schnauben’, obwohl dafür schon einige
Formen überliefert worden sind. Zuerst ist ae. fnēosan (H149) überliefert (me. fnēsen), sowie
mnl. fniesen (1485) und mhd. phnūsen (Aoristpräsens67? pgm. *fnūsaną?). Awn. fnýsa muss
54
wohl schwach gewesen sein (Kausativ? pgm. *fniusijaną V136). Daneben wird nschw. fnysa,
adk. fnȳsa sowie ndk. fnyse und bm. fnyse stark konjugiert (nn. fnyse wird schwach
konjugiert; siehe VENÅS [1967: 64] für die starken Nynorsk-Belege dieses Verbs). Dazu ndk.
fnisa (stv), nschw. fnissa (swv) und bm. fnise (swv) als sekundäre Bildungen wegen
Itakismus68?
Diese Form (*ffneusaną) muss wohl mit *hneusaną (awn. hniósa) verglichen werden (vgl.
Englisch sneeze [“English forms in sn- appear late 15c.; change may be due to a misreading of
fn-, or from Norse influence. But OED suggests Middle English fnese had been reduced to
simple nese by early 15c., and sneeze is a „strengthened form“ of this, „assisted by its
phonetic appropriateness.” HARPER (2013, s.v. sneeze)] mit nn. snype).
SEEBOLD (1970) rekonstruiert auch kein *hwe(n/k?)kaną ‘zur seite Springen’ aus awn.
*hvekka (nur Präteritum hvakk überliefert), nfär. hvökka, nn. kvekka, nschw. dial. väkka,
‘zusammenfahren’, vgl. Shetlandisch hwekk ‘plötzlicher schrecken’ (V270)
Eine gute Frage ist, wie sich nschw. klyva - kliva sowie nisl. kljúfa - klífa und nfär. klúgva
- klíva (siehe *kleu̯ƀaną und *klei̯ƀaną im Anhang 12) zueinander verhalten. Die zwei Theorien
sind die folgenden:
1. Die Verben stammen aus pgm. *kleu̯ƀaną und *klei̯ƀaną. Dafür spricht die
Tatsache, dass das Altwestnordische kljúfa und klífa aufweist, wie das
Altschwedische (kliūva > klȳva und klīva) und Altdänische (kliūva > klȳva und
klīva) das tun.
2. Die Verben stammen aus *klei̯ƀaną und werden durch Itakismus (vgl. Anm. 68)
kreiert: klȳva wird so zu klīva. Dies ist aus schwedischer und dänischer Sicht zu
verstehen, aber ist dies mit dem Isländischen und Färöischen verknüpfbar?
Meiner Ansicht nach ist die erste Theorie am plausibelsten. Dafür spricht die färöische
Form klúgv
úgva:
úgv Diese Verschärfung benötigt ein ú oder ó im Altnordischen (“After ON [Old
Norse] /ú, ó/ we get /gv/ in Modern Faroese” THRÁINSSON (2012: 402); z.B. búa > búgv
úgva).
úgv Aus
**klýfa lässt sich nfär. klúgva nicht erklären.
55
4.3
4.3.1
Untersuchung der einzelner Klassen69
1. Klasse
Die Verben der ersten starken Klasse sind diejenigen, die ppgm. *K(K)ei̯(K)(K)aną (pgm.
*(K)Kīī(K)(K)an-) als Verbstruktur haben (<ei̯> wurde zuerst als Diphthong ausgesprochen; im
Gotischen wird noch immer <ei> geschrieben, auch wenn es den Wert eines Monophthongs
hat; vgl. BRAUNE [2004: 37]; WOLFF [1990: 47] und SCHWEIKLE [2002: 106]). Verba pura (d.h.
Verben ohne auslautenden Konsonanten, sondern mit auslautendem Vokal) kommen kaum
vor. Ein Beispiel wäre pgm. *skrīan- ‘schreien’, dass im Altschwedischen, sowie im
Altdänischen eine -k-Erweiterung bekam und somit heutzutage nschw. skrika, ndk. skrige
und bm./nn. skrike eingebracht hat. Diese Erweiterungen sind nicht ungewöhlich bei diesen
Verba pura. So wird im Englischen bei Verba pura dem Verbstamm oft ein -w hinzugefügt (to
blow
w, to row
w, … vs. nnl. roeiien).
Die Mehrheit der Verben hat nur einen Konsonanten, der auf pgm. *ī folgt (die einzige
Ausnahme im awn. ist ríst
sta,
st und es wundert nicht, dass dieses Verb im nisl. schwach
geworden ist, wie es schon in altschwedischer und altdänischer Zeit der Fall war [im
Runenschwedischen u. Runendänischen war es noch stark]).
Die phonologische Struktur dieser Klasse legt sich also in altnordischer Zeit so viel wie
möglich auf an. *K(K)íK
Kã fest. Im Altwestnordischen gibt es dazu eine wichtige Innovation,
wodurch Verben auf pgm. *-īkan- nach dem -k- einen Übergangslaut (entweder j oder v)
bekommen [S118; NOREEN (1923: 190f.)]: z.B. pgm. *blīkan- wird awn. blíkjja.
Für diese Klasse sind SEEBOLD (1970) zufolge 94 Verben zu rekonstruieren, und noch 9
extra (mnd., mnl. und/oder mhd.) Verben wurden spät überliefert.70 RINGE (2006: 239)
nimmt 30 protogermanische Verben an (siehe RINGE [2006: 239] Fußnote 6 für seine
Kriterien) und „[a]bout an equal number of well-attested examples are restricted to various
subgroups of the family“ (RINGE [2006: 239]). WELLS (1883) nimmt 101 Verbformen an, zu
denen auch einige Verben gestellt werden, über die Seebold keine Aussage macht (z.B. *bris; *briþ- für mhd. brisen und briten). Zu erwarten ist, dass diese Verben sekundär stark sind.
Von den drei Aoristpräsentien pgm. *diǥan-, *wikan- und *stikan- wird nur *wikan- im awn.
zurückgefunden. Im Altwestnordischen nimmt es die Konjugation der 5. Klasse an. Diese
Klasse enthält 20,6% aller protogermanischen starken Verben.
56
Im Altwestnordischen sind 40 (18,2% [Die Prozensätze bedeuten, wie groß die
Ablautreihe in Relation zu den anderen ist; 40/220 ist 18,2%]) Verben übrig geblieben, im
Altschwedischen sind noch 33 (19,1%) starke Verben überliefert. Das Altdänische enthält 39
(21,9%) starken Verben, von denen einige schon Entlehnungen gewesen sind (z.B. adk. blīva
aus mnd. blīven).
Isländisch
Diese Sprache hat die starke Flexion sehr gut bewahrt, auch wenn lautgesetzlich bei Verben
auf stammauslautendem -g (z.B. mígga) Kurzformen entstanden sind: hné, mé, sé, sté und vék
(siehe z.B. STURTEVANT [1956]). Diese wurden mittels Analogie durch hneig, meig, seig, steig
und veik ersetzt (auch im Altdänischen so, wo die Analogie schon stattfand [BRØNDUMNIELSEN (1971: 40)]). Jetzt gelten die Kurzformen als selten, poetisch oder literarisch.
Das Isländische enthält noch genau 34 starke Verben (inkl. des veralteten Lehnworts
blífa [< mnd. blīven]). Einige Verben sind schwach geworden und noch einige wurden nicht
länger in den Wörterbüchern zurückgefunden.
zurückgefunden
•
ríísta > riista [noch nicht schwach bei S372]
•
riita [bei S566 noch rííta, stv]
•
blíka [S118, swv und V44; nisl. blika bedeutet dassalbe wie als awn. blíkja und wird
schwach konjugiert - ist dies die moderne Fortsetzung vom awn. blíkja71?]
•
físa ‘furzen’ [bei S191 noch älter stv; nicht länger im Wörterbuch vorhanden: durch
prumpa ‘furzen’ ersetzt?]
•
hníta [S267 vermeldet schon nisl. hníta, sowie V244]
•
grína [S236 gibt keine awn. Form an; V189 zufolge gäbe es wohl awn. grína, das auch
im nisl. vorhanden sein sollte, wie es im Neufäröischen der Fall ist]
•
† síða ‘zaubern’ [oder ist nisl. siða ‘unterrichten’ hiermit zu verbinden?]
•
† *svíga.
Zwei Verben sind analog dieser Klasse beigetreten (nisl. klípa aus älter klýpa [Itakismus, vgl.
Anm. 68] und kvíða).
Färöisch
Im Neufäröischen sind noch 31 starke Verben da (von denen vier auch schwach konjugiert
werden können: dríta, svíða, svíkja und víkja). Vier Verben wurden nicht wiedergefunden
(awn. blíkja, síða [Gehört awn. síða ‘zaubern’ zu nfär. siða [swv] ‘unterrichten’?], svífa und
57
*svíga), fünf weitere werden heute schwach konjugiert (físa, gína, rista, sníða und rita). Bíða
hat eine veraltete starke Konjugation und wird heute am meisten stark flektiert. Es ist mit
einem Lehnwort (glíða aus mnd. glīden) in neueren Zeiten zu rechnen. (In den Anhängen
sieht man nur 28 Verben. Mann muss darauf achten, dass ríða, rína und ríva stets auf zwei
awn. Verben zurückzuführen sind (vgl. Anm. 69). Diese Verben haben wr-, hr- oder r- als
Anlaut, und da pgm. wr- und hr- sich im Färöischen zu r- entwickelt haben, ist ein
Zusammenfall einiger Verben zu erwarten).
Nynorsk
VENÅS (1967) bespricht 73 mögliche starke Verben im Nynorsk, aber irgendwie hat er das
Verb nn. sive vergessen. In der heutigen Sprache sind 53 Verben geläufig, eine größere Zahl
als im Altwestnordischen. Wieso wird dies ermöglicht?
Zuerst gibt es die 40 alten altwestnordischen Verben, von denen im Nynorsk noch
immer 34 vorkommen. Blike, gine, riste, svige und rite werden heute schwach konjugiert; awn.
síða ist im Nynorsk nicht (mehr?) vorhanden.
Daneben
profitiert
das
Nynorsk
von
den
Entlehnungen
(8)
aus
dem
Mittelniederdeutschen. Folgende nn. Verben haben einen mnd. Hintergrund: bli ’werden’
(schon in awn. Zeit; gilt für das Nynorsk deshalb nicht als sekundär), blive ’ertrinken’
(semantisch von bli verschieden, wie auch formell), gli(de) , glime, kike, knipe, li(de) (die
Bedeutung
’leiden’
kommt aus
dem
mnd.), pipe und skrive (die schwachen,
altwestnordischen Konjugation, wurde sicherlich durch die starke mnd. Konjugation
ersetzt, da sich auch die Semantik geändert hat). Daneben muss bei den folgenden Verben
mit mnd. Einmischung (3) gerechnet werden: gni(de), skrike und stri(de). Auch hive, das aus
dem Englischen (1) stammt (to heave), gehört dieser Gruppe an.
Als sekundäre Bildungen und sekundäre (7) starke flektiert gehören hierzu fline (im
Dänischen ist fline dialektal vorhanden, sowie flina im Schwedischen), gline (vgl. glime), klipe
(vgl. nisl. klípa aus klýpa), sive (Herkunft unbekannt; Wurde dieses Verb dem mhd. sifen
‘tropfen’ entlehnt? Vgl. mnd. sipen [LÜBBEN (1888) s.v. sipen]), skli(de) (ist die Entstehung
dieses Verbs aus einer Dissimilation von skrrida mit Einfluss von gllida zu erklären?), smite (ist
dies eine Entlehnung aus dem Englischen to smite; dem Dänischen at smide, Altdänisch smite
oder dem Mittelniederdeutschen smīten?), snike (aus awn. sníkja).
58
Bokmål
Das Bokmål hat noch 37 starke Verben in dieser Klasse. Doch erscheint diese Klasse, im
schroffen Gegensatz zum Niederländischen und Deutschen, nicht ganz einheitlich. Die
größte Schwierigkeiten gibt es bei der Partizip-Perfektform, die einige Variationen
aufweist, wodurch nur 17 Verben als exklusiv stark zu betrachten sind. Bevor wir die
Partizip-Perfektform anschauen, wäre es angebracht zuerst die einheitliche Form des
Präteritums zu erklären.
Es gibt in dieser Klasse die Möglichkeit im Präteritum freilich zwischen -e- und -ei- zu
wählen (die Ausnahmen sind kvein und skein [älter auch skjjen], die aber beide nicht oft72
verwendet werden). Was jedoch am meisten vorkommt, ist die -e- Form 73 , was man
(mittel)dänischem, sowie (mittel)schwedischem und wohl auch mittelniederdeutschem74
Einfluss zuschreiben kann. Wir erinnern uns daran, dass der alte Diphthong pgm. *ai sich zu
awn. ei und aon. ē (und as. ē) entwickelte. Die Alternanz ei/ē lässt sich zweifellos hierauf
zurückführen (vgl. Nynorsk, das -ei- im Präteritum verwendet). Wenn man die -ei-Form bei
Kurzformen verwendet, fällt dabei das -d auf (z.B. å gni - jeg gnedd vs. jeg gnei). Der j-Einschub
bei skjjet und ehemaligem skjjen muss sich wohl aus graphematisch-phonologischen Gründen
erklären lassen: <ski-> [ʃ] und <skjje> [ʃ]. Bei BERULFSEN (1969) und LULOFS (2005) gibt es keine
Beispiele von <ske>, mit Ausnahme von Skellefteå [ʃ] [eine schwedische Stadt], skepsis [sk]
u.Ä. und sketsj [sk], was also dessen hypothetischer Wert im Bokmål wäre, darüber bin ich
mir nicht sicher.
Knudsen (1880: 59): ”216. Anm. 3. Det skulde hedt gælder, skælver, skærer med hård (ɔ: virkelig)
g og k. Men forved blød selvlyd (ɔ: e - i - y - æ - ø) har jo g og k nu blød udtale, idet g ud tales
[sic] som gj (ɔ: j) og k som kj. Altså: gjælder (jælder), skjælver, skjærer (enten så her j skrives
eller ej). Men det er galt at føre denne bløde udtale over på de andre hovedformer og sige
gjaldt (jalt), skjalv (sjalv), skjar; ti her finde singen blød selvlyd, som kunde have blødgjort g
tilg j el. k til kj.”
Schwache Formen werden im Präteritum nicht so oft verwendet. Wenn wir die
Resultate aus dem norwegischen Korpus zusammenstellen (inkl. schwache Formen), erweist
es sich, dass weniger als 2% schwache Formen sind. Nur das Verb skinne ‚scheinen‘ wird am
meisten schwach konjugiert, wohl wegen dessen phonologischer Struktur, die einen kurzen
[i]-Vokal enthält, statt eines langen [i:]-Vokals, der für diese Klasse als Standard gilt.
Was die Perfektform angeht, sind zumindesten zwei Regeln zu berücksichtigen. Zuerst
bekommen Verben mit der Struktur [(K)Ki:te]
i:te] im Partizip Perfekt eine Vokalkürzung und
59
ein extra Dentalsuffix: å bitte [bi:tə] vs. (jeg har) bitt
tt [bit]. So auch drite75, lite76, skite und slite.
Wie sind diese Formen nun zu bezeichnen? Eine (quantitative) Vokalalternanz gibt es
schon, aber doch auch deutlich ein Dentalsuffix (das zusätzliche -t). Da [i] aus [e:] nicht zu
erklären ist, muss hier von einer sekundären Vokalalternanz die Rede sein (vgl. mit dem
Englischen breed - bred, das von ROYSTER [1910] als secondary ablaut bezeichnet wird77). Zuerst
wurde die Form bitet akzeptiert, wonach eine Synkope vorlag, die bitt als Resultat gab,
wodurch der Vokal gekürzt wurde. Diese Formen werden deshalb als schwach bezeichnet.
Die dauernde phonologische Reduktion hat dafür gesorgt, dass die Verben78 bli(ve)
‘ertrinken’, gli, gni, li ‘vergehen [Zeit]’, li(de) ‘leiden’, ri(de), skri(de), stri(de), svi, vri im Perfekt
eine schwache Form mit Doppeldental bekommen haben (z.B. glidd
dd,
dd,
dd).
dd gnidd
dd ridd
dd Während
WESTERN (1921: 322) noch blevet als “gamle form” in der “skriftsproget” erwähnt, ist jetzt
nur noch von blitt
tt79 die Rede. So ergeht es auch stredet, das (so WESTERN, 1921: 322) auch als
“en foreldet litterær form” gilt. Hevet wird auch kurz erwähnt (WESTERN, 1921: 321). Daneben
enthalten einige Verben noch ein “normales” Dentalsuffix (z.B. grintt, hivdd, klivdd, …).
Fünf Verben sind heutzutage schwach (rite, riste, neie, rine, bie) und zehn sind nicht
länger vorhanden (awn. bíða, bíta, gína, hníta, hrífa, hrína, rísa, síða, sníða, *svíga). Daneben gibt
es zwei Analogiefälle (klipe, knipe) und neun Lehnwörter (gli, hive, knipe, skrive, gni, pipe, skrike,
stri[de] und skinne).
Schwedisch
Im Altschwedischen sind laut Noreen (1904) 36 Verben überliefert worden, von denen eins
(aschw. smīða) im Altschwedischen sekundär stark gebildet wurde (S438; d.h. dass es im
Protogermanischen wohl nicht stark konjugiert wurde). Auch wäre es nicht undenkbar,
dass nschw. fisa schon damals im aschw. (*fīsa) stark konjugiert wurde, da es im awn.
überliefert wurde (S191).80
Von diesen 36 überlieferten Verben sind im Neuschwedischen zwölf schwach
geworden: rschw. rīsta (schon früh schwach geworden), aschw. skrīa (aus mnd. schrīen, vgl.
skrika [vgl. hierunter, Lehnwörter]), bīða, smīða, kīva[s], risa und þrīvas haben jetzt im
Präteritum ristade
de,
de,
de,
de (Inf. smida), kivde
des
des
de skriade
de bidade
de smidde
de und trivde
de (Inf. trivas). Nschw.
rita, siga, splita (aus mnd. splīten), sviga, trina und vita sind nur noch dialektal vorhanden und
können als “schwach” betrachtet werden. Eine Suche im schwedischen Korpus erwies, dass
von den Verben rista, skria, bida, smida, snida, lita und trivas nur lita und trivas häufig
verwendet werden (siehe Tabelle 6).81
60
Tabelle 6
Frequenz nschw. rista, skria, bida, smida und triva; snida und lita
Verb
Insgesamt
(unspezifiziert)
Infinitiv
Indikativ
Präsens
Indikativ
Präteritum
Supinum
trivas
lita
smida
rista
skria
bida
snida
52.970 (3.165)
44.937 (3.614)
3.698 (1.479)
2.249 (693)
1.927 (1.512)
874 (131)
996 (247)
8.440
24.972
934
390
144
245
113
33.261
12.907
833
195
122
330
36
6.400
2.618
255
560
136
114
448
1.704
826
197
411
13
54
152
Unsicher ist was mit dem Verb nschw. snida, das jetzt als Präteritum snidade
de hat,
geschehen
ist.
Im
Altschwedischen
wurde
dieses
Verb
nicht
überliefert,
im
Altwestnordischen schon (S443 gibt sníða - sneið - sniðo - sniðenn ab). Bij SUNDÉN (1869)
wurden snidde - snitt und sniden (Adjektiv, das auf eine ehemalig starke Konjugation
hinweist) aufgelistet. War dieses Verb schon im Altschwedischen vorhanden, oder wurde en
dem mnd. snīden entlehnt? Da es nicht im Altschwedischen vorhanden war und jetzt
schwach konjugiert wird, wird es nicht in der Berechnung betrachtet.
Das nschw. lita ‚vertrauen‘ bekommt bei SUNDÉN (1869) folgenden Formen: let/litade litit/litat, das deutlich auf eine starke Konjugation hinweist. Dieses Verb wurde in Seebold
nicht erwähnt und daher gehe ich von einer sekundären Bildung im MittelschwedischenFrühneuschwedischen aus. Im Altschwedischen wurde es nach H413 schwach konjugiert
(aschw. līta; Präteritum litte). Das Verb stammt aus zwei älteren Verben, nämlich pgm.
*hlītjan- (isl. hlíta; Kausativ) und *wlītan (isl. líta; stv). Jetzt wird das Verb exklusiv schwach
gebildet (litade
de - litatt).
Noch einige Verben sind dazu beigekommen:
•
Als Lehnwörter
Lehnwörter sind folgende Verben zu betrachten (44-7 [einigen sind schon im
Altschwedischen vorhanden, z.B. aschw. blīva):
o (bli(va) (mnd. blīven)
o knipa (mnd. knīpen)
o pipa (aschw. pīpa [H576], nicht bei S erwähnt; mnd. pīpen; mhd. pfīfen; mlt.
pīpāre)
o skrika ist eine sekundäre Bildung aus aschw. skrīa (-k- Erweiterung [S419]).
o glida (aschw. glīda [S230], mnd. glīden) - Möglicherweise; adk. glītha [BN7]
o gnida (aschw. gnidha [H194], nicht bei S erwähnt; mnd. gnīden) Möglicherweise; adk. gnītha [BN7]
61
o sprida (mhd. sprīden, sprīten82) - Möglicherweise
•
Analog in diese Klasse getreten (33):
o kvida wurde im aschw. schwach konjugiert: kvīþa [H377] oder kvíða [S313]
mit kvidde als Indikativ Präteritum.
o snika ist eine sekundäre Bildung (vgl. isl. sníkja - sníkti
ti - sníktt).
o tiga (aschw. þighja)
•
Schwierig zu erklären, woher die Form kommt (eine Entlehnung, oder ist sie schon
im Altschwedischen als stv/swv vorhanden?)
o
nschw. smita (wird bei [S437f.] nicht erwähnt): Wir müssen, formell
gesehen, die Form mit dem Englischen to smite, Niederländischen smijten
und Hochdeutschen schmeißen u.ä. gleichsetzen, jedoch semantisch
gesehen passt dies nicht so sehr. Das schwedische Verb kann dreierlei
bedeuten: ‘1. (eine Farbe) abgeben; 2. (Kleider) spannen; stramm, eng sitzen; 3.
davonlaufen.’ Diese drei Bedeutungen lassen sich kaum mit pgm. *smītan‘schmeißen’ verknüpfen.
Heute sehen wir eine äußerst intakte Klasse, von der nur ca. 0,02% schwache
Präteritumformen und ca. 0,5% schwache Supinumformen im Korpus gefunden wurden.
Obwohl einige Verben die Klasse verlassen haben, bleibt sie quantitativ gesehen sehr
lebendig, indem mittelniederdeutsche Lehnwörter diese Gruppe verstärkt haben. Dass der
Ablaut im Mittelniederdeutschen dem (alt-/mittel)schwedischen Ablaut dieser Klasse noch
immer ähnlich war (z.B. rīīden - rēēt - reten - [ge]reden), hat sicherlich einen Einfluss ausgeübt.
Dänisch
Wenn wir die Nebenform adk. nītha (wohl eine Konsonantvereinfachung aus adk. gnītha)
außer Betracht lassen, sind laut BRØNDUM-NIELSEN (1971) 39 starke Verben überliefert
worden. Ob adk. mīgha stark konjugiert wurde, lässt sich aus den Quellen nicht ableiten, und
das Verb wird hier außer Betracht gelassen, da das Verb im Neudänischen nicht mehr
vorhanden ist.
Elf Verben sind schwach geworden (bie, grine, hvine, kives, kigge/kikke, riste, sige, sive,
skinne, splitte und trives) und drei sind ausgestorben (adk. klīva, rīsa [ndk. rejse kommt vom
kausativem Verb ppgm. *raisijaną], nīga). Sekundäre Bildungen sind fnise, sowie die
Lehnwörter hive, rive, snige, stride.
62
Zusammenfassend
Nur das Nynorsk ruft Fragen hervor. Es ist die einzige Sprache, in der mehr starke Verben
als vorher zu finden sind. Im übrigen ist der Verlust relativ klein in allen Sprachen
(prozentuell gesehen am meisten im Färöischen [22,5%]).
120
100
80
60
40
20
0
pgm.
Abbildung 16
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
Anzahl der Verben der ersten Klasse (Westnordisch)83
120
100
80
60
40
20
0
pgm.
Abbildung 17
aschw.
nschw.
adk.
ndk.
Anzahl der Verben der ersten Klasse (Ostnordisch)
63
60
50
40
30
20
10
0
nisl.
Abbildung 18
4.3.2
nfär.
nn.
bm.
nschw.
ndk.
Anzahl der Verben der ersten Klasse (die modernen Sprachen)
2. Klasse
Die Struktur der Verben dieser Klasse ist ppgm. *K(K)eu̯(K)(K)aną. Bei Seebold sind 82 Verben
(19,1%) dargestellt. Im Altwestnordischen sind 39 (17,7%) Verben überliefert, im
Altschwedischen 36 (19,1%) und im Altdänischen 32 (18%)
Isländisch
Isländisch
Mit dem Verlust von fünf Verben (stúpa [nur der Infinitiv wird verwendet], buga, húka
[schwach konjugiert], rióta [ausgestorben] und hnjóða [die starke Konjugation ist veraltet])
und dem Gewinn eines Verbes (hnjóta), bleibt diese Klasse mit 35 Verben sehr stabil.
Färöisch
Vielleicht unerwartet, wenn man die Größe dieser Gruppe mit anderen Sprachen
vergleichen würde, hat sich in dieser Klasse ziemlich viel ereignet, wodurch nur 27 Verben
von den ursprünglichen 39 übergeblieben sind.
Die Verben rjóða und rjúva gehören der poetischen Sprache und werden nur in der
Infinitivform verwendet. Fünf Verben folgen jetzt der schwachen Konjugation (búga [bei
V40 erwähnt; jetzt ausgestorben?], njóða, lúta, stúpa und túta), und sechs weitere sind nicht
mehr in der heutigen Sprache belegt (friósa [ist nfär. frystta hierher zu stellen? Der Ursprung
von -t- ist undeutlich, semantisch sind die beiden Verben aber verknüpfbar], gióta [ist nfär.
64
gnýta die Fortsetzung von awn. gióta?], hriósa, rióta, hrióða und liósta). Nur ein Verb tritt
dieser Klasse bei, nämlich nfär. leypa (aus der 7. Klasse).
In der Liste sind nur 26 Verben aufgelistet. Wie es bei der ersten Klasse der Fall war,
muss man róta zwei Mal auflisten, da es sowohl auf awn. hrióta ‘zerspringen’ als auch auf
awn. hrióta ‘schnarchen’ zurückgeht (vgl. Anm. 69).
Nynorsk
Auch hier ist eine große Zahl im Nynorsk zu finden. 39 starke Verben, wie es genauso im
Altwestnordischen der Fall war. Sechs ursprünglich starke Verben (buge, rjosa, rjota, huka,
luta, rjuve) werden jetzt schwach konjugiert. Vier Verben gibt es nicht länger (awn. rióta,
liósta, lúka und rióða). Daneben gibt es zehn neue Verben, von denen nur vier in der Tabelle
dargestellt werden (klype, nype, glupe und skyve) im Gegensatz zu dryse/drjose, grupe, gyve,
nype, snype und strupe.
Bokmål
In der zweiten Klasse sind noch 30 starke Verben im Bokmål zu finden. Aufs Neue ist das
Präteritum einheitlicher als das Partizip Perfekt, auch wenn mehr schwache Formen im
Präteritum verkommen als in der ersten Klasse. Auch hier gibt es die Möglichkeit zwischen
zwei, sogar drei Formen: -ø-, -øy- und -au-. Parallel zu -e/ei- lässt sich diese Alternanz auf
pgm. *au zurückführen lassen. Pgm. *au wurde im Awn. au (also Fortsetzung des Lautes),
während es im Aon. zu ø̄ entwickelte.
Obwohl -øy- hier außer Betracht gelassen werden kann, ist die Entstehung noch kurz
zu erklären: BERULFSEN (1967: 154) zufolge handelt es sich um einen “nyutviklet diftong øg til
øy”. Dazu schreibt er auch noch: “Derimot er preteritumsformene skøyt, brøyt o.a., som
særlig er utbredt i sørnorske kystmål, ikke offisielt riksspråk. ” (BERULFSEN, 1967: 154). Die øy- Form kommt, wenn wir fløy und løy außer Betracht84 lassen, nur 0,3% vor, während -auFormen nur 6% darstellen. Der weitaus am meisten angewendete Vokal ist -ø- mit 93,7%.
Als sekundäre (88) Verben sind gyve, bety, fnyse, klype, lyde, skryte, snyte (seg) und skyve zu
bezeichnen. Als verloren (13
13)
13 in der Sprachgeschichte gelten awn. *b(j)úga, hlióta, *hnióða,
hriósa, hrióta, rióta, *húka, kiósa, liósta, lúka, lúta, rióða und riúfa daneben werden vier schwach
konjugiert (ry, syde, stupe, dryppe).
65
Schwedisch
Die größte Klasse ist die im Schwedischen. Die Sprache hat einige Verben verloren (niūdha,
lȳsta, rȳva und rȳða) und sieben andere sind jetzt schwach (buga, duva, fyka, tjusa, luka, luta
und skjuva). Analog (33 Verben) dieser Klasse beigetreten sind sjunga (aus der 3. Klasse),
sjunka (aus der 3. Klasse), hugga (aus der 7. Klasse). Sekundäre (88) Bildungen sind fnysa, nypa,
rysa, stupa, smyga, nypa, strypa, knyta und als Lehnwörter (55) können wir dyka, sluta, sluka,
skryta und snyta nennen.
Dänisch
Ursprünglich 32 Verben, jetzt noch 22.
22 Drei Verben werden nicht mehr zurückgefunden
(liūta, rȳta und rȳva), zehn sind jetzt schwach (sluge, bøje, drybe, kyse, klyve, lukke, syde, suge,
søbe, tude) und fünf sind analog dieser Klasse beigetreten (nyse, smyge, skryde, lyde, bety).
Zusammenfassend
Hier fällt nur auf, dass das Nynorsk sowie das Schwedische die starke Konjugation
zahlenmäßig gut erhält.
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
pgm.
Abbildung 19
66
awn.
nisl.
nfär.
Anzahl der Verben der zweiten Klasse (Westnordisch)
nn.
bm.
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
pgm.
Abbildung 20
aschw.
nschw.
adk.
ndk.
Anzahl der Verben der zweiten Klasse (Ostnordisch)
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
nisl.
Abbildung 21
4.3.3
nfär.
nn.
bm.
nschw.
ndk.
Anzahl der Verben der zweiten Klasse (die modernen Sprachen)
3. Klasse
Diese Gruppe ist in präprotogermanischer Zeit die größte. Bei Wells sind 135 Formen
vermerkt, bei Seebold 138.
138 Im Altwestnordischen sind 56 Verben überliefert (25,5%), im
Altschwedischen 48 (25,5%) und im Altdänischen 41 (43%).
67
Isländisch
Mit 40 Verben bleibt diese Klasse auch im Isländischen sehr groß. Sie muss heutzutage in
zwei Gruppen verteilt werden (die erste Gruppe mit -u-, die zweite mit -o- im Supinum; vgl.
Färöisch). Es hat sich im Laufe der Zeit ziemlich viel geändert:
•
Selten stv: hrinda;
•
Veraltet: bella; gnesta; svimma; sperna;
•
Schwache Konjugation: freta, hjálpa, hvelfa, slyngja, brugga, þrengja und tyggja;
•
lit. u. veraltet: bjarga;
•
lit.: gjalla/gella;
•
†: hvekka, krette, røkkva und hnǫgg(v)a;
•
Im awn. nicht vorhanden (als sekundär zu betrachten?): hvella, smella, vella, sowie
das veraltete sløkkva (vgl. nn. sløkke).
Färöisch
Diese Gruppe enthält noch immer 36 Verben, auch wenn diese in zwei Gruppen zu verteilen
sind (die erste Gruppe mit -u-, die zweite mit -o- im Supinum). Der Verlust an starken
Verben ist hier am auffälligsten, aber doch bleibt diese Klasse hier fast die Größte. Elf
Verben gibt es in der heutigen Sprache nicht länger (awn. bella, gnesta, hnǫggva, kretta,
røkkva, serða, slyngva, svelga, sverfa, þryngva und þverra); Dreizehn Verben werden jetzt auf
schwache Weise konjugiert (bjarga, bryggja, freta/frata, gnella, hjálpa, hvølva, tyggja, kløkka,
kreppa, spena, vella [zwei Mal] und velta - Die verschiedenen Infinitivvokale fallen auf). Zwei
Verben haben noch eine veraltete, starke Konjugation (rinda, skella) und verða ist in die
zweite Klasse übergetreten. Erwerb für diese Klasse sind svinna (Lehnwort mnd. vorswinden,
vgl. ndk. forsvinde [3. Klasse]?) sowie die etymologisch schwierig verknüpfbaren Verben
gleppa, gretta, hveppa, smella und smetta.
Nynorsk
Nur dreizehn Verben können dieser Klasse zugewiesen werden, da die meisten Verben in
die vierte Klasse übergegangen sind. Fünf Verben sind ausgestorben (awn. bella, hrinda,
kretta, røkkva und serða) und sieben sind schwach geworden (berga, bregda, frate, hjelpe,
svelg(j)e, brygg(j)e und velle). Kløkke ist zuerst in die 8. Klasse übergegangen und wird heute
schwach konjugiert. Weitere Verluste sind trenge, slenge und syng(j)e, die jetzt in die 8. Klasse
gehören. Als Einzelgewinn gilt klinge. Vgl. mit der 4. Klasse.
68
Bokmål
Diese Klasse ist hier die größte und enthält 58 Mitglieder. Zuerst sind 17 Verben schwach
geworden (brygge, berge, gjalle, kvelve, kløkke, kreppe, tygge, skjelle, skreppe, spenne, svelge, svelle,
svømme, trenge, velte, verpe, vorde) und 12 - nicht länger vorhanden (awn. bella, bregða, freta,
hnǫgg(v)a, hrinda, kretta, røkkva, snerta, sverfa, þverra, vella und serða). Das Verb støkke gehört
jetzt in die 8. Klasse. Auch wenn viele Verben verloren gegangen sind, sind viele
dazugekommen. So sind sechs Verben aus der 5. Klasse hierzu gekommen (be(de), gi, kvede,
sitte, tigge und være). Weitere Gewinne sind henge (7. Klasse), smella, smelte, tvinga und als
Lehnwörter (10
10)
10 können wir treffe, gidde, klinge, trekke, brekke, smelle, fornemme, lekke, skrelle,
svinge und svinne angeben.Daneben sind auch noch neun extra Verben aufzulisten (gleppe,
glippe, skvette,strekke, kveppe, knekke, knettte, klesse, knette).
Schwedisch
Mit 36 Verben ist dies hier die zweitgrößte Gruppe. Ausgestorben (44) sind aschw. bryghða,
rinda, *siærða und vælla; Schwach (20
20)
20 geworden sind bärga; brygga; gälda; gälla; hjälpa; krympa;
skälla; skrälla; slunga/slinga; smälla; värva; vinda; välta; välla (2 Mal); stjälpa; spänna/spjärna;
svälja/svälla und tröska. Sjunga und sjunka gehören jetzt der 2. Klasse an.
Auch wenn es 26 Verluste gibt, bleibt diese Klasse sehr groß, dadurch dass eine Menge
Verben aus anderen Verbreihen sich dieser Klasse angeschlossen haben (etwa sitta
[ursprünglich 5. Klasse], svärja, växa [beide 6. Klasse], skära, stjäla, förnimma und bära [aus der
4. Klasse]) wie auch Neuprägungen darstellen (försvinna, dimpa, klicka, spritta, skvätta, smälta.
Dänisch
Dänisch
Die dritte Gruppe hat im Altdänischen 41 Mitglieder. Jetzt ist diese Zahl auf 34 beschränkt
und zwar dadurch, dass vier Verben nicht länger verwendet werden (adk. stinga, rinda,
krimpa/krympa und *skrynka). Nicht weniger als neunzehn (!) Verben sind schwach
geworden (bjærge, brænde, gjalle, rynke, hvælle, hverre, skælde, slynge, smælde, smelte, svælge,
svulme, sulte, svømme, tærske, vælde, vælte, værpe, vorde). Dagegen ist mit 13 Verben zu
rechnen, die dieser Konjugationsklasse beigetreten sind. Als Lehnwörter sind zu nennen
fornemme, trække, træffe und svinge. Sekundär stark ist tvinde und analog dieser Klasse
beigetreten sind henge, tie, bede, give, gide, kvæde, sidde, være.
69
Zusammenfassend
Auffallend ist der Verlust im Nynorsk. Dies wird durch die Entwicklung in der 4. Klasse
erklärt und ist mit dem Hochdeutschen vergleichbar (auch da gehören die Verben vom Typ
werfen - warf - gewoorfen jetzt der vierten Klasse).
160
140
120
100
80
60
40
20
0
pgm.
Abbildung 22
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
Anzahl der Verben der dritten Klasse (Westnordisch)
160
140
120
100
80
60
40
20
0
pgm.
Abbildung 23
70
aschw.
nschw.
Anzahl der Verben der dritten Klasse (Ostnordisch)
adk.
ndk.
70
60
50
40
30
20
10
0
nisl.
Abbildung 24
4.3.4
nfär.
nn.
bm.
nschw.
ndk.
Anzahl der Verben der dritten Klasse (die modernen Sprachen)
4. Klasse
Laut SEEBOLD (1970) sind mindestens siebzehn (3,4%) starke Verben überliefert, die
ursprünglich und phonologisch in diese Klasse gehören. Im Altwestnordischen sind nur
sechs (2,7%) davon überliefert worden: an. *berã, *felã, *kwemã, *nemã, *skerã und *stelã85
haben als altwestnordische Formen bera, fela, koma/kuma, nema, skera und stela. Auch das
Altschwedische und das Altdänische weisen diese sechs Verben (3,2% bzw. 3,4%) auf.
Wenn wir uns heute die Standardsprachen anschauen, sehen wir, dass vom Verb
ppgm. *nemaną fast nichts mehr übrig geblieben ist. Auch wenn in dieser Studie nicht viel
über Semantik geschrieben wird, ist es in diesem Fall schon nützlich, kurz darauf
einzugehen. Präprotogermanisch *nemaną bedeutete in älterer Zeit, wie noch immer auf
Hochdeutsch und Niederländisch, ‘nehmen’. Daneben gibt es auch das Verb ppgm. *takaną,
das auch diese Bedeutung hatte (siehe SEEBOLD, 1970: 357 und 499). Das Verb ppgm. *takaną
(awn. taka) hat die (semantische) Funktion vom Verb *neman- übernommen und das Verb
auf diese Weise schließlich auch ersetzt. Das Dänische und Isländische haben zwar noch
nemme bzw. nema, die beide jetzt lernen bedeuten. Das dänische nemme wird als „seltsam“
gekennzeichnet (33 Treffer wurden im Korpus gefunden, von denen nur sechs
Präsensformen), während nisl. nema wahrscheinlich weniger als etwa nisl. læra verwendet
wird.86
71
Isländisch
Noch sieben Verben, wie im Färöischen, sind stark. Koma ist in die 8. Klasse übergegangen,
aber zwei Verben gelten als Gewinn: sofa (aus der 5. Klasse) und svima (veraltet, aus swimma
[3. Klasse], das auch noch immer besteht).
Färöisch
Sieben Verben werden stark konjugiert, was ein Element mehr ist als im Altwestnordischen.
Das Verb koma wird heutzutage nach der 8. Klasse konjugiert, und fjala ist ein schwaches
Verb. Dieser Klasse sind veva und sova (urspr. 5. Klasse) beigetreten, sowie auch verða (urspr.
3. Klasse).
Das Färöische weist mit stjála einen dänischen Einfluss auf (Brechung des alten eVokals wie bei ndk. stjæle), im Gegensatz zum Isländischen stela. Dass das Färöische im
Singular den Pluralvokal -ó- aufweist, können wir allerdings nicht dem Dänischen
zuschreiben. Ich glaube, dass hier nur von morphologischer Angleichung die Rede ist.
Warum es diese Angleichung nur bei stjála und nicht auch etwa bei bera oder nema gibt, ist
nicht deutlich auszumachen. Vielleicht aus Grund der eventuellen87 niedrigen lexikalischen
Frequenz des Verbs stjála?
Nynorsk
Eine Makroklasse hat sich hier durch das Zusammenfallen einer großen Subklasse aus der
ursprünglichen 3. Klasse sowie der 4. Klasse geschaffen. Zwei ursprünglich hierzu
gehörende Verben (awn. meta, fela) sind nicht mehr vorhanden und kom(m)e wird jetzt
besser in die 8. Klasse gestellt. Vier Verben gelten als sekundär stark (skvette, klette, knette
und blekke), fünf wurden aus dem Mittelniederdeutschen entlehnt (skrelle, knekke, klekke,
gleppe, strekke), und acht wurden im Altwestnordischen nicht zurückgefunden, was
vielleicht auf eine sekundäre Bildung hinweist (skvelpe, velle, kvelle, slette, smelle, smette, snerpe
und kveppa [vgl. nfär. hveppa?]). Die restlichen Verben kommen aus der dritten Klasse
(breste, dette, gjelde, gjalle, gnelle, gneste, kneste, rekke, kvelve, kvekke, kverve, kreppe, tverre, velte,
verte, verpe, skjelve, skjelle, skreppe, sleppe, snerte, svelte, sprette, spenne, svelle, svemje, sverve,
sprekke), mit Ausnahme von vere, das ursprünglich in die 5. Klasse gehört. Insgesamt sind 46
Verben in diesen Klasse anzutreffen.
Ich teile die Idee von VENÅS (1967: 212) nicht:
72
”Motsett klassene I, II og III har IV ikkje hatt nokon tilgang av verb frå dei linne klassene, eller
av andre verb som opph[avleg] ikkje høyrde til klassa. Dette kjem av at det har vore så få verb i
IV, og det har ikkje vore særlege vilkår for anal[ogisk] nyskaping elles.”
Er legt seine Klassenverteilung, wie ich, auf diachroner Basis fest, vergisst aber dabei,
auch synchron konsequent zu sein. Hätte er die heutige Vokalalternanz in Betracht
gezogen, wäre er sicherlich zu einem anderen Ergebnis gekommen.
Bokmål und Dänisch
Die Ergebnisse beider Sprachen sind komplett dieselben. Noch drei Verben sind
übriggeblieben, während ndk. fjæle und nemme jetzt schwach konjugiert werden (im Bokmål
findet man awn. fela und nema nicht mehr zurück) und komme in die 8. Konjugation
übergetreten ist.
Schwedisch
Schwedisch
Diese Klasse ist in die dritte Klasse übergegangen (bära, skära und stjäla). Aschw. nima wurde
noch als nimma zurückgefunden, wird aber jetzt nicht länger verwendet, wie es auch bei
fjäla der Fall ist.
Zusammenfassend
Erstaunlich ist die Entwicklung im Nynorsk. Plötzlich wird eine Makrogruppe geschaffen.
Dies wurde durch den Präteritalausgleich ermöglicht (wie beim Hochdeutschen): nn. veerpa vaarp/vu
urpo - vu
urpen [die 3b-Gruppe] vs. nn. beera - baar/bååro - booren. Im Schwedischen gehen
die Verben der 4. Klasse jetzt nach der 3. Klasse.
73
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
pgm.
Abbildung 25
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
Anzahl der Verben der vierten Klasse (Westnordisch)
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
pgm.
Abbildung 26
74
aschw.
nschw.
Anzahl der Verben der vierten Klasse (Ostnordisch)
adk.
ndk.
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
nisl.
Abbildung 27
4.3.5
nfär.
nn.
bm.
nschw.
ndk.
Anzahl der Verben der vierten Klasse (die modernen Sprachen)
5. Klasse
Im Protogermanischen gehören 8,2% (oder 41)
41 der Verben zu der 5. Klasse. Im
Altwestnordischen steigt diese Zahl auf 10,9% (24
24).
24 Im Altschwedischen sind 21 Verben
(11,2%) überliefert und im Altdänischen nur 18 (10,1%).
Isländisch
Noch sechzehn Stück bleiben in dieser Klasse. Hier ändert sich allerdings nicht so viel: feta
und trega werden schwach konjugiert, und vega ist nicht länger vorhanden. Drei Verben
gehören jetzt zur 6. Klasse (troða, vefa und vega), siehe dort für eine Erklärung.
Färöisch
Hier ist die Rede von einem kleinen Verlust an starken Verben. Noch 14 der ursprünglichen
23 Verben sind noch immer Teil dieser Klasse. Awn. feta wird nicht länger im Färöischen
zurückgefunden und fregna, knoða, meta, tiggja und trega werden heute schwach konjugiert.
Das Verb troða geht heutzutage nach der 6. Konjugation, während veva und sova sich der 4.
Klasse angeschlossen haben.
Nynorsk
15 starke Verben sind übrig geblieben. fete, mete und trege sind schwach geworden; Awn.
fregna und vega werden anno 2013 nicht mehr zurückgefunden. Weitere Verluste sind die
75
Klassenübergänge von sove, vege und veve (jetzt 8. Klasse) und vere (jetzt 4. Klasse). Als
sekundäre Gewinne gelten gidde (aus dem Dänischen) und kreke.
Bokmål und Dänisch
Noch drei Verben gehören in diese Klasse (ete/æde; se; ligge).
•
Bokmål:
Bokmål Schwach geworden sind lese, mæte, trege und reke; Ausgestorben sind feta,
fregna, geta, leka und vega. Die meisten Verben sind in eine andere Klasse
übergegangen: sove (8. Klasse), veve (zuerst 6. Klasse, dann swv), be(de)-gi-kvede-sittevære (alle 3. Klasse) sowie auch drepe (zuerst 3. Klasse, dann swv).
•
Dänisch:
Dänisch Schwach geworden sind dræbe, fregne, læse, tigge, tråde, væve, veje und vrage.
Ausgestorben ist nur ein Verb (adk. mæta). Klassenübergänge sind bei sove (8. Klasse)
sowie bei være, bede, give, gide, kvæde und sidde (alle 3. Klasse) zu bemerken.
Schwedisch
Sechs Verben gehören noch immer hierher. Die schwachen Verben dräpa, gitta, knåda, läka,
läsa, mäta und tigga waren früher Teil dieser Klasse. Als ausgestorben gelten aschw. frægna
und vægha. Das nschw. sitta gehört jetzt in die 3. Klasse. Das Verb förgäta gehört in diese
Klasse (Lehnwort).
Zusammenfassend
Der Grund, weshalb das Bokmål so wenige starke Verben in der 5. Klasse enthält, ist das die
meisten jetzt nach der 3. Klasse konjugiert werden.
76
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
pgm.
Abbildung 28
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
Anzahl der Verben der fünften Klasse (Westnordisch)
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
pgm.
Abbildung 29
aschw.
nschw.
adk.
ndk.
Anzahl der Verben der fünften Klasse (Ostnordisch)
77
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
nisl.
Abbildung 30
4.3.6
nfär.
nn.
bm.
nschw.
ndk.
Anzahl der Verben der fünften Klasse (die modernen Sprachen)
6. Klasse
Diese Gruppe enthält 8,8% (44
44 Stück) aller starken Verben. Im Altwestnordischen sind 27
(12,3%) starke Verben überliefert, im Altschwedischen 23 (12,2%) und im Altdänischen 25
(14%).
Der Vokalwechsel ist zwischen pgm. *a und *ō, wodurch diese Verben deutlich von
den anderen zu unterscheiden sind. Ein Grund, warum viele Verben in den verschiedenen
Sprachen jetzt als schwache Verben gelten, ist wohl, dass die Supinumform den gleichen
Vokal wie im Infinitiv enthält. Dies erleichtert die Annahme der schwachen Konjugation. Es
fällt auch auf, dass die Verben, die im Laufe der Zeit kürzer geworden sind (z.B. awn. flá, klá
und þvá aus ppgm. *flahaną, *klaujaną und *þwahaną), schneller schwach konjugiert werden
als diejenigen, die noch immer ihre ursprüngliche Form beibehalten (z.B. awn. draga, fara,
gala usw.). Als Ursache des großen Verlustes kann z.B. im Norwegischen sowie im
Schwedischen die dritte schwache Konjugation (nschw. bo -bodde
dde - bott
tt;
tt vgl. nschw. gå - gick gått
tt)
tt gelten.88
Isländisch
Im Isländischen werden heutzutage noch 21 starke Verben in dieser Klasse zurückgefunden,
während fünf weitere Verben (gala, klæja/klá, mala, kefja und skapa) eine veraltete, starke
Konjugation haben. Das einzige Verb, das heutzutage komplett schwach konjugiert wird, ist
78
gnaga. Die Präsensformen haben oft einen (Palatal)umlaut,
sowie auch einige
Supinumformen (z.B. ekkið). Dies sorgt dafür, dass die Ablautverhältnisse in allen Verben
nicht komplett gleichartig ist (vgl. deyja - dááið vs. fara - faarið). Das wichtigste Merkmal dieser
Klasse ist zweifellos der Präteritumsvokal (vgl. aber vaxa - (v)-óx/(v)u
uxum und valda).
Vier Verben aus anderen Klassen können in diese Klasse gestellt werden:
•
5. Klasse: troða (die alten Formen der 5. Klasse sind veraltet); vefa (die alten Formen
der 5. Klasse sind veraltet; der -o- Vokal im Supinum sorgt für Schwierigkeiten); vega;
•
7. Klasse: valda: Der Präteritumsvokal (olli [Ablaut mit Endung, „halbstark“] und
ollum) gehört nicht ganz hierzu. Vaalðið ist schon eine Verbform aus der 6. oder 7.
Klasse (vgl. vaðið, vaxið < vaða, vaxa).
Eine deutliche Erklärung für die Analogie von vefa und vega findet sich bei KRESS (1982: 132):
“[…] Bei Verben wie vefa ‘weben’ und vega ‘wägen’ hätte in den Formen des P[l.] Prät. die aisl.
Verbindung vá- in váfum, vágum sich zu vo- […] entwickeln müssen, wie z. B. bei vera, P[l.] Prät.
aisl. várum zu vorum, oder bei vega, S Prät. vo (< aisl. vá < *vah, […] < *vag). Da jedoch o als Ablaut
im Prät. ungewöhnlich ist, lehnten sich diese Verben an das Präteritum der 6. st. Kl. an, etwa
an óð, óðum zu vaða ‘waten’. So entstanden óf und ófum, dialektische Formen wie óg und ógum,
und mit Beibehalting des v: vó(g) und vógum, dial. vórum.”
Färöisch
Wenn wir die Lage mit der 7. Klasse vergleichen (wo man einen größeren Verlust spüren
kann), bleibt die 6. Klasse einigermaßen stabil, auch wenn fast die Hälfte aller Mitglieder
nicht länger stark konjugiert wird. Nur troða gilt als Gewinn für diese Klasse.
Ein Verb wird im Färöischen nicht länger gefunden (awn. kefja). Vier Verben haben
eine veraltete (læa, laða und tváa) oder poetische (skapa) starke Form. Neun Verben werden
heute schwach konjugiert, und der Grund dafür lässt sich bei einigen Verben sehr schnell
herausfinden. Die Lautstruktur dieser Verben ist wesentlich:
•
“Verschärfte” Verben: doyggja und goyggja
•
Kurzverben: fláa, kláa
•
Infinitivvokal: køla, hevja
Daneben werden auch gnaga, skava und skaka schwach konjugiert.
79
Nynorsk
Wir müssen die schwache Konjugation vom Typ nå - nådde - nådd/nått für den Verlust
starker Verben verantwortlich machen. Nur ase gilt als Gewinn, alles andere ist Verlust:
hevje und sverje gehen in die 8. Klasse über. Awn. kala und kefja gibt es in der heutigen
Sprache nicht mehr, und acht Verben (døy, gøy, flå, klå, skape, två, la[de], va[de]) werden
schwach konjugiert. Das Verb trå/trø ist zuerst in die 5. Klasse übergegangen, bevor es
schwach wurde.
Die Kurzverben fallen auf, und daher muss man schon angeben können, dass die
nå’esche Konjugation an diesem Verlust schuld ist. Insgesamt bleiben 16 starke Verben
übrig.
Bokmål
Diese Klasse hält im Bokmål gut stand. Noch vierzehn Verben können hierher gestellt
werden. Als schwach konjugierend gelten 13 Verben (age/ake, ale, dø, flå, heve, la(de), klå,
skave, skake, skape, två, va(de) und vokse), und drei weitere Verben sind nicht langer in der
Sprache vorhanden (awn. geyja, kala, kefja). Noch ein Verb gehört nicht langer hierher
(sverge/sverje, jetzt 8. Klasse). Das Verb jage ist, wie im Dänischen, entlehnt worden und
sekundär stark gebildet. Die Verben trå und vege kommen aus der 5. Ablautklasse und
gehören jetzt hierzu.
Schwedisch
Mit dem Verlust von 10 Verben, die jetzt schwach konjugiert werden (åka, flå, gnaga, häva,
klå, mala, skava, skapa, vada, befalla), aschw. vraka, das es jetzt nicht mehr gibt, sowie einem
Klassenwechsel von svärja und växa (jetzt 3. Klasse), strandet diese Klasse auf 10 Mitglieder.
Obwohl fsv. grava von gräva89 fortgesetzt wird, nehme ich hier doch das Komplexverb
begrava als Fortsetzung an, da es die starke Konjugation sowie den ursprünglichen Vokal
bewahrt hat. Gräva verlor seine starke Konjugation innerhalb des 19. Jahrhunderts.
Dänisch
Noch acht Verben sind stark. Schwach geworden (16
16)
16 sind age, dø, flå, gale, gnave, grave, hæve,
lade, klå, male, skabe, to, vade, vokse, vrage und befale. Sværge gehört jetzt in die 8. Klasse.
Analog zu dieser Klasse sind jage (Lehnwort) und lade (7. Klasse) gekommen.
80
Zusammenfassend
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
pgm.
Abbildung 31
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
Anzahl der Verben der sechsten Klasse (Westnordisch)
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
pgm.
Abbildung 32
aschw.
nschw.
adk.
ndk.
Anzahl der Verben der sechsten Klasse (Ostnordisch)
81
25
20
15
10
5
0
nisl.
Abbildung 33
nfär.
nn.
bm.
nschw.
ndk.
Anzahl der Verben der sechsten Klasse (die modernen Sprachen)
80,00%
70,00%
60,00%
50,00%
40,00%
30,00%
20,00%
10,00%
0,00%
nisl.
Abbildung 34
4.3.7
nfär.
nn.
bm.
nschw.
ndk.
Prozentualer Verlust der Verben in der sechsten Klasse
7. Klasse
Im Protogermanischen sind 75 Verben hierzu gehörig (15%). Im Altwestnordischen sind 28
(12,7%) überliefert worden, im Altschwedischen 18 (9,6%) und im Altdänischen 17 (9,6%).
82
Diese Restklasse hat sich nur im Isländischen gut erhalten. Die meisten Verben sind
schwach geworden (awn. auka, ausa, búa, falda, gróa usw.), während eine kleine Gruppe übrig
bleibt.90 Die Verben, die in den meisten Sprachen noch immer stark sind, sind awn. falla, fá,
gá, gráta, halda (Ausnahme nschw. swv), halda, hanga, láta (ndk. lade 6. Klasse durch
Vermischung mit awn. hlaða). Im Übrigen ist die Überlieferung der Verben ein Flickwerk.
Isländisch
Im Vergleich zu den anderen nordgermanischen Sprachen, hat das Isländische diese Verben
am besten beibehalten. Als schwach konjugiert gelten bauta, sá und sóa, und eine poetischarchaische starke Konjugation haben blanda, blóta und falda.
Färöisch
Diese Klasse hat sich im Färöischen kaum erhalten. Die große Unterschiedlichkeit der
Formen kann schon als Ursache ausgemacht werden. Aufs Neue ist die phonologische
Struktur einiger Verben (rógva, grógva, búgva und sáa) nicht sosehr für die starke Flexion
geeignet. Insgesamt sind noch acht Verben übrig geblieben.
Drei Verben (awn. bauta, gnúa und sóa) wurden nicht zurückgefunden; Elf (!) Verben
werden jetzt schwach konjugiert (eyka, oysa, blanda, blóta, falda, grógva, leika, sáa, rógva,
spýggja und valda - das sind acht unterschiedliche Infinitivvokale!), und man könnte noch
starke Formen bei búgva (veraltet), blasa, høgga und ráða (die letzten drei poetisch) finden.
Ein Verb ist in die zweite Klasse übergegangen (leypa).
Nynorsk
Wie es bei den anderen Sprachen der Fall ist, ist auch hier ein Verlust zu bemerken. Awn.
bauta, gnúa und snóa lassen sich in der heutigen Sprache nicht mehr zurückfinden, und auke,
ause, blanda, blote, bue, falde/folde, gro, laupe, leike, rå(de), ro, så, snu, spy und valde werden heute
schwach konjugiert. Aufs Neue nehmen viele Kurzverben an der Entwicklung teil. Das Verb
hogge gehört in die 8. Klasse. Låta, das wohl hierher gehört, ist eine sekundäre Bildung aus
la[te] und gilt als einziger Gewinn.
Bokmål
Mit acht Mitgliedern ist diese Klasse nicht sehr groß. Sehr viele Verben sind schwach
geworden (fünfzehn
fünfzehn Stück: øke, øse, blåse, blande, blote, bo, falde/folde, gro, leke/leike, rå(de), ro,
så, sno, spy und volde), und einige sind nicht mehr vorhanden. Drei Verben wechseln ihre
Flexionsklasse (holde/hogge gehen in die 8. Klasse über; henge in die 3. Klasse)
83
Schwedisch
Sechs Verben sind noch in dieser Klasse zu finden, während die große Mehrheit schwach
geworden ist (öka, ösa, bo, blåse, löpa, råda, gro, heta, hänga, leka, vålla). Hugga hat sich in die 2.
Klasse gestellt (Analogie durch -u- im Infinitiv).
Dänisch
Insgesamt sieben Mitglieder bleiben übrig. Ebenso viele Verben wurden schwach (lege, gro,
råde, øge, hugge, bo und blæse) und zwei wechseln die Klasse (lade geht in die 6. Klasse über,
hænge in die 3. Klasse).
Zusammenfassend
80
70
60
50
40
30
20
10
0
pgm.
Abbildung 35
84
awn.
nisl.
nfär.
Anzahl der Verben der siebten Klasse (Westnordisch)
nn.
bm.
80
70
60
50
40
30
20
10
0
pgm.
Abbildung 36
aschw.
nschw.
adk.
ndk.
Anzahl der Verben der siebten Klasse (Ostnordisch)
25
20
15
10
5
0
nisl.
Abbildung 37
nfär.
nn.
bm.
nschw.
ndk.
Anzahl der Verben der siebten Klasse (die modernen Sprachen)
85
80,00%
70,00%
60,00%
50,00%
40,00%
30,00%
20,00%
10,00%
0,00%
nisl.
Abbildung 38
4.3.8
nfär.
nn.
bm.
nschw.
ndk.
Prozentualer Verlust der Verben in der siebten Klasse
8. Klasse
Das Isländische sowie das Färöische haben nur koma (aus der 4. Klasse), das zu dieser Klasse
gehört. Daneben hat das Dänische nur sove, sværge und komme, das hierzu gehört. Das
Schwedische hat mit sova und komma zwei Mitglieder. Die zwei Sprachen, die hier mehr
Verben enthalten sind also das Bokmål und das Nynorsk.
Nynorsk
Hierher sind siebzehn Verben zu stellen. Diese Verben kommen aus verschiedenen
Ablautreihen, dennoch können wir dies nicht wirklich mit NOWAKS 8. Klasse vergleichen, da
diese Klasse keine Makroklasse innerhalb der starken Verben darstellt.
Die Verben entstammen den folgenden Klassen:
•
3. Klasse: nygg(j)e, nøgge, tygg(j)e, søkke, skrøkke, støkke, slenge, syng(j)e, trenge,
sowie sløkke (vgl. nisl. slökkva).
86
•
4. Klasse: kom(m)e;
•
5. Klasse: sove, vege und vege;
•
6. Klasse: hevje und sverje;
•
7. Klasse: hogge.
Bokmål
Neben komme und sove sind auch sverge/sverje, holde (7. Klasse), hogge und støkke hierher zu
stellen.
Zusammenfassend
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
nisl.
Abbildung 39
4.3.9
nfär.
nn.
bm.
nschw.
ndk.
Anzahl der Verben der achten Klasse (die modernen Sprachen)
Zusammenfassende Bemerkungen
Wenn wir Seebold (1970) komplett durchnehmen, kommen wir zu folgenden Ergebnissen.
Es gibt ungefähr 500 starke Verben im (Prä)protogermanischen. Im Altwestnordischen sind
noch 220
220 überliefert (Altschwedischen 188 und Altdänischen beide 178).
78 Wenn wir die
heutigen Sprachen betrachten, sehen wir, dass vor allem das Nynorsk das starke System
quantitativ gesehen sehr gut aufrecht erhält.91
Daneben bemerken wir, dass die dritte Klasse als Drehpunkt innerhalb der
germanischen Sprachen gilt. Dies wundert nicht, da sie eine sehr zugängliche Struktur hat.
Diese sorgt auch dafür, dass diese Klasse im (Prä)protogermanischen die meisten
rekonstruierbaren Verben enthält (138
138 Stück). Sie sorgt im Niederländischen für Analogie,
wie es auch im Friesischen der Fall ist und die dritte Klasse in allen germanischen Sprachen
noch stets ziemlich groß (von 22,7% im Isländischen bis zu 36,5% im Bokmål - Zum
87
Vergleich
besaß
sie
27,6%
aller
(prä)protogermanischer
starken
Verben.
Im
Altwestnordischen sank diese Zahl auf 25,5%).
Tabelle 7
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
Insgesamt
Tabelle 8
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
Insgesamt
64
Altwestnordische starken Verben
pgm.
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
103
82
138
17
41
44
75
0
500
40
39
56
6
24
27
28
0
220
34
35
40
7
16
21
22
1
176
31
27
35
7
14
14
8
1
137
52
39
13
46
15
16
10
17
209
37
30
58
3
3
14
8
6
159
Altostnordische starken Verben
pgm.
aschw.
nschw.
adk.
ndk.
103
82
138
17
41
44
75
0
500
36
36
48
6
21
23
18
0
159
32
40
36
0
8
10
6
2
134
39
32
41
6
18
25
17
0
173
31
22
34
3
3
8
7
3
111
“I förbindelse med vissa konsonanter (r, l, n) inträder a (A) även som svarabhakti- eller hjälpvokal och är väl
då mera ett a-liknande mummel än verkligt a-ljud, t. ex. Järsberg HarabanaR waritu i st. f. HrabnaR writu
‘skriver’, […] och b(A)riutiþ ‘bryter’ m. fl. ” HARDING (1932: 11)
65
Das Nynorsk („Neunorwegisch“; früher Landsmaal „Landessprache“), ist eine konstruierte Sprache, die Ivar
AASEN entworfen hat. Siehe z.B. HAUGEN (1933) für mehr Information über die Entwicklung der
neunorwegischen Sprache. Heutzutage ist eine Tendenz zu Uniformierung dar, wodurch die vielen sideformer
nicht länger akzeptiert werden (siehe auch 4.1.5).
66
Vgl. weiter BLEKEN (1972: 39f.): “For å konkretisere problematikken anfører jeg […] noen setninger som alle
er korrekt offisielt norsk skriftsprog idag […] ‘eg gjekk farm og skreiv på tavla’ er korrekt nynorsk, ‘eg gikk fram og
skreiv på tavla’ er korrekt nynorsk, med klammeformen ‘gikk’, ‘han gjekk/gikk fram og skreiv på tavla’ er korrekt
nynorsk og korrekt (radikalt) bokmål, ‘jeg gjekk fram og skreiv på tavla’ er korrekt (radikalt) bokmål, med
klammeformen ‘gjekk’, ‘jeg gikk fram og skreiv på tavla’ er korrekt (radikalt) bokmål, læreboknormal, ‘jeg gikk
fram og skrev på tavla’ er korrekt (moderat) bokmål, læreboknormal og så moderat som det kan skriver av
skolens elever. Følgende setning er ikke korrekt offisielt skriftsprog […] ‘jeg gikk frem og skrev på tavlen’
tavlen […].”
[Fettmarkierung LDB]
88
67
VOYLES (1992: 259) sagt zu den Aoristpräsentien: “6.1.2 Aorist Presents: The term designates a small subclass
of verbs of the first four classes which have the Ø ablaut grade in their first and fourth principal parts. E.g., IE
[…] class II *lØug+ ‘lock’ […] > OE lūcan (not **lēocan)”. Sieh weiter BRAUNE (2004a: 278) und BRAUNE (2004b: 51).
68
-y- entwickelt sich zu -i-, vgl. HAMRE [1944, 32]: I færøysk er y og ý ved itakisme blitt til i, í. [Fettmarkierung
LDB]
69
Man beachte, dass man sich nicht nur den Anhang 12 anschauen muss, um alle möglichen starken Verben zu
finden (siehe oben 4.1 und 4.2). Daneben ist die Zahl der Verben in den sprachspezifischen Listen auch nicht
wichtig, da semantisch gesehen einige Verben eigentlich die Fortsetzung von zwei starken Verben sind.
Zugegeben, man könnte nfär. ríva als ein Verb betrachten. Da es aber von awn. hrífa und rífa stammt, gilt es als
zwei Verben.
70
Zehn Verben haben eine sekundär starke Flexion: pgm. *hlīƀan, *hr
hrītan
klīpan
hrītan,
ītan *kl
klīpan (awn. klípa), *rīkan, *rīman,
*rīnan, *skrīƀan, *sm
smī
snīkan
smīþan (aschw. smíða), *sn
snīkan (nschw. snika, bm./nn. snike, ndk. snige) und sprīdan. Obwohl
S272 “aschw. run hrita” (V448) nicht erwähnt, ist seine Schlussfolgerung, pgm. *hrītan sei als Ableitung vom
Verb pgm. *wrītan (mit Anlautwechsel zu *h
hr-, vielleicht durch Wurzelmischung) zu betrachten, sehr
wahrscheinlich. Während V448 got. dis-skreitan (mit “s-anl.”) und “nhd dial schrīssen, schreissen ‘zerren,
reissen’)” zu diesem pgm. *hritan stellt, sondert S420 got. -skreitan ab. V448 gibt übrigens as. hrītiian an, im
Gegensatz zu S272, wo as. hrītan steht.
71
Es wäre nicht überraschend, wenn die Entwicklung des Verbes folgendermaßen war: awn. blíkjja wird blííka
und schließlich bliika, da -í- zu viel an die starken Verben erinnert (vgl. mit awn. rííta vs. nisl. riita; vgl. auch mit
niederländisch -ij- vs. -ei- [z.B. beiden ‘warten’]).
72
Bei WESTERN (1921) heißt es schon, dass kvinte (und nicht kvein) als allgemein zu betrachten ist. Skein kommt
im Korpus einmal vor, skinte 77 Mal.
73
“Die Formen mit Diphthong (dreiv, greip, skreik usw.) kommen relativ selten in der Schriftsprache vor.”
(KVIFTE/GUDE-HUSKEN, 2005: 76). Wenn wir das hochfrequente å bli ‘bleiben’ (45.351 ble vs. 427 blei) außer
Betracht lassen, kommen die -e-Formen 6.594 Mal im norwegischen Korpus vor, die -ei-Formen nur 663 (Von
7.257 starken Formen bedeutet dies ca. 90% -e- vs. 10% -ei-). Einschließlich å bli, wäre das Verhältnis sogar ca.
98% vs. 2%.
74
mnd. rīden ‘reiten’ zeigt im Präteritum Singular rêêt, reden, (ge)reden (LASCH [1914: 230]).
75
Das erlaubte Partizip Perfekt dritet kommt im Korpus nicht vor. Dritt wurde 14 Mal gefunden.
76
Bei WESTERN (1921) sind auch die Formen lidt
dt und lidd
dd aufgelistet. Diese Formen sind heutzutage zugunsten
des -tt
tt geschwunden. Auch ist mit Gleichklang mit dem Verb å li(de) zu rechnen.
77
Auch im Schwedischen gibt es einen “sekundären Ablaut”: nschw. blöda [ø:] vs. blödde [œ] (so auch noch z.B.
föda ~ födde, glöda ~ glödde, göda ~ gödde, löda ~ lödde, stöd[j]a ~ stödde); nschw. träda [æ:] vs. trädde [æ] (so auch z.B.
klä[da] ~ klädde, skräda ~ skrädde, späda ~ spädde) usw.
78
Bei WESTERN (1921) sind folgende (längere) Formen aufgelistet: gli(de) (so auch bei HAUGEN [1965]), gni(de) (so
auch bei HAUGEN [1965]), li(de) (so auch bei HAUGEN [1965]), ride, skride und stride. Dies weist darauf hin, dass
diese phonologische Reduktion im 20. Jahrhundert noch immer aktiv war (und bis heute noch immer zu sein
scheint: li(de), ri(de), skri(de) und stri(de) zeigen im Korpus ca. 33,7% Kurzformen, 66,3% Langformen). Auffällig
ist å li(de), das 13 Kurzformen enthält, im Gegensatz zu 151 Langformen.
79
Wie erklärt man das -tt statt -dd (**blidd
dd)?
dd
80
Bemerkenswert ist, dass sowohl pgm. *skītan- ‘scheißen’ wie pgm. *fīsan- ‘furzen’ in vielen
Grammatikhandbüchern, ob sie nun eine ältere Sprachstufe oder eine neuere behandeln, sehr oft nicht
angegeben werden.
81
nschw. skriande wurde 1.456 Mal im Korpus gefunden und erklärt die hohe “unspezifizierte” Zahl. Das
Schwachwerden des Verbes rista ist, wie im Isländischen, nicht unerwartet, wenn man die phonologische
Struktur des Verbs betrachtet (Stamm auf Doppelkonsonant).
89
82
Wie S455 angibt, könnte spriden wohl eine niederdeutsche Form gewesen sein.
Die Farben verweisen auf die verschiedene Sprachstufen: gelbgrün verweist auf die altnordischen Sprachen;
dunkelblau auf die modernen Sprachen.
84
Wenn wir das schon in Betracht ziehen, bekommen wir 8,4% -øy-Formen, 5,5% -au-Formen und 86,1% -øFormen.
85
Bekanntlich ist in den nordgermanischen Sprachen das auslautende -n im Infinitiv geschwunden (mit
nasalisiertem -ã als Zwischenstufe: ppgm. *nemaną > pgm. *neman > an. *nemã > awn. nema).
86
Ich berufe mich für dieses Statement auf Heimir GUDBERGSSON, der behauptet, er habe das Wort noch nie im
Leben gehört oder gelesen.
87
Die dänischen Verben bære, skære und sjæle kommen 9.263, 7.477 bzw. 2.573 Mal im Korpus vor. Ob man dies
mit dem Färöischen verglichen darf, ist längst nicht sicher.
88
Für mehr Information über die Entstehung dieser neuen schwachen Konjugation, siehe DAMMEL (2009).
89
”Vokalen -ä- i fsv. o. nysv. beror på inflytande från de omljudda formerna i pr. ind. sg.” SAOB (s.v. gräva).
90
Zu nfär. grótu und lótu siehe KRENN (1940: 82) [wohl Analogie zu der 5. Klasse]
91
Natürlich ist das Verbsystem in Nynorsk nicht so archaisch wie beim Isländischen (vergleichen wir z.B. nn.
bide - beid [Präteritalausgleich] - biide mit nisl. bíða - beið/biðum
biðum - beeðið, dann sehen wir erstens, dass die
Pluralkonjugation in Nynorsk verschwunden ist, wie es bei den übrigen Sprachen mit Ausnahme des
Färöischen der Fall ist [siehe z.B. NÆS (1952: 143)]. Zweitens sehen wir auch, dass morphologische Angleichung
in Nynorsk eher gang und gäbe ist, da die altwestnordische Form beeðenn im Nynorsk analog zu biide herstellt
wurde, während sie im Isländischen weiterlebt.
83
90
Kapitel 5
Sprachenbesprechung
Hier werden die Ergebnisse des vorigen Kapitels noch kurz pro Sprache separat aufgelistet.
Es wird prozentuell angegeben, wie groß die Klassen sind. Auch werden die Gründe der
Verluste und Gewinne kurz zusammengestellt. Die Grafiken werden ans Ende dieses
Kapitels gestellt.
Wenn wir nun prozentual gesehen die modernen Sprachen mit den älteren
vergleichen, sehen wir, dass vor allem das Neuisländische keine große prozentuale
Änderung aufweist. Die anderen Sprachen illustrieren, dass die ersten drei Klassen die
wichtigsten werden (dies gilt auch für das Nynorsk, wenn man dazu noch die vierte Klasse
betrachtet).
5.1
Altwestnordisch
Im Altwestnordischen behalten prozentual gesehen die Ablautreihen ihren Umfang
ziemlich gut bei. Eine Überraschung gibt es nicht wirklich.
5.2
Isländisch
Nicht weniger als 22 Verben wurden schwach, sieben sind nicht mehr vorhanden und 17
Verben haben noch eine veraltete starke Konjugation. Vier Verben haben die
Klassenzugehörigkeit gewechselt und sieben neue starke Verben sind im Isländischen
91
hinzugekommen. Prozentual sind die Verhältnisse noch immer gleichartig, auf wenn es im
Isländischen insgesamt 20% weniger starke Verben gibt.
5.3
Färöisch
48 Verben wurden schwach und von 27 weiteren Verben ist keine Spur übrig geblieben. Nur
zwei Verben gelten als Lehnwörter (glíða und svinna) und fünf Verben (alle in der 3. Klasse!)
sind sekundär stark. Insgesamt 7 Verben wechseln ihre ursprüngliche Klasse
Die zweitarchaischste Sprache der nordgermanischen Gruppe enthält heute fast 40%
weniger starken Verben als im Altwestnordischen. Von 220
220 in altwestnordischer Zeit geht
man nach 137
137 Verben (113 zusätzliche Verben haben eine veraltete starke Konjugation).
Vergleicht man prozentuell die Angaben, so sieht man, das nur die siebte Klasse deutlich
weniger wesentlich geworden ist, während die erste Klasse prozentuell gesehen die starke
Flexion bewahrt.
5.4
Nynorsk
Im Nynorsk wurden 46 Verben schwach und 19 weitere Verben wurden nicht länger
zurückgefunden. Man würde glauben, dass hierdurch die Zahl der starken Verben sehr
niedrig liegt. Jedoch ist die starke Konjugation anhand von 32 (!) Neuschöpfungen und
Analogiefällen, sowie von 16 (!) Lehnwörtern gesichert. Auffallend ist die große Zahl der
Klassenübergänge (46
46 Stück). Es sind nur 5% weniger starken Verben als im
Altwestnordischen belegt.
5.5
Bokmål
Eine große Zahl (58
58)
58 Verben sind schwach geworden und 48 weitere wurden nicht länger
zurückgefunden. Dreißig Verben sind analog bei dieser Klasse getreten, während 19 Verben
92
als Lehnwörter gelten. Insgesamt wechseln 14 Verben ihre Konjugationsklasse. Prozentual
gesehen, wird die dritte Klasse deutlich verstärkt.
5.6
Altschwedisch
Dass im Altschwedischen viel weniger ehemalig reduplizierende Verben eine Art Ablaut
haben, ist das Einzige, was hier auffällt.
5.7
Schwedisch
Auch wenn 27 Verben analog zu dieser Klasse gekommen sind und 18 Lehnwörter die starke
Konjugation einigermaßen verstärkt haben, sind 71 (!) Verben schwach geworden und 12
Verben verschwunden. Elf Verben haben jetzt nicht länger die ursprüngliche
Konjugationsklasse.
5.8
Altdänisch
Altdänisch
Wie es im Altwestnordischen und im Altdänischen der Fall ist, haben sich die
gruppenmäßigen Verhältnisse kaum geändert.
5.9
Dänisch
Im Dänischen ist die größte Zahl schwach gewordener Verben zu finden (71
71 Stück); dabei
sind 13 weitere Verben nicht länger vorhanden. 24 Verben kommen dazu, und 11 Verben
haben deren Klasse geändert.
93
5.10 Grafiken
30,00%
25,00%
20,00%
pgm.
awn.
15,00%
10,00%
5,00%
0,00%
I
II
Abbildung 40
Prozentualer
Altwestnordischen
III
Vergleich
IV
der
V
VI
starken
Verben
VII
im
VIII
Protogermanischen
und
30,00%
25,00%
20,00%
awn.
nisl.
15,00%
10,00%
5,00%
0,00%
I
Abbildung 41
94
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Altwestnordischen und Isländischen
30,00%
25,00%
20,00%
awn.
nfär.
15,00%
10,00%
5,00%
0,00%
I
Abbildung 42
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Altwestnordischen und Färöischen
30,00%
25,00%
20,00%
awn.
nn.
15,00%
10,00%
5,00%
0,00%
I
Abbildung 43
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Altwestnordischen und Nynorsk
95
40,00%
35,00%
30,00%
25,00%
awn.
bm.
20,00%
15,00%
10,00%
5,00%
0,00%
I
Abbildung 44
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Altwestnordischen und Bokmål
30,00%
25,00%
20,00%
pgm.
aschw.
15,00%
10,00%
5,00%
0,00%
I
Abbildung 45
96
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Protogermanischen und Altschwedischen
35,00%
30,00%
25,00%
20,00%
aschw.
nschw.
15,00%
10,00%
5,00%
0,00%
I
Abbildung 46
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Altschwedischen und Schwedischen
30,00%
25,00%
20,00%
pgm.
adk.
15,00%
10,00%
5,00%
0,00%
I
Abbildung 47
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Protogermanischen und Altdänischen
97
35,00%
30,00%
25,00%
20,00%
adk.
ndk.
15,00%
10,00%
5,00%
0,00%
I
Abbildung 48
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
Prozentualer Vergleich der starken Verben im Altdänischen und Dänischen
5.11 Zusammenfassend
Die ersten drei Klassen stellen 60% (awn.), 64% (aschw.) und 65% (adk.) dar. In den
modernen Sprachen steigt diese Zahl bei jeder Sprache (nisl. 62%, nfär. 68%, nn. unter
Einschluss der 4. Klasse 72%, bm. 80%; nschw. 80% und ndk. 80%). Im Nhd. vertreten die
Verben der ersten vier Klassen (einige Verben der 3. Klasse sind jetzt wie beim Nynorsk in
die 4. Klasse übergegangen) fast 80% aller starken Verben. Im Nnl. gelten die Verben der
ersten drei Klassen für fast 70%. Diese Größe im System der starken Verben, sorgt dafür,
dass neue Verben in eine dieser Klassen übergehen.
Dass nicht jede Klasse ebenso erfolgreich ist als die anderen, lässt sich wohl auf die
Quantität der Verben einer Gruppe zurückführen, sowie auf die phonologische
Eigenschaften eines Verbes. So wäre es fast undenkbar, dass ein niederländisches Verb mit ij- im Infinitiv plötzlich der 3. Klasse angehört. Dies gilt vor allem für die erste zwei Klassen,
die den anderen Klassen nicht nahe stehen. Dass nschw. hu
ugga, sju
junga
und sju
junka
in die
ju
ju
zweite Klasse übergegangen sind, lässt sich auf phonologische Eigenschaften dieser Verben
zurückführen.
98
Tabelle 9
Verluste und Gewinne in allen Sprachen zusammengefasst
Grund
nisl.
nfär.
nn.
bm.
nschw.
ndk.
swv
†
Analogie, sekundär; Lehnwort
Klassenwechsel
22
7
7
4
48
27
7
7
46
19
48
46
58
48
49
14
71
12
45
11
71
13
24
11
Im Altschwedischen und Altdänischen sind deutlich weniger starke Verben
überliefert worden. Am meisten sieht man dies in der 7. Klasse, die sowieso im Laufe der
Zeit sehr viele Mitglieder verliert.
600
500
400
300
200
100
0
pgm.
Abbildung 49
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
Anzahl Verben in den westnordischen Sprachen
99
600
500
400
300
200
100
0
pgm.
Abbildung 50
aschw.
nschw.
adk.
ndk.
Anzahl Verben der ostnordischen Sprachen
250
200
150
100
50
0
nisl.
Abbildung 51
100
nfär.
nn.
bm.
Anzahl Verben der modernen nordgermanischen Sprachen
nschw.
ndk.
Kapitel 6
Sprachenbesprechung
Nun können die Fragen beantwortet werden.
1. Welche der sieben historischen Verbklassen erhält ihre starke Konjugation
quantitativ gesehen am besten aufrecht und warum?
Zweifellos ist es die erste Klasse, die ihre starke Konjugation am besten festhält. Dies
kommt dadurch, dass der Infinitivvokal ausgesprochen einheitlich ist: Es gibt nicht,
wie z.B. in der dritten Klasse, die Möglichkeiten Verben mit einem -jæ- (aus pgm. *ĕ)
anhand der ersten Klasse zu konjugieren. Was für die Kontinentalskandinavischen
Sprachen sehr wesentlich war für die Erhaltung dieser Konjugationsklasse, waren
die Entlehnungen aus dem Mittelniederdeutschen.
2. Gibt es neue “Ablautreihen”, wie es im Niederländischen der Fall sein soll (NOWAK
[2010]; siehe 3.4 NOWAKS Theorie):
Dies lässt sich schwieriger im Allgemeinen beantworten. Eine neue Ablautreihe wäre
z.B. die achte Ablautreihe im Nynorsk.
a. Was wäre die Ursache davon?
Das Entstehen dieser Gruppe wird wohl durch die Übernahme des -o-Vokals
in die Supinumform (kom[m]e, sove, togge, …) ermöglicht. Verben aus der 6.
Klasse schließen sich hier an, wenn sie den typischen Infinitivvokal nicht
länger besitzen (veege, veeve, …vs. ale, draa, faare usw.). Auch nn. lee könnte wohl zu
dieser Gruppe gestellt werden.
b. Was wäre die Folge davon?
Für das Nynorsk glaube ich nicht, dass diese neue Klasse eine sehr
wesentliche ist. Vielmehr muss man davon ausgehen, dass die vierte Klasse
als Makroklasse für das Nynorsk wichtiger ist.
101
3. Gibt es eine gewisse phonologische Struktur, wodurch das Ablautsystem in den
Verben lebendig (sogar produktiv?) bleibt?
Die erste Klasse ist im Nynorsk sehr produktiv gewesen, wie auch die vierte Klasse.
Bei der ersten Klasse muss man von der phonologischen Struktur ausgehen, da sie
noch sehr deutlich ist. Bei der vierten Klasse muss eher von vielerlei Analogie
ausgegangen werden, obwohl auch hier die phonologische Struktur ziemlich klar ist
(e gefolgt von einem Doppelkonsonanten).
4. Wie wichtig ist Analogie für die Entwicklung und das Standhalten der starken
Verben?
Äußerst wichtig! Hätte es die Neuschöpfungen sowie Lehnwörter nicht gegeben,
dann hätten die Kontinentalskandinavischen Sprachen wohl 25-50 starken Verben
weniger gehabt, und dies hätte das System, insoweit es dies noch gibt, komplett
zerstört.
5. Ist es möglich, eine gute Erklärung dafür zu geben, warum eine Sprache den Bestand
an starken Verben weniger gut beibehält, oder ist der Verlust an starken Verben
vielmehr als “irregulär” und “nicht vorhersagbar” zu betrachten?
Ich wäre geneigt, dieser Verlust eher als “irregulär” zu betrachten, da einzelne
Verben verschwinden oder schwach werden. Jedoch fällt auf, dass viele Verben in
allen Sprachen stark geblieben sind, und daher muss man schon von der Idee
ausgehen, das der Verlust “irregulär” ist, das Behalten der Verben schon
“regulär(er)”. Dies klingt zwar paradoxal, dürfte aber doch stimmen. Die meisten
Verben, die heutzutage noch stark flektiert werden, werden in der alltäglichen
Sprache noch verwendet, und eben diese hohe Frequenz ermöglicht das Beibehalten
der starken Flexion.
6. Ist die Entwicklung, die man im Niederländischen, Deutschen und Luxemburgischen
(und auch im Friesischen) findet (vgl. 3.4 NOWAKS Theorie), auch in den
nordgermanischen Sprachen anzutreffen?
Nein, dies ist nicht der Fall. Eine Makrogruppe wird in den einzelnen Sprachen zwar
realisiert, aber eine so wesentliche neue Makroklasse als im Niederländischen oder
im Friesischen gibt es wohl nicht.
102
Aus der Studie wird deutlich, dass sich das altertümliche System im Laufe der Zeit
verändert. Während das System früher äußert effizient war, wurde es in alt- sowie
mittelgermanischer Zeit sehr zersplittert, wodurch die Transparenz verloren gegangen ist.
Dies bewirkt, dass Verben schwach konjugiert werden (auch die Gebrauchsfrequenz spielt
eine große Rolle in diesem Zusammenhang). Eine andere Entwicklung ist die Betonung
eines eigenen Vergangenheitsvokals (z.B. -ou- im Luxemburgischen , -o(o)- im
Niederländischen und im Deutschem; -a- im Schwedischen etc.), wodurch die starke
Konjugation besser standhalten kann.
Zuletzt ist noch zu bemerken, dass die Entwicklung der starken Verben in jeder
germanischen Sprache anders ist. Dies zeigt sich deutlich, wenn wir uns die Quantität der
starken Verben anschauen. Das Niederländisch hat 213 starken Verben, das Hochdeutsch
180 und das Friesisch ungefähr 160,
160 während das Englisch nur ungefähr 125 starken Verben
hat.
Ausblick
Was wären weitere Forschungswege?
Forschungswege Ich gebe dem Leser gerne einige Suggestionen:
1. Man könnte auf der Basis von LEVINS Artikel [1964], den ich wegen Platzmangels
nicht besprechen konnte, andere altgermanische Sprachen vergleichen.
Tatsächlich bekommt man eine andere Analyse, wenn man den Verbalbestand
synchron betrachtet, aber wie nützlich ist eine solche Analyse? ENGER (1998: 2) sagt
dazu folgendes: “A central claim is that the traditional classification of Norwegian
verbs is etymological, while a synchronic classification is preferable for many
purposes […]”.
2. Diese Studie könnte noch erweitert werden, indem Verb pro Verb einzeln
behandelt wird. Eine solche Arbeit wäre mit dem Standardwerk Seebold (1970) zu
vergleichen, wobei auf die heutigen Hochsprachen fokussiert wird.
3. Man könnte den quantitativen Verlust an starken Verben auch in den anderen
germanischen Sprachen überprüfen und zu erklären versuchen, wie es kommt,
dass z.B. das heutige Friesische nur 160 starke Verben enthält, während das
103
Niederländische mit 213 Verben, die Sprache ist, die die meisten starken Verben
besitzt (das Englische besitzt ungefähr 100100-105 starke Verben).
4. Eine andere Möglichkeit wäre, die Entwicklung aller starken Verben einer Klasse
in allen germanischen Sprachen zu untersuchen.
104
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Unpublizierte
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<auf
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WESSÉN, Elias (1968). Die nordischen Sprachen. Berlin: Walter de Gruyter.
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WOLFF, Gerhart (2004). Deutsche Sprachgeschichte: ein Studienbuch. [5. überbearbeitete und aktualisierte Auflage].
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Chicago: University Press, S.265-290.
WOOD, Francis A. (1909). “Studies in Germanic Strong Verbs. III”. In Modern Philology 6, Nr. 4 (April). Chicago:
University Press, S.441-452.
111
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YOUNG, G. V. C. und C. R. CLEWER (1985). Føroysk-ensk orðabók = Faroese-English dictionary : with Faroese folk-lore and
proverbs and a section by Professor W. B. Lockwood on Faroese pronunciation. Tórshavn: Føroya
Fróðskaparfelag.
112
Anhang
1. Kasussprachen in der protoindoeuropäischen
protoindoeuropäischen Familie
Kasus
pie. lat. rum. ru. cz.
kgr. ngr. pgm. nhd. lëtz. nisl. fo.
nnl. ne. nschw. ndk. bm. nn.
Restlich
Nominativ
Akkusativ
Restlich
Vokativ
Dativ
Restlich
Genitiv
Restlich
Instrumental
Ablativ
Restlich
Lokativ
Allativ
?
113
Restlich
114
nisl. (4)
nhd. (4 [5])
nfri. (4)
lëtz. (3)
nnl. (3)
nnd. (3)
fär. (3)
ne. (2)
nschw. (1)
ndk. (1)
bm. (1)
nn. (1)
Singular
1
2
3
hjálpaa
helfee
help
hëllefen
en
help
help
hjálpii
help
hjälper
er
hjælper
er
hjelper
er
hjelper
er
hjálpar
ar
hiilfst
st
helpst
st
hëllefss
helptt
helpst
st
hjálpir
ir
help
hjälper
er
hjælper
er
hjelper
er
hjelper
er
hjálpar
ar
hiilftt
helptt
hëlleftt
helptt
helptt
hjálpir
ir
helpss
hjälper
er
hjælper
er
hjelper
er
hjelper
er
1
2
3
hjálpum
um
helfen
en
helpee
hëllefen
en
helpen
en
helptt
hjálpaa
help
hjälper
er
hjælper
er
hjelper
er
hjelper
er
Plural
2. Einheitsplural in den
den germanischen Sprachen
hjálpið
ið
helftt
helpee
hëlleftt
helpen
en
helptt
hjálpaa
help
hjälper
er
hjælper
er
hjelper
er
hjelper
er
hjálpaa
helfen
en
helpee
hëllefen
en
helpen
en
helptt
hjálpaa
help
hjälper
er
hjælper
er
hjelper
er
hjelper
er
3. Isländische Verbenliste
EINARSSON, Stefán (1961). Icelandic. Grammar, Texts, Glossary. [E]
KRESS, Bruno (1982). Isländische Grammatik. [K]
THOMSON, Colin D. (1987). Íslensk Beygingafræði. Isländische Formenlehre. Icelandic Inflections. [T]
1. Klasse
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1. bíða
2. bíta
3. drífa
4. dríta (Nbf. drita, swv K)
5. gína
6. grípa
7. hníga
8. hrífa
9. hrína
10. hvína
11. klífa
12. klípa
13. kvíða
14. líða
15. líta
16. míga
17. ríða
18. rífa
19. rísa
20. síga
21. skína
22. skíta T
23. skríða
24. slíta
25. sníða
26. stíga
27. svíða
28. svífa
29. svíkja
30. þrífa
31. víkja
bíður
bítur
drífur
drítur
gín
grípur
hnígur
hrífur
hrín
hvín
klífur
klípur
kvíðir
ir
líður
lítur
mígur
ríður
rífur
rís
sígur
skín
skítur
skríður
slítur
sníður
stígur
svíður
svífur
svíkur
þrífur
víkur
beið
beit
dreif
dreit
gein
greip
hneig (/ hné)
hreif
hrein
hvein
kleif
kleip
kveið
leið
leit
meig (/ mé)
reið
reif
reis
seig (/ sé)
skein
skeit
skreið
sleit
sneið
steig (/ sté)
sveið
sveif
sveik
þreif
veik (/ vék)
biðum
bitum
drifum
dritum
ginum
gripum
hnigum
hrifum
hrinum
hvinum
klifum
klipum
kviðum
liðum
litum
migum
riðum
rifum
risum
sigum
skinum
skitum
skriðum
slitum
sniðum
stigum
sviðum
svifum
svikum
þrifum
vikum (/ vékum K)
beðið
bitið
drifið
dritið
ginið
gripið
hnigið
hrifið
hrinið
hvinið
klifið
klipið
kviðið
liðið
litið
migið
riðið
rifið
risið
sigið
skinið
skitið
skriðið
slitið
sniðið
stigið
sviðið
svifið
svikið
þrifið
vikið
32. blífa (K vera. Fremdwort)
rísta > rista
ríta K vera. > rita
físa S älter stv
hníta > hníta
blífur
rístur > ristir
rítur > ritar
bleif
reist > risti
reit > ritaði
blifum
ristum > ristum
ritum > rituðu
blifið
ristið > ristur
ritið > ritað
hnítti (hneit K vera.)
hníttum (hnitum K vera.)
hníttur (hnitið K vera.)
2. Klasse
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1. bjóða
býður
bauð
buðum
boðið
115
2. brjóta
3. drjúpa
4. fjúka
5. fljóta
6. fljúga
7. frjósa
8. gjósa
9. gjóta
10. hljóta
11. hnjósa
12. hnjóta
13. hrjóða
14. hrjósa
15. hrjóta
16. kjósa
17. kljúfa
18. krjúpa
19. ljósta
20. ljúga
21. ljúka
22. lúka
23. lúta
24. njóta
25. rjóða
26. rjúfa
27. rjúka
28. sjóða
29. sjúga
30. skjóta
31. smjúga
32. strjúka
33. súpa
34. þjóta
35. þrjóta
brýtur
drýpur
fýkur
flýtur
flýgur
frýs
gýs
gýtur
hlýtur
hnýs
hnýtur
hrýður
hrýs
hrýtur
kýs
klýfur
krýpur
lýstur
lýgur
lýkur
lýkur
lýtur
nýtur
rýð
rýfur
rýkur
sýður
sýgur
skýtur
smýgur
strýkur
sýpur
þýtur
þrýtur
braut
draup
fauk
flaut
flaug (/ fló)
fraus
gaus
gaut
hlaut
hnaus
hnaut
hrauð
hraus
hraut
kaus
klauf
kraup
laust
laug
lauk
lauk
laut
naut
rauð
rauf
rauk
sauð
saug
skaut
smaug (/ smó)
strauk
saup
þaut
þraut
brutum
drupum
fukum
flutum
flugum
frusum
gusum
gutum
hlutum
hnusum
hnutum
hruðum
hrusum
hrutum
kusum
klufum
krupum
lustum
lugum
lukum
lukum
lutum
nutum
ruðum
rufum
rukum
suðum
sugum
skutum
smugum
strukum
supum
þutum
þrutum
brotið
dropið
fokið
flotið
flogið
frosið
gosið
gutið
hlotið
hnosið
hnotið
hroðið
hrosið
hrotið
kosið
klofið
kropið
lostið
logið
lokið
lokið
lotið
notið
roðið
rofið
rokið
soðið
sogið
skotið
smogið
strokið
sopið
þotið
þrotið
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1. binda
2. bregða
3. brenna
4. drekka
5. finna
6. renna
7. spinna
8. springa
9. stinga
10. syngja
11. tyggja
12. vinda
13. vinna
1. bresta
2. detta
3. gjalda
4. hrökkva
5. hvella
bindur
bregður
brennur
drekkur
finnur
rennur
spinnur
springur
stingur
syngur
tyggur
vindur
vinnur
brestur
dettur
geldur
hrekkur
hvellur
batt
brá
brann
drakk
fann
rann
spann
sprakk
stakk
söng
(tuggði)
vatt
vann
brast
datt
galt
hrökk
hvall
bundum
brugðum
brunnum
drukkum
fundum
rannum
spunnum
sprungum
stungum
sungum
(tuggðu)
undum
unnum
brustum
duttum
guldum
hrukkum
(hvullum)
bundið
brugðið
brunnið
drukkið
fundið
runnið
spunnið
sprungið
stungið
sungið
tuggið
undið
unnið
brostið
dottið
goldið
hrokkið
(hvollið)
hnjóða stv vera. K
3. Klasse
116
6. hverfa
7. serða
8. skella
9. skjálfa
10. skreppa
11. sleppa
12. smella
13. snerta K
hverfur
serður
skellur
skelfur
skreppur
sleppur
smellur
snertir
hvarf
sarð
skall
skalf
skrapp
slapp
small
snart / snerti
hurfum
surðum
skullum
skulfum
skruppum
sluppum
smullum
snurtum / snertum
horfið
sorðið
skollið
skolfið
skroppið
sloppið
smollið
snortið / snert
sprettur
stekkur
svelgur
svellur
sveltur
sverfur
sekkur
þverrur
vellur
veltur
verður
verpur
spratt
stökk
svalg
svall
svalt
svarf
sökk
þvarr
vall
valt
varð
varp
spruttum
stukkum
sulgum
sullum
sultum
surfum
sukkum
þurrum
ullum
ultum
urðum
urpum
sprottið
stokkið
solgið
sollið
soltið
sorfið
sokkið
þorrið
ollið
oltið
orðið
orpið
bellur
bergur / bjargar
ball
barg / bjargaði
(bullum)
burgum / björguðu
(bollið)
borgið / bjargað
gellur / gjallar
gall; gjallaði
gullum; gjallaðu
gollið; gjallað
gnestur
(hrindur /) hrindir
slekkur
spernur
svimmur
gnast
(hratt
tt /) hrinti
(slökk /) slökkti
sparn
svamm
gnustum
(hrundum /) hrintum
(slukkum /) slökktum
spurnum
svummum / svumum
gnostið
(hrundið /) hrint
(slokið /) slökkt
(spornið)
sumið / sommið
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1.
1.
2.
3.
4.
5.
nema
bera
fela
skera
sofa
stela
nemur
ber
felur
sker
sefur
stelur
nam
bar
fól K; fal K
skar
svaf
stal
námum
bárum
fólum K; fálum K
skárum
sváfum
stálum
numið
borið
falið; fólginn
skorið
sofið
stolið
svima K vera.
svimur
svam
svámum
sumið (; somið; svimið)
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1. biðja
2. drepa
3. éta E ugs.; eta E lit.
4. gefa
5. geta
6. kveða
7. leka
8. lesa
9. liggja
10. meta
11. reka
biður
drepur
étur; etur
gefur
getur
kveður
lekur
les
liggur
metur
rekur
bað
drap
át
gaf
gat
kvað
lak
las
lá
mat / matti E; T
rak
báðum
drápum
átum
gáfum
gátum
kváðum
lákum
lásum
lágum
mátum / möttum E;T
rákum
beðið
drepið
étið; etið
gefið
getið; getað
kveðið
lekið
lesið
legið
metið; matt E; T
rekið
gewöhnlich
swv
14. spretta
15. stökkva
16. svelgja
17. svella
18. svelta
19. sverfa
20. sökkva
21. þverra K auch swv
22. vella
23. velta
24. verða
25. verpa
bella K vera.
bjarga E gewöhnlich
swv;
stv [lit.]; K stv [vera.]; swv
gella
/
gjalla
E
gewöhnlich swv; stv [lit.]
gnesta K vera.
hrinda K selten stw
slökkva
sperna K vera.
svimma K vera.
4. Klasse
5. Klasse
117
12. sitja
13. sjá
14. vera
þiggur
þá; þáði
sátum
sáum
vorum (/ vórum
dial.
)
þágum; þáðum
(fregnur /) fregnar
(frá /) fregnaði
(frágum /) fregnuðu
(fregið /) fragað
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1. aka
2. ala
3. deyja
4. draga
5. fara
6. flá
7. geyja E lit.
8. grafa
9. hefja
10. hlaða
11. hlæja
12. kala
13. skafa
14. skaka
15. slá
16. standa
ekur
elur
deyr
dregur
fer
flær
geyr
grefur
hefur
hleður
hlær
kelur
skefur
skekur
slær
stendur
ók
ól
dó
dró[g E selten Analogie]
fór
fló; fláði
gó
gróf
hóf
hlóð
hló
kól
skóf
skók
sló[g E selten Analogie]
stóð
ókum
ólum
dóum
drógum
fórum
flógum; fláðum
góum
grófum
hófum
hlóðum
hlógum
kólum
skófum
skókum
slógum
stóðum
ekið
alið
dáið
dregið
farið
flegið; fláð
gáið
grafið
hafið
hlaðið
hlegið
kalið
skafið
skeekið
sleegið
staðið
sór
tók
tróð (/ trauð
sórum
tókum
tróðum (/ tráðum
svarið
teekið
troðið
15. þiggja
fregna K stv [vera.]; swv
situr
sér
er
sat
sá
var
K
setið
séð
verið
þegið; þáð
6. Klasse
stá K vera.
17. sverja
18. taka
19. troða
stár
sver
tekur
treður
Klasse
20. vaða
21. valda
22. vaxa
23. vefa
24. vega
25. þvo
gala stv vera. K; E
kefja
klæja / klá K vera.
mala stv vera. K; E
skapa stv vera. K; E
/ trað
K vera.
K vera. < 2.
)
K
veraltet
)
veður
veldur
vex
vefur
vegur
þvær
óð
olli swv (Endung)
(v)óx
óf (/ vaf K vera.)
vó(g) (/ vo) v < Analogie
þó; þvó K dial.; þvoði
óðum
ollum (/ ullum)
(v)uxum
ófum (/ váfum K vera.)
vógum v < Analogie
þógum; þvógum
dial.
; þvoðum
gelur; galar
kefur
klær K vera.; kláir
melur; malar
skepur; skapar
gól; galaði
kóf K veraltet; kafði
kló K vera.; klæjaði
mól; malaði
skóp; skapaði
gólum; galuðu
kófum K veraltet; köfðum
klógum K vera.; klæjuðu
mólum; maluðu
skópum; skapuðu
K
vaðið
valðið
vaxið
ofið
veegið
þvegið
galið; galað
kefið; kafið
klegið K vera.; klæjað
malið; malað
skapið; skapað; skapt
veraltet
7. Klasse
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
eykur
eys
blæs
býr
fær
fellur
gengur
jók
jós
blés
bjó
fékk
féll
gekk
(j)ukum
(j)usum
blésum
bjuggum
fengum
féllum
gengum
aukið
ausið
blásið
búið
fengið
fallið
gengið
grét
grétum
grátið
auka
ausa
blása
búa
fá
falla
ganga
gá
8. gráta
118
gár
grætur
K
9. gróa
10. halda
11. hanga
12. heita
13. hlaupa
14. höggva
15. láta
16. leika
17. núa
18. ráða
19. róa
20. snúa
grær
heldur
hangir
ir
heitir
ir
hleypur
heggur
lætur
leik
nýr
ræður
rær
snýr
greri (/ gréri K ugs.)
hélt
hékk
hét
hljóp
hjó
lét
lék
neri (/ néri K ugs)
réð
reri (/ réri K ugs.)
sneri (/ snéri K ugs.)
grerum (;grérum K ugs.)
héldum
héngum
hétum
hlupum
hjuggum
létum
lékum
nerum (/ nérum K ugs.)
réðum
rerum (/ rérum K ugs.)
snerum (/ snérum K
21. spýja
spúa
spý
spúir
spúði
spjó
K; E; T
spúið
spúður T
blætur
blendur
feldur
blót
blétt (/ blett)
félt
blótum
bléndum
féldum
blótið
blandið
falðið
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1. koma
kemur
kom
komum (/ kómum
K dial.
)
komið
ugs.
blóta poet. arch.
blanda poet. arch.
falda poet. arch.
gróið
haldið
hangið
heitið
hlaupið
höggvið (/ hoggið)
látið
leikið
núið
ráðið
róið
snúið
)
spjóum K / spúðum
8. Klasse
4. Färöische Verbenliste
1. Klasse
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1. bíta
2. blíva
3. dríta
4. dríva
5. glíða
6. grína
7. grípa
8. hvína
9. klíva selten
10. líða
11. líta
12. míga
13. níga
14. níta
15. ríða
16. rína
17. rísa
18. ríva
19. síga
20. skína
21. skíta
bítur
blívur
drítur; drítir
drívur
glíður
grínur
grípur
hvínur (/hvín selten)
klívur
líður
lítur
mígur
nígur
nítur
rídur
rínur
rísur (/ rís vera.)
rívur
sígur
skínur (/ skín vera.)
skítur
beit
bleiv
dreit; drítti
dreiv
gleið
grein
greip
hvein
kleiv
leið
leit
meig
neig
neit
reið
rein
reis
reiv
seig
skein
skeit
bitu
blivu
dritu; dríttu
drivu
gliðu
grinu
gripu
hvinu
klivu
liðu
litu
migu
nigu
nitu
riðu
rinu
risu
rivu
sigu
skinu [ski:nʊ] / [ʃi:nʊ]
skitu [ski:tʊ-]
bitið
blivið
dritið; drít
drivið
gliðið
grinið
gripið
hvinið
klivið
liðið
litið
migið
nigið
nitið
riðið
rinið
risið
rivið
sigið
skinið [ski:nɪ] / [ʃi:nɪ]
skitið [ski:tɪ-]
119
22. skríða
23. slíta
24. stíga
25. svíða
26. svíkja
27. tríva
28. víkja
skríður
slítur
stígur
svíður
svíkur; svíkir
trívur
víkur; vík(j)ir
skreið
sleit
steig
sveið
sveik; svíkti
treiv
veik; víkti
skriðu
slitu
stigu
sviðu
sviku; svíktu
trivu
viku; víktu
skriðið
slitið
stigið
sviðið
svikið; svíkt
trivið
vikið; víkt
bíðar
bíðaði
bíðaðu
bíðað
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1.
2.
3.
4.
bjóða
bróta
drúpa
flóta
býður; bjóðar
brýtur
drýpur
flýtur
beyð; bjóðaði
breyt
(dreyp)
fleyt
buðu; bjóðaðu
brutu
(drupu)
flutu
boðið; bjóðað
brotið
(dropið)
flotið
fljóta vera.
fljýtur
fljeyt
fljutu
fljotið
flýgur
fleyg
flugu
flogið
fljýgur
fljýgur
fljeyg
fljeyg
fljugu
fljugu
fljogið
fljogið
fýkur
gýsur
hýkur
kýsur; kjósar
klývur
krýpur
loypur
lýtur
lýgur
lýkur
nýsur; njósar
nýtur
rýtur
rýkur
sýður
skjýtur
smýgur
strýkur
sýgur
sýpur
trýtur
feyk
geys
heyk
keys; kjósaði
kleyv
kreyp
leyp
leyt
leyg
leyk
neys; njósaði
neyt
reyt
reyk
seyð
skeyt
smeyg
streyk
seyg
seyp
treyt
fuku
gusu
huku
kusu; kjósaðu
kluvu
krupu
lupu
lutu
lugu
luku
nusu; njósaðu
nutu
rutu
ruku
suðu
skutu
smugu
struku
sugu
supu
trutu
fokið
gosið
hokið
kosið; kjósað
klovið
kropið
lopið
lotið
logið
lokið
nosið; njósað
notið
rotið
rokið
soðið
skotið
smogið
strokið
sogið
sopið
trotið
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1. binda
2. bregða
3. brenna
4. drekka
5. finna
6. renna
7. smetta
8. spinna
9. springa
10. svinna
bindur
bregður
brennur
drekkur
finnur
rennur
smettur
spinnur
springur
svinnur
bant
brá; bregðaði
brann; brendi
drakk
fann
rann
smatt
spann
sprakk
svann
bundu
brugðu; bregðaðu
brunnu; brendu
drukku
funnu
runnu
smuttu
spunnu
sprungu
svunnu
bundið
brugðið; bregðað
brunnið; brent
drukkið
funnið
runnið
smuttið
spunnið
sprungið
svunnið
bíða stv vera.
2. Klass
Klasse
sse
5. flúgva
fljúgva selten
fljúga poet.
6. fúka
7. gjósa
8. húka
9. kjósa
10. klúgva
11. krúpa
12. leypa
13. ljóta
14. lúgva (ljúgva vera.)
15. lúka
16. njósa [swv]
17. njóta
18. róta / rjóta var.
19. rúka
20. sjóða
21. skjóta
22. smúgva
23. strúka
24. súgva
25. súpa
26. tróta
3. Klass
Klasse
sse
120
11. syngja
12. vinda
13. vinna
1. stinga
2. bresta
3. detta
4. g(j)alda
5. gjalla
6. gleppa
7. gretta
8. hveppa
9. hvøkka
10. hvørva
11. nerta
12. røkka
13. skelva
14. skreppa
15. sleppa
16. smella
17. søkka
18. spretta
19. støkka
20. svimja
21. svølla
22. svølta
23. verpa
syngur
vindur
vinnur
stingur
brestur
dettur
geldur
gellur
gleppur
grettur
hveppur
hvøkkur
hvørvur
nertur; nertir
røkkur
skelvur
skreppur; skreppar
sleppur
smellur
søkkur
sprettur
støkkur
svimur; svimir
svøllur
svøltur; svøltar
verpur
sang
vant
vann
stakk
brast
datt
galt
gall
glapp
gratt; gretti
hvapp
hvakk
hvarv
nart; nerti
rakk; røkk
skalv
skrapp; skreppaði
slapp
small
sakk; søkk
spratt
stakk; støkk
svam; svimdi
svall
svalt; svøltaði
varp
sungu
vundu
vunnu
stungu
brustu
duttu
guldu
gullu
gluppu
gruttu; grettu
hvuppu
hvukku
hvurvu
nurtu; nertu
rukku
skulvu
skruppu; skreppaðu
sluppu
smullu
sukku
spruttu
stukku
svumu; svimdu
svullu
svultu; svøltaðu
vurpu
sungið
vundið
vunnið
stungið
brostið
dottið
goldið
gollið
gloppið
grottið; grett
hvoppið
hvokkið
h(v)orvið
nortið; nert
rokkið
skolvið
skroppið; skreppað
sloppið
smollið
sokkið
sprottið
stokkið
svomið; svimt
svollið
svoltið; svøltað
vorpið
skellur; skellir
skall; skelti
skullu; skeltu
skollið; skelt
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
ber
svevur
nemur
sker
stjelur
verður
vevur; vevar
bar
svav
nam
skar
stjól
varð
vav; vevaði
bóru
svóvu
nómu
skóru
stjólu
vórðu
vóvu; vevaðu
borið
sovið
nomið
skorið
stolið
vorðið
vovið; vevað
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1.
2.
3.
4.
5.
biður
drepur
etur
gevur
gitur; gitir; gitar
bað
drap
át
gav
biðið
dripið
etið
givið
kvøður
lekur
lesur
liggur
rekur
sær
situr
kvað
lak
las
lá
rak
sá
sat
bóðu
drópu
ótu
góvu
gótu
gittaðu
kvóðu
lóku
lósu
lógu
róku
sóu
sótu
skella stv vera.
4. Klasse
bera
sova
nema
skera
stjala
verða lit.
veva
5. Klasse
biðja
drepa
eta
geva
gita
6. kvøða
7. leka
8. lesa
9. liggja
10. reka
11. síggja
12. sita
gat vera.; gitti; gittaði
vera.
;
gittu;
gitið; gitt; gitað
kvøðið
likið
lisið
ligið
rikið
sæð; sætt
sitið
121
13. vega
14. vera
vegur
er
vá
var
vógu
vóru
vigið
verið
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1. aka
2. ala
3. draga
4. fara
5. gala
6. grava
7. mala
8. sláa
9. standa
10. svørja
11. taka
12. troða
13. vaða
14. vaksa
ekur; akar
elur; alir
dregur
fer
gelur
grevur; graver
melur
slær
stendur
svør
tekur
treður
veður; vaðar
veksur; veks poet.
ók; akaði
ól; aldi
dró
fór
gól
gróv; gravaði
mól
sló; slerdi
stóð
svór
tók
tróð
vóð; vaðaði
vaks; vóks poet.
óku; akaðu
ólu; aldu
drógu
fóru
gólu
gróvu; gravaðu
mólu
slógu; slerdu
stóðu
svóru
tóku
tróðu
vóðu; vaðaðu
vuksu
ikið; akað
alið; alt
drigið
farið
galið
grivið; gravað
malið
sligið
staðið
svorið
tikið
troðið
vaðið; vaðað
vaksið
lær
laðar (leður)
(tvær); tváar
skapar; skapti (; skaptur)
læði (/ ló)
laðaði (/ lóð)
(tvó ); tváaði
skapaði; skapti (; skóp)
læðu (/ lóu)
laðaðu (lóðu)
(tvógu ); tváaðu
skapaðu; skaptu (; skópu)
læð (/ læið)
laðað (laðið)
(tvigið); tváað
skapað; skapt (; skapið)
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
eita
fáa
falla
ganga
gráta
halda
hanga
lata
láta
eitur
fær
fellur
gongur
grætur
heldur
hongur
letur
letur (< lætur)
(h)æt
fekk
fall (; fell vera.)
gekk
græt
helt
hekk
læt (< lót)
læt
(h)itu
fingu
fingu
gingu
grótu
hildu
hingu
lótu
lótu
(h)itið
fingið
fingið
gingið
grátið
hildið
hingið
latið
látið
blása
búgva
høgga
ráða
blæsur (blæs poet.)
býr
høggur
ræður (ræð vera.)
blásti (blæs poet.)
búði (; bjó poet.)
høgdi (hjó vera.); høgg
ráddi (ræð vera.)
blástu (blæsu poet.)
búðu (; bjóu poet.)
høgdu
ráddu (ræðu vera.)
blast; (blásið poet.)
búð (; búgvið poet.)
høgt; høggið vera.
rátt; ráðið vera.
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Ind. Prät. 1. Pl.
Supinum
1. koma
kemur
kom
komu
komið
6. Klasse
læa stv vera.
laða stv vera.
tváa stv vera.
skapa stv. poet.
7. Klasse
8. Klasse
122
5. Nynorsk Verbenliste
ESKELAND, Lars (1908). Norsk formlæra. [E]
HÆGSTAD, Marius (1910). Norsk maallæra eller grammatik i landsmaal. [H1]
HEGGSTAD, Leiv (1931). Norsk grammatikk. [H2]
NÆS, Olav (1952). Norsk grammatikk. 1. Ordlære. Bokmål og nynorsk på bakgrunn av språkhistorie og dialekter. [N2]
NÆS, Olav (1956). Norsk språklære til skolebruk og sjølstudium. Oslo: Fabritius & Sønners Forlag. [N3]
HAUGEN, Einar (1965). Norsk engelsk ordbok. [H]
TORVIK, Ingvald (1966). Nynorsk grammatikk. Formlære I jamføring med norrønt mål og dialektar. Med eit tillegg av
tekster til omsetjing. [T]
BERULFSEN, Bjarne (1967). Norsk grammatik. Ordklassene. [B1]
BEITO, Olav T. (1970). Nynorsk grammatikk. Lyd- og ordlære. [B2]
RØNHOVD, Jarle (1997). Norsk morfologi. [R1]
FAARLUND, Jan et al. (1997). Norsk referansegrammatikk. [F]
1. Klasse
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
bid
bit
blir
bliv
drit
driv
fis
flin
glir
glid
glim
glin
gnir
gnid; gnider
grin
grip
hiv; hiver
kik; kikar
klip
kliv
knip
kvin
lir
lid
lit
mig
nig
nit
pip
rir
rid
rin
ris
riv
sig
sik; sikar; siker
siv
beid
beit
blei
bleiv
dreit
dreiv
feis
flein
glei
gleid
gleim
glein
gnei; gnidde
gneid; gnidde
grein
greip
heiv; hivde
keik; kika
kleip
kleiv
kneip
kvein
lei
leid
leit
meig
neig
neit
peip (/ pipte B2)
rei
reid
rein
reis
reiv
seig
seik; sika; sikte
seiv
bide
bite
blitt
blive
drite
drive
fise
fline
glide; glidd; glidt
bide
bite
bli
blive
drite
drive
fise
fline
gli
glide
9. glime E; H1; H2; B2; R1
10. gline
11. gni
gnide
12. grine
13. gripe
14. hive H2 + swv
15. kike H1 + swv Nbf. kikke
16. klipe
17. klive
18. knipe
19. kvine
20. li T
lide
21. lite
22. mige
23. nige E; H1; H2; B2; R1
24. nite
25. pipe H2 + a/de; B2 auch swv
26. ri T
ride
27. rine
28. rise
29. rive
30. sige
31. sike
32. sive H3
glime
gline
gnide; gnidd; gnidt
grine
gripe
hive; hivd; hivt
kike; kika
klipe
klive
knipe
kvine
lide; lidd; lidt
lite
mige
nige
nite
pipe (/ pipt B2)
ride; ridd; ridt
rine
rise
rive
sige
sike; sika; sikt
sive
123
33. skine
34. skite
35. skli
sklide
36. skri T
skride
37. skrike
38. skrive
39. slite
40. smite
41. snide
42. snike
43. stige
44. stri
stride
45. svi
svide
46. svike
47. svive
48. trive
49. vike
50. vri
vride
skin
skit
sklir
sklid
skrir
skrid
skrik
skriv
slit
smit
snid
snik
stig
strir
strid; strider
svir
svid
svik
sviv
triv
vik
vrir
vrid; vrider
skein
skeit
sklei; sklidde
skleid; sklidde
skrei
skreid
skreik
skreiv
sleit
smeit
sneid
sneik
steig
strei; stridde
streid; stridde
svei
sveid
sveik
sveiv
treiv
veik
vrei; vridde
vreid; vridde
gin
gein
gine
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. bryte
2. by
byde
3. drype
4. dryse; drjose
5. fly T
flyge
6. flyte
7. fryse
8. fyke
9. glupe
10. grupe
11. gyse
12. gyte
13. gyve
14. kjose
15. klype
16. klyve
17. krype
18. lyge; ljuge
19. lyte
20. njode
21. nype
22. nyse
23. nyte
24. ry
25. ryke
26. ryte
27. skyte
bryt
byr
byd; byder
dryp
drys
flyr / flyg
flyg
flyt
frys
fyk
glyp
gryp
gys
gyt; gyter
gyv
kys
klyp; klyper
klyv
kryp
lyg
lyt
nyd
nyp
nys
nyt
ryr
ryk
ryt
skyt
braut
baud; bydde
brote
bode; bydd; bydt
draup
draus
flaug
drope
drose
floge
flaut
fraus
fauk
glaup
graup
gaus
gaut; gytte
gauv
kaus
klaup; klypte
klauv
kraup
laug
laut
naud
naup
naus
naut
raud; rydde
rauk
raut
skaut
flote
frose
foke
glope
grope
gose
gote; gytt
gove
kose
klope; klypt
klove
krope
loge
lote
node
nope
nose
note; nytt
rode; rydd; rytt
roke
rote
skote
gine H2; B2; H3
skine
skite
sklide; sklidd; sklidt
skride; skridd; skridt
skrike
skrive
slite
smite
snide
snike
stige
stride; stridd; stridt
svide; svidd; svidt
svike
svive
trive
vike
vride; vridd; vridt
2. Klasse
124
28. skyve Nbf. skuve
29. smyge
30. snype
31. strupe
32. stryke
33. stupe
34. suge
35. supa B2
36. syde
37. tryte
38. tyte
skyv; skyver
smyg
snyp
stryp; struper
stryk
styp; stuper
syg
syp
syd
tryt
tyt
skauv; skyvde
smaug
snaup
straup; strupte
strauk
staup; stupte
saug
saup
saud
traut
taut
skove; skyvd; skyvt
smoge
snope
stope; strupt
stroke
stope; stupt
soge
sope
soge
trote
tote
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. binde
2. brenne
3. drikke
4. finne
5. klinge
6. renne
7. spinne
8. springe
9. stikke
10. stinge
11. svinne
12. vinde
13. vinne
bind
brenn
drikk
finn
kling
renn
spinn
spring
stikk
sting
svinn
vind
vinn
batt
brann
drakk
fann
klang
rann
spann
sprang
stakk
stakk
svann
vatt
vann
bunde
brunne
drukke
funne
klunge
runne
spunne
sprunge
stukke
stunge
svunne
vunde
vunne
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
ber
brest
dett
gjeld
gjell
glepp
glett
gnell
gnest
knest
gnett
klekk
klett
knekk
knert
knett
krepp
kvekk
kvell
kvelv
kvepp
kverv
rekk
bar
brast
datt
g(j)aldtt
gall
glapp
glatt
gnall
gnast
knast
gnatt
klakk
klatt
knakk
knart
knatt
krapp
kvakk
kvall
kvalv
kvapp
kvarv
rakk
bore
broste
dotte
golde; gjeldt
golle
gloppe
glotte
gnolle
gnoste
knoste
gnotte
klokke
klotte
knokke
knorte
knotte
kroppe
kvokke
kvolle
kvolve
kvoppe
kvorve
rokke
3. Klasse
4. Klasse
bere
breste
dette
gjelde
gjelle
gleppe
glette
gnelle
gneste
kneste
10. gnette
11. klekke
12. klette
13. knekke
14. knerte
15. knette
16. kreppe
17. kvekke
18. kvelle
19. kvelve
20. kveppe
21. kverve
22. rekke
125
skjell; skjeller
skjelv
skjer
skrell
skrepp
skvelp
skvett
slepp
slett
smell
smett
snerp
snert
spenn
sprekk
sprett
stel
strekk
svell
svelt
svem
sverv
tverr
vell
velt
er
verp
vert
skall; skjelte
skalv
skar
skrall
skrapp
skvalp
skvatt
slapp
slatt
small
smatt
snarp
snart
spann
sprakk
spratt
stal
strakk
svall
svalt
svam
svarv
tvarr
vall
valt
var
varp
vart
skolle; skjelt
skolve
skore
skrolle
skroppe
skvolpe
skvotte
sloppe
slotte
smolle
smotte
snorpe
snorte
sponne
sprokke
sprotte
stole
strokke
svolle
svolte
svome
svorve
tvorre
volle
volte
vore
vorpe
vorte
kless
nem
klass
nam
klosse
nome
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. be
bede E / H1 bidja [i eldre bøker]
2. drepe
3. gidde
4. gje(ve E)
gi T
5. gjete
6. kreke
7. kvede
8. leke
9. lese
10. reke
11. sitje; sitte
12. tigge
13. ete
14. ligg(j)e
15. sjå
ber
bed
drep
gidd
gjev
gir
gjet
krek
kved
lek
les
rek
sit
tigg; tigger
et
ligg
ser
bad
bede; bedd; bedt
drap
gadd
gav
gav
gat
krak
kvad
lak
las
rak
sat
tagg; tigga
åt
låg
såg
drepe
gidde
gjeve
gitt
gjete
kreke
kvede
leke
lese
reke
sete
tigge; tigga
ete
lege
sett
met
mat
mete
23. skjelle
24. skjelve
25. skjere
26. skrelle
27. skreppe
28. skvelpe
29. skvette
30. sleppe
31. slette
32. smelle
33. smette
34. snerpe
35. snerte
36. spenne
37. sprekke
38. sprette
39. stele
40. strekke
41. svelle
42. svelte
43. svemje
44. sverve
45. tverre
46. velle
47. velte
48. vere
49. verpe
50. verte
klesse H2
nema H2 sjeldsynte; B2
5. Klasse
mete H2; B2
126
6. Klasse
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1.
2.
3.
4.
ek; akar
el; aler
es; asar
dreg; drar
dreg
fer
gjjel
gneg; gnagar
grev
ler (/ lær E; H1; H2)
mel
skjjek / skakar
skjjev / skavar
slår (/ slær E; H1; H2)
står
stend
tek
veks
ok / aka
ol / alte
os / asa
drog
drog
fór
gol
gnog / gnaga
grov
lo
mol
skok / skaka
skov / skava
slo
stod [sto]
sto(d)
tok
voks v-analogie / vaks 3. Klasse
eke / aka
ale / alt
ase / asa
drege / dratt / dradd
drege
fare
gale
gnege / gnaga
grave
ledd / lett
male
skjjeke / skaka
skave / skava
slege Verner / slått
stått
stade
teke
vakse
døyr
flær
gøyr
klær
trer
tred
trå (/ trær)
tvær
ved
do / døydde
flo
go
klo
tro / tredde
tro(d)
tro(d) / trådde
tvo
vod
dåe H2 / døytt H2
flege
gåe
klege
trede / tredd / tredt
trede (/ trade H2)
trede / trådd / trått
tvege Verner
vade
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1.
2.
3.
4.
5.
blæs / blåser
fell
får (/ fær H2)
græt
går
gjeng
held
heng
heiter
lèt / lar
lèt
læt
bles / blåste
fall
fekk
gret
gjekk
heldt
hang / hekk
het / heite
lét / let
lét
lét H2 / let H1
blåse / blåst
falle
fått (/ fenge E; H1; H2)
gråte
gått
gjenge
halde
hange (henge H1; H2)
heitt
late / latt
late
låte
auser / øys H2
løyp
auste
ljop E; H2 / laupte E; H1; H2
aust
laupe E; H1 (/ lope E)
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
hev; hev(j)ar
høgg E; H2 / hogger
kjem
hov / hevja
hogg E; H2 / hogde
kom
hove anal. < 4 / hevja
hogge E; H2 / hogd / hogt
kom(m)e
ake
ale
ase
dra T
drage
5. fare
6. gale
7. gnage
8. grave
9. le T / læ[jaE] E; H1; H2
10. male
11. skake
12. skave
13. slå
14. stå
stande vera.; T poet.
15. ta(ke)
16. vekse
døy H meistens swv; H2; B2 swv
flå E + swv; H1 meistens swv; H2; B2 swv
gøya H meistens swv; B2 swv
klå E + swv; H1 meistens sv; H2; B2 swv
tre B2
trede B2
trå B2
två E; H1; H2
vade E; H1; H2; va(de) B2 swv
7. Klasse
blåse
falle7
få
gråte
gå
gange VERALTET, B2 POET.
6. halde
7. hange / henge
8. heite
9. la T
late
10. låte
ause
laupa E; H1 auch swv; H2 auch swv (te);
B2 swv
8. Klasse
Infinitiv
H1 auch swv; H2 + swv
1. hevje
2. hogge7
3. kom(m)e
127
4. nygg(j)e
5. nøgge
6. skrøkke
7. sløkke
8. sove
9. støkke
10. sverje
11. søkke
12. tygg(j)e
13. slenge
14. syng(j)e
15. trenge
16. vege5
nygg
nøgg
skrøkk
sløkk
søv (/ sev E)
støkke
sver
søkk
tygg
sleng
syng
treng
veg
nogg
nogg
skrokk
slokk
sov (< pl.; gno. sváfum)
stokk
svor
sokk
togg
slong (/ slang B2 dial.)
song
trong
vog < labialisering av á gno. vá - vágu;
nogge
nogge
skrokke
slokke
sove
stokke
svore anal. < 4
sokke
togge
slunge
sunge
trunge
vege
v/g-analogie
4
17. veve
kløkke H1; H2
vev
vov v-analogie; o < pl.
vove
kløkk
klokk
klokke
6. Bokmål Verbenliste
KNUDSEN, Knud (1880). Lærebog i dansk-norsk sproglære. [Kn.]
WESTERN, Aug. (1921). Norsk riksmåls-grammatikk for studerende og lærere. [W]
NÆS, Olav und Edvard Stang (1939). Norsk grammatikk til skolebruk. [N1]
NÆS, Olav (1952). Norsk grammatikk. 1. Ordlære. Bokmål og nynorsk på bakgrunn av språkhistorie og dialekter. [N2]
NÆS, Olav (1956). Norsk språklære til skolebruk og sjølstudium. [N3]
HAUGEN, Einar (1965). Norsk engelsk ordbok. [H]
BERULFSEN, Bjarne (1966).Norwegian Grammar. [B1]
BERULFSEN, Bjarne (1967). Norsk grammatik. Ordklassene. [B2]
STRANDSKOGEN, Åse-Berit und Rolf STRANDSKOGEN (1980). Norsk grammatikk for utlendinger. [S]
GREFTEGREFF, Liv Astrid (1987). Enkel norsk grammatikk. [G]
FAARLUND, Jan et al. (1997). Norsk referansegrammatikk. [F]
JANUS, Louis (1999). Norwegian Verbs & Essentials of Grammar: A Practical Guide to the Mastery of Norwegian. [J]
KVIFTE, Bjørn und Verena GUDE-HUSKEN (2005). Praktische Grammatik der norwegischen Sprache. [K]
TAULE, Ragnvald (2006a). Escolas Ordbok: Bokmål. [R]
1. Klasse
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
(7389:
Supinum (3827: 3197-630)
6594-663-132)
128
1. bite
2. bli
bli; blive
3. drite
4. drive
5. fise
6. gli[de W/H]
7. gni¹[de W/H]
8. grine
biter
blir
bli(ve)r
driter
driver
fiser
glir
gnir
griner
9. gripe
griper
bet 122; beit 21
ble 45.351; blei 427
blev 0; bleiv 0
dret; dreit 3
drev 577; dreiv 132
fes 0; feis 0; fiste 0
gled 251; glei 19; glidde W
gned 47; gnei 1; gnidde 4
gren W seltsam; 27; grein 14;
grinte 4
grep 422; greip 5
bitt 72
blitt 10.603
blevet W 0; blitt 10.603
dritet 0; dritt 14
drevet 848
feset 0; fist 0
gleden Kn.; glidd 34
gnidd 10
grint 1
grepet 198
10. hive
11. klive
12. klipe
13. knipe
14. kvine
15. li[de W]
hiver
kliver
klipe
kniper
kviner
lir
hev 48; heiv 7; hivde 3
kleiv 2
kleip
knep 47; kneip 1
kvein 1; kvinte W alg. 0
led 194; lei 191; lidde W seltsam;
hevet W 0; hivd 8
klevet 0; klivd 0
klipt
knepet 20
kvint 0
leden Kn.; lidd 84
N2 ikke å anbefale [S.158]
13
li
lide 151
16. lite
17. mige
18. pipe
19. ri53(de12) [ride W]
lir
lider
liter
mige
piper
led 194; lei 191
led 194; lei 191
let 67; leit 21
meg; meig
pep 41; peip 6
red 148; rei 6; [ridde W seltsam;
vulgär; N2 ikke å anbefale [S.158] 0
20. rive
21. sige
22. skinne
river
siger
skinner
lidd 84
lidd 84; lidt Kn.; B1 eldre 60
litt 4; lidt W; lidd W
meget
pepet 10
reden Kn.; ridd 23
]
rev 247; reiv 15
seg 1.549; seig 34
skjjen W; N2; B; N3; skein1; skinte
revet 280
seget 8
skinnet W 0; skint 1
W mest 77
23. skite
24. skli
25. skri0(de2) [skride W]
26. skrike
27. skrive
28. slite
29. snike (seg)
30. stige
31. stri37(de38) [stride W]
skiter
sklir
skrir
skriker
skriver
sliter
sniker (seg)
stiger
stri(de)r
skjet 0; skeit 1
skled 35; sklei 3; sklidde 1
skred 39; skrei 1
skrek 386; skreik 45
skrev 1.376; skreiv 59
slet 234; sleit 18
snek 52; sneik 6
steg 497; steig 14
stred 9; strei 2; stridde 3
skitt 20
sklidd 7
skredet15; (skridd 1)
skreket19
skrevet1.483
slitt 229
sneket30
steget241
(stredet Kn.; W veraltet 0); stridd 5;
stridt W 0
32. svi[de ]
33. svike
34. svive
35. trive
36. vike
37. vri[de W]
kike
W
slipe
Kn. (dk. Form slib
be)
smite Kn. (dk. Form smitte)
trine
W lite brukt
svir
sviker
sviver
triver
viker
vrir
kiker
sliber
smiter
39
10
12
sveden Kn.; svidd 27
sved ; svei ; svidde
svek 7; sveik 1
svev 1; sveiv 3; svivet 1
trev 1; treiv 3
vek 56; veik 5
vred 75; vrei 12; vridde 7
sveket 23
svivet 13; svivd 0
trevet0; trivd 0
veket9
vreden Kn.; vridd 30
kjek W; kiket; kika
kjjeket W; kiket; kika
[slep
Kn.
]; slipte
[smet Kn.];
W; B2
); trinet; trinte
[slepet Kn.]; slipt
[smidt Kn.]
trinet; trint
triner
(tren
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. bety
2. bryte
3. by
byde
4. fly(ge); flyve W; R; N2
betyr
bryter
byr
byder
fly(ge)r; flyver
betød; betydde
brøt; brøyt; braut S; G
bøy; bød; bau N2
bød; baud S
fløy; flaug S
betydd
brutt
budt; bydd
2. Klasse
Klasse
fløyet; flydd
129
5. flyte
6. fnyse
7. fryse
8. fyke
9. gyse
10. gyte
11. gyve
12. klype
13. klyve
flyter
fnysser
fryser
fyker
gyser
gyter
gyver
klyper
klyver
14. krype
15. lyde
16. lyge / lyve (< dk.) /
ljuge
17. nyse
18. nyte
19. ryke
20. ryte
21. skryte
22. skyte
23. skyve
kryper
lyder
lyger; lyver; ljuger
nyser
nyter
ryker
ryter
skryter
skyter
skyver
24. smyge (seg)
25. snyte (seg)
26. stryke
27. suge
28. supe
29. fortryte W; F; N2
tryte
30. tyte
smyger
snyter
stryker
suger
super
fortryter
tryter
tyter
fløt; fløyt; flaut S
fnøs; fnyste
frøs; frøys; fraus S; G
føk; føyk; fauk K
gjøs; gyste
gjøt; gytte
gjøv; gøyv; gauv F; gyvde N2
kløp; klypte
kløv; kløyv; klauv F;
klyvde
krøp; krøyp; kraup S
lød; lydde
løy; laug S
flytt
fnyst
fro
osset
føket
gyst
gytt
gjjøvet; gyvd
kløpet; klypt
kløvet; klyvd
nøs; nøys; naus F; nyste
nøt; nøyt; naut S
røk; røyk; rauk S
røt; røyt; raut 3
skrøt; skraut K; skrytte
skjøt; skøyt; skaut G; S
skjøv; skøyv; skauv G; S;
skyvde
smøg; smøyg; smaug K
snøt; snytte
strøk; strøyk; strauk S
saug; sugde; suget; suga
saup
fortrøt
traut
tøt; tøyt; taut F
nyst
nytt
røket
rytt
skrytt
skutt
skjjøvet; (skyvd W)
krøpet
lydd; lydt
løyet
smøget
snytt
strøket
sugd; suget; suga
supt
fortrutt
trytt
tytt
dryppet; drypt; dryppa
knyter
kyter
nyper
syder
(drøpp W); dryppter; drypte;
dryppa
(knøt W); knytte
(kjøt W); kytte
(nøp W; N2); nypte
syda: sydet
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. be
bede
2. binde
3. brekke
4. brenne
5. briste
6. dette
7. drikke
ber
beder
binder
brekker
brenner
brister
detter
drikker
ba(d)
bad
bandt
brakk; (brekket W; brekte W)
brant
brast
datt
drakk
bedet Kn.; bedt
dryppe
drypper
knyte
kyte
nype
syde
knytt
kytt
nypt
[søden Kn.]; syda: sydet
3. Klasse
130
bundet
brukket; (brekket W; brekt W)
brent
bristet; brustet W; B1; F; Kn.
dettet
drukket
gir
gidder
fant (analogie)
fornam; fornemmet;
fornemma
ga(v)
gadd
funnet
fornummet W; B1; J;
fornemmet; fornemma
gitt
giddet
gider
gad W
gidet W
8. finne
9. fornemme
finner
fornemmer
10. gi
11. gidde
gide W
W; N3; F
12. gjelde
13. gleppe
14. glippe
15. gnelle
16. henge
17. hjelpe
18. klesse
19. klinge
20. knekke
21. kneste N2; F
22. knette N2; F
23. kvede
24. kvekke
25. kveppe
26. kverve
27. lekke
28. rekke
29. renne
30. rinne
31. synge
32. synke
33. sitte
34. skjelve
35. skrelle
36. skvette
37. slenge
38. sleppe; slippe
gjelder
glepper
glipper
gneller
henger
hjelper
klesser
klinger
knekker
knester
knetter
kveder
kvekker
kvepper
kverver
lekker
rekker
renner
rinner
synger
synker
sitter
skjelver
skreller
skvetter
slenger
slepper; slipper
gjaldt; galdt
glapp
glapp
gnall; gnelte
hang
hjalp
klass
klang
knakk; knekte; knekket J
knast
knatt
kvad
kvakk
kvapp
kvarv
lakk; lekka; lekket
rakk
rant
rant
sang
sank
satt
skalv
skrall; skrelte
skvatt
slang; ([slengte W])
slapp
39. smelle
40. smette
41. søkke
42. spinne
43. sprette
44. springe
45. sprekke
46. stikke
47. strekke (till)
48. svelte
49. svinge
50. svinne
51. tigge
52. treffe
smeller
smetter
søkker
spinner
spretter
springer
sprekker
stikker
strekker
svelter
svinger
svinner
tigger
treffer
smalt [small ]
smatt
sakk
spant (analogie)
spratt
sprang
sprakk
stakk
strakk
svalt W dial./poet.; N2; sveltet W
svang; svingte N2
svant (analogie)
tagg; tigde; tigga; tigget
traff
guldet/goldet Kn.; gjeldt
gleppet
glippet; gluppet Kn.
gnelt
hunget Kn.; hengt
hjulpet
klesset
klinget; klunget Kn.; klingt
knekket; knekt
knestet
knettet
kvedet
kvekket
kveppet
kvervet
lekket; lekka; lekt B1
rukket
rent
runnet
sunget
sunket
sittet; suddet > suttet Kn.
skjelvet; skulvet; skolvet Kn.
skrelt
skvettet
slunget Kn.; slengt
sluppet; sloppet W; B1; N2;
N3; J
W/N2
smelt
smettet; smuttet W
søkket
spunnet
sprettet; spruttet Kn.
sprunget
sprukket
stukket
strukket
sveltet
svunget; svinget; svingt
svunnet
tigd; tigga; tigget
truffet
131
53. trekke
54. tvinge
55. tvinne Kn. tvinde N3
trekker
tvinger
tvinner
56. være
57. vinde
58. vinne
er
vinder
vinner
trakk
tvang
tvann W / tvant N2;
tvinnet W selten; tvinna;
tvinnet
var
vandt
vant (analogie)
trukket
tvunget
tvunnet W; tvinnet
tvinna; tvinnet
glettet
stinket; stinka
svømt
trengt
veltet; velta
vært
vundet
vunnet
glette N2 Nynorskismus?
stinke
svømme
trenge
velte
gletter
stinker
svømmer
trenger
velter
verpe
drepe
reke
kreke N2; F
verper
dreper
reker
kreker
glatt
(stank W); stinket; stinka
svam W poet./dial.; B2; svømte
trang W; N2; trengte
valt W poet./dial.; N2; H; F; R2; veltet;
velta
varp H; verpet; verpa; verpte
drap W poet./H; drepte
rak H; R2; rekte
krak N2; R2; kreket; krekte; kreka
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. bære
2. skjære
3. stjele
bærer
skjærer
stjeler
bar
skar
stjal
båret
skåret
stjålet
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. ete
2. ligge
3. se
eter
ligger
ser
åt
lå [låg N1; F]
så[g F]
ett
ligget
sett
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
drar
farer
galer
gnager
graver
jager
la(te)r
ler
maler
slår
dro(g)
for
gol; galte
gnog; gnagde; gnaget
grov; gravde
jog; jaga; jaget; jagde
lot
lo
mol; malte
slo
dradd; dratt (draget W)
fart (faret N2; B1)
galt (galet W)
gnagd; gnaget
gravd (gravet W)
jaga; jaget; jagd
latt; ladt Kn.
ledd
malt (malet W)
slått (slagen W)
verpet; verpa; verpt
drept
reket W; rekt
kreket; krekte; kreka
4. Klasse
5. Klasse
6. Klasse
Infinitiv
1. dra ([dra(ge)
2. fare
3. gale
4. gnage
5. grave
6. jage
7. la(te)
8. le
9. male
10. slå
132
W; H
])
N2
;
11. stå
12. ta ([ta(ge) W])
13. trå
tre
14. vege
Nbf. veie [swv]
står
tar
trår
sto(d)
tok
tro; trådte; trådde
stått
tatt (taget W)
trådt; trådd; trått W
trer
trådte
trådt
vegd
veger
vog
veve
vever
skake
befale Kn.
skaker
befaler
vov Kn. veraltet; W; H; R; R; vevde
veva; vevet
[skok N1]; skaka; skaket
befol Kn.; befalte
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
faller
får
går
gråter
heter
hugger
løper
låter
falt
fikk
gikk
gråt [gret N2 seltsam; J; F]
het; hette
hugg; hugde; hugget
løp
låt [let N2 seltsam]
(fallen W; falden Kn.); falt
fått
gått
grått
hett
hugd; hugget
løpt; løpet
lått
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. komme
2. sove
3. sverge; sverje F
kommer
sover
sverger; sverjer
kom
sov
svor; sverget; sverga
4. holde
5. støkke
6. hogge
holder
støkker
hogger
holdt
stokk; støkk
hogg; hogde
kommet
sovet
svoret; sverget
sverga
holdt
støkket; støkt
hogd
W; R
;
vevd W;R; veva; vevet (-)
skaka; skaket
befalet Kn.; befalte
7. Klasse
falle
få
gå
gråte
hete
hugge
løpe
låte
8. Klasse
W seltsam
;
7. Schwedische Verbenliste
SAHLSTEDT (1796). Schwedische Grammatik nach dem Sprachgebrauch unserer Zeiten. [S1]
DIETERICH (1848). Ausfürhliche Schwedische Grammatik. [D]
SUNDÉN, A. (1869). Svensk språklära för elementar-läroverken. [S2]
BRATE, Erik (1898). Svensk språklära för de allmänna läroverken. [B]
HOLM, Britta und Elizabeth NYLUND (1970). Deskriptiv svensk grammatik. [Hn.]
TELEMAN, Ulf et al. (1999). Svenska Akademiens grammatik . 2: Ord. [T]
133
1. Klasse
Infinitiv 7.307.340 (1.784.589) Ind. Präs. 3. Sg. Ind.
Unspezifiziert 804.803
1. bita 48.097 (10.368)
2. bli(va) 4.947.696
(1.276.984 +
Prät.
3.
Sg. Supinum 617.282
2924
2.365.450
1.732.024
biter 7.555
bli(ve)r 1.753.747 + 1.357
bet 19.314
blev 1.305.979
bitit 2.035
blivit 418.317
driver 47.015
fiser 834
glider 9.272
gnider 677
griper 6.038
kliver 13.214
kniper 1.558
kvider 441
lider 28.537
niger 490
piper 1.978
rider 10.228
river 8.224
skiner 18.065
skiter 17.031
skrider 691
skriker 27.422
skriver 313.502
sliter 10.455
smiter 2.302
sniker 53
sprider 19.233
drev 18.450
fes 368
gled 7.596
gned 912
grep 7.876
klev 20.038
knep 2.975
kved 412; kvidde 11
led 8.771
neg 781
pep 1.645
red 28.944
rev 7.227
sken 5.580 (; skinte S1)
sket 4.686
skred 747
skrek 25.586
skrev 184.365
slet 8.379
smet 3.839
snek 39; snikte 1
spred 10.045; spridde
drivit 11.205
fisit 112
glidit 1.694
gnidit 93
gripit 6.604
klivit 3.753
knipit 180
kvidit 26
lidit 5.106
nigit 28
pipit 93
ridit 4.687
rivit 2.373
skinit 195 (; skint S1)
skitit 1.199
skridit 123
skrikit 2.442
skrivit 129.009
slitit 4.118
smitit 852
snikit 3; snikt 4
spridit 4.398; spritt 2.376 D
268
2.714)
3. driva 176.269 (43.355)
4. fisa 3.909 (615)
5. glida 27.969 (7.260)
6. gnida 3.327 (610)
7. gripa 91.586 (7.399)
8. kliva 57.598 (17.797)
9. knipa 7.379 (2.162)
10. kvida 1.282 (165)
11. lida 63.197 (11.306)
12. niga 2.043 (210)
13. pipa 2.728 (219)
14. rida 108.523 (24.036)
15. riva 66.638 (12.804)
16. skina 33.075 (1.343)
17. skita 32.822 (7.005)
18. skrida 2.553 (781)
19. skrika 77.767 (15.144)
20. skriva 1.133.080 (249.753)
21. slita 66.268 (10.863)
22. smita 12.579 (4.380)
23. snika 284 (169)
24. sprida 96.468 (27.837)
197 B
gewöhnlich; S2; D
25. stiga 106.074 (19.348)
26. strida 25.808 (4.160)
stiger 23.316
strider 12.181
steg 34.816
stred 4.118; stridde
59
B
stigit 13.042
stridit 728; stritt 28
gewöhnlich; S2; D
11.970 (1.542)
27. svida
28. svika 17.612 (2.628)
29. tiga 17.761 (3.219)
30. vika 33.000 (11.512)
31. vina 7.730 (470)
32. vrida 24.248 (6.431)
smida S / B auch swv; D
snida S
lita S; D
trivas S; D
skina S1; D
4.708
svider
sviker 5.640
tiger 6.287
viker 5.799
viner 1.020
vrider 6.580
sved 1.826
svek 2.491
teg 2.547
vek 4.799
ven 1.428
vred 5.445
svidit 93
svikit 2.708
tigit 420; teegaat 43
vikit 354; vikt 473
vinit 24
vridit 1.268
smider
smed; smidde
snidde
let; litade
trevs
sken D; skinte S1
smidit; smitt
snitt (Adj. sniden)
litit; litat
trivit
skinit; skint
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
trivs
skiner
2. Klasse
Infinitiv
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
134
183.752 (39.169)
bjuda
bryta 143.656 (40.019)
drypa 1.364 (83)
duga 32.934 (7.777)
dyka 96.602 (17.388)
flyga 77.052 (21.882)
flyta 40.057 (4.289)
fnysa 2.979 (313)
Ind. Präs. 3. Sg.
53.858
bjuder
bryter 28.830
dryper 505
duger 15.569
dyker 41.486
flyger 20.381
flyter 12.293
fnyser 1.138
34.454
bjöd
bröt 29.492
dröp 280 (; drypte S2)
dög 2317; dugde 74
dök B auch swv; S swv 27.157
flög 17.174
flöt 5.631
fnös 811; fnyste B; S2; D 224
bjudit 10.241
brutit 13.906
drupit 8; drypt 6
dugt 94
dykt S2 swv 7.435
flugit 3.644
flutit 3.644
(fnysit D;) fnyst 108
9. frysa 43.187 (11.298)
10. gjuta 6.507 (1.564)
11. hugga schon S1 18.572 (5.368)
12. klyva 8.565 (601)
13. knyta 42.695 (10.607)
14. krypa 45.039 (20.637)
15. ljuda 4.857 (986)
fryser 11.177
gjuter 465
hugger 3.747
klyver 610
knyter 5.333
kryper 9.790
ljuder 1.992
frös 6.050
göt 479
högg 4.194
klöv 338 (; klyfde D)
knöt 2.956
kröp 7.316
ljöd B manchmal swv
[studom
frusit 2.194
gjutit 310
huggit 981
kluvit 69 (; klyfd D)
knutit 1.389
krupit 1.876
ljudit 136
Schreibfehler für stundom]; S2 swv 1.273
16. ljuga 30.884 (8.594)
17. ljuta 14 (2)
18. lyda 33.001 (5.144)
19. njuta 90.560 (39.801)
20. nypa 2.208 (0)
ljuger 12.075
ljuter
lyder 17.165
njuter 20.294
nyper 761
ljög 4.917
ljöt 5
löd 6.250; lydde 2.687
njöt 9.677
nöp 690 (; nypte S2; D)
ljugit 3.233
ljutit 7
lytt 519
njutit 3.307
nupit 36; (nypit D;) nypt S2; D
146
4.887 (863)
21. nysa
22. ryka 12.328 (1.106)
23. rysa 6.553 (759)
24. ryta 4.622 (700)
25. sjuda 7.206 (2.897)
26. sjunga 129.186 (35.614)
27. sjunka 67.052 (10.732)
28. skjuta 125.238 (30.566)
29. skryta 10.696 (5.921)
30. sluka 5.959 (1.048)
31. sluta 422.915 (111.594)
32. smyga 23.110 (5.401)
33. snyta (sig) 2.443 (865)
34. stryka 51.353 (8.221)
35. strypa 6.335 (2.265)
36. stupa 9.149 (738)
37. suga 112.771 (6.588)
38. supa 58.941 (4.298)
39. tjuta 5.688 (1.096)
40. tryta 2.896 (1.611)
krympa
skrympa
byta D
knycka
rycka
1.815
556
B; S2; D 43
nyser
ryker 4.330
ryser 3.039
ryter 1.365
sjuder 1.093
sjunger 45.302
sjunker 15.958
skjuter 18.737
skryter 2.723
slukar 1.991
sluter 4.544; slutar 69.844
smyger 6.100
snyter 663
stryker 4.285
stryper 938
stupar 1.392
suger 20.407
super 31.760
tjuter 1.586
tryter 574
nös ; nyste
rök 2.430; rykte B; S2 342
rös 819; ryste 360
röt 1.393
sjöd 268
sjöng 28.028
sjönk 20.867
sköt 26.930
skröt 1.172
slök 69; slukade 1.188
slöt 6.377; slutade S2 90.408
smög 5.443 (; smygte S2; D)
snöt 514
strök 4.639
ströp 496; strypte 25
stöp 378; stupade 4.458
sög 4.889
söp 1.381
tjöt 1.995
tröt 606
nusit 35; nysit; nyst 310
rykt 226
ryst 52
rutit 88 (; rytit S1)
sjudit 26
sjungit 5.331
sjunkit 12.469
skjutit 8.731
skrutit 312
slukat 550
slutit 2645, slutat 330.101
smugit 2.016 (; smygt S2; D)
snutit 83 (; snytit S1)
strukit 1.401
strypt 942
stupat 1.516
sugit 1.280
supit 815
tjutit 117
trutit 32
byter
knycker
rycker
krömp; krympte B öfter swv; S2
skrömp; skrymptte B öfter swv; S2
böt, bytte
knöck T vera.; knyckte
röck T ugs.; ryckte
krumpit; krympt
skrumpit; skrympt
bytit, bytt
knyckt
ryckt
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
3. Klasse
Infinitiv
53.440 (7.206)
Ind. Präs. 3. Sg.
6.147
1. binda
2. brinna 51.081 (7.988)
3. brista 38.625 (2.548)
4. dimpa 7.787 (493)
5. dricka 174.294 (63.935)
6. finna 2.545.937 (49.860)
7. förnimma 2.171 (751)
8. hinna 279.900 (49.304)
9. klicka till 135 (70)
10. klinga 9.302 (751)
11. rinna 40.876 (8.250)
12. simma 33.421 (9.971)
binder
brinner 16.61
brister 5.585
dimper 1.555
dricker 43.786
finner 47.478
förnimmer 511
hinner 75.031
klickar 0
klingar.3.012
rinner 16.241
simmar 4.567
13. sitta 799.550 (148.477)
14. skvätta 3.004 (340)
sitter 319.944
skvätter 823
4.225
band
brann 10.491
brast 4.842
damp 4.401
drack 30.544
fann 40.562
förnam 337
hann 63.996
klack 28; klickade 0
(klang Hn.; T 85;) klingade 1.061
rann 8.915
sam 1.307; simmade B oft; S2
bundit 1.391
brunnit 2.942
brustit 2.585
dumpit 27; dimpt 0
druckit 16.856
funnit 23.292
förnummit 128
hunnit 71.331
klickat 0
(klungit S2 vera.; Hn.; T;) klingat 630
runnit 2.555
summit 537; simmat 1.462
3.830
satt 184.327
skvatt 1.162; skvätte 517
suttit48.282
skvätt 0
135
15. skälva 6.126 (670)
16. slinka 8.850 (1.945)
17. slinta 1.276 (192)
18. slippa 119.257 (47.472)
19. smälta 28.150 (10.909)
skälver 484
slinker 2.200
slinter 362
slipper 53.193
smälter 8.742
skalv 52; skälvde B; S2; D 575
slank 3.897
slant 0 (; slintade D)
slapp 11.296
smalt; smälte B oft swv; S2; D
(skälvit D;) skälvt 0
20. spinna 6.229 (1.812)
21. spricka 17.019 (0)
22. springa 177.292 (58.681)
23. spritta 1.966 (171)
24. sticka 72.241 (17.343)
25. stinga B vera. 496 (39)
26. stinka 5.652 (322)
27. svinna 2.668 (20)
28. svälta 11.149 (2.778)
29. tvinga 277.814 (22.284)
30. vinna 454.639 (114.523)
31. bära 194.757 (46.348)
32. skära 57.412 (13.139)
33. stjäla 49.484 (8.669)
34. svär(j)a 17.732 (3.999 + 78)
35. varda 50.955 (563)
36. växa 2.616.713 (553.825)
spinner 2.060
spricker 5.755
springer 37.164
spritter 801
stickar 24.319
stinger 59
stinker 2.662
svinner 34
svälter
tvingar 15.562
vinner 65.745
bär 67.225
skär 14.203
stjäl6.213
svär(jer) 5.845 + 13
varder 275
växer 62.136
spann 668
sprack 6.528
sprang 45.563
spratt 443; spritte T
stack 1.776
- (stang S)
stank 839
svann 33
svalt B; S2 swv; D (; svälte D)
(tvang 444;) tvingade 16.898
vann 180.081
bar 36.831
skar 5.966
stal6.347
svo
or 3.931
vart 48.095
(vax D;) växte B; S2 39.412
spunnit 241
spruckit 1.870
sprungit 12.548
stuckit 2.400
stungit 20
- (stunkit) 12
svunnit 12
svultit 52 (; svält D)
(tvungit;) tvingat 6.276
vunnit 49.128
burit 6.798
skurit 3.085
stulit 6.241
svurit 1.621
vuxit 20.422; växt 14.539
smäller
halp B vera.; S2; hjälpte B gewöhnlich
klack; kläckte S2; B
small; smält S2; B
gittar; gitter
stjälper
sväller
spiller
gäldade
gatt; gittade; gitte
stalp; stjälpte
svall; svällde
spall; spillde
hulpit B vera.; S2; hjälpt B gewöhnlich
kläckt
smullit S1; smält S2; B
Adj. burgen
guldit D; gäldat S
gittat
stulpit; stjelpt
svullit; svällt
spullit; spillt
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
slunkit 482
sluntit 34 (; slintat D)
sluppit 3.848
smultit 94; smält D
2.507
hjälpa B stv vera.; S; D
kläcka
smälla D
berga S swv
gälda S swv; D
gitta S
stjälpa S1; D
svälla S1; D
spilla D
5. Klasse
Klasse
Infinitiv
1.
2.
3.
4.
be(dja) 344.627 (18.857 + 1.330)
äta 570.777 (203.490)
förgäta 381 (84)
ge; giva 1.307.629 (394.109 +
46.605 + 421
56.174
bedit S; bett 16.156
be(de)r
äter 105.151
förgäter 43
ger 403.539; giver 834
bad
åt 156.332
- (förgat S2 14)
gav 193.458
ätit 66.135
förgätit 40
givit 17.719; gett 80.915
kväder 14
ligger 525.482
ser 804.954
är
kvad 79; kvädde D
låg 157.920
såg 367.498
var
kvädit 1 (; kvätt S2; D)
legat 42.007
sett 326.511
varit
draap; dräpte B gewöhnlich; S2
laas; läste S2
dräpit; dräpt B gewöhnlich; S2
läsit; läst
2.277)
5.
6.
7.
8.
kväda 157 (12)
ligga 866.179 (102.065)
se 2.935.145 (1.057.105)
vära
dräpa D
läsa D
6. Klasse
Infinitiv
1. begrava
Ind. Präs. 3. Sg.
19.432 (2.129)
begraver
556
Ind. Prät. 3. Sg.
39
begrov ; begravde
Supinum
B öfters
begravit 0; begravt 759
begravte; S2 946
2. dö 219.493 (49.679)
3.
dra(ga) 487.462 (151.673 +
dör 51.057
dra(ge)r
125.712 + 256
dog 72.492
drog 103.621
dött 23.676
dragit 32.239
for 356.701
farit 2.721
1.404)
4. fara 427.979 (10.594)
136
far 24.037
5.
6.
7.
8.
9.
gala 5.231 (1.047)
le 157.343 (24.520)
slå 399.365 (101.220)
stå 906.123 (170.250)
ta(ga) 2.837.677 (1.106.396
+
gal(er) 543
ler 25.478
slår 89.618
står 460.269
ta(ge)r 588.780 + 1.745
gol (; galde B; S2; D) 342
log 16.673
slog 104.545
stod 201.977
tog 518.070
galit 24; galt S2; D 99
lett 35.449
slagit 36.168
stått 36.225
tagit 226.235
tvår 248
(tvog S2 ;) tvådde 81
grof ; grävde S1
hof T vera.; häfde
mol; malte B; S2
(skavte B; S2)
skavade 2013
vog; vägte S2
vrok; vräkte
tvagit 0; tvått 29
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
3.992)
10. två 2.719 (540)
B swv gewöhnlich; S; D
gräva
häva B swv gewöhnlich; S
mala S; D
skava S
väga D; S
vräka D
väger
vräker
grävit; gräft
hävit; häft
malit; malt B
(skavit;) skavt
vägit; vägt S2
vräkit; vräkt
skavat 2013
7. Klasse
Infinitiv
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Ind. Präs. 3. Sg.
169.661 (26.406)
51.604
58.258
falla
få 5.633.746 (1.441.367)
gråta 78.492 (28.548)
hålla 947.290 (268.537)
låta 609.649 (144.633)
gå 3.211.286 (824.798)
faller
får 2.038.780
gråter 18.520
håller 331.524
låter 182.832
går 1.277.868
föll
fick 1.282790
grät (; gret B; S2) 17.726
höll 13.6658
lät (; let S2) 78.238
gick 686.640
fallit 17.767
fått 640.531
gråtit 4.976
hållit 25662
låtit 23.030
gått 292.512
heta 250.338 (17.545)
löpa S1; D
heter 178.002
hette (; het S2) 46.996
lopp T vera.; löpte S2
hetat 2.446
lupit T vera.; löpt S2
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
8. Klasse
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
4.243.907 (531.979)
1. komma
2. sova 373.550 (169.033)
2.314.547
kommer
sover 68.707
855.944
kom
sov 57.242
kommit 250.833
sovit 39.522
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
8. Dänische Verbenliste
1. Klasse
Infinitiv
2.543 (542)
1. bide
2. blive 362.942 (64.768)
3. drive 6.124 (1.582)
4. fise 129 (27)
5. fnise 477 (69)
6. glide 4.919 (1.501)
7. gnide 1.012 (190)
8. gribe 7.441 (2.172)
9. hive 1.986 (507)
10. knibe 1.740 (254)
11. lide 9.016 (5.413) ‚leiden‘
Ind. Präs. 3. Sg.
452
893
bider
bliver 93.373
driver 1.599
fiser 43
fniser 100
glider 1.022
gnider 174
griber 1.374
hiver 394
kniber 751
lider 1.825
bed
blev 152.265
drev 1.101
fes 32; fisede 3; fiste 1
fnes 15; fnisede 138; fniste 43
gled 1793
gned 433
greb 2008
hev 636
kneb 565
led 1.139
piber 59
peb 116
‚vergehen [Zeit]‘
12. pibe 301 (42)
bidt 486
blevet 50.199
drevet (-en) 1.047
feset 13; fist 0; fiset 0
fniset 19; fnist 1
gledet 259
gnedet 55; (gnidt D)
grebet (-en) 1206
hevet 314
knebet 140
lidt 0
ledet (-en) 466
pebet 11
137
13. ride 1.074 (427)
14. rive 3.607 (792)
15. skide 584 (410)
16. skride 1.633 (410)
17. skrige 2.763 (410)
18. skrive 34.771 (7.297)
19. slibe 305 (62)
20. slide 1.187 (203)
21. smide 4.733 (1.041)
22. snige 1.179 (226)
23. stige 11.091 (1.873)
24. stride 1.108 (78)
25. svie 604 (94); svide
[svie
‚brennen‘
‚versengen‘ [svidde]
/
26. svige 16 (2)
27. trine 48 (3) D
28. vige 899 (369)
29. vride 1.518 (228)
123 (25)
rider 309
river 392
skider 48
skrider 465
skriger 670
skriver 9.944
sliber 36
slider 279
smider 732
sniger 218
stiger 2.728
strider 427
svier 53; svider 43
red 169; (ridt T/D)
rev 795
sked 34
skred 547; (skridt D)
skreg 1288
skrev 6866
sleb 19
sled 299
smed 1374
sneg 343
steg 3862
stred 134
sved 307
redet (-en) 120
revet (-en) 1233
skidt 375
skredet (-en) 129
skreget 120
skrevet (-en) 8506
slebet (-en) 76
slidt 283
smidt 1330
sneget 174
steget (-en) 2279
stridt 21
svedet (-en) 40; (sviet D)
sviger 4
triner 0
viger 266
vrider 236
sveg 3
tren 0 D; Ordnet; trinede 0
veg 177
vred 858
sveget (-en) 6
trinet 0
veget 57
vredet (-en) 122
green D
hveen D
keeg T
spleed T
grinet D
hvinet D
kiget T
splidt T
svid
de]
;
grine D
hvine D
kige T
splide T
2. Klasse
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
22.743 (3.559)
1. betyde
2. bryde 10.679 (2.169)
3. byde 5.624 (1.436)
4. flyde 2.142 (429)
5. flyve 4.462 (1.343)
6. fnyse 168 (10)
7. fortryde 1.221 (260)
8. fryse 1.372 (271)
9. fyge 225 (13)
10. gyde 111 (52)
11. gyse 373 (88)
12. krybe 1.090 (297)
13. lyde 14.934 (1.187)
14. lyve 1.022 (292)
15. nyde 5.754 (1.975)
16. nyse 143 (34)
17. ryge 5.475 (1.179)
18. skryde 18 (3)
19. skyde 5.849 (1.479)
20. smyge 231 (45)
21. snyde 1.868 (491)
22. stryge 1.864 (286)
klyve T/D
kyse T/D
syde D
138
14.970
betyder
bryder 2.885
byder 2.137
flyder 760
flyver 1097
fnyser 37
fortryder 379
fryser 322
fyger 100
gyder 40
gyser 127
kryber 202
lyder 7.833
lyver 332
nyder 1.526
nyser 58
ryger 1.644
skryder 9
skyder 996
smyger 88
snyder 311
stryger 301
Ind. Prät. 3. Sg.
2979
betød ; betydede
brød 3792
bød 1049
flød 562
fløj 1310
fnøs 69; fnyste 30
fortrød 280
frøs 362
føg 80
gød 6
gøs 139
krøb 439
lød 5593
løj 212
nød 1489
nøs 29
røg 1911
skrød 0; skrydede 3
skød 1433 (skjjød T)
smøg 69; smygede 0
snød 216
strøg 802
kløv
køs
sød
Supinum
8
betydet 1190
brudt 1356
budt 615 (< budet T/D)
(fløden D ;) flydt 42
fløjet (-en) 420
fnyst 1 (< fnyset D)
fortrudt 292
frosset (-en) 140 (; frusset T)
føget 15; fyget 0
gydt 7 (< gydet D)
gyst 2 (< gyset D)
krøbet (-en) 85
lydt 245
løjet 183
nydt 424
(nøset T ;) nyst 5
røget (-en) 589 (røgt D)
skrydet 0
skudt 1625
smøget 22; smyget 0
snydt 717
strøget (-en) 220
kløvet D
køset T/D; kyset D
søddet
3. Klasse
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
628 (131)
1. briste
2. klinge 668 (110)
3. stinke 313 (21)
4. binde 4.162 (734)
5. drikke 6.665 (2.217)
6. finde 60.402 (24.268)
7. hjælpe 15.732 (8.047)
8. rinde 337 (35)
9. slippe 6.488 (3.047)
10. spinde 381 (93)
11. springe 5.214 (1.279)
12. sprække 90 (14)
13. svinde 528 (62)
14. svinge 2.719 (510)
15. synge 7.354 (1.965)
16. synke 2.089 (432)
17. trække 20.881 (5.839)
18. tvinde 22 (0)
19. tvinge 6.304 (1.092)
20. vinde 16.349 (4.022)
21. stikke 6.374 (1.265)
22. træffe 4.876 (1.704)
23. tie 1.458 (305)
24. fornemme 2.420 (1.166)
114
brister
klinger 243
stinker 117
binder 662
drikker 1.679
finder 12.618
hjælper 3.096
rinder 57
slipper 2.154
spinder 95
springer 1.255
sprækker 45
svinder 192
svinge 888
synger 1.978
synker 420
trækker 4.236
tvinder 0
tvinger 709
vinder 3.106
stikker 1.234
træffer 743
tier 210
fornemmer 658
Ind. Prät. 3. Sg.
197
118
brast ; bristede
klang 197; klingede 24
stank 131
bandtt 411
drak 1476
fandtt 12030
hjalp 2145
randtt 34
slap 0
spandtt 83
sprang 2171
sprak 16; sprækkede 11
svandtt 137
svang 134; svingede 534
sang 2255
sank 907
trak 6243
tvandtt 0
tvang 1032
vandtt 5959
stak 2433
traf 783
taav 454 ; (taug T/D) tiede 0
fornam 11; fornemmede 362
Supinum
(brusten T/D); bristet 60
klinget 14
stunket T; stinket 0
bundet (-en) 1404
drukket (-en) 918
fundet (-en) 10024
hjulpet (-en) 1505
rundet (-en) 258; rindet 0
sluppet 1019
spundet (-en) 79
sprunget (-en) 367
sprukket 0; sprækket 3
svundet (-en) 67
svunget 42; svinget 93
sunget (-en) 654 (siunget T)
sunket (-en) 249 (siunket T)
trukket (-en) 3139
tvundet 22
tvunget (-en) 2602
vundet (-en) 2922
stukket (-en) 956
truffet (-en) 1612
(taugt T/D) tiet 31
fornummet 0; fornemmet
85
11.437 (2.069)
25. hænge
26. skælve 328 (61)
27. gælde 19.553 (880)
28. bede 11.501 (2.274)
29. gide 2.781 (30)
30. give 81.366 (25.546)
31. kvæde 12 (0)
32. sidde 32.980 (5.685)
33. være 1.833.309 (162.978)
knække 1.069 (300)
brække D
smælde D
smække D
tærske D
5.068
2002
276
hænger
skælver 72
gælder 14.223
beder 1.952
gider 1.859
giver 25.419
kvæder 1
sidder 12.696
er 1.181.416
hang ; hængte
skjjalv 2; skælvede 130
gjjaldtt 1466
baad 3749
gaad 786
gaav 15422
kvaad 8
saad 11858
vaar 407381
hængt 830 (hænget T)
skælvet 0
gjjaldtt 1466 (gjeldet T/D)
bedt 2964 (< bedet D)
gidet 60
givet (-en) 10315
kvædet 0
siddet 2144
været 79519
knækker 219
(knak UNOFFIZIEL 0; T /D;) knækkede 386
brak D
smald
smak
tarsk
knækket 202
brukket D
smældet
smækket
torsket
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
4. Klasse
Infinitiv
9.263 (2.998)
bærer
skærer 997
stjæle 369
baar
skaar 736
stjaal 451
båret (-en) 1091
skåret (-en) 1408
stjålet (-en) 1129
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. ligge 44.440 (4.598)
ligger 24.849
lå 12336
ligget 1805
1. bære
2. skære 7.477 (1.645)
3. stjæle 2.573 (574)
2.696
1899
5. Klasse
139
2. se 97.218 (14.242)
3. æde 1.546 (432)
ser 8.311
æder 480
så 56528
åd 262
set 17896 (seet T)
ædt 285
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
6. Klasse
Infinitiv
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
3.830 (1.166)
drage
fare 1.990 (447)
jage 1.437 (327)
lade 41.453 (14.479)
tage 95.522 (30.007)
le 3.317 (608)
slå 23.428 (6.738)
stå 73.630 (12.242)
834
drager
farer 590
jager 300
lader 6.962
tager 21.428
ler 662
slår 4.688
står 33.843
gale M
grave T/D
1113
drog
for 93; fór 441; farede 12
jog 216; jagede 83
lod 7828
tog 21334
lo 1798
slog
g 6770
stod
d 21616
draget (-en) 291
faret 106
jaget 301
ladet 2008; ladt 195
taget (-en) 15287
let 202; leet 54
slået 4908 (slaget D)
stået 3486
gol; galede
grov
galet
gravet
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
7. Klasse
Infinitiv
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
23.036 (4.291)
Ind. Präs. 3. Sg.
6.240
7489
falde
få 225.229 (78.586)
gå 161.782 (41.796)
græde 3.493 (1.120)
hedde 14.635 (761)
holde 52.549 (20.481)
løbe 15.387 (3.667)
falder
får 57.631
går 64.799
græder 604
hedder 10.113
holder 13.096
løber 4.115
faldtt
fik 55898
gik 39734
græd 1168
hed 3605
holdt 15083
løb 4536
faldet (-en) 3636
fået 33052
gået 14666
grædt 205
heddet 156
holdt 15083 (< holdet T/D)
løbet (-en) 1490
dø 9.931 (2.405)
hugge D
dør 2.379
døde 4787
hug T/D; huggede D
død 143
hugget D
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
8. Klasse
Infinitiv
6.293 (2.254)
1. sove
2. komme 165.213 (37.549)
3. sværge 481 (66)
sover 1.295
kommer 57.202
sværger 162
1763
sov
kom 52955
svor 144; sværgede 8
sovet 558
kommet (-en) 15940
svoret (-en) 81; sværget 14
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
beet
bleek
bleef
gebeten
gebleken
gebleven
9. Niederländische
Niederländische Verbenliste
1. Klasse
Infinitiv
1. bijten
2. blijken
3. blijven
140
Ind. Präs. 3. Sg.
4. drijten reg.
5. drijven
6. verdwijnen
7. glijden
8. grijpen
9. hijsen
10. kijken
11. kijven
12. knijpen
13. nijpen
14. krijgen
15. krijsen
16. krijten
17. kwijten
18. lijden
19. -lijden
20. (ge)lijken
21. mijden
22. nijgen
23. prijzen
24. rijden
25. rijgen
26. rijten
27. rijven
28. rijzen
29. schijnen
30. schijten
31. schrijden
32. schrijven
33. slijpen
34. slijten
35. smijten
36. snijden
37. spijten
38. splijten
39. stijgen
40. stijven
41. strijden
42. strijken
43. aantijgen
dreet
dreef
verdween
gleed
greep
hees
keek
keef; kijfde
kneep
neep
kreeg
krees; krijste
kreet
kweet
leed
-leed
(ge)leek
meed
neeg
prees
reed
reeg
reet
reef
rees
scheen
scheet
schreed
schreef
sleep
sleet
smeet
sneed
speet
spleet
steeg
steef
streed
streek
teeg aan; tijgde aan ugs.
gedreten
gedreven
verdwenen
gegleden
gegrepen
gehesen
gekeken
gekeven; gekijfd
geknepen
genepen
gekregen
gekresen; krijste
gekreten
gekweten
geleden
-leden
geleken
gemeden
genegen
geprezen
gereden
geregen
gereten
gereven
gerezen
geschenen
gescheten
geschreden
geschreven
geslepen
gesleten
gesmeten
gesneden
gespeten
gespleten
gestegen
gesteven
gestreden
gestreken
aangetegen; aangetijgd
ugs.
44. vijzen bnl.
45. vrijen
46. wijken
47. wijten
48. wijzen
49. wrijven
50. zijgen
vees
vree informell; vrijde
week
weet
wees
wreef
zeeg
gevezen
gevreeën informell; gevrijd
geweken
geweten
gewezen
gewreven
gezegen
141
51. zwijgen
52. bezwijken
53. breien
54. uitscheiden
zweeg
bezweek
bree; breide
(schee uit informell, selten)
55. zeiken
56. miegen reg.
zeek; zeikte
meeg
gezwegen
bezweken
gebreeën; gebreid
(uitgescheeën
selten
)
gezeken; gezeikt
gemegen
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
bood
bedroog
verdroot
goot
koos
geboden
bedrogen
verdroten
gegoten
gekozen
verkoos (uit)
uitverkoren/verkozen
informell,
2. Klasse
Infinitiv
142
Ind. Präs. 3. Sg.
1. bieden
2. bedriegen
3. verdrieten
4. gieten
5. kiezen
6. (uit)verkiezen
7. klieven; kluiven
8. liegen
9. verliezen
10. genieten
11. rieken
12. ruiken
13. schieten
14. vlieden lit.
15. vliegen
16. vlieten vera.
17. vriezen
18. zieden
kloof; kliefde
loog
verloor
genoot
rook ; riekte
gekloven; gekliefd
gelogen
verloren
genoten
geroken
schoot
vlood
vloog
vloot
vroor
ziedde
geschoten
gevloden
gevlogen
gevloten
gevroren
gezoden
19. buigen
20. druipen
21. duiken
22. fluiten
23. fuiven
24. kruipen
25. luiken
26. pluizen
27. schuilen
28. schuiven
29. sluiken
30. sluipen
31. sluiten
32. snuiten
33. snuiven
34. spruiten
35. spuiten
36. stuiven
boog
droop
dook
floot
foof INFORMELL, SCHERZEND
kroop
look
ploos
school; schuilde
schoof
slook
sloop
sloot
snoot
schoof
sproot
spoot
stoof
gebogen
gedropen
gedoken
gefloten
gefoven INFORMELL, SCHERZEND
gekropen
geloken
geplozen
gescholen; geschuild
geschoven
gesloken
geslopen
gesloten
gesnoten
gesnoven
gesproten
gespoten
gestoven
37. wuiven
38. zuigen
39. zuipen
40. spugen
41. tij
ijgen
ij
woof scherzend; wuifde
zoog
zoop
spoog; spuugde
toog
gewoven scherzend; gewuifd
gezogen
gezopen
gespogen; gespuugd
getogen
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
bond
blonk
dong
drong
dronk
dwong
-gon
glom
klom
klonk
kromp
schrok
verslond
slonk
spon
sprong
stonk
vond
wond
won
wrong
zong
zonk
zon
verzwond
borg
borst; berstte
dolf; delfde
gold
korf; kerfde
molk; melkte
schold
schond
schonk
smolt
zond
zwolg
zwol
zwom
gebonden
geblonken
gedongen
gedrongen
gedronken
gedwongen
-gonnen
geglommen
geklommen
geklonken
gekrompen
geschrokken
verslonden
geslonken
gesponnen
gesprongen
gestonken
gevonden
gewonden
gewonnen
gewrongen
gezongen
gezonken
gezonnen
verzwonden
geborgen
geborsten
gedolven
gegolden
gekorven; gekerfd
gemolken
gescholden
geschonden
geschonken
gesmolten
gezonden
gezwolgen
gezwollen
gezwommen
3. Klasse
Infinitiv
1. binden
2. blinken
3. dingen
4. dringen
5. drinken
6. dwingen
7. -ginnen
8. glimmen
9. klimmen
10. klinken
11. krimpen
12. schrikken
13. verslinden
14. slinken
15. spinnen
16. springen
17. stinken
18. vinden
19. winden
20. winnen
21. wringen
22. zingen
23. zinken
24. zinnen
25. verzwinden vera.-lit.
26. bergen
27. bersten
28. delven
29. gelden
30. kerven
31. melken
32. schelden
33. schenden
34. schenken
35. smelten
36. zenden
37. zwelgen
38. zwellen
39. zwemmen
Ind. Präs. 3. Sg.
143
40. treffen
41. trekken
42. vechten
43. vlechten
44. wegen
45. scheren
46. zweren
trof
trok
vocht
vlocht
woog
schoor
zwoor; zweerde
getroffen
getrokken
gevochten
gevlochten
gewogen
geschoren
gezworen; gezweerd
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
beval
brak
nam
sprak
stak
stal
wreekte
kwam
bevolen
gebroken
genomen
gesproken
gestoken
gestolen
gewroken
gekomen
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
at
genas
gaf
las
mat; meette
trad
vergat
vrat
weefde
bad
lag
zat
zag
g
geg
geten
genezen
gegeven
gelezen
gemeten
getreden
vergeten
gevreten
geweven
gebeden
gelegen
gezeten
gezien
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
droeg
groef
sloeg
voer (vaarde)
gedragen
gegraven
geslagen
gevaren
4. Klasse
Infinitiv
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Ind. Präs. 3. Sg.
bevelen
breken
nemen
spreken
steken
stelen
wreken
komen
5. Klasse
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
1. eten
2. genezen
3. geven
4. lezen
5. meten
6. treden
7. vergeten
8. vreten
9. weven
10. bidden
11. liggen
12. zitten
13. zien
6. Klasse
Infinitiv
1.
2.
3.
4.
144
dragen
graven
slaan
varen
Ind. Präs. 3. Sg.
ervaren
5. vragen
6. waaien
7. zweren
8. staan
9. jagen
10. klagen
ervoer; ervaarde
ervaren
vroeg
woei; waaide
zwoer
stond
joeg; jaagde
kloeg v.a. bnl.; klaagde
gevraagd
gewaaid
gezworen
gestaan
gejaagd
geklaagd
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
bakte
bande
barstte
blies
braadde
gebakken
gebannen
gebarsten
geblazen
gebraden
gebrouwen
gegaan
gehangen
geheven
geheten
gehoeven; gehoefd
gehouden
gehouwen
gelachen
geladen
gelaten
gelopen
gemalen
geraden
geroepen
gescheiden
geslapen
gespannen
gespouwen
gestoten
gevallen
gevangen
gevouwen
gewassen
gewassen
gezouten
gezweten; gezweet
7. Klasse
Infinitiv
1. bakken
2. bannen
3. barsten
4. blazen
5. braden
6. brouwen
7. gaan
8. hangen
9. heffen
10. heten
11. hoeven
12. houden
13. houwen
14. lachen
15. laden
16. laten
17. lopen
18. malen
19. raden
20. roepen
21. scheiden
22. slapen
23. spannen
24. spouwen
25. stoten
26. vallen
27. vangen
28. vouwen
29. wassen
30. wassen
31. zouten
32. zweten
Ind. Präs. 3. Sg.
brouwde
ging
hing
hief
heette
hoefde
hield
hieuw
lachte
laadde
liet
liep
maalde
ried; raadde
riep
scheidde
sliep
spande
spouwde
(stiet arch.); stootte
viel
ving
vouwde
wies
wies
zoutte
zweette
145
8. Klasse
Infinitiv
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
bedie
ierf
ie
hie
ielp
ie
stie
ierf
ie
wie
ierp
ie
wie
ierf
ie
zwie
ierf
ie
schie
iep
ie
bedo
orven
geho
olpen
gesto
orven
gewo
orpen
gewo
orven
gezwo
orven
geschaapen
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. beißen
2. gleichen
3. gleiten
4. greifen
5. kneifen
6. leiden
7. pfeifen
8. reißen
9. reiten
10. scheißen
11. schleichen
12. schleifen
13. schmeißen
14. schneiden
15. schreiten
16. streichen
17. streiten
18. verbleichen
19. verschleißen
20. weichen
21. (sich) befleißen selten
22. bleichen
23. schleißen
24. spleißen veraltet
biss
glich
glitt
griff
kniff
litt
pfiff
riss
ritt
schiss
schlich
schliff
schmiss
schnitt
schritt
strich
stritt
verblich
verschliss
wich
befliss
blich
schliss; schleißte
spliss
gebissen
geglichen
geglitten
gegriffen
gekniffen
gelitten
gepfiffen
gerissen
geritten
geschissen
geschlichen
geschliffen
geschmissen
geschnitten
geschritten
gestrichen
gestritten
verblichen
verschlissen
gewichen
beflissen
geblichen
geschlissen; geschleißt
gesplissen
1. bleiben
2. leihen
3. meiden
blieb
lieh
mied
geblieben
geliehen
gemieden
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Ind. Präs. 3. Sg.
bederven
helpen
sterven
werpen
werven
zwerven
scheppen
10.
10. Hochdeutsche Verbenliste
1. Klasse
Infinitiv
146
Ind. Präs. 3. Sg.
4. preisen
5. reiben
6. scheiden
7. scheinen
8. schreiben
9. schreien
10. schweigen
11. speien
12. steigen
13. treiben
14. gedeihen
15. verzeihen
16. weisen
17. zeihen
18. reihen
pries
rieb
schied
schien
schrieb
schrie
schwieg
spie
stieg
trieb
gedieh
verzieh
wies
zieh
(rieh); reihte
gepriesen
gerieben
geschieden
geschienen
geschrieben
geschrie(e)n
geschwiegen
gespie(e)n
gestiegen
getrieben
gediehen
verziehen
gewiesen
geziehen
(geriehen); gereiht
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. biegen
2. bieten
3. fliegen
4. fliehen
5. fließen
6. frieren
7. genießen
8. gießen
9. kriechen
10. riechen
11. schieben
12. schießen
13. schließen
14. sprießen
15. verdrießen
16. verlieren
17. wiegen
18. ziehen
19. saufen säuft
20. saugen
21. schnauben
bog
bot
flog
floh
floss
fror
genoss
goss
kroch
roch
schob
schoss
schloss
spross
verdross
verlor
wog
zog
soff
sog; saugte
(schnob); schnaubte
22. (er)kiesen
23. sieden
24. stieben
25. triefen
26. dreschen
kor
(sott); siedete
stob; stiebte
troff ; (triefte)
drosch
gebogen
geboten
geflogen
geflohen
geflossen
gefroren
genossen
gegossen
gekrochen
gerochen
geschoben
geschossen
geschlossen
gesprossen
verdrossen
verloren
gewogen
gezogen
gesoffen
gesogen; gesaugt
(geschnoben);
geschnaubt
gekoren
(gesotten); gesiedet
gestoben; gestiebt
(getroffen) ; getrieft
gedroschen
2. Klasse
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
drischt
147
27. fechten
28. flechten
29. heben
30. lügen
31. bewegen
32. gären
33. melken
34. quellen
35. scheren
36. schmelzen
37. schwellen
38. schwören
39. trügen
40. löschen
41. schwären
42. wägen
43. glimmen
44. klimmen
45. weben
46. küren
47. schallen
ficht
flicht
quillt
schmilzt
schwillt
lischt
erschallen
focht
flocht
hob (/ hub)
log
bewog; bewegte
gor ; gärte
melkte
quoll
schor ; (scherte)
schmolz
schwoll
schwor
trog
losch
(schwor); schwärte
wog ; (wägte)
glomm; glimmte
klomm; klimmte
wob
(kor); kürte
(scholl); schallte
gefochten
geflochten
gehoben
gelogen
bewogen; bewegt
gegoren; gegärt
gemolken; gemelkt
gequollen
geschoren
geschmolzen
geschwollen
geschworen
getrogen
geloschen
(geschworen); geschwärt
gewogen ; (gewärt)
geglommen; geglimmt
geklommen; geklimmt
gewoben
(gekoren) gekürt
geschallt
erscholl; erschallte
erschollen; erschallt
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
band
drang
fand
gelang
klang
rang
sang
sank
schwang
sprang
stank
trank
verschlang
verschwand
wand
zwang
schlang
schwand
(wank); winkte
(dang) ; dingte
gebunden
gedrungen
gefunden
gelungen
geklungen
gerungen
gesungen
gesunken
geschwungen
gesprungen
gestunken
getrunken
verschlungen
verschwunden
gewunden
gezwungen
geschlungen
geschwunden
[gewunken] / gewinkt
gedungen ; (gedingt)
geschunden
3. Klasse
Infinitiv
1. binden
2. dringen
3. finden
4. gelingen
5. klingen
6. ringen
7. singen
8. sinken
9. schwingen
10. springen
11. stinken
12. trinken
13. verschlingen
14. verschwinden
15. winden
16. zwingen
17. schlingen
18. schwinden
19. winken
20. dingen
21. schinden
148
Ind. Präs. 3. Sg.
[(schund)] ; [schindete]
22. wringen
wrang
gewrungen
4. Klasse
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. befehlen
2. bergen
3. bersten
4. brechen
5. empfehlen
6. gelten
7. helfen
8. schelten
9. sterben
10. verderben
11. werben
12. werfen
13. beginnen
14. gewinnen
15. rinnen
16. schwimmen
17. sinnen
18. spinnen
19. gebären
20. kommen
21. nehmen
22. sprechen
23. stechen
24. stehlen
25. treffen
26. schrecken
27. erschrecken
28. stecken
29. werden
befiehlt
birgt
birst
bricht
empfiehlt
gilt
hilft
schilt
stirbt
verdirbt
wirbt
wirft
nimmt
spricht
sticht
stiehlt
trifft
schrickt
befahl
barg
barst
brach
empfahl
galt
half
schalt
starb
verdarb
warb
warf
begann
gewann
rann
schwamm
sann
spann
gebar
kam
nahm
sprach
stach
stahl
traf
schrak
befohlen
geborgen
geborsten
gebrochen
empfohlen
gegolten
geholfen
gescholten
gestorben
verdorben
geworben
geworfen
begonnen
gewonnen
geronnen
geschwommen
gesonnen
gesponnen
geboren
gekommen
genommen
gesprochen
gestochen
gestohlen
getroffen
(geschrocken); geschreckt
wird
stak; steckte
wurde
gesteckt
(ge)worden
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. essen
fressen
2. geben
3. genesen genest
4. geschehen
5. lesen
6. messen
isst
frisst
gibt
aß
fraß
gab
genas
geschah
last
maß
gegessen
gefressen
gegeben
genesen
geschehen
gelesen
gemessen
gebiert
erschrocken
5. Klasse
geschieht
liest
misst
149
7. sehen
8. treten
9. vergessen
10. bitten
11. sitzen
12. liegen
sieht
tritt
vergisst
sah
trat
vergaß
bat
saß
lag
gesehen
getreten
vergessen
gebeten
gesessen
gelegen
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. backen
2. fahren
3. graben
4. laden
5. salzen
6. schaffen
7. schlagen
8. stehen
9. tragen
10. wachsen
11. waschen
12. mahlen
13. spalten
backt/bäckt
fährt
gräbt
lädt
backte
fuhr
grub
lud
salzte
schuf
schlug
stand
trug
wuchs
wusch
mahlte
spaltete
gebacken
gefahren
gegraben
geladen
gesalzen
geschaffen
geschlagen
gestanden
getragen
gewachsen
gewaschen
gemahlen
gespalten; gespaltet
6. Klasse
schlägt
trägt
wächst
wäscht
7. Klasse
150
Infinitiv
Ind. Präs. 3. Sg.
Ind. Prät. 3. Sg.
Supinum
1. blasen
2. braten
3. fallen
4. fangen
5. halten
6. hängen
7. hauen
8. heißen
9. lassen
10. laufen
11. raten
12. rufen
13. schlafen
14. stoßen
15. gehen
bläst
brät
fällt
fängt
hält
blies
briet
fiel
fing
hielt
hing
hieb; haute
hieß
ließ
lief
riet
rief
schlief
stieß
ging
geblasen
gebraten
gefallen
gefangen
gehalten
gehangen
gehauen
geheißen
gelassen
gelaufen
geraten
gerufen
geschlafen
gestoßen
gegangen
lässt
läuft
rät
schläft
stößt
11.
11. Verschiedene Verben
151
152
153
154
155
156
157
158
159
160
161
12.
12. Komplette
Komplette nordgermanische starke Verbliste
Farbenlegende:
1. Klasse - 2. Klasse - 3. Klasse - 4. Klasse - 5. Klasse - 6. Klasse - 7. Klasse - 8. Klasse; Sekundär; Lehnwort
Schwach, dialektal, veraltet, ausgestorben, …
PPGm.
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
aschw.
schw.
adk.
ndk.
1. *akaną “fahren”
aka
aka
aka
ake
age, ake
aka
åka
aka
age
†?
†
N Inf.
S dial.; SAOB †
2. *alaną “nähren”
ala
ala
ala
ale
ale
ala
3. *aukaną “mehren”
auka
auka
eyka
auke
øke
(økin)
öka
ø̄ke
øge
4. *ausaną “schöpfen”
ausa
ausa
oysa
ause > ause
øse
øsa
ösa
øse
øse
5. *bautaną “schlagen”
bauta
bauta ? swv/stv?
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
6. *beðjaną “bitten”
biðja
biðja
biðja
be(de)
be(de) [III]
biðia
be(dja)
bithia
bede [III]
7. *(-)bellaną¹ “bellen”
bella
bella vera.
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
8. *bendaną “binden”
binda
binda
binda
binde
binde
binda
binda
binda
binde
9. *beraną “tragen”
bera
bera
bera
bere
bære
bæra
bära [III]
bæra
bære
bjarga
berge
berge
biærgha
bärga
bærgha;
biargha
bjærge
bjóða
by(de)
by(de)
biūða
bjuda
biūtha
byde
buge
†
būgha
buga
būgha
bøje
10. *berǥaną “bergen”
biarga
11. *beu̯ðaną “bieten”
bióða
bjarga
lit. vera.
bjóða
V
buga
V
buga
V
ala
12. *beu̯ǥaną “biegen”
*b(j)úga
13. *bei̯ðaną “warten”
bíða
bíða
bíða stv vera.
bide; bie
bie
bīða
bida
bītha
bie
14. *bei̯taną “beißen”
bíta
bíta
bíta
bite
bite
bīta
bita
bīta
bide
15. *blǣsaną “blasen”
blása
blása
blása stv poet.
blåse
blåse
blāsa
blåsa
blǣsa
blæse
blanda
blande
blande
blænda
blanda
blænda; blanda
blande
16. *blandaną “(hinein-)
mischen”
blanda
blanda
stv poet.
arch.
162
PPGm.
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
aschw.
schw.
adk.
ndk.
17. *blei̯kaną “schimmern”
blíkja
blikja SAOB; blíka S;
V
; blika WID
†
blike
Ø
blika SAOB
blika dial. > † [SAOB]
Ø
blikke > † (< mnd.)
18. *blōtaną “(einen Gott)
verehren”
blóta
blóta stv poet. arch.
blóta
blote
blote
blota
blota
blota
blote
19. *bnōwwaną “(zer-) reiben”
gnúa
núa
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
20. *bōwwaną “wohnen,
bereiten”
búa (/ bóa)
búa
búgva stv vera.
bue
bo
boa
bo
bō(a)
bo
21. *bregðaną “zücken”
bregða
bregða
bregða
bregde
†?
bryghða
†?
bræghta
be-brejde
22. *brennaną “brennen”
brenna (/
brinna)
brenna
brenna
brenne
brenne
brinna
brinna
brinna,
brænna
brænde
23. *brestaną “bersten”
bresta
bresta
bresta
breste [IV]
briste
brista
brista
brista
briste
24. *breu̯taną¹ “brechen”
brióta
brjóta
bróta
bryte
bryte
brȳta
bryta
brȳta
bryde
25. *brew̯waną “brauen”
*bryggja
(bruggenn)
brugga
bryggja
brygg(j)e
brygge
bryggia
brygga
bryggia
brygge
26. *daujaną “sterben”
deyja
deyja
doyggja
døy
dø
døja
dö
dø(a)
dø
†
†
V dial.
27. *dentaną “stürzen”
detta
detta
detta
dette [IV]
dette
*detta
detta
28. *draganą “schleppen”
draga (/
drega)
draga
draga
dra(ge)
dra
dragha
dra(ga)
dragha
drage
29. *drenkaną “trinken”
drekka
drekka
drekka
drikke
drikke
drikka
dricka
drikka
drikke
30. *drepaną “schlagen”
drepa
drepa
drepa
drepe
drepe [III] >
drepe
dræpa
dräpa
dræpa
dræbe
Ø
Ø
Ø
treffe
treffe [III]
Ø
träffa
Ø
træffe [III]
driúpa
drjúpa
drúpa
drype
dryppe < mnd. >
dryppe
drȳpa
drypa
driūpa, drȳpa
drybe S arch.;
drive
drīva
*drepaną > mhd. treffen
31. *dreu̯paną “tropfen”
32. *drei̯ƀaną “treiben”
drífa
drífa
dríva
drive
Ordnet †
driva
swv/stv?
drita
drīva
V dial.
*dríta
drive
swv/stv?
dritte dial.
33. *drei̯taną “scheißen”
dríta
dríta
dríta
drite
drite
*drīta
34. *dūƀaną “tauchen”
dúfa V swv
Ø
Ø
duve V dial.
duve
dūva
duva V dial.
du(v)a
duve
35. *dūkaną “tauchen” [II] > mnd.
dūken (nschw.)
mnd. dukken
Ø
Ø
Ø
dukke
dukke
dūka
dyka
dukka
dukke
163
PPGm.
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
aschw.
schw.
adk.
ndk.
36. *etaną “essen”
eta (/ éta)
eta (/ éta)
eta
eta
ete
æta
äta
æta
æde
37. *fallaną “fallen”
falla
falla
falla
falle
falle
falla
falla
falla
falde
falda
falde; folde
falde; folde
falda (/ falla)
fålla
*falda
folde
stv poet. arch.
38. *falþaną “falten”
falda
falda
39. *fanhaną “fangen”
fá (/ fanga)
fá
fáa (fanga poet.)
få; fange
få
fā, fanga
få
fanga; fā
få
40. *faraną “fahren”
fara (/ fera
selten
)
fara
fara
fara
fare
fara
fara
fara
fare
41. *felhaną “eindringen”
fela [IV] (/
felga selten)
fela
fjala stv [VI] vera.
†
†
fiæla [IV]
fjäla Ordnet dial.
fæla; fiala [IV]
fjæle
Ø
Ø
Ø
befale
befale [VI] >
befale
be-fala [VI]
befalla
befala [VI]
befale
42. *fenþaną “finden”
finna
finna
finna
finne
finne
finna
finna
finna
finde
43. *fertaną “furzen”
freta [IV?]
freta
freta; frata <
frate < awn. frata
†
*fiærta
fjärta
*fiærta
fjerte; fjærte
*felhaną > mnd. bevalen [IV]
awn. frata
44. *fetaną¹ “fallen”
feta
feta
Ø
fete
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
45. *feu̯kaną “stieben”
fiúka
fjúka
fúka
fyke
fyke
fiūka
fyka SAOB †
fiūka
fyge
físa
fise
fise
*fīsa
fisa
fīsa
fise
S; V > †
46. *fei̯saną “furzen”
físa
físa
47. *flahaną “schinden”
flá
flá
fláa
flå > flå
flå
flā
flå
flā
flå
48. *fleu̯ǥaną “fliegen”
fliúga
fljúga
fl(j)úg(v)a
fly(ge)
fly(ve), flyge
fliūgha
flyga
fliūgha,
flȳgha
flyve
49. *fleu̯taną “fließen”
flióta
fljóta
fl(j)óta
flyte
flyte
fliūta > flȳta
flyta
fliūta, flȳta
flyde
†
fnyse
> fnise
fnyse
> fnise
*fnȳsa
fnysa
> fnissa
fnȳsa
fnyse [II]
> fnise [I]
H
50. *fneu̯saną “schnauben”
fnýsa
fnýsa
51. *freǥnaną “fragen”
fregna
fregna
fregna
†
†
frægna
†
fræghna
fregne vera. arch.
52. *freu̯saną “gefrieren”
friósa
frjósa
frystta (?)
fryse
fryse
frȳsa
frysa
frȳsa
fryse
53. *galaną “singen”
gala
gala stv vera.
gala
gala
gale
gala
gala
gala
gala > gala
gå
ganga
gå
ganga
gå
vera.
54. *ganganą “gehen”
ganga/ginga
ganga
ganga
gange
*gǣną “gehen”
spätaisl. gá sehr
gá
gá poet.
gå
gå
gā
gå
gā
gå
geyja
goyggja
gøye > gøy
†
göia
gö(ja) SAOB dial.
gø
gø
selten
55. *gaujaną “bellen”
164
geyja
PPGm.
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
aschw.
schw.
adk.
ndk.
56. *geƀaną “geben”
gefa
gefa
geva
gje(ve)
gi [III]
giva
ge / giva
giva
give [III]
57. *geldaną “entgelten”
gialda (-i-, -e-)
gjalda
g(j)alda
gjelde [IV]
gjelde
gjælda
gälda
gialda
gælde
gælla; gialla
gjalle BN dial.
lit.
SAOB sem. †
58. *gellaną “gellen”
gialla (-e-)
gella; gjalla
gjalla ; gella
gjalle [IV]
gjalle
gælla
gälla
59. *(-)getaną “(erlangen)”
geta
geta
gita
gjete
Ø
gita, g(i)æta
gitta stv vera., arch.
gita; gæta
gide [III]
Ø
Ø
Ø
gidde
gidde [III]
Ø
Ø
Ø
Ø
giósa
gjósa
gjósa
gyse
gyse
gysa “frösteln” ?
†
giūsa
gyse
gyte
gyte
giuta
gjuta
giūta
gyde
*(-)getaną > ndk. gidde
60. *geu̯saną “sprudeln”
“laichen”
61. *geu̯taną “gießen”
gióta
gjóta
gýta
62. *gei̯naną “gähnen, klaffen”
gína
gína
gína
gine > gine
Ø
*gīna swv/stv?
gina †
?
†/Ø
63. *glei̯ðaną “gleiten”
Ø
Ø
glíða
gli(de)
gli
glīda; N glīdha
glida
glītha
glide
64. *glūpaną “schleichen”
(gleypa Kausativ)
Ø?
Ø?
glupa
Ø?
Ø?
glupa V dial.
glube V
Ø?
65. *gnaganą “nagen”
gnaga
(g)naga
gnaga
gnage
gnage
gnagha
gnaga
(g)nagha
gnava
66. *gnellaną “schreien”
*gnella
gnella
gnella
gnelle [IV]
gnelle
*gnella
gnälla
*gnella
gnelde (arch.)
†
gneste [IV] >
kneste [IV]
kneste
†
†
†
†
vera.
?
67. *gnestaną “krachen”
gnesta
gnesta
68. *gnei̯ðaną “reiben”
gniða
gniða H > †?
gníggja
gni(de)
gni
gnīdha
gnida
(g)nītha
gnide
69. *grabaną “graben”
grafa (/ grefa)
grafa
grava
grava
grave
grava, græva
be-grava
grava
grave > grave
70. *grǣtaną “weinen”
gráta
gráta
gráta
gråta
gråte
grāta
gråta
grāta; grǣta
græde
grina
*grína
grine > grine
71. *grei̯naną “winseln”
grína
72. *grei̯paną “greifen”
grípa
73. *grōaną “wachsen”
V189; S
grína
V swv/stv? > †
swv/stv?
grína
grine
grine
*grīna
grípa
grípa
gripe
gripe
grīpa
gripa
grīpa
gribe
gróa
gróa
grógva
gro
gro
grōa
gro
grō(a)
gro
hefja
hefja
hevja
hevje [VIII]
heve
hæfia
häva
hæfia
hæva
Ø
Ø
hive
hive
hive
Ø
hiva
Ø
hive
75. *haitaną “heißen”
heita
heita
eita
heite
hete
hēta (< haita)
heta
hēta
hedde
76. *haldaną “hüten”
halda
halda
halda
halde
holde [VIII]
halda / halla
hålla
halda
holde
77. *hanhaną “hängen”
hanga
hanga
hanga
hange; henge
henge [III]
hanga
hänga + Kausativ
hanga
hænge [III] +
74. *hafjaną “heben”
*hafjaną > ne. heave
(nach 19. Jhr.)
Kausativ
78. *haw̯waną “hauen”
hǫgg(v)a
höggva
høgga stv poet.
hogge [VIII]
hogge [VIII],
165
hugga
hugga [II]
hogga; hugga
hugge > hugge
PPGm.
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
aschw.
schw.
adk.
ndk.
hugge
79. *helpaną “helfen”
hialpa
hjálpa
hjálpa
hjelpe
hjelpe
hjælpa
hjälpa
hialpa
hjælpe
80. *(-)henþaną “(fangen)”
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
hinna
hinna
*hinna
hinde
81. *hlahjaną “lachen”
hlæja
hlæja
læa stv vera.
le
le
lē(a)
le
lē(a)
le
ladda
latha
lade
löpa
lø̄pa
stv vera.
82. *hlaþaną “beladen”
hlaða
hlaða
laða
83. *hlaupaną “laufen”
hlaupa
hlaupa
leypa [II]
84. *hleuðōną “lauten, singen?” ?
hljóða
la(de)
la(de)
laða
laupe > laupe
løpe
løpa
hljóða (hlýða
Kausativ?
)
ljóða (lýða
Kausativ?
)
lyde; ljode
lyde
+ Kausativ?
BN
l(i)ūdha
SAOB
løbe
Ordnet
ljuda
lytha
lydha Kausativ?
lyda Kausativ?
lyde Kausativ?
lyde + Kausativ?
85. *hleu̯taną “losen”
hlióta
hljóta
ljóta
lyte
†
liūta
ljuta
liūta
†
86. *hneu̯ðaną “schlagen”
*hnjóða V
hnjóða stv vera.
njóða
njode
†
niūdha
†
†
†
87. *-hneu̯paną “(reißen)”
Ø
Ø
Ø
nype
nype > nype
Ø
nypa
Ø
Ø
88. *hneu̯saną “niesen”
hniósa
hnjósa
njósa
nyse
nyse
niūsa
nysa
*nȳsa
nyse
†
†
89. *hnew̯waną “stoßen”
hnǫgg(v)a
(hnyggja)
†
†
90. *hnei̯ǥwaną “sich neigen”
hníga
hníga
91. *hnei̯taną “stoßen”
hníta
hníta > hníta
V < gnagha
†
†
nagga
nige
neie
nīgha
niga
nīgha; nigæ V
nige H > †
nite
Ø
?
Ø
?
Ø
†
†
rinda
†
rinda
†
nygg(j)e [VIII]
nøgge [VIII] V
níga
selten
níta
rinda
stv vera.
92. *hrendaną “stoßen”
hrinda
hrinda
93. *hrenkwaną “sich
zusammenziehen”
hrøkkva
hrökkva
røkka “reichen” ?
rekke [IV]
rekke
*rynka (rynkia
Kausativ
)
rynka + Kausativ
rynka
rynke + Kausativ
94. *hreu̯saną¹ “beben”
hriósa
hrjósa
†
rjosa V dial.
†
*rusa
rysa
Ø?
Ø
95. *hreu̯taną¹ “zerspringen”
hrióta
hrjóta
róta
rjota V
†
Ø?
Ø
ryde, rude V
†
96. *hreu̯taną² “schnarchen”
hrióta
hrjóta
r(j)óta; rýta
ryte
ryte
riūta > rȳta
ryta
(riūta >) rȳta
†
97. *reutaną¹ “weinen” vgl.
hrûta “dumpf klingen”
rióta
Ø
Ø
ryte V
†
†
†
†
98. *hreu̯þaną “frei machen”
hrióða
hrjóða
99. *hrei̯ƀaną “greifen”
hrífa
100. *hrei̯naną¹ “berühren”
hrína
166
sem.
ryte V
sem.
“snarchen, brummen”
“snarchen, brummen”
†
ry
ry
Ø
Ø
Ø
Ø
hrífa
ríva (vgl. * rīfaną)
rive (vgl. * rīfaną)
Ø
Ø
Ø
*rīve swv/stv?
rive (vgl. *rīfaną)
hrína V “streifen”
rína
rine
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
PPGm.
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
aschw.
schw.
adk.
ndk.
101. *hrei̯naną² “schreien”
hrína
hrína
rína
rine
rine
Ø
Ø
Ø
Ø
102. *hūkaną “kauern”
*húka
(hokenn)
húka V
húka
huka V
†
*huka?
huka V
*huka?
huge V
103. *hwelƀaną “wölben”
*hvelfa
(holfinn)
hvelfa V
hvølva
kvelve [IV]
kvelve
hvælva
välva
hwælve
hvælve (sig)
104. *hwellaną “knallen”
?
hvella (sek.)
?
kvelle [IV]
(sec.)
?
?
?
?
?
105. *hwenkaną “zur Seite
springen ?”
*hvekka
(Prät. hvakk)
Ø
hvøkka
kvekke [IV]
kvekke
?
väkka V dial.
Ø
Ø
106. *hwerƀaną “sich wenden”
hverfa
hverfa
hvørva
kverve [IV]
kverve
hværva
värva
hwærva
hverre
107. *hwei̯naną “sausen”
hvína
hvína
hvína
kvine
kvine; hvine
hwīna
vina
hwīna
hvine > hvine
108. *jahōną (wgm.); mnd. jāgen
Ø
Ø
Ø
Ø
jage
Ø
jaga
Ø
jage
109. *kalaną “frieren”
kala
kala
køla
Ø
Ø
Ø
kala SAOB dial.
Ø
Ø
kiūsa
kyse
V
110. *keu̯saną “erproben”
kiósa
kjósa
kjósa
kjose
†
kiūsa
tjusa
111. *kew̯waną “kauen”
tyggva (-ja)
tyggja
tyggja stswv
tygg(j)e [VIII]
tygge
t(i)ugga
tugga
tugge
tygge
†
kive
kive
kiva[s] (sek.)
kiva[s]
kīva[s] (sek.)
kives (kivedes)
V; SAOB
112. *kei̯ƀaną “(sich) zanken?”
Unwahrscheinlich
?
kífa
kífa
113. *kīkaną “schauen”
Ø
Ø
kika
kike; kikke
kike > kike;
kikke
Ø
kika SAOB dial.
Ø
kike > kigge;
kikke
114. *klaujaną “kratzen”
klá
klæja; klá stv
kláa
klå > klå
klå
klá
klå
klā
klå (durch klø
Kausativ
ersetzt)
klinge
vera.
115. *klenganą¹ “klingen” >
mnd. klingen
klingja
klingja
klinga
klinge [III]
klinge [III]
klinga stv+swv
klinga < mnd.
klinga
116. *klenkwaną “weich
werden”
kløkkva
klökkva
kløkka
kløkke [VIII] >
kløkke
kløkke
?
kläcka J
kliunka J
117. *klei̯ƀaną “haften”
klífa
klive
klive;
klīva
kliva
klīva
†
klyve
kliūva > klȳva
klyva
(kliūva) >
klȳva
klyve † ; kløve
Ø
Ø
118. *kleu̯baną “spalten”
119. *(kleu̯paną) > *(klei̯paną)
kljúfa
klýpa
klífa
kljúfa
Ø > klípa
klíva
klúgva
Ø > klípa
klyve
V
klype > klipe
klykkæ
klype > klipe
167
*klýpa
klypa SAOB dial. > †
klynke
SAOB
Kausativ?
PPGm.
awn.
“kneifen”
120. *knīpaną “kneifen”
nisl.
nfär.
nn.
bm.
aschw.
schw.
adk.
ndk.
knípa
knipe
knipe
*knīpa
knipa
knīpa
knibe
knoða
knòde
†
knodha
knåda
Ø
Ø
(sek.)
Ø
Ø
SAOB
121. *knudaną “kneten”
knoða
knoða
122. *krempaną “krampfen”
(kroppenn)
kreppa
kreppa
kreppe [IV]
kreppe
krympa
krympa
krimpa;
krympa
†
123. *krentaną “murren”
kretta V swv
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
124. *kreu̯paną “kriechen”
kriúpa
krjúpa
krúpa
krype
krype
krȳpa
krypa
krȳpa
krybe
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
stv vera.
125. *kwabjaną “niederdrücken”
kefja
kefja
126. *kwemaną “kommen”
koma (/
kuma)
koma [VIII]
koma [VIII]
kom(m)e
[VIII]
komme [VIII]
koma
komma [VIII]
kuma >
kymma
komme [VIII]
127. *kweþaną “sagen”
kveða
kveða
kvøða
kvede
kvede [III]
kvæda
kväda vera.
kwæthe
kvæde [III]
128. *kwīþaną “(fürchten)”
kvíða
kvíða (sek.)
kvíða
kvi(de) V kveid; V
kvi(e)
kviþa
kvida (sek.)
kvithe
kvie (< kvide)
stv
129. *lǣtaną “lassen”
láta (-a-, -e-, i-)
láta
láta; lata
la(te) > låte
la(te) [VI] >
låte
lāta
låta
lāta
lade [VI]
130. *laikaną “spielen”
leika
leika
leika
leike
leke; leike
lēka
leka
lēka
lege
131. *legjaną “liegen”
liggja
liggja
liggja
ligg(j)e
ligge
liggia
ligga
liggia
ligge
*leka
Ø
H dial.
132. *lekaną “leck sein”
leka
leka
leka
leke
Ø
leka
läka
133. *lekaną > mnd. lecken
Ø
Ø
Ø
Ø
lekke [III]
Ø
läcka
Ø
lække
134. *lesaną “sammeln”
lesa
lesa
lesa
lese
lese
læsa
läsa
læsa
læse
135. *leu̯ganą “lügen”
liúga
ljúga
l(j)úgva
lyge; ljuge
lyge; lyve < dk.;
ljuge
liūgha
ljuga
liūgha
lyve
136. *leu̯staną “stoßen”
liósta
ljósta
Ø
Ø
Ø
lȳsta
†/?
Ø
Ø
137. *-līƀaną “(bleiben)”
blíva V
blíva
blíva
bli
blîva
bli(va)
blīva
blive
138. *lei̯þaną “weggehen,
leiden”
líða
líða
líða
li(de)
līða
lida
lītha
lide
139. *lūkaną² “schließen”
lúka (später
auch liúka)
l(j)úka
lúka
luke V
lūka
luka SAOB †, dial.
lūka
lukke < Kausativ +
168
“jäten”
blive
bli
bli(ve)
li(de)
sem.
luke V
“jäten”
sem.
stv
PPGm.
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
aschw.
schw.
adk.
ndk.
140. *lūtaną “sich neigen”
lúta
lúta
lúta
luta
luta
lūta
luta
lūta stw/swv?
lude
141. *malaną “mahlen”
mala
mala stv vera.
mala
mala
male
mala
mala
mala
male
142. *metaną “messen”
meta
meta
meta
mete > mete
mæte
mæta
mäta
mæta
†
143. *mei̯ǥaną “harnen”
míga
míga
míga
mige
mige
mīgha nur Präs.
miga V dial. SAOB
mīgha nur Präs.
mige V; SAOB
dial. > †
nema
nema
nema
neme > †
†
nima [IV]
nimma > †
nima
nemme
Ø
Ø
Ø
Ø
fornemme [III]
Ø
förnimma [III]
Ø
fornemme
[III]
145. *neu̯taną “genießen”
nióta
njóta
njóta
nyte
nyte
niūta
njuta
niūta (nȳta)
nyde
146. *(pīpaną) “pfeifen”
Ø
pípa
pípa
pipe
pipe
pīpa
pipa
pībe Ordnet
pibe
rå(de)
rå(de)
rāða
råda
rātha
råde
144. *nemaną “nehmen”
*nemaną > vornemen
stv vera.
147. *rǣdaną “raten”
ráða
ráða
ráða
148. *(rekwaną) “dunkeln”
røkkva (sek.)
rökkva
†
†
†
†
†
†
†
149. *rennaną “rinnen, laufen”
rinna > renna
renne
renne
renne
rinne > renne
rinna
rinna
rinna; rænna
rinde
150. *reu̯daną¹ “röten”
rióða
rjóða
rjóða poet.; nur Inf.
†
†
riūða > rȳða
†
Ø
Ø
poet.; nur Inf.
†
riūva > rȳva
Ø
*riūva > rȳva
Ø
rjuve
V>†
151. *reu̯faną “reißen”
riúfa (-ý-, -ió)
rjúfa
rjúva
152. *reu̯kaną “rauchen”
riúka
rjúka
rúka
ryke
ryke
riūka > rȳka
ryka
riūka > rȳka
ryge
153. *rei̯ðaną “reiten”
ríða (vgl.
*wrīþan)
ríða
ríða
ri(de)
ri(de)
rīþa
rida
rītha
ride
154. *rei̯faną “reißen”
rífa
rífa
ríva (vgl. * hrīƀaną)
rive (vgl. * hrīƀaną)
rive
rīva
riva
rīva
rive (vgl. * hrīƀaną)
155. *rei̯saną “aufgehen,
untergehen”
rísa
rísa
rísa
rise
†
rīsa
†
rīsa
†
156. *rei̯staną “aufreißen”
rísta
rísta > rista
rista
riste
riste
rīsta (rschw. >
aschw.)
rista
rísta > rista
riste
Ordnet
157. *rōaną “rudern”
róa
róa
rógva
ro
ro
ro(a)
ro
roo
ro
158. *sǣaną “säen”
sá
sá
sáa
så
så
(sain “gesät”)
så
sa
så
159. *sehwaną “sehen”
sjá
sjá
síggja; sjá
sjå
se
sē(a), sīa, seīa
se
sē
se
160. *sengwaną “singen”
syngva (-ja,
syngja
syngja
syng(j)e [VIII]
synge
siunga
sjunga [II]
siunga
synge
169
PPGm.
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
aschw.
schw.
adk.
ndk.
sǫngva)
161. *senkwa “sinken”
søkkva (-ǫ-)
sökkva
søkka
søkke [VIII]
synke; søkke
siunka
sjunka [II]
siunka
synke
162. *serdaną “(widernatürliche)
Unzucht treiben”
serða
serða
Ø
Ø
Ø
*siærða (sarð
Prät. Sg.)
Ø
Ø
Ø
163. *setjaną “sitzen”
sitja
sitja
sita
sitje; sitte
sitte [III]
sitia
sitta [III]
sitia
sidde [III]
164. *seu̯þaną “sieden”
sióða
sjóða
sjóða
syde
syde > syde
siuða
sjuda
siūtha
syde
165. *sei̯ǥaną “sinken”
síga
síga
síge
sige > sike
sige
sígha
siga V dial. Ordnet
sīgha
sige V dial.
166. *sei̯paną “tropfen” mnl.
mnd. sipen
mhd. sifen
Ø
Ø
Ø
sipe
sive
(sek.)
sipe
Ø
sipa Ordnet gutn.
sibe
sive
167. *sei̯þaną “zaubern”
síða
†
†
†
†
dial.
?/†
†
siþi
3. Sg. Präs. Konj.
†
V
168. *skabaną “schaben”
skafa
skafa
skava
skave
skave
skava
skava
*skava
skave
169. *skakaną “schütteln”
skaka
skaka
skaka
skake
skake > skake
skaka
skaka
skaka
skage
170. *skapjaną “schaffen”
skepia
skapa stv vera.
skapa stv poet.
skape
skape
skapa (sek.; zu
skapa
skapa
skabe
erwarten wäre *skæpia)
171. *skelbaną “beben”
skialfa
skjálfa
skelva
skjelve [IV]
skjelve
skiælva
skälva
skialva
skælve
172. *skellaną “schallen”
skialla (-e-)
skella
skella stv vera.
skjelle [IV]
skjelle
skælla
skälla
skialla
skælde
173. *skeraną “scheren”
skera
skera
skera
skjere
skjære
skæra [IV]
skära [III]
skæra
skære
174. *skeubaną “schieben”
*skjófa; *skúfa
skúfa H
skúgva
skyve; skuve
skyve
skiūva > skūva
skjuva
Ø
skubbe < mnd.
stv/swv?
(selten)
schubben
175. *skeu̯taną “schießen”
skióta
skjóta
skjóta
skyte
skyte
skiūta
skjuta
skiūta
skyde
176. *skei̯naną “scheinen”
skína
skína
skína
skine
skinne
skína
skina
skīna
skinne
177. *skei̯taną “scheißen”
skíta
skíta
skíta
skite
skite
skíta
skita
skīta
skide
178. mnd. schrūten
Ø
Ø
Ø
skryte dial.
skryte
Ø
skryta
Ø
skryde
179. *skrellaną “gellen” > mnd.
schrellen?
Ø
Ø
skrelja
skrelle [IV]
skrelle
*skrella (Prät.
pl. skrullo)
skrälla
Ø
Ø
180. *skrempaną “rutschen”
skreppa
skreppa
skreppa
skreppe [IV]
skreppe
skräppa SAOB
skräppa SAOB
dial.
; skrympa >
skrympa
skræppe SAOB
skrumpe;
skrympe SAOB
dial.
; skræppe
170
PPGm.
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
aschw.
schw.
adk.
ndk.
181. *skrenk(w)aną
“schrumpfen”
*skrøkka?
†
†
skrøkke [VIII]
†
(skrunken)
skrynka
†
*skrynka
†
182. *skrīaną “schreien”
Ø
skríkja
Ø
skrike
skrike
skrīa > skrīka
skrika; skria
skrīka
skrige
183. *skrīƀaną “schreiben”
skrifa
skrifa
skriva
skrive
skrive
skríva
skriva
skrīva
skrive
184. *skrei̯þaną “schreiten”
skríða
skríða
skríða
skride > sklide
skri(de) > skli
skríða
skrida
skrītha
skride
185. *skwetijaną “spritzen?”
*skvetta
skvetta
skvetta
skvette [IV]
skvette
Ø
skvätta
Ø
skvætte
186. *slahaną “schlagen”
slá
slá
sláa
slå
slå
slā
slå
slā
slå
187. *slempaną “gleiten”
sleppa
sleppa
sleppa
sleppe [IV]
sleppa; slippe
slippa
slippa
slippa; slæppa
slippe
188. *slengwaną “gleiten”
slyngva (-ja, ø-)
slyngja J
†
slenge [VIII];
slyng(j)e
slenge
sliunga
slunga; slinga J
sliunga
slynge
189. *slenkaną “schleichen”
+ mnd. slinken?
Ø
Ø
slinke
Ø
*slinka (slank)
slinka
“schlüpfen”
Ø
Ø
190. *slentaną “gleiten”
(sletta Kausativ)
slette [IV]
Ø
slinta
slinta
Ø
slente V dial.
Ø
dial.
Kausativ [Vokalismus
macht schwierigkeiten]
191. *sleu̯taną > mnd. slūten
Ø
Ø
V516
Ø
Ø
Ø
slūta
SAOB
sluta
Ø
slutte
slipa
slibæ
slibe
slípa
Ø
slipe
slipe > slipe
slipa
slíta
slíta
slíta
slite
slite
slíta
slita
slīta
slide
194. *slūkaną “schlucken” >
mnd. slūken
Ø
Ø
Ø
sluke
sluke
slūka
sluka
slūka
sluge
195. *smellaną “platzen”
Ø
smella
smella
smelle [IV]
smelle
*smella (smal)
smälla
smælla
smælde
196. *smeltaną “schmelzen”
Ø
smelta
smelta
smelte
smelte
smælta
smälta
smælta
smelte
197. *smentaną “rutschen?”
unwahrscheinlich
?
?
?
smetta
smette [IV]
smette
?
?
?
smette < norw.
198. *smeu̯ganą “schmiegen”
smiúga
smjúga
smúgva
smyge
smyge
smiūgha N Inf.
smyga
*smiūgha
smyge
192. *slīpaną “schleifen”
*slípa
193. *slei̯taną “zerreißen”
Präs. stv/swv?
199. *(-)smītaną “schmeißen”
Ø
Ø
Ø
smite
smite > †
*smīta
smita
smīta
smide
200. *smei̯þaną “schmieden”
smíða
smíða
smíða
smi(de)
smi
smīða (sek.)
smide (smidde,
smitt)
smedhæ;
smedjæ;
smidhæ
smede
171
PPGm.
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
aschw.
schw.
adk.
ndk.
201. *(-)snerpaną “schrumpfen”
Ø
Ø
Ø
snerpe [IV]
Ø
Ø
snärpa T
Ø
snerpe
202. *snertaną “berühren”
snerta
snerta
nerta
snerte [IV]
Ø
Ø
snärta T
Ø
snerte
203. *sneu̯tijaną “schneuzen?” ?
> mnd. snūten
snýta
Ø
Ø
snyte
snyte (seg)
Ø
snyta (sig)
snȳta
snyde
204. *snei̯kaną “kriechen” mnd?
sníkja
sníkja
sníkja
snike (sek.)
snike
Ø
snika (sek.)
Ø
snige
snida
?
snide > † Ordnet
sno
sno
sno
205. *snei̯þaną “schneiden”
sníða
sníða
sníða
206. *snōwa “winden”
snúa
snúa
207. *spennaną “spinnen”
spinna
208. *spei̯waną “speien”
(poet.)
swv/stv?
snide
Ø
*snīþa
snúggva
snu
sno
sno SAOB
spinna
spinna
spinne
spinne
spinna
spinna
spinna
spinde
spýja
spýja
spýggja
spy
spy
spy(i)a
spy
spy
spy
209. *splei̯taną
> mnd. splīten
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
splita
†
splīta
splide >
splitte(-de)
210. *sprenganą “aufspringen”
springa
springa
springa
springe >
sprekke [IV]
springe >
sprikke
springa
spricka,
springa
springa >
sprikka
springe >
sprække
211. *sprentaną “springen”
spretta
spretta
spretta
sprette [IV]
sprette
spritta SAOB
spritta urspr.
Ø
Ø
snoa (T)
Kausativ
212. *spurnaną “treten”
sporna >
sperna; spenna
sperna vera.
spenna
spenne [IV]
spenne
spiærna
spänna;
spjärna
Ø
spænde
213. *standaną “stehen”
standa
standa
standa
stande vera.
Ø
standa
stånda
standa
stande
Ø
stå
stå
stā
stå
stā
stå
stjala
stele
stjele
stiæla
stjäla [III]
stæla (stiala)
stjæle
†
stiælpa (sek.)
stjälpa
stilpe
stelpe
*stǣną “stehen”
214. *stelaną “stehlen”
vera.
Ø
stá
stela
stela
T
215. *(stelpaną) “umfallen”
stelpa
†
stelpa
stelpe
216. *stenganą “stechen” +
Einfluss *stikeną “stechen” >
mnd. steken
stinga
stinga
stinga
stinge > stikke
† > stikke
stinga
stinga > sticka
stinga >
stikke
stikke [III]
217. *stenkwaną “stoßen”
støkkva
stökkva
støkka
støkke [VIII]
støkke; stinke
> stinke
stiunka; stinka
stinka
stink(w)a,
stiunka >
stynka
stinke
BN
218. *stei̯ǥaną “steigen”
stíga
stíga
stíga
stige
stige
stígha
stiga
stīgha
stige
219. *streu̯kaną “streichen”
striúka (-va, ja)
strjúka
strúka
stryke
stryke
strūka > strȳka
stryka
strȳka
stryge
172
PPGm.
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
aschw.
schw.
adk.
ndk.
220. *strīðaną “streiten”
striða
stríða
stríða
stri(de)
stri(de)
stríða
strida
strītha
stride
221. *stūpaną “herausragen”
stúpa
stúpa Inf.
stúpa
stupe
stupe
stupa
stupa
stūpa stv/swv?
stube
222. *sūganą “saugen”
súga > siúga
sjúga
súgva
suge
suge
sūgha
suga
sūgha
suge
223. *sūpaną “saufen”
súpa
súpa
súpa
supe
supe
sūpa
supa
sūpa
søbe
224. *swarjaną “schwören”
sverja
sverja
svørja
sverje [VIII]
sverge; sverje
[VIII]
sværia
svär(j)a [III]
swæria
sværge [VIII]
225. *swefaną “schlafen”
sofa
sofa [IV]
sova [IV]
sove [VIII]
sove [VIII]
sofa
sova [VIII]
sova
sove [VIII]
swælgh(i)a
svælge
stswv
226. *swelganą “verschlingen”
svelga (-ja)
svelgja
†
svelg(j)e
svelge
swælghia
svälja
227. *swellaną “schwellen”
svella
svella
svølla
svelle [IV]
svelle
swælla
svälla
swælla
svulme
228. *sweltaną “sterben”
svelta
svelta
svølta
svelte [IV]
svelte
svælta
svälta
swælta
sulte
229. *swemmaną “schwimmen”
svimma
svimma vera.;
svima vera.
svimja
svemje [IV]
svømme >
svømme
sima
simma
swim(m)a,
sim(m)a
svømme
230. *swendaną
> mnd. vorswinden
Ø
Ø
svinna
svinne
svinne
(for)svinda;
forsvinna
(för-)svinna <
(for-)swinda;
(for-)swinna
svinde [III]
mnd.
231. *swengwaną “schwingen”
> mnd. swingen
Ø
Ø
Ø
svinge
svinge
svinga
svinga
Ø
svinge [III]
232. *swerbaną “abreiben”
sverfa
sverfa
Ø
sverve [IV]
Ø
*sværva
svärva H dial.
Ø
Ø
Ø
Ø
V dial.
233. *swei̯faną “schweifen”
svífa
svífa
†
svive
svive
*svīva
sviva
234. *sxei̯ǥaną “sich neigen”
*svíga V
†
Ø
svige
†
swīgha
sviga
(mundartl.)
†
†
235. *swei̯kaną “ausweichen”
svíkva; svíkja;
sýkva
svíkja
svíkja
svike
svike
swīk(j)a
svika
swīka
svige
236. *swei̯þaną “erhitzen”
svíða
svíða
svíða
svi(de)
svi
swīða
svida
swītha
svi(d)e
237. *swōaną “opfern”
sóa
sóa
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
238. *takaną “nehmen”
taka
taka
taka
ta(ke)
ta
taka > tagha
ta(ga)
taka
239. *þagijaną “schweigen” ?
þegja
þegja
tiga?
tige †
tie
þighja
240. *þegjaną “empfangen”
þiggja þá(gu) - þegit
þiggja
tiggja
tigge
tigge [III]
þiggja
173
SAOB
tage
SAOB
tiga [I]
thigæ
tigga
thægh(i)a;
thiggja
tie [III]
tigge
PPGm.
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
aschw.
schw.
adk.
ndk.
241. *þeutaną “schallen”
þióta
þjóta
túta
tyte
tyte
þiūta
tjuta
thiūta
tude BN
242. *þrenhaną “drängen”
þryngva (-ja-)
þrengja
†
trenge [VIII]
trenge > trenge
Ø
tränga V
Ø
trænge V
Kausativ
Kausativ
243. *þreskaną “dreschen”
þryskja,
þriskja, þreskja
þreskja V
treskja
tresk(j)e
treske
þryskia
tröska
thærska
tærske >
tærske
244. *þrei̯ƀaną “ergreifen,
gedeihen”
þrífa
þrífa
tríva
trive
trive
þrivas
trivas
thrīva[s]
trives (trivedes)
245. *þrei̯naną?
Ø
Ø
Ø
Ø
trine > trine
trina
trina S dial.
trīna
trine
246. *(-)þreutaną “müde
werden”
þrióta
þrjóta
tróta
tryte
tryte
þrȳta
tryta
thrȳta
for-tryde
247. *þwahaną “waschen”
þvá
þvo
tváa stv vera.
två > två
två
þvā
två
thwā
to
248. *þwenganą “zwingen”
þvinga
þvinga
tvinga
tvinge
tvinge
þvinga
tvinga
thwinga
tvinge
249. *þwersaną “schwinden”
þverra
þverra
Ø
tverre [IV]
Ø
Ø
Ø
Ø
Ø
SAOB dial.
SAOB
250. *treganą “betrüben”
trega
trega
trega
trege
trege
trägha
träga
251. *trekeną “ziehen”
> mnd. trecken
Ø
Ø
Ø
trekkje
trekke [III]
Ø
träcka
Ø
trække [III]
252. *trudaną “treten”
troða
troða [VI]
troða [VI]
trå; trø
trå [VI]; trø
troða, truða
träda
trotha
tråde dial.
Ø
Ø
Ø
tre
tre stswv
Ø
Ø
træda
træde stswv
253. *wadaną “waten”
vaða
vaða
vaða
va(de) > va(de)
va(de)
vaða
vada
watha
vade
254. *wahsjaną “wachsen”
vaxa
vaxa
vaksa
vekse
vokse
vaxa
växa [III]
waxa
vokse
255. *waldaną “walten”
valda
valda
valda
valde
volde
valda / valla
vålla
walda
volde
256. *webaną “weben”
vefa
vefa [VI]
veva [IV]
veve [VIII]
veve [VI] >
veve
væva
väva
wæva
væve
257. *weganą¹ “bewegen”
vega
vega [VI]
vega
vege [VIII]
vege [VI]; veie
vægha
väga
wægha
veje
258. *(-)wellaną¹ “wallen”
vella
vella
vella
velle
†
vælla
välla
wælla
vælde
259. *wellaną² “wälzen”
*vella
vella
vella
velle [IV]
†
vælla
†
†
†
260. *weltaną “wälzen”
velta
velta
velta
velte [IV]
velte > velte
vælta H
välta
wælte
vælte
261. *wendaną “winden”
vinda
vinda
vinda
vinde
vinde
vinda
vinda
winda
vinde
> mnd. treden
174
træiæ
†
PPGm.
awn.
nisl.
nfär.
nn.
bm.
aschw.
schw.
adk.
ndk.
262. *wennaną “mühen”
vinna
vinna
vinna
vinne
vinne
vinna
vinna
winna
vinde
263. *werpaną “werfen”
verpa
verpa
verpa
verpe [IV]
verpe > verpe
*værva (Prät.
Sg. varp +
forværva < mnd.)
värva
wærpa
værpe Ordnet dial.
264. *werþaną “werden”
verða
verða
verða lit. [IV]
verte [IV]
vorde arch.
varða
varda vera.
wærtha
vorde
265. *wesaną¹ “sein, bleiben”
vesa
vera
vera
vere [IV]
være
vara
vära
wæra, wara
være [III]
266. *wiiganą “kämpfen”
vega (-i-)
†
†
†
†
vægha
†
†
†
267. *wei̯kaną “weichen”
víkva, víkja,
víka, ýkva
víkja
víkja
vike
vike
víka
vika
wīka
vige
268. *wei̯taną³ “festsetzen,
strafen”
víta
víta
for-víta
for-víta
víta
vīta V dial.
269. *wlei̯taną “blicken”
líta
líta
hlíta
hlíta
líta
lite på
270. *wrekaną “verfolgen”
reka
reka
reka
271. *wrītaną “ritzen”
ríta
ríta S > rita WID
272. *wrīþaną¹ “winden”
ríða (vgl.
*rīðan)
ríða
*hlei̯tijaną- “zuverlassen
auf”
for-vide V > Ordnet
†
Ø
†
litæ
lite på
līta
lita > lita på
litæ
lide på
reke
reke > reke
vræka / vraka
[VI]
vräka
wræka /
wraka [VI]
vrage
rita
rita
rite
rita V
rita
ríða
vri(de)
vri
vríða
vrida
175
Ø
wrītha
vride

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