Schöne Haut im Sommer
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Schöne Haut im Sommer
Interview Pflegetricks bei Rötungen, Flecken und trockener Haut Strategien gegen Unreinheiten, lästigen Haarwuchs und Cellulite Gesundes Bräunen Tattoos und Sonne »Keine zu schweren Cremes!« Interview Dr. Melanie Hartmann, Fachärztin für Dermatologie und Ästhetische Medizin FERNSEHWOCHE Was sind die schlimmsten Hautfeinde? Dr. Melanie Hartmann Neben Stress, wenig Schlaf, Alkohol und Nikotin wirken UV-Strahlen besonders belastend. Die Zahl der schädlichen Zellgifte erhöht sich um ein Vielfaches, was sich an erschlaffter Haut und fahler Hautfarbe zeigt. Welche Pflegesünden schaden jetzt? Schwere Cremes sind im Sommer nicht ideal für die Haut: Unter der Fettschicht können sich Pickel bilden und Bakterien vermehren. Lieber eine Feuchtigkeitspflege mit Lichtschutz nehmen. Vorsicht ist auch bei Anti-Aging Cremes mit Fruchtsäuren oder Vitamin A Säure (Retinol) geboten. Die Haut kann mit Rötungen oder Sonnenbrand reagieren, da die oberste Hautschicht dünner wird. Besser nach dem Sommer verwenden. Lohnt sich ein Hautcheck? Mindestens alle zwei Jahre sollte eine Ganzkörperuntersuchung beim Hautarzt erfolgen. Für gesetzlich Krankenversicherte ab dem 35. Lebensjahr werden die Kosten dafür seit dem 1. Juli 2008 übernommen. 88 Fernsehwoche 23|09 Genießen Sie den Sonnenschein! Rundum gepflegt und gut geschützt, können Sie ganz entspannt Haut zeigen Schöne Haut im Sommer Herrlich! Endlich ist es warm und es darf wieder ein bisschen Haut gezeigt werden – auch wenn sie nicht überall völlig makellos ist. Denn mit diesen Profi-Tricks lassen sich schnell und dauerhaft kleine Problemchen lösen Rötungen und Flecken Trockene Haut Spezial-Make-ups kaschieren blickdicht Moisture-Masken sind wie Balsam W enn an den Wangen rote Äderchen durchschimmern spricht man von Couperose. Die Neigung ist anlagebedingt. Klimaschwankungen, scharfe Speisen, Alkohol und viel Sonne begünstigen sie noch. Letztere ist auch schuld, wenn braune Flecken Hände und Dekolleté zieren. Als Schutz vor der UVÜberdosis bildet der Körper nämlich mehr Pigmentzellen als nötig, die sich dann an einzelnen Stellen zusammenballen. SCHNELLE HILFE In beiden Fällen decken kompakte Makeups oder Camouflage-Pasten (z. B. von Artdeco) blickdicht ab. Sie werden mit den Fingern eingeklopft und mit hautfarbenem Puder fixiert – das macht sie wasserfest. Äderchen lassen sich mit grünem Concealer (z. B. „Cleanance Korrekturstift“ von Eau Thermale Avène) kaschieren. Als Komplementärfarbe neutralisiert der Ton die Rötungen. WIRKT LANGFRISTIG Spezielle Couperose-Cremes beruhigen die Rötungen und stärken mit Kräuterextrakten die labilen Gefäßwände (z. B. „Emosie Oleifera Creme“ von Braukmann). Pigmentflecke lassen sich mit Wirkstoff-Seren (z. B. „AntiTaches“ von Lierac) aufhellen. Ihr Trick: Sie hemmen die hauteigene Melaninproduktion, bauen Pigmentansammlungen ab und schützen vor FleckenNeubildung. F alsche Pflege, aggressive Reiniger oder heiße Bäder können die natürliche Schutzbarriere der Haut, den Hydrolipidmantel, porös machen. Dadurch geht Feuchtigkeit verloren, die Haut wird trocken und ist anfällig für Reizstoffe. SCHNELLE HILFE Super Durstlöscher fürs Gesicht sind Schaummasken mit Hyaluronsäure, Aloe Vera und Algen (z. B. „Hyaluron Depot“ von Merz). Das Trio bindet die Feuchtigkeit in der Haut und bügelt Trockenheitsfältchen binnen Minuten aus. Der Körper liebt ureahaltige Bodylotions (z. B. von Eucerin). Schon nach drei Tagen kann die Haut wieder ausreichend Wasser binden, und nach zwei Wochen sind selbst raue Partien streichelzart. WIRKT LANGFRISTIG Um die Barriereschicht wieder aufzubauen, grundsätzlich milde Cleanser und rückfettende Duschprodukte verwenden. Alkoholhaltige Produkte sind tabu. Balsam in punkto Pflege: Cremes mit Traubenkernöl, das den Hautfetten sehr ähnlich ist und deshalb gut aufgenommen wird (z. B. „Aufbauende Tagespflege“ von Nivea Vital), außerdem Feuchtigkeitsbinder wie essentielle Fettsäuren und schützende Vitaminkombis aus A, E und Panthenol. Wer mit Cremen gar nicht weiterkommt: Nachtkerzen- oder BorretschölKapseln versorgen trockene Haut von innen (Apotheke, ab ca. 10 Euro). Erste Erfolge zeigen sich frühestens nach drei Wochen, manchmal aber auch erst nach drei Monaten. Fortsetzung auf Seite 90 >>> Text: Kerstin Conrad; Fotos: Jahreszeiten-Verlag, Mauritius Images, Agentur Jump, privat Extra Beauty Extra Beauty »Auf heiler Haut ist gut schlafen« ALTES SPRICHWORT <<< Fortsetzung von Seite 89 Störende Körperhärchen Bräuner vertuschen die Dellen A uch, wenn es nicht tröstet: Je nach Studie leiden 85 bis 98 Prozent aller Frauen über 20 Jahre an Cellulite, also fast alle. Warum? Das Hormon Östrogen ist schuld daran, dass sich das Fett vor allem an Schenkeln, Po, Bauch und Oberarmen einlagert. Selbst superschlanke Frauen bekommen Orangenhaut, wenn ihr Bindegewebe besonders nachgiebig ist – eine Schwäche, die vererbt ist. Trotzdem: Reduzieren lassen sich die Dellen schon. SCHNELLE HILFE Ehrlich gesagt, wirklich schnell funktioniert leider gar nichts. Was geht: Mit Body Make-up (z. B. „Face and Body Foundation“ von Mac) oder Bronzing-Gel (z. B. „Venus“ von Douglas) kann man leichte So geht alles ganz glatt S treichelzarte Beine, gepflegte Achseln und eine tadellose Bikinizone: Damit Sommerhaut sich sehen und fühlen lassen kann, sollten Härchen entfernt werden. SCHNELLE HILFE Ruckzuck funktioniert die Enthaarung per Rasur. Sie kappt die Haare an der Hautoberfläche, spätestens nach drei Tagen sind Stoppeln sichtbar. Ent- Fernsehwoche 23|09 haarungscremes lösen Haare unter der Hautoberfläche auf. Nachwuchs gibt’s nach fünf bis sieben Tagen. Wachs und Epilationsgeräte zupfen die Härchen an der Wurzel aus, man hat bis zu drei Wochen Ruhe. WIRKT LANGFRISTIG Per Laser oder IPL-Methode (Abkürzung für gepulstes Licht) verdampfen Härchen mit Lichtblitzen. Trick: Die Lichtimpulse wandeln die Haarpigmente in Wärme um, die die Wurzeln dauerhaft zerstören. Je dunkler das Haar und je heller die Haut, desto besser funktionieren die Methoden. Mindestens sechs Sitzungen (ab je ca. 100 Euro) sind notwendig, weil die Wurzeln nur in der Wachstumsphase zerstört werden können. Unregelmäßigkeiten ganz gut verstecken, denn der dunklere Teint lässt die Haut generell glatter erscheinen. WIRKT LANGFRISTIG Je weniger ausgeprägt die Cellulite, desto besser sind die Chancen, sie mit entsprechender Pflege in den Griff zu kriegen. Prinzipiell empfiehlt es sich, den Stoffwechsel anzuregen: mit Wechselduschen und gezielten Massagen, bei denen die betroffenen Partien mit einem Noppenroller bearbeitet werden. Das löst Stauungen, die Fettdepots zeichnen sich weniger deutlich ab. Um den entwässernden Effekt noch zu verstärken, eignen sich Körperöle mit Extrakten aus Birkenblättern, Rosmarin oder Lemongras (z. B. „Birken Cellulite Öl“ von Weleda). Wunder sollte man trotzdem von keinem Mittel erwarten. Hoffnung auf Wirkung gibt es nur, wenn dem Körper nicht gleichzeitig immer mehr Fett angeboten wird. Das heißt: Ausgewogen ernähren (wenig Fett, dafür viel Obst und Gemüse) und mindestens dreimal pro Woch ausdauernd bewegen, z. B. beim Schwimmen, Joggen oder Walken. Gesund bräunen – ohne rot zu werden Gezielte Pflege lässt Mitessern und Pusteln keine Chance Cleveres Cremen schützt vor Falten und Allergien H S daran haften. Damit Pickel und Pusteln auch optisch verschwinden: Antiseptische Abdeckcremes (z. B. „Dermablend“ von Vichy) retuschieren perfekt und unterstützen zugleich den Heilungsprozess. WIRKT LANGFRISTIG Bei Spätakne bitte nicht experimentieren, sondern zu einer auf den Hauttyp abgestimm- ten Systempflege greifen. Wirkstoffe wie Salicylsäure und Zink normalisieren die Talgdrüsentätigkeit und hemmen Entzündungen, ohne die Haut auszutrocknen. Wichtig: Die betroffene Partien nur mit pH-neutralen Waschlotionen reinigen und ein- bis zweimal pro Woche mit einem Nylonfaser-Handschuh sanft peelen. Das hilft, Verhornungen zu lösen und so Mitessern vorzubeugen. In schweren Fällen empfiehlt sich, bei der medizinischen Kosmetikerin eine sogenannte Akne-Toilette durchführen zu lassen. Dabei werden entzündete Pusteln und Mitesser fachgerecht und vorsichtig ausgedrückt. Text: Kerstin Conrad; Fotos :Jahreszeiten-Verlag, A-Life, Agentur Jump (2), Mauritius Images Unreinheiten auf Dekolleté und Rücken ormonelle Schwankungen, Stress, Umwelteinflüsse und falsche Ernährung können Auslöser für die Spätakne sein. Im Unterschied zur Pubertätsakne ist die Haut dabei aber eher trocken als fettig. SCHNELLE HILFE Eine Wohltat sind Heilerdemasken, die Fett aufsaugen und die Haut porentief rein machen (z. B. „Wascherde Pur“ von Tautropfen). Einzelne Unreinheiten lassen sich mit Clear-upStrips (z. B. „Kao Bioré“ von Nivea) behandeln. Ihr Klebstoff verbindet sich mit dem Hautfett und den Mitessern. Zieht man den Strip ab, bleiben die Unreinheiten 90 Tattoos und Sonne – was ist zu beachten? Cellulite an Po und Beinen o sehr die Sonne auch die Sinne verwöhnt, den Hormonen, Knochen und Nerven gut tut – sie hat ihre Schattenseiten. Vorzeitige Fältchen, Pigmentstörungen und Allergien gehen auf ihr Strahlenkonto. Deshalb sollte man die Haut im Sommer besonders in Schutz nehmen. SCHNELLE HILFE Sofortschutz bieten Produkte mit mineralischen Filtern. Sie bilden einen Film, der die UV-Strahlen reflektiert. Chemische Filter dagegen brauchen 30 Minuten, um wirksam zu werden – deshalb schon zu Hause eincremen. Eine Teelöffelmenge fürs Gesicht nehmen, eine Handvoll für den Körper – das sorgt für lückenlosen Schutz. Sonnenentwöhnte und Empfind- liche greifen zum höchsten Lichtschutzfaktor, das bedeutet zugleich höheren Schutz vor UVAStrahlen – verantwortlich für Sonnenallergien und vorzeitige Falten. Ideal nach dem Sonnen: Feuchtigkeitsspendende Lotion (z. B. Daylong après, Apotheke). WIRKT LANGFRISTIG In vielen Sonnencremes stecken Radikalfänger wie Vitamin E und C, CoEnzym Q10 oder Polyphenole. Am besten schon zwei Wochen vor dem Urlaub mit einer entsprechend angereicherten BodyLotion eincremen: Die Zellschützer werden so frühzeitig in der Haut gespeichert und können vom ersten Urlaubstag an radikale Angriffe abwehren. Von innen helfen Lycopinkapseln (z. B. „Innéov Sonne“, Apotheke), die Sonnenbarriere aufzubauen. Weil 80 Prozent der Hautschäden aber durch alltägliches Sonnenlicht auftreten – zum Beispiel beim Shoppen, auf dem Weg ins Büro: Tagescremes mit UV-Schutz benutzen. FARBEN Die meisten Tattoostudios verwenden „inerte“, also stabile Farben, die sich durch UV-Betrahlung nicht verändern. Aber: Schwarze Pigmente können sich erhitzen – es kann zu Schwellungen der tätowierten Hautpartien kommen. ALLERGIEN Bei Nickel-Allergikern rät die Dermatologin Dr. Hartmann zur Vorsicht: „Reaktionen auf Kaliumchromat sind möglich, und Chromate können durchaus in Tätowierungsfarben enthalten sein.“ Auch Allergien durch Sonne bei Biofarben sind denkbar, bisher liegen hier aber wenig wissenschaftliche Erkenntnisse vor. BADEN & SONNEN Eine frisch gestochene Tätowierung ist wie eine offene Wunde zu behandeln – es besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko, da Krankheitserreger und Keime eindringen können. Deshalb: In den ersten drei Wochen direkte Sonnenbestrahlung, Solarium, offene Gewässer, Saunen, Schimmbäder und sogar die eigene Badewanne meiden. PFLEGE Neue Tattoos bis zum Abheilen mit einer Wundsalbe aus der Apotheke pflegen. Erst wenn der Schorf von allein abfällt, auf normale Feuchtigkeitslotion umsteigen. Empfehlenswert: Zusätzlich Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor benutzen. 23|09 Fernsehwoche 91