Väterchen Frost fährt Zug

Transcription

Väterchen Frost fährt Zug
RUSSLAND I TRANSSIBIRISCHE EISENBAHN
Väterchen
Frost fährt
Zug
Na zdarowje, Genossen!
Ein Husarenritt auf der Transsib
im tiefsten sibirischen Winter:
Mehr als 7000 Kilometer rollt man
auf der stählernen Lebensader
von Moskau nach Peking. Wodka
ist ein ständiger Begleiter.
T E X T U N D F OTO S R O B E RT K R O P F
A
m ersten Tag hamma aussegschaut aus’m Fenster –
Steppe. Am zweiten Tag hamma aussegschaut aus’m
Fenster – Steppe. Am dritten Tag hamma se angsoffen.“
Das Ehepaar am Nachbartisch, grob geschätzt um die 70 Jahre alt,
muss Qualtingers „Travnicek in Russland“ inhaliert haben. Jetzt
schicken sich die beiden an, sich bei der obligatorischen Wodkaverkostung in der Transsib zu vernichten, als würde die Sonne
über dem russischen Birkenwald nicht mehr aufgehen. Drei Flaschen Wodka stehen vor ihnen auf dem Tisch im Speisewaggon.
Drei Mal ein halber Liter russisches Lebenselixier.
„Wodka trinkt man im Takt des Kollektivs“, bringt Reiseleiterin Ludmilla einen Trinkspruch an. „Na zdarowje“, johlen die
zwei mit 40 anderen im Speisewagen des Zugs. Ein Mitreisender
aus Hamburg sprintet in sein Abteil, holt die Ziehharmonika und
stimmt Seemannslieder an. Das alles irgendwo 2000 Kilometer
hinter Moskau. Nach zwei Tagen Fahrt, auf der ausschließlich Birkenwald am Fenster vorbeizieht. „Wodka überstand die Revolution, Kriege und Perestroika“, doziert Ludmilla und hebt ihr Glas.
„Spasiba, Ludmilla. Na zdarowje“, lallt das alte Ehepaar. Es 58 I REISEMAGAZIN
TRANSSIBIRISCHE EISENBAHN I RUSSLAND
TRANSSIBIRISCHE EISENBAHN I RUSSLAND
die Schaffnerin schaudernd zu bedenken. Drinnen hat es trockene
28 Grad im Abteil. Das lässt nicht viel körperliche und geistige
Regsamkeit zu. Auszug aus dem Gehirnstromprotokoll dieser
Tage: „Verzweifelter probiert beim Roman ‚Lenins Hirn‘ über die
Seite 20 hinwegzukommen. Geht nicht. Augen fallen zu, Buch
knallt konsequent gegen Kopf.“ Tagsüber rollt man an sibirischen
Dörfern vorbei, ohne sie gesehen zu haben, weil man während
der knappen Zeit zwischen Frühstück, Mittag- und Abendessen
im überheizten Abteil meist einschläft. Ähnlich ergeht es einem
bei den Vorträgen, die zweimal am Tag über den Bordfunk gesendet werden. Kaum setzt Chefreiseleiter Bernd Klaube an über
Gulags, Bau der Transsib sowie Land und Leute zu referieren,
entschlummert man sanft und träumt von Kaviar und Wodka.
Wovon es übrigens reichlich an Bord gibt
Zugchef Georgi Georgewitsch läuft mit Kappe und Funkgerät
durch sein Reich aus zwölf Waggons. Bei einem Glas Tee aus dem
dampfenden Samowar gewährt er uns einen kleinen Einblick in
Bist du satt und
betrunken, dann sei
Gott dankbar.
sollte ihnen noch leidtun. Nach zwei Stunden sind die drei Flaschen leer, die beiden dafür komplett voll. Die Sonne ist am
nächsten Tag über dem Birkenwald tatsächlich nicht aufgegangen.
Zumindest nicht für die Eheleute. Sie machen das, was hunderttausende Russen zur selben Stunde tun: Sie schlafen ihren Rausch
aus. Draußen bläst ein eisiger Wind, es zieht eine verfallene
Kolchose vorüber, der Dachstuhl wurde längst von zarten Birkenstämmen erobert. Nur der Schriftzug „Ruhm der KPdSU“ trotzt
an der Hauswand Wind und Wetter.
Mit dem Uhustick im Luxuszug
Seltsame Menschen sind es, die mit dem „Zarengold“ verreisen.
Erstmals rollt der Sonderzug im Februar von Moskau nach Peking, ein Husarenritt mit der Transsibirischen Eisenbahn, 7865 Kilometer im tiefsten Winter auf der stählernen Lebensader Richtung Sibirien, durch die Mongolei und die Wüste Gobi nach China. Zwei Wochen in Waggons, die aussehen wie mittelalterliche
Rittersäle mit Eisenlustern, Holzbänken und Plüschvorhängen.
Drinnen wird noch mit Holz geheizt, draußen fällt das Thermometer unter minus 30 Grad Celsius. Väterchen Frost lässt grüßen.
Bettlänge: 185 cm. Bettbreite: 80 cm. Gangbreite zwischen den
Betten: 60 cm. Abstand vom Bett bis zur Abteildecke: 190 cm.
Gepäckablage über der Tür: 30 cm hoch, 160 cm breit, 90 cm tief.
Das sind sie also, die tückischen kleinen Transsib-Fallen für ver-
60 I REISEMAGAZIN
wöhnte Körper. In der dritten (besten) Klasse wollten wir immer
fahren, dann ist es sogar die erste Sonderzugklasse geworden, mit
Zusatzbeleuchtung, weicheren Pölstern und einer Ziervase am
Tisch samt roter Nelke. Nichts mit offenem Liegewagen, Uringestank und heiser hustenden Nachbarn. Unnötig deshalb auch
der ganze Rucksack voller Utensilien, die mir ein Freund, der vor
Jahren in Böckstein in Salzburg in den Zug ein- und in Hongkong
wieder ausgestiegen ist, dringend empfohlen hat: Klopapier, ein
Mittel gegen Husten, Heiserkeit und Blasenentzündung, ein Pülverchen gegen Übelkeit und eines gegen übersäuerten Magen,
Augentropfen, Antibiotika, Zwischenstecker, Filzstifte und Uhustick für die russischen Briefmarken, die nicht kleben. Die KnorrFertigsuppen hätte ich beim Spar lassen können, Eiskratzer und
Scheibenenteiser war auch zu viel des Guten.
Der Grund dafür ist einfach. Wir sind eben nicht im Regelzug,
sondern im „Zarengold“. Alles, was man mitgebracht oder zu
Hause vergessen hat, wartet bereits in den Regierungswaggons.
Abends, wenn man speist, richtet der Schaffner die Betten her,
morgens, während des Frühstücks, überzieht er sie neu. Die Kälte braucht man nicht zu fürchten. Die zwei Wagenchefs heizen
pro Waggon einen riesigen Metallofen, als ginge es darum, die
Passagiere zu garen. Die Waggonfenster sind aus Sicherheitsgründen verschlossen. „Stellen Sie sich vor, man lüftet am Abend
ein bisschen durch und schläft dann bei minus 30 Grad ein!“, gibt
Blini, Borschtsch und kein Barrique
Der Rechtspopulist Schirinowski tourte acht Wochen mit diesem
Zug durch Russland. „Da wurde mehr Wodka für die Leute als
Diesel für die Lok verbraucht“, grinst Georgi Georgewitsch. Einem scheint es besonders gefallen zu haben: Waleri, der Kellner,
trägt heute noch das T-Shirt der LDPR-Partei. Etwa 30 der roten
Waggons gibt es noch, erzählt Georgi. Man spürt, dass er jetzt
schon den „guten alten Zeiten“ nachtrauert. Zwei Jahre dürfen sie
noch fahren, dann läuft das Pickerl ab, übersetzt Chefreiseleiter
Klaube. Jawohl, so was gäb’s auch in Russland.
Der Essensplan bestimmt den Tagesrhythmus an Bord. Aha,
nicht auf Toast, sondern auf hauchdünnen Palatschinken, Blinis
genannt, isst der Russe seinen Kaviar. Herrlich, die Rote-RübenSuppe Borschtsch. Dazu wird georgischer und moldawischer
Wein serviert. „Kein Barrique“, sagt die Schweizerin am Tisch LAIF/TESAREK (2)
(Russisches Sprichwort)
seine Seele. Stolz sei er, dass er den „Zarengold“ lenken darf. „Der
Zug läuft als Regierungszug, er hat in allen Bahnhöfen Vorfahrt
und genießt große Aufmerksamkeit.“ Anfang der Sechzigerjahre
wurden die Waggons von der KP in Auftrag gegeben. Alle
Größen der Partei sind damit gefahren. Georgi schwelgt in
Nostalgie: „Solschenizyn war bei mir auf dem Zug, als er aus dem
Amerika-Exil zurückkehrte. Von Wladiwostok nach Moskau ist
er gefahren, er wurde empfangen wie ein Volksheld, mit Brot, Salz
und Wodka, wie es in Russland üblich ist.“
REISEMAGAZIN I 61
RUSSLAND I TRANSSIBIRISCHE EISENBAHN
gegenüber. „Nicht einmal Wein“, sagen wir. Nach jedem Essen
und vor dem Sprachkurs (interessant, Gummiknüppel heißt Demokratisator) wird Wodka ausgeschenkt. „100 Gramm sind genau das Richtige“, rechnet Ludmilla vor. Sie selbst kann es kaum
fassen, wie sich das Wodkaangebot nach der Öffnung des Ostens
verbreitert hat. Der beste Beweis dafür ist ein kleines, schäbiges
Geschäft am Bahnhof von Krasnojarsk. In den Regalen stehen
dutzende Sorten: Weißer Russ, Silberner Fürst, Stern des Nordens,
Smolensker Festung. Seid gegrüßt, Russland und Wahrheit. Nicht
zu vergessen die Prominenz: Gorbatschow, Rasputin, Puschkin,
Tolstoi. Ganz neu ist die 100-Gramm-Dosis im durchsichtigen
Plastikbecher, als „russisches Joghurt“ verspottet.
Der Zug als rollende Goldquelle
In der Mittagspause bei – wie könnt’ es anders sein – einigen Wodkas kommt der Koch nur sehr langsam ins Reden. „Eisenbahn ist
wie Militär. Je weniger du sprichst, desto länger bist du dabei“,
meint er zurückhaltend. Die Zeiten sind nicht einfach für ihn.
„Wir sind an den Zug gebunden. Steht er im Depot in Moskau,
haben wir keine Arbeit und verdienen auch nichts. Dann drehen
wir Däumchen“, sagt er lakonisch. „In diesen Zeiten sind wir zur
Arbeitslosigkeit verdammt.“ Deswegen blüht die Korruption in
der Russischen Eisenbahngesellschaft. Jeder besticht jeden, um auf
dem „Zarengold“ arbeiten zu können. Die Rechnung ist einfach:
„Wir kriegen kein schlechtes Trinkgeld hier. Vom Kartoffelschäler
bis zum Chef, jeder der 40 Leute bekommt seinen Anteil“, sagt
der Koch. „Was wir in einer Woche hier im Zug verdienen, entspricht einem durchschnittlichen Monatsgehalt.“
Lange Zeit ist er auch mit den Regelzügen gefahren. „Das ist
Russland live“, erzählt er. Die Heizung ständig kaputt, es sei egal,
ob „die Idioten“ (gemeint sind die Gäste) Wasser haben, der Abfluss ist verstopft und der Speisewagen leer. Der dient nämlich
nur dazu, so viel Wodka, Chips und Milchpulver wie möglich
hinter den Ural zu schaffen. Der Zug ist ein fahrendes Geschäft.
„In den Stationen fahren zwei Lkws vor, dann wird abgeladen
und Geld kassiert, erst dann fahren wir weiter.“
Je langsamer du fährst,
desto weiter wirst du
kommen.
LAIF/TESAREK
(Russisches Sprichwort)
62 I REISEMAGAZIN
Je weiter man sich von Moskau entfernt, umso fahler
wird die Gesichtsfarbe der Menschen, umso schiefer werden die Häuser und umso funzliger das Licht in ihnen.
Bald werden auch die Häuser seltener. Sibirien naht. Was
schwingt da nicht alles mit: sibirische Kälte, Dauerfrostboden, Straflager. Nach Sibirien ging man nicht freiwillig,
man wurde dorthin verbannt.
Wir stoppen in Irkutsk, dem „Paris des Ostens“. Unsere
Verbannung hat einen klingenden Namen: Intourist, das
größte Hotel in der Stadt, einen Tag Anreise vom Baikalsee
entfernt. Die Stimmung ist leicht dunkel gefärbt, es ist saukalt. Die Etagenfrau gibt uns den Zimmerschlüssel. Der
positive Eindruck des Zimmers ist enden wollend: brauner
Teppichboden, braune Decken, braune Kästen, braune Betten, braune Vorhänge. Draußen alles grau in grau.
Es setzt eine unmittelbare Sibirien-Depression ein. Straflager-Blues. Da hilft, was tausenden Russen in dieser Situation auch hilft: ein großer Schluck Wodka. Und noch einer.
Doch die Sehnsucht ist groß nach dem „Zarengold“, den
roten Plüschvorhängen, dem warmen Abteil, Waleri, dem
Kellner, und sogar Herrn Klaube, dem Chefreiseleiter. Das
nächste Mal schlaf ich beim Vortrag extra nicht ein, schwör
ich mir. Morgen, wenn ich Gott sei Dank wieder im Zug
sitze, auf dem Weg in die Mongolei.
a
RUSSLAND I TRANSSIBIRISCHE EISENBAHN
Wer kurz aussteigt, um seine Kälteschutzcreme auf ihre Wirksamkeit zu testen,
und dann die Abfahrt verpasst, wird so
schnell nicht mehr auftauen.
INFO REISEN MIT DER TRANSSIBIRISCHEN EISENBAHN
Und zwar die Variante für die ganz Harten – im Winter.
VERANSTALTER
Hans Engberding sorgt dafür, dass es auf dem „Zarengold“ mit rechten Dingen zugeht. Der deutsche Mittelschulprofessor veranstaltete schon in den Achtzigerjahren Russischkurse in der Transsib. Nach der Ostöffnung nutzte er seine guten Kontakte in Politik und
Wirtschaft und mietete die Regierungszüge. Seit einigen Jahren ist er mit seiner „Lernidee“ der größte
Transsib-Veranstalter im deutschsprachigen Raum.
Im Sommer fährt er unter anderem die Strecken Moskau–Irkutsk und Ulan-Bator–Moskau. Engberding
organisiert auch Fahrten auf den so genannten Regelzügen der Transsib, also den Linienzügen abseits
von Luxus, Kaviar und Plüschpolstern.
Info: 0049/30/786 00 00, www.lernidee.de
TERMIN „WINTERMÄRCHEN“
Vom 13. bis 21. Februar 2005 rollt der Regierungszug
wieder auf der eisigen Strecke von Moskau nach Irkutsk.
Wirkliche Fanatiker beenden die Route stilecht am
24. Februar in Ulan-Bator, der Hauptstadt der Mongolei. Und wem das immer noch nicht genug ist, der rollt
mit der chinesischen Transsib weiter bis Peking.
unter minus 30 Grad Celsius. Das ist für unsereins
schon sehr heftig. Ohne dicke Haube mit Ohrenklappen,
Daunenjacke, Thermo-Unterwäsche, dicke Handschuhe,
ordentlichen Wollschal und vor allem gut isoliertes
Schuhwerk wird es relativ rasch ungemütlich. Auch
die gute alte lange Unterhose sollte im Gepäck nicht
fehlen. Unbedingt Kälteschutzcreme auftragen!
TÜR AUF, TÜR ZU
TEMPERATUR
Der Eisbär lässt grüßen. Während die Februar-Temperaturen in Moskau noch einigermaßen erträglich sein
können, fällt das Thermometer in Sibirien nicht selten
Transsib fahren heißt viele Türen auf- und zumachen.
Ein Rechenbeispiel: Wohnt man in Waggon 2 und geht
in den Speisewaggon 8, muss man 24 Türen öffnen Russland/Strecken der Transsibirischen Eisenbahn
KATEGORISCH RUSSISCH
In der Kategorie I des „Zarengold“ wohnen jeweils
vier Gäste in einem Abteil. Je zwei Betten mit 70 mal
190 cm sind übereinander angeordnet, in der Mitte unter dem Fenster gibt es einen Tisch. Der Waggon hat
neun Abteile. An beiden Waggonenden befinden sich
kombinierte Wasch- und Toilettenräume.
Mehr Bequemlichkeit bietet die Kategorie II.
Man teilt sich ein Abteil zu zweit, geschlafen wird in
gegenüberliegenden Betten. Die Toiletten und Waschgelegenheiten befinden sich an beiden Waggonenden.
In zwei bis vier Waggons dieser Kategorie steht ein
Duschabteil zur Verfügung.
Nostalgie-Komfort nennt sich die Kategorie III.
Hier reist man wie der „rote Zar“: zwei übereinander
liegende Betten (80 cm breit, 185 cm lang), ein Sessel. Je zwei benachbarte Räume teilen sich einen
eigenen Waschraum mit einfacher Dusche.
Aufpassen, dass nichts Wichtiges ins Waschbecken
fällt, denn der Abfluss führt direkt auf die Gleise.
Minsk
Moskau
Ukraine
Nowosibirsk
Irkutsk
Transsib (Hauptlinie)
Transsib (neue Linie)
Transsib (Südural-Linie)
BAM (Baikal-Amur-Magistrale)
64 I REISEMAGAZIN
Komsomolsk
Teischet
Wladiwostok
Kasachstan
China
nach Ulan-Bator
und Peking
Mongolei
China
RUSSLAND I TRANSSIBIRISCHE EISENBAHN
Botschaft der Russischen Föderation,
Reisnerstr. 45–47, 1030 Wien, 01/712 12 29
Botschaft der Mongolei,
Teinfaltstr. 3/6, 1010 Wien, 01/535 28 07
Botschaft der VR China, Metternichgasse 4,
1030 Wien, 01/714 31 49-0
INTERNETADRESSEN
www.russland.net
Gut aufbereitete Details über Reisen mit der Transsib, geführt oder individuell. Wer sich für einen
Sprachkurs an der bekannten Lomonossow-Universität
interessiert, kann gleich auf der Homepage buchen.
www.marco-bertram.de
Der Reisebuchautor stellt auf seiner Webseite Fotos
der Transsib aus Russland und der Mongolei aus.
Erstaunlich: tolle Bilder, aber wenig Infos.
www.transsib.de
Umfassende Informationen über Visa, Hotels, Flüge,
Transfers, Literatur, Preise etc.
Zwischen den Mahlzeiten kann
man sich bilden oder büseln.
Die Entscheidung fällt meist
eindeutig aus.
www.transsib.net/transsib.net/start
Forum zur Transsibirischen Eisenbahn. Prima für den
Erfahrungsaustausch und Antworten auf offene Fragen.
BUCHEN IN ÖSTERREICH
Ruefa Reisen (89 Reisebüros in ganz Österreich) bietet
das Programm der „Lernidee“ in Österreich an. Dazu
zählen die „Wintermärchen“-Reise im „Zarengold“
(siehe Seite 64) sowie mehr als ein Dutzend Routen
der Transsib von Ost nach West und West nach Ost.
Info: 01/525 55-0, www.ruefa.at; alle Routen im
Überblick auf www.ruefa.at (unter „Wir veranstalten“)
– one-way. Das macht man etwa zehnmal am Tag. Also
sind das 240 Türen. Praktischerweise führt man auf
diesem Weg feuchte Reinigungstücher mit, denn den
Speisewagen erreicht man meist mit recht schmutzigen
Händen. Gefahr lauert auch im Freien: Die Verbindungstüren zwischen den einzelnen Waggons sind der sibirischen Kälte ausgesetzt. Handschuhe verhindern, dass
man an den Eisengriffen der Türen anfriert.
ZUM EIN- UND WEITERLESEN
Pia Thauwald: Transsib. Von Moskau nach Peking.
Reise-Know-How-Verlag, 178 Seiten, € 9,20
Der ideale kleine Begleiter mit professionellen Tipps
von Sicherheit, Ausrüstung, Unterbringung, Verpflegung bis hin zu Geldfragen, Klima und Kleidung.
DURCHAUS NÜTZLICH
Sinnvoll ist eine zweite Armbanduhr oder ein Reise-
wecker. Denn einerseits durchquert man sechs Zeitzonen, andererseits gilt für Zug und Fahrplan Moskauer
Zeit. Da verliert man schnell den Überblick.
Plastikmüllsäcke nehmen wenig Platz weg und sind
für Abfälle von kleinen Wodka-Orgien, unterwegs gekaufte Getränke und vieles mehr sehr praktisch.
Wer aus dem Zug steigt, sollte immer seinen Pass,
Geld und vor allem genügend Kleidung dabeihaben.
Erstaunlicherweise passiert es bei jeder Reise wieder,
dass Passagiere die Abfahrt des Zuges versäumen.
Ohne Geld und Dokumente – und vor allem ohne Winterjacke – ist das ein ziemliches Horrorszenario.
Ein Arzt fährt übrigens die ganze Strecke von Moskau
bis Ulan-Bator mit.
STROM IM WAGGON
Eine wichtige Frage. Pro Waggon gibt es ein bis zwei
Steckdosen mit 220 und 110 Volt. Für Föhn und andere verbrauchsintensive Geräte gibt es nur im Speisewagen Kapazität sowie jeweils eine Steckdose im Gang
der Waggons. Ersatzakkus gehören unbedingt ins Gepäck, da die Stromanschlüsse erfahrungsgemäß nicht
immer ausreichen.
FÜR ZU HAUSE, ZUM ANGEBEN
Die Transsib ist die längste Eisenbahnstrecke der Welt.
Den Startschuss für ihren Bau gab Zar Alexander III.
im Jahr 1891. Die Gesamtstrecke wurde bis 1916 fertig gestellt. Die insgesamt 9288 Kilometer lange
Strecke (nach Wladiwostok) ist heute doppelspurig und
elektrifiziert. 7865 Kilometer sind es von Moskau bis
Peking, die der Sonderzug „Zarengold“ zurücklegt.
1777 davon fährt er in Europa, den Rest in Asien.
Den größten Bahnhof hat Nowosibirsk, der wie eine riesige Lokomotive gebaut ist. Täglich 70.000 Reisende.
Ein Juwel ist der Bahnhof Sludjanka am Baikalsee:
Er ist als einziger der Welt komplett aus Marmor gebaut.
66 I REISEMAGAZIN
DIE STRECKE
Man benötigt gutes Sitzfleisch: Die Kurzversion des
„Zarengold“ führt von Moskau über Kazan nach Nowosibirsk und Irkutsk und dauert neun Tage. Wem das zu
wenig ist, der fährt vom Baikalsee nach Ulan-Bator,
der Hauptstadt der Mongolei. Danach rollt der Zug 36
Stunden lang durch die Wüste Gobi und bleibt schließlich am Hauptbahnhof von Peking stehen. Wer übrigens
glaubt, es führe nur eine Route in den Osten, irrt:
Die Fernost-Route von Moskau nach Wladiwostok
ist 9288 Kilometer lang.
Die Transmandschurische Bahn von Moskau nach
Peking: 9025 Kilometer.
Die Transmongolische Bahn, die Route des „Zarengold“ (Moskau–Peking): 7865 Kilometer.
Die Baikal-Amur-Magistrale (BAM) biegt nach Krasnojarsk bei Teischet von der Transsib-Route ab und
endet in Komsomolsk: 3500 Kilometer, unglaubliche
2300 Brücken!
PREISE
Skolko eto stoit? Was kostet eine Reise im Zarengold?
Moskau–Irkutsk je nach Kategorie von € 2390,– bis
3470,–, Moskau–Ulan-Bator je nach Kategorie von
€ 2950,– bis 3990,–. Sämtliche Flüge ab/bis Frankfurt
sowie die Übernachtungen in Moskau und Irkutsk bzw.
Ulan-Bator sind inkludiert.
VISUM
Für alle drei Staaten (Russland, Mongolei und China)
besteht Visumpflicht; Gesamtkosten ca. € 250,–.
Andreas Wenderoth: Mit Ach und Krach nach Wladiwostok. Eine transsibirische Reise.
Picus-Verlag, 140 Seiten, € 14,90
Der „Geo“-Journalist reiste drei Wochen mit der
Transsib. Seine Aufzeichnungen sind beeindruckend
und wahrlich nicht immer nur positiv. Kleinformat,
sehr praktisch für die Reise.
Hans Engberding, Bodo Thöns: Transsib-Handbuch.
Trescher-Reihe Reisen, 460 Seiten, € 20,50
Das umfangreichste Werk zur Transsib. Wer die Reise
bucht, findet dieses Werk in den Reiseunterlagen.
Doris Knop: Reisen mit der Transsib.
Reise-Know-How-Verlag, € 18,–
Laut „Spiegel“ der meistgelesene Reiseführer über
die Transsib. Seit 2003 in der völlig überarbeiteten
11. Auflage erhältlich.