- Rechtsterrorismus in der Weimarer Republik 1921/22
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- Rechtsterrorismus in der Weimarer Republik 1921/22
18 MATERIALIEN M 4.5 5 10 15 20 25 Die Organisation Consul (O.C.), 1920—1922 Die Organisation Consul, auch „Schwarze Reichswehr“ genannt, entstand 1920 nach dem gescheiterten Kapp-Putsch als Nachfolgeorganisation der Marinebrigade Ehrhardt. […] Die „im Halbdunkel lizenzierter Illegalität“ (Gotthard Jasper) arbeitende Organisation Consul (O.C.) war ein „janusköpfiges Gebilde“ (Susanne Meinl) der deutschen Nachkriegszeit nach 1918. Die Organisation unterlief zum einen als verdeckte Militärorganisation mit Duldung der Reichsregierung die Restriktionen des Versailler Vertrages und arbeitete zum anderen als terroristische Vereinigung der deutschen Gegenrevolution auf den Untergang der Weimarer Republik hin. Sie wurde nach dem gescheiterten KappLüttwitz-Putsch vom März 1920 auf Betreiben von Offizieren der aufgelösten Brigade Ehrhardt gebildet, deren Kommandeur Hermann Ehrhardt (1881– 1971) sich der Verhaftung durch Flucht in die „Ordnungszelle“ Bayern entzogen hatte. 30 35 40 45 50 Eine schriftliche Satzung, die „Fremdrassige“ ausdrücklich ausschloss, machte die „Sammlung von entschlossenen nationalen Männern“ zur Aufgabe, um durch Einsetzung einer nationalen Regierung die Wiederkehr der heutigen Verhältnisse unmöglich zu machen. In diesem Sinne schrieb das Statut den Mitgliedern der Organisation Consul die „Bekämpfung alles antiund internationalen, des Judentums, der Sozialdemokratie und der linksradikalen Parteien“ vor. Ihr personelles Rückgrat bildeten 35 bis 120 Mann starke „Arbeitsgemeinschaften“, die als intakte Zellen der aufgelösten Ehrhardt-Brigade im Nordosten und Süden Deutschlands ländlichen Unterschlupf suchten. Weiteren Zulauf bekam die nach einem Decknamen ihres untergetauchten Führers Ehrhardt benannte Organisation Consul von Einheiten der Reichsmarine an der Nordsee und in Flensburg, in welche die marinedienstfähigen Offiziere der Brigade übernommen worden waren. 55 60 65 70 75 80 Unter wohlwollender Duldung durch den Münchner Polizeipräsidenten Ernst Pöhner (1870—1925) und als „Bayerische Holz-Verwertungs-Gesellschaft“ getarnt, koordinierte die Organisation-Consul-Zentrale in München-Schwabing (Trautenwolfstr. 8) seit Dezember 1920 die Tätigkeit ihrer zum Schutz der Zentrale vor Dekonspiration in Bezirke aufgeteilten Ortsgruppen mit dem Ziel, den im März 1920 missglückten Rechtsputsch mit besserer Vorbereitung zu wiederholen. Die faktische Leitung der Organisation Consul übernahm Ehrhardts Stabschef Alfred Hoffmann (1890— 1933), unter dessen Kommando in der Münchner Zentrale vier Stäbe mit zusammen ca. 30 angestellten Offizieren daran arbeiteten, den Geheimbund zu einer wirksamen politischen und militärischen Waffe zu entwickeln. Um die Jahresmitte 1921 gebot der Geheimbund, der seine Aktivitäten unter anderem durch Waffenschmuggel und -handel (u.a. mit der Irisch-Republikanischen Armee) finanzierte, über eine Personalstärke von mutmaßlich mindestens 5.000 Mann, die bei Alarm binnen weniger Stunden marschbereit sein sollten. Martin Sabrow: Organisation Consul (O.C.), 1920— 1922. In: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikonbayerns.de/artikel/artikel_44323 (01.03.2011) Hermann Ehrhardt, Gründer der Organisation Consul Foto: Finanzgeschichtliche Sammlung der Bundesfinanzakademie Brühl G GESCHICHTE betrifft uns 2 · 2013 Rechtsterrorismus in der Weimarer Republik 1921/22