Schönberg

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Schönberg
Exkursion am 26.10.2010
Schönberg bei Freiburg
Der Schönberg, oder früher
auch mundartlich „Schimberg“
genannt, ist der größte Berg in
der
Vorbergzone
des
Schwarzwalds vor Lörrach.
Die Rheinebene liegt westlich
des Schönbergs. Im Osten wird
er vom Schwarzwald durch das
Hexental
Norden
getrennt
von
der
und
im
Freiburger
Bucht begrenzt. Durch
das
Hexental verläuft auch eine
geologische
Grenze.
Man
erkennt dies an den östlich
anstehenden Paragneisen, die durch Metamorphisierung paläozoischer Sedimentgesteine
gebildet wurden. Die Länge des damit umschlossenen Gebiets hat von Nordost nach
Südwest ungefähr 8 km und eine Breite von etwa 4 km. An den 645m hohen Schönberg
schließen sich im
Süden der Hohfirst
(496m) und, als südlichstem Ausläufer, der
415 Meter hohe Ölberg an. Der Schönberg
liegt
bereits
in
der
Bruchzone
des
Oberrheingrabens. Er verfügt über eine
vielfältige Flora und Fauna.
Die Freiburger Bucht nördlich des Schönbergs wird als Untereinheit der Breisgauer
Bucht aufgefasst und ist hauptsächlich mit
Schottern
aus
Schwarzwaldmaterial
be-
deckt. Vier Gipfel von Vorbergschollen ragen aus ihr empor (Nimberg, Lehener Gergle,
Mauracher Berg und Hunnenbruck). Tektonisch gesehen ist die Freiburger Bucht damit im
Gegensatz zur benachbarten Markgräfler Rheinebene und Offenburger Rheinebene das
tiefer gelegene Bruchfeld der Vorbergzone. An den angrenzenden Hügeln der Schwarzwaldvorbergzone entstanden durch Grundwasserstau Mooswälder, die lange Zeit keinen
Nutzen für die Forstwirtschaft hatten. Allerdings wurden, nach der Kanalisierung großer
Flüsse, Teile der Wälder ausgestockt und als Wiesen oder Äcker genutzt.
Die geologischen Oberflächenformationen des Schönbergs umfassen aufgrund zahlreicher
Verwerfungen und Grabenbrüche alle Perioden des Erdmittelalters, sowie Spuren tertiären
Vulkanismus. Hinweise darauf sind kleine Tuffschlote. Ein Kleiner am Südhang bei der
Berghauser Kapelle und ein größerer Schlot am Nordhang beim Schönberger Hof. Die
mesozoischen Schichten wurden also im Tertiär durchschlagen. Die Erze, die am
Schönberg zu finden sind, sind jedoch nicht magmatischen sondern sedimentären
Ursprungs.
Am Südosthang, westlich einer ehemaligen Tongrube, findet man einen Basaltgang der
über 100 Meter misst. Die unteren Lagen am Westhang sind außerdem von mächtigen
Lössschichten bedeckt. Der Osthang des Schönbergs fällt aufgrund der Kippung relativ
steil zum Hexental ab. Am Fuß des Osthangs kommt es unter anderem bei der Wittnauer
Kapuzinerbuck zu großen Hangrutschungen. Kalk, welcher sich unter anderem im
Mesozoikum während der Trias-Formation vor ca. 210-225 Millionen Jahren bildete, weist
Risse und Fugen auf.
Beim Aufbau des Schönbergs sieht man,
dass
er
aus
verschiedenen
Gesteinsschichten besteht. Dies ist daran
zu erkennen, dass das Bergprofil über
lokale
Hebungen
und
über
einen
„stufenartigen“ Bodenverlauf verfügt. Je
nachdem wo man sich gerade befindet,
weist
der
Boden
unterschiedliche
Härtegrade auf. Wenn es geregnet hat,
kann man gut erkennen, ob es sich um
einen harten oder einen weichen Boden handelt, denn bei harten Böden fließt das Wasser
an der Oberfläche ab. Bei weichen Böden versickert das Wasser, was dazu führen kann,
dass man beim Laufen darauf ausgleitet. Außerdem liegen auch verschiedene Gesteine
nebeineinander und nicht, wie es eigentlich sein müsste, übereinander. Auffällig ist auch,
dass sich keine kreidezeitlichen Ablagerungen zu finden sind. Wahrscheinlich reichte das
kreidezeitliche Meer nicht bis in diesen Bereich, sodass hier maximal terrestrische
Ablagerungen zu finden sind.
Am Schönberg sind auch häufig einzelne Erhöhungen zu sehen, welche von Ebenen oder
flachabfallenden Hängen umgeben sind. Diese Hügel bestehen aus meist kalkhaltigen
Doggergesteinen,
welche
hart,
rissig
und
u.a.
durch
Verkarstungsprozesse
wasserdurchlässig sind. Daraus lässt sich schließen, dass ein Teil des Schönberggipfels
auf einer periglazialen Gleitschicht abgerutscht ist und oberhalb Wittnaus zum Stillstand
kam Diese oben erwähnten Eigenschaften machen sie auch erosionsresistenter als die
angrenzenden Schichten wodurch die Abtragungsrate der Bucks reduziert wurde.
Während unseres Rundgangs um die
Schneeburg
(unterer
Schönberggipfel)
entdeckten
wir
tertiäres Konglomerat (Gerölle und
Kies, meist sedimentär). Die Gerölle
des bunten Konglomerats aus großen
und kleinen Steine sind deutlich
gerundet.
Dies lässt auf einen
fluvialen Transport schließen.
Um so ein großes Schichtpaket mit unterschiedlich großen und kleinen zu bilden, brauchte
es viel Energie. Die Vermutung liegt also nahe, dass gefällsreiche Bäche aus dem
Schwarzwald auf ihrem Weg in die „Rheinebene“ unterschiedlich große Gesteine
mitgerissen haben. Als sie dann die wassergefüllte Ebene erreichten, sank die
Transportgeschwindigkeit abrupt. Dadurch wurden sich große und kleine Gerölle
gleichzeitig abgelagert.
So
etwas
kann
auch
an
Küsten
geschehen, man spricht dann vom
Küstenkonglomerat. Die Sedimente mit
den
Geröllen
verfestigt,
wurden
sodass
sie
diagenetisch
heute
auch
steilere Wände bilden können. Immer
wieder wittern einzelne Steine aus
dieser
Steilwand
heraus.
Da
hier
ehemals tief liegendes Material sich
heute auf den Erhebungen befindet,
nennt man dieses Phänomen Reliefumkehr.
Auffällig in dieser Gegend ist auch, dass es ein paar Flurwüstungen gibt. Dies sind
Wirtschaftsflächen, die aufgegeben wurden. Heute erinnern noch Flurnamen oder
Terrassenreste im Gelände daran. So gab es z.B. um malerisch gelegene die Kirche von
Berghausen, die im 18. Jahrhundert (1748) erbaut wurde eine Siedlung, die es heute nicht
mehr gibt, weil sie im 14. Jahrhundert verlassen worden ist.. Über die Ursachen dieser
Ortswüstung kann nur spekuliert werden. Manche vermuten, dass sie durch das Klima
oder durch Seuchen, wie zum Beispiel der Pest, verursacht worden sind. Für
letztgenannten Grund spricht zum Beispiel die Datierung der Ortswüstung Berghausen ins
frühe 14. Jhdt.
Die Dorfnamen und ihre Bedeutung wurden uns
durch
einen
Vortrag
zweier
Schüler
näher
gebracht. Die älteste urkundlich nachgewiesene
Siedlung des Markgräflerlands heißt Ebringen. Die
Endung „-ingen“ steht dafür, dass anfangs nur
eine Familie in diesem Dorf lebte. Es war auch der
erste nachgewiesene Weinort im ganzen Marktgräflerland. Das Dorf entstand – genau wie
Wendlingen (historischer Teilort von Freiburg-St. Georgen) - etwa im 3.- 5. Jahrhundert
n.Chr. Ortsnamen mit der Endung ~hausen (wie z.B. Merzhausen) entstand im 6.- 8.
Jahrhundert. Der Name bedeutet sinngemäß „umzäunter Raum“.
Die Ortschaften am Westhang des Schönbergs entstanden im 6.- 8. Jahrhundert. Dazu
gehören Talhausen (im Tal gelegen), Öhlinsweiler und Pfaffenweiler (Weiler bedeutet:
kleiner als ein Dorf). Der Name Wittnau lässt sich davon ableiten, dass der Ort in der Nähe
eines Flusses, also in der „Aue“ liegt (Wittnau = witte Aue = weite Aue). Das jüngste Dorf
ist Leutersberg. Die Endung „-berg“ zeigt an, dass das Dorf wahrscheinlich erst während
einer frühmittelalterlichen Ausbauphase seinen Namen erhalten hat.
Am West- /Südwesthang des Schönberg wird viel Weinbau betrieben, weil dort die
Ausrichtung zur Sonne sehr gut ist. Es gibt deutlich mehr Sonnenstunden als auf der
Ostseite, da die Gebiete dort häufig im Schatten des Schwarzwalds oder des Schönbergs
liegen. Außerdem gibt es um Ebringen herum bessere naturräumliche Bedingungen, denn
durch die Lössauflage entstand für die landwirtschaftliche Nutzung hervorragend
geeigneter nährstoffreicher Boden.
An
den
Ortsnamen
erkennt man jedoch nicht
nur die (Gunst-)Lage der
Dörfer
sondern
auch,
dass in den Zeiten der
mittelalterlichen
Ausbauphase
die
Bevölkerungszahl
deutlich
wird
durch
anstieg.
besonders
„-hofen“
Dies
betont
und
„-
stätten“ als Endung. An
den Endungen „-bach“ bzw. „-berg“ und „-horn“ erkennt man, dass die Dörfer mit diesen
Namen an einem Bach bzw. einem Berg liegen. Dörfer mit der Endung „-schneit“ weisen
auf eine frühere Baumabholzung hin. Heute ist das Gebiet jedoch wieder stärker bewaldet
als früher, da große Bereiche des Schönbergs unter Naturschutz stehen.
Die Ortschaften Wittnau und Ebringen waren auch aufgrund ihrer übergeordneten
Verwaltungsfunktion für diesen Raum wichtig, da die wichtigsten geistlichen Herren –die
Äbte des Klosters St.Gallen - von hier aus ihren Ländereien und die ihnen unterstellten
Bauern kontrollierten. Die St.Galler Güter im Hexental wurden zunächst von Wittnau,
später von Ebringen aus verwaltet. Diese wichtige Funktion ist auch der Grund, warum im
Wittnauer Wappen ein Bär zu erkennen ist. Er ist das Wappentier des Klosters St. Gallen.
Das Frauenkloster in Sölden bestand schon sehr lange, bis es 1807 geschlossen wurde.
Obwohl es sich bei den mesozoischen Schichten des Schönbergs meist um Sedimentite
und nicht um Magmatite handelt, hatte man sogar kurzzeitig versucht, in diesem Gebiet
Erzabbau zu betreiben. Die (Eisen-)Erze entstanden vor ca. 150 Mio Jahren.
Eisenerzhaltige
Schichten
verwitterten
und
wurden
wahrscheinlich
in
Flüssen
weggeschwemmt. Im salzhaltigen Meer wurden die eisenhaltigen Bestandteile ausgefällt
und haben sich dadurch angereichert. In den Erzen ist ein 20-25%-iger Eisengehalt und
ein hoher (Calcium-) Carbonatgehalt vorhanden. Allerdings ist der Schönberg aufgrund der
geologischen Entstehung als Kippscholle von vielen Verwerfungen durchzogen. Hinzu
kommt, dass die Schichten dünn und der Eisenerzgehalt gering ist, sodass ein Abbau
selbst während der Hochindustrialisierungsphase in Deutschland nicht ins Auge gefasst
wurde.
Im dritten Reich jedoch versuchten die Nationalsozialisten ihre Rohstoffe im eigenen Land
abzubauen, um unabhängig von anderen Staaten zu sein (Autarkiebestrebung).
Deswegen begann man 1935 mit dem Eisenerzabbau am Schönberg. Jedoch war der
Aufwand im Vergleich zum Ertrag sehr groß (Eisengehalt nur 20-30%). Zudem hatte
Deutschland kurz nach dem Auffahren der Gruben u.a. Frankreich und Schweden
überfallen und eingenommen, wodurch man nun wieder über ertragreichere Erzminen
verfügten. Deswegen wurde der Abbau 1942 eingestellt.
Von den Bergwerken blieben nur noch
wenige Spuren am Schönberg übrig. Man
kann
auch
Schachtanlage
Stollenmundloch
noch
in
Fundamente
Ebringen
und
begutachten.
der
das
Im
Siedlungsbild Ebringens kann man im Oberdorf noch Reste einer Bergmannssiedlung
erahnen.
Aus bergbaulicher Sicht noch erwähnenswert ist ein Steinbruch in Bollschweil. Dort wird
Muschelkalk abgebaut, aus dem Zement hergestellt wird.
Die St.Galler Güter im Hexental wurden zunächst von Wittnau und später von Ebringen
aus verwaltet. Diese wichtige Funktion ist auch der Grund, warum im Wittnauer Wappen
ein Bär zu erkennen ist. Er ist das Wappentier des Klosters St. Gallen. Das Frauenkloster
in Sölden bestand schon sehr lange, bis es 1807 geschlossen wurde.