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Jetzt drucken Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie URL dieser Seite: http://www.oldenburg.igbce.de/-/AQi 31.03.2015 Von: Dagny Riegel Vor Ort bei Ara So wird ein Schuh draus Die Firma Ara stellt am Standort Langenfeld im Rheinland seit 60 Jahren Schuhe her: unter den Fittichen des roten Papageien, der das Logo ziert. Frank Rogner Hitze und Druck Klaus-Peter Bunde bringt an der Bügelpresse die Ferse in Form. Bis zu 120 Arbeitsschritte sind es auf dem Weg zum fertigen Schuh. Peter Stiewe breitet ein Stück Kalbslackleder aus und schaut auf den Bildschirm über dem Tisch. Darin sieht er die Einzelteile für einen Halbschuh, eine Art virtueller Schnittbogen, dessen Teile ein Beamer auf das Leder projiziert. »Ich muss möglichst viel aus dem Leder herausbekommen«, sagt Stiewe und dreht mit der Maus einen Umriss so lange, bis der genau zwischen die anderen passt. Stiewe arbeitet seit 48 Jahren hier – keine Seltenheit bei dem Schuhhersteller ara. Getreu dem Motto »Trau dich« hat Betriebsratsvorsitzende Martina Asaninas mit den anderen Betriebsräten viel erreicht. Akkordarbeit und einheitliche Betriebsferien haben sie zusammen mit der Firmenleitung abgeschafft und auf Wunsch der Belegschaft die Arbeitszeiten verlegt. Überstunden aus den Phasen vor einer Messe können die Mitarbeiter später ans Wochenende anhängen. »Der Arbeitgeber ist wirklich sozial«, sagt Asaninas. Der Enkel des Firmengründers sitzt in den Aufsichtsräten, das Unternehmen fühlt sich seinen Mitarbeitern und dem Ort Langenfeld verbunden, auch wenn der Großteil der Produktion im Ausland ist. »Dass der Arbeitsplatz hier gut ist, kann jeder bestätigen «, sagt Ralf Bormacher, Schuhfertiger im Zuschnitt und Betriebsrat. Er legt das Leder wieder auf einen Tisch, öffnet den Schnittplan des Kollegen auf dem Bildschirm und stellt den Computer auf die Position des Leders ein. So weiß der, wo oben und unten ist, wie bei einer Land- karte. Der Tisch saugt das Leder an, damit es nicht verrutscht, und das Schneideportal fährt drüber. Ein Geräusch wie bei einem großen Drucker und schon liegen die Einzelteile sauber vor Bormacher. In Rollwagen kommen die Lederteile in die Stepperei. Der ganze Raum klappert im Takt der Nadeln, an den Tischen wachsen reihenweise Schäfte, also Schuhoberteile, zusammen. Veronika Boursier schaut sich die Mustertüte mit den Informationen zum Modell an, zieht den Oberfaden durch die Nadel ihrer Nähmaschine und legt ein Stück Kroko-Kunstleder darunter. Mit dem Fuß tritt sie das Pedal, eine gleichmäßige Ziernaht entsteht. »Das hier ist der Renner, der Kroko- Klassiker«, sagt Boursier, die selbst ara-Schuhe trägt. Nach dem Modell Graz, einem bequemen Pumps, fragen die Frauen im Laden auch noch nach 40 Jahren. Das ist ungewöhnlich im Modebusiness. Noch fehlen dem Schuh Form und Sohle. Klaus-Peter Bunde klebt zur Verstärkung die Fersenkappe ein und zieht den Schaft auf einen Leisten, also Schuhformer, aus Aluminium. Der fährt in die Maschine, bleibt sekundenlang bei Hitze und 1,2 bar Druck in der Form und kommt mit Kante an der Ferse wieder heraus. Klebstoff, Hitze und Druck sind wichtige Werkzeuge der Schuhfertiger. »Jetzt geht die Brandsohle die Ehe mit dem Schaft ein«, sagt Andreas Fiebig, »eine 300 Grad heiße Verbindung.« Im Wagen neben ihm hängen paarweise Schäfte und Leisten mit den mit kleinen Nägeln befestigten Brandsohlen, den Innensohlen für die Stabilität des Schuhs. Wieder das gleiche Spiel: heiß zusammenkleben und mit Druck in Form pressen. Fiebig legt den Leisten mit der Brandsohle in die Spitzenzwick-Maschine und zieht den heißen Schaft darüber. Wie ein Schweizer Taschenmesser, das alle Werkzeuge auf einmal ausfährt, nimmt die Maschine den Schaft rundum in die Zange und drückt ihn um die Sohle. Herausfällt etwas, das schon aussieht wie ein Schuh. Den nimmt Canan Özalp mit zum Schleifband, wo er Unebenheiten am Boden ausgleicht und ihn für die nächste Kleberunde aufraut. »Man muss genau bis zur Kante aufrauen und Kleber auftragen«, erklärt er, »sonst sieht man das.« Der Kleber soll ja unter der Sohle verschwinden. Die klebt und presst die Maschine des Kollegen wieder mit Hitze und Druck auf. Jetzt stecken auf dem Rollwagen richtige Schuhe, die schon ohne Leisten ihre Form halten. Fehlt nur das Finish: Vivian Reich nimmt ein Paar, tunkt ihren Pinsel in den Klebetopf und fährt damit in den Schuh. Die Decksohlen, der »Teppichboden« des Schuhs, liegen bereit. »Stiefel sind manchmal schwierig«, sagt sie, legt die Decksohle auf und streicht sie glatt. Ständig gebeugt zu stehen ist manchmal schwierig. »Unser Thema für die nächsten vier Jahre ist betriebliche Gesundheitsförderung «, erklärt Asaninas, die dabei mit an die Bürokollegen denkt. Sie planen zusammen mit dem Sportverein Langenfeld. »Der Arbeitgeber ist bei der Gesundheitsvorsorge recht nah an unseren Vorstellungen.« Auch wenn es vermutlich erst eine Laufstatt der Zumbagruppe gibt, die sich eine Abteilung bei Gelegenheit direkt mal gewünscht hat. © 2017 IG-BCE Grafiken & Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt IG BCE - Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Amalienstr. 14D-26135 Oldenburg Telefon: 0441-4088910Telefax: 0441-408891-17 E-Mail: [email protected]