Auf der Jagd nach der verlorenen Datei

Transcription

Auf der Jagd nach der verlorenen Datei
Im Test: EasyRecovery 10 von Kroll Ontrack
Auf der Jagd nach der verlorenen Datei
Dr. Götz Güttich
Oft gehen Daten verloren. Dazu muss nicht einmal die Hardware versagen. Es reicht,
wenn ein Benutzer seinen Papierkorb vorzeitig leert oder wenn eine Vireninfektion
ungefragt Dateien löscht. Weitere Gründe für Datenverluste sind defekte
Partitionsdaten, die ganze Partitionen unsichtbar machen, oder Softwarefehler.
In vielen Fällen ist es aber durchaus möglich, die gelöschten Daten
wiederherzustellen, da der Löschvorgang nur den Verweis auf die Datei
im Inhaltsverzeichnis entfernt und den dazugehörigen Speicherplatz als
leer kennzeichnet. Die eigentlichen Daten werden beim Löschen nicht
überschrieben. Falls nicht irgendein anderer Prozess zufällig Schreibvorgänge
im gleichen Festplattenbereich durchgeführt haben, stehen also die Chancen gut,
die Daten wieder zu einer Datei zusammen zu bauen. EasyRecovery von
Kroll Ontrack übernimmt genau diese Aufgabe. Wir haben uns im Testlabor
angesehen, welche Leistung die Software bringt.
Ontrack EasyRecovery steht in
mehreren unterschiedlichen Ver­
sionen zur Verfügung. Zum einen
in Varianten für MacOS und
Windows, zum anderen als Ho­
me­, Professional­ und Enterpri­
se­Produkte, mit unterschiedli­
chem Leistungsumfang. Die Ho­
me­Edition ist – je nach Variante
– dazu in der Lage, Dateien wie­
der herzustellen, die auf Win­
dows­ (FAT12, FAT16, FAT32,
NTFS und NTFS 5) beziehungs­
weise MacOS­Partitionen (HFS,
HFS+, HFSX und HFS Wrapper)
liegen.
Außerdem kommt die Software
mit ext2­ und ext3­Partitionen
klar und kann somit auch mit un­
ter Linux formatierten Datenträ­
gern arbeiten. Darüber hinaus
lassen sich Daten aus dem Pa­
pierkorb wieder herstellen, das
gleiche gilt für formatierte Lauf­
werke.
Abgesehen davon ist die Lösung
auch dazu fähig, Daten von ge­
löschten Partitionen zu retten und
Rohdaten zu analysieren, um auf
Basis von Signaturen Dateien
1
wieder herzustellen. Dabei setzt
die Software insgesamt 257
Dateisignaturen ein, mit deren
Hilfe sie gelöschte Files wieder
zusammensetzen kann.
Last but not least ermöglicht das
Produkt Datenrettungen von al­
len möglichen digitalen Medien.
Neben Festplatten, SSD­Lauf­
werken und externen USB­Medi­
en können das auch Flash­Spei­
cher, optische Medien, Multime­
diageräte und weitere Wechsel­
medien sein. Für alle Daten lässt
sich vor dem Wiederherstellen ei­
ren der Blocknutzung und zum
Finden von schlechten Blöcken
auf einer Festplatte, ein Imaging­
Werkzeug, eine Copy­Disk­ und
eine Refresh­Disk­Funktion so­
wie eine Lösung zum Anzeigen
von SMART­Informationen. Zu­
sätzlich stellt die Professional­
Version auch Daten aus Festplat­
tenimages wieder her (Encase
E01, RAW, AFF und Winhex).
Die
Enterprise­Variante
ist
schließlich zusätzlich dazu in der
Der Willkommensbildschirm von EasyRecovery 10
ne Vorschaufunktion aktivieren,
was vor allem beim Retten von
Bilddateien
großen
Nutzen
bringt. Die Home­Edition unter­
stützt übrigens die Zusammenar­
beit mit Festplatten, die an SA­
TA­, IDE­ und SCSI­Bussen hän­
gen.
Bei der Professional­Edition
kommen noch die so genannten
"Advanced Tools" hinzu. Dabei
handelt es sich um Werkzeuge
zum Durchsuchen von E­Mail­
Datenbanken wie beispielsweise
pst­Dateien, einen Hex­Viewer,
ein Diagnose­Tool zum Analysie­
Lage, Daten von Hard­ und Soft­
ware­RAID­Arrays (Stripe Sets
und gespiegelten Festplatten) zu
retten und Informationen remote
über das Netz wiederherzustel­
len. EasyRecovery läuft auf Win­
dows­Seite auf allen Systemen
(Client und Server) von Windows
95 bis Windows 7 beziehungs­
weise Windows Server 2008 R2.
Bei MacOS unterstützt das Pro­
dukt alle Versionen seit MacOS
X 10.4 (Tiger) mit Intel­Prozes­
soren. Außerdem muss der ver­
wendete Rechner mindestens
über 512 MByte Arbeitsspeicher
verfügen.
2
Funktionsweise
Bevor wir im Detail auf den Test
eingehen, ergibt es Sinn, noch
kurz einiges zur Funktionsweise
der Software zu sagen. das Pro­
dukt scannt zunächst die betrof­
fenen Datenträger und erstellt
dann einen Verzeichnisbaum der
verlorenen oder gelöschten Da­
teien. Dabei ist es möglich, nach
Dateien zu suchen, deren Namen
bestimmte Eigenschaften aufwei­
sen (zum Beispiel alle doc­Files).
In dem Dateimanager steht dann
eine "Datei speichern"­Funktion
zur Verfügung, mit der sich die
gefundenen Daten an einem si­
cheren Ort abspeichern lassen.
Das Sichern der Daten kann bei
Bedarf nicht nur auf Wechselme­
dien, sondern auch auf Netzlauf­
werken erfolgen. Es gibt keine
Beschränkungen in Bezug auf die
Größe der Dateien und Laufwer­
ke.
Der Test
Im Test installierten wir die Pro­
fessional­Version der Software
auf einem Server unter Windows
Server 2008 R2 mit Service Pack
1, der über insgesamt vier interne
Partitionen verfügte. Der Grund
dafür liegt darin, dass die Soft­
ware die Festplattenpartition mit
den gelöschten Dateien nicht be­
schreibt. Ein solcher Schreibvor­
gang könnte nämlich gerade die
Daten zerstören, die wiederher­
zustellen sind. Ontrack EasyRe­
covery liest also die zerstörten
Dateien auf einer Partition ein
und schreibt sie dann zur weite­
ren Verwendung auf eine andere
Partition. Damit stellt die Lösung
sicher, dass der Rettungsversuch
– egal was passiert – zu keiner
Verschlechterung der Situation
führt. Deswegen eignet sich zu
Testzwecken ein Rechner mit
vielen Partitionen sehr gut, wir
konnten in unserem Test Daten
von FAT32­ und NTFS­Dateisys­
temen lesen und auf unserer vier­
ten Partition abspeichern. In an­
deren Szenarien, also bei Rech­
nern mit nur einer Partition, dürf­
te es sinnvoll sein, die Datenret­
tung auf ein externes Speicher­
medium durchzuführen. In die­
sem Zusammenhang ist es auch
wichtig daran zu denken, dass die
EasyRecovery­Software nicht auf
Die Auswahl des Medientyps
dem Laufwerk installiert werden
darf, auf dem die gelöschten Da­
ten liegen, da die Installation die
zu rettenden Informationen eben­
falls überschreiben könnte.
Nach dem Setup verwendeten
wir die Software zum Wiederher­
stellen von gelöschten Dateien
unter Windows, zum Restore von
Files auf USB­Sticks mit ver­
schiedenen Partitionstypen, zum
Retten von Daten von alten, nur
teilweise lesbaren, selbstgebrann­
ten CDs und zum Einlesen von
gelöschten mp3­Dateien von ei­
nem mp3­Player. Zu guter Letzt
hängten wir auch noch ein ext3­
formatiertes externes Laufwerk
eines Linux­Systems an unseren
Testrechner und stellten Daten
davon wieder her und arbeiteten
mit dem Mail­Browser.
Installation
Um die Software auf einem
Computer einzuspielen, genügt
es, die Installationsdatei aufzuru­
fen. Dann startet ein Wizard, der
den Anwender durch den Setup­
Prozess führt und der niemanden
vor besondere Probleme stellen
sollte. Im Wesentlichen muss der
Benutzer nur den Installations­
pfad definieren und festlegen, ob
die Software ein Icon auf dem
Desktop anlegt.
Beim ersten Aufruf des Pro­
gramms nach Abschluss des Se­
tups verlangte es auf unserem
Windows Server 2008 R2 zu­
nächst einmal Administratorrech­
te. Das ist bei jedem Programm­
aufruf der Fall und lässt sich
auch nicht vermeiden, da die Lö­
sung unbehinderten Zugriff auf
die Speicherkomponenten haben
muss. Bevor der Anwender On­
track EasyRecovery einsetzen
3
kann, muss er die Software erst
einmal aktivieren. Dazu reicht es
nicht wie bei anderen Lösungen,
eine Seriennummer einzugeben
und eine Online­Aktivierung
durchzuführen.
Statt dessen zeigt das Programm
einen Link an. Wenn der Benut­
zer auf diesen klickt, öffnet sich
ein Browserfenster mit der
Adresse http://activations.lc­tech.
com/activation/activate.php. Hier
besteht nun die Möglichkeit, die
Seriennummer einzutragen. Au­
ßerdem verlangt der Online­
Dienst zwingend Name, Adresse,
Telefon, E­Mail und Typ des
Computersystems
(PC
oder
Mac). Wenn alle Angaben ge­
macht wurden, generiert der Ak­
tivierungsdienst einen Key, der
sich wiederum in der Software
eintragen lässt. Danach ist Easy­
Recovery unbeschränkt nutzbar.
Im Betrieb
Nach dem Programmaufruf be­
grüßt die Software den Anwender
mit einem Willkommensbild­
schirm. Die zur Datenrettung er­
forderlichen Arbeitsschritte wer­
den mit Hilfe eines Wizards ab­
gearbeitet. Dieser nennt sich
"Datenrettungs­Assistent"
und
erklärt im ersten Schritt, wie die
Datenrettung abläuft, also dass
auf das Medium mit den ge­
löschten Inhalten nur lesend zu­
gegriffen wird und dass die Soft­
ware die gesicherten Daten auf
einem anderen Volume abspei­
chert, um das unbeabsichtigte
überschreiben relevanter Inhalte
zu vermeiden.
Danach geht es an die Auswahl
des Quellmediums. Dabei unter­
stützt Ontrack EasyRecovery –
wie bereits erwähnt – Festplatten,
Flash­Speicher, optische Medien,
Multimediageräte und – in der
Enterprise­Version – auch RAID­
Arrays. Die hier getroffene Se­
lektion beeinflusst die Voraus­
wahl der zu analysierenden
Dateisystemtypen. Wählt der Be­
nutzer eine Festplatte als Daten­
quelle aus, so geht Ontrack Easy­
Recovery davon aus, dass es die
Dateisysteme FAT, exFAT und
NTFS untersuchen muss. Bei der
Wahl eines optischen Mediums
lautet die Vorauswahl im Gegen­
satz dazu ISO9660 und UDF. Auf
die zu durchsuchenden Dateisys­
temtypen gehen wir gleich noch
genauer ein.
Im dritten Schritt zeigt der Assis­
tent die auf dem gewählten
Quellmedium vorhandenen Parti­
tionen an. Nach der Selektion der
zu analysierenden Partition oder
des ganzen Mediums geht es dar­
an, die für die Suche zu verwen­
dende Technik festzulegen. Hier­
bei stehen mehrere Methoden zur
Auswahl. Die erste nennt sich
"Volumen durchsuchen". Mit ihr
stellen die Anwender keine ge­
löschten Dateien wieder her, son­
dern sind in der Lage, den ausge­
wählten Datenträger zu durchsu­
chen und einzelne Dateien auf
dem Ziellaufwerk abzulegen. Das
ergibt beispielsweise Sinn, wenn
es darum geht, Dateien von
schlecht lesbaren optischen Da­
tenträgern wieder herzustellen.
Im zweiten Modus "Gelöschte
Daten retten" durchsucht Ontrack
EasyRecovery das Quelllaufwerk
nach gelöschten Dateien, hierbei
handelt es sich also um die
Hauptfunktion der Software.
Gleichzeitig lässt sich angeben,
welche Partitionstypen das Tool
durchsuchen soll. (FAT, exFAT,
NTFS, HFS+, ext2, ext3,
ISO9660 oder UDF). Im Test
stellten wir fest, dass es sehr
wichtig ist, bei der Auswahl der
Partition und des Partitionstyps
die richtige Entscheidung zu tref­
fen. Selektiert man einen ganzen
Datenträger anstelle einer Partiti­
on, beispielsweise weil man nicht
sicher weiß, wo man suchen
muss, und aktiviert zusätzlich
noch den RAW­Modus, also die
Signatur­basierte Suche, so findet
Ontrack EasyRecovery eine Viel­
zahl von Dateien unterschiedli­
cher Typen in allen möglichen
Verzeichnissen, was das Auffin­
den eines bestimmten Files recht
schwierig machen kann. Hat ein
Anwender aus Versehen eine be­
stimmte Datei gelöscht, deren
Namen ihm bekannt ist, dürfte es
Suche mit verschiedenen Einstel­
lungen zu wiederholen und auf
bestimmte Dateitypen einzu­
schränken.
Mit Hilfe der Funktion "Forma­
tierter Datenträger" lassen sich
schließlich Informationen auf
Laufwerken suchen und wieder­
herstellen, die in der Zwischen­
zeit formatiert wurden und des­
halb nicht mehr über die benötig­
ten Partitionsdaten verfügen. Im
Test stellte sich dieses Feature als
sehr leistungsfähig heraus. Wie
legten zunächst einige Daten auf
einem neuen Datenträger ab und
löschten sie anschließend wieder.
Das Datenrettungsszenario mit den Dateisystemtypen
folglich besser sein, nur die ent­
sprechende Partition zu durchsu­
chen, keine RAW­Suche durch­
zuführen und nur den zum Ein­
satz gekommenen Partitionstyp
untersuchen zu lassen. Dann be­
steht eine viel größere Wahr­
scheinlichkeit, die gesuchte Datei
in einer übersichtlichen Liste an­
gezeigt zu bekommen. Kann ein
File nicht gefunden werden, so
ergibt es oftmals auch Sinn, die
4
Danach durchsuchten wir die
Speicherkomponente mit Hilfe
des "Gelöschte Dateien retten"­
Modus. Dieser fand unsere Test­
dateien und ermöglichte uns die
Wiederherstellung der Files. Da­
nach formatierten wir den Daten­
träger, der zuerst als NTFS­Volu­
me genutzt wurde, unter Linux
als ext2­Partition neu und legten
wieder einige Daten darauf ab,
die wir anschließend wieder
löschten. Im nächsten Suchlauf
setzten wir wieder den Modus
"Gelöschte Daten retten" ein und
legten die zu durchsuchende Par­
tition und den Partitionstyp
(ext2) fest. Ontrack EasyRecove­
ry fand daraufhin die unter Linux
gelöschten Files. Die wiederge­
fundenen Dateien werden bei
dem Linux­Filesystem übrigens
nach Inodes benannt (zum Bei­
spiel "Inode 16"), da der Da­
teiname bei der Rettung verloren
geht.
rettungs­Assistent auch noch eine
Datenträgerdiagnose, die die
Nutzung des Mediums anzeigt
und defekte Blöcke suchen kann.
Die Disk­Tools, mit denen die
Benutzer ein Image des Datenträ­
gers erstellen beziehungsweise
wieder einspielen können und
mit dem sich Daten direkt kopie­
ren lassen, rundet den Leistungs­
umfang des Wizards ab.
Die Datenwiederherstellung
Sobald die Anwender alle für die
Datenrettung erforderlichen An­
gaben gemacht haben, läuft die
Suche durch und Ontrack Easy­
Recovery präsentiert die gefun­
Im nächsten Schritt verwendeten
wir das gleiche Quellmedium
und durchsuchten es mit Hilfe
der Funktion "Formatierter Da­
tenträger". Daraufhin fand die
Software sowohl die unter Win­
dows als auch die unter Linux
gelöschten Dateien. Eine Wieder­
herstellung war zwar nicht in al­
len Fällen möglich, da die Daten
teilweise überschrieben worden
waren, der Sucherfolg war aber
Während der Suchläufe zeigt die Soft­
überzeugend.
ware unter anderem an, wie lange der
Es steht noch ein weiterer Such­
modus zur Verfügung, auf den
wir an dieser Stelle noch kurz
eingehen möchten: Wählt ein An­
wender statt einer Partition einen
ganzen Datenträger, so erhält er
im nächsten Schritt neben den
bereits genannten Suchoptionen
auch noch die Möglichkeit, nach
verlorenen Volumen zu suchen.
Sobald dieser Suchlauf abge­
schlossen ist, präsentiert Ontrack
EasyRecovery eine Liste der auf
dem Datenträger vorhandenen
Partitionen (einschließlich man­
cher zuvor gelöschter Einträge).
Nach der Auswahl der gewünsch­
ten Partition geht die Datenwie­
derherstellung dann weiter wie
zuvor geschildert.
Zusätzlich zu den eben genann­
ten Methoden bietet der Daten­
xml), Videos (avi, mpeg, Quick­
time) und Texten (html). Die ge­
fundenen Dateien wurden in den
jeweiligen Ordnern nummeriert
abgelegt und können darin
durchsucht und gespeichert wer­
den. Das liegt daran, dass bei der
RAW­Datenwiederherstellung die
Filenamen nicht gerettet werden
können, nur die Dateiinhalte. Ei­
ne Vorschau ermöglicht das An­
zeigen des File Contents vor dem
Speichern, was insbesondere
beim Retten von Bilddaten sehr
hilfreich ist.
Fand die Suche nicht nur im
RAW­Modus, sondern auch mit
Angabe eines Partitionstyps wie
NTFS statt, so erscheinen in der
Baumstruktur noch andere Ord­
ner, wie "NTFS_deleted" und
"Block". Diese enthalten die, an­
hand der Partitionsinformationen
wiederherstellbaren Dateien mit
Dateinamen sowie zu Blöcken
gehörende verwaiste Ordner,
ebenfalls mit Dateien, die noch
Vorgang vermutlich noch dauern wird ihre Dateinamen haben. Das er­
möglicht eine sehr einfache Wie­
denen Files in Form einer Baum­ derherstellung ohne ein Durchsu­
struktur. Die Zeit hängt von der chen der Dateiinhalte, funktio­
Größe und Geschwindigkeit des niert aber nur, wenn die dafür er­
Quellmediums ab, auf einem ver­ forderlichen Informationen noch
hältnismäßig langsamen Rechner vorhanden sind.
mit Single Core­CPU, zwei
GByte RAM und SATA­Festplat­ Die sonstigen Funktionen
ten brauchte die Software etwa Zusätzlich zum Datenrettungs­
45 Minuten zum RAW­Durchsu­ Assistent bringt die Software
chen einer 40 GByte­Partition.
noch eine Menüzeile und eine
Iconleiste mit, die noch weitere
War der RAW­Modus bei der Su­ Funktionen enthalten. So umfasst
che aktiv, so finden sich nach die Menüzeile Befehle zum Ak­
dem Abschluss der Datenträger­ tualisieren der Laufwerke (Re­
analyse in der Baumstruktur Ord­ fresh Disk, dazu später mehr),
ner, die Files nach Typen sortiert zum Anzeigen der Ergebnisliste,
enthalten. So gibt es beispiels­ zum Speichern von Verzeichnis­
weise Ordner mit Audio­Dateien berichten sowie zum Öffnen und
(mp3, ogg, wav, etc.), Anwen­ Erstellen von Imagedateien. Dar­
dungen (dll, exe, zip und ähnli­ über hinaus lässt sich eine un­
ches), Bildern (wie gif, tif, bmp, scharfe Suche aktivieren, die
jpg), Dokumenten (html, pdf, rtf, mehr Dateien als die Standardsu­
5
che findet, dabei müssen die Be­
nutzer aber davon ausgehen, dass
ein Großteil der gefundenen Da­
ten nicht mehr nutzbar ist. Dar­
über hinaus lassen sich Datenträ­
gerinformationen anzeigen und
die Datenträgerverwaltung von
Windows öffnen.
Von besonderem Interesse ist der
Punkt "Optionen". Hier besteht
die Möglichkeit, allgemeine Ein­
stellungen wie den Log­Level
(Report, Error, Warning, Info,
Debug und ähnliches) zu definie­
beschränken. Außerdem können
die Anwender noch diverse Such­
Optionen festlegen, Damit lassen
sich Blöcke überspringen, glei­
che Dateinamen beim Speichern
umbenennen, Fehler während des
Suchvorgangs ignorieren und
vieles mehr. Die erweiterten
Suchfunktionen umfassen ein au­
tomatisches Erkennen von Block­
offsets und Einstellungen für die
RAW­Datenanalyse wie bei­
spielsweise das Begrenzen von
Dateigrößen und das Verbinden
von nicht zusammenhängenden
Suche mit der Funktion "Formatierten Datenträger retten". Das
"lost+found"­Verzeichnis oben stammt von einer ext2­Partition, die anderen
Dateien aus einem NTFS­Volume.
ren, leere Ordner automatisch zu
entfernen und bestimmte Dateity­
pen für die Datenrettung zu akti­
vieren und zu deaktivieren. Das
gilt auch für Gruppen von Typen,
wie "Bilder", "Videos" oder
"Textdateien".
Abgesehen davon ermöglichen
die Optionen auch das Einschrän­
ken des Suchbereichs (Start bei
X Prozent, Stopp bei Y Prozent).
Auf diese Weise haben die Nut­
zer Gelegenheit, die Suche auf
bestimmte Festplattenbereiche zu
Videoteilen. Last but not least be­
steht auch die Option, defekte
Blöcke, die bei der Suche über­
sprungen werden, anzugeben und
einen Expertenmodus einzuschal­
ten. Aktivieren die Anwender
diesen Expertenmodus, so er­
scheint ein weiteres Menü in der
Leiste, das einen Zugriff auf Da­
tenträgerinformationen, eine Da­
tenträgervorschau (HEX) und ei­
ne Kopierfunktion für Datenträ­
ger ermöglicht. Zusätzlich haben
die Benutzer unter anderem die
Möglichkeit, Imagedateien auf
6
Datenträger zu schreiben und den
Windows­Zertifikatsmanager
aufzurufen.
Die Icon­Leiste bietet im Gegen­
satz dazu einen direkten Zugriff
auf die am meisten benötigten
Funktionen. Dazu gehört die Op­
tion einer Software­Update­
Funktion und ähnliches.
Die Advanced Tools
Neben der Funktion zum Kopie­
ren von Datenträgern, dem HEX­
Viewer und dem Imaging­Werk­
zeug bieten die Professional­ und
Enterprise­Versionen von On­
track EasyRecovery wie gesagt
noch einige weitere "Advanced
Tools". Dazu gehört eine
SMART­Option zum Anzeigen
ausgewählter Festplatten in einer
grafischen Darstellung. Diese
umfasst die freien, belegten und
defekten Blöcke. Außerdem gibt
die SMART­Option Einblick in
Parameter die Betriebsdauer,
Fehlerrate oder auch Temperatur
der Festplatte. Mittels "Refresh
Disk" beziehungsweise "Aktuali­
sieren der Laufwerke" lassen sich
Festplatten neu schreiben und
Datenblöcke überprüfen. Dabei
legt Ontrack EasyRecovery die
auf der HDD vorhandenen Daten
nochmals auf der Festplatte ab.
Diese Funktion ist vor allem für
Festplatten sinnvoll, die zur Da­
tenarchivierung zum Einsatz
kommen. Lagert eine HDD eine
lange Zeit im Schrank, so verrin­
gert sich nach und nach die Feld­
stärke der Bits, was zu Datenver­
lusten führen kann. "Refresh
Disk" schreibt die Daten kom­
plett neu und baut so die Feld­
stärke wieder auf.
E­Mail­Browsing
Das letzte der Advanced Tools
dient zum Durchsuchen von
Mail­Datenbanken beziehungs­
weise ­Dateien wie zum Beispiel
Outlook pst­Files. Mit diesem
lassen sich die genannten Daten
Die grafische Datenträgerdiagnose
auswählen und einsehen. Darüber
hinaus können die Anwender die
vorhandenen und gelöschten
Mails anzeigen, speichern und
ausdrucken.
Die Funktion arbeitet mit Out­
look Express, Outlook, Eudora,
Mozilla, Backy und Windows Li­
ve Mail zusammen. Im Test ver­
wendeten wir Outlook 2010.
Nach dem Aufruf des E­Mail­
Browsers reichte es, Outlook als
Mail­Client anzugeben und den
Pfad zu den Mailboxdaten festzu­
legen. Daraufhin durchsuchte
Ontrack EasyRecovery die Mail­
Daten und bot uns wieder eine
Baumstruktur mit den gefunde­
nen Inhalten an. In dem Baum
befanden sich Ordner wie "Ge­
löschte Elemente", "Postaus­
gang", "Gesendete Elemente",
"Kalender", "Kontakte" und so
weiter. Nicht nur Mails lassen
sich speichern und drucken, son­
dern es besteht auch die Option,
HTML­Mails zu betrachten und
Attachments, Header und Rohda­
ten auf dem Bildschirm anzuzei­
gen.
sichtlich gestaltet, so dass ein
Anwender bereits nach kurzer
Einarbeitungszeit effizient mit
der Lösung arbeiten kann. Be­
sonders überzeugen konnte uns
das Produkt beim Retten von Da­
ten von defekten selbstgebrann­
ten CDs. Hier war es dazu in der
Lage, Dateien teilweise wieder
herzustellen, die kein anderes bei
uns vorhandenes Produkt einle­
sen konnte. Dazu benötigte es für
50 MByte an Daten ungefähr
acht Stunden, die Timeouts für
die Suchvorgänge sind also ver­
hältnismäßig lang. Das macht
aber nichts, solange dabei ein
zählbares Ergebnis herauskommt.
Läuft Ontrack EasyRecovery in
einen Timeout und kann demzu­
folge einen Sektor nicht lesen, so
lässt es die darin enthaltenen In­
formationen einfach weg und
macht mit dem nächsten Sektor
weiter. Auf diese Weise stellt das
Produkt sicher, dass die Anwen­
der möglichst viele Informatio­
nen aus der Datei wieder erhalten
Fazit
Im Test verwendeten wir Kroll
Ontrack Ontrack EasyRecovery
10 sowohl zum Wiederherstellen
von Daten von Festplatten, als
auch zum Retten von Files auf
USB­Sticks und optischen Medi­
en. Dabei konnte die Lösung
überzeugen. Sie findet – je nach
Einstellung – eine Vielzahl von
Dateien, lässt sich aber bei Be­
darf auch so konfigurieren, dass
sie nur Files bestimmter Typen
oder auf bestimmten Dateisyste­
men anzeigt. Das macht das
Durchsuchen der Datenträger Die Mail­Browsing­Funktion unter­
einfach und die Vorschau­Funkti­ stützt verschiedene Client­Systeme
on tut ein Übriges, um schnell die
Informationen zu identifizieren, und nicht nur die Daten vom An­
um die es geht. In vielen Fällen fang des Files bis zur nicht lesba­
ergibt es auch Sinn, mit verschie­ ren Stelle. Dieser Ansatz hinter­
denen Einstellungen zu "spielen" ließ bei uns einen sehr positiven
und die Partitionen mehrmals zu Eindruck. Generell lässt sich sa­
durchsuchen, da unterschiedliche gen, dass Ontrack EasyRecovery
Settings auch verschiedene Such­ 10 trotz des großen Funktions­
ergebnisse hervorbringen. Die umfangs leicht zu bedienen ist
Wizard­gesteuerte Konfiguration und bei der Dateisuche überzeu­
der Software wurde zudem über­ gende Ergebnisse hervorbringt.
7