Benzodiazepine - psychosomatik.uni
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Benzodiazepine - psychosomatik.uni
Modul Pharmakologie Behandlung mit Psychopharmaka Sedativa / Hypnotika / Tranquilizer Antidepressiva Phasenprophylaktika Mio DDD Psychopharmaka: Zahl der Verordnungen relatives Eindringvermögen Permeabilität der Blut-Hirn-Schranke Verteilungskoeffizient zwischen Olivenöl und Wasser Sedativa / Hypnotika Johann-Heinrich Füssli 'Der Nachtmahr“ Wirkungsqualitäten von Brotizolam, Pentobarbital und Zolpidem Barbiturat Pentobarbital Benzodiazepin Brotizolam Imidazopyridin Zolpidem Lüllmann et al.: Taschenatlas der Pharmakologie 5. Aufl. 2004 Mindestens 5 Subtypen an GABAA-Rezeptoren (a1-a5). Sedative Wirkung über a1-GABAARezeptor, anxiolytische über a2-GABAA-Rezeptor. BDZ nicht-selektiv. Zolpidem auf a1-GABAA-R. Hypnotika / Schlafmittel Reservepräparate Narkose-Prämedikation bei BDZ-Unverträglickeit wie z.B. paradoxe Reaktionen Freiverkäuflich Benzodiazepine (BDZ) Chloralhydrat Kurz HWZ < 5-8 h Midazolam Brotizolam Mittel Lang 10-15 h >20 h Temazepam Diazepam Lorazepam (Nitrazepam) Oxazepam zentralwirksame H1-Rezeptor-Antagonisten HWZ (h) Trichlorethanol Diphenhydramin Doxylamin 4-6 ~10 Probleme: anticholinerge Wirkung (evtl. Erregung bes. Kinder + Alte Menschen) Einschlaf Durchschlaf Anxiolytika Nicht-BDZ Zopiclon HWZ 4-6 h Zolpidem HWZ ~2 h Zaleplon HWZ 1 h Toleranzentwicklung Hierher auch das Promethazin > 8 h (Atosil®) Wirkprofil aller Benzodiazepine (BDZ) Wirkungen 1. - Anxiolytisch Toleranzentwicklung ? 2. - Antikonvulsiv ++ 3. - Zentral muskelrelaxierend ? 4. - Sedativ / Hypnotisch + (- Amnesie bei schneller Anflutung ins ZNS) bes. schnell- u. kurzwirksame BDZ NICHT Anti-psychotisch! NICHT Analgetisch! Geschichte der Benzodiazepine Die erste Verbindung aus dieser Gruppe war das Chlordiazepoxid, entwickelt von Leo Sternbach für das Pharmaunternehmen Hoffmann-La Roche und 1960 unter dem Handelsnamen Librium auf den Markt gebracht. Das 1963 unter dem Handelsnamen Valium durch Hoffmann-La Roche in den Handel gebrachte und ebenfalls von Leo Sternbach entwickelte Diazepam enthält eine Lactamstruktur. 1977 wurde Diazepam in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation aufgenommen Lactamstrukturen Struktur der Benzodiazepine Benzodiazepine sind bicyclische organische Verbindungen, von deren einige Vertreter der Gruppe Verwendung finden als angstlösende, zentral muskelrelaxierende, sedierend und hypnotisch wirkende Arzneistoffe (Tranquilizer). Manche Benzodiazepine zeigen auch antikonvulsive Eigenschaften und dienen als Antiepileptika. Alle Benzodiazepine binden an GABARezeptoren. Benzodiazepine haben ein hohes Abhängigkeitspotential. Kurzwirksame BDZ Mittellangwirksame BDZ Langwirksame BDZ schnelle metabolische Inaktivierung Metabolismus zu inaktiven Metaboliten Aktiv und aktive Metabolite Unerwünschte Arzneimittelwirkungen der BDZ Zentrale Dämpfung (cave Mischintoxikationen) Müdigkeit, Benommenheit, eingeschränktes Reaktionsvermögen; Ataxie, Stürze (KI Myasthenie) Rebound-Insomnie vermehrte Schlaflosigkeit und Alpträume bei Absetzen (bes. bei Kurzwirksamen) „Hang over“ Tagessedation (bes. bei Langwirksamen) Abhängigkeitsentwicklung (meist psychisch, low-dose) bei Absetzen vermehrte Angst u./o. Schlaflosigkeit (d.h. ausschleichen) Paradoxe Erregungszustände höhere Dosen bei älteren Patienten mit Zerebralsklerose Floppy-Infant-Syndrom Muskelschwäche mit Atemdepression u. Trinkschwäche Kontraindikationen für Benzodiazepine Benzodiazepine sind kontraindiziert bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff und den pharmazeutischen Hilfsstoffen, schwerer respiratorischen Insuffizienz chronische Hyperkapnie, Schlafapnoe, Myasthenia gravis pseudoparalytica, Suchtgefährdung wie Alkoholismus, schwere Leberinsuffizienz und zerebelläre und spinale Ataxien (Störungen der Gleichgewichtsregulation und der Bewegungskoordination) Benzodiazepine während der Schwangerschaft und Stillzeit Benzodiazepine passieren die Plazentaschranke und erreichen in der Spätschwangerschaft im fetalen Plasma oft gleiche Konzentrationen wie im maternalen Kreislauf. Dürfen nur in Ausnahmefällen bei zwingenden Gründen angewendet werden. Bei längerer Einnahme durch Schwangere können bei Neugeborenen Entzugserscheinungen auftreten. Eine Anwendung gegen Ende der Schwangerschaft oder während der Geburt kann beim Neugeborenen zu einer Hypothermie, arteriellen Hypotonie, Tachykardie, Atemdämpfung, Muskelhypotonie und Trinkschwäche führen (Floppy-infant-Syndrom, niedrige Apgar-Werte). Anwendung im letzten Trimenon der Schwangerschaft kontraindiziert. Pharmakokinetik u. Metabolismus am Beispiel des Diazepam N-Demethylierung HWZ 20-50 h 3-HydroxylierungHWZ 50-100 h AKTIV AKTIV AKTIV Glucuronidierung HWZ 6-24 h Orale Bioverfügbarkeit um 100%, langsame Resorption bei Oxazepam, -Glucuronsäure nahezu kompletter Metabolismus in Leber, d.h. bei Leberinsuffizienz (Alter) längere Wirkdauer CYP3A4 Oxazepamglucuronid INAKTIV Unerwünschte Wirkungen der Benzodiazepine Akute Nebenwirkungen: Unter den akuten Nebenwirkungen bei der oralen Therapie mit Benzodiazepinen stehen Müdigkeit, Schläfrigkeit, Beeinträchtigung der Konzentration und des Reaktionsvermögens im Vordergrund. Dadurch wird die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr und zur Bedienung von Maschinen beeinträchtigt. Beim chronischen Gebrauch von Benzodiazepinen besteht vor allem die Gefahr der Toleranz und Abhängigkeit von diesen psychotropen Substanzen. Diazepam Diazepam ist ein Benzodiazepine mit relativ langer Halbwertszeit zur Behandlung von Angstzuständen, in der Therapie epileptischer Anfälle und als Schlafmittel angewendet. Bei einer Langzeittherapie mit Diazepam kommt es zu einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit. Eine Anwendung über längere Zeit darf nur unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung erfolgen. Zur Behandlung von akuten Spannungs-, Erregungs- und Angstzuständen, in der Prämedikation vor chirurgischen und diagnostischen Eingriffen eingesetzt. Verwendung als Muskelrelaxans und als Notfalltherapeutikum zur Behandlung epileptischer Grand-mal-Anfälle (Antikonvulsivum). Flurazepam Die orale Bioverfügbarkeit von Flurazepam ist sehr gut, es findet nahezu vollständige Resorption statt. Bei Flurazepam handelt es sich um ein Prodrug. Die Substanz wird zügig zu den pharmakologisch aktiven Metaboliten Hydroxyethylflurazepam und Flurazepamaldehyd sowie etwas weniger schnell zu Desalkylflurazepam umgesetzt. Im Gegensatz zu den anderen beiden Metaboliten akkumuliert Desalkylflurazepam, dessen Plasmahalbwert zwischen 50 und 100 Stunden liegt. Desalkylflurazepam erreicht bei mehrmaliger Einnahme von Flurazepam nach mehreren Tagen konstant bleibende Langwirkendes Benzodiazepine zur Konzentrationen im Blutplasma. Die kurzzeitigen Behandlung von Einmaximale Plasmakonzentration an und Durchschlafstörungen. Flurazepam wird nach 1 bis 3 Stunden erreicht. Nitrazepam Benzodiazepine mit ausgeprägten hypnotischen und antikonvulsiven Eigenschaften. Eingesetzt zur symptomatischen Behandlung von Schlafstörungen und in der Behandlung der juvenilen Epilepsie eingesetzt. Es kann schon nach kurzer Anwendung zu einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit kommen. Effekte: spannungs-, erregungsund anxiolytische Eigenschaften sowie sedierende und hypnotischen Effekte. Ferner zeigt Nitrazepam muskelrelaxierende und antikonvulsive Eigenschaften. Nitrazepam wird in der adjuvanten Behandlung der Blitz-Nick-SalaamAnfälle eingesetzt. Auch bei Kindern, die an einem Lennox-GastautSyndrom mit myoklonisch-astatischen Anfällen leiden, wird es verwendet. EEG bei Lennox-Gastaut-Syndrom mit atypischer Absence (langsames Spike-and-Wave-EEG) BMJ Best Practise Midazolam Besonders potentes Benzodiazepin, eingesetzt als Hypnotikum in der Intensivmedizin und im Rettungsdienst als Bestandteil der Narkose (Handelsname Dormicum). Bei geplanten Operationen verwendet man es wegen seiner anterograden Amnesie und der Anxiolyse zur Prämedikation. In der Intensivmedizin als Dauerinfusion über Perfusor zur Sedierung auch zur Durchbrechung von epileptischen Anfällen eingesetzt (holenzephal deprimierende Wirkung). Midazolam hat ähnlich wie die Kurzhypnotika Propofol und Etomidat keine analgetische Wirkung, daher zusätzliche Gabe eines Analgetikums. Flumazenil Imidazobenzodiazepin-Derivat, kompetitiver BZD-Antagonist (Handelsname Anexate). Einsatz als Antidot gegen Arzneimittel der Benzodiazepin-Gruppe sowie andere an der BenzodiazepinBindungsstelle angreifende NichtBenzodiazepin-Agonisten, wie Zopiclon, Zolpidem und Zaleplon. Antagonisiert sämtliche Wirkungen der Benzodiazepine. Gabe nur i.v., da hoher First-PassEffekt. Rasche (2 min) und kurze (max. 2 h) Wirkung, daher Titrationssedierung, nur stationäre Anwendung Nebenwirkung: Unruhe, Angst, akute Entzugssymptomatik bei vorherigem BZD-Gebrauch Z-Drugs Klasse von modernen Schlafmitteln (Nicht-Benzodiazepin-Agonisten) erster Wahl, kurze Halbwertszeiten Zaleplon wirken schlafanstoßend, weniger ausgeprägt auch anxiolytisch, antikonvulsiv und muskelrelaxierend. Zolpidem Zopiclon Nur das (S)-Zopiclon (Eszopiclon) ist pharmakologisch aktiv Zolpidem Zolpidem ist ein ImidazopyridinAbkömmling mit einem den Benzodiazepinen ähnlichem Wirkspektrum, verwendet als Einschlafmittel. Hypnotikum mit sehr kurze Halbwertszeit (2–3 Stunden), bildet keine pharmakologisch wirksamen Metaboliten, Zugelassen zur Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen Maximale Plasmaspiegel werden nach etwa zwei Stunden erreicht. Selten paradoxe Effekte: Unruhe, Reizbarkeit, Aggressivität, Wahnvorstellungen Molekularer Wirkungsmechanismus der Benzodiazepine Benzodiazepine wirken als allosterische Liganden am GABAA-Rezeptor durch Besetzung der Benzodiazepin-(BZD)-Bindungsstelle dieses ionotropen Rezeptors. Die durch Bindung hervorgerufene positive Modulation erhöht die Affinität des inhibitorisch wirkenden Neurotransmitters GABA. Dadurch nimmt die Öffnungswahrscheinlichkeit des Chlorid-Kanals zu und der Einstrom der Chlorid-Ionen in die Neurone wird verstärkt. Die Folge ist eine durch Hyperpolarisation hervorgerufene geringere Erregbarkeit der Neuronenmembran mit Suppression von exzitatorischen postsynaptischen Potentialen (EPSP). Dynamische Struktur der GABAergen Synapse Jacob et al., Nature Reviews Neuroscience 9, 331-343, 2008 Struktur der GABARezeptors Fünf Untereinheiten mit jeweils vier TransmembranDomänen Olsen et al., Biochem Pharmacol 68, 1675-1684, 2004 Jacob et al., Nature Rev Neuroscience 9, 331-343, 2008 Modell der Benzodiazepin-Bindung an den GABAA-Rezeptor Bergmann et al., Plos One, 2013, 0052323 GABA-Induzierte Stromamplitude (%) 100 Mit Diazepam GABAerges Nervenende 50 Ohne Diazepam 0 GABA-Konzentration inhibitorisches BDZ z. B. Diazepam GABAerges Neuron Nicht-BDZ Zolpidem Zopiclon erhöhen Affinität für GABA Reuptake GABA Flumazenil GABA + BDZ BDZ erhöhen Offenwahrscheinlichkeit (Frequenz) Barbiturate GABAA-Rezeptor Hyperpolarisation (verminderte Erregbarkeit) Medikamentöse Behandlung depressiver Syndrome Symptomatik des depressiven Syndrom Nach ICD-10 ist charakterisiert durch typische Symptome: 1. depressive Stimmung 2. Verlust von Interesse und Freude 3. erhöhte Ermüdbarkeit Zusätzliche häufige Symptome: Defizite in Konzentration und Aufmerksamkeit Reduktion von Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit negative und pessimistische Zukunftsperspektiven Suizidgedanken, Selbstverletzungen oder Suizidhandlungen Schlafstörungen (Morgentief) verminderter Appetit Depression Kardinalsymptome: depressive Stimmung, Antriebsstörung, Verlust der Fähigkeit Freude zu empfinden (Anhedonie), Schlafstörungen Amin-Hypothese (Reserpin löst depressive Beschwerden aus): primär zuwenig Serotonin (5-HT) u. /o. Noradrenalin (NA) Stimmung Antrieb Zytokin-Hypothese: Interferon-a löst als Nebenwirkung depressive Beschwerden aus Therapie Vermehrung von 5-HT und/oder NA im synaptischen Spalt Antidepressiva Psychopharmaka zur Behandlung von depressiven Syndromen, aber auch bei Zwangsstörungen und Panikattacken, generalisierten Angststörungen, phobischen Störungen, Essstörungen, chronischen Schmerzen, Entzugssyndromen, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, prämenstruelldysphorischem Syndrom sowie posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS, PTSD) Wirkung von Antidepressiva zeitlicher Verlauf der Antidepressiva-Wirkungen: Sedation Anxiolyse !!SUIZIDGEFAHR!! Antriebssteigerung nach 2- 3 Wochen Stimmungsaufhellung Antidepressive Wirkung erst nach 2-6 Wochen! Hypothese für verzögerte antidepressive Wirkung - Rezeptormodulation „down regulation“ ß, a2, 5-HT2A – Rezeptoren „up regulation“ a1, GABA - Rezeptoren Unerwünschte Wirkung (UAW) vor erwünschter Wirkung! Biosynthese und Abbau von Serotonin (5-Hydroxy-Tryptamin) Molekulare Wirkmechanismen von Antidepressiva Birmes P et al. CMAJ 2003;168:1439-1442 Trizyklische Antidepressiva sind „dirty drugs“ Antriebs- Stimmungssteigerung aufhellung Suizidalität Sedierung Sedierung Anticholi- Hypotonie nerge UAW Intoxikation: Anticholinerges Syndrom, Herzrhythmusstörungen (Chinidin-artig), Schock Behandlung: Supportiv (Intensivmedizin), Natriumbicarbonat, Physostigmin, Dialyse unwirksam Antidepressiva-Klassen nach Wirkklassen Trizyklische Antidepressiva (TZA): Doxepin, Imipramin, Clomipramin, Amitriptylin, Amitriptylinoxid, Trimipramin und Opipramol. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Fluvoxamin, Fluoxetin, Citalopram, Escitalopram, Sertralin und Paroxetin. Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI/SNARI): Reboxetin und Viloxazin. Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI): Venlafaxin, Duloxetin und Milnacipran. Selektive Noradrenalin-/Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (SNDRI): Bupropion und Amineptin Antidepressiva (5 Gruppen) Nicht-Selektive Monoamin-Rückaufnahme-Inhibitoren (NSMRI) (Serotonin u. Noradrenalin Wiederaufnahe gehemmt mit vegetativen Begleitwirkungen) TZA - Imipramin, Desipramin, Amitriptylin Selektive Serotonin-Rückaufnahme-Inhibitoren (SSRI) (ohne vegetative Begleitwirkungen) - Fluoxetin, Citalopram Selektive Serotonin/Noradrenalin-Rückaufnahme-Inhibitoren (SSNRI) (ohne vegetative Begleitwirkungen) - Venlafaxin, Duloxetin a2-Adrenozeptor-Antagonisten (NaSSA) Mirtazapin (H1-antagonistisch, 5-HT2- u. 5-HT3-antagonistisch) MAO-(A)-Hemmstoffe irreversibel reversibel Tranylcypromin (MAOA + B) Moclobemid Wirkprofile von Antidepressiva Psychomotorisch dämpfend Mirtazapin, Amitryptilin Gering dämpfend: Imipramin, Clomipramin Antriebssteigernd: SSRI (Citalopram), Venlafaxin, Nortryptilin, MAO-Hemmer (stark) Einteilung der Trizyklika nach dem (vereinfachten) Kielholz-Schema Amitriptylin-Typ: eher beruhigend/dämpfend zur Behandlung der agitiert-ängstlichen Depression geeignet. Imipramin-Typ sind antriebsneutral und wirken vor allem stimmungsaufhellend, sie können sowohl zur Behandlung des agitiert-ängstlichen als auch des gehemmt-depressiven Depressionstypus eingesetzt werden. Desipramin-Typ wirken eher wachmachend bzw. antriebssteigernd, zur Behandlung der gehemmtdepressiven Depression geeignet (Desipramin ist ein aktiver Metabolit von Imipramin). Unerwünschte Wirkungen der Trizyklika Sedierung, Insomnie, orthostatische Dysregulation, anticholinerge Wirkung, Gewichtszunahme Senkung der Krampfschwelle ->generalisierte Krampfanfälle Störungen der kardiale Erregungsleitung senken (EKG-Kontrollen vor und während Therapie) Zentrales Serotonin-Syndrom Symptome beim zentralen anticholinergen Syndrom: zentrale Symptome (Delir, Desorientierung, Agitation, Krampfanfälle) periphere Symptome (Hyperthermie, Mydriasis, Harnverhalt, Obstipation, Tachykardie, Arrhythmien) Symptome beim zentralen anticholinergen Syndrom zentrale Symptome (Delir, Desorientierung, Agitation, Krampfanfälle, Pseudodemenz) periphere Symptome (Hyperthermie, Mydriasis, Akkomodationsstörung, Mundtrockenheit, Glaukomauslösung, Harnverhalt, Obstipation, Tachykardie, Arrhythmien) Notfalltherapie beim zentralen anticholinergen Syndrom Absetzen der Medikamente Intensivstation, Kühlung, Volumengabe Gabe von Benzodiazepinen und/oder Neuroleptika ggf. Physiostigmin (Hemmer der Acetylcholinesterase) Symptome beim zentralen Serotonin Syndrom Fieber Neuromuskuläre Symptome (Tremor, Myokloni, Hyperrigidität) ZNS Symptome (Delir, Desorientiertheit) GIT-Symptome Notfalltherapie beim zentralen Serotonin Syndrom Absetzen der Medikamente, Intensivstation, Kühlung, Volumengabe, Sedierung Kontraindikationen der Trizyklika Akute Alkohol-, Schlafmittel- und Psychopharmakaintoxikation, akute Manie, kardiale Reizleitungsstörung, zerebrale Krämpfe, Engwinkel Glaukom, Prostatahyperplasie, Pylorusstenose paralytischer Ileus, akutes Delir (wegen anticholinerger Wirkung), während Schwangerschaft nur bei zwingender Indikation Wirkmechanismus von SSRI selektive Rückaufnahmehemmung von Serotonin nur sehr geringer Antagonismus an Muskarin-, alpha1-, und Histaminrezeptoren wenig anticholinerge Wirkungen wirken nicht sedierend, sondern antriebsfördernd Ausschleichen, sonst Absetzsyndrom Selektive Serotoninaufnahmehemmer - SSRI Fluoxetin Citalopram Sertralin Fluoxetin: lange Halbwertszeit (>2 d), aktiver Metabolit: Desmethylfluoxetin Escitalopram: relativ lange HWZ (ca. 36 h), aktiver Metabolit: Desmethyl-Escitalopram Sertralin: HWZ ca. 24 h, aktiver Metabolit: Desmethyl-Sertralin UAW: aber kaum vegetative Störungen (kein Antagonismus an M- oder a1- Rezeptoren) Übelkeit, Erbrechen Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Agitiertheit (evtl. gesteigerte Suizidalität (?), Absetzsyndrom nach längerer Anwendung (?Abhängigkeit?) Intoxikation: (bes. zs. mit MAO-Inhibitoren Serotonin-Syndrom Hyperthermie, Übelkeit, Erbrechen, Verwirrtheit, Unruhe, Tremor, evtl. Krämpfe Nebenwirkung von SSRI Gesteigerte Suizidalität eventuell bei Kindern und Jugendlichen (Fluoxetin erlaubt) GIT- Blutungen Anpassungsstörungen von Neugeborenen bei Einnahme durch die Mutter während der Schwangerschaft häufig: Übelkeit, Diarrhoe, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, sexuelle Dysfunktion zentrales Serotonin Syndrom Selektive Wiederaufnahme-Hemmstoffe Mittel der ersten Wahl SIADHS: Hyponatriämie Wirkt nicht! Deutsches Ärzteblatt, 2008 Hemmung der CYP-Isoenzyme durch SSRI CYP 1A2 Citalopram Fluoxetin Fluvoxamin Paroxetin Sertralin + + +++ + + CYP 2C19 0 + +++ + ++ CYP 2D6 0 +++ ++ +++ +/++ CYP 3A4 0 + ++ + + Wirkmechanismen von Antidepressiva NA - 5-HT - Metabolite Metabolite MAO-Hemmer MAO-A - Moclobemid NA - Mirtazapin NA Hemmer NAT SNRI MAO-A NSMRI (TZA) Imipramin o. SSNRI Venlafaxin Duloxetin MAO-A MAO-A+B Tranylcypromin MAO- 5-HT SERT SSRI - 5-HT Mirtazapin Fluoxetin Citalopram Modifiziert nach Mutschler Arzneimittelwirkungen kompakt 2005 Monoaminoxidase-Inhibitoren MAO-A-Hemmer Substrate: Hemmstoffe: NA, A, 5-HT, Dopamin, Tyramin MAO-B-Hemmer Dopamin, Tyramin, Histamin Tranylcypromin (beide MAOs - irreversibel) (IND.: Depression) Tyraminkrisen („cheese effects“) - strenge Diätvorschriften keine Kombination mit anderen AD! Moclobemid (reversibel) (IND.: Depression) Komb. mit anderen AD vermeiden Selegilin (irreversibel) (IND.: M. Parkinson) nicht antidepressiv Johanniskraut und Interaktionen Hypericum perforatum Auch: Pille, Digoxin, Indinavir Phasenprophylaktika u. -therapeutika Symptome der bipolaren Störung Manie Depression Gesteigerte Aktivität Ruhelosigkeit Rededrang, Ideenflucht Gedankenrasen Verlust sozialer Hemmungen Vermindertes Schlafbedürfnis Überhöhte Selbsteinschätzung Ablenkbarkeit Ständiger Wechsel von Aktivitäten Tollkühnes, rücksichtsloses Verhalten Gesteigerte Libido Depressive Stimmung Verlust von Interesse und Freude Antriebsmangel Verlust des Selbstwertgefühls Selbstvorwürfe Schuldgefühle Todes- und Suizidgedanken Suizidales Verhalten Unentschlossenheit Psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung Schlafstörungen Appetitstörungen Lithiumsalze IND.: Manie - Dämpfung der Erregbarkeit (nach 8-10 Tagen) Prophylaxe rezidivierender manisch-depressiver Phasen (Latenz 6-12 Monate) Wirkmechanismus: Abbau von Inositoltriphosphat gehemmt, Phosphorylierung der Glykogensynthasekinase PK: Blutspiegel 0,6 -0,8 mmol/l Prophylaxe, 1-1,2 mmol/l antimanische Therapie Tagesdosis 10 – 25 mmol (enge therapeutische Breite) Gleichgewicht (HWZ 24-36 h) nach ca. 7 Tagen – 1. Blutspiegelkontrolle Rückresorption prox. Tubulus wie Na+: wenn Plasma Na+ Li+ (Diuretika) wenn Plasma Na+ Li+ (Kochsalzgabe) UAW: feinschlägiger Tremor, Übelkeit, Erbrechen Polyurie (ADH-Wirkung gestört) Durst, Polydipsie euthyreote Struma, Muskelschwäche, Abgeschlagenheit Intoxikation: (ab 2 mmol/l) (bes. bei Na+ -Verarmung - Diuretika) Erbrechen, Durchfälle, Krampfanfälle, Koma: forcierte Diurese+NaCl / Dialyse Alternativen als „Mood stabilizer“ Carbamazepin, Valproinsäure, Lamotrigin (alle Antiepileptika) Vielen Dank