Marlon Brando - meine

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Marlon Brando - meine
Marlon Brando
Marlon Brando, Jr. (* 3. April 1924 in Omaha, Nebraska; † 1. Juli 2004 in Los Angeles,
Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schauspieler. Brando gilt als einer der bedeutendsten
Filmschauspieler des 20. Jahrhunderts. Mit seinen Auftritten in den Filmen Endstation Sehnsucht
(1951) und Die Faust im Nacken (1954) verschaffte er der Schauspieltechnik des Method Acting
weltweite Beachtung. Sowohl sein Schauspielstil als auch sein Auftreten in der Öffentlichkeit als
ein Außenseiter, den die Spielregeln Hollywoods nicht interessierten, hat jüngere
Schauspielergenerationen nachhaltig beeinflusst. Seine Prominenz nutzte Brando auch für sein
vielseitiges politisches Engagement, beispielsweise zur Unterstützung des American Indian
Movement.
Marlon Brando wurde 1924 im amerikanischen
Mittleren Westen als jüngstes von drei Geschwistern
geboren. Die Familie war in der Region
alteingesessen; der Name Brando stammt von
Vorfahren namens Brandau, die viele Generationen
zuvor aus der damals zu Bayern gehörigen Pfalz
eingewandert waren. Der Vater, Marlon Brando Sr.,
war eigentlich Ingenieur, arbeitete nach der Geburt
der Kinder jedoch als Handlungsreisender und seit
1930 als Verkaufsmanager. Zur Unterscheidung von
seinem gleichnamigen Vater wurde Marlon Jr. von
Angehörigen und Freunden Bud genannt.
Aus der Großstadt Omaha zog die Familie 1930 nach
Evanston, Illinois. Im Sommer 1936 trennten sich die
Eltern vorübergehend; die Mutter zog mit den Kindern
nach Santa Ana, Kalifornien zu ihrer Mutter. Zwei
Jahre später kehrte sie zu ihrem Mann zurück und die
Familie übersiedelte nach Libertyville, einem
ländlichen Vorort von Chicago, wo die Familie im
Nebenerwerb eine kleine Pferdefarm betrieb. Die
Biografen haben der Kindheit und Jugend von Marlon
Brando besondere Aufmerksamkeit geschenkt, weil
sich hier Motive wieder finden, die in seinen frühen
Filmen Berühmtheit erlangt haben, wie etwa das
Motiv des jugendlichen Rebellen, hinter dessen
aggressiver Macho-Attitüde sich eine verletzliche und
verletzte Seele verbirgt. Die familiären Bedingungen,
in denen Brando heranwuchs, waren zwiespältig: Die
Mutter, Dorothy Pennebaker Myers, eine politisch
liberale, geistvolle Frau, besaß schauspielerisches
Naturtalent. Aufgrund ihrer familiären Bindungen
konnte sie dieses nur zeitweilig zu ihrem Beruf
machen, dennoch hat sie die künstlerische
Entwicklung ihrer Kinder stark stimuliert.
Nicht nur Marlon Jr., sondern auch seine älteste Schwester Jocelyn ergriff den Schauspielerberuf; das mittlere
Kind, Frances, studierte Malerei. Beide Eltern waren jedoch alkoholkrank, vertrugen sich nicht und hatten
zahlreiche außereheliche Affären; die Mutter unternahm mehrere Suizidversuche. Die Kinder wurden oft
vernachlässigt und litten unter der geringen Verlässlichkeit besonders der Mutter. Der junge Brando wird von
seinen Biografen als introvertierter, unangepasster, schlechter Schüler beschrieben, der jeglicher Autorität mit
übermäßiger Aggression begegnete.
Die häusliche und schulische Situation spitzte sich schließlich so zu, dass der Vater den Sohn aus der High
School nahm und ihn im September 1941 zur Shattuck Military Academy in Faribault, Minnesota schickte, wo
Brando nach dem Willen des Vaters eine letzte Chance erhalten sollte, seine Schulnoten zu verbessern. Diese
Hoffnungen erfüllten sich nicht. Zwar fand Brando in dem Englischlehrer Earle Wagner, der die Theatergruppe
der Akademie leitete und der die schauspielerische Begabung des Siebzehnjährigen erkannt hatte, erstmals
einen Mentor. Durch die starre Disziplin der Einrichtung fühlte Brando sich jedoch zu einer Widersetzlichkeit
herausgefordert, die dazu führte, dass er die Academy im Mai 1943 ohne Schulabschluss verlassen musste.
Ausbildung und Bühnenarbeit in New York
Dramatic Workshop
Aufgrund einer Knieverletzung, die er sich an der Shattuck Military Academy beim Sport zugezogen hatte,
wurde Marlon Brando nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg nicht als Soldat eingezogen. Mit
finanzieller Unterstützung seiner Eltern ging er im Herbst 1943 nach New York, wo der Regisseur Erwin
Piscator an der New School 1940 einen Dramatic Workshop eingerichtet hatte. Der Workshop wurde berühmt,
weil er neben Marlon Brando so hochrangige Künstler wie Walter Matthau, Shelley Winters, Tony Curtis und
Harry Belafonte hervorbrachte. Weitaus größere Bedeutung als die Arbeit mit Piscator gewann für Brando
allerdings die Begegnung mit Stella Adler, die dem Lehrkörper als acting coach angehörte. Adler, eine
Veteranin des Group Theatre, wurde Brandos Schauspiellehrerin und langjährige Mentorin, die ihn später mit
wichtigen Agenten und Regisseuren bekannt machte. Von allen Lehrern, bei denen Brando studiert hat, nahm
Adler auf seine Schauspieltechnik den größten Einfluss, und wenn Interviewpartner ihn später auf das Actors
Studio ansprachen, stellte Brando richtig, er habe seine Ausbildung nicht dort, sondern bei Stella Adler
erhalten. Ebenso wie Lee Strasberg, ihr einflussreicher Kollege vom Group Theatre, lehrte Stella Adler die als
Method Acting bekannt gewordene Schauspielmethode des russischen Schauspielers und Theaterreformers
Stanislawski. Adler, die bei Stanislawski studiert hatte, warf Strasberg jedoch vor, die Lehre des Russen in
grundlegenden Punkten missverstanden zu haben. Bei Brando fiel Stella Adlers Interpretation des Method
Acting auf fruchtbaren Boden. Viele der Darstellungsmittel, die für ihn so kennzeichnend sind – wie z. B. sein
starkes Unterspielen – gehen auf Adlers Schule zurück. Vor allem gelang es Brando unter Adlers Anleitung
jedoch, eine Komplexität und einen Einfallsreichtum des emotionalen Ausdrucks freizusetzen, von dem seine
Mitstudenten, die Brando im sozialen Verkehr oft als unartikulierte Persönlichkeit von geringer Komplexität
einstuften, verblüfft waren.
Anfänge am Broadway
Nach Konflikten mit Erwin Piscator musste Brando den Workshop im
Sommer 1944 wieder verlassen. Für seine Karriere war dies kein
Nachteil, da Brando zu diesem Zeitpunkt bereits von dem
einflussreichen MCA-Agenten Maynard Morris betreut wurde, der ihm
für die folgende Spielzeit ein erstes Engagement vermitteln konnte:
vom Oktober 1944 an spielte Brando am Broadway eine kleine Rolle in
dem Musical I Remember Mama. Vom Frühjahr 1945 an nahm er
darüber hinaus Tanz- und Trommelunterricht an der Katherine Dunham
School of Dance.
Im Februar 1946 trat Brando, der inzwischen von der MCA-Agentin
Edith Van Cleve betreut wurde, ein Engagement für die Broadway-Show
Truckline Café an. Obwohl der hochbegabte Elia Kazan Produzent des
Stückes war, wurde es ein kommerzieller Misserfolg und bereits nach
10 Aufführungen eingestellt. Da Brando in der kleinen, aber zentralen
Rolle, die er übernommen hatte, seine schauspielerische Intensität in
einer Weise zeigte, die niemand – einschließlich seiner Agentin –
erwartet hätte, gelang es Produzent und Regisseur jedoch, ihn in einem
weithin beachteten Pressenachspiel als „eines der heißesten Talente
weit und breit“ herauszubringen.
Marlon Brando 1948 in Endstation
Sehnsucht (Bühnenfassung)
Auf ein kurzes Engagement für eine Inszenierung von Shaws Komödie Candida folgte eine Zeit der
Arbeitslosigkeit. Als Louis B. Mayer Brando in dieser Zeit einen siebenjährigen Filmvertrag bei der MGM anbot,
lehnte er jedoch ab, weil er unter einem solchen „Knebelvertrag“ seine Rollen nicht selbst hätte aussuchen
können. Die beiden nächsten Bühnenrollen fand er in dem unter Holocaust-Überlebenden spielenden Politstück
A Flag is Born (seit September 1946) und in Jean Cocteaus Drama The Eagle Has Two Heads (seit Dezember
1946).
„Endstation Sehnsucht“ und Actors Studio
Seit August 1947 bereitete Irene Mayer Selznick – Tochter von Louis B. Mayer und Ehefrau von David O.
Selznick – eine Bühnenproduktion des 1946 entstandenen Schauspiels Endstation Sehnsucht von Tennessee
Williams vor. Als Regisseur engagierte sie Elia Kazan, für die Rolle der Blanche wurde Jessica Tandy
ausgewählt, in weiteren Rollen erschienen Kim Hunter und Karl Malden. Marlon Brando bekam, nachdem Edith
Van Cleve sich bei Kazan für ihn einsetzte, die Rolle des Stanley Kowalski. Die Proben begannen am 6.
Oktober, und Regisseur Kazan unternahm dabei das Wagnis, Brando, dessen Persönlichkeit mit der Kowalskis
viele Berührungspunkte hatte, bei der Interpretation der Rolle in eine Konfrontation mit sich selbst zu zwingen.
Für Brando war dies eine unerhörte Zumutung, seine Darstellung gewann hierdurch jedoch eine
Überzeugungskraft, der diese Inszenierung letztlich ihren Erfolg verdankte.
Das Stück wurde vorab in New Haven, Boston und Philadelphia aufgeführt und hatte ihre New Yorker Premiere
am 3. Dezember 1947 im Ethel Barrymore Theatre. Die Inszenierung war ein sensationeller Erfolg, bei dem
Marlon Brando weitaus stärker beachtet wurde als die eigentliche Hauptdarstellerin, Jessica Tandy. Für das
Publikum wurde die Figur des Kowalski zur Ikone, zu einem neuen Symbol der amerikanischen Männlichkeit.
Die Kostümdesignerin Lucinda Ballard lieferte dazu einen nicht unwichtigen Beitrag, indem sie Brando für die
Rolle mit Blue Jeans und T-Shirts ausstattete, die – damals unüblich – hauteng anlagen. Männliche Darsteller
mit einer so unverblümten sexuellen Ausstrahlung gab es im amerikanischen Kulturleben bis dahin überhaupt
nicht. Darüber hinaus gelang es Brando, diesem neuartigen Sexappeal von Anfang an eine interessante
Komplexität zu geben: die Sexualität, für die er stand, war nämlich nicht draufgängerisch und erobernd (wie
die z. B. von Errol Flynn oder Clark Gable), sondern langsam, launenhaft und von Selbstzweifeln gedämpft.
Diese Gelähmtheit war typisch für die Silent Generation der um 1930 geborenen Amerikaner und bot den
gleichaltrigen Zeitgenossen große Möglichkeiten der Identifikation. Obendrein hatte Brando dem Charakter des
Kowalski ein Moment von Unbehaglichkeit und unterschwelliger Gefährlichkeit verliehen – ein Motiv, das er
später in seinen Filmrollen regelmäßig wieder aufgriff und in immer neuen Variationen durchspielte.
Während seiner Arbeit an Endstation Sehnsucht besuchte Marlon Brando mit ungleichmäßigem Engagement
auch Veranstaltungen des erst im Oktober 1947 gegründeten Actors Studio, an dem Lee Strasbergs Version
des Method Acting gepflegt wurde.
Frühe Filme (1949-1953)
Die Männer
Im Herbst 1949 bot Produzent Stanley Kramer Brando die Hauptrolle in dem Film Die Männer an. Brando war
dabei in der glücklichen Lage, als einer der ersten Filmdarsteller in Hollywood einen One-Picture-Deal
unterschreiben zu können, d. h. einen Vertrag, mit dem er nur für einen einzigen Film verpflichtet wurde.
Branchenüblich waren in dieser Zeit nämlich immer noch siebenjährige Studioverträge, die es den
Schauspielern in der Regel nicht erlaubten, ihre Filmrollen frei zu wählen. Brando besaß diese Freiheit von
Anfang an. Die Dreharbeiten, bei denen Fred Zinnemann Regie führte, begannen Ende Oktober. Brando spielte
in dem Film die Rolle eines jungen Infanterielieutenant, der nach einer Kriegsverletzung querschnittsgelähmt
den Alptraum der Rehabilitation durchmacht. Noch vor der Veröffentlichung des Films im Juli 1950 hatte die
einflussreiche Klatschkolumnistin Hedda Hopper Brando als „Hollywoods neue Sensation“ angekündigt. Die
Uraufführung fand unglücklicherweise zwei Wochen nach Beginn des Koreakrieges statt, zu einem Zeitpunkt
also, da das Publikum eher nach patriotischen Stoffen als nach Kriegsversehrtengeschichten verlangte. Obwohl
Die Männer an den Kinokassen wenig Erfolg hatte, quittierte die Presse Brandos überaus glaubwürdige
Darstellung mit überschwänglichen Rezensionen.
Endstation Sehnsucht
Nachdem Endstation Sehnsucht am Broadway so erfolgreich gelaufen
war, bereitete der Produzent Charles K. Feldman eine Verfilmung vor.
Die Dreharbeiten begannen am 14. August 1950, Regie führte wie bei
der Broadway-Version Elia Kazan. Auch die Schauspieler waren
dieselben wie in der Bühneninszenierung. Lediglich die Rolle der
Blanche sollte mit einem Star besetzt werden, der an den Kinokassen
mehr Zugkraft besitzen würde als Jessica Tandy. Zunächst war mit
Olivia de Havilland verhandelt worden; da diese zu teuer war, hatte
jedoch Vivien Leigh die Rolle bekommen. Obwohl auf Druck der
Catholic Legion of Decency vor der Veröffentlichung im September
1951 erhebliche Schnitte vorgenommen werden mussten, war der Film
sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik enorm erfolgreich und
begründete Brandos Ruhm als Filmstar.
Viva Zapata!
Der nächste Film, Viva Zapata!, war eine freie Verfilmung der Biografie
des mexikanischen Revolutionsführers Emiliano Zapata, ein
Abenteuerfilm ohne besondere politische Tiefe. Kazan, der Regie
führte, bestand darauf, dass Brando in der Titelrolle erscheinen sollte,
obwohl der blond war und für seinen Auftritt von der Maske vollständig
verwandelt werden musste.
Bei den Dreharbeiten, die im Mai 1951 begannen, verließ Kazan sich wie früher schon auf Brandos Intuition
und ließ ihm weiten künstlerischen Spielraum.
Brando nutzte diesen, um meisterhaft die innere Zerrissenheit und die Verwirrung der Figur herauszuarbeiten,
die in seiner Interpretation einerseits ein idealistischer Macho, andererseits ein zur Bourgeoisie strebender
Bauer war. Nachdem der Film im Februar 1952 in die Kinos kam, war Brando von seiner Leistung enttäuscht,
da er den Revolutionär seiner Meinung nach härter und weniger romantisch hätte darstellen müssen. Die Rolle
trug ihm jedoch seine zweite Oscar-Nominierung, einen Preis auf dem Filmfestival Cannes und einen BAFTAAward ein.
Julius Caesar
Für seinen vierten Film, Julius Caesar, ein klassisches Drama nach Shakespeare, wagte Brando sich auf das
Gebiet, auf dem seine größte schauspielerische Unsicherheit lag. Aufgrund seiner Schulversäumnisse fehlte
ihm nämlich eine systematische Bildung und auch seine Diktion beim lauten Ablesen von Texten blieb
zeitlebens ein Problem. Da er in dem Film u. a. neben dem großen britischen Shakespeare-Darsteller John
Gielgud erschien, fürchtete er, wie ein Anfänger auszusehen. Auch lag ihm viel daran, durch eine klassische
Rolle sein Low-life- und Hooligan-Image zu verbessern und mehr intellektuelle Respektabilität zu gewinnen.
Auf die Dreharbeiten, die am 8. August 1951 begannen und von Joseph L. Mankiewicz geleitet wurden,
bereitete Brando, der die Rolle des Antonius spielen sollte, sich mit einem Training bei dem Vocalcoach der
MGM, Gladys Fogoler, und mit Hilfe von Schallplattenaufnahmen berühmter Shakespeare-Darsteller vor. Seine
Darstellung – vor allem die berühmte Rede „Friends, Romans, Countrymen, lend my your ears...“ – geriet
dank dieser guten Vorbereitung so überzeugend, dass die Presse nach der Uraufführung des Films im Juni
1953 voll des Lobes war und Brando erneut einen BAFTA-Award und eine Oscar-Nominierung erhielt.
Der Wilde
Im September 1952 ging Brando zum zweiten Mal bei Stanley Kramer unter Vertrag: in dem Film Der Wilde
sollte er unter der Regie von László Benedek den Anführer einer Motorrad-Gang spielen, die in eine
amerikanische Kleinstadt einfällt und dort tagelang die hysterisch reagierende, spießige Einwohnerschaft
aufmischt. Die Geschichte war brandaktuell; ihr lag ein authentischer Vorfall zugrunde, der in der öffentlichen
Diskussion, die in der Nachkriegszeit über das neue Phänomen der Jugendkriminalität entflammt war, für
zusätzlichen Wirbel gesorgt hatte. Brando besaß für Underdogs jeder Art große Sympathien und sah eine
Chance, durch eine differenzierte Interpretation seiner Rolle die Ursachen der Rebellion sichtbar zu machen.
Zur Vorbereitung studierte er die Sprache und das Auftreten der Mitglieder einer Motorrad-Gang, die in dem
Film als Statisten und Nebendarsteller mitwirken sollten. Brando fuhr, wenngleich auf bescheidenem
technischen Niveau, auch selbst Motorrad. Der auf dem Außengelände der Columbia in Burbank gedrehte und
im Dezember 1953 uraufgeführte Film krankte daran, dass Brandos und Kramers soziale Analyse einerseits zu
kurz griff und dass andererseits auch der Regie von Benedek, dem das ganze Sujet nicht lag, keine
überzeugende Konzeption zugrunde lag. Obwohl der Film Brandos Image als „Rebell Hollywoods“ festigte, fand
er bei der Kritik wenig Zustimmung, und auch Brando war von dem Ergebnis enttäuscht.
Um Schauspieler-Freunden aus New York, die arbeitslos geworden waren, zu einem Engagement zu verhelfen,
regte Brando eine Bühneninszenierung von Shaws Komödie Helden an, die von Morton Gottlieb produziert
wurde und in der er selbst nur eine kleine Nebenrolle spielte. Das Stück ging im Sommer 1953 in Neuengland
auf Tournee. Da Brando weder gern Text lernte noch die Berufsroutine eines Theaterdarstellers mochte, war es
sein letzter Bühnenauftritt.
Die Faust im Nacken (1953/1954)
Schon seit 1952 hatte Elia Kazan gemeinsam mit dem Schriftsteller Budd Schulberg ein Filmdrama vorbereitet,
das die Korruption in der Gewerkschaft der Dockarbeiter von New Jersey behandeln sollte. Aufgrund des
sperrigen Themas fand das Projekt bei den Filmproduzenten zunächst kein Interesse; als „Retter“ erwies sich
Sam Spiegel, dessen kleine Firma Horizon den Film schließlich produzierte. Spiegel nahm starken Einfluss auf
das Drehbuch und verlangte, dass die männliche Hauptrolle mit Marlon Brando besetzt würde, der inzwischen
von dem MCA-Agenten Jay Kanter vertreten wurde. Brando nahm das Angebot nur widerstrebend an, denn
zwischen Kazan und ihm bestanden starke Spannungen, nachdem Kazan, der in der McCarthy-Ära auf der
Schwarzen Liste stand, im April 1952 vor dem Komitee für unamerikanische Aktivitäten (HUAC) eine Aussage
gemacht hatte, mit der einige seiner Kollegen politisch schwer belastet wurden. Der Film trug den Titel On the
Waterfront (deutsch: Die Faust im Nacken). Brando spielte darin die Rolle von Terry Malloy, einem jungen
Hafenarbeiter, dessen Bruder tief in die Machenschaften der korrupten Gewerkschaft verwickelt ist. Auf die
Dreharbeiten, die am 17. November 1953 begannen, bereitete Brando, der zuletzt während seiner Schulzeit
geboxt hatte, sich unter anderem mit Boxunterricht vor.
Die Charakterisierung, die Brando der Figur des Terry verlieh, war außerordentlich komplex und umfasste
delikate, feminine Züge ebenso wie schroffe, männliche Verhaltensweisen. Kazan zwang Brando erneut, vor
der Kamera sein Innerstes preiszugeben – was dem Schauspieler sehr widerstrebte, dem Film jedoch einen
Großteil seiner ungewöhnlichen Überzeugungskraft und Qualität gab. Kazan war darüber hinaus der einzige
Regisseur, dem es gelang, Marlon Brando nicht nur zu effizienter Improvisation anzuregen, sondern diese
Improvisation auch in geregelte Bahnen zu leiten und einem reifen Regiekonzept zweckdienlich unterzuordnen.
Nach der amerikanischen Uraufführung im Juli 1954 wurde der Film von der Presse als Meisterwerk des
filmischen Realismus begrüßt. Brando erhielt die besten Rezensionen seiner Karriere sowie mehrere wichtige
Filmpreise, darunter auch seinen ersten Oscar.
Filme 1954-1958
Nach Beendigung des Films Die Faust im Nacken unterzeichnete Brando einen Vertrag bei der 20th Century
Fox. Er sollte die Titelrolle in dem Cinemascope-Großfilm Sinuhe der Ägypter spielen. Unter dem Eindruck der
Talentlosigkeit seiner Leinwandpartnerin Bella Darvi und nach der ersten Begegnung mit dem Regisseur,
Michael Curtiz, der dafür bekannt war, dass er mit Darstellern nicht gut kommunizierte, verlor Brando das
Interesse an dem Projekt und brach im Januar 1954 den Vertrag. Für seine Karriere war diese Entscheidung
verheerend, Brando geriet dadurch bei den Produzenten in Misskredit und stand von nun an für lange Zeit
unter Druck, für oftmals niedrige Gagen in künstlerisch minderwertigen, aber kassenträchtigen Filmen
mitzuwirken.
Desirée
Der erste Film dieser Reihe war ein weiterer Cinemascopestreifen der 20th Century Fox: der Historienfilm
Desirée, in dem Brando neben Jean Simmons in der Rolle des jungen Napoléon Bonaparte auftrat. Während
der Dreharbeiten, die im März 1954 begannen, erwies Henry Koster sich als konzeptschwacher Regisseur, der
Brando vor der Kamera weitgehend sich selbst überließ und damit die Verantwortung für eine wenig inspirierte
Leistung seines Hauptdarstellers trug.
Schwere Jungs – leichte Mädchen
Anschließend bot Samuel Goldwyn Brando die Hauptrolle in Schwere Jungs – leichte Mädchen an. Der Film
sollte die sehr teure Cinemascope-Fassung eines Musicals werden, die mit großem Erfolg auf dem Broadway
gelaufen war. Da Musikfilme beim Publikum überaus stark nachgefragt waren, kalkulierte Goldwyn, dass
Brando, der vor der Kamera noch nie zuvor gesungen oder getanzt hatte, dem Film zu einem Sensationserfolg
verhelfen würde. Für 200.000 Dollar – eine der höchsten Filmgagen, die 1954 in Hollywood ausgezahlt wurden
– nahm Brando an und erschien in dem Film neben Frank Sinatra und Jean Simmons in der Rolle eines New
Yorker Spielers, der sich in eine Missionsschwester verliebt. Er hatte bereits in früheren Jahren Tanzunterricht
genommen, bereitete sich auf die Rolle jedoch erneut mit einem Tanzlehrer, dem Choreografen Michael Kidd,
vor. Regie führte Joseph L. Mankiewicz, mit dem Brando bereits Julius Caesar gedreht hatte. Nach der
Veröffentlichung im November 1955 war Schwere Jungs – leichte Mädchen beim Publikum wie erwartet
äußerst erfolgreich. Das Branchenblatt Variety führte den Film, der mehr als 13 Millionen Dollar einspielte, als
größten Kassenerfolg des Jahres 1955 an.
Das kleine Teehaus
Ein Filmprojekt, das bei Brando größeres persönliches Interesse weckte, war die MGM-Produktion Das kleine
Teehaus, der ebenfalls ein erfolgreiches Broadway-Musical zugrunde lag. An der Seite von Glenn Ford spielte
Brando darin einen Japaner, der den amerikanischen Besatzern am Ende des Zweiten Weltkrieges als
Übersetzer zuarbeitet. Die Dreharbeiten fanden im Frühjahr 1956 in Japan statt. Brando, der zur Vorbereitung
Bücher über die japanische Kultur gelesen und etwas Japanisch erlernt hatte, sah in dieser Rolle die Chance,
Sympathien für die Idee zu gewinnen, dass das besiegte Japan nicht mit der Kultur der amerikanischen
Besatzungsmacht überfremdet werden sollte. Obwohl Brando seinen Regisseur, Daniel Mann, diesmal selbst
hatte wählen dürfen, war der fertige Film, der im November 1956 in die Kinos kam, eine Enttäuschung.
Gründung der Pennebaker Productions
In den 1950er Jahren gründeten viele Hollywoodstars – darunter Burt Lancaster, Frank Sinatra und Kirk
Douglas – eigene Produktionsfirmen, um größere Kontrolle über ihre Filme zu erhalten. Aufgrund ihres
geringen Kapitals standen diese Firmen jedoch unter großem Druck, Filme zu produzieren, die ihre Kosten an
den Kinokassen wieder einspielten. Mit George Englund und seinem Vater als Partnern – später kamen George
Glass und Walter Seltzer dazu – gründete auch Marlon Brando im Frühjahr 1955 seine eigene
Produktionsfirma, die ihre Büros in den Räumlichkeiten der Paramount hatte. Die „Pennebaker Productions“
waren, ebenso wie andere Firmen dieser Art, aufgrund ihrer beschränkten Geldmittel meist auf die
Zusammenarbeit mit größeren Produktionsgesellschaften angewiesen.
Sayonara
Der erste Film der Pennebaker Productions war das Liebesmelodram
Sayonara. Neben James Garner und Red Buttons und der unerfahrenen
japanisch-amerikanischen Darstellerin Miiko Taka spielte Brando darin
einen in Japan stationierten Offizier der amerikanischen
Besatzungsmacht, der sich in eine einheimische Schauspielerin
verliebt. Das auf einem Bestseller von James Michener und einer
Broadway-Show basierende Drehbuch war voller ethnischer
Stereotypen, interessierte Brando aber dennoch, weil es die
Möglichkeit bot, die Bigotterie der amerikanischen Besatzungspolitik
anzuprangern, die den Frieden wollte, ihren Soldaten eine
Fraternisierung mit den besiegten Japanern jedoch untersagte. Brando
reizte auch das unter dem Production Code immer noch brisante
Tabuthema der Liebe zwischen den Rassen; Sayonara wurde einer der
ersten Hollywoodfilme, in denen die Liebe eines ostasiatischamerikanischen Paares ein Happy-End findet. Der Regisseur des Films,
Joshua Logan, hatte sich empfohlen, weil er für seinen Film Picnic
gerade einen Golden Globe erhalten hatte, bei den Dreharbeiten für
Sayonara, die im Frühjahr 1957 in Japan stattfanden, enttäuschte er
Brando jedoch, da er ihn bei der Gestaltung seiner Rolle weitgehend
ohne Unterstützung ließ.
Sayonara hatte im Dezember 1957 Premiere und obwohl die Kritik reserviert reagierte, blieb der Film bis zur
Veröffentlichung von Der Pate (1972) der lukrativste, in dem Brando mitgewirkt hat.
Die jungen Löwen
Die Dreharbeiten für Brandos elften Film, Die jungen Löwen – eine 20th Century Fox-Produktion nach einem
Bestseller von Irwin Shaw – begannen im Juni 1957. Regie führte Edward Dmytryk, der größte Teil der
Dreharbeiten fand im Sommer 1957 in Paris und in Berlin statt. Brando stand hier zum ersten und einzigen Mal
mit Montgomery Clift vor der Kamera: demjenigen seiner Schauspielerkollegen, mit dem Brando am häufigsten
verglichen wurde und der – neben James Dean – sein schärfster Konkurrent um die Gunst des Publikums war.
Gemeinsam zu sehen waren Brando und Clift dann jedoch nur in einer einzigen Szene, in der sie nicht einmal
miteinander zu sprechen hatten. Brando spielte in dem Film einen jungen Nazi-Offizier, und um den in
Hollywood damals verbindlichen Stereotypen zu entsprechen, hatte er einen deutschen Akzent eingeübt und
sein Haar bleichen lassen. Abweichend von der Romanvorlage und auch weit über das Drehbuch
hinausgehend, charakterisierte er den jungen Deutschen jedoch als sympathische Figur und ließ ihn eine
eindrucksvolle innere Entwicklung vom strammen NS-Gefolgsmann über einen Skeptiker bis hin zum
tragischen Helden durchmachen. Nach der Uraufführung, die im April 1958 stattfand, wurde Brando für seine
Darstellung zwar mit einem Laurel Award geehrt und für einen BAFTA-Award nominiert. Obwohl der Film auch
beim Publikum erfolgreich war – Die jungen Löwen blieb für lange Zeit der letzte Film mit Marlon Brando, der
viel Geld einspielte –, urteilte die amerikanische Filmkritik überwiegend ablehnend.
Der Besessene (1958-1961)
Nachdem die Firma viele Monate lang nur dem Namen nach existiert hatte und unter Druck der Steuerbehörde
geraten war, nahmen die Pennebaker Productions ihre Tätigkeit 1958 wieder auf und bereiteten die Produktion
dreier Filme vor, in denen Brando keine Rolle übernahm: Händedruck des Teufels (1959), Ein Mann geht
seinen Weg und Paris Blues (beide 1961).
In einem vierten Film, den Pennebaker mit Geldmitteln der Paramount produzieren wollten, sollte Brando als
Hauptdarsteller mitwirken. Um der Produktion einen Kassenerfolg zu sichern, fiel die Wahl auf einen
Westernstoff. Die Ausarbeitung des Skripts beanspruchte nacheinander mehrere Autoren und war auch bei
Drehbeginn noch nicht abgeschlossen. Regie sollte Stanley Kubrick führen, der gerade Die Rechnung ging nicht
auf inszeniert und sich damit als eines der bedeutendsten neuen Talente empfohlen hatte. Als es während der
Produktionsvorbereitungen zwischen Brando und Kubrick zu Spannungen kam, wurde Kubrick jedoch wieder
entlassen. Brando, der am Set häufig recht selbstständig gearbeitet hatte und unter dem Eindruck stand, das
Handwerk zu beherrschen, beschloss, selbst Regie zu führen. Die Dreharbeiten in Monterey und Death Valley
begannen im Dezember 1958. Neben Brando, der in der Rolle des Rio ein eindrucksvolles Portrait brüchiger
Männlichkeit lieferte, erschienen in dem Film Karl Malden und die in Mexiko damals sehr populäre Pina Pellicer.
Brando betrieb das Projekt mit großem künstlerischen Engagement und Geschick, war mit der praktischen
Organisation der Dreharbeiten jedoch überfordert. Die Aufnahmearbeiten konnten erst im Juni 1959
abgeschlossen werden und überstiegen drastisch das Budget. Paramount, die mit Brandos Handlungsende
nicht einverstanden waren, bestanden überdies auf zusätzlichen Aufnahmen für einen geänderten Schluss. Da
Brando unverhältnismäßig viel belichtetes Filmmaterial erzeugt hatte, zog sich auch die Postproduktion über
viele Monate hin. Nach starken, von der Paramount verlangten Kürzungen kam One-Eyed Jacks (deutsch: Der
Besessene) erst im März 1961 in die Kinos. Obwohl die Kritik viel Lob fand und Brando für seine Darstellung
auf dem Filmfestival San Sebastián mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde, konnte der Film seine hohen
Produktionskosten von 6 Millionen Dollar nicht einspielen.
Produktionen der Superlative (1958-1962)
Der Mann in der Schlangenhaut
1957 stellte Tennessee Williams ein Schauspiel Orpheus steigt herab fertig, dessen Hauptrollen er Marlon
Brando und Anna Magnani auf den Leib geschrieben hatte. Bei einer Bühnenproduktion des Stückes hatte
Brando, der sich für Theaterrollen inzwischen nicht mehr interessierte, nicht mitwirken wollen. Seit 1958
bereiteten Martin Jurow und Richard Shepherd schließlich jedoch eine Verfilmung vor, die mit Mitteln der
United Artists finanziert werden sollte. Für 1 Million Dollar – eine Rekordgage, die bis dahin noch kein
Hollywood-Star je erhalten hatte – erklärte Brando sich im Dezember 1958 bereit, darin mitzuwirken. Da auch
Magnani zugesagt hatte und United Artist sich von dem Duo Brando-Magnani einen nie dagewesenen
Kassenerfolg versprach, wurde die hohe Gage bewilligt. Für eine weitere Rolle hatte auch Joanne Woodward
unterzeichnet; Der Mann in der Schlangenhaut wurde damit zum ersten Film in der Geschichte Hollywoods, in
dem drei Hauptrollen mit Oscar-Hauptpreisträgern besetzt waren. Während der Dreharbeiten, die im Juni 1959
bei Poughkeepsie in Upstate New York begannen, erwies es sich jedoch, dass die teure Produktion unglücklich
besetzt war. Persönliche Spannungen zwischen Brando und Magnani führten nämlich zu einem uninspirierten
Spiel beider Stars. Während einer Vorab-Veröffentlichung des Films im Dezember 1959 reagierte das Publikum
so ablehnend, dass der Film noch einmal umgeschnitten und gekürzt wurde. Auch nach der offiziellen
Veröffentlichung im April 1960 waren die Rezensionen vernichtend, die Kinos blieben leer. Preise erhielt der
Film lediglich auf dem Filmfestival San Sebastián, freilich nur für Joanne Woodwards schauspielerische Leistung
und für Sidney Lumets Regie.
Meuterei auf der Bounty
Anfang der 1960er Jahre entstanden in Hollywood die beiden bis dahin
aufwendigsten und teuersten Produktionen der amerikanischen
Filmgeschichte: Cleopatra (20th Century Fox) und Meuterei auf der Bounty
(MGM). Meuterei auf der Bounty war das Remake eines Films aus dem Jahre
1935. Durch Detailtreue, Aufnahmen an Originalschauplätzen und durch den
größten amerikanischen Filmstar – Marlon Brando – sollte die Neuverfilmung
Spitzeneinnahmen erzielen. Die Dreharbeiten, die zum größten Teil auf den
damals noch unberührten Inseln Tahiti und Bora Bora stattfanden, begannen
Ende November 1960. Neben Trevor Howard und Richard Harris spielte
Brando die Rolle des Fletcher Christian, eines Seeoffiziers, der in der
historischen Meuterei an Bord des britischen Expeditionsschiffes Bounty eine
Schlüsselrolle gespielt hat. Brandos Interesse an dem Projekt hatte zwei
Gründe. Einerseits brauchte er Geld, um den Sorgerechtsstreit zu führen, den
er seit 1959 um seinen Sohn aus erster Ehe führte. Die mehr als 1,25
Millionen Gage, die MGM ihm anbot, kamen sehr gelegen.
Andererseits interessierte ihn das Nachspiel der historischen Meuterei auf der Bounty, das in dem Film von
1935 nicht behandelt wurde. Dieses Interesse reichte jedoch gerade so weit, dass Brando sich massiv in die
Gestaltung des Drehbuchs und in die Regie einmischte und damit einen Teil der Verzögerungen verschuldete,
durch die das Budget am Ende dramatisch überschritten wurde. Vorwürfe wegen des Nichteinhaltens des
Drehplans musste sich auch Carol Reed gefallen lassen, der aus diesem Grunde im Februar 1961 entlassen
und durch Lewis Milestone ersetzt wurde.
Die eigentliche Verantwortung für das Ausufern der Produktion trug jedoch das Management der MGM, das den
künstlerischen Stab mit weitaus mehr Entscheidungsfreiheit ausgestattet hatte, als es kaufmännisch klug
gewesen wäre. Anfang 1962 wurde das Material zu einem Rohschnitt zusammenmontiert, mit dessen Ende
Brando jedoch nicht einverstanden war. Im August 1962 fanden unter der Regie von George Seaton
Nachaufnahmen statt. Der Film kam im November 1962 in die Kinos. Während Harris und Howard positiv
rezensiert wurden, hielt die Kritik Brando vor, er habe die Rolle des Fletcher Christian als reinen Exzentriker
und Dandy interpretiert – ohne Tiefe und ohne Bezug zur dramatischen Handlung des Films. An den in- und
ausländischen Kinokassen spielte der Film zwar 20 Millionen Dollar ein, die Produktionskosten hatten jedoch 30
Millionen Dollar betragen. MGM gerieten durch den Verlust in tiefe Schwierigkeiten, und unter Filmhistorikern
gelten Meuterei auf der Bounty und Cleopatra als die beiden Filme, die das Starsystem Hollywoods obsolet
machten und beendeten.
Filme 1962-1971
1962 wurden die Pennebaker Productions, die sich bereits seit 1961 in Schwierigkeiten befanden, für 1 Million
Dollar von den Universal Studios aufgekauft. Marlon Brando musste sich darüber hinaus verpflichten, in fünf
Produktionen der Universal mitzuwirken. Die Filme, die unter diesem Vertrag entstanden, waren künstlerisch
von uneinheitlicher Qualität. Brando war darin häufig fehlbesetzt oder zeigte nur schwache schauspielerische
Leistungen.
Der hässliche Amerikaner
Der erste Film dieser Reihe, Der hässliche Amerikaner, war ein vor dem Hintergrund des Kalten Krieges
entstandener Politfilm, der erzählt, wie die USA in einem vom Bürgerkrieg heimgesuchten südostasiatischen
Land den Kampf gegen den Kommunismus verlieren. Brando spielte darin die Rolle eines intelligenten,
gebildeten und eleganten amerikanischen Botschafters, der in dieser politischen Auseinandersetzung zwischen
die Fronten gerät. Die Brisanz, die Brandos Interesse an dem Stoff zunächst erregt hatte, ging während der
Dreharbeiten, die im Sommer 1962 unter anderem in Thailand stattfanden, wieder verloren, denn George
Englund, den Brando selbst als Regisseur ausgewählt hatte, besaß in dieser Funktion keinerlei Erfahrung und
inszenierte einen Film, der seine politische Aussage allzu schwerfällig und moralinsauer vortrug und auch
visuell in keiner Weise ansprechend war. Nach der Kinopremiere im April 1963 hatte das Publikum an dem Film
kaum Interesse.
Zwei erfolgreiche Verführer
In der Universal-Komödie Zwei erfolgreiche Verführer, die den Erfolg von frivolen Komödien wie Bettgeflüster
und Unternehmen Petticoat fortsetzen sollte, spielte Brando mit David Niven als Partner einen Gigolo, der sich
an der Riviera über allein stehende Frauen hermacht. Brando wirkte in dem Film, der im Frühsommer 1963
gedreht wurde und im Juni 1964 in die Kinos kam, nur mit, weil er vertraglich dazu verpflichtet war und das
Geld brauchte, und unternahm keinen Versuch, seiner Rolle, auf der er nach Ansicht der Kritiker völlig
fehlbesetzt war, irgendeine Mehrdimensionalität zu verleihen.
Morituri
Dass Brando auch in dem Film Morituri mitwirken musste, hatte nichts mit seiner Verpflichtung gegenüber der
Universal zu tun, sondern war noch eine Spätfolge seines Vertragsbruchs gegenüber der 20th Century Fox im
Jahre 1954. Morituri war ein Kriegsspionagethriller, in dem Brando neben Yul Brynner, Trevor Howard und
Janet Margolin einen deutschen Deserteur spielt, der vom britischen Geheimdienst erpresst wird, an der
Auslieferung eines deutschen Blockadebrechers mitzuwirken. Während der Dreharbeiten, die im Herbst 1964
auf einem Frachtschiff des Zweiten Weltkrieges gemacht wurden und bei denen Bernhard Wicki Regie führte,
entwickelte Brando weder an dem Film, der eine reine Abenteuergeschichte war, noch an der Figur des Robert
Crain Interesse und spielte die Rolle so flach, dass seine Darstellung später vernichtend rezensiert wurde. Der
Film, der im August 1964 herauskam, wurde von der Kritik lediglich aufgrund der Kameraarbeit von Conrad L.
Hall gelobt.
Ein Mann wird gejagt
Im April 1964 unterzeichnete Brando zum zweiten Mal einen Vertrag für eine Rolle in einem Film von
Produzent Sam Spiegel. In Ein Mann wird gejagt sollte er den jungen Sheriff einer texanischen Kleinstadt
spielen, der einen Farbigen, der aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, vor der Lynchjustiz der rassistischen
Einwohnerschaft zu schützen versucht. Aufgrund der politischen Dimension der Handlung hatte Brando an dem
Filmprojekt starkes persönliches Interesse, und auch darüber hinaus waren die Voraussetzungen für die
Produktion eines interessanten Films eigentlich günstig: Neben Brando traten in Ein Mann wird gejagt so
unkonventionelle junge Talente wie Jane Fonda, Robert Redford und Angie Dickinson auf, und Regisseur Arthur
Penn war dafür bekannt, dass seine Filme mit dem Mainstream nur wenig zu tun hatten. Bei den Dreharbeiten,
die im Frühjahr und Sommer 1965 stattfanden, behandelte Penn seine Schauspieler mit großem Respekt und
Brando lieferte ihm dafür viele interessante Ideen. Trotz des großen Engagements aller Beteiligten galt der
Film jedoch als teilweise misslungen; vor allem erwies es sich als dramaturgisch schwierig, die Kritik an der
Scheinheiligkeit der Kleinstadtbürger mit den Action-Elementen des Films zu einem konsistenten
Gesamtkonzept zusammenzuführen. Weiteren inhaltlichen Zusammenhang büßte der Film ein, als Spiegel ihn
ohne Abstimmung mit dem übrigen Team übereilt schneiden ließ. Über den fertigen Film, der im Februar 1966
uraufgeführt wurde, war Brando sehr unglücklich.
Südwärts nach Sonora
Der dritte Film, in dem Brando im Rahmen seines Vertrages mit der Universal mitwirken musste, war Südwärts
nach Sonora (Originaltitel: The Appaloosa), ein Western, in dem Brando einen weißen Siedler spielen sollte,
der den mexikanischen Banditen jagt, der ihm sein Pferd gestohlen hatte. Das Skript war unausgereift, und
Brando nahm die Rolle nur an, weil er die Gage benötigte. Die Dreharbeiten, die im August 1965 in St. George,
Utah und Wrightsville, Kalifornien stattfanden, wurden durch Spannungen zwischen Brando und Regisseur
Sidney J. Furie belastet. Nach der Premiere im September 1966 erhielten infolgedessen beide schlechte
Kritiken. Brando wurde vorgeworfen, in der Figur des Matt Fletcher die Karikatur eines rauen Einzelgänger
geliefert und damit die künstlerisch heikle Grenze zur Selbstparodie überschritten zu haben. In ihrem Essay
Marlon Brando: An American Hero klagte Pauline Kael, Brando sei aus Enttäuschung über den Verlauf seiner
Karriere und über das Ausbleiben künstlerischer Herausforderungen vom Rebellen zum Exzentriker
degeneriert.
Die Gräfin von Hongkong
In der Universal-Komödie Die Gräfin von Hongkong sollte Brando
einen amerikanischen Botschafter spielen, in dessen Schiffskabine
eine vor der Zwangsprostitution fliehende russische Gräfin als blinde
Passagierin Zuflucht sucht. Brando war über das Filmprojekt zunächst
begeistert, da eines seiner größten Idole – Charles Chaplin – Regie
führen sollte. Während der Dreharbeiten in den Londoner Pinewood
Studios, die im Januar 1966 begannen, kam es allerdings zu
Spannungen zwischen Brando und seiner Partnerin, Sophia Loren.
Noch folgenreicher waren Konflikte, die sich auch zwischen Brando
und Chaplin ergaben. Während Brando vor der Kamera sehr weiten
Raum zur Improvisation benötigte, war Chaplin ein minuziös
planender Choreograf, der seinen Darstellern ganz präzise Vorgaben
machte. Brando war es extrem zuwider, zu imitieren, was man ihm
vorgab; da der 76-jährige Chaplin eine so ehrwürdige Institution war,
fügte Brando sich zwar, lieferte jedoch eine bleierne und leblose
Interpretation seiner Rolle, die die Kritik nach der amerikanischen
Kinopremiere im März 1967 sehr übel nahm. Die Gräfin von
Hongkong gilt als einer der schlechtesten Filme Brandos und war
auch der Schwanengesang von Chaplins Karriere.
Spiegelbild im goldenen Auge
Anfang der 1960er Jahre hatten die Warner Bros. mit den Planungen für die Adaption eines Romans von
Carson McCullers begonnen: Spiegelbild im goldenen Auge. Die Vorbereitungen wurden zunächst wiederholt
aufgeschoben. Einer der Gründe war das brisante Thema des Films: Neben Elizabeth Taylor sollte Brando darin
die Rolle eines amerikanischen Offiziers spielen, der mit seiner unterdrückten Homosexualität ringt und auf
dem Höhepunkt des Konflikts den sexuell ambivalenten Verehrer seiner Frau tötet. Spiegelbild im goldenen
Auge sollte der erste Film in der Geschichte Hollywoods werden, der das Thema Homosexualität explizit
behandelte. Da Brando fürchtete, sein ohnehin angeschlagenes Image weiter zu beschädigen, zögerte er
zunächst, die Rolle anzunehmen, erkannte dann jedoch, dass ihm die Darstellung dieses äußerst komplexen
Charakters die einmalige Gelegenheit gab, sein Talent, von dem er jahrelang keinen Gebrauch mehr gemacht
hatte, wiederauferstehen zu lassen. Während der Dreharbeiten, die im Herbst 1966 in Rom begannen, erwies
es sich als Glücksfall, dass John Huston Regie führte: ein Mann, der es gewohnt war, seinen Schauspielern vor
der Kamera soviel Freiraum wie möglich zu lassen. Brando ging ganz in der Rolle auf und arbeitete die
Vielschichtigkeit des Charakters – Pendertons verdrängte Sexualität, seinen schwelenden Zorn und seine
latente Gewaltsamkeit – genau heraus. Bei seiner Veröffentlichung im Oktober 1967 wurde der Film von
Publikum und Kritik kühl empfangen, Huston hielt das ambitionierte Werk jedoch für eines seiner besten.
Candy
Der nächste Film, in dem Brando mitwirkte – die bizarre Sex-Farce Candy – war kein von Anfang an wertloses
Projekt. Terry Southern, die die Romanvorlage lieferte, hatte zuvor u. a. am Drehbuch für Kubricks
preisgekrönten Film Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben mitgeschrieben, und Drehbuchautor
Buck Henry hatte sich durch seine Mitwirkung an dem Film Die Reifeprüfung empfohlen. Nach dem Willen des
Produktionsteams sollte der anspruchslose Film spaßig und fantasievoll werden und sogar subversive Momente
enthalten. Das Drehbuch sah eine Reihe von Cameo-Auftritten berühmter Stars vor, darunter James Coburn,
Walter Matthau, John Huston, Charles Aznavour, Richard Burton und eben Marlon Brando, der die Rolle eines
sexsüchtigen indischen Gurus übernahm. Während der Filmaufnahmen, die im Winter 1967/68 in Rom
stattfanden, erwies sich Christian Marquand – die treibende Kraft hinter Candy und Brandos enger Freund –
jedoch als unerfahrener, konzeptschwacher Regisseur, durch dessen Versäumnisse der Film sein kleines
Potenzial wieder verlor und zu einem der Tiefpunkte in Brandos Karriere wurde.
Die Nacht des folgenden Tages
Der Low-Budget-Thriller Die Nacht des folgenden Tages war der fünfte und letzte Film, in dem Brando
mitwirken musste, um seine Verpflichtung gegenüber der Universal zu erfüllen. In blonder Perücke und
schwarzem T-Shirt spielte er den Entführer einer jungen Erbin, der im letzten Augenblick moralisch geläutert
wird und das Opfer vor seinen Komplizen (dargestellt von Richard Boone und Rita Moreno) rettet. Die
Filmaufnahmen fanden im Herbst 1967 in der Bretagne statt und litten unter der Unerfahrenheit des
Drehbuchautors und Regisseurs, Hubert Cornfield, der kein tragfähiges Regiekonzept hatte und auf Druck von
Brando schließlich entlassen und durch Boone ersetzt wurde. Nach der US-Premiere im Januar 1969 wurde Die
Nacht des folgenden Tages wegen der schwachen Schauspielerleistungen von der Kritik verrissen, und Brando
wirtschaftete mit diesem Film seinen Ruf so herunter, dass ihn nun keines der großen Filmstudios in Hollywood
mehr beschäftigen wollte.
Queimada
1968 bot Alberto Grimaldi, der wenig später als Produzent bedeutender Filme von Federico Fellini und Pier
Paolo Pasolini hervortreten sollte, Brando die Hauptrolle in der italienisch-französischen Koproduktion
Queimada an. Grimaldi sah Brando für die Rolle von Sir William Walker vor, eines Gesandten der britischen
Regierung, der im 18. Jahrhundert auf einer fiktiven karibischen Zuckerrohrinsel einen Sklavenaufstand
anzetteln soll, um die portugiesische Kolonialmacht zugunsten der britischen zu verdrängen. Da die
ausdrückliche politische Aussage des Drehbuchs Brando sehr entgegenkam und der Regisseur, Gillo
Pontecorvo, ein erfahrener Experte für politische Filme war, hätte das Projekt eigentlich unter einem guten
Stern stehen sollen. Die Dreharbeiten, die im November 1968 in Kolumbien begannen, litten jedoch unter
einer ganzen Reihe von Plagen und Problemen. Die Arbeit der Drehcrew wurde durch Insekten, Hitze,
verdorbenes Essen und Durchfall behindert, dazu kam eine ständige Bedrohung von Überfällen durch
bewaffnete Räuber. Pontecorvo erwies sich als straff arbeitender Regisseur, der sich genau ans Skript hielt,
was mit Brandos Arbeitsstil inkompatibel war und ihm die Lust an dem Film verdarb. Brando brach die Arbeit
schließlich ab, fuhr nach Hause und forderte, die Arbeit solle an einem anderen, erträglicheren Drehort
fortgesetzt werden. Im Juli 1969 zog das Aufnahmeteam nach Marokko um, wo Queimada nach Brandos
Rückkehr fertig gedreht werden konnte. Die Verzögerungen und der Wechsel des Drehorts verursachten
freilich hohe Kosten, deretwegen Grimaldi Brando später auf 700.000 Dollar Schadensersatz verklagte. Nach
der Kinopremiere, die in Italien Ende 1969, in den USA im Oktober 1970 stattfand, kritisierte die Presse, der
Held, den Brando in dem Film verkörpert habe, sei allzu konventionell. Bizarrerweise fand Brando Queimada
wunderbar und rühmte den Film als seinen bis dahin besten.
Das Loch in der Tür
In dem britischen Low-Budget-Film Das Loch in der Tür, einem psychologischen Thriller, dessen Handlung um
1900 auf einem einsamen englischen Landsitz spielt, wirkte Brando mit, weil er Geld brauchte und keine
andere Wahl hatte. Brando spielte darin die Rolle eines vierschrötigen Gärtners, der mit der schönen
Gouvernante (Stephanie Beacham) ein sadomasochistisches Verhältnis unterhält und mit diesem unguten
Vorbild bei den zwei Waisen, die in dem Haus aufwachsen, die Saat des Bösen legt, was schließlich zu einem
Doppelmord führt. Die Dreharbeiten fanden zu Beginn des Jahres 1971 in der Nähe des englischen Cambridge
statt. Da das Skript zweitklassig und Regisseur Michael Winner frei von künstlerischer Ambition war,
entwickelte Brando an seiner Rolle keinerlei Interesse und spielte sie ohne Engagement, verhielt sich – ganz
entgegen seiner sonstigen Gewohnheit – während der Aufnahmen jedoch mustergültig kooperativ, da die
Paramount ihn mit großer Skepsis inzwischen für den Film Der Pate ausgewählt hatte und Brando wusste, dass
sein Verhalten während der Dreharbeiten für Das Loch in der Tür ganz genau beobachtet wurde.
Der Pate (1971-1972)
Anfang 1969 veröffentlichte Mario Puzo seinen Mafia-Roman Der Pate. Im September 1969 beschloss die
Paramount eine Verfilmung des Bestsellers und beauftragte Puzo mit dem Drehbuch. Da ein kurz zuvor
herausgebrachter Mafia-Film – Auftrag Mord mit Kirk Douglas – gefloppt war, beabsichtigte die Paramount
zunächst nur einen Low-Budget-Film zu drehen und wählte als Regisseur den jungen und bis dahin kaum
bekannten Francis Ford Coppola aus, der sich für das Projekt nicht zuletzt deshalb empfahl, weil er italienische
Vorfahren hatte und Sinn für das spezielle Kolorit des Films versprach. Im Laufe der
Produktionsvorbereitungen erwies sich Coppola allerdings als ein Mann mit Durchsetzungsvermögen und
eigenständigem Regiekonzept, der unter anderem eine grundlegende Bearbeitung des Drehbuchs durchsetzte.
Puzo hatte Brando bereits Ende 1969 vorgeschlagen, die Rolle des Mafia-Bosses Don Vito Corleone zu spielen,
Brando zweifelte zunächst jedoch, ob er einen 65-jährigen Mann überzeugend würde darstellen können. Auch
Coppola wollte Brando und setzte sich im Februar 1970 mit seiner Entscheidung schließlich gegen den
Widerstand der Paramount durch.
Die Dreharbeiten für Der Pate, die nach Coppolas Willen in New York und Umgebung stattfanden, begannen im
März 1971. Da es Coppolas Eigenart war, Anregungen, die seine Darsteller während der Aufnahmen
vorbrachten, sehr bereitwillig aufzugreifen, gestaltete sich die Zusammenarbeit zwischen Brando und Coppola
vertrauensvoll und ergiebig. Der Regisseur und sein Hauptdarsteller stimmten auch darin überein, dass Der
Pate gar nicht in erster Linie ein Mafiafilm sei, sondern vom amerikanischen Kapitalismus handele, der das
organisierte Verbrechen zulasse, weil er selbst Nutzen daraus ziehe. Die Rolle des Mafia-Paten lag Brando
außerordentlich, die Themen Macht und Kontrolle hatten ihn zeitlebens beschäftigt, und die Grundidee für die
Charakterisierung des Don Vito, der er von nun an wie einem roten Faden folgte, kam Brando beim Anhören
von Stimmaufnahmen des (realen) Gangsters Frank Costello, der eine überraschend hohe Stimme hatte.
Brando und Coppola verstanden, dass wirklich machtvolle Menschen nicht laut zu werden brauchen, und
Brando spielte den Don mit hoher, feiner, asthmatischer Stimme. Brandos Pate war ein vielschichtiger
Charakter: ein erbarmungslos mordendes Monster, ein Mann mit bürgerlichen Werten, ein liebevoller
Großvater, ein sterblicher alter Mann in einer harten Schale aus Macht und Kontrolle. Das Problem, den 46jährigen Brando für die Kamera um zwanzig Jahre altern zu lassen, half der Maskenbildner Dick Smith zu
beheben, der für den Film Little Big Man kurz zuvor den 32-jährigen Dustin Hoffman als 121-jährigen Greis
geschminkt hatte.
Brandos Vertrag mit der Paramount sah neben 50.000 Dollar Festgage eine Gewinnbeteiligung vor, die Brando,
als er im Sommer 1971 akut Geld benötigte, neu verhandelte und gegen eine Einmalzahlung von 100.000
Dollar tauschte. Diese Entscheidung erwies sich später als unglücklich, denn nach der Premiere des Films am
15. März 1972 war die Resonanz von Publikum und Kritik überwältigend, und allein innerhalb der ersten 26
Tage spielte Der Pate, dessen Produktion 6,2 Millionen Dollar gekostet hatte, 26 Millionen Dollar ein.
Den Oscar, den er am 27. März 1973 für seine Darstellung des „Paten“ erhalten sollte, nahm Brando nicht an.
Die Schauspielerin Sacheen Littlefeather, die er als Sprecherin zur Oscar-Verleihung entsandt hatte, erklärte,
Brando wolle mit dieser Geste auf die unterdrückten Bürgerrechte der Indianer und besonders auf die
Protestaktionen aufmerksam machen, die seit Ende Februar in Wounded Knee stattfanden.
Der letzte Tango in Paris (1972)
Aus akuten finanziellen Gründen sagte Brando 1972 seine Mitwirkung in einer Produktion der Paramount zu,
die den Titel Child’s Play tragen und von zwei Lehrern (Marlon Brando und James Mason) eines exklusiven
katholischen Internats handeln sollte, deren Rivalität zu dramatischen Ereignissen führt. Während der
Dreharbeiten, die im Herbst 1972 in New York begannen und von Sidney Lumet geleitet wurden, verlangte
Brando, dass das Drehbuch umgeschrieben und die Aufnahmen an einem anderen Ort durchgeführt werden
sollten, woraufhin Produzent David Merrick Brando kurzerhand entließ und durch den Schauspieler Robert
Preston ersetzte.
Im Laufe des Jahres 1971 entwickelten Luigi Luraschi, Chef der Paramount in Rom, und der 31-jährige
Regisseur Bernardo Bertolucci das Konzept für den italienisch-französischen Film, der später unter dem Titel
Der letzte Tango in Paris berühmt wurde. Das Drehbuch war Marlon Brando auf den Leib geschrieben, Brando
unterzeichnete den Vertrag jedoch erst im November 1971 nach Verhandlungen mit Alberto Grimaldi, der den
Film Co-Produzieren wollte. Grimaldi erhob seit der Produktion des Films Queimada nämlich hohe
Schadensersatzforderungen gegen Brando, die er anbot fallen zu lassen, wenn Brando die Rolle übernahm.
Der letzte Tango von Paris erzählt die Geschichte eines von Weltschmerz erfüllten, desillusionierten und
verzweifelt einsamen Mannes, der nach dem Tode seiner Frau besessen ist von einer schönen Studentin (Maria
Schneider), mit der er in einer leeren Wohnung anonymen Sex hat, bei dem er sie dominiert und unterwirft.
Obwohl Der letzte Tango von Paris später als Meisterwerk des erotischen Films gepriesen wurde, ging es
Bertolucci nicht um Erotik, sondern darum, einen Mann in sexueller Obsession, in Isolation, Trauer, Schmerz
und Verzweiflung zu zeigen. Die zehnwöchigen Dreharbeiten fanden in Paris statt und begannen im Februar
1972. Bertolucci benutzte das Skript nur als groben Leitfaden, der Brando in die richtige Stimmung versetzen
sollte, um im Sinne des Method Acting aus seinem eigenen emotionalen Reservoir zu schöpfen. Bertolucci gab
Brando breiten Raum zur Improvisation – ganze Szenen des Films sind improvisiert –, in der auf geradezu
klinische Weise die Seelenlage des Protagonisten ausgelotet wird. Wie in den besten seiner früheren Filme
verlieh Brando dem Charakter des Paul eine extreme Vielschichtigkeit und eine Zerrissenheit, unter der ein
tiefes existentielles Dilemma erkennbar wurde. Paul benutzte Sex als Waffe, um seiner unterschwellig
brodelnden Wut Luft zu machen und um Rache zu üben an sozialen Konventionen; daneben zeigte er jedoch
Momente von Zartheit und Schmerz, die mit seinem Frauenhass in einem beunruhigenden Kontrast standen.
Der letzte Tango von Paris war ein sehr intimer Film, in dem Brando mehr von seiner Persönlichkeit preisgab
als in irgendeinem anderen Film.
Nach der Uraufführung, die am 14. Oktober 1972 auf dem New York Film Festival stattfand, wurde der Film
von der Kritik enthusiastisch gefeiert. Veranlasst durch seine sexuelle Explizitheit entstand jedoch eine
öffentliche Kontroverse, mit der die Produzenten nicht gerechnet hatten. Während z. B. die Filmkritikerin
Pauline Kael urteilte, Der letzte Tango von Paris sei „der packendste erotische Film, der je gemacht worden
ist“, fanden die italienischen Behörden den Film obszön und reichten gegen Grimaldi, Bertolucci, Brando und
Schneider Klage ein, die schließlich vom Gericht abgewiesen wurde. Beim Kino-Release, zu dem es wegen
dieser Auseinandersetzungen erst Anfang 1973 kam, waren die Erwartungen des Publikums stark angeheizt.
Die Meinungen gingen dann weit auseinander; viele Zuschauer und Kritiker fanden den Film pornografisch;
andere, die ihn mit echten Pornos verglichen, fanden ihn langweilig. Besonders scharf wurde Der letzte Tango
von Paris von feministischen Kritikern verurteilt. Den Produktionskosten von 1,4 Millionen Dollar standen
jedoch Einspielergebnisse in Höhe von 45 Millionen Dollar gegenüber; Marlon Brando hat an dem Film
mindestens 4 Millionen Dollar verdient. Zwei der namhaftesten amerikanischen Kritikervereinigungen – die
National Society of Film Critics und der New York Film Critics Circle – zeichneten seine schauspielerische
Leistung mit ihrem Hauptpreis aus.
Späte Filme (1975-2001)
Duell am Missouri
Nach dem ungeheuren Erfolg von Der Pate und Der letzte Tango in Paris hätte Marlon Brando eigentlich jede
Rolle auswählen können, die ihn künstlerisch interessiert hätte. Stattdessen begann er, sich auf CameoAuftritte zu beschränken, die er sich – was die Kritik ihm sehr verübelte – zum Teil extrem gut bezahlen ließ.
Ein erheblicher Teil dieser Einnahmen floss in die Kassen der Sachverständigen, die Brando bei der
Projektplanung auf Tetiaroa (siehe weiter unten) berieten. Der erste Film in dieser Reihe war der von Arthur
Penn inszenierte Western Duell am Missouri, in dem Brando neben Jack Nicholson einen brutalen Kopfgeldjäger
spielen sollte. Während der Dreharbeiten, die im Sommer 1975 in Montana stattfanden, erwies es sich als
Problem, dass das Drehbuch noch voller Unstimmigkeiten war. Brando bemühte sich um Verbesserungen am
Skript, war über die mangelnde Kontrolle, die Regisseur Penn über die Produktion ausübte, schließlich jedoch
so entnervt, dass er am Set – wie bereits in früheren, ähnlichen Fällen – zu querulieren begann und die Rolle
des Clayton als Exzentriker spielte, mit irischem Akzent sprach und mit kleinen Gags, die zum Film eigentlich
keinerlei Bezug hatten, den anderen Mitwirkenden die Show stahl. Für seine Mitwirkung hatte Brando neben
einer Gewinnbeteiligung eine Festgage von 1,25 Millionen Dollar vereinbart - ein damals ungewöhnlich hoher
Betrag. Duell am Missouri, dessen Uraufführung im Mai 1976 stattfand, wurde ein künstlerischer und
kommerzieller Misserfolg, gilt jedoch als derjenige Film, in dem Brando zum letzten Mal einen Rest von
Originalität und Brillanz gezeigt hat.
Apocalypse Now
Im Jahre 1975 bereitete Francis Ford Coppola die Verfilmung von
Joseph Conrads Roman Herz der Finsternis vor, der mit einem
authentischen Bericht aus dem Vietnamkrieg verarbeitet werden
sollte, den der US-Offizier Robert B. Rheault geschrieben hatte.
Coppola war sowohl Produzent als auch Regisseur und wollte mit
Apocalypse Now sein Meisterwerk schaffen. Um aus dem Stoff einen
Antikriegsfilm zu erschaffen, mussten die Vorlagen umgearbeitet
und der Akzent von Rheault (im Film: Kilgore, dargestellt von Robert
Duvall) zu Kurtz verlagert werden: der Figur, die Coppola mit Marlon
Brando besetzen wollte. Kurtz war ein Colonel der US-Streitkräfte,
der von Machthunger so verzehrt wird, dass er sich von seiner
militärischen Aufgabe im Vietnamkrieg zurückzieht, im Dschungel
sein eigenes Mini-Königreich errichtet und sich von seinen
einheimischen Anhängern wie einen weißen Gott verehren lässt.
Nach langem Zögern erklärte Brando sich im Februar 1976 bereit,
die Rolle für eine Gage von 3,5 Millionen Dollar zu übernehmen. Als
die Dreharbeiten, die im März 1976 auf den Philippinen begonnen
hatten, sich unerwartet in die Länge zogen, geriet Coppola in
Finanzierungsschwierigkeiten und verhandelte mit Brando neu. Der
gab sich mit einer Festgage von 1 Million Dollar zufrieden, sollte nun
jedoch eine Gewinnbeteiligung erhalten. Als Brando, der bis dahin
am Set nicht gebraucht wurde, im Oktober 1976 auf den Philippinen
eintraf, war Coppola konsterniert über dessen körperliche Erscheinung.
Bereits seit den Dreharbeiten zu Schwere Jungs – leichte Mädchen hatte Brando mit seinem Gewicht gekämpft,
inzwischen wog er jedoch mehr als 110 kg und war auch gesundheitlich in schlechter Verfassung. Während
Brando seine Korpulenz vor der Kamera gern kaschieren wollte, schlug Coppola dann vor, sie im Gegenteil für
die Charakterisierung der Figur zu nutzen und Kurtz als Sybariten zu porträtieren. Schließlich einigten sie sich
darauf, dass Kurtz als 2 Meter hoher Riese von mythischen Proportionen gefilmt werden sollte. Doch auch nach
diesem Kompromiss blieben Brando und Coppola sich uneinig über Kurtz’ Charakter. Während Brando sich
wünschte, Kurtz als einen Soldaten zu spielen, der sich vom Krieg abwendet, nachdem er seine persönliche
Schuld daran eingesehen hat, wollte Coppola absolut keinen Film zum Thema Kriegsschuld drehen; ihm
schwebte stattdessen vor, Kurtz als heruntergekommenen und wahnsinnig gewordenen, ungeschlachten
Dschungel-Einsiedler zu charakterisieren. Die Arbeit mit Brando war im Oktober 1976 abgeschlossen, die
weiteren Aufnahmen zogen sich jedoch noch bis in den Mai 1977 hin. Nach einer ebenso langwierigen
Postproduktion lag im Mai 1979 ein Workprint vor, der auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes
gezeigt werden konnte und dort – gemeinsam mit Volker Schlöndorffs Die Blechtrommel – die Goldene Palme
gewann. Im August 1979 kam Apocalypse Now auch in den USA in die Kinos, wobei die Kritik über Brandos
Darstellung meist wenige Worte verlor. Seine hohen Drehkosten von fast 27 Millionen Dollar (ohne
Postproduktion) spielte der Film jedoch in kurzer Zeit ein. Da Brando glaubte, von Coppola über die Höhe der
Einnahmen getäuscht worden zu sein, strengte er eine Klage an, die 1984 zu seinen Gunsten entschieden
wurde.
Superman
Im Dezember 1976 unterzeichnete Brando einen Vertrag mit dem Produzenten Alexander Salkind, in dem er
sich zur Mitwirkung in den beiden Comic-Verfilmungen Superman und Superman II bereit erklärte. Die
Dreharbeiten beider Filme fanden gleichzeitig statt, und für Brando begann die nur 12-tägige Arbeit im März
1977 in den Londoner Sheperton-Studios. In wallender Robe und feierlich deklamierendem Ton spielte er den
Vater des vom Planeten Krypton stammenden Titelhelden (dargestellt von Christopher Reeve). Brando verband
mit dem Film keinerlei künstlerische Interessen und hatte seine Zusage nur wegen der Gage gegeben, die 3,7
Millionen Dollar betragen sollte (inflationsbereinigt entspräche dies heute ca. 11 Millionen Dollar). Salkind hatte
ihm überdies eine Gewinnbeteiligung zugesagt. Nach dem Kinostart, der im Dezember 1978 stattfand, spielte
Superman allein in den ersten 31 Tagen 64,4 Millionen Dollar ein. Die Kritik lobte die Produktion, beanstandete
jedoch die hohe Gage, die Brando für seinen nur 15-minütigen Leinwandauftritt erhalten hatte. Der indes
gewann bald den Eindruck, dass Salkind ihn über die wirklichen Kinoeinnahmen täuschte, und erhob Klage,
woraufhin Salkind die Szenen, die mit Brando für Superman II gedreht worden waren, nicht mehr verwenden
ließ. Erst 1982 gestand Salkin und Warner Bros. Brando einen Gewinnanteil von geschätzten 10-15 Millionen
Dollar zu. Zu sehen waren die in Superman II nicht verwendeten Szenen mit Brando erst in einer 2006
erschienenen Videofassung.
Roots und Die Formel
Im Frühsommer 1978 bot Brando Alex Haley an, eine kleine Rolle in der Fernsehserie Roots – Die nächsten
Generationen zu übernehmen. Der Produzent der Serie schlug daraufhin vor, Brando die kleine Rolle des
amerikanischen Nazi-Führers George Lincoln Rockwell zu geben, was Brando gefiel, weil er mit dieser Rolle
gegen seinen Typ besetzt wurde. Die Dreharbeiten für Episode 7, in der Brando mitwirkte, fanden im
Dezember 1978 statt. Gesendet wurde die Staffel in den USA von Februar 1979 an. Im September 1979 wurde
Brando für seinen kleinen Auftritt mit einem Emmy ausgezeichnet.
Bereits im September 1977 hatte Brando seine Mitwirkung in dem MGM-Film Die Formel angekündigt, dessen
Produktion sich dann jedoch verzögerte und erst im Dezember 1979 begann. Für eine Gage von 3 Millionen
Dollar und eine Gewinnbeteiligung spielte Brando darin die Rolle eines Ölbarons, der mit allen Mitteln eine
Erfindung zu unterdrücken sucht, durch die der Rohstoff Erdöl überflüssig würde. An der Seite des OscarTrägers George C. Scott und unter der Regie von John G. Avildsen spielte Brando den dicken, alternden Tycoon
mit einer Hörhilfe, die er am Set tatsächlich dazu benutzte, um sich seinen Text einsagen zu lassen. Brando
hat nie gern Dialoge einstudiert und Die Formel war der erste Film seit mindestens 10 Jahren, in dem er keine
Spickzettel verwendet hat. Nach dem Kinostart im Dezember 1980 fand der Film beim Publikum wenig
Anklang, auch die Kritik fand ihn düster, verwirrend und langweilig.
Weiße Zeit der Dürre
In den Jahren von 1981 bis 1983 hat Brando mehrere Filmrollen trotz beträchtlicher Gagenangebote
abgelehnt; unter anderem sollte er als Pablo Picasso, Al Capone und Karl Marx auftreten. Gemeinsam mit dem
Regisseur Donald Cammell schmiedete Brando 1982 Pläne für einen in Polynesien angesiedelten Abenteuerfilm
Fan Tan, aus dem er sich jedoch zurückzog, bevor das Projekt umgesetzt werden konnte. In derselben Zeit
erteilte er – zum einzigen Mal in seiner Karriere – Schauspielunterricht; sein Schüler war der Pop-Sänger
Michael Jackson, der Brando sehr bewunderte und ihm 2004 eine kleine Rolle in seinem Musikvideo You Rock
My World gab. Ebenso wie Fan Tan wurden auch drei weitere Filmideen, mit denen Brando sich in den Jahren
1984-1988 beschäftigte (Jericho, Sand Creek Massacre, The Last King), schließlich aufgegeben.
Anfang 1988 unterzeichnete Brando nach achtjähriger Drehpause erstmals wieder einen Filmvertrag. In dem
von Paula Weinstein produzierten Apartheid-Thriller Weiße Zeit der Dürre sollte er neben Donald Sutherland,
Janet Suzman und Susan Sarandon die Cameo-Rolle eines südafrikanischen Rechtsanwalts spielen, der auf der
Seite der Gegner der Rassentrennung kämpft. Die Dreharbeiten, die in London stattfanden, wurden von
Euzhan Palcy geleitet, die bekannt geworden ist als erste farbige Regisseurin Hollywoods. Da für den
engagierten Film nur wenig Geld zur Verfügung stand, war Brando bereit, für eine Gage von nur 4.000 Dollar
mitzuwirken, die er überdies einer Anti-Apartheid-Organisation spenden wollte. Weiße Zeit der Dürre kam im
September 1989 heraus und brachte Marlon Brando zum letzten Mal in seiner Karriere einen Preis (auf dem
Internationalen Filmfestival Tokio) und eine Oscar-Nominierung ein.
Freshman
Ende August 1989 unterzeichnete Brando bei der TriStar für eine Rolle in Andrew Bergmans Filmlustspiel
Freshman. Brando sollte in diesem Film einen zwielichtigen New Yorker Geschäftsmann darstellen, der einen
arglosen Studenten (Matthew Broderick) „adoptiert“ und in die Welt des professionellen Verbrechens einführt.
Nachdem er seit 1975 nur noch Cameo-Auftritte bestritten hatte, war die Rolle des Mafiosos Sabatini größer
angelegt und sollte Brando ein Comeback ermöglichen. Während der Dreharbeiten, die in New York und in
Toronto stattfanden und im Juni 1980 begannen, kam es zwischen Brando und den Produzenten des Films
jedoch zu Auseinandersetzungen, unter denen die Qualität des Films schließlich litt. Nach der Veröffentlichung
von Freshman im Juli 1990 lobte die Kritik – die Brandos Comeback offensichtlich ermutigen wollte – zwar die
Leichtigkeit und Verspieltheit, mit der Brando den Charakter des „Paten“ parodiert hatte. An den Kinokassen
war Freshman jedoch weniger erfolgreich als erhofft.
Christopher Columbus - Der Entdecker
Als sein Sohn Christian 1990 wegen Mordes vor Gericht stand und seine Tochter Cheyenne schwer erkrankte,
benötigte Brando für Rechtsanwälte, Privatdetektive, Bodyguards, Flugtickets und Ärzte erneut viel Geld. Als
Alexander und Ilya Salkind ihm im November 1991 einen Cameo-Auftritt in dem spanisch-britischamerikanischen Abenteuerfilm Christopher Columbus – Der Entdecker anboten, nahm er bereitwillig an. Die
Dreharbeiten mit Brando fanden im Januar 1992 in Madrid statt. Regie führte John Glen. Die Hauptrollen in
diesem Abenteuerfilm, der von der Kritik nach dem Kinostart im August 1992 als „monumental langweilig“
verrissen wurde, spielten Georges Corraface, Tom Selleck, Rachel Ward und Catherine Zeta-Jones.
Don Juan DeMarco
Im Februar 1994 unterzeichnete Brando Verträge mit New Line und mit Coppolas American Zoetrope für eine
Rolle in Jeremy Levens Liebeskomödie Don Juan DeMarco. Neben Johnny Depp und Faye Dunaway sollte er
darin einen alternden Psychiater spielen, dessen letzter Patient ein junger Mann ist, der sich für den
berühmten Verführer Don Juan hält. Der Clou der Geschichte liegt darin, dass nicht der Arzt den Patienten
„kuriert“, sondern umgekehrt der Patient die Romantik, die im Leben des Arztes schon fast untergegangen ist,
zu neuem Leben erweckt. Don Juan DeMarco kam in den USA im April 1995 heraus und fand beim Publikum
starke Nachfrage. Eher als für Brando war der Film jedoch ein Vehikel für Depp, der für seine Darstellung 1996
mit dem London Critics Circle Film Award ausgezeichnet wurde.
Die Insel des Dr. Moreau
Wieder für New Line wirkte Brando anschließend in dem Film DNA – Die Insel des Dr. Moreau mit, einer
Adaption des gleichnamigen Romans von H. G. Wells. Neben David Thewlis und Val Kilmer spielte Brando in
diesem Science Fiction-Film einen Wissenschaftler, dessen Versuche, menschliche DNA mit tierischer zu
verbinden, unbeherrschbare Bestien hervorbringen. Während der Dreharbeiten, die unter der Regie von John
Frankenheimer in Australien stattfanden und im September 1995 begannen, war Brandos Arbeit von der
Trauer um seine Tochter Cheyenne überschattet, die sich im Frühjahr umgebracht hatte. Die Kritiken für den
Film, der im August 1996 herauskam, waren vernichtend.
The Brave
1996 wirkte Brando zum zweiten Mal in einem Film mit Johnny Depp mit, der diesmal nicht nur am Drehbuch
mitgearbeitet hatte, sondern auch selbst Regie führte: The Brave. Brando spielte in diesem von Jeremy
Thomas produzierten Film, dessen Titel „Der Tapfere“ bedeutet, einen reichen weißen Snuff-Film-Produzenten,
der einem unter elenden Bedingungen lebenden Indianer 50.000 Dollar anbietet, wenn er sich vor laufender
Kamera foltern und töten lässt; der allegorische Film zeigt jedoch nicht den Tod des Indianers, sondern die
letzten sieben Tage seines Lebens. Bereits seit den 1950er Jahren hatte Brando immer wieder Pläne für die
Produktion eines sozialkritischen Indianerfilms geschmiedet, die jedoch stets gescheitert waren; der Film The
Brave stellt die späte Verwirklichung dieses Planes dar. Die Dreharbeiten fanden im September 1996 in Los
Angeles und in Ridgecrest, Kalifornien statt, und Depp war seit Bertolucci der erste Regisseur, mit dem sich für
Brando eine harmonische und vertrauensvolle Zusammenarbeit ergab. The Brave wurde am 10. Mai 1997 auf
dem Filmfestival Cannes uraufgeführt und für die Goldene Palme nominiert. Die Kritiker – vor allem die
amerikanischen – lehnten den Film jedoch ab, was Depp veranlasste, dem Herausbringen in den USA nicht
zuzustimmen. Dem amerikanischen Publikum ist The Brave bis heute nur als Importvideo zugänglich.
Free Money
1998 stand Brando in der kanadischen Provinz Québec für eine Filmproduktion der kleinen Filmline
International vor der Kamera, Regie führte der international wenig bekannte Franko-Kanadier Yves Simoneau.
Free Money (deutsche Bedeutung des Titels: Kostenloses Geld) war eine schwarze Filmkomödie über einen
skrupellosen Gefängnisdirektor (Brando), der zwei Taugenichtse in eine Ehe mit seinen beiden Töchtern zwingt
und so unter Druck setzt, dass sie, um sich Geld für die Flucht zu beschaffen, einen Zug ausrauben. Obwohl
neben Brando so hochbegabte Darsteller wie Thomas Haden Church, Mira Sorvino und Donald Sutherland
mitwirkten, gilt Free Money als einer seiner schwächsten Filme. Der am 3. Dezember 1998 in Singapur
uraufgeführte Streifen kam in den USA nie in die Kinos.
The Score
Seine letzte Filmrolle übernahm Brando im Jahre 2000. Ebenso wie Free Money wurde auch The Score in
Québec gedreht. Regisseur des Films war Frank Oz, der in den 1970er Jahren als Mitschöpfer der Muppet Show
bekannt geworden war. The Score (der Titel bedeutet auf Deutsch etwa „Punktzahl beim Spiel“) war ein HeistMovie über einen alternden Meisterdieb (Robert De Niro), der von seinem ehemaligen Partner (Brando) zum
Diebstahl an einem kostbaren antiken Königsszepter überredet wird. Ein Großteil der Dialoge zwischen Brando
und De Niro, die als Schauspieler viele Gemeinsamkeiten haben, war improvisiert. In weiteren Rollen
erschienen Edward Norton und Angela Bassett. Als The Score im Juli 2001 uraufgeführt wurde, war ein Großteil
der Kritiker enttäuscht, dass der Film nicht ganz hielt, was die hochkarätige Besetzung eigentlich versprochen
habe. Berichte machten die Runde, dass Brando sich geweigert habe, am Set zu erscheinen, solange Regisseur
Frank Oz sich ebenfalls dort aufgehalten habe.
Letzte Pläne und Tod
Im Frühjahr 2004 stand Brando mit dem tunesischen Regisseur Ridha Behi in Verhandlung. Behi wollte einen
Spielfilm mit dem Titel Brando and Brando inszenieren, in dem es um einen jungen Tunesier gehen sollte, der
seinem amerikanischen Traum – verkörpert von Marlon Brando – nachjagt. Brando sollte in diesem Film sich
selbst spielen. Da Brando bald jedoch nicht mehr zur Verfügung stand, beschloss Behi, das Skript
umzuschreiben und für einen halb dokumentarischen Film zu verwenden, der den Titel Citizen Brando tragen
soll. Der Film sollte 2007 uraufgeführt werden, wurde inzwischen jedoch auf 2008 oder 2009 verschoben.
Marlon Brando, der bereits seit längerer Zeit an Lungenfibrose gelitten hatte, starb am 1. Juli 2004 im Alter
von 80 Jahren im UCLA Medical Center, einem Krankenhaus in Los Angeles, an Lungenversagen. Im Kreise der
engsten Angehörigen wurde er vier Tage darauf an unbekannter Stelle in Los Angeles eingeäschert.
Unter Aufsicht von Tarita Tumi Teriipaia und Maria Christina Ruiz und deren Kindern Teihotu, Miko, Tuki sowie
Ruiz' Schwester Angela wurde Marlon Brandos Asche im Death Valley zur Hälfte im Wind verstreut. Die andere
Hälfte nahm Tarita mit und verstreute sie 2005 auf Tetiaroa in einer Lagune.
Privatleben
Marlon Brando hatte zahllose kurze und langjährige Affären mit Frauen (darunter z. B. Marilyn Monroe, Joanne
Woodward, Pier Angeli, France Nuyen) und nach eigener Auskunft auch mit Männern. Dauerhaftere
Beziehungen unterhielt Brando u. a. mit Stella Adlers Tochter Ellen und den Schauspielerinnen Rita Moreno
und Jill Banner. Am 11. Oktober 1957 heiratete er die Schauspielerin Anna Kashfi, die jedoch bereits ein Jahr
später die Scheidung einreichte. Um das Sorgerecht für den im Mai 1958 geborenen Sohn Christian lieferten
Brando und Kashfi sich einen bis 1974 andauernden Rechtsstreit. Am 4. Juni 1960 heiratete Brando – von der
Presse unbemerkt – die mexikanisch-amerikanische Schauspielerin Maria „Movita“ Castenada, die im Juni 1967
die Scheidung einreichte. Während der Ehe wurden zwei Kinder (Sergio, genannt Miko; Rebecca) geboren,
deren Vaterschaft jedoch strittig ist. 43 Jahre lang, bis zu seinem Tode, war Brando mit der polynesischen
Tänzerin Tarita Tumi Teriipaia zusammen und hatte mit ihr zwei Kinder, Teihotu und Cheyenne. Drei
gemeinsame Kinder (Ninna Priscilla, Myles Jonathan, Timothy Gahan) hatte Brando auch mit seiner
guatemaltekischen Haushälterin Cristina Ruiz. Über Jahrzehnte hinweg verbanden Brando enge Freundschaften
mit den Maskenbildnern Phil und Marie Rhodes, dem Filmproduzenten George Englund und den Schauspielern
Wally Cox und Christian Marquand.
Seit 1967 befand Marlon Brando sich im Besitz des bei Tahiti gelegenen Atolls Tetiaroa, dessen Schönheit er
Ende 1960 während der Dreharbeiten zu Meuterei auf der Bounty entdeckt hatte. Pläne, auf der Inselgruppe
eine Kolonie für Künstler und Intellektuelle, eine Hummerfarm und eine Hotelanlage einzurichten, wurden von
Brando mit großem Finanzaufwand verfolgt, erwiesen sich Mitte der 1970er Jahre jedoch als undurchführbar.
Viel Zeit widmete Brando auf Tetiaroa auch seinem Hobby, dem Amateurfunk. Wie Brando erst 1995 erfuhr,
war Tetiaroa betroffen von den unterirdischen Kernwaffentests, die Frankreich bereits seit 1966 im Bereich des
benachbarten Mururoa-Atolls durchführte.
Das schwerste Ereignis in Marlon Brandos persönlichem Leben war der Totschlag, den sein Sohn Christian am
Freund seiner schwangeren Tochter Cheyenne verübte. Der Vorfall ereignete sich in Brandos Haus in Beverly
Hills am 16. Mai 1990. Cheyenne, bei der kurze Zeit später Schizophrenie festgestellt wurde, erhängte sich
1995. Christian starb am 26. Januar 2008 an einer Lungenentzündung.
Politisches Engagement
Bürgerrechtsbewegung
Marlon Brandos politisches Engagement galt zunächst der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Wiederholt
gab er öffentlich bekannt, er werde sich aus dem Filmgeschäft zurückziehen, um sich ganz dieser politischen
Arbeit zu widmen. Im Sommer 1963 organisierte er gemeinsam mit einigen anderen Schauspielerkollegen –
darunter Paul Newman und Burt Lancaster – die Arbeit der Bürgerrechtsaktivisten, die Martin Luther King und
die von ihm geführte Southern Christian Leadership Conference in Hollywood unterstützen sollten. Sein Freund
Harry Belafonte war ein enger Vertrauter von King. Brando setzte seine Prominenz ein, um Spendengelder zu
sammeln, und warb auf Demonstrationen für die Ziele der Bürgerrechtsbewegung. Hollywood galt unter
Liberalen als Hochburg des Rassismus, Brando und seine Mitstreiter forderten eine umfassende Reformierung
des Fernseh- und Filmgeschäfts mit dem Ziel, Farbigen und Angehörigen anderen Minderheiten in Hollywood
gleichberechtigte Arbeits- und Selbstdarstellungsmöglichkeiten zu verschaffen. Anfang 1968 nahm Brando
auch Kontakt zur Black Panther Party auf, deren Programm und deren Militanz ihn zunächst faszinierten. Als
kurz nach der Ermordung Kings im April 1968 das Panther-Mitglied Bobby Hutton von der Oaklander Polizei
erschossen wurde, gab Brando ein Fernsehinterview, in dem er diesen Vorfall als politisch motivierten Mord
einstufte. Die Polizei leitete gegen Brando daraufhin ein Schadensersatzverfahren ein, das drei Jahre später
höchstinstanzlich abgewiesen wurde. Da das politische Programm der Panther zunehmend radikal wurde,
brach Brando jedoch schon wenige Wochen nach dem Interview den Kontakt zu ihnen ab, was von der
Öffentlichkeit, die seinen Namen weiterhin mit den Panthern in Verbindung brachte, allerdings nicht
wahrgenommen wurde. Brando bekannte sich stattdessen zu Kings Prinzip der Gewaltlosigkeit und schloss sich
nach der Erschießung Robert Kennedys u. a. einem Komitee von Hollywood-Schauspielern an, das sich für
Waffenkontrolle einsetzte.
Bürgerrechtskampf der Indianer
Bereits während seines Engagements in der Bürgerrechtsbewegung hatte Brandos Aufmerksamkeit sich auch
dem politischen Kampf der Indianer zugewandt und er nutzte seine Prominenz, um Spenden einzuwerben und
um auf einige ihrer politischen Aktionen aufmerksam zu machen. Im März 1964 nahm Brando an einer
Protestaktion – einem fish-in – im US-Bundesstaat Washington teil, bei der Puyallup-Indianer ihre im 19.
Jahrhundert vertraglich garantierten Fischereirechte einforderten.
Einer Protestaktion des American Indian Movement (AIM), dessen Mitglieder im Februar 1973 die in der
bitterarmen Pine-Ridge-Reservation gelegene Ortschaft Wounded Knee besetzten, verschaffte Brando
weltweite Beachtung, indem er mit Hinweis auf diese Ereignisse den Oscar ablehnte, den er für den Film Der
Pate erhalten sollte. Von der Besetzung selbst, die erst im Mai beendet wurde, hielt Brando sich fern, nahm an
dem anschließenden Gerichtsverfahren jedoch als Beobachter teil, um damit die Besetzer – darunter die
charismatischen AIM-Führer Dennis Banks und Russell Means – öffentlichkeitswirksam zu unterstützen.
Wiederholt förderte Brando die Arbeit des AIM auch mit eigenen Geldmitteln; in der Hoffnung, Nachahmer zu
finden, überschrieb er darüber hinaus Ende 1974 einen Teil seines privaten Landbesitzes der American Indian
Development Association.
Ende Januar 1975 nahm Brando an der Protestaktion einer Gruppe von Menominee-Indianern teil, die seit dem
Neujahrstag in Gresham, Wisconsin ein Alexianer-Kloster besetzt hielten. Während dieser Aktion geriet er mit
den gewalttätigen Besetzern, die er hatte unterstützen wollen, in Konflikt und wurde in seinem Engagement so
desillusioniert, dass er sich von 1976 an allmählich aus den Aktivitäten des AIM zurückzog. Ein letztes Mal
geriet Brando in Verbindung mit dem AIM in die Schlagzeilen, als er die Aktivisten Dennis Banks und Leonard
Peltier unterstützte, die im Sommer 1975 nach einer erneuten Schießerei in der Pine-Ridge-Reservation vom
FBI gejagt wurden und in Brandos Haus Zuflucht suchten.
Bühnenauftritte
1944: Bobino (Children’s Theatre, Broadway; Autor: Stanley Kauffmann)
1944: Hanneles Himmelfahrt (Dramatic Workshop; Autor: Gerhart Hauptmann) – Schulmeister Gottwald;
Fremder in Hanneles Traum
1944: Dr. Sganarelle (Dramatic Workshop; Autor: Milton Levene)
1944: Was ihr wollt (Dramatic Workshop; Autor: William Shakespeare) – Sebastian
1944/1945: I Remember Mama (Broadway; Autor: Martin Chamin, Komponist: Richard Rodgers) – Nels
1945: Truckline Café (Belasco Theatre, Broadway; Autor: Maxwell Anderson) – Sage MacRae
1945: Candida (Gastspielreise, Chicago; Autor: George Bernard Shaw) – Marchbanks
1946: A Flag is Born (Alvin Theatre, Broadway; Autor: Ben Hecht, Musik: Kurt Weill; mit Paul Muni) – David
1946: The Eagle Has Two Heads (Gastspielreise, Washington, D. C., Boston, Autor: Jean Cocteau; mit Tallulah
Bankhead) – Stanislas
1947-1949: Endstation Sehnsucht (Gastspielreise über New Haven, Boston, Philadelphia; Ethel Barrymore
Theatre, Broadway; Autor: Tennessee Williams) – Stanley Kowalski
1953: Helden (Tournee; Rhode Island, Massachusetts, Connecticut; Autor: George Bernard Shaw) – Sergius
Filmografie
1950:
1951:
1952:
1953:
1953:
1954:
1954:
1955:
1956:
1957:
1958:
1960:
1961:
1962:
1963:
1964:
1965:
1966:
1966:
1967:
1967:
1968:
1969:
1969:
1971:
1972:
1972:
1976:
1978:
1979:
1980:
1989:
1990:
1992:
1994:
1996:
1997:
Die Männer (The Men)
Endstation Sehnsucht (A Streetcar Named Desire)
Viva Zapata!
Julius Caesar
Der Wilde (The Wild One)
Die Faust im Nacken (On the Waterfront)
Désirée
Schwere Jungs – leichte Mädchen (Guys and Dolls)
Das kleine Teehaus (The Teahouse of the August Moon)
Sayonara
Die jungen Löwen (The Young Lions)
Der Mann in der Schlangenhaut (The Fugitive Kind)
Der Besessene (One-Eyed Jacks)
Meuterei auf der Bounty (Mutiny on the Bounty)
Der häßliche Amerikaner (The Ugly American)
Zwei erfolgreiche Verführer (Bedtime Story)
Morituri/Kennwort: Morituri (Morituri)
Ein Mann wird gejagt (The Chase)
Südwärts nach Sonora (The Appaloosa)
Die Gräfin von Hongkong (A Countess from Hong Kong)
Spiegelbild im goldenen Auge (Reflections in a Golden Eye)
Candy
Am Abend des folgenden Tages (The Night of the Following Day)
Queimada (Burn!/Queimada)
Das Loch in der Tür (The Nightcomers)
Der Pate (The Godfather)
Der letzte Tango in Paris (Ultimo tango a Parigi)
Duell am Missouri (The Missouri Breaks)
Superman
Apocalypse Now
Die Formel (The Formula)
Weiße Zeit der Dürre (A Dry White Season)
Freshman (The Freshman)
Christopher Columbus – Der Entdecker (Christopher Columbus: The Discovery)
Don Juan DeMarco
DNA – Die Insel des Dr. Moreau / DNA – Experiment des Wahnsinns (The Island of Dr. Moreau)
The Brave
1998: Free Money
2001: The Score
2001: Michael Jackson - You Rock My World
Auszeichnungen
Marlon Brando ist – neben Joanne Woodward, Jack Lemmon, Paul Newman und Elizabeth Taylor – der meistausgezeichnete amerikanische Filmschauspieler seiner Generation.
1952: Oscar-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) für Endstation Sehnsucht (1951)
1952: Internationale Filmfestspiele von Cannes, Preis für den besten Darsteller für Viva Zapata! (1952)
1952: Jussi (Verdienstdiplom für den besten ausländischen Darsteller) für Endstation Sehnsucht (1951)
1953: Oscar-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) für Viva Zapata! (1952)
1953: BAFTA (= British Academy of Film and Television Arts)-Award (Bester ausländischer Darsteller) für Viva
Zapata! (1952)
1954: Oscar-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) für Julius Caesar (1953)
1954: BAFTA-Award (Bester ausländischer Darsteller) für Julius Caesar (1953)
1954: New York Film Critics Circle Award (Bester Darsteller) für Die Faust im Nacken (1954)
1955: Oscar (Bester Hauptdarsteller) für Die Faust im Nacken (1954)
1955: Golden Globe (Bester Hauptdarsteller, Sektion Kinofilme) für Die Faust im Nacken (1954)
1955: BAFTA-Award (Bester ausländischer Darsteller) für Die Faust im Nacken (1954)
1958: Oscar-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) für Sayonara (1957)
1958: Laurel Award (Goldener Lorbeer für die beste männliche Schauspielleistung) für Die jungen Löwen
(1958)
1961: Golden Apple Award: Sour Apple, Preis für den am wenigsten kooperativen Darsteller
1961: Festival Internacional de Cine de Donostia-San Sebastián (Goldene Muschel) für Der Besessene (1961)
1967: Western Heritage Awards (Bronze Wrangler) für Südwärts nach Sonora (1966)
1972: Fotogramas de Plata, Preis für den besten ausländischen Darsteller für Queimada (1969) 1973: Oscar
(Bester Hauptdarsteller) für Der Pate (1972)
1973: Golden Globe (Bester Hauptdarsteller, Sektion Kinofilme) für Der Pate (1972)
1973: Golden Globe: Henrietta Award (weltweit populärster männlicher Darsteller)
1973: Kansas City Film Critics Circle Award (Bester Darsteller) für Der Pate (1972) 1973: Jussi (Darsteller des
Jahres)
1974: Oscar-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) für Der letzte Tango in Paris (1972)
1974: Golden Globe: Henrietta Award (weltweit populärster männlicher Darsteller)
1974: National Society of Film Critics Award (Bester Darsteller) für Der letzte Tango in Paris (1972)
1974: New York Film Critics Circle Award (Bester Darsteller) für Der letzte Tango in Paris (1972)
1979: Emmy Award (Bester Nebendarsteller in einer Fernsehserie) für Roots – Die nächsten Generationen
(1979)
1989: Tokyo International Film Festival (Bester Darsteller) für Weiße Zeit der Dürre (1989)
1990: Oscar-Nominierung (Bester Nebendarsteller) für Weiße Zeit der Dürre (1989)
1997: Goldene Himbeere/Razzie Award (Schlechtester Nebendarsteller) für Die Insel des Dr. Moreau (1997)
Auf dem Hollywood Walk of Fame ist dem Schauspieler ein Stern gewidmet (bei 1777 Vine Street).
Deutsche Synchronstimmen
Zu den Schauspielern, die Marlon Brando in den deutschen Synchronfassungen ihre Stimmen geliehen haben,
zählen:
Harald Juhnke (Die Männer, Die Faust im Nacken, Der Wilde, Sayonara, Die jungen Löwen, Der Besessene,
Morituri, Südwest nach Sonora, Ein Mann wird gejagt, Spiegelbild im goldenen Auge)
Peer Schmidt (Endstation Sehnsucht, Der hässliche Amerikaner)
Horst Niendorf (Julius Caesar)
Heinz Reincke (Desirée)
Gert Günther Hoffmann (Der Mann in der Schlangenhaut, Meuterei auf der Bounty)
Rainer Brandt (Die Gräfin von Hongkong)
Claus Biederstaedt (Zwei erfolgreiche Verführer, Am Abend des folgenden Tages, Queimada, Der letzte
Tango in Paris)
Wolfgang Kieling (Duell am Missouri)
Michael Chevalier (Das Loch in der Tür, Die Insel des Dr. Moreau)
Gottfried Kramer (Der Pate, Apocalypse Now, Weiße Zeit der Dürre)
Christian Brückner (Der Pate, TV-Fassung)
Rolf Schult (Superman)
Thomas Fritsch (Apocalypse Now, Redux-Version)
Helmut Krauss (Freshman, Don Juan DeMarco, The Brave, The Score)
Wirkung
Zahllose Schauspieler haben sich an Marlon Brandos Darstellungsstil orientiert, darunter z. B. Rod Steiger, Ben
Gazzara und vor allem James Dean. Derjenige Schauspieler, der Brandos Vorbild am glühendsten nachgeeifert
hat, war Dean. Er hatte sein Filmdebüt in einer Rolle, für die ursprünglich Brando vorgesehen war: in ...denn
sie wissen nicht, was sie tun, und ebenso wie der junge Brando hat Dean sich dem Publikum als Darsteller
brütender, rebellischer, unartikulierter junger Männer eingeprägt. Auch Richard Burton hat Brandos
Schauspielstil sehr genau studiert. Am Anfang seiner Karriere hatte Paul Newman gegen das Stigma
anzukämpfen, er sei nur eine Kopie von Marlon Brando. Jane Fonda, die mit Brando während der Dreharbeiten
zu Ein Mann wird gejagt kennen gelernt hat, war von seiner Verbindung von Künstlertum und politischem
Engagement tief beeindruckt und empfand ihn als Urbild eines artist engagé.
Robert F. Smallwood veröffentlichte 2006 ein Schauspiel über Marlon Brando (Brando, Tennessee, & Me. A
Play). Von Scott Wannberg stammt ein Gedicht über Brando mit dem Titel „Omaha Light“. Brando wird auch in
zahlreichen Pop- und Rocksongs erwähnt, etwa in It’s Hard to be a Saint in the City (Bruce Springsteen,
1973), Is This What You Wanted? (Leonard Cohen, 1974), Pocahontas (Neil Young, 1979), China Girl (David
Bowie, 1983), We Didn’t Start the Fire (Billy Joel, 1989), Vogue (Madonna, 1990), Gangster Moderne (MC
Solaar, 1997), Eyeless (Slipknot, 2000), The Ballad of Michael Valentine (The Killers, 2004), Back to Tupelo
(Mark Knopfler, 2004), Kings For A Day (Tak Matsumoto Group, 2004), Advertising Space (Robbie Williams,
2005) und Amsterdam (Mando Diao, 2006). Der Neuseeländer Russell Crowe, der vor seiner Filmkarriere in
Hollywood in seiner Heimat u. a. als Rock’n’Roll-Sänger arbeitete, brachte in dieser Zeit eine Single mit dem
Titel I Want to Be Like Marlon Brando (1980) heraus. Elton John veröffentlichte 1988 einen Song Goodbye
Marlon Brando.