Der Achtundzwanzig st e Oktober. - Biblioteca Digital de les Illes

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Der Achtundzwanzig st e Oktober. - Biblioteca Digital de les Illes
^3S^
DEUTSCHE SONNTAGSZEITUNG FÜR SPANIEN
Schriftleitung: Calle Montenegro 8, Tel. 2284.
Imprenta: Ordinas.
Bankverbindung: Crédito Balear, Palma.
Banco Alemán Transatlántico
Barcelona.
Jhrg. 1935
Der
Palma de Mallorca, 5. November
A c h t u n d z w a n z i g st e
Es ist interessant und stimmt
einem nachdenklich, /wenn man in
Betracht zieht, dass vor fuénfzehn,
zwoelf. und zehn Jahren, jeweils
am achtundzwanzigsten Oktober,
drei Nationen ihre Verfassung
aenderten um sich-jeder auf seine
Art- zu erneuern. Die nächstlie­
gende, uns Auslandsdeutsche be­
sonders interessierende Frage ist
die, welch' inneren Erfolge die Er­
neuerung den drei Staaten ge­
bracht hat, denn Erfolge waren in
diesen Jahren überrall sichtbar
geworden. Abgesehen von der
augenblicklich steigenden Arbeits­
losigkeit in der 7' schechoslotuakei, ist der Gesamtstatus dort
weitaus gesuender, als er es am
28. Oktober 1918 war. Auch die
merkische Nation hat durch die
vor zehn Jahre gegründete Staats­
umstellung sowohl wirtschaftlich,
als kulturell gewonnen und zehn
Jahre lang hatte die Welt Gele­
genheit, sich von dem Fortschritt
dieses an sich immer fortschrittli­
cher als die anderen Balkanstaa­
ten gesinnten Landes zu ueberzeu'gen. Den weitaus sichtbarsten
Beweis des Erfolges der Erneue­
rung; lieferte unumstritten Italien.
Erscheint jeden S o n n t ag.
Anzeigen laut Tarif. Kleine
Anzeigen pro Wort lO ctms.
Bezugspreis: Viertelj. Ptas. S.­
Ausland: RM 3 -
No. 6
Oktober.
Wer das auch heute noeh nicht den verdammen, der nicht ihrer
anerkennt, dem ist nie zu helfen. mehr oder minder neugefassten
Das grosse Plus der ueberragen- Meinung ist. Unsichere haengen
den Faehigkeiten Mussolinis müs­ ihnen dann noch den Mantel des
sen wir allerdings gesondert ver­ Idealismus um die Schultern. Dass
buchen, wenn die Welt auch ver­ dieser « I d e a l i s m u s » dem ge­
gessen zu haben scheint, dass man samten Auslandsdeutschtum mehr
den italienischen Staatschef vor geschadet als genuetzt hat, muss
zwoelf Jahren noch sehr wenig einmal gesagt werden. Es ist viel
kannte und seinen Worten damals- wichtiger, wenigstens im Auslan­
besonders ausserhalb der italiani- de, wer etwas sagt, als wie es ge­
schen Landesgrenze noch wenig sagt wird. Man muss bedenken,
Bedeutung beimass. Schliesslich dass deutsches Ansehen hier in
waechst jeder grosse Mensch erst Spanien oder sontswo auf der Welt
zu Grossem an der Groesse seiner schon sehr lange vor dem Kreige
Aufgabe.
begruendet w u r d e . Begruendet
Es gibt Welche, die an allem wurde, durch deutschen Fleiss,
etwas auszusetzen haben. Nicht deutsche Forschung und deut­
immer sind es die Erfolgreichen. schen Geist ueberhaupt.
Man muesste solche einmal vor die
Das neue Deutschland w i r d
Aufgaben stellen, die sie vorgeben und muss sich das Ansehen, das L
besser zu loesen, als die zur Loe- Ue., wenigstens in Spanien weit­
sung Bestimmten. Sie sind nicht aus weniger gesunken ist, als vie­
wesentlich, solange sie Misstrauen le Leute gerne moechten, wieder
und dessen Nebenerscheinungen festigen. Wir glauben aber, dass
nicht oeffentlich kundtun.
die Wiederbefestigung deutschen
Dann gibt es welche, die allem Ansehens im gesamten Auslande
Neuen «laut und vernehmlich» nicht von den jungen «neuen»
nicht nur zustimmen, sondern, sondern von den alten «alten»
aehnlich der « s y m p a t h i s c h e n » Deutschen zu geschehen hat.
Gruppe von Glaubensfanatikern
/. L.
jeden anderen in Grund und Bo-1
Grosskreuz des ungarischen Verdienstordens fuer T o d e s t a g B o e l c h e s .
Hindenburg.
Am 28. Oktober
Dr. Dollfuss verbleiet auf die
D a u e r eines J a h r e s ,
1916 fiel in der
Staffel des Freiherrn von Richtho­
das Erscheinen der groessten
fen der bekannte deutsche Flie­ und angesehensten deutschen illu­
ger Oswald Boelcke.
strierten Zeitschriften, wie Berli­
ner,
F r a n k f u r t e r , Muenchener
Deutschlands Austritt aus d e m
und v. m. Wer die Beliebtheit
H a a g e r Gerichsthof
Berlin, 28. Okt. Unter Verzicht der deutschen illustrierten Zeit­
auf die Weiterfuehrung- verschie­ schriften besonders im Auslande
dener,- beim Haager Gerichtshof kennt, begreift einerseits zwar das
Dr. Hilgenberg Spitzenkandidat.
anhaengiger Klagesachen, u. a. sicher grosse Bedauern der oester­
Dr. Alfred Hugenberg erklaer- auch der wegen der fuerstl. Pless- reichischen B e v o e l k e r u n g , an­
te sich zur Uebernahme eines Man­ schen Verwaltung, ist .Deutsch­ drerseits aber nicht den Sinn des
dats fuer die bevorstehenden Wah­ land nun auch aus dem"'Haager
Verbotes.
Gerichtshof ausgetreten.
len bereit.
Im Auftrage des ungarischen
Reichsverwesers, wurde; General­
feldmarschall v o n H i n d e n b u r g
durch Verleihung des Grosskreu­
zes des ungarischen Verdienstor­
dens die hoechste Auszeichnung
zuteil, die Ungarn zu vergeben
hat.
:
DER HEROLD
2
FORD wird
boykottiert.
Die Ford-Werke haben bekantlich im Gegensatz zu den uebrigen amerikanischen Automobilfabriken den von der Regierung
ausgearbeiteten Automobil-Code­
selbst nach Abschluss angebahn­
ter Einigungsverhandlungen-nicht
unterzeichnet. Wie nunmehr aus
New-York berichtet wird, hat soe­
ben die amerikanische Regierung
eine Verordnung erlassen, wo­
nach die Ford-Werke von den im
Wiederafbauprogramm der USA
vorgesehenen grossen Regiernngsauftraegen ausgeschlossen b l e i ­
ben.
V e r g e b u n g der U n t e r g r u n d b a h n b a u ­
ten in Rio de J a n e i r o a n Italien?
Nov. 5
deutscher Juden schloss mit einer traege fuer d i e amerikanische
Erklaerung ab, in der es unter Industrie u.a. die V e r g e b u n g
anderem heisst: Wir haben das g r o e s s e r e r Automobilauftraege
Vertrauen zu unserer Regierung beabsichtigt. Der Umfang der in
dass es ihr gelingen werde, unter Aussicht genommenen Auftraege
Aufrechterhaltung des v o n ihr schwankt*zwischen etwa lö.und 35
stets feierlich bekundeten Frie­ Mill. Dollar. Wie auch auf ande­
denswillens mit u n e r s c h u e t t e r - ren Gebieten, so ist auch hier die
1 ich er Festigkeit den Anspruch Finanzierlingsfrage voellig ungeDeutschlands auf eine nicht nur loest. Die Auftraege werden sich
auf dem Papier stehende Gleich­ in der Haupsache auf Nutzkraft­
berechtigung zu "wahren. Das wagen erstrecken.
Ausländ soll wissen, dass es bei
seinen B e s t r e b u n g e n u n s e r 9. Internationaler Kongress fuer reine und
deutsches Volk fuer unabsehbare angewandte Chemie 1934 in Madrid.
Zeit zu einer. Nation zweiten
Der 9. Internationale Kongress
Ranges zu stempeln, bei uns fuer reine und angewandte Che­
Deutschjuden, die wir seit langem mie findet in der Zeit vom 5. bis
einen scharfen Trennungsstrich 11. April 1934 in Madrid statt. Die­
zwischen uns und allen fremd- ser Termin, der soeben bekannt
fuehlenden Elementen in Deutsch­ gegeben wurde, ist nunmehr als
land gezogen haben, weder auf feststehend zu betrachten. An dem
Zustimmung, noch gar auf Unters- 9. Internationalen Kongress, der
tuetzung zu rechnen hat.
von Vertretern inner- und aussereuropaeischer Staaten besucht
Erste F r i e n s w i l l e n s k u n d g e b u n g
werden wird, wird sich auch Deut­
schland beteiligen.
im O s t e n
Pressemeldungen aus Rio de
Janeiro zufolge, haben in der letz­
ten Zeit wiederholt zwischen den
dort zustaendigen Stellen und ei­
nem italienischen Industriekon­
sortium Verhandlungen lieber die
Uebernahme der geplanten l nLondon, 2. November. Japan
tergrundbahnbauten stattgefun­ hat die oestlichen Laender zu ei­
den. Die italienischen Kaffeeim- ner Friedenskonferenz eingela­ D r . m e d . J . E. B R A Z I S
porteure haben sich inzwischen den. Kriegsminister Akari fordert
Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
zusammengeschlossen, um nach alle Oststaaten auf, daran teilzu­
E x - A s s . der II. M e d . Klinik der
Vorverhandlungen mit der Indus­ nehmen. Besonders betont wird
trie ueber die Hoehe der even­dabei der Gedanke eines Nichtan­
Charité-Berlin
tuell moeglichen Kaffeeimporte griffspaktes mit Sowjetrussland.
und der I. M e d . Klinik - W i e n
zu beratschlagen. Von Seiten Bra­
SPRECHSTUNDE 11-1.°
siliens zielen die Bestrebungen
Brasilien- F r a n k r e i c h .
(ausgenommen D o n n e r s t a g s )
darauf hinaus, diese freiwerden­
den Bauaufträge in Form von
Rio de Janeiro, 31. Oktober.
Palma
Kompensationsabkommen an das Das Londoner Bankhaus Roth­ Santa C l a r a , 54-1.°
Ausland zu vergeben. Nach den schild hat Weisung erhalten, alle ••MLiüüoo"iioiin[)(ioutiQ[iDaDC"'.inooooDaGaDDaoDD
neuesten Informationen nehmen Zahlungen Brasiliens an Frank­
die gegenwaertig noch schweben­ reich zunaechst einzustellen. Die L I B R E R Í A
ORDINAS
den Verhandlungen einen guens- Massnahme richtet sich gegen die
tigen Verlauf, sodas vielfach an­gegen Brasilien gerichteten han­ (S. Miguel 83) gegenueber Plaza Olivar- PALMA
genommen wird, der italienischen delspolitischen Übergriffe Frank­ Nationale und Internationale B u c h h a n d ,
Industrie wuerden die durch die reichs.
lung. L e h r b u e c h e r , Grammatiken und D i k Realisierung dieses Untergrund­
tionäre in allen S p r a c h e n und P r e i s l a g e n .
bahn - Projektes erforderlichen G r o s s e russische A u t o m o b i l a u f t r ä g e Fuehrer, Landkarten, P o s t k a r t e n . O e l —
Materiallieferungen uebertragen
fuer A m e r i k a ?
und W a s s e r f a r b e n f u e r A m a t e u r e und
werden.
Kuenstler.
Im Zusammenhang mit den
S
a
e
m
t
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c
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M
a l e r - Bedarfsartikel.
gegenwaertig zwischen den USA
K u n d g e b u n g nationaideutscher
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und
englische. Leihbiblio­
und d e r UdSSR schwebenden
Juden.
thek. D e m n a e c h s t auch d e u t s c h e
Wirtschaf tsverhandlungen hoeren
D e u t s c h e BedienungBerlin, 31. Oktober. Eine Kund, wir, dass die UdSSR im Rahmen
g e b u n g des Verbandes national d e r bevorstehenden Lieferauf- O O O O O n O O Q J Q D D O n n D O D D t l C D ' D O Q O D O O O n O O O O O D Q
T
m
WER
Geselligkeit, Tanz und Vergnuegen
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das
alles in der
Deutsche Besitzer:
BILLY
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1754
und CHARLY.
B O R N E
Voranzeige: Samstag den 18. November grosses Wohltaetigkeitsfest.
Í)ÉR HEROLD
Nov. 5
HANDEL
3
UND INDUSTRIE
D e r d e u t s c h e B o d e n a l s B a s i s d e r Ernährung ( F o r t s e t z u n g u n d S c h l u s s . )
Es waere voreilig, aus dieser
Entwicklung die Möglichkeit oder
gar die Notwendigkeit einer Ge­
treideselbstversorgung für Deut­
schland ableiten zu wollen. Denn
man darf nicht vergessen, dass da­
bei die Verbrauchsschrumpfung
an Nahrungsmitteln eine gewalti­
ge Rolle spielt. Nach Jasny ist von
1928 bis 1932 eine Verminderung
des Getreidebedarfs um rund 2
Millionen Tonnen allein schon des­
halb eingetreten, weil der Bier­
verbrauch (Gerste) auf die Hälfte
gesunken, der Verbrauch an Wei­
zenmehl (Kuchen) sowie an Fut­
tergetreide zurückgegangen ist
(der Rückgang des Fleischver­
brauchs stellt eine Verringerung
des Futterbedarfs von 1.3 bis 1.6
Millionen Tonnen Getreidewert
dar). Rechnet man den rückgän­
gigen Butter-. Eier- und Milchver­
brauch in Getreide werte um, so­
weit dies möglich ist, so lässt sich
die von der Krise verursachte
Verbranchsschrumpfung auf etwa
3V bis 4 Millionen Tonnen Getrei­
dewert schätzen. Das heisst, dass
trotz der enormen Kraftanstreng­
ung, die in der Produktionsstei­
gerung der letzten Jahre liegt, die
Landwirtschaft nur einen überaus
stark geschrumpfen Verbrauch zu
decken vermag, dass sie also von
dem Ziel der Selbstversorgung
noch recht weit enfernt ist, wenn
man nicht den heutigen Zustand
der Unterkonsumation und des kärg­
lichsten Lebens breitester Bevöl­
kerungsschichten als den Idealzu­
stand der Zukunft betrachten will.
Der Verbrauch als Ganzes ist in
diesem Jahre «gesättigt», aber
eine erschreckend hohe Zahl ein­
zelner Verbraucher wird nicht satt
dabei.
2
Bauernpolitik ist die beste
Produktionspolitik
Die Kernfrage für eine Produk­
tionspolitik, die dem Gesamtbau
der deutschen Wirtschaft gerecht
werden will, liegt darin, ob es mö­
glich sein wird, auch in Zukunft
das künstliche Preisgebäude für
den Getreidebau a u f r e c h t zu
erhalten und gleichzeitig für die
v i e l elastischeren Bedürfnisse
nach Fleisch, Fetten, Obst, Gemü­
sen und Eiern ebenfalls ein künstli­
ches und überhöhtes Preis.system
aufzubauen, um Deutschland der satz so wird der Aussenabsatz
vielgerühmten, aber wenig über­ der d e u t s c h e n Landwirtschaft
zeugenden Segnungen einer lük- zu mehr als der Hälfte von der
kenloscn Selbstversorgung teil­ deutschen Industrie aufgenom­
haftig zu machen. Uns scheint, men; der Aussenabsatz der deut­
dass dieses Unterfangen unmö­ schen Industrie dagegen geht fast
glich ist. Der deutsche Verbrau­ zur Hälfte ans Ausland, nur 26,5
cher hat zwar eine geduldige See­ Prozent davon gehen an die deut­
le, aber eben doch nur eine be­ sche Landwirtschaft. Wer sich
schränkte Kaufkraft. Je höher man dies vor Augen hält, wird dem
ihm den eigentlichen Brotkorb Schlagwort d e r Binnenmarkto­
hängt, das heisst. je teurer er das rientierung nicht mehr erliegen.
Brot bezahlen, je mehr er von sei­
nem Einkommen für den unelas­
tischen Bedarf an Kohlehydraten
aufwenden muss, um so weniger
RESTAURANT - AMERICAN - BAR
wird er für Eiweissprodtikte erü­
brigen können. Wer das wünscht
J e d e n D o n n e r s t a g S o u p e r m.
— u n d w i r s i n d in d i e s e m
Tanz.
Wunsche mit allen einig, die der
deutschen Landwirtschaft eine
Paseo de Borne
Tel. 1833 - 1902
sicherere, krisenfestere und ertrag­
reichere Grundlage geben moechten— dass das Schwergewicht der Landwirtschafliche und industrielle
Produktionspolitik und ihrer staat­ Verarbeitung
lichen Fuersorge mehr und mehr
Theoretisch und nach dem heu­
auf die arbeitsintensiven und
tigen
Stande der Agrikulturchemie
hochwertigen Veredlungsproduk­
auch
praktisch ist es zwar durch­
te verlagert werde, der muss sich
aus
moeglich,
das deutsche Volk
im klaren darüber sein, dass die­
aus
eigener
Scholle
zu ernähren,
ses Ziel nur möglich ist, wenn die
wenn
man
unter
«ernähren*
nicht
deutsche Getreideproduktjon aus
mehr
versteht,
als
das
Leben
fris­
der privilegierten Fürsorge, die
sie während zweier Menschenal­ ten, und wenn man sich ein für
ter in Deutschland genossen hat, alle Mal damit abfinden wollte,
nach und nach entlassen und alle dass einige Millionen Arbeiter
verfügbaren technischen und or­ Dauerkostgänger des Staates Mei­
ganisatorischen Kräfte unter der den, dass die Fabriken veröden
Führung einer wirklichen Bauern und die wertvollsten Produktions­
politik zu einem besseren Aus­ mittel und Arbeitsmöglichkeiten
gleich zv\ ischen Getreide — und für immer vernichtet werden. Wir
VeredlungsWirtschaft e i n g e s e t z t allerdings sind der Meinung, dass
werden. Es muss auch immer wie­ ein 65-Millionenvolk wie das unsder gesagt werden, dass eine wirk­ rige, das auf engen Raum verwie­
lich lebenskraeftige Landwirt­ sen ist, dessen Boden nichts von
schaft, die zu den Grundlagen ei- selbst hergibt und das ein Recht
nes starken B i n n e n m a r k t e s darauf hat, sich auf dem hohen
gehört, nie aufhören darf, an sich Stand seiner Kultur zu behaupten,
selbst zu arbeiten durch immer sich nicht mit einer Binnentausch­
weitere Senkung der Produktions­ wirtschaft zwischen dem agra­
kosten, durch Verbesserung und rischen und industriellen Sektor
Verbilligung der Absatzmethoden begnügen kann, und dass es auf
und durch Steigerung der Quali­ die Daner überhaupt keine ver­
tät ihrer Erzeugnisse. Hier liegt nünftige Möglichkeit g i b t , die
ein ungeheuer weites Feld für die unendlichen Kraefte technischer,
deutsche Landwirtschaft, das ihr geistiger, unternehmerischer und
trotz der trüben Gegenwart eine kultureller Art, die im deutschen
Volke ruhen, vom Einsatz für die
grosse Zukunftshoffnung lässt.
Welt fernzuhalten. Die Landwirt­
W a s i s t d e s B i n n e n m a r k t schaft selbst hat in erster Linie
Interesse daran, dass der nicht­
ohne Aussenhandel?
Teilt man den Gesamtasabsatz landwirtschaftliche S e k t o r der
in Eigenverbrauch und Aussenab- deutschen Wirtschaft wieder so
PULLMAN
CRÉDITO BALEAR
Spezial Auslands Abteilung
-
T e l . 1300 und 2222
7 Palacio
Geldwechsel
-
-
Telegr.
C RED I L EAR
PALMA DE MALLORCA
-
Kreditbriefe
DER
4
stark wie möglich werde; denn wir
stehen heute an dem Punkt, wo
kein Schutzzoll und kein Verwen­
dungszwang, k e i n e Zinsrestrik­
tion u n d k e i n Schuldnerschutz
mehr verhindern koennen, dass
die Erzeugnisse d e s deutschen
Bodens zu kuenstlichen Preisen
nicht mehr aufgenommen werden.
Damit waere der Ruin der deut­
schen Ernährungsbasis erst recht
besiegelt. Nur wenn sich die deut­
sche Wirtschaft als Ganzes neu
belebt, nur wenn es gelingt und
wenn man es nicht durch verkehr­
te Eingriffe kuenstlich verhindert,
dass Deutschland als industrielles
Verarbeitungsland sich soweit wie
nur irgend moeglich wieder in
den Welttausch verkehr einschal­
tet, kann auch der deutsche Land­
wirt wieder zu Wohlstand gelan­
gen. Nicht der Verzehr von Brot
und Kartoffeln, wohl aber der
Verbrauch aller Veredlungspro­
dukte ist bei einer Wiederbele­
bung der Wirtschaft steigerungsfaehig. Hier liegt fuer die Zukunft
d i e g r o s s e Absatzreserve der
Landwirtschaft. Die baeuerliche
und die industrielle Veredlungs­
produktion, beide z i e h e n ihre
Kraft aus der deutschen Gabe der
Verarbeitung, die aus dem rohen
Stoff das feinere Erzeugnis berei­
ten, das edlere Beduerfnisse be­
friedigt und weckt und die Vor­
bedingungen s c h a f f t zu einem
freieren und wuerdigeren Dasein.
Die AufsRtzrelhe 'DER D E U T S C H E B O ­
DEN A L S B A S I S DER E R N A E H R U N G " stammt
aus den Wirtschaftsheften
der "Frankfurter
Zeitung" aus dem
JAHRE
1932.
Nov. 5
HEROLD
dieser Zahl enthalten sind, so er­
niedrigt sich die Zahl auf 79 vH.
Tatsache ist aber, dass unsere Er­
nährung zu 4/5 von der heimi­
Die Schriftleitung. schen Landwirtschaft
bestritten
wird.
Der gegenwaertige Stand der deutschen
Die Schaetzung ueber das Er­
gebnis
der diesjaehrigen Getrei­
Selbstversorgung.
deernte bestaetigt erfreulicher­
Es wird die Frage aufgeworfen weise, dass es in diesem Jahr dem
wieweit die deutsche Landwirt­ deutschen Bauern zum ersten Mal
schaft heute in der Lage ist, unser voellig gelungen ist, den gesamten
63 Millionen Volk zu ernaehren. Bedarf des deutschen Volkes an
Nach dem unglueckseligen Aus­ Getreide zu decken. Nach den Er­
gang des Weltkrieges und seinen mittlungen des Institutes für Kon­
verhaengnisvollen Auswirkungen junkturforschung haben wir bei
waehrend d e r Nachkriegsjahre Zucker, Trinkmilch, Fleisch und
war es fuer die Landwirtschaft ein Kartoffeln sogar eine Übererzeu­
kühnes Unterfangen, Deutschland gung. Der Anteil des im Inland er­
in der Versorgung mit einheimi­ zeugten Gemueses macht ungeschen Nahrungsmitteln von Aus­ f a e h r 90-96 vH, der Anteil von
land unabhängig zu machen. Und Butter und Kaese etwa 80-90 vH,
trotzdem ist es dank der unerhör­ und der Anteil von Eiern 60-70
ten Anstrengungen einer an sich vH. aus. Die groesste Aufgabe erbereits kranken Landwirtschaft- waechst der heimischen Landwirt­
we nigstens zu einem erheblichen schaft aber, wenn das Ziel, den
Teil gelungen. Der Einfuhrueber- Fettbedarf restlos im Inland zu
s C h u s s an landwirtschaftlichen erzeugen, erreicht werden soll.
Erzeugnissen, der im Jahre 1927 Aus diesem Grunde hat die Reichs­
n o c h 5 Milliarden Reichsmark regierung durch ihre Verordnun­
betrug, ging im Jahre 1932 auf 1,8 gen Massnahmen eingeleitet, die
Mrd. RM zurueck. Das war ein geeignet sind, uns von der Einfuhr
gewaltiger Erfolg! Über 3 Mrd. auslaendischer Futtermittel allRM waren eingespart worden. Im maehlich frei zu machen.
vergangenen Jahr wurden rd. 87
vH aller in Deutschland Verzehr­
ten Lebensmittel von der heimi­
schen Landwirtschaft erzeugt. Beruecksichtigt man allerdings die Elektr. Installation
/
Radio - Telefon
zur Erzeugung eines Teiles der
Beleuchtungskörper
landwirtschaftlichen Erzeugnisse
T e l . 2231
PALMA
eingefuehrten Futtermittel, die in Plaza Rosario 1
Unser Wirtschaftsdienst bringt uns nun zum
Zwecke der Gegenueberstellungeinen kurzzusam
mengefassten Aufsatz ueber das Thema "Deut­
sche Selbstversorgung" aus den letzten Mona­
ten des
JAHRES
1933.
I R T S C H A F T S D I E N S T
Auf den internationalen Wa­
renmärkten war die Tendenz in
den letzten beiden Wochen nicht
einheitlich. Die rückläufige Preis­
entwicklung hat auf der Mehrzahl
der Märkte angehalten. Dies trifft
b e s o n d e r s für verschiedene Märk­
te pflanzlicher Erzeugnisse, na­
mentlich für die Getreideund Ko­
lonialwarenmärkte zu, die bei der
zui- Zeit herrschenden geringen
Aufnahmeneignung der teilweise
recht gut vorversorgten Verbrau­
cher wieder in staerkerem Mase
dem Druck seitens der immer
noch sohr hohen unverkauften
Weltvorraete unterlagen.
hat das Nahrungsmittelgewerbe
mit 27,4°/ sowie das Bekleidungs­
gewerbe mit 20 °/ . Erst in grös­
serem Abstand (Haus- und Wohn­
bedarf 8,2 °/ , Kulturbedarf 7,2 °/ ,
Kohlen 4,6 °/ ) folgen die übrigen
Gewerbe des deutschen Einzel­
handels.
0
0
0
0
0
MARMELADEN
ALFRED
HILL!!
7 °/ iger Anstieg des deutschen Bleisftexports 1933
0
Die deutsche Bleistiftausfuhr
hat sich innerhalb der ersten acht
Monate des laufenden J a h r e s
recht guenstig entwickelt. Der Ex­
port stieg von 225,8 auf 241,4 Mill.
Stueck an und verzeichnet somit
eine Zunahme um 7 °/ . Aehnlich
wie auf anderen Gebieten machte
sich auch hier die japanische Kon­
kurrenz recht unangenehm be­
merkbar.
0
Heizungsanlagen jeglichen Systems!
Ventilation - sanitaere & Kuehlanlagen
Deutschland
Fahrstuehle-Lastaufzuege
37 Mrd. RMdeutscher Einzelhandelsumsatz
Der deutsche Einzelhandels­
umsatz wurde auf Grund zuver­
lässiger Berechnungen auf insge­
samt 37 Mrd. RM = 60°/ aller
deutschen Handelsumsaetze geschaetzt. Den groessten Anteil am
d e u t s c h e n Einzelhandelsumzats
o
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Palma de Mallorca
Nov. 5
DER HEROLD
o
Staatliche Massnahmen zur Unterstuetzung
des schweizerischen Hotelgewerbes
Die russischen Holzexporte nach England
für 1934
England
Vertreter der UdSSR verhandeln z. Zt. mit Vertretern der englischen Holzindustrie ueber den
Abschluss der fuer 1934 zu taetigenden russischen Holzexporte
nach England. Waehrend ueber
die Hoehe der Preise eine Einigung bisher noch nicht erzielt ist,
wurde bereits die Verschiffung
350.000 Standards Schnittholz,
d. s. rd. 100.000 Standard weniger
als 1933, beschlossen.
KK
Amerika
Eine grosse amerikanische WohnsiedlungsAktion
Türkei
Neue grosse Eisenerz-Forschungen
in der Türkei
Die schweizerische Regierung
hat dieser Tage, wie wir hoeren,
den Beschluss gefasst, dem heimischen Hotelge^ erbe durch den
E r l a s s staatlicher Massnahmen
eine starke wirtschaftliche Unterstuetzung angedeihen zu lassen.
Es wurde u. a. ein Entwurf angenommen, der das Verbot der Er
richtung neuer Hotels bis Ende
1936 vorsieht.
KK
Die vor Kurzem in der Naehe
der Farrasch- und Pijurt-Gebirge
entdeckten Eisenerz-Vorkommen,
die mit zu den reichhaltisten der
Türkei zaehlen sollen, werden in
den naechsten AVochen auf ihre
Abbaufaehigkeit hin einer naeheren Untersuchung unterzogen. Sobald diese Untersuchungen die
Abbaufaehigkeit dieser EisenerzVorkommen bestaetigen, soll -wie
verlautet mit staatlicher Hilfe-mit
Holland
der Verarbeitung dieser EisenerStark ruecklaeufige Einnanhmen der ho!ze begonnen werden.
laendischen Handelsschiffahrt
KK
Die weitere Verschaerfung der
internationalen Wirtschaftskrise Die Bücherausfuhr in Furopa
im vergangenen Jahr hatte eine
ziemlich wesentlich Verringerung
In der B u e c h e r a u s f u h r inder Einnahmen der holländischen
Handelsschiffahrt zur Folge. Die nerhalb Enropas rangiert in dieNettoeinnahmen der ho 11 a endi- sem Jahre die Schweiz an erster
schen Handelsschiffahrt beliefen Stelle. Sie fuehrte 8379 Doppelsich 1932 auf nur 86 Mill. hfl. ge- zentner Buecher aus. Im Vorjahr
gen ueber 125 Mill hfl. im Jahre stand Oesterreich mit 8689 Dop1931. Die Rekordeinnahmen wur- pelzentner gegen 7619 Doppelden 1929 erzielt und erreichten zentner 1933 an der ersten Stelle.
(Die Berechnungen betreffen den
eine Hoehe von 196 Mill. hfl.
Zeitabschnitt Januar — August.)
Deutschland fuehrte in dieser Zeit
Polen
18 713 Doprelzentner gegen 22 625
im
Vorjahre aus.
Veraenderungen im polnischen
KK
Siemens-Konzern
Die amerikanische Regierung
wird in Kürze, wie aus New York
berichtet wird, eine grosse Wohnsiedlungs-Aktion in die Wege leiten, die im Rahmen eines allgemeinen Arbeitsbeschaffungsprogramms fuer öffentliche Arbeiten
durchgeführt werden wird. Während auf der einen Seite hierduch
die amerikanische Bauwirtschaft
eine wesentliche Unterstuetzung
erfahren wird, sollen auf der anderen Seite die gegenwärtig noch
in den grossen amerikanischen
Städten bestehenden Elendsquartiere abgeschafft werden. Mit der
Einleitung der Bauarbeiten soll
noch in diesem Jahr begonnen
Die von den polnischen Siewerden.
Zollnachrichten
mens-Werken in den einzelnen
K K groesseren Staedten Polens bisher
aufrechterhaltenen Niederlassun- Spanien: Wie wir hoeren, ist die
gen sind vor Kurzem wie aus War- spanische Holzkohlen-Einfuhr soeSchweiz
schau berichtet wird, aufgeloest ben der Einfuhrkontingentierung
Das Jahresdefizit 1935 der Schweizerischen
worden. Gleichfalls wurden die
Bundesbahnen 50 Mili. Fr.
Abteilungen der Siemens & Schuk- unterworfen worden. Die fuer
Die G e n e r a l d i r e k t i o n d e r kert Werke in Wien und der Te- Deutschland gueitigen KontingenSchweizerischen Bun de sbahnen lefunkenwerke in Warschau auf- te werden demnächst bekanntgeveranschlagt das Jahresdefizit für geloest. Die polnischen Siemens- geben werden.
1933 auf insgesamt 45,5 Mill. Fr. Werke haben kuenftig ihre ZenNach den bisher für das kommen- trale in Warschau, von wo sie den
de Jahr vorliegenden Anhaltspunk- Vertrieb ihrer Erzeugnisse aus u*
m
te n hinsichtlich d e r Weiterent- vornehmen. Weiterhin erfolgte
wicklung der Verkehrseinnahmen die Uebernahme des Vertriebs
wird auch fuer 1934 noch ein De- der Erzeugnisse anderer polniC a d e n a 6 - T e l . 1770 - P a l m a S
fizit in der Gewinn- und Verlust- scher Elektro-Unternehmen, zu
rechnung in Hoehe v o n rd. 50 dener u. a. auch die Polnische
Reiseartikel, Porzellane und S
Mill. Fr- erwartet.
Gluehbirnenfabrik "Osram" geKristalle, Parfuems und
hoert. Die Belieferung der polniCremes erster Haeuser 5
schen Siemens-Werke mit ErzeugSaemtliche
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Nov. 5
DER HEROLD
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K U L T U R
Lutherstaetten in Worms
Von
Adolf Tschirner-Worms
Dia Lidherstadt Worms feiert
mit einer Festwoche Dom 5 . —
12. November den 450. Geburt­
stag des grossen Reformators.
RDV. Keine deutsche Stadt
war als Geburtsstätte der Refor­
mation geeigneter als Worms, die
deutsche Königsstadt am Rhein!
Durch die Heldensage schimmert
ihr Name. Sie ist auf das engste
verbunden mit der deutschen Kai­
sergeschichte. Als H e r z p u n k t
deutschen Lebens am Rhein, war
Worms zeitweise des Deutschen
Reiches politisch bedeutendste
Stadt. So wurde auch die mittelal­
terliche Stadt Ausgangspunkt der
Reformation.
Wohl sank die glanzvolle Sze­
nerie des Reichstages von 1521 in
sinnloser französischer Z e r s t ö ­
rungswut 1689 für immer dahin.
Aber das ist das Eigenartige und
Ergreifende zugleich: Die Worm­
ser Lutherstätten wollen mit dem
Geiste und mit dem Herzen ge­
schaut werden. Im Grün herrli­
cher Anlagen steht auf dem Lu­
therplatz das weltberühmte Lu­
therdenkmal mit seinen zwölf überlebensgrossen Figuren aus der Reformätionsgeschichte. Als Dankes­
mal hat es die evangelische Chri­
stenheit der ganzen Welt 1868 hier
errichtet. Tausende d e u t s c h e r
Christen aus allen Teilen der Welt
pilgern alljährlich hierher und er­
leben mit den Bürgern vonWorms
die deutsche Reformation, die Tat
Dr. Martin Luthers!
Verschwunden ist der prunk­
volle Bischofshof im Schatten des
900-jährigen Domes, das Reichs­
tagsgebäude von 1521. Der Rasen
des Heylshof-Bartens deckt liebe-
U.
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Museum d e r S o c i e d a d Arqueológica Luliana
Palma
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bittet u m freundlichen B e s u c h Ihrer s t a e n d i g e n
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voll die Fundamente zu. Die alte Aste gewachsen sein soll an jenem
Herrlichkeit versank; L u t h e r s Tage, an dem Luther im nahen
Wort aber, das an dieser Stelle Worms sein mannhaftes Wort vor
wie ein Blitzstrahl hinausflammte Kaiser und Reich sprach. Das Lu­
in die Welt, besteht und wird die therpförtchen ist eine alte Fi­
scherpforte in der frühgotischen
Jahrhunderte überdauern.
Auch Luthers
Wohnung in Stadtmauer. Luther soll sie 1521
Worms ist nicht mehr. Verschwun- durchschritten haben, um dem
d e n ist d e r Bau, in dem der grenzenlosen Jubel der Menge zu
junge Augustinermönch mit sei­ entgehen.
nem Gewissen rang, bevor er sich
Eine Lutherstätte, in der noch
zu dem entscheidungsvollen Gang heute wie vor mehr als 400 Jahren
zu Kaiser und Reich anschickte. der Geist Luthers lebt, ist die
Am Anwessen Haardtgasse 4 kün­ würdig wiederhergestellte Mag­
det eine bronzene Tafel, dass hier nuskirche nahe beim Dom. In ihr,
der Hof der Johanniter stand, die der ältesten evangelischen Kirche
Herberge des Reformators. Eine S ü d w e s t d e u t s c h l a n d s , wurde
Lutherstätte von eigenem Reiz schon vor 1521 im Geiste Luthers
und Zauber ist die Lutherbiblio- gepredigt. Fast alle evangelischen
theck im Musseurnder
Stadt Kirchen in Worms sind dem Ge­
Worms. Hier liegen in "seltener denken Luthers oder des Luther­
Vollständigkeit ausgebreitet die reichstages gewidmet. Wir mögen
Druckschriften und Flugblätter hineinschauen in die weite festli­
des kraftvollen Reformationszei­ che Halle der barocken Dreifaltig­
talters, und hier spürt man am un­ keitskirche mit dem Kolossalge­
mittelbarsten den Menschen Lu­ mälde des denkwürdigen Reichs­
ther. Unter Glas und Rahmen tages von M. Seekatz, oder uns
liegt ein Exemplar der berühmten in der Lutherkirche im westlichen
Wittenberger Pergamentausgabe Stadtteil an der feierlichen Schön­
der Lutherbibel mit einer ganzseiti­ heit eines modernen Gotteshau­
gen Eintragung Luthers. In den ses erbauen, immer wandeln wir
Wandschränken eines zur Biblio­ auf den Spuren jener denkwürdi­
thek umgearbeiteten gotischen gen Stunden vom April 1521.
Chorgestühles hängen Originalbriefe von der Hand des Dr. Mai
Das ist ja das Grosse und Erha­
tinus.
bene der Lutherstätten in Worms,
Frommen Legenden verdanken der Lutherstadt am Rhein.
das' Lutherpförtchen und der Lu­
Sie predigen noch immer von
therbaum, ihre Namen. Vom Sturm der Groesse und Würde dieser
zerzaust, aber noch jedes Jahr im ergreifenden Stadt, die man ge­
grünen Laube prangend, steht im schaut haben muss, um Deut­
Stadtteil Pfifligheim eine gewalti­ schlands Seele zu kennen!
ge Ulme, die aus einem dürren
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DER
Nov. 5
Deutsche Kulturarbeit im Baltikum
50 Jahre Revaler Stadtarchiv
Dieser Tage konnte das Stadt­
archiv der estländischen Haupt­
stadt Reval se in 50 jahriges Jubilaeum feiern. Deutschbalten ha­
ben dieses wichtige Archiv einge­
richtet. Erster Archivar war Theo­
dor Schiemann, der spaetere Ber­
liner Geschichtsprofessor. Reval
wurde damals noch von einem
deutschbaltischen Magistrat ver­
waltet und sicherte sich bald die
Mitarbeit des heute noch im Amte
befindlichen A r c h i v d i r e k t o r s
Greiffenhagen, der ebenfalls ein
Deutschbalte ist. Zum Jubilaeum
im Revaler Rathausegingen zahl­
reich Glückwünsche aus dem Aus­
lande ein, darunter solche vom Preusischen Staatsarchiv in Berlin,
von den hansestaedtischen Archi­
ven und dem Hansischen Ge­
schichtsverein, der Reval angehoert, schliesslich von der Witwe
Professor Schieriianns. Das Stadt­
archiv hat zum Feste eine Schrift
herausgebracht, die in deutscher
und estnischer Sprache abgefasst
ist. Sie traegt den Titel "Fuenfzig.
Jahre wissenschaftlicher A r b e i t
im Revaler Stadtarchiv".
KK
Die alt-isländische Saga eine
bäuerlich-kriegerische Welt
Von Josef Duenninger
Die Forschung des germa­
nischen Altertums hat in den zwei
letzten Jahrzehnten einen ausser­
ordentlichen Aufschwung genom­
men und unsere Vorstellung von
dieser Zeit von Grund auf gewan­
delt und neu gestaltet. Die Hoehe
der altgermanischen, aus heroi­
schen und bäuerlichen Elementen
aufgebauten Kultur, die starke
Formgewalt altgermanischer Dich» tung, die heroische Mithik dieser
Zeit—all diese Züge greifbar und
in ihrem Kern verstanden. Dass
eine solche Belebung der For­
schung nicht Zufall und Laune,
oder Liebhaberei der Gelehrten
enstpringt, sondern e i n e m neu
erwachten Sinn fuer heroische
Lebens—und Kunstformen, ist
ohne weiteres verstaendlich. Nun
sind uns allerdings aus dem ger­
manischen Sueden nur spaerliche
Fragmente (Hildebrandslied) er­
halten, denn in der frühen Begeg­
nung mit dem Christentum wan­
delte sich Sinn und Gestalt des
Germanischen, und der Einsatz
von Blut, Sippe und Stamm wuchs
in der Beruehrung mit der Ge­
schichte zu neuen welgueltigen
HEROLD
7
Formen, die nicht mehr rein ger­
manisch waren, sondern abendlaendisch. Der Norden dagegen—
wie der Autor in der "Deutschen
Zeitschrift" feststellt—hat die ger­
manische Form um ein halbes
Jahrtausend laenger bewahrt und
uns damit eine Rekonstruktion
des Geimanischen überhaupt erst
ermoeglicht. Wenn auch bereits
vom Christentum beruehrt, der
Norden wurde, doch nicht in sei­
nem .Lebenskern getroffen; wenn
auch antiker und orientalischer
Kultur begegnend, er wurde nicht
verzaubert und verwandelt. Seine
dauerndste und dichteste Form
aber gewann das Nordgermani­
sche auf Island, wo ein ausgewähl­
ter Menschenschlag eine ausge­
sprochen bäuerliche und dennoch
heroische Kultur schuf. So hat
vor allem in der uns heute beson­
ders anziehenden Kultur Islands
das Germanische in einer harten
Beschränkung auf sich selbst sich
fortentwickelt zu einer Welt uner­
bittlicher Kampfgesinnung. In der
tödlichen Abgeschlossenheit die­
ser Insel konnte solche Gesinnung
keinen Raum zur Entfaltung fin­
den, die Unruhe des Blutes musste sich gegen sich selbst wenden,
und die Kräfte verzehrten sich in
aufreibenden Kämpfen unter' den
Sippen selbst. Dies ist die Tragik
Islands, wie sie in der Weltge­
schichte kaum ein Gegenbeispiel
findet: dass eine ungeheure Kraft
nicht den Ort ihrer Wirkung fin­
den konnte, dass ihr der geschicht­
liche Raum versagt blieb. Die
bäuerlich - kriegerische Welt Is­
lands hat sich einen unerhört star­
ken und eigenartigen Ausdruck
geschaffen in ihren Sagas, d. h.
Familienromanen. Gerade diese
Sagas gehen uns heute besonders
nahe und erscheinen uns als die
dichteste Formung germanischen
Wesens überhaupt. Es ist bezeich­
nend, dass die Saga auch für un­
sere m o d e r n e D i c h t u n g eine
fruchtbare Anregerin wurde. Die
Dichtungen der Sigrid Unset, Ham­
suns und Puans sind ohne sie
überhaupt nicht denkbar, in den
bäuerlichen Romanen des Nord­
t
deutschen Friedrich Griese, in dem
letzten B u c h d e s Ostpreussen
Ernst Wiechert, «Die Magd des Jür­
gen Doscocil», und in dem Roman
von Paul Ernst «Der Schatz im
Morgenbrotstal» spüren wir Form
und Stimmung der Saga. Und vor
nicht zu langer Zeit hat Will Ves­
per in seinem «Harten Geschlecht»
den Versuch einer Erneuerung
der Saga gemacht.
Neue Literatur
Alexander Lernet - Holenia: Ich war Jack
Mortimer
Im neuesten Werke Lernet Holinias das soeben im. S. tischer
Verlag Berlin herauskommt, wird
der Leser in einen tollen Wirbel
von Abenteuern und kriminalisti­
schen, Verwirrungen verstrickt
Der Held des Romans geraet in
dem Bestreben, einem unbegrün­
deten Mordverdacht zu entgehen,
immer tiefer hinein in die Maschen
eines unentrinnbaren Indiziennet­
zes, erlebt die unerwartetsten Er­
niedrigungen, Erhebungen und
Erfuellungen und v e r s c h m i l z t
schliesslich seelisch, beinahe kör­
perlich mit dem Opfer. Man wird
sich also sagen: Aha, ein Krimi­
nalroman! Ja! aber keine krimina­
l i s t i s c h e Geschicklichkeitspruefung sondern ein tolles Abenteuer­
gewebe, von einer geistreichen
und ironischen Phantasie geknuepft.
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Streik im HollywoodParadies?
Die Fortsetzung einer Höchstgrenze fuer die Stargagen droht
das Paradies des Filmzaubers Hollywood in Revolution zu versetzen. Die Filmschauspieler haben
grosse und durchaus nach dem
Muster des politischen Kampfes
aufgezogene Protest-Massenversammlungen abgehalten und fuer
den Fall, dass die neue Regelung
tatsaechlich zur Anwendung gebracht wird, einen allgemeinen
Star-Streik angekuendigt. Die bekannten Darsteller vertreten die
Auffassung, man koennte sie, deren Ruhm durch Riesenaktionen
der Reklame "gemacht" worden
sei und so viel Geld gekostet habe, doch unmoeglich mit zwar
begabten, aber voellig unbekannten Schauspielern auf eine Honorargrenze festlegen, Die Behoerden sind allerdings anderer Meinung
KK
Busier Keaton jun. startet
Buster Keaton hat zwei entzükkende Jungens, d e r e n ältester
demnächst zum ersten Mal in einem Film, auftreten wird. Im Gegensatz zum Vater zeigt der junge
Keaton ein ausgeprägtes dramatisches Talent. Jetzt s u c h t d i e
Filmindustrie fuer den Jungen ein
Drehbuch, — und wir wollen hoffen, dass es nicht im Sinne der
verlogenen "verlorene -Kind-Ro mantik". die wir nachgerade zur
Genuege kennen, ausfallen wird.
Verpachtung der Wiener
Volksoper
Die Wiener Volksoper ist an
Geheimrat Rainer Simons v e r pachtet worden. Simons leitete
die Bühne bereits einmal vor dem
Kriege. Damals zählte die Volksoper noch zu den besten Opernbühnen Europas. Die Jeritza, Emil
Schipper, Josef Schwarz und Zemlinsky gehörten damals zum Ensemble.
KK
f*
S
§#M
HEROLD
Wien will Hauptmann
boykottieren
9
KÜNSTEN
M e m e l verbietet...
Der deutsche Film "Die elf
Schillschen Offiziere" ist von der
Memeler Filmpruefstelle fuer das
Memelgebiet verboten worden.
Die Behoerden von Memel zeigen
sich in der letzten Zeit wieder besonders eifrig in der Handhabung
des Zensurbleistiftes gegenueber
deutschen Film-uud Theaterstükken. Dabei ist es garnicht verwunderlich, dass man sogar Verbote
gegen Gestalten der deutschen
Vergangenheit auspricht.
Die Werke Gerhart Hauptmanns begegnen in Wien ploetzlich eisiger Ablehnung. So zeigt
sich das Wiener Burgtheater, das
sich sehr fuer die Urauffuehrung
des neuen Hauptmann Dramas
"Die goldene Harfe" interessiert
hatte, durch die nunmehr in München erfolgte Welt-Urauffuehrung
in seinem Ehrgeiz gekraenkt. Man
schreibt in den Wiener Blaettern,
es sei gut, dass es so gekommen
E u g e n Rex als O p e r e t t e n - A u t o r
sei, denn das Burgtheater sei doch
nicht.die rechte Staette fuer die
''Der Stern von Marokko" ist
Auffuehrung dieses novellistisch der Titel der ersten Operette des
wirkenden Werkes.
b e k a n n t e n Schauspielers und
Filmstars Eugen Rex. Der Künstler hat die Operette gemeinsam
mit Hillmar Springfeld geschrieVerlaengerung des Werner Krauss-Gastben. Die Urauffuehrung ist noch
piels in London
nicht festgesetzt.
Das Londoner Gastspiel von
Werner Krauss wird bis Ende
Was uns die neue
November verlaengert werden.
Spielzeit bringt.....
Nach Ablauf seiner Londoner Bauernstuecke, Soldaten-Dramen, bodenstaendige
Lustspiele
Verpflichtungen - die (vielleicht
gerade durch die GegenpropaZum Bühnenvertrieb gelangen
ganda von Seiten deutschfeindli- fuer die beginnende Spielzeit folcher Kreise!) zu einem wirklich gende Neuerscheinungen, die
ueberragenden Erfolge des gros- deutlich den D r a n g des Deutsen deutschen Kuenstlers gewor- schen Theaters zeigen, den deutden sind - wird Krauss in Berlin schen Baürn, den heldischen Menfuer sein Gastspiel in "Hundert schen, den Soldaten und - was
Tage" proben. Krauss wird den sehr wichtig ist - das bodenstaenNapoleon in dem Mussolini-Stück dige deutsche Lustspiel auf die
bekanntlich im Staatstheater ge- Bretter zu bringen:
ben.
"Ein deutscher Bauer", Schauspiel von Engelbert Jahn; "Zweimal Zaberrí\ Schauspiel von Karl
D e u t s c h e B u e h n e n w e r k e in Prag
L u e t g e ; "-General Garibaldi",
Das Festprogramm des Tsche- Schauspiel von Franz Dattner und
chischen Nationaltheater in Prag, Heinrich B. Kranz; ' Im Anfang
das anlaesslich seines 50 jaehri- war das Wort", Schauspiel von
gen Jubilaeums herauskommt, Kaj Münk; "-Hier bin ich, hier bleib
weist eine betraechtliche Anzahl ictt\ Lustspiel nach dem Englideutscher Buehnenwerke auf. Da- schen des Jan Hay von Julius
runter Richard Wagners "Meister- Berstl; " Hofsaenger, Weinachten
singer", Richard Strauss "Rosen- und Feuerwehr", ein Maerchenkavalier" und Schillers Wallen- spiel von Walter Jentsch.
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D e r deutsche B u e h n e n v e r e l n
—wird seine diesjaehrige Generalversammlung n u n m e h r —
nachdem die Tagung wiederholt
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Berlin abhalten.
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Nov. 5
HEROLD
DER HEROLD
11
FRAUENDIENST.
Der Aufsatz des «BUCHAENDLERs» unter der Rubrick «Der Fachmann spricht»
hat in unserem Leserkreise ungeheueren
Anklang gefunden. Der Artikel war fuer
uns ans zwei Gruenden wertvoll. Erstens
hob er in «fachmaennischer». Form das
nichtigste hervor, was noetig ist,sich durchzusetzen: Gruendlichste Sprachkenntnisse.
Stilistich selten geglueckt, zeigt uns der
« Buchhaendler », dass er ddss was wir wollen richtig erfasst hat. Es sind uns bis heute 17 Aufsaetze zugegangen von denen wir
nur wenige veroeffentlichen koennen. Nicht
weil sie slilistich ungenuegend waeren sondern weil die wenigsten den Sinn der Sache erfasst haben und wird Memoiren oft
im eigenen Interesse der Einsender nicht
ver oeff entlichen wollen.
Zwei"Frauen vom Fach" waren so liebenswuerdig uns die nachfolgenden Artikel zu
ueberlassen, die wir mit dem Motto:.
nis zu unternehmen. Ich gebe des- lernen und ging deshalb nach
halb in kurzen Worten einen Ue- Spanien, nach dreijaehrigem Auberblick ueber das, was ich lernen fenthalt in Paris. Dies allerdings
musste, um die Stellung zu erhal- ohne jegliche Vorkenntnisse des
ten, die ich mir von Anfang an Spanischen, doch da ich Englisch
wuenschte.
und Franzoesisch fliessend sprach,
Nach meiner Schulzeit habe ich war es mir ein Leichtes in einem
noch 2 Jahre lang Englisch stu- Hotel als Sekretaerin unterzukomdiert, ehe ich mich entschloss nach men. Durch taegliches Sprechen
England zu gehen. Da ich «au pair» und eifriges Lesen und Studieren
in einer Schule Aufnahme fand um bekam ich innerhalb eines Jahres
den Kindergarten zu unterrichten, eine ziemlich gute Kenntnis des
hatte ich nie Gelegenheit Deutsch Spanischen. Gleichzeitig verwirkzu sprechen und habe ziemlich lichte sich mein Wunsch in einem
schnell eine grosse Gelaeuflgkeit Reisebüro zu arbeiten. Doch auch
im Sprechen Und Schreiben er- da gab es und gibt's noch viel zu
langt. In meiner Freizeit vervoll- lernen. Es genuegt absolut nicht
kommente ich mich im Maschi- 4 Sprachen jetzt zu beherrschen,
-AUSLANDSDEUTSCHE FRAUEN S E H E N
die Korrespondenz erledigen zu
SICH DURCH» unserem gesch. Leserkreis nenschreiben und in der Steno- koennen, man muss auch faehig
grafie und folgte einem kaufmaenuebergeben.
nischen und sozialoekonomischen sein dem Kunden genaue Auskunft
Kurs. Denn es interessierte mich auf alle seine Fragen geben zu
Die Reisebuerobeamtin
nicht nur Englisch fliessend spre- koennen und man .muss, das ist
Von G. Eva Nierdarmayer, chen zu können, ich wollte so viel wohl eines der wichtigsten Dinge,
wie nur moeglich lernen. Meine die Gewandtheit besitzen den KunPalma
Idee war ja schon immer spaeter den richtig zu behandeln und seiIm letzten Schuljahr denkt man einmal kaufmaennisch, oder in ei- ne Wuensche zu erraten. Es ist
wohl am meisten darueber nach, nem Reisebüro zu arbeiten. Ich wohl nicht zu viel gesagt mit der
was aus uns einmal werden soll ahnte allerdings zu jener Zeit noch Behauptung, dass der Reiseburound wozu unsere Faehigkeiten nicht, dass mein Traum sich erst beamte ein kleiner Diplomat sein
reichen werden. Die meisten von melierere Jahre spaeter verwirkli- soll.
uns muessen heute ja einen Beruf chen sollte. In der Zeit, die ich in
Ich glaube, ich habe nun mit
ergreifen, es ist nicht mehr so wie England zubrachte, habe ich auch all' dem einen ungefaehren Ueberfrueher, wo man lediglich seinem das Franzoesiche . nicht vernach- bick gegeben, was heute in guten
Yergnuegen lebte. Und ich glaube laessigt und als ich mich in der Stellungen verglangt wird. Es ist
es ist besser zu arbeiten, Arbeit englischen Sprache sicher fuehlte, natuerlich durchaus m o e g l i c h
die wir gerne tun, die unser Inte- siedelte ich nach Paris ueber Franzoesisch und Englisch schon
resse erweckt, erfuellt, unser Le- Dort widmete ich die folgenden 2
ben bestimmt mit mehr Befriedi- Jahre dem ausschliesslichen Stugung, als alles andere.
dium dieser Sprache. Doch verBORDADOS
1
Wir haben schliesslich Alle die gass ich nie, nebenbei das kauf- •
1
Sehnsucht auch ein Stueck Welt maennisch Gelernte immer wieder ¡ C a r l o s F a l g u e r a s ¡
zu sehen, doch den AVenigsten von aufzufrischen. M e i n e r A n s i c h t
feinste Tischwaesche.
uns ist es vergoennt Vergnue- nach, ist es bedeutend schwerer
gungsreisen zu unternehmen und korrektes Franzosisch zu spreSpezialitaet:
•da wir unseren Lebensunterhalt chen als Englisch, da alleine schon
Taschentuecher.
verdienen muessen, muss eben ein die Gramatik viel umfangreicher
anderer Ausweg geschaffen wer- ist. Es traegt auch noch viel dazu I Jovellanos 10
PALMA
den. Meistens hat man in der bei, dass man in Paris unwillkuerSchule ein wenig Franzoesisch lich viel mehr mit Auslaendern
und Englisch gelernt und viele zusammenkommt. Man unterliegt
meinen nun, dieses Bisschen und immer wieder der Versuchung zu
das wenige was ein 18 jaehriges probieren, ob man Englisch auch
Maedel vom Leben weiss, genueg- noch nicht vergessen hat. Man
te zur Bestreitung des Lebensun- muss es ja von Zeit zu Zeit auch
terhaltes in einem fremden Lan- wieder auffrischen, denn es hat
de. Die so denken, tun damit sehr keinen Zweck nur die- Gramatik
S a n J a i m e 19
PALMA
Unrecht, denn in jedem Lande zu kennen, es ist nachher vor alwerden heute in einer guten Stel- lem die Uebung und vieles lesen,
lung grosse Ansprueche an das die zur vollkommenen BeherrHerren-und
Koennen gestellt. Man sucht sich schung beitragen. Im 3. Jahr in
ueberall die Talentvollsten heraus Frankreich gelang es mir als SeDamensclmeiderei
Bewerber gibt es ja leider nur viel kretaerin bei einem Arzte eine
Silberfueclise, JYlaeniel
zu viele. .
Stellung zu.finden und erlernte
Ich lebe selbst seit 6 Jahren im ich dadurch auch die franzoesiund Pelzjacken.
Ausland und habe reichlichst Ge sche Korrespondenz.
legenheit gehabt die verschieden
Heute ist es nun sehr schwer
sten Faelle zu beobachten und
HerrenarfiRel
warne Alle, ohne genuegende Vor in Frankreich die ArbeitsbewilliStets Eingang von Neuheiten.
kenntnisse, oder ohne materielle gung zu erhalten und ausserdem
Unterstuetzung ein solches Wag wollte ich wieder Neues sehen und
"CASA TERUEL"
12
DER HEROLD
woehnen waren, ihr gesellschaft­
liche und soziale Gleichberechti­
gung einzuraeumen. Diese Tatsa­
che erklaert sich, wenn man weiss,
dass bisher in S p a n i e n eine
Tanzkunst im Sinne modernen
Kunsttanzes nicht bestand und die
Taenzerin mehr oder weniger ei­
ne Kabarettangelegenheit w a r .
Wenn Eva Tay hier in Palma ge­
gen diese Vorurteile Sturm gelau­
fen ist, wenn sie sich hier gegen
anfaengliches - wenn auch nie öf­
fentlich eingestandenes — Miss­
strauen durchgesetzt hat, so hat
sie allen hierin einen wesentli­
chen Dienst geleistet.
Es mag eineinhalb Jahre her
sein, dass Eva Tay nach Palma
kam. Als Touristin, wie soviele.
Nach einem harten Winter in den
Übungshallen und Anatomiesaelen von Paris wollte sie einige
Wochen Ruhe. Sie wohnte in Ca­
la Ratjada. Von dort kam sie nach
Palma und blieb hier. Ihr neuge­
gründetes Pariser Studio wurde
aufgegeben und stattdessen der
Plan gefasst, sich in Mallorca fest­
zusetzen. Vor ungefaehr einem
Jahr tanzte Eva Tay in Palma. Ihr
Tanz war hier etwas ganz Neues,
etwas ganz Unerwartetes, etwas
was bisher nicht in Mallorca Ein­
gang gefunden hatte. Weder die
Wigman noch die Palucca, weder
die neue Perspektive über Koerperbildung sind hier Begriffe wie
in Deutschland . Die junge Taen­
zerin, die Wigman-und L a x e n burgschulung hat, die im Tanz
Ausdruck seelischer Vorgaenge
sucht, Tanz zur Ausdruckskunst
werden laesst, warf jede hier herschende Vorstellung ü b e r das
Wesen
des Tanzes und der Taen­
Relojería Alemana
zerin über den Haufen. Der mällorquinische M e n s c h , der im
Calle Colón 40-44
Grunde jung und darum aufnahGrosse Auswahl in Longines
mehaehig ist mit jener naturlichen
und kindlichen Neugierde am
Uhren. Wecker, Armbanduh­
Neuen,
lehnte Eva Tay nicht ab
ren usw.
Er blieb abwartend und Hess sich
R e p a r a t u r e n zu niedrigstem P r e i s e .
erobern—langsam und zaeh konn­
te sich der Tanz, wie ihn diese
junge Deutsche auffasste, durch­
DIE TÄNZERIN - EVA TAY setzen.
innerhalb eines Jahres zu erler­
nen. Doch soll man in dem betref­
fenden Lande bleiben solange es
nur irgend moeglich ist, es gibt
immer wieder neue Feinheiten in
einer Sprache.
In jedem der 3 Laender habe
ich zu jeder Zeit und von allen
Seiten immer nur Liebenswuerdigkeiten und die groesste Hilfs­
bereitschaf erfahren. Und trotz­
dem warne ich alle jungen Maedchen ohne genuegende Vorkenn­
tnisse, oder ohne materielle Unterstuetzung in die Fremde zu
gehen. Selbst «au pair» soll man
vorsichtig sein wenn man die Leu­
te nicht kennt, denn man wird oft
furchtbar ausgenuezt, ohne selbst
dabei zu profitieren. Und in ande­
ren Stellungen wird weit mehr
verlangt, als man mit 18 Jahren
wissen kann. Ferner soll man nie
auf gut Glueck in die Fremde ge­
hen, sondern nur wenn man unbe­
dingt weiss, dass man sich sein
Leben oder wenigstens einen Teil
desselben verdienen kann. Alle
Länder und davon besonders Eng­
land und Frankreich hat h e u t e
die A r b e i t s e r l a u b n i s fuer Auslaender sehr eingeschraenkt und
dies erschwert die Stellungssuche
ungeheuer.
Das Leben ist sehr ernst und
schwer und es ist nur ein kleiner
Schritt vom Guten zum Schlech­
ten und gar manches Menschen­
kind, das vielleicht gegen den
Willen der Eltern, ohne Vorkennt­
nisse und ohne Unterstuetszung
ins Ausland ging, ist schon daran
zu Grunde gegangen.
Nov. 5
In ihren Bestrebungen fand
Eva Tay Freunde und Mitkaempfer. Werner Schulz, der hier ver­
schiedene Vortraege gehalten hat
und der als Kritiker zur moder­
nen Tanzkunst eine b e j a h e n d e
Stellung einnahm, gab im Dezem­
ber vergengenen Jahres einen
EinfuehrungsVortrag in den mo­
dernen Tanz. Eva Tay tanzte drei
oder vier Tänze. Der Abend fand
in einem der schoensten Privathaeuser Palmas statt vor einem
gewaehlten Publikum der hiesi­
gen und auslaendisehen Gesell­
schaft. Unter den Eingeladenen
war Jacinto Grau, der Vorkaempfer und bedeutendste Dramatiker
der modernen spanischen Bühne..
Der Erfolg war vollkommen. Als
Eva Tay im Januar ihr erstes oeffentliches Konzert im hiesigen
Theater Principal gab, war das
Haus gefüllt. Alles was in Palma
Bedeutung hatte, war dort. Die spaniche Presse nahm den Tanz Eva
Tay,s mit Begeisterung auf. Das intelektuelle Palma begann sich für
die Künstlerin zu interessieren,.
Lorenzo Villalonga, der Verfasser
des bekannten und ausserordent­
l i c h interessanten Mallorquín er
Romans «Mort de Dama», viel­
leicht e i n e s d e r eigenartigsten
Buecher in katalanischen Spra­
che, widmete ihr verschiedeneArtikel. Miguel Angel Co lomar, ei­
ne der unruhigsten, klügsten und
schoepferisten Menschen Palmas,
Schriftleiter des «El Dia* stellte
seine Feder in ihren Dienst, an­
dere folgten und heute ist Eva
Tay unumschränkt anerkannt, Ihr
Studio, die einzige modern einge­
richtete Gymnastikschule in Pal­
ma ist zugleich eine Art Kuenstlersalon wo sich die spanische
und ausländische Intelligenz trifft,
und wo eine liebenswürdige und
kluge Frau, in der Sachlichkeit
und Kunstlerlaune sich mischt,
einen vorzuglichen Tee oder Café
zu bereiten weiss und wo man in
einer sehr gewaehlten und g e ­
schmackvollen Umgebung ü b e r
tausend mögliche und unmögliche
Dinge spricht.
(Balearieus)
Unter den Deutschen u n d
Auslaendern im Allgemeinen, die
im oeffentlichen Leben Palma's
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sich einen Platz erkaempft haben,
Liefert frei Haus nach allen Teilen der Stadt:
muss man Eva Tay zaehlen. Die
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UND LIKOERE, KOLONIALWAREN.
Stellung, die diese junge Tänzer­
ALLE
DEUTSCHEN
SPEZIALITAETEN: Cervelat-Mett-Leberwurstin geistig und gesellschaftlich ein­
nimmt, ist umso bemerkenswer­
Frankfurter-Wuerstchen-Sauerkraut, Deutsche Erbsen.
ter, als Eva Tay nicht nur Frem­
de ist sondern - und das ist das
studio eva tay
bedeutungsvollste - mit jahrhun­
dertelangen Vorurteilen zu bre­
t e l . 1455
chen hatte hatte, die in einer Tän­
palma de mallorca
zerin einen ausserhalb der Ge­
rambla 37
sellschaft stehenden Menschen sa­
hen und nur schwer daran zu geg y m n a s t i k u n d rythrrrik
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DER HEROLD
14
FEUILLETON
Der Jagdfalke
Altitalienische Novelle von
Adolf Peter Paul
In Florenz lebte ein junger
Edelmann mit Namen Federico,
aas dem Geschlecht der Alberighi.
Ein Meister im Waffenhandwerk
und an höfischer Bildung allen
jungen Leuten der Stadt überle­
gen. Er liebte eine Edelfrau mit
Namen Monna Giovanna, eine der
schoensten und a n m u t i g s t e n
Frauen von Florenz. Um ihre Ge­
genliebe zu gewinnen, gab er Fe­
ste fuer sie und beschenkte sie in
reichstem Masse. Aber sie, deren
Ehrenhaftigkeit ihrer Schoenheit
nicht nachgab, wuerdigte weder
ihn noch seinen Aufwand, den er
trieb, um ihr zu gefallen, ihrer
Beachtung. Durch seine Geschen­
ke und Ausgaben fuer die Ange­
betete aber, die weit ueber sein
Vermoegen gingen, verarmte Fe­
derico schliesslich voellig; er be­
hielt zu eigen nur sein kleines
Gut, von dessen Einkuenften er
zur Not leben konnte. Ausserdem
besass er einen Falken, einen der
besten, den es in der Welt gab.
So ging er also, da er nicht
mehr in der Stadt leben konnte,
mit seiner Liebe im Herzen, die
heisser war als je, nach Campi, wo
sein Guetchen lag, und ertrug,
ohne von jemand Hilfe in An­
spruch zu nehmen, geduldig seine
Armut, die ihm als einzige Lei­
denschaft den Vogelfang erlaubte
Nun geschah es, dass der Gat­
te der Giovanna erkrankte,- und
da er seinen Tod vor Augen sah,
machte er ein Testament und setz­
te zum Erben seines grossen
Reichtums seinen Sohn ein, der
eben dem Knabenalter entwach­
sen wollte, und bestimmte, dass
nach dessen Tode Giovanna sei­
nen gesamten Besitz erben sollte.
Danach starb er.
Monna Giovanna, nun Witwe,
ging, wie es Brauch ist bei den
vornehmen Frauen von Florenz
mit dem Knaben im Sommer aufs
Land, auf einen Familiensitz, der
ganz in der Naehe von Federigos
Gut lag. Und so geschah es, dass
der Junge Federigo kennen lern­
te, sich mit ihm anfreundete und
Gefallen fand an seinen Voegeln
und Hunden. Als er mehrmals
den beruehmten Falken fliegen
und jagen sah, hatte er gleich den
lebhaften Wunsch, ihn zu besitzen
aber er wagte nicht, Federigo cladarum zu bitten, da er sah, wie
teuer ihm der Falke war. So stan­
den die Dinge, als es geschah, dass
der Junge schwer erkrankte. Die
Mutter, voller Schmerz, bemühte
sich Tag und Nacht um ihn, hoerte nicht auf, ihm Trost und Hoff­
nung einzureden, und oftmals
fragte sie ihn. ob er nicht einen
Wunsch habe, den sie ihm gern
erfuellen wuerde, wenn es in ihr­
er Macht stuende. Und der Knabe,
nachdem er oft diese Frage gehoert hatte, sagte, schliesslich:
"Liebste Mutter, wenn Ihr mir den
Falken Federigos verschaffen
koenntet, so glaube ich, dass mich
diese Freude gesund m a c h e n
wuerde."
Die Edelfrau, als sie diese Bit­
te gehoert hatte, blieb zuerst un­
schlüssig und begann zu überle­
gen, was da zu tun sei. Sie wusste
dass Federigo sie geliebt und vor
ihr dafuer kaum einen einzigen
Blick bekommen hatte. Sie sagte
sich: "Wie kann ich zu ihm schikken und um diesen Falken bitten
der nach allem was ich davon hö­
re der beste ist, der jemals auf Vo­
gelfang flog; und wie kann ich so
unhoeflich, so grausam sein, dass
ich einem Edelmanne, dem von
allem frueheren Glanz nur diese
eine Freude geblieben ist, diese
Freude rauben koennte?"
Sie verfing sich ganz in diesen
seltsamen Gedanken. Wuerde er
ihre Bitte nicht erfuellen, w enn
sie ihn um dies Opfer baeteV Siewusste nicht, was sie dem Jungen
sagen sollte, und schwieg und
sann. Aber endlich trug die Liebe
zu ihrem Kinde, das auf den Tod
lag, so sehr den Sieg davon, dass
sie sich entschloss, nicht zu schikken, sondern selbst zu gehen und
um den Falken zu bitten. Und sie
sagte. "Mein Junge sei nicht mehr
traurigr Du wirst bald gesund
werden. Ich verspreche Dir, mor­
gen frueh zu Federigo zu gehen.'
Und von Stund an wurde der
Knabe so froh, dass noch am sel­
ben Tage eine wesentliche Besse­
rung in seinem Befinden festzu­
stellen war.
Am folgenden Morgen naeherte sich Giovanna in Begleitung
einer ihrer Frauen, so als ob sie
spazieren ging, dem Haeuschen
des Federigo und Hess ihn rufen.
Er arbeitete in seinem Garten. Als
er hoerte. dass Monna Giovanna
seiner an der Tuer wartete, eilte
er, voller Staunen und Freude
rasch herbei. Sie ging ihm mit
liebenswuerdiger Anmut entge­
gen. Federigo verneigte sich vol­
ler Ergebenheit, und sie sagte:
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Nov. 5
^Tch gruesse Euch, Federigo. Ich blick gekommen, ihm den eigent- heit wuerdig erzeigen und Euch
bin gekommen, um Euch zu ent- lichen Zweck ihres Besuches mit- ehren zu muessen nach meinem
schaedigen fuer die Verluste, die zuteilen und freundlich begann Vermoegen, mit einer Gabe, die
Ihr um meinetwillen erlitten habt; sie: "Federigo, wenn Ihr Euch Eu- wertvoller ist als man sie sonst
und fuer Eure grosse Liebe; und res frueheren Lebens erinnert gibt. Und da erinnerte ich mich
<iie Entschaedigung ist die, dass und meiner Zurueckhaltung, die dieses Falkens, um den Ihr mich
ich Euch bitte, mit Euch heute Ihr vielleicht als grausame Haer- bittet, und dass er eine Eurer
an Eurem Tische zu mittag spei- té ausgelegt habt, so zweifle ich würdige Speise abgeben wuerde
sen zu duerfen." — Federigo ant- nicht, dass Ihr Euch ueber meine und heute Mittag habt Ihr ihn auf
wortete bescheiden: •'Madonna, Vermessenheit wundern werdet, dem Teller gehabt. Er hat sein
ich erinnere mich nicht, jemals wenn Ihr den wahren Grund mei- Dasein in Eurem Dienst erfuellt:
•durch Euch Schaden erlitten zu nes Besuches bei Euch erfahret. aber wie anders, als es Euer
haben, s o n d e r n ich verdanke Aber wenn Ihr Kinder hättet oder Wunsch war! Ich bin darueber so
Eurem Edelmut und meiner Lie- gehabt haettet und empfinden traurig, dass ich glaube, nie wiebe, die ich fuer Euch im Herzen könntet, wie ueberwaeltigend die der den Frieden meiner Seele fintrug, viel Gutes. Euer Besuch ist Liebe ist, die man .für sie hegt, so den zu koennen. "Und zum Zeugmir eine grosse Freude; doch Ihr würdet Ihr sicher meine Kühn- nis dessen zeigte er ihr Federn,
werdet wissen, dass Ihr zn einenr heit entschuldigen. Auch ich, die Fuesse und Schnabel des treuen
.armen Gastgeber kommt."—Aber ich einen Sohn habe, kann mich Jagdgefaehrten.
schaemte sich, sie in seinem dürf- nicht den allgemeinen Gesetzen
Die Donna, in tiefem Schmerz,
tigen Heim empfangen zu haben mütterlicher Liebe versagen. Und
tadelte
zunaechst, dass er das Tier
gegen
allen
Anstand
und
alle
und fuehrte sie in seinen Garten.
Und sagte: "Madonna, da ich kei- Höflichkeit komme ich, von Euch getoetet, um es einer Dame zur
ne wuerdigere Gesellchaft für ein Geschenk zu erbitten, von dem Mahlzeit zu geben; dann aber sagEuch habe, nehmt mit dieser gu- ich weiss, wie lieb Euch sein Be- te sie, wie ergriffen sie wäre von
ten Frau meines Arbeiters als Be- sitz ist. Dies Geschenk ist Euer der Grösse seines Herzens. Dann
gleiterin vorlieb, indessen ich Falke, in den der Junge so ver- nahm sie Abschied und kehrte,
narrt ist, dass ich fuerchte, wenn hoffnungslosen Herzens, zu ihrem
^ile, das Essen zu richten."
ich ihn nicht mit nach Hause Kinde zurück. Dieses aber ging
Nun erst merkte er, wie gross
bringe, wird sich seine Krankheit nach wenigen Tagen, zur Verzweifseine Armut war und w e l c h
so verschlimmern, dass ich ihn lung seiner Mutter, in das ewige
schlechten Gebrauch er einst von
verlieren werde. Und daher bitte Leben ein. Monna Giovanna verseinem Reichtum gemacht hatte.
ich Euch um Eures Edelmutes grub einige Zeit ihr Herz in TräEr fand nichts, was er der Donna
willen, den Ihr mir gegenueber nen, dann aber ermunterten sie
vorsetzen konnte. Sein Schicksal
so oft bewiesen habt: schenkt mir ihre Brüder, sich wieder zu ververwuenschend und nach einem
den Falken, damit ich sagen kann, heiraten. Da gedachte sie FéderiAusweg suchend, ging er voller
dass ich mit Eurem Geschenk gos und sprach zu ihren Brüdern:
Unruhe in der Halle hin und her.
mein Kind am Leben erhalten ha- "Ich will gern Witwe bleiben: aDie Zeit verging, und er hatte
be und Euch ewig verpflichtet ber wenn Ihr wollt, dass ich wie•doch den heissen Wunsch, seine
der heirate, so werde ich keinen
bin."
Geliebte wuerdig zu bewirten,
andern nehmen als Federigo". Die
Federigo, da er diese ergrei- Brueder spotteten. Da antwortete
wollte auch niemandes Hilfe in
Anspruch nehmen, auch nicht die fende Bitte nicht erfuellen konnte Giovanna: "Meine Brueder, ich
«eines Arbeiters: da fiel sein Blick brach in Tränen aus, ohne ein möchte lieber einen Mann, der
auf seinen guten Falken, der in Wort sprechen zu können. Zuerst Reichtum entbehren muss, als
seinem Käfig auf der Stange sass. meint Giovanna, er weine, weil er meinen Reichtum, der eines ManEr nahm ihn heraus, fand ihn fett sich von seinem Falken trennen nes entbehrt."
genug und würdig, einer solchen muesse, und war gerade im BeDie Brueder Hessen sich daFrau als Mahlzeit zu dienen. Und griff zu sagen, dass sie verzichten
ohne laenger zu überlegen, dreh- wolle. Dja erhob Federigo sein von ueberzeugen, dass der Wille
te er ihm den Hals um, gab ihn sei- Haupt und sagte: "Madonna, nach- ihrer Schwester unabaenderlich
ner Magd zum rupfen und hiess dem es Gott gefallen hatte, mich und die Ehrenhaftigkeit des armit der heiligen Liebe zu Euch men Federigo untalelig war; und
sie, ihn am Spiess zu braten.
Er legte ein weisses Tuch auf zu beschenken, glaubte ich, dass sie gaben ihm die schoene Gioden Tisch, deckte die Tafel, kehr- das Glueck mich fliehe, und oft vanna mit allem ihrem Reichtum
te mit froehlicher Miene zu seiner habe ich darueber geklagt. Aber zur Frau.
Donna im Garten zurueck und alles Leid war leicht zu ertragen
sagte ihr, das Essen waere ange- gegenueber dem, was nun ueber
richtet, so gut und so schlecht er mich kommt Ihr seid zu mir in
•es zu bieten vermöchte. Die Don- mein Haus gekommen, in das zu
¡STRAND V O N ALCUDIA!
na und ihre Begleiterin gingen zu treten Ihr Euch nicht herab liesI . D e z e m b e r E R O E F F N U N G von
Tisch und ohne zu ahnen, was sie set, als ich noch reich war, um ein
G O L F P L A T Z s o w i e Restaurant
assen' verspeisten sie, von Fede- Geschenk zu erbitten, das ich
u. B a r
r i g o mit goesster Aufmerksam- Euch nicht geben kann. Denn als
"EL MOLINO"
keit bedient, den edlen Falken.— ich hoerte, das Ihr in Eurer GnaNach Tisch und nach freundlichem de bei mir speisen wolltet, glaubA u s k u e n f t e a. u e b e r L a n d v e r k a u f
Gespraech mit dem höflichen Wirt te ich, sich und mein armes Haus
P a s e o del B o r n e , 16 T e l . 1072
schien der Edelfrau der Augen- Eurer Vornehmheit und Schoen-
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DER
16
Ein
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oder besser: E i n U n g l ü c k a u f d e r
Eisenbahn.
vom
OUTSIDER.
Sonnabend, nachmittags 6 Uhr.
Ein Telegramm rutscht ins Büro: "KONFERENZ
SONNTAG
VORMITTAG 10 UHR stop MITBRINGET AKTEN...." stop... stop...
..." Na ja, da haben wirs wieder.
In eindreiviertel Stunden den Madrider Express nehmen, gute 12
Stunden Eisenbahn, dann morgen
einige Stunden (natuerlich nutzloser) Konferenz, abends den Express nach Barcelona nehmen, wo
man ' wiederum Montag morgen
geraedert ankommt. Das nennt
sich dann 48-Stundenwoche. Man
möchte manchmal lieber Schuhputzer sein, dann untersteht man
wenigstens dem jurado mixto; ab e r wenn e i n e r halbwegs ein
Poestchen hat, und wenn es auch
nur die Portokasse ist, dann ist
er von Gott und den Menschen
verlassen.
Barcelona, estación de Francia Welch ein Glueck, bei dem
Massenandrang noch ein fast leeres Abteil zu finden. Am Fensterplatz, mir gegenueber, sitzt ein
Andalusier; seiner Mundart nach
zu urteilen, möchte ich schwoeren, dass er aus Jerez de la Frontera ist. Sonst ist niemand im Abteil. Ich freue mich schon aufs
Hinstrecken, denn der gestrige
Bummel auf dem "paralelo" und
im "barrio chino'" bis morgens 4
Uhr steckt mir noch in allen Gliedern. Auf meine Frage, was fuer
ein hohes Tier denn mitfaehrt
(pardon: w ollte sagen, mit welchem hohen Tier wir denn mitfahren) bekomme ich von meinem
"jerezaner prompt die Auskunft;
'' Hombte pero si es
el presidente del Consejo de Ministros! No ve
Vd. ahí el obispo, el gobernador,
el alcalde y la biblia en pasta! Mal
se nos presenta la noche. Nos van
a dar continuamente la lata con
sus revisiones....y gracias, si no
nos pasa nada malo....!"
Recht hat der Mann, das kann
ja gemuetlich werden, nach jeder
Station wird kontrolliert. Aber,
ich habe einen gesunden Schlaf
und ausgestreckt in einem erster
Klasse-Abteil lullt man sich ganz
gut in Morpheus Arme....
Apeadero áe Gracia: Rette sich
T
Nov. S
HEROLD
wer kann. Welch ein Andrang!
Adios Schlaf, adios Hinstrecken,
meinetwegen wird jetzt kontinuierlich revidiert. Langsam fauchend,
zwischen den Steinwaenden der
Calle Aragon, setzt sich der Zug in
Bewegung, langsam findet auch
das "Verehrte" seinen Platz. Wie
schaut's denn jetzt in meinem Abteil
aus? Na, die "boina" verraet den
Euzkadi-Mann (der steigt in Calatayud um nach dem Norden, denke
ich, da gibts einen freien Platz).
Der Cordobeser-Hut verraet den
Mann aus der "tierra de Maria
Santísima", der faehrt sicher nach
Madrid. Schlimm wirds mit dem Sichaustrecken. Und jetzt wer kommt
denn da?.... Ein Catalane... Fünf
Leute im Abteil, aber man hoerte
nur die Stimme des einen. Was
der nicht alles gesehen und erlebt
hatte! Von Ruhe keine Rede. Der
Cordobeser war sehr witzig, gabs
dem Catalanen zu verstehen, mit
und o h n e Blume , verlorene
Liebesmuehe.
Dazwischen das ständige Kontrollieren. Alle hundert Meter
stand laengs der Bahnlinie eine
"pareja" der Guardia Civil.
Zaragoza. Der Catalane faehrt
also auch nach Madrid. Von Schlafen keine Rede. Alle Glieder tun
weh. Zu fünf in einem Abteil sich
auszustrecken, ist unmoeglich.
Calatayud K r e u z u n g s p u n k t .
Der\Herr erhoehrte mein Flehenl
Unser Catalane steigt aus. Also
doch, er fährt nach Norden, Pamplona, San Sebastian oder sonst
wo hin: Hauptsache, dass er aussteigt.
Nachdem der Zug wieder eine
gute Weile unterwegs war und
wir alle vier das Aussteigen des
Catalanen durch sofortiges Ausstrecken unserer Beine auf die
freigebliebenen Sitze gebuehrend
verwertet hatten, sagt ploetzlich
der Cordobeser: "Hombre, pero si
er tio ese ha dejado su maleta!
Ay, que me troncho! Viajando hacia el horte un vendedor catalán de
medias marca "Nunca se rompe",
deje su muestrario en el tren que
camina hacia el Suri Ay, que me
troncho" Das war Pech. Nun geht
die Diskussion los. Was machen?
Langes hin und her: meine Mitfahrenden waren sich darüber einig, dass die "maleta'', nach Madrid muesse, dieser Strumpfreisende, der uns waehrend 6 Stunden den Schlaf genommen hatte,
verdiene gar nicht, dass wir uns
um ihn kümmerten: "Que le parece a Vd ?" Das galt mir und
prompt kam auch meine Antwort:.
' 'Señores, su decisión no me parece bien. Vamos a preguntar al revisador si se acuerda de la estación de destino de este hombre!".
Gesagt getan: der Schaffner meint
nach einigem Besinnen: Bilbao*
nimmt die "maleta" an sich und
uebergibt s i e d e m Stationschef
des naechsten Bahnhofs. "Er tio
ese no se merese tanta atensión\'
meint "meirí'jerezano. Recht hat
er, denk ich. Aber an der Tatsache
dass er während 6 Stunden ueber
unseren Schlaf disponierte, aendert es nichts, wenn wir seinen
Koffer nach Madrid nehmen!
y
Es lebe die deutsche Logik, es
lebe die deutsche Genauigkeit
Gegen 6 Uhr, trueber Tag, esgeht gegen Madrid. Siguenza liegt
laengst hinter uns. Bald muss
Guadalajara kommen.. Da heissts
die fuenf Minuten schnell benutzen, um einen heissen Kaffee "an
die hintere Wand zu werfen". Unser Quartett stand stramm am
Bahnhofsbufett in Guadalajara*
die Zungenspitze sich am ockerfarbenen heissen Gewaesser verbrennend.... die Glocke laeutet.....
"Señores, viajeros al trenVMl Zahlen und laufen.... und der Cordobeser mit unserem Catalanen zusammenstossen, war eins!.... Hergott noch mal.... W as ist denn
jetzt passiert?
T
Ich verzichte auf die Wiedergabe der Szene, die sich nunmehr
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B A R C E L O N A
P a l m a de M a l l o r c a
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Schneiderei
- : -
Reiseärtikel.
DER HEROLD
Nov. 5
17
Aber einige hat das L e b e n autos und ein Schupo-Lastwagen
doch zu hart angepackt. Sie haben f o l g e n . Die Alte tritt an den
verbittert o d e r resigniert ihre Rinnstein zurueck, wartet... Wie­
Rechnung abgeschlossen, und ih­ der zwei Schritte nach vorn, wie­
re alten mueden Herzen koennen der Autos, Avieder zurueck an den
nicht mehr glauben.
Rinnstein...
Einige von diesen alten Da­
Jetzt ist die Bahn endlich frei.
men kenne ich schon recht gut. Die Verkehrsampel an der Kreu­
Da ist die Gattin eines einst all zung hat den Strom fuer ein paar
maechtigen Berliner Theaterdi­ Sekunden abgestoppt. Dort vorne
rektors, den nun schon längst die liegt noch immer das Goldstueck.
Erde deckt. Das ist keine von de­ Es ist ein Fuenfmarkstueck, man
nen, die den Kopf haengen lassen. sieht es deutlich, ein blitzend es
Sie hat noch auf ihre alten Tage Fünfmarkstück. Die Sonne spielt
die Schreibmaschine meistern ge­ in der Regenpfuetze und laesst es
lernt und tippt mutig und unver­ leuchten wie ein Kristall.
drossen schwierige Übersetzungs­
Die alte Baronin, das wissen
arbeiten. - Ihr Nachbarin, auf die
wir,
nimmt niemals Almosen, viel­
sie gerade energisch aber ohne
leicht
ist sie imstande und liefert
jeden Erfolg'einspricht, die weisshaarige Baronin, will nichts wis­ auch das Fuenfmarkstueck an der
sen vom neuen Deutschland. Sie Polizei ab. Nein, wir werden ihr
P A L M A
will auch nichts vom Deutschland das ausreden, fuenf Mark darf
C A L L E S A N NICOLÁS
von Gestern wissen. Sie traeumt man behalten, wenn man so arm
vom alten Kaiserreich, von ihrer ist wie sie, wir werden es ihr
hat stets die beste Tasse Kaffee. stolzen Kaste und von exquisiten schon ausreden... Jetzt bueckt
die Alte, versucht es moeg­
Ein Treffpunkt vieler Deutschen. Festdiners in blitzenden Spiegel­ sich
lichst
unauffaeilig zu tun, aber es
saelen. Sie wird es dem Schicksal
niemals verzeihen, dass es sie geht docht ein bisschen schwer
Fuenf Mark
arm werden liess. Sie will nicht mit den alten Beinen. Sie muss
"Volk sein", sagt sie, "Volk", das ein wenig in die Pfuetze greifen...
Skizze von Mario Heil de Bretani
ist ihr nicht sauber genug. Ich Am Liebsten moechte sie wieder
Es ist eigentlich eine ganz sen­ mag ihr nicht zuernen, ich mag umkehren, aber nun fasst sie doch
timentale Geschichte.... nur ein ihr nicht eindringlich vorhalten, danach,-hebt das Fünfmarkstück
kleines Blitzlicht aus der grossen dass wir alle eine sind in Deutsch auf... Aber es ist kein FünfmarkSteinwueste Berlin. Drei Sekun­ -land, dass wir kaempfen wollen, stueck, es ist ueberhaupt kein
den lang huschte es ueber den nicht in den Schranken enger Geldstueck, es ist eine laecherligrauen Asphalt und brannte mü­ Staende, sondern auf der weiten che Atrappe aus hohlem Blech. Ir­
de aus.,..
Flur unseres seelenverbindenen gendein skrupelloser Reklamejä­
Am Kurfuerstendamm, unweit deutschen Glaubens, unserer Na ger hat sich diese gemeine Mensder Gedaechtniskirche, gibt es tion. Sie hat ja immer nur bittere chentaeuschung ausgedacht; ge­
zwischen den schoenen Baeumen, Worte fuer mich, die alte stolze, wiss hat er geschmunzelt ueber
diese "fabelhafte Reklame", Aber
die dieser Paradestrasse des We­ ein wenig hochmuetige Baronin
in diesem Augenblick könnte ich
stens ein wenig das Aussehen ei­
Wir blicken in den wogenden ihn ohrfeigen, den geschmacklo­
ner ganz unerwartet vom Ver­
Verkehr
da vorn. Von Zeit zu Zeit sen Herrn Reklamefachmann...
kehrsteufel ueberraschten Allee
schiebt
sich
ein maechtiger Auto­
geben-neben Zigarrettenbüdchen
Die alte Baronin ist nicht wie­
und Zeitungskiosken, Telephon- bus hart an den Bürgerste ig, speit der zu unserer Bank gekommen.
haeuschen und Litfassäulen auch eine Handvoll eilfertiger Passan­ Damals nicht und auch später nie
Sitzbaenke. Sehr beliebte und da­ ten aus, schluckt ein paar neue wieder. Ich sehe sie noch voll
uernd in "Besitz" genommene und waelzt sich wieder unheimlich Scham und Zorn davonhumpeln,
Baenke. In der Hauptsache sind flink und gelenkig davon.
die Blechatrappe hilflos in den
Ein Mann mit einer prallen von Pfuetzenwasser feuchten Fin­
es junge Arbeitslose und alte Da­
men, die sich hier ein wenig aus­ Aktentasche laeuft jetzt quer über gern haltend...
ruhen. Man sieht es den kultivier­ den Damm auf uns zu, biegt vor
ten Zügen dieser alten Damen an, der Bank ab und verliert sich
Herold Raetselecke
dass sie einmal zu der sogenann­ schon in der Menschenwoge des
ten "buergerlichen Creme" ge­ Buergersteigs.
Aufloesung des Geographis­
hörten, einmal, in der Vorkriegs­
Und jetzt geschieht etwas Selt­
zeit. Es ist die enttrohnte Herr­ sames. Die alte Baronin hat sich chen Silbenraetsels aus N.° 5.
s c h e r s c h i c h t des Kurfuersten- ploetzlich erhoben und humpelt,
1. Chikago, 2. Orleans, 3. Lima,
damms, die in der Inflation ver­ auf ihren Stueck gestuetzt, drei, 4. Upsala, 5. Melbourne, 6. Balti­
blutete.
vier. Schritte auf den Damm hi­ more, 7. Iquique, 8. Essen, 9. Nea­
Freilich, manche sind darun­ naus. Irgend etwas Blankes liegt pel. Die Anfangsbuchstaben die­
ter, denen hat der frische Morgen­ da auf dem Asphalt, guckt halb ser Woerter von vorne nach
wind, der von der Wilhelmstrasse aus einer Regenpfuetze, ein Geld- rueckwaerts gelesen, ergeben den
iher weht, wieder Lebensmut ge­ stueck. Jetzt jagt eine Taxe vorü­ Namen des amerikanischen Staa­
ber, noch eine, drei, vier Privat­ tes: Columbien.
igeben.
waehrend einer Stunde, also bis
Madrid, abspielte. Der Charakter
•dieses Blattes laesst dies nicht zu.
Meinen lieben Mitfahrern, dem
Oordobesen, Jerezaner und dem
Basken danke ich heute noch,
•dass sie mich nicht verraten ha­
ben. Der Catalane haette mich
umgebracht !
Zum Teufel mit der deutschen
Logik, mit der deutschen Genauig­
keit. ...
Ich habe nur noch soviel zu
sagen, dass der Catalane in Calatayud auf dem Bahnsteig einen
anderen Catalán o n traf und mit
•dem zusammen die Nacht in einem
iiicht so vollen Abteil verbrachte...!
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TURISMO
Í8
DER
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Trotz an manchen Tagen waermster
spanischer Sonne spueren auch deutsche
Jungens und Maedels so allmaehlich das
Weihnachtsfest herannahen. Woran man
das spuert, kann man so schwer erklaeren.
Eines aber ist sicher, dass jedes Jahr dieselbe Frage auftaucht: «Was wuensche ich
mir zu Weihnachten».
Wir wollen ein bisschen nachhelfen, indem wir aus Buechern, die uns «muenschenswert» erscheinen ein paar Kapitel
veroeffentlichen. Also zunaechst fuer Jungens und sport-und reisebegeisterte Maedels;
Sechs Jungens tippeln zum
Himalaja.
erzaehlt von Hans Queling.
«Aufstehen, los, raus»
Fred geht von einem zum andern und zieht uns die Decken
weg.
«Na warte!» Schon fliegt ihm
etwas an den Kopf. Peng, noch
w as. Ein Hagel von Geschossen
aller Art saust Fred u m die Ohren.
Die Waeschebuendel, die wir als
Kopfkissen benuetzen, Sandalen,
Tagebuecher... Fred schuetzt sich
mit den eroberten Decken und
lacht, dass es nur so durchs Zimmer schallt.
Hauptsache: er hat die Bande
wachgekriegt. W i r stehen auf.
Man gaehnt, streckt sich, schimpft
und z i e h t sich verschlafen die
Hosen an. Nur Penner pennt noch.
Natuerlich. Da hilft nur ein nasses
Handtuch.
Nach einer halben Stunde steht
a l l e s frisch gewaschen da, mit
sorgfaeltig gescheiteltem und mit
Wasser festgeklebtem Haar Sogar die Schuhe sind blitzblank.
Richtig stadtfein haben wir uns
gemacht, Wir wollen uns ja heute
Bombay ansehn.
Der alte indische Hausmeister
des Pfadfinderheims, in dem wir
geschlafen haben, entlaesst uns
mit vielen guten Wuenschen nnd
Ermahnungen: «Nehmt euch keinen Fremdenfuehrer, die verlangen vielzuviel, geht nicht in das
Hafenviertel, da kann euch wer
weiss was passieren, trinkt nicht
so viel Eislimonade, das ist nicht
gut fuer den Magen...»
«Fallt nicht in den Briefkasten,
kommt nicht untern Kinderwagen,» faehrt Max fort, als w i r
schliesslich draussen sind, und
bums... rutscht er auf einer Bananenschale aus und sitzt mitten i m
Dreck. Er muss wieder zurueck
und-siGh die Hose bucrsten.
Inzwischen kauft Fred etwas
zn essen. Bei einem Haendler auf
der Strasse ersteht er eine ganze
Staude Bananen .und fuer jeden
eine-Kokosnuss. Nicht so eine alT
Nov.
5
KAMERAD.
te, vertrocknete Nuss, wie man, Handgelenke g e b u n d e n haben,.
sie bei uns kauft; nein eine frische, Laerm, um die Fussgaenger zu
in der das Fleisch noch weich wie bewegen, sie durchzulassen, denn
Butter ist: und innen ist sie ganz der Insasse der Rikscha, manchvoll Milch. Der Haendler schlaegt mal sind es auch zwei bis drei,,
sie oben auf, und man trinkt den treibt dauernd zur Eile an. Dazherrlichen Saft wie aus einem Be- wischen hupen die Autos, bruelcher und schluerft nachher das len die Omnibusse, schreien die
Fleisch heraus. Ein Stück von der Fuhrleute der Ochsenkarren, ein
Schale benutzt man dabei als Löf- wahnsinniger Laerm. Nur die weisse n : Stiere verlieren nicht die
fel.
Gibt es etwas Schoeneres als Ruhe, sogar dann nicht, wenn der
so ein Fruehstueck auf der Bank Fuhrmann sie mit einem spitzen
Stock sticht oder den Schwanz,
im Park?
Auf einmal kommen ein paar b r u t a l herumdreht, um sie in
Inderjungens und begruessen uns schnelleren Tritt zu bringen.
stuermisch. «Seid ihr die deut«Wohin fahren wir denn ei-s
schen Jungens, die zu Fuss nach gentlich?»
Indien getippelt sind? Wir haben
Forlsetzung folgtvon euch in der Zeitung gelesen.»
«Ja, die sind wir.»
«Menschensk¡ijider, davon
muesst ihr uns erzaehlen! Was ñufloesung unseres " R e b u s " in n. 4
macht ihr jetzt! Habt ihr euch
" M u s s ist eine harte N u s s "
schon Bombay angesehen?»
«Nein, wir w o l l t e n es eben Das K a s p e r l t e a t e r .
tun.»
Ein lustiges Kreuzworträtsel.
«Kommt, dann wollen wir euch
die Stadt zeigen.»
Also los. Inzwischen ist auch
Max wiedergekommen. Hinein in
eine Elektrische, denn es ist sehr
weit bis zur Stadtmitte.
Der Wagen ist voll von weissen, schwarzen und braunen Menschen. Alle mustern uns neugierig. Sie tragen weisse Anzuege
nach earopaeischem Schnitt oder
indische Kleidung, ein weisses
Tuch um die Hueften und eine
duenne Decke ueber den Schultern. Einige haben auch ein Misch5
masch z w i s c h e n europaeischer
und indircher Kleidung an: lange
7
weisse Hosen und blossen Oberkoerper oder ein Dhoti, das indische Hueftentuch und ein europaeisches Hemd dazu.
Die Bahn rattert und quietscht
W a g r e c h t : 1. M o n a t . 5. N e b e n f l u s s
durch enge Strassen, wobei der der D o n a u im O b e r l a u f . 6. G e t r ä n k . 7.
Fuehrer noch einen ungeheuren F o r m v o n « s e i n » . 8. G e f r o r e n e s W a s s e r .
9. Unbestimmter A r t i k e l . — S e n k r e c h t :
Laerm mit seiner Klingel macht; 1. Südfrucht 2 . S t a d t in Nordafrika. 3 .
der Schaffner ruft an den Halte- B e h ä l t e r . 4 S t r o m in M i t t e l e u r o p a .
stellen mit lauter Stimme uns un(Autlöoung in N.° 7.)
verstaendliche Namen aus. Die
Strassen sind gepresst voll von
Menschen, Fuhrwerken und Tieren. Schwere Karren, mit Holsraedern, von weissen Stieren gezogen, poltern ueber das holprige
P A L M A : Calle Estanco 2
Pflaster^: Autos sausen an ihnen
T
E R R E N O : 14 de A b r i l 53
vorbei, Omnibusse fauchen und
knattern und z w i s c h e n d u r c h
Deutsch
schlaengeln s i c h Rikschas, die
Englisch
kleinen zweirädrigen, von - MenFranzoesisch
schen gezogenen Karren. Die RikSpanisch
schawallas, die Maenner, die die
Rikschas ziehen; stossen fortwähKlassen - wie auch
rend gellende Rufe aus und maPrivatunterricht
chen mit Klingeln, die sie-um ihre
H
Sprachakademie
Nov.
DER
5
KOLONIE
HEROLD
UND
Palma-Barcelona in
Einer Stunde
Die AERA del MEDITERRÁNEA S. A. eine Katalanische Kompagnie hat mit rein spanischem
Kapital einen Flugdienst zwischen
Palma und Barcelona eingerichtet. Die weittragende Bedeutung,
sowohl fuer die Insel als auch das
Festland ist kaum zu erwaehnen.
Abgesehen von der Schnelligkeit
des Postverkehrs, der hervorragenden Bedeutung fuer den Export von Fruechten und Blumen,
bedeutet dieses Unternehmen für
-den Fremdenverkehr fuer die balearischen Inseln einen unermesslichen Fortschritt. W e n n man
weiter bedenkt, dass der Preis
kaum hoeher ist, als man 1. Klasse
auf dem Schiff bezahlt wird besonders der Industrielle die grossen Vorteile einer nur einstuendigen Unterbrechung seiner immer
knappen Zeit diesen Flugdienst
mehr wie begrüssen und frequentieren. Bezueglich der Sicherheitund das ist im noch flugjungen
Spanien das sehr Wesentliche-sind
alle Vorkehrungen getroffen. Die
Flugzeuge sind italienischer Herkunft, haben eine Tragfaehigkeit
von 2200 Kilos, zwei DORNIER
WAL Motoren mit je 500 Pferde
kraeften gewaehiieisten volle Gefahrlosigkeit, Die Kabinen, ele
gant und komfortabel eingerieh
tet sind fuer zehn bis zwoelf
Personen berechnet, Radio sorgt
fuer nochmalige Verkuerzung der
an sich kurzen Fahrzeit von einer Stunde. Man faehr beispiels
weise morgens acht Ühr hier ab
und kann in Barcelona f ruehstükken. Nachmittags drei Uhr, gerade
nach den Mittagessen in Barcelona, kann man bereits um vier Uhr
seinen Nachmittagskaffe in Palma
trinken, oder sich von anstrengenden Konferenzen anschliess e n d e nachdem wo man zu Haus e ist, erholen.
1Í)
GESELLSCHAFT.
Die Generaldirektion liegt in ten uns im Interesse unserer LeHaenden von Señor GINEZ MA- ser ein wenig orientieren, aber
YORAL, die Vertretung der Ba- zwar liebenswuerdig d o c h belearen liegt in den bewaehrten stimmt wurde uns gesagt; «Wird
Haenden von Señor VIDAL de nichts verraten». Doch-das eine,
FLOR de LIS. Fuer spaeter hat dass die Modenschau ein ganz
man auch die Einrichtung eines grosses gesellschaftliches Ereigregelmaessigen Flugdienstes IBI- nis werden wird, denn sie findet
ZA-VALEN Ol A vorgesehen. Die in zwei Vorfuehrungen statt, Die
Eroeffnung der Fluglinie Palma erste in Mallorcas exklussivstem
Barcelona ist fuer Mitte Novem- Kreis, dem «CIRCULO MALLORber festgesetzt.
QUÍN» die zweite in VIKTOR'S
I. L. BAR Genaue Daten teilen wir
noch mit.
PHOTO BALEAR
M r . & M r s . L e a m a n von der
DAS
DEUTSCHE
FACHGESCHAEFT
FUER
P H O T O und OPTIK.
C3
TERRENO
Plaza Gomila 4
PALMA DE
Herr Peter Stadtlaender, der
beliebte und allseits b e k a n n t e
Beamte des Hauses Baquera Kusche in Palma, trat heute eine .14
taegige Urlaubsreise in die Heimat an.
Am 18 Oktober Avurden Fraeulein Konradine Vogel und Herr
Major a. D. Theodor Goldmann
durch Herrn P f a r r e r Olbricht,
Barcelona getraut. Das Ehepaar
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Nun denken Sie natuerlich an
grünen Rasen und rennende Pferde. Aber so schoen das auch ist
und in Mallorca bereits vorhanden, das wichtigste uns Frauen
dabei meist interessierende waere
z u a l l e r e r s t die Toilette dazu.
Nachdem wir nun aber bei dem
Kapitel «Was würde ich beispielsWird sind der festen Uueber- weise dazu anziehen;- angelangt
zeugung, dass dieser Flungdienst sind, moechten wir verraten, dass
von ungeheuerem E r f o l g fuer es sich um die Modevorschau im
Hause BERIC handelt. Wir wollhueben, wie drueben sein wird.
JAIME
P a l m a P o s t wurde gestern abend
ein Toechterchen geborenWir gratulieren herzlichst!
D a m e n h ü t e , f e r t i g e und M a s s k l e i d e r .
M o d e n e u h e i t e n für D a m e n und Herren.
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Deutsches Generalkonsulat fuer Spanien
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Gewuenscht wird zum Akten­
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Deutsche Oberrealschule Barcelona.
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Protektorat des P A T R O N A T O del T O R I S M O .
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BERICHTIGUNG.
na statt, zu dem alle Mitglieder
Der auf Seite 11 irrtuemlich
und Angehoerigen der deutschen
Kolonie aufgefordert werden, da­ gedrueckte Name der Autorin des
Aufsatzes
ran teilzunehmen.
"Die Reisebuerobeamtin"
heisst
Werktaeglicher Wechseiverkehs der
G. EVA NIEDERMAYER.
Luftlinie Barcelona-Stuttgart.
Die Deutsche Lufthansa in
Barcelona gibt bekannt, dass im
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mal die Linie Barcelona-Marseille
-Stuttgart in beiden Richtungen
verkehrt. Die Kabinen sind geheitz. Naehere Auskuenfte erteilt
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uebrigen Klassen taeglich von 9-1 •
und 3-5 (ausser Sonnabend nach­ jj
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mittags) angemeldet werden.
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S P I R I T U O S E N
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K U C H E N
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ALSO AUCH IHR LOKAL!
(GE6ENUEBERALHAMBRA)
^
Richard Enge, Handelsbeirat bei der
Deutschen Botschaft..
Der stellvertretende. Direktor
des Banco Alemán Transatlántico
Barcelona, Herr Richard Enge ist
zum Handelsbeirat bei der Deut­
schen Botschaft in M a d r i d er­
nannt „worden.