Darrell L. Bock, Robert L. Webb (eds.), Key Events in the Life of the

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Darrell L. Bock, Robert L. Webb (eds.), Key Events in the Life of the
Novum Testamentum 54 (2012) 101-104
brill.nl/nt
Book Reviews
Darrell L. Bock, Robert L. Webb (eds.), Key Events in the Life of the Historical Jesus:
A Collaborative Exploration of Context and Coherence. WUNT 247 (Tübingen: Mohr
Siebeck, 2009), xvii + 931 pp. Cloth. ISBN 978-3-16-150144-9. 189 €
Dieser gewichtige Sammelband hat seinen Ursprung in der neunjährigen Zusammenarbeit der IBR Jesus Group des nordamerikanischen Institute of Biblical Research
(cf. www.ibr-bbr.org; “Its vision is to foster excellence in biblical studies, doing so
within a faith commitment,” 7). Die “Introduction to Key Events and Actions in the
Life of the Historical Jesus” (1-8) durch die Herausgeber bietet einen knappen Überblick über die aktuelle Jesus-Forschung und beschreibt die Genese, Auftrag und das
Vorgehen der Forschergruppe sowie der Aufsätze. Vier Merkmale sind kennzeichnend:
“the group nature of the effort, the study’s combining and balancing of analysis and
synthesis, its attention to historiographic method and many details of Second Temple
context, along with the study’s claim to set a trajectory for considering who Jesus was”
(7). Für jedes der zwölf ausgewählten Schlüsselereignisse (Kriterien: “a strong case
could be made for a judgement of high probability that the core event was historical,
and that it was likely significant for understanding Jesus,” 4) diskutieren die Autoren
im Detail die Historizität des Kerns des Ereignisses, den sozio-kulturellen Hintergrund, der hilft, das Ereignis zu verstehen sowie seine Bedeutung für das Verständnis
des Lebens und Wirkens Jesu.
Im einführenden Aufsatz, “The Historical Enterprise and Historical Jesus Research”
(9-93), gibt R.L. Webb Rechenschaft über Methode und Vorgehen (Definitionen von
Geschichte, Historiographie und historischer Methode, Untersuchung des Zusammenhangs von historischer Erklärung, Weltanschauung und “dem Übernatürlichen”,
Überblick über die Instrumente und Methoden der Jesus-Forschung).
Anschließend geht es ähnlich detailliert, teilweise im Umfang kürzerer Monographien, um die so bestimmten Schlüsselereignisse und -handlungen: R.L. Webb, “Jesus’
Baptism by John: Its Historicity and Significance” (95-150); C.A. Evans, “Exorcisms
and the Kingdom: Inaugurating the Kingdom of God and Defeating the Kingdom of
Satan” (151-179); S. McKnight, “Jesus and the Twelve” (181-214); C.L. Blomberg,
“The Authenticity and Significance of Jesus’ Table Fellowship with Sinners” (215-250);
D.A. Hagner, “Jesus and the Synoptic Sabbath Controversies” (251–292); M.J. Wilkins,
“Peter’s Declaration concerning Jesus‘ Identity in Caesarea Philippi” (293-381);
B. Kinman, “Jesus‘ Royal Entry into Jerusalem” (383-427); K.R. Snodgrass, “The
Temple Incident” (429-480); I.H. Marshall, “The Last Supper” (481-588); D.L. Bock,
“Blasphemy and the Jewish Examination of Jesus” (589-667); R.L. Webb, “The Roman
© Koninklijke Brill NV, Leiden, 2012
DOI: 10.1163/156853611X542085
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Examination and Crucifixion of Jesus: Their Historicity and Implications” (669-673);
G.R. Osborne, “Jesus‘ Empty Tomb and His Appearance in Jerusalem” (775-823,
warum fehlen die Erscheinungen in Galiläa?).
Der abschließende Aufsatz, “Key Events in the Life of the Historical Jesus: A
Summary” (825-853) von D.L. Bock fasst zusammen und präsentiert “a case for
the coherence of the portrait that these key events suggest. We think we have shown
a compelling case for a path that makes sense for a Jesus rooted historically in the
complex cultural backdrop of the Second Temple period” (6). Ausführliche Stellenund Namensregister beenden den Band.
Durchweg bieten die Autoren eine gründliche Aufarbeitung der älteren und gegenwärtigen internationalen Jesus-Forschung in ihrer ganzen Bandbreite. Schon deshalb
ist der Band empfehlenswert. Diese Aufsätze eines britischen und zehn nordamerikanischer Forscher zeigen, dass sich—entgegen einem weitverbreiteten Trend, der gelegentlich Bekenntnischarakter annehmen kann—methodisch sauber und gut begründet
viel mehr über den historischen Jesus sagen läßt, als in der Forschung angenommen
und in vielen popularisierten Darstellungen unterschiedlicher Medien suggeriert wird.
Auch wenn man mit den Autoren im Detail oder grundsätzlich nicht übereinstimmen
mag und schon ihr Ansinnen verwirft, wird man sich mit ihren gründlichen Argumenten und kritischen Anfragen an den gängigen Konsens (im Detail und im Ganzen)
gründlich auseinandersetzen müssen.
Ferner zeigt der Band, dass ausgewogene Gesamtdarstellungen des historischen
Jesus kaum mehr von Einzelnen erbracht werden können und dass die Zukunft
Kooperationen—wie der hier beschriebenen—gehört. Problematisch erscheint die
Auswahl der “Schlüsselereignisse”. Während die Zeichenhandlungen Jesu gut abgedeckt sind, fehlen neben den behandelten Exorzismen andere Wunder Jesu. Waren
etwa die Speisungswunder Jesu oder die Auferweckungen nicht auch “Schlüsselereignisse” (vgl. nur die joh. semeia)? Ähnliches gilt für die Geburt, Versuchung und Verklärung Jesu, das Ringen in Gethsemane und die Himmelfahrt sowie für seine
Auseinandersetzungen mit der religiösen Führung. Ob sie nicht die oben genannten
Kriterien erfüllen, bleibt hier offen.
Sollte bei der erwähnten Ausrichtung der Forschungsgruppe (“faith commitment”)
am Ende dieser umfangreichen Behandlung neben der keineswegs nebensächlichen
Feststellung der Kohärenz seines Wirkens und der Verankerung Jesu im Frühjudentum nicht auch die konkrete Frage nach der Bedeutung des historischen Jesus für die
ntl. Theologie und die Kirche stehen? Spannend wäre ferner eine sowohl vom Umfang
als auch von der Methode her ähnliche Untersuchung der Lehre Jesu. Eine Studienausgabe wäre willkommen.
Christoph Stenschke