Haltung bewahren

Transcription

Haltung bewahren
Haltung
bewahren
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Wir n den
Ihne ken.
Rüc
HALTUNG
BEWAHREN
Haltung bewahren
Vorwort
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Was uns aufrecht hält
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Das Kreuz mit dem Kreuz
So untersucht der Arzt .
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Der Rücken als Spiegel der Seele .
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Rückenschmerzen ganzheitlich behandeln
Das können Sie für Ihren Rücken tun
Wenn Sie mehr wissen möchten
Impressum
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HALTUNG
BEWAHREN
HALTUNG
Vorwort des ZDF
BEWAHREN
Was uns aufrecht hält
Genau betrachtet, ist der menschliche Rücken ein kleines
Wunderwerk der Natur. Wirbel und Gelenke, Bandscheiben,
Bänder und Muskeln wirken in ausgeklügelter Weise
zusammen, um uns aufrecht zu halten, aber auch beweglich
nach allen Seiten. Außerdem dient die Wirbelsäule noch
als „Schutzpanzer“ für unser Rückenmark.
Liebe Zuschauerin,
lieber Zuschauer,
zwickt es Sie auch manchmal
im Kreuz? Dann sind Sie in guter
Gesellschaft: Schätzungsweise
80 % unserer Mitbürger leiden
irgendwann im Leben an Rückenschmerzen, die meisten davon
zum Glück nur vorübergehend.
Doch etwa bei jedem Zehnten wird
der akute Schmerz zur ständigen
Pein oder kehrt in immer kürzeren
Abständen zurück. Muskel- und
Skeletterkrankungen begründen
fast ein Drittel der Krankschreibungen, und Rückenschmerzen nehmen darunter einen der vorderen
Ränge ein. Schlimmer noch – wer
wegen chronischer Rückenschmerzen längere Zeit arbeitsunfähig
wird, kehrt viel zu oft nicht mehr
in den Beruf zurück.
Ein Grund, dass Rückenschmerzen
chronisch werden, liegt darin, dass
akute Beschwerden oft falsch behandelt werden. Kranke neigen
dazu, sich möglichst wenig zu
bewegen, um dem Schmerz auszuweichen. Vermeintliche Knochenoder Bandscheibenschäden werden
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operiert, obwohl das oft nur mäßigen Erfolg erwarten lässt. Viel zu
wenig berücksichtigt wird dagegen
die Bedeutung, die Stress und
anderen seelischen Ursachen
zukommt.
Mit dieser gemeinsam mit der BKK
erstellten Broschüre möchten wir
Ihnen erklären, welche Ursachen
Rückenschmerzen haben und was
Sie unternehmen können, um
ihnen zu entgehen oder – wenn
es Sie schon erwischt hat – sie
wieder loszuwerden.
Lassen Sie sich von uns den
Rücken stärken!
Herzlichst
Ihr
24 Wirbelkörper bilden zusammen
mit dem Kreuz- und dem Steißbein
die Grundkonstruktion unserer
Wirbelsäule. Jeder einzelne Wirbel
besteht aus einem Wirbelkörper
und einem Wirbelbogen mit mehreren Fortsätzen. Die nach hinten
ragenden Dornfortsätze können
Sie spüren, wenn Sie mit dem Finger an der Rückenmitte entlang
nach unten fahren. Sie haben übrigens eine wichtige Funktion: Sie
sorgen dafür, dass die Wirbelsäule
nicht nach hinten umknicken kann.
Halswirbelsäule
Brustwirbelsäule
Direkten Kontakt halten die Wirbel
nur über winzige Gelenke an den
Wirbelbögen. Die Wirbelkörper
sind durch dazwischen liegende
Bandscheiben verbunden.
Zusätzlich wird die ganze Wirbelsäule mit Bindegewebsbändern
gestärkt und stabilisiert.
Lendenwirbelsäule
Kreuzbein
Genialer Puffer:
die Bandscheiben
Gunther Vogel,
PRAXIS – das Gesundheitsmagazin
Die Bandscheiben haben zwei
Hauptaufgaben: Sie müssen die
Stöße und Schläge abpuffern, die
Steißbein
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HALTUNG
BEWAHREN
HALTUNG
BEWAHREN
Training hält den Rücken fit
beim Gehen und Springen auf den
Körper einwirken. Und sie ermöglichen die Beweglichkeit der Wirbelsäule, indem sie sich zusammendrücken und verformen lassen. Das
gelingt, weil eine Bandscheibe aus
zwei Teilen besteht: aus einem festen äußeren Faserring und einem
weichen flüssigkeitsreichen Mittelteil, dem Gallertkern. Bandscheiben
müssen ziemlich viel aushalten: So
lasten schon beim Stehen in einer
gebeugten Position über 100 Kilogramm auf den Bandscheiben der
Nerv
Rückenmark
Wirbelkörper
Lendenwirbelsäule, beim Hochheben einer Last aus gebückter
Haltung über 200 Kilogramm! Bei
Übergewicht liegen die Werte entsprechend höher. Derartig hohe
Belastungen pressen gewissermaßen den „Saft“ aus den Scheiben.
Sie verlieren im Laufe des Tages an
Flüssigkeit und Höhe. Das heißt:
Wir werden kleiner. Über Nacht
saugen sich die Bandscheiben jedoch wieder mit Flüssigkeit voll, so
dass wir am Morgen wieder unsere
normale Größe haben. Dieses Prinzip der Flüssigkeitsabgabe und
-aufnahme dient auch zur Nährstoffversorgung der Bandscheibe.
Ausreichende körperliche Bewegung ist deshalb lebenswichtig für
Bandscheiben, denn sie benötigen
einen gleichmäßigen und ausgewogenen Wechsel zwischen Beund Entlastung, um sich ausreichend mit Flüssigkeit und Nährstoffen voll zu saugen.
Ohne Muskeln
geht gar nichts
Ohne das komplexe Zusammenspiel vieler Muskeln ist die Wirbelsäule nicht stabil und schon gar
nicht beweglich. Das reicht von
den winzigen Muskeln zwischen
den einzelnen Wirbeln bis hin zu
den großen Muskeln von Rücken,
Brust und Bauch. All diese Muskel-
Wirbelfortsätze
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Bei gut trainierter Rücken-,
Bauch- und Brustmuskulatur
haben Rückenschmerzen
schlechte Chancen. Regelmäßiger Sport kann Rückenproblemen auf Dauer vorbeugen und
lindern. Am besten in Form
eines speziellen Rückentrainings, wie es in vielen Sportund Fitnessstudios angeboten
wird. Achtung: Bevor Sie sich
einer Trainingsgruppe anschließen, sollten Sie die Qualifikation des Trainers prüfen und
ein Probetraining absolvieren.
Die meisten Krankenkassen
bieten bereits auf ihre Qualität
geprüfte Bewegungsprogramme
wie beispielsweise Rückenschulen oder Wirbelsäulengymnastik
an. Hier lernen Sie gleich noch
„rückengerechtes“ Alltagsverhalten – z. B. Bücken, Heben,
Stehen.
gruppen sorgen gemeinsam dafür,
dass wir uns aufrecht halten und
Bewegungen gezielt und sicher
ausführen können.
Die moderne Lebensweise mit
wenig Bewegung und viel Sitzen
tut dem ausgeklügelten Halte- und
Bewegungssystem des Rückens
nicht gut. Der stärkende und
schützende Muskelapparat erschlafft zusehends. Die Bandscheiben altern vorzeitig, weil sie ständig zusammengedrückt und nicht
mehr ausreichend mit Nährflüssigkeit versorgt werden.
Sensibles gut
geschützt
Im Schutze des Wirbelkanals, der
von den Wirbelbogen gebildet
wird, verläuft das Rückenmark.
Das ist, vereinfacht gesagt, ein
dickes Bündel von Nervenfasern,
die nach und nach abzweigen, um
den ganzen Körper mit Nerven zu
versorgen. Die Nerven verlassen
den Wirbelkanal durch kleine Öffnungen zwischen Wirbelbogen
und Wirbelfortsätzen und ziehen
bis in die Fingerspitzen und die
Fußzehen. Sie funktionieren meist
in zwei Richtungen: Einerseits geben sie die Befehle des Gehirns an
Muskeln und Organe weiter, andererseits leiten sie Meldungen der
Sinnesorgane zurück zum Gehirn.
Schäden an den Wirbeln oder an
den Bandscheiben ziehen oft
die Nerven in Mitleidenschaft –
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Bandscheibe
HALTUNG
BEWAHREN
HALTUNG
BEWAHREN
Das Kreuz mit dem Kreuz
Schmerzen und Lähmungen können die Folge sein.
Was Ihr Rücken
täglich für Sie
leistet
Schon morgens beim Aufstehen
geht es los: Wenn Sie sich nicht
gerade seitlich aus dem Bett wälzen, müssen Rücken- und Bauchmuskulatur kräftig arbeiten. Hosen,
Strümpfe und Schuhe anziehen –
jedes Mal müssen Sie sich bücken.
Dann das Frühstück: Man setzt
sich gemütlich hin, der Rücken
krümmt sich, die Bandscheiben
gleichen es aus. Die Treppe runter
springen – die Wirbelsäule fängt
die Stöße ab. Und so geht es den
ganzen Tag weiter: im Auto sitzen,
Tasche aufheben, Wasserkasten
oder Wäschekorb schleppen …
Was immer Sie tun, Ihr Rücken
muss es mitmachen. Sogar wenn
Sie nichts tun, besser gesagt: nichts,
was Sie körperlich anstrengt. Denn
stundenlanges Sitzen am Schreibtisch oder vor dem Computer, wie
es viele Jobs heute mit sich bringen, macht dem Rücken arg zu
schaffen. Es fördert Verspannungen und Fehlhaltungen, die Bandscheiben leiden, weil sie nicht mehr
genügend Nährstoffe bekommen.
Büromenschen sollten deshalb besonders auf ihre Sitzhaltung achten
(mehr dazu siehe Seite 22).
Von falscher Körperhaltung und kaputter Bandscheibe
bis hin zum Knochenschwund – eine ganze Reihe von
Krankheiten können den Rücken schädigen.
Warnschuss
Hexenschuss
Schmerz ist wichtig. Er ist ein
lebenswichtiges Warnsignal vor
Gefahren. Wenn der Ischiasnerv
zwackt, können z. B. eine verrutschte Bandscheibe, ein eingeklemmter Nerv oder verkantete
Wirbelgelenke dahinter stecken,
aber auch seelische Belastungen,
die sich in Muskelverspannungen
äußern. Sie sollten Rückenschmerzen deshalb ebenso ernst nehmen
wie jeden anderen Schmerz und
nachforschen (lassen), wo es
„klemmt“.
Haltung
bewahren!
Die Grundlagen für spätere Kreuzschmerzen werden oft schon in
jungen Jahren gelegt. Da schleppt
der ABC-Schütze eine schwere
Tasche in einer Hand statt einen
Ranzen auf dem Rücken. Da lässt
sich ein Jugendlicher im wahrsten
Sinne des Wortes hängen – die
Schultern nach vorne, die Brustwirbelsäule krumm, der Kopf eingezogen. Als Folge der Fehlhaltung
gerät das Zusammenspiel von Ge-
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lenken, Muskeln und Bändern aus
der Balance. Hinzu kommt, dass
sich immer mehr Kinder und Jugendliche vor dem Sport drücken,
wenn es irgend geht. Die Rumpfmuskulatur, wichtige Stütze der
Wirbelsäule, erschlafft. Haltungsfehler können sich über Jahre regelrecht festsetzen und sollten deshalb frühzeitig bekämpft werden.
CT-Aufnahme eines
Bandscheibenvorfalls
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HALTUNG
BEWAHREN
HALTUNG
die Wirbelsäule dehnen und strecken und, wenn möglich, ein paar
leichte Dehnübungen machen.
Rückenfeind
Arbeitsumgebung
Früher galten Rückenschmerzen
vor allem als Krankheit von
Schwerstarbeitern – erzwungene
Fehlhaltungen und kräftezehrende
Bewegungsabläufe zermürbten auf
Dauer die Wirbelsäule und deren
Halteapparat. Heute gibt es weitaus weniger Menschen, die körperlich hart arbeiten müssen, und
trotzdem hat die Zahl der Rückenkranken nicht wie erwartet abgenommen, sondern nimmt im
Gegenteil ständig zu. Der Grund:
Auch am Schreibtisch lauern jede
Menge „Rückenfeinde“. Der Computerbildschirm steht zu hoch, zu
tief, oder so, dass man ständig den
Kopf drehen muss, um ihn zu
sehen. Sogar ergonomisch ausgestattete Arbeitsplätze tun dem
Rücken nicht nur Gutes: Sie sind
oft so sehr darauf ausgerichtet,
jede unnötige Bewegung zu vermeiden, dass das Bewegungsbedürfnis des Körpers zu kurz kommt
– einzelne Muskeln werden über-,
andere unterfordert. Wenn Sie an
einem solchen Arbeitsplatz sitzen,
sollten Sie regelmäßig aufstehen,
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Bandscheibe
auf Abwegen
Die Bandscheiben sind zwar dafür
gebaut, hohen Belastungen standzuhalten. Dennoch kann es passieren, dass eine von ihnen „die Form
verliert“: Die feste Bindegewebshülle leiert aus, bekommt Risse
und kann den Gel-Kern nicht mehr
richtig stabilisieren. Druck auf die
Bandscheibe – besonders wenn er
einseitig erfolgt oder plötzlich sehr
massiv auftritt – kann dazu führen,
dass sich der Bandscheibenkern in
Richtung des Wirbelkanals oder
der kleinen Nervenaustrittsstellen
vorschiebt. Je nach Ausmaß spricht
man von einer „Bandscheibenvorwölbung“ oder vom „Bandscheibenvorfall“. Der Rücken tut weh,
der Schmerz strahlt oft bis ins Bein
oder den Arm aus, wenn die Bandscheibe dabei auf einen Nerv
drückt.
Die meisten Bandscheibenprobleme ereignen sich am unteren Teil
der Wirbelsäule, der besonders
beansprucht wird. Erstes Zeichen,
dass etwas nicht stimmt, ist häufig
ein Kribbeln im Bein. Zehen, Waden oder Oberschenkel fühlen sich
an wie eingeschlafen. Wenn der
Druck auf die empfindlichen Nerven größer wird, fallen erste Muskeln aus – man kann sich nicht
mehr auf die Zehenspitzen stellen
oder den Fuß heben. Sogar zu einer
Blasenlähmung kann es kommen.
In diesen Fällen heißt es: sofort
zum Arzt! Der Druck muss rasch
gemindert werden, damit der Nerv
nicht auf Dauer Schaden nimmt.
Verschleißprobleme im Alter
Im Alter verliert die Bandscheibe
an Elastizität und Quellfähigkeit.
Deshalb kann sie sich nicht mehr
so stark vorwölben. Die Folge:
Ältere Menschen leiden seltener
unter einem Bandscheibenvorfall.
Bei ihnen steht bei Rückenschmerzen die Arthrose im Vordergrund;
der Verschleiß der Gelenke. Der
BEWAHREN
Gelenkknorpel wird nach und
nach abgebaut, es entstehen kleine Knochenspitzen, welche die
Gelenkbewegungen schmerzhaft
behindern.
Knochenschwund macht
Wirbel brüchig
Wie alle lebenden Gewebe unterliegt auch der Knochen einem
ständigen Auf-, Ab- und Umbau.
Normalerweise stehen diese Prozesse in einem Gleichgewicht. Im
höheren Lebensalter und ganz
besonders bei Frauen nach den
Wechseljahren verschiebt es sich
in Richtung „Abbau“. Die Folge:
Knochenschwund, von Medizinern
„Osteoporose“ genannt. Die Knochen brechen dann leichter. Sie
Brüchig gewordene Knochenstruktur:
Osteoporose
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HALTUNG
BEWAHREN
HALTUNG
BEWAHREN
So untersucht der Arzt
sind unter Umständen so morsch,
dass schon eine ganz normale Alltagsbelastung ausreichen kann, um
den Knochen brechen zu lassen.
Ein typisches Zeichen des fortgeschrittenen Knochenschwunds sind
brüchige Wirbelkörper, die schließlich in sich zusammensacken. Diese
osteoporotischen Wirbelbrüche
ereignen sich besonders oft an der
Brustwirbelsäule und sind äußerst
schmerzhaft.
Rundrücken in
jungen Jahren
Schon Jugendliche können unter
krankhaften Wirbelsäulenveränderungen leiden. Häufigstes Beispiel:
der so genannte „Morbus Scheuermann“, eine vor allem bei männlichen Jugendlichen vorkommende
Wachstumsstörung. Neben genetischen Faktoren kann eine zu hohe
Belastung der Wirbel, wenn das
Skelett noch nicht völlig ausgereift
ist, die Ursache sein. Es kommt zu
kleinen Einbrüchen an den oberen
und unteren Wirbelflächen – allerdings bei weitem nicht so massiv
wie bei der Osteoporose. Trotzdem
kann auch der Morbus Scheuermann dazu führen, dass Wirbel
sich verformen; sie werden nach
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vorne immer flacher, der Rücken
rundet sich. Bestes Mittel um vorzubeugen ist, Kinder intensiv Sport
treiben zu lassen; das kräftigt die
Muskulatur, die der Wirbelsäule
Halt gibt.
Rheuma an der
Wirbelsäule
Vorwiegend junge Erwachsene
kann der „Morbus Bechterew“ befallen, eine spezielle Form des entzündlichen Gelenkrheumatismus.
Die Entzündung spielt sich hierbei
vorwiegend an den Wirbelgelenken ab und an den Gelenken, die
Kreuzbein und Becken verbinden.
Charakteristisch für „den Bechterew“ ist, dass der Kranke morgens
mit starken Schmerzen im Kreuz
aufwacht, die sich erst im Laufe
des Vormittags verflüchtigen.
Durch die chronische Entzündung
können Wirbel- und KreuzbeinBecken-Gelenke allmählich immer
mehr versteifen.
Wenn akute Rückenschmerzen unerträglich
werden oder die Beweglichkeit zu stark einschränken,
sollten Sie zum Arzt gehen.
Wenn der Rückenschmerz nicht
gerade mit Warnzeichen einhergeht (siehe Kasten S. 12) oder Sie
sich nicht schon seit Monaten
damit plagen, brauchen Sie nicht
gleich zum Spezialisten zu gehen.
Ihr Hausarzt kann eine Erstuntersuchung durchführen und Sie, sollte
es nötig sein, zum Orthopäden
überweisen. Grundsätzlich gilt:
Schieben Sie den Arztbesuch nicht
zu lange hinaus! Schmerzen können sich verselbständigen. Das
Nervensystem entwickelt nämlich
ein „Schmerzgedächtnis“, das
Ihnen auch dann noch Schmerzen
bereiten kann, wenn der Auslöser
längst beseitigt ist. Das Schmerzgedächtnis umzuprogrammieren,
ist meist schwieriger als den ursprünglichen Schmerz zu beseitigen.
Erst mal reden
Auch beim Orthopäden sind das
Gespräch und die körperliche
Untersuchung die ersten und wichtigsten diagnostischen „Instrumente“. Das klingt merkwürdig,
schließlich geht es doch um Knochen und Gelenke, die sich im
Röntgenbild viel besser beurteilen
lassen sollten. Doch heute weiß
man, dass Rückenschmerzen in
vielen Fällen auch auf durch Stress
bedingten muskulären Verspannungen basieren, die kein Röntgenbild zeigen kann. Gespräch
und Untersuchung können dem
Arzt wichtige Anhaltspunkte liefern, was im Argen liegt. Es kann
sein, dass sich das Röntgen dann
sogar erübrigt.
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HALTUNG
BEWAHREN
HALTUNG
Gehen Sie bei akuten Rückenschmerzen zum Arzt, wenn …
• alle Versuche, den Schmerz
zu lindern, erfolglos bleiben
• die Schmerzen sich auch
nach zwei bis drei Tagen
nicht bessern
• Sie starke Schmerzen haben,
die ins Bein ausstrahlen
• Sie schon früher Bandscheibenprobleme hatten oder an
der Wirbelsäule operiert
wurden
Höchste Eile ist bei akutem
Rückenschmerz geboten,
wenn …
• Sie das Gefühl haben, dass
Ihr Arm oder Bein einschläft
• die Muskeln im Bein oder in
den Armen schwächer werden oder gar nicht mehr
gehorchen
• Sie die Kontrolle über Darm
und/oder Blase verlieren
Wichtige
Fragen
Notieren Sie ein
paar Stichpunkte,
bevor Sie Ihren
Arzt aufsuchen.
Das erleichtert
Ihnen beiden das
Gespräch. Wichtige Punkte sind:
• Wann hat der Schmerz begonnen (an welchem Tag, zu welcher Tageszeit, bei welcher
Tätigkeit)?
• Wie hat der Schmerz begonnen
(langsam zunehmend, ganz
plötzlich)?
• Wie fühlt sich der Schmerz an
(stechend, drückend, ziehend)?
• Wo genau sitzt er, strahlt er in
eine Gliedmaße aus?
• Hatten Sie solche Beschwerden
schon früher?
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• Spüren Sie weitere Symptome,
z. B. Kribbeln oder Gliederschwäche?
Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung wird der Arzt
prüfen, ob Verformungen der Wirbelsäule vorliegen oder Verspannungen der Muskulatur. Er wird Sie
von Kopf bis Fuß begutachten. So
kann er feststellen, ob beispielsweise ein Bein wesentlich kürzer ist
als das andere – dann steht das
Becken schief und die Wirbelsäule
krümmt sich seitlich, um den
Schiefstand auszugleichen. Er wird
den Rücken abtasten, um Punkte
zu suchen, an denen ein Druck
Schmerzen auslöst. Erst dann entscheidet sich, ob bildgebende Verfahren zum Zuge kommen.
nutzungserscheinungen der Wirbelsäule, Wirbelbrüche oder Fehlstellungen der Gelenke erkennt
man besonders gut im Röntgenbild. Bei Verdacht auf einen Bandscheibenschaden haben sich die
Computertomographie (CT) und
die Kernspintomographie als die
empfindlicheren Nachweismethoden erwiesen. Letztere hat darüber
hinaus den Vorteil, dass sie den
Körper nicht mit Röntgenstrahlen
belastet und noch mehr Details
abbildet als die CT. Entzündungen
an den Wirbelgelenken, z. B. beim
Morbus Bechterew, werden mit
einer Szintigraphie sichtbar gemacht. Der Verdacht auf Knochenschwund lässt sich mithilfe einer
Knochendichtemessung erhärten
oder widerlegen.
BEWAHREN
Zweitens ist das, was der Arzt im
Bild sieht, oft gar nicht die Ursache
der Schmerzen, sondern nur ein
Nebenbefund. Würde man z. B.
1000 Menschen mittleren Alters
mit der Kernspintomographie
untersuchen,
fände man bei
etwa 500 eine
vorgewölbte
Bandscheibe
– ohne dass
auch nur
einer von
ihnen deshalb Probleme
hätte.
Dass die Ärzte heute nicht mehr
jeden Kranken mit Rückenschmerzen gleich zum Röntgen schicken,
hat mehrere Gründe. Erstens stecken hinter den Schmerzen in vielen Fällen Ursachen, die sich mit
bildgebenden Verfahren nicht darstellen lassen.
Röntgen, CT &Co
Je nachdem, welche Ursache der
Arzt hinter Ihren Beschwerden vermutet, wird er unterschiedliche
Untersuchungen veranlassen. Ab13
HALTUNG
BEWAHREN
HALTUNG
BEWAHREN
Der Rücken als Spiegel der Seele
Lange Zeit glaubte man, Rückenschmerzen seien
vorwiegend die Folge von Überlastung und (vorzeitigem)
Verschleiß. Ein Irrtum, wie sich herausgestellt hat.
Selbst wenn sich Veränderungen an der Wirbelsäule
ausmachen lassen, sind häufig psychische Einflüsse für
die Schmerzen verantwortlich.
Fatales
Steinzeiterbe
Selbst für manchen Experten kam
diese Erkenntnis überraschend.
Zwar hatten viele Eingriffe an der
Wirbelsäule keineswegs die guten
Ergebnisse gebracht, die man sich
erhofft hatte, aber die Erkenntnis,
dass die meisten Kranken wesentlich bessere Chancen auf eine dauerhafte Linderung ihrer Schmerzen
haben, wenn man auch ihre psychischen Probleme von Stress bis
Depression behandelt, hat sich erst
in den letzten Jahren durchgesetzt.
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Dass uns Stress, Ärger und Angst
nicht nur auf den Magen schlagen,
sondern auch in den Rücken fahren, ist auf einen Reflex zurückzuführen, über den schon unsere
Vorfahren in der Steinzeit verfügten. Sobald nämlich Gefahr und
Probleme drohen, reagiert der Körper, indem er sich auf Angriff oder
Flucht einstellt. Dabei wird unwillkürlich die gesamte Muskulatur
angespannt, auch und besonders
im Bereich des Rumpfes. Das geschieht meistens völlig unbewusst.
Weil man heutzutage in unangenehmen Situationen aber nicht
einfach losstürmen oder weglaufen
kann, bleiben die Muskeln angespannt. Ein Teufelskreis beginnt:
Je stärker die Verspannung, desto
weniger Einfluss hat man darauf,
den Spannungszustand der Muskeln zu verändern – sprich: Man
ist nicht mehr in der Lage, die
schmerzenden Muskeln bewusst
zu entspannen.
Eine ständig verspannte Muskulatur verhärtet sich und wird
schlechter durchblutet, was den
Schmerz noch verstärkt. Schmerz
seinerseits wirkt als Reiz, auf den
der Körper mit noch mehr Anspannung reagiert – der Teufelskreis
schließt sich.
Was den Rücken
anfällig macht
Rückenschmerzen treffen auffällig
häufig sehr disziplinierte Menschen, die hohen beruflichen oder
privaten Anforderungen genügen
müssen, sich und ihr Leben aber
scheinbar gut im Griff haben. Sie
stehen sozusagen ständig unter
Strom, müssen Haltung bewahren,
auch wenn sie sich vielleicht gerne mal einfach „hängen lassen“
möchten. Die Muskeln, welche
die Wirbelsäule aufrichten und
stabilisieren, verspannen und verhärten sich – Schmerzen sind die
Folge.
gaben, obwohl man die alten gerade eben so bewältigen kann, eine
drohende Kündigung, schwere
Auseinandersetzungen in der Familie oder im Betrieb.
Was deutet
auf seelische
Ursachen hin?
So mancher Rückenpatient hat
schon eine lange „Karriere“ mit
den unterschiedlichsten Behandlungsverfahren hinter sich – unter
Umständen sogar Operationen
– bevor die psychischen Ursachen
seines Leidens aufgedeckt werden.
Das liegt gar nicht unbedingt daran, dass die Ärzte zu spät an derartige Ursachen denken. Aber sie
müssen zunächst ausschließen,
dass die Schmerzen eine organische Ursache haben. Oft wechselt
der Kranke auch den Arzt, wenn
Selbstzweifel, Ängste und Depressionen sind häufige Ursachen von
Rückenschmerzen. Auch Unzufriedenheit mit der Arbeit kann über
kurz oder lang ins Kreuz fahren.
Schwedische Forscher haben festgestellt, dass Menschen, die sich in
ihrem Job unglücklich fühlen, ein
siebenfach höheres Risiko für Rückenschmerzen tragen. Als Auslöser wirken oft Ereignisse, die den
negativen Stress akut eskalieren
lassen, wie zum Beispiel neue Auf15
HALTUNG
BEWAHREN
HALTUNG
BEWAHREN
Rückenschmerzen
ganzheitlich behandeln
Selbsttest
Der folgende Fragebogen kann Ihnen Hinweise geben, ob Ihre Rückenschmerzen
möglicherweise psychisch bedingt sind. Er ersetzt nicht die ärztliche Diagnose!
Wenn Sie eine oder mehrere Fragen mit Ja beantwortet haben, sollten Sie mit
Ihrem Arzt darüber reden, welche Rolle seelische Probleme bei Ihren Beschwerden
spielen können.
•
Stehen Sie unter starkem Stress im Beruf oder im
Privatleben?
ja
nein
•
Fühlen Sie sich häufiger einmal überfordert?
ja
nein
•
Haben Ihre Schmerzen in zeitlichem Zusammenhang mit
einem belastenden Ereignis begonnen oder sich deutlich
verschlechtert?
ja
nein
Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Familie nicht genügend
Rücksicht auf Ihre Schmerzen nimmt?
ja
nein
Haben Sie schon verschiedene Therapien probiert, ohne
dass die Schmerzen besser wurden?
ja
nein
Wurde bei Ihnen früher einmal ein psychisches Leiden
wie eine Angsterkrankung oder Depression diagnostiziert?
ja
nein
•
•
•
die Behandlung nicht sofort anschlägt. Der nächste Arzt kennt
dann die Vorgeschichte nicht genau und wird also womöglich wieder von vorn beginnen mit der
Diagnostik.
Wenn der Rücken
die Seele belastet
Auch umgekehrt kann es sein:
Lang dauernde Schmerzen, etwa
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durch eine entgleiste Bandscheibe,
können einen Menschen seelisch
zermürben. Ganz besonders dann,
wenn es allen ärztlichen Anstrengungen zum Trotz nicht gelingt,
die Schmerzen zu beseitigen, oder
wenn sie immer wiederkehren.
Auch in solchen Fällen kann psychologische Unterstützung helfen.
Die Kranken lernen dabei, sich
aktiv zu entspannen und mit ihrem
Schmerz anders umzugehen. Dazu
später mehr (siehe Seite 19).
So vielfältig wie die Ursachen von Rückenschmerzen
ist auch die Palette der Behandlungsverfahren.
Sie reicht von Rückengymnastik bis Psychotraining,
von Schmerztablette bis Bandscheibenoperation. Das erlaubt
eine jedem Kranken individuell angepasste Strategie, die in
der Regel mehrere Behandlungsverfahren umfasst.
Das Wichtigste zuerst: Lassen Sie
sich nicht zu viel Zeit, bis Sie mit
Ihren Rückenschmerzen zum Arzt
gehen! Sich Wochen oder gar
Monate lang mit dem Schmerz
herumzuschlagen, ist kein Zeichen
von Tapferkeit, sondern schlicht
unsinnig. Lange bestehende
Schmerzen neigen dazu, sich in
das Nervensystem quasi „einzubrennen“, und ein so genanntes
Schmerzgedächtnis entsteht.
Mögliche Folge: Das Nervensystem
meldet selbst dann noch Schmerzsignale, wenn gar kein Schmerzreiz
mehr da ist. Oder es reagiert so
überempfindlich, dass schon geringste Berührungen schmerzen,
die ein Gesunder als Streicheln
empfinden würde.
Ein solches Schmerzgedächtnis zu
löschen, ist immer ausnehmend
schwierig. Manchmal gelingt es
gar nicht oder nicht vollständig.
Die beste Möglichkeit vorzubeugen, ist deshalb, akute Schmerzen
rechtzeitig wirksam zu behandeln.
Hilfreiche
Erstmaßnahmen
Bei akuten Rückenschmerzen ist
erst einmal Schonung angesagt
(das gilt nicht für chronische
Schmerzen!). Hilfreich ist es, den
Rücken zunächst zu entlasten,
indem man sich hinlegt, die Matratze sollte allerdings nicht zu
weich sein. Dann entweder in
Seitenlage die Beine anziehen oder
in Rückenlage z. B. mithilfe eines
dicken Kissens oder eines Kastens
17
HALTUNG
BEWAHREN
ein Stufenbett bauen, um die
gereizten Nerven zu entlasten.
Allerdings empfindet nicht jeder
Rückenleidende diese Lage als
angenehm; „Ausprobieren“ heißt
die Devise. Das Gleiche gilt für
Wärme, z. B. in Form einer Wärmflasche oder eines Wärmekissens.
Milde Wärme entspannt die Muskeln, Überwärmung kann aber
auch den Schmerz verstärken, und
sollte vor allem bei entzündlichen
Prozessen vermieden werden.
Müssen Medikamente sein?
In vielen Fällen ja. Denn Schmerzen lösen eine Muskelanspannung
aus, die ihrerseits den Schmerz verstärkt und Linderung verhindert.
Mit einem wirksamen Schmerzmittel kann dieser sich aufschaukelnde Prozess unterbrochen werden. Außerdem wirken viele
Schmerzmittel gleichzeitig entzündungshemmend. Besonders bei
Bandscheibenleiden tragen Entzündungsreaktionen zur Entstehung
der Schmerzen bei. Ein weiteres,
wichtiges Argument für Schmerzmittel: Bestimmte hilfreiche Behandlungen wie beispielsweise
Krankengymnastik sind oft – zumindest in der ersten Zeit – nur
18
HALTUNG
möglich, wenn die Schmerzen
durch ein Medikament ausgeschaltet werden.
Schmerzmittel können z. B. als
Tabletten geschluckt, oder bei sehr
starken akuten Rückenschmerzen
direkt an den Ort des Geschehens
gespritzt werden. Wenn der Arzt
eine stärkere Entzündungshemmung für erforderlich hält, kann
er auch Kortison dazugeben.
Fango, Massage
und was dazu
gehört
Heißluft, Rotlichtbestrahlung, Fango, Massage – es gibt zahlreiche
Möglichkeiten, dem schmerzenden
Rücken etwas Gutes zu tun. Bei
akuten Schmerzen haben diese
Verfahren durchaus ihre Berechtigung, vorausgesetzt, sie werden
fachlich korrekt durchgeführt. Bei
chronischen Schmerzen sollte man
sie aber zurückhaltend einsetzen.
Der Grund: Sie verführen dazu,
sich der Behandlung (und damit
auch dem Schmerz) einfach passiv
zu ergeben, statt selbst aktiv dagegen vorzugehen. Die Erfahrung
lehrt: Rückenkranke, die sich immer wieder nur ihr Rezept für die
Massage abholen, haben deutlich
schlechtere Chancen, möglichst
bald wieder dauerhaft schmerzfrei
zu werden. Das Motto heißt: aktiv
werden.
Gezielt bewegen,
stärkt den Rücken
Ein chronisch kranker Rücken profitiert von professionell gelehrter
Krankengymnastik viel mehr als
von Schonung, Badetherapie und
Massage. Durch Krankengymnastik
können chronische Verspannungen
beseitigt, Blockierungen der Wirbelsäule gelöst und verkürzte Muskeln gedehnt werden. Als Prinzip
gilt: langsam steigern. Es bringt
überhaupt nichts, sich gleich auf
die Kraftmaschinen im Fitnessstudio zu stürzen, solange die Rückenmuskeln noch verspannt sind
– im Gegenteil, so ein forciertes
Training kann die Schmerzen noch
verstärken.
Wichtig ist, dass Sie aktiv mitarbeiten und die erlernten Rückenübungen daheim konsequent weiter
durchführen, auch wenn der
Schmerz schon verschwunden ist.
BEWAHREN
Die Übungen sind nämlich nicht
nur Mittel zur Heilung, sondern
dienen auch der Vorbeugung.
Außerdem vermittelt der Krankengymnast auch rückengerechtes
Verhalten für den Alltag und zeigt
Ihnen, wie Sie gehen, stehen, sitzen, heben und sich bücken können, ohne den Rücken zu belasten.
Beispiele für ein kleines Rückentraining finden Sie auf Seite 22/23.
Das kann der
Psychologe tun
Wie schon mehrfach erwähnt,
spielen psychische Einflüsse bei
chronischen Rückenschmerzen eine
wichtige Rolle. Sie können der
eigentliche Ursprung der Rückenbeschwerden sein, aber auch,
wenn man z. B. unter ständigen
Schmerzen leidet, den Krankheitsverlauf in einer Art Rückkopplung
negativ beeinflussen. Als diese
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HALTUNG
BEWAHREN
HALTUNG
Entspannung durch Anspannen
Die progressive Muskelrelaxation, kurz PMR, beruht auf zwei Grundlagen: zum einen
auf der Tatsache, dass ein maximal angespannter Muskel sich nach dem „Loslassen“ auch
maximal entspannt. Zum anderen spiegelt der Muskelzustand bei vielen Menschen die
Seelenlage wider. Wenn jemand innerlich angespannt ist, sind es oft auch die Muskeln.
So kann umgekehrt muskuläre Entspannung dabei helfen, insgesamt ruhiger zu werden.
Bei der PMR werden nacheinander verschiedene Muskelgruppen einige Sekunden lang
angespannt und dann wieder losgelassen. Während der Phasen der Anspannung und Entspannung sollte man genau darauf achten, wie sich die betreffenden Muskeln anfühlen,
um die Wahrnehmung für den eigenen Körper zu schulen. Die PMR bietet keine Soforthilfe! Sie muss erlernt werden, und bis die Wirkung spürbar wird, kann es einige Wochen
dauern, in denen man täglich üben sollte.
Autogenes Training
Das autogene Training ist ein Verfahren zur „konzentrativen Selbstentspannung”. Es basiert im Gegensatz zur Hypnose ausschließlich auf der eigenen Vorstellungskraft und wird
zumeist in kleinen Gruppen in wöchentlichen Sitzungen vermittelt. Jede Übung dauert
3–5 Minuten und wird im Sitzen oder Liegen bei geschlossenen Augen durchgeführt. In der
Regel wird in jeder Sitzung eine Formel eingeübt z. B. „Mein rechter Arm ist ganz schwer“
oder „Mein Körper ist angenehm warm“. Die Übenden konzentrieren sich dann auf die
Wahrnehmung dieser Schwere oder Wärme und sollten die Übungen zu Hause mehrfach
wiederholen.
Zusammenhänge erkannt wurden,
hat man damit begonnen, immer
häufiger auch Psychologen zur
Behandlung hinzu zu ziehen.
Der Psychologe kann zum einen
dabei helfen, den seelischen Ursachen der Schmerzen auf den
Grund zu gehen und sie zu bewältigen. Zum anderen kann er psychologische Techniken vermitteln,
die helfen, den Schmerz besser
unter Kontrolle zu halten, damit er
erträglich wird. Ein Beispiel, das
jeder aus eigener Erfahrung kennt:
Schmerz wird weniger stark empfunden, wenn man abgelenkt wird,
etwa weil jemand das Zimmer
betritt. Das liegt daran, dass das
Gehirn nur eine bestimmte Menge
von Wahrnehmungen zum selben
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Zeitpunkt zur Kenntnis nehmen
und verarbeiten kann. Das kann
man sich zunutze machen, um den
Schmerz zu dämpfen – durch gezielte Ablenkung bei erhöhtem
Schmerzempfinden: z. B. durch
Musik hören, spazieren gehen, ein
Buch lesen, ein ablenkendes Gespräch.
Anhaltende Schmerzen können
zudem die Seele zermürben. Der
Kranke wird traurig und ängstlich;
seine Persönlichkeit verändert sich.
Mit psychologischer Hilfe kann
man solchen Prozessen rechtzeitig
entgegenwirken. Häufig werden
auch die Schmerzen geringer,
wenn das seelische Gleichgewicht
wieder erreicht wird.
BEWAHREN
Erst mal
entspannen …
Zum Repertoire der Therapeuten
gehören eine Reihe von Entspannungsverfahren, die Sie nach etwas
Übung auch alleine ausführen können. Die bekannteste Methode
neben dem autogenen Training
dürfte die progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen sein, die oft
für viele Menschen geeignet ist,
die mit dem autogenen Training
nicht zurecht gekommen sind
(siehe Kasten S. 20). Andere verbreitete Verfahren sind Yoga oder
Qi-Gong. Entspannungsmethoden
kann man bei speziell dafür ausgebildeten Therapeuten lernen. Ihr
Arzt oder Ihre Krankenkasse können Ihnen verhaltenstherapeutisch
orientierte Trainingsprogramme
empfehlen. Mit psychologischer
Unterstützung lernt man, wie die
täglichen Belastungen gelassener
und sicherer bewältigt werden
können.
Hier muss der
Chirurg ran
Die Operation gilt heute bei der
Behandlung von Rückenbeschwerden außer in Notfällen (siehe Kasten) als letzte Möglichkeit. Zur
Operation wird Ihnen der Arzt deshalb nur raten, wenn andere Behandlungsverfahren keinen Erfolg
gebracht haben. Am häufigsten
werden heute Bandscheibenleiden
operiert. Daneben können auch
Tumore oder Entzündungen einen
Eingriff nötig machen. Allerdings
sind das eher seltene Sonderfälle.
Es gibt verschiedene Methoden,
um verschlissene Bandscheiben zu
sanieren. Meistens operiert man
heute „durchs Schlüsselloch“, also
mit feinen Sichtgeräten und stabförmigen Instrumenten (Endoskopen), die durch winzige Hautschnitte eingeführt werden. Offene
Operationen, die lange Narben am
Rücken hinterlassen, sind nur noch
in Ausnahmefällen nötig.
Wann muss die Bandscheibe
schnell operiert werden?
Nicht jeder Bandscheibenvorfall
ist ein Notfall, der umgehend
operiert werden muss. Dringend
unters Messer müssen dagegen
Kranke, bei denen die Bandscheibe Nerven oder Rückenmark stark eingeklemmt hat
und die deshalb Muskellähmungen aufweisen oder Blase
und Darm nicht mehr kontrollieren können. Denn Nervengewebe ist sehr empfindlich und
verträgt massiven Druck nur
kurze Zeit. Sonst können dauerhafte Schäden entstanden sein.
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HALTUNG
BEWAHREN
HALTUNG
Das können Sie für Ihren Rücken tun
BEWAHREN
Übung 2
Richtiges Verhalten im Alltag und ein paar gezielte
Übungen, die der Rücken- und Bauchmuskulatur zugute
kommen – das reicht schon, damit Ihr Rücken
lange fit und geschmeidig bleibt.
Ihr Verhalten entscheidet darüber,
wie es Ihrem Rücken in Zukunft
geht. Hier ein paar Tipps für einen
rückengesunden Alltag:
• Nehmen Sie Haltung an!
Stehen, gehen und sitzen Sie
aufrecht, mit erhobenem Kopf
und geraden Schultern.
• Wenn Sie lange stehen müssen,
versuchen Sie, einen Fuß erhöht
zu stellen; das entlastet die
Wirbelsäule.
• Vermeiden Sie es, lange in einer
starren Position zu sitzen –
wechseln Sie Ihre Sitzposition
zwischen vorgeneigt, aufrecht
und angelehnt.
• Wenn Sie eine schwere Last
anheben müssen, gehen Sie in
die Knie, statt sich zu bücken!
Tragen Sie Lasten grundsätzlich
dicht am Körper, und fallen Sie
dabei nicht ins Hohlkreuz.
• Entlasten Sie die Wirbelsäule
von überschüssigen Pfunden –
versuchen Sie, Ihr Idealgewicht zu erreichen und zu
halten.
• Sport hält den Rücken fit!
Probieren Sie doch mal,
wie Ihnen das Rückentraining
gefällt. Rückenfreundliche Sportarten sind außerdem Schwimmen, Laufen, Walking, Wandern und Rad fahren.
Übungen für
jeden Tag
Die folgenden Übungen geben
Ihnen Anregungen, wie Sie die
Muskeln stärken können, die Ihren
Rücken stützen. Die einzelnen
Übungen sollten Sie fünf- bis zehnmal wiederholen und die Muskeln
bei jeder Wiederholung fünf bis
zehn Sekunden anspannen.
1. Die Rückenmuskeln
kräftigen
Knien Sie sich vor das Bett oder die
Couch und legen Sie den
Oberkörper darauf.
Verschränken
Sie die Hände hinter dem Kopf
und spannen Sie den Rücken an.
Jetzt Kopf und Oberkörper leicht
anheben ohne ins Hohlkreuz zu
fallen und einige Sekunden halten.
2. Bauch und Beine
kräftigen
Legen Sie sich auf den Rücken und
winkeln Sie die Beine in der Hüfte
an. Dann in der Luft „Rad fahren“.
Zum Abschluss der Übung die
Beine ganz anwinkeln und die
Knie an die
Brust ziehen.
Übung 3
4. Katzenbuckel
Übung 2
3. Sitzen üben
Setzen Sie sich gerade auf einen
Stuhl. Heben Sie ein Bein an und
führen Sie den Ellbogen des
gegenüber liegenden Arms zum
Knie. Der andere Arm „drückt“
nach unten. Dann beide Arme
erst nach oben, dann nach
unten stemmen.
Die Seite wechseln.
Lehnen Sie sich an die Wand und
gehen Sie in die Hocke. Legen Sie
die Hände in den Nacken und beugen Sie den Oberkörper nach vorn.
Die Ellenbogen nach vorn zu den
Knien führen. Wirbel für Wirbel
langsam wieder
aufrichten.
Übung 1
Übung 4
22
23
HALTUNG
BEWAHREN
Wenn Sie mehr
wissen möchten
Nie wieder Rückenschmerzen!
von Franziska Weber,
Taschenbuch, Rowohlt, 9,90 Euro,
ISBN 3499615622
Die Rückenschule von Hans-Dieter
Kempf, Frank Schmelcher, Jürgen
Fischer, Taschenbuch, Rowohlt,
8,50 Euro, ISBN 3499197936
Muskelentspannung nach Jacobsen
von Wilhelm Johnen,
Verlag Gräfe & Unzer,
ca. 11 Euro, ISBN 3774222010
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Manuela Arand
Ärztin und Medizinjournalistin
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Noch mehr Informationen finden Sie im Internet: www.praxis.tv.