Grußwort von Sozialministerin Mechthild Ross

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Grußwort von Sozialministerin Mechthild Ross
Grußwort von Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann MdL
zur Auftaktveranstaltung des „Niedersächsischen Jahres der Jugend 2006“
mit Überreichung der 50.000sten Jugendleiter-Card am 20. Januar 2006
im Foyer des Landtages
Herr Ministerpräsident, Herr Innenminister, liebe Astrid Vockert,
sehr geehrter Herr Prof. Krempel (Direktor Sprengel-Museum), lieber Herr Schwab,
Herr Richter und alle Vorstandsmitglieder des Landesjugendrings, liebe jugendliche Gäste,
meine Damen und Herren,
heutzutage haben es positive Botschaften über junge Menschen schwer, Beachtung und
öffentliche Aufmerksamkeit zu finden. Es fällt leicht und ist vor allem schlagzeilenträchtig,
unsere Jugend als PISA-Verlierer, als randalierende Straßenkämpfer nach französischem
Vorbild oder als potentielle Drogenkonsumenten darzustellen. Solche Botschaften landen gern
in den Medien.
Was wir meist nicht sehen, was aber ungleich spannender und wichtiger ist für unsere
Gesellschaft, sind dagegen die vielen jungen Menschen, die sich mit großem Engagement
für ihre Mitmenschen einsetzen. Menschen wie Sie, die Sie heute hier dabei sind.
Als Mutter dreier Jugendlicher, die alle im Handballverein engagiert sind, kenne ich das:
Die „Kleinen“ könnten nicht trainiert werden, wenn nicht die „Großen“ von der A-Jugend
viele Stunden ihrer Freizeit opfern würden. Ich nenne dieses Beispiel nur stellvertretend
für viele andere Bereiche, in denen Sie alle sich ehrenamtlich engagieren. Das sind Leistungen,
die wir alle dankbar annehmen, die wir im Grunde aber auch für selbstverständlich halten.
Sie fallen uns erst dann auf, wenn einmal kein Ehrenamtlichen-Nachwuchs gefunden wird.
Dann klemmt es plötzlich an allen Ecken und Enden.
Sie alle erbringen ehrenamtliche Leistungen, ohne die in unserer Gesellschaft nichts geht.
Sie erbringen Leistungen, die nichts aber auch gar nichts mit einer „Null-Bock-Generation“ zu
tun haben. Im Gegenteil. Im Zusammenhang mit dem Ehrenamt wird oft von den „stillen
Helden“ unserer Gesellschaft gesprochen. Helden, die wir alle brauchen, die aber nicht täglich
in den Medien auftauchen. Deshalb freue ich mich sehr, dass wir heute daran etwas ändern
können.
Gleich zu Beginn des Niedersächsischen Jahres der Jugend gehen wir mit einem positiven
Ereignis an die Öffentlichkeit. Wir machen etwas sichtbar von dem großartigen, aber stillen,
Engagement junger Menschen in unserem Lande.
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Zu den stillen, aber umso wichtigeren Stars der heutigen Auftaktveranstaltung gehören übrigens
auch drei Jugendliche aus der Jugendwerkstatt Pro Beruf hier in Hannover ganz maßgeblich
bei. Sie haben eine der wichtigsten Aufgaben inne: Sie sorgen nämlich professionell für das
kalte Büffet. Deshalb möchte ich Janina Stawno, Susan Lagershausen und Patrick Borgsmüller
ganz herzlich dafür danken, dass sie heute ihre erworbenen beruflichen Fähigkeiten unter
Beweis stellen. Von dem, was ich schon aufgebaut gesehen habe, bin ich schwer beeindruckt.
Die meisten von Ihnen kennen die JULEICA – die Jugendleitercard. Dieser Ausweis wird an
ehrenamtlich tätige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Jugendarbeit verliehen. Wer die
Juleica besitzt, hat mindestens fünfzig Stunden Ausbildung nach bestimmten Standards
absolviert und ist damit bereit und fit, um sich unentgeltlich für andere Jugendliche einzusetzen.
Das ist ein Zeichen gelebter Demokratie und ein Anlass, den wir mit Recht heute würdigen.
Liebe junge und ältere Gäste, wir wollen das „Jahr der Jugend“ nutzen, um einen
Bewusstseinswandel in unserer Gesellschaft anzuschieben. Die Aktivitäten im „Jahr der
Jugend“ können dazu beitragen, uns der Bürgergesellschaft einen großen Schritt näher zu
bringen.
Jugendpolitik ist eine Querschnittsaufgabe. Dazu gehört auch, die Vorstellungen, Hoffnungen
und Pläne der jungen Menschen ernst zu nehmen. Es gibt den schönen Satz: „Die Jugend soll
ihre eigenen Wege gehen, aber man muss ihr dazu ein paar Wegweiser mitgeben.“ Dies gilt im
übertragenen Sinne auch für eine zukunftsfähige Jugendpolitik.
Ich vergleiche die Initiative für ein „Niedersächsisches Jahr der Jugend 2006“ gern mit einem
Leuchtturm. Ein Leuchtturm erweckt schon allein durch seine Größe Aufmerksamkeit, und ein
Leuchtturm hilft bei der Orientierung. Er tut das, indem er Signale aussendet:
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das Signal, dass Jugendpolitik, Politik für und mit Jugendlichen, ein zentrales Ziel meines
Hauses ist,
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das Signal, dass wir dabei gemeinsam mit den Jugendlichen zusammenarbeiten wollen,
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und das Signal, dass wir die ehrenamtliche Arbeit schätzen und anerkennen.
Auf über fünfzig Veranstaltungen überall in unserem Land werden Jugendgruppen und
Projekte, die sich durch besondere Aktivitäten ausgezeichnet haben, im „Jahr der Jugend“ in
besonderer Weise gefördert und in der Öffentlichkeit als beispielhaft herausgestellt.
Die ausgewählten Jugendgruppen werden aber nicht nur ideell gefördert, sie erhalten auch eine
„handfeste“ materielle Unterstützung. Als Anerkennung und zur Durchführung neuer Projekte
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werden im Jahr 2006 jeweils 2000 Euro zur Verfügung gestellt. Gerade für die ehrenamtlich
organisierten Jugendgruppen bedeutet das vor Ort eine erhebliche Unterstützung und
Würdigung.
Es wird im Jahr der Jugend ganz unterschiedliche Veranstaltungen geben: Großveranstaltungen, wie z. B. ein großes Jugendforum, bei dem ganz unterschiedliche junge Menschen aus
allen Teilen Niedersachsens ihre Wünsche und Fragen präsentieren, aber auch viele kleine
Unterstützungen und Ehrungen, die über das ganze Land verteilt stattfinden, und die mir
besonders am Herzen liegen. In gewissem Sinne, um das Bild noch einmal aufzugreifen, sind
diese Veranstaltungen auch wieder kleine „Leuchttürme“, von denen Signale ausgehen.
Ein „Niedersächsisches Jahr der Jugend“ greift darüber hinaus auch die europäische
Dimension auf, in die junge Menschen heute ganz selbstverständlich hineinwachsen. Deshalb
werden auch europäische Themen – und insbesondere die Kontakte zu unseren europä-ischen
Partnerregionen in Frankreich und Polen – einen inhaltlichen Schwerpunkt darstellen.
In die Aktivitäten dieses Jahres sind alle Trägerbereiche der Kinder- und Jugendhilfe aktiv
eingebunden. So finden unter dem Gütesiegel „Jahr der Jugend 2006“ eine Vielzahl von
Fachveranstaltungen statt, in denen ein Austausch über die besten Konzepte stattfindet –
zum Beispiel in der Jugendberufshilfe, bei der Prävention oder in der kommunalen Jugendarbeit.
Meine Damen und Herren, das Ehrenamt, die ehrenamtliche Jugendarbeit, steht im „Jahr der
Jugend“ besonders im Mittelpunkt. Schließlich kennzeichnet gerade die Jugendverbände das
Prinzip der Ehrenamtlichkeit als herausragendes Wesensmerkmal. Die freiwillige Arbeit in den
Jugendverbänden ist für mich die Bestätigung, dass diejenigen ganz gewaltig irren, die meinen,
die „Jugend von heute sei eine reine Spaßgesellschaft“. Die vielen Jugendleiterinnen und
Jugendleiter sind der lebendige Gegenbeweis. Sie übernehmen Verantwortung und leisten
einen wertvollen Beitrag zu einer besseren, menschlicheren Gesellschaft.
Jugendleiterinnen und Jugendleiter in den christlichen Jugendgruppen vermitteln Toleranz und
Nächstenliebe. In den Jugendgruppen des Sports wird Teamfähigkeit eingeübt, körperliche
Fitness gefördert und das Bewusstsein für den eigenen Körper sensibilisiert. Bei der
Jugendfeuerwehr erfährt man, wie bereichernd es sein kann, sich gemeinsam für Menschen in
Not einzusetzen. Wer eine Jugendleiter-Card in Niedersachsen besitzt, weist damit auch eine
anspruchsvolle Qualifizierung für die ehrenamtliche Tätigkeit nach. Die JULEICA ist somit auch
ein Gütesiegel für Qualität im Ehrenamt und in der Jugendarbeit. Die Eltern können ihre Kinder
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also ganz beruhigt an den Angeboten der Jugendarbeit teilnehmen lassen, wenn unsere
Jugendleiter dabei sind.
Sie sehen: Es gibt viele gute Gründe, die Jugendleitercard zu unterstützen und sich dafür
einzusetzen, dass noch mehr junge Menschen eine JULEICA erwerben. Aber schon heute
können wir gemeinsam sehr stolz darauf sein, dass wir in Niedersachsen die meisten
ehrenamtlich engagierten Jugendlichen haben. Mit heute 50.000 JULEICAs stehen wir in
Niedersachsen auch weiterhin unangefochten bundesweit auf Platz eins. Und darum ist und
bleibt die Unterstützung der JULEICA ein fester Bestandteil der niedersächsischen
Jugendpolitik. Ich bin sicher, dass das „Jahr der Jugend“ zusätzliche Energien bei der
Unterstützung der JULEICA freisetzen wird – gerade auch auf der kommunalen Ebene.
Meine Damen und Herren, ich habe jetzt die große Freude und Ehre, anlässlich des Auftakts
zum Niedersächsischen Jahr der Jugend die 50.000ste JULEICA an junge ehrenamtliche
Jugendleiter überreichen zu dürfen. Und um den hohen Stellenwert, den das Ehrenamt in
Niedersachsen hat, zu unterstreichen, überreiche ich die 50.000ste JULEICA. Ich habe die
Ehre, heute gleich mehrere Exemplare der 50.000 Jugendleitercard zu übergeben. Nicht dass
Sie denken, wir könnten nicht zählen. Streng genommen kann es natürlich keine fünf
50.000sten Exemplare auf einmal geben. Es war nur schwierig, genau den 50.000sten
Empfänger ausfindig zu machen, weil natürlich immer an vielen Stellen im Lande gleichzeitig
JULEICAs ausgegeben wurden. So haben wir uns entschieden, stellvertretend für die vielen
tausend ehrenamtlich aktiven Jugendlichen fünf Vertreter verschiedener ehrenamtlicher
Bereiche zu ehren. Es sind dies
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Stephanie Irena Kroll (17 Jahre) aus Neerstedt
Jugendverband: Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Niedersachsen e.V.
(AEJN) / Evangelische Jugend Oldenburg
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Maximilian Osterhaus (16 Jahre) aus Osnabrück
Jugendverband: Bund der katholischen Jugend (BDKJ) / DKJO CHRISTUS-KÖNIG
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Sarina Brückner (18 Jahre) aus Hannover
Jugendverband: Deutsche Schreberjugend (DJS) / Schreberjugend Hannover
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Fabian Hüttig (16 Jahre) aus Diekholzen
Jugendverband: Sportjugend Niedersachsen (SJN) / Sportjugend im Kreissportbund
Hildesheim
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Anika Bargsten (24 Jahre) aus Göttingen
Jugendverband: Bund der Pfadfinderinnen und Pfandfinder (BdP)
Stellvertretend für alle ehrenamtlichen Jugendleiterinnen und Jugendleiter überreiche ich Ihnen
mit dem Dank und der großen Anerkennung für Ihr Engagement die 50.000ste JULEICA. Und
ich gebe Ihnen eine Bitte mit auf den Weg: Schweigen Sie nicht bescheiden über Ihren Erfolg.
Motivieren Sie vielmehr Freunde und Bekannte, indem Sie erzählen, wie bereichernd ein
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Ehrenamt ist. Wir brauchen Sie. Ich wünsche Ihnen – genauso wie allen anwesenden jungen
Menschen – weiterhin viel Erfolg und viel Freude bei Ihren ehrenamtlichen Aufgaben.
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