bericht über die gemeinnützige tätigkeit 2008
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bericht über die gemeinnützige tätigkeit 2008
bericht über die gemeinnützige tätigkeit 2008 wir [be]fördern wissen bericht über die gemeinnützige tätigkeit der kieserling stiftung in 2008 4|5 inhalt 6|7 10 | 11 12 | 13 16 | 17 18 | 19 20 | 21 Vorwort Die Stiftung Der Stifter Karsten Kieserling Eine Idee nimmt Fahrt auf Stiftungszweck und -ziel Das Herzstück der Stiftung Förderinitiativen und Förderpartner Die Jacobs University Logistik „privat“ mit internationaler Strahlkraft Lehrstuhl Maritime Logistics Regionale Logistik ist maritim gästeabende 44 | 45 Gästeabend mit David McAllister Niedersachsen und Bremen im Dialog 46 | 47 Gästeabend mit Dr. Johann Christian Jacobs Corporate Social Responsibility Der Bremer Logistiktag 50 | 51 52 | 53 Der Bremer Logistiktag 2008 Logistik international begegnen Der Bremer Logistiktag 2008 Vorträge I 54 | 55 Der Bremer Logistiktag 2008 Vorträge II 22 | 23 Die Deutsche Außenhandels- und Verkehrsakademie Kompetenz und Exzellenz bündeln Die neuen Räume der DAV und DLA Logistik Raum geben 56 | 57 Der Bremer Logistiktag 2008 Impressionen I 24 | 25 Der Lehrstuhl für internationale Unternehmensführung Think Global Logistics! 58 | 59 Der Bremer Logistiktag 2008 Impressionen II 26 | 27 Die Universität Bremen Logistische Denkfabrik im Nordwesten 60 | 61 Der Kieserling Logistikpreis Für herausragendes logistisches Denken und Handeln 28 | 29 Promotionsstipendium Wissenschaftliche Nachwuchsförderung 62 | 63 Der Bremer Logistiktag 2008 Programmausschuss 30 | 31 Logistische Kompetenzen der Universität Bremen Innovationsträger moderner Logistik 32 | 33 Forschungsvorhaben Bremische Häfen Infrastruktur für Bremen 34 | 35 Mesologistik Systemoptimierung am Standort und in der internationalen Kette 36 | 37 Studie Güterverkehr und Logistik Logistik in der Nordwestregion 38 | 39 Maritime Conference 2008 Trends in Container Shipping 40 | 41 Tag der Technik 2008 Logistik für den Nachwuchs Organe 66 | 67 Stiftungsvorstand und Stiftungsrat 68 | 69 Ausblick 2009 70 | 71 Impressum 6|7 vorwort liebe leserinnen und leser, Bremen bietet auf dem Gebiet der Verkehrswirtschaft und Logistik herausragende Kompetenzen in Wissenschaft und Forschung. Mit ihrem Innovationspotenzial sind sie eine der tragenden Säulen des Logistikstandorts Bremen und müssen daher gestärkt und sichtbar gemacht werden. Dieser Aufgabe widmet sich mit vollem Engagement die Kieserling Stiftung. Sie fördert gezielt Wissenschaft und Forschung sowie Bildung und Erziehung auf dem Gebiet der Verkehrswirtschaft und Logistik. In diesem Jahr feiert die Stiftung ihr fünfjähriges Bestehen und gibt aus diesem Anlass erstmals einen Bericht über ihre gemeinnützige Tätigkeit heraus. Die Kieserling Stiftung ist eine junge und dynamische Stiftung. Dennoch nahm sie bald nach ihrer Errichtung im Jahr 2004 mit den von ihr gesetzten Schwerpunkten einen einzigartigen Platz innerhalb der Stiftungslandschaft Bremens ein. Ihr Stiftungszweck ist klar definiert. Die inhaltliche Schwerpunktbildung erlaubte den Verantwortlichen, die Stiftungsarbeit von Beginn an effizient und strategisch zu entwickeln und umzusetzen. In den ersten Jahren ihres Bestehens konnten somit wichtige Grundlagen für eine nachhaltige und ganzheitliche Stiftungsarbeit gelegt werden, die den Wandel nicht scheut, sondern als Bedingung ihres Handelns versteht. Seit 2008 tritt die Stiftung noch eigenständiger im Hinblick auf die Unternehmensgruppe Kieserling auf. Der ideelle Anspruch des Stiftungsgedankens von Karsten Kieserling wird stärker herausgearbeitet. Hinter dem neuen Auftritt der Kieserling Stiftung steht eine ihn tragende Botschaft, die der unternehmerischen sozialen Verantwortung verpflichtet ist: Exzellenz und Kompetenz für innovative, ganzheitliche und nachhaltige Lösungen gegenwärtiger gesellschaftlicher und ökologischer Herausforderungen zu verbinden und zu fördern. Der neue Auftritt der Kieserling Stiftung im Internet und der Ihnen nun vorliegende Bericht manifestieren in Farbe, Form und Inhalt unseren Wunsch und Anspruch, unsere Stiftungsarbeit und Stiftungskommunikation so transparent und beweglich wie möglich zu gestalten. Mit ihm möchten wir eine Plattform für eine moderne und zukunftsgerichtete Stiftungsarbeit bieten. In diesem Sinne bedanken wir uns bei der Unternehmensgruppe, den Partnern und Mitarbeitern, die mit ihrer Arbeit die Voraussetzung dafür schaffen, dass die Stiftung über ausreichend Mittel verfügt, um ihre Förderarbeit zu leisten. Svenja Miller Geschäftsführung Stiftungsrat der Kieserling Stiftung Die Bremer Stiftungslandschaft ist ein buntes Kaleidoskop gesellschaftlichen Engagements mit einer ungewöhnlich hohen Stiftungsdichte. Dieser Umstand geht auf die Tradition der Freien Hansestadt Bremen sowie die Tatkraft und die Eigeninitiativen ihrer Bürgerinnen und Bürger zurück. Die deutschlandweit wohl bekannteste und eine der ältesten Stiftungen ist das Haus Seefahrt. Es zeugt von der frühen Erkenntnis, dass es privater Initiativen bedarf, um umfassend auf gesellschaftliche Herausforderungen antworten zu können. Hinter allen Stiftungen stehen Individuen und /oder Gruppen, die ihre finanziellen und intellektuellen Fähigkeiten in den Dienst der Allgemeinheit gestellt haben und stellen. Zu diesen Menschen gehörte auch der Unternehmer Karsten Kieserling. Seine Idee zur Errichtung der Stiftung erwuchs zum einen aus dem Bestreben, sein unternehmerisches Lebenswerk möglichst dauerhaft abzusichern und seinen Mitarbeitern, Managern, Kunden, Lieferanten und insbesondere dem Heimatstandort Bremen zu erhalten. Zum anderen war es sein besonderer Wunsch, durch die Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie Bildung und Erziehung, insbesondere im Bereich der Logistik, etwas von dem zurückzugeben, was er als Unternehmer von diesen Institutionen Positives erfahren hat. stiftung 10 | 11 eine idee nimmt fahrt auf der stifter karsten kieserling Karsten Kieserling wurde am 3. April 1936 in Bremen geboren. Mitte der 50er Jahre ging er nach seinem Abitur für zwei Jahre in die USA, um bei einer amerikanischen Transportfirma erste berufliche Erfahrungen zu sammeln. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland absolvierte er eine Lehre als Speditionskaufmann und bewährte sich bei deutschen Industrieunternehmen. Karsten Kieserling, Unternehmer und Stifter 1963 übernahm Karsten Kieserling das Unternehmen Erich Kieserling Bremen (EKB) seines Vaters, Erich Kieserling, und baute es zielstrebig und erfolgreich aus. Unter seiner Leitung wurde aus dem damaligen Kraftverkehrsunternehmen eine Logistikgruppe mit umfassendem Leistungsangebot. Das Jahr 1966 stellte einen Meilenstein für die Geschichte des Unternehmens und des Unternehmers Kieserling dar: In diesem Jahr nahm die Reederei Sea-Land den Containerverkehr von Amerika nach Europa auf. Kieserling bewies – nicht zuletzt wegen seiner Erfahrungen in den USA – Weitsicht und nahm frühzeitig Kontakt zu der Reederei auf. Als dann das MS „Fair Land“ der Reederei Sea-Land 1966 am Schuppen 13 des Bremer Überseehafens festmachte, war es das Transportunternehmen EKB, das den ersten Container für Deutschland zum Weitertransport vom Schiff entgegennahm. Der Umschlag erfolgte damals noch mit eigenem Schiffskran. Kieserling hatte während seines Amerikaaufenthaltes die Entwicklung im Containerbereich genau beobachtet und vorausgesehen, dass sich ein viel versprechender neuer Markt auftat. Mit seinen Sattelaufliegern, bedingt durch umfangreiche Flüssigchemietransporte seines Unternehmens, verfügte er auch über beste technische Voraussetzungen für den Start ins Containerzeitalter. Der Containerverkehr entwickelte sich mit stetig steigendem Tempo. Um auf diese zunehmenden logistischen Anforderungen dieses schnell wachsenden neuen Marktes zu antworten, gründete Kieserling frühzeitig Niederlassungen in Bremerhaven und Hamburg, später dann in Düsseldorf, Berlin, Leipzig und Dresden. Begünstigt wurde die erfolgreiche Unternehmensentwicklung immer wieder durch technische Innovationen. So setzte man u. a. zum Teil selbst entwickeltes, heute marktgängiges Equipment ein, darunter so genannte Seitenlader, die ein Auf- und Abladen der Container ohne fremdes Gerät ermöglichten. Auch der Transport von Containern auf Binnenschiffen wurde erstmals durch Kieserling angegangen. Bereits 1996 unterzog sich das Unternehmen freiwillig einem Öko-Audit nach der EU- Richtlinie 1836 /93 (EWG) und begann, ein ganzheitliches Umweltmanagementsystem durchzusetzen und aufzubauen. Das Unternehmen Kieserling war damit eines der ersten Logistikunternehmen, das auf diese Weise zertifiziert wurde. Karsten Kieserling hatte stets einen engen Zusammenhang zwischen unternehmerischer Tätigkeit und gesellschaftlichem Engagement gesehen. Seine Haltung spiegelte sich unter anderem in seinem aktiven, ehrenamtlichen Mitwirken in zahlreichen Institutionen und Organisationen wider. Sein Anliegen, die Allgemeinheit an seinen persönlichen Erfolgen partizipieren zu lassen, hat er schließlich durch seinen Wandel vom Unternehmer hin zum Stifter und die damit einhergehende Errichtung der Kieserling Stiftung im Juli 2004 eindrucksvoll unterstrichen. Seitdem ist die Kieserling Stiftung ein wichtiger Teil der vielfältigen Bremer Stiftungslandschaft. stiftung 12 | 13 stiftungszweck und -ziel das herzstück der stiftung Die als gemeinnützig anerkannte rechtsfähige Kieserling Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Bremen verfolgt nach § 2 Abs. 2 ihrer Stiftungsverfassung „die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung sowie die Förderung der Jugendhilfe.“ Der steuerbegünstigte Zweck (i. S. d. § 52 Abs. 2 Nr. 1 AO) wird nach § 2 Abs. 3 der Stiftungsverfassung insbesondere dadurch verwirklicht, dass die Kieserling Stiftung auf dem Gebiet der Verkehrswirtschaft und Logistik Stipendien und Preise vergibt, Lehrstühle an Hochschulen finanziert und Forschungsvorhaben, Promotionen und Habilitationen fördert, fachwissenschaftliche Veranstaltungen auf dem Gebiet der Verkehrswirtschaft und Logistik, wie den Bremer Logistiktag, durchführt, Aufklärung der Öffentlichkeit über zukunftsweisende Konzepte der Verkehrswirtschaft und Logistik in Bremen und Umgebung, betreibt, die Förderung junger Menschen unter 27 Jahren zur Vorbereitung oder Durchführung einer Ausbildung in Unternehmen der Verkehrswirtschaft und Logistik durch unterstützende Maßnahmen wie sozialpflegerische Aktivitäten sowie durch Unterstützung bei der Durchführung von Praktika oder Ausbildungsmaßnahmen verwirklicht, andere gemeinnützige Institutionen und Einrichtungen fördert, die gleiche oder ähnliche Zwecke wie die Stiftung verfolgen. Eine Förderung ist zum Beispiel hingegen nicht möglich für: Ausbildungsplätze in Unternehmen Praktikantenarbeitsplätze in Unternehmen wirtschaftliche Interessen von Einzelpersonen bzw. Gesellschaften Institutionen, die nicht gemeinnützig sind, außer für spezielle gemeinnützige Projekte Maßnahmen, die allgemein als Wirtschaftsförderung anzusehen sind Verbands- und Lobbyistentätigkeit Im Rahmen der tatsächlichen Geschäftsführung ist die Kieserling Stiftung vornehmlich als sog. Förderstiftung tätig, d. h., sie leistet insbesondere durch zweckgebundene Zuschüsse finanzielle Unterstützung für der Allgemeinheit dienende wissenschaftliche Vorhaben und Projekte. Die Kieserling Stiftung verfügt über ein Beteiligungsportfolio, das u. a. sämtliche vormals im Eigentum von Karsten Kieserling stehende Engagement innerhalb der Kieserling Gruppe umfasst. Die ihr dadurch zur Verfügung stehenden Mittel werden im Sinne des in der Stiftungsatzung festgelegten Zwecks eingesetzt. Der inhaltliche Rahmen der Stiftungsarbeit ist mit der Schwerpunktbildung Logistik und Verkehrswirtschaft gesetzt. Es obliegt dem kompetenten Rat der Mitglieder des Stiftungs- rates, die zur Verfügung stehenden Mittel hinsichtlich des thematisch festgelegten Rahmens, unter Wahrung der Notwendigkeiten des Gemeinnützigkeitsrechts und auf der Basis eines klar definierten und strategischen Förderkonzepts möglichts optimal einzusetzen. stiftung förderinitiativen und förderpartner Wir arbeiten zur Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie Bildung und Erziehung auf dem Gebiet der Verkehrswirtschaft und Logistik eng mit den auf diesen Gebieten aktiven Institutionen wie den Bremer Universitäten, Instituten und verschiedenen Gemeinnützigen Einrichtungen zusammen. Mit ihren umfassenden Logistikkompetenzen verleihen sie der Freien Hansestadt Bremen bundesweit ein einzigartiges Profil. Dieses geistige innovative Potenzial gilt es mit viel Engagement zu stärken. Um dies zu tun, geben wir mit unserer Stiftungsarbeit Impulse, schlagen Brücken und stoßen auf der Grundlage der uns zur Verfügung stehenden Netzwerke Initiativen an. Dominoeffekte sind uns dabei wichtig, um die Nachhaltigkeit der von uns geförderten Projekte zu bewirken. Unserem Stiftungszweck folgend entschieden wir uns im letzten Jahr für nachfolgende (Teil-)Förderungen. 16 | 17 die jacobs university förderinitiativen und förderpartner logistik „privat“ mit internationaler strahlkraft Die Jacobs University Bremen positioniert sich im Rahmen ihrer Neuausrichtung verstärkt als Partner der Wirtschaft. Die Produktion in globalen Netzen, Mobilität und Verkehr sowie Schifffahrt und Meerestechnik werden an der School of Engineering and Science zu dem Leuchtturmprojekt „Logistik“ zusammengefasst. Die Interdisziplinarität der Logistik bedingt, dass der Studiengang auf eine breite Grundlage aus drei Fachgebieten aufgesetzt ist. Prozesse in der Logistik hängen stark von hochentwickelten Technologien ab. Daher sind Natur- und Ingenieurwissenschaften eine wichtige Basis. Betriebswirtschaft, Management und Controlling sind weitere wichtige Bestandteile. Schließlich bildet die moderne Informations- und Kommunikationstechnologie (IT) die Grundlage der gesamten Branche und zwar sowohl im technologischen als auch in den kaufmännischen Bereichen. Die Jacobs University will dieses Themenfeld mit Partnern aus Maschinenbau, Seeschifffahrt, Umschlag, Logistik, Automotive und Zulieferern weiterentwickeln. Zum Wintersemester 2007/08 wurde erstmalig der Bachelorstudiengang „International Logistics“ angeboten: Er versteht sich als Ergänzung zu den bestehenden Bildungsangeboten in Bremen. Das Programm vermittelt neben Kenntnissen technologisch-wissenschaftlicher Grundlagen breites Managementwissen für die Logistikbranche und die Maritime Wirtschaft. Ein Beirat von namhaften Unternehmensvertretern begleitet den Studiengang. Der Studiengang spezialisiert sich im Zuge der dreijährigen Ausbildung zunächst in zwei Richtungen. Die Studienrichtung „International Logistics Engineering“ führt zum Erwerb eines Bachelor of Science. Die Studienrichtung „International Logistics Management“ führt zum Bachelor of Arts. In der weiteren Zukunft ist auch an einen Bachelor of Science mit einem Studienschwerpunkt „International Logistics IT“ gedacht. Das dreijährige Studium ermöglicht eine bis zu sechsmonatige Praxisphase. Neben der Fokussierung auf eine internationale Ausbildung umfasst das Programm eine synergetische Kombination von ingenieur-, sozial- und betriebswirtschaftlichen Inhalten. Eine wichtige Besonderheit des Studiums ist die auf dem Campus praktizierte Internationalität. Ziel des Studienganges ist es, internationale Nachwuchskräfte für eine Karriere in der Logistikbranche vorzubereiten. Der Studiengang beinhaltet neben notwendigen akademischen Inhalten auch zahlreiche sehr praxisnahe Elemente. Jacobs University Bremen Die ca. 60 Studierenden des Studienganges kommen u. a. aus Deutschland, Bulgarien, China, Indien, Mazedonien, den Niederlanden, Pakistan, Rumänien, Turkmenistan, der Ukraine und den Vereinigten Staaten. Die Studienabschlüsse werden akkreditiert und sind berufsqualifizierend. Sie können aber auch als Einstieg in eine spätere Master- und Doktorandenausbildung genutzt werden. Es erscheint der Jacobs University als sehr wichtig, dass sich neben einer starken Praxisorientierung das Studienprogramm in den bestehenden Forschungsaktivitäten der Universität wiederfindet. Wissenschaftler der Jacobs University arbeiten an vielfältigen, für die Logistikbranche Klaus J. Jacobs, Stifter relevanten Forschungsfeldern. Schwerpunkte in der Spezialisierung „International Logistics Engineering“ sind Traffic, Transport and Storage Systems, Geografic Information System, Optimization und Information and Communication Technologies. Zu den Bereichen Production Logistics, Distribution Logistics, Intermodal Logistics und Process Modelling & Simulation sind weitere Unterrichtseinheiten vorgesehen. Im dritten Studienjahr besteht die Möglichkeit der Spezialisierung. Für Studierende der Spezialisierung „International Logistics Management“ werden u. a. Accounting, International Economics, Marketing und Finance angeboten. Die ersten Absolventen werden zum Juni 2010 dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Zum Wintersemester 2009/ 10 plant die Jacobs University die Einrichtung eines Masterprogramms. Es soll sich an Nachwuchskräfte mit Berufserfahrung wenden, die sich bereits durch ihr Engagement und Leadershipkompetenzen ausgezeichnet haben und nun für die Umsetzung, Ausweitung und Professionalisierung weiteres Wissen und metho- Prof. Dr. Treusch, Präsident (JUB) disches Know-how benötigen. Das Forschungsgebiet „Global Production Logistics“ von Prof. Dr.-Ing. Katja Windt, Bernd Rogge Professor of Global Production Logistics, konzentriert sich auf die Entwicklung von Planungs- und Steuerungsmethoden für die Produktion industrieller Güter in weltweiten Netzstrukturen. Immer komplexere Randbedingungen machen es erforderlich, Produkte und Prozesse von Beginn an logistikorientiert zu entwickeln und mit logistikgerechten Technologien zu kombinieren. Prof. Froese, Kieserling Stiftung Distinguished Professor of Maritime Logistics, deckt das zweite Forschungsgebiet – die Maritime Logistik – ab. 18 | 19 lehrstuhl maritime logistics regionale logistik ist maritim Der gemeinsam von der Kieserling Stiftung und der Jacobs University im August 2007 eingerichtete Lehrstuhl Maritime Logistics Prof. Froese vermittelt das Verständnis für die Geschäftsprozesse des Seetransports, des Umschlags, der Lagerung und des Weitertransports mit anderen Verkehrsträgern mit dem Ziel der Optimierung der gesamten Transportkette, untersucht, bewertet und entwickelt Methoden und Werkzeuge zur Verbesserung der Prozesse und der Prozessketten entlang der Objektflüsse (Güter, Informationen, Werte), untersucht und optimiert die Nutzung der technischen Potenziale zur Erfüllung der wirtschaftlichen Anforderungen. Die Informations- und Kommunikationstechnologien stehen dabei gleichgewichtig neben den traditionellen Techniken für den Horizontal- und Vertikaltransport. Die Seetransportkette mit ihren Einzugs- und Verteilungsgebieten entlang der Küsten, der Binnenwasserstraßen und des verbindenden Land- und Lufttransports ist das Rückgrat der globalen Supply Chains. Die schnellen Zuwächse der Transportvolumina in den zurückliegenden Jahren überfordern inzwischen häufig die vorhandene Infrastruktur. Dies gilt insbesondere für das Containersegment, wo die Häfen zu Flaschenhälsen der globalen Transportflüsse geworden sind. Der maritimen Logistik stellt sich daher auch die Aufgabe, schnell wachsende Transportströme mit nur sehr langsam ausbaubarer Infrastruktur wie Straßen und Eisenbahnen zu bewältigen. Logistische Prozesse, Verkehrsprozesse, Transportsysteme und Infrastruktur sind in ein nur im Zusammenhang zu optimierendes Gesamtsystem einzuordnen und wissenschaftlich zu behandeln. Während für die traditionellen Bereiche der maritimen Logistik kontinuierliche Schritte zur Steigerung der Systemleistung und zur Schaffung von Mehrwerten entwickelt werden können, verlangt die Verkehrsproblematik nach ganz neuen Lösungen. Im Bachelorstudiengang werden die Studierenden an die Systeme der maritimen Logistik herangeführt und dazu befähigt, operative Aufgaben zu übernehmen. Der Master- studiengang vermittelt strategische Kompetenzen und Führungsfähigkeit zur Gestaltung dieser Systeme und für innovative Lösungen. Hafenplanung Jaigarh (Indien, W-Küste) Aktuelle Forschungs- und Entwicklungsthemen: Steigerung der Effizienz von Hafen- und Terminalprozessen nachhaltiges Energiemanagement im Hafen Hafenentwicklung Sicherheit der Infrastruktur und der Transportkette Motorways of the Seas From Road to Sea Arbeitsgruppe Maritime Logistics: Prof. Jens Froese, Kieserling Stiftung Distinguished Professor of Maritime Logistics Phanthian Zuesongham, Master of International Business Administration Indah Lengkong, MSc International Logistics Containerterminal Bremerhaven förderbereich 20 | 21 förderinitiativen und förderpartner die deutsche aussenhandels- und verkehrsakademie kompetenz und exzellenz bündeln Lebensbegleitendes Lernen und effizienter Transfer in die Praxis sind die Vision, mit der praxisnah, effizient und mit viel Engagement der Führungsnachwuchs der Zukunft am DAV-Standort in Bremen ausgebildet wird. Dr. Decker und Dr. Belser Die Deutsche Außenhandels- und Verkehrsakademie (DAV) mit ihrem umfassenden Fortbildungsangebot im Bereich der Internationalen Wirtschaft und der Logistik setzt bei ihren Studienangeboten auf eine intensive, aber auch sehr ausgewogene Verbindung von Theorie und Praxis. Seit der Gründung der DAV vor nahezu 50 Jahren hat sich diese enge Partnerschaft mit der Wirtschaft neben den ausschließlich beruflich oder akademisch orientierten Ausbildungen bewährt. Gerade die in den letzten Jahren gestiegenen und stets fortschreitenden Anforderungen an den Führungsnachwuchs im Hinblick auf einen expandierenden, globalisierten Markt können so unmittelbar im Kern identifiziert werden. Die Studienprogramme zum staatlich geprüften Betriebswirt und zum IHK-Fachwirt können so gezielt für den Arbeitsmarkt ausbilden. Sie sind fester Bestandteil betrieblicher Personalentwicklung in der Wirtschaft. Alle Angebote können in Vollzeit oder auch berufsbegleitend absolviert werden. Damit wird sowohl den individuellen Bedürfnissen der Studenten als auch den Anforderungen der Unternehmen Rechnung getragen. Ein großes und aktives Absolventen-Netzwerk ist offen für den Führungsnachwuchs und ermöglicht studienbegleitende Praxisprojekte durch Projektarbeiten, Exkursionen und Fallstudien. Über 6.000 Absolventen aus den Betriebs- und Fachwirtprogrammen der DAV bieten wertvolle Business-Kontakte von Beginn des Studiums an und halten oft lebenslang. Standort der Deutschen Außenhandels- und Verkehrsakademie 22 | 23 die neuen räume der dav und dla logistik raum geben Am 26. August 2008 konnte dank umfassender Spenden der Kühne-Stiftung, der Kieserling Stiftung, der BVL Bundesvereinigung Logistik, der BLG Logistics Group, sowie der Logistikdienstleister Dachser, Mosolf und Röhlig sowie der Sparkasse Bremen und vieler anderer Einzelpersonen und Unternehmen der BVL Campus eröffnet werden. Die Zusammenführung der Deutschen Außenhandels- und Verkehrsakademie (DAV) und der Deutschen Logistik Akademie (DLA) auf dem BVL Campus in dem modernen Gebäude an der Universitätsallee 18 schafft nicht nur einen Ort, an dem Aus- und Fortbildung stattfinden. Der BVL Campus spiegelt auch die Vision des lebensbegleitenden Lernens und des effizienten Transfers in die Praxis und setzt ein Zeichen hinsichtlich der Bedeutsamkeit der Aus- und Weiterbildung im Bereich der Logistik und der Internationalen Wirtschaft in Bremen und darüber hinaus. Während die DAV sich auf Betriebs- und Fachwirtprogramme in Voll- und berufsbe- gleitender Teilzeit spezialisiert hat, finden Fach- und Führungskräfte in der DLA einen spezialisierten Seminaranbieter, der ein umfassendes, kompaktes sowie praxisorientiertes Bildungsangebot für Neu- und Quereinsteiger aus der Industrie, dem Handel, der Wissenschaft oder dem Dienstleistungssektor zur Verfügung stellt. „Alles unter einem Dach“ – nach diesem Konzept vollzieht der BVL Campus durch praxisorientierte Ausund Fortbildung einen Schulterschluss mit der Wirtschaft. Durch die Kombination aus Studien- und Seminarangebot ergibt sich ein breit gefächertes Programm für mitwachsende Zielgruppen. Lebensbegleitendes Lernen als Vision ermöglicht auf jeweilige Anforderungen zugeschnittene Bildungsangebote. Somit wird der BVL Campus nicht nur Bildungsstätte für Ausbildungsabschnitte, sondern auch stetiger Begleiter in Aus- und Fortbildung. Eröffnung des BVL Campus förderbereich 24 | 25 der lehrstuhl für internationale unternehmensführung Mit der Entscheidung, auf dem BVL Campus einen Lehrstuhl für internationale Unternehmensführung zu fördern, verstärkt die Kieserling Stiftung nicht nur ihr Engagement an dieser traditionsreichen Bildungseinrichtung. Sie zeigt darüber hinaus das Bestreben, mit ihrer Förderung auf aktuelle globale Entwicklungen im Bereich der Logistik zu antworten. Die Hochschule für Internationale Wirtschaft und Logistik (HIWL) befindet sich momentan in der Gründungsphase und wird im Herbst 2009 die ersten Studierenden der Fachrichtungen Internationale Wirtschaft und Logistik begrüßen. Die dualen Studiengänge, die in Bachelor- abschlüssen nach den Bolognakriterien münden, zeichnen sich besonders durch ihren hohen Praxisbezug und die direkte Verbindung zu den Unternehmen aus. In einer kurzen Studienzeit von sechs Semestern wird ein Schwerpunkt auf interkulturelle Kompetenz sowie einen absoluten Praxisbezug durch das duale System gelegt. Durch das Arbeiten in kleinen Teams und Projektgruppen werden den Studenten auf moderne, effiziente Art und Weise theoretische Inhalte praxisnah vermittelt, so dass das Gelernte in der späteren Arbeitsumgebung sofort angewandt werden kann. Die Hochschule für Internationale Wirtschaft und Logistik rundet das Angebot des BVL Campus ab. Künftig werden sämtliche Bildungssektoren der Aus-, Weiter- und Fortbildung mit staatlich und international anerkannten Abschlüssen unter einem Dach gelehrt werden. Lebensbegleitendes Lernen wird somit fast komplett abgebildet. think global logistics! Die neuen Räumlichkeiten des BVL Campus förderbereich 26 | 27 die universität bremen Prof. Dr. Wilfried Müller, Rektor logistische denkfabrik im nordwesten Die Hansestadt Bremen ist heute ein national und international anerkanntes Wissenschaftszentrum. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft hat Bremen zur „Stadt der Wissenschaft 2005“ gekürt. Bremen ist unterwegs zur City of Science; Wissenschaft ist zum Hoffnungsträger für die Stadt geworden – und die Universität Bremen ist der wirkungsvollste Motor dieser Entwicklung. Im Rahmen der Exzellenzinitiative hat sich die Universität Bremen bisher hervorragend präsentiert. Universität Bremen: Denkfabrik im Nordwesten. 1971 wurde auf Empfehlung des Wissenschaftsrates die Universität Bremen gegründet. In einer Zeit gesellschaftlicher Erneuerung entstand das „Bremer Modell“. Seine Kernelemente gelten noch und haben zahlreiche Nachahmer gefunden: Interdisziplinarität, forschendes Lernen in Projekten, Praxisorientierung und Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Neue Leitziele sind hinzugekommen: Internationalisierung von Lehre und Forschung, Gleichberechtigung der Geschlechter, umweltgerechtes Handeln. Gegründet als Ausbildungsstätte für Lehrerinnen und Lehrer blickt die Universität Bremen auf eine bewegte und dynamische Entwicklung zurück. Heute steht die Universität Bremen auf zwei starken Säulen: den natur- und ingenieurwissenschaftlichen und den sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern. In der Forschung zählt die Universität Bremen seit Jahren zur Spitzengruppe der deutschen Hochschulen. Im Rahmen der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern sind der Universität zwei Graduiertenschulen und ein Exzellenzcluster bewilligt worden. 2007 warben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Bremen mit 77 Millionen Euro knapp 30 % des gesamten Universitätshaushaltes als Forschungsgelder ein. So finanziert die Deutsche Forschungsgemeinschaft zurzeit sechs Sonderforschungsbereiche, einen Transferbereich und ein Forschungszentrum an der Bremer Universität. Die hervorragende Forschungsqualität verdankt die Universität auch der engen Zusammenarbeit mit zahlreichen Forschungsinstituten auf dem Campus. Die Kooperation mit Unternehmen des Technologieparks ist ebenso erfolgreich wie die Kooperation mit den anderen Hochschulen des Landes und der Jacobs University Bremen. Universität Bremen förderinitiativen und förderpartner Die Universität Bremen leistet zusammen mit ihren wissenschaftlichen Partnerinstituten einen herausragenden interdisziplinären Beitrag zu wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Logistik und ihrer Dynamik mit bundesweiter Strahlkraft. Im Forschungsbereich Logistik kooperieren die Fachbereiche Physik /Elektrotechnik, Mathematik /Informatik, Produktionstechnik und Wirtschaftswissenschaft sowie das Bremer Institut für Produktion und Logistik (BIBA) und das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL). Der Sonderforschungsbereich „Selbststeuerung logistischer Prozesse – ein Paradigmenwechsel und seine Grenzen“ das „LogDynamicsLab“ als ein Demonstrations- und Anwendungszentrum für mobile Technologien in dynamischen Logistikstrukturen und die „International Graduate School for Dynamics in Logistics“ komplettieren den umfassenden Aktionsrahmen. Für mehr als 20.000 Studierende ist die Universität Bremen eine attraktive Ausbildungsstätte. Auch in der Graduiertenausbildung ist sie mit Graduiertenschulen und Doktorandengruppen führend. Im Sinne des Bolognabeschlusses hat die Universität Bremen die Mehrzahl der Fächer auf Bachelor- und Masterabschlüsse umgestellt. 28 | 29 promotionsstipendium wissenschaftliche nachwuchsförderung Der Kieserling Stiftung ist daran gelegen, ein umfassendes Förderangebot auf dem Gebiet der Verkehrswirtschaft und Logistik anzubieten. Dazu gehört nicht zuletzt eine gezielte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Im Zentrum ihres Interesses steht, die Bedingungen für eine exzellente wissenschaftliche Ausbildung der Doktoranden und ihre frühe wissenschaftliche Selbständigkeit zu schaffen, damit sich die Promovierenden optimal auf eine wissenschaftliche Laufbahn vorbereiten können. Afshin Mehrsai beabsichtigt in seinem Dissertationsvorhaben mit dem Arbeitstitel „Feasibility of Autonomous Logistic Processes by Reconfiguration of Business Processes“, die Forschungsansätze der „Leagility“ und der „Selbststeuerung logistischer Prozesse“ zu kombinieren. Er betrachtet dabei „Dynamik“ als inhärente Eigenschaft jedes kontinuierlichen Prozesses und jeder Aktivität. Ziel seiner Forschung ist es, die Machbarkeit der Anpassung des Konzeptes der Selbststeuerung an die Anforderungen der Industrie zu zeigen, besonders die Möglichkeiten der strategischen Integration in die aktuellen Wertschöpfungsketten. Als Beispiel für einen Einsatzbereich wird der Materialfluss gewählt; eine Übertragbarkeit auf andere logistische Bereiche ist nach Abschluss seiner Forschung gegeben. Das Studieren und Arbeiten in einem interdisziplinären, themenfokussierten Forschungsverbund ermöglicht es ihm, einen so anspruchsvollen Ansatz sowohl unter ingenieurwissenschaftlichen als auch unter wirtschaftlichen Aspekten zu bearbeiten und so Relevanz für die Praxis zu erlangen. Im Rahmen des „Research Cluster for Dynamics in Logistics“ hat die Kieserling Stiftung ein Stipendium an den iranischen Nachwuchswissenschaftler Afshin Mehrsai für das Forschungsvorhaben „Feasibility of Autonomous Logistics, Processes by Reconfiguration of Business Processes“ vergeben. Afshin Mehrsai ist seit Juli 2008 Promotionsstudent der „International Graduate School for Dynamics in Logistics (IGS)“. Die IGS ist eines der vier Standbeine des Bremer Forschungsverbunds „LogDynamics“. In einer fachbereichsund institutsübergreifenden Zusammenarbeit werden hier Probleme der Logistik mit wissenschaftlichen Methoden praxisorientiert angegangen. In der IGS arbeiteten 2008 insgesamt 19 Forscher-innen aus zwölf Ländern an ganz verschiedenen Aspekten der Dynamik logistischer Prozesse und Netze. Forscher-innen des IGS Afshin Mehrsai förderbereich 30 | 31 logistische kompetenzen der universität bremen förderbereich innovationsträger moderner logistik Ziel des gemeinsamen Vorhabens der Kieserling Stiftung und dem Fachgebiet „Management nachhaltiger Systementwicklung“, das von Prof. Dr. Michael Hülsmann an der Universität Bremen geleitet wird, ist es, einen substanziellen Beitrag zur Außendarstellung der Universität Bremen als Kompetenz- und Innovationsträger für eine moderne Logistik – regional, national und international – zu erbringen. Dabei stehen neben der Dokumentation bisheriger und aktueller Leistungen in Forschung, Lehre und Transfer zum Themenfeld „Logistik“ vor allem auch die Sichtbarmachung der diesbezüglichen inneren Entwicklungslogik sowie die Identifikation möglicher Entwicklungspotenziale der Universität Bremen über alle relevanten Fachbereiche hinweg im Vordergrund der Betrachtung. Neben der Darstellung relevanter Fakten und ausgewählter Erfolgsbeispiele, die zeigen, dass herausragende Ergebnisse aus der (Grundlagen-)Forschung dazu beigetragen haben, ein besonderes betriebliches Problem bei einem Kooperationsunternehmen zu lösen (z. B. im Rahmen des SFB 637 für den Logistikdienstleister E. H. Harms), will sich das Projekt insbesondere mit der Erarbeitung einer „Themenlandkarte“ befassen, die einerseits zeigen soll, mit welchen logistischen Aspekten und Inhalten sich Forschung, Lehre und Transfer an der Universität Bremen befassen – womit die thematische Breite des akademischen Leistungsspektrums angesprochen ist –, und die andererseits auch die Tiefe der Themenbearbeitung – also deren wissenschaftliches Niveau – abbilden soll. Darauf aufbauend soll übergreifend dargestellt werden, wie sich die Logistik in den vergangenen Jahrzehnten an der Universität Bremen als thematischer Fokus entwickelt hat. Dabei sollen wesentliche Meilensteine und Maßnahmen ebenso ausgeleuchtet werden wie die innere Logik, die dieser Entwicklung zugrunde lag. Dies betrifft geplante, generische Strategieaspekte ebenso wie emergente Entwicklungen, deren gemeinsame Richtung sich erst im Nachhinein erkennen lässt, die aber nunmehr ein in sich stimmiges strategisches Bild ergeben. Abschließend soll in die Zukunft der logistikbezogenen Arbeit an der Universität Bremen geschaut werden. Vor dem Hintergrund vergangener Fortschritte dieser Institution, ihrer immanenten Entwicklungspotenziale sowie thematischer Trends und Herausforderungen in der Logistik per se sollen Perspektiven aufgezeigt werden, wie sich Forschung, Lehre und Transfer an der Universität Bremen im Themenfeld „Logistik“ zukünftig aufstellen und weiterentwickeln könnten. Neben der Ausarbeitung strategischer Perspektivalternativen gilt es auch, deren Voraussetzungen zu erörtern, um prospektive Potenziale identifizieren und die Notwendigkeit zur Akquisition weiterer Förderungen begründen zu können. Prof. Dr. Michael Hülsmann (Jg. 1968) leitet seit Juli 2003 das vom Stifterverband der deutschen Wissenschaft geförderte Fachgebiet „Management nachhaltiger Systementwicklung“ im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Universität Bremen. Ab März 2009 übernimmt Prof. Hülsmann das Fachgebiet „Systems Management“ an der Jacobs University Bremen. Sein Fokus liegt auf dem strategischen Management logistischer Systeme. Prof Hülsmann lehrt und forscht u. a. zu kompetenz- und technologie- basierter Positionierung von Logistik-Dienstleistern, zur Bewältigung technologischen Wandels in Wertschöpfungsnetzwerken und zur Ausgestaltung interorganisationaler Koordinationsmechanismen. Prof. Dr. Hülsmann 32 | 33 forschungsvorhaben bremische häfen infrastruktur für bremen 2005 gab die Kieserling Stiftung das über sechs Monate laufende Forschungsvorhaben „Langfristige Sicherung der Infrastrukturinvestition für die bremischen Häfen unter veränderten Rahmenbedingungen“ an die Forschungsstelle Finanzpolitik im Verein zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in der Freien Hansestadt Bremen e. V. in Auftrag. Im Mittelpunkt der Untersuchung stand die Frage, wie auf differenzierte Rahmenbedingungen für die bremischen Häfen finanziell und politisch reagiert werden muss und welche Verpflichtungen für den Bund und die Nichtküstenländer bestehen, finanziell zu Planung, Bau und Unterhaltung der Seehafeninfrastruktur beizutragen. Die zentralen Ergebnisse des Forschungsvorhabens lauteten: Insbesondere die Entwicklung des Containerverkehrs begründet einen dringenden Erweiterungsbedarf der Seehafeninfrastruktur und der Hinterlandverbindungen und verleiht der Forderung nach einem dauerhaft belastbaren Finanzierungssystem höchste Priorität. Infolge der herausragenden Ergebnisse im Container- und Automobilumschlag wächst die wirtschaftliche Bedeutung der Häfen für die Region, jedoch schlagen sich die hauptsächlichen Wertschöpfungs- und Beschäftigungsgewinne immer stärker in den Regionen außerhalb Bremens nieder. Die bremischen Häfen produzieren für Deutschland rasantes Wachstum mit Beschäftigungszuwächsen und hoher fiskalischer Rentabilität, aber die fiskalischen Effekte infrastruktureller Hafeninvestitionen sind für Bremen im geltenden Finanzverteilungssystem trotz unverkennbarer Beschäftigungssicherungseffekte äußerst begrenzt, zumal die Abgeltung der Hafenlasten durch den Bund auf ein historisches Minimum reduziert worden ist. Das System der bundesstaatlichen Finanzverteilung muss im Rahmen der sich abzeichnenden Neuordnung der BundLänder-Finanzbeziehungen so reformiert werden, dass sich für die Bundesländer eigenfinanzierte, die Wirtschaftskraft stärkende Aktivitäten – z. B. der Bau und Betrieb der Seehafeninfrastruktur – auch fiskalisch lohnen. Das Vorhaben wurde mit dem seinerzeit amtierenden [a] das „Weltwirtschaftliche Umfeld der Bremischen Häfen“ (Prof. Dr. Rolf W. Stuchtey), Senator für Wirtschaft und Häfen, Jörg Kastendiek, abge- [b] deren „Wirtschaftliche Bedeutung“ (Prof. Dr. Frank Haller) und stimmt. Die drei Autoren untersuchten: [c] die „Finanzierung der bremischen Seehafeninfrastruktur“ (Prof. Dr. Günter Dannemann) förderbereich 34 | 35 mesologistik förderbereich systemoptimierung am standort und in der internationalen kette Vor mehr als 50 Jahren wurde das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) in Bremen gegründet. Mit der Verbindung von Tradition und moderner Forschung hat sich das ISL seither als eines der europaweit führenden Institute für maritime Forschung, Beratung und Know-how-Transfer positioniert. Rund 60 Mitarbeiter bearbeiten heute an den Standorten Bremen, Bremerhaven und Lübeck in interdisziplinären Teams Projekte aus der ganzen Welt. Ob in China, Saudi- Arabien oder Russland, ob es um logistische Systeme, maritime Wirtschaft und Verkehr oder um Informationslogistik geht, im Auftrag von öffentlichen und privatwirtschaftlichen Projektpartnern im In- und Ausland sorgt das ISL dafür, dass aus innovativen Ideen praxistaugliche Lösungen werden. Ziel des am ISL von der Kieserling Stiftung geförderten Forschungsvorhabens „Mesologistik: Systemoptimierung am Standort und in der internationalen Kette“ war es, die Bedeutung der Leistungsfähigkeit der Mesologistik für den maritimen Standortraum Bremen/Bremerhaven, d. h. die Bedeutung der Systemoptimierung „Verkehr, Logistik und Standortentwicklung“, aufzuzeigen und zu analysieren. Die Bedeutung von Seehafenregionen drückt sich in ihrer Leistungsfähigkeit im Umschlag für den internationalen Warenaustausch und vor allem als wesentlicher Wertschöpfungspartner internationaler Logistikketten aus. So ist es für deren Wettbewerbsfähigkeit mit entscheidend, inwieweit es gelingt, Seehafenentwicklung, Umschlag- effizienz und Hinterlandtransport zu koppeln. Seehäfen repräsentieren hierbei Gate-Funktionen, die in internationale Logistikkonzepte eingebunden sind. Verkehr, Logistik und Standortentwicklung sind damit untrennbar miteinander verbunden. Insoweit bedarf es einer prozessübergreifenden Systemoptimierung am Standort und in der internationalen Kette. Gerade vor dem Hintergrund einer zunehmenden Vernetzung in globalen Supply Chains und einer steigenden Seetransportleistung steigt die Bedeutung dieses quantitativen und qualitativen Designs maritimer Standorträume. Es kommt zu neuen Aufgaben- und Standortverteilungen in Wertschöpfungsnetzwerken, zu neuen Kooperationsformen, zu technischen und prozessorganisatorischen Innovationen sowie zu neuen logistischen Produkten. In diesem Zusammenhang sind sowohl verkehrs- und regionalwirtschaftliche als auch betriebswirtschaftlich-logistische Lösungen für den maritimen Standort gefragt, etwa bezüglich intermodaler Transportketten, des Umgangs mit Fragen des Risikos und der Sicherheit in der Transportkette, der Gestaltung von Mass Customization Lösungen und des Work-Flow- Managements in der Supply Chain und in der Region. Man spricht (im Sinne einer Abgrenzung zu Mikro- und Makrologistik) von einer maritim geprägten Mesologistik. Das damit angesprochene Zusammenspiel der Partner trägt wesentlich dazu bei, eine quantitativ und qualitativ exzellente zeitnahe Beherrschung der logistischen Komplexität im Unternehmen, in der Kette und am Standort zu erzielen. Flexible und zuverlässige Problemlösungspotenziale an einem Standort für Supply-Chain-Anforderungen von Kunden weltweit sind mehr denn je gefragt. Diese sind auch wesentlich für die in einem internationalen Zusammenhang zu sehenden Entscheidungen zu Unternehmensstandorten. 36 | 37 logistik in der nordwestregion RICHTUNG DÄNEMARK Der von der Kieserling Stiftung an das ISL Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik unter Mitwirkung des BAW Institut für regionale Wirtschaftsforschung erteilte Auftrag, die regionalökonomische Bedeutung der Logistik, ihre regionalen und sektoralen Strukturen sowie die Potenziale einer Clusterentwicklung zu analysieren, bildeten die Grundlage und den Impuls für den Antrag eines umfassenderen Forschungsprojekts. Dieses wurde um einen Auftrag der Metropolregion Bremen Oldenburg, die Untersuchung der Logistikwirtschaft für die Metropolregion und den nordwestdeutschen Untersuchungsraum zwischen Ems und Elbe differenziert vorzunehmen, ergänzt. Im Mittelpunkt stand die Frage, welchen Beitrag die Logistikregion Nordwest-Deutschland mit dem Land Bremen als Zentrum insbesondere durch den Einsatz neuer Technologien der Kommunikation, Kooperation und des Wissenstransfers zur Stärkung des Standorts Deutschland als Produktions- und Logistikstandort leisten und einbringen kann. Die von der Kieserling Stiftung, der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten e. V. und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie 2007 in Auftrag gegebene Gesamtuntersuchung wird gemeinsam vom ISL in Kooperation mit LNC Logistic Network Consultants, Hannover durchgeführt. al -Kan tsee -Os Nord RICHTUNG FEHMARN + DÄNEMARK A1 Nordsee LÜBECK A 20 CUXHAVEN be El A1 A 27 ELK HAMBURG WILHELMSHAVEN BREMERHAVEN A 24 A 24 A 22 A 29 OLDENBURG er es W RICHTUNG NIEDERLANDE A 28 A 281 A1 BREMEN A7 ELBE Im Projektbeirat sind neben den Auftraggebern, Bundestagsabgeordneten aus der Region, Vertretern der Logistikwirtschaft, der Logistikinitiativen (KLB und LNC) und der regionalen Gebietskörperschaften die Vertreter der IHKs der Metropolregion prominent vertreten. Der regionale Bezugsrahmen der Studie ist die maritime Logistikregion von der niederländischen Grenze bis zur Elbe unter besonderer Berücksichtigung der Metropolregion Bremen-Oldenburg. Mit der Abbildung der Logistikvielfalt im Rahmen eines Logistikkompetenzclusters in den Teilbereichen logistisches Leistungsprofil, Suprastrukturen, Infrastruktur, Netzwerke, Forschung und Qualifizierung wird das Ziel verfolgt, die strategischen Funktionen, Stärken und Potenziale der Nordwest Region für die Zukunft des Logistikstandorts Deutschland transparent darzustellen. Für ausgewählte Handlungsfelder werden Arbeitsprogramme und Beiträge zum „Masterplan Güterverkehr und Logistik“ formuliert. Diese dienen als Grundlage für die weitere Beteiligung der Logistikregion NWD an der Ausarbeitung des Masterplans. RICHTUNG OSTSEE + POLEN Anlass für die von der Kieserling Stiftung geförderten Studie war die von der Bundesregierung beabsichtigte Aufstellung eines nationalen „Masterplans Güterverkehr und Logistik“. Die Konzeptstudie soll dazu dienen, die Rolle der Nordwest-Region bei der Umsetzung des Masterplans Güterverkehr und Logistik der Bundesregierung zu stärken und die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Logistik im Nordwesten und die Position der Nordwest-Region im Kontext der weiteren Entwicklung des Logistikstandortes Deutschland zu ermitteln. RICHTUNG BERLIN + POLEN studie güterverkehr und logistik förderbereich 38 | 39 maritime conference 2008 trends in container shipping Am 9. und 10. Dezember 2008 fiel im Bremer World Trade Center mit der „Maritime Conference 2008“ der Startschuss zu einer geplanten neuen Reihe internationaler maritimer Konferenzen. Unter den zehn Partnern der Veranstaltung fand sich auch die Kieserling Stiftung, die mit einer Teilförderung die fachwissenschaftliche Veranstaltung unterstützte. Das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) lud ein, mit einer Reihe renommierter Referenten aus Forschung und Industrie über aktuelle Trends und Aspekte des globalen Containertransports zu diskutieren. Schwerpunkte der geförderten Konferenz waren die Angebots- und Nachfrageentwicklungen des Weltmarktes, die Anforderungen an die Containerschiffsgrößen und damit verbundene Auswirkungen, die Bedeutung des Marktwachstums für Häfen und Hinterland sowie Aspekte der Finanzierung und Besteuerung im globalen Transport. Die Containerschifffahrt sieht sich heute mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Aktuell fällt eine Phase starker Flottenerweiterung zusammen mit einer wirtschaftlichen Wachstumsdelle, verstärkt durch die Auswirkungen der Finanzkrise. Dies hat Auswirkungen auf das Wachstum der Containerschifffahrt, das nach langen Jahren zweistelliger Zuwachsraten zumindest kurzfristig nur noch im Bereich von etwa 5 % liegen wird. Bei noch unverändert hohem Flottenwachstum entwickelt sich eine Überkapazität, die auf die Fracht- und Charterraten drückt. Ebenfalls werden in Zukunft außerordentlich große Containerschiffe fertiggestellt sein und die Flottenstrukturen und -kapazitäten aus logistischer und strategischer Sicht beeinflussen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welche Grenzen es hinsichtlich einer weiteren Größenentwicklung gibt, wie sich die Einsatzgebiete unterschiedlicher Schiffsgrößen verschieben oder welche Form der Arbeitsteilung zwischen den neuen großen und bereits existierenden kleineren Schiffen sich einstellen könnte. Insbesondere die Feederschifffahrt mit ihren kleinen Sammel- und Verteildiensten muss beim Einsatz der großen Schiffe in nur vergleichsweise wenigen Häfen zunehmende Mengen bewältigen. Dies ist auch für die deutschen Containerhäfen Bremerhaven, Hamburg und in Zukunft Wilhelmshaven ein wichtiger Markt. Neben diesen herausfordernden Trends auf der Nachfrage- und Angebotsseite kommen Schwierigkeiten mit der Schiffsfinanzierung aufgrund der Kreditverknappung, steigende Betriebskosten und Einschränkungen der Hafenkapazitäten auf die Branche zu. Die Zahl von mehr als 170 Teilnehmern aus dem Inland sowie dem inner- und außereuropäischen Ausland zeigte das große Interesse der Branche an der analytischen Betrachtung der aktuellen Situation der Containerschifffahrt sowie den Bedarf zur Diskussion über die möglichen künftigen Entwicklungen. Die hochkarätigen Referenten kamen im Wesentlichen aus dem Bereich der angewandten Forschung und Beratung. Sie repräsent- ieren namhafte Institute und Unternehmen aus Europa und Amerika, die forschend und beratend für die maritime Wirtschaft und speziell auch die verschiedenen Teilbe- reiche der Containertransportkette tätig sind. Sie alle sind Kooperationspartner des ISL in verschiedenen Projekten, woraus die gute Vernetzung des Bremer Instituts wie auch der Branche insgesamt deutlich wird. Impressionen der Maritime Conference 2008 förderbereich ii 40 | 41 tag der technik 2008 logistik für den nachwuchs Der „Tag der Technik“ am 13. Juni 2008 informierte nahezu 1000 Jugendliche über Karrierechancen in der Logistikbranche und bewies: Logistik boomt nicht nur wirtschaftlich. Mehr als 950 Schüler-innen nutzten diesen Tag, um sich über das Ausbildungsangebot der Logistikbranche zu informieren, die als Sektor mit breit gefächertem Ausbildungsangebot immer attraktiver wird. Die Kieserling Stiftung förderte mit acht weiteren Partnern, zu denen auch die BLG und die Universität Bremen gehörten, diese für Schülerinnen und Schüler wichtige Nachwuchsveranstaltung. Fachlagerist, Hafenschiffer, Luftverkehrskaufmann – die Auswahl an Berufen in der Logistik ist ebenso groß wie ihr ökonomisches Potenzial. Den meisten Außenstehenden ist das jedoch unbekannt. Die Zielrichtung der vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) ausgerichteten Veranstaltung war also klar: die Jugendlichen von der Zukunftsfähigkeit der Branche überzeugen und somit den Nachwuchs für sich gewinnen, der gerade in technischen Berufen fehlt. Passend dazu das Motto des Tags der Technik: „Faszination Logistik“. Und dass Logistik durchaus faszinierend sein kann, bewiesen die etwa 25 Aussteller mit spannenden MitmachAktionen auf dem Gelände der BLG Logistics Group am Neustädter Hafen. Die Schüler der Sekundarstufen I und II konnten mit den Steuersystemen eines intelligenten Kühllasters experimentieren, aus der Gondel eines 60 Meter hohen Krans das benachbarte Güterverkehrszentrum einmal von ganz oben aus betrachten und sich bei einer Führung durch das BLG-Hochregallager selbst ein Bild davon machen, wie Logistik „in echt“ funktioniert. Dazu kamen die zahlreichen Firmen, Hochschulen und Institutionen, die über ihr Bildungs- und Ausbildungsangebot informierten. Logistik fasziniert! Speziell um die Nachwuchsförderung in den logistischen Ingenieurberufen ging es bei meetING. – einer regelmäßig vom VDI und dem Fachbereich Produktionstechnik -Maschinenbau & Verfahrenstechnik der Universität Bremen durchgeführten Veranstaltungsreihe. Hier trafen sich erprobte Ingenieure und Studenten entsprechender Fachrichtungen mit den Jugendlichen und erzählten aus ihrem Berufs- und Studienalltag. Ziel des Gedankenaustauschs: den Schülern die Berührungsängste vor einem ingenieurwissenschaftlichen Studium nehmen und sie für Technik und Naturwissenschaften begeistern. „Ich hätte nie gedacht, dass Logistik ein Bereich mit so vielen verschiedenen Berufen ist“, zog die 17-jährige Laura am Ende des Tages ihr persönliches Resümee. Besonders gefallen haben der Gymnasiastin das umfangreiche Vortragsprogramm und die Aussichtsgondel am Kran. Auch die Organisatoren waren zufrieden. Torsten Bolik von der projektleitenden machtWissen.de AG: „Der Tag hat allen Besuchern gezeigt, dass Logistik Spaß machen und spannend sein kann. Und wenn sich jetzt einige Schüler wirklich dazu entschließen sollten, später einmal einen Beruf in der Logistik zu ergreifen, ist das auf jeden Fall ein voller Erfolg.“ förderbereich iv Zu den besonderen von der Kieserling Stiftung ins Leben gerufenen Einrichtungen gehören die von ihr zweimal im Jahr ausgerichteten Gästeabende, die seit 2006 stattfinden. In einem kleinen Kreis werden bei einem gemeinsamen Essen auswärtige Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zum Dialog gebeten und ausgewählte, gesellschaftlich relevante Themen zur Diskussion gestellt, die mit der inhaltlichen Arbeit der Stiftung zusammenhängen. gästeabende 44 | 45 gästeabend mit david mcallister niedersachsen und bremen im dialog Am 18. September 2008 fand ein Gästeabend der Kieserling Stiftung im Parkhotel statt. Ehrengast und Dinnerspeaker war der Vorsitzende der niedersächsischen CDU David James McAllister. Das Anliegen der Kieserling Stiftung ist es, mit ihren Gästeabenden das Bewusstsein für unternehmerische soziale Verantwortung in der Freien Hansestadt Bremen weiter anzuregen und zu fördern, getreu dem Ziel: Menschen zu bewegen, zusammenzubringen und in einen Dialog treten zu lassen. gästeabende 46 | 47 gästeabend mit dr. johann christian jacobs corporate social responsibility Am 2. Dezember 2008 lud die Kieserling Stiftung zu einem Gästeabend in die Havanna Lounge in Bremen ein. Ehrengast und Dinnerspeaker war Dr. Johann Christian Jacobs, der in seinem Vortrag die gemeinnützige Tätigkeit der Jacobs Foundation vorstellte. In der sich daran anschließenden Diskussion, die von der Bremer Bürgermeisterin Caroline Linnert eröffnet und moderiert wurde, wurde der Blick auf die (über-)regionale Stiftungskultur und insbesondere auf das Verhältnis von Staat, Unternehmen und Bürgerengagement gelegt, um Möglichkeiten künftiger Kooperationen und Brückenbildung auszuloten. Paradebeispiel einer solchen Kooperation ist nicht zuletzt die Jacobs University. Klaus J. Jacobs entschied sich im Herbst 2006 für eine Spende in Höhe von 200 Millionen Euro. Die Spende war unter anderem an die Bedingung geknüpft, dass das Land Bremen für fünf Jahre jeweils fünf Millionen beisteuert. Das Anliegen der Jacobs Foundation ist es, mit den von ihr bereitgestellten Mitteln einen „Katalysator-Effekt“ zu erzielen, möglichst nachhaltig zu wirken und zu fördern. „Mein Vater hat stets Wert auf eine konsequente Ausrichtung auf Exzellenz gelegt“, so Dr. Johann Christian Jacobs, der 2004 die Leitung der Stiftung übernahm. gästeabende bremer logistiktag Seit 2006 wird der Bremer Logistiktag einmal im Jahr veranstaltet. Initiator und Träger des zweitägigen internationalen Symposiums ist die Kieserling Stiftung. Der Bremer Logistiktag dient als regelmäßige und qualifizierte Plattform dem Gedanken- und Erfahrungsaustausch von Entscheidungsträgern aus Wissenschaft, Forschung, Aus- und Weiterbildung sowie Wirtschaft und Politik. 50 | 51 der bremer logistiktag 2008 logistik international begegnen Kaum eine Branche profitiert so stark von der Globalisierung und weltweiten Verknüpfung von Wertschöpfungsketten wie die Logistik. Angesichts steigender Umschlagzahlen wird die Bedeutung der Logistik für den Welthandel auch in Zukunft weiter wachsen. Das freut Politik und Wirtschaft, stellt die Branche jedoch vor große Herausforderungen und ruft sie zunehmend in die Verantwortung. Denn wachsende Verkehre belasten die Umwelt in erheblichem Maße. Unter dem Motto „Logistik schafft Dynamik – Innovationen für Ökonomie und Ökologie“ haben anlässlich des BREMER LOGISTIKTAGS 2008 rund 500 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung und Politik über den Beitrag der Logistik zum Schutz natürlicher Ressourcen diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. Die Fachtagung hat mit der Wahl dieses ebenso aktuellen wie brisanten Themas den Nerv der Zeit getroffen. Zu den Referenten zählten unter anderem Bremens Wirtschafts- und Hafensenator Ralf Nagel, der finnische Botschafter in Deutschland René Nyberg, der Leiter der Abteilung Business Development von EADS Astrium in Bremen, Dr. Wolfgang Busch, das Vorstandsmitglied von Oy Karl Fazer Ab und Präsident der Deutsch-Finnischen Handelskammer Helsinki, Berndt Brunow, sowie Prof. Dr.-Ing. Frank Straube von der TU Berlin. Die Referenten des Symposiums haben in ihren Vorträgen immer wieder deutlich gemacht, dass die Logistikbranche die drängenden Umwelt- und Klimaprobleme im Blick hat und mit Hochdruck an intelligenten, innovativen Lösungen arbeitet. Das Ergebnis der Veranstaltung lässt sich in Logistik schafft Dynamik und reduziert Komplexität, weil sie die internationale Arbeitsfünf Kernthesen zusammenfassen: teilung ermöglicht, Zeitverschiebungen ausnutzt und räumliche Distanzen überwindet. Dynamische Märkte, geprägt durch Variantenvielfalt und individuelle Kundenwünsche, verlangen nach flexiblen Logistiksystemen und -strukturen. Mit Finnland wurde erstmals ein Partnerland eingebunden, was den europäischen Kontext des Symposiums betonte. Mit seiner wachsenden Wirtschafts- und Innovationskraft besitzt Finnland eine besondere Bedeutung für die Bremischen Häfen. Deutschland ist Finnlands wichtigster Handelspartner in der Europäischen Union. Das Land im Norden Europas steuert seinen wachsenden Überseehandel bereits seit Jahrzehnten hauptsächlich über die deutschen Nordseehäfen, allein über die Bremischen Häfen werden rund drei Millionen Tonnen jährlich umgeschlagen. [tag eins] Zukunft Weltwirtschaft – wachsende Bedeutung und Verantwortung der Logistik Prof. Dr.-Ing. Frank Straube, Technische Universität Berlin, Leiter Fachbereich Logistik Logistik als Motor für unternehmerische und standortpolitische Innovationen Senator Ralf Nagel, Senator für Wirtschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen Masterplan Kompetenzzentrum Logistik Bremen – Handlungsempfehlungen und Aktionsplan Dr. Hanspeter Stabenau, Logistikbeauftragter des Landes Bremen, Mitglied des Stiftungsrates der Kieserling Stiftung Logistik schafft Dynamik – Innovationen für Ökonomie und Ökologie: die Sicht der finnischen Wirtschaft Berndt Brunow, Vorstandsmitglied der Oy Karl Fazer Ab, Präsident der Deutsch-Finnischen Handelskammer, Helsinki Podiumsdiskussion mit den Referenten des Tages Prof. Jens Froese (Moderation), Kieserling Stiftung Distinguished Professor of Maritime Logistics an der Jacobs University Bremen Dinnerspeech: Logistik, eine ewige Herausforderung René Nyberg, Botschafter der Republik Finnland in Berlin [tag zwei] logistikprojekte mit leuchtturmcharakter Das Beherrschen von Komplexität heißt, globale Supply Chains ressourcenschonend, also ökologisch verträglich, zu steuern. Schutz von Mensch und Umwelt: keine Kompromisse in der Qualität unserer Arbeit Thomas Armerding, Geschäftsführer HANSA-FLEX-Hydraulik GmbH Effiziente Nutzung von Ressourcen steigert die Wettbewerbsfähigkeit. Das Einsparen von Ressourcen wie z. B. Energie kann in der Logistik durch innovative Technologien und effiziente, schlanke Prozesse realisiert werden. Ein Beispiel dafür ist der intelligente Container. Der intelligente Container – ein innovativer Ansatz zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und der Sicherheit von Logistikprozessen Dr. Wolfgang Busch, Project Manager EADS Astrium GmbH Mensch, Umwelt und Kapazitäten bilden die strategischen Dimensionen. Der Faktor Mensch erhält dabei eine Sonderrolle, was auf dem BREMER LOGISTIKTAG 2008 immer wieder hervorgehoben wurde. Auf dem Weg zur Selbststeuerung der Prozesse – eine Zwischenbilanz zum Stand von Forschung und Technik, Doppelreferat von Prof. Dr.-Ing. Bernd Scholz-Reiter, Leiter des Fachgebiets Planung und Steuerung produktionstechnischer Systeme der Universität Bremen, und Wolf Lampe, Verantwortlicher für die ISETEC-Projekte bei der BLG LOGISTICS GROUP AG & Co. KG Schlussvortrag: Hat die Zukunft eine Chance – Wissen oder Glauben? Prof. Dr. Joachim Treusch, Präsident der Jacobs University Bremen bremer logistiktag der bremer logistiktag 2008 vorträge i 52 | 53 bremer logistiktag Bürgermeister Jens Böhrnsen Logistik – Arbeitsplätze, Wirtschaftsmotor und Zukunftsmarkt Prof. Dr. Frank Straube (TU Berlin) Die Kern-Herausforderungen der Logistik der Zukunft in den Bereichen Umwelt, Mensch und Kapazitäten Logistik – das heißt in Bremen vor allem: Arbeitsplätze, Wirtschaftsmotor und Zukunftsmarkt. Bremen und Bremerhaven profitieren in erheblichem Maß von dem, was wir Globalisierung nennen. Der Logistikstandort Bremen profitiert und wächst vor allem durch den stetig steigenden Umschlag in den bremischen Häfen, es werden zum Beispiel immer mehr Autos über unsere Häfen verschifft. Im Jahr 2007 wurden in Bremerhaven erstmals über zwei Millionen Autos umgeschlagen. Wir investieren erheblich in unsere Häfen, nehmen Sie nur den Ausbau des CT IV, die Kaiserschleuse, die hafennahe Infrastruktur. Darüber hinaus wollen wir die dem eigentlichen Hafenumschlag nachgelagerte Wertschöpfung stärken. Denn ein hohes Loco-Aufkommen macht einen Hafen grundsätzlich attraktiv, begünstigt große Transporteinheiten und wirkt sich damit positiv auf den Gesamtumschlag aus. Das Thema des diesjährigen Logistiktages ist brandaktuell: die Balance zwischen Ökonomie und Ökologie, der Ausgleich zwischen Umwelt und Wirtschaft, das Miteinander, nicht das Gegeneinander dieser beiden Pfeiler unserer Gesellschaft. Hier den richtigen Weg zu finden, das ist die Herausforderung der Zukunft. Und deswegen finde ich es ausgesprochen gut und richtig, dass Sie sich beim Logistiktag dieses Themas annehmen und von hier ein Signal ausgeht, das heißt: Es gibt hier kein „Entweder-oder“. Ökonomie und Ökologie sind vielmehr aufeinander angewiesen – entscheidend ist, dass die Konsequenzen des Handels im Voraus bedacht und auf die Zukunft ausgerichtet werden. Ich wünsche mir, dass hier in Bremen Lösungen entwickelt werden, wie man diese Herausforderung meistern kann, und ich bin mir sicher, dass der Logistiktag die geeignete Plattform dafür ist. Durch die Verknappung und damit Verteuerung fossiler Energieträger sowie durch das Bestreben der Politik, dem Klimawandel entgegenzuwirken und die damit verbundene strengere Gesetzgebung im Umweltbereich, hat die Logistik dem Aspekt der Ressourcenschonung in der Leistungserbringung zukünftig einen deutlich höheren Stellenwert zukommen zu lassen, als es heute der Fall ist. Diese Entwicklung wird dadurch begünstigt, dass sich in Zukunft ressourcenschonendes Verhalten in Wertschöpfungsnetzen auch zunehmend aus finanzieller Sicht lohnen wird. In diesem Zusammenhang sind auf Produktund Prozessebene CO2-Bilanzen zu erstellen, um auf hinreichender Basis Verschwendungen und Verbesserungspotenziale identifizieren zu können. Es ist zu erwarten, dass die CO2-Bilanzen von Produkten und Dienstleistungen in Zukunft in der Kaufentscheidung von Kunden eine immer wichtigere Rolle spielen werden. In die Gestaltung von Wertschöpfungsketten und -netzen müssen in Zukunft externe Kosten der logistischen Leistungserbringung stärker einbezogen werden. Somit wird die isolierte Betrachtung von (Teil-)Prozessschritten durch eine ganzheitliche Analyse der Wertschöpfungsprozesse im Gesamtsystem abgelöst. Da die globale Vernetzung von Wertschöpfungsketten auch in Zukunft weiter fortbestehen wird, ist die Bedeutung interkultureller Kompetenzen auf Mitarbeiterebene insbesondere in der Logistik, die als Bindeglied weltweit verteilter Produktionsstandorte sowie zwischen Hersteller und Kunden dient, weiterhin hoch. Um dem sich bereits heute abzeichnenden Fachkräftemangel in der Logistik begegnen zu können, müssen sowohl Unternehmen als auch Universitäten umfangreichere Anstrengungen im Bereich der Aus- und Weiterbildung vornehmen, um somit nachhaltig das Wachstum der Logistikbranche zu sichern. Dabei darf die soziale Verantwortung für Mitarbeiter und Kunden von den Unternehmen nicht aus den Augen verloren werden. In einigen Teilen der Wertschöpfungskette operiert die Logistik bereits heute an den Kapazitätsgrenzen. So können Container aufgrund fehlender Hinterlandanbindungen häufig nicht in angemessener Zeit aus dem Hochseehafen zum Bestimmungsort im Hinterland transportiert werden. Auch müssen wegen der Gefahr von Staus auf den Autobahnen oft Zeitpuffer in Transportprozesse terminkritischer Güter eingeplant werden. Der verstärkte Einsatz von Informationstechnologien kann hier Abhilfe schaffen, da durch die informatorische, globale Vernetzung von Wertschöpfungsprozessen eine bessere Informationsbasis für Entscheidungen geschaffen und durch die optimierte Auslastung von Kapazitäten somit wiederum eine effiziente Nutzung von Ressourcen erzielt werden kann. Da ein bedarfsgerechter Ausbau der Verkehrsinfrastruktur – und hierbei vor allem der Fernstraßen – in absehbarer Zeit aus Kostengründen nicht realisierbar sein wird, sind Wissenschaft und Unternehmenspraxis angehalten, die Effizienz in der Nutzung und Verknüpfung der Verkehrsinfrastruktur weiterhin zu verbessern. Hierbei können bessere Planungsmodelle auf Basis höherwertiger Informationen, aber auch eine fortwährende Anstrengung zur vermehrten Nutzung intermodaler Transporte einen entscheidenden Beitrag leisten. Prof. Dr. Straube Bürgermeister Böhrnsen der bremer logistiktag 2008 vorträge ii 54 | 55 Berndt Brunow Die Dynamik der Logistik aus Sicht der finnischen Wirtschaft bremer logistiktag Dr. Wolfgang Busch Der intelligente Container – ein konzeptioneller Ansatz zur Erhöhung der Sicherheit in der Logistik Finnland ist als kleine Volkswirtschaft abhängig vom Außenhandel. Der Anteil des Exports am Bruttoinlandsprodukt beläuft sich auf 40 %. Eine effiziente Verkehrsanbindung ist daher von existentieller Bedeutung für die finnische Volkswirtschaft. Aufgrund der klimatischen Bedingungen und der Randlage in Europa sind die Transportkosten für finnische Unternehmen höher als in den Konkurrenzländern. Finnland ist von seiner geographischen Lage hier – zumindest aus westeuropäischer Sicht – praktisch eine Insel. Daher werden etwa 80 % des finnischen Außenhandels über den Seeweg abgewickelt – und damit über den umweltfreundlichsten Verkehrsträger. Das Konzept „Motorways of the Seas“ findet deshalb in der finnischen Verkehrspolitik volle Unterstützung. Im Jahr 2007 übertrafen die Seetransporte von und nach Finnland erstmals die Grenze von 100 Millionen Tonnen, davon kann etwa ein Fünftel dem Seeverkehr mit deutschen Häfen zugeordnet werden. Auf Schiffe unter finnischer Flagge entfallen nur noch etwa 30 % der Seetransporte von und nach Finnland, nachdem es vor zehn Jahren noch 40 % waren. Während die geographische Lage Finnlands für die finnische Exportindustrie mit zusätzlichen Transportkosten verbunden ist, stellt sie sich für die Gateway-Funktion nach Russland als klarer Wettbewerbsvorteil dar. Dies zeigt sich in dem rasanten Anstieg des Transitverkehrs mit Russland. Dabei kommt die Transitfracht auf dem Seeweg in finnischen Häfen an und wird dort auf LKW für den Weitertransport nach Russland verladen. Berndt Brunow Im Jahr 2007 erreichten die über die finnisch-russische Landesgrenze gehenden Transitlieferungen einen Wert von 30,7 Milliarden Euro, was schätzungsweise einem Viertel der russischen Gesamtimporte entsprach. Vom Volumen her belief sich der Transitverkehr in Richtung Osten auf 3,7 Millionen Tonnen. Allein 0,9 Millionen Tonnen entfielen dabei auf PKW, von denen 700.000 auf Sattelanhängern nach Russland verbracht wurden. Sowohl wert- als auch volumenmäßig haben sich die Transitlieferungen nach Russland über die finnisch-russische Landesgrenze innerhalb von fünf Jahren mehr als verdoppelt. Aufgrund der derzeitigen Tarifpolitik der russischen Eisenbahn ist der Transitverkehr von/ nach Fernost über Finnland und mittels der Transsibirischen Eisenbahn im letzten Jahr praktisch zum Erliegen gekommen. Gleichwohl bleibt festzustellen, dass nach wie vor der Transport von Containern von /nach Mitteleuropa über Finnland und die Weiterladung auf die Transsibirische Eisenbahn in Richtung Fernost deutlich schneller als auf dem Seeweg und deutlich billiger als auf dem Luftweg ist. Unter veränderten Rahmenbedingungen, d. h. bei wieder konkurrenzfähigen Frachtraten der russischen Eisenbahn, kann diese Alternative schnell wieder an Attraktivität gewinnen. Als Gateway-Alternative für den Flugverkehr nach Asien hat Finnland mit seinem Flughafen Helsinki-Vantaa in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. So wächst das Luftfrachtaufkommen der Finnair im Asienverkehr deutlich schneller als das der Konkurrenz. Allein im letzten Jahr stieg es um 25 % auf 60.000 Tonnen, was einem Anteil von 60 % am gesamten Frachtaufkommen der Finnair entsprach. Die im letzten Jahr verabschiedete EU-Energiedienstleistungsrichtlinie hat auch Eingang in die finnische Verkehrspolitik gefunden. So steht im soeben fertiggestellten verkehrspolitischen Strategiebericht der finnischen Regierung das Thema „Klimawandel“ in der Prioritätenliste an erster Stelle vor dem Thema „Internationale Verkehrsverbindungen und Logistik“. In gleichem Zusammenhang ist auch der im Januar 2008 geschlossene Energieeffizienzvertrag der Transport- und Logistikbranche zu sehen, der vom finnischen Verkehrs-, Wirtschafts- und Umweltminister sowie von den Vertretern der wichtigsten finnischen Transport- und Logistikverbände und der finnischen Eisenbahn unterzeichnet wurde. In dem Vertrag, dessen Laufzeit von 2008 bis 2016 geht, verpflichten sich die Beteiligten, die Energieeffizienz in ihrem Bereich jedes Jahr um 1 % zu steigern, was zu einer Verringerung des Energieverbrauchs bis 2016 um 9 % führen soll. Das Raumfahrtunternehmen Astrium GmbH schloss mit dem Logistikunternehmen Hellmann Worldwide Logistics GmbH & Co KG sowie den Terminalbetreibern EUROGATE Container Terminal Bremerhaven GmbH und MSC Gate Bremer- haven GmbH & Co kürzlich ein Abkommen zur gemeinsamen Entwicklung satellitengestützter Container-Sicherheitsdienstleistungen. Dabei handelt es sich um eine Dienstleistung, die den weltweit steigenden Anforderungen an die Sicherheit und damit der Prävention zum Beispiel von terroristischen Anschlägen und dem Diebstahlschutz im Container- verkehr begegnet. Zusätzlich sollen eine bessere Planbarkeit in der Transportkette und damit anvisierte Kostenreduzierungen ermöglicht werden. Der Kern dieses Container Security Service ist eine im Container modular angebrachte „Monitoring Unit“, die satellitengestützt die Echtzeitüberwachung des Containers sicher- stellt. Das Sicherheitskonzept unterstützt die durch Regularien des autorisierten Wirtschaftsbegleiters (AEO) sowie durch C-TPAT (Customs Trade Partnership against Terrorism) geforderte lückenlose Zugangskontrolle von Containern durch persönliche Authentifizierung. Durch elektronische Ladedokumente können während des Transportes des Containers sein Inhalt, seine Ankunftsdaten und der Zustand seiner Integrität an die im Empfangshafen zuständigen Zollbehörden gemeldet werden. Da eine Prüfung der Waren durch den Zoll daraufhin entfällt, kann der Container ohne kostspielige Verzögerung ins Binnenland weitertransportiert werden („Green Lane“). Daneben bietet die Technologie ein weltweites Tracking und Tracing von Containern und die lückenlose Überwachung von Container-Innenräumen wie beispielsweise die Überwachung von Temperatur, Begasungszustand, Gerüchen oder von eventuellen Beschleunigungsverläufen zum Feststellen von unsachgemäßer Behandlung der Container. Dr. Busch der bremer logistiktag 2008 impressionen i 56 | 57 bremer logistiktag der bremer logistiktag 2008 impressionen ii 58 | 59 bremer logistiktag 60 | 61 der kieserling logistikpreis bremer logistiktag für herausragendes logistisches denken und handeln Im Rahmen des Bremer Logistiktages vergibt die Kieserling Stiftung den Kieserling Logistikpreis. Er wird von der Kieserling Stiftung für außergewöhnliche Leistungen auf dem Gebiet der Logistik verliehen. Dabei geht es nicht in erster Linie um fachliches Knowhow oder innovative Entwicklungen. Im Mittelpunkt steht vielmehr das Engagement für das Gemeinwohl. Als Preisträger kommen sowohl natürliche als auch juristische Personen in Betracht. Die Wahl des jeweiligen Preisträgers erfolgt durch den Stiftungsrat der Kieserling Stiftung. Der Preis besteht aus einer Skulptur, die nach den Vorstellungen von Karsten Kieserling von dem Worpsweder Künstler Prof. Bernd Altenstein angefertigt wurde, und einem Geldpreis in Höhe von 15.000 Euro. Die bisherigen Preisträger des Logistikpreises waren 2006 Dr. Henning Scherf, Bürgermeister a. D., der den Geldpreis einer gemeinnützigen Einrichtung spendete, und 2007 die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Preisverleihung der Kieserling Logistikpreises 2008 erhielt die Deutsche Stiftung Sail Training (DSST), die sich um den Erhalt des Großseglers „Alexander von Humboldt“ kümmert, den Preis „für die Erziehung junger Menschen durch die See“ (Zitat Dr. Wendisch). Ausschlaggebend für die Wahl des Preisträgers war das außergewöhnliche Engagement für junge Menschen. Seit 1986 bietet die DSST Segelkurse für junge Leute an. Neben der Ausbildung und Förderung wird den Jugendlichen auch Selbstdisziplin, Teamgeist, Rücksichtnahme auf andere und Übernahme von Verantwortung gelehrt. Zudem fördert das außergewöhnliche Erlebnis der Seefahrt die geistige und körperliche Entwicklung. Bemerkenswert auch: Nach zweieinhalbjähriger Vorbereitungszeit hat die Stiftung im Winter 2005 /2006 mit ihrer 100-jährigen Bark eine Südamerikareise unternommen. Fast neun Monate hat die Crew aus insgesamt mehr als 800 Seglern in wechselnder Besetzung Südamerika und das Kap Hoorn umsegelt. Da die „Alex“ mittlerweile so sehr in die Jahre gekommen ist, wurde ein Nachfolger in Auftrag gegeben, zu dessen Finanzierung der Geldpreis beitragen soll. Der Kieserling Logistikpreis 62 | 63 der bremer logistiktag 2008 bremer logistiktag programmausschuss Um dem hohen Anspruch, der sich mit der Ein- und Ausrichtung des jährlich stattfindenden Bremer Logistiktages verbindet, gerecht zu werden, wurde ein Programmausschuss gebildet, der sich aus Mitgliedern des Stiftungsrates der Kieserling Stiftung und weiteren Einzelpersönlichkeiten zusammensetzt. Das Ziel des Bremer Logistiktages, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammenzubringen, spiegelt sich dabei auch in der Zusammensetzung dieses Gremiums wider und sorgt so dafür, dass die unterschiedlichen Anspruchsgruppen der Logistik Berücksichtigung finden. DETTHOLD ADEN Vorstandsvorsitzender der BLG LOGISTICS GROUP AG & Co. KG JÜRGEN BUSCH Seinerzeit Beauftragter des Stiftungsrates der Kieserling Stiftung FRANK DREEKE Geschäftsführender Gesellschafter der EKB Container Logistik GmbH & Co. KG Prof. Dr. Hans-Dietrich Haasis Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) DR. KONRAD HÖSEL Persönlich haftender Gesellschafter der HÖSEL SIEMER KGaA DR. ANDREAS MANSCH Partner der HÖSEL SIEMER KGaA MICHAEL POPPINGA Leiter Referat 01/Der Senator für Wirtschaft und Häfen SIMON REIMER Geschäftsführender Gesellschafter BWG Reimer GmbH & Co. KG Prof. Dr.-Ing. Bernd Scholz-Reiter Bremer Institut für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft (BIBA) Dr. Hanspeter Stabenau Seinerzeit Logistikbeauftragter des Landes Bremen Die Kieserling Stiftung verfügt über zwei Organe: Stiftungsvorstand und Stiftungsrat. Die Mitglieder beider Gremien sind ausschließlich ehrenamtlich tätig. organe 66 | 67 organe stiftungsvorstand und stiftungsrat Dem Stiftungsvorstand obliegt die Verantwortung, die Stiftung zu leiten und zu verwalten. Die Mitglieder des Stiftungsrates zeichnen sich durch ihre besondere fachliche Kompetenz hinsichtlich der inhaltlich gesetzten Ziele der Stiftung aus. Der Stiftungsrat berät und begleitet den Stiftungsvorstand bei der Umsetzung der ideellen Ziele, nicht jedoch bei der Verwaltung des Stiftungsvermögens. Bei der Vorbereitung und Prüfung bürgen sie für Qualität zur Umsetzung der gemeinnützigen Zwecke. Zielsetzung der Gremien ist der möglichst effiziente Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel, wobei es das Bestreben ist, einen maximalen Multiplikatoreffekt zu erreichen. Das heißt, dass die eingesetzten Mittel nicht nur den unmittelbar Betroffenen zugutekommen, sondern vielmehr eine möglichst Breite Wirkung erzielt und weiter gehende Prozesse und Handlungen initiiert und angeregt werden. stiftungsvorstand Jürgen Roggemann (Vorsitzender) Maximale Effizienz und eine im Einsatz der verfügbaren Mittel kostengünstige Verwaltungsstruktur, ein strenges Controlling sowie eine unbürokratische Handlungsfähigkeit zeichnen die Förderarbeit der Stiftung aus. Das Tagesgeschäft der Stiftung erledigt die Stiftungsverwaltung. Die Stiftungsaufsicht obliegt dem Senator für Inneres der Freien Hansestadt Bremen. stiftungsrat Dr. Patrick Wendisch (stellv. Vorsitzender) Diedrich Rickens Dr. Konrad Hösel (Vorsitzender) Dr. Dirk Plump (stellv. Vorsitzender) Detthold Aden Jörg Carsten Conrad Prof. Dr. Hans-Dietrich Haasis Jürgen Holtermann Senator a. D. Jörg Kastendiek Ulrich Keller Dr. Martin Klinkhammer Lutz H. Peper Dr. Hanspeter Stabenau Dr. Thomas Wimmer 68 | 69 ausblick 2009 Die Kieserling Stiftung wird im kommenden Jahr ihre Initiativen auf dem Gebiet der Verkehrswirtschaft und Logistik in Wissenschaft und Forschung sowie Bildung und Erziehung strategisch weiter ausbauen, um ihr Profil zu schärfen. Zu diesem Zweck haben wir bereits im letzten Jahr begonnen, verstärkt Brücken zwischen Institutionen und Disziplinen zu schlagen und Dialoge mit unseren Förderpartnern zu führen. Die gegenseitige Verständigung und das gegenseitige Vertrauen sind wesentlich, um Kooperationsformen gerade auch zwischen den Bremer Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen auszuloten und bestmöglich zu nutzen. Durch das Zusammenspiel der jeweiligen Stärken können wir das Optimum für den Logistikstandort Bremen erreichen. Die Bündelung des bestehenden Wissens und Know-hows sind eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Bremen künftig auch national und international noch fundierter agieren und kommunizieren kann. Auf einer solchen Grundlage kann das Land gezielt international tragende Netzwerke ausbilden und seine besondere Expertise auf dem Gebiet der Verkehrswirtschaft und Logistik unter Beweis und zur Verfügung stellen. Um Logistik ganzheitlich und nachhaltig betrachten zu können, ist es unabdingbar, neben dem Austausch von Waren nicht zuletzt auch den damit einhergehenden Austausch von Kulturen, Werten und Mentalitäten zu betrachten. Das verbindende Glied ist dabei die Kommunikation. Das Bewusstsein hierfür setzt sich in unserer heutigen Zeit mehr und mehr durch. Interkulturelle Wirtschaftskommunikation wird in Zukunft keine Besonderheit mehr sein, sondern Standard und unabdingbare Notwendigkeit. Die Kieserling Stiftung bezieht diese Dimension gezielt in ihre Förderarbeit mit ein und setzt sie mit dem Bremer Logistiktag 2009 um. Wir danken unseren Förderpartnern und all denjenigen, die zu der erfolgreichen Umsetzung unserer Förderarbeit beitragen, herzlich für die vielfältige Unterstützung und hilfreiche Begleitung. Wir setzen auch in diesem Jahr auf Ihre konstruktive Mitarbeit und freuen uns auf einen intensiven und produktiven Austausch! impressum Herausgeber KIESERLING STIFTUNG Industriestraße 34 28199 Bremen Telefon: 0421 5128 218 Telefax: 0421 5128 284 Redaktion Svenja Miller Dr. María Teresa Quirós Fernández Christian Hoffmann Gestaltung und Realisierung GraeberGretherundStey Speicher 1 · Konsul-Smidt-Straße 8e 28217 Bremen Druck BerlinDruck, Achim www.kieserling-stiftung.de Dank der Redaktion an: Walter Wehling (BAW), Thomas Landwehr (ISL), Karl-Heinz Belser (DAV), Jens Froese (JUB), Ingrid Rügge (IGS), Torsten Bolik (UB), Leif Peters (ISL), Michael Hülsmann (UB), Derk H. Schönfeld (UB), Afshin Mehrsai (IGS), Peter Anders (BVL) Bildnachweis Bernd Kusber photographie, Dietmar Graeber - Creative Director, Roland Schiffler - Fotodesign, Martin Herrmann - Fotograf, Jacobs University Bremen gGmbH, Universität Bremen, BLG LOGISTICS GROUP AG & Co. KG, Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik, BAW Institut für regionale Wirtschaftsforschung GmbH, Stiftung Deutsche Außenhandels- und Verkehrs-Akademie (DAV), Deutsche Logistik Akademie gGmbH (DLA), LogDynamics über International Graduate School for Dynamics in Logistics Trotz sorgfältiger Recherche konnten nicht alle Rechteinhaber ermittelt werden. Sofern Sie eine Inhaberschaft nachweisen, erhalten Sie ein angemessenes Honorar. © 2008 Kieserling Stiftung KIESERLING Stiftung · Industriestraße 34 · 28199 Bremen · www.kieserling-stiftung.de