Jazzparty I: Musikalische Höhenflüge

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Jazzparty I: Musikalische Höhenflüge
Jazzparty I: Musikalische Höhenflüge
10.11.2013 (DK)
Ingolstadt
21:43Wenn
Uhr bunt zusammen gewürfelte Menschen nachts um halb Zwei noch mit glückselig
glänzenden Augen „No Woman No Cry“ schmettern und der Groove selbst den letzten Tanzmuffel bewegt, sagt
das viel über eine Party.
Die vielen Leute sind von Maya Azucena und dem von ihr entfachten Nightfeaver infiziert, wiegen sich kollektiv im
Rhythmus und heizen die Luft im Saal Triva noch weiter auf. Die Zuhörer werden ohne Altersunterschied eingesogen
von der impulsiven, fantastischen Frau aus Brooklyn und ihren drei Begleitern an den Instrumenten. Die Rhythm &
Blues-Powerfrau ist die letzte Entertainerin in der Reihe der Stars bei der Jazzparty I im NH Hotel Ambassador. Ihr
Vorteil: Sie übernimmt die Leute bestens vorgewärmt von den anderen Events dieser Nacht. Man braucht nicht erst zu
überlegen, ob die holländische Saxofonistin und Sängerin Candy Dulfer mit ihrer Band oder der atemberaubende
Stanley Jordan mit seinen sensationellen Wahnsinnssoli auf der E-Gitarre und mit ihm die Sängerin Ayisha gehörig
Feuer und Lava geschürt haben.
Jazztage: Jazzparty I
Zum 30-jährigen Bestehen der Jazztage haben sich die Organisatoren um den Moderator Charly Böck – er sitzt mit der
Latenight-Band bis spät in den Morgen selber noch auf der Bühne – zudem etwas Neues einfallen lassen. Noch bevor
Candy Dulfer in ihr Saxofon bläst, werden die Besucher bereits im Hotelfoyer von sechs quirligen Musikern der
Brass-Band „Neutral Ground“ mit erfrischendem Dixie und Swing empfangen. Auch in den Umbaupausen garantieren sie
fetzige musikalische Kurzweil. Die Gruppe kommt aus Amsterdam. Ihr Kopf ist Bernhard Hollinger,
Jazz-Förderpreisträger der Stadt Ingolstadt im Jahr 2009. Candy Dulfer ist die erste im Ring. Die blonde Holländerin fetzt
gleich in den ersten Takten flammende Funk- und Soul-Riffs aus ihrem Saxofon, geht hautnah ans Publikum und holt
sich frenetischen Jubel ab. Lässig lässt sie dann ihr Sax vom Hals baumeln und schnappt sich das Mikro. „Happiness“ ist
der Song, mit dem sie und ihre Band die dicht gedrängten Massen vor der Bühne innerhalb Minuten zum Kochen
bringen.
Im Saal Triva nimmt derweil der Ausnahmegitarrist Stanley Jordan die Gitarre zur Hand. Seine Spieltechnik ist einzigartig
und frappierend unkonventionell. Alle zehn Finger flitzen nur an den Stegen des Gitarrenhalses umher und zaubern
dabei eine irrationale Klangwelt. Der angedeutete Klassiker „El Kondor Pasa“ mutiert da zu einem aggressiven
Andengeier im Gewittersturm, jagt über schroffe Höhen, steigt zu einem sphärischen Höhenrausch auf und klingt mit
stillen Einzeltönen aus. Spektakulär wird sein Spiel, wenn er mit einer Hand auf die Keyboardtasten greift und sich selber
an der Gitarre begleitet, im Fluss des Stückes jeweils einhändig mal auf der Gitarre, mal am E-Piano die Melodieführung
wechselt und damit reihenweise staunende Augen vor sich hat. Für die Sängerin Ayisha nimmt er sich dezent zurück,
tritt als sensibler Begleiter ihrer Jazzballaden mit Scatgesang und einiger rumänischen Songs in die zweite Reihe. Eine
Nacht im Ambassador ist viel zu kurz, um diese faszinierende Fülle aufsaugen zu können.
Lorenz Erl
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