Warum heißt ein Fanclub eigentlich…

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Warum heißt ein Fanclub eigentlich…
Fan-News
Foto: tsvsupport.de
LR Ahlen – TSV München 1860
1860 München, Rot-Weiß Essen
Kurvenmode Mottospruchbänder?
Bei nahezu jedem Rückrundenspiel von Rot-Weiß Essen war in
der abgelaufenen Saison dasselbe Spruchband zu sehen.
„Absteigen? Arschlecken!“, war
das Motto, dass der Anhang für
diese Zeit ausgab. „Das war als
eine Art Running-Gag geplant“,
sagt Tom Weber von den Ultras
Essen. Ähnliches ist in dieser
Saison in den Fanblöcken von
1860 München zu sehen. Der
Leitspruch: „Adios 2. Liga Tour
05/06“ – so zu lesen bei jedem
Auswärtsspiel der Löwen.
Sind Saisonmotto-Spruchbänder
also die aktuelle Modeerscheinung in den Kurven? „Nein, das
hat damit nichts zu tun“, sagt
Marco Mandica von der 1860-
Ultra-Gruppe Cosa Nostra. An
einen Trend mag er nicht glauben: „Die Jungen haben sich
das ausgedacht. Die Idee dabei
ist, dass wir nicht jedes Mal was
Neues malen, sondern den Spielern bei jeder Gelegenheit mittei-
len wollen, dass wir keinen Bock
mehr auf die 2. Liga haben.“
Ob das positiven Einfluss auf
die Leistungsbereitschaft der
Spieler hat, sei jedoch dahingestellt, denn im Ruhrpott machten sie eine andere Erfahrung.
„Das Spruchband sollte der
Mannschaft Mut machen“, sagt
der Essener Weber, „aber die
schien das nicht wirklich zu interessieren. Deshalb haben wir
es beim letzten Spiel gegen Unterhaching, da stand der Abstieg
schon fest, auch ein wenig umgestaltet.“ Was am Zaun hing,
war dann auch eher Abrechnung
als Aufmunterung: „Absteiger
– Arschlecken.“
In München ist jedoch eines sicher: Der „Adios“-Spruch kommt
an und soll sich demnächst
auch auf T-Shirts wieder finden.
Bei den Planungen gehen die
„Sechzger“ von einer Nachfrage
von mindestens 500 Stück aus.
Rostock: Fanbeirat gegründet
„Die Idee und die Initiative kamen
vom Verein. Auch die Zusammensetzung hat Hansa selber festgelegt. Sie erhoffen sich so, mehr
Struktur in die Fanszene zu bringen“, sagt Peter Schmidt, der Fanbeauftragte von Hansa Rostock,
über den gerade ins Leben gerufenen Fanbeirat. Diesem gehören
neben Schmidt zudem Christine
Oldag (Hansa-Fan-Projekt), Robert
„der Rote“ Schulz (Suptras), Toralf
Jastram (Aktive Hansafans) sowie
Axel „Boulette“ Klingbeil (Klub der
100er / Die Rigafanten) an.
„Viele Sachen gehen jetzt über
uns“, erklärt Schmidt, „die Überprüfung der Rechtmäßigkeit von
Stadionverboten gehört dazu, aber
auch viele andere Dinge, die anfallen. Vieles wird sich auch ergeben,
denn das Ganze läuft ja gerade
erst an.“
Mindestens ein Mal im Monat wird
es zukünftig ein Treffen mit dem
Präsidium des FC Hansa geben.
Eine formale Einbindung in die
Struktur des Vereins, beispielsweise als festes Gremium, ist bisher
nicht vorgesehen, „aber wir sind
schon relativ fest eingebunden. Da
können wir sicher Einfluss geltend
machen“, so Schmidt. Die Hansa-Fans sind deshalb eingeladen,
sich mit Fragen und Problemen an
den Fanbeirat zu wenden.
Foto: Philipp Lumma
RW Essen – SpVgg Unterhaching
Schalke: Rost trägt drunter…
Warum heißt ein Fanclub eigentlich…
…Troika Köln?
Es ist schon einige Jahre her,
dass der Begriff „Troika“ Einzug in die deutsche Polit-Sprache hielt. Damals stand er für
ein neues Führungskonzept
der SPD rund um ihre Leitfiguren Schröder, Scharping und
Lafontaine.
Und obwohl man in Köln in
derartigen Fällen oft und gerne vom Dreigestirn spricht,
übernahm eine Gruppe beim
heimischen FC den Begriff,
„wobei daraus keine politische Sympathie oder Antipathie ausgedrückt sein soll“,
Foto: Troika
betonen sie. Somit kommt der
Zusammenschluss der Fanclubs
Kölleteralschaden, Krisenherd
und Dünnwald auf 17 Mitglieder,
„und einigen, die immer mal mitreisen und praktisch auch zum
Kreis der Troikaner gehören“.
…Knaddly’s?
Der Begriff „Knaddly“ wird nur
wenigen Menschen außerhalb
Südbadens etwas sagen. Für
die 150 Mitglieder des gleichnamigen Fanclubs des SC Freiburg drückt er aber auch eine
Art Grundeinstellung aus: „Als
‚Knaddly’s‘ hat man in der Ritterzeit die Knaben bezeichnet,
die mit ihren Herren überall hingezogen sind, so wie wir das mit
unserem Verein machen“, sagt
einer der Knaddly’s.
Dass dem Wort noch ein Apostroph vor dem „s“ anhängt,
das eher einen englischen Genitiv als einen deutschen Plural
vermuten lässt, ist durchaus
beabsichtigt. „Das kann man
so schreiben. Das haben wir
vorher extra noch so nachgeschaut.“
…Alarmstufe Blau
„Die sechs Gründungsmitglieder haben damals was gesucht, was in den Köpfen hängen bleibt“, erklärt Melanie
Deilmann, die 2. Vorsitzende
des Fanclubs des VfL Bochum,
„aber es sollte auch zum Charakter des Fanclubs passen.“
Die Doppeldeutigkeit ist also
durchaus beabsichtigt. Und
spätestens wenn man bei der
Vorstellung der 27 Mitglieder
auf der Alarmstufe-Blau-Homepage die Kategorie „Alkoholpegel bei Spielen“ entdeckt
hat, werden die Vorlieben
offensichtlich. „Natürlich trinken wir beim Spiel gerne mal
einen, das gehört dazu. Es
ist aber nicht so, dass wir nur
saufen.“
Schalkes Torwart Frank Rost ein
Mitglied der Ultras Gelsenkirchen?
Oder warum trägt er seit Saisonbeginn das T-Shirt der Gruppe unter
seinem Torwartdress und zeigt es
nach Abpfiff? Mitglied ist er zwar
nicht, aber schon länger hält Rost
Kontakt zur Gruppe, und nach dem
Pokalfinale gegen Bayern kam es
zum Shirt-Tausch mit Schalkes
Vorsänger Simon. Nicht nur das:
Ein anderer Fan bekam sogar die
Medaille für den Vize-Pokalsieg geschenkt. „Es ist nicht so, dass wir
täglich telefonieren“, sagt Thomas
Kirschner von den UGE, „aber wir
haben immer mal wieder Kontakt,
und er interessiert sich auch für
die Belange der Fanszene.“
Foto: WAZ-Foto: Martin Möller
Stadionwelt 10/2005
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