Lesen Sie den Test - HiFi

Transcription

Lesen Sie den Test - HiFi
058-kef-905-U.qxd
25.08.2005
12:40 Uhr
Seite 61
Sonderdruck aus STEREO 9/2005
M
MA
AG
GA
AZ
Z II N
N
F
FÜ
ÜR
R
H
H II F
F II
••
H
H II G
GH
H
E
EN
ND
D
••
M
MU
US
S II K
K
Selten waren sich Europas HiFi-Magazine
so einig: KEFs brandneue Kompaktbox
iQ 3 ist ein Hammer und verdient den begehrten EISA-Award. Und STEREO vergibt die Höchstnote – fünf Sterne
Völker, hört die Signale
058-kef-905-U.qxd
25.08.2005
12:40 Uhr
Seite 58
von Matthias Böde
ekommt man einen neuen Lautsprecher samt Preisangabe auf
den Tisch, muss man oft nachfragen: „Stück oder Paar?“ Bei der taufrischen iQ 3 des britischen Anbieters
KEF wären wir angesichts ihres wertigen Äußeren bei 400 Euro sofort von
einem Stückpreis ausgegangen. Doch
die schmucken Böxchen kosten diese
Summe tatsächlich im Paar.
Okay, sieht man ganz genau hin, bemerkt man, dass die Oberfäche kein
Echtholzfurnier, sondern eine täuschend echte Folie ist – unser Fotograf
hat’s erst nach der Lupenprobe geglaubt. Auch das solide Bi-Wiring-Terminal, für das KEF sogar Kabel-Jumper statt billiger, klanglich nachteiliger
Blechbrücken spendierte, spricht für
eine höhere Preisklasse. Doch das
iQ 3 leicht für einen Breitbänder halWichtigste an der iQ 3 ist sowieso das
ten, doch sie ist ein echter Zwei-Wegebrandneue „Uni-Q“-Koaxial-Chassis,
Lautsprecher mit zwei vollkommen
das im oberen Teil der Schallwand fest
unabhängig voneinander arbeitenden
verschraubt ist. Keine Bange, der um
Chassis. So wie diese optisch eine Eines herumlaufende, gerade mal mit drei
heit bilden, sollen sie akustisch absolut
Schräubchen versehene Kunststoffhomogen und von den Interferenzen,
ring ist nur Zierde. Er hält allerdings
wie sie zwischen benachauch das weit ins Innere
barten Tönern entstehen,
der in China gefertigten
befreit wie aus einem Guss
Britin hineinragende, im
Interesse geringster StröEinspielen ist zusammenspielen. Denn
Tief- und Hochtöner bilmungsgeräusche an beiden Seiten abgerundete wichtig! Nach den im neu entwickelten,
patentierten Uni-Q ein geBassreflexrohr.
Den
neuen
Uni-Q- 60 Stunden Ein- meinsames akustisches
Zentrum, was sich besonWandler gibt es in zwei
Größen. Der in der IQ 3 brenn-Track von ders positiv auf die
Räumlichkeit und die Plahat
16,5
Zentimeter
Durchmesser. Die 13-cm- der STEREO-CD stizität der Wiedergabe
soll.
Version ist der kleinen Re„Burn In“ war auswirken
Im Gegensatz zu KEFS
gal- und Standbox sowie
den Center-Speakern der
alles Kratzige abgelöster Q-Serie, deren
Boxen zwar gebogene SeiSerie vorbehalten, deren
Top-Modell iQ 9 rund verschwunden tenwände, aber einen geraden Rücken hatten, ist das
1800 Euro kostet – das
Gehäuse bei den iQ-LautPaar, versteht sich. Titan
sprechern im Stil der Zeit
steht seit jeher für Wertigganz herumgezogen. Obgleich die iQ 3
keit und Anspruch, doch bei der günsmit ihren 36 Zentimetern Höhe eine
tigen iQ 3 hat KEF eine dünne Lage des
Kompaktbox im besten Sinne ist, wird
edlen Werkstoffs auf die Polypropyihr ohnehin resonanzunanfälliges
len-Membran des Tieftöners aufgetraGehäuse mit Hilfe eines Bretts zusätzgen, der ihr eine höhere Steifigkeit verlich versteift.
leiht, ohne das Gewicht nennenswert
Die Briten reklamieren, mit der iQzu erhöhen. Die 19-Millimeter-KalotLinie auch dem anspruchsvollen Aute des mittig im Tieftöner eingesetzten
diophilen gerecht zu werden. Und die
Tweeters besteht dagegen aus leichtem
tonale Abstimmung hält sich tatsächAluminium. Nichts dagegen einzulich streng ans Gebot der Neutralität.
wenden.
Das hört man, und das sieht man. EtUnbedarfte Betrachter könnten die
B
Ein für optimalen Druckausgleich großflächig
durchbrochenes Brettchen versteift das Innere
des Korpus der iQ3
wa im Frequenzdiagramm, bei dem
der für diese Boxenklasse typische
Oberbassbuckel, der mehr Fülle und
Tiefgang suggerieren soll, als tatsächlich vorhanden ist, nur minimal ausfällt. Unterhalb von 100 Hertz sinkt
die Kurve denn auch sanft ab, weshalb
man die iQ 3 auch dichter an die Wand
rücken darf, als es einer basspotenten
Standbox gut täte.
Zunächst spielten wir die frischen
KEFs gehörig ein, indem wir ihre
Fronten eng aneinanderrückten, eine
Box verpolten und bei angemessener
Lautstärke den Einbrenn-Track der
STEREO-CD „Burn In“ auflegten. Dabei löschen sich die gegenphasigen
Mono-Signale gleich wieder aus. Im
Idealfall würde man praktisch gar
nichts mehr hören.
Tatsächlich war auch der Pegelverlust bei den iQ 3 enorm, was beweist,
wie eng toleriert und paargleich auch
günstige Lautsprecher gefertigt sein
können. Als wir die KEFs freitags
nachmittags dergestalt präpariert hatten, drangen neben dem üblichen hellen Rauschen spitze, scharfzackige Nadelimpulse ans Ohr, als ob das Einspielsignal mit winzigen Klicks versehen wäre. Am folgenden Montagmorgen war hingegen ein ungleich dunkleres, gleichmäßiges Rauschen zu vernehmen. Ein klarer Hinweis darauf,
wie wichtig das Einspielen ist.
058-kef-905-U.qxd
25.08.2005
12:40 Uhr
Seite 59
Derartig fit gemacht – eine Prozedur,
kalischem Verständnis. Das bekam sodie übrigens jede von STEREO getegar Tannoys doppelt so teure Sensys
stete Box durchläuft – setzte die iQ 3
DC1 zu spüren, mit denen die sogar
ihre Überraschungsserie fort. Bereits
noch etwas verfärbungsärmeren KEFs
an günstigen Vollverstärkern ST I C H WO RT
beinahe gleichzogen. Erst
wie einem NAD 3020 BEE
Dynaudios mit einem Paaroder dem HK 970 von Har- China
preis von 1250 Euro einer
KEFs Mutterkonzern GP
man/Kardon zauberten die unterhält in Südchina
ganz anderen Klasse anKEFs ein in alle Richtungen eine hochmoderne Lautgehörende Audience 52 SE
großes, in sich übersichtlich sprecher-Fabrikation, in
hielt die iQ 3 locker auf Abder auch einige Produkgestaffeltes Klangbild, das te der Mitbewerber herstand.
auch angesichts der Dimen- gestellt werden.
Wie um ihren Triumph zu
sionen einer Big Band nicht
feiern legten sich die Uni-Qeinknickte. Das wirkte richtig erwachBöxchen auch für Pegelorgien ins
sen, und in der Tat bildete unsere 400Zeug. Und wahrhaftig, die Kleinen
Euro-Preisklassen-Referenz, B&Ws fakönnen echt laut und bleiben dabei
mose DM 601 S3, bei sehr guter Ortsauber.
barkeit doch kleiner und kompakter
Das sei nur am Rande erwähnt, denn
ab. Die B&W erschien tonal ein wenig
Krachmacher betreiben andere Kalifülliger, doch die iQ 3 bot auch durch
ber. Was bleibt, ist eine kleine Sensatiihre luftige Darstellung und geschmeion. KEFs iQ 3 eröffnet in der günstigen
digen Höhen das eindeutig audiophiKlasse neue Hör-Horizonte. 400 Euro
lere Konzept.
das Paar? Wir glauben’s immer noch
Bei unseren ausgedehnten Hörpronicht.
ben, während derer alle Lautsprecher
auf ultraschweren Dynaudio-StänDie Schutzkappen des Bi-Wiring-Terminals sind
dern und Acapellas magischen AluPucks platziert waren, überzeugten die
bei Einsatz von Bananas leicht zu entfernen, die
kleinen Britinnen mit Reife und musiKabel-Jumper gehören zum Lieferumfang
KEF iQ 3
Paarpreis ca. €400
Maße: 22 x 36 x 32 cm (BxHxT)
Garantie: 5 Jahre
Vertrieb: GP Acoustics,
Tel.: 0231/9860-320, www.kefaudio.de
Dieser Lautsprecher eröffnet dem preisbewussten Hörer den Zugang in die audiophile Welt. KEFs iQ 3 mit dem ambitionierten
Uni-Q-Chassis klingt erwachsen, sehr verfärbungsarm, plastisch, räumlich und ist
sogar erstaunlich pegelfest. Volltreffer!
LABOR
FREQUENZGANG/IMPEDANZ
SPRUNGANTWORT
Der Frequenzschrieb ist sehr linear. Die geringe Welligkeit geht auf die Koax-Anordnung der Treiber zurück. Der Uni-Q strahlt
sehr breitbandig ab (gestrichelte Linie: 30
Grad von der Achse). Nur in den oberen
Höhen tritt stärkere Bündelung auf, weshalb auf Achse eine kleine Anhebung notwendig ist, damit genügend Hochtonenergie in den Raum gelangt und die Wiedergabe nicht zu matt erscheint. Um 200 Hertz
herum und oberhalb von vier Kilohertz unterschreitet die Impedanz die Vier-OhmMarke, was aber unkritisch ist. Das praktisch gleichzeitige Ansprechen der Chassis
belegt die vorbildliche Sprungantwort.
058-kef-905-U.qxd
25.08.2005
12:40 Uhr
Seite 60