Gruppenausstellung (Auswahl)

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Gruppenausstellung (Auswahl)
Regionale 14 – Being Specific!
28.11.2013 – 5.1.2014
Vertretene Künstlerinnen und Künstler:
Appel Benjamin
Arnold Maximilian
Baumann Sylvain
Beck Kyra
Berweger David
Farré Othmar
Folly Gina
Gepting Arthur
Heitz David
Hunziker Esther
Kakon Judith
Pütz Uta
Scherer Yves
Schuß Oliver
Siepert David
Stucky Raphael
von Ow Andreas
Weinberger Hannah
Wietlisbach Nicole
Winkler Sebastian
20 Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Jahrgänge aus der
Schweiz, Frankreich und Deutschland sind im Kunsthaus Baselland
für die 14. Regionale vereint. Der Titel der Ausstellung spricht die
wichtige Fragestellung vieler heutiger Künstlerinnen und Künstler
an, wie ihr Werk zu verorten ist, d. h. welche Rolle etwa der Ausstellungsraum, das eigene Atelier oder die private Umgebung für
die Werkkonzeption und -produktion einnehmen kann und soll.
Eine Reihe von Künstlern haben sich dazu entschlossen, neue, teils
grossformatige Werke zu realisieren, die sie in Relation zum Raumangebot im Kunsthaus konzipiert haben; darunter die Arbeiten etwa
von Sylvain Baumann, Gina Folly, Arthur Gepting oder Judith
Kakon. Andere bestehende Arbeiten wiederum wurden von den
Künstlern auf den Raum und die Nachbarschaften verändert oder
erweitert wie etwa die Werke von David Siepert, Raphael Stucky
oder Hannah Weinberger. Being Specific! meint denn auch die Fähigkeit der Künstlerinnen und Künstler, mit den gegebenen Räumen
umzugehen, auf sie zu regieren, vorige Überlegungen aufzugeben
und sich neu an die vor Ort erfahrene Situation einzulassen.
So unterschiedlich die künstlerischen Handschriften sind – ebenso
wie die gewählten Gattungen –, ist ihnen dennoch gemein, dass
sich alle beteiligten Künstlerinnen und Künstler auf präzise, teils
minimale Setzungen und Eingriffe im Raum konzentrieren. Auch
das Interesse an Materialität und Oberflächen ist ein wichtiger Aspekt für eine Reihe von Künstlern. Einige sind erstmals bei der Regionale vertreten wie etwa Maximilian Arnold, Judith Kakon, Nicole
A. Wietlisbach oder David Berweger.
Die Regionale ist stets eine grosse Chance, das regionale Schaffen
zwischen Karlsruhe, Mulhouse und Basel kennenzulernen und zu
entdecken – eine Region, die sich nicht nur flächenmässig in der
Grösse des Gebiets ausdrückt, sondern durch unterschiedliche
Länder, Sprachen, Kulturen sowie ein hohes Mass an künstlerischer Vielfalt auszeichnet. Das zeigt einmal mehr die diesjährige
Regionale.
Benjamin Appel
Klappstühle und Schubladen, 2013, Küchenelemente und Beton,
35 x 197 x 320 cm
Möbel und Schranken 51, 52, 55, 2013, Öl auf Leinwand, 30 x 40
cm
courtesy Galerie Weingrüll
Benjamin Appel greift mit seinen Objekten auf Gegenstände im Alltag zurück. Möbel werden auf ihre Volumen hin untersucht, auf ihre
Fähigkeit, sich nach Eingriffen wandeln zu können, sich im Raum
zu behaupten und Raum zu erzeugen. Für die Arbeit Klappstühle
und Schubladen, die Appel im Kunsthaus Baselland zeigt, benutzt
der Künstler einfache Küchenschränke, die Gebrauchsspuren aufweisen, giesst Beton in sie hinein und generiert dadurch eine neue,
glatte Oberfläche in die ansonsten vorhandenen Leerräume. Die so
entstandenen, unterschiedlich grossen Objekte werden zu einer Art
Rechteck zusammengefügt und im Raum platziert, abhängig vom
Raummass und seinen architektonischen Begebenheiten.
Die kleinformatigen Gemälde aus der Serie Möbel und Schranken,
die in der hiesigen Ausstellung zusammen mit der raumgreifenden
Bodenarbeit Klappstühle und Schubladen gezeigt werden, verbinden sich nicht nur optisch mit der grossen Bodenarbeit; für Benjamin Appel sind alle seine Arbeiten Teil eines Werkverständnisses –
wie einzelne Module, die immer wieder neu zusammengefügt werden können. Auch richtet er alle Elemente aufeinander und im Verhältnis zum Raum aus. Die stark farbigen Ölfarben, die Appel für
seine Gemälde wählt, werden in dichten, pastosen Schichten auf
den Bildträger aufgetragen und erinnern ebenso an Strukturen aus
dem Alltag, lösen sich aber im nächsten Schritt – ähnlich wie die
grosse Bodenarbeit – von jeder Form des Erzählerischen.
Benjamin Appel. 1978 in Augsburg geboren, lebt und arbeitet in
Karlsruhe. Appel studierte an der Akademie der Bildenden Künste
in Karlsruhe bei Prof. Gerd van Dülmen, Prof. Thomas Zipp und
Prof. Daniel Roth von 2003 bis 2009 und als Meisterschüler bei
Prof. Daniel Roth (2009 bis 2010).
Einzelausstellungen (Auswahl): Böden sind Treppen ohne Wände, Kunststiftung Erich Hauser Rottweil (2013); Unter dem Tisch
Spielen, Galerie ASPN Leipzig (2013); Keller und Küche, Art Basel
Hong Kong, Galerie Weingrüll (2013); Klappstühle und Schubladen,
Art Cologne, NADA, Galerie Weingrüll (2013); Wände sind Treppen
ohne Böden, Galerie Weingrüll (2013); Auf einem Baum gefallen, H2
– Museum für Gegenwartskunst Augsburg (2012); Der Keller mit
Garten, Baustelle Schaustelle Essen (2012); Das Zimmer des Eremiten, NADA Miami (2010); Die Schwelle des Hauses, Studiokontrolle
Karlsruhe (2010); Die Innenwände sind die Außenwände von Draußen, Galerie Weingrüll (2010); Wie der Vogel in seinem Nest, Kunsthalle Mannheim (2009)
Gruppenausstellungen (Auswahl): Uninhabitable Objects, Bündner Kunstmuseum Chur (2013); Junger Westen, Kunsthalle Recklinghausen (2013); Un hombre habla en el bosque, MAC, Santiago
de Chile (2012); richtig schön aber falsch ist auch schön, Atelierfrankfurt (2012); Von den Rändern her, Kunsthalle Palazzo Liestal
(2012); Optimismo Radical II, Josée Bienvenu Gallery New York
(2012); unit/room, ASPN Spinnerei Leipzig (2011); Im Fokus Raum,
Villa Merkel Esslingen (2011); Artissima Torino, Galerie Weingrüll
(2011); Junger Westen, Kunsthalle Recklinghausen (2011); Der unaufhaltsame Aufstieg von Draufgängern ..., Städtische Galerie
Karlsruhe (2010); Retrospektiv und Aktuell, H2 – Zentrum für Gegenwartskunst, Augsburg (2010); Das augenblickliche Paradies,
Zeißholz bei Dresden (2009); Ostrale 09, Zentrum für zeitgenössische Kunst Dresden (2009); Top09, Villa Merkel Esslingen (2009);
Silent Spaces – Räume der Stille, H2 – Zentrum für Gegenwartskunst, Augsburg (2009)
Maximilian Arnold
Donna's Dilemma, 2013, 200 x 250cm, Polyester-Collage und Digitaldruck
Just You and Me Dancing, 2013, 200 x 250cm, Polyester-Collage
und Digitaldruck
Untitled, 2013, 200 x 120cm, Polyesterstoff, Lack
Untitled, 2013, 200 x 120cm, Polyesterstoff, Lack
Die Werke von Maximilian Arnold sind das Resultat eines Ausprobierens oder vielmehr Überprüfens der digitalen Flüchtigkeit und
Wiederholbarkeit von Malerei. An die Oberflächen der Gemälde
herangeführt, gleicht das Sehen-wollen einem Suchen nach Indizien, anhand welcher die Arbeiten als Malerei identifiziert werden
können und zugleich ein Verstehen-Wollen ihrer Machart.
Just You And Me Dancing ist eine Collage aus einem digital und
einem analog hergestellten Bild, das durch eine Naht in der Mitte
der Leinwand getrennt ist. Der schwarz gefärbte Polyesterstoff wird
vom Künstler mit Schnitten versehen, cuts, die er auf der Rückseite
im Stoff anbringt. Die darüber vermalte weisse Farbschicht wird in
einem nächsten Schritt mittels eines aggressiven Lacks angelöst
und in den Polyester-Stoff hineingezogen, so dass die Bildoberfläche verschwindet und eine vollkommen plane Bildebene entsteht.
Diese Cuts sind ebenso wie die nachvollziehbaren Bahnen des
Fensterschiebers, mit welchem der Lack abgezogen wurde, die
Spur des Künstlers, die er auf bzw. hinter der Bild-Oberfläche hinterlassen hat. Auch der Moiré-Effekt ist ein Ergebnis des Zufalls:
beim Trocknen des Lackes finden sich die angelösten Farbstoffe zu
nicht vorhersehbaren Formen zusammen. Durch dieses teilweise
Abgeben der Kontrolle ergibt sich fortlaufend die Notwendigkeit der
Toleranz gegenüber dem Unerwarteten.
Der gewollte Zufall spielt des Weiteren im digital erstellten Pendant
eine Rolle. Es handelt sich hierbei um eine auf den Polyester-Stoff
aufgezogene Fotografie eines Gemäldes, welches zuvor durch den
eben beschriebenen Prozess hergestellt wurde.
Die beiden horizontalen Linien, die die blaue Fläche zerteilen, sind
die Schnittstellen, an welchen Stücke des abfotografierten Bildes in
einem digitalen Bildbearbeitungsprogramm aneinandergefügt wurden. Die weißen Einschnitte und die Spuren, die beim Abziehen des
Lackes entstanden, sind dieselben wie auf der rechten Seite – in
digitaler Form.
Die Faszination der Gemälde von Maximilian Arnold entsteht eben
durch jenen Effekt des präzisen Formulierens von Malerei und den
Möglichkeiten ihrer Reproduktion, ohne die Sinnlichkeit des Mediums preisgeben zu müssen. Denn bei allen Überlegungen und Eingriffen ist es – Malerei. (Text in Auszügen von Ferial Nadja Karrasch)
Maximilian Arnold. 1987 in Heidelberg geboren, lebt und arbeitet
in Karlsruhe und Frankfurt. Er studierte in der Klasse von Prof. Toon
Verhoef an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe von 2009 bis 2013. Seit 2013 studiert er bei Prof. Willem de
Rooij an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Städelschule in Frankfurt am Main.
Einzelausstellungen (Auswahl): Tu, Io, Noi , V8 Showroom, Karlsruhe mit Henry Staschik (2013), Everybody Wants to Be Hollywood,
AdBK Karlsruhe, Karlsruhe mit Arthur Gepting (2013), Cannot See
Straight, Kensington Gardens Square, Notting Hill, London, UK
(2012)
Gruppenausstellungen (Auswahl): Ø 1985, Sammlung Fiede,
Schlachthaus Aschaffenburg (2013), V8 Anniversary Exhibition, V8
Showroom, Karlsruhe (2013), Jahresringe, Schloss Wiesen (2012),
A Retrospective of Tomorrow’s Artists, Off-Space Schillerpalais,
Berlin (2012), Westsüd, Knecht & Burster Gallery, Karlsruhe (2012),
20 Students of the Academy of Fine Arts Karlsruhe at Achter de
Ramen, Achter de Ramen Showroom, Amsterdam (2012), GVS Art
Award for Young Artists, GVS Süddeutschland, Stuttgart (2011)
Sylvain Baumann
The Other Side, 2013, mehrteilig, Mixed Media, Masse variabel;
courtesy: the artist
Sylvain Baumann interessiert sich für Zwischenräume, für den Prozess der Wahrnehmung, der in räumlichen und zeitlichen Zwischenräumen entstehen kann – sowie für Möglichkeiten und Einschränkungen, die Architektur für die eigene Bewegung vorgeben
kann. Für die Ausstellung Being Specific! geht Baumann einen entscheidenden Schritt weiter in seiner Reflexion über die Konditionen
unseres Verhaltens und unseres Denkens innerhalb des Raumes –
ein Thema, das sein künstlerisches Schaffen bestimmt.
Der Künstler hat zwischen den beiden oberen Galerieräumen im
Kunsthaus Baselland einen Handlauf aus Edelstahl installiert, höher
als ein übliches Geländer. Statt von einem Raum in den nächsten
zu führen, blockiert die Arbeit den Bewegungsfluss des Besuchers.
Zwar ist es weiterhin möglich, von einer Seite aus in den nächsten
Raum zu treten und die darin ausgestellten Werke (sowohl FrameArbeiten von Sylvain Baumann, die kaum wahrnehmbare „Lichtabdrücke“ zeigen, als auch Arbeiten von Nicole Wietlisbach nd Sebastian Winkler) zu sehen, doch das nähere Beschreiten und die
tatsächliche intensive Wahrnehmung ist verwehrt. Man ist angehalten umzukehren, die drei Kabinetträume von der anderen Seite zu
betreten und nicht der üblichen linearen Bewegungsrichtung zu folgen.
Mit minimalen Mitteln und präzisen Setzungen eröffnet Baumann
mit seinen Arbeiten und Rauminterventionen Fragen nach der körperlichen, kognitiven und sensiblen Erfahrung des Ausstellungsraumes und der eigenen Verortung darin. Mit jedem Werk geht
Baumann dieser Frage weiter nach und schreibt sie in einen anhaltenden Prozess ein.
Sylvain Baumann. 1981 in Lons-le-Saunier (Frankreich) geboren,
lebt und arbeitet in Basel und Frankreich. Er erlangte an der Université de Provence Aix–Marseille in Aix-en-Provence seinen Master d’arts plastiques. Zuvor, 2008, hatte er bereits an der Université
de Québec à Montréal mit einem Master abgeschlossen. 2012 war
er mit dem iaab-Programm an der Cité internationale des Arts in
Paris und gewann – zusammen mit Florine Leoni – 2010 die Residency des Kuandu Museum of Fine Arts in Taipeh (Taiwan).
Einzelausstellungen (Auswahl): BEHIND, Dreier Frenzel Architecture+Communication, Lausanne (2013); BARDAGE, Galerie Jeune
Création, Paris (2012); PERSISTENCE, CIRCA Contemporary Art
Center, Montréal (2011); VOIDS BETWEEN SCENES, Kuandu Museum of Fine Arts, Taipeh (2010); AIR PLAIN 3, Action Art Actuel,
Saint-Jean-sur-Richelieu (2009); AIR PLAIN 2, SKOL gallery, Montreal (2009)
Gruppenausstellungen (Auswahl): WHEN I LOOK AT THINGS, I
ALWAYS SEE THE SPACE THEY OCCUPY, Kunsthalle Basel
(2012); SPECIFIC SPACE, L’Atelier, Nantes, F (2012); IN LINEARIS,
Westpol, Leipzig (2012); LE TRAVAIL QUI NOUS ATTEND, Musée
d’art contemporain de Montréal, CAN (2011); Kunstkredit Werkbeiträge, S AM Museum of Architecture, Basel (2010)
Kyra Beck
o. T. (Syndrom 1,2,4,8), 2012/2013, gebrannter Ton, Stahlstange
courtesy: the artist
o. T. (Syndrom) ist eine Wandinstallation aus verschieden grossen
Tonblöcken, die je nach Raumsituation variabel gesetzt werden.
Die einzelnen Tonblöcke zeugen von den Spuren der Verarbeitung.
Alle Blöcke haben für die Künstlerin die gleiche Ausgangslage, in
die sie dann aktiv oder passiv abwartend „eingreift“. Fingerabdrücke, Transportspuren, Abdrücke der Kunststoffverpackung und der
Lagerung sind erkennbar. Manche der Blöcke werden durch das
Werfen und Schlagen einem weiteren Verformungsprozess ausgesetzt, andere werden aus ihrer Verpackung gewickelt und tragen
dadurch die Spuren des Umgangs mit dem Material.
Kyra Beck legt zunächst eine Ansichtseite fest, versieht die Arbeiten mit einer Aufhängung und brennt die Tonblöcke. Ihre charakteristische, feintonige Farbigkeit erhalten die Arbeiten durch unterschiedliche Brenntemperaturen. Erst nach dem Brennvorgang entscheidet die Künstlerin, ob das Resultat ihrer Vorstellung entspricht.
Für die 14. Regionale greift die Künstlerin Kyra Beck eine Raumdiagonale im Kunsthaus Baselland auf. Schritt für Schritt wird der
Besucher optisch auf die Suche geschickt, diese Linie und Eckpunkte im Raum zu beschreiten und zu entdecken – definiert durch
die an unterschiedlichen Orten und Höhen platzierten Tonobjekte.
Die Werkdiagonale entspricht einer Möglichkeit und einem Angebot, einem Art Begleiter durch die Ausstellung.
Kyra Beck, geboren 1983 in Ingolstadt, studierte von 2005 bis
2011 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe
bei Anselm Reyle, Prof. Ernst Caramelle, Prof. Axel Heil und als
Meisterschülerin bei Prof. Toon Verhoef. Kyra Beck schloss 2013
ihr Studium 2013 ab und lebt und arbeitet in Karlsruhe.
Einzelausstellungen: Lobby, Karlsruhe (2012)
Gruppenausstellungen (Auswahl): status quo including, IQ13
Contemporary, Berlin; TOP 13 Meisterschüler, Kunstverein Freiburg, E-Werk Freiburg (2013); Jahresausstellung, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe; Achter de Ramen, Amsterdam (NL) (2012); Utopia Parkway, Stuttgart (2011;
Zweifellos–Zwischenträger, Bauhausvilla Gellertstraße Karlsruhe
(2011); o. T. (Diplomausstellung), Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe (2011)
David Berweger
Instant blow up, 2013
Sprayfarbe, Grafit, Isolierband, Klebefolie auf Papier, 198 x 160 x
12 cm
courtesy: the artist
Ausgangspunkt für David Berwegers künstlerisches Schaffen ist
sein Umgang mit unterschiedlichsten Materialien, die er teilweise in
längeren Arbeitsschritten selbst herstellt, wie etwa die Gewinnung
von feinen Pigmenten aus Verbrennungsrückständen. Pulver, Pigmente, Sprayfarbe, Folien, unterschiedliche Papiere sind auch die
Materialien, mit denen Berweger umgeht und mit deren Hilfe er in
einem ersten Schritt oftmals ein strenges, geometrisches Formenvokabular entwickelt. Die Strenge bricht er im nächsten Moment
allerdings bereits wieder auf, indem er in die Materialien eingreift,
sie verändert oder irritiert. So werden etwa (Farb-)Pigmente geometrisch exakt in grossen teppichartigen Anordnungen auf die Bodenfläche verteilt, um sie teilweise wieder zu verwischen oder aufzulösen.
Für seine neue Arbeit im Kunsthaus Baselland verwendet Berweger
einen grossen Bogen Papier; die Grösse entspricht der für ihn maximal lieferbaren Papiergrösse. Dieses leicht steife, 100-grämmige
Papier wird vom Künstler in mehreren Arbeitsschritten gefaltet und
mit einem von ihm angeschliffenen Holzimitatfolie – gleich einem
Rahmen – an den Rändern versehen. Als malerische Vorlage für die
Bildfläche dienen die Ränder einer grossen Instant-Fotografie, wo
sich die chemischen und mechanischen Prozesse jenseits des Bildes einigermassen unkontrolliert abzeichnen. Das Bildzentrum lässt
er dabei frei und offen.
Vieles in dieser Arbeit scheint als ein „als ob“, irritiert den Betrachter zunächst zwischen einem „real und imitiert“ und stellt damit
Fragen an das, was wir sehen, wahrnehmen und uns vorstellen
können. Berweger benutzt denn auch die Formulierung „Den Zweifel nähren“ für viele seiner Werke, bei denen ein zweiter, hinterfragender Blick stets sinnfällig ist.
David Berweger. 1982 in Rheinau (ZH) geboren, lebt und arbeitet
in Basel. Von 1999 bis 2003 studierte er an der Punkt G Gestaltungsschule in Zürich, wo er im Fachbereich Illustration abschloss.
Von der Ausserrhodischen Kulturstiftung erhielt er 2010 und 2013
einen Werkbeitrag und 2010 einen Förderbeitrag von der Stadt und
dem Kanton Schaffhausen. Für 2014 wurde ihm vom Internationalen Austausch- und Atelierprogramm Basel (iaab) ein Atelierstipendium in der Cité des Arts in Paris zugesprochen.
Einzelausstellungen (Auswahl): CARAVAN 3/2013, Aargauer
Kunsthaus Aarau (2013); Study for all in one, Förderkoje Kunst 13
Zürich (2013); From Diaros Lop to Paroid Sol, Hauser Gallery Zürich
(2013); ISO ≈ - ∞, in Kooperation mit Leif Bennett, Ausstellungsraum Klingental Basel (2012); Brutal Pepsin Reich, Schaukasten
Herisau (2011); Piotr Stanislaw Photograw, in Kooperation mit
Andrin Winteler, Vebikus Schaffhausen (2010).
Gruppenausstellungen (Auswahl): Premio Internazionale Arte Laguna, Arsenale Venedig (2013); Roh, Tom Bola Zürich (2013);
Heimspiel, Kunst Halle Sankt Gallen (2012); Kunstkredit BaselStadt, Werkbeiträge und Wettbewerbe (2011); ERNTE 09, Museum
zu Allerheiligen Schaffhausen (2009)
Othmar Farré
Amerikanische Lösung 2012
Sofa, (2) Malereien, eingeschweisst in PVC-Folie
Autist im Nebel 2012
Acryl auf Leinwand, 115 x 118 cm
courtesy: the artist
Das oft zitierte Gemälde, das zum Sofa passen und darüber hängen soll – in Othmar Farrés mehrteiliger Arbeit Amerikanische Lösung kommt einem eben dieser Gedanke unmittelbar in den Sinn.
Und doch ist alles anders. Othmar Farré geht vielmehr Überlegungen nach, die die Malerei und dabei insbesondere die generelle
Frage der Wahrnehmung von Kunst betreffen: Was schafft Distanz
zwischen dem Betrachter und dem Gemälde, was kann diese Distanz wieder aufheben? Welchen Wert spricht man Kunst zu?
Othmar Farré bedient sich für seine Arbeit Amerikanische Lösung
eines gängigen Sofas – ein IKEA-Viersitzer –, das vom Künstler
vollumfänglich in PVC-Folie eingeschweisst wurde. Der Titel bezieht sich auf die Art wie – vornehmlich in den 1970er-Jahren – Alltagsgegenstände, meist Sitzmöbel, mit Folie versehen wurden, um
Schmutz abzuhalten und eine Langlebigkeit zu garantieren. Hier
wirkt es wie ein Bewahrenwollen, ein Reinhalten von etwas, das
wertvoll erscheint. Auf dem Sofa stehen zwei kleinformatige Gemälde mit gestischer Malerei, die ebenso in Folie verpackt sind.
Hinter dem Sofa, das in seiner Stofflichkeit einer ungrundierten
Leinwand ähnelt, ist ein weiteres grossformatiges Gemälde mit
dem Titel Autist im Nebel zu sehen: eine ungrundierte Leinwand,
auf die Farré wenige gestische Malspuren sowie ein Augenpaar gesetzt hat und auf dessen oberen Rand eine Brille liegt, als wäre sie
eben erst dort abgelegt worden. Ironisch und komplex sind denn
auch die Begriffe, die auf Farrés Arbeiten anwendbar sind. Locker,
verspielt und zugleich konzeptuell-hintersinnig präsentieren sich
seine Arbeiten und erzählen von einer systematischen Auseinandersetzung mit den heute gängigen Gattungen der Kunst und unser
Verhältnis dazu.
Othmar Farré. 1985 in Brig geboren, lebt und arbeitet in Frankfurt
a. M. und Basel. Farré studierte von 2006 bis 2012 an der Städelschule in Frankfurt
a. M., war Meisterschüler von Prof. Tobias Rehberger. Seit 2011 studiert er an der Glasgow School of Art.
Einzelausstellungen (Auswahl): ¡Viva el Pueblo!, Westmorelandstreet Glasgow (2012); Invierno, 1822-Forum, Frankfurter Sparkasse (2012)
Gruppenausstellungen (Auswahl): Zauderberg, MMK, Frankfurt a.
M. (2012); Life jacket under seat, Flip Project-Space, Toronto Private View, Joshua Baskin Gallery, Glasgow (2011); Wall Floor Piece, Regionale 10, The Foreverendingstory im Ausstellungsraum
Klingental, Basel (2010); Too fat too Fit, Kunstverein Wiesbaden
(2010); Die Katze –Seismographin der Gesellschaft, Ulrike Horst,
Hamburg (2009); Offenbacher Telemark Golden Pudel Club, Hamburg (2009); Kabul Mauritius, Scotty-Enterprises Berlin (2009);
Quagmire Fields, Tschoperl Frankfurt a. M. (2008)
Gina Folly
Untitled (Haemanthus albiflos, Suite), 2013, Mixed Media
courtesy: the artist
Die Künstlerin Gina Folly wählt für ihre Arbeit Untitled (Haemanthus
albiflos, Suite), die sie für die 14. Regionale neu konzipiert hat, ein
Elefantenohr. Eine Pflanze, deren Name und Aussehen u. a. an ein
Hörorgan erinnern und die – wenngleich natürlich-organisch – fast
künstlich anmutet. Beinahe frei im Raum schwebend, ist die Pflanze flankiert von einem kleinen Lautsprecher. Die feinen MusikSound-Sequenzen, die Gina Folly der Pflanze für die Dauer der
Ausstellung zur Seite stellt, wurden von dem befreundeten Komponisten und Programmierer Stephen Lumenta zusammengestellt, um
– wie es die Künstlerin beschreibt – das Wachstum der Pflanze zu
beeinflussen.
Der feinen Pflanzen-Sound-Arbeit gesellt sich am Boden stehend
eine Reihe von mit Wasser gefüllten Pet-Flaschen, scheinbar immer
bereit, der Pflanze Wasser zu schenken. Die stete Nachbarschaft
von Pflanze und gefüllten PET-Flaschen ist denn auch ein Phänomen, das Gina Folly bei ihrem letzten Japan-Aufenthalt fasziniert
und das sie fotografisch festgehalten hat. Einmal mehr ist es die
Fotografie, die die Künstlerin als Ausgangspunkt ihrer Arbeiten
wählt. Ebenso zum Arrangement gehört ein Stapel Plakate mit der
Aufforderung an den Besucher, ein Exemplar mitzunehmen. Zu sehen sind Fotografien aus einem japanischen Haus- und Gartenmagazin des Jahres 1977, die klare Anleitungen zum Pflanzen und
Gärtnern beinhalten.
Doch nur um das pflanzliche Wohlergehen, das Gedeihen- und
Wachsenkönnen im Rhythmus eines Sounds geht es der Künstlerin
nicht. Vielmehr handelt es sich bei ihrem Werk um eine Bestandsaufnahme und dabei ironisch-feine Kritik an der heutigen Wellnessund Wohlfühlgesellschaft, die sich zwischen Natürlichkeit und
Künstlichkeit zu verorten sucht und mit allen Mitteln und Möglichkeiten nach einem besseren Leben strebt – für Pflanzen, Tiere,
Menschen.
Gina Folly. 1983 in Zürich geboren,
lebt und arbeitet in Zürich und
Basel. Sie absolvierte 2001 bis 2005 eine Berufslehre als Fotografin
in Zürich. 2011 schloss sie ihr Bachelorstudium im Departement
Kunst & Medien an der Zürcher Hochschule der Künste ab. Seit
2011 bereitet sie ihren Master of Art in Fine Arts an der Zhdk in Zürich vor.
Einzelausstellung (Auswahl): Standing Split, La Perla, Zürich
Gruppenausstellungen (Auswahl): DOOM, Groupshow, Zürich; Il
secondo Congresso dei Disegnatori, Istituto Svizzero, Rom (20##);
Down Dog, Lecture, Milieu Bern; This is no Layout yet, it’s just laid
out, Theater Roxy Birsfelden; Multiple & Co, Villa du Parc Annemasse, Frankreich; Ernte 2011, Kunsthaus Baselland; Joy in Repetition, L6 Freiburg i. Br.; The Village Cry, Kunsthalle Basel; On
Publications, Portraits, Public Art and Performance, The Modern
Institute Glasgow; Independent Art Fair NYC, New Jersey at Hard
Hat Genf; Bridges & Tunnels, Hart Hat Genf; Naomi Naomi, Festival
der Künste, ZHdK Zürich; Electric Rendez-Vous, plug in Basel
Arthur Gepting
Arthur50000, Bitumen and Styrofoam – Together At Last – The
Swiss Edition, 2013, Styropor, Bitumen, Holz; Masse variabel, ca.
0,34 x 30 x 10 m
courtesy: the artist
JOHNNY CASH IS NOT A PAINTER. PAINTERS DON’T MAKE
SCULPTURE
When painters build a stretcher they get a sense of what it feels like
to make sculpture. They knock it with a mallet – they pull and
stretch the canvas, feel the elasticity, hammer in the nails with their
free hand, but then they leave it. If they had carried on they would
have discovered – like Arthur Gepting did a few years ago – that
this activity yields an object with a front and a back and sides
which projects into space. He made it bigger, felt its weight,
stroked the wood, smelled the resin, punched its twodimensionality, took it further. That was the moment when Arthur
Gepting started making sculpture. His canvas is not a flat support,
his canvas is the wall, the studio space, other spaces, the street,
the city.
He takes discarded material, used material, poor material, unpromising material and puts it on the wall, on the floor and in the space,
pulls it out, suspends it, stacks, leans and bends it. Unburdened by
art and theory his work acts out the joy of finding its place in a
world crammed with artful gimmickry. He faces art like Chuck Berry
told Tchaikovsky the news. Roll over Beethoven! (Text: Toon
Verhoef)
Arthur Gepting. Geboren 1989 in Taschkent (Usbekistan), lebt und
arbeitet in Karlsruhe. Seit 2009 Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Toon Verhoef.
Einzelausstellung (Auswahl): Everybody Wants to Be Hollywood,
AdBK Karlsruhe, Karlsruhe (2013)
Gruppenausstellung (Auswahl): Regionale 13, Kunstraum Riehen
Basel (2012); Westsüd, Knecht & Burster Gallery Karlsruhe (2012);
Achter de Ramen Showroom, Amsterdam (2012); UND 7, Karlsruhe
(2012); Kunsthoch 38, KuBa Saarbrücken (2011); Regionale 12,
Kunstraum Riehen Basel (2011); Zweifellos Zwischenträger, Villa
Gellertstraße Karlsruhe (2011)
David Heitz
ohne Titel (Motive), Bregenz 2012
21 Mittelformat Positive; Standzeiten der Bilder zwischen 15 und
35 Sekunden
courtesy: the artist and Max Mayer gallery
In seinen fotografischen Arbeiten erstellt David Heitz einen Index
marginaler urbaner Situationen. Bei der Regionale 14 zeigt er die
Serie „ohne Titel (Motive), Bregenz 2012“, die aus einer Serie von
38 Mittelformatpositiven besteht, konzipiert als zwei separat projizierte Bildsequenzen. Eine der Sequenzen ist in der Kunsthalle Basel zu sehen, die andere Sequenz, mit 21 Positiven, im Kunsthaus
Baselland. Der Ort Bregenz, an dem die Fotografien entstanden
sind, stellt lediglich eine formale Klammer dar, denn die Motive
selbst vermitteln keine topographischen Beschreibungen. Auch führt
der genaue Einsatz der fotografischen Mittel die Fotografien weit
über das rein Dokumentarische hinaus.
Zu sehen sind architektonische Situationen, die durch die Begrenzung des Bildausschnittes zu minimalistischen Arrangements werden. Die Präzision der Auswahl dieser Ausschnitte konterkariert die
funktionale Beiläufigkeit, die die vorgefundenen Situationen kennzeichnet. Durch die schwarz – weiss Fotografie treten die Beschaffenheit der Materialien und die architektonische Strukturen in den
Vordergrund und verdichten die unauffälligen Ansichten zu vielschichtigen Kompositionen.
Auch die Präsentation folgt einer klaren Organisation: Die Standzeiten der Fotografien innerhalb der Bildabfolge wechseln zwischen 15
und 35 Sekunden und vermitteln so Verwandtschaften zwischen
den einzelnen Bildern. (Text Ruth Kissling)
David Heitz. 1983 in Wurmberg, lebt und arbeitet in Karlsruhe.
Heitz studierte an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste
Karlsruhe, Studiengang Malerei/Grafik, bei Prof. Leni Hofmann von
2004 bis 2009 sowie seit 2005 bei Prof. Silvia Bächli.
Einzelausstellungen (Auswahl):
In Relation, (Motive), Galerie Max Mayer, Düsseldorf (2011)
Gruppenausstellungen (Auswahl):
In Kontakt (Motive), Magazin4, Bregenzer Kunstverein (2012), Eine
Grammatik der dritten Person, Corner College, Zürich (2011), Ein
psycho-geographischer Plan, Galerie Max Mayer, Düsseldorf
(2011), Profile, o.T. Raum für aktuelle Kunst, Luzern (2010), Regionale 11, Kunsthaus Baselland, Basel (2010), +10/2009 – shortlist
Columbus-Förderprojekt, Columbus Art Foundation, Leipzig (2009),
Stand und Gestaltung, Konsortium, Düsseldorf und Kunstverein St.
Pauli, Hamburg (2009), «ohne Anwesenheit von Abwesenheit kein
Nichts», Circus, Berlin (2009), once in a lifetime, Mayerei, Karlsruhe
(2008), Im Rahmen der Regionale 09, Ausstellungsraum Klingental,
Basel, CAC Fonderie, Mulhouse (2008), Realisierung einer Arbeit im
Lauscher von Bernhard Bretz und Matthias Holliger im Kunstverein
Freiburg (2007), Werke Welten Wirklichkeit, im ehemaligen Autohaus Zschernitz Karlsruhe (2007), Promenandenmischungen, Ettlinger Stadtraum (2005)
Esther Hunziker
Future, single channel video, 2013, HD, bw, 356 min, loop
Frames, single channel video, 1996, U-Matic SP, bw, sound, 5 min
courtesy: the artist
Die Künstlerin Esther Hunziker zeigt anlässlich der 14. Regionale im
Kunsthaus drei Videoarbeiten. FUTURE ist ein sechsstündiges Science-Fiction-Video, das nur aus einem projizierten Schwarz-WeissText besteht. Es zeigt sämtliche Titel von Science-Fiction-Filmen,
die zwischen 1900 und 2013 realisiert wurden, in alphabetischer
Reihenfolge von A–Z. Jeder dieser Titel verweist auf eine Zeit, die
noch nicht stattgefunden hat, vielleicht auch nie stattfinden wird –
eine Zeit, über die nur spekuliert werden kann. Reduziert allein auf
die Titel, läuft vor unseren Augen der Index einer fiktionalen Welt
ab, mit Begriffen über Ängste, Hoffnungen, Katastrophen, Illusionen
etc. Welche Geschichten und Zukunftsvisionen mögen sich hinter
Titeln wie A Nymphoid Barbarian in Dinosaur Hell oder Surf Nazis
Must Die verbergen? Welche technischen und fiktionalen Spekulationen zeigen Filme wie Return to the Lost World, Summer Time
Machine Blues oder Atomic Brain Invasion? Das Video gibt keine
Antworten auf diese Fragen, zeigt keine Bilder, kein Ton, nur den
Titel, den Regisseur, das Jahr und die Produktionsfirma des jeweiligen Science-Fiction-Films – nichts mehr und nichts weniger, 6
Stunden lang.
Frames zeigt 5 Sekunden Fernsehmaterial ausgedehnt auf 5 Minuten. Das Video baut sich langsam aus jedem einzelnen Halbbild
auf, Frame für Frame. Es sind die Zwischenbilder, die hier im Fokus
stehen, Bilder, die wir normalerweise nicht sehen. Zum Vollbild
ausgedehnt und an die Oberfläche gerückt, lassen sich die abstrakten Videobilder kaum mehr einordnen. Es gehört zu Esther Hunzikers Handschrift, dass sie dem vordergründig behaglich Glatten
stets ein entscheidendes Mass an Unruhe hinzufügt.
Esther Hunziker. 1969 Menziken (AG) geboren, lebt und arbeitet in
Basel. 1993 bis 1996 Studium der Audiovisuellen Gestaltung an der
Schule für Gestaltung Basel. Seit 2011 ist sie Dozentin für digitale
Medien an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel (FHNW
HGK). Sie arbeitet im Bereich Video, Internet, interaktive Animationen und Bilderserien. Seit 1996 war sie auf zahlreiche Ausstellungen und Festivals im In- und Ausland vertreten.
Einzelausstellungen (Auswahl): Projektraum „enter“, Kunstmuseum Thun (2010); CCCentrum, Bratislava (1996)
Gruppenausstellungen (Auswahl): Auswahl 13, Aargauer Kunsthaus Aarau (2013); Collective View – On Real-Time Webcam
Images, ‹LOOP›; Making Visible!, Kunsthaus Baselland Muttenz/Basel; VIDEOCITY.BS, Basel (2013); FILE – Electronic Language International Festival, Sao Paulo, Brasilien; connect – Kunst
zwischen Medien und Wirklichkeit, Shedhalle Zürich; Together in
Electric Dreams. Abwesende Anwesenheit, Haus für elektronische
Künste Basel; ZOOM – Basler Filme im Fokus 2011, Stadtkino Basel (2011); Mapping the shifting landscape of digital poetry, Poetry
International Festival Rotterdam; The Chongqing Experience, K3
Project Space Zürich (2009); International Artists Residency Project,
Contemporary Art Museum, Chongqing, China (2008)
Judith Kakon
Blue White High, 2013, Video, HD, 23:29 min, loop
(sic), 2013, Netzplane, digitaler Druck, 3 x 12 m
courtesy: the artist
Die Arbeit (sic) von Judith Kakon empfängt den Besucher bereits
vor dem Eintritt ins Kunsthaus. Die grossen Fenster des Annex sind
teilweise mit einer langen Netzplane verdeckt, durch die sich fein
das Tageslicht durcharbeitet und eine malerische Struktur freilegt.
Betritt man dann den Raum, in dem Judith Kakon ihre mehrteilige
neue Arbeit für das Kunsthaus realisiert hat, zeigt sich erst deren
ganze Ausdehnung: eine 12 Meter lange und 3 Meter breite Netzplane, die die Künstlerin digital bedrucken liess. Das Motiv – das
nicht leicht zu entschlüsseln ist – gleicht bisweilen einer gestischen
Malerei und wird von der Künstlerin aus unterschiedlichen Files zu
einer grossen Farb- und Formcollage zusammengesetzt und abfotografiert. Quelle der Fotografien sind zweckgebundene Planen, die
unterschiedlichste Funktionen haben, etwa den Schutz vor Licht
und Sonne. Doch bei Kakon entsteht daraus eine Art Anti-Plane,
die nur formal an den Ursprung erinnert. Fast kommt es einem
auch so vor, als hätte sie das Banner des Kunsthauses mit einem
Shift in den Raum hineingedreht und verändert.
Auf die gegenüberliegende Wand projiziert die Künstlerin, fast
schemenhaft, Wörter und Namen, die ein grosses Feld an Assoziationen eröffnen und den Leser im Unklaren über ihre Herkunft und
Bedeutung lassen: DJ Model, Pierro, Prato, Urban ... Quellen dieser
Namen sind u.a. lokale Modemarken von Grosshändlern auf einer
der dafür bekanntesten Strassen von Tel Aviv. Namen wie Läden
tauchen hier auf und verschwinden im nächsten Moment wieder.
Der Ort des Geschehens spielt jedoch für Kakon keine entscheidende Rolle. Mehr interessiert sie die Funktion, die Sprache und
Gegenstände in einer Gesellschaft spielen und einnehmen kann.
Überhaupt bricht Kakon mit ihrer Arbeit das eindeutig Glatte und
Weiche immer wieder auf, entwirft Bilder, die zwischen einem immateriellen und materiellen Erscheinen changieren, etwas eindeutig
sagen und doch zugleich alles infrage stellen und möglich lassen.
Judith Kakon. 1988 in Basel geboren, lebt und arbeitet in Basel
und Tel Aviv. 2009 bis 2013 Studium der Fotografie an der Bezalel
Academy of Art and Design in Jerusalem, Israel
Gruppenausstellungen (Auswahl): Herzliya Museum, Herzliya, Israel (2013); Museum of Bat Yam (MoBY), Goods, Bat Yam, Israel
(2013); Bachelorausstellung, Bezalel Academy of Arts and Design,
Jerusalem, Israel (2013); To Marry the Widow of a Childless Mother,
CSP Gallery (2013).
Uta Pütz
Haberdashery II, 2013
Haberdashery IV, 2013
Where Is Your Pitch? I, 2013
Where Is Your Pitch? II, 2013
70 x 105 cm, digitale C-Prints
courtesy: the artist
Die grossformatigen Fotografien von Uta Pütz, die im Kunsthaus
einen ganzen Raum einnehmen, erzählen von ihrem Hauptinteresse, mittels Bildhauerei und Fotografie – wie sie sagt – dem Charakter bzw. der Seele von Dingen auf den Grund zu gehen. Es ist der
aufmerksame Blick, der sich in den Aufnahmen widerspiegelt: Pütz
sieht den Reiz von Materialien und Gegenständen aus dem Alltag,
meist mit deutlichen Gebrauchsspuren, in ihrer Poesie und Formschönheit, sie baut sie teilweise neu zusammen und kombiniert sie.
Einerseits belässt sie diese als Objekte im Raum oder fotografiert
sie – oftmals ausschnitthaft oder im Detail – ab.
Die Arbeiten, die Uta Pütz im Kunsthaus Baselland zeigt, sind in
2013 während eines iaab-Stipendienaufenthalts in Helsinki entstanden. Meist sind die Arrangements so instabil, dass die Fotos
sehr kurze Momentaufnahmen sind: Sie zeigen eben jenen Moment, in dem die einzelnen Gegenstände gerade noch ihr Gleichgewicht halten.
Alle Gegenstände verweisen durch ihre Gebrauchsspuren auf Geschichten und bergen, so unscheinbar und filigran sie sein mögen,
Erinnerungen und Assoziationen, die Uta Pütz in ihren Fotografien
jedoch nicht weitererzählt. Vielmehr interessieren die Künstlerin die
Möglichkeiten, die sie aufzeigen und selbst mitbringen, aber auch
die Abwesenheit und Leere, das Fehlen bzw. die Verschlüsselung
von Information. Es schwebt dadurch, wie die Künstlerin es selbst
ausdrückt, etwas im Raum. Es werden Möglichkeiten angestossen,
aber keine Eindeutigkeiten gegeben. Das ist der grosse Reiz ihrer
Arbeiten.
Uta Pütz. Geboren 1969 in Aachen, lebt und arbeitet in Karlsruhe
und Köln. 1995 bis 2001 Studium der Landschaftsarchitektur (Dipl.Ing.) an der Hochschule Weihenstephan in Freising. Von 2006 bis
2011 studierte sie an der Staatlichen Akademie der Bildenden
Künste in Karlsruhe bei Prof. Meuser, Prof. Tatjana Doll, Rainer
Splitt, Andreas Karl Schulze und Prof. Günter Umberg und war
2012 Meisterschülerin bei Prof. Meuser. 2013 erhielt Uta Pütz das
Rhône-Alpes-Stipendium, art3 Valence (FR) durch das Ministerium
für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
Einzelausstellungen (Auswahl): Manchmal ist die Liebe größer,
wenn man einander nicht kennt, Poly Produzentengalerie Karlsruhe
(2012); Kunstakademie Karlsruhe, Ausstellungsraum Mucharaum
(2011); ZIP Basel (2010)
Gruppenausstellungen (Auswahl): Grenzgänger #1, mit Camille
Roux und Axel Töpfer, Kunstverein Freiburg i. Br. (2013); Höhenluft
#5, mit DOMINIK und Benno Blome, Kunstverein Wilhelmshöhe Ettlingen (2013); Warum nicht sagen was passiert ist?, Regionale 13,
Kunstverein Freiburg i. Br. (2012); under construction, Kunst Raum
Riehen (2012); zweifellos zwischenträger, Plan B zu Gast in Karlsruhe (2011); 100 absent, Bildraum Institut Waldkirch (2010); Contemporary Art Ruhr Essen, C.A.R. Gallery (2009); Ausstellungsraum Ritterstraße, Chemnitz - Ritterstraße 13 (2009); kuratierte Jahresausstellung, Kunstakademie Karlsruhe (2010/2009/2008)
Yves Scherer
Baby we can travel the world, 2013, 78 x 176 x 12 cm, Plexiglas
und Wasser, courtesy of the artist
In Baby we can travel the world neither production nor interaction
with the object can be found here. Like an object from OuterSpace, the black box in Kubricks Space Odyssey, this piece does
not seem to have any physical or terrestrial origins. As a container
enclosing a certain amount of water but also as a barrier in the
surrounding it is placed within, Baby we can travel the world rips a
hole in the space, which it fills up with it's own body's content.
Completely transparent if you front it, with dimensions reminding
you of the overlong screen of an Iphone 5, it shows off it's massive
materiality only if you walk around it. Initially installed with an image
showing Yves girlfriend sitting in front of the computer, a Skype still
as we are confronted with it everyday, the arrangement spoke of
the intimacy possible within prevalent technologies as well as the
prohibition from any promised haptic pleasure by 8cm of solid Perspex. Out of this situation, as an object in a default space, the piece becomes a tool, a working piece aside exclusive living room furniture. Baby we can travel the world then allows you to enter autistic mode, to unjack from the World Wide Web and to find your way
back into your physical environment over staring at the transparent,
filled-up emptiness of clear water in your Tokyo Penthouse. (Yves
Scherrer)
Yves Scherer. 1987 in Bern geboren, lebt und arbeitet in Basel,
London und Berlin. Er studierte von 2007 bis 2011 Kulturwissenschaften an der Universität Luzern und von 2010 bis 2011 an der
FU Berlin. Seit 2012 studiert er am Royal College of Art London, wo
er 2014 mit einem Master in Skulptur abschliessen wird.
Einzelausstellungen (Auswahl): SKYLINE, SSZ Köln (upcoming),
Evolution & Comfort Almanac Projects London (2013)
Gruppenausstellungen (Auswahl): Bloomberg New Contemporaries, Institute of Contemporary Arts London and Spike Island Bristol, SUNSET (2013), L'Echappée Belle, Grand Palais Paris (2013),
Nail Care, Times Bar Berlin (2012), oder Unlimited GTI, online project during Art Basel (2012)
Oliver Schuß
Ohne Titel, 2013, 12 x 20 x 2 cm, Holz, Beize;
Ohne Titel, 2013, 8 x 20 x 34 cm, Holz, Beize, Lack;
Ohne Titel, 2013, 12 x 20 x 40 cm, Holz, Beize,
Ohne Titel, 2013, 48 x 24 x 8 cm, Holz, Beize;
Ohne Titel, 2013, 240 x 136 x 60 cm, Aluminium, Lack
courtesy: the artist
Die Objekte von Oliver Schuß, für die er eine reduzierte, klare und
meist geometrische Formensprache wählt, fordern zur Bewegung
heraus: ein visuelles Abtasten der Volumen, die die Objekte beschreiben, und des Umraumes, in welchem sie ihren Ort gefunden
haben. Das teilweise Umschreiten der Werke mit ihren offenen
Strukturen oder filigranen Formen, den Wechsel von Nah- und
Fernsicht, die Veränderung der Schatten, den die Formen auf die
Wand werfen – all das ist sinnfällig für die Werkannäherung und
das Werkverständnis.
Alles ist sichtbar: die Konstruktion, die Wahl des Materials – sei es
Holz, Stahl oder Aluminium –, die matte oder seidenmatte und
dadurch zurückhaltende Farbbeschichtung, bei der sich der Künstler auf zwei bis drei Farben beschränkt. Meist werden gedeckte
Farb- oder Grautöne oder auch ein Schwarz-Weiss verwendet, und
oftmals weisen die Oberflächen feine Fertigungsspuren auf.
Eine spannungsvolle Irritation schaffen die Arbeiten auch durch ihre
feine Andeutung von möglichen Funktionen – sie erinnern an Behälter, Trägerstrukturen oder Gebrauchsgegenstände. Sie entziehen
sich zugleich jedweder Zuordnung, Eindeutigkeit und damit Fassbarkeit.
Oliver Schuß. 1985 in Eisenhüttenstadt geboren, lebt und arbeitet
in Karlsruhe. Von 2005 bis 2010 studierte er Malerei / Grafik an der
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe in der Klasse
von Prof. Meuser und war von 2010 bis 2011 dessen Meisterschüler.
Gruppenausstellungen (Auswahl): Sol LeWitt Loves Pancakes,
Ausstellungsraum zip Basel (2013); Jonas Fleckenstein, Tomomi
Morishima, Oliver Schuß MM Projects, Karlsruhe (2012); Regionale
13, Kunst Raum Riehen (2012); Multipli nuovi, Atelierhaus mülleremil in Colio, Vallemaggia (2012); Multipleart Kunst 12, Zürich
(2012); Halle am Wasser, Galerie Jarmuschek + Partner, Berlin
(2012); Kunst im Rathaus Walldorf (2011); Camillo-Michele GloriaPreis GasVersorgung Süddeutschland, Stuttgart (2011); Übermorgenkünstler II, Kunstverein Heidelberg (2011); Regionale 12, Kunst
Raum Riehen (2011); von Ast zu Ast, Akademie Galerie Nürnberg
(2011); TOP 2011 Meisterschülerausstellung, Ulmer Museum
(2011); Der unaufhaltsame Aufstieg von Draufgängern und Flaschen, Städtische Galerie Karlsruhe (2010); Miniaturen, Galerie
Bärbel Grässlin, Frankfurt a. M. (2009)
Einzelausstellungen (Auswahl): everyone wants you to be special,
Diplom, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe
(2010)
David Siepert
Contemporary Silence, 2013, Schallplatte (Plattenspieler, Lautsprecher), 30 cm Durchmesser
courtesy the artist
Für die Arbeit Contemporary Silence hat David Siepert in unterschiedlichen Museen während der Öffnungszeiten Tonaufnahmen
erstellt – im Museum of Modern Art in New York, in der Tate Modern in London, im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart
in Berlin, im Kunsthaus Baselland und im Kunsthaus Zürich. Anschliessend liess er Auszüge daraus auf eine Schallplatte pressen,
die nun den Ausstellungsraum im Kunsthaus Baselland mit „zeitgenössischer Stille“ durchdringt. Zu hören ist die am jeweiligen Ort
eingefangene Stille bzw. die sanft wellenden Gespräche und Schritte der Besucher während der Kunstbetrachtung.
Typisch für David Siepert und seine Herangehensweise ist, dass er
die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt thematisiert. Etwas
wird hörbar und erfahrbar, was sonst selbstverständlich und nicht
fassbar erscheint: der Akt der Wahrnehmung. Durch das Verlagern
und Wiedereinbetten gefundener Sprache jeglicher Art in neue
Kontexte eröffnet Siepert neue Inhalte und Diskursfelder. Mit seiner
Kunst versucht er stets, dem Betrachter Zugänge zur Auseinandersetzung zu ermöglichen und ihn selbst zum Handeln anzuregen –
auf unaufdringlich und dennoch präsente Art und Weise.
David Siepert. 1983 in Bad Säckingen geboren, lebt und arbeitet in
Waldshut und Zürich. 2006 bis 2009 Studium der Medienkunst an
der HGK FHNW in Basel sowie an der Zürcher Hochschule der
Künste, wo er seinen Master of Fine Arts 2014 abschliessen wird.
Einzelausstellungen (Auswahl): Territories, A|B|C ontemporary
Zürich (2013); Censored Dresses, Cabaret Voltaire Zürich (2012);
Camp West, Kunstétage Zürich (2011); Same Same but Different,
Kunstraum Aarau (2011); Staged Photography, Al Bareh Gallery,
Manam, (2010); SONUR, Klang! Hamburg (2010); Kunst, Kultur und
andere Würste, Kaskadenkondensator Basel (2010)
Gruppenausstellungen (Auswahl): Loop, Barcelona (2013); Rot
Kot, Tom Bola, Zürich (2013); Innen und Aussen, Galerie Affenfaust
Hamburg (2013); Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, Helmhaus Zürich (2012); Shanghai Biennale, Shanghai (2012); FRISS, Kogar Gallery Budapest; Desires Nightmares and Dreams, The Running Horse Gallery Beirut (2012); Act1, Substitut Berlin (2012); Low Fidelity,
Milieu Bern (2011); Together in Electric Dreams, Haus für elektronische Künste Basel (2011); Together in Electric Dreams, Beton7
Athen (2011); Going Places, Basement Basel (2011); Desires
Nightmares and Dream I, The Running Horse Gallery Beirut (2011);
Von Freundschaft und anderen Bündnissen, IRBIS Samedan (2011);
lab30, Augsburg (2009)
Raphael Stucky
Schuh, Stein, Matratze, 2013
Videoinstallation, SD Video, 15 min, loop, 12 Monitore, Tische
courtesy: the artist
Raphael Stuckys Videoinstallation besteht aus zwölf Monitoren auf
Klapptischen, die der Künstler mittels leichter Drehung alle auf eine
Seite ausrichtet. Dem Betrachter wird dadurch ermöglicht, die unterschiedlichen, schlaglichtartig präsentierten Momentaufnahmen
nicht nur in der Zeit des Abschreitens nach und nach zu erfassen,
sondern sie alle auf einmal einzusehen. Für das Kunsthaus Baselland hat Stucky diese 2013 entstandene Abschlussarbeit um weitere Videosequenzen und Monitore erweitert und somit deutlich in
den Raum eingeschrieben.
Präzise wählt der Künstler in Sekundenvideos alltägliche Begebenheiten wie das Zuspannen eines Sonnenschirms oder den Schatten
vorbeilaufender Personen auf einer am Strassenrand stehenden
Matratze, unterlegt mit der jeweiligen Geräuschkulisse vor Ort. Er
selbst sieht diese Frequenzen als bewegte Zeichnungen und Skulpturen im öffentlichen Raum, mit deren prägnanter Kürze er sich
auch, wie er sagt, gegen die oftmals zeitliche Unzumutbarkeit in
der Videokunst positionieren möchte. Der Frage nachgehend, wie
kurz ein Video sein kann, damit es noch als solches wahrgenommen wird, bedient er sich GIF-Animationen, Grindcore-Musik und
Werbung als Inspirationsquelle.
Nicht fixiert auf einen Monitor, wandern die einzelnen Videosequenzen in unterschiedlichen Rhythmen von einem Monitor auf den
nächsten. Die kurzen, sich im loop wiederholenden Sequenzen
zeugen von einer feinen Beobachtungsgabe und einem Interesse
an den schönen, alltäglichen Dingen, die mit oder ohne Fremdeinwirkungen im Alltag auftreten können und vom Künstler mittels des
Mediums Film mit Sound eingefangen werden.
Raphael Stucky. Geboren 1989 in Ernen (Wallis), lebt und arbeitet
in Basel. Von 2010 bis 2013 BA-Studium an der HGK Basel
(FHNW), Institut Kunst und von 2009 bis 2010 Propédeutique (gestalterischer Vorkurs) an der ECAP in Siders.
Gruppenausstellungen (Auswahl): Kantonale Schaffensbeiträge
Wallis, Galerie Schützenlaube Visp (2013); Perspektiven, Bachelor
of Arts in Kunst, Messe Basel (2013); Warum nicht sagen was passiert?, Regionale 13, Kunstverein Freiburg, Freiburg i. Br.
(2012);
Von den Rändern her, Regionale 13, Kunsthalle Palazzo
Liestal
(2012); Eine Zierde für den Verein, Regionale 13, M54 Basel
(2012);
Im Spiegel – Andrej Tarkovskji, Philosophicum im Ackermannshof Basel
(2012);
1+1=1, Dr. Kuckucks Labrador (Kasko), Basel (2012);
Fremdschläfer,Alte Post Schaan
(FL);
Endjahresausstellung, HGK, Institut Kunst, Basel) (2012);
Villa
mit Meerblick, Villa Renata Basel (2012);
Kapitel 3: Der Raum, Kasko
Basel (2012); Basis Thesis Jahresausstellung, HGK, Institut Kunst,
Basel (2011)
Andreas von Ow
Privet berries (Tiergarten), Ligusterbeeren, Tiergarten Berlin, Winter 2012, auf Papier;
Noch ohne Titel (Wuppertal, Wand), 2012, Backsteine (Wand,
Bob’s Service), Acrylbinder auf gefundener, zerbrochener Glasscheibe, an zwei Nägeln hängend;
Carrarmarmormehl (Carrara), 2012, Marmorstaub aus Carrara,
Acrylbinder auf gefundenem Glas, auf dem Boden stehend;
Elderberries (Karlsruhe), 2012 Holunderbeeren, Karlsruhe, Herbst
2012, auf einem Stapel Kopierpapier;
courtesy: the artist
Die Malerei von Andreas von Ow beginnt mit dem Moment des Erkundens und Entdeckens. Zerbrochene Gläser können als Bildträger dienen, Farbessenzen werden aus der Natur oder dem Alltag
entnommen – von Orten, an denen von Ow sich aufhält, diese Materialien sammeln kann und sie in Voraussetzungen für deine poetische Malerei umwandelt; Orte, die er auch in den Titeln seiner Werke angibt. An diesen Orten findet er sein Material: Holunder- oder
Ligusterbeeren, Marmorstaub oder Backsteinsand, die zu Farbpigmenten verarbeitet werden, um sie anschliessend auf Glas mit Acryl zu binden oder auf Papiere zu streichen.
Für die Arbeit Privet berries (Tiergarten), etwa, die von Ow auf der
Empore des Kunsthauses zeigt, verwendet der Künstler den Saft
dunkler Beeren, die er in unzähligen Schichten auf das grosse Papier von der Mitte aus an die Ränder mit breitem Pinsel vermalt.
Während seine Malerei in der Mitte des Papieres die Verdichtung
der Naturmaterialien aufweist, sind die Ränder heller, rötlicher und
leichter.
Die Wahl seiner Materialien ist nicht zufällig. Es sind einerseits etwa
die satten Farben der Früchte, die in der Dichte des Auftrags pastos auf den Papieren liegen und einen faszinierenden Farbton erzeugen. Andererseits erzählt von Ow mit seinen Arbeiten auch von
der Möglichkeit, mit Malerei Dinge wandeln und auf diese Weise
fortschreiben zu können.
Essenzen und Farben aus Dingen herauszulösen, Schicht um
Schicht wieder aufzutragen und sie damit zu bewahren – und von
etwas Alltäglichem in etwas Poetisches zu überzuführen, das ist
das Faszinierende an seinen Arbeiten.
Andreas von Ow. Geboren 1981 in Freiburg i.Br., lebt und arbeitet
in Karlsruhe. Er studiert seit 2006 an der Staatlichen Akademie der
Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Günter Umberg und war 2012
Meisterschüler bei Prof. Tatjana Doll. 2009 zählte Andreas von Ow
zu den Akademiepreisträgern bei der Jahresausstellung der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. 2014 wird er mit
einem Stipendium des iaab, Christoph Merian Stiftung, als Artist in
Residence nach Rotterdam gehen.
Einzelausstellungen (Auswahl): Zwischenraum1, Berlin (2012); Hit
the road Jack!, ZIP Basel (2012)
Gruppenausstellungen (Auswahl): Blind Date, Kunstgalerie Bonn
(2013); Bilder im Fluss – Eine Videoausstellung, Kunstraum Alexander Bürkle Freiburg i. Br. (2013); Bob’s Service, Ausstellungsprojekt
in einer alten Tankstelle, Wuppertal
(2013); Sol LeWitt Loves Pancakes, Ausstellungsraum zip Basel (2013); 8 Jahre V8, V8 Plattform
für neue Kunst Karlsruhe (2013); Strahlholz Gais (2012); Hidden/Obvious, Haus für Elektronische Künste Basel (2012); TOP 12,
Städtische Galerie Karlsruhe (2012); Regionale 12: von Tieren,
Elektronen und anderen Lügen,
Haus für elektronische Künste Basel
(2011); I did it again, L6 Freiburg i. Br. (2011); AkademiepreisAusstellung, Freiburg i. Br. (Nominierung) (2010)
Hannah Weinberger
Hi, 2013, Audio (mp3), 20 min, loop
courtesy: the artist
Die Musik- und Soundarbeit von Hannah Weinberger empfängt den
Besucher unmittelbar im Eingangsbereich des Kunsthauses Baselland. Sichtbar sind dabei nur die Lautsprecher und deren Stative.
Wie es der Titel schon anspricht, kann die Arbeit Hi als eine Form
von Einladung, als ein Gruss, aber auch als eine Ansage und Nachricht respektive Momentaufnahme verstanden werden. Diese Komposition wurde entwickelt, um – wie es die Künstlerin formuliert –
die „soziale Kakophonie“ zu unterstreichen. Hannah Weinberger
hat für diese Soundcollage verschiedene Aufnahmen sowie „field
recordings“ und Klangfrequenzen zusammengesetzt und neu zusammenkomponiert; teils sind es Cartoon-Vertonungen, teils Aufnahmen von Logic- oder ähnlichen Klangbibliotheken. Der Rhythmus des Sounds ist entscheidend: Mal verdichtet er sich, wird laut,
mal läuft der Klangteppich langsam aus, wird weich und leise.
Ausgangspunkt für die Arbeit sind Fragen der Künstlerin an einen
„Ort“, eine bestimmte Zeit und die Möglichkeit ihrer Übertragbarkeit. Nimmt der Besucher bzw. Zuhörer die Arbeit – je nach Ort ihrer Realisierung – unterschiedlich wahr? In ihren Klangarbeiten
entwickelt Hannah Weinberger überwiegend ortsspezifische
Soundinstallationen, deren Reiz jedoch für die Künstlerin auch in
der möglichen Übertragbarkeit und zugleich Einzigartigkeit liegt. Hi
etwa konzipierte sie zunächst für ihre diesjährige Einzelausstellung
in Los Angeles und realisiert sie nun erneut im Kunsthaus.
Hannah Weinberger. Geboren 1988 in Filderstadt, lebt und arbeitet in Basel. Weinberger studierte von 2007 bis 2010 Mediale Künste an der Zürcher Hochschule der Künste, wo sie 2010 ihren BFAAbschluss machte. 2013 beendete sie ihren MFA-Abschluss an der
Zürcher Hochschule der Künste.
Einzelausstellungen (Auswahl): Freedman Fitzpatrick, Los Angeles (2014); Fri Art – Centre d’art de Fribourg, Fribourg (2013); Looking Forward, Hacienda, Zürich (2013); Le Moi Du Toi, Swiss Institute, New York (2012); Concerto Locale, Istituto Svizzero, Mailand
(2013); When You Leave, Walk Out Backwards, So I’ll Think You’re
Walking In, Kunsthalle Basel (2013)
Gruppenausstellungen (Auswahl): Biennal of Moving Images,
Centre d’Art Contemporain, Genf (2014); Contemporary Art Club,
Stedelijk Museum, Amsterdam (2013); Stacion – Center for Contemporary Art, Priština, Kosovo (2013); Meanwhile ... Suddenly and
Then, 12th Biennale de Lyon, La Sucrière and Museum and Musée
d’art contemporain de Lyon (2013); Hi from California, Freedman
Fitzpatrick, Los Angeles (2013); Standard Operating Procedures,
Blum and Poe, Los Angeles (2012); Wanderin No. 2, HHDM – Hinterhaus des Merres (2012); A Strangely Luminous Bubble, Live In
Your Head, Genf; Inside/Outside: Dressing the Monument Opening
Reception, Lynden Sculpture Park, Milwaukee (2011); Group Affinity, Kunstverein München (2011); The Village Cry, Kunsthalle Basel
(2010); FILE RIO, Oi Futuro Cultural Center, Rio de Janeiro, Brasilien (2009); The World Is Our Culture, ZHdK Zürich (2008); Shift
(Electronic Arts) Festival, Basel (2008); FILE – Electronic Language
International Festival, Sao Paulo, Brasilien (2008)
Performances (Auswahl): Formin–-Storming–Norming–
Performing, Kunstverein München (2011); Kunsthal Charlottenborg
Kopenhagen (2011); PASSAGE(S), Theatre de L’Usine Genf (2011);
Jam Session, Museumsnacht, Kunsthalle Basel (2011); Regionales
Konzert, The Village Cry, Kunsthalle Basel (2010); Transdisziplinäres
Konzert, ZHdK Zürich (2010); Interdisziplinäres Konzert, ZHdK Zürich (2009)
Nicole A. Wietlisbach
susurro locus Nr. 5, 2013;
susurro locus Nr. 1, 2013;
susurro locus Nr. 3, 2013;
susurro locus Nr. 4, 2013;
Mixed media, unterschiedliche Masse, courtesy: the artist
Nicole A. Wietlisbach hat für ihre Präsentation im Kunsthaus vier
Arbeiten aus der Werkgruppe susurro locus gewählt, die sie in zwei
Räumen der oberen Galerie zeigt. Es sind auf den ersten Blick einfache, leichte Konstruktionen aus Holz sowie Lautsprechern und
Lautsprecherkabel, die die Künstlerin feingliedrig zusammenfügt.
Teils sind sie an die Wand montiert, teils stehen sie als Diagonale
an eine Wand gelehnt im Raum oder finden ihren Ort auf dem Boden. Die Arbeiten ergänzt die Künstlerin mit Sound, der aus den
Lautsprechern der Objekte ertönt. Jedes Objekt trägt seinen individuellen Sound. Es sind Geräusche, die an ein Knattern, Knistern
oder Rauschen erinnern. Diese nicht klar definierbaren Sounds sind
nur dezent hörbar und weisen zum Teil rhythmische Elemente auf,
welche die formalen Strukturen der Arbeit unterstreichen und den
Objekten eine Lebendigkeit verleihen.
Nicole Wietlisbach. 1989 in Reinach (BL) geboren, arbeitet und
lebt in Basel. Sie schloss 2012 ihr Bachelorstudium an der HGK
FHNW Basel am Institut Kunst ab. Seit 2012 absolviert sie dort ein
Masterstudum. 2011 setzte sie das Kunst-am-Bau-Projekt Dreiklang im Innenhof an der Lindenstrasse 5 in Rheinfelden um.
Einzelausstellung (Auswahl): step by step, Ausstellungsraum EG
Aarau (2013)
Gruppenausstellung (Auswahl): touch my krokodile, Villa Renata
Basel (2013); TransForm, Messehalle 5 Basel (2012); 1+1=1, Kaskadenkondensator Basel (2012); Fremdschläfer, Hotel Post Schaan
(2012); Surb und Tal, Mühle Endingen Surbtal, Endingen (2012),
landunter 01, Filter4 Basel (2012); Texte, YourGallery Basel (2012);
Ergänzungsmittel, Stellwerk Basel (2011); One Minute Film & Video
Festival, Aarau (2011); Jahresausstellung, Institut Kunst HGK FHNW
Basel (2011); Etwas mit 21, Kunstraum M54 Basel (2011); Mein Basel Nord, Voltahalle Basel (2010); Jahresausstellung, Institut Kunst
HGK FHNW Basel (2010)
Sebastian Winkler
An der Straße mit dem Brunnen, 2012
Draht, Dauerdosen, Holz, Wachspapier, 138 x 50 x 50 cm
courtesy: the artist
Die feingliedrige Arbeit von Sebastian Winkler gleicht einem Raum
im Raum – ein Raum, der mit dem jeweiligen Umraum, in welchem
sie präsentiert wird, korrespondiert und sich zugleich von ihm abgrenzt. Ein Raum, der erzählt und gedanklich beschritten werden
kann.
An der Strasse mit dem Brunnen – bereits der Titel der Arbeit verrät, dass es Sebastian Winkler um mehr geht als nur um eine skulpturale formale Setzung im Raum. Zwei quaderartige Strukturen,
Wachspapiere, Dauerdosen im gebrochenen, fast geheimnisvoll
wirkenden Mattgold, weiss bemaltes Holz: Es sind einfache Mittel,
Gegenstände aus dem Alltag oder der Natur, mit denen der Künstler zarte Erinnerungsbilder eröffnet. Gegenstände, in die Winkler
oftmals nur minimal eingreift oder sie unverändert belässt.
So entstehen in der Assoziation und Erinnerung Bilder, die davon
berichten könnten, dass etwas bewahrt werden will; der kurze Moment etwa, wenn Holz verbrennt, in dem sich eine weisse Ascheschicht bildet, bevor alles zerfällt. Die Gegenstände, die Winkler in
seinen Werken wählt, laden nicht nur zu einem gedanklichen Spaziergang mit zahlreichen möglichen Assoziationen ein, sondern zur
eigenen Verortung und damit zum eigenen Empfinden in der Anschauung mit dem Werk.
Sebastian Winkler. 1979 in Heilbronn geboren, lebt und arbeitet in
Karlsruhe und Berlin. Winkler studierte an der Staatlichen Akademie
der Bildenden Künste Karlsruhe bei den Professoren Max Kaminski
und Erwin Gross.
Einzelausstellung (Auswahl): KREUZ, KIENITZER, Studioraum der
Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden (2012)
Gruppenausstellungen (Auswahl): FOR NOW, Amsterdam (2013);
LxBxHxMensch, Kulturpalast Wedding Berlin (2013); five in a row,
Kunstraum Morgenstrasse Karlsruhe (2011); konstellation #2, Werders Wohnzimmer Karlsruhe; Galerie U7, Frankfurt am Main (2005);
Denk was du willst, Museumsgesellschaft Ettlingen (2003)
Kunsthaus Baselland
St. Jacob Strasse 170
CH-4132 Muttenz/Basel
www.kunsthausbaselland.ch
Die Ausstellung wurde kuratiert von Ines Goldbach, Direktorin
Kunsthaus Baselland,
in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Dunja Herzog (Basel/Berlin)
Herzlicher Dank an alle beteiligten Künstlerinnen und Künstler!
Wir danken für die Unterstützung der Ausstellung durch:
kulturelles.bl
Basellandschaftliche Kantonalbank
Gemeinde Muttenz
sowie allen weiteren Förderern und Unterstützern
des Kunsthauses Baselland.
Zum Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm, u.a. in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Basel siehe
www.kunsthausbaselland.ch
Texte soweit nicht anders angegeben: © the artists and Ines Goldbach, Kunsthaus Baselland.