Empfehlungen zur Stickstoffdüngung zu Wintergetreide Gut

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Empfehlungen zur Stickstoffdüngung zu Wintergetreide Gut
Empfehlungen zur Stickstoffdüngung zu Wintergetreide
Gut entwickelte Bestände zu Vegetationsbeginn
Bei der bevorstehenden Andüngung der Bestände zu Vegetationsbeginn wird es
darauf ankommen, die differenzierte Entwicklung sowohl im Andüngungstermin als
auch in der Höhe der Stickstoffdüngung zu Vegetationsbeginn zu berücksichtigen. So
sind gut entwickelte Bestände sowohl von der Menge als auch vom Termin her
bestenfalls trieberhaltend anzudüngen. Dagegen bedürfen Spätsaaten der
Bestockungsförderung mit ausreichend früher und hoher Andüngung.
In Übersicht 1 ist die in der derzeitigen Düngeverordnung gültige N-Bedarfsermittlung für
Getreide dargestellt. Daraus ist abzuleiten, dass sich in Anpassung an das zu erwartende
Ertragsniveau und Qualitätsziel keine gravierenden Änderungen für den N-Bedarf für die
aktuelle Düngung für ertragsstarke Standorte im norddeutschen Raum ergeben. Für einen
Weizenertrag (B-Qualität, 12 % Rohprotein) von 90 bis 100 dt/ha (mittlerer bis hoher
Ertragsbereich) sind nach wie vor 210 bis 220 kg N/ha aus der Düngung anzusetzen.
Erreicht die Ertragserwartung 110 bis 120 dt/ha (hoher bis sehr hoher Ertragsbereich), so
werden hierfür 240 bis 260 kg N/ha benötigt, abzüglich der gemessenen Nmin-Gehalte im
jeweiligen Jahr. Dieser an die Ertragserwartung des jeweiligen Standortes angepasste
Stickstoffbedarf bildet die jährliche Grundlage für die N-Düngungsempfehlungen. Ergänzt
werden diese Orientierungswerte dann bei der konkreten Umsetzung in der NDüngungsempfehlung um jahres- und bestandesbedingte Zu- oder Abschläge, zum Beispiel
bei witterungsbedingten Abweichungen in der Bestandesentwicklung vom
standortspezifischen „Normalzustand“ zu Vegetationsbeginn. Hier spielen
Bestellbedingungen, Saattermin, Vorwinterentwicklung und der daraus resultierende
Ausgangspflanzenbestand zu Vegetationsbeginn eine Rolle.
Novellierung der Düngeverordnung
Ob die Ende 2014 bevorstehende Novellierung der Düngeverordnung wieder auf die oben
genannte Werte der N-Bedarfsermittlung abhebt, bleibt abzuwarten. Zielstellung der
Anpassung dieser Werte ist es, die Anforderungen vonseiten der EU an die
Trinkwasserrahmenrichtlinie umzusetzen. Dabei geht man derzeit den Weg, für das gesamte
Bundesgebiet für alle Fruchtarten einheitliche N-Bedarfswerte zu definieren. Regionale
Besonderheiten, wie hohe Ertragserwartung, die Produktion von Qualitätsweizen, schwierige
Bestellbedingungen oder ungünstige Fruchtfolgestellung (Weizen nach Weizen) sollen über
Zu- und Abschläge zu den ermittelten N-Sollwerten abgefangen werden.
Nmin-Werte auf niedrigem Niveau
Der derzeitige Vorrat an pflanzenverfügbarem, mineralisiertem Stickstoff zu
Vegetationsbeginn bedarf bei der Bemessung der N-Düngung entsprechend
Berücksichtigung, wenn davon auszugehen ist, dass er in der im Boden gefundenen Menge
ertragswirksam zu verwerten ist.
Die richtige Anrechnung in Höhe und Zeitpunkt an die im Vegetationsverlauf
auszubringenden N-Mengen wird in den vergangenen Jahren zunehmend schwieriger.
Fallen schlechte Ausgangsbedingungen zum Beispiel aus einer schwierigen
Herbstbestellung und der damit verbundenen unzureichenden Überwinterungsleistung für die
Bestände zusammen, läuft man Gefahr bei voller Anrechnung der derzeit gemessenen
geringen Mengen an pflanzenverfügbarem, mineralisiertem Stickstoff zu Vegetationsbeginn
die Andüngung dieser Bestände zu knapp auszulegen. Die in diesem Fall erforderliche
Förderung unzureichender Bestandesdichten würde unterbleiben. Rechnet man diesen
Stickstoff komplett in der Schossphase an, fällt die sich daraus ergebende Reduzierung im
N-Niveau in den Entwicklungsabschnitt mit dem höchsten vegetativen Zuwachs der
Getreidepflanze und der Absicherung ausreichender Kornzahlen je Ähre. Hinzu kommt noch
die im norddeutschen Raum in den vergangenen Jahren zunehmend ausgeprägte
Vorsommertrockenheit, kombiniert mit oft unterdurchschnittlichen Temperaturen von
Vegetationsbeginn bis in die erste Maidekade hinein. Mit einer anrechenbaren Verfügbarkeit
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von aus dem Bodenvorrat für die Pflanzenentwicklung mobilisierbarem Stickstoff ist deshalb
merkbar erst ab Mitte Mai zu rechnen. Wir benötigen die in den vergangenen Jahren Anfang
Februar gefundenen 20 bis maximal 30 kg an mineralisiertem NO3-N/ha zu
Vegetationsbeginn auch auf den besseren Böden als Puffer im N-Pool des Bodens für eine
auch unter diesen Bedingungen erfolgreiche Ertragsbildung.
Hohe Erträge sind das Ziel
Das Ziel müssen deshalb auch unter den oben geschilderten, zum Teil differenzierten
Ausgangsbedingungen für das Getreidejahr 2014 hohe Erträge sein, die im Hinblick auf die
N-Bilanz sichere und hohe Entzüge gewährleisten.
Die in den vergangenen vier Jahren unmittelbar vor Vegetationsbeginn gemessen
Nitratstickstoffgehalte in 0 bis 60 cm Bodentiefe lagen beim Gros der Standorte und Jahre im
Östlichen Hügelland und in der Marsch bei 15 bis maximal 35 kg NO3-N/ha (siehe Übersicht
2). Vergleichsweise niedrigere Nmin-Gehalte sind nach Hochertragsjahren mit
entsprechendem N-Entzug (2010 nach 2009, 2014 nach 2013 und 2012) und in den Jahren
nach überdurchschnittlichen Niederschlägen wie im Herbst und Winter 2010 und 2011 zu
erwarten.
Im Monatsmittel blieben im Winter 2013/2014 die Niederschläge beginnend mit November
2013 auf durchschnittlichem Niveau (siehe Übersicht 3). Das mit den zurückliegenden
Jahren zu vergleichende niedrige Niveau der Nmin-Werte zu Jahresbeginn 2014 muss
deshalb vorrangig auf den Entzügen der guten Vorjahresernten aus dem Bodenvorrat
beruhen (siehe Übersicht 4).
Für die Lehmstandorte des Östlichen Hügellandes liegt der Gehalt an NO 3-N in 0 bis 60 cm
Tiefe beim Gros der Messwerte bei 10 bis 35 kg/ha. Bei den Messwerten aus der Marsch
zeigt sich je nach Standort und Vorfrucht bei großer Spreizung im Mittel ein Nmin-Wert von 30
kg NO3-N in 0 bis 60 cm. Die Nmin-Werte für die Geeststandorte (Sandböden) zeigen wie
schon in allen Vorjahren, dass diese für den Vegetationsstart in Bezug auf
pflanzenverfügbaren Stickstoff jedes Jahr „leergelaufen“ sind. Hier waren in den
vergangenen Jahren auf keinem Standort für die Andüngung ernsthaft nutzbare N-Vorräte an
pflanzenverfügbarem Stickstoff vorhanden. Hier lassen sich bestenfalls 10 kg N/ha zu
Vegetationsbeginn anrechnen.
Andüngung – unbedingt Entwicklung anpassen
Wenn es zu keinem weiteren Wintereinbruch kommt, die derzeitigen mittelfristigen
Wetterprognosen lassen das vermuten, ist mit einem vergleichsweise frühen
Vegetationsbeginn zu rechnen. Die Düngerstreuer stehen startklar, erste frühe
Düngungsmaßnahmen waren aufgrund der bisher noch nicht gegebenen Befahrbarkeit der
Schläge und der guten Bestandesentwicklung weder nötig noch sinnvoll. Die Entscheidung
über Höhe und Zeitpunkt der Andüngung sollte deshalb vorrangig am derzeitigen
Entwicklungsstand der Bestände ausgerichtet werden.
Zum diesjährigen Vegetationsstart sind anteilig früh gedrillte Winterweizen- und
Wintergerstenbestände mit überdurchschnittlicher Entwicklung zu finden. So hat früh
gedrillter Weizen (erste Septemberdekade) bereits fünf bis sechs Bestockungstriebe, früh
gedrillte Wintergerste acht bis zehn Bestockungstriebe gebildet. Hier sollte bestenfalls
trieberhaltend, das heißt, verhalten angedüngt werden.
Die Normalsaaten (dritte September-/erste Oktoberdekade) haben drei bis vier Triebe
erreicht, Spätsaaten stehen mit ein bis zwei Trieben im Feld. Hier muss die Andüngung vom
Zeitpunkt und von der Höhe auf eine Förderung der Bestandesdichte ausgelegt sein. Das gilt
vor allem dann als richtig, wenn wieder eine klassische Vorsommertrockenheit im April/Mai
zu befürchten ist.
Auch Roggen zu Saatterminen in der dritten September- beziehungsweise ersten
Oktoberdekade ist zum Teil sehr gut bestockt bestockt, Spätsaaten nach Mitte Oktober
geerntetem Mais bedürfen, mit einer frühen und ausreichend hohen Andüngung, einer
Förderung der Bestandesdichte. Auf diese, in diesem Jahr zwar guten, aber auch
differenzierten Ausgangsbedingungen, ist sowohl mit dem Andüngungstermin als auch mit
der zu streuenden N-Menge zu reagieren.
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Entscheidungskriterien für Andüngunghöhe
Frühsaaten mit überdurchschnittlicher Bestandesentwicklung, bei Weizen in der Regel nach
Vorfrucht Raps, können verhalten und im Termin nach den Beständen, die noch eine
Förderung der Bestandesdichte benötigen, angedüngt werden (siehe Übersicht 5). Hier wird
in diesem Jahr oft eine gute Bodenstruktur vorgefunden. Die Bestände haben mit der derzeit
vorhanden Triebdichte oft schon das spätere Bestandesziel erreicht. Aufgrund der
fortgeschrittenen Pflanzenentwicklung und der niedrigen N min-Vorräte ist aber darauf zu
achten, dass die Andüngung nicht zu spät und nicht zu gering erfolgt. Früh gedrillter Weizen
und auch früh gedrillte Gerste werden zum Vegetationsstart mit der Anlage und
Manifestierung der Kornzahl je Ähre beginnen. Eine Aushagerung dieser ins zügige
Wachstum gehenden Bestände mit zu geringer und zu später Andüngung könnte bei
eventuell eintretender Vorsommertrockenheit kontraproduktiv sein. Hier besteht jetzt die
Kunst darin, den Bestand mit einer an die oben genannten Bedingungen angepassten NMenge auf ausreichender Triebdichte zu halten und gleichzeitig die frühe Kornanlage zu
fördern. Für die Andüngung dieser Bestände kommt ausschließlich Ammoniumstickstoff
infrage. Ein schnelles „Anheizen“ dieser Bestände mit Nitratstickstoff verbietet die Gefahr
des Überwachsens in Kombination mit einer immer noch möglichen Spätfrostgefahr. Wer
Gülle im Betrieb hat, kann diese in diesem Jahr bei guten Ausgangsbeständen als langsam,
aber kontinuierlich wirkende Ammonium-N-Quelle bestockungssichernd und trieberhaltend
zur Andüngung einsetzen.
Die bei zu späten Saatterminen oft schwierigeren Bestellbedingungen mit zu nasser
Pflugfurche und eine unter diesen Bedingungen nur durchschnittliche oder zu geringe
Bestandesentwicklung sind Entscheidungskriterien für eine hohe und möglichst frühe
Andüngung bei Getreide in diesem Frühjahr.
Für eine ausreichend hohe An- und Anschlussdüngung ist auch in Weizenselbstfolgen, die in
der Regel ab der dritten Septemberdekade gedrillt wurden, zu plädieren.
Diese Rahmenbedingungen sind wesentliche Bestimmungsgründe für die in den
Empfehlungen zur Stickstoffdüngung in diesem Frühjahr ausgewiesene
Andüngungsstrategie für Getreide.
Welche Stickstoffform ist die Richtige?
Diese Diskussion ist so alt wie die Stickstoffdüngung selbst. Für die Wahl der
einzusetzenden N-Form sind im ersten Ansatz oft die Preisrelationen zwischen den
angebotenen N-Formen bestimmend.
Die mehrjährigen Versuchsergebnisse vom Standort Futterkamp mit 60 Bodenpunkten, 680
mm Jahresniederschlag und 8,3 °C Jahresdurchschnittstemperatur zeigten für Wintergerste,
Winterweizen und Raps, dass unter diesen Anbaubedingungen die Wahl der N-Form für das
Ertragsergebnis unerheblich war. Voraussetzung für den Erfolg jedweder N-Form ist vor
allem beim Einsatz versauernder, den pH-Wert absenkender N-Dünger (Carbamidbeziehungsweise Ammonium-N), dass der pH-Wert im Standortoptimum liegt und der
erforderliche Kalkausgleich berücksichtigt wird.
Vergleichbare Ergebnisse lieferte der mehrjährige N-Formenvergleich für Winterweizen
(nach Raps) und Wintergerste. Der Ertragsstandard (relativ 100) liegt zum Vergleich bei 200
kg N/ha, 160 kg N lagen im Ertrag bei allen N-Formen gesichert darunter, 240 kg N/ha
brachte dagegen keinen gesicherten Ertragszuwachs. Innerhalb der N-Stufen gab es
zwischen den N-Formen sowohl bei Wintergerste als auch beim Weizen keine gesicherten
Wirkungsunterschiede.
Schwefel- und Manganversorgung früh absichern
Mit hoher Sicherheit wird es auch in diesem Jahr wieder richtig sein, die für die
Getreideentwicklung erforderlichen 20 bis 30 kg Schwefel/ha frühzeitig einzusetzen. Das
zeigen, fast gleichlaufend mit den mittleren Nmin-Werten, die im Rahmen des
Nitratmessdienstes ermittelten diesjährigen durchschnittlichen Schwefelgehalte in 0 bis 60
cm von nur 10 bis 20 kg SO4-S/ha (siehe Übersicht 6). Dabei sind in der Krume (0 bis 30 cm)
bestenfalls 5 kg SO4-S/ha zu finden.
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Wer dies noch nicht zur ersten (1a)-N-Gabe tun will, sollte diese Schwefelgabe spätestens in
der 1b-Gabe nachholen. Der frühzeitige Schwefel unterstützt die N-Aufnahme besonders in
trockenen Witterungsabschnitten und die N-Verlagerung in der Pflanze und verbessert damit
die N-Effizienz des aufgenommenen Stickstoffs. Wintergerste ist begleitend auch im Frühjahr
über das Blatt mit Mangan und Schwefel (3 bis 5 kg Mangansulfat, Bittersalz, preiswerte
Mikronährstoffcocktails) zu versorgen. Das gilt auch und besonders für puffige Böden mit
hohem Sauerstoffanteil bei hohen Strohdüngungsmengen aus der vorjährigen Ernte und für
Böden mit hohen pH-Werten. Hier kommt es schnell zur Festlegung des für die NVersorgung der Pflanze erforderlichen Mangananteils in Form von nicht mehr
pflanzenverfügbarem Manganoxid.
N-Düngungsempfehlungen 2014
Auf frühe und gut entwickelte Winterweizenbestände konzentriert sich die
Düngungsempfehlung für dieses Frühjahr (siehe Übersicht 7). Die sehr gut bestockten
Frühsaaten können in diesem Jahr mit maximal 50 kg N/ha inklusive Schwefel angedüngt
werden. Es können bei überdurchschnittlicher Bestockungsleistung auch 40 kg N/ha
ausreichend sein, um den Bestand zum Start nicht zu überziehen. Dabei ist für die frühe
Schwefelgabe ASS beziehungsweise die Kombination aus Harnstoff (1a) und SSA (1b)
sinnvoll. Letzteres sollte vor allem in extrem gut entwickelten Beständen die Wahl der
Vorgehensweise sein. Hier sollten Andüngungstermine eher am Ende der ersten
Märzdekade liegen.
Die normal bestockten Bestände aus Saatterminen von Ende September/Anfang Oktober
sollten in einer Gabe (80 kg N/ha inklusive Schwefel) zum Andüngungstermin versorgt
werden.
Frühe Versorgung wichtig
Erst bei witterungsbedingt späten Andüngungsterminen (Ende März) ist hier anteilig schnell
wirkender Nitratstickstoff (KAS) zu bevorzugen, um vor Abschluss der Bestockung mit Eintritt
in den Langtag (zirka Mitte April) ausreichend produktive Triebe und eine sichere Kornzahl
zu sichern.
Der Ende Oktober/Anfang November bestellte Weizen steht derzeit bestenfalls mit ein bis
zwei Bestockungstrieben im Feld und braucht deshalb eine frühzeitige und ausreichend hohe
N-Versorgung zur Förderung der Bestandesdichte. Diese Bestände sind in zwei zeitlich eng
aufeinanderfolgenden Gaben mit 100 bis 110 kg N/ha anzudüngen (ASS + HASTO oder
HASTO + SSA).
Gleiches gilt für Weizen nach Weizen, der auch im Herbst 2013 vorrangig zu späteren
Saatterminen ins Feld gestellt wurde. Für Weizen nach Weizen hat es sich in den
vergangenen Jahren, die von einer klassischen Vorsommertrockenheit geprägt waren,
bewährt, bis zum Schossbeginn (EC 30/32) auf ein N-Niveau von 180 kg N/ha aufzudüngen.
Das sicherte in den Monoweizenversuchen jährlich Ertragsergebnisse von um die 100 dt/ha.
Es sollte zur diesjährigen differenzierten Ausgangssituation in den Beständen unbedingt eine
an die bis jetzt absolvierte Bestandesentwicklung angepasste Düngungsstrategie gehören.
Die vorzusehende Schossergabe sollte je nach weiterem Entwicklungsverlauf aus derzeitiger
Sicht rechtzeitig erfolgen, um neben der Vermeidung einer Reduktion der über die
Andüngung gesicherten beziehungsweise geförderten Bestandesdichten im weiteren
Entwicklungsverlauf auch die bis zu diesem Zeitpunkt angelegten Kornanlagen (Kornzahlen
je Ähre) abzusichern.
Für die Abschlussgabe sind je nach an den Bestand angepasster N-Vorlage und nach
Produktionsziel 50 bis 70 kg N/ha vorzusehen. Dabei wirken N-Gaben ab und nach EC 49/51
vorrangig auf die Proteinbildung, sind aber in ihrer Wirkung je nach Wasserverfügbarkeit und
Strahlungsintensität möglicherweise unsicher. N-Gaben zu EC 39/47 wirken vorrangig auf
den Ertrag. Im praktischen Anbau hat sich unter unseren Anbaubedingungen der Abschluss
der N-Düngung zu EC 39 bis EC 47 durchgesetzt. Für die weitere Ertragsbildung ist dann die
spätere N-Nachlieferung aus dem Boden zuständig. Die Erfahrungen und
Versuchsergebnisse der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass auf den Lehmstandorten
des Östlichen Hügellandes eine zusätzliche N-Spätdüngung weder im Ertrag noch im
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Proteingehalt sicher bewertbare Vorteile brachte. Anders in der Marsch, hier hatte später,
zusätzlicher Stickstoff (40 kg N/ha) in den meisten Jahren einen positiven Ertrags- und
Proteineffekt.
Empfehlungen für Wintergerste
Früh gedrillte, überdurchschnittlich bestockte Wintergerste kann zum Ende der ersten
Märzdekade mit 40 bis 50 kg N/ha in Form von Ammoniumstickstoff, davon 20 bis 30 kg
N/ha mit anteilig schwefelhaltigem Dünger, angedüngt werden. Auch hier gilt, dass trotz der
guten Bestandesentwicklung bei frühem Vegetationsstart, gepaart mit den geringen N minGehalten im Boden, die Stickstoffversorgung nicht abreißen darf.
Später gedrillte Bestände (dritte Septemberdekade) können in diesem Frühjahr mit einer
Andüngung von 70 bis 80 kg N/ha, davon 30 bis 40 kg N/ha mit anteilig schwefelhaltigem
Dünger versorgt werden (siehe Übersicht 8). Besonders bei Wintergerste ist für eine
rechtzeitige Anschlussdüngung zu Schossbeginn zu sorgen. Die Anschlussgabe
(Schosserdüngung) sollte dann der bis zu diesem Zeitpunkt (EC 29/30) besser
überschaubaren Bestandesentwicklung angepasst werden, und bei guter Entwicklung der
Bestände zirka 60 kg N/ha betragen. Abschlussgaben zu Wintergerste sollten bis EC 39/47
gegeben werden. Versuche mit späteren Düngungsterminen (EC 49/51) führten im Vergleich
dazu, wegen der dann unzureichenden N-Verwertung, zu geringeren Erträgen.
Empfehlungen für Winterrogen und Triticale
Bei Winterroggen und Triticale ist prinzipiell vergleichbar zu verfahren (siehe Übersicht 9).
Gut entwickelte und ausreichend bestockte Bestände sollten zu Vegetationsbeginn mit bis zu
maximal 60 kg N/ha angedüngt werden, davon 30 kg N/ha als schwefelhaltiger Dünger.
Schwach entwickelte Bestände erfordern 80 bis 90 kg N/ha in der Andüngung, geteilt in 30
kg N/ha (1a oder 1b) als schwefelhaltiger Dünger kombiniert mit 50 bis 60 kg N/ha in Form
von Harnstoff (1a oder 1b). Bei sich abzeichnender Vorsommertrockenheit sollte man hier
besonders auf den leichten Böden einen rechtzeitigen Anschluss mit 60 kg N/ha in der
Schossergabe setzen, um zu Schossbeginn ein N-Niveau von 140 bis 160 kg N/ha zu
erreichen. Tritt auf den leichten Geest-(Sand-)böden dann die typische
Vorsommertrockenheit ein, ist mit diesen beiden N-Gaben im ungünstigsten Fall die gesamte
Ertragsbildung 2014 für Winterroggen zu absolvieren. Auch hier ist für eine bessere
Förderung der N-Aufnahme, bei möglicherweise schneller Frühjahrsentwicklung und
unzureichendem Bodenvorrat, Schwefel bereits in der ersten (1a oder 1b) Gabe zu
empfehlen.
Eine Gesamt-N-Menge von 180 bis 190 kg/ha war in den zurückliegenden Jahren für die
Ertragsbildung bei Roggen und Triticale auf leichten Böden in der Regel ausreichend. Unter
den diesjährigen guten Ausgangsbedingungen könnte das Ziel-N-Niveau für Rogen auf
Böden mit ausreichender Wasserversorgung bei 180 kg N/ha liegen. Die höheren N-Mengen
(200 bis 210 kg N/ha) sind eher dem Triticaleanbau auf besseren Böden mit höherer
Ertragserwartung vorbehalten.
Bestandesentwicklung im ganzen Land positiv
Die im Östlichen Hügelland gedrillten Weizen- und Gerstenbestände haben von der milden
Vorwinterwitterung und der „Hochtemperaturphase“ mit frühlingshafter Witterung im
Dezember profitiert. Frühsaaten sind überdurchschnittlich entwickelt, Normalsaaten sind gut
und ausreichend bestockt. Spätsaaten haben eine dem Saattermin angepasste Entwicklung
erreicht.
Auch an der Westküste konnte im Herbst im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren mit
schwieriger Herbstbestellung überwiegend trocken und rechtzeitig bestellt werden. Die
Weizenbestände haben auch dort ein gutes Entwicklungsniveau erreicht, das im weiteren
Vegetationsverlauf auf eine unproblematische Überwinterung und einen guten
Vegetationsstart hoffen lässt.
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Fazit
Zu Vegetationsbeginn 2014 ist der Bodenvorrat an pflanzenverfügbarem Stickstoff (NO3-N
+ NH4-N in 0 bis 60 cm Bodentiefe) mit 12 kg N/ha auf der Geest, 20 kg N/ha im Östlichen
Hügelland und bis 30 kg N/ha in der Marsch wiederholt auf niedrigem Niveau. Darauf ist
die Höhe der erforderlichen Andüngung der Bestände auszurichten.
Die Entwicklung der Getreidebestände ist zu Beginn dieser Vegetationsperiode
überwiegend gut. Frühsaaten sind überdurchschnittlich, Normalsaaten sind ausreichend
bestockt. Der Anteil von knapp entwickelten Spätsaaten ist in diesem Jahr gering.
Entsprechend angepasst müssen die Stickstoffdüngungsstrategien ausfallen.
Sehr gut entwickelte Bestände können verhalten und im Termin nachgelagert (Ende erste
Märzdekade) angedüngt werden.
In unzureichend entwickelten Beständen sind die Start-N-Menge und die rechtzeitige
Anschlussdüngung auf eine Förderung und Absicherung ausreichender Bestandesdichten
auszurichten.
Dabei sollte die Wahl der N-Düngerform bei Weizen, Gerste, Roggen und Triticale in
diesem Jahr für die Andüngung auf Ammoniumstickstoff ausgerichtet sein. Ergänzend
sollte bei Andüngung mit nicht schwefelhaltigen N-Formen wegen der knappen S-Vorräte
im Boden eine zeitnahe (1b-Gabe) Aufdüngung mit Schwefel (20 bis 30 kg S/ha)
stattfinden.
In Ergänzung zur N-Düngung ist eine rechtzeitige Versorgung mit Mikronährstoffen
(vorrangig Mangan) zu empfehlen. Hier gilt es auch in diesem Jahr neben der
Ertragsabsicherung, einem in der weiteren Bestandesentwicklung eventuell noch zu
erwartenden Mangel vorzubeugen beziehungsweise diesen zu vermeiden.
Die Bestände sind nach erfolgter Andüngung in ihrer Entwicklung sorgfältig zu
beobachten (Düngefenster anlegen), um mit einer rechtzeitigen und angemessenen
Schossergabe, unter Berücksichtigung der Nährstoffmineralisation aus dem
Bodenstickstoffvorrat, den in der Schossphase einsetzenden Stickstoffbedarf von 80 bis
120 kg N/ha abzudecken.
Dr. Ulfried Obenauf
Landwirtschaftskammer
Tel.: 0 43 31-94 53-330
[email protected]
Übersicht 1:
N-Bedarfsermittlung Getreide nach Düngeverordnung aktuell
Proteingehalt
in % TS
Ertragsziel
Winterweizen**
Ertrag (nachhaltig) dt/ha
N-Bedarf nach DÜV in kg N/ha*
niedrig-mittel mittel-hoch hoch-sehr hoch niedrig-mittel
Qualität
Masse
mittel-hoch hoch-sehr hoch
13%
12%
75
80
90
100
110
120
180
180
210
220
240
260
Wintergerste
12%
70
90
110
140
180
220
Winterroggen
11%
70
85
100
140
170
200
Triticale
12%
75
90
110
160
190
* - ohne Zu- und Abschläge, abzüglich N-min-Gehalt - s. Nitratmessdienst LK SH 2014
** - N-Bedarf für Weizen nach Rapsvorfrucht
230
LK Pflanzenbau/Of
Übersicht 2:
Nitrat-Gehalt (kg NO3-N/ha, 0 - 60 cm) unter Getreide (W.Weizen, W.Gerste, Triticale, Roggen)
N-Min Werte - Praxisflächen, Versuche
Fruchhtart
Bodentiefe
Jahr
Standort
W.Weizen
W.Gerste
2013
2012
kg NO3-N/ha
0-60 cm
2011
Östl. Hügelland (Nord)
Östl. Hügelland (Mitte)
Östl. Hügelland (Süd)
14 - 39
24 - 36 (66*)
27 - 33
7 - 25
12 - 28
13 - 23
9 - 26 (43)*
18 - 33
14 - 32
17 - 37
20 - 32
25 - 34
18 - 46
13 - 45
19 - 46
Marsch
17 - 44 (60*)
9 - 32 (40)*
15 - 34 (40)*
20 - 37
12 - 45
Östl. Hügelland (Nord)
Östl. Hügelland (Mitte)
Östl. Hügelland (Süd)
10 - 27
17 - 38
5 - 30
11 - 17
15 - 23
19 - 24
13 - 36
11 - 33
19 - 36
21 - 40
15 - 37
16 - 39
13 - 38
13 - 24
22 - 32
Geest
11 - 13
4 - 10
14 - 16
8 - 14
7 - 14
Marsch
25 - 40
13 - 21
9 - 23
k.A.
19 - 33
Geest
11 - 15
6-8
8 - 11
8 - 14
7 - 10
Winterroggen, Triticale
Quelle: Nitratmessdienst LK SH 2008 bis 2013
* - einzelner Messwert
k.A. - keine Angaben
2010
2009
LK Pflanzenbau/Of
Quelle: Nitratmessdienst LK SH 2014
Übersicht 4:
Nitrat-Gehalt (kg NO3-N/ha, 0 - 60 cm) unter Getreide (W.Weizen, W.Gerste, Roggen)
N-Min Werte - Januar 2014 - Praxisflächen, Versuche
Fruchhtart
Bodentiefe
Jahr
Standort
W.Weizen
W.Gerste
Winterroggen
kg NO3-N/ha
0-60 cm
2014
(Nitrat+Ammonium-N)
Östl. Hügelland (Nord)
Östl. Hügelland (Mitte)
Östl. Hügelland (Süd)
13 - 39
10 - 34 (43*)
17 - 32
20
Marsch
3 - 47
30
Östl. Hügelland (Nord)
Östl. Hügelland (Mitte)
Östl. Hügelland (Süd)
9 - 23
13 - 35
14
20
Geest
4 - 10
12
Marsch
15 - (69*)
30
Geest
16
12
Quelle: Nitratmessdienst LK SH 2014 * - einzelner Messwert
** - N-min-Gehalte Mittel über alle Standorte, Fruchtarten im Naturraum
Mittel Nmin**
LK Pflanzenbau/Of
Übersicht 5:
Entscheidungskriterien "Hohe - Niedrige" Andüngung im Frühjahr 2014 zu Winterweizen
normale Andüngung ( 50 - 80 kg N/ha )
hohe Andüngung ( 90 - 100 kg N/ha )
zügiger Vegetationsbeginn mit hoher
N - Mineralisation
mineralisationsträge Standorte
frühzeitige Erwärmung der Böden
kalte, schwere Böden
hohe Anteile leicht mineralisierbarer Stickstoff
aus org. Düngung ( Gülle )
reine Ackerbaubetriebe
( ohne Gülle, mit Strohdüngung )
überdurchschnittliche Bestandesentwicklung
zu Vegetationsbeginn
zu geringe bis durchschnittliche Bestandesentwicklung
zu Vegetationsbeginn
Frühsaaten ( 1. und 2. Septemberdekade )
Spätsaaten ohne ausreichende Bestockung
Weizen nach Raps oder Leguminosen
Weizen nach Weizen
gute Bodenstruktur
schlechte Bodenstruktur
( Bodenbearbeitung bei zu nassem Boden )
Grundbodenbearbeitung tief - mineralisationsfördernd
( Pflug, Grubber )
flache Grundbodenbearbeitung und Saatbettbereitung
( Mulchwirtschaft, Direktsaat )
Einzelährenertragstypen
( auf rechtzeitige Anschlußdüngung achten )
Sorten, die Ertrag vorrangig über Bestandesdichte bilden
LK Pflanzenbau/Of
Quelle: Nitratmessdienst LK SH 2014
Übersicht 7:
Winterweizen - 2014
Empfehlungen zur Stickstoffdüngung ( Ertragserwartung: 90 - 110 dt/ha )
Saattermin
Bestand/Entwicklung
1./2. Septemberdekade
sehr gut bestockt
(Frühsaat)
Ende September / Anfang Oktober
ausreichend bestockt
(Normalsaat)
ab Ende Oktober und Weizen nach Weizen
zu gering bestockt
(Spätsaat)
Mitte Februar / Anfang März
Düngungsstermin
Gabe * kg N/ha * N-Form
1 (EC 23/25)
(40) 50 - 60 (ASS)
80 (ASS)
1a (EC 23/25)
1b (EC 25/27)
oder
(20) 30 (HASTO)
30 (SSA)
oder
50 (HASTO)
30 (SSA)
60 (ASS)
+ 40 (HASTO)
oder
70 (HASTO)
30 (SSA, ASS)
2 (EC 30)
70 - 80 (HASTO, KAS*)
80 (HASTO, KAS*)
80 (HASTO, KAS*)
3 (EC 39/47)
50 - 60 (HASTO, KAS*)
60 (HASTO, KAS*)
60 - 70 (HASTO, KAS*)
Summe kg N/ha
170 - 200
220
240 - 250
* - wenn Bestandesentwicklung und Düngungszeitpunkt schnelle N -Wirkung erfordert
LK Pflanzenbau/Of
Übersicht 8:
Wintergerste - 2014
Empfehlungen zur Stickstoffdüngung ( Ertragserwartung: 80 - 100 dt/ha )
Düngungstermin
Bestand / Entwicklung
Mitte Februar / Anfang März
sehr gut bestockt
(Frühsaat)
ausreichend bestockt
(Normalsaat)
1a (EC 23/25)
1b (EC 25/27)
(30) 40 (ASS)
20 (HASTO)
oder
(20) 30 (HASTO)
30 (SSA)
40 (ASS)
40 (HASTO)
oder
50 (HASTO)
30 (SSA)
2 (EC 29/30)
60 (HASTO, KAS*)
60 - 80 (HASTO, KAS*)
3 (EC 37/39)
60 (KAS*, HASTO)
60 (KAS*, HASTO)
Summe
170 - 180
200 - 220
Gabe * kg N/ha * N-Form
1a (EC 23/25)
1b (EC 25/27)
* - wenn Bestandesentwicklung schnelle N -Wirkung erfordert
LK Pflanzenbau/Of
Übersicht 9:
Winterroggen / Triticale - 2014
Empfehlungen zur Stickstoffdüngung ( Ertragserwartung: 70 - 90 dt/ha )
Bestand / Entwicklung
Düngungsstermin
Mitte Februar / Anfang März
ausreichend bestockt
zu gering bestockt
(Normalsaat)
(Spätsaat)
1a+b (EC 25/27)
30 (ASS)
30 (HASTO)
oder
30 (HASTO)
30 (SSA)
30 (ASS)
50 - 60 (HASTO)
oder
50 - 60 HASTO
30 (SSA)
2 (EC 29/30)
60 (HASTO, KAS*)
60 (HASTO, KAS*)
3 (EC 37/39)
60 (HASTO, KAS*)
60 (HASTO, KAS*)
Summe
180
200 - 210
Gabe * kg N/ha * N-Form
* - wenn Bestandesentwicklung schnelle N -Wirkung erfordert
LK Pflanzenbau/Of