Always Happy Landings in Frankfurt

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Always Happy Landings in Frankfurt
Always Happy Landings in Frankfurt
Vier Simulatoren in einer Halle
In Frankfurt Nieder-Eschbach
haben wir uns zu einem Besuch
bei der Happy Landings Flightsimulations GmbH angemeldet.
Marc Goergen und ich treffen
dort nach einer kurzen Fahrt vom
Frankfurter Flughafen am frühen
Vormittag ein. Wir werden in der
etwa 450 qm großen Halle von den
Unternehmern Rick Damm und
Fabian Hildenbrand begrüßt, die
diese Eventfirma im Herbst 2011
eröffnet haben. Gleich neben dem
Golfclub ist das Firmengebäude in
der Heinrich-Lanz-Allee 10 leicht
zu finden.
Der Bau ist von seinen Dimensionen schon beachtlich, etwa sieben Meter hoch ist die Halle, auf
zwei Ebenen sind vier Simulatoren
untergebracht. Im Erdgeschoss stehen die beiden Verkehrsflugzeuge
als Fixed-Base-Simulatoren (FBS).
Die Treppe hinauf geht es zu den
zwei F 16 Fighting-Falcon Kampfjets, die dort an den gegenüberliegenden Wänden aufgebaut sind.
Nach sehr langer Zeit nehme ich
mal wieder in einem Cockpit Platz,
das zu einem Kampfjet gehört. Mitte der 80er Jahre hatte ich mal die
Gelegenheit in einem Jet-Trainer,
einer T 38 Talon, die in den USA
zivil zugelassen war, zu fliegen.
Die T 38 ist die zweisitzige Version der F 5 Freedom Fighter und
so fliegt sie auch. Mit den zwei GE
Triebwerken kann auch der Trainer
Überschall fliegen.
Die Räume von Happy Landings in Frankfurt
18 Flight!
Hier sitze ich in einer F 16, im
Original ab Block C/D digital FBW
gesteuerten Spielzeug, mit dem
man nicht allzuviel anfangen kann,
da die meisten Systeme in dem FBS
zwar schön grün leuchten, aber
nicht funktionsfähig sind. Nach
dem virtuellen Abschuss eines anderen Flugzeugs lande ich wieder
und wende mich den Verkehrsflugzeugen zu. Ein netter Funflight-Simulator der für Abwechslung sorgt.
Nun zu den richtigen Flugzeugen:
Tatsächlich handelt es sich bei beiden Geräten um Simulatoren, die
von Cockpitsonic konzipiert und
gebaut wurden. Diese kenne ich ja
schon von anderen Zentren, aber
hier hat sich doch einiges getan.
Fangen wir mit der B 737 an.
Das Cockpit ist wie üblich hinten
offen, es steht eine Gruppe von
Flugzeugsitzen für Zuschauer bereit. Der Bereich für Sicherungen
der Stromversorgung hinter dem
Copiloten Sitz ist nicht verbaut,
ebenfalls sind die richtigen Jumpseats nicht eingebaut. Dem Zuschauer bietet sich so natürlich eine
Menge Platz. In der originalen B
737 muss man sich ganz schön winden, um auf den Sitz zu kommen.
Hier sind die Cockpitsitze für Copilot und Kommandant zwar wie
bei dem Vorbild auf Schienen aufgebaut, diese fahren jedoch nicht
nach hinten außen, so dass man
sich jeweils von der Außenseite auf
den Sitzplatz schieben muss. Die
Sitzverstellungshebel sind nicht
Boeing-typisch angeordnet, so dass
auch ein realer Pilot mit mehr als
3000 Stunden auf der 737 diese Verstellungseinrichtung erst erlernen
muss.
Community
HERVORRAGEND
Happy Landings Frankfurt
Ausgabe: März
2012
FLIGHT!
Im Test:
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Sonst ist das Cockpit schön durchmodelliert. Auch die Throttles
machen inzwischen einen tollen
stabilen Eindruck und die Stellmotoren des Autothrottle-Systems
funktionieren auch recht gut. Dass
die Seitenruderpedale einen zu
kurzen Weg haben, stelle ich beim
Rollen fest. Auch die Ruderwirkung
ist nicht ganz ausreichend. Für
einen Triebwerksausfall sind das
nicht die besten Voraussetzungen,
aber die Triebwerke sind gut gewartet und fallen nicht aus. Jedenfalls
noch nicht beim Start. Ich habe natürlich vergessen, meinen heutigen
Copiloten dem geneigten Leser
vorzustellen. Andreas Schneider,
ein junger Mann, der gerade nach
dem ATPL ein A 320 Type Rating
abgeschlossen hat und hier auch als
Instructor tätig ist, begleitet mich
auf dem virtuellen Weg von Hannover (HAJ) nach Frankfurt (FRA).
Wir starten und drehen nach
Süden, mit den Pedalen ist die Richtung am Boden schwer zu halten.
Da muss noch etwas kalibriert werden, aber das ist ein Klacks. In etwa
FL 100 stelle ich einen Motor aus.
Ich möchte den Restart im AirstartEnvelope testen, das ging bei den
bisher von mir getesteten 737 NGs,
außer bei den Full-Flight-Simulatoren natürlich, noch nicht richtig.
Und dies hat nichts zu tun mit der
„low windmilling characteristic“
des CFM-56-Triebwerks, sondern
mit dem Programm. Aber hier, ich
bin begeistert, spult das Triebwerk
in Stellung „Air Start“ wieder hoch.
Fuel Switch an und schwupps sind
wir in Idle-Drehzahl. Das ging gut
und deshalb geht es gleich zur Landung in FRA. Kurzes Briefing, zwei
Checklisten und wir sind auf dem
kurzen Final zur 25C, aber der Flieger will nicht auf dem ILS bleiben
und ich muss das Gerät manuell auf
die Bahn prügeln. Das wollen wir
Ein Blick von außen in die A 320
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Das Airbus Cockpit
Marc Goergen und Sandra Lamm
Kaffee und kann gleich von dem
Bartresen schwärmen. Er ist aus
Sichtbeton, U-förmig gebaut und
kann eine Menge Gäste aufnehmen. Insgesamt ist dieser Raum
mit seinem technischen Ambiente
genau richtig für einen Event. Die
Veranstalter werben mit bis zu 40
Leuten, die Platz in der Halle finden. Ich glaube, es passen noch
mehr hinein. Hier könnte man
eine Fliegerfete feiern, etwas ganz
Außergewöhnliches machen, der
Raum ist einfach toll.
Nun geht es zum Airbus A 320.
Mein junger Kollege ist in seinem
Element, schließlich hat er das
gültige Type Rating und ich nicht.
So einigen wir uns. Er fliegt und
ich schalte und walte. In lockerem
Fliegerenglisch sagt der Pilot-flying
Nach den kleinen Korrekturen ha- dazu: „I fly, you cry.“
ben wir alle Spaß gehabt, das Gerät fliegt ziemlich genau wie eine Wir fliegen zurück. Der am Boden
737, lediglich die Auslenkkräfte am festgeschraubte Airbus macht, was
Yoke müssten auch etwas besser ka- er soll, aber erst beim zweiten Verlibriert werden. Um die Längsach- such. Der erste Take-off- Versuch
se ist der Flieger zu weich, um die geht schief. Der Kollege zieht am
Querachse geht es ziemlich gut.
Sidestick, nichts passiert. Ich drücke den Priority-Button und zieAn der Bar brauche ich jetzt einen he, nichts passiert. Der Techniker
web: www.happy-landings.org
noch einmal testen und das Gerät
wird abgestellt, inspiziert und noch
einmal von den Kollegen geflogen.
Nun kann auch der Autopilot dem
ILS folgen. Bei den nächsten Versuchen zeigten sich die Triebwerke
widerborstig beim Anlassen und es
war ein Eingriff am Instructor Platz
erforderlich, da sich Fehler in der
Software zeigten.
20 Flight!
Community
FLIGHT!
Flight! Gastautor Samuel Dickes im Cockpit der 737NG
mers im Airbus-Cockpit
konnte das Problem sofort finden
und schnell reparieren. Jetzt, beim
zweiten Versuch, läuft alles besser,
wir fliegen gemütlich nach Hannover und kommen auf der 27R an.
Unterwegs teste ich schnell noch
die „Fly by wire“-Steuerung. Diese
funktioniert zufriedenstellend. Die
Modi „Alternate Law“ und „Direct
Law“ können wegen der nicht programmierten Funktion nicht getestet werden. Dann finde ich noch
Muße, die Rundumsicht zu betrachten. Diese gebogene Panoramasicht ist, genau wie bei der B 737
einen Raum weiter, schön gemacht.
Die glänzenden Schraubenköpfe
werden demnächst noch versenkt
und lackiert, dann ist alles toll.
Der F16 Simulator
Ich kann einen Besuch hier empfehlen, insbesondere mit einem
Incentive-Paket macht das bestimmt Spaß, aber auch dem Einzelbesucher wird ein schöner
Einblick in die Welt des Fliegens
mit einem Verkehrsflugzeug geboten. Always „Happy Landings“
wünsche ich.
Sandra Lammers
www.flightm.com
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