Westfalenblatt

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Westfalenblatt
Westfalen-Blatt Nr. 265
E13
LOKALES KREIS HÖXTER
Frischer Wind, knallblauer Himmel: 14 Kilometer Strand hat Norderney zu bieten. Hier fühlen sich im Herbst
die Spaziergänger und Jogger wohl. Auch Reiter genießen es, mit ihren Pferden direkt am Meer entlang zu
Freitag, 14. November 2014
reiten. Über den Strand sollte man auf jeden Fall einen Abstecher zur Weißen Düne machen, Norderneys
Ausflugslokal Nummer eins in Traumlage.
Fotos: Ingo Schmitz
Norderney hat viel zu bieten
Die Geschichte des Jugendgästehauses Klipper – Urlaub mit Erholung und Genuss
Von Ingo S c h m i t z
Kreis
Höxter/Norde r n e y (WB). Ob Familienurlaub, Klassenfahrt, Kegeltour
oder Probenwochenende: Die
Insel Norderney hat viel zu
bieten. Es gibt sogar einen
Exportschlager von der Insel:
den Norderneyer Schinken.
Aber warum hat der Kreis
Höxter dort ein Jugendgästehaus? Ein Blick in die Historie
beantwortet diese Frage.
Die nördlichste Liegenschaft des
Kreises Höxter hat eine fast
100-jährige Geschichte, berichtet
die Pressesprecherin des Kreises
Höxter, Silja Polzin. Nach dem
Ersten Weltkrieg entstand die
Idee: 1920 kaufte der damalige
Kreis Warburg eine Immobilie und
startete damit die Geschichte des
Erholungsheims auf Norderney.
Spenden sicherten die Finanzierung. »Ziel war es, bedürftigen
Kindern, die oftmals an Mangelerkrankungen litten, die Möglichkeit
zu geben, in der guten Seeluft
gesund zu werden und die Abwehrkräfte zu stärken«, sagt Polzin. Die erste Reisegruppe mit 60
Kindern aus dem Weserbergland
kam im Mai 1921 auf Norderney
an und blieb fünf Wochen.
Nach der ersten Saison wurde
das Haus allerdings wieder verkauft, weil es sich als ungeeignet
erwies. Stattdessen wurde eine
größere Immobilie in den Dünen
berichtet der junge Mann.
gekauft und umgebaut. Das Haus
Im Haus Klipper wird er überall
hatte 70 Betten. 1924 beschlossen
dort eingesetzt, wo er gebraucht
die Kreise Warburg und Höxter
wird. In der Küche, bei der
ihre Zusammenarbeit: Der Kreis
Essensausgabe für Schulklassen
Höxter errichtete einen Anbau und
oder auch an der Rezeption. Die
die Bettenzahl wuchs auf 130. Aus
Gruppen bekommen Frühstück
dem Archiv geht hervor, dass 1939
und Abendessen im Haus. Für den
die Kinder das Heim verlassen
Tag erhalten sie ein Lunchpaket
mussten, weil eine Marine-Einheit
zum Mitnehmen.
hier Quartier bezog.
Auf Norderney kann
Nach dem Krieg folgte
man viel erleben. Die
1947 die Wiedereröffschmucke Innenstadt
nung. Das Haus hatte
ist ebenso sehenswert,
im Laufe der Jahrwie die vielen exklusizehnte
wechselnde
ven Geschäfte und
Pächter. 1970 folgte
Boutiquen. Allerdings
ein Neubau mit 90
haben auch die großen
Betten, der 2012 abgeFilialisten die Insel für
rissen wurde, und der
sich entdeckt. Einen
jetzige Neubau folgte.
krassen Gegenpol daSeit 2005 führt die
zu bietet das bemer»Outlaw – gemeinnütkenswerte
Geschäft
zige Gesellschaft für
»Pomp« des gebürtiKinder- und Jugendgen Briten Gary Teriehilfe« das Haus Klip- Timon
Ostermeier te. Seit 2007 betreibt
per. Durch den Umbau (19) ist als Bufdi im er im historischen
gibt es nun auch einen Haus Klipper tätig.
Postgebäude
einen
Tagungssaal für 60
einzigartigen SchuhlaLeute – auf der Insel ein Alleinstelden mit einer eigenen Marke. Die
lungsmerkmal, sagt der Hausleiter.
Schuhe sind auf die Ansprüche der
24 Mitarbeiter kümmern sich
Inselgäste zugeschnitten und haum das Wohl der Gäste. Dazu
ben alle eine griffige Sohle. Hinzu
gehören auch zwei junge Leute,
kommen außergewöhnliches Dedie hier ihren Bundesfreiwilligensign, Farben und Materialien.
dienst absolvieren. Einer heißt
Sportliche Herrenschuhe aus langTimon Ostermeier. Der 19-Jährige
haarigem Kuhfell treffen hier auf
aus der Nähe von Delmenhorst
extravagante Highheels. Sämtliche
arbeitet dort, wo andere Urlaub
Exemplare gibt es nur in geringen
machen. Dabei tut der Abiturient
Auflagen. Präsentiert werden sie
sogar etwas für seine Gesundheit:
in transparenten Schachteln – ein
»Ich habe Probleme mit Allergien.
Hingucker. Diese Schuhe, so verHier auf der Insel geht es mir gut«,
spricht der findige Verkäufer, gibt
es so nur auf Norderney zu kaufen.
Neben
Shopping-Erlebnissen
gibt es natürlich den traumhaften
Strand, der zu langen Spaziergängen einlädt. Nicht vergessen sollte
man dabei einen Abstecher zur
Weißen Düne, einem Restaurant
am schönsten Strand Norderneys.
Hier gibt es deftige Speisen und
leckere Kuchen und vor allem eine
tolle Aussicht auf die Dünen in
absolut entspannter Atmosphäre.
Empfehlenswert ist auch ein
Ausflug ins Gewerbegebiet: Dort
kann man an einer Verkostung des
Original Norderneyer Seeluftschinkens teilnehmen. 2500 Gäste nehmen pro Saison das Angebot wahr
und sehen dabei einen Imagefilm
über die Insel. Längst hat sich der
Schinken zum »Exportschlager«
der Norderneyer auf dem Festland
entwickelt. Von dort kommt auch
das Fleisch, denn auf Norderney
werden keine Schweine gehalten.
Zwölf Wochen lang reift der speziell gewürzte Schinken, bevor er
geschnitten und verpackt wird. 4,5
Millionen Packungen Norderneyer
Schinken werden jedes Jahr hergestellt, berichtet Betriebsleiter
Karl-Heinz Bula.
Zurück zum Haus Klipper ist es
nicht weit. Denn: Das Gästehaus
ist zentral gelegen und einen
Besuch wert. Infos über Vergünstigungen im Jugendhaus des Kreises für Gäste aus dem Kreis Höxter
sowie über Zuschüsse für Jugendfahrten gibt es auf der Internetseite des Kreises Höxter unter:
@
www.kreis-hoexter.de
Karl-Heinz Bula zeigt den »Exportschlager« der Insel: den Original
Norderneyer Seeluftschinken. »Wir haben der Insel eine Marke
gegeben«, sagt der Fleischermeister. Vor zwei Jahren ist der Betrieb für
3,8 Millionen Euro vergrößert worden. Und das nächste Projekt steht
bereits in den Startlöchern. Besucher sind zur Verkostung willkommen.
Was für ein cooler Schuhladen! »Pomp« heißt das Geschäft mitten in
der Fußgängerzone von Norderney. Seit 2007 verkauft hier der
gebürtige Brite Gary Teriete extravagante Schuhe, die es so nur auf
Norderney gibt. Allerdings plant Gary nun eine Filiale auf dem Festland:
In 2015 soll das Geschäft in Münster eröffnet werden.
Tanja Scholz und ihr Sohn Fabrice
(11) lieben die Insel Norderney.
Die Hannoveranerin unternimmt
gern Tagesausflüge dorthin. Ein
Erinnerungsfoto gehört dazu.
Schicke Boutiquen und Restaurants bestimmen das Bild der Norderneyer Innenstadt. Von dort aus ist es auch nicht weit bis zur Promenade.
Auch Kegelclubs wissen das Nachtleben auf der Insel zu schätzen.
Tolle Aussicht! Die Architektur dieses mit öffentlichen Geldern errichteten Turms am Norderneyer
Strand erinnert sehr stark an die Kran-Häuser direkt
am Rhein in Köln. Von hier aus gibt es einen
phantastischen Blick auf das Wattenmeer. Vom Haus
Klipper ist der Turm etwa zehn Gehminuten entfernt.
Knapp eine Stunde dauert die
Überfahrt mit der Fähre von
Norddeich nach Norderney.