Beschleunigung aus dem Stand, Oscar elektrisch schlägt Porsche

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Beschleunigung aus dem Stand, Oscar elektrisch schlägt Porsche
Ouest-France 14-15 Oktober 2006
Beschleunigung aus dem Stand, Oscar elektrisch schlägt Porsche
Gestern ging in Nantes der Vorhang auf für die nationale Tagung über nachhaltige Entwicklung. Der Prototyp
eines in Deutschland hergestellten Elektroautos war der Star. Einsteigen und Türen schließen...
„Zurück zur Probefahrt. Felix von Borck am Steuer vollführt einen rasanten Start. Hinter ihm suche ich nach einem Griff, um mich festzuhalten.“
Er hat etwas von der Ente
oder vom Käfer. In seiner
Vorkriegserscheinung, und
in seiner komprimierten
Form. Ein entfernter Vetter
der
Isetta,
diesem
Joghurtbecher
der
Fünfziger Jahre, in die man
von vorne einstieg. Oscar,
gestern
in
Nantes
vorgestellt, im Rahmen der
nationalen
Tage
für
nachhaltige
Entwicklung,
ist
ein
Kleinwagen
(voiturette)
von
1,20m
Breite,
hergestellt
von
Akasol, einem deutschen
Zentrum für Forschung und
Entwicklung,
"nicht
kommerziell
und
unabhängig",
wie
der
Leiter Felix von Borck
betont.
Oscar
wird
elektrisch
angetrieben, und ist ein
Leichtgewicht. 350 kg leer
auf der Waage, oder 500
kg mit seinen Batterien aus
Nickelmetallhydrid.
Garantierte Reichweite 300
km. Mit einem Vordersitz
und einem Rücksitz, wo
man
wahlweise
zwei
Erwachsene, oder einen
Erwachsenen
und
zwei
Kinder unterbringen kann,
- bei 2,50m Länge und
1,20m Breite. " Nicht
besonders
geräumig"
werden Sie sagen. Eben
das ist gewollt. "Wir sind
von
der
Statistik
ausgegangen"
erklärt
Felix von Borck. Und die
Statistik ist grausam: „Ein
Wagen
fährt
im
Durchschnitt
mit
1,3
Personen an Bord. Das
will sagen: man ist
meistens
allein
und
selten zu zweit.“
Ziel und Zweck von Oscar
ist
Sparsamkeit.
"One
liter car " verkündet das
Schild auf der Rückseite.
„Das Energieäquivalent
von einem Liter Benzin
(auf 100km.), aber es
ist noch weniger, denn
beim Bremsen gewinnt
das Fahrzeug Energie
zurück.
Mit
einem
Windrad
kann
man
10000 OSCARs laufen
lassen.“
Schön und gut, aber wie
wär´s
mit
einer
Probefahrt?
Einsteigen
bitte! Uff, zu breit ist er
wirklich nicht, aber auf
geht's. Da ist ein leises
Fahrgeräusch . "Klar, es
handelt sich um einen
Prototyp
ohne
Geräuschisolierung."
Oscar hatte niemals mehr
als
drei
Brüder,
nun
„ausser
Dienst“:
"Sie
haben den Crash Test
bestanden.
Und
die
Stoßstange verhält sich
wie ein Kissen zum
Schutze der Fußgänger."
Zwei junge Mädchen auf
Probefahrt
Zurück
zur
Probefahrt.
Felix von Borck am Steuer
vollführt einen rasanten
Start. Hinter ihm suche ich
nach einem Griff, um mich
festzuhalten.
Es
gibt
keinen.
Nach
wenigen
Sekunden verschlingen wir
mit
50-60
km/h
das
Pflaster von Nantes. "Bei
der Beschleunigung aus
dem Stand schlägt er den
Porsche. Und dies ist ein
kleiner Motor. Der nächste
wird drei mal stärker sein."
verspricht der Ingenieur.
Die kleine Rundtour durch
die Altstadt wird zu einer
Ernte des Lächelns. "Die
Leute
spüren,
dass
dieses
Fortbewegungsmittel
den
Menschen
respektiert."
Zwei
begeisterte
junge
Mädchen wollen unbedingt
einsteigen. Er da ist ein
neugieriger
Großvater.
"Was
kostet
das?"
"5000€, würde Oscar in
kleiner Serie gefertigt
werden. Mit vollständig
wiederverwendbaren
Materialien und neutral
in
Bezug
auf
Kohlenstoffemission,
wie
beispielsweise
Leinenfasern."
erklärt
Felix von Borck, allerdings
ohne
schon
das
Auftragsbuch zu zücken.
"Wir
müssen
zuerst
Partner finden, um eine
Testserie herzustellen.
Damit
gilt
es,
den
Konstrukteuren
die
Baureife
zu
demonstrieren.
Die
Zukunft von Oscar hängt
vom Rohölpreis ab..."
Geduld. Felix von Borck
weiß, dass sein komischer
Käfer kommt, früher oder
später.
Thierry Ballu.
(Übersetzung M.Sieveking)