Funktionen - eine Einführung
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Funktionen - eine Einführung
HDL HOCHSCHULVERBUND DISTANCE LEARNING BRÜCKENKURS – MATHEMATIK Girke / Kuhrt 2. Auflage 2001 Studienbrief 2 - 040 - 0004 - D Funktionen eine Einführung Leseprobe Verfasser: Dipl.-Lehrer Axel Girke Lehrkraft für besondere Aufgaben am Fachbereich 1 (Technik I) der FHTW Berlin Prof. Dr.-Ing. Ralf Kuhrt Professor für Mathematik im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften II an der FHTW Berlin Der Studienbrief wurde auf der Grundlage des Curriculums für den studienvorbereitenden Brückenkurs Mathematik verfaßt. Die Bestätigung des Curriculums erfolgte durch den Fachausschuß „Grundständiges Fernstudium Wirtschaftsingenieurwesen“, dem Professoren der folgenden Fachhochschulen angehörten: HS Anhalt, FHTW Berlin, TFH Berlin, HTWK Leipzig, FH Magdeburg, FH Merseburg, HS Mittweida, FH Schmalkalden, FH Stralsund, TFH Wildau und WH Zwickau. Redaktionsschluß: November 1998 2., überarbeitete und korrigierte Auflage 2001 1998 byService-Agentur des Hochschulverbundes Distance Learning mit Sitz an der FH Brandenburg. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung und des Nachdrucks, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der Service-Agentur des HDL reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Service-Agentur des HDL (Hochschulverbund Distance Learning) Leiter: Dr. Reinhard Wulfert c/o Agentur für wissenschaftliche Weiterbildung und Wissenstransfer e. V. Magdeburger Straße 50, 14770 Brandenburg Tel.: 0 33 81 - 35 57 40 Fax: 0 33 81 - 35 57 49 E-Mail: [email protected] http://www.aww-brandenburg.de Brückenkurs – Mathematik Funktionen – eine Einführung Inhaltsverzeichnis Verzeichnis der Randsymbole ................................................................................................... 4 Einleitung ................................................................................................................................... 5 1 Definitionen und Darstellungen reeller Funktionen .................................................. 7 1.1 1.2 1.3 1.4 Vorbereitende Erläuterungen ......................................................................................... 7 Definitionen ................................................................................................................ 15 Darstellungen von Funktionen ..................................................................................... 22 Vereinfachungen der analytischen Darstellung von Funktionen................................... 25 2 Grund- und elementare Funktionen ......................................................................... 29 2.1 2.2 2.3 2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.3 2.4.4 2.4.5 Grundfunktionen ......................................................................................................... 29 Elementare Funktionen ................................................................................................ 30 Eigenschaften von Funktionen..................................................................................... 38 Umkehrfunktionen....................................................................................................... 49 Vorbereitende Erläuterungen ....................................................................................... 49 Erste Variante (zur Bildung von Umkehrfunktionen)................................................... 55 Zweite Variante (zur Bildung von Umkehrfunktionen) ................................................ 58 Dritte Variante (graphische Methode zur Bildung von Umkehrfunktionen) ................. 66 Verkettung von Funktionen mit ihren Umkehrfunktionen ............................................ 73 3 Elementartransformationen von Funktionen bzw. Kurven .................................... 74 3.1 3.2 3.3 3.4 Verschiebungen von Kurven........................................................................................ 75 Spiegelungen von Kurven an der y-Achse ................................................................... 84 Spiegelungen von Kurven an der x-Achse ................................................................... 86 Multiplikation mit einem Faktor .................................................................................. 88 4 Rationale Funktionen ................................................................................................ 94 4.1 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5 Einordnung der rationalen Funktionen......................................................................... 94 Ganzrationale Funktionen............................................................................................ 95 Allgemeine Erörterungen............................................................................................. 95 Funktionen nullten Grades (waagerechte Geraden)...................................................... 99 Funktionen ersten Grades (nicht waagerechte Geraden) .............................................. 99 Funktionen zweiten Grades (Parabeln) ...................................................................... 108 Funktionen dritten Grades (kubische Parabeln), Horner-Schema und Polynomdivision........................................................................ 113 Funktionen und Nullstellen höheren Grades .............................................................. 122 Gebrochenrationale Funktionen ................................................................................. 126 Unechte und echte Brüche ......................................................................................... 126 Polstellen höheren Grades ......................................................................................... 128 Elementare Kurvendiskussion gebrochenrationaler Funktionen ................................. 134 4.2.6 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 Lösungen der Übungsaufgaben ............................................................................................. 142 Literaturverzeichnis .............................................................................................................. 154 Brückenkurs – Mathematik Funktionen – eine Einführung b) g1 : y = − x2 bzw. g2 : y = − x2 ; x ∈ (0; 1) c) h1 : y = − h2 : y = x ; x ∈ (1; 3) bzw. x ; x ∈ (1; 3) Nach diesen allgemeinen Erörterungen werden wir uns nun einzelnen Funktionen und ihren besonderen Eigenschaften zuwenden. 2 Grund- und elementare Funktionen 2.1 Grundfunktionen Funktionen können nach unterschiedlichen Kriterien klassifiziert werden. Die am häufigsten verwendete Einteilung ist die in Grundfunktionen, elementare Funktionen und höhere mathematische Funktionen. Die Grundfunktionen sind in der folgenden Tabelle 2.1 zusammengestellt. Bemerkung 2.1: Obwohl erst im späteren Abschnitt 2.4 über Umkehrfunktionen ausführlicher gesprochen wird, sei doch schon vermerkt, daß in der Tabelle 2.1 der Grundfunktionen neben den Konstantenfunktionen die Potenz-, Exponential- und trigonometrischen Funktionen, aber auch die Umkehrfunktionen (Wurzel-, Logarithmus- und Arcusfunktionen) besonders einfacher Vertreter der Potenz-, Exponential- und trigonometrischen Funktionen enthalten sind. Tabelle 2.1 Grundfunktionen Nr. Grundfunktionen Beispiel in der vereinfachten Darstellung (1.42) FormelNr. 1. Konstantenfunktion y=3 (2.1) 2. Potenzfunktion y = x n , n ∈ N \ {0} (2.2) 3. Exponentialfunktion y = exp(x ) oder y = e x (2.3) 4. Trigonometrische Funktion y = sin x (2.4) 5. Wurzelfunktion y = n x , (n ∈ N , n ≥ 2) (2.5) 6. Logarithmusfunktion y = ln x (2.6) 7. Arcusfunktion y = arcsin x (2.7) Alle diese Funktionen und einige weitere werden wir im Anschluss noch genauer erläutern. 29 Funktionen – eine Einführung 2.2 Brückenkurs – Mathematik Elementare Funktionen Elementare Funktionen entstehen aus den Grundfunktionen in Form einer Verknüpfung mehrerer solcher Grundfunktionen: a) mit Hilfe der rationalen Rechenzeichen ( + , − , ⋅ , ÷ ), b) durch Bildung verketteter Funktionen (Funktionen von Funktionen). B B 2.1 Die Funktion y = 1 + 3x – 2x2 (2.8) ist keine Grundfunktion mehr, sondern eine elementare Funktion, weil hier die Konstantenfunktion 1 und zwei jeweils mit den Konstantenfunktionen 3 (bzw. –2) multiplizierte Potenzfunktionen x (bzw. x2) rational, d. h. mit Hilfe der Rechenzeichen + , − , ⋅ , ÷ , verknüpft werden. Ähnlich ist z. B. die Funktion y = − n x + sin x ⋅ ln x (2.9) keine Grundfunktion, sondern eine elementare Funktion (wegen der rationalen Verknüpfung der Grundfunktionen y1 = − n x , y 2 = sin x und y 3 = lnx miteinander). B 2.2 Andererseits ist auch die Funktion ( ) y = sin x (2.10) keine Grundfunktion mehr. Hier liegt eine mittelbare (oder verschachtelte oder verkettete) Funktion vor: Zunächst wird dem Wert x mittels der Wurzelfunktion ein Wert x zugeordnet, der wiederum als Argument für die Sinusfunktion verwendet wird. Die Wurzelfunktion wird in dem Zusammenhang (2.10) als innere, die Sinusfunktion als äußere Funktion bezeichnet. Ü Ü 2.1 Untersuchen Sie die folgenden, in der Vereinfachungsform (1.42) gegebenen Funktionen daraufhin, ob sie 1. Grundfunktionen, 2. elementare Funktionen sind. Falls dies der Fall sein sollte, ist festzustellen, ob sie elementar sind − auf Grund der rationalen Verknüpfung von Grundfunktionen, − auf Grund der Bildung mittelbarer, verketteteter Funktionen! b) y = ln x 2 c) y = e sin x d) y = e 2 x − 2e 3x e) y = 30 ( ) a) y = sin x x 3 − 2x 2 + 1 4 3 x + 3x − 2 x − 4 f) y = 1 − ln x (x + 1) ⋅ x 2 Brückenkurs – Mathematik Funktionen – eine Einführung Für den Gebrauch in der Praxis und im Studium ist es wichtig, die Graphen der wichtigsten Grundfunktionen vor Augen zu haben. Im ersten Teil des Bildes 2.1 (a bis g) ist deshalb die in Tabelle 2.1 angegebene Auswahl von Grundfunktionen graphisch dargestellt. Prägen Sie sich die Bilder gut ein (insbesondere die Schnittpunkte der Kurven mit der x- und der y-Achse)! Im zweiten Teil des Bildes 2.1 (h bis q) kommen dann einige wichtige elementare Funktionen und im dritten Teil (r bis v) einige Kurven hinzu, die nicht mehr Funktionen repräsentieren, also nicht mehr rechtseindeutige Mengen darstellen (Kreiskurve, Ellipsenkurve). a) b) y y=x y y=x4 K y=x3 y=x2 1 x x 1 Konstantenfunktion y = K Potenzfunktion y = xn (n ∈ N \{0}) c) d) y y y=sin x 1 y=cos x 1 x 0 π 2 π Exponentialfunktion y = exp(x) oder y = ex Trigonometrische Funktionen y = sin x bzw. y = cos x e) f) y y= x y= 3 y= 1 y x 4 x 1 x x Wurzelfunktionen y = x , n ∈ N\{0} Bild 2.1 x Logarithmusfunktion y = ln x Graphen von Grund- und weiteren wichtigen Funktionen sowie einige wichtige Relationen 31 Funktionen – eine Einführung Brückenkurs – Mathematik g) y y = a r c s in x y= arc c o s x π /2 1 –1 x – π /2 Arcusfunktionen y=arcsin x bzw. y = arccos x h) i) y y π/2 –π –π/2 π/2 π x x –π/2 Tangensfunktion y = tan x Arctan-(Arcustangens-)Funktion y = arctan x k) l) y y x x Sinh-(Sinushyperbolicus-) Funktion x y = sinh x = e −e 2 −x Arsinh-(Areasinushyperbolicus-) Funktion y = arsinh x = ln(x+ x 2 + 1 ) n) m) y y 1 x Cosh-(Kosinushyperbolicus-)Funktion x y = cosh x = 32 e +e 2 −x 1 x Arcosh(-Areakosinushyperbolicus-) Funktion y = arcosh x = ln(x+ x 2 − 1 ) Brückenkurs – Mathematik Funktionen – eine Einführung p) o) y y x x Hyperbel ersten Grades y = 1 x Hyperbel zweiten Grades y = 1 x2 r) q) y y x Hyperbel dritten Grades y = 1 x3 x Hyperbel-Normalform: x2 a2 − y2 b2 =1 t) s) y y R R y y0 x x x x0 Kreiskurve x2 + y2 = R2 Verschobene Kreiskurve (x – x0)2 + (y – y0)2 = R2 u) v) b b a y0 a x0 Ellipsenkurve x2 a 2 + y2 b 2 =1 Verschobene Ellipsenkurve (x − x 0 )2 ( y − y 0 )2 a2 Bild 2.1 + b2 =1 Graphen von Grund- und weiteren wichtigen Funktionen sowie einige wichtige Relationen (Fortsetzung) 33 Funktionen – eine Einführung Brückenkurs – Mathematik Kommen wir noch einmal auf die Darstellung des Graphen einer Funktion im cartesischen Koordinatenkreuz (entsprechend Bild 1.7, 1.8 und 1.9 a) zurück. Diese graphische Veranschaulichung einer Funktion ist sehr illustrativ und deshalb beliebtestes Mittel, eine gegebene Funktion „zu verstehen“, während die analytische (formelmäßige) Darstellung oft doch eher undurchsichtig wirkt. Sie sollten sich daher immer bemühen, zu einer gegebenen Funktion den Graphen zu ermitteln. Ist die Funktion bereits direkt in Form einer Menge von Wertepaaren gegeben, so ist die graphische Darstellung kein Problem (Bild 1.7 bzw. 1.9 a). Ist die Funktion nicht direkt in Form von Wertepaaren, sondern durch eine Aussageform über die Zuordnung der y- zu den x-Werten gegeben, wie etwa in Formel (1.10) durch y = f (x ) = x 2 , so ist eine graphische Darstellung der zugehörigen Kurve mit folgenden Methoden zu erreichen (wobei nur die gängigsten erwähnt werden sollen): a) Aufstellen einer Wertetabelle Zu einer Folge von xi-Werten werden die zugehörigen yi-Werte aus y i = f (x i ) berechnet. Diese Wertepaare (xi; yi) werden in das Koordinatenkreuz eingetragen und miteinander zu einer Kurve verbunden. b) Kurvendiskussion Zu einer gegebenen Funktion werden besonders markante Punkte ermittelt, wie etwa: Schnittpunkt der Kurve mit der y-Achse, Nullstellen der Kurve (d. h. Schnittpunkte der Kurve mit der x-Achse), Polstellen (Stellen, an denen die Funktion für endliche x-Werte unendliche y-Werte annimmt), Lücken (isolierte, d. h. einzelne, Stellen, an denen die Funktion nicht definiert ist), bestimmte Grenzwerte, Extremwerte, Wendepunkte und dgl. mehr (Im Grunde genommen ist das auch eine Art Wertetabelle, nur daß man hier die xi-Werte nicht „wahllos“ herausgreift, sondern eben nur ganz besonders auffällige Werte untersucht.). c) Darstellung der Kurve durch einen Computer oder Taschenrechner Falls Sie einen Computer mit entsprechender Software (z. B. MAPLE, MATHCAD, MATHEMATICA, GRAPHMATICA, EXCEL, MUPAD o. ä.) oder einen graphikfähigen Taschenrechner (z. B. TI-92, HP 48G, CFX-9970G o. ä.) zur Verfügung haben, lassen Sie sich die Kurven zu gegebenen Funktionen graphisch anzeigen. d) Methode der elementar transformierten Grundfunktionen Sie vergleichen die Ihnen gegebenen analytischen Funktionsdarstellungen z. B. mit den in Bild 2.1 gegebenen Grundfunktionen. Häufig erkennt man dabei, daß die gegebene Funktion sich von einer Grundfunktion nur dadurch unterscheidet, daß sie mit einem Faktor multipliziert, an der x-Achse gespiegelt, an der y-Achse gespiegelt, in Richtung der x- oder y-Achse um einen bestimmten Betrag verschoben ist o. ä. 34 Brückenkurs – Mathematik Funktionen – eine Einführung Diese Elementartransformationen sehen wir uns im Abschnitt 3 genauer an. Hier wollen wir dieses Problem nur mit einem Beispiel und einer Aufgabe anreißen. B 2.3 Die Funktion y = −exp(x + 1) oder y = –e(x + 1) B soll graphisch darge- stellt werden. a) Wertetabelle: Wir wählen x-Werte aus dem Intervall –2 bis 1 in gleichen Abständen (äqidistante Werte): Tabelle 2.2 Wertetabelle der Funktion y = –e(x+1) xi –2,0 –1,8 –1,6 –1,4 –1,2 –1,0 –0,8 –0,6 xi + 1 –1,0 –0,8 –0,6 –0,4 –0,2 0 0,2 0,4 y i = –exp(xi + 1) –0,37 –0,45 –0,55 –0,67 –0,82 –1 –1,22 –1,49 xi –0,4 –0,2 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 xi + 1 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 –1,82 –2,23 –2,72 –3,32 –4,06 –4,95 –6,05 –7,39 y i = –exp(xi + 1) Hieraus ergibt sich durch Eintragen der (xi, yi)-Wertepaare als Punkte in ein cartesisches Koordinatensystem und durch Verbindung dieser Punkte die folgende Kurvendarstellung: y –2 –1,5 –1 –0,5 0 0,5 1 x –1 –e –2 PS Bild 2.2 Teil der Kurve der Funktion y = – e(x+1) b) Kurvendiskussion: Diese Methode ist bei der gegebenen Funktion nicht sehr erfolgversprechend, weil hier nur ein markanter Punkt zu registrieren ist – der Schnittpunkt mit der y-Achse. 35 Funktionen – eine Einführung Brückenkurs – Mathematik Wir erhalten ihn, indem wir x = 0 setzen und uns den zugehörigen y-Wert aus der Funktionsgleichung berechnen: xS = 0 : yS = f(xS) = f(0) = – e(0+1) = – e1 = – e = –2,718... Der Punkt P S(0; –e) ist also der Schnittpunkt mit der y-Achse. Wir haben diesen Punkt gleich in Bild 2.2 mit eingetragen, aber – wie gesagt – daraus allein kann man eine Kurve wohl nicht erkennen und weitere markante Punkte gibt es nicht. Die Kurvendiskussion ist besonders für gebrochenrationale Funktionen geeignet. Das sind Funktionen vom Typ der Aufgabe 2.1 e, die in der Praxis eine große Rolle spielen, deren Kurvendiskussionen wir deshalb in Kapitel 4 noch eingehender behandeln werden. c) Computergraphik: zu Beispiel 2.3 c zu Bild 2.3 Wer von Ihnen einen Computer besitzt, wird i. d. R. auch das Tabellenkalkulationsprogramm EXCEL auf seinem Gerät installiert haben und sich bisher wahrscheinlich noch nicht mit den MathematikProgrammen wie z. B. MAPLE, MATHEMATICA, GRAPHMATICA u. v. a. m. auseinandergesetzt haben. Wir wollen daher hier die Erzeugung der Kurven mit EXCEL kurz erläutern. In EXCEL geht man dabei so vor wie in Methode a): Zuerst wird eine Wertetabelle erzeugt, dann werden die darin enthaltenen Wertepaare als Kurve dargestellt. In [9] (s. u. ausführliche Lösung zur Aufgabe 4-1.2 c) ist das Erzeugen eines solchen Graphen mit EXCEL beschrieben. Viele Studierende behelfen sich auch mit einem der vielen im Angebot befindlichen graphikfähigen Taschenrechner, von denen wir einen mit der hier zu bearbeitenden Funktion y = –e(x+1) in Bild 2.3 dargestellt haben. Bild 2.3 36 Graphikfähiger Taschenrechner mit dem Graphen der Funktion y = –e(x+1) Brückenkurs – Mathematik Funktionen – eine Einführung In [9], Kapitel 4, (s. u. ausführliche Lösung zu Aufgabe 4-1.2 e bzw. zu Aufgabe 2.2 d, γ) haben wir stellvertretend für alle programmierbaren Taschenrechner beschrieben, wie man mit dem Taschenrechner HP 48G bzw TI-92 die Skizzen der Funktionen π y = cos x; x ∈ ,π bzw. y=cos2x; x ∈ (–2π; 2π) 2 erhält (vgl. auch [7]). d) Elementartransformationen: Diese Methode erfordert die Kenntnis der Graphen der Grundfunktionen. Wenn der Exponent nicht x + 1 (sondern x ) hieße, und wenn außerdem das Minuszeichen vor der e-Funktion fehlte, dann hätten wir die Exponentialfunktion aus Bild 2.1 c vor uns. Der Verlauf der uns gegebenen Funktion muß sich also aus Bild 2.1 c rekonstruieren lassen. Befassen wir uns zunächst mit dem Exponenten: Die beiden Graphen der Funktionen y0 = f0(x) = ex und y1= f1(x) = ex+1 sind gegeneinander um eine Einheit in Richtung der x-Achse verschoben: Sie können sich das sehr leicht überlegen, denn beispielsweise hat die Funktion f0 an der Stelle x = 0 den y-Wert: y0 = f0(0) = e0 = 1, während die Funktion f1 diesen y-Wert an der Stelle –1+1 = e0 = 1. Das trifft in ähnlicher Weise x = −1 aufweist: y1 = f1(–1) = e auf alle x-Werte zu: Der Graph der Funktion y1 = f1(x) = ex+1 ist also gegenüber dem der Funktion y0 = f0(x) = ex um eine Einheit nach „links“ versetzt (die zu den jeweiligen y-Werten gehörigen x-Werte sind um 1 Einheit niedriger). Ganz allgemein gilt: Der Graph einer Funktion y = f(x – a) ist gegenüber dem Graphen der Funktion y = f(x) um a Einheiten in Richtung der positiven x-Achse versetzt, d. h.: → y = f(x – a). y = f(x) Verschiebu ng in positive x − Richtung um a (2.11) Bei unserer Funktion y = f1(x) = e(x+1) = e(x–(–1)) ist a = –1 und daher der Graph um –1 Einheit in Richtung positiver x-Achse (d. h. um 1 Einheit in Richtung negativer x-Achse) versetzt (vgl. Bild 2.4). Außerdem trägt die hier zu untersuchende Funktion jedoch noch ein Minuszeichen: y = f (x) = –e(x+1). Das bedeutet aber nur, daß statt der für e(x+1) entstehenden positiven y-Werte die y-Werte durchweg negativ werden (Spiegelung an der x-Achse, vgl. ebenfalls Bild 2.4. In Abschnitt 3.3 erfolgt eine genauere Besprechung.). Damit haben wir den Verlauf der angegebenen Funktion. Hinweis: Sollten noch einige Unklarheiten bezüglich der letzten Methode bestehen, lesen Sie bitte erst einmal bis einschließlich Kapitel 3 (Elementartransformationen) weiter und kehren Sie dann noch einmal hierher zurück. Sie sollten sich aber dennoch die Formel (2.11) schon einprägen. 37 Funktionen – eine Einführung Brückenkurs – Mathematik y y1 = f1 (x) = e(x+1) y0 = f0 (x) = ex –1 x y = f(x) = – e(x+1) Bild 2.4 Ü Konstruktion eines Graphen mit Hilfe von Elementartransformationen Ü 2.2 Skizzieren Sie die Graphen der folgenden Funktionen a) y = f (x ) = x ⋅ e − x ; x ∈ [0; ∞) b) y = g(x ) = ln (x − 2 ) ; x>2 π c) y = h (x ) = − cos x + ; –4π ≤ x ≤ 4π 2 d) y = u (x ) = cos 2 x ; –2π ≤ x ≤ 2π α) mit Hilfe einer Wertetabelle, β) mit Hilfe eines entsprechend ausgerüsteten Computers (z. B. EXCEL, MAPLE, MATHCAD, MATHEMATICA o. ä.), falls Sie einen zur Verfügung haben, zu Aufgabe 2.2 β γ) mit Hilfe eines Taschenrechners mit Graphikfunktion (PlotFunktion, z. B. TI-92, HP 48G, CFX-9970G o. ä.), falls Sie über einen solchen verfügen! zu Aufgabe 2.2 γ 2.3 Eigenschaften von Funktionen Die möglichen Eigenschaften der Funktionen sind von derart vielfältiger Natur, daß hier nur eine gewisse Auswahl solcher Eigenschaften vorgestellt werden kann, wobei auf einige wichtige Eigenschaften, die mit den hier noch nicht behandelten Konzepten der Grenzwert-, der Differentialund der Integralrechnung zusammenhängen, an dieser Stelle nur in sehr eingeschränktem Maße eingegangen werden kann. 38 Brückenkurs – Mathematik Funktionen – eine Einführung D 2.1 Eine Funktion f heißt gerade (auch: symmetrisch bzw. achssymmetrisch), falls für jedes x ∈ Df = (−g; g) bzw. [−g; g] mit g > 0 (d. h. symmetrischer Definitionsbereich) gilt: f(−x) = f(x) ; D (2.13) die Funktion f heißt dagegen ungerade (auch: antimetrisch bzw. punktsymmetrisch) , falls für jedes x ∈ Df = (−g; g) bzw. [−g; g] mit g > 0 (d. h. symmetrischer Definitionsbereich) gilt: f(− x) = − f(x) . B 2.4 (2.14) Die Funktionen f: y = f(x) = x2 ; x ∈ [− 2; 2] ⊂ R (2.15) h: y = h(x) = cos x ; x ∈ R (2.16) B sind zwei typische Vertreter der Klasse der geraden Funktionen (vgl. Bild 2.5 a und 2.5 b). y 4 Ordinate: Symmetrie3 achse f(–a) 2 f(a) 1 a g –g –a –2 –1,5 –1 0 –0,5 0,5 1,5 1 x 2 Bild 2.5a Normalparabel y = f(x) = x2 als gerade Funktion y 1 Ordinate: Symmetrieachse 0,5 –a –π a –0,5 π 0 0,5 π x π –0,5 h(–a) –1 h(a) Bild 2.5b Die Cosinusfunktion y = h(x) = cos x als gerade Funktion 39 Funktionen – eine Einführung Brückenkurs – Mathematik Es gilt nach Abbildung 2.5 a: y1 = f(x) = x2 und y2 = f(−x) = (−x)2 = x2, d. h. es handelt sich um eine Realisierung von Formel (2.13): y1 = y2 d. h. (−x)2 = x2 . Ebenso gilt nach Abbildung 2.5 b: y1 = h(x) = cos x und y2 = h(–x) = cos(−x) = cos x, Quadrantenbeziehung der Cosinusfunktion d. h. wiederum ein Spezialfall von Formel (2.13), y1 = y2 cos(− x) = cos x . oder Bemerkung 2.2: Gerade Funktionen sind dadurch gekennzeichnet, daß der Graph der Funktion sich nicht ändert, wenn man ihn an der Ordinate spiegelt (daher die Bezeichnung achssymmetrisch). B B 2.5 Die Funktionen u: y = u(x) = x3 ; (2.17) v: y = v(x) = sin x (2.18) sind typische Vertreter ungerader Funktionen (vgl. Bild 2.6). Nach Bild 2.6 a gilt y1 = u (x) = x3 y2 = u (− x) = (− x)3 = − (x3) = − x3 ; und d. h. ein Spezialfall von Formel (2.14): y1 = − y2 (− x)3 = − (x3) . ⇒ Desgleichen erhalten wir aus Bild 2.6b: und y2 = v(−x) = sin(− x) = −sin x . y1 = v(x) = sin x Quadrantenbeziehung der Sinusfunktion Hier ist wiederum mit y1 = − y2 , sin(− x) = −sin x , d. h. die Formel (2.14) wirksam. y 8 6 4 –g –a –2 –1,5 –1 u(a) 2 –0,5 –2 –4 a 0 0,5 1 1,5 u(–a) = –u(a) –6 –8 Bild 2.6a Kubische Parabel y = u(x) = x3 als ungerade Funktion 40 g 2 x Brückenkurs – Mathematik Funktionen – eine Einführung y 1 v(a) 0,5 –a –π 0 – 0,5π π 0,5π a x – 0,5 v(–a) = –v(a) –1 Bild 2.6b Sinusfunktion y = v(x) = sin x als ungerade Funktion Bemerkung 2.3: Die ungeraden Funktionen sind dadurch gekennzeichnet, daß der Graph in sich selbst übergeht, wenn man ihn in Bezug auf den Nullpunkt des Koordinatenkreuzes um den Winkel π (=180°) dreht (die Drehachse ist dabei die z-Achse, jene Achse, die senkrecht auf der Zeichenebene steht und durch den Nullpunkt verläuft). Wegen der Wichtigkeit des Drehpunktes (hier der Nullpunkt) wird diese Art der Symmetrie als Punktsymmetrie bezeichnet. Bemerkung 2.4: Selbstverständlich gibt es auch Funktionen, die weder genau gerade noch genau ungerade sind, die also weder achs- noch punktsymmetrisch sind: B 2.6 a) f : y = f(x) = 3x2 + x3 (vgl. Bild 2.7) Das gleichzeitige Vorhandensein der geraden Potenz 3x2 und der ungeraden Potenz x3 läßt keine der Symmetrien zum Tragen kommen. B b) f : y = g(x) = ex (vgl. auch Bild 2.1c) y 15 10 5 –8 –6 –4 x 0 –2 2 4 6 8 –5 –10 –15 Bild 2.7 Funktion ohne Achs- bzw. Punktsymmetrie 41 Funktionen – eine Einführung Ü Brückenkurs – Mathematik Ü 2.3 Geben Sie für die nachfolgenden Funktionen, dargestellt durch die Funktionsgleichungen, an, ob sie achs- oder punktsymmetrisch sind bzw. keine dieser Symmetrien aufweisen! a) f : y = f(x) = 2x b) g : y = g(x) = 2x + 1 c) h : y = h(x) = –2x2 d) k : y = k(x) = x – 2x3 e) l : y = l(x) = x2 – 2x x für x > 0 f) m : y = m(x) = − x für x < 0 1 x g) n : y = n(x) = i) q : y = q(x) = – 1 für x > 0 k) r : y = r(x) = − 1 für x < 0 2 x2 { (x; y) l) u : y = u(x) = (x ∈ [− 1;1] ) ∧ (y = u (x ) = x ) } m) Falls Sie Zugang zu einem PC mit entsprechender Software haben (MATHEMATICA, MATHCAD, EXCEL, GRAPHMATICA, ...), lassen Sie sich die Graphen der Funktionen c), g), i), k) und l) ausdrucken, um die Symmetrieeigenschaften der Funktionen anhand der Graphen zu beurteilen! zu Aufgabe 2.3m D h) p : y = p(x) = 5 D 2.2 Eine Funktion f: y = f(x), x ∈ Df, heißt periodisch mit der Periodendauer T, wenn für alle x ∈ Df gilt f(x + kT) = f(x) , (2.19) wobei noch x + kT ∈ Df bei k ∈ Z vorausgesetzt wird. B B 2.7 a) f: y = f(x) = sin x (vgl. Bild 2.8) y f(x0) –2π x0 1 –π f(x0+T) π 0 f(x0+2T) 2π 3π x0+T x0+2T –1 Bild 2.8 42 T Sinusfunktion y = f(x) = sin x als periodische Funktion 4π x Brückenkurs – Mathematik Funktionen – eine Einführung Bemerkung 2.5 (Periodendauer): Die Größe T ist dabei die minimale Periodendauer. Wie aus Bild 2.8 leicht erkennbar ist, ist jedes ganzzahlige Vielfache von T ebenfalls ei~ ne Periodendauer (z. B. T = 2T oder 3T usw.). Wir betrachten im folgenden nur die minimale Periodendauer T, ohne jeweils ausdrücklich darauf hinzuweisen. Nach Bild 2.8 gilt in Auswirkung von (2.19): sin x0 = sin(x0 + T) = sin (x0 + 2T) = ... = sin(x0 + kT), d. h. also f(x) = f(x + T) = f(x + 2T) =...= f(x + kT). (2.20) Im übrigen ist die minimale Periodendauer T aus Bild 2.8 ablesbar: Es gilt hier T = 2π . b) Auch die in Bild 2.9 dargestellte Sägezahn-Funktion (KippFunktion) s : y = s(x) ist eine periodische Funktion. Solche Funktionen spielen z. B. in TV-Geräten und Monitoren eine entscheidende Rolle (vgl. etwa „Zeilenkipp“ oder „Bildkipp“ u. dgl.), aber auch im Maschinenbau und sogar in der Produktwerbung und in der Kunst (vgl. z. B. den „Lotus-Brunnen“ im Berliner Europa-Center u. ä.) sind sie zu finden (Bild 2.9). Aus Bild 2.9 erkennt man die minimale Periodendauer zu T = 1 und es gilt in Anlehnung an (2.19) beispielsweise: s(x0 – 2T) = s(x0) = s(x0 + 3T) = ... = s(x0 + kT). f(x0+kT) y = s(x) 2,5 2 1,5 1 0,5 –2 x0–2T Bild 2.9 x 0 –1 T 1 2 3 x0 4 x0+3T Sägezahn-Funktion (Kipp-Funktion) x mit Hilfe einer 3 Wertetabelle oder mit Hilfe eines Computers mit geeigneter Software (wie MAPLE, MATHEMATICA, EXCEL, MATHCAD o. ä.) und lesen Sie aus der graphischen Darstellung die Periodendauer ab, falls Sie über einen so ausgestatteten Computer verfügen! Ü 2.4 Skizzieren Sie die Funktion y = 2 cos 2π Ü Zur Aufgabe 2.4 43 Funktionen – eine Einführung D B Brückenkurs – Mathematik D 2.3 Sei x1, x2 ∈ Df und es gelte für ansonsten beliebige x1, x2 lediglich die Ungleichung x2 > x1 . Dann heißt die Funktion f B 2.8 monoton steigend, falls gilt f(x2) ≥ f(x1), (2.21a) streng monoton steigend, falls gilt f(x2) > f(x1), (2.21b) monoton fallend, falls gilt f(x2) ≤ f(x1) , (2.21c) streng monoton fallend, falls gilt f(x2) < f(x1) . (2.21d) a) f : y = f(x) = x2 ; x ∈ (0; ∞) ist streng monoton steigend (vgl. Bild 2.10a), b) g : y = g(x) = x2 ; x ∈ (–∞; 0) ist streng monoton fallend (vgl. Bild 2.10b), 1 ; n ∈ {1; 2; 3; ...} n ist streng monoton fallend (vgl. Bild 2.10c). c) ϕ : y = ϕ(n) = Diese Funktion ist nur für einzelne (diskrete) Werte von x definiert; sie ist daher eine diskrete monotone Funktion (vgl. auch Bild 1.7 und Bild 1.9a). d) Die Sinusfunktion aus Bild 2.8 und die Funktion s aus Bild 2.9 sind nicht monoton. Dieser Sachverhalt sei anhand der Sägezahnfunktion erläutert: Wählt man z. B. x1 und x2 > x1 derart, daß beide Werte auf der gleichen Zahnflanke liegen, so gilt offenbar f(x2) > f(x1), damit würde eine monoton steigende Funktion vorgetäuscht. Wählt man aber andererseits einen Wert x1 und x2 > x1 so wie in Bild 2.10d, so erkennt man, daß f(x2) < f(x1) gilt und damit fallende Monotonie geschlußfolgert werden müßte. Insgesamt ist die Sägezahnfunktion also weder steigend noch fallend, sie ist überhaupt nicht monoton. Bei der Sinusfunktion nach Bild 2.8 ist die Begründung noch einfacher: Da die Funktion abwechselnd steigend und dann wieder fallend ist, muß sie nicht-monoton sein. 44 Brückenkurs – Mathematik Funktionen – eine Einführung y y 4 f(x1) f(x2) 4 3 f(x2) f(x1) 1 x1 0 x2 1 x1 2 x a) Rechter Ast der Normalparabel (streng monoton steigend) 2 1 x2 –2 x 0 –1 b) Linker Ast der Normalparabel (streng monoton fallend) y y 1 f(x1) f(x2) 1 1/n 0,5 0 1 2 3 4 0 x c) Diskrete Funktion (streng monoton fallend) 1 2 x1 x2 3 x 4 d) Sägezahn-Funktion (nicht monoton) Bild 2.10 Monotonie-Eigenschaften von Funktionen Ü 2.5 Beurteilen Sie die Monotonie-Eigenschaften der nachfolgend gegebenen Funktionen! a) f : y = x3 ; x ∈ (–1; 2] b) Ü y Df x Bild 2.11 Eine Funktion zur Aufgabe 2.5b Eine weitere Eigenschaft wichtiger Funktionen: D 2.4 Eineindeutigkeit Eine Funktion y = f(x) mit x ∈ Df , y ∈ Wf (die als solche bereits eindeutig, genauer: rechtseindeutig oder nacheindeutig, ist) heißt linkseindeutig oder voreindeutig (gemeinsam mit der Rechtseindeu- D 45 Funktionen – eine Einführung Brückenkurs – Mathematik tigkeit auch: eineindeutig), wenn nicht nur jedem x-Wert aus Df eindeutig ein y-Wert aus Wf, sondern auch umgekehrt jedem y-Wert aus Wf eindeutig ein x-Wert aus Df zugeordnet ist, wenn also für alle x1, x2 ∈ Df gilt: x1 ≠ x2 ⇔ B B 2.9 f(x1) ≠ f(x2) (2.22) Anhand des Graphen Bild 2.10 a prüfen Sie leicht nach, daß für die dort gezeigte Funktion jedem beliebigen y-Wert aus dem Wertebereich W f (links-) eindeutig nur ein x-Wert zugeordnet ist. Das gilt im übrigen auch für die in nachfolgend genannten Bildern dargestellten Funktionen: Bild 2.10 b, c; Bild 2.1 b im Falle n = 1 (Gerade), n = 3 (kubische Parabel) usw.; Bild 2.1 c, e, g, i, k, l, n; ferner Bild 2.2; 2.3; 2.6 a . Jene Funktion in Bild 2.10 d ist jedoch nicht linkseindeutig (z.B. sind dem y-Wert y = 1 zwei x-Werte zugeordnet, nämlich: x1 = 1,8 und ein zweiter x-Wert bei 3,8). Ähnliches gilt im übrigen auch für die Funktionen in Bild 2.1 a; in Bild 2.1 b im Falle n = 2 (Normalparabel), n = 4 usw.; ferner Bild 2.1 d, h, p; Bild 2.5 a, b; Bild 2.6 b; Bild 2.7, 2.8, 2.9. Bemerkung 2.6 (Injektivität): Häufig werden nicht alle y-Werte des Nachbereiches in den Wertepaaren der Funktion benötigt. Angenommen, der Nachbereich Y der folgenden Funktionen f sei die gesamte y-Achse: Ist f zwar eineindeutig, gehören jedoch nicht alle y-Werte des Nachbereiches Y zum Wertebereich Wf (gilt also echt: Wf ⊂ Y), so nennt man die Funktion injektiv bzw. eine Injektion (Beispiel: Bild 2.12; aber auch Bild 2.1 c, e, g; Bild 2.2; 2.10 a, b, c). Nur zur Information: Ist die Funktion f eineindeutig, gehören jedoch alle Werte des Nachbereichs Y auch tatsächlich zum Wertebereich Wf der Funktion (gilt also Wf = Y), so heißt die Funktion bijektiv (eine Bijektion) (Beispiel: Bild 2.1 f, k, l). Eine Surjektion (d.h. eine surjektive Funktion) liegt vor, wenn zwar Wf = Y gilt, die Funktion aber nicht linkseindeutig ist (Beispiel Bild 2.1 h). Wir benötigen gleich anschließend und im Abschnitt 2.4 nur den Begriff der injektiven Funktion mit ihrer Eigenschaft der Eineindeutigkeit). M Ü 46 Satz 2.1: Eine streng monotone Funktion ist auch immer injektiv, das Umgekehrte gilt nicht unbedingt (d.h.: Es gibt injektive Funktionen, die nicht streng monoton sind, z.B. Bild 2.11). Ü 2.6 Zeigen Sie, daß die in Bild 2.11 dargestellte Funktion zwar injektiv (eineindeutig), aber nicht streng monoton ist! Hinweis: Beispiel 2.8 d, dort Bild 2.10 d. Brückenkurs – Mathematik Funktionen – eine Einführung Als letzte Eigenschaft sehen wir uns noch die Krümmung einer Funktion an. Dafür benötigen wir die folgende Betrachtung (s. Bild 2.12): Verbindet man zwei Punkte des Graphen einer Funktion derart durch eine Strecke, daß kein weiterer Punkt des Graphen berührt wird, so wird diese Strecke eine Sehne des Graphen genannt (vgl. Bild 2.12). y y Sehne Sehne y2 y2 y y1 x1 x2 x a) Konvexe Krümmung Sehne Sehne x1 x2 x b) Konkave Krümmung Bild 2.12 Gekrümmte Kurven Mit Hilfe des Begriffs Sehne können wir nun anschaulich die Krümmung einer Kurve als eine weitere Eigenschaft von Funktionen definieren: D 2.5 Sei f : y = f(x) ; x ∈ Df , eine glatte Funktion (eine Funktion ohne Unterbrechungen und ohne Ecken). Ferner seien die Stellen x1, x2 ∈ Df beliebig gewählt und nur der Bedingung x2 > x1 unterworfen. Dann heißt f D a) konvex gekrümmt, wenn jeder innere Punkt jeder Sehne zwischen den gewählten Punktepaaren P1(x1; y1) und P2(x2; y2) oberhalb des Graphen der Funktion liegt (vgl. Bild 2.12a), b) konkav gekrümmt, wenn jeder innere Punkt jeder Sehne zwischen den gewählten Punktepaaren P1(x1; y1) und P2(x2; y2) unterhalb des Graphen der Funktion liegt (vgl. Bild 2.12b). Ü 2.7 (höherer Schwierigkeitsgrad) Geben Sie die in Definition 2.5a bzw. 2.5b verbal formulierten Bedingungen in Form von Ungleichungen für die Funktionswerte f(x) an! Ü Bemerkung 2.7: Man kann, wie nebenher bemerkt sei, für die Stärke der Krümmung in fast allen Punkten der Kurve einen Wert angeben, der allgemein mit κ (griech. Buchstabe, gesprochen: kappa) angegeben wird (vgl. Studienbrief 2-040-0007 [6]). Hier sei zunächst nur mitgeteilt, daß folgende Grobeinteilung gilt: 47 Funktionen – eine Einführung Brückenkurs – Mathematik Konvexe Krümmung ⇔ κ > 0 (Kurve nach oben geöffnet), (2.23 a) Konkave Krümmung ⇔ κ < 0 (Kurve nach unten geöffnet), (2.23 b) Krümmungsfreie Kurve ⇔ κ = 0 (Kurve ist eine Gerade). (2.23 c) Später, wenn Sie die Differentiation beherrschen (vgl. [6]), können wir die Krümmung der Kurve einer Funktion wesentlich kürzer und effektiver mit Hilfe der zweiten Ableitung beschreiben. B B 2.10 a) Die Funktionen aus Bild 2.1c und Beispiel 2.4 (Bild 2.5 a) besitzen beispielsweise eine konvexe (und damit nach (2.23 a) positive) Krümmung. b) Die Funktionen aus Bild 2.1 e und f, aus Beispiel 2.3 (Bild 2.2) oder die im folgenden Bild 2.13 dargestellte Funktion f : y = –x2 + 1 besitzen eine konkave (und damit nach (2.23 b) negative) Krümmung. y 1,5 1 y = –x2 + 1 0,5 –1,5 –1 0 –0,5 –0,5 0,5 1 1,5 x –1 –1,5 Bild 2.13 Konkav gekrümmte Kurve (κ < 0) c) Im Falle der Funktionen von Bild 2.1 d, des Beispiels 2.4 (Bild 2.5 b) sowie des Beispiels 2.5 (Bild 2.6 b) unterscheiden sich die Krümmungen in benachbarten Intervallen dem Vorzeichen nach: Es existieren Intervalle mit κ > 0 und solche mit κ < 0. d) Krümmungsfreie Funktionen, d. h. κ = 0, sind selbstverständlich Geraden: y = f(x) = mx + b (mit m < ∞ und b < ∞). Ü D Ü 2.8 Bestimmen Sie die Vorzeichen der Krümmungen für die Funktionen aus den Aufgaben 1.2 a und 1.2 b sowie 1.6 a, 1.6 b und 1.6 e! D 2.6 Eine Funktion f : y = f(x) ; x ∈ Df , heißt beschränkt, falls zwei endliche Konstanten K < ∞ und C > – ∞ existieren, so daß für alle x ∈ Df gilt: C ≤ f(x) ≤ K. (2.24) Dabei wird K als eine obere und C als eine untere Schranke für die Funktion f bezeichnet. Vgl. folgendes Bild 2.14! 48 Brückenkurs – Mathematik Funktionen – eine Einführung B 2.11 In Bild 2.14 kommen wir noch einmal auf die Funktion aus Beispiel 2.4 (Bild 2.5a) zurück. Der Wertebereich erstreckt sich von 0 bis 4. Die yWerte der Funktion wachsen also nicht über die Konstante K = 5 oder auch K = 4 hinaus. Diese beiden Konstanten (und alle anderen Konstanten K mit K ≥ 4) stellen also obere Schranken für die Parabel in Bild 2.14 dar. In ähnlicher Weise sind die Konstanten C = –2 oder C = –1 oder C = 0 (oder jede andere Konstante C mit C ≤ 0) nach Bild 2.14 als untere Schranken der gegebenen Parabel erkennbar. 6 y B K=5 4 K=4 2 –2 –1 0 –2 1 C = –1 2 3 x C = –2 Bild 2.14 Schranken K und C 2.4 Umkehrfunktionen Wer von den Lesern schon über Grundkenntnisse zu den Umkehrfunktionen verfügt, kann die folgenden vorbereitenden Erläuterungen übergehen und sogleich mit der Tabelle 2.3 am Schluß des Abschnittes 2.4.1 beginnen sowie Abschnitt 2.4.2 anschließen, der dann etwa dem Niveau einer 9. Klasse der Realschule entspricht (vgl. etwa [20], dort S. 16). 2.4.1 Vorbereitende Erläuterungen Die wichtigsten Funktionen sind (im wesentlichen) durch explizit nach y aufgelöste Funktionsgleichungen gegeben. Hierzu folgen vier Beispiele. Sie betrachten von diesen vier Funktionsbeispielen zunächst nur die vier Gleichungen im Fettdruck (alle übrigen Angaben werden später diskutiert): B. 2.12 y = a ⋅ x (Geradengleichung, a ≠ 0) (2.25 a) y = ex (Exponentialfunktion: Bild 2.1 c, mit y > 0) (2.25 b) y = x2 (Normalparabel, Bild 2.1a, aber: x > 0 und y > 0) (2.25 c) y = sin x (Sinusfunktion, Bild 2.1 d, aber: x ∈ (−π/2 ; π/2) und (2.25 d) y ∈ (−1 ; 1) 49