Salmonella Typhimurium 12-2007
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Salmonella Typhimurium 12-2007
Salmonella Typhimurium Kultur von Salmonellen auf Endo-Agar; die Pfeile weisen auf die farblosen Kolonien der Salmonellen im Vergleich zu den roten Escherichia-coliKolonien. Allgemeine Angaben Name (Synonym): Salmonella enterica (choleraesuis) subsp. enterica (choleraesuis); nach D. E. Salmon (amerikan. Bakteriologe); griech. enteron: Eingeweide, Darm; griech. cholera: gelbe Galle, Gallenbrechruhr; lat. sus, suis: Schwein, des Schweins; griech. typhos: Dunst, Nebel, Schwindel; lat. mus, murium: Maus, der Mäuse; Ordnung Enterobacteriales, Familie Enterobacteriaceae Erstbeschreibung: (Bacillus typhimurium Loeffler 1892) Castellani & Chalmers 1919 Pathovarietäten: Patho/Serovar Typhimurium Typstamm: ATCC 13311, NCTC 74, CIP 58.58, JCM 1652, DSM 5569 RG 2 (EU, BioStoffV, GenTSV) Risikogruppe: Konsiliar-/Referenzlabor: Nationales Referenzzentrum für Salmonellen und andere bakterielle Enteritis-Erreger am Robert Koch-Institut, Bereich Wernigerode, Burgstr. 37, 38855 Wernigerode Molekularbiologie, Morphologie und Physiologie Genom: ca. 90 kbp großes Virulenzplasmid (spv-locus), Chromosom mit Pathogenitätsinseln (SPI) Zelluläre und kulturelle Morphologie: Gram-negative, nicht sporenbildende, bewegliche (peritrich begeißelt) Stäbchenbakterien mit 0,5 – 1,5 µm Dicke, 2 – 4 µm Länge Physiologie: heterotroph, mesophil, fakultativ anaerob, fermentativer Stoffwechsel Charakteristische diagnostische Merkmale: schnell wachsend auf einfachen Nährmedien; Unterscheidung der Patho/Serovarietäten mittels Bestimmung der Antigen-Eigenschaften (O-Antigene = Oberflächenantigene; H-Antigene = Geißel-Antigene; K-Antigene = Kapselantigene) nach dem Kauffmann-WhiteSchema; Salmonella Typhimurium besitzt kein Kapsel (K)-Antigen; Antigenformel O 1,4,[5],12, H i:1,2. Natürlicher Standort Parasitär (intrazellulär) oder als Besiedler des Darmes verschiedener Wirbeltiere; längeres Überleben in der Umwelt Wirtsbereich: Wirbeltiere: Säugetiere (Maus, Rind, Schwein); Vögel (Hühner, Tauben, Enten, Gänse); Mensch Pathogenität Pathogen für: Mensch und verschiedene Wirbeltiere (Vögel und Säugetiere) Pathogenitätsfaktoren/Pathogenese: primäre Adhäsion an Darmepithelzellen durch Adhäsine (TypI-Fimbrien = FAntigene) und Adhärenz an M-Zellen der PEYER-Plaques des terminalen Ileums durch long-polarfimbriae; Invasivität und intrazelluläres Überleben in den Darmzellen durch Zusammenspiel verschiedener Faktoren der sog. Salmonella-Pathogenitätsinseln (SPI); zusätzliche Produktion von Endotoxinen (= Lipopolysaccharide) und Cholera-ähnlichem Enterotoxin; außerdem sog. spv-Proteine (kodiert auf spv-locus des ca. 90 kbp großen Vi-Virulenzplasmids) für Komplement bzw. Serumresistenz und systemischen Besiedlung des Wirts und Persistenz im Wirt Ausprägung der Pathogenität: obligat pathogen; prädisponierende Faktoren sind abwehrschwächende Grunderkrankungen wie z. B. Leukämien, AIDS oder Herzerkrankungen Infektionsdosis: bei immunkompetenten Personen hoch (105 – 106 Zellen bei oraler Aufnahme), bei Immungeschwächten, älteren Personen oder Säuglingen/Kleinkindern weitaus geringer Krankheit Bezeichnung: Salmonellose, Salmonellen-Enteritis od. infektiöse Gastroenteritis („Enteritis infectiosa“); bei Tieren häufig schwere seuchenhafte bis chronisch-subklinisch verlaufende Darminfektion (Rinderbzw. Hühner-Salmonellose) Inkubationszeit: kurz (5 – 72 Stunden) Symptome: akutes, unspezifisches gastroenteritisches Krankheitsbild mit Übelkeit, Brechreiz, Bauchkrämpfen, Durchfall (breiig-wässrig), oft Fieber (38 – 39 °C), Kopfschmerzen, Myalgien, manchmal Pseudoappendizitis-Symptome Schwere, Verlauf und Prognose: akute, meist spontan ausheilende (selbstlimitierende) Durchfallerkrankung (Fieber 2 – 3 Tage, Durchfall 3 – 7 Tage); Ausscheidungsdauer: 4 – 5 Wochen, nach 10 Wochen sind die Erreger bei ca. 90% der Patienten im Stuhl nicht mehr nachweisbar; i.d.R. keine Dauerausscheider; selten Bakteriämien (< 5% der immunkompetenten Patienten) Komplikationen/Folgekrankheiten: bei Risikopatienten (Immungeschwächte, ältere Personen und Neugeborene oder Kleinkinder) kann es 10 – 20 Tagen nach Infektion zur Generalisation bzw. systemischen Infektionen 1 Stand: 12/2007 kommen: Sepsis oder Meningitis, Bakteriämien, chron. Osteomyelitis, septische Arthritis (untere Extremitäten), Endokarditis; reaktive Arthritis (bei ca. 2% der Patienten) – endoskopisch: diffus entzündliche Colon-Mukosa; – histopathologisch: Kryptenabszesse, MikroabsPathologie: zesse i.d. Mukosa-assoziierten Lymphfollikeln – mikrobiologisch: Erregernachweis aus Stuhl-, bzw. Lebensmittelproben; Anzucht auf Selektiv- und Diagnose: Differentialkulturmedien (MacConkey; XLD-Agar, Tetrathionat-u.Selenit-haltige Nährböden) mit anschließender Serovarbestimmung; – serologisch: zur Abklärung einer reaktiven Arthritis AntikörperNachweis mittels WIDAL-Agglutination oder ELISA; – molekularbiologisch: Gensonden und PCR symptomatische Behandlung zur Behebung der Elektrolyt- und Wasserverluste (FlüssigkeitsTherapie: Substitutionstherapie); bei schwerem klinischen Verlauf und bei Risikopatienten spezifisch antimikrobiell durch Antibiotika (z. B. Ciprofloxacin, Ampicillin, Cotrimoxazol) Prophylaxe (Prävention): kein für den Menschen zugelassener Impfstoff verfügbar; allgemeine Hygienemaßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittel-Kontaminationen mit dem Erreger, Kühllagerung und ausreichende Erhitzung von Speisen; Schaffung und Erhaltung Salmonellen-freier Tierbestände (Impfung von Schlachttieren mit Salmonella-Lebendimpfstoff, siehe Rinder- bzw. Hühner-Salmonellen-Verordnung) Epidemiologie Übertragungswege und Eintrittspforten: oral, meist durch Verzehr von Salmonellen enthaltenden tierischen Lebensmitteln (rohes oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch oder Fleischprodukte sowie rohe Eier und Roheihaltige Speisen), durch Fäkaldüngung verunreinigtes Gemüse oder Salat; seltener Trink- oder Badewasser Erregerreservoire: Primärwirte: Wildtiere (z. B. Maus) und landwirtschaftliche Nutztiere (Rind, Huhn, Schwein), aber auch Wild- und Wasservögel (Tauben, Enten, Gänse) ; Sekundärwirt: Mensch Anthropozoonose: Erreger wird hauptsächlich vom Tier auf den Menschen übertragen (Zooanthroponose) Infektionsentstehung: exogen Inzidenz/Prävalenz: 50-60.000 gemeldete enteritische Salmonellosen pro Jahr in Deutschland; meist kleinere Ausbrüche im Sommer-Frühherbst, ausgehend von Gemeinschaftsverpflegung (Krankenhäuser, Altenheime, Hochzeitsfeiern, Reisegruppen etc.); Verbreitung weltweit Mortalität/Letalität: gering (ca. 0,5%), höher bei Epidemie-Fällen und Risikopatienten Widerstandsfähigkeit – Tenazität Resistenzen (Trockungs-, Chemo-, Thermo-, Strahlenresistenz): hohe Tenazität (> 200 Tage Überleben im Boden; 10 Monate im Staub; 5 Monate in Fäzes, > 4 Jahre im Trockeneipulver) Antibiotikaresistenz: z. B. bei dem multiresistenten Epidemiestamm Salmonella Typhimurium Lysotyp DT 104 (Resistenz gegen Tetracyclin, Chloramphenicol, Sulfonamid, Betalactamantibiotika) Arbeits- und Gesundheitsschutz/Gefährdungsbeurteilung Schutzstufe/Sicherheitsstufe: Schutzstufe 2 nach BioStoffV bzw. Sicherheitsstufe 2 nach GenTSV Gefährdende Tätigkeiten/Expositionssituationen: Arbeiten mit durchseuchten Tierbeständen (Geflügel-Farm, landwirtschaftliche Betriebe); Schlachterei; Tätigkeiten in abwassertechnischen Anlagen und in Gesundheitsdienst/Wohlfahrtspflege Spezielle tätigkeitsbezogene Sicherheitsmaßnahmen: allgemeine Hygienemaßnahmen, evtl. Händedesinfektion: aufgetautes Geflügel oder Fleisch direkt weiterverarbeiten, gekochte Speisen sofort kühlen, fertige Speisen strikt von rohen Produkten trennen; Reinigung und evtl. Desinfektion von Legebatterien bzw. Tierställen; Nagerbekämpfung; Händedesinfektion nach Kontakt mit potenziell infizierten Tieren oder Abwasser Berufsbedingte Erkrankungen/gefährdete Personen und Berufsgruppen: Landwirte (z. B. Geflügelfarm, Rinderzucht), Fleischer, Beschäftigte in abwassertechnischen Anlagen, in Gesundheitsdienst/Wohlfahrtspflege Arbeitsmedizinische Vorsorge: siehe § 15 und § 15a BioStoffV, TRBA 220, TRBA 230, TRBA 250 Andere gesetzliche Regelungen: Meldepflicht nach §6 und §7 IfSG; Meldepflicht bei Rinder- oder Hühner-Salmonellose (nach TSeuchG), bzw. Impfpflicht nach Rinder- bzw. Hühner-Verordnung) Literatur Adam, D., Doerr, H.W., Link, H., Lode, H. (Hrsg.): Die Infektiologie, Springer, Berlin-Heidelberg 2004 th Collier, L., Balows, A., Sussman, E. (Eds.): Topley & Wilson´s Microbiology and Microbial Infections, Vol. 3, 9 Ed., Arnold, London-Sydney-Auckland 1998 Hahn, H., Falke, D., Kaufmann, S.H.E., Ullmann, U. (Hrsg.): Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, 4. Aufl., Springer, Berlin-Heidelberg 2001 Köhler, W., Eggers, H.J., Fleischer, B., Marre, R., Pfister, H., Pulverer, G. (Hrsg.): Medizinische Mikrobiologie, 8. Aufl., Urban & Fischer, München-Berlin 2001 Le Minor, L. & Popoff, M.Y., Kauffmann-White-Schema, Antigen-Formeln der Salmonella-Serovare, 5.Revision, WHO Referenz-und Forschungszentrum für Salmonella, Institut Pasteur, Paris, 1988 nd Yu, V.L., Weber, R., Raoult, D. (Eds): Antimicrobial Therapy and Vaccines, Vol. I: Microbes, 2 Ed., Apple Trees Prod., LLC, New York 2002 2 Stand: 12/2007