Venenkrankheiten - The Stemmer Library

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Venenkrankheiten - The Stemmer Library
Venenkrankheiten
Diagnose und Behandlung
1. Edition 1981
Prof. H. Fischer, Tübingen
Dr. H.G. Füllemann, Basel
Prof. UV. Brunner, Zürich
Prof. H. Partsch, Wien
Dr. R. Stemmer, Strassburg
Prof. L.K. Widmer, Basel
2. Edition 1994
Zusätzliche Autoren:
Dr. R. Fischer, Chirurgie, St. Gallen
Prof. K. Jäger, Basel
Dr. A. Oesch, Bern
Prof. J. Weber, Hamburg
3. Edition 2001
überarbeitet von:
Prof. H. Partsch, Wien
Prof. K. Jäger, Basel
Zusätzliche Autoren:
Dr. A. Frullini, Florenz
Dr. R. Weiss, Baltimore
Dr. M. Schadeck, Paris
4. Edition 2009
Zusätzliche Autoren:
Prof. E. Rabe, Bonn
Dr. W. Blättler, Bern
Dr. T. Willenberg, Bern
5. Edition 2012
2
Inhalt
3
Vorwort
4
Epidemiologie
5
Klassifikation
5
Diagnostik
6
Symptome
6
Klinische Befunde bei chronischen Venenkrankheiten
Oberflächliche Venen – Varizen
Stammvarikosis
Retikuläre Varikosis
Besenreiservarizen
Phlebödem
Gelenkveränderungen
Hautveränderungen
7
7
7
7
7
8
8
9
Klinische Befunde bei akuten Venenerkrankungen
Varizenblutung
Phlebitis
Tiefe Venenthrombose (TVT)
10
10
10
11
Apparative Untersuchungen
CW-Doppler
12
12
Duplexsonographie
Prinzip
Wann sollte die Duplexsonographie zur weiteren Klärung eingesetzt werden?
13
13
13
Erfassen der venösen Pumpfunktion
Prinzip
Methode
Pumpe
14
14
14
14
Alternative bildgebende Verfahren
15
Behandlung von Venenkrankheiten
Kompressionstherapie
Spezifische Behandlung von Venenerkrankungen
16
16
17
Vorwort
Akute und chronische Venenkrankheiten gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern in der Bevölkerung. Wegen des interdisziplinären Charakters der venösen
Krankheitsbilder werden Venenpatienten in zahlreichen Fachdisziplinen behandelt.
Hierzu zählen in erster Linie die Phlebologie, Angiologie, Dermatologie, Chirurgie,
innere Medizin und Allgemeinmedizin. Die vorliegende Broschüre wendet sich
vor allem an die letztere Fachdisziplin und soll kurz und praktisch den aktuellen Stand
in der Phlebologie für alle Interessierten aufzeigen. Seit der 1. Auflage dieser
Broschüre im Jahr 1981 hat es zahlreiche Veränderungen in der Phlebologie
gegeben. Dies betrifft besonders die Therapie der Varikose. Hier konnte durch die
Einführung der Schaumsklerosierung die Effektivität der Verödungsbehandlung
deutlich gesteigert werden. Auch die endovenösen Verfahren wie die endovenöse
Lasertherapie haben einen zunehmenden Stellenwert in der Behandlung der
Stammvarikose erhalten. In der Therapie der tiefen Beinvenenthrombose hat sich
die ambulante Behandlung mit niedermolekularem Heparin durchsetzen können.
Besonders aber in der Kompressionstherapie haben medizinisch innovative
Ansätze dazu geführt, dass in vielen Indikationen die Patienten mit medizinischen
Kompressionsstrümpfen versorgt werden können, die durch weniger «Druck am
Bein» die Patientencompliance und den Tragekomfort deutlich erhöhen – und das bei
durch Studien bewiesener hoher medizinischer Effektivität.
Dr. Helmut Schepers, MSc
Head of Corporate Medical Relations
SIGVARIS Management AG
4
Epidemiologie
Klassifikation
Venenerkrankungen sind häufig: Jeder
dritte Besucher einer Apotheke in Frankreich sucht Hilfe wegen beinbezogener
Beschwerden. Die Bonner Venenstudie
zeigt, dass rund die Hälfte der Bewohner
Bonns in den vier Wochen vor der Befragung irgendwelche Beinbeschwerden
verspürten und 15 % gaben an, aktuell
oder früher medizinische Kompressionsstrümpfe getragen zu haben.
Um eine Systematik zu erhalten, die eine differenzierte Klassifikation der Venenerkrankungen ermöglicht, wurde 1996 die so genannte CEAP-Klassifikation eingeführt. Sie hat sich seither in der einschlägigen Literatur etabliert und ist inzwischen
weit verbreitet. Insbesondere findet sie im Rahmen wissenschaftlicher Publikationen
Anwendung. Jeder Buchstabe der CEAP-Klassifikation steht für eine Komponente der
Venenerkrankung:
Die schwerste akute Erkrankung der
Venen, die tiefe Beinvenenthrombose,
betrifft jährlich 1–2 % der Bevölkerung.
Die schwerwiegendste Erscheinung der
chronischen Venenerkrankung, das Ulcus
cruris, weist ein Lebenszeitrisiko von
1–2 % auf. Die Inzidenz dieser schwersten Form der Veneninsuffizienz hat in
den letzten Jahrzehnten dank Früherkennung und beweisbasierter Behandlung
deutlich abgenommen.
Das Spektrum der Risikofaktoren für
Venenerkrankungen hat sich mit den
demographischen Veränderungen und
verbesserten diagnostischen Möglichkeiten erweitert. Wichtig zu wissen: Es
gibt einen Zusammenhang zwischen
einer einmal erlittenen Venenthrombose
und einer vernachlässigten Varikose mit
einer überproportionalen Zunahme von
Venenproblemen im Alter.
C (clinical condition)
=
E (etiology)
=
A (anatomic location)
=
P (pathophysiology)
=
Clinic C0–C6 Definition
C0
C1
C2
C3
C4
C5
C6
5
Klinik: klinische Zeichen (Punktwert von 0 – 6),
a = asymptomatisch, s = symptomatisch
Ätiologie: ätiologische Einteilung in kongenital, primär
und sekundär
Anatomie: betroffene Venensegmente, oberflächliche
Venen, tiefe Venen, Perforansvenen
Pathophysiologie: pathophysiologische
Funktionsstörung, Reflux, Obstruktion, Reflux und
Obstruktion
Kommentare
Keine Erscheinung
Besenreiser und
retikuläre Varizen
Besenreiser:
Intradermale Venulen < 1 mm
Retikuläre Varizen,
subdermal < 3 mm
Varizen
subcutan > 3 mm
Ödem
Flüssigkeitsretention
Hautveränderungen
C4a: Pigmentierung, Purpura,
Ekzem
C4b: Hypodermitis,
Lipodermatosklerose
Atrophie blanche
Abgeheiltes Ulkus
Offenes Ulkus
Klinische Befunde
bei chronischen
Venenkrankheiten
Diagnostik
Beinbeschwerden können auch ohne Vorhandensein objektiver Zeichen einer Venenerkrankung Ausdruck dieses Leidens sein. Venenbedingte Beinbeschwerden treten
typischerweise mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Beinschwellung auf.
Entsprechend betreffen typische Symptome diffuse, beidseitige Gefühle von Schwellung, Beengung, Unruhe usw. Diese Beschwerden sind am Morgen kaum vorhanden,
am Abend jedoch ausgeprägt, besonders nach langem berufsbedingtem Stehen oder
Sitzen und bei grosser Wärme. Sie werden durch Hochlagern der Beine, Umhergehen
und das Tragen von Kompressionsstrümpfen verhindert respektive beseitigt.
Nicht selten haben Beinbeschwerden einen emotionalen Hintergrund, wobei charakterbezogene und entwicklungsbedingte psychische Syndrome gefunden werden.
Die Beschwerden bei einer akuten Thrombose sind im Sinne eines Kompartmentsyndroms zu interpretieren. Die Schmerzen sind in der Wade lokalisiert und beim
Auftreten und Gehen besonders heftig.
Oberflächliche Venen – Varizen
Varizen sind die häufigste Manifestation
einer oberflächlichen Venenerkrankung.
Es ist sehr wichtig, eine gute Kenntnis der
venösen Anatomie zu besitzen, um das
klinische Erscheinungsbild einer Varikosis
verstehen und beschreiben zu können.
Morphologisch unterscheidet man
folgende Typen der Varikosis:
Bei einer klinisch ausgeprägten chronischen Veneninsuffizienz kommen weitere
Beschwerden hinzu, zum Beispiel lokalisierte Schmerzen bei Entzündungen, Juckreiz
bei einem Stauungsekzem, anstrengungsabhängige Muskelschmerzen bei einer
venösen Abflussbehinderung.
Stammvarikosis
Vena saphena magna, Vena saphena
parva
• Komplette Stammvarikosis: Der venöse
Reflux beginnt an der ersten Klappe,
welche vor der Mündung der Stammvene in das tiefe System liegt (Krosse).
• Inkomplette Stammvarikosis: Insuffizienz der Stammvene bei suffizienter
Krosse und venösem, refluxierendem
Zufluss von einem anderen Gefäss.
• Astvarize: Zufluss über einen insuffizienten Seitenasttyp.
• Zufluss über insuffiziente Perforansvene.
Symptome
Retikuläre Varikosis
Geschlängelte subkutane Vene, nicht
zum Hauptstamm, nicht zu den Ästen
gehörend, < 3 mm Durchmesser
Die allgemeine Lebensqualität ist bei phlebopathischen Erkrankungen reduziert.
Die psychische und soziale Beeinträchtigung ist schon bei venösen Beinbeschwerden
ohne wesentliche Veränderungen an Venen und Haut beträchtlich. Beim Ulcus cruris
sind alle Dimensionen stark betroffen. Die Kompressionstherapie beseitigt Schmerzen
sehr schnell, alle anderen Dimensionen zeigen eine Besserung erst, wenn das Ulcus
geheilt ist.
Besenreiservarizen
Intradermale Venenektasien
Astvarikosis
Insuffizienz der Vena saphena magna
mit daraus vermittelter Astvarikose am
medialen Oberschenkel.
6
Anatomie der wichtigsten oberflächlichen Venen und Perforansvenen, welche bei der Varikosis häufig betroffen sind
Krosse der Vena saphena
magna
Vena saphena
accessoria
lateralis
Perforanten des Femoralkanals
(Dodd)
Vena saphena accessoria
medialis
Kraniale Extension
der Vena saphena parva
Vena Giacomini
Vena saphena
magna
Hintere
Bogenvene
Krosse der Vena
saphena parva
Hintere Vena tibialis
Perforanten (Cockett)
Vena saphena parva
Stammvarikosis
Vena saphena magna sowie daraus vermittelte
Astvarizen am medialen Unterschenkel.
7
Retikuläre Varikosis
Besenreiservarizen
Intradermale Venenektasie.
Phlebödem
Eine gewisse abendliche Schwellung der
Beine ist nicht ungewöhnlich. Die Volumenzunahme eines Unterschenkels kann
nach einem langen Arbeitstag bis 100 ml,
nach einem Langstreckenflug ohne
Bewegung bis 200 ml betragen. Als
pathologisch sind Ödeme zu bezeichnen,
welche nicht innerhalb von wenigen
Stunden spontan oder nach einem
Spaziergang verschwunden sind. Beidseitige und auch bei starker Ausprägung
wenig symptomatische Ödeme sind
zumeist systemisch bedingt (kardial,
renal, hepatisch). Phlebödeme treten
praktisch immer mit Beschwerden und/
oder klinischen Zeichen wie dilatierten
oberflächlichen Venen, Varizen und
Hautveränderungen auf. Das chronische
Phlebödem ist nur partiell reversibel und
zeigt bald eine vor allem palpatorisch zu
erfassende Verhärtung, wobei alle Strukturen des Integuments betroffen sind,
was mit dem Begriff der Lipo-Dermato(Faszio-)Sklerose (LDS) charakterisiert
wird. Die LDS kann in eine Atrophie
übergehen. Der Unterschenkel zeigt
dann das Bild einer umgekehrten Champagnerflasche. In manchen Fällen kommt
es zur Ausbildung eines (sekundären)
Lymphödems mit akraler Verdickung der
Hautfalte, Hyperkeratose und Papillomatose.
Hautveränderungen
Hautveränderungen werden primär als Schädigung durch die chronische venöse
Hypertonie, das heisst durch die fehlende Druckabnahme in den Venen beim Gehen,
verstanden. Diese sind im Bereich von primären Varizen, insbesondere von insuffizienten Verbindungen zum tiefen System und am distalen Unterschenkel und Fuss,
lokalisiert. Das klinische Bild wird aber bald durch sekundäre Veränderungen dominiert: allergische und erregerbedingte Entzündungen bei chronischem Ödem und
Verlust der Barrierefunktion der Haut, mikrovaskuläre Thrombosen, lokale Ischämie
und Reperfusion, toxische Schädigung durch Eisenüberladung usw. Die Pathophysiologie ist am klinischen Bild zu erkennen: Dermo-Epidermitis, Hypodermitis, Hyperpigmentation, Ulceration. Teilweise als Folge reparativer Vorgänge kann die Reorganisation der Hautgefässe verstanden werden: Besenreiser an den Oberschenkeln,
Kölbchenvarizen retromalleolär und paraplantar, Kapillarverlust in atrophischen
Bezirken mit Riesenkapillaren. Die Atrophie blanche ist Folge einer Capillaritis alba,
letztlich einer mikrovaskulär thrombotisch oder entzündlich bedingten, akut stark
schmerzhaften, umschriebenen Ischämie. Das Ulcus cruris entsteht spontan oder
durch kleine, oft unbemerkte Traumen. Manche Ulcera lassen sich durch eine Kompressionstherapie zur Abheilung bringen, andere manifestieren eine eigene Biologie
und bestehen jahrelang. Genetische Prädispositionen scheinen eine Rolle zu spielen.
Das venöse Ödem gehört zu den häufigsten
klinischen Befunden, wobei hier die Pathologie
sowohl vom tiefen als auch vom oberflächlichen System ausgehen kann.
8
Gelenkveränderungen
Gelenkveränderungen als Folge einer Veneninsuffizienz sind obligat. Von besonderer
Bedeutung ist die zuerst schmerzbedingt funktionelle, dann durch Kapselschrumpfung fixierte Einschränkung der Sprunggelenkbeweglichkeit. Sie führt klinisch zum
«phlebologischen Spitzfuss» mit der entsprechenden Gehbehinderung. Patientinnen
kompensieren die Einschränkung typischerweise mit Schuhen mit hohen Absätzen.
Die Läsion führt zu einem Circulus vitiosus, indem die Pumpfunktion der Wadenmuskulatur stark beeinträchtigt wird.
Fortgeschrittene chronisch venöse Insuffizienz
beidseits mit ausgeprägter Muskelatrophie und
Spitzfussstellung beidseits.
9
Klinische Befunde der akuten Venenerkrankungen
Varizenblutung
Die Varizenruptur stellt die beeindruckende, wenn auch harmlose Komplikation
einer besonderen Form der Varikose dar:
Intrakutan gelegene venöse Aneurysmen
mit einer dünnen Wand können durch
kleine Traumen, zum Beispiel beim
Frottieren der Haut nach einem längeren
Bad, schmerzlos rupturieren. Wegen des
hohen Drucks, der fehlenden Muskulatur
in der Gefässwand und der kleinen
Öffnung ist die Blutung oft spritzend.
Hochlagerung und ein komprimierender
Verband lösen das akute Problem. Die
Sanierung solcher Perlenvarizen erfolgt
am besten durch Sklerotherapie mit
exzentrischer Kompression.
Phlebitis
Unter dem Begriff Venenentzündung (Phlebitis) werden nosologisch und klinisch
unterschiedliche Krankheitsbilder verstanden, welche leicht zu differenzieren sind:
Bei der Varikothrombose findet man obligat einen roten Thrombus in einer Varize mit
wenig Entzündung in der Venenwand, aber viel darum herum. Die Entzündung einer
nicht varikösen oberflächlichen Vene betrifft die ganze Gefässwand, viel weniger die
Umgebung, und der Thrombus im Lumen ist klein oder fehlend. Die Varikothrombose
neigt zum apositionellen Wachstum, ja zum Einwachsen ins tiefe Venensystem, die
Phlebitis einer nicht varikösen Vene zur Migration mit gelegentlichem Überspringen
auf andere Venenabschnitte (Phlebitis migrans ut saltans). Bei beiden Formen der
Venenentzündung werden nicht selten autochthon entstandene tiefe Venenthrombosen und oligosymptomatische Lungenembolien gefunden. Sonographische Verlaufskontrollen sind deswegen in beiden Fällen angebracht. Bei der Varikothrombose
führen die Entfernung der Thromben durch Stichinzision(en) oder eine Varizenoperation à chaud typischerweise zu einer schnellen Besserung.
Varizenblutung aus einer Perlenvarize
im Bereich des Malledus latendis.
10
Tiefe Venenthrombose (TVT)
Die Befunde bei der akuten Beinvenenthrombose hängen von der Situation des
Patienten und der Ausdehnung der Thrombose ab. Bei bettlägrigen Patienten sind die
Befunde so diskret, dass die Diagnose oft spät gestellt wird.
Zyanose, dilatierte oberflächliche Venen und Überwärmung sind typische Alarmzeichen. Ambulante Patienten weisen sehr schnell Befunde eines Kompartmentsyndroms
auf: Verhärtung der betroffenen Loge (Fusssohle, Wade), Druckschmerzhaftigkeit der
Muskulatur, vermindertes Ballottement, Schmerz beim Auftreten und Gehen und bei
aktiver oder passiver Dorsalextension des Fusses. Ein wesentliches Ödem, das heisst
eine Differenz des Wadenumfangs zur Gegenseite von >3 cm ist bei einer aszendierenden Thrombose erst dann zu erwarten, wenn die Thrombose die Leistenvene
erreicht hat. Umgekehrt führt eine deszendierende Thrombose typischerweise schnell
zu einer starken Schwellung und nicht primär zu einem Kompartmentsyndrom der
Wade.
Ultraschallbild einer thrombosierten
Vene im Längsschnitt.
Duplexbild einer thrombosierten
Vene im Durchschnitt, begleitend
und unauffällig die Arteria femoralis
in roter Farbe.
11
Apparative Untersuchungen
CW (Continuous Wave) Doppler
Diese Untersuchung eignet sich für eine
kursorische Einschätzung der Venenklappenfunktion. Folgende Fragen lassen
sich beantworten:
1. Sind die tiefen Venen durchgängig?
(Untersuchung im Liegen)
Normale Strömung, atemabhängig.
Pathologische Strömung, nicht atemabhängig
(z. B. bei Venenthrombose).
Normal: Valsalva-Versuch: Dopplersignal verstummt beim Pressen – kein Reflux.
Pathologisch: Valsalva-Versuch: Dopplersignal
persistiert beim Pressen – Reflux.
2. Sind die Klappen der tiefen oder
oberflächlichen Venen suffizient?
(Untersuchung im Stehen oder Sitzen)
12
Duplexsonographie
Krosse (Saphena-magna-Mündung)
Prinzip
Die Duplexsonographie vereint den
B-Mode, den Duplex (Farbe) und den
Doppler und erlaubt somit eine umfangreiche und in den meisten Fällen komplette Untersuchung des tiefen und
oberflächlichen Venensystems.
B-Bild:
Abbildung von Gefässen und umgebenden Strukturen.
Duplex und Doppler:
Quantifizierung des Flusses, im Farbduplex hämodynamische Information dem
morphologischen Bild direkt überlagert.
Vorteile der Duplexsonographie:
Hoher Informationsgehalt, nicht invasiv.
Nachteile der Duplexsonographie:
Untersucherabhängigkeit, kein Übersichtsbild.
Wann duplexsonographisch weiter
abklären?
Jede symptomatische Venenerkrankung,
die eine aktive Therapie erfordert, sollte
duplexsonographisch abgeklärt werden.
Dies ermöglicht in den meisten Fällen,
die Ursachen, das Ausmass sowie die
Morphologie der Venenpathologie zu
erfassen und ein konkretes Therapiekonzept zu entwickeln.
Orthograder Fluss (blau).
Reflux bei Mündungsklappeninsuffizienz unter
Valsalva-Pressversuch (rot).
Distaler Oberschenkel (Saphena magna, Längsschnitt)
Normaler, orthograder Fluss (blau).
Reflux unter Valsalva-Pressversuch (rot).
Erfassen der venösen Pumpfunktion
Prinzip
Registrierung von Volumen- und Druckänderungen an der distalen unteren
Extremität unter Bewegung (Zehenstände,
Kniebeugen, Gehen).
Methode
Lichtreflexionsrheographie, Fotoplethysmographie, DehnungsstreifenPlethysmographie, Fussvolumetrie,
Air-Plethysmographie oder Messung des
Venendruckes in einer Fussrückenvene.
Keine Störung der venösen Pumpe.
Venöse (Pump-)Insuffizienz.
Pumpe
Mit jeder Bewegung wird Blut aus dem
Bein abgepumpt und der venöse Druck
vermindert sich. Bei oberflächlicher oder
tiefer Venenklappeninsuffizienz oder
bei Verschluss tiefer Venen ist dieser
Mechanismus gestört. Der Venendruck
bleibt hoch und das Venenblut wird nur
unzureichend abgepumpt. Durch
Kompression der defekten Venen (z. B.
der Stammvarikose) kann die venöse
Pumpfunktion wieder normalisiert
werden. Die Funktionsuntersuchungen
werden dann mit und ohne Tourniquet
durchgeführt um eine Verbesserung der
venösen Funktion zu beurteilen. Damit
kann eine Aussage zum erwarteten
Erfolg einer Therapie gemacht werden.
Sondenapplikation bei einer Lichtreflexionsrheographie.
14
Alternative bildgebende Verfahren
• Phlebographie
• Phlebo-CT, MRI
Diese Verfahren kommen in der heutigen
klinischen Routine des Venenspezialisten
selten zum Einsatz und finden vor allem
im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen Anwendung.
Ergänzend können dann die modernen
bildgebenden Verfahren wie das CT oder
auch das MRI eingesetzt werden.
Eine solche spezielle Fragestellung liegt
zum Beispiel bei Beckenvenenobstruktionen, bei komplexen venösen oder
gemischt arteriovenösen Malformationen
vor.
Die Phlebographie wurde durch die
Einführung der Duplexsonographie
verdrängt. Sie bleibt jedoch bei speziellen
Fragestellungen ein wichtiges diagnostisches Instrument, welches als Goldstandard eine komplette und genaue
anatomische Übersicht des tiefen
und oberflächlichen Beinvenensystems
bieten kann.
Darstellung von insuffizienten Perforansvenen
am medialen Unterschenkel.
15
Darstellung inguinaler Varizen nach
unvollständiger Krossektomie.
Behandlung der Venenerkrankungen
Kompressionstherapie
Das Einbinden der Beine wird seit Jahrtausenden durchgeführt, vielleicht in
rituellem Zusammenhang, und ist als
medizinische Massnahme seit dem
griechischen Altertum belegt. Therapeutisch eingesetzte komprimierende Lederstiefel sind seit dem Mittelalter, textilund gummielastische Strümpfe seit dem
19. Jahrhundert bekannt. Die Indikationen ergaben sich aus der klinischen
Erfahrung der Effektivität und waren die
gleichen wie heute: Ödeme, Varizen und
Läsionen der Haut.
Eine Vielfalt auf dem jeweiligen Stand der
pathophysiologischen Vorstellungen
basierender Wirkmechanismen wurde
angeboten: Einengung der Venen,
verbesserte Klappenfunktion, reduziertes
Blutvolumen in den Venen, verbesserte
Abpumpleistung u. v. m. Klinisch nachvollziehbar sind regelmässig die Abnahme von Ödemen, die Besserung von
entzündlichen Hautveränderungen und
die Heilung von Ulcera. Die erfolgreiche
Behandlung von solchen objektiv erfassbaren pathologischen Zuständen, aber
auch die günstige Beeinflussung von
Beschwerden, beeinträchtigter Lebensqualität, ja sogar der Prognose gewisser
Leiden ist durch klinische Studien belegt.
Die Kompressionstherapie war stets eine
Kunst. Entsprechend wurden viele Methoden des Anlegens von BindenverbänPhlebektomie einer Astvarize.
den entwickelt und enthusiastisch angepriesen, eine Gegenüberstellung von
deren Wirkung in bestimmten Indikationen aber erst in den letzten Jahren
versucht. Medizinische Kompressionsstrümpfe (MKS) werden wegen der
besseren Dosierbarkeit des Andrucks, der
reproduzierbaren Effektivität, der Einfachheit der Anwendung, der anhaltenden Wirkung und der guten Verträglichkeit immer mehr bevorzugt.
Eine ausgefeilte Textiltechnologie erlaubt
die massgetreue Herstellung von MKS
mit definiertem, von unten nach oben
abnehmendem Andruck in allen wünschbaren Konfigurationen. Die weiteste
Verbreitung haben MKS mit einem
Andruck am Knöchel von 20 bis 30 mmHg
gefunden.
In letzter Zeit zeichnet sich eine differenzierende Indikationsstellung ab. Zur
Prävention und Behandlung gelegentlicher Beinbeschwerden und Ödeme sind
MKS mit einem Andruck von 15 bis
20 mmHg optimal. Stützstrümpfe mit
einem Andruck von weniger als
10 mmHg sind ineffektiv und MKS mit
einem hohen Andruck zwar wirksam, in
dieser Indikation unter Umständen aber
unnötig straff und entsprechend wenig
beliebt.
Zur Behandlung des Ulcus cruris eignen
sich MKS ebenfalls. In randomisierten
Studien erwiesen sich MKS gegenüber
Bindenverbänden als vorteilhaft bezüglich Heilungsrate, Geschwindigkeit der
Abheilung, Einfachheit der Anwendung,
Schmerzen und vielen anderen subjektiven Endpunkten. Zur Anwendung von
MKS bei Ulcera cruris müssen gewisse
Voraussetzungen aufseiten des Patienten
gegeben sein. So muss insbesondere eine
gewisse Beweglichkeit des Sprunggelenkes erhalten sein.
Als besonders geeignet zur Behandlung
des Ulcus cruris, aber auch anderer
schwerer Formen der chronisch venösen
Insuffizienz, haben sich Systeme mit zwei
Strümpfen erwiesen. Ein erster, leicht
anzulegender Strumpf fixiert eventuelle
Wundauflagen, übt einen mässigen
Andruck aus und wird nur gerade zum
Verbandwechseln und zum Waschen des
Beines entfernt. Am Morgen wird jeweils
ein strafferer MKS über den Unterstrumpf
gezogen, was sehr leicht gelingt. Abends
wird der Überstrumpf wieder entfernt. In
einer erstmals durchgeführten
Vergleichsstudie hat sich das Strumpfsystem Ulcer X von SIGVARIS als bestgeeignetes Produkt erwiesen, sowohl was
den erwünschten Andruck als auch was
die Leichtigkeit der Anwendung betrifft.
Schaumverödung von Besenreisern.
16
Spezifische Behandlung von Venenerkrankungen
Varikosis
Die Indikation für eine Behandlung der Varikosis stellt sich je nach Ursache und Ausprägung der Erkrankung. Eine nicht symptomatische Varikose, die keine wesentlichen
Hautveränderungen im Sinne einer chronisch venösen Insuffizienz zeigt, erfordert aus
medizinischer Sicht keine spezielle Therapie. Dies ist zum Beispiel bei einer Besenreiservarikosis der Fall. Liegt eine symptomatische Varikosis vor und/oder sind Hautveränderungen im Sinne einer chronisch venösen Insuffizienz präsent, sind therapeutische Massnahmen indiziert. Hier unterscheidet man konservative und invasiv ablative
Verfahren.
Konservativ
• Prophylaxe: Viel Bewegung, Beine hochlagern
• Kompressionstherapie: Tragen eines medizinischen Kompressionsstrumpfes
Invasiv ablativ
• Klassische Varizenchirurgie (Krossektomie, Stripping, Phlebektomie)
• Thermoablative Verfahren (perkutanendovenöse Laser, Radiofrequenz- oder
Heissdampfapplikation)
• Sklerotherapie: Injektion der varikösen Venen mit einem flüssigen oder
aufgeschäumten Verödungsmittel. Indikation von Besenreisern bis zu Stammvarizen
(hier ultraschallgesteuerte Sklerotherapie)
Sklerotherapie unter Ultraschallkontrolle.
17
Akute Thrombose
Die Behandlung einer akuten Beinvenenthrombose beinhaltet in jedem Fall die
Antikoagulation. Sie verhindert die
Progression der Thrombose und das
Auftreten von Lungenembolien und wird
üblicherweise ambulant durchgeführt.
Iliofemorale Thrombosen sollen wenn
möglich einer die Venenfunktion wiederherstellenden Intervention zugeführt
werden. Mit wenigen Ausnahmen
erhalten die Patienten sofort eine Kompressionstherapie und eine motivierende
Anweisung, viel zu gehen. Dies beseitigt
die Symptome rasch und verhindert die
Entwicklung einer chronisch-venösen
Insuffizienz in der Hälfte der Fälle. Wadenstrümpfe mit einem Andruck am
Knöchel von 20 bis 30 mmHg erscheinen
ausreichend. Sie können anfangs auch
nachts getragen werden. Die Kompressionsbehandlung wird für zwei Jahre
geplant. Sie kann abgebrochen werden,
wenn eine phlebologische Nachkontrolle
das Fehlen von Obstruktionen und
Refluxen in den tiefen Venen ergeben
hat. Empfehlenswert ist das Tragen von
Kompressionsstrümpfen zur Rezidivprophylaxe in Risikosituationen.
Ligaten der Vena saphena magna
nach Krossektomie in der Leiste.
Thermoablation einer Stammvarize mittels Laser. Durch Zurückziehen der aktivierten Lasersonde
wird die Vene durch die freigesetzte Wärme zerstört.
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