Technische Textilien und Vliesstoffe: Automobiltextilien 2012

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Technische Textilien und Vliesstoffe: Automobiltextilien 2012
Textilwirtschaft
Technische Textilien und Vliesstoffe:
Automobiltextilien 2012
Michaele Uppenkamp
Industrieverband Veredlung – Garne – Gewebe –
Technische Textilien e.V., Frankfurt/M.
Das Auto wird sich in den kommenden
10 Jahren stärker wandeln als in den letzten
100 Jahren. Ein Schwerpunkt liegt auf der
Elektromobilität, die völlig neue Anforderungen an die Autobauer stellt. Fahrzeuge müssen in dieser Hinsicht deutlich leichter werden. Um diese Herausforderung zu meistern,
bedarf es innovativer Materialien und umfassender Lösungen, wie sie die deutsche Textilindustrie anbietet.
Auf den Bereich der Mobiltextilien entfällt
am Gesamtmarkt der technischen Textilien
ein Anteil von knapp 22 %, womit sie das
größte Teilsegment bilden. Die Einsatzmöglichkeiten von Mobiltextilien sind sehr umfangreich und nehmen stetig zu. Ein Beispiel:
Carbonfasern finden verstärkt Einsatzmöglichkeiten, da sie eine erhebliche Gewichtseinsparung bringen.
Der Konjunkturverlauf der deutschen Textilindustrie war im 1. Halbjahr 2011 erfreulich.
Der Umsatz konnte in diesem Zeitraum um
11,1 % gesteigert werden. Ebenfalls zweistellig und doppelt so hoch fiel das Umsatzplus mit 22 % bei der Herstellung von technischen Textilien aus. Das Plus bei der Herstellung von Vliesstoffen fiel mit 18 % ebenfalls hoch aus. Die Textilindustrie profitierte
vor allem von ihren exportstarken Abnehmerindustrien wie z.B. der Automobilindustrie. Im Laufe der zweiten Jahreshälfte trübte
sich die Lage jedoch aufgrund von Unsicherheiten durch die EU-Schuldenkrise ein. Das
Umsatzplus der deutschen Textilindustrie belief sich für das gesamte Jahr 2011 auf
7,7 %. Am erfolgreichsten verlief die Entwicklung bei den technischen Textilien mit
einem Plus von insgesamt 19 %. Der Bereich
der Herstellung von Vliesstoffen schloss 2011
mit einem Plus von 12,8 % ab.
Die Textilindustrie erreichte im 1. Quartal
2012 einem Umsatz von 2,6 Mrd. €. Bezogen
auf den Berichtskreis „Betriebe mit 50 oder
mehr Beschäftigten“ entspricht dies nur einer
leichten Umsatzsteigerung von 0,5 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Auf den Inlandsumsatz entfielen in diesem Zeitraum 1,4 Mrd.
€ (+2,2 %) und auf Umsätze mit dem Ausland rund 1,2 Mrd. € (-1,5 %).
Das Jahr 2012 begann im Export negativ. Der
Grund dürfte die rezessionsbedingte sinken132
Technische Textilien 4/2012
de Nachfrage in wichtigen Euro-Ländern sein.
Dies trifft die deutschen Exporteure, da der
bedeutendste Exportmarkt der Textilindustrie
die Eurozone ist. Seit dem Jahreswechsel
2011/2012 hat sich die Geschäftslage verschlechtert. Seit April trübt sich die Stimmung
noch weiter ein, da ein Umsatzminus von
3,3 % im Vergleich zum März zu verzeichnen
ist (Inland -1,7 %, Ausland -5,0 %).
Der Gesamtumsatz bei der Herstellung technischer Textilien lag 2011 bei 2,4 Mrd. € und
stieg damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 %. Der Inlandsumsatz stieg um
17 % auf 1,1 Mrd. € und der Auslandsumsatz stieg 2011 um knapp 21,0 % auf 1,4
Mrd. €.
Die erfolgsverwöhnte Sparte der technischen
Textilien musste jedoch, wie die gesamte
Branche, im letzten Quartal 2011 ein Umsatzminus hinnehmen. Im Vergleich zum
3. Quartal 2011 ging der Umsatz um 4,2 %
zurück (Inland -8,4 %, Ausland -0,6 %). Aber
bereits im 1. Quartal 2012 lag der Gesamtumsatz bei den technischen Textilien wieder
bei 628 Mill. € und damit um 8,3 % höher als
im letzten Quartal 2011 (Inland 9,9 %, Ausland 7,1 %).
In einem Auto sind durchschnittlich 35 m2
textile Flächengebilde zu finden, u.a. Vliesstoffe – die in mehr als 40 verschiedenen Anwendungen im Automobil eingesetzt werden. Sichtbare Vliesstoffe machen dabei nur
ca. 10 % des Gesamteinsatzes aus. Einsatzgebiete von Vliesstoffen im Automobil sind
neben den sichtbaren Teilen wie z.B. Tür- und
Seitenverkleidungen, Sonnenblenden oder
Dachhimmel auch Bremsscheiben, Filter,
Auspuffsysteme oder Batterien.
Herstellung von Technischen Textilien – Umsatz (1.000 €)
Quelle: Statistisches Bundesamt
Die Hauptgründe, warum Vliesstoffe verstärkt
im Automobilbau eingesetzt werden, liegen
in ihrem geringen Gewicht, einem günstigen
Preis-Leistungsverhältnis und einer Vielzahl an
Variationen, die viele technische Lösungen
und Gestaltungsmöglichkeiten bieten.
Die Sparte Herstellung von Vliesstoffen startete ins Jahr 2012 (1. Quartal) mit einem Gesamtumsatz von 351 Mill. € und damit genauso stark wie im 1. Quartal 2011 (±0 %).
Auch die Herstellung von Vliesstoffen hatte
gleich zu Beginn des Jahres ein Umsatzplus
von 7,1% (Inland 8,1 %, Ausland 6,4 %)
gegenüber dem letzten Quartal 2011 zu verzeichnen.
Im Sommerhalbjahr wird die deutsche Konjunktur voraussichtlich eine Schwächephase
durchlaufen. Darauf deutet der ifo-Geschäftsklimaindex hin, der im Mai und Juni
merklich gesunken ist. Maßgeblich beteiligt
ist daran die anhaltende Unsicherheit über
den Fortgang der europäischen Schuldenkrise.
Auch wenn die deutsche Textilindustrie und
mit ihr der Bereich der technischen Textilien
und Vliesstoffe stark exportabhängig und
vom Konjunkturverlauf anderer Bereiche wie
der Automobil- und Bauindustrie abhängig
ist, könnte sie ihren Umsatz 2012 gegenüber
dem Vorjahr sogar leicht steigern.
Für die technischen Textilien werden steigende Umsätze und gute Erträge für 2012 prognostiziert. Im internationalen Vergleich ist
die deutsche Textilindustrie sehr gut aufgestellt – besonders im Segment der technischen Textilien sind deutsche Unternehmen
stark vertreten (siehe VR Branchen Special Nr.
24, Mai 2012).