Was ist ein BLOG - Vorarlberger Jägerschaft
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Was ist ein BLOG - Vorarlberger Jägerschaft
1 Vielleicht geht es zumindest manch einem von Ihnen so wie mir, und Worte wie Web 2.0, Blogs oder Google Plus schlichen sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr in die Wahrnehmung hinein, blieben aber immer irgendwie diffus. Ab irgendeinem Punkt gewann ich das Gefühl, alle anderen wüssten, wovon sie redeten. Mittlerweile weiß ich, dass selbst ein Großteil derjenigen, die für mich zu den Wissenden zu gehören schienen, keineswegs den richtigen Umgang mit diesen Instrumenten beherrscht und ihren vollen Nutzen auch ausschöpft. Rund 90 Prozent aller Unternehmensauftritte bei Facebook, so Online-Marketingberater Daniel Schremm, sind (Originalzitat) „für die Tonne“, weil die Macher das Prinzip nicht verstanden haben: Es geht um Austausch, um den Dialog. Dank der Einladung zur heutigen Konferenz habe ich mich auf den Weg gemacht, die virtuelle Welt zu entdecken, und ich möchte Sie herzlich einladen, mich bei meinen Schritten zu begleiten. Ich hatte bei meinen Erforschungen jeweils drei Aspekte im Hinterkopf. Zum Ersten natürlich die Erkundung: Was ist das genau, was gibt es da an Jagdlichem? Zum Zweiten die Frage: Welchen Quellen im Internet kann ich vertrauen, oder was sollte 2 ich bei ihrer Nutzung im Hinterkopf behalten? Zum Dritten: Lassen sich diese Internetplattformen für die Jagd vielleicht sinnvoll nutzen? Unterstützt wurde ich bei meinen Recherchen durch ein Seminar zu Marketing über Social Media von Daniel Gremm sowie durch ein persönliches Coaching von Doris Schuppe, beide ansässig in München. Abb. 1: Entwicklung des Web 2.0. Zitat Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon Das Web 2.0 ist also keine grundlegend neue Art von Technologie sondern einfach eine veränderte Nutzung des bereits vorhandenen Internets. Aus Sicht eines Verbandes oder eines Unternehmens herrschte vorher – und das ist auch jetzt noch auf den traditionellen Internetseiten der Fall – das „Gießkannenprinzip“: Auf der einen Seite sitzt sozusagen ein Sender, der aktiv veröffentlicht, auf der anderen Seite sitzen passive Empfänger. Der Sender hat die Entscheidungshoheit darüber, welche Inhalte er preisgibt, in welchem Zeitrhythmus er etwas veröffentlicht und so weiter. Der Empfänger hat nur die Wahl, zu empfangen oder nicht. 3 Das Web 2.0 hat diese Einbahnstraßensituation beendet. Heute haben wir dank so genannter Internetdienste eine fast völlig freie Beteiligung der Nutzer am Web und eine aktive Mitgestaltung der weltweit verfügbaren Informationsbestände. Oft wird in diesem Zusammenhang auch von einer „Demokratisierung“ des Netzes gesprochen, was natürlich vor allem eine politische Dimension hat. In diesem Fall ist damit jedoch gemeint, dass abhängig von politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten jeder Nutzer gleichermaßen die Möglichkeit hat, sich im Web 2.0 einzubringen. Wie wir sehen werden, eröffnen verschiedene Internetdienste ganz unterschiedliche Möglichkeiten, sich zu äußern: Es gibt OnlineLexika, Blogs, soziale Netzwerke und mehr. Jede Form hat ihre Stärken oder besonderen Eignungen und Schwächen. Abb. 2: Vom Web 1.0 zum Web 2.0. Quelle: Dr. R. Müller/Prof. Dr. W. Schumann, [email protected] Die Tatsache, dass sich heute jede und jeder im Netz einbringen kann, birgt Chancen und Gefahren. Auf der einen Seite kann das Web 2.0 sämtliches Wissen erschließen, das sich in unseren Gehirnen angesammelt hat, sei es durch Erfahrung oder durch Ausbildung. Gerade im Jagdbereich kann das spannend sein. Erlebnisse und Erfahrungen einzelner Jäger im Revier können hier schnell einer großen Gruppe 4 zugänglich gemacht werden. Viel Wissen würde sonst hinter verborgenen Türen schlummern und immer wieder neu erworben werden müssen statt einfach weitergegeben zu werden. Oder vielleicht auch verloren gehen. Auf der anderen Seite fallen an vielen Stellen Kontrollinstanzen weg, die das im Web veröffentlichte vermeintliche Wissen nach allgemein anerkannten Maßstäben überprüfen, wie es zum Beispiel in einer Redaktion der Fall ist. Zwar arbeiten einige Internetseiten, wie Wikipedia, mit so genannten Administratoren. Aber andernorts wird eine Überprüfung einfach ersetzt durch Arten der Darstellung, so zum Beispiel in den Blogs. Unser Gehirn sucht sich Merkmale, an denen es die Relevanz der vorliegenden Information abzuschätzen versucht. Ein besonders gängiges Verfahren ist es, die Zahl derer anzusehen, die bisher einer Information gefolgt sind, die sie empfehlen oder die sich einer bestimmten virtuellen Gruppe angeschlossen haben. Die „Likes“ bei Facebook sind hierfür vielleicht das bekannteste Beispiel. Das kann gut gehen, öffnet aber auch Tür und Tor für Fehlinterpretation und lässt sich für Täuschungen missbrauchen, wie wir sehen werden. Allen Webdiensten gemein ist jedoch ein entscheidendes Kriterium, und das sollte jeder konsequent verfolgen, der sie nicht nur passiv sondern aktiv nutzen möchte: Das Web 2.0 lebt vom Dialog. Eine Information, die keine Reaktion auslöst, ist in dieser Welt null und nichtig. Facebook-Pages oder Twitter-Accounts werden – auch von den Internetdiensten selbst - nach dem Kriterium ihrer Aktivität bewertet und mit hoher Präsenz, Vernetzung und Aufmerksamkeit belohnt oder mit Beschränkungen bis hin zum Verschwinden bestraft. Denn hinter diesen Diensten stehen zumeist Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen, zum Beispiel dem Ziel hoher Werbeeinnahmen. 5 Beispiel: Die Wikis Abb. 3: Wikimedia-Projekte (Screenshot, Quelle: www.wikimedia.de) Wikis ermöglichen „jedem“ Benutzer, Beiträge zu verfassen, zu editieren oder zu löschen. Dahinter steht der Verein Wikimedia Deutschland e. V. mit einem Spendenaufkommen 6,1 Mio Euro 2012/13. Wikimedia ist nach eigener Aussage eine „internationale gemeinnützige Organisation, die Freies Wissen fördert.“ Das Ziel verfolgt sie durch die „Sammlung, Entwicklung und Verbreitung von Freien Inhalten in allen Sprachen der Welt.“ Das Onlinelexikon Wikipedia ist das größte Projekt und wird durch eine eigene Stiftung betrieben. Derzeit stehen über 21.500 aktive Autoren auf der Liste, es gibt rund 1,6 Millionen Seiten und fast das Hundertfache an Bearbeitungen. Dennoch habe ich das „jedem“ in Anführungszeichen gesetzt. Im Zuge meiner Arbeit an diesem Vortrag habe ich nämlich gelernt, dass nicht wirklich „jeder“ ein Autor bei Wikipedia werden kann. Es sind durchaus Legitimationen und Qualifikationen („Credibility“) vorzuzeigen, ein Tutorial zu durchlaufen, und man kann auch ganz schnell einfach raus fliegen, wenn etwas nicht passt. Das Gabler Wirtschaftslexikon schreibt zu Wikipedia: „Durch die kollektive Zusammenarbeit ergibt sich automatisch ein mächtiges Kontrollinstrument, das i. d. R. allein durch die große Anzahl an Nutzern falsche Informationen oder Missbrauch des Dienstes erschwert oder nahezu unmöglich macht. (Crowd Sourcing, Wisdom of the Crowd)“ Ich muss gestehen, mich machen solche Sätze misstrauisch. Denn es ist nicht so, dass ich bei meinen Recherchen in Wikipedia nicht schon auf falsche, unsinnige oder 6 einseitig gefärbte Beiträge gestoßen wäre. Sowohl in der Wissenschaft als auch in vielen Medien wird Wikipedia nicht als solide Informationsquelle akzeptiert. Aber: Die Beiträge werden heftig diskutiert und ggf. immer wieder überarbeitet. Der Verlauf dieser Diskussionen wird im Internet bis in alle Details transparent dargestellt und ist für jeden nachvollziehbar, nur die Namen der Autoren bleiben zumeist anonym. Zu beliebten Antworten der Wikipedia-Administratoren auf Verbesserungsvorschläge gehört: „Mach doch. Wikipedia ist für alle da!“ Als einem jagdlichen Schlüsselbegriff bin ich als Beispiel einmal der Waidgerechtigkeit bei Wikipedia nachgegangen. „Waidgerechtigkeit oder auch Weidgerechtigkeit nennt man einen Kanon an Normen und Regeln, die für jeden verantwortlichen Jäger oder Angler gelten sollten. Sie umfasst unter anderem die Hege des Wildes, bzw. der Fischbestände und den Verzicht auf bestimmte, als grausam geltende Jagd- bzw. Angelmethoden. Diese Regeln sind nicht starr fixiert, sondern befinden sich in stetiger Weiterentwicklung. So gilt zum Beispiel in Deutschland der Schrotschuss auf Rehe nicht mehr als waidgerecht, obwohl dies in früherer Zeit anders gesehen wurde. Viele, zunächst als Übereinkunft getroffene Normen haben sich später in schriftlicher Form in Gesetzen oder anderen Verordnungen durchgesetzt. Auch der Begriff der Waidgerechtigkeit selbst ist in die Jagdgesetze eingegangen. Erstmals eingeführt in die Gesetzessprache wurde der Begriff als „Deutsche Waidgerechtigkeit“ im § 4 des Reichsjagdgesetzes vom 3. Juli 1934. Auch heute noch ist er z. B. im § 1 Abs. 3 des Bundesjagdgesetzes zu finden: „Bei der Ausübung der Jagd sind die allgemein anerkannten Grundsätze deutscher Waidgerechtigkeit zu beachten.“ Ähnlich formuliert sind die Landes-Jagdgesetze in Österreich: „Die Jagd ist in einer allgemein als waidgerecht anerkannten Weise und unter Beobachtung der Grundsätze einer geordneten Jagdwirtschaft auszuüben.“ (NÖ Jagdgesetz 1974, § 1, Abs 2) Daneben gelten die nicht schriftlich normierten Regeln der Waidgerechtigkeit als mit Usancen vergleichbares Gewohnheitsrecht und entfalten darum Gesetzeskraft: Im Sinne der Waidgerechtigkeit handelt man nach bestimmten Regeln, auf deren Einhaltung sich alle Beteiligten verlassen können („es wurde immer so gemacht“). Gesetzliche Regelungen zur Waidgerechtigkeit gibt es ausschließlich in Deutschland und Österreich. Literatur Kurt Lindner: Weidgerecht. Herkunft, Geschichte und Inhalt. Homo venator, Band 2. Habelt, Bonn 1979, ISBN 3-7749-1691-8. Wilhelm Bode, Elisabeth Emmert: Jagdwende – Vom Edelhobby zum ökologischen Handwerk. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44942-5. Alexander Schwab: "Werte Wandel Weidgerechtigkeit", 2011, Salm-Verlag, ISBN 978-3-7262-1426-5 7 Ilse Haseder, Gerhard Stinglwagner: "Knaurs Großes Jagdlexikon", Augsburg 2000, S. 857, Stichwort: Waidgerechtigkeit, ISBN 3-8289-1579-5 Weblinks Position des Deutschen Jagdschutz-Verbandes zur Waidgerechtigkeit http://www.jaegermagazin.de 6/2013 Titelthema: Am Rande der Gesellschaft, S. 28“ (Anmerkung: Zwischen dem Zeitpunkt der Erstellung dieses Vortrags im Juni 2013 und dem Verfassen der schriftlichen Version wurden bereits Änderungen an dem Beitrag zur Waigerechtigkeit vorgenommen. Unter anderem sind heute, 8.7.2013, zwei weitere Literaturquellen gelistet.) Offenbar war keiner der im Saal vertretenen Verbände direkt und aktiv an der Erstellung dieses Beitrags beteiligt. Eine Nachfrage in der Pressestelle des Deutschen Jagdverbandes ergab, dass man dort zwar immer mal wieder bei Wikipedia Änderungen veranlasst, dass aber keine eigenen Beiträge zu den jagdlichen Themen verfasst und eingestellt werden können. Hier zwei kurze Blicke hinter die Kulissen von Wikipedia-Beiträgen. Einzelne Aspekte oder Worte oder auch der gesamte Beitrag können kommentiert und diskutiert werden: „Diskussion:Waidgerechtigkeit Ich halte diesen Artikel für überarbeitungswürdig. Die Darstellung des Begriffs erscheint aus verschiedenen Gründen einseitig und unvollständig: 1.) Weidgerechtigkeit wird sehr wohl definiert, unter anderem in den Jagdgesetzen des Bundes und der Länder. Dies könnte im Artikel genauer erläutert werden. Mach doch. Wikipedia ist doch für alle da. --Gamander Galan 08:01, 11. Okt. 2006 (CEST) 2.) Das Entstehen des Reichsjagdgesetzes wird immer wieder aufgrund der Tatsache, daß es 1934 beschlossen wurde, offen oder unterschwellig als "Erfindung von Nationalsozialisten" oder "Nazigesetz" hingestellt. Es ist als Fachgesetz aber aus Gesetzen der damaligen Länder weiterentwickelt worden und lag bereits vor der Machtergreifung als Entwurf vor. Vgl. hierzu z.B. [[1]] 8 3.) Die Weidgerechtigkeit ist keine Erfindung von 1934, sie ist als ethischer und rechtlicher Begriff viel älter. Auf die Geschichte des Begriffs sollte intensiver eingegangen werden. Machet! --Gamander Galan 08:01, 11. Okt. 2006 (CEST) 4.) Zur Weidgerechtigkeit bei Fischbeständen wird im Artikel überhaupt nichts gesagt. 5.) ÖJV Link entfernt. Wie kann es sein das ein sich unter dem Wort Öko getarnter Verband der die finanziellen Interessen einer kleinen Waldbesitzerschar vertritt (unter dem Moto Wald vor Wild) dazu herablässt Weidgerechtigkeit und Pflicht zur Hege, mit der stupiden Zurückführung beider Begriffe auf das NS-Regim und "DEN DICKEN", zu attackieren. Jeder weiß doch daß das RJG ein von Praktikern ausgearbeitetes gut durchdachtes Werk ist welches zu einer Zeit enstand als "DER DICKE" noch garnicht wußte was Jagd ist. Ohne auf den inhaltlichen Unsinn, den du hier von dir gibst, eingehen zu wollen: Der Weblink bietet weiterführende Informationen zum Thema und bleibt im Artikel. Tönjes 14:03, 20. Sep. 2007 (CEST) Er bietet keine Infos, er will eine Meinung vertreten. Weg damit gesetzliche Regelung der Weidgerechtigkeit nur in Deutschland? Es ist meines Erachtens nicht richtig daß es weltweit nur in Deutschland eine gesetzliche Regelung zur Weidgerechtigkeit gibt! Im österreichischen Recht gibt es das sehr wohl auch, teilweise seit Jahrzehnten, z.B. im Niederösterreichischen Jagdgesetz von 1974, §2, Abs.2 der da lautet: "Die Jagd ist in einer allgemein als weidgerecht anerkannten Weise und unter Beobachtung der Grundsätze einer geordneten Jagdwirtschaft auszuüben." oder im NÖ Fischereigesetz von 2001, § 12, Abs 1: "Der Fischfang ist in einer allgemein als weidgerecht anerkannten Weise und unter Beobachtung der fischereikundlichen Erkenntnisse auszuüben." (siehe dazu: http://www.ris.bka.gv.at/lr-niederoesterreich/ ) In den restlichen Bundesländern sind diese §§ fast identisch! --Kat1100 00:55, 2. Dez. 2007 (CET)“ Nicht nur die Diskussionsbeiträge an sich, sondern auch die möglicherweise darauf folgende Veränderung der Versionen können verfolgt werden: 9 Abb. 4: Wikipedia Diskussion (Versionsgeschichte) zum Lemma „Waidgerechtigkeit“ (Screenshot) Wikipedias deutsche Version verzeichnete 2009 allein 27 Millionen Zugriffe pro Tag. Unter anderem deshalb gilt natürlich die Frage: Sollten Wikipedia-Beiträge zu „unserem“ Fachthema von irgendwelchen, möglicherweise jagdfernen Autoren erstellt werden? Oder sollte die Tatsache, dass fast jede Anfrage im Internet erstmal auch auf Wikipedia verweist, einen Verband dazu bringen, diesem und den anderen relevanten Medien des Web 2.0 hohe Priorität an Arbeitskraft zuzuweisen? Die BJV-Kreisgruppe Neu-Ulm unter ihrem rührigen Vorsitzenden Christian Liebsch entschied sich vor ein paar Jahren dafür, jagdliche Begriffsdefinitionen niemand anderem als der Jägerschaft zu überlassen. Sie rief das Projekt „Jagdwiki“ ins Leben, eine Art Wikipedia-Lexikon speziell zu Jagdthemen. Bis 2012 gab es bei Wikimedia diese Möglichkeit, aktuell muss man sich bei seinem eigenen Provider nach diesem Werkzeug erkundigen. Das Neu-Ulmer Jagdwiki, das ich bei meinen aktuellen Recherchen mit großer Gespanntheit gesucht habe, konnte ich zu meiner Überraschung leider nicht mehr entdecken. Die Rückfrage bei Christian Liebsch ergab, dass es eingestellt wurde. Neben Problemen technischer Art musste er eingestehen, dass das Jagdwiki „nicht in dem erhofften Maß angenommen und aktuell gehalten wurde, wovon so etwas ja lebt. ...die Homepage wird unseren Anforderungen einfach besser gerecht.“ 10 Hier sind offenbar mehr Nutzer an einem passiven Konsum von Informationen interessiert als an einer – ehrenamtlich zu leistenden – aktiven Gestaltung. Vielleicht ist die Interessenvertretung an der Spitze dieser Gruppe einfach zu gut. Gehen wir einen Schritt weiter auf unsere virtuellen Tour und betrachten wir einige Instrumente der „social media“. I Internet-Foren Mit Social Media werden Anwendungen und Dienste bezeichnet, die Internet-Nutzern helfen, Informationen und Dateien auszutauschen, und die zugleich die Kommunikation und Vernetzung der Nutzer unterstützen. Beispiele sind Blogs, Twitter, YouTube, Facebook, Google+ und andere. Zu den sehr grundlegenden Funktionen des Web 2.0 gehören so genannte Internet-Foren, hier beispielhaft das Forum von Wild und Hund. Abb. 5: Wild und Hund-Forum (Screenshot von www.wildundhund.de/forum/) Wikipedia schreibt dazu: „Ein Internetforum (von lat. forum, Marktplatz) ist ein virtueller Platz für Austausch und Archivierung von Gedanken, Meinungen und Erfahrungen. Diese können in Form von Worten, Filmen oder Bildern geäußert werden.“ 11 Üblicherweise besitzt eine Forums-Website ein bestimmtes Oberthema – in unserem Fall die Jagd - und ist so unterteilt, dass es für verschiedene Unterthemen je ein eigenes Verzeichnis gibt, ein Unterforum. Bei Wild und Hund sind dies zum Beispiel Ausbildung, Recht, Waffen, Hunde und mehr. Diese Aspekte sind dann weiter unterteilt. „Man kann Diskussionsbeiträge (engl. Postings) schreiben, die andere lesen und beantworten können. Alle zusammenhängend aufeinander antwortende Beiträge werden als Thread (Faden) oder Thema (Topic) bezeichnet. Indem man einen neuen Thread beginnt, fängt man eine neue Diskussion an.“ (wikipedia.de) Das Instrument des Forums findet in der einen oder anderen Form auch auf anderen social media Plattformen Einsatz, es ist ein grundlegendes Instrument des Austauschs. Das Forum von Wild und Hund gehört neben landlive mit jagderleben.de zu den größten jagdlichen Internetforen in Deutschland. Wild und Hund verzeichnet hier über 2,5 Millionen Zugriffe pro Monat. Es gibt Diskussionsregeln, und ehrenamtliche Administratoren überwachen deren Einhaltung. Läuft eine Diskussion im Forum besonders rege oder hitzig, kann dies durchaus bewirken, dass das Thema Eingang in die Berichterstattung des Printmediums findet. Jedenfalls verfolgt die Redaktion sehr dicht die Vorgänge im Forum. II Die Blogs „Blog“ ist die Abkürzung für „Weblog“, was also ungefähr „Logbuch im Internet“ bedeutet. Es handelt sich dabei um ständig, z. B. täglich, aktualisierte „Tagebucheinträge“ im Internet aus Texten, Bildern, Video- und Audiodateien. Blogs enthalten subjektive Beiträge, spiegeln Meinungen, Befindlichkeiten, Expertise, animieren zu Austausch und Vernetzung. Ich zitiere teilweise aus dem Gabler Wirtschaftslexikon: Im Gegensatz zu einer persönlichen Homepage, die eine Art Visitenkarte des Betreibers darstellt, handelt es sich bei einem Blog um ständig aktualisierte und kommentierte Tagebuchbeiträge, die ... abonniert werden können. Es können Verweise auf spezielle Beiträge anderer Seiten gesetzt und somit intensive Diskussionen geführt werden.“ 12 Weitere Stichpunkte zu den Blogs sind „weite Verbreitung“, „Fokussierung auf unterschiedlichste Themengebiete“ sowie „starke Vernetzung der Blogs untereinander“ So können fachspezifische Diskussionszirkel entstehen. Beispiel: Der Jagdblog von Stefan Fügner Abb. 6: Jagdblog von Stefan Fügner (Screenshot von http://jagdblog.blogspot.de/) Im Bereich der Jagdblogs ist in Deutschland nicht viel Auswahl geboten. Eins der herausragenden Beispiele ist Stefan Fügner, der seit über sieben Jahren bloggt und 2009 eine Jagdagentur in Brandenburg aufmachte. Hier einige Stichworte und Auszüge aus einem Telefonat mit ihm: - Was bringt der Blog? Nur Arbeit und Ärger - Was ist die Motivation dafür? Kein wirtschaftlicher Gewinn, sondern „Urtrieb Sendungsbewusstsein“, habe viel Wissen und Informationen, ich wollte mich äußern, weil ich das Gefühl hatte, der Publizist ohne journalistische Ausbildung wird nicht ernst genommen, will das Monopol der Printmedien durchbrechen - Intensive Diskussion und Vernetzung, ungefilterte Meinung von der Basis an die Öffentlichkeit bringen, authentisch, absolute Unabhängigkeit 13 Mit seinen Kriterien und seiner Vorgehensweise erfüllt Stefan Fügner somit eigentlich alle Kriterien des Blogs, wie er sein sollte. Er äußert sich regelmäßig und in höchstem Maße subjektiv. Marketingberater Daniel Gremm verglich den Blog und andere Instrumente der social media übrigens mit einer Kneipe: Sie gehen hinein und tragen lauthals eine Meinung oder Botschaft vor. Entweder, die Leute fühlen sich angesprochen und fangen an, mit Ihnen zu streiten oder untereinander zu diskutieren, oder sie halten Sie für einen Spinner und verlassen uninteressiert bis genervt den Raum. Wenn dann draußen ein zufälliger Passant am Fenster vorbeiläuft, sieht er entweder lebhaften Austausch oder einen leeren Raum. Danach wird er sich entscheiden, ob er diese Kneipe betritt oder nicht. Ich möchte Ihnen hier ein zweites Beispiel vorstellen, das sich selbst als „Blog“ bezeichnet, mich aber nicht in gleichem Maße überzeugt hat. Der Blog.NatürlichJagd ist ein Projekt der Kommunikationsinitiative Natürlich Jagd, getragen von der Jägerstiftung natur+mensch. Abb. 7: „Blog“ von Natürlich Jagd (Screenshot von http://blog.natuerlich-jagd.de/) Zwar gibt es heutzutage sehr wohl das Instrument des „Corporate Blogs“, also den Blog eines Unternehmens. Persönlich sehe ich hier allerdings eine Unvereinbarkeit, 14 denn wie sollte ein Unternehmen ein Tagebuch führen? Sämtliche damit verbundenen Aspekte, wie Subjektivität, Meinung, Gefühl, Individualität, Erfahrung und persönliches Wissen lassen sich meines Erachtens nach nicht wirklich in einem Unternehmensblog umsetzen. Der Blog von „natürlich.Jagd“ veröffentlicht Beiträge, die von ihrer Neutralität und Aufmachung her einer journalistischen oder redaktionellen Veröffentlichung entsprechen. Dadurch entsteht sozusagen ein ansprechendes Werk im falschen Rahmen. Wie Sie hier auf der Folie vielleicht erkennen können, erfolgen dann auch wenige oder keine Leserkommentare, was dazu führt, dass das wesentliche Kriterium des Dialogs nicht in Gang kommt. Der Blick ins Fenster wird hier kaum einen Gast in die Kneipe locken. Ein weiterer Verband, der sich zutraut, einen „Blog“ zu führen, ist der Deutsche Journalistenverband: Abb. 8: „Blog“ des Deutschen Journalilstenverbands (Screenshot von www.djv.de) Hier erhielt ich die Auskunft, dass der Blog von einem Mitarbeiter der OnlineRedaktion gepflegt werde. Er füttere den DJV-Blog „eher mit seiner persönlichen Meinung“, es gebe „geringere Freigabemechanismen“ und die „Themenauswahl erfolge eher persönlich, oft sei es eine tagesaktuelle Nachbereitung von Themen aus den Pressemeldungen“. 15 Wenn Sie mich fragen: Die Blogs sollten Unternehmen und Verbände den Bloggern überlassen. Davon gibt es ganz wunderbare, und das entstehende Produkt erfüllt seine ganz eigenen Funktionen, zum Beispiel die der echten, authentischen Informationsquelle von der Basis sowie des Stimmungsbarometers. III Twitter Twitter („Gezwitscher“) nennt sich die „Verbreitung von telegrammartigen Kurznachrichten ähnlich der Form eines Schneeballsystems“ im Internet. Die kurzen Textnachrichten (Tweets) dürfen maximal 140 Zeichen aufweisen (Mikroblogging). Dahinter steckt das Unternehmen Twitter Inc. aus den USA. Twitter Inc. erlöst Umsätze fast ausschließlich durch Werbung. Die Finanzierung des Unternehmens erfolgt aber über Investoren, zu denen unter anderem Facebook Inc. und die russische Investmentgesellschaft Mail.ru Group gehören. (Quelle: wikipedia.de) Wie funktioniert das nun mit dem Twittern? „Folgen Sie anderen Twitterern und beginnen Sie, sich mit ihnen auszutauschen, ihre Tweets zu kommentieren oder weiterzuverbreiten (retweeten). Setzen Sie selbst interessante Tweets ab, die von anderen retweetet werden. Auf diese Weise bauen Sie einen Follower-Stamm auf.“ Das schreibt Twitter selbst auf seiner Seite. Wer mit Twitter noch nie zu tun hatte, findet das System möglicherweise zu Beginn verwirrend. Da hilft auch der einleitende Satz auf der Internetseite nicht weiter: „Finde heraus, was es bei den Leuten und Organisationen, die Dich interessieren, Neues gibt.“ Dafür kenne ich zahlreiche herkömmliche Methoden, die sehr gut funktionieren. Was also ist hier zu gewinnen? 16 Eine der herausstechendsten Eigenschaften des Internetdienstes Twitter ist sicherlich seine Schnelligkeit. Hier spielt sich Informationsaustausch nicht im Wochen- oder Tagesrhythmus ab, sondern mindestens im Stunden- bis hinauf zum Sekundentakt. Wer Twitter kennen lernt, fragt sich, wie überhaupt noch Neuigkeiten übrig bleiben können, um sie dann Stunden oder Tage später auf „totes Holz“, sprich Papier, zu drucken. Ist so etwas wirklich tauglich für die Jagd, wo sich die meisten Prozesse und Entwicklungen doch eher langfristig abzeichnen? Das System von Twitter geht einher mit ein paar sehr eigenen Begriffen und Funktionen, zum Beispiel den „hashtags“, also den Kreuzchen-Zeichen vor bestimmten Wörtern. Zu Beginn stolperte ich außerdem über die seltsamen E-mailAdressen mit dem @-Zeichen vorne dran und über rätselhaft verkürzte Formen von Links. Es bedarf ein wenig der Einarbeitung, bis man die durchaus gegebene Sinnhaftigkeit dessen entdeckt. Die Hashtags geben die Möglichkeit, gezielt nach diesen Begriffen suchen zu lassen. Die gekürzten Links sind notwendig, um besser mit den 140 Zeichen klarzukommen. Durchsucht man Twitter nach dem Stichwort „Jagd“, kommt viel Unbrauchbares dabei heraus. Schließlich wird das Wort jeden Tag tausendfach für das Verfolgen von Steuersündern, das Wettrennen um irgendwelche Titel des Renn-, Fußball oder anderen Sports sowie das Bekämpfen krimineller Machenschaften, zum Beispiel im „Tatort“ entliehen. Einer der besten Treffer ist hier der blog.natürlich Jagd, der mithilfe von Twitter auf seine jüngste Veröffentlichung auf der Internetseite verweist. Wesentlich spannender wird es, wenn man unter „Personen“ nach Jagd sucht. Dann erscheinen so genannte Kurzprofile: 17 Abb. 9: Twitter-Kurzprofil von Jagd Tirol (Screenshot von www.twitter.com) Hier präsentieren sich sowohl Unternehmen als auch Einzelpersonen. In der oberen Mitte links ist die Zahl ihrer selbst versendeten Tweeds angegeben, die Zahl ihrer Follower und die Zahl derer, deren Veröffentlichungen die Person selbst „verfolgt“ (follows). Das sind normalerweise nicht null, so wie hier bei der Jagd Tirol, sondern hundert oder Hunderte. Es ist ein lohnendes und zeitraubendes Unterfangen, sich hier einmal weiter zu hangeln. Der Stöbernde stößt auf immer neue Kurzprofile, hat die Möglichkeit, besonders interessanten wiederum zu „folgen“, und kann sich nach und nach ein Netzwerk an Informanden und Informationen aus seiner Nische erschließen. 18 Die Social Media-Beraterin Doris Schuppe aus München hält Twitter sogar für ein besonders gutes Instrument für Menschen, die viel unterwegs sind – wie zum Beispiel Jäger. Die kurzen, schnellen Botschaften lassen sich sehr gut am I- oder Smartphone empfangen und bearbeiten. Dialog ist alles im Web 2.0. Wer viel und regelmäßig twittert, ist bei dem Unternehmen beliebt und wird gut behandelt. Der Nutzer muss sich bei twitter registrieren und ein Konto eröffnen. Abb. 10: Startseite von Twitter beim Eröffnen eines Accounts (Screenshot von www.twitter.com) Twitter führt dann jeden Anmelder durch ein Anfangsmenü, bei dem er aufgefordert wird, je fünf Abonnements aus verschiedenen Bereichen (Medien, Celebrities, Sport...) aufzunehmen. Der noch unerfahrene Neukunde klickt dabei möglicherweise auch mal auf Dinge, die er sonst nicht unbedingt wahrnehmen würde. Auf diese Vorschlagliste zu kommen, bedeutet also, die eigenen Informationen rasant an eine große Menge Leser bringen zu können. Experten behaupten, Twitter stelle die Liste nach der Aktivität der jeweiligen „accounts“ zusammen – ein weiteres Argument, für rege Aktivität und Dialoge unter dem eigenen Namen zu sorgen. 19 Schuppe als Social-Media-Insiderin twittert drei Mal am Tag: Morgens, mittags, abends. Damit sie es nicht vergisst, hat sie sich bestimmte Uhrzeiten (sehr ungerade, damit man mit der Botschaft nicht in der Flut der Meldungen untergeht) in der Erinnerungsfunktion Ihres I-Phones eingespeichert. Manchmal nutzt sie aber auch den ausgeklügelten Service einer anderen App namens Buffer. Die ermöglicht es, einen regelrechten Stundenplan (schedule) für das Bedienen der social media aufzustellen. Außerdem kann man hier auf Vorrat Tweets einstellen, die dann automatisch versandt werden, wenn sie gerade mal keine Zeit hat oder keine neue Info parat. Auf Twitter selbst lassen sich Listen anlegen, wo die eingehenden Tweets nach Themenbereichen sortiert auflaufen. Das erspart nicht nur aufwändiges Lesen und Sortieren alle paar Stunden, sondern es entstehen auch Info-Pools, die sich zu gegebener Zeit wiederum als Ganzes versenden lassen und für den Empfänger möglicherweise ein gutes Service-Paket darstellen – so Doris Schuppe. Wichtiger Tipp der Beraterin an Unternehmen und Verbände: Während die meisten von Twitter auf ihre Homepages verlinken, findet sich auf der Page oft kein Link zu Twitter. Wer die Homepage besucht, erfährt also gar nicht, dass er diesem Unternehmen auch auf Twitter folgen könnte. Und: Erstellen Sie für Ihre Social Media einen Redaktionsplan wie für andere regelmäßige Veröffentlichungen auch! Das ermöglicht es auch mal, vorzuarbeiten. Hier einige „Kardinalfehler“, die man laut Experten im Umgang mit Twitter/Social media nicht machen sollte: „Tweets zu versenden und nicht auf Rückmeldungen zu reagieren gehört zu den größten Fehlern.“ „Für den offiziellen Twitter-Account sollte es eine Art Schichtplan geben, damit er nicht nur von 8 bis 16 Uhr betreut wird.“ (Quelle: www.b2-performance.de) „Twitter macht nur Sinn, wenn ich Menschen in Echtzeit informieren will. Ansonsten ist es überflüssig.“ „Der Internetdienst favorisiert intensive Dialoge.“ (Quelle: Daniel Gremm, www.daniel-gremm.de) 20 IV Facebook Abb. 11: Facebook-Page von Wild und Hund (Screenshot von www.facebook.com/wildundhund.de) Auf Wikipedia heißt es: Facebook ist ein Social Network, das neben der Vernetzung der registrierten Nutzer auch viele Optionen anbietet, Inhalte (Fotos, Videos, WeblogInhalte, Apps) und Werbung über diese Plattform zu verbreiten. Facebook ist inzwischen teils Freizeit- teils Business-Netzwerk. Nutzer, die sich gegenseitig als Bekannte bestätigen, werden “friends / Freunde”, Profile von Marken, Unternehmen oder an einem Thema Interessierten werden “fan page / Seiten” genannt. Jedes Profil (egal ob registrierter Nutzer oder Seite) hat eine “Pinnwand”, über die kommuniziert werden kann. In Deutschland hat Facebook 24,8 Millionen Nutzer (Nov 2012), insgesamt ist schätzungsweise die Hälfte der online-Weltbevölkerung hier registriert, das sind über eine Milliarde Menschen. 21 Zum Seitenaufbau: - Oben „Banner“ als Blickfang (klare Botschaft...) - In der Mitte der Seite ist Platz für eine gewisse Präsentation, hier werden auch die „Likes“ gezeigt und das – verpflichtende! – Impressum - Unten links/rechts finden Forum und Dialog statt, und hier wird es spannend! Zu Vernetzung und Austausch an dieser Stelle gehören Kommentare, Bilder, Videos, Infos und mehr. Ähnlich wie bei Twitter bietet sich hier die Möglichkeit zum Durchhangeln und zur Vernetzung mit anderen Nutzern. Wohl mit die wichtigsten Funktionen der Facebook-Seiten sind: Gefällt mir * Kommentieren * Teilen Facebook gilt gemeinhin als große Eintrittspforte zu jungen Internetnutzergruppen. Aus dem Blickwinkel der Jagd mit ihrem relativ hohen Altersdurchschnitt kann das auch immer noch so stehen bleiben. Viele andere Bereiche und Medien hingegen sind derzeit alarmiert, weil zahlreiche Nutzer zwischen 18 und Anfang 30 abwandern. Hingegen wächst die Gruppe der über 60-jährigen Frauen. Inoffiziell heißt es, die Jungen gingen, weil „bei Facebook jetzt ihre Mütter unterwegs seien“. Häufig wird die Relevanz einer Facebook-Seite anhand der „Gefällt mir“-Angaben abgeschätzt. Sehr viele andere Möglichkeiten bieten sich uns im Internet nicht unbedingt, wie bereits beschrieben. Dies kann allerdings auch in die Irre führen: 22 Abb. 12: (Screenshot von www.facebook-fans-kaufen.de) Denn in der virtuellen Welt ist vieles manipulierbar. Das Merkmal, mit dem sich Facebook am stärksten profiliert, und das sicher die Aufmerksamkeitshöhe der meisten Nutzer beeinflusst, muss nicht echt sein. Da im Netz alles miteinander verknüpft ist und eine Internetseite die andere beeinflusst, können solche „gefälschten“ Werte viele weitere Verschiebungen nach sich ziehen. Die Folge kann eine starke Verzerrung der virtuellen Darstellung sein. Einige Jagdverbände sind bereits mit so genannten Fanpages auf Facebook vertreten, im Folgenden als Beispiele der Bayerische Jagdverband (BJV) und die Vorarlberger Jägerschaft. 23 Abb. 13: Facebook-Page des Bayerischen Jagdverbands (Screenshot) Abb. 14: Facebook-Page der Vorarlberger Jägerschaft (Screenshot) 24 Interessant ist aber auch, dass sich im Internet Gruppen finden, die in der realen Welt so nicht zu existieren scheinen und den regionalen Verbänden selbst häufig auch gar nicht bekannt sind, wie zum Beispiel die „Jagdhelfer Süddeutschland“. Abb. 15: Facebook-Gruppe „Jagdhelfer Süddeutschland“ (Screenshot von http://www.facebook.com/groups/Jagdhelfersueddeutschland) Selbstbeschreibung: „Diese Gruppe soll dazu dienen sich gegenseitig zu Helfen, oft fehlende Schützen,Hundeführer (Stöber/Nachsuche) bei Mais/Drückjagden zu finden.Hier besteht die Möglichkeit Such/Bietanfragen ein zustellen. Vlt benötigt auch jemand einfach nur Hilfe im Revier oder bietet BGS/TPacht an Jemand hat ne Idee für Utensilien? dann gerne Posten bzw ein Dokument mit Anleitung erstellen. Wenn Ihr Freude an der Gruppe gefunden habt dürft Ihr auch gerne Eure Jagdfreunde dazu einladen.Jetzt viel Spaß Waidmannsheil Christian Wolf“ 25 Beachtenswert ist auch die Selbstdarstellung vor allem der jungen Jäger über Facebook oder andere social media. Hier machen sich oft junge, attraktive Menschen auf kreative Weise für ihr Herzensanliegen, die Jagd, stark. Ob jeder dieser Auftritte echt ist, bleibt natürlich dahin gestellt... Abb. 16: Facebook-Page einer Jägerin (Screenshot) 26 Abb. 17: Facebook-Gruppe der „waidgerechten Jäger“ (Screenshot) Abb. 18: Facebook-Gruppe „Jagd ist Leidenschaft“ (Screenshot) 27 Abb. 19: Kommerzielle Facebook-Page von Jagdfreund.at (Screenshot) Abb. 20: Raubsäuger-Blog – eher ein Raubsäuger-Forum (Screenshot) 28 Abb. 21: Beitrag einer Nutzerin auf Raubsäuger-Blog und Kommentare dazu (Screenshot) Eine Frage, die sich der Besucher dieser virtuellen Welt immer wieder stellt, ist: Was bringt das wirklich? Wie relevant sind diese virtuellen Vorgänge für unser reales Leben? Eine sachgerechte Pflege der sozialen Medien ist schließlich ziemlich zeitaufwändig. Und selbst wenn ich – zum Beispiel als Verband - das gut mache, dann „tummeln“ sich eben virtuell Leute auf meiner Seite. Was habe ich davon? Einer der großen Vorteile des Internets besteht in seinen Analysemöglichkeiten. Facebook, Google und andere Programme bieten alle möglichen Varianten an, um das Geschehen auf den pages nach den verschiedensten Faktoren aufzuschlüsseln und zu untersuchen. Das funktioniert natürlich nur, wenn ich meine Fans nicht gekauft habe. 29 Abb. 21: Monatsanalyse der Nutzer der Wild und Hund-Page auf Facebook nach Geschlecht und Alter (Screenshot) Abb. 22: Längerfristige Entwickung der „Gefällt mir“-Angaben und der Personenzahl, die über Wild und Hund spricht, bezogen auf die Wild und Hund-Page auf Facebook (Screenshot) 30 Der Hintergrund sind die hohen wirtschaftlichen Interessen im Netz. Schon jetzt fließen laut Online-Marketingberater Daniel Gremm rund ein Viertel aller Gelder, die für Werbung ausgegeben werden, ins Internet. Größere Ausgaben werden laut Online-Marketingberater nur noch für die Fernsehwerbung getätigt. Abb. 23: Verschiedene Programme, hier Google Analytics, ermöglichen detaillierte Analysen der Nutzer im Internet (Screenshot) Alle Arten von Strukturen – ob Geschlechter- und Altersverteilung, oder auch zeitliche Verläufe, lassen sich nachvollziehen. Das macht es zum Beispiel möglich, gezielt die Wirkung von Veröffentlichungen oder Ereignissen auf das „onlinePublikum“ zu verfolgen. Hier liegen kraftvolle Möglichkeiten. Sie zu nutzen, bedeutet sicherlich erneut hohen Zeitaufwand, wird sich aber auf lange Sicht bezahlt machen. Was bedeutet nun dieses „bezahlt machen“ für die Jagd, speziell die Organisationen der Jagd, deren Vertreter Sie sind? Welche Vor- und Nachteile haben Sie bei einer aktiven Nutzung vom Web 2.0 zu erwarten? 31 Vorteil aktive/passive Nutzung Junges Publikum (Durchschnittsalter Nachteil aktive Nutzung Zeitaufwändige Pflege (Kosten, Qualität!) Facebook derzeit 38,7 Jahre) Schnelle und breite Kommunikation -> Plattformen können sehr schnell Meinungsführerschaft zusammenbrechen, Bsp. Myspace 2011 (verlor allein 10 Mio. Nutzer in einem Monat) Trends werden spürbar, Stimmen von Anfälligkeit für virtuelle gesellschaftliche der Basis (vor allem Blogs) Angriffe („shitstorms“) steigt Möglichkeit zur sehr schnellen Reaktion bei allen Arten von aktuellen Anlässen Gleichziehen mit Jagdgegnern, die sich bereits im Web 2.0 platziert und vernetzt haben Vernetzung im Themengebiet Jagd Geringer Aufwand für Weiterverbreitung Mit einem Klick werden automatisch sehr viele User erreicht Diskussionen finden „unter dem Dach“ und mit möglicher Einflussnahme des Verbandes statt Themen können gesteuert werden „in“ sein, vorne dran sein Kontakt zur Autorin: Vivienne Klimke [email protected] Tel.: (0049)(0)175/8227723