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Hintergrund Emerging Markets Corporate Bonds August 2013 ©2013. Herausgeber: Lazard Asset Management (Deutschland) GmbH, Neue Mainzer Straße 75, 60311 Frankfurt am Main, Deutschland (Selbstverlag). Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um Quellenangabe gebeten. Die in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten. Eine G arantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben können wir nicht übernehmen, und keine Aussage in diesem Bericht ist als s olche Garantie zu verstehen. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers/der Verfasser wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung von Lazard oder deren assoziierter Unternehmen dar. Die in dieser Publikation zum Ausdruck gebrachten Meinungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Weder Lazard noch deren assoziierte Unternehmen übernehmen irgendeine Art von Haftung für die Verwendung dieser Publikation oder deren Inhalt. Weder diese Veröffentlichung noch ihr Inhalt noch eine Kopie dieser Veröffentlichung darf ohne die vorherige ausdrückliche Erlaubnis von Lazard auf irgendeine Weise verändert oder an Dritte verteilt oder übermittelt werden. Mit der Annahme dieser Veröffentlichung wird die Zustimmung zur Einhaltung der o.g. Bestimmungen gegeben. Emerging Markets Corporate Bonds • Angesichts des Niedrigzinsumfeldes in der entwickelten Welt suchen die Anleger Anlagealternativen zu den Staatsanleihen, Pfandbriefen und Unternehmensanleihen in Europa und den USA. • Die Bedeutung von Emerging Markets Debt (EMD) als Anlageklasse ist gestiegen. Die Emerging Markets-Anleihen bieten einerseits eine Diversifikationsmöglichkeit aus den traditionellen Rentenportfolios bei höheren Renditen trotz besserer Fundamentaldaten, andererseits auch eine indirekte Chance, vom größeren Wachstum der Emerging Markets zu profitieren. • Nachdem sich die Anleger zunächst auf die Staatsanleihen und Quasistaatsanleihen der Emerging Markets konzentriert haben, ist in den letzten Jahren das Interesse an EM-Unternehmensanleihen stark gestiegen. Heute sind EM Corporate Bonds das am stärksten wachsende Teilsegment der Weltrentenmärkte. • Die EM-Unternehmensanleihen bieten bei besserer Kreditqualität oft eine höhere Verzinsung als vergleichbare Unternehmensanleihen der entwickelten Welt. Dies impliziert einerseits eine Prämie für die meist geringere Liquidität der EM Corporates, andererseits auch eine Risikoprämie für die politischen, Corporate Governance und Flow-Risiken, die mit dem Investment von EM Corporates verbunden sind. Mit aktivem Management und globalem Credit-Research lassen sich diese Risiken kontrollieren. • Dabei haben sich die Charakteristika der Emerging Markets Corporates-Märkte stetig verbessert. Die Volumina sind gewachsen, der Länder-, Branchen und Einzeltitelmix ist ausgewogener geworden, die Markttiefe und die Liquidität haben zugenommen. • Die durchschnittliche Kreditqualität der EM Corporate Bonds hat sich tief in den Bereich Investmentqualität verschoben. Der HY-Markt macht nur noch rund 25% des Gesamtmarktes aus. Resultat der positiven fundamentalen Entwicklung war eine deutliche risikoadjustierte Outperformance der EM Corporate Bonds im Vergleich zu anderen Assetklassen über die letzte Dekade. • Bisher sind die EM Corporates wichtiger Bestandteil unserer „normalen“ EMD-Konzepte. Seit einiger Zeit ist der Markt aber so liquide, breit gestreut und vollständig, dass sich EM Corporates zu einer eigenen Assetklasse entwickelt haben. Lazard Asset Management Emerging Markets Corporate Bonds Folgerungen aus der Finanzmarktkrise In den USA dagegen ist die Situation deutlich einfacher. Wegen des weit liquideren und vollständigeren Kapitalmarkts ist die Bedeutung von Bankkrediten und die Abhängigkeit von den Banken viel geringer. In einer Krise ist daher die Abwicklung von Banken, die vorübergehende Verstaatlichung und Reprivatisierung, die Ausgliederung von Assets und die Rekapitalisierung – nicht nur wegen des anderen politischen Setups als in der Eurozone – wesentlich einfacher zu managen. Spätestens die Finanzmarktkrise hat deutlich gemacht, dass die Abhängigkeit einer Volkswirtschaft von ihrem Bankensystem gefährlich werden kann. Wenn die Finanzierungsströme weitgehend von Banken und Bankkrediten abhängen, kann eine Krise der Banken die ganze Volkswirtschaft in Gefahr bringen. Beim Aufarbeiten der Finanzmarktkrise seit 2009 wurden die Unterschiede zwischen den USA und Europa deutlich. Bei Ausbruch der Krise war der Anteil der europäischen Banken am internationalen Bankgeschäft im Vergleich zu ihren Volkswirtschaften überdimensioniert (in Q2/2008 gingen 55% aller grenzüberschreitenden Forderungen gemäß BIZ auf Banken des Euro-Raums zurück). Der Anteil der US-Banken an den Auslandsforderungen der Banken war hingegen fast vernachlässigbar. Das nach dem Ausbruch der Krise notwendige Deleveraging der Banken war daher insbesondere ein europäisches Problem (vgl. Abbildung 1).1 Die Forderungen aus den Erfahrungen der Finanzmarktkrise sind daher eindeutig. Die Abhängigkeit der Volkswirtschaften vom Bankkredit muss reduziert werden. Dies gilt insbesondere für Europa, aber auch für Japan und die Emerging Markets.2 Die Alternative zum Bankkredit kann aber nur der Geld- und Kapitalmarkt sein. Je größer, tiefer und vielfältiger die Geld- und Kapitalmärkte für die Unternehmensfinanzierung, desto geringer fällt die Abhängigkeit von Bankkrediten aus und desto flexibler und stabiler wird die Volkswirtschaft, was zumindest gewisse Risiken im Finanzsystem begrenzt. Hier können die Vereinigten Staaten tatsächlich Vorbild sein. Abbildung 1: Internationales Bankgeschäft Internationales Bankgeschäft In Prozent der Auslandsforderungen aller an die BIZ berichtenden Banken1 100 100 75 75 50 50 25 25 0 Wachsende Weltrentenmärkte Vor diesem Hintergrund ist es überaus positiv zu vermerken, dass die Weltkapitalmärkte, insbesondere die Weltrentenmärkte, in den letzten Jahren über die gesamte Krise hinweg massiv gewachsen sind (vgl. Abbildung 2). Abbildung 2: Weltrentenmarkt 2002 vs. 2012 0 2007 2008 2009 2010 2011 Total Face Value of Index-Qualifying 2012 Banken des Euro-Raums Britische Banken US-Banken Schweizer Banken Japanische Banken Sonstige Banken Fixed Income Debt by Sector (USD terms in billions) 35,000 Face Value in Current USD Terms (billions) 2006 Quelle: Konsolidierte Bankgeschäftsstatistik der BIZ (auf Basis des unmittelbaren Kreditnehmers). 1 Auslandsforderungen umfassen grenzüberschreitende Forderungen und Inlandsforderungen der Auslandsniederlassungen der Banken gegenüber Gebietsansässigen des Aufnahmelands. Quelle: Konsolidierte Bankgeschäftsstatistik der BIZ (auf Basis des unmittelbaren Kreditnehmers) Die Abhängigkeit der Europäer von ihrem Bankensystem ist so groß, dass das Abwickeln von Zombie-Banken praktisch unmöglich ist. Das Vorgeben von erhöhten Eigenkapitalquoten in von der Bankenfinanzierung weitgehend abhängigen Volkswirtschaften kann das zukünftige Wirtschaftswachstum in den Ländern massiv behindern, was den Banken gegenüber dem Gesetzgeber viel Macht verschafft. Der Aufbau einer europäischen Bankenunion ist in einem fragmentierten, intransparenten und das Wirtschaftssystem dominierenden Bankensystem sehr schwierig. 30,000 25,000 20,000 15,000 10,000 5,000 0 Local External/Quasi Government Government Securitized / Collateralized 2012 Quelle: indices Quelle:BofA BofAMerrill MerrillLynch LynchBond Bond Indices 4 2002 High Grade High Yield Corp Corporate Hintergrund August 2013 Während in der Zeit vor dem Ausbruch der Finanzmarktkrise im Herbst 2008 die Staatsanleihenmärkte am stärksten expandierten, hat sich das Marktwachstum seit dem Beginn der Austeritätspolitik der Staaten erfreulicherweise stärker in Richtung Unternehmensanleihen, inklusive des High Yield-Segments, verschoben. Das erste Halbjahr 2013 war – global gesehen – das emissionsstärkste Halbjahr in der Geschichte der Corporate Bonds, getrieben vom Renditehunger der Anleger im extremen Niedrigzinsumfeld.3 In 2013 ist der Markt für Emerging Markets-Unternehmensanleihen weiter gewachsen. So wurden in einem bekannten Benchmark-Index, dem BofA ML EM Corporate Plus Index (EMCB) – unter Beachtung von Mindestliquiditätsvorgaben und Laufzeitrestriktionen – EM Corporate Bonds mit einem Marktvolumen von mehr als 1 Billion USD erfasst.6 Weitergehende Untersuchungen von BofA ML, die auch illiquidere, kurzlaufende, nicht geratete Papiere umfassen, schätzen das gesamte Marktvolumen von EM-Unternehmensanleihen (Stand Mai 2013) auf fast 1,5 Billionen USD, was den Markt in etwa so groß macht wie den US-amerikanischen HY-Markt7 (vgl. Abbildung 4 und 5). In den USA sind Corporate Bonds seit Jahrzehnten ein wesentlicher Teil des Rentenmarktes. Seit Beginn der Eropäischen Währungsunion ist auch der europäische Unternehmensanleihenmarkt stark angewachsen. Der europäische High Yield-Markt hat sich in den letzten Jahren massiv ausgeweitet.4 Dabei beschränken sich die meisten Analysen und auch die im Folgenden vorzustellenden Benchmarkindizes weitgehend auf EM Corporate Bonds, die auf USD lauten (sogenannte External Corporates). Es gibt aber mittlerweile auch viele Emissionen der EM-Unternehmensanleihen, die auf Lokalwährungen lauten. Bisher ist dieser Markt aber unterentwickelt, für Ausländer meist schwer zugänglich und illiquide. Wir werden uns daher in dieser Ausarbeitung auf Hartwährungsanleihen (fast immer USD) konzentrieren, auch wenn das in einigen Jahren wahrscheinlich zu eng gefasst sein wird.8 Zuletzt ist schließlich der Emerging Markets Bonds-Markt explosionsartig gewachsen. Dabei war das Wachstum des Marktes für Unternehmensanleihen in den Emerging Markets deutlich stärker als das des sonstigen EM-Rentenmarktes, so dass der Anteil von Unternehmensanleihen an der Gesamtmarktkapitalisierung stetig gestiegen ist. Ende 2012 belief sich der Anteil der Unternehmensanleihen am EMD-Universum auf rund 18% und wächst weiter an. Damit spielen Unternehmensanleihen im Bereich EMD sogar eine größere Rolle als in der entwickelten Welt, weil dort wegen der hohen Staatsverschuldung der Markt für Staatsanleihen viel größer ist (vgl. Abbildung 3).5 Abbildung 3: Der Markt für Emerging Markets Debt (EMD) Emerging markets growth trends in bn USD Outstanding debt Ext SOV Ext CORP Market share Total EM Local SOV Ext SOV Ext CORP YOY Growth rate Local SOV Ext SOV Ext CORP Total EM 12/31/2002 540,602 266,272 100,550 907,424 59.6% 29.3% 11.1% 12/31/2003 694,014 287,479 130,545 1,112,039 62.4% 25.9% 11.7% 28.4% 8.0% 29.8% 22.5% 12/31/2004 12/31/2005 871,431 1,236,801 313,909 366,598 172,365 212,560 1,357,705 1,815,960 64.2% 68.1% 23.1% 20.2% 12.7% 11.7% 25.6% 41.9% 9.2% 16.8% 32.0% 23.3% 22.1% 33.8% 12/31/2006 1,488,361 362,426 270,513 2,121,299 70.2% 17.1% 12.8% 20.3% -1.1% 27.3% 16.8% 12/31/2007 12/31/2008 1,776,437 1,905,871 367,198 359,481 327,501 334,788 2,471,136 2,600,140 71.9% 73.3% 14.9% 13.8% 13.3% 12.9% 19.4% 7.3% 1.3% -2.1% 21.1% 2.2% 16.5% 5.2% 12/31/2009 2,247,155 404,552 406,727 3,058,433 73.5% 13.2% 13.3% 17.9% 12.5% 21.5% 17.6% 12/31/2010 12/31/2011 2,695,366 3,062,363 462,856 502,357 551,424 667,361 3,709,645 4,232,081 72.7% 72.4% 12.5% 11.9% 14.9% 15.8% 19.9% 13.6% 14.4% 8.5% 35.6% 21.0% 21.3% 14.1% 12/31/2012 3,514,438 552,306 874,194 4,940,938 71.1% 11.2% 17.7% 14.8% 9.9% 31.0% 16.7% Quelle: BofA Merrill Lynch Bond Indices Quelle: BofA Merrill Lynch Bond Indices 5 Lazard Asset Management Abbildung 4: EMCB Benchmark-Index Abbildung 5: EM-Corporates-Volumen EMCB Index Market Value Growth According to Bank of America-Merrill Lynch (US$ in Billions) EM Corporate Bond Universe According to Bank of America-Merrill Lynch (US$ in Billions) 800 Y 10 600 : GR CA 23 1,100 552 1,000 130 173 210 271 333 1,006 36 27 900 411 400 110 1,200 666 1,477 19 116 1,300 874 % 84 1,400 1,002 1,000 200 79 1,500 1,200 338 800 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Bank of America-Merrill Lynch, May 2013 Quelle: Bank of America-Merrill Lynch, May 2013 Quelle: Bank of America-Merrill Lynch, Mai 2013 Quelle: Bank of America-Merill Lynch, Mai 2013 Die JP Morgan CEMBI-Indizes Bei dem ursprünglichen CEMBI-Index handelt es sich um einen marktkapitalisierten, Total Return-Index, der nicht versucht, den Gesamtmarkt abzubilden, sondern sich auf die liquiden Titel fokussiert, die wirklich für eine langfristige Kapitalanlage in Frage kommen. Die in den Index eingehenden Wertpapiere müssen bei Emission mindestens fünf Jahre Laufzeit haben und ein Mindestvolumen von 500 Mio. USD aufweisen. Drei Jahre vor Tilgungstermin werden sie wieder aus dem Index genommen. Am Markt durchgesetzt als Benchmarks für Kapitalanlagen und Portfolio Management von Emerging MarketsUnternehmensanleihen haben sich nicht die BofA ML Indizes, sondern die CEMBI-Indexfamilie von JP Morgan. Diese bietet eine ganze Reihe unterschiedlicher Indizes, die für verschiedene Aufgabenstellungen Verwendung finden können, aber alle die Märkte in Bezug auf Emittenten, Länder und Branchen gut widerspiegeln (vgl. Abbildung 6).9 In der Abgrenzung „Broad“ werden die Bedingungen abgeschwächt. Das Mindestvolumen beträgt nur 300 Mio. USD und die Titel verbleiben im Index, bis sie ein Jahr Restlaufzeit haben, so dass der CEMBI-Broad Index das größere Marktvolumen widerspiegelt. Aber Anleihen mit einem Volumen von unter 300 Mio. USD und Laufzeiten unter einem Jahr werden auch hier nicht erfasst. Abbildung 6: Charakteristik der CEMBI-indizes Current Characteristics of CEMBI Indices Die Diversified-Unterindizes unterschieden sich von den CEMBI und CEMBI Broad-Indizes insofern, dass es bei ihnen Ländergewichtungsobergrenzen gibt. Die regionale Verteilung von Emerging Markets Corporates ist nämlich nicht gleichmäßig. So kommen im CEMBI-Index 18% der Anleihen von Emittenten aus Brasilien und rund je 10% aus China und Hongkong. In den Diversified-Versionen der Indizes sind Länderobergrenzen von 6,5% pro Land gesetzt, so dass die Indizes besser nach Ländern „diversifiziert“ sind. Aus unserer Sicht sind die Diversified-Indizes als Benchmark für Kapitalanlagen besser geeignet als die konzentrierteren CEMBI oder CEMBI Broad-Indizes. Current Index Strip Face Market Mod Spread Value Value YTM % Duration (bps) (US$ in bn) (US$ in bn) CEMBI 5.34% 6.22 348.8 337.5 351.9 CEMBI DIVERSIFIED 5.09% 6.18 325.9 191.0 199.4 CEMBI BROAD 5.26% 5.64 344.0 655.5 690.9 CEMBI BROAD DIVERSIFIED 5.02% 5.47 327.0 261.8 274.8 Quelle: JPMorgan, Juni 2013 Quelle: JPMorgan, June 2013 6 Hintergrund August 2013 Marktcharakteristika Im Folgenden orientieren wir uns für die Analyse am JPM CEMBI Broad Diversified Index, den wir als Benchmarkindex im Portfoliomanagement als für am geeignetsten halten. Am interessantesten ist die Gliederung des Index nach Ratings (vgl. Abbildung 7). Abbildung 8: Regionenübersicht des CEMBI Broad Diversified Africa 3,7% Middle East 15,2% Abbildung 7: Ratingübersicht des CEMBI Broad Diversified C 1,3% NR 6,1% Asia 40,0% A 25,7% Latin America 27,1% BBB 35,1% Europe 14,1% AA 7,5% Quelle: JPMorgan AAA 0,2% Quelle: JP Morgan B 9,2% Von besonderem Interesse ist die Gliederung nach Branchen, die in den Emerging Markets ganz anders aussieht als in der entwickelten Welt. In den einzelnen Ländern der EM sind nämlich meist die größten Banken und danach die größten Minen- und Rohstoffwerte im Entwicklungsprozess die ersten Unternehmen, die Unternehmensanleihen emittieren können, bevor im Zuge der Reife der Volkswirtschaft andere Branchen nachrücken. Die EM Corporate Bonds haben daher eine hohe Gewichtung in Finanztiteln und Rohstoffwerten (vgl. Abbildung 9). BB 15,0% Quelle: JPMorgan Quelle: JP Morgan Zu beachten ist, dass die bei den Unternehmensanleihen in den USA und Europa übliche strikte Unterscheidung der Indizes in Investmentqualität und High Yield in den Emerging Markets (noch) unüblich ist. EM Corporate Bond-Portfolios und die Indizes bestehen meist aus einer Mischung von Investmentgrade und High Yield. Abbildung 9: Branchenübersicht des CEMBI Broad Diversified Dabei ist die durchschnittliche Qualität der EM Corporate Bonds in den letzten Jahren immer mehr angestiegen und liegt mittlerweile deutlich im Investmentgrade. Aber HY-Anleihen machen im Index noch immer rund 25% aus. Der Schwerpunkt der Emissionen liegt bei A und BBB (mehr als 60 %). Utilities 8,5% Consumer 7,1% Diversified 4,7% Transport 0,7% TMT 12,3% Von großem Interesse ist die Untergliederung des Index nach Regionen. Die Unternehmensanleihen der Emerging Markets haben mit rund 40% eine stärkere Ausrichtung des Exposures an die Wachstumsregion Asien als die breiteren EMD-Indizes, sind aber dennoch recht ausgewogen, weil 27% aus Südamerika und 33% aus den restlichen Regionen stammen (vgl. Abbildung 8). Real Estate 4,6% Financial 35,3% Pulp & Paper 1,6% Oil & Gas 13,3% Metals & Mining 7,0% Quelle: JPMorgan Quelle: JP Morgan 7 Infrastructure 1,0% Industrial 3,9% Lazard Asset Management Performance und Risikocharakteristik von EM Corporate Bonds bei Ausbruch der Finanzmarktkrise in den zwei Monaten von September – Oktober 2008 rund 25% gemessen am CEMBI Index. Wir versuchen in unseren Strategien dieses Risiko durch eine breite Streuung in Einzeltitel, einen Total Return-Fokus (Abkehr von der Benchmark) und eine starke Berücksichtigung des Blickes auf Top Down-Risiken zu begrenzen. Dies ist umso wichtiger, als dass die Liquidität und die Tiefe des Marktes zwar in den letzten Jahren stark angestiegen sind, die Geld-Brief-Spannen aber noch immer weiter als in der entwickelten Welt sind und sich im Krisenfall erfahrungsgemäß deutlich weiten können. Dies ist auf der anderen Seite die Begründung dafür, dass man für das Halten vom EM Corporates eine Liquiditätsprämie verdient (vgl. Abbildung 11). In den letzten zehn Jahren, in denen man von einer Historie der Assetklasse EM Corporates sprechen kann, haben EM Corporates überragende Erträge erwirtschaftet. Es gab nur zwei Jahre, in denen der Return kleiner als die Volatilität war, was über die letzte Dekade betrachtet extrem attraktive risikoadjustierte Erträge (Sharpe Ratio) bedeutete. Das Hauptargument der Investition in Unternehmensanleihen der Emerging Markets sind also die hohen Erträge und Ertragserwartungen der Assetklasse verglichen mit (Investmentgrade) Anlagen in den USA oder den europäischen Märkten. Obwohl sich die Fundamentaldaten in den Emerging Markets in den letzten Jahrzehnten stetig verbessert haben, bieten EMD-Anleihen noch immer eine wesentlich höhere Realverzinsung und hohe Spreads zu vergleichbaren Anleihen der entwickelten Welt. Dies gilt auch und insbesondere für Unternehmensanleihen (vgl. Abbildung 10).10 Abbildung 11: Geld-Brief-Spannen von EMD-Anleihen Comparing Liquidity of EM Sovereign and Corporate Bonds (bps) 500 400 Abbildung 10: Renditeaufschläge von Unternehmensanleihen EM Corporate Index Bid-Offer EM Sovereign Index Bid-Offer 300 200 BofA ML Corporate Bonds Index Yields 100 25 25 20 20 15 15 10 0 Average EM Corporate Index 108 bps EM Sovereign Index 81 bps 10 5 0 0 00 02 04 06 BOFA ML EMRG MKTS CPRT PLUS (L) - RY BOFA ML EMU CORP. (E) - RY BOFA ML HIGH YIELD CASH PAY ($) - RY 08 10 12 Maximum Minimum 466 bps 38 bps 298 bps 45 bps Current 107 bps 90 bps Stand: 31. Oktober 2012 EM Corporate Index = J.P. Morgan CEMBI Broad Diversified Index; EM Sovereign = J.P. Morgan EMBI Global Diversified Index Quelle: J.P. Morgan Quelle: JPMorgan 5.22 5 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Wie immer bei Unternehmensanleihen kommt der Frage nach dem „Default-Risiko“ (also Zahlungsausfälle oder –verzögerungen bzw. Umschuldungen) von Emerging Markets Corporates eine zentrale Bedeutung zu. Blickt man auf die Historie von EM-Unternehmensanleihen seit 1995 zurück, sind drei Feststellungen zu machen.12 BOFA ML US CORP MSTR ($) - RY BOFA ML EURO HIGH YIELD - RY Quelle: Thomson Reuters Datastream as if 02/08/2013 Quelle: Thomson Reuters Datastream, 2. August 2013 Erstens ist die Zahl der Defaults in den Emerging Markets zumindest im letzten Jahrzehnt im Vergleich zu den USA und Europa relativ niedrig gewesen. Dabei darf man sich bei der Argumentation aber nicht auf die reinen Index-Spread-Aufschläge von EM Corporates gegenüber europäischen oder amerikanischen Indizes beziehen. Das eigentliche Argument ist, dass man eine Fülle an Emissionen von Emerging Markets-Unternehmen findet, deren Anleihen einen hohen Renditeaufschlag auf die Anleihen ähnlicher Unternehmen aus Europa oder den USA zahlen, obwohl die Kreditqualität der EM-Unternehmen in Bezug auf Verschuldungsquoten oder Cash Flow-Dynamik wesentlich besser ist. Der eigentliche „Case for Emerging Markets Corporates“ findet sich also sozusagen auf der Ebene der Bottom-Up-Analyse der Einzeltitel, weniger auf der reinen Indexebene. Zweitens war eine regionale Konzentration der Defaults auf Südamerika (Argentinien, Mexiko und Brazilien) sowie die ehemaligen Sowjetrepubliken (Kazachstan, Ukraine und Russland) festzustellen. Drittens sind unter den drei Gruppen der Default-Risiken, nämlich allgemeine ökonomische Verfassung der Weltkonjunktur und globaler Risikoappetit, länderspezifische Faktoren sowie unternehmensspezifische Ursachen, die beiden erstgenannten viel entscheidender als die eigentlichen auf das Unternehmen selbst zurückzuführenden Gründe. Defaults von EM Corporates passieren fast ausschließlich in Krisenzeiten der Weltwirtschaft in Ländern, die auf der staatlichen Ebene schlecht gemanagt werden. Auf diese Risiken kann man sich als aktiver Fondsmanager einstellen. Man muss dennoch betonen, dass es sich bei EM Corporates um eine Anlageform mit hohen Risiken handelt.11 Die Drawdowns in Krisenzeiten können beträchtlich sein. So betrug der Drawdown 8 Hintergrund August 2013 Zusammenfassung und Ausblick Literaturverzeichnis Angesichts des extremen Niedrigzinsumfeldes trotz der hohen Verschuldung der entwickelten Welt suchen die Anleger Anlagealternativen zu den Staatsanleihen, Pfandbriefen und Unternehmensanleihen in Europa und den USA. Die Bedeutung von Emerging Markets Debt als Anlageklasse ist deutlich gestiegen. Die Emerging Markets-Anleihen bieten einerseits eine Diversifikationsmöglichkeit aus den traditionellen Rentenportfolios bei höheren Renditen trotz besserer Fundamentaldaten, gleichzeitig aber auch eine indirekte Chance, vom größeren Wachstum der Emerging Markets zu profitieren. 1 BIZ: Wichtigste Erkenntnisse aus den internationalen BIZ-Statistiken, BIZQuartalsbericht, Juni 2013, S. 1-12. 2 P. Saran / R.A.Singh: Development of Corporate Bond Markets in the Emerging Markets, World Bank Group Final Report, November 2011. 3 H. Benjamin: Corporate Bond Sales Boom in Record Start to Year, Bloomberg Business News, 13. Juni 2013. 4 O. Kaya et al: Corporate bond issuance in Europe, Deutsche Bank EU Monitor, 31.1.2013. 5 P. Galdi: World Bond Market Growth Trends, BofA ML Bond Index Almanac, 14. Januar 2013. 6 P. Galdi et al: Introducing the Emerging Markets Corporate Plus Index, BofA ML Bond Index Rules, 9.2.2011. 7 R.L. Rauch / R. Nguyen: Major Indices vs. Universe of All EM Corporate Bonds, Gramercy Research, 13.6.2013. Nachdem sich die Anleger zunächst auf die Staatsanleihen und Quasistaatsanleihen der Emerging Markets konzentriert haben, ist in den letzten Jahren das Interesse für das wachsende Segment der EM-Unternehmensanleihen stark gestiegen. Mittlerweile sind EM Corporates das am stärksten wachsende Teilsegment der Weltrentenmärkte. Bei EM Corporates ist der Bezug zum Wachstum der Emerging Markets eindeutiger als in den sonstigen Segmenten von EMD.13 8 R.L. Rauch / T. Nguyen: Update on the EM Corporate Bond Market, Gramercy Research, 3.5.2013. 9 M. Hood: Digging Deeper – Emerging Markets Debt Choices, JP Morgan White Paper, März 2012. 10 A. Joshi: Investing Beyond Sovereigns – Emerging Markets Corporate Debt, Lazard Insights, November 2012; J. Poon: Look To EM For Real Yield, GKResearch, Daily Comment, 31.7.2013. 11 G. Zinna: Identifying risks in emerging market sovereign and corporate bond spreads, Bank of England, Working Paper no. 430, Juli 2011. 12A. Joshi: An Introduction to Lazard’s Emerging Markets Debt – Corporate Total Return, Präsentation im Rahmen des Lazard Investmentfrühstücks, Frankfurt, 30. Januar 2013. Die EM-Unternehmensanleihen bieten bei besserer Kreditqualität oft eine höhere Verzinsung als vergleichbare Unternehmensanleihen der entwickelten Welt. Dies impliziert einerseits eine Prämie für die meist geringere Liquidität der EM Corporates, andererseits aber auch eine Risikoprämie für die größeren politischen, Corporate Governance und Flow-Risiken, die mit dem Investment von EM Corporates verbunden sind. Mit aktivem Management und globalem Credit-Research lassen sich diese Risiken kontrollieren. 13Capital: Emerging markets corporate debt – a maturing asset class, Capital Guardian Viewpoints, September 2012; Aberdeen: Emerging Markets Corporate Bonds, Aberdeen Asset Management, White Paper, März 2012. Dabei hat sich die Infrastruktur der Emerging Markets CorporatesMärkte stetig verbessert. Die Volumina sind deutlich gewachsen, der Länder- Branchen und Einzeltitelmix ist deutlich ausgewogener geworden, die Markttiefe hat zugenommen und die Liquidität hat sich deutlich verbessert. Die durchschnittliche Kreditqualität hat sich tief in den Bereich Investmentqualität verschoben. Der HY-Markt macht nur noch rund 25% des Gesamtmarktes aus. Resultat der positiven fundamentalen Entwicklung war eine deutliche risikoadjustierte Outperformance der EM Corporate Bonds im Vergleich zu anderen Assetklassen über die letzte Dekade. Bisher sind die EM Corporates wichtiger Bestandteil unserer „normalen“ EMD-Konzepte. Seit einiger Zeit ist der Markt aber so liquide, breit gestreut und vollständig, dass sich EM Corporates zu einer eigenen Assetklasse entwickelt haben. Verfasser: Werner Krämer Tel: 069 / 50606–140 9 Lazard Asset Management Weitere Lazard Publikationen Standpunkt Mai 2010 „Fixed Income Benchmarks im Asset Management – Markit iBboxx-Indizes” Investment Perspektive Juli 2010 „Mega-Trends – Motoren der Weltwirtschaft und der Kapitalmärkte” Standpunkt August 2010 „Die weltweite Suche nach sicheren Anlagen – und die Folgen ihrer Knappheit” Hintergrund November 2010 „Rückblick auf das Investmentforum” Standpunkt März 2011 „Traumwelten 2.0 – Irrungen und Wirrungen der Re-Regulierung“ Hintergrund Mai 2011 „Globalisierung 2.0 – Warum man auch am Rentenmarkt global denken sollte” Hintergrund Juli 2011 „Total Return-Konzepte mit Emerging Markets Debt” Standpunkt September 2011 „Verbriefte Sicherheit – Pfandbriefe für die Welt“ Standpunkt April 2012 „Ein deutscher Sonderweg – wer kein Risiko nimmt, kommt darin um” Hintergrund Mai 2012 „Aktieninvestments als Inflationsschutz, Teil 1” Hintergrund Juni 2012 „Aktieninvestments als Inflationsschutz, Teil 2” Standpunkt Juli 2012 „Inflationsindexierte Anleihen” Hintergrund September 2012 „Investieren in Infrastruktur – Lazard Global Listed Infrastrucute” Standpunkt Juni 2013 „Boulevard der Dämmerung – ein Zwischenbericht zur Entwicklung der Europäischen Währungsunion” Diese und weitere Publikationen stehen Ihnen als kostenloser Download auf unserer Homepage zur Verfügung: http://www.lazardnet.com/wissen 10 Hintergrund August 2013 11 Lazard Asset Management Lazard Asset Management (Deutschland) GmbH www.lazardnet.de Neue Mainzer Straße 75 60311 Frankfurt Tel.: 069 - 50 60 6 - 0 Fax: 069 - 50 60 6 - 100 Neuer Wall 9 20354 Hamburg Tel.: 040 - 35 72 90 - 20 Fax: 040 - 35 72 90 - 29 12