Weltmarkt für Steinkohle
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Weltmarkt für Steinkohle
RWE Power AG | Weltmarkt für Steinkohle Weltmarkt für Steinkohle Ausgabe 2007 RWE Power Dr. Wolfgang Ritschel Dr. Hans-Wilhelm Schiffer Weltmarkt für Steinkohle Ausgabe 2007 Weltmarkt für Steinkohle Inhalt Weltmarkt für Steinkohle Oktober 2007 Dr. Wolfgang Ritschel Dr. Hans-Wilhelm Schiffer Inhalt 6 Zusammenfassung 9 Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix 9 Begriffsbestimmung 9 Reserven/Förderung 11 Qualitätsanforderungen 12 Verbrauch nach Verwendungszwecken 13 Verbrauch nach Regionen 15 Perspektiven der Verbrauchsentwicklung 17 Umweltaspekte - fortgeschrittene Kohle technologien 21 Kohle-Verflüssigung 24 24 27 30 31 32 34 37 40 43 43 47 49 Welthandel Nachfrage Angebot Entwicklung der Seefrachten Nachfrage und Angebotszyklen Neuformierung der Märkte Repräsentative Kosten der Kohlenkette Preisbildung Vertragsformen Einfluss der Strommärkte Risikomanagement Perspektiven Fazit 50 50 55 61 65 70 75 79 84 88 91 95 99 99 100 101 Kohlenexportländer Australien Indonesien Russland Südafrika China Kolumbien USA Kanada Vietnam Polen Venezuela Kohlengeologie und Fördertechnik Lagerstätten Fördertechniken Aufbereitung 102 Transport und Umschlag von Steinkohlen 106 Literaturverzeichnis 5 Weltmarkt für Steinkohle Zusammenfassung Die vorliegende Studie beschreibt die weiterhin wachsende Bedeutung der Steinkohle für die Deckung des weltweiten Energiebedarfes. Dabei wird insbesondere auf den seit Jahren zunehmenden, in den letzten Jahren besonders stark gestiegenen Beitrag des internationalen Kohlehandels zur Energieversorgung eingegangen. Struktur und Funktionsweise des Steinkohlenwelthandels werden erläutert. Die wichtigsten Steinkohlenexportländer sind mit ihrem Exportpotenzial bei Förderung und Infrastruktur sowie den maßgeblichen Akteuren dargestellt. Steinkohlen tragen derzeit mit 4,3 Milliarden Tonnen Steinkohleneinheiten (Mrd. t SKE) bzw. 26 % zum globalen Energieverbrauch bei. Die Steinkohle hat dabei ihren Anteil am Weltenergiemix in den letzten Jahren stetig steigern können, was in erster Linie auf den rasanten Ausbau der Kohleproduktion in China zurückzuführen ist. Mittlerweile werden über 70 % der weltweiten Steinkohlenproduktion zur Stromerzeugung eingesetzt, die den Elektrizitätsbedarf der Welt damit zu 36 % abdeckt. Alle maßgeblichen Prognosen gehen von einer fortgesetzten Zunahme von Steinkohleproduktion und Welthandel aus, allerdings mit unterschied- lichen Entwicklungen für die Verbrauchssektoren sowie Weltregionen. Bei Kesselkohlen wird der Einsatz in Kraftwerken zunehmen, während der Absatz im Wärmemarkt weiter rückläufig sein wird. Der Kokskohlen-Verbrauch wird mit der wachsenden Roheisenproduktion steigen, wobei auch der Kokskohlen-Welthandel nach Jahren der Stagnation wieder zulegen wird, weil sich Anbieter und Abnehmerstrukturen verschieben und die Nachfrage nach hochwertiger Kokskohle steigt. Der asiatische Raum besitzt bei Verbrauch und Produktion ungebrochen die größte Wachstumsdynamik. Europa wird dagegen zukünftig einen eher rückläufigen Trend bei Verbrauch und Produktion aufweisen. Die Rücknahme unwirtschaftlicher Inlandsproduktion wird teilweise über Kohlenimporte ausgeglichen. Gas und erneuerbare Energien werden zusätzliche Marktanteile erobern. Nord-, Mittel- und Südamerika sind Wachstumsmärkte bei Verbrauch und Produktion. Vor allem in den USA gewinnt die Steinkohle in der Stromerzeugung vor dem Hintergrund knapper werdender beziehungsweise zur Neige gehender inländischer Ölund Gasreserven an Bedeutung. Weltweiter Energiemix 2006 Stromerzeugung 19 Bill. kWh Primärenergieverbrauch 16 Mrd. t SKE Wasser und Sonstiges 6% Kernenergie 6% Wasser und Sonstiges 6% 20 % Steinkohlen 26 % 36 % Öl Öl 19 % Kernenergie 15 % Steinkohlen 36 % Gas 4 % Braunkohlen Braunkohlen 2 % 24 % Gas Quelle: BP Statistical Review of World Energy, June 2007 (Primärenergieverbrauch); Schätzung auf Basis der für das Jahr 2005 von der International Energy Agency in Electricity Information (2007 Edition) ausgewiesenen Zahlen 6 Zusammenfassung Durch die starke Fokussierung der Öffentlichkeit auf die Minderung der CO2-Emissionen bei der Kohlenutzung haben die Anlagenbauer und Kohleverstromer eine Technologie-Offensive begonnen. Durch Nachrüstung bestehender Kraftwerke, kurzund mittelfristigen Neubau von Kohlekraftwerken mit höherem Wirkungsgrad und Entwicklung eines CO2-freien Kraftwerkes soll der CO2-Ausstoss gemindert werden. Bisher haben sich allerdings vor allem die EU-27-Länder und Japan Verminderungsziele gesetzt. Es ist dringend erforderlich, die USA, Schwellenländer wie China, Indien und die Entwicklungsländer in den Prozess zur Begrenzung der CO2Emissionen einzubinden. Zur Deckung des weltweit wachsenden Bedarfs leistete der internationale Handel mit Steinkohlen in den vergangenen Jahrzehnten einen steigenden Beitrag. In den letzten Jahren hatte der Weltmarkt für Steinkohlen an Dynamik gewonnen. So war das Handelsvolumen seit 1999 mit gut 7 % pro Jahr und damit um insgesamt 357 Mio. t gewachsen. Damit umfasste der grenzüberschreitende Handel mit Steinkohlen 2006 insgesamt 867 Mio. t. Davon entfielen 782 Mio. t auf den seewärtigen Handel, die sich mit 595 Mio. t auf Kesselkohlen und mit 187 Mio. t auf Kokskohlen aufteilen. 85 Mio. t Handelsvolumen wurden auf dem Landweg - überwiegend zwischen benachbarten Nationen - abgewickelt. An der weltweiten Steinkohlenproduktion von 5,4 Mrd. t im Jahr 2006 hat der grenzüberschreitende Handel einen Anteil von 16 %. Hintergrund für das Wachstum ist nach wie vor der Preisvorteil von Weltmarktkohle gegenüber Inlandssteinkohle (z. B. Europa), Öl und Gas, sowie der Energiebedarf zur Stromerzeugung vor allem in den asiatischen Volkswirtschaften. Das starke Wachstum der Kohleweltmärkte der letzten Jahre und parallel dazu des Eisenerzmarktes hat erstmals zu Anspannungen in der internationalen Transportkette geführt, mit erheblichen Preisausschlägen bei den Frachtraten. Aber auch in Hafenkapazitäten gab es Engpässe bei der Verladung von Kohle und Erz. Inzwischen wird die Bulk-CarrierFlotte massiv ausgebaut, die Erweiterung von Verladekapazitäten in Angriff genommen sowie die Disponierung von Frachtraum optimiert, um künftig Warteschlangen in den Exporthäfen zu vermeiden. Insofern passt sich die Logistik den neuen Marktgegebenheiten flexibel an, und es ist auch zukünftig mit einer leistungsfähigen, kostengünstigen und effizienten Kohletransportkette zu rechnen. Es ist aber unübersehbar, dass derzeit Ausbaumaßnahmen bei Gruben und vor allem bei der Infrastruktur der steigenden Nachfrage hinterherlaufen. Die verhaltene Investitionstätigkeit in der Niedrigpreisphase bis etwa 2003 macht sich derzeit u. a. in Australien durch Engpässe bemerkbar. Diese werden aber absehbar überwunden. Neben den traditionellen asiatischen und europäischen Nachfragern nach Importkohle ist auch bei den beiden größten Kohleproduzenten der Welt Weltsteinkohlenförderung und Seehandel 2006 5,4 Mrd. t Steinkohlenförderung 782 Mio. t = 15 % Welthandel (maritim) davon 595 Mio. t Kesselkohlen 187 Mio. t Kokskohlen Quelle: Verein der Kohlenimporteure 7 Weltmarkt für Steinkohle - China und die USA - ein wachsender Importbedarf für deren Küstenregionen zu erkennen, der in 2006 ein Volumen von über 60 Mio. t erreichte und weiter als steigend eingeschätzt wird. Auch in Mittel- und Südamerika wird Kohle zunehmend in Kraftwerken eingesetzt. Auf der Angebotsseite für Kesselkohle verzeichnen im pazifischen Raum Australien und Indonesien die größten Zugewinne, im atlantischen Raum Russland und Kolumbien. Südafrika stagniert derzeit in seinen Exporten. Indonesien trug in 2006 mit 30 Mio. t zur Versorgung des atlantischen Marktes bei. Bei Kokskohle baute Australien seine Position mit 66 % Marktanteil aus. Die USA und Kanada steigern - angeregt durch das hohe Preisniveau - leicht ihre Exporte. Eine Reihe neuer Länder könnte in Zukunft das Kokskohlenangebot etwas verbreitern. Im internationalen Handel mit Kesselkohle geht der Trend zur Commoditisierung weiter, und viele längerfristige Verträge werden in Anlehnung an Preisindizes abgeschlossen. Der aktuelle Einkauf hingegen wird weitgehend vom Stromabsatz her bestimmt und ist durch kurzfristige Liefervereinbarungen geprägt. Zunehmend wird die Absicherung der physischen Einkaufsposition durch Finanzinstrumente vorgenommen. Der Papierhandel weitete sich stark aus und übertrifft das physische Handelsvolumen um das 2,5-fache. Nach dem Wachstumsschub der jüngeren Vergangenheit (1999 - 2006) wird auch für die nächsten Jahre eine Steigerung des Welthandelsvolumens erwartet. Durch erhebliche Preissteigerung bei Öl, Gas, Kohle und Koks hat sich das gesamte Energiepreisniveau erhöht. Es bleibt abzuwarten, wie sich der CO2-Handel in Europa auf die Wettbewerbssituation der Kohle auswirkt. In der ersten Handelsperiode von 2005 - 2007 war der Markt überversorgt, was zu einem Nullpreis für Zertifikate Ende der Handelsperiode führte. Für 2008 - 2012 werden derzeit die CO2-Preise in einer Bandbreite von 15 - 25 Euro/t CO2 geschätzt. Für einen weiteren Ausbau des Kesselkohlenwelthandels ist allerdings nach Jahrzehnten real sin- 8 kender Kohlepreise ein Preisniveau erforderlich, das die Unternehmen anregt, in Ersatz- und Zusatzkapazitäten zu investieren. Das internationale Förderpotential ist geopolitisch gut gestreut und nach wie vor in der Lage, trotz steigender Kosten zur Deckung des Energie- und Rohstoffbedarfes der Welt zunehmend beizutragen. Langfristig, d. h. bis 2030 wird mit einem Anstieg der Kohleproduktion zwischen knapp 1 % und gut 2 %/a gerechnet. Der Kohlewelthandel soll mit 1,5 3,0 %/a wachsen. Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix Begriffsbestimmung Kohle ist ein weltweit verbreiteter und reichlich vorhandener, aus pflanzlichen Substanzen hervorgegangener Brenn- und Rohstoff. Ihre vielfältigen Entstehungsbedingungen reichen z. T. bis zu vier hundert Millionen Jahre zurück. Im erdgeschichtlichen Zeitablauf ist eine breitgefächerte Palette von Kohlearten mit unterschiedlichen Stoffeigenschaften entstanden. Nach dem jeweiligen Inkohlungsgrad und damit auch der Energieintensität, wird dieser Energieträger in Anthrazit, bituminöse-, subbituminöse und Braunkohlen unterteilt. Dabei sind Anthrazitkohlen durch einen hohen Kohlenstoffgehalt bei sehr geringem Anteil an Feuchtigkeit und flüchtigen Bestandteilen gekennzeichnet. Für Braunkohlen - jung in erdgeschichtlicher Entwicklung - gilt ein umgekehrtes Verhältnis. Bituminöse- und subbituminöse Kohlen rangieren zwischen diesen beiden Eckpunkten bei fließender Abgrenzung zur Braunkohle. Der internationalen Praxis folgend werden in dieser Studie dem Begriff Steinkohlen anthrazitische, bituminöse und ein erheblicher Teil der subbituminösen Kohlen zugerechnet. Je nach Verwendung und Qualität der Steinkohlen wird von metallurgischen oder Kokskohlen und von Kesselkohlen gesprochen. Reserven/Förderung Die Einschätzung der Kohlenvorkommen unterliegt einer ständigen aber uneinheitlichen und unsystematischen Aktualisierung. Während bei Öl und Gas systematisch Jahr für Jahr Aktualisierungen vorge- Weltweite Verteilung der Reserven an Steinkohle (Mrd. t SKE) 111 GUS Nordamerika 167 VR China Europa 19 219 1 Naher Osten Afrika 20 Indien 95 52 11 Mittel- und Südamerika Sonstiges Asien Australien 41 Reserven Gesamtmenge 736 Mrd. t SKE Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, BGR (2007), Stand 31.12.2006 9 Weltmarkt für Steinkohle nommen werden, ist dies bei Kohle bisher nicht der Fall. Der Grund liegt möglicherweise darin, dass bisher für Öl und Gas immer wieder das absehbare Ende der Vorkommen vorhergesagt wurde und durch aktualisierte Schätzungen der Branche widerlegt werden musste. Bisher war Kohle hinsichtlich der Reichweite außerhalb jeder Diskussion, und insofern bestand auch keine Notwendigkeit für eine regelmäßige jährliche Aktualisierung. Bei einer solchen ist jedoch davon auszugehen, dass sich sowohl Ressourcen als auch Reserven noch weiter erhöhen, da Kohle bisher bei weitem nicht in den Maßen wie Öl und Gas exploriert und genauer untersucht wurde, wie es bei Öl und Gas der Fall ist. Bei den Rohstoffvorkommen, und derzeit auch Kohle, ist zwischen den Begriffen „Ressourcen“ und „Reserven“ zu unterscheiden. Ressourcen sind die gesamte Substanz an Kohle in einer Lagerstätte. Die Reserven sind davon der Teil, der nach heutigen technisch wirtschaftlichen Maßstäben abbaubar ist. Mit steigenden Kohlepreisen können aus dem Ressourcenbereich Lagerstätten teils den Reserven zuwachsen, da nun gegebenenfalls höhere Gewinnungskosten verkraftet und profitabel gearbeitet werden kann. Aktuelle Reserveeinschätzungen für Steinkohle auf der Basis der derzeitigen Kenntnisse über die weltweit wirtschaftlich gewinnbaren Vorräte (siehe Tabelle) liegen bei 736 Mrd. t entsprechend etwa 640 Mrd. t SKE. Diese jüngste Schätzung stammt von der Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe (BGR). Die Ressourcen von Hartkohlen werden von der BGR in 2007 auf 8.817 Mrd. t geschätzt. Das Verhältnis von Ressourcen zu Reserven beträgt 12 zu 1 und hat sich mit der letzten Schätzung (5:1) erheblich verbessert. Nach Angaben der Energy Information Administration (EIA) des US-Departments of Energy (DOE) verteilen sich die globalen Reserven an Steinkohlen mit 53 % auf Anthrazit und bituminöse Kohlen, mit 30 % auf subbituminöse Kohlen und mit 17 % auf Braunkohle. Im Unterschied zu den Öl- und Erdgas-Lagerstätten sind die Kohlereserven geografisch breit gestreut, wobei die Schwerpunkte in den USA, in Russland und in China liegen. Des Weiteren verfügen vor allem Indien, Australien, Südafrika, Ukraine und Kasachstan über bedeutende Vorkommen an Kohlen. Reserven und Förderung von Steinkohlen nach Regionen Region Europa Reserven Stand 2006 Mrd. t % Mio. t % Reichweite in Jahren Förderung 2006 19 2,6 162 3,0 117 111 15,1 483 9,0 230 53 7,2 247 4,6 215 Nordamerika 219 29,8 1.087 20,3 201 Südamerika 20 2,7 72 1,3 278 VR China 167 22,7 2.326 43,5 72 Übriges Asien 106 14,4 595 11,1 178 41 5,5 302 5,6 136 GUS Afrika Australien/Neuseeland Sonstige Insgesamt 0 0,0 77 1,6 0 736 100,0 5.351 100,0 138 Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover, 2007 Quelle: Förderung VDKi / BP Statistical Review of World Energy, June 2007 10 N rwe broschüre weltmarktsteinkohle fin.indd 10 29.11.2007 13:38:28 Uhr Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix Allein die oben genannten wirtschaftlich gewinnbaren Steinkohlenreserven, d. h. ohne Einbeziehung der nachgewiesenen Ressourcen im Umfang von 8.817 Mrd. t, gewährleisten - bezogen auf den aktuellen Jahresverbrauch - eine Reichweite von 140 - 150 Jahren. Reservenhöhe und Förderniveau korrespondieren nicht immer miteinander. Dieses gilt insbesondere für die GUS-Staaten; dort werden die Fördermöglichkeiten wegen der großen Entfernungen zwischen den Lagerstätten und den Verbrauchszentren und der ausreichenden Verfügbarkeit von Öl und Gas nur begrenzt genutzt. In der VR China hingegen dominiert nach wie vor die Kohle wegen der erst langsamen Mobilisierung konkurrierender Energiequellen den Energiemarkt. Gleiches gilt für die Region „Ferner Osten“, in der Indien bei ebenfalls hoher Kohlenintensität des Landes der maßgebende Steinkohlenproduzent ist, gefolgt von Indonesien. Qualitätsanforderungen Kohle ist eine heterogene Energiequelle. Die Qualitätsparameter, wie Heizwert sowie Schwefel- und Aschegehalt, variieren beträchtlich zwischen den verschiedenen Lagerstätten und selbst innerhalb einzelner Kohleflöze. Die verschiedenen Einsatzbereiche der Steinkohle erfordern unterschiedliche Qualitätseigenschaften. Dominierender Qualitätsparameter importierter Kesselkohlen für den Einsatz in Kraftwerken ist daher aus Gründen der Wirtschaftlichkeit ein möglichst hoher Heizwert (Hu > 6.000 Kcal/kg), der durch geringe Wasser- und Aschegehalte (zusammen < 25 %) gewährleistet wird. Dazu kommen ein niedriger Gehalt an Schwefel (< 1 %) sowie spezielle Anforderungen an die chemische Zusammensetzung der anfallenden Asche sowie deren Schmelzverhalten. Ein geringer Anteil an flüchtigen Bestandteilen (< 20 %) erweist sich bei der Verbrennung in Kraftwerken moderner Bauart als nachteilig. Zur Stromerzeugung eingesetzte Importkohlen werden als Feinkohle, d. h. mit einer Körnung von 0 - 50 mm angeliefert. Andere Qualitätsanforderungen werden an Kesselkohlen gestellt, die im industriellen Bereich hauptsächlich zur Erzeugung von Dampf und Prozesswärme eingesetzt werden. So verlangt die dort angewandte Verbrennungstechnik in der Regel den Einsatz nach bestimmten Korngrößen (Bereich 6 - 80 mm) klassierter, d. h. stückiger Grobkohlen. Auch hier werden niedrige Wasser- (3 - 6 %) und Aschegehalte (3 ‑ 5 %) bei geringen Schwefelanteilen erwartet. Kleinverbraucher und Haushalte werden ebenfalls mit klassierten Kohlen (Nusskohlen) unterschiedlicher Körnungsbereiche von 8 - 80 mm sowie mit niedrigen Feuchte-, Asche- und Schwefelgehalten beliefert. Einen erheblichen Anteil stellen hier anthrazitische Kohlen mit einem Gehalt an flüchtigen Bestandteilen von < 14 %. Eine engere Bandbreite der Qualitätsparameter gilt für Kokskohlen (hard coking coal), die in Kokereien eingesetzt werden. Das dabei anfallende Produkt Koks wird überwiegend in der Stahlindustrie, aber auch in der Buntmetallurgie eingesetzt. Der Einsatz als Hüttenkoks im Hochofen erfordert zunächst einen Rohstoff, der sowohl asche- wie auch schwefelarm ist, d. h. die in der Kokerei eingesetzte Kohlenmischung setzt dafür Grenzen von maximal 8 % bzw. 1 %. Darüber hinaus sind jedoch bestimmte Verkokungseigenschaften der Kohle gefragt. Dazu zählen sowohl deren Gehalt an flüchtigen Bestandteilen (27 ± 7 %), vor allem aber das in erster Linie an der Blähzahl von 4 - 7 gemessene Verkokungsverhalten. Dazu kommt noch die Koksfestigkeit (CSR-Wert), die durch den sinkenden spezifischen Koksverbrauch weiter an Bedeutung gewonnen hat. In der Regel wird Hüttenkoks nicht aus einer einzigen, sondern aus einer Mischung von Kokskohlen verschiedener Herkunft mit einem Durchschnittsgehalt an flüchtigen Bestandteilen von rund 27 % hergestellt. Aber auch Kokskohlen niedriger Blähzahl, d. h. von 1 - 3 finden in der Koksherstellung als sog. soft coking coal Verwendung. Sie ergeben bei ihrer Verkokung für sich allein zwar nur einen Koks geringer d. h. unzureichender Festigkeit. Durch thermische 11 Weltmarkt für Steinkohle Vorbehandlung oder mechanische Verdichtung beim Einbringen in den Koksofen - zusammen mit „hard coking coal“ - wird diese am Markt auch preiswertere Kohlenart vor allem in Japan in erheblichem Umfang auch zur Herstellung von qualitativ hochwertigem Hüttenkoks genutzt. Stelle. Der Anteil der Steinkohle am weltweiten Primärenergieverbrauch betrug 2006 rund 26 %. Die verzeichnete Zunahme ist maßgeblich von China beeinflusst, aber auch andere Förderregionen legten zu. Der dynamische Globaltrend der letzten Jahre gilt jedoch nicht für alle Einsatzgebiete und Weltregionen gleichermaßen. Eine wachsende Verwendung im metallurgischen Bereich finden Steinkohlen inzwischen auch als Hochofeneinblas- bzw. PCI-Kohle (pulverized coal injection). In den achtziger Jahren als Ersatzbrennstoff für teuer gewordenes Schweröl gedacht ersetzen die als Kohlenstaub oder feinkörnige Kohle in den Hochofen eingeblasenen PCI-Kohlen dort inzwischen zu einem erheblichen Teil auch den relativ teuren Hüttenkoks. Dazu eignen sich alle schwefel- und aschearmen Steinkohlen, wobei das Qualitätsspektrum von der zunehmend bevorzugten Anthrazitkohle bis in den Bereich hochflüchtiger Kessel- und Semisoft-Kokskohlen reicht. Vor allem letztere finden in Japan auch als PCI-Kohlen Verwendung. Ihr Anteil am globalen Energieverbrauch ist jedoch mit knapp 50 Mio. jato gering. Verbrauch nach Verwendungszwecken Seit 2001 ist der Steinkohlenverbrauch von 2,9 Mrd. t SKE weltweit um rund 1,6 Mrd. t SKE auf 4,5 Mrd. t SKE (+ 55 %) in 2006 gewachsen. Damit steht die Steinkohle in der Rangliste der wichtigsten Energieträger - nach Mineralöl und vor Erdgas - an zweiter Die Weltsteinkohlenförderung von 5,4 Mrd. im Jahr 2006 (entsprechend 4,3 Mrd. t SKE) gliedert sich auf in ca. 4,7 Mrd. t (87 %) Kesselkohle und 0,7 Mrd. t (13 %) Kokskohle. Der überwiegende Teil der Kesselkohle wird zur Stromerzeugung eingesetzt. Der Anteil beträgt etwa 4,0 Mrd. t bzw. 74 % des Weltsteinkohlenverbrauchs. Die weltweite Stromerzeugung basiert zu 36 % auf Steinkohle. Der Wärmemarkt - d. h. Abnehmer außerhalb der Elektrizitätswirtschaft und der Stahlindustrie umfasst z. B. Zementwerke, Papierfabriken und andere gewerbliche Verbraucher. Außerdem gibt es noch einen Hausbrandbereich, der in den osteuropäischen Ländern, der Türkei sowie in China und Nordkorea noch ausgeprägt vorhanden ist. Dieser Markt wird weltweit auf 700 Mio. t geschätzt. Sein Anteil verringerte sich von 43 % in 1980 auf etwa 13 % des Weltsteinkohleverbrauches in 2006 und wird weiter rückläufig erwartet. Durch die hohen Öl- und Gaspreise könnte sich der Rückgang aber verlangsamen. Beitrag der Kohlen zur Stromerzeugung 2005 92 Steinkohlen 71 70 66 54 50% 93 78 71 59 53 59 53 50 48 39 21 66 53 35 48 27 4 USA Taiwan Griechenland 2 Tschechien Indien Kasachstan Israel 2 Quelle: IEA, Electricity Information 2007, tables 1.2 and 1.3 12 70 21 China Südafrika Polen 38 0% 60 7 79 Australien 25% 64 Braunkohlen Welt 75% 78 Deutschland 79 SerbienMontenegro 100% 93 Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix Der metallurgische Bereich mit einem Anteil von ebenfalls 13 % (rund 700 Mio. t) wuchs seit 2001 um ca. 120 - 130 Mio. t. Der wesentliche Mehrverbrauch an Kokskohle war vor allem in China und teilweise Russland zu verzeichnen und konnte weitgehend aus der jeweiligen Inlandsförderung gedeckt werden. Zur Roheisenerzeugung wird vor allem in China der Hochofenprozess angewandt, da alternative Verfahren mangels ausreichendem Schrottaufkommen keine Basis haben. Durch die derzeitigen hohen Kokskohlen- und Kokspreise bedingt, wird weiter an der Optimierung des Hochofenprozesses gearbeitet, und die Technologie des Einblasens von Kohlenstaub hat einen neuen Schub bekommen, um Koks zu sparen. Verbrauch nach Regionen Steinkohlen werden überwiegend in der näheren Umgebung ihrer Gewinnung, d. h. der Lagerstätten, verbraucht. Grund dafür ist der - verglichen mit Öl und Gas - niedrige Energieinhalt der Kohle. Weite, häufig teure Landtransporte belasten die Wirtschaftlichkeit eines Einsatzes in großer Entfernung von der Lagerstätte. In den letzten Jahren hat sich das Seefrachtangebot durch das starke Wachstum des seewärtigen Eisenerz- und Kohlehandels, längere Fahrrouten und Engpässen in Export- und Weltsteinkohlenverbrauch nach Sektoren 1980 und 2006 2006 1980 Mrd. t Insgesamt % 2,80 Mrd. t % 5,40 davon Kraftwerke 1,00 36 4,00 74 Stahlindustrie 0,60 21 0,70 13 Wärmemarkt 1,20 43 0,70 13 Quelle: Verein der Kohlenimporteure Importhäfen trotz hoher Zuwachsraten verknappt. Dies führte in den letzten Jahren (2003 - 2007) immer wieder zu erheblichen Preisaufschlägen. Bei weiter hohen Ausbauraten der Flotte ist aber mit einer Normalisierung der Frachtraten zu rechnen, sodass auch künftig Steinkohlen aus Zechen mit niedrigen Gewinnungskosten und logistisch günstiger Lage zu den Seehäfen nach wie vor konkurrenzfähig an überseeische Verbraucher geliefert werden können. Der seewärtige Welthandel ist in den letzten Jahren auf 782 Mio. t gewachsen und hat trotz zeitweise hoher Seefrachten in 2006 um 56 Mio. t zugenommen. Dies entspricht einem Anteil der seewärtigen Entwicklung des Weltenergieverbrauchs nach Energieträgern (in Mrd. t SKE) 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2006 4,05 4,48 4,71 5,13 5,79 5,83 Mineralöl 4,35 Erdgas 1,86 2,15 2,52 2,81 3,18 3,77 3,86 Kernenergie 0,24 0,50 0,74 0,76 0,85 0,94 0,95 Wasserkraft 0,64 0,67 0,73 0,82 0,39 1,00 1,03 Steinkohlen 2,50 2,85 2,82 2,90 2,79 4,11 4,31 Braunkohlen Summen Anteil Steinkohlen % Anteil Braunkohlen % 0,42 0,42 0,38 0,34 0,33 0,33 0,33 10,01 10,64 11,67 12,34 13,17 15,94 16,31 25,0 26,8 24,2 23,5 21,2 25,8 26,4 4,2 3,9 3,3 2,8 2,5 ,2,1 2,0 Anteil Kohlen gesamt % 29,2 30,7 27,4 26,2 23,7 27,9 28,4 Anteil Mineralöl % 43,5 38,1 38,4 38,2 39,0 36,3 35,7 Anteil Erdgas % 18,6 20,2 21,6 22,8 24,1 23,7 23,7 Anteil Kernenergie % 2,4 4,7 6,3 6,2 6,5 5,9 5,8 Anteil Wasserkraft % 6,3 6,3 6,3 6,6 6,7 6,2 6,4 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 Summen % Quelle: BP Statistical Review of World Energy, June 2007; Verein der Kohlenimporteure 13 Weltmarkt für Steinkohle Exporte an der Weltsteinkohlenförderung von rund 15 %; zusammen mit dem Binnenhandel von 80 Mio. t ergibt sich ein Handelsanteil von rund 16 %. Der wichtigste Markt für Steinkohlen ist der asiatisch/pazifische Wirtschaftsraum. Der Steinkohlenverbrauch in dieser Region belief sich 2006 auf rund 2,7 Mrd. t SKE. Dies entspricht mehr als 60 % des weltweiten Steinkohlenverbrauchs. Eine besonders dynamische Verbrauchsentwicklung war in China zu verzeichnen. Haupttreiber der dort und auch in den anderen asiatischen Staaten gewachsenen Kohlenachfrage war der stark zunehmende Elektrizitätsbedarf. Der nach China bedeutendste Steinkohleverbraucher ist Indien. Mehr als zwei Drittel des Kohleverbrauchs in Indien wird für die Stromerzeugung genutzt. Der Bedarf an Kohlen wird überwiegend durch die inländische Förderung, aber auch zunehmend durch Importe gedeckt. Die Situation in den "reifen" asiatisch/pazifischen Märkten, insbesondere in Australien, Japan, Südkorea und Taiwan, unterscheidet sich grundlegend von den Gegebenheiten in China und Indien. Die australische Kohle wird zum größten Teil exportiert; gleichzeitig wird aber etwa 25 % der Fördermenge in Australien selbst genutzt. Mehr als drei Viertel der Stromerzeugung des Landes basieren auf dem Einsatz heimischer Kohle. Zusammen mit China, USA, Indien, Russland und Südafrika ist Japan eines der größten Steinkohleverbrauchsländer. Japan deckt praktisch seinen gesamten Kohlebedarf durch Importe, in hohem Maße aus Australien. Etwa 44 % der in Japan verbrauchten Kohle wird in der Stahlindustrie eingesetzt; Japan ist der weltweit zweitgrößte Stahlproduzent (nach China). Außerdem leistet Kohle in Japan einen erheblichen Beitrag zur Stromerzeugung. So basiert mehr als ein Viertel der Stromversorgung des Landes auf dem Einsatz importierter Steinkohlen. Weitere wichtige Steinkohleverbraucher im asiatisch/pazifischen Wirtschaftsraum sind Südkorea, Taiwan, Indonesien und Thailand. Während Indonesien in einer vergleichbaren Situation wie Australien ist (Netto-Exporteur bei Steinkohlen), sind die anderen genannten Staaten überwiegend auf eine Versorgung durch den Weltmarkt angewiesen. Die - nach dem asiatisch/pazifischen Wirtschaftsraum - zweitwichtigste Steinkohlenverbrauchsregion ist Nordamerika. Über 90 % des Steinkohlenverbrauchs Nordamerikas von insgesamt rund 1 Mrd. t entfallen auf die USA. In Mittel- und Südamerika zählte die Kohle in der Vergangenheit nicht zu den zentralen Säulen der Energieversorgung. So ist der Anteil der Kohle am gesamten Energieverbrauch dieser Region auf 4 % begrenzt. Mehr als 60 % des Kohleverbrauchs in Mittel- und Südamerika entfallen auf Brasilien, das Land mit der weltweit zehntgrößten Stahlindustrie. Die weiteren wichtigsten Kohleverbraucher mit kleinen Mengen sind Kolumbien, Chile, Argentinien, Peru und Venezuela. Afrika ist mit 3 % am weltweiten Kohleverbrauch beteiligt. Der entscheidende Markt ist Südafrika. Auf diesen Staat entfallen mehr als 90 % des Kohleverbrauchs des gesamten Kontinents. Dessen Deckung erfolgt aus inländischer Produktion. Daneben gehört Südafrika zu den weltweit wichtigsten Exportländern für Steinkohle. Kohleverbrauch und -förderung in den 15 GUSStaaten konzentrieren sich auf Russland, Ukraine und Kasachstan. Deren Versorgung stützt sich auf die jeweilige inländische Förderung. In allen diesen Staaten hält die Kohle einen signifikanten Anteil an der Stromerzeugung. Die Entwicklung des Verbrauchs war in den letzten zehn Jahren - nach verzeichneten Verbrauchsrückgängen infolge von Umstrukturierungen innerhalb dieser Volkswirtschaften - durch Anstieg vor allem in Russland gekennzeichnet. In West- und Zentraleuropa dämpfen Umwelt- und insbesondere Klimaanforderungen zunehmend 14 Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix den Einsatz von Kohle in ihrem wichtigsten Anwendungsbereich, der Stromerzeugung. Zum anderen können große Teile des europäischen Steinkohlenbergbaus mit den Weltmarktbedingungen nicht konkurrieren. Ein Teil des Förderrückgangs wird durch Importe ausgeglichen. Wichtigste Verbraucherländer in dieser Region sind Deutschland, Polen, Großbritannien, Spanien, Türkei, Italien und Frankreich. Perspektiven der Verbrauchsentwicklung Gemäß dem Inetrnational Energy Outlook 2007, den die Energy Information Administration (EIA) des US-Departments of Energy (DOE) im Mai 2007 vorgelegt hat, zeichnen sich folgende Perspektiven bis 2030 ab. Der Weltkohleverbrauch erhöht sich bis 2030 mit jahresdurchschnittlichen Raten von 2,2 % im Vergleich zum Jahr 2004. Das würde einem absoluten Anstieg um mehr als 70 % innerhalb des genannten Zeitraums entsprechen. Auch gegenüber dem bis 2006 deutlich erhöhten Niveau würde sich rechnerisch noch ein Anstieg von fast 50 % ermitteln. Bei dieser Entwicklung bliebe der Anteil der Kohle am Weltenergieverbrauch weitgehend unverändert. Der Referenzfall von DOE/EIA weist für die stark wachsenden Volkswirtschaften Asiens eine Verdopplung des Kohleverbrauchs bis 2030 aus. Damit entfallen rund drei Viertel der erwarteten weltweiten Verbrauchszunahme an Steinkohlen auf die Schwellenländer in Asien. Haupttreiber dieser Entwicklung sind die Strommärkte Chinas und Indiens. Insgesamt wird das Wachstum der Kohlenachfrage auf 3,3 % pro Jahr (China) bzw. 2,4 % por Jahr (Indien) beziffert. Dahinter steht die Annahme eines jahresdurchschnittlichen Wirtschaftswachstums (real) von 6,5 % (China) bzw. 5,7 % (Indien. In China wird der notwendige Nettozuwachs an Kohlekraftwerkskapazitäten (Saldo aus Zubau und altersbedingtem Abbau) im Zeitraum 2004 bis 2030 auf 497 GW beziffert. Dieser enorme Anstieg wird als notwendig angesehen, um die Nachfrage nach Elektriztität zu decken. Zum Vergleich: Ende 2004 betrug die Kohlekraftwerkskapazität in China 271 GW. Ein Großteil des erwarteten Bedarfsanstiegs in China geht ferner auf die Entwicklung einer groß dimensionierten Kohle-Verflüssigungsindustrie zurück. Welt-Kohleverbrauch nach Regionen 2004 – 2030 Mrd. t SKE 7,5 ten e Staa Sonstig Afrika Indien 5 China 2,5 Russland OECD Asien/Australien OECD Europa Nordamerika 0 2004 2010 2015 2020 2025 2030 Quelle: DOE/EIA, International Energy Outlook 2007, Washington 2007, Reference Scenario 15 Weltmarkt für Steinkohle In Indien entfallen fast 70 % des geschätzten Verbrauchsanstiegs bei Kohle auf den Elektrizitätssektor. Nach der Prognose von DOE/EIA erhöht sich die Kraftwerkskapazität auf Basis Kohle in Indien von 82 GW im Jahr 2004 um 104 GW auf 186 GW im Jahr 2030. Die künftige Entwicklung des Energieverbrauchs und dessen Deckung in China und in Indien ist Schwerpunkt des World Energy Outlook 2007 der International Energy Agency. Diese ebenfals bis 2030 reichende Analyse erscheint im November 2007. Ein signifikanter Zuwachs des Kohleeinsatzes in der Stromerzeugung wird daneben für Taiwan, Vietnam, Indonesien und Malaysia erwartet. Dort befindet sich neue Kohlekraftwerkskapazität in größerem Umfang im Bau und in Planung. Der nach China weltweit größte Kohleverbraucher sind die USA. DOE/EIA erwartet im untersuchten Referenzfall, dass sich der Kohleverbrauch der USA im Zeitraum 2004 bis 2030 um 50 % erhöht. In der USA basieren 50 % der Stromerzeugung auf dem Einsatz von Kohle. Während für den Zeitraum bis 2015 mit einem Ausbau der Erdgas basierten Stromerzeugung gerechnet wird, geht DOE/EIA für den Zeitraum nach 2015 davon aus, dass im Zuge dann steigender Erdgaspreise erneut auf Kohle in der Stromerzeugung gesetzt wird. Die Schätzung für den Zubau neuer Kohlekraftwerkskapazität im Zeitraum 2015 bis 2030 beläuft sich auf 140 GW. Diese Annahme wird allerdings mit der Einschränkung verknüpft, dass eine Änderung der gegenwärtigen Gesetzeslage und der politischen Rahmenbedingungen starke Auswirkungen auf die Projektionen hätte. Für West- und Zentraleuropa wird ein Rückgang des Kohleverbrauchs um 0,5 % pro Jahr im Zeitraum 2004 bis 2030 prognostiziert. Dennoch bleibt OECD-Europa nach Einschätzung von DOE/ EIA ein wichtiger Markt für Kohle. Bedeutendste Kohle verbrauchende Länder dieser Region sind Deutschland, Polen, Großbritannien, Spanien, Türkei und Tschechien. Als wichtigste Faktoren, die 16 den Kohleverbrauch in Europa dämpfen, werden der vergleichsweise geringe Anstieg der Stromnachfrage, die zunehmende Nutzung von Erdgas im Kraftwerksbereich und in der Industrie sowie die verstärkte Förderung erneuerbarer Energien bei gleichzeitigem Abbau noch bestehender Subventionen zugunsten von Steinkohle genannt. Russland ist der weltweit viertgrößte Kohleverbraucher - nach China, USA und Indien. 20 % der Stromerzeugung des Landes basieren auf dem Einsatz von Kohle. Die langfristige Energiestrategie Russlands ist auf einen Neu- und Ersatzbau an Kraftwerkskapazitäten insbesondere auf Basis Kernenergie, Erdgas und Kohle gerichtet. Neue Kohlekraftwerkskapazität mit fortschrittlicher Technik soll schwerpunktmäßig in der Kohle reichen sibirischen Region (Zentral-Russland) errichtet werden. Der Bau von effizienten Gaskraftwerken soll im Westen und im fernen Osten des Landes erfolgen. 94 % des Kohleverbrauchs des Kontinents Afrika entfallen auf Süd-Afrika. In Süd-Afrika hat die stark steigende Nachfrage nach Strom bei Eskom, dem staatlichen Stromversorgungsunternehmen, zu der Entscheidung geführt, drei große - bereits stillgelegte - Kohlekraftwerke (Camden, Grootolei und Komati) wieder in Betrieb zu nehmen. Die Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 3,8 GW sollen noch im Jahr 2007 wieder ans Netz gehen. Ferner ist der Bau neuer Kohlekraftwerke geplant und zwar nicht nur in Südafrika, sondern auch in Mozambique, Zimbabwe, Tanzania und Botswana. In Südamerika bestimmt insbesondere die Situation in Brasilien die künftige Entwicklung. 56 % der Kohlenachfrage Südamerikas entfallen auf Brasilien. Chile, Kolumbien, Puerto Rico, Peru und Argentinien sind die nächstwichtigen Kohleverbraucher. Angesichts einer erwarteten Ausweitung der Produktionskapazität im Stahlbereich - Brasilien verfügt über die weltweit achtgrößte Stahlindustrie - und des geplanten Neubaus von Kohlekraftwerken wird für Brasilien mit einer überproportional starken Zunahme des Kohleverbrauchs gerechnet. So schätzt DOE/EIA den jahresdurchschnittlichen Anstieg im Zeitraum 2004 bis 2030 für Brasilien auf Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix 3,3 % im Vergleich zu einem prognostizierten Mittelwert für Mittel- und Südamerika von 2,8 %. Für die OECD-Staaten Asiens (Japan und Südkorea) sowie für Australien und Neuseeland wird das durchschnittliche Kohleverbrauchswachstum im Zeitraum 2004 bis 2030 auf 0,9 % pro jahr beziffert. Dabei differiert die Einschätzung je nach Land relativ stark. Für Australien/Neuseeland und insbesondere für Südkorea wird noch mit einer Zunahme der Nachfrage um mehr als 1 % pro Jahr gerechnet. Im Unterschied dazu wird für Japan eine leichte Abschwächung des Kohleverbrauchs (-0,1 % pro Jahr im Zeitraum 2004 bis 2030) erwartet. Die für den Referenzfall des International Energy Outlooks 2007 des DOE/EIA dargelegten Ergebnisse gelten für ein Szenario, bei dem die gegenwärtig gültigen Gesetze und Politiken innerhalb des Prognosehorizonts unverändert bleiben. Sie sind insoweit nicht als Prognose zu verstehen. Eine Prognose würde vielmehr Änderungen der energiepolitischen Rahmensetzung innerhalb der bevorstehenden 25 Jahre unterstellen - mit entsprechenden Auswirkungen auf die Höhe und die Struktur des Energieverbrauchs. Auch der World Energy Outlook der International Energy Agency (IEA) geht im Referenz-Szenario von unveränderten Politiken der Regierungen aus. Entsprechend kommt die IEA in diesem - mit dem Referenzfall von DOE/EIA vergleichbaren - Szenario zu einer nahezu identischen weltweiten Entwicklung des Kohleverbrauchs - gekennzeichnet durch einen jahresdurchschnittlichen Anstieg bis 2030 um gut 2 %. Deutliche Unterschiede zwischen DOE und IEA zeigen sich allerdings bei der Einschätzung der Tendenzen bezüglich der Kohlenachfrage nach Kontinenten und nach Staaten. Zusätzlich zum Referenz-Szenario untersucht die IEA im Rahmen eines alternativen Politik-Szenarios die Auswirkungen eines Bündels politischer Maßnahmen der Regierungen, die weltweit zur Verbesserung der Versorgungssicherheit und insbesondere zur verstärkten Klimavorsorge in Erwägung gezogen werden. In diesem Alternative Policy Scenario fällt der Anstieg des globalen Energieverbrauchs geringer aus als im Referenz-Szenario. Dies gilt vor allem für den Kohleverbrauch. So wird in diesem Szenario die Zuwachsrate im globalen Kohleverbrauch weniger als halb so hoch eingeschätzt wie im Referenz-Szenario der IEA. Umweltaspekte - fortgeschrittene Kohle technologien Im Zentrum der Umweltdebatte steht seit Jahren die weltweite Klimavorsorge. Es wird davon ausgegangen, dass die Emissionen von Treibhausgasen eine Erhöhung der Temperatur der Erdatmosphäre bewirken und dadurch ein Klimawandel ausgelöst wird. Auf dem Weltklimagipfel in Kyoto (dritte Konferenz der Vertragsstaaten zu diesem Thema) wurden erstmals konkrete Verpflichtungen zur Verminderung der Emission von Treibhausgasen festgelegt. 38 Industriestaaten vereinbarten für den ersten Verpflichtungszeitraum von 2008 bis 2012 eine Emissionsminderung dieser Gase um 5,2 % im Vergleich zu 1990 (EU: -8 %; USA: -7 %; Japan: -6 %). Die Entwicklungsländer verpflichteten sich noch nicht zu konkreten Reduzierungen, sind dafür aber über Maßnahmen des so genannten Clean Development Mechanismen (CDM) eingebunden. Das Kyoto-Protokoll umfasst folgende Gase: Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickoxyd (N2O), teilhalogenisierte Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW) und Schwefelhexafluorid (SF6). Dem Treffen in Japan folgten weitere Zusammenkünfte zur praktischen Umsetzung der in Kyoto beschlossenen Vorgaben und Maßnahmen. Mit den erzielten Kompromissen wurde der Weg bereitet für eine Ratifizierung des Abkommens durch die Vertragsstaaten. Zwar hatten die USA und Australien erklärt, dass sie das Kyoto-Protokoll nicht ratifizieren werden. Mit der Ratifizierung durch Russland waren d ennoch die Voraussetzungen für das Inkrafttreten des Protokolls erfüllt worden. Mit dem am 16. Februar 2005 erfolgten Inkrafttreten ist das Protokoll völkerrechtlich verbindlich geworden. 17 Weltmarkt für Steinkohle Die Kohlenindustrie befürwortet Maßnahmen zur Verringerung der Umweltbelastung im Rahmen eines vorsorgenden Klimaschutzes und unter Berücksichtigung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit. Sie hat solche Maßnahmen auch selbst aktiv betrieben. Beim Kohleabbau werden verstärkt Umweltgesichtspunkte auch in Entwicklungsländern berücksichtigt; dazu gehören umfassende Maßnahmen zur Rekultivierung ausgekohlter Zechen. Nach Festlegung der International Maritime Organisation gehören Kohlen - im Gegensatz zu Öl und Gas - nicht zu den umweltgefährdenden ("harzardous") Seetransportgütern. Einen weiteren Beitrag zum vorsorgenden Klimaschutz stellt die Nutzung der methanhaltigen Bewetterungsströme dar, die aus Sicherheitsgründen kontinuierlich aus den Gruben abgesaugt werden. Diese Ströme, die bisher ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben oder abgefackelt wurden, werden heute zunehmend in zechennahen Kraftwerken zur Stromerzeugung genutzt. Auf der Verwendungsseite ist die Strategie zur CO2Minderung in drei Horizonten angelegt. Im Horizont 1 geht es um den weltweiten Einsatz von State of the Art-Technologien beim Ersatz von Altkraftwerken oder beim Ausbau, während gleichzeitig im Horizont 2 modernste Kraftwerkstechnologien wei- terentwickelt werden. Beide Horizonte setzen auf CO2-Minderung durch Effizienzsteigerung. Diese Primärmaßnahme verbindet Ressourcenschonung und vorbeugenden Klimaschutz. Eine durch Effizienzsteigerung allein nicht realisierbare nahezu CO2-freie Stromerzeugung auf Basis fossiler Energieträger ist nur durch die Sekundärmaßnahme der CO2-Abtrennung und eine klimaneutrale CO2-Speicherung möglich. Der Anreiz liegt vor allem darin, im Horizont 3 für den Energieträger Kohle mit den weitaus größten Ressourcen und der größten Bedeutung für die Weltstromerzeugung den Weg für eine nahezu CO2-freie Stromerzeugung zu bahnen. Die hierfür erforderlichen Technologien werden weitgehend auf vorhandene Entwicklungen aufsetzen. Eine langfristig sichere CO2-Speicherung mit ausreichender Akzeptanz wird Grundvoraussetzung für die Anwendung dieser Technologie sein. Die sukzessive Erneuerung der ältesten Kohlekraftwerke mit durchschnittlichen Wirkungsgraden von 29 % mit State of the Art-Technologie mit einem Wirkungsgrad von 44 bis 45 % (Horizont 1) bewirkt eine spezifische CO2-Minderung von mehr als einem Drittel. Im Focus der Weiterentwicklung der Dampfkraftwerkstechnik auf Basis Steinkohle steht die weitere Strategie zur Begrenzung der Emissionen an CO² bei der Verstromung von Kohle 2010 Horizont 1 Einsatz von State-of-the-Art-Technologie Weiterentwicklung fortschrittlicher Kraftwerkstechnologien Realisierung des CO Kraftwerks ² Quelle: RWE Power AG 18 2015 Horizont 2 < 2020 Horizont 3 Wirkungsgradsteigerung (Primärmaßnahme zur CO -Minderung) ² CO²-Abtrennung und Speicherung (Sekundärmaßnahme) Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix CO²-Emissionsminderung durch Effizienssteigerung bei der Stromerzeugung aus Steinkohle 1,8 CO²-Emission in t je MWhel Kohleeinsatz in t SKE je MWhel 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 20 25 30 35 40 45 50 55 Wirkungsgrad in % Quelle: Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus Steigerung der Prozessparameter. Die sich in diesem Bereich abzeichnenden Entwicklungen lassen erwarten, dass bis 2020 im kommerziellen Einsatz die 50 %-Wirkungsgradgrenze für Kohlekraftwerke überschritten werden kann (Horizont 2). Die Kohle-Kombi-Kraftwerkstechnik mit integrierter Vergasung stellt zwar mittelfristig noch keine kommerzielle Alternative zu den Dampfkraftwerken dar. Langfristig ist diese Technik jedoch nicht nur auf Grund ihres Wirkungsgradpotenzials von 52 bis 55 %, sondern auch wegen ihrer technologisch günstigeren Voraussetzungen für die CO2-Abtrennung vor allem interessant für Kraftwerkskonzepte mit CO2-Abtrennung (Horizont 3). Grundsätzlich werden drei technische Prozesstypen zur CO2-Abtrennung unterschieden: nung in Frage. Bei diesem Prozess wird dem entstaubten und entschwefelten Rauchgas in einer zusätzlichen Waschstufe das CO2 unter Atmosphärendruck abgetrennt. Im Prinzip ist diese Technik zwar für Altanlagen nachrüstbar, der zusätzliche hohe Platzbedarf setzt einer Umsetzung dieses Konzeptes bei bestehenden Kraftwerken jedoch enge Grenzen. Zudem machen die enormen Rauchgasvolumina und der geringe CO2-Anteil dieses Verfahren sehr teuer. Schließlich bewirkt der erhebliche Energiebedarf eine drastische Senkung des Kraftwerkswirkungsgrades. Um die Kosten bei einer möglichen späteren Nachrüstung in Grenzen zu halten, sehen viele Kraftwerksbetreiber bei Neubauten schon heute ausreichend Platz für eine Rauchgaswäsche vor. ■ Oxyfuel-Prozess: ■ Rauchgaswäsche bei konventionellen Kraftwerken: Für konventionelle Dampfkraftwerke kommt nur die CO2-Abtrennung nach der Verbren- Beim Konzept des Oxyfuel-Prozesses erfolgt die Verbrennung mit einem Gemisch aus Sauerstoff und rückgeführtem CO2. Das überwiegend aus CO2 und Wasserdampf bestehende Rauchgas 19 Weltmarkt für Steinkohle Wichtigste Technologie-Optionen zur CO²-Abscheidung bei Kraftwerken Drei Technologien scheinen in der Lage, das Ziel bis 2020 zu erfüllen ■ Alle basieren größtenteils auf bekannten Technologien und Komponenten ■ Alle bedürfen der Optimierung, Erweiterung und Prozessintegration ■ Effizienssteigerung des Erzeugungsprozesses ist immer eine unterstützende Aktivität 1 Post-Combustion CO² - Abscheidung (Dampfkraftwerke) Konventionelles Kraftwerk mit CO² - Wäsche 1.000 m³/s, 13 vol - % CO² Kohle Luft konv. DampfKraftwerk Rauchgasreinigung CO²Abscheidung CO² Rauchgasreinigung Kondensation CO² 2 Oxy-Fuel-Prozess Kohle O² Kessel CO² / H²O 3 Pre-Combustion CO² - Abscheidung (IGCC-Kraftwerk) IGCC-Prozess 10 m³/s, 45 vol - % CO² Kohle O² Vergasung Gasaufbereitung CO shift CO²Abscheidung CCGT mit H²-Turbine CO² Quelle: RWE Power AG wird nach der Reinigung gekühlt, so dass nach der Kondensation des Wasserdampfanteils das CO2 ohne zusätzliche Waschstufe vorliegt. mit integrierter Kohlevergasung (IGCC): Bei den Kombi-Kraftwerken ist die CO2-Abtrennung vor der Verbrennung möglich. Das Brenngas, das in der Regel unter Druck vorliegt, hat ein 100fach niedrigeres Volumen, und geeignete Abtrenntechnologien sind aus der chemischen Industrie weitgehend bekannt. Eine Neuentwicklung ist die Gasturbine mit einer Brennkammer für H2-reiches Brenngas. Die CO2-"freie" Kombi-Kraftwerkstechnik ist sowohl für Kohle (IGCC) als auch für Erdgas (IRCC, mit einem Erdgasreformer) realisierbar. Wirkungsgrad von 28 % erreichen, liegt dieser beim Oxyfuel bei 37 % und beim IGCC-Prozess mit CO2Abtrennung bereits bei etwa 40 % und damit beinahe auf dem Wirkungsgradniveau heutiger Kraftwerke. CO2-Abtrennung nach dem IGCC-Prozess ist auch die relativ kostengünstigste Methode, auch wenn die spezifischen Investitionskosten immer noch um 80 % über denen eines konventionellen Kraftwerks liegen. Damit hat dieses Verfahren das höchste Potential der Optionen zur CO2-Abtrennung. Hinzu kommt, dass dieser Prozess technisch und betrieblich weitgehend erforscht ist. Die Speicherung von CO2 gibt es gegenwärtig im industriellen Maßstab vor allem in den USA. In Europa wird zurzeit intensiv daran gearbeitet, CO2Abscheidung und –Speicherung im Energiemarkt zu implementieren. Ein Nachteil aller genannten Technologien ist ein geringerer Wirkungsgrad und damit ein höherer Brennstoffverbrauch als bei Technologien ohne CO2Abtrennung. Dabei unterscheiden sich die Technologien: während konventionelle Kraftwerke mit CO2-Abtrennung in der Rauchgaswäsche nur einen Mit einem Zeithorizont ab 2020 kann die CO2-Abscheidung und -Speicherung wesentliche Beiträge zur Verwirklichung einer CO2-freien Energieversorgung leisten. Die CO2-Vermeidungskosten eines solchen Konzepts liegen aus heutiger Sicht bei rund 35 €/t CO2. Technische Weiterentwicklungen bieten ■ Gas- und Dampfturbinenprozess 20 Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix Schematische Darstellung eines klimafreundlichen Kohlekraftwerks mit CO2-Abscheidung und -speicherung Strom Förderturm Kohle Ölplattform CO2 CO2-Speicher Tagebau Kraftwerk erschöpfte Öl- und Gasfelder tiefe salinare Aquiferen Quelle: RWE Power AG das Potenzial zu Kostensenkungen, womit auch ambitionierte Klimaschutzziele ökonomisch sinnvoll erreicht werden könnten. Die Verflüssigung von Kohle bietet die Option, die Sicherheit der Versorgung zu erhöhen und die Preisentwicklung für Rohöl zu dämpfen. Kohle-Verflüssigung Zur Verflüssigung von Kohle wurden in Deutschland bereits vor Jahrzehnten zwei Verfahren entwickelt und angewandt. Das sind die direkte Hydrierung der Kohle (1913 durch Fritz Bergius patentiet) und die indirekte Verflüssigung durch Vergasung der Kohle mit anschließender (indirekter) Hydrierung der Synthesegases (1925 durch Fischer und Tropsch zum Patent angemeldet). Der drastische Anstieg der Preise und Besorgnisse über die Sicherheit der Versorgung mit Öl und Erdgas haben weltweit das Interesse an der Verflüssigung von Kohle neu belebt. In einer Reihe von Ländern sind Projekte geplant, mit deren Umset- zung die Verflüssigung von Kohle ermöglicht wird. Dies gilt insbesondere für Staaten, die über große - kostengünstig gewinnbare - Vorkommen an Kohle verfügen, gleichzeitig aber in zunehmendem Maße von Ölimporten abhängig sind. Zu nennen sind neben Deutschland - die USA und Australien sowie insbesondere auch China und Südafrika. Auf Basis des Fischer-Tropsch-Verfahrens arbeitet in Südafrika bereits seit 1955 eine industrielle Kohleverflüssigungsanlage in Sasolburg. Daneben betreibt Sasol seit Anfang der achtziger Jahre in Secunda zwei weitere Anlagen zur Kohleverflüssigung. Insgesamt produziert das Unternehmen an den genannten Standorten jährlich etwa 7,5 Millionen Tonnen Kraftstoffe aus 28 Millionen Tonnen Kohle. Zur Effizienz des Prozesses wurde folgendes erklärt: Aus 1 Tonne Steinkohle lassen sich - abhängig von der Qualität der Kohle - etwa 2 Barrel Ölprodukte gewinnen (1 Barrel entspricht 159 Liter), aufgeteilt in 70 % Dieselkraftstoff und 30 % Naphtha. 21 Weltmarkt für Steinkohle Direkte Umwandlung von Kohle zu Flüssigbrennstoffen H2S, NH3, CO2 Ergänzung H2 Kohle & Katalysator Rückfuhr H2 Methan & Ethan Gasrückgewinnung Flüssiggas Kohleumwandlung Hydrierstufe Raffinierung Benzin Dieselkraftstoff Wasserstoffträgerfraktion Suspension Suspension gereinigtes Öl Fraktionierung Lösungsmittelreinigung schweres Vakuumdestillat Vergaser Ascherückstand nicht umgewandelte Kohle Quelle: CIAB, Coal to Liquids, Workshop Report, 2007 China ist seit 1993 Nettoimporteur von Öl. Seitdem steigen die Ölimporte stark an. Gleichzeitig verfügt das Land über große Kohlereserven. Vor diesem Hintergrund wird der Kohleverflüssigung eine wichtige Bedeutung angemessen. Der chinesische Energiekonzern Shenhua baut in Erdos im Süden der Inneren Mongolei eine Industrieanlage zur direkten Kohlehydrierung. Die Aufnahme des Betriebs ist 2007 mit einer Jahresproduktion von 1 Millionen Tonnen Ölprodukte vorgesehen. Nach Vollendung einer zweiten Projektphase sollen jährlich 5 Millionen Tonnen Öl aus Kohle hergestellt werden. Shenhua plant den Bau weiterer Anlagen, teilweise auch Joint Ventures mit Sasol und Shell. Ziel des Energiekonzerns Shenhua ist die Herstellung von 10 Millionen Tonnen Öl aus Kohle bis 2010 und von 30 Millionen Tonnen bis 2020. Dabei kann auf Kohle zurückgegriffen werden, die zu Kosten von 8 bis 10 USD/Tonne gewinnbar ist. Bei gleichzeitig vergleichsweise niedrigen Arbeitskosten (etwa 10000 USD pro Jahr für einen Ingenieur) lässt sich die Kohleverflüssigung in China selbst dann noch wirtschaftlich darstellen, wenn der Weltmarktpreis für Öl unter 40 USD pro Barrel sinken sollte. Neben der Begrenzung der ÖlImportabhängigkeit bietet die Verflüssigung der Kohle in der Nähe der Lagerstätten die Möglichkeit, den Transport von Kohle auf der Straße in die Ver- 22 brauchszentren durch Pipeline-Transport zu ersetzen. Gleichzeitig wird die Kohleverflüssigung in China als wichtiger Pfad zur Umsetzung einer Clean Coal Strategie gesehen. Zwar wird die Begrenzung der CO2-Emissionen in China bisher noch nicht als vorrangiges umweltpolitisches Anliegen betrachtet, nach Einschätzung des Repräsentanten der chinesischen Shenhua-Gruppe wird dies jedoch in sechs bis sieben Jahren der Fall sein. In Australien hat Monash Energy ein Projekt mit dem Ziel aufgelegt, künftig jährlich etwa 3 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff und andere flüssige Produkte aus Kohle herzustellen. Eine Demonstrationsanlage soll bis 2010 in Betrieb genommen werden. Die Anlage soll im Südosten Australiens gebaut werden und auf Braunkohle aus dem Latrobe Valley basieren. Eine Beteiligung von Shell und eine Unterstützung durch die australische Regierung werden als wichtige Faktoren für die Realisierung des Projekts angesehen. In den USA als dem weltweit größten Verbraucher und Importeur von Öl werden gegenwärtig Machbarkeitsstudien für eine Reihe von Projekten zur Kohleverflüssigung erstellt. Dazu gehören des Medicine Bow Projekt in Wyoming, das Waste Management and Processors Inc (WMPI)-Projekt Märkte für Steinkohle im weltweiten Energiemix in Pennsylvania und das Rentech-Projekt in Illinois. Außerdem sind Projekte in Arizona, Montana und North-Dakota vorgeschlagen. Das Projekt von DKRW Energy in Medicine Bow soll zunächst darauf ausgelegt werden, jährlich 0,75 Millionen Tonnen (15000 Barrel pro Tag) verschiedener Brennstoffe, insbesondere Dieselkraftstoff, zu produzieren. Langfristig soll die Kapazität auf jährlich rund 2 Millionen Tonnen ausgebaut werden. Dieses Projekt schließt die Errichtung einer IGCC (integrated gasification combined cycle)-Anlage ein, die das in der Kohleverflüssigungsanlage produzierte Synthesegas und den Dampf zur Stromerzeugung nutzen. Die Kapazität der Stromerzeugungsanlage wird in der ersten Phase mit 45 MW angegeben. Es ist geplant, das CO2 abzuscheiden und in Lagerstätten in der Region - auch mit dem Ziel der Steigerung der Ölförderung - zu verpressen. Die für die Realisierung der Kohleverflüssigung notwendigen gesetzlichen Maßnahmen und finanziellen Anreizmechanismen befinden sich in Vorbereitung. Dies gilt für die Bundesstaaten ebenso wie für die Regierung in Washington. Wesentliche Gesichtspunkte für die Förderung der Technologie sind die Begrenzung der Abhängigkeit von Ölimporten und die mit dem Bau entsprechender Anlagen zur Kohleverflüssigung verbundene Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze im Inland. Daneben ist das Verteidigungsministerium der USA an der Entwicklung für militärische Zwecke sehr interessiert. Insgesamt könnte in den USA nach Einschätzung des US Departments of Energy die Gewinnung von Ölprodukten aus Kohle bis 2030 auf 3 bis 5 Millionen Barrel pro Tag (entspricht 150 bis 250 Millionen Tonnen pro Jahr) ausgebaut werden. In Deutschland ist das wichtigste Projekt die von RWE Power geplante großtechnische Kraftwerksanlage mit integrierter Kohlevergasung (IGCC) einschließlich CO2-Abscheidung und -Speicherung. Die Anlage, die einschließlich des vorgesehenen Transports und der Speicherung des CO2 ein Investitionsvolumen von mehr als 1 Milliarde Euro umfasst, soll 2014 mit einer Bruttoleistung von 450 Megawatt in Betrieb genommen werden. Alternativ oder ergänzend zur Stromerzeugung bietet die darin genutzte IGCC-Technologie die Flexibilität, pro Ton- ne Braunkohle folgende Produkte herzustellen: 580 Kubikmeter Wasserstoff, 180 Kubikmeter Synthesegas, 270 kg Methanol beziehungsweise 140 Liter Motorkraftstoffe. Die Vollkosten der Erzeugung einer Tonne Dieselkraftstoff auf Basis rheinischer Braunkohle werden mit 430 Euro veranschlagt. Dies korrespondiert mit einem Rohölpreis von etwa 65 USD/Barrel. In Japan werden vergleichende Analysen zur Entwicklung von zwei direkten Kohleverflüssigungstechnologien von der New Energy and Industrial Technology Development Organisation (NEDO) durchgeführt. In einer Pilot-Anlage mit einer Tageskapazität von 150 Tonnen wurden bisher acht Testläufe mit verschiedenen Kohlearten durchgeführt. Ferner hat NEDO eine Anlage in Funakawa entwickelt, um das aus Kohle erzeugte flüssige Produkt den Spezifikationen gemäß japanischen Standards anzupassen. Es ist geplant, bei weiteren Entwicklungen mit anderen Staaten, wie China und Indonesien, zusammenzuarbeiten. Die dargelegten Fakten zur Kohleverflüssigung wurden im Rahmen eines Workshops des Coal Industry Advisory Boards der International Energy Agency am 2. November 2006 in Paris präsentiert (www. iea.org/ciab). Eine umfassende Rolle bei der Lösung der künftigen Energieprobleme kann Kohle durch eine Kombination der Technologien zur Veredlung der Kohle (wie Verflüssigung und Vergasung) mit CO2-Abscheidung spielen. Hierzu sind die regulatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen und Marktanreize zu setzen. Ein Workshop des IEA Coal Industry Advisory Boards zu allen Aspekten, die in Bezug auf das Thema CO2-Abscheidung und –Speicherung relevant sind, findet am 7. November 2007 in Paris statt. 23 Weltmarkt für Steinkohle Welthandel Entwicklung des gesamten seewärtigen Welthandels mit Steinkohlen Mio. t 1000 Landhandel 900 800 Seehandel Kesselkohle Kokskohle 700 600 500 400 300 200 100 0 1980 1985 1990 1995 2000 2004 2005 2006 Quelle: Verein der Kohlenimporteure Die Anfänge des Steinkohlenwelthandels reichen bis in die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts zurück, als mit dem Beginn der Dampfschifffahrt in allen Welthäfen Depots für den Treib- und Brennstoff Bunkerkohle angelegt werden mussten. Da diese nicht überall aus nahe gelegenen Bergwerken angeliefert werden konnte, musste sie z. T. Ozean überquerend und noch mit Segelschiffen z. B. aus England nach Kapstadt und Suez oder aus Australien nach Dakka (Indien/Bangladesch) heran geholt werden. Weltmarktreife zur Versorgung auch überseeischer Verbraucher erlangte die Kohle mit dem gewachsenen Leistungsvermögen der Seeschifffahrt seit ihrer Umstellung auf Öl zwischen den beiden Weltkriegen. Ein nachhaltiger Aufschwung des internationalen Steinkohlenhandels setzte allerdings erst nach der zweiten Ölpreiskrise 1979/80 ein. 24 In der Periode 1976 - 1999 wuchs der Steinkohlenweltmarkt um rund 300 Mio. t oder im Durchschnitt um 13 - 15 Mio. t/a. Gleichzeitig schrumpfte der grenzüberschreitende Binnenhandel. Seit 1999 setzte eine verstärkte Wachstumsphase ein, die im Zeitraum 1999 - 2006 zu einem Anstieg des Welthandels um weitere 357 Mio. t auf nunmehr 867 Mio. t führte. Im Durchschnitt der letzten 7 Jahre wuchs der Weltmarkt somit um 50 - 52 Mio. t/a. Das Wachstum fand im Wesentlichen im seewärtigen Handel und hier wiederum bei Kraftwerkskohlen statt. Nachfrage Der Welthandel umfasst derzeit 867 Mio. t. Der Weltmarkt gliedert sich auf in ■ seewärtigen Handel 782 Mio. t ■ grenzüberschreitenden Binnenhandel 85 Mio. t Welthandel Förderung und seewärtige Exporte von Steinkohlen 2006 China 2.326 USA 63 1.053 28 390 Indien Russland 309 Australien Südafrika 77 302 237 247 Indonesien 69 205 171 Förderung Exporte im Seeverkehr Polen 94 94 Kasachstan Ukraine Kolumbien 80 3 64 61 44 22 Kanada 34 28 Deutschland 24 Großbritannien 19 Vietnam Quelle: Verein der Kohlenimporteure 8 Mio. t 25 Weltmarkt für Steinkohle Der Binnenhandel verläuft in einer stabilen Entwicklung und basiert im Wesentlichen auf traditionellen Lieferbeziehungen benachbarter Länder. In dieser Broschüre wird in erster Linie auf den seewärtigen Kohlehandel eingegangen, weil das wesentliche Wachstum des Welthandels dort stattfand. Weltbinnenhandel Steinkohlen 2006 Mio. t USA – Kanada 18,0 USA – Mexiko 0,5 Kanada – USA 1,7 ■ Kokskohlenmarkt 187 Mio. t ■ seewärtiger Welthandel insgesamt 782 Mio. t Die Unterscheidung in zwei Kesselkohlenmärkte ist von der Angebotsseite in den Märkten her bestimmt. Wesentlicher Abgrenzungsfaktor sind die Frachtraten, die es je nach Niveau atlantischen und pazifischen Produzenten ermöglichen, weiter entfernte Kunden zu wettbewerbsfähigen Preisen zu beliefern. Der Kokskohlenmarkt ist dagegen ein einheitlicher Weltmarkt. Wenige Anbieter bedienen eine weltweit verteilte Kundschaft. Mongolei – China 2,3 Nordkorea – China 2,5 Vietnam – China 6,0 Polen – EU-Länder 7,0 Tschechien – EU-Länder 6,5 Russland – GUS-Länder (Ukraine) 6,5 ■ Deckung eines wachsenden Rohstoff- und Russland – außerhalb GUS 6,0 Die starke Expansion des Welthandels hat im Wesentlichen zwei Ursachen 24,0 Kasachstan – Russland 4,0 Sonstige (EU-intern) Energiebedarfes ■ Ersatz von unwirtschaftlichen Fördermen- gen vor allem in Europa 85,0 Gesamt Quelle: Verein der Kohlenimporteure Der seewärtige Steinkohlenweltmarkt gliedert sich in folgende Teilmärkte und zwar: ■ Kesselkohlenmarkt insgesamt 595 Mio. t ■ atlantischen Kesselkohlenmarkt 242 Mio. t ■ pazifischen Kesselkohlenmarkt 353 Mio. t Die Ausweitung erfolgt in erster Linie im Bereich der Kraftwerkskohle, während der Kokskohlenmarkt in den letzten Jahren in einer Bandbreite von 165 187 Mio. t je nach konjunktureller Entwicklung der Stahlindustrie schwankte. Der Anstieg der globalen Stahl- und Roheisenproduktion könnte allerdings für eine neue Wachstumsphase sorgen und bereits in 2007 zu einem Überschreiten der 200 Mio. t Grenze führen. Überseehandel Kesselkohlen 2006 in Mio. t – Anbieterstruktur Sonstige 12 Venezuela 8 Polen 7 4 Australien Russland 24 12 Vietnam 110 Australien 65 Südafrika Russland Indonesien 55 140 31 Indonesien Kolumbien 60 Atlantik: 242 Mio. t Quellen: Verein der Kohlenimporteure 26 59 China Sonstige 8 Pazifik: 353 Mio. t Welthandel Zu den Teilmärkten ist folgendes festzustellen. Im pazifischen Kesselkohlen-Importmarkt (rund 60 % des gesamten Kesselkohlenhandels) ist der überwiegende Wachstumstreiber der steigende Strombedarf in fast allen Volkswirtschaften, vor allem in China. Die wachsende Bevölkerung in Südostasien und hohe Zuwachsraten im Bruttosozialprodukt werden auch künftig den pazifischen Kesselkohlenmarkt prosperieren lassen. Marktanteile Kokskohlenmarkt Überseehandel 2002-2006 (in Mio. t) 200 Sonstige 180 China Russland 160 USA 140 Kanada Australien 120 100 Der atlantische Kesselkohlenmarkt (rund 40 % des gesamten Kesselkohlenmarktes) ist in seinem Wachstum differenzierter zu sehen. In Westeuropa erklärt sich der Zuwachs an Importkohle überwiegend durch eine Substitution von wegfallender unwirtschaftlicher heimischer Förderung, vor allem in Deutschland und dem Vereinigten Königreich. Im Mittelmeerraum gibt es dagegen auch Wachstumsländer wie z. B. Italien, Türkei, Marokko und Israel. In Süd- und Mittelamerika sorgt in erster Linie der zunehmende Strombedarf für eine stärkere Nachfrage. Auch die USA haben sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Importeur im atlantischen Markt entwickelt, in erster Linie für Küsten- oder küstennahe Kraftwerke. Immerhin beträgt der USMarktanteil 12 % des atlantischen Marktes. Der Kokskohlenweltmarkt ist im Wesentlichen von der Rohstahl- und Roheisenproduktion bestimmt. In 2006 erreichte die Rohstahlproduktion rund 1220 Mio. t, die Roheisenerzeugung, die maßgebend für den Koksverbrauch ist, 868 Mio. t. Dabei ist zu beachten, dass in China wegen mangelnden Schrottaufkommens die Rohstahlproduktion vor allem auf Basis im Hochofenverfahren erschmolzenem Roheisen steigt. Bis 2003 konnte China das Wachstum seiner Roheisenproduktion weitgehend mit eigenen Kokskohlen gestalten, seit 2004 muss China aber kleinere Zusatzmengen importieren und gleichzeitig seinen Export zurückführen. Dies führte zu Anspannungen im Markt, da sich die Anbieterstruktur weiter zugunsten Australiens verschob. Insgesamt wird im asiatischen und südamerikanischen Raum mit einer wachsenden Stahlproduktion gerechnet, sodass sich bei stagnierender Nach- 80 60 40 20 0 2002 2003 2004 2005 2006 Quelle: Verein der Kohlenimporteure frage in Nordamerika und Europa für die Zukunft aber ein stärkeres Wachstum des Kokskohlenwelthandels einstellen wird. Angebot Das starke Wachstum des Steinkohlenweltmarktes der letzten Jahre fordert die Export orientierten Steinkohle-Gruben und die damit verbundene Infrastruktur stark heraus. Bisher konnte der Weltmarkt jedoch den Zusatzbedarf mengenmäßig decken. Durch temporäre Engpässe kam es aber in den letzten Jahren zu erheblichen Preisausschlägen bei Koks- und Kesselkohle sowie Seefrachten. Nach vielen Jahren eines Überangebotes mit niedrigen FobPreisen wurden die Export orientierten Kapazitäten bei Gruben und Infrastruktur nur verhalten ausgebaut. Dies gilt vor allem für das Angebot an Kesselkohlen. Nach jüngeren Untersuchungen (Kopal) stieg die Auslastung der Kesselkohlenkapazitäten von 84 % in 2000 auf über 94 % in 2006. 27 Weltmarkt für Steinkohle Im pazifischen Import-Kesselkohlen-Markt von 353 Mio. t in 2006 dominieren Indonesien und Australien. Indonesien hat dort die führende Rolle übernommen und erreichte einen Marktanteil von 40 %. China hat seine Kesselkohlenexporte wegen Eigenbedarf von in der Spitze 81 Mio. t in 2003 auf 55 Mio. t in 2006 reduziert. Eine weitere Verringerung um 20 Mio. t zeichnet sich für 2007 ab. Weitere Mengen werden von Russland und Vietnam geliefert, kleine Tonnagen von Südafrika und Kolumbien. Mio. t) erfreut sich wegen niedrigen Schwefelgehaltes und günstiger Preise zunehmender Akzeptanz vor allem in Europa, aber auch in kleineren Mengen in Nord- und Südamerika. Die pazifische Export orientierte Produktion überstieg in 2006 den Bedarf dieses Raumes und versorgte im gleichen Jahr mit 35 Mio. t den atlantischen Markt. Vor allem indonesische Kohle (31 Indonesien hat in den letzten Jahren stets die Exportprognosen übertroffen und den Export von 58 Mio. t in 2000 auf über 171 Mio. t in 2006 gesteigert, allein im letzten Jahr um 42 Mio. t. Ein langfristiges Ausbaupotential besitzt Australien, hat aber erheblichen Nachholbedarf im Inlandstransport und Hafenausbau. Derzeit wird aber auf beiden Feldern daran gearbeitet durch Erweiterungsmaßnahmen höhere Exporte zu ermöglichen. Steinkohlen-Seeverkehr nach Export- und Empfangsländern/Regionen 2006 (in Mio. t) Kokskohlen Kesselkohlen Summe 123 114 237 Indonesien 0 171 171 VR China 4 59 63 Südafrika 1 68 69 Russland 9 68 77 Kolumbien 0 61 61 USA 22 6 28 Kanada 25 3 28 Polen 1 7 8 Venezuela 0 8 8 Exportland Australien Sonstige Exporte Importland Europa EU-25 Asien 30 32 595 782 Kokskohlen Kesselkohlen Summe 56 191 247 47 177 224 117 353 470 Japan 63 114 177 Südkorea 13 61 74 Taiwan 9 54 63 Hongkong 0 12 12 Indien 25 28 53 Lateinamerika 11 11 22 Sonstige 3 40 43 Importe 187 595 782 1) Quelle: Verein der Kohlenimporteure 28 2 187 Welthandel Die Exporte umfassen aber zunehmend auch ein Angebot niedrig kaloriger Kohlen. Langfristig (nach 2012) ist von einem zunehmenden Eigenbedarf auszugehen. Indonesien dürfte in den nächsten Jahren seine Exporte noch weiter ausbauen können. China hat wegen starken Eigenbedarfes seine Ausfuhren erheblich zurückgeführt, da sich im Inland höhere Preise erzielen lassen als im Export. China könnte aber bei attraktiven Weltmarktpreisen durchaus wieder stärker exportieren und geräte in die Rolle des pazifischen „swing suppliers“. Russland erweitert seine Fernost-Häfen und will seine Marktchancen dort nutzen. Vor allem für Japan und Korea, aber auch China dürfte Russland wegen der kurzen Seewege ein interessanter Partner sein. Vietnam hat seine Exporte ebenfalls in kürzester Zeit stark ausgeweitet und beliefert hauptsächlich Südwest-China. Der schnelle Ausbau von Förderung und Export beruht auf Tagebauen, deren Kapazität und Reserven aber limitiert sind. Vietnam muss langfristig stärker auf Tiefbau-Förderung umstellen, um sein Fördervolumen zu halten. In 2007 zeichnet sich allerdings eine weitere Steigerung der Exporte ab. Die vietnamesische Regierung ist wegen des wachsenden Eigenbedarfes über die Höhe der Exporte besorgt. Im atlantischen Kesselkohlenmarkt von 242 Mio. t in 2006 nehmen Südafrika, Kolumbien und Russland die führende Rolle ein und bedienen den Markt zu 78 %. Neben den pazifischen Lieferungen von 35 Mio. t versorgen auch Polen, Venezuela, die USA und kleinere Lieferanten wie z. B. Spitzbergen den atlantischen Markt. Ausbaupotential besteht bei den atlantischen Anbietern in Kolumbien, Südafrika und Russland. Haupt-Handelsströme im Seeverkehr mit Steinkohlen 2006 (Angaben in Mio. t) Kanada 28 20 nach Fernost 59 8 19 20 2 37 China 63 25 27 5 von Kanada 18 Polen 8 USA 28 4 Russland 77 20 69 62 20* 120 3 Kolumbien/ Venezuela 5 64 Südafrika 69 3 4 von USA Indonesien 171 1 4** 32 179 Australien 237 6 Welt-Steinkohlenförderung: 5,4 Mrd. t Seeverkehr: 782 Mio. t davon 595 Mio. t Kesselkohlen 187 Mio. t Kokskohlen * von Vietnam nach China ** inkl. 3 Von Indonesien und 1 von Südafrika Quelle: Verein der Kohlenimporteure 29 Weltmarkt für Steinkohle Kolumbien baut seine Produktion Jahr für Jahr aus und nimmt nunmehr auch den weiteren Ausbau der Infrastruktur in Angriff. Bei geringem Eigenbedarf könnte Kolumbien mittelfristig der größte Kesselkohlenanbieter im atlantischen Raum werden. Südafrika stagniert im Export. Das Exportterminal Richards Bay wird aber von 72 Mio. t auf mittelfristig 91 Mio. t Kapazität ausgebaut. Derzeit findet in Südafrika ein Umstrukturierungsprozess statt, an dem große Bergbaugesellschaften Teilbereiche ihrer Steinkohlenförderung im Rahmen der BEE-Bewegung (Black Economic Empowerment) abgeben und eine Reihe neuer Gesellschaften mit Abbaurechten gegründet werden, die aber noch in Produktion gehen müssen. Insofern sollte das Exportpotential Südafrikas mittelfristig weiter ansteigen. Die großen Gesellschaften Amcoal, BHP/Billiton und X-Strata bauen derzeit allerdings ihre Gruben in Kolumbien stärker aus. Auch Russland hat seine Kesselkohlenexporte von 10 Mio. t in 2000 auf 58 Mio. t in 2006 gesteigert und plant einen weiteren Ausbau. Die Infrastruktur wird entsprechend vorbereitet. China als größter Stahlproduzent in hohem Maße Selbstversorger bei Kokskohle ist, andererseits die Verbraucher hohe Bestände besaßen, die in den Boomjahren 2003/04 aufgebaut wurden. In 2007 ist jedoch wieder ein stärkeres Wachstum des Kokskohlenmarktes zu erwarten. Hauptanbieter sind Australien, Kanada, USA und Russland. Durch die höheren Kokskohleweltmarktpreise angeregt werden in Mosambik, Indonesien und Kolumbien Kokskohleprojekte untersucht. Durch den Rückgang chinesischer Kokskohleimporte ist der Ausbau der Kapazitäten in Kanada ins Stocken gekommen. Ohne die Engpässe in der australischen Infrastruktur wäre ein Überangebot vorhanden. Tendenziell wächst die Exportkapazität stärker als die Nachfrage. Entwicklung der Seefrachten Neben dem Verhältnis von Nachfrage und Angebot nach Kessel- und Kokskohle ist auch die Seefracht eine wichtige Größe, die bis zu 40 - 50 % der Gesamtkosten cif Importhafen ausmachen können. In jüngster Zeit sind durch extreme Ausschläge Entwicklung des Massengütermarktes von 2000-2006 Polen zieht sich wegen höherer Kosten vor allem vom seewärtigen Export zunehmend zurück. Der Export von Spitzbergen stagniert bei 3 Mio. t, ebenso der von Venezuela mit rund 8 Mio. t. Die USA sind bei anhaltend hohem Inlands-Preisniveau und hohen Kosten nur in bescheidenem Umfang atlantischer „swing supplier“ und setzen in geeigneten Marktsituationen Spot-Tonnagen ab. Bei der derzeit hohen weltweiten Nachfrage ist das russische Exportangebot unverzichtbar. Mit einem Weltmarktanteil von 11 % und fast 25 % Marktanteil im atlantischen Raum ist Russland zu einem wichtigen Spieler herangewachsen. Das weltweite Marktvolumen an Kokskohlen liegt derzeit bei 187 Mio. t und stagnierte in 2005/06. Trotz eines erheblichen Wachstums der Rohstahlund Roheisenproduktion ging diese Entwicklung in 2005/06 weitgehend am Kokskohlenweltmarkt vorbei. Der Grund liegt darin, dass einerseits 30 2000 Mio. t 2006 Mio. t Eisenerz 449 721 61 Kohle 524 782 49 Getreide 264 281 6 Sonstige 874 1.008 15 2.111 2.792 32 Gesamt Zuwachs % Quelle: Verein der Kohlenimporteure der Frachtraten nach oben noch höhere Anteile zu beobachten. Die Frachtkosten für Kohle werden vom Gesamtmarkt für Massenschüttgüter bestimmt, der um 30 % von 2000 - 2006 wuchs. Die Frachtraten bewegten sich lange Zeit auf einem niedrigem Niveau und führten damit auch zu einem verhaltenen Ausbau der Bulk-Carrier-Kapazitäten. Seit 2003 erhöhte China sprunghaft seine Eisenerzimporte. Dies führte zu einem drastischen Anstieg der Frachtraten. Trotz hoher Zubauraten in den Welthandel Ausbau der Bulk-Carrier-Flotte in Mio. Dwt 2006-2008 Ende 2006 2007 Zubau 2008 Capesize 121 10 10 141 Panamax 102 8 7 117 Handysize 145 10 10 165 -3 -3 -6 368 25 24 417 Verschrottung pauschal Insgesamt Ende 2008 Quelle: Clarkson, Shipping Intelligence Weekly letzten Jahren bei den Massenguttransportern konnte bisher noch keine Entspannung auf dem Frachtenmarkt verzeichnet werden. Der Ausbau der Flotte läuft derzeit der Entwicklung des Massengütermarktes hinterher. Hauptgründe hierfür sind Warteschlangen vor Kohle- und Eisenerz-Export- wie auch -Importhäfen und längere Seewege je transportierter Tonne, die die Transportkapazität verknappen. Nachfrage und Angebotszyklen Die Angebotsbedingungen der Weltmarktproduzenten richten sich insbesondere nach der geologischen Ausbildung der Lagerstätten sowie der Produktivität im Kohlenbergbau. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die günstigen Lagerstätten zuerst in Anspruch genommen werden. Bei deren Erschöpfung muss auf Ressourcen zurückgegriffen werden, die geologisch schwieriger sind bzw. sich aufgrund ihrer ungünstigen geografischen Lage schlechter erschließen lassen. Dabei können die Nachteile, die mit dem Übergang auf schlechtere Lagerstätten verbunden sind, durch Produktivitätsgewinne überkompensiert werden. Dies war in den zurückliegenden Jahren der Fall, kann aber nicht im gleichen Maße für die Zukunft erwartet werden. Dementsprechend sind im Käufermarkt die langfristigen Grenzkosten der Förderung die entscheidende Determinante für den Preistrend der Steinkohle ab Grube. Um den durch die langfristigen Grenzkosten bestimmten Trend schwanken die Preise in Zyklen. Dabei sind für die Preisausschläge u. a. der Verlauf der Nachfrage, die wiederum den Auslastungsgrad der jeweils bestehenden Exportkapazitäten bestimmt, und - in begrenztem Umfang - auch die Preisbewegungen bei dem Marktführer Rohöl maßgeblich. Im Verkäufermarkt hingegen sind andererseits die Vollkosten und Margen des Teuersten zur Deckung Seefrachten für Steinkohlen USD/t 50 45 Südafrika Australien 40 35 Kolumbien 30 25 20 15 10 5 0 Jan. 2002 Juli Jan. Juli 2003 Jan. Juli 2004 Jan. Juli 2005 Jan. Juli 2006 Jan. Juli 2007 Quelle: Frachtcontor Junge & Co. 31 Weltmarkt für Steinkohle Preisentwicklung für Importenergien frei deutsche Grenze €/t SKE 300 Rohöl Erdgas Steinkohle (Kraftwerkskohle) 250 200 150 100 50 0 1973 1978 1983 1988 1993 1998 2003 2007* * Durchschnitt im 1. Halbjahr 2007 Quelle: BAFA der Nachfrage benötigten Anbieters für den Weltmarktpreis bestimmend. Zwischen diesen Faktoren bestehen enge Interdependenzen. So hatte etwa die zweite Ölkrise 1979/80 zu verstärkter Nachfrage nach Steinkohlen und damit zu einer vollen Ausschöpfung der Angebotskapazitäten geführt. Die Folge war ein Anstieg der Steinkohlenpreise, der wiederum eine Mobilisierung vorhandener und den Ausbau neuer Exportkapazitäten induzierte. Es folgten weitere Marktzyklen mit erst steigenden und dann sinkenden Preisen, und zwar zwischen 1973 und 1987, 1988 und 1993 sowie 1994 und 1999. In 2000/2001 wurde mit 42 US $/t cif ARA eine Preisspitze erreicht; bis 2002 sanken die Preise auf 28 US $/t cif ARA. Bei gleichzeitig schwächer gewordenem Dollarkurs waren diese Preise für Kesselkohlenzechen in Südafrika kaum noch zu verkraften. In 2003/2004 setzte jedoch durch die genannten Sondereinflüsse eine sprunghafte Nachfrage ein, die zu Spitzenpreisen von 78 US $/t cif ARA führte. Die Preise sanken dann wieder auf 52 - 55 US $/t. Seit Anfang 2006 stiegen sie im Trend wieder an. Dabei hielten sich die fob-Preise 32 für südafrikanische Kohle lange in einem Korridor von 48 - 58 US $/t , wurden aber auf cif-Basis durch steigende Frachtraten getrieben. Mitte 2007 setzten dann durch verstärkte Nachfrage aus dem pazifischen Raum die fob-Preise zu einer weiteren Steigerung an, sodass sich in 2007 cif-ARA-Preise von über 80 US $/t ergeben. Auf diesem Niveau kumulieren sich extrem hohe Frachtraten mit hohen fob-Preisen. Die Preisentwicklung zeigt, dass die Kapazitätsauslastung sowohl bei Kesselkohle als auch bei Bulk-Carriern in 2007 außergewöhnlich hoch ist. Neuformierung der Märkte Der internationale Markt für Steinkohlen befindet sich seit den letzten Jahren in einem tief greifenden Strukturwandel, geprägt einerseits von einer fortschreitenden Angebotskonzentration in den westlichen Exportländern und andererseits einem Bedeutungszuwachs der ehemaligen Staatshandelsländer und jetzigen Transformationsstaaten als Lieferanten des Weltmarktes. Letztere übernehmen bei Strukturanpassungen und Modernisierungen ihrer Kohlenindustrien zunehmend die Rolle traditioneller Ausfuhrländer, die bislang für einen Marktausgleich sorgten. Welthandel Zugleich nahmen dem Trend zur Globalisierung folgend die Länder übergreifenden Übernahmen und Zusammenschlüsse unter den Kohlengesellschaften zu; Ölgesellschaften wie Exxon-Mobil und Shell hingegen zogen sich aus dem Kohlengeschäft zurück. Als einzige Ölgesellschaft blieb Total bis heute in Südafrika engagiert. Die vier größten Exportgesellschaften - BHP/Billiton, Anglo, Rio-Tinto, Glencore/ Xstrata - eröffneten neue Gruben oder kauften Beteiligungen wie z. B. Anglo die Beteiligung an Paso Diablo oder Glencore/Xstrata und BHP/ Billiton weitere Abbaurechte in Kolumbien. In Russland formierten sich im Wesentlichen vier große Gesellschaften auf privatwirtschaftlicher Basis, die die russische Kohlewirtschaft beherrschen, und auch China strebt die Schaffung von 8 - 10 großen Gesellschaften mit 50 - 100 Mio. t und mehr Produktionsvolumen an, die auf Dauer privatisiert werden sollen. Durch den WTO-Beitritt Chinas werden tendenziell Engagements externer Unternehmens- gruppen in China möglich. Indien und China zeigen zunehmend Interesse an Kohle- und Eisenerzbeteiligungen in Übersee, um ihre Rohstoffbasis abzusichern. CVRD - größter brasilianische Eisenerzproduzent - plant die Entwicklung einer Kokskohlenmine von 6 Mio. t in der Endstufe in Mosambik und hat sich in Australien eingekauft. Der Steinkohlenweltmarkt wird von schätzungsweise 400 Exportminen bedient; dabei waren 2006 etwa 120 Produzenten auf diesem Sektor tätig. Die zehn größten Steinkohlengesellschaften hatten in 2006 einen Anteil von 28 % an der weltweiten Förderung. Sieben dieser Gesellschaften sind sogar mit einem Anteil von 35 % am seewärtigen Steinkohlenhandel beteiligt. Waren noch vor wenigen Jahren die Aktivitäten der Produzenten im Wesentlichen auf ihr Stammland beschränkt, so reichen sie jetzt von Australien über Weltgrößte Steinkohlenproduzenten 2006 Produktion Mio. t Exporte Mio. t Unternehmen in: Gesellschafter Coal India staatlich 343 0 Peabody Energy Corp. USA 57 % Lehmann Merchant Banking Partners 232 22 Shenhua börsennotiert 203 26 Rio Tinto Plc. Australien, Indonesien, USA börsennotiert 154 35 Arch Coal, Inc. USA börsennotiert 127 - Anglo Coal Südafrika, Australien, Venezuela, Kolumbien börsennotiert 98 40 China Coal staatlich 91 27 SUEK Russland börsennotiert 90 15 BHP – Billiton Plc. Südafrika, Australien Indonesien, USA, Kolumbien börsennotiert 86 81 Xstrata Plc. Australien, Südafrika, Kolumbien börsennotiert 77 59 Quelle: Verein der Kohlenimporteure 33 Weltmarkt für Steinkohle Südafrika und Indonesien bis nach Nord- und Südamerika und neuerdings auch China. Geändert haben sich auch die vertraglichen Beziehungen im internationalen Kohlengeschäft. Der Steinkohlenhandel wird in steigendem Umfang zwischen Produzenten und Verbrauchern direkt abgewickelt. Die großen Produzenten wie BHP/Billiton, Amcoal und Glencore/Xstrata haben eigene Vertriebsgesellschaften installiert und vertreiben Kesselkohle und Kokskohle - teils aus unterschiedlichen Ländern - aus einer Hand. Diesem Beispiel folgen auch die großen privatisierten russischen Produzenten. Damit büßen die Händler ihre ehemals wichtige Position als vertraglich eingebundener Mittler zwischen Produzenten und Verbrauchern ein. Angesichts dieser Entwicklung wandelt sich ihr Aufgabenfeld und konzentriert sich mehr auf nicht transparente Nischenmärkte und den Bereich Handling/Distribution. Zudem treten Händler zunehmend als Agenten großer Produzenten auf; sie geben Hilfestellung bei der Kontraktabwicklung und Kundenbetreuung. In Europa gibt es eine Reihe von Handelshäusern, die zunehmend auch Agentenfunktionen wahrnehmen. Zu nennen sind insbesondere folgende Gesellschaften: ■ RAG Trading ■ RWE Trading ■ Constellation ■ EDF-Trading ■ Coeclerici Eine starke Stellung im fernöstlichen Kohlenhandel nehmen über zehn japanische Handelshäuser ein, welche vor allem die zwischen der Stahlindustrie bzw. Elektrizitätswirtschaft und den Exporteuren abgeschlossenen Lieferverträge abwickeln und zum Teil auch in erheblichem Umfang an den jeweiligen Exportgruben beteiligt sind. Zu den bedeutendsten zählen dabei ■ Mitsubishi ■ Mitsui ■ Itochu ■ Nichimen ■ Nobel 34 In China werden die Kohlenexporte in erster Linie von der Staatsgesellschaft CNCIEC (Chinese National Coal Import and Export Corp.) sowie 3 weiteren Gesellschaften und in Polen von der ebenfalls staatlichen Gesellschaft WEGLOKOKS abgewickelt. In Russland sind SUEK und KRUTRADE die mit Abstand bedeutendsten Handelshäuser. Vietnam wickelt seine Geschäfte zu fast 90 % über Vinacoal ab. Repräsentative Kosten der Kohlenkette Im Wettbewerb der Primärenergien sind die Kosten der Kohlenkette, d. h. der einzelnen Stufen von der Exportmine bis zum Verbraucher von wesentlicher Bedeutung. Investitionen Wichtiger Bestandteil der Förderkosten sind die Ausgaben für die Erschließung der Lagerstätten. Sie betragen für neue Förderkapazitäten von Exportkohlen, d. h. für die Auf- und Untersuchung wie auch die Entwicklung neuer Bergwerke derzeit weltweit rund 45 -50 US $/jato Förderkapazität. Dies schließt auch die Kosten für die Erweiterung bereits fördernder Bergwerke ein. (World Energy Investment Outlook 2003). Für neue Bergwerke, die nicht an eine bestehende Infrastruktur (Transportverbindungen/Wasser- und Energieversorgung/ vor Ort verfügbare Belegschaft) angeschlossen werden können, erhöhen sich die spezifischen Investitionen aber erheblich und können das Doppelte und mehr erreichen. Bemerkenswert ist, dass die spezifischen Investitionen im Durchschnitt seit 1998 selbst nominal leicht gesunken sind und erst seit 2004 eine leichte Trendumkehr zu erkennen ist. Dies ist auf die steile Nachfrage nach Bergbauausrüstung für Kohle, aber auch Eisenerz und Buntmetalle und die damit verbundene Verteuerung in den letzten Jahren zurückzuführen. Im Vergleich mit Gas und Öl ist Kohle am wenigsten kapitalintensiv. So ermittelt der World Energy Investment Outlook der IEA folgende Rangfolge (in t SKE umgerechnet) ■ Kohle 3,4 US $/t SKE ■ Öl 15,4 US $/t SKE ■ Gas 19,6 US $/t SKE Welthandel Die Zahlen ergeben sich aus den kumulierten Investitionen über die gesamte Versorgungskette der jeweiligen Energie im Zeitraum 2001 - 2030 dividiert durch den jeweils kumulierten Produktionszuwachs. Damit hat Kohle geringere unternehmerische Risiken als Gas und Öl. Die spezifischen Kosten für die Errichtung von Förderkapazitäten sind bei der Entwicklung gänzlich neuer Kohlenförderreviere oder Großbetriebe einschließlich Infrastruktur in abgelegenen und unerschlossenen Regionen (Greenfield-Projekte) am höchsten; hier können Beträge von bis zu 160 US $/ jato erforderlich werden. Bei der Entwicklung neuer oder der Erweiterung fördernder Gruben (Brownfield Projekte) in infrastrukturell bereits entwickelten Revieren fallen hingegen spezifische Investitionskosten in einer Bandbreite von nur 30 bis zu 60 US $/jato Förderkapazität an. Dabei werden zwischen Küsten fernen und nahen Lagerstätten, Tagebau- oder Tiefbaubetrieben sowie der Gewinnung von Koks- und Kesselkohlen teils erhebliche Unterschiede erkennbar. Bei einer durchschnittlichen Lebensdauer der Gruben von rund zwanzig Jahren betragen die Abschreibungen je geförderter Tonne rund 2,5 - 3,0 US $ und der aufzubringende Kapitaldienst bei einer 10 %igen Verzinsung 3,5 4,0 US $/t, insgesamt also 6 - 7 US $/t. Betriebskosten Die Gesamtkosten der Kohlenkette, aufgeteilt auf die einzelnen, ineinander greifenden Glieder sind für die verschiedenen Exportländer in der nachstehenden Tabelle im Einzelnen dargestellt. Die Zahlen beruhen auf eigenen Untersuchungen der Auswertung von Fachvorträgen und IEA-Studien. Dabei werden Bandbreiten von repräsentativen Kosten angegeben. Bei den Kosten frei Grube gibt es eine große Bandbreite. Die Kostenhöhe wird z. B. davon beeinflusst, ob es sich um ■ Tagebau oder Tiefbau Kesselkohle oder Kokskohle handelt und ob ■ hohe oder niedrige Löhne ■ hohe oder niedrige Leistungen je Mann und Jahr ■ Spezifische Investitionen im Export orientierten Steinkohlenbergbau USD/jato 350 300 Durchschnitt in nominalen USD/jato Durchschnitt in (realen) 2005 USD/jato 250 200 150 100 50 0 1962 1968 1974 1980 1986 1992 1998 2004 Quelle: Kopal, Christoph: Zeitschrift für Energiewirtschaft, Heft 1, 2007 35 Weltmarkt für Steinkohle vorhanden sind. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Faktoren. All dies erklärt die große Bandbreite der Kosten, die auch innerhalb eines Förderlandes erhebliche Unterschiede aufweisen können. In der Ablauflogistik von der Grube zum Seeschiff herrschen je Land unterschiedliche Bedingungen. So gibt es z. B. erhebliche Unterschiede wenn Kohlen von der Grube direkt in ein Exportterminal mit Beladungen von „capesize“-Schiffen oder über Kähne zu auf Reede liegenden Schiffen transportiert werden müssen. In den vergangenen Jahren sind die Kosten durch den Boom der Eisenerz- und Kohlenindustrie erheblich gestiegen. Höhere Preise für Bergbau- ausrüstung, Treibstoffe und Löhne haben zu einem erheblichen Kostenanstieg geführt mit der Folge sinkender Produktivität vor allem in Australien und den USA. Durch die höheren Exporterlöse sind teilweise auch höhere „Royalties“ fällig. Es bestehen aber auch Rationalisierungspotentiale, die die Kosten- und Leistungssituation in einigen Ländern verbessern dürften. Die Gewinnmargen einiger Länder werden durch den schwachen Dollar beeinträchtigt, So stiegen der australische Dollar, der südafrikanische Rand und der kanadische Dollar im Wert gegenüber der US-Währung. Die Kosten- und Leistungssituation Repräsentative Kosten der Kohlenkette (2006/07) cif ARA Exportland Region Abbaumethode Kosten frei Grube USD/t Transport Inland USD/t Hafenumschlag USD/t Seefracht ø 2006 USD/t Gesamtkosten frei ARA-Hafen USD/t Queensland Tagebau 14-42 6-14 2-3 22 44-81 New South Wales Tiefbau 25-40 3-10 2-3 26 56-79 New South Wales Tagebau 22-38 3-10 2-3 26 53-77 Tagebau 16-28 6-10 1,5-2 16 38-56 22-26 2-3 1. Kesselkohlen Australien Südafrika Kolumbien Tagebau 3-5 15 42-49 Russland Tagebau 16-20 24-26 teilweise zuzüglich Transit/Nachbehandlung 2-3 (6-8)* 14** 56-63 (60-68) Indonesien Tagebau 16-33 2-7 2-4,5 17 37-61,5 Venezuela Tagebau 18-22 7-9 3-5 19 47-53 Queensland Tiefbau 29-43 8-10 2-3 22 61-78 Queensland Tagebau 26-36 6-9 2-3 22 56-70 New South Wales Tiefbau 26-52 4-6 2-3 26 58-87 New South Wales Tagebau 29-35 5-7 2-3 26 62-71 Britisch Col. Tagebau 38-43 33-35 4-6 24 99-110 Tiefbau 40-80 20-30 3-4 14** 77-128 2. Kokskohlen Australien Kanada USA/ZentralAppalachen * einschl. Transit, Nachbehandlung; ** Basis Panamax Quelle: Internationale Energie-Agentur, Coal Information; Baruya, World Coal Supply Costs; Verein der Kohlenimporteure 36 Welthandel MCIS-Preis und Kapazitätsauslastung für Kesselkohlen 800 Angebot = Förderkapazität [Mio t] Proj. Angebot [Mio t] Nachfrage = Welthandel (Übersee) [Mio t] Proj. Nachfrage [Mio t] Kapazitätsauslastung [%] Proj. K.-Auslastung [%] MCIS-Preis [USD/t cif ARA] 700 600 500 400 300 200 100 0 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 Quelle: Kopal, Christoph, Zeitschrift für Energiewirtschaft, Heft 1, 2007 der einzelnen Exportländer ist in den Länderberichten beschrieben. damit Preisspitzen erreicht. Diese Situation hält seither an. Bei den Seefrachten für die Ermittlung der cif-ARAKosten wurde wegen der hohen Volatilität der Mittelwert des Jahres 2006 eingesetzt. Die aufeinander folgenden Phasen von Überangebot und relativer Verknappung lösen einen intensiven Preiswettbewerb aus. Als Haupt- und auch Frühindikator für die Preisentwicklung erweist sich dabei die Auslastung der für den Export verfügbaren Förderkapazitäten. Synchron mit dem Grad der Kapazitätsauslastung der Exportgruben fallen bzw. steigen die Preise für Kesselkohle. Preisbildung Der Steinkohlenweltmarkt für Kesselkohlen expandierte seit den achtziger Jahren; ihm fehlten jedoch zunächst die Eigenschaften eines ausgereiften Marktes. Dazu zählt vor allem ein durch Angebot und Nachfrage bestimmter Preiswettbewerb. Während bis 1990 das Angebot die ständig wachsende Nachfrage nur knapp befriedigen konnte, eilt seither die Entwicklung des Angebotes der Nachfrage tendenziell voraus. Rückblickend wird deutlich (siehe Grafik), dass sich zwischen 1990 - 1992 erstmals ein erhebliches Überangebot entwickelte, welches bei steigender Nachfrage erst 1995 wieder soweit abgebaut war, dass ein weiterer Investitionszyklus mit erneutem Überangebot einsetzte. Erst in 2003/2004 wurde nach verhaltener Investitionstätigkeit in den vorausgegangenen Jahren wieder eine stetig steigende Kapazitätsauslastung und Dies gilt auch für die jüngste Vergangenheit, in der die Nachfrage sowohl bei Kesselkohle als auch Kokskohle an die Kapazitätsgrenze stieß mit entsprechenden Preisausschlägen nach oben. Während bei Kesselkohle noch gewisse Kapazitätsreserven mobilisiert werden konnten und zu einem zwischenzeitlich moderaten Preisrückgang führten, stiegen die Kokskohlenpreise aufgrund mangelnder Elastizität des Angebotes in 2004 um über 100 % auf 125 US $/t fob Verladehafen. Inzwischen sind die Kokskohlenpreise durch ein höheres Angebot und verhaltenere Nachfrage zwar wieder um gut 20 % gesunken, verharren aber immer noch im Ver- 37 Weltmarkt für Steinkohle gleich zu den Vorjahren in 2006/07 auf historisch hohem Niveau. Wie bereits dargestellt, umfasst der seewärtige Steinkohlenweltmarkt für Kesselkohle zwei Teilmärkte. Diese sind Europa einschließlich der angrenzenden Mittelmeerländer, Nord-, Mittel- und Südamerika sowie der pazifische Markt. Letzterer bezieht auch die asiatischen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans mit ein, bedient jedoch vor allem die asiatischen Verbraucher. Ursächlich für diese Zweiteilung sind in erster Linie Transportkostendifferenzen, aber auch unterschiedliche Preisbildungsmechanismen. Dennoch erfolgen Lieferungen von einem in den anderen Teilmarkt, sofern die dort erzielbaren cif-Preise nicht nur wettbewerbsfähig sondern für den Anbieter auch wirtschaftlich sind. Die dabei anfallenden zusätzlichen Transportkosten (z. B. Australienkohle nach ARA) trägt der Lieferant. Derartige Exporte werden oft auf cif-Basis abgeschlossen. Tendenziell steigt bei niedrigen Frachtraten die Wettbewerbsfähigkeit weiter entfernter Anbieter, bei hohen Frachtraten sinkt sie. Auch im Kokskohlenmarkt gibt es gewisse Interdependenzen. So können höherflüchtige Kokskohlen teilweise auch als Kraftwerkskohle eingesetzt werden bzw. bestimmte Kraftwerkskohlenqualitäten lassen sich durch bessere Aufbereitung als höherflüchtige Kokskohlen vermarkten. Die Produzenten entscheiden dies nach den Preissituationen, welche Varian- Mechanismen der Preisbildung für Kesselkohlen (Gesamtmarkt 2006: 595 Mio. t) Atlantischer Markt (242 Mio. t) Pazifischer Markt (353 Mio. t) Marktstruktur Nachfrage 242 Mio. t EU-Länder Osteuropa Mittelmeerraum Nord-, Mittel- und Südamerika 207 Mio. t Angebot 211 Mio. t Kolumbien Südafrika Russland Polen Venezuela USA u. a. Angebot 384 Mio. t Australien Indonesien China Russland Vietnam 394 Mio. t Nachfrage 353 Mio. t Japan Südkorea Taiwan Indien China u. a. 35 Mio. t 4 Mio. t Preisbildung Marktführer Südafrika Kolumbien Russland Grenzanbieter Polen USA Australien Indonesien Quelle: Verein der Kohlenimporteure 38 fob-Preise Frachtraten Währungsrelationen Käufermarkt Verkäufermarkt Marktführer Australien Indonesien Grenzanbieter Südafrika Russland China Welthandel te für sie den höchsten „net-back“-Preis frei Zeche realisiert. Das Volumen der Austauschmengen beider Kesselkohlenmärkte betrug in 2006 35 Mio. t bzw. nur knapp 6 % des gesamten Kesselkohlenmarktes von 595 Mio. t. Es ist eine weitgehend synchrone Preisentwicklung in beiden Märkten zu beobachten, wie sie auch in den MCIS (McCloskey Coal Industry Services) Preisindices für NW-Europa und Ostasien zum Ausdruck kommt. Preisführer sind wegen ihres jeweils hohen Marktanteils in der Regel Südafrika und Kolumbien auf dem atlantischen und Australien sowie Indonesien auf dem pazifischen Markt. Da jedoch inzwischen große Mengen zum jeweils aktuellen Spotpreis gehandelt werden, sehen sich die Marktführer gezwungen, ihre Preise an den Angeboten ihrer nächst größ- ten Konkurrenten (z. B. Kolumbien und Russland in Europa bzw. Indonesien und China in Ostasien) zu orientieren, um keine Marktanteile zu verlieren. Entscheidend dabei ist der jeweilige cif-Preis im Empfangshafen. Das sich so herausbildende Preisniveau ergibt dann den Maßstab zur Verhandlung von Vertragspreisen. Ein neues Element in der Preisentwicklung ist zumindest im europäischen Teil des atlantischen Marktes der CO2-Zertifikathandel. Er beeinflusst in erster Linie den Einsatz von Gas oder Kohle in Kraftwerken. Bei niedrigen Gaspreisen dämpfen die CO2-Zertifikate die Nachfrage nach Kohle, bei hohen Gaspreisen kann die Kohle trotz Belastung durch den CO2-Faktor wettbewerbsfähig sein. Die Kraftwerksbetreiber entscheiden über den Einsatz anhand der Margen, die sie bei einem gegebenen Strompreis bei Einsatz von Gas oder Kohle inklusive des CO2-Faktors erzielen. Rangfolge der Anbieter von Kesselkohlen nach Produktionskosten (inkl. Fracht) 2006 im atlantischen Markt USD/t cif ARA 80 242 Mio. t 60 40 20 0 Polen Sonstige Russland Indonesien Südafrika Kolumbien/ Venezuela 65 Mio. t 100 200 Quelle: Verein der Kohlenimporteure 39 Weltmarkt für Steinkohle Rangfolge der Anbieter von Kesselkohlen nach durchschnittlichen Produktionskosten fob Verladehafen im pazifischen Markt USD/t fob 50 353 Mio. t 40 30 20 Russland Australien China Vietnam Indonesien 10 Mio.t 0 100 200 300 Quelle: Verein der Kohlenimporteure In der ersten Handelsperiode war der Kohleeinsatz durch CO2 nur gering beeinflusst. Die CO2-Zertifikat-Preise erreichten eine Spitze von 30 €/t CO2; nach Bekanntgabe der tatsächlichen CO2–Zertifikat–Nutzung in 2005 stürzte der Preis jedoch auf nahezu Null zum Ende der Handelsperiode ab. Für die neue Handelsperiode (2008 - 2012) werden die CO2-Zertifikate derzeit in einer Bandbreite von 15 25 €/t CO2 für 2008 gehandelt. Vertragsformen im internationalen Kohlenhandel Am Steinkohlenweltmarkt sind sowohl langfristige Lieferverträge als auch Spotabschlüsse üblich. Mit dem Abschluss von Spotverträgen sucht der Verbraucher eine besonders nahe Anlehnung an die aktuelle Marktsituation. Bei der Vereinbarung von kurzfristigen Lieferungen lässt sich der Abnehmer von folgenden Erwägungen leiten: ■ enge Anbindung an den Strommarkt 40 ■ bestmögliche Ausnutzung der Preisentwicklung, ■ Hereinnahme „kleiner“ Mengen zu günstigen Konditionen, ■ Abdecken von Verbrauchsspitzen, die über den jeweiligen Planungshorizont hinausgehen. Darüber hinaus ist es jedoch weitgehend zur Regel geworden, sich auch auf mittelfristige Sicht und zu Lasten längerfristiger Verträge auf dem Spotmarkt einzudecken. Eine Variante von Spotkäufen ist dabei die zunehmende Anzahl von Tenderabschlüssen, d. h. Käufen, welchen eine die Lieferbedingungen definierende Ausschreibung vorausgeht und bei denen das beste Angebot den Zuschlag erhält. Die dabei vereinbarten Lieferungen beinhalten in der Regel ein größeres Volumen als Einzelabschlüsse und der Zeitrahmen reicht oft über mehrere Quartale. Im kurzfristigen Geschäft können auch Optionsmengen ausgehandelt werden, Welthandel Synchrone Preisentwicklung für Kesselkohlen im Atlantik und Pazifik in USD/t cif* 80 60 40 MCIS NWE MCIS Pazifik 20 0 1/03 7/03 1/04 7/04 1/05 7/05 1/06 7/06 1/07 * 6000 Kcal/kg Hu Quelle: McCloskey Coal Information Services CO²-Preisentwicklung in der EU /t CO 2 35 30 EUA 2008 EUA 2007 25 20 15 10 5 0 Nov. 03 Mrz. 04 Jul. 04 Nov. 04 Mrz. 05 Jul. 05 Nov. 05 Mrz. 06 Jul. 06 Nov. 06 Mrz. 07 Jul. 07 Quelle: RWE Trading 41 Weltmarkt für Steinkohle wenn man sich Zusatzmengen sichern, aber die Markt-/Preisentwicklung noch abwarten möchte. Zum Charakter der Spotgeschäfte gehört auch, dass bei angespannter Marktlage Aufschläge gegenüber längerfristigen Vertragspreisen erhoben werden. Umgekehrt werden bei entspannten Marktlagen Preisnachlässe gewährt. So lagen die Spotpreise in Käufermarktsituationen, wie sie etwa Anfang und seit Mitte der neunziger Jahre herrschten, in der Regel unter den längerfristigen Vertragspreisen. Zum Kennzeichen der Spotpreise gehört ferner, dass sie sich auf die Vertragspreise künftiger Lieferungen auswirken und insofern eine Pilotfunktion haben. Vermittelt und abgewickelt werden Spotgeschäfte nicht mehr ausschließlich zwischen Produzenten bzw. Händlern und Verbrauchern auf traditionelle Art. Für Kesselkohlen übernehmen diese Funktion in wachsendem Umfang inzwischen fest etablierte Handelsplattformen, Rohstoffbörsen und die ihnen zuarbeitenden Brokerhäuser. Langfristverträge wurden einst über Laufzeiten von bis zu zehn Jahren abgeschlossen. Dabei wurden meist direkt zwischen Produzenten und Endverbraucher die jährlichen Bezugsmengen einschließlich der Käufer- und Verkäuferoptionen sowie die Festpreise für das jeweils laufende Bezugsjahr festgelegt. Die jährlich zu vereinbarende Preisfindung hatte unter Umständen auch zwischenzeitliche Kostensteigerungen zu berücksichtigen - eine Praxis, die meist schon in den achtziger Jahren aufgegeben wurde. Bezugsjahr war dabei das Kalenderjahr bzw. in Ostasien oft das japanische Fiskaljahr (1.April 31. März). Heute sind Langfristverträge allenfalls noch auf Inlandsmärkten anzutreffen, z. B. zur Belieferung zechennaher Kraft- oder Stahlwerke und dort, wo langfristige gegenseitige Abhängigkeiten zwischen Produzenten und Verbrauchern bestehen. Am Weltmarkt hingegen hat sich inzwischen die Gestaltung von Langfristverträgen unter dem wachsenden Druck des Spotmarktes, vor allem für Kesselkohlen, erheblich gewandelt. Ihre Laufzeiten reichen heute kaum noch über die Frist von fünf Jahren hinaus. Sie sichern dabei nur noch eine längerfristige Zusammenarbeit der Vertragsparteien in Rahmen potentieller Verkaufs- bzw. Bezugsrechte über bestimmte Vertragsmengen (einschließlich Käuferoptionen), solange man sich über einen Bezugspreis einigen kann. In Anlehnung an den aktuellen Spotpreis geben die Vertragspartner ihre Angebote jeweils für ein Quartal ab, und kommt es dabei zu keiner Einigung, entfällt die für das jeweilige Vierteljahr vorgesehene Lieferung. In Ostasien wird zwar noch an jährlichen Vertrags- (contractbzw. marker-) preisen festgehalten, allerdings bei stark rückläufigen Abschlüssen vor allem für Kesselkohlen. Eine neue Variante zur langfristigen Preisfindung bieten inzwischen auch die von Handelsplattformen und Rohstoffbörsen für Spotmengen angebotenen „futures“-Preise, auf die man sich im Voraus einigen kann. Bei der physischen Beschaffung müssen die Vorlaufzeiten berücksichtigt werden, die vom Vertragsabschluss bis zum Eintreffen beim Kraftwerk Vorlaufzeiten in der Kohlenlogistik für den Import nach Deutschland (in Wochen) Anmeldefrist Ladezeitfenster Seereise Binnentransport Insgesamt Australien 4 2 6 1 13 Indonesien/ China 4 2 6 1 13 Südafrika 4 2 3 1 10 Kolumbien 4 2 2 1 9 Polen/ Russland 4 2 1 1 8 Quelle: Kopal, Christoph: Zeitschrift für Energiewirtschaft, Heft 1, 2007 42 Welthandel benötigt werden. Die Tabelle zeigt einige Vorlaufzeiten für den deutschen Markt. Einfluss der Strommärkte In jüngerer Zeit veränderten sich die Strommärkte in Europa, den USA wie auch in Fernost tief greifend. Liberalisierung, Deregulierung und die damit verbundene Aufgabe gesicherter Versorgungsgebiete haben herkömmliche Marktstrukturen beseitigt und den freien Wettbewerb der Stromerzeuger eröffnet. Nunmehr gilt es für die Elektrizitätsanbieter, durch optimierte Nutzung des eigenen Kraftwerksparks bzw. durch Zukäufe konkurrenzfähige Strompreise darzustellen, um Marktpositionen zu sichern bzw. auszubauen. Dies zwingt die Kraftwerksbetreiber zur Reduzierung auch der Brennstoffkosten. Dies gilt vor allem für jene Anlagen, deren Primärenergieversorgung wie bei der Importkohle häufig mit hohen Transportkosten belastet sind. Es wird dann versucht, den Marktdruck an den Kohlenlieferanten weiter zu geben. Dieser Zwang ist vor allem dann vorhanden, wenn die Grenzkosten der Stromerzeugung im Mittellastbereich die Strompreise bestimmen. Die Entscheidung für die Errichtung neuer Steinkohlenkraftwerke ist auf liberalisierten und damit kurzfristig orientierten Energiemärkten sehr viel risikoreicher als zu Zeiten demarkierter Versorgungsgebiete mit gesetzlichen Versorgungsverpflichtungen. Kohlenkraftwerke sind Investitionsgüter, die ihre Kapitalkosten nur über sehr lange Amortisationszeiten verdienen können. Zwanzig und mehr Jahre sind nötig, um bei angemessener Rendite den Return des Kapitals zu schaffen. Danach haben sie zwar in vielen Fällen zwar ein „goldenes Ende“, wenn ihnen nicht vorher technische Innovation oder neue Anforderungen z. B. im Umweltschutz ein vorzeitiges Ende bereiten. Ansonsten sind Betriebszeiten von 35 - 40 Jahren und darüber hinaus keine Seltenheit. Gaskraftwerke können hingegen zügiger errichtet werden als Kohleanlagen und erfordern nur die Hälfte der Investitionssumme verglichen mit einem Steinkohlenblock. Entsprechend niedriger fallen die Kapitalkosten aus. Dieser Vorteil kann im Wettbewerb nur durch niedrige Betriebs-, d. h. im Wesent- lichen geringere Brennstoffkosten kompensiert werden. Die überseeischen Kohlenproduzenten müssen also Exportpreise bieten, die die Handhabungs- und Verbrennungsvorteile von Gas und seine geringere Belastung mit CO2-Zertifikatskosten ausgleicht. Andererseits darf nicht vergessen werden, dass außer in der EU-27 der Weltkesselkohlenmarkt keine CO2-Zertifikatskosten zu tragen hat. Die internationalen Kohleproduzenten werden im Falle eines Verkäufermarktes ihre Produkte dorthin lenken, wo sie den besten net–back–Preis frei Grube erzielen. Eine Entscheidung für die Errichtung eines Steinkohlenkraftwerkes setzt überdies Strompreise voraus, die eine langfristige Vollkostendeckung ermöglichen. Hinzukommen müssen speziell in Deutschland stabile Rahmenbedingungen für den Einsatz von Kohlenkraftwerken. Neben den Preisen von Gas, Kohle und CO2-Zertifikaten spielt auch die langfristige Verfügbarkeit bzw. Versorgungssicherheit von Kohle und Gas ein große Rolle. Gezielte Subventionen in regenerative und dezentrale Erzeugungskonzepte stören die Entwicklung eines marktwirtschaftlich orientierten Stromangebotes und damit eines optimierten Kraftwerksparks unter Einbeziehung von Steinkohlenanlagen. Weniger komplex sind die Entscheidungen über die Errichtung von Kohlenkraftwerken sowie die Bedingungen für den Kohleneinsatz in den ostasiatischen Industrieländern. Dort genießt Importkohle nach wie vor gegenüber eingeführtem Flüssiggas einen erheblichen Preisvorteil. Auch sind dort nicht - wie etwa in Europa - die Voraussetzungen für die Schaffung eines gemeinsamen und integrierten GasVersorgungsnetzes gegeben, da Japan, Taiwan und Südkorea auf absehbare Zeit Inselmärkte bleiben werden. Risikomanagement Angesichts der komplexer gewordenen Bedingungen für den Steinkohlenhandel werden sowohl bei der Beschaffung der Kohle, bei der Sicherung der Seefrachten wie auch bei der Wechselkurssicherung zunehmend jene Techniken des „risk managements“ eingesetzt, wie sie auf anderen Rohstoffmärkten bereits seit längerem üblich sind. 43 Weltmarkt für Steinkohle „Hedging“-Transaktionen zur Abwendung finanzieller Schäden aus Liefer- und Charterverträgen ergänzen den traditionellen Kohlenhandel einschließlich der Seefrachten. Sie ermöglichen häufig erst Abschlüsse und sichern diese ab. Dabei denken die Akteure weniger in den Kategorien des physischen Handels als in denen des Papiergeschäfts. Da die Volatilität sowohl im Steinkohlenhandel wie auch im Befrachtungsgeschäft erheblich zugenommen hat, sind nunmehr zusammen mit anderen Rahmenbedingungen auch die Voraussetzungen dafür geschaffen worden, durch spekulative Elemente, wie Swaps, Termin- und Optionsgeschäfte nicht nur zusätzliche Abschlüsse zu initiieren, sondern auch einen wachsenden Anteil einst konventionell zu Stande gekommener Abschlüsse auf diese Weise abzuwickeln. Größtes Hindernis für einen innovativen Kohlenhandel war in der Vergangenheit das heterogene Qualitätsspektrum des Handelsgutes Kohle. Abweichend von anderen Rohstoffen, auf deren Märkten Instrumente des Risikomanagements, standardi- sierte Vertragsformen und auch Terminabschlüsse bereits üblich sind, stehen bei der Kohle die große Anzahl messbarer Qualitätsparameter und deren unterschiedliche Bewertung durch die Verbraucher - besonders bei Kokskohlen - derartigen Geschäften im Wege. Die Kesselkohle hingegen hat es geschafft, auch an Rohstoffbörsen und internationalen Handelsplattformen eine weltweit akzeptierte und gehandelte „Commodity“ zu werden. Die physischen Voraussetzungen dafür wurden in jüngerer Zeit durch eine Reihe hinsichtlich Herkunft, Qualität, Lieferort und -bedingungen genau definierter und standardisierter sog. „Kohlenindizes“ geschaffen; sie ersetzen die bislang üblichen subjektiven Einschätzungen und Interpretationen der Marktteilnehmer. Zu diesen Kohlenindizes zählen im Steinkohlenwelthandel gegenwärtig u. a. folgende Indizes: TFS API #2 NAR CIF ARA Steinkohlenpreise für das jeweils nächste handelbare Kalenderjahr USD/t 2004 Quelle: RWE Trading 44 2005 2006 2007 Welthandel Steinkohlenhandel Physischer Handel Kohlenderivate Optionen Swaps Futures Optionen Quelle: Verein der Kohlenimporteure Basis: südafrikanische Kohle ex Richards Bay bei Capesize–Fracht in die ARA– Häfen mit einem unteren Heizwert von 6000 kcal/kg. TFS API #4 NAR FOB RBCT Basis: Südafrikanische Kohle fob Richards Bay mit einem unteren Heizwert von 6000 kcal/kg. Mc Closkey veröffentlicht zwei Preisindizes, ■ Nord–West–Europa „steam coal-marker“ ■ asiatischer „markerprice“ die auf fob-Preisen Richards Bay (Südafrika) bzw. Newcastle (Australien) ebenfalls auf der Standardqualität 6000 kcal/kg Hu beruhen und teils als Basis für Preiseinschätzungen gewonnen werden. Die EU veröffentlicht seit kurzem ebenfalls wieder Durchschnittsimportpreise für Kesselkohle und Kokskohle. Neben diesen Indizes gibt es noch spezielle Preisnotierungen für US–Kohle an der NYMEX sowie für das Powder River Bassin. Im Gegensatz zum konventionellen „physischen“ Kohlenhandel mit Abschlüssen und Optionen zu Kesselkohlenhandelsvolumen seewärtig derivativ 2000 - 2006 Mio. t 1400 fob Newcastle 1200 API#4 API#2 1000 800 600 400 200 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Quelle: Perret Associates 45 Weltmarkt für Steinkohle Übersicht über im Kohlegeschäft tätige Broker-Unternehmen Hauptsitz Andere Kohlebüros Anzahl Personen Handel Papier Physischer Handel Beginn der Kohleaktivitäten GFI London Singapur 5-10 ja ja 2000 ICAP London Singapur 5-10 ja nein 2001 Spectron London Singapur <5 ja nein 1999 TFS London Singapur <5 ja nein 1999 Tullet Prebon London Singapur 5 ja nein 2007 globalCOAL London Singapur 5-10 ja ja 2001 London Commodity Brokers London Singapur <5 nein ja 2005 Quelle: Perret Associates Festpreisen erlauben die Kohlenindizes nunmehr auch den Handel an Börsen und Handelsplattformen mit Kohlenderivaten, d. h. Papiertransaktionen mit zeitlich fluktuierenden OTC- (over the counter), d. h. bid- und offer-Preisen. Dabei sind Transaktionen auf Swap-, Futures- und Optionsbasis möglich. Das Volumen des Papierhandels hat sich seit 2000 expotential erhöht und beträgt in 2006 etwa das 2,5-Fache des physischen Kesselkohle-Welthandels. Der Schwerpunkt des Papierhandels liegt im atlantischen Raum. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, wann der pazifische Markt die Entwicklung aufnimmt. Die zumindest wöchentlich und monatlich veröffentlichten OTC-Preise des atlantischen Marktes haben auf dem Steinkohlenweltmarkt eine bislang nicht vorhandene Transparenz geschaffen und bestimmen inzwischen am atlantischen und zunehmend auch im pazifischen Markt weitgehend den Spothandel mit Kesselkohlen und dessen Preisentwicklung. Auch für Lieferungen, die erst mittelfristig erfolgen sollen, wird der dann zu zahlende Preis zunehmend an Hand des zwischenzeitlichen Verlaufs eines bestimmten Index ermittelt. Dabei werden bei Vertragsabschluss die den Preis bestimmenden Kriterien fest definiert. Darüber hinaus erschließt sich für die Marktteilnehmer die Möglichkeit, ihre Kohlenbezüge durch „hedging“ auch preislich abzusichern. Abgewickelt werden derartige Transaktionen durch Brokerunternehmen (z. B. TFS) oder Handelsplattformen, wie die Ende 2000 von Kohlenproduzenten und -verbrauchern ins Leben gerufene elektronische Handelsplattform globalCOAL. Als ideales Medium für dessen jüngste Variante bietet sich mit seinen schnellen Zugriffsmöglichkeiten auf aktuelle Marktdaten und Reaktionsmöglichkeiten der Internethandel an. Er hat den Commodity-Handel mit Kohle erheblich beschleunigt und ihm zu rascher Akzeptanz verholfen. Die Zahl, der im Kohlegeschäft tätigen Unternehmen, hat sich in den letzten Jahren erhöht. Im Kohle-Derivate-Markt ist eine Reihe von Unternehmen tätig, die sich in drei Gruppen gliedern: ■ Strom-Produzenten ■ Rohstoff-Unternehmen/Händler ■ Banken Wichtige Unternehmen im Kohle-Derivate-Markt Versorger Anbieter/Händler Constellation EDF E.ON Essent Nuon RWE Sempra Vattenfall BHP Billiton Barcap Cargill BNP Paribas Glencore Deutsche Bank Koch Metals Goldman Sachs Louis Dreyfus Macquarie Bank Noble Merrill Lynch Peabody Morgan Stanley Société Générale Standard Bank Quelle: Perret Associates 46 Banken Welthandel Die wichtigsten sind in der folgenden Übersicht genannt. Während die Kohle-Derivative von 2000 - 2005 vorwiegend im OTC-Markt gehandelt wurden, bieten seit 2006 EEX (Leipzig) und ICE-Futures (Atlanta) eine Börsen basierende Handelsplattform an. In 2006 erreichten jedoch beide Börsen nur 1 % des Gesamtmarktes an Kohle-Derivaten von 1,4 Mrd. t. Perspektiven Die Entwicklung der letzten Jahre des Kohlenweltmarktes hat alle Prognosen übertroffen und auch das erste Halbjahr 2007 zeigt überdurchschnittliches Wachstum. Nachfrage Der Kesselkohlenmarkt ist in den beiden letzten Jahren (2005 - 2006) um 90 Mio. t oder 18 % gewachsen. Dieses hohe Wachstum ergab sich aus dem weiterhin dynamischen Wachstum des pazifischen Raumes sowie aus dem konjunktur- und witterungsbedingten Zuwachs im atlantischen Raum. Auch hohe Gaspreise begünstigten den Verbrauch von Weltmarktkohle. Als Haupttreiber für das Wachstum der nächsten Jahre wird weiterhin der asiatische Raum gesehen. Während Japan, Südkorea und Taiwan inzwischen ein moderates Wachstum aufweisen, steigt der Bedarf von China und Indien sowie den anderen asiatischen Schwellenländern stärker. Insbesondere die chinesische Entwicklung steigender Importe bei gleichzeitig rückläufigen Exporten fordert den internationalen Markt. So überstiegen die chinesischen Importe von Kesselkohle erstmals im 1. Quartal 2007 die Exporte. Da Kohle auch weiterhin - auch auf höherem Preisniveau - günstiger als LNG ist und im pazifischen Raum keine CO2-Zertifikate zu berücksichtigen sind, werden in erster Linie Kohlekraftwerke für den wachsenden Strombedarf der Bevölkerung gebaut. Große Teile der asiatischen Bevölkerung besitzen noch keinen Zugang zu Strom. Im atlantischen Raum ist eher eine verhaltene Verbrauchsentwicklung zu erwarten. Die schwachen Wachstumsraten des Bruttosozialproduktes und höhere Energieeffizienz vor allem in EU-27-Regionen lassen nur moderates Wachstum des Kohleverbrauches erwarten. Langfristig wird allerdings der südamerikanische und afrikanische Raum zulegen, da hier ebenfalls große Teile der Bevölkerung bisher keinen Zugang zu Strom haben. Der Bedarf an Weltmarktkohle in Europa wird allerdings wegen rückläufiger heimischer Steinkohlenförderung steigen. Teils wird auch von Gas auf Kohle umgerüstet wie z. B. in Italien. In den USA ist tendenziell für die Küstenregionen mit steigenden Importen zu rechnen, da das Förderaufkommen der Appalachenreviere sinkt. Die mittel- und südamerikanischen Länder steigern zunehmend ihre Importe von Kesselkohle. Der Kokskohlenmarkt dürfte nach einer Phase der Konsolidierung wieder auf Wachstumskurs gehen. Bisher war China weitgehend Selbstversorger bei Kokskohle, sodass die Kokskohlennachfrage im Weltmarkt im Wesentlichen durch die Stahlkonjunktur in Nord- und Südamerika, den asiatischen Industrieländern und Europa bestimmt war. Sollte auch China zunehmend auf den Weltmarkt zugreifen müssen, könnte sich das Wachstum beschleunigen. Zurzeit steigert China allerdings seine Koksexporte. Insgesamt sind die Voraussetzungen für ein weiteres Wachstum des Kohleweltmarktes vor dem Hintergrund einer prosperierenden Weltwirtschaft als sehr gut zu bezeichnen. Setzen sich die Wachstumsraten der vergangenen Jahre von 6 - 8 % fort, könnte die Nachfrage bereits 2010 - 2012 bis zu 1 Mrd. t im seewärtigen Steinkohleweltmarkt erreichen. Einschlägige Prognosen, wie etwa der World Energy Outlook der IEA und der International Energy Outlook 2007 der DOE/ EIA, gehen allerdings von einem deutlich verhaltenen Wachstumskurs aus. Angebot Die Kapazitätsauslastung der Exportgruben für Kesselkohle ist in den letzten Jahren angestiegen und auch in 2007 setzt sich dieser Trend fort. Dies wird 47 Weltmarkt für Steinkohle von tendenziell von in letzter Zeit häufiger zu beobachtenden Preisausschlägen begleitet. Der pazifische Kesselkohlenmarkt wird in erster Linie durch Indonesien und Australien versorgt. Kleinere Anbieter sind Vietnam, Russland und China mit abnehmender Tendenz. Allein Indonesien und Vietnam haben zusammen ihre Exporte in 2005/06 um gut 80 Mio. t erhöht. Australien und Indonesien haben weiteres Ausbaupotential. Vor allem Australien dürfte nach Überwindung der Infrastrukturprobleme bei Inlandstransport und Hafenumschlag seine Position erneut ausbauen. Auch Russland plant die Erweiterung seiner Fernost-Aktivitäten. Vietnam steigerte bisher seine Exporte Jahr für Jahr, ist aber in erster Linie für den südwestchinesischen Markt interessant. Südafrika ist für Indien in den letzten Jahren ein „swing-supplier“ gewesen. in den atlantischen Raum. Dieser wird von Südafrika, Kolumbien und Russland versorgt. Kleinere Exporteure sind Polen, Venezuela, USA und Spitzbergen. Russland konnte seine Exporte in den letzten Jahren jeweils um 6 - 8 Mio. t steigern und dürfte auch weiterhin seine Exporte ausbauen. Kolumbien erweitert seine Förderung und könnte von 2010 - 2012 an die 100 Mio. t/a Exportvolumen heranreichen. Südafrika baut derzeit sein Exportterminal Richards Bay von 72 Mio. t/a auf 91 Mio. t/a aus. Nach einer Phase der Stagnation sollten auch die südafrikanischen Exportmengen weiter steigen. Die kleineren Exportländer tragen etwa 20 - 25 Mio. t/a zur Versorgung des atlantischen Marktes bei. Dabei saldieren sich Rückgänge und Steigerungen. Mittelfristig dürfte sich dieses Volumen nicht ändern. Insgesamt sind weltweit die Kokskohlenkapazitäten, vor allem in Australien, noch nicht ausgelastet. Neben der Versorgung des pazifischen Marktes liefern die pazifischen Produzenten - vor allem Indonesien - größere Mengen schwefelarmer Kohle Dies hat seine Gründe u. a. auch in Engpässen in der Infrastruktur. Australien und Kanada bauen aber ihre Infrastruktur und Exportkapazitäten Welthandel mit Steinkohlen (Mio t. SKE) 953 795 283 661 Kokskohle 238 Kesselkohle 202 670 557 459 2005 2015 Quelle: DOE/EIA, International Energy Outlook 2007, Washington 2007, Reference Scenario 48 2030 Welthandel weiter aus. Neue Projekte werden dazu in Indonesien, Mosambik, Kolumbien und Russland geplant, sodass sich die Palette der Importländer mittelfristig erweitern dürfte. Solange China nicht stärker auf den Weltmarkt zugreift, dürfte das Angebot an Kokskohle mittel- und langfristig voll ausreichend sein, da die Stahlindustrie der Welt - ohne China moderater wächst. Fazit Das steile Wachstum des Kohleweltmarktes der letzten Jahre hat vor allem bei Kesselkohlenkapazitäten und bei der Infrastruktur (Inlandstransport/Verladehäfen) zu hoher Auslastung geführt und treibt die Preise in die Höhe. Das derzeitige Preisniveau sollte jedoch trotz teilweise erheblichen Anstiegs der Produktionskosten ein erneuter Anreiz sein, die Kapazitäten weiter auszubauen. Insofern wird mittelfristig ein weiterhin „flüssiger“ Welthandel bei Kessel- und Kokskohlen gesehen. Nach Langfristprognosen der IEA (Paris) und EIA (Washington) soll der Welthandel bis 2030 weiter steigen, aber langsamer als in den vergangenen Jahren. So sieht die IEA langfristig 3 % als jährliche Wachstumsrate, EIA sogar nur 1,5 %. Die jüngere Vergangenheit hat jedoch immer wieder die Prognosen übertroffen. 49 Weltmarkt für Steinkohle Kohlenexportländer Australien Abbot Point Queensland 6 Hay Point/Dalrymple Bay 5 Gladstone Brisbane 7 8 4 New South Wales Perth 2 Collie Basin 3 Adelaide 1 Hunter Valley & Newcastle 2 Western Coalfield 3 Southern Coalfield 4 Gunnedah Coalfield 5 Bowen Basin 6 Galilee Basin 7 Surat Basin 8 Moreton/Clarence Basin 1 Newcastle Sydney Port Kembla Kohlenbeladehafen Steinkohlenrevier 1.000 km Allgemeines Das Land ist ein demokratisch regierter Bundesstaat innerhalb des Commonwealth mit gefestigten Rechtsstrukturen. Australien gehört weltweit zu den wichtigsten Produzenten und Exporteuren von mineralischen und energetischen Rohstoffen. Angesichts der riesigen unerschlossenen Reserven des dünn besiedelten Kontinents und der stark wachsenden Nachfrage der asiatischen Schwellenländer 50 fördert die Regierung die Entwicklung des Bergbaus und die Erkundung weiterer Lagerstätten. Das Department of Mineral and Petroleum Resources rechnet mit einer deutlichen Exportsteigerung bei Kohle, Eisenerz, Gold, Aluminium und Nickel. Kohle ist an den Ausfuhren des Landes bereits maßgeblich beteiligt. Kohlenexportländer • Australien Reserven/Qualitäten Nach Angaben der BGR besitzt Australien Hartkohleressourcen von 153 Mrd. t und Hartkohlereserven von 41 Mrd. t, insgesamt also ein Potential von 194 Mrd. t. Die derzeit bedeutendsten Kohlevorkommen liegen in den Staaten New South Wales (NSW) und Queensland (QL). Die nachgewiesenen Reserven in NSW werden auf rd. 19 Mrd. t beziffert, davon je 50 % im Tage- und Tiefbau gewinnbar. Die nachgewiesenen Reserven in QL betragen rd. 33 Mrd. t, davon sind ca. 55 % im Tagebau, 45 % im Tiefbau abzubauen. Sie werden derzeit von Australien höher eingeschätzt. Insgesamt belaufen sich die Reserven beider Staaten also auf rd. 52 Mrd. t. Bei einer derzeitigen Steinkohlenrohförderung von rund 400 Mio. t/a beträgt die Reichweite ca. 130 Jahre. Zu den wichtigsten Förderregionen von New South Wales gehören die Hunter River- und NewcastleReviere mit ihrer hochflüchtigen (>30 %) Kessel- und Soft Coking- Kohle; dazu kommen noch das südliche Kohlenfeld mit niedrigflüchtigen (22 - 25 %) Kokskohlen, sowie das westliche und das GunnedahKohlenfeld mit hochflüchtigen Kesselkohlen. In Queensland ist das Bowen-Basin mit seinen niedrigbis mittelflüchtigen (18 - 28 %) Koks- und Kesselkohlen, aber auch anthrazitischen (12 - 18 %) Semisoft Kokskohlen von herausragender Bedeutung. Dazu kommen die Moreton- und Tarong-Becken mit hochflüchtigen Kesselkohlen. Australische Steinkohlen sind primär aschereich und bedürfen einer Aufbereitung. Sie sind in der Regel schwefelarm (< 1,0 %). Förderentwicklung Die Steinkohlenförderung Australiens erreichte in 2006 314 Mio. t und erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr. Die beiden Hauptförderregionen liegen an der Ostküste Australiens. Queensland förderte im Jahr 2006 177 Mio. t, New South-Wales 128 Mio. t. Neben der ostaustralischen Steinkohleproduktion werden in Viktoria noch ca. 70 Mio. t/a Braunkohle (Murray Basin) produziert sowie ca. 9 Mio. t/a in Westaustralien und Tasmanien. Von der Steinkohlenförderung wurden 237 Mio. t exportiert, rund 54 Mio. t werden im Inland verbraucht. Der Inlandsverbrauch entwickelt sich angesichts der hohen Braunkohleförderung verhalten, sodass das Exportpotential von Australien auch mittel- und langfristig nicht durch wachsenden Eigenbedarf verringert wird. Es bleibt abzuwarten, ob CTL-Projekte (Coal to Liquid) im mittel- bis langfristigen Zeitraum in Angriff genommen werden. Diese könnten allerdings auch auf Braunkohlenbasis oder mit nicht Export orientierten Lagerstätten umgesetzt werden. Die exportorientierten Förderkapazitäten wurden in 2006 weiter ausgebaut. Export orientierte Förderkapazitäten 2005 Mio.t 2006 Mio. t Zuwachs Mio. t Kokskohle 151 162 +11 Kesselkohle 130 135 +5 Gesamt 281 297 +16 Die Kapazität ist bei einem Exportvolumen von 237 Mio. t in 2006 mit 79 % ausgelastet. Es besteht damit eine Kapazitätsreserve von 61 Mio. t/a bei der Kohlenproduktion insgesamt. Bei Kesselkohle beträgt die Auslastung aber 84 % und die Kapazitätsreserve beläuft sich auf 21 Mio. t/a. Für die weitere Entwicklung ist eine lange Reihe von Projekten bekannt geworden. Das Ausmaß und das Tempo der Fördersteigerung wird weniger bei Finanzierung und kostengünstigen Reserven gesehen, sondern ist vielmehr vom Ausbau der Infrastruktur bei Eisenbahn und Häfen bestimmt. Die australische Regierung in Canberra hat klargestellt, dass der Ausbau der Infrastruktur im 51 Weltmarkt für Steinkohle Wesentlichen eine Angelegenheit der australischen Kohlewirtschaft und der Regionen ist, wenn sie die Weltmarktchancen nutzen wollen. Die größten Steinkohlenproduzenten Australiens Insgesamt ist derzeit ein Projektvolumen für Kesselkohle von rund 172 Mio. t/a für die nächsten 5 Jahre bekannt, von denen aber nur ein Teil realisiert werden dürfte. BHP-Billiton Ltd. Die vier größten Kohleproduzenten fördern und exportieren gut 55 % der australischen Steinkohlen. 24 % werden im Tiefbau und 76 % werden im Tagebau gewonnen. Insgesamt werden rund 100 größere und kleinere Steinkohlegruben betrieben, davon 51 in NSW, 42 in QL sowie sechs in Süd- und Westaustralien und Tasmanien. Von den Gruben arbeiten 37 im Tiefbau und 62 im Tagebau. Der Anteil der Tagebaugruben hat sich in den letzten Jahren stetig erhöht. Im Tiefbau hat sich der Anteil der Fördermenge aus dem besonders leistungsstarken Strebbau von 2001/02 auf 2005/06 um 10 % von 77 Mio. t auf 70 Mio. t vermindert. Gruben Anzahl Förderung1) 2006 Mio. t Exporte 2006 Mio.t 16 45 40 8 37 31 21 54 40 7 31 20 Gesamt 167 131 % von Australien 2006 53 314 55 237 Unternehmen Rio Tinto Ltd. Xstrata PLC Anglo Coal Australia Pty Ltd 1) anteilige Förderung Diese vier Gesellschaften erbringen gut 167 Mio. t der gesamten australischen Steinkohlenförderung. In 2006 erwarb Peabody für 2 Mrd. AUD Excel-Coal, CVRD kaufte die Bergbauaktivitäten von AMCI für 838 Mio. AUD. Auch chinesische Firmen interessieren sich zunehmend für australische Kokskohlengruben und erwerben kleinere Beteiligungen an Bergbau-Gesellschaften. Die Produktivität in verkaufsfähiger Tonne je Mann und Jahr der australischen Gruben ist sehr hoch und erreichte in 2006 folgende Werte: Australien hat eine Koksproduktion von rd. 3,5 Mio. t, die weitgehend im Inland verbraucht wird. Im Tagebau mit Tiefen bis zu 70 m kommen sowohl die Dragline- (ein bis zwei Flöze) wie auch die Truck & Shovel-Technik (mehrere Flöze) zum Einsatz. Im untertägigen Bergbau, der Tiefen von 200 m erreichen kann, hat die Strebtechnik Einzug gehalten und den einst üblichen Kammer/Pfeilerbau reduziert. Der Personalstand im australischen Steinkohlebergbau belief sich Ende 2006 auf 34.000 Beschäftigte. Die Belegschaft hat sich damit von 24.000 Mann Ende 2004 um rund 10.000 Mitarbeiter erhöht. Dies wirkt sich negativ auf die Produktivität und die Kosten aus. Tagebau Tiefbau New South Wales 14.000 t 8.000 t Queensland 10.000 t 5.000 t Kostenentwicklung Die australischen Gruben gehören zu den kostengünstigsten Steinkohle-Produzenten und –Exporteuren der Welt. Grundsätzlich sind die Flöze relativ ungestört gelagert, größtenteils im Tagebau, teils aber auch im Tiefbau in nicht zu großen Teufen abbaubar. Die Entfernung zu den Häfen beträgt in New South Wales 80 - 280 km, im Queensland 130 - 380 km. Insofern hat Australien beste Voraussetzungen seine Exportposition langfristig zu halten und auszubauen. Trotz dieser guten Ausgangslage werden in Zukunft Die Konzentration im australischen Bergbau setzt sich weiter fort. *Die Tabelle zeigt die vier wichtigsten australischen Produzenten und Exporteure: 52 ■ größere Entfernungen zu den Häfen ■ ungünstigere Verhältnisse Abraum/Kohle Kohlenexportländer • Australien fob-Kosten ■ höhere Aschegehalte ■ bei höheren Preisen entsprechend höhere Royalties Kesselkohlen die Kosten steigen lassen. Teils sind auch höhere Kosten für die Wasserversorgung einzuplanen. Seit 2004 sind erhebliche Kostensteigerungen zu verzeichnen. So haben sich Treibstoffe, Schmiermittel, Sprengstoffe und Ersatzteile insbesondere für den Tagebau erheblich verteuert. Da neben der starken Entwicklung des Weltkohlehandels auch die Eisenerzproduktion und deren Welthandel boomen, sind die Anlagenbauer und Lieferanten insbesondere für „Truck-Shovel“ - Technik hoch ausgelastet und können Preissteigerungen durchsetzen, hinzu kommen Lohnsteigerungen. Die Kosten unterscheiden sich in nach Tiefbau und Tagebau sowie Kokskohlen und Kesselkohlen und können nur in Bandbreiten angegeben werde. Kesselkohlen Tagebau Tiefbau in US $/t in US $/t Queensland 14-42 23-35 New South Wales 12-38 25-40 Queensland 26-36 29-43 New South Wales 29-35 26-52 Die durchschnittlichen Kosten für Kesselkohle werden wie folgt eingeschätzt (Fob-Verladehafen): 22-38 30-54 Queenslands Steinkohlenbergbau ist durch ein 2000 km umfassendes Eisenbahnnetz mit den Häfen verbunden. Fünf besondere Linien verbinden über 40 Gruben mit den Häfen. New South Wales besitzt zwei Kohlenlinien mit 1050 km Länge und 26 Verladestationen. Australien verfügt über eine Reihe von Kohleexporthäfen in NSW und QL. In 2006 wurden die Exporte von 237 Mio. t über folgende Häfen abgewickelt: Exporthäfen Australiens Exporte 2005 in 1.000 t Exporte 2006 in 1.000 t 80.327 79.826 Port Kembla 9.208 10.169 Gesamt NWS 89.535 89.995 NWS-Häfen Newcastle Die Transportkosten bewegen sich je nach Entfernung in einer Bandbreite von 4 US $/t bis 14 US $/t. Die Umschlagskosten im Hafen liegen zwischen 2 US $/t und 3 US $/t. 2006/07 in US $/t Infrastruktur Das starke Wachstum des Kohleweltmarktes in den letzten Jahren und die besondere Beanspruchung Australiens als Kokskohlenexporteur führten zu Engpässen in den australischen Häfen, aber auch bei den Eisenbahnen zeichnen sich zunehmende Anspannungen ab. Es fehlen Waggons und Lokomotiven. Kokskohle Durch den sich abschwächenden US Dollar ist der australische Bergbau in 2005/2006 unter erheblichen Ergebnisdruck gekommen, da bei gleich bleibenden US Dollar-Preisen weniger australische Dollar erlöst wurden. 2004/05 in US $/t Queenslandhäfen Dalrymple Bay 50.665 51.170 Hay Point 33.496 31.953 Gladstone 42.745 49.508 Abbot Point 12.968 11.208 Brisbane 4.296 3.931 Gesamt Queensland 144.170 147.770 Insgesamt 233.705 237.765 Die Jahre 2005/2006/2007 sind von Warteschlangensituationen vor den australischen Häfen gekennzeichnet, die in 2007 zu Spitzen von 200 wartenden Schiffen geführt haben. 53 Weltmarkt für Steinkohle Es hat aber ein massives Ausbauprogramm bei fast allen Häfen eingesetzt, das in 2008/09 zu einer Entspannung führen sollte. Ausbaupläne australischer Häfen in Mio. t Hafen Derzeitige Mittelfristiger Kurzfristige Kapazität (2006) Ausbau Erhöhung Newcastle 89,0 105,0 130,0 Port Kembla 14,0 14,0 14,0 Dalrymple Bay 60,0 68,0 85,0 Hay Point 40,0 44,0 57,0 Gladstone 45,0 68,0 88,0 Abbot Point 15,0 21,0 50,0 Brisbane 5,0 5,0 5,0 Sonstige - - 30,0 268,0 325,0 459,0 Gesamt Die in staatlicher Hand befindlichen australischen Eisenbahnen unterstützen den Ausbau der Kohlekette. Die Queensland Rail, die die Kohlebahnen in Queensland betreibt, hat ein Ausbauprogramm angekündigt, das neue Verbindungslinien, Verdopplung der Gleise in bestimmten Streckenabschnitten, sowie den Kauf stärkerer Lokomotiven vorsieht, um die Effizienz der Transporte sowie die Flexibilität zu erhöhen. Export Australien hat seinen Export in den letzten Jahren stetig auf nunmehr 237 Mio. t/a ausgebaut. Die Kesselkohlenexporte stiegen auf 114 Mio. t/a, die Kokskohlenexporte auf 123 Mio. t/a. Insbesondere bei Kokskohle hat Australien mit einem Marktanteil von 66 % eine überragende Stellung erreicht und wird diese auch langfristig aufgrund der günstigen Produktionskosten und hohen Reserven halten können. Australische Kokskohlen werden aufgrund ihrer Qualität in allen Roheisen erzeugenden Ländern der Welt eingesetzt: Australische Kesselkohlen haben ihren Absatzschwerpunkt in Asien und sind aufgrund der weiten Seewege in Europa nur bei sehr niedrigen Frachtratenunterschieden zu kolumbianischer und südafrikanischer Kohle wettbewerbsfähig. 54 Bei den Kokskohlen hat Australien die Preisführerschaft und hier wiederum BHP/Mitsubishi. So gelang es aufgrund des engen Angebotes zur Jahreswende 2004/2005, das Weltmarktpreisniveau für hardcooking-coal auf 125 US $/t fob anzuheben. Die kleineren Exportländer verlangten wieder angemessene Preisanpassungen. Inzwischen (2006/07) sind die Preise auf 98 US $/t fob abgesunken. Bei Kesselkohlen ist Australien einem breiteren Wettbewerb ausgesetzt und hat vor allem in Asien mit China, Indonesien sowie zunehmend Vietnam und Russland stärkere Konkurrenten. Exportentwicklung Australien 2004 - 2006 2004 Mio. t 2005 Mio.t 2006 Mio.t Steinkohlenförderung 297 306 314 Steinkohlenexporte 225 234 237 Kesselkohlen Kokskohlen 108 117 110 124 114 123 Exportquote in % 76 76 75 27,2 26,3 26,7 Wichtige Importländer/-region EU-15/ab 2004 EU-25 Sonstige europ. Länder* 1,9 1,2 3,1 101,9 104,8 103,3 Südkorea 30,1 30,2 23,6 Taiwan 18,8 21,9 22,7 Indien 16,6 19,0 18,9 Japan *inkl. Angrenzender Mittelmeerländer Ausblick Australien stellt sich den Herausforderungen eines wachsenden Kohleweltmarktes. Durch die starke Nachfrage nach Kokskohle wird Australien vor allem bei hard-coking-coal gefragt sein. Es besitzt aber das Potential bei Förderung und Infrastruktur, den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Langfristig wird Australien die führende Steinkohlenexportnation bleiben und könnte seine Exporte von Kesselkohle und Kraftwerkskohle auf über 400 Mio. t/a ausbauen. Kohlenexportländer • Indonesien Indonesien Sumatra Tanjung Bara Padang Palembang Bengkulu Kalimantan Balikpapan Telukbetung Jakarta Samarinda Nota Baru/ Nord-Pulau Java Kohlenbeladehafen Steinkohlenrevier 1.000 km Allgemeines Dynamischster Aufsteiger am Kohlenweltmarkt ist Indonesien. Das Land zählt als viertgrößte Nation der Erde zu den Wachstumsregionen der Welt, wenngleich dessen Schwung deutlich nachgelassen hat. Ausländische Geldgeber bevorzugen derzeit wegen unzulänglicher Reformen des Bergrechts und fragwürdiger Privatisierungsmaßnahmen (Indonesierung ausländischer Investitionen) die Volksrepublik China als Anlageland. Insofern fehlt Indonesien vor allem langfristiges Investitionskapital. In Kürze soll jedoch das indonesische Bergbau-Gesetz fertig gestellt sein, das zukünftigen Investitionen mehr Planungssicherheit geben soll. Die Anfänge des Kohlebergbaus in Indonesien reichen bis Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Dieser bediente vor allem die von Dampfschiffen betriebene Küstenschifffahrt. Die moderne Kohlenförderung wurde erst in den 80iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufgenommen und seither stetig ausgebaut und in wachsendem Umfang in den Export gelenkt. Die Entwicklung des Kohlenbergbaus erfolgte auf der „grünen Wiese“ und unter Lenkung des damaligen Ministeriums für Bergbau und Energie bzw. dessen Generaldirektion für Bergbau. Die in Staatsbesitz befindlichen Kohlenreserven wurden bis 1999 in drei Tranchen international zur Entwicklung ausgeschrieben, davon eine erste 1981 mit 11 Vertragsabschlüssen, die zweite 1993 mit 18 Kontrakten und eine dritte in 1997 mit 114 sog. „Coal Contracts of Work“ (CCOW). Die „Kontraktoren“ verpflichten sich dabei zur Auf- und Untersuchung der im Konzessionsgebiet befindlichen Kohlenlagerstätten, ggf. ihrer bergbaulichen Entwicklung und erhalten ein exklusives Ausbeutungsrecht für die Dauer von 30 Jahren bei einem Förderzins im Wert (frei Grube) von 13,5 % der erzielten Erlöse. Die Kontraktoren sind außerdem verpflichtet, nach zehnjähriger Betriebszeit mindestens 51 % der 55 Weltmarkt für Steinkohle Bergwerksanteile indonesischen Investoren zum Kauf anzubieten. Von dieser Bestimmung waren in 2001 zwei ausländische Investoren (Rio Tinto/ BP sowie BHP-Billiton) betroffen. Die Mehrheit der bestehenden Gesellschaften beruht auf CCOW der Generation I und repräsentiert über 140 Mio. t, CCOW der Generation II etwa 50 Mio. t, CCOW der Generation III nur 10 Mio. t. Die Kontrakte wurden bisher wie folgt umgesetzt (Department Energy and Mineral Resources): Aktiv Beendet Insgesamt CCOW 1 10 1 11 CCOW 2 12 6 18 CCOW 3 60 54 114 Gesamt 82 61 143 Die Kohlepolitik Indonesiens verhindert zumindest derzeit, dass die internationale Konzentrationsbewegung auf Indonesien übergreift. Insofern ist der indonesische Steinkohlenbergbau ein wichtiges den Wettbewerb belebendes Element im Weltmarkt. Neben ausländischen und heimischen Investoren entwickelte auch das Staatsunternehmen P.T. Tambang Batubara Bukit Asam eine überwiegend für den heimischen Markt bestimmte Produktion auf Sumatra. Dieses Unternehmen soll langfristig privatisiert werden. Einer vierten Gruppe von Gesellschaften sind in jüngerer Zeit so genannte Abbaurechte (Mining rights - MR) erteilt worden. Dies erfolgte nicht mehr durch das Bergbauministerium bzw. dessen Generaldirektion, sondern durch die Provinzbehörden, die dazu ermächtigt wurden. Letztere führen die Bergaufsicht über die MR-Betriebe und vereinnahmen die Royalties. Dabei handelt es sich um kleinere indonesische Gesellschaften, die Abbaurechte in teils noch unerschlossenen Gebieten halten. Insgesamt wurden rund 442 MR vergeben. Davon haben 169 Gesellschaften Produktionsstatus erlangt und 273 Gesellschaften haben ihre MR`s noch nicht umgesetzt. Ein Teil dieser kleineren Produktionen ver- 56 kauft seine Förderung an die großen Exportspieler. Insgesamt sind 525 Gesellschaften im Kohleabbau aktiv oder inaktiv involviert. Reserven/Qualitäten Nach neueren offiziellen indonesischen Angaben betragen die Kohle-Ressourcen rund 58 Mrd. t und werden damit um 20 Mrd. t höher eingeschätzt als in der letzten Ausgabe dieser Studie. Die Reserven betragen 7 Mrd. t und liegen im Wesentlichen in folgenden Provinzen: Ressourcen in Mrd. t Reserven in Mrd. t Süd-Sumatra 22 2,6 Ost-Kalimantan 20 2,4 Süd-Kalimantan 9 1,8 Insgesamt 7 0,2 58 7 Provinzen Gesamt Die Qualitäten der Ressourcen teilen sich auf in ■ Anthrazit 2,0 % ■ Steinkohle 49,6 % ■ Braunkohle 48,4 % Für den Export kommen im Wesentlichen die Steinkohlenvorkommen in Betracht, die allerdings weitgehend in die Kategorie der subbituminösen Kohlen fallen. Hinsichtlich ihrer Qualität sind die indonesischen Kohlen in der Regel asche- und schwefelarm, haben jedoch wegen ihres nur geringen Inkohlungsgrades einen hohen Gehalt an flüchtigen Bestandteilen und Wasser. Die Rohkohle bedarf jedoch in der Regel keiner Aufbereitung, so dass einfaches Brechen und Sieben zu Erzeugung eines marktfähigen Produktes ausreichen. Die Kohle hat keine oder nur minimale Verkokungseigenschaften, so dass sie - von einigen Ausnahmen abgesehen - nur als Kesselkohle einsetzbar ist. Nur einige stärker inkohlte Sorten eignen sich auch als Hochofeneinblaskohlen (PCI). Die in den Export gelangenden Qualitäten enthalten in der Regel 37 - 47 % Flüchtige Bestandteile, 1 - 10 % Asche und meist 15 - 22 % Wasser. Kohlenexportländer • Indonesien Der Schwefelgehalt liegt unter 1 % und erreicht im Extremfall nur 0,1 %. Der hohe Wassergehalt bedingt einen relativ niedrigen Heizwert von meist deutlich unter 6.000 Kcal/kg (roh). Nachteilig wirkt sich auch die für den Einsatz im Kraftwerk hohe Mahlhärte von 40 - 50 HGI aus, sowie eine gewisse Neigung zur Selbstentzündung. Förderentwicklung Der indonesische Kohlenbergbau expandierte auch in 2006 weiter, aller pessimistischen Einschätzungen zum Trotz, und erreichte nach offiziellen Angaben rund 180 Mio. t (+ 37 Mio. t gegenüber dem Vorjahr). Hinzu kommt noch eine nicht offiziell erfasste Förderung (MR-Betriebe) von 20 - 30 Mio. t, die teilweise von großen Gesellschaften aufgekauft wird. Damit dürfte die Gesamtproduktion bei 200 bis 210 Mio. t liegen, so dass insgesamt schätzungsweise eine Mehrförderung von 40 - 45 Mio. t bzw. 25 % innerhalb eines Jahres erreicht wurde. Von der Fördermenge gingen 171 Mio. t in den Export und rund 42 Mio. t in den Inlandsverbrauch in erster Linie für die Stromerzeugung (30 Mio. t) und die Zementindustrie (6 Mio. t) und sonstiger Bedarf (6 Mio. t). Andere inoffizielle Schätzungen sprechen von einem Export von 155 bis 165 Mio. t aber auch von 184 Mio. t in 2006. Tendenziell werden sich die indonesische Förderung und damit der Export mittel- bis langfristig zu niedrigen Heizwerten hin bewegen. Die indonesische Produktion von 200 bis 210 Mio. t wird mit Da Indonesiens Öl- und Gasreserven schrumpfen, wird überlegt, verstärkt Kohle für die Verstromung einzusetzen. Zum einen durch Neubau von Kohlekraftwerken, zum anderen durch Umrüstung von Öl- und Gaskraftwerken auf Kohle. Insofern wird mittel- bis langfristig ein höherer Inlandsbedarf erwartet. Während der Export bisher im Wesentlichen von Kalimantan aus bestritten wird, sind die Kohlereserven Sumatras, die nahe bei den indonesischen Verbrauchszentren liegen, bisher nur im geringen Umfang in Anspruch genommen worden und dürften vorrangig für den indonesischen Eigenbedarf entwickelt werden. Kalimantan-Kohle wird deshalb auch langfristig für den Export zur Verfügung stehen, und der indonesische Eigenbedarf dürfte in den nächsten 5 - 10 Jahren die Exporte nicht einschränken. In Indonesien wird auch eine erste Anlage zur Heizwertanreicherung niedrigkaloriger Kohlen gebaut. Die Partner White Energy und die Bayan Gruppe planen ein 5 Mio. t/a-Projekt. Die Heizwerte der erzeugten Briketts sollen 5.500 - 6.100 kcal/kg besitzen. Insgesamt ist derzeit ein Projektvolumen für Kesselkohle von 38 Mio. t/a für die nächsten 5 Jahre bekannt. Neben dem Ausbau der Kesselkohlenproduktionen werden eine Reihe von Kokskohlenprojekten in Ost- und Zentral-Kalimantan geprüft. Auf die sechs großen Gesellschaften entfallen mit 122 Mio. t etwa 67 % der offiziellen Gesamtförderung von 180 Mio. t. ■ 185 - 190 Mio. t in Kalimantan und ■ 15 - 20 Mio. t in Sumatra erbracht. Vor allem die Produktion in Sumatra wird für den Inlandsverbrauch benötigt, da die Lagerstätten nahe dem Stromverbrauchszentrum im bevölkerungsreichen Java liegen. Die Produktion geht nunmehr mit 87 % in den Export. Grundsätzlich sind alle indonesischen Kohlevorkommen für den Export günstig gelegen. Eine weitere Steigerung der Produktion ist mittelfristig auf 300 Mio. t geplant. Bei der Entwicklung des indonesischen Kohlenbergbaus wurden seitens der Kontraktoren zwei unterschiedliche Konzepte verfolgt. Einerseits werden - wie z. B. im Falle Kaltim Prima - nach konventioneller Art sämtliche Investitionen vom Bergbauunternehmen getätigt und die Förderung in eigener Regie betrieben. Der andere Weg - wie z. B. von BHP-Billiton/Arutmin beschritten - sieht nur Investitionen in die Infrastruktur der Grube, wie Straßenzugang, Stromversorgung, Brech- und Siebanlagen sowie Verladeeinrichtungen vor, w ährend die Kohlenförderung einschließlich Abraumbewegung 57 Weltmarkt für Steinkohle Die größten Steinkohlenproduzenten Indonesiens Förderung 2006 Mio. t Exporte 2006 Mio. t 33,7 34,3 PT Kaltim Prima 34,1 25,1 PT Kideco Jaya Agung 18,1 18,9 PT Arutmin 15,8 15,6 PT Berau Coal (KKS) 10,6 10,6 9,2 10,6 121,5 115,1 59 67 205,0 171 PT Adaro PT Indomico Mandiri Gesamt in % von Indonesien gesamt und Renaturierung des Geländes sowie der Kohlentransport (per Straße oder Binnenschiff) Fremdunternehmern mit eigenem Personal zum Festpreis je Tonne Kohle bzw. Kubikmeter Abraum übertragen wird. Die Kohlenförderung wird nahezu ausschließlich im Tagebau betrieben und bei Grubengrößen von 2 - 15 Mio. jato gewonnen; daneben bestehen jedoch noch zahlreiche kleinere Minen und Kooperativen mit einer Förderung von 0,5 - 1,0 Mio. jato, welche den Großproduzenten bzw. Exporteuren zuliefern. Abraumbewegung und Kohlengewinnung werden überwiegend im Bagger/SLKW-Bergbau (truck and shovel) betrieben. Offizielle Produktivitätszahlen liegen nicht vor. Anhand von Zahlen einiger führender Produzenten lassen sich jedoch Abschätzungen vornehmen. Der größte Teil der Förderung der Exportgruben wird in leistungsfähigen Tagebauen erbracht und die Leistungen dürften in einer Bandbreite von 6.000 12.000 t je Mann und Jahr liegen. Die großen Tagebaue dürften noch höhere Leistungen erzielen. Kostenentwicklung Indonesien gehört zu den kostengünstigsten Exportländern, da die Kohle nur im Tagebau abgebaut wird. Die Entfernungen zur Küste betragen 50 - 100 km. Bisher sind nur leicht zugängliche Lagerstätten abgebaut worden, von denen die Kohle über Flüsse per Lastkahn oder per LKW zur Küste zu den Verladepunkten transportiert wurde. 58 Zum weiteren Ausbau der Produktion von tiefer im Inland liegenden Reserven wird jedoch mittel- und langfristig der Aufbau einer Eisenbahninfrastruktur erforderlich, die sich auch bereits teilweise in Planung befindet. Wie bei fast allen Steinkohleprodukten sind auch in Indonesien zuerst die besten und am leichtesten zugänglichen Reserven in Angriff genommen worden. Für den indonesischen Kohlebergbau sind deshalb ebenfalls folgende Gründe für Kostensteigerungen mittel- und langfristig zu sehen: ■ größere Entfernungen zur Küste ■ schlechteres Verhältnis Abraum/Kohle ■ schlechtere Qualitäten (niedrigerer Heizwert) ■ dünnere Flöze In den letzten Jahren (2001 - 2006) sind die Kosten der indonesischen Gruben teils um 50 % gestiegen. Da der indonesische Bergbau weitgehend auf dem „Truck and Shovel“-Verfahren beruht, schlagen die stark gestiegenen Treibstoffkosten und Reifenkosten besonders stark durch. Bis vor kurzem wurden zudem die Treibstoffkosten von der Regierung subventioniert. Zusammen mit dem Wegfall der Subvention und dem weltweiten Anstieg der Treibstoffkosten sind diese bis zu 250 % gestiegen. Auch die Personalkosten stiegen vor dem Hintergrund der Kosteninflation Jahr für Jahr stark an, schlagen wegen des niedrigen Arbeitskostenanteils in der Kostenstruktur aber nicht so stark durch. Die indonesische Währung ist einer hohen Inflation von 15 % je Jahr unterworfen und schwächt sich gegenüber dem US-Dollar tendenziell ab. Obwohl dadurch in Rupien die Erlöse stiegen, erhöhten sich gleichzeitig die Kosten und verminderten so die Gewinnmarge. Auch die Importe von Grubenausrüstung in US $ verteuerten sich entsprechend. Die Förderkosten indonesischer Kohle liegen in einer Bandbreite von 16 - 33 US $/t frei Grube. Während der Inlandstransport mit 2,0 - 7,0 US $/t Kohlenexportländer • Indonesien deutlich niedriger ausfällt als in Südafrika, liegen die Kosten für den Hafenumschlag mit 2,0 - 4,5 US $/t etwas höher. Zu den niedrigen Förderkosten tragen nicht zuletzt die spezifischen Investitionen der im zurückliegenden Jahrzehnt entwickelten Exportkapazitäten bei, welche mit 20 - 25 US $/t Jahresförderung zu den niedrigsten der Welt zählen und damit z. B. nur halb so hoch waren wie die in Südafrika. Ein Teil der Investition wird bei Einschaltung eines Kontraktors von diesen getragen. fob-Kosten Kesselkohlen 2004/2005 in US $/t 2006/2007 in US $/t 18-37,5 20-44,5 Mittel- und langfristig ist der indonesische Bergbau mit sich verschlechternden Abbaubedingungen und einer hohen Abhängigkeit von steigenden Treibstoffkosten konfrontiert. Andererseits bestehen aber auch erhebliche Rationalisierungspotentiale. Besonders bei den großen Produzenten sind durch die Ausweitung der Produktion sinkende spezifische Kosten zu verzeichnen. Langfristig dürften die Kosten weiter steigen. Wegen der günstigen Lagerstättenverhältnisse müsste Indonesien aber seine jetzt erreichte Marktstellung bei Kraftwerkskohle im Weltmarkt halten, unter Umständen sogar noch leicht ausbauen können. Infrastruktur Indonesien verfügt derzeit auf Kalimantan über sechs größere Tiefwasserhäfen mit einer Umschlagskapazität von 100 Mio. jato, welche die Beladung von 60.000 - 180.000 DWT-Frachtern zulassen. Dazu kommen landesweit zehn weitere Kohlenterminals (u. a. Samarinda und Palikpapan) mit einer Kapazität von insgesamt 60 - 70 Mio. jato und einem Tiefgang, der in der Regel für Panamax-Größen geeignet ist. Auch auf Sumatra sind Umschlagskapazitäten vorhanden. Für kleinere Schiffe gibt es darüber hinaus weitere zahlreiche „off-shore“-Verlademöglichkeiten. Der Inlandstransport erfolgt bei Flussanbindung mit Kähnen, die zwischen 3.000 DWT und 12.000 DWT liegen. Die Vielzahl der Verlademöglichkeiten begünstigte die starke Exportentwicklung. Ein weiteres Wachstum ist langfristig auch von einer Verbesserung der Infrastruktur (Bau von Eisenbahnlinien) abhängig, da bisher nur die Kohlereserven in Angriff genommen wurden, die entweder küstennah liegen oder eine gute Flussanbindung zum Weitertransport an die Küste besitzen. Für Indonesien gibt es keine offizielle Planung über den Ausbau der Infrastruktur, doch die indonesischen Unternehmen waren in 2006 so flexibel, über 40 Mio. t zusätzlich zu verladen. Die Kundenstruktur Indonesiens und seine Nähe zu den Verbrauchern begünstigt in Asien den Einsatz kleinerer Handysize-Schiffe, da auch viele Importländer Ostasiens nur kleinere Häfen besitzen, die keine Capesize oder Panamax-Schiffe empfangen können. Export- und Hafenkapazitäten in Indonesien Adang Bay 2004 in Mio. t 12 2005 in Mio. t 12 2006 in Mio. t 12 Banjarmasin 10 6 7 Kotabaru 10 14 15 Pulau Laut 10 22 30 Tanjung Bara 20 28 34 Tarahan 14 2 3 Gesamt 76 84 102 10 weitere kleinere Kohleverladehäfen 50 50 75 126 1341) 20 „offshore“ Verlademöglickeiten Gesamtkapazität1) 1) 1771) geschätzt Für den Export nach Europa kommen allerdings nur Capesize- oder Panamaxschiffe in Frage, um optimale Frachtraten zu erreichen. Insgesamt dürften die Exporte mit den bestehenden und den sich ständig erweiternden Verlademöglichkeiten bewältigt werden können. 59 Weltmarkt für Steinkohle Schwerpunkt der Exportproduktion wird Kalimantan bleiben. Export Indonesien hat seine führende Weltmarktstellung als Kraftwerkskohlenexporteur in 2006 weiter ausgebaut. Der Rückgang der chinesischen Exporte konnte von Indonesien mehr als kompensiert werden. Von der indonesischen Förderung gehen schätzungsweise 2 - 3 Mio. t als PCI-Kohle in den Markt. Schwerpunkt des indonesischen Exports ist Kohlenexporte nach Märkten 2004 in Mio. t 2005 in Mio. t 2006 in Mio. t Pazifik 91 110 141 Europa 12 15 25 Amerika 3 4 5 106 129 171 Gesamt der pazifische Markt. Die Mengen in die europäischen und amerikanischen Länder steigen aber stetig: Die größten Einzelabnehmer sind jedoch in Asien vertreten. Hohe Zuwachsraten entwickelte China, das in 2006 schon 6 Mio. t importierte. Der Export wird sich somit weiter nach oben entwickeln. Der Inlandsbedarf hingegen wächst nur langsam, da sich viele Kraftwerksprojekte verzögern. Exportentwicklung Indonesien 2004 - 2006 2004 Mio. t 2005 Mio.t 2006 Mio.t Steinkohlenförderung 135 153 205 Kesselkohlenexporte 105 129 171 78 84 87 EU-15/ab 2004 EU-25 12,4 15,2 24,7 Japan 22,7 27,3 32,8 Südkorea 11,7 14,4 20,8 Exportquote in % Wichtige Importländer/ -region Taiwan 17,7 17,9 24,4 Indien 10,7 16,3 19,8 7,4 9,4 10,5 Hongkonk 60 Ausblick Der indonesische Kohlebergbau hat in den letzten Jahren seine dynamische Entwicklung fortgesetzt und alle Prognosen übertroffen und sich inzwischen mit großem Abstand zu Australien als wichtigster Kesselkohlenexporteur der Welt etabliert. Für den mittelfristigen Zeitraum ist ein Ausbau der Förderung auf 280 Mio. t geplant, bis 2025 auf 370 Mio. t. Für den Inlandsbedarf sollen vorrangig niedrigkalorige Kohlen genutzt werden, so dass auch mittel- und langfristig Indonesien ein bedeutender Exporteur bleiben dürfte. Kohlenexportländer • Russland Russland Murmansk Zyryanka Becken Taymyr Becken Ust Luga Petschora Tingussky Becken Moskau Süd Yakutien Becken (Fernost) Ural Donbass Vanino Kuzbass Irkutsk Basin Vostochny Kohlenbeladehafen Steinkohlenrevier 2.000 km Allgemeines Der russische Kohlenbergbau hat einen tief greifenden Strukturwandel hinter sich. Im Zeitraum 1993 2001 wurden Kapazitäten von 173 Mio. jato stillgelegt und andererseits 57 Mio. jato neue Kapazitäten entwickelt. Die Mitarbeiterzahl sank in diesem Zeitraum von gut 800.000 auf heute ca. 250.000 Beschäftigte im Bergbau. Dieser Prozess wurde durch ein Restrukturierungsdarlehen der Weltbank in Höhe von 1 Mrd. US $ flankiert. Nach starkem Förderrückgang ist der russische Bergbau wieder auf einen stetigen Wachstumspfad zurückgekehrt und weitgehend privatisiert. Rohkohlen haben im Mittel Heizwerte von 4.9005.700 Kcal/kg (roh), 17 - 25 % Asche und 0,9 - 1,1 % Schwefel. Über Lagerungsverhältnisse, Flözmächtigkeiten und Abbaubedingungen in den Kohlenrevieren ist im Einzelnen wenig bekannt. Förderentwicklung Russland konnte seine Produktion in 2006 weiter steigern und erreichte rund 309 Mio. t. Die Tage bauförderung wuchs um 5 Mio. t auf 200 Mio. t, die Tiefbauproduktion von 106 Mio. t auf 109 Mio. t. Die Produktion setzt sich wie folgt zusammen: Produktion Russland Reserven/Qualitäten Die BGR beziffert die Hartkohleressourcen Russlands auf 2.662 Mrd. t, und die Hartkohlereserven auf 70 Mrd. t. Damit besitzt Russland mit 2.732 Mrd. t eines der größten Steinkohlenpotentiale der Welt. Weite Teile der im asiatischen Teil liegenden Vorräte sind noch wenig erforscht (z. B. TunguskaBecken). Sie verteilen sich auf insgesamt sechs Steinkohlenregionen mit Petschora/Nord, Donbass, Kuzbass, Kansk-Atschinsk, Fernost und Nordost. Die Kokskohle 2005 ^cB^d#i 2006 ^cB^d#i 70 70 230 239 ]dX][aX]i^\Z@d]aZ 96 103 c^ZYg^\[aX]i^\Z@d]aZ Kesselkohle 50 52 6ci]gVo^i 9 9 7gVjc`d]aZ 75 Gesamt 300 75 309 61 Weltmarkt für Steinkohle Der Schwerpunkt der russischen Steinkohlenförderung liegt im Kemorovo-Gebiet (Kuzbass) mit 174 Mio. t in 2006, davon 94 Mio. t Tagebau und 80 Mio. t Tiefbau. Anfang 2007 beteiligte sich Gazprom an dem größten Produzenten SUEK. Hintergrund ist vor allem eine Zusammenarbeit in der Stromerzeugung. Inwieweit das Vorhaben gesellschaftsrechtlich abgeschlossen ist, ist nicht bekannt. Von der Produktion gehen rund 90 Mio. t oder 29 % in den Export, 219 Mio. t werden im Inland verbraucht. Die durchschnittliche Gewinnungstiefe der Untertagebetriebe liegt bei 500 - 550 m. Hauptsächliche Abbaumethode war dort bereits in 1980 mit 85 % der Strebbau. Der Rest entfiel auf Blockbruchbau und hydromechanische Gewinnung. Die Förderung im Tagebau erfolgt bei Braunkohlen mittels Schaufelradbagger, bei Steinkohlen im Bagger/ SLKW-Betrieb. Aufgrund der hohen Mechanisierung ist die Roh-Steinkohle stark verunreinigt und muss aufbereitet werden. Etwa zwei Drittel der Rohförderung werden daher in Aufbereitungsanlagen nachbehandelt. Dies betrifft sämtliche Kokskohlen und einen Großteil der Kesselkohlen. Die Aufbereitung erfolgt überwiegend in Setzmaschinen (50 %) und erst nachrangig (30 %) mittels Schwertrübeverfahren. Die dabei erzeugten und auch exportfähigen Produkte erreichen nachstehende Qualität: Die Kesselkohlen sind mit 27 - 34 % mittel- bis hochflüchtig, enthalten 11 - 15 % Asche und 8 - 15 % Wasser. Ihr Heizwert liegt bei 6.000 - 6.200 Kcal/kg (roh) und der Schwefelgehalt ist mit 0,3 - 0,6 % günstig wie auch die Mahlhärte mit 55 - 67 HGI. Kokskohlen hingegen besitzen mit flüchtigen Bestandteilen von 19 - 42 % eine erhebliche Bandbreite. Ihre Aschegehalte liegen zwischen 8 - 11 % bei 6 - 10 % Wasser und 0,5 - 0,8 % Schwefel. Die Verkokungseigenschaften sind mit 7 - 9 FSI gut. Die 6 größten Kohleproduzenten fördern 55 % der russischen Kohle. Die Leistungen je Mann und Jahr bei den Tagebauen liegen zwischen 1000 - 3000 t/Mann/Jahr 62 Die größten Steinkohlenproduzenten Russlands Förderung 2006 Mio. t SUEK 89,4 Kuzbassrazrezugol 41,4 Yuzhkuzbassugol 16,1 Yakutugol 9,5 Vorkutaugol 6,8 LuTEK 5,5 Gesamt in % von Russland 168,7 55 309 und bei den Tiefbaugruben zwischen 500 - 2000 t/ Mann/Jahr. Bei den Tagebauen werden auch Spitzenwerte bis zu 8000 t/Mann/Jahr erreicht. Der russische Bergbau hat noch erhebliches Rationalisierungspotential und kann durch die Kombination von niedrigen Löhnen und verbesserter Technologie auch weiterhin günstige Kosten frei Grube aufweisen. Kostenentwicklung Die für den Export von Kesselkohle in Frage kommenden Gruben, im Wesentlichen aus Kemorovo, gewinnen die Kohle weitgehend im Tagebau. Die Produktionskosten der Tagebaue sind niedrig und lagen in einer Bandbreite von 5 - 26 US $/t und gehören damit zu den günstigsten Gruben der Welt. Die großen Entfernungen der Hauptfördergebiete für Exporte (z. B.Kemorovo) - rund 4000 km sowohl an die Ostsee als auch an die Fernost-Häfen - sind eine schwere Hypothek. Die tatsächlichen Transportkosten bleiben unbekannt. Die der Kohlenindustrie berechneten Frachtraten stiegen von rund 10 US $/t im Jahr 2000 auf nunmehr 25 US $/t in 2007 an. Im Vergleich zu kanadischen und US-amerikanischen Eisenbahnkosten sind sie damit allerdings immer noch günstig. Teilweise sind die Exporte auch durch hohe Transportgebühren und Umschlagskosten in außerrussischen Ländern und Häfen belastet, die insgesamt zwischen 7 - 11 US $/t betragen können. Kohlenexportländer • Russland Langfristig sind keine besonderen Faktoren erkennbar, die die Kosten frei Grube besonders ungünstig beeinflussen. Entscheidend für die Exportfähigkeit der russischen Kohle dürfte die Entwicklung der Transportkosten bleiben. Bei Marktschwankungen haben sich die russischen Eisenbahnen stets flexibel in der Preisgestaltung gezeigt um die TransportVolumina zu erhalten. Der Waggonbestand bedarf aber dringend der Erneuerung. Die fob-Kosten dürften sich in den letzten Jahren vor allem durch Transportkosten weiter erhöht haben und werden wie folgt geschätzt: fob-Kosten Kesselkohlen 2004/2005 in US $/t 2006/2007 in US $/t 21-45 40-60 Infrastruktur Die den Kohlenbergbau bedienende Infrastruktur ist relativ gut entwickelt und arbeitet zuverlässig. Sie ist jedoch geprägt und belastet durch die großen Bahnentfernungen zu den Verbrauchszentren in Westrussland bzw. zu den Exporthäfen. Diese betragen zwischen 2.000/2.400 km (Petschora) und 3.500/4.500 km (Kuzbass) bzw. 3.000 km zu den Pazifikhäfen. Nach Auflösung der Sowjetunion verlor Russland sowohl in der Ostsee wie auch im Schwarzen Meer seine traditionellen Kohlenexporthäfen an die baltischen Staaten und an die Ukraine, so dass die Ausfuhren in wachsendem Umfang auf neue Häfen umgelenkt werden. Dazu zählen im atlantischen Raum der Ausbau von Murmansk (6 Mio. jato) auch für den Kohlenexport sowie der bislang unvollendete Hafenneubau Ust-Luga bei St. Petersburg mit einer Kohlenumschlagsleistung von 8 Mio. jato und Abfertigungsmöglichkeiten von Panamax-Frachtern. Auch in Fernost wird die Erhöhung der Umschlagskapazität des Capesize-Hafens Vostochny von gegenwärtig von 16 Mio. t auf 25 Mio. t geplant. Im nördlichen Japanischen Meer wurde 2001 mit dem Bau des neuen Kohlenhafens Vanino mit einer geplanten Umschlagskapazität von 10 Mio. jato begonnen. Derzeit werden sowohl in den baltischen als auch russischen Häfen eine Reihe von Ausbaumaßnahmen geplant, um mit dem wachsenden Export Schritt zu halten Zunehmend engagieren sich Produzenten bzw. deren Handelshäuser (z. B. Suek, Mechel, Krutrade) an Investitionsvorhaben in den Häfen. Durch die hohen Transitgebühren und Umschlagssätze der baltischen Häfen bedingt, wickelt Russland seine Exporte verstärkt über Murmansk ab. Auch der Ostsee-Hafen Ust-Luga wurde stärker genutzt. Trotzdem musste der Hafen Tallin (Muuga) stärker für den Export herangezogen werden, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen. Bei Eisenbahnwaggons gab es Engpässe. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der russische seewärtige Kohlenexport in den letzten 4 Jahren um 33 Mio. t gestiegen ist. Es werden aber verschiedene Anstrengungen unternommen, die Engpässe zu beseitigen. Export Die Kohlenexporte erhöhten sich in 2006 weiter auf 89,9 Mio. t, davon gingen 6,7 Mio. t über die grüne Grenze in CIS-Länder. Der Export zu den anderen Ländern betrug 83,2 Mio. t. Hiervon waren 76,8 Mio. t seewärtige Exporte und 6,4 Mio. t landseitige Exporte. Die Gesamtexporte von 89,9 Mio. t gliedern sich auf in rund 14 Mio. t Kokskohle und PCI-Kohle und 76 Mio. t Kesselkohle und Anthrazit. Der seewärtige Export von 76,8 Mio. t gliedert sich auf in 9 Mio. t Kokskohle und PCI-Kohle und rund 68 Mio. t Kesselkohle. Im Fernen Osten wurden 18,3 Mio. t Kohle verschifft, davon rund 5 Mio. t Kokskohle, in den europäischen Raum gingen entsprechend 59 Mio. t, davon rund 5 Mio. t Kokskohle und PCIKohle. In Europa steigerte vor allem Großbritannien seine Importe russischer Kohle und trug somit wesentlich für den Exportzuwachs Russlands bei. Aber auch Deutschland nahm erheblich mehr russische Kohle ab. Wegen der hohen Frachtvorbelastung von im Durchschnitt 25 US $/t benötigen die russischen 63 Weltmarkt für Steinkohle Häfen Russland Entwicklung der Exporte Russland 2004-2006 2004 in Mio. t 2005 in Mio. t 2006 in Mio. t Ostseehäfen und Nordrussland Kohlenförderung Steinkohlenexporte* 2005 Mio.t 2006 Mio.t 283 300 309 60 68 77 53 60 68 Murmansk 8,9 11,0 11,1 Vysotsk 3,1 3,5 4,0 Riga 9,4 10,8 10,7 Ventspils 3,9 46 3,9 Exportquote in % (nur seewärtig) Tallin (Muuga) 2,3 4,4 7,5 *in Ländern außerhalb der ehem. UdSSR, nur seewärtig St. Petersburg 2,5 2,5 1,9 Ust-Luga 0,5 0,5 3,5 Sonstige 0,6 0,6 0,7 31,2 37,9 43,3 Südrussland und Ukraine 2,6 2,0 1,8 3,1 3,0 3,1 Mariupol 5,0 4,7 4,8 Tuapse 3,1 4,1 5,5 Yuzhny 13,8 13,8 15,2 Sonstige 14,4 14,1 15,4 - 0,3 0,5 0,8 2,1 2,4 Gesamt Gesamt Russland Fernost Vostochny Vanino Sonstige Gesamt 15,2 16,5 18,3 Gesamt (alle) 60,2 68,2 76,8 Exporte ein hohes internationales Preisniveau. Mit einem Welt-Marktanteil von 11,4 % im seewärtigen Kesselkohlenweltmarkt ist Russland inzwischen ein bedeutender Spieler und die Exporte wären kurzfristig nicht ohne weiteres zu ersetzen. Die Qualität der russischen Exporte hat sich kontinuierlich verbessert. Ausblick Mittel- und langfristig dürften die Exporte Russlands weiter steigen, Vor allem der Fernost-Markt ist für Russland durch nachlassende Exporte Chinas interessant. So beabsichtigt Russland, trotz Vorbelastung durch hohe Inlandstransportkosten und Transitgebühren seinen Export zu erhöhen und plant seine Kohle- 64 2004 Mio. t Kesselkohlen Kokskohlen 7 8 9 23 23 25 Wichtige Importländer/ -region EU-15/ab 2004 EU-25 32,0 37,0 50,3 Türkei 6,5 7,0 6,5 Rumänien 2,5 3,0 1,7 Japan 9,3 10,7 11,0 Südkorea 5,1 3,3 5,0 Exportkapazitäten in den russischen Häfen von 44 Mio. t in 2006 auf 155 Mio. t in 2020 auszubauen. Die russische Kohleproduktion soll von heute rund 310 Mio. t bis 2020 auf 440 - 460 Mio. t, davon 357 - 377 Mio. t Kesselkohle (inkl. Braunkohle) und 83 Mio. t Kokskohle, steigen. Mit diesen Plänen dürfte sowohl ein steigender Inlandsbedarf als auch ein zusätzlicher Export zu decken sein. Kohlenexportländer • Südafrika Südafrika 1 1 Limpopo 2 Waterberg 3 Western Soutpansberg 4 Central Soutpansberg 5 Eastern Soutpansberg 6 Springbok Flats 7 Springs – Witbank 8 Kangwane 9 O.F.S. – Vierfontein 10 Vereeniging – Sasolburg 11 South Rand 12 Highveld 13 Mpumalanga 14 Klip River 15 Utrecht 16 Vryheid 17 Nongoma 18 Somkele 19 Molteno – Indwe Gaborone 4 3 2 5 6 Pretoria Johannesburg 10 9 8 7 11 12 13 15 14 16 18 Lesotho Maputo Swaziland 17 Richards Bay Durban 19 East London Kapstadt Port Elisabeth Kohlenbeladehafen Steinkohlenrevier 1.000 km Allgemeines Die südafrikanische Wirtschaft entwickelt sich weiter positiv und profitiert von der weltweiten guten Nachfrage nach Rohstoffen. Nach wie vor bestehen aber noch große strukturelle Probleme wie Arbeitslosigkeit und Wohnungsmangel. Auch die AidsKrankheit ist ein Problembereich. Die Währung hat sich stabilisiert und gegenüber dem Dollar an Wert gewonnen, was andererseits geringere Erlöse für die Rohstoffexporte in heimischer Währung bedeutet. Da die meisten Rohstoffpreise aber noch stärker als die Aufwertung gestiegen sind, haben sich die Margen der Rohstoff- und Kohleproduzenten verbessert. Die Gewinnung von Bodenschätzen in Südafrika war bis vor kurzem dem sog. GrundeigentümerBergbau vorbehalten, d. h. die Gewinnungsrechte lagen beim Land-Eigentümer. Staatliche Kontrolle wurde lediglich im Rahmen gesetzlicher Genehmigungsverfahren und Bergaufsicht ausgeübt; ein Förderzins (royalty) für Bergbaubetreiber an den Staat fiel damit nicht an. Weite Landstriche befanden sich im Besitz der großen Bergbaugesellschaften, was auch für die Kohlenvorkommen des Landes zutrifft. In 2002 einigten sich die Regierung und Bergbauunternehmen auf ein neues Berggesetz. Danach werden alle Bodenschätze des Landes in Staatseigentum überführt. Derzeitige und künftige Bergbaubetreiber müssen ihre Abbaurechte erneut beantragen, verbunden mit gesetzlichen Auflagen. Lagerstätten, die gegenwärtig nicht ausgebeutet werden bzw. deren kurzfristiger Abbau durch den Grundeigentümer nicht beantragt ist, werden ggf. auch an andere Interessenten vergeben. Damit soll die oft jahrzehntelange Blockade nicht genutzter Bodenschätze durch die Grundeigentümer aufgehoben und dem Bergbau und der Beschäftigung auch durch kleinere, mittelständische Unternehmen neue Impulse verliehen werden. Die Philosophie des Black Economic Empowerments (BEE) soll so zu einer starken Beteiligung der afrikanischen Bevölkerung auch am südafrikanischen Bergbau führen. So konnten eine Reihe von neuen Gesellschaften Abbaurechte erwerben und auch die großen Unter- 65 Weltmarkt für Steinkohle nehmen geben Teilbereiche an die Gesellschaften der BEE ab bzw. bieten Beteiligungen an Tochtergesellschaften und Teilbereichen an. - nur über begrenzte Verkokungseigenschaften und sind insofern niedrig- bis mittelflüchtige (16 - 29 %) und relativ (< 1 %) schwefelarme Kesselkohlen. Vor allem den neuen kleinen Gesellschaften fehlt es aber an Know-how und Finanzmitteln, sodass die erhoffte Fördersteigerung durch BEE-Gesellschafter bisher nicht eingetreten ist, aber nach Überwinden der Anlaufschwierigkeiten sich entwickeln dürfte. Förderentwicklung Die Produktion von verwertbarer Kohle stieg in 2006 um rund 2 Mio. t auf 247 Mio. t und soll nach Angaben des „Minerals Bureau“ bis 2010 auf 290 Mio. t erhöht werden. Davon sollen dann 90 Mio. t in den Export und 200 Mio. t in den Inlandsmarkt gehen. Reserven/Qualitäten Nach Angaben der GBR werden die südafrikanischen Hartkohleressourcen auf 115 Mrd. t geschätzt. Die Reserven betragen 49 Mrd. t, so dass sich insgesamt ein Potential von 164 Mrd. t ergibt. Bei weiter steigender Förderung werden in 30 -50 Jahren voraussichtlich einige der qualitativ besten Lagerstätten wie die Witbank-, Highveld-, Ermelo- und KwaZulu/Natal Reviere erschöpft sein. Das Reserverevier Waterbank ist in jüngeren Schätzungen in seinen Reserven erheblich niedriger eingestuft worden. In 2006 erwarb das spanische EVU Fenosa 70 % der Aktien von Kangra. Kangra produziert 3 Mio. t/a und hat ein Exportrecht von 1,65 Mio. t an RBCT. In den Nachbarstaaten Botswana, Mozambik und Zimbabwe steigt das Interesse am Aufbau von Kohleproduktionen. Die Inlandsmärkte in Südafrika verbrauchten in 2006 folgende Mengen: Verbrauch der Inlandsmärkte Bei einer zukünftigen Produktion von 330 Mio. t und Reserven von 49 Mrd. t ergibt sich aber nichtsdestoweniger eine Reichweite von insgesamt rund 150 Jahren. Die insgesamt elf Kohlenfelder erstrecken sich von der Grenze zu Botswana in der Northern Province über die Provinzen Gauteng, Mpumalanga, und Freestate bis nach Kwazulu/Natal im Südosten. Dabei konzentrieren sich 83 % der Vorräte auf die Reviere Witbank, Highveld, Vereeneging/Sasolburg, Ermelo und Waterberg. Während die erstgenannten vier Reviere mit knapp 600 Bahn-Kilometer noch relativ nahe zur Küste am Indischen Ozean liegen, verdoppelt sich die Entfernung für das an der Grenze zu Botswana gelegene Waterberg Revier auf 1.120 km. Die südafrikanischen Steinkohlen zählen zu den sog. Gondwana-Kohlen der erdgeschichtlichen Perm-Periode und wurden in einem gemäßigten Klima abgelagert. Dem entsprechend sind sie relativ aschereich und müssen zumindest für den Export aufbereitet werden. Sie verfügen - wenn überhaupt 66 2005 in Mio. t 2006 in Mio. t 106,0 108,6 Synthetische Treibstoffe (Sasol) 41,5 43,8 Industrie/Hausbrand 18,0 18,2 6,5 5,1 172,0 175,7 Stromerzeugung Metallurgische Industrie Gesamt Der Inlandsbedarf in Südafrika steigt in Zukunft, da die Stromerzeugung auf Basis von Kohle ausgebaut werden soll. Es bestehen aber auch Pläne, verstärkt Kernenergie zu nutzen. Zur Zeit wird zur Deckung des Strombedarfes gemeinsam mit und in Botswana ein großes Kohlekraftwerk mit angeschlossenen Gruben geplant, das sowohl Strom nach Botswana als auch nach Südafrika liefern soll. Wichtig für einen weiteren Anstieg des Inlandbedarfes könnte auch ein weiterer Ausbau der Kohleverflüssigung sein. Bei hohen Ölpreisen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass eine weitere Anlage gebaut wird. Kohlenexportländer • Südafrika In den letzten Jahren blieb die Förderung stabil. Nunmehr wird aber ein weiterer Produktionsschub erwartet. Zurzeit sind Projekte für die nächsten 5 Jahre mit einem Volumen von 40 Mio. t/a geplant. Das Exportterminal Richards Bay soll von 72 Mio. t auf 91 Mio. t ausgebaut werden. Die Nachfrage nach zusätzlichen Exportkapazitäten war groß und überzeichnet. Insgesamt sollte es möglich sein, bei der geplanten Produktion sowohl den wachsenden Inlandsbedarf als auch höhere Export zu decken. Derzeit bauen allerdings Anglo Coal, BHP/Billiton und Xstrata-Coal ihre Produktion in Kolumbien stärker aus als in Südafrika. beutung im Tagebau unwirtschaftlich sind, werden oft anschließend im Tiefbau gewonnen. Die flache Flözlagerung begünstigt einen Abbau in Tiefen von kaum mehr als 200 m. Angewandte Bergbautechnik ist dabei der Kammer/Pfeiler-Bergbau (room and pillar), auf den über 90 % der Tiefbauförderung entfallen, während die Strebtechnik nur in Ausnahmefällen eingesetzt wird. Im Kammer/Pfeiler-Betrieb dominiert die Kohlengewinnung mittels Fräslader, aber auch der mechanisierte Abbau durch Bohren und Schießen kommt gelegentlich noch zum Einsatz. Der Tagebauanteil beträgt etwa 65 %, der Tiefbauanteil 35 %. In Südafrika hat sich im Rahmen der BEE mit EXXARO ein neues bedeutendes Unternehmen geformt: Es umfasst u. a. die Aktivitäten der früheren Eyesizwe Coal und Kumba Coal und hat sich mit 24 Mio. t/a in 2006 unter die großen Produzenten in Südafrika eingereiht. Die Produktivität beträgt durchschnittlich etwa 5.000 t/Mann/Jahr, größere Gesellschaften erreichen teils 7.000 t/Mann/Jahr. Spitzenwerte können bis zu 10.000 - 13.000 t/Mann/Jahr erreichen. Die größten Steinkohlenproduzenten Südafrikas Unternehmen 2006 Förderung 2006 Mio. t Export 2006 Mio. t Anglo Coal 59 19 BHP-Billiton Plc. 52 21 SASOL 47 4 Exxaro 24 2 Xstrata Plc. 21 13 Gesamt 203 59 % von Südafrika 82 247 86 69 Zu den wichtigsten Förderregionen zählen die Witbank, Highveld, Vereeneging/Sasolburg, Ermelo und Waterberg - Reviere mit einem Anteil von gegenwärtig 98 % der Gesamtproduktion. Die Kohle wird sowohl im Tage- wie im Tiefbau gewonnen. Die Tagebaue erreichen Tiefen von bis zu 60 m, wobei die geringe Flözanzahl von max. 5, meist jedoch nur 2 - 3, den Dragline-Bergbau begünstigt, auf welchen zwei Drittel der Tagebauproduktion entfallen. Truck- und Shovelbergbau hingegen kommt vor allem im Mehrflözbergbau des Waterbergreviers zum Einsatz. Lagerstättenteile, deren Aus- Kostenentwicklung Auch Südafrika hat steigende Kosten zu verzeichnen. So stiegen in den letzten Jahren (2005 - 2007) die Lohnkosten um 7 - 8 % pro Jahr an. Auch Treibstoffe/Schmiermittel verteuerten sich, und erheblich ungünstigere Abraum/Kohle-Verhältnisse sind zu verkraften. Die Kosten liegen in einer Bandbreite von 16 - 28 US $/t. Die Transportkosten (6 - 10 US $/t) erhöhten sich dagegen nur moderat, ebenfalls die Umschlagskosten (rund 2 US $/t). Da im Tagebau in Südafrika der Abraum überwiegend mit „Draglines“ abgeräumt wird, schlagen die Erhöhung der Dieselpreise nicht so stark durch wie bei der Abraum-Beseitigung mit „Truck and Shovel“(Bagger/SLKW). Die Kosten dürften sich wie folgt entwickelt haben: fob-Kosten Kesselkohlen 2004/2005 in US $/t 2006/2007 in US $/t 24-36 26-40 Durch den fortschreitenden Abbau der Reserven ist langfristig bei der Gewinnung nicht mit Kostensprüngen nach oben zu rechnen. Sollten die weiter entfernt liegenden Reserven des Waterberg- 67 Weltmarkt für Steinkohle Vorkommens in den Export einbezogen werden, sind höhere Transportkosten zu erwarten. Die Dollar-Rand-Relation hat sich von 12 Rand je US-Dollar in 2001/02 auf 7 Rand je Dollar in 2007 verbessert. Dies übt einen erheblichen Margendruck auf die Ergebnisse in Rand der südafrikanischen Produzenten aus. Infrastruktur Etwa zwei Drittel der Kohlenproduktion werden als ungewaschene Rohkohle oder Mittelgut in nahe gelegenen Kraftwerken bzw. Anlagen zur Kohlenverflüssigung (minemouth operations) verbraucht, sodass hierfür - zumindest unter Transportaspekten - keine besondere Infrastruktur vorgehalten werden muss. Dies gilt jedoch nicht für den Kohlenexport: In der Erkenntnis, dass Südafrika über Kohlenreserven verfügt, welche über Jahrzehnte hinaus nicht nur den heimischen Bedarf zu decken vermögen, entschieden sich Regierung und Bergbaukonzerne in den siebziger Jahren für eine nachhaltige Entwicklung der Kohlenausfuhr und zur Erstellung einer modernen Infrastruktur. So existieren heute insgesamt drei Bahnkorridore zu den am indischen Ozean gelegenen Exporthäfen Richards Bay, Durban und Maputo (Mosambik). Wichtigste Verbindung ist heute die 600 km lange und von der staatlichen COALlink betriebene Normalspur-Linie vom Witbank-Revier nach Richards Bay, die seit ihrer Inbetriebnahme in 1976 bis Ende 2006 bereits 1,5 Mrd/t Kohle transportierte. Die elektrifizierte Bahn verfügt derzeit über eine Kapazität von 72 Mio. jato, wobei täglich zwölf Ganzzüge mit einem Fassungsvermögen von bis zu 16.800 t verkehren. Von untergeordneter Bedeutung bleiben dem gegenüber die Schmalspur-Bahnlinien nach Durban und Maputo. Während nach Richards Bay weitgehend standardisierte Kesselkohlen in großen Mengen gelangen, werden über die beiden anderen Linien spezielle Sorten in kleineren Mengen, wie Anthrazit und abgesiebte, stückige Kohlen für den industriellen Bedarf und Hausbrand befördert. Die Regierung plant mittelfristig die Privatisierung des Bahnverkehrs. 68 Die Kohlenhäfen werden seit jeher von Privatunternehmen betrieben. Sie verfügen derzeit über eine Umschlagskapazität von insgesamt 78 Mio. jato. Wichtigster davon ist der Richards Bay Coal Terminal mit einem Umschlagsvermögen von 72 Mio. jato, der Capesize-Schiffe abfertigen kann. Eigner und Betreiber ist ein Gemeinschaftsunternehmen der sieben größten südafrikanischen Kohlenproduzenten. In den Häfen Durban und Maputo hingegen können nur Panamax-Schiffe und HandysizeSchiffe beladen werden. Derzeit ist der Ausbau von Richards Bay von 72 Mio. t/a auf 91 Mio. t/a beschlossen. Allerdings wird das Terminal wegen erheblicher Defizite im Eisenbahnverkehr derzeit nur mit etwa 65 Mio. t/a (90 %) ausgelastet. An dem Terminal sollen neben dem bisherigen Partnern auch die Partner des South Dunes „Coal-Terminal“-Projektes sowie so genannten Common User beteiligt werden, die im Rahmen der „Black Economic Empowerment“Bestrebungen in den Kohleexport drängen. Der beschlossene Ausbau des Exportterminals Richards Bay verlangt auch von der staatlichen Eisenbahn (Spoornet) den Ausbau der Kapazität von derzeit 72 Mio. t auf mittelfristig 91 Mio. t/a (bis 2010). Exportrechte am Richards Bay Coal Terminal nach Ausbau Mio. t RBCT = Richards Bay Coal Terminal Ingwe % 72,00 79,13 26,95 29,62 Anglo Coal 19,78 21,74 Xstrata-Coal 15,06 16,54 Total 4,09 4,49 Sasol 3,60 3,96 Kangra 1,65 1,82 Eyesizwe 0,87 0,96 SDCT = South Dunes Coal Terminal 6,00 6,59 Sonstige Exporteure (inkl. BEE) 9,00 9,89 Common Users (inkl. BEE) Total 4,00 4,39 91,00 100,0 Kohlenexportländer • Südafrika Die ursprünglich geplante Kapazität von 92 Mio. t wurde in 2006 leicht um 1 Mio. t auf 91 Mio. t reduziert. Die Alteigentümer besitzen 79 % der Ausfuhrallokationen. Die Versteigerung von 5 Mio. t Exportrechten stieß auf ein Anfragevolumen von 26,85 Mio. t/a seitens südafrikanischer BEE-Gesellschaften. Der Export von rund 69 Mio. t in 2006 erfolgte über die Häfen Richards Bay (RBCT), Durban und Maputo. Europa blieb mit 59,7 Mio. t der größte Markt, inkl. der Lieferungen in den Mittelmeerraum (7,2 Mio. t) beträgt dieser Markt rund 86 % des südafrikanischen Exportabsatzes. Die größten europäischen Verbraucher waren Großbritannien, Spanien und Deutschland mit je rund 8 Mio. t. Exportentwicklung Südafrika 2004 - 2006 2004 Mio. t 2005 Mio. t 2006 Mio. t 243 245 247 68 71 69 66 2 70 1 68 1 28 29 28 52,6 54,3 52,3 Israel 6,9 5,2 4,8 Marokko 1,8 2,1 0 Türkei 1,6 1,6 1,9 Taiwan 1,4 1,6 0,1 Steinkohlenförderung Steinkohlenexporte Kesselkohle Kokskohle Exporte über Südafrikanische Häfen 2004 in Mio. t RBCT 2005 in Mio. t 2006 in Mio. t 65,9 69,2 Durban 1,1 0,8 1,4 Maputo 0,9 1,1 1,1 Gesamt 67,9 71,1 69,0 66,5 Während RBCT mit 66,5 Mio. t erheblich unter seiner Sollkapazität von 72,0 Mio. t arbeitete, konnte Durban nach Vollendung des Umbaus der Verladeanlagen den schwachen Umschlag von 2005 mit 0,8 Mio. t etwas verbessern und erreichte wieder 1,4 Mio. t in 2006. Export In 2006 konnte Südafrika erneut sein Exportpotenzial nicht ausschöpfen. Die seewärtigen Exporte sanken um 2 Mio. t auf 69 Mio. t. Struktur der Übersee-Exporte in 2006 in Mio. t Kraftwerkskohle Gesamt Europa¹ 67,0 58,4 Asien Sonstige 4,1 0,8 0,4 - 0,4 Kokskohle 1,2 0,9 - 0,3 69,0 59,7 4,1 5,2 ¹ Wichtige Importländer/ -region EU-15/ab 2004 EU-25 Ausblick Die Bedeutung Südafrikas im Weltsteinkohlenmarkt stagnierte in den letzten Jahren. Der beschlossene Ausbau von Richards Bay auf 91 Mio. t und die hohe Nachfrage nach Exportrechten zeigen, dass der südafrikanische Bergbau optimistisch in die Exportzukunft schaut. Die Gründung vieler BEE-Gesellschaften dürfte mittelfristig wieder zu einer Steigerung der südafrikanischen Produktion führen. Südafrika hat das Potential sowohl steigenden Inlandsbedarf als auch zusätzliche Exporte zu decken. 4,5 Anthrazit Gesamt Exportquote in % inkl. angrenzender Mittelmeerländer Aber auch die landseitigen Exporte nach Mozambique waren rückläufig. 69 Weltmarkt für Steinkohle China Qinghuangdao Peking Alma Ata Tianjin Wuhan Qingdao Shijiusuo/ Rhizao Lianyungang Shanghai Chengdu Chongqin Guangzhou Kohlenbeladehafen Kunming Hongkong Steinkohlenrevier 1.000 km Allgemeines In den Jahren 2003/2004 hat sich der „ChinaFaktor“ auf den Weltmärkten für Rohstoffe, Energie und Transportdienstleistungen unübersehbar bemerkbar gemacht. Vor dem Hintergrund hoher Nachfrage in China und einem Wachstum des Bruttosozialproduktes von im Durchschnitt 9 % stieg die Rohstahlproduktion von 127 Mio. t in 2000 auf 422 Mio. t in 2006. Gleichzeitig erhöhte sich der Eisenerzimport im gleichen Zeitraum von 70 Mio. t auf 362 Mio. t. Mit der wachsenden Elektrifizierung 70 und einer Zunahme der Stromnachfrage von 10 15 % je Jahr stieg u. a. auch der Bedarf an Kohle und Kupfer. Diese Nachfrage stieß auf knappe Kapazitäten im Weltmarkt und führte zu steigenden Energie- und Rohstoffpreisen auf breiter Front. Der Primärenergieverbrauch erreichte in 2006 2,6 Mrd. t SKE, davon wurde gut 70 % bzw. 1,8 Mrd. t SKE von Kohle bestritten. Die Kraftwerkskapazität ist in 2006 auf 622 GW angewachsen, davon zu 78 % im wesentlichen Kohlenexportländer • China ohle gefeuerte Anlagen. Bis 2020 soll die KapaK zität auf 1.500 GW verdoppelt werden. Die 1,3 Mrd Chinesen verbrauchen derzeit 2.200 kWh je Einwohner, Deutschland 6.400 kWh je Einwohner. Die Kohleaktivitäten Chinas werden vom „Bureau of Energy“ koordiniert, das der National Development and Reform- Commision unterstellt ist. Reserven/Qualitäten Chinas Kohleressourcen sind praktisch unermesslich und unterscheiden sich erheblich nach Kohlenarten und Qualitäten. Die GBR weist für China Hartkohlenressourcen von 4.200 Mrd. t und Reserven von 167 Mrd. t aus, also insgesamt ein Potential von 4.367 Mrd. t. Neueste Informationen von offiziellen chinesischen Vertretern sprechen von 5.500 Mrd. t Ressourcen, von denen heute ca. 1.000 Mrd. t wirtschaftlich abbaubar sind. Aus diesen Vorräten sind heute 200 Mrd. t nachgewiesene Reserven. Die Vorkommen sind überwiegend (60 %) jurassischen bzw. karbonischen (25 %) Alters, d. h. wurden vor 140 - 205 bzw. 290 - 360 Mio. Jahren abgelagert und waren seither mehreren Phasen der Gebirgsbildung ausgesetzt. Daher zeichnen sich auch oberflächennahe Lagerstätten durch eine starke Flözneigung aus, so dass die im Tagebau gewinnbaren Vorräte relativ gering sind und die Kohlegewinnung überwiegend im Tiefbau erfolgt. Die Bandbreite der Kohlequalitäten reicht von anthrazitischen über niedrigflüchtige bis zu hochflüchtigen Steinkohlen. Nur 12 % der Steinkohleressourcen sind mittel- bis hochflüchtige Kokskohlen, während der Rest (63 %) weitgehend auf hochflüchtige Kesselkohlen entfällt. Geografisch konzentrieren sich die Kohlenressourcen auf Nordchina, wobei 48 % allein in den Provinzen Hebei, Shanxi und der Inneren Mongolei liegen. Die Kokereikapazität wird auf 320 Mio. jato in 2006 geschätzt und soll in 2007/2008 weiter ausgebaut (+ 30 bis 40 Mio. t) werden. Die Kokereikapazität ist damit schlecht ausgelastet. Teilweise sind auch die Garungszeiten in veralteten Anlagen zu lang und weisen damit eine schlechte Produktivität aus. Die Kohleproduktion wird zunehmend mit staatlich verordneten Abgaben für Rekultivierung, Grubensicherheit und Exploration belastet. Die Kohleförderung soll aber weiter gesteigert werden. Gegenwärtig sind Projekte mit einem Volumen von 800 Mio. jato als Ersatz- und Zusatzkapazität in Bearbeitung. Bis 2010 soll eine Förderung von 2,6 Mrd. t erreicht werden. Voraussichtlich wird diese Marke überschritten werden. Optimistische Schätzungen gehen von bis zu 3 Mrd. t in 2010 aus. Die Produktion wird überwiegend im Tiefbau erbracht. In 2006 gab es bereits eine Produktion von 705 Mio. t (nach chinesischen Angaben), die einen Mechanisierungsgrad von rund 100 % aufweisen. Die Leistungen je Mann und Jahr bewegen sich in einer Bandbreite von 200 - 20.000 t. Kohleproduktion China 2005 in Mio. t 2006 in Mio. t % 1.070 1.126 +5,1 Provinzgruben 305 308 +1,0 Kleinbetriebe 815 892 +9,4 2.190 2.326 +6,2 Staatsgruben Gesamt Die Konzentrationsprozesse in der chinesischen Kohleindustrie setzen sich fort. So beinhaltet der 11. Fünf-Jahresplan (2006 -2010) folgendes: ■ 5 - 7 große Kohlegesellschaften über 100 Förderentwicklung Vor dem Hintergrund des rasanten Wirtschaftswachstums musste auch die Steinkohleförderung weiter gesteigert werden und erhöhte sich in 2006 um 135 Mio. t/a auf 2.326 Mio. t. Mio. t/a zu formen ■ die Zahl der kleinen Gruben auf 10.000 zu begrenzen ■ bis 2007 7.000 Kleingruben zu schließen ■ 13 Kohlelogistikzentren zu bilden, an die 38 große Gruben angebunden sind 71 Weltmarkt für Steinkohle In 2006 produzierten die 8 größten Kohleunternehmen 590 Mio. t bzw. rund 25 % der Gesamtförderung, die 32 größten Unternehmen 1023 Mio. t bzw. 44 % der Gesamtförderung. Über die geplanten 13 Kohlezentren sollen in 2010 2.240 Mio. t und damit 86 % der dann geplanten 2.600 Mio. t abgewickelt werden. Insgesamt steigt mit diesen Maßnahmen der Konzentrationsgrad der chinesischen Kohlewirtschaft erheblich an. Förderung Mio. t 137 Shenhua fob-Kosten 62 Datang China National Coal 91 Yanzhou 38 Pingdingshan 33 Lu`an Mining 32 393 Gesamt 17 2.326 % von China China verbraucht den größten Teil seiner Produktion selbst und hat einen hohen Eigenbedarf. Seit 2003 haben sich die Exporte rückläufig entwickelt. Im 1. Quartal 2007 importierte China erstmals mehr Kohle als es exportierte. Der Inlandsverbrauch entwickelte sich wie folgt: 2004 in Mio. t 2005 in Mio. t 2006 in Mio. t Kraftwerke 970 1.127 1.274 Stahlindustrie 257 350 404 Bau/Zementindustrie 306 332 365 Sonstige 291 323 328 1.824 2.132 2.371 Kostenentwicklung Repräsentative Kosten für China sind praktisch nicht feststellbar. Die Palette des Kohleabbaus reicht von handbetriebenen Kohlestollen bis zu hocheffizienten Tief- und Tagebaugruben, die vermutlich keinen Vergleich mit den besten australischen und 72 Die Lohnkosten steigen aber auch in China. So wachsen die Durchschnittslöhne in Shanxi von 2005 auf 2006 um 24 %. Im Durchschnitt verdiente ein Bergbauarbeiter 2800 US $ im Jahr bzw. 234 US $ im Monat. Die fob-Kosten Export orientierter Gruben liegen in einer großen Bandbreite. Die größten Steinkohlenproduzenten Chinas 2006 Gesamt indonesischen Operationen zu scheuen brauchen. Es ist davon auszugehen, dass Exportkohle nur von leistungsfähigen Gruben stammt. Kesselkohlen 2004/05 in US $/t 2006/07 in US $/t 25-40 27-42 Mittel- und langfristig werden die Kosten weiter steigen. In den für den Export geeigneten Gruben, dürften sich ähnliche Kostenerhöhungen entwickeln wie bei den führenden Export-Nationen. Infrastruktur Die Kohlenindustrie Chinas stützt sich inzwischen auf eine in jüngerer Vergangenheit zielstrebig ausgebaute und leistungsfähiger gewordene Infrastruktur. Dazu zählt zunächst der Bahnverkehr, durch welchen in 2006 insgesamt rund 1,1 Mrd. t über eine durchschnittliche Entfernung von 550 km befördert wurden. Die seewärtigen Kohlenhäfen Chinas dienen sowohl der Inlandsversorgung durch die Küstenschifffahrt wie auch dem Kohlenexport. Dazu kommen noch zahlreiche Flusshäfen, deren Umschlagsmengen nicht bekannt sind. Der Bedarf der südchinesischen Küstenregionen wird auf 460 Mio. t geschätzt; er wird weitgehend von Nordchina aus bedient. Die Infrastruktur Chinas wird derzeit weiter massiv und zügig ausgebaut. So wird z. B. die Dagin-Linie um 50 Mio. t (DatongQuinhuangdao-Port) auf gegenwärtig 250 Mio. t und weiter in 2010 auf 300 Mio. t ausgebaut. Auch die Kapazität der Shenshuahuang-Linie (Shanxi-Hu- Kohlenexportländer • China anghua-Port) soll von gegenwärtig 95 Mio. t/a auf 200 Mio. t/a erhöht werden. Infrastruktur-Projekte werden in China rigoros durchgesetzt. Der Seehafen-Umschlag in China betrug allein an Kohle 407 Mio. t in 2006. Er gliedert sich auf in: ■ 78 Mio. t Export von Kohle/Koks ■ 38 Mio. t Import von Kohle ■ 291 Mio. t Umschlag zum Weitertransport ins Inland zu anderen chinesischen See- und Flusshäfen. Die Aufgliederungszahlen für 2006 für die einzelnen Häfen liegen noch nicht vor. Kraftwerkskohle, Kokskohle und Anthrazit nahmen an dieser Entwicklung teil. Die größten Abnehmer von Kraftwerkskohle waren Japan mit 17 Mio. t, Süd-Korea mit 15 Mio. t und Taiwan mit 13 Mio. t. Nach Europa wurden praktisch keine Mengen verschifft. Bei Kokskohle waren Japan mit 2 Mio. t und Südkorea mit 1,5 Mio. t die größten Kunden. Dies trifft auch für Anthrazit zu (Japan 1,9 Mio. t, Südkorea 2,6 Mio. t). Der Koksexport wurde um knapp 2 Mio. t auf 14,5 Mio. t gesteigert. Der Import von Kohle erhöhte sich um rund 12 Mio. t. Dabei ist eine differenzierte Entwicklung festzustellen: Kohleverladehäfen in China 2005 Gesamtumschlag in Mio. t davon Kohle in Mio. t Quinhuangdao 169 145 Tianjin (Xingang) 241 69 Qingdao (Tsingtao) 187 8 56 20 Kokskohle 7,2 4,8 -2,4 12,8 22,6 +9,8 26,2 38,2 +12,0 Rizhao (Shijuso) Kohleimporte nach Qualitäten Kraftwerkskohle Lianyungang 61 12 Anthrazit Huanghua 68 67 Gesamt Sonstige 38 50 Gesamt 820 371 Engpässe in den Häfen sind in China für den Export bisher nicht aufgetreten. Sollte China wieder stärker exportieren, wäre die Infrastruktur dafür vorhanden. Export Der Export war in 2006 erneut rückläufig und ist auf rund 63 Mio. t gesunken. Alle Qualitäten, d. h. 2005 in Mio. t 2006 in Mio. t Veränderung 6,2 10,8 +4,6 China ist bei Kokskohle - anders als beim Eisenerz und anderen Metallen - weitgehend Selbstversorger und verzeichnete rückläufige Importe, die vor allem zu Lasten Kanadas gingen. Die Kesselkohlenimporte - die Anthrazite (Vietnam) werden weitgehend auch zur Stromerzeugung eingesetzt - erhöhten sich insgesamt um rund 14,4 Mio. t. Der Saldo aus Export und Import entwickelte sich wie folgt (in Mio. t): Saldo Export/Import 2003 in Mio. t 2004 in Mio. t 2005 in Mio. t 2006 in Mio. t 2007¹) in Mio. t Exporte 94 87 72 63 45 Importe 11 19 26 38 50 Gesamt 83 68 46 25 -5 ¹) geschätzt 73 Weltmarkt für Steinkohle In 2007 könnte ein Importüberschuss entstehen. Die Ausfuhrlizenzen für 2006 in Höhe von 80 Mio. t wurden nicht vollständig genutzt. Die Ausfuhrzahlen der Ausfuhr berechtigten Kohleexporteure entwickelten sich wie folgt in Mio. t: Ausfuhrberechtigte Gesellschaften 2004 in Mio. t 2005 in Mio. t 2006 in Mio. t 42,2 34,0 27,2 Shenhua 27,6 25,6 25,5 Shanxi 12,4 7,6 5,3 3,8 3,9 3,9 CNCIEC Minmetals Gesamt 86,0 71,1 61,9 Die Zahl der Koksexporteure wurde von 70 Gesellschaften auf angeblich 40 Gesellschaften reduziert. Andere Informationen sprechen von 60 zugelassenen Exporteuren. Rabatte auf Mehrwertsteuer für Exporte wurden in 2006 völlig abgeschafft. Importzölle wurden dagegen reduziert. Seit dem 01.11.2006 wurden sogar Exportzölle für Kokskohle und Koks von 5 % eingeführt. Ferner ist weiterhin eine Steuererhebung für die Nutzung der inländischen Infrastruktur von den Produktionsstätten zu den Seehäfen im Gespräch. Auch für Kesselkohlenexporte werden Ausfuhrabgaben diskutiert. All dies zielt darauf hin, den Export teurer und den Import billiger zu machen. Aber auch stetig steigende Inlandspreise für Kokskohle und Kesselkohle machen den Export teilweise für die Produzenten unattraktiv. Die chinesischen Zechen arbeiten zunehmend nach marktwirtschaftlichen Prinzipien und verlangen auch im Inland höhere Preise. Welche Mengen exportiert werden, entscheiden die Gruben am Preis frei Zeche und vergleichen Inlandspreise mit erzielbaren Exportpreisen. Dadurch ist China stärker mit dem Weltmarktpreisniveau verbunden. Die steigenden Inlandspreise könnten auch Verbrauchs dämpfende Effekte haben. Sollten die Weltmarkt- 74 Exportentwicklung China 2004 - 2006 Steinkohlenförderung Steinkohlenexporte Kesselkohlen 2004 Mio. t 2005 Mio.t 2006 Mio.t 1.992,0 2.190,0 2.326,0 86,6 71,7 63,2 80,9 66,4 58,8 davon Anthrazit 6,4 5,7 5,2 Kokskohlen 5,7 5,3 4,4 15,0 12,8 14,5 5,0 4,0 0,0 1,5 0,9 0,8 Japan 28,5 23,2 20,6 Südkorea 24,8 21,2 18,8 Taiwan 19,9 16,2 13,3 Indien 3,1 3,9 5,0 Hongkonk 1,1 0,9 0,9 Philippinen 2,9 1,9 1,0 Koksexporte Exportquote in % Wichtige Importländer/ -region EU-15/ab 2004 EU-25 preise weiter steigen, könnte auch China wieder stärker exportieren. Ausblick Das Wachstum der chinesischen Kohleindustrie setzt sich voraussichtlich ungebrochen fort und dürfte China mittelfristig auf eine Produktion von 3 Mrd. t Rohkohle zusteuern. Der wachsende Energiehunger lässt sich am schnellsten durch die einheimische Kohle decken. Die Einführung marktwirtschaftlicher Prinzipien und steigende Inlandspreise könnten den Verbrauch in den nächsten Jahren dämpfen. So sollen in der Stromwirtschaft, Stahlindustrie und Zementindustrie durch Konzentration ineffiziente Produktionen geschlossen werden. Von der Kostenstruktur und den Logistikmöglichkeiten hat China auch jederzeit das Potential wieder stark in den Export zurückzukehren, sollten die Weltmarktpreise Vorteile gegenüber den Inlandspreisen bieten. Kohlenexportländer • Kolumbien Kolumbien Santa Marta Puerto Bolivar Baranquilla Cartagena GuajiraRevier Cesar-Revier Norte de Santander Bogotá Cundinamarca/ Boyacá Kohlenbeladehafen Steinkohlenrevier 500 km Allgemeines Kolumbien ist eines der rohstoffreichsten Länder Lateinamerikas. Die Steinkohlenreserven sind die größten des Halbkontinents. Dennoch gehört das Land erst zu den jüngeren Exporteuren des Weltkohlenmarktes. Obwohl seit Jahrzehnten bekannt, blieben seine küstennahen Kohlelagerstätten mangels ausreichender Infrastrukturen lange Zeit unerschlossen. Anlass zu ihrer Entwicklung gab erst die durch die zweite Ölkrise 1979/1980 ausgelöste Angebotsverknappung bei Kesselkohlen auf dem Weltmarkt. Seinerzeit beschlossen der amerikanische Mineralölkonzern EXXON zusammen mit dem kolumbianischen Staatsunternehmen CARBOCOL die gemeinsame Erschließung der Lagerstätte El Cerrejón-Nord auf der Halbinsel Guajira, wo nach seinerzeitigen Maßstäben in 1985 ein Mega-Exportprojekt mit einer Planförderung von 15 Mio. jato die Produktion aufnahm. Diesem Beispiel folgten inzwischen mehrere andere Neuentwicklungen, so dass Kolumbien nunmehr nach Südafrika und vor Russland zum zweitgrößten Kesselkohlenanbieter auf dem atlantischen Markt heran gewachsen ist. Bodenschätze sind in Kolumbien Gemeineigentum und im Besitz des Staates; dieser entscheidet über ihre Nutzung. Die Aufsicht über den Kohlenbergbau übt die dem Ministerium für Bergbau und Energie unterstellte Behörde ECOCARBON aus. Sie untersucht die Kohleressourcen des Landes auf ihre Entwicklungsfähigkeit hin, erstellt hierfür erste Pläne und schreibt in internationalen Bietverfahren Lagerstätten zur Erschließung durch Privatunternehmen aus. Sie verleiht Abbaukonzessionen für dreißig Jahre. Für sämtliche geförderten Kohlen wird ein Förderzins von 8 % des Verkaufserlöses erhoben Reserven/Qualitäten Die Hartkohleressourcen werden von der BGR mit 56 Mrd. t, die Reserven mit rund 8 Mrd. t angegeben. Dabei handelt es sich um erdgeschichtlich junge Kohlenformationen der jüngeren Kreide und des 75 Weltmarkt für Steinkohle frühen Tertiärs (ca. 70 Mio. Jahre). Sie finden sich in insgesamt sieben Kohlenbecken, von welchen die Guajira- und Cesar-Reviere die küstennächsten und wirtschaftlich interessantesten sind. Die Qualität der kolumbianischen Steinkohlen weist ein breites Spektrum auf, ausgehend vom hochflüchtigen Bereich bis zum Anthrazit. Die in der östlichen Kordilleren (Cesar) und ihrem Vorland (Guajira) gelegenen Kohlen besitzen einen geringen Inkohlungsgrad und sind daher hochflüchtig (30 - 39 %) bzw. haben einen hohen Wassergehalt (7 - 16 %). Asche- (4 - 10 %) und Schwefelgehalte (0,4 - 1,0 %) hingegen sind gering, so dass hohe Heizwerte von 6.500 - 7.000 Kcal/kg erreicht werden. Die Kohle erfordert daher außer Brechen und Sieben keine besondere Aufbereitung und ist als Kesselkohle hervorragend geeignet, z. T. auch als Hochofen-Einblaskohle (PCI). Nachteilig können sich allerdings die Neigung zur Selbstentzündung und auch die relativ hohe Mahlhärte von 40 - 45 HGI auswirken. Die Flöze der in den Zentralkordilleren gelegenen Reviere (z. B. Cundinamarca/ Boyacá, Santander, Norte de Santander) sind meist stärker inkohlt und führen auch Kokskohlen. Förderentwicklung Die Steinkohlenförderung Kolumbiens stieg in 2006 um rund 4 Mio. t auf 63,7 Mio. t. Eine stärkere Erhöhung wurde durch schwierige Wetterbedingungen und einen Streik beim zweitgrößten Produzent Drummond Coal beeinträchtigt. Die kolumbianische Förderung soll in 2010 etwa 76 Mio. t erreichen, von denen 69 Mio. t exportiert werden sollen. Vor allem Drummond plant eine starke Steigerung seiner Produktion auf bis zu 50 Mio. t. Andere Schätzungen gehen von einer Gesamtförderung von 84 - 85 Mio. t in 2008 sowie bis zu 102 Mio. t/a in 2010 aus. Neben den etablierten Firmen wurden auch Newcomern Kohle-Konzessionen erteilt. Die spanische Kraftwerksgesellschaft Union Fenosa überlegt, zur Versorgung ihrer Kraftwerke Kohlereserven in Kolumbien zu erwerben. 76 Die Förderkapazität Kolumbiens stieg um rund 7 Mio. jato von 2005 auf 2006. Mittelfristig sind 27 Mio. jato neue Kapazitäten geplant, von denen ein Großteil bereits in 2007 und 2008 realisiert werden sollen. Der Eigenbedarf Kolumbiens beträgt nur 5 - 6 Mio. t und wird von innerkolumbianischen kleineren Lagerstätten gedeckt. Es ist nicht absehbar, dass der Eigenbedarf die Exporte mittel- oder langfristig beeinträchtigt. Die in den Export gelangende Förderung wurde nahezu ausnahmslos im Tagebau erbracht. Die Flözformationen sind in der Regel flach (0 - 15°) gelagert und erreichen eine Dicke von bis zu 150 m; darin enthalten sind bis zu 27 bauwürdige Flöze in Mächtigkeiten von 1 - 15 m. Gängige Abbaumethode ist der SLKW/Bagger-Betrieb, gelegentlich unterstützt durch Schürfkübelbagger zur Entfernung des Hangendabraums. Im Tiefbau arbeitet - soweit bekannt - lediglich eine Exportgrube; sie ist nur zum Teil mechanisiert und betreibt Kammer/ Pfeilerbau mittels Bohren und Schießen. Wesentlich weiter verbreitet hingegen ist der Tiefbau unter den statistisch nicht erfassten und für den lokalen Bedarf fördernden Klein- und Kleinstgruben. Die Kohleindustrie hat in den letzten Jahren einen erneuten Konzentrationsschub erfahren. Das Eignerkonsortium von Carbones del Cerrejón (BHPBilliton, Anglo Coal, Xstrata zu je 1/3 –Anteilen) firmiert nunmehr als Cerrejón Coal Co. und wurde auch 100 %iger Eigner des Grubenbetriebes Cerrejón Zona Norte. Die Förderung der Gesellschaft Cerrejón Coal Co wird über CMC in Dublin vermarktet und ist organisatorisch vom Vertrieb von BHP/ Amcoal/ Xstrata getrennt. Damit wird ein Großteil der kolumbianischen Förderung von dem Konsortium vermarktet. Darüber hinaus hat sich Glencore mit der Grube Prodeco/Caribe weitere Förderanteile gesichert. In 2007 erwarb Glencore die Gesellschaft Carboandes und beherrscht damit das La Jagua-Vorkom- Kohlenexportländer • Kolumbien men. Geplant ist ein Ausbau der Produktion auf 17 Mio. t. BHP/Billiton baute in 2007 seine Position in Kolumbien ebenfalls aus und schloss eine Kooperation mit der kanadischen Coalcorp für die Entwicklung der Gruben Caypa und La Francia ab. Die Kanadier besitzen die Abbaukonzessionen, es fehlen aber die Finanzmittel für den weiteren Ausbau. Geplant ist der Ausbau auf 8 Mio. t in 2010. tät geringer. Da die bedeutenden Bergwerke ihre Produktion stetig ausgebaut haben, sinken aber die spezifischen Kosten für Infrastruktur und Overheads. Für den Bahntransport ist mit 2 - 3 US $/t zu rechnen, Umschlagkosten liegen in einer Bandbreite von 3 - 5 US $/t. Die fob-Kosten werden wie folgt eingeschätzt. fob-Kosten Neben den Kesselkohle-Projekten geraten inzwischen auch die kleineren Kokskohlen-Vorkommen ins Visier von Investoren, u. a. von CVRD. Kesselkohlen 2004/2005 in US $/t 2006/2007 in US $/t 26-32 27-34 Die größten Steinkohlenproduzenten Kolumbiens Unternehmen 2006 Exporte 2006 Mio. t Cerrejon 27,5 Drummond Ltda. 20,8 Prodeco (Glencore) 8,2 Carbones del Caribe 0,3 Sonstige 4,0 Gesamt 60,8 in % von Gesamtförderung Kolumbien 95,0 63,7 Quelle: Coal Americas der kolumbianischen Förderung Die Produktivität wird von Großtagebauen geprägt. Cerrejon erreicht mit ca. 5.000 Beschäftigten bei 25 Mio. t/a eine Leistung von 5.000, Drummond von 7.000 - 8.000 t je Mann und Jahr. Die kleineren Gruben haben eine geringe Produktivität, aber auch niedrige Infrastrukturkosten im Grubenbetrieb. Teilweise sind sie auf teure LKW-Transporte angewiesen. Kostenentwicklung Die repräsentativen Kosten sind in Kolumbien durch Großtagebaue geprägt, die den größten Teil der Exporttonnage erbringen. Da die Kohle überwiegend im „Truck and Shovel“Verfahren gewonnen wird, sind die Tagebaue von steigenden Treibstoff- und Reifenkosten betroffen. Auch die Lohnkosten steigen stetig. Im Vergleich zu Australien und Indonesien ist die Produktivi- Langfristig belasten höhere Abraum/Kohle-Relationen sowie aschereichere Qualitäten die Kosten. Dagegen sind Rationalisierungspotentiale zu rechnen. Die „frei“-Grube-Kosten gering mechanisierter und nur mittelgroßer Gruben in den Kordilleren sind zwar niedriger; diese haben jedoch LKW-Transportkosten zum Hafen von rund 12 - 14 US $/t zu tragen, so dass ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Großbetrieben - wenn überhaupt gegeben - nur marginal ist. Infrastruktur Die Infrastruktur Kolumbiens soll stark ausgebaut werden, um den geplanten Kohleexport zu realisieren. Die kolumbianische Regierung kaufte die Eisenbahngesellschaft Atlantic-Rail zurück, um sie an ein internationales Konsortium (inkl. Glencore und Drummond) zu übergeben, das die Systeme erweitern und unterhalten soll. So ist geplant, die Strecke La Loma/Santa Marta (200 km) von derzeit ca. 25 Mio. Jato auf eine Jahreskapazität von 45 Mio. t zu erhöhen. Auch die Häfen Cartagena, Bolivar, Santa Marta und Barranquilla sollen erweitert werden. In für die Eisenbahn schwer zugänglichen Gegenden hat die Regierung den Bau von Zubringerstraßen zugesagt. 77 Weltmarkt für Steinkohle Hafenkapazitäten Kolumbiens 2005 in Mio. t 2006 in Mio. t 32,0 32,0 24,0 24,0 Prodeco Puerto 5,0 6,5 Carbosam Puerto Bolivar Santa Marta Cienaga 6,0 6,0 Rio Cordoba 4,0 4,0 Barranquilla 1,5 1,5 Cartagena 2,0 2,0 74,5 76 Gesamt Ein Teil der Häfen an der karibischen See soll wie folgt ausgebaut werden: Der Export wird in 2007 weiter ansteigen. Voraussetzung ist hierfür die Umsetzung der Infrastrukturmaßnahmen, die aber eingeleitet und teils bereits realisiert werden. Exportentwicklung Kolumbien 2004 - 2006 2004 Mio. t 2005 Mio.t 2006 Mio.t Steinkohlenförderung 58 60 63,7 Steinkohlenexporte 51 55 61 Exportquote in % 88 92 96 25,6 23,4 25,0 2,9 2,7 2,9 13,3 17,6 22,4 1,7 2,1 1,9 ■ Puerto Bolivar von 32 Mio. t/a auf Wichtige Importländer/ -region EU-15/ab 2004 EU-25 40 Mio. t/a ■ Santa Marta Häfen von 35 Mio. t/a auf Sonstige europ. Länder* USA 45 Mio. t/a ■ Cartagena von 2 Mio. t/a auf Kanada *inkl. Angrenzender Mittelmeerländer 10 - 12 Mio. t/a ■ Barranquilla von 1,5 Mio. t/a auf 8 - 12 Mio. t/a Export Die kolumbianische Kohle wird hauptsächlich in den atlantischen Markt geliefert. Vom Gesamtexport von 60,8 Mio. t gingen 2006 nur ca. 1,2 Mio. t nach Chile und Peru und damit in den pazifischen Raum. Der überwiegende Teil der Exporte erfolgte in die USA, die ihren Import von 17,6 Mio. t in 2005 auf 22,4 Mio. t in 2006 erhöhten. Aber auch der europäische Raum nahm ca. 1 Mio. t mehr an Kohle ab. Exportstruktur Kolumbiens 2005 in Mio. t 2006 in Mio. t Amerika 23,8 29,5 davon Nordamerika 19,8 24,3 4,0 5,2 Europa 30,8 31,3 davon Mittelmeerraum 10,4 6,3 davon Süd- & Mittelamerika 78 Große Importeure waren Deutschland (4,0 Mio. t), Frankreich (3,3 Mio. t), Portugal (2,9 Mio. t) und Israel (3,3 Mio. t). davon Nordwesteuropa 20,4 25,0 Gesamt 54,6 60,8 Ausblick Die Perspektiven für den kolumbianischen Steinkohlenbergbau haben sich in den letzten Jahren verbessert. In Nord-, Mittel- und Südamerika wächst die Nachfrage kontinuierlich. Südafrika kann derzeit seine Exporte nicht steigern, solange die Produktions- und Eisenbahnprobleme nicht gelöst werden; damit ist Kolumbien auf dem besten Weg größter atlantischer Kesselkohlenanbieter zu werden. Die großen Gesellschaften haben beachtliche Ausbaupläne angekündigt, und vom Lagerstättenpotential her sind die Voraussetzungen für eine weitere Expansion gegeben. Die Infrastruktur muss allerdings mitwachsen, und es müssen in den nächsten 2 Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen werden, damit die Logistik nicht zum Export-Engpass wird. Mittelfristig könnte der Export 100 Mio. t erreichen. Kohlenexportländer • USA USA Powder River Becken Baltimore Uinta Becken AppalachenRevier Green River Becken San Juan Becken IllinoisBecken Washington Hampton Roads Mobile Kohlenbeladehafen Davant Steinkohlenrevier 1.000 km Allgemeines Das Land setzt auch zukünftig auf Kohle als wichtigen Energieträger zur Deckung des Energiebedarfs. Mit Anteilen von 24 % am gesamten Energieverbrauch und 51 % an der US-Stromerzeugung ist die Kohle auf absehbare Zeit unverzichtbare Primärenergie. Vor diesem Hintergrund ist die Regierung bemüht, die Genehmigungsverfahren für die Erschließung und Ausbeutung von Kohlenlagerstätten zu vereinfachen. Die USA nehmen nicht am Klimaschutzabkommen von Kyoto zur Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen teil, versuchen aber, über eine Verbesserung der Kohleverbrennungstechnologie - Clean Coal - zum Klimaschutz beizutragen. Klimavorsorge an. Die Bemühungen hierzu sollen 2008 abgeschlossen und in die UNO-Strategie eingebunden werden. Diese Haltung hat der amerikanische Präsident auf dem letzten G8-Gipfel in Deutschland im Juni 2007 noch einmal bestätigt. Die USA unterstützen massiv Technologieprogramme zur Begrenzung der CO2– Emissionen und streben nach 2012 eine Einbeziehung der Schwellenländer in die Anstrengungen zur Die hohe Importabhängigkeit beim Ölkonsum und die hohen Ölpreise haben in den USA Überlegungen ausgelöst, Kohleverflüssigungsprojekte zu prüfen. Kohle hat in den USA eine gute Wettbewerbsposition, da die Gaspreise in den letzten Jahren stetig gestiegen sind und auch in jüngster Zeit noch überwiegend Gaskraftwerke in Betrieb genommen wurden und damit die Gasnachfrage erhöhen. Vor dem Hintergrund einer robusten Wirtschaftsentwicklung betrug die Stromerzeugung aus Kohle 2006 fast 1.966 TWh und trug zu rund 51 % zur Stromversorgung bei. Ein weiterer Anstieg ist absehbar. 79 Weltmarkt für Steinkohle Reserven/ Qualitäten Die BGR nennt für die USA Hartkohlenressourcen von rund 719 Mrd. t, Reserven von 213 Mrd. t also insgesamt ein Potential von 932 Mrd. t. Anders als bei Erdöl und Gas besitzen die USA damit eine riesige Vorratsbasis. Hinzu kommt noch ein Potential von rund 430 Mrd. t Weichbraunkohlen. Die Vorratsbasis verteilt sich auf das Steinkohlen (und Anthrazit) führende, küstennahe AppalachenRevier im Osten des Landes, gefolgt vom noch östlich des Mississippi gelegenen Illinois-Becken, welches schwefelreiche subbituminöse Hartbraunkohlen führt. Dazu kommen die im Westen gelegenen, ebenfalls schwefelarme subbituminöse Kohlen enthaltenden Powder River-, Green River-, Uinta- und San Juan-Becken. Erhebliche Braunkohlen-Reserven lagern im südlichen Golf und im an der Grenze zu Kanada liegenden Northern LigniteBecken. Die Kohlenreserven sind im Westen und Mittleren Westen der USA Eigentum der jeweiligen Bundesstaaten. Sie werden von den Bergbauministerien (Departments of Mines) meistbietend zur Auf- und Untersuchung versteigert und gegen einen Förderzins zum langfristigen Abbau frei gegeben. Im Osten des Landes hingegen herrscht unverändert der Grundeigentümerbergbau. Damit verfügte einst nur der Grundeigentümer über die auf seinem Boden vorhandenen Bodenschätze. Inzwischen werden die Abbaurechte auch getrennt vom Grundeigentum gehandelt und können gegen einen mit dem Eigner frei vereinbarten Förderzins (4 - 7 % des Erlöses je t) an Bergbauunternehmen abgetreten werden. Die Kohlen weisen ein breites Qualitätsspektrum auf. Während die subbituminösen Kohlen der westlichen Reviere nach einfachem Brechen und Sieben der Rohkohle verwendet werden können, müssen die in den östlichen Revieren gewonnenen Rohkohlen in der Regel aufbereitet werden; dies gilt vor allem für Kokskohlen. Die subbituminösen Kohlen der westlichen Reviere zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an Wasser (26 %) und flüchtige Bestandteile (>30 %) bei hoher Mahlhärte (< 50 80 HGI) aus, während ihre Asche- (5 %) und Schwefelgehalte (0,3 %) sowie die Heizwerte mit 4.800 - 5.050 Kcal/kg (roh) gering sind. Derartige Kohlen werden ausschließlich zur Verstromung eingesetzt. Die Steinkohlen der Appalachen hingegen haben niedrigere Gehalte sowohl an Wasser (5 - 12 %) und flüchtigen Bestandteilen (17 - 39 %), dafür jedoch höhere Aschegehalte (5 - 15 %) und Heizwerte (6.000 - 7.200 Kcal/kg roh) und mit 50 - 90 HGI eine gute Mahlbarkeit. Auch ihr Schwefelgehalt ist mit 0,5 - 3,0 % z. T. bedeutend höher. Diese Kohlen werden sowohl zur Verstromung als auch zur Kokserzeugung eingesetzt. Für letztgenannte Verwendung sind jedoch nur Kohlen mit geringerem Asche- (6 - 8 %), Feuchte- (8 %), Schwefel- (0,7 0,9 %) und Gehalt an flüchtigen Bestandteilen von 18 - 33 % geeignet. Bei asiatischen Verbrauchern gelten die US-Kokskohlen als „hard-coking-coal“ und diese waren einst wegen ihrer hohen Reaktivität und Fluidität als Beimischkomponenten sehr gefragt. Förderentwicklung Die Produktion der USA ist in 2006 leicht gestiegen (+2,3 %) und lag bei rund 1 Mrd. t. Die Förderung aus den Appalachen-Revieren sank weiter, während die Produktion der Reviere Interior und Western weiter anstieg. Die Nachfrage nach Steinkohle in der Stromwirtschaft war etwas geringer. Nach wie vor basiert die US-Stromerzeugung aber zu gut 50 % auf Kohle mit langfristig steigender Tendenz. Der seit mehreren Jahren anhaltende Trend einer wachsenden Förderung westlich des Mississippi zu Lasten der östlich davon gelegenen Reviere hat sich verstetigt. Ursächlich für diese Verlagerung sind vor allem die seit 1995 wirksamen Bestimmungen des Clean Air Acts, der die zulässigen SchwefeldioxidEmissionen der Kohlekraftwerke erheblich einschränkt. Um die damit verbundenen Investitionen zur Rauchgas-Entschwefelung zu minimieren, bevorzugen die EVU in wachsendem Umfang den Einsatz schwefelarmer Kohlen aus dem Powder-River-Becken auch unter Inkaufnahme höherer Transportkosten und zu Lasten der höher schwefeligen Kohlen Kohlenexportländer • USA Förderverteilung USA 2003 in Mio. t* 2004 in Mio. t* 2005 in Mio. t* 2006 in Mio. t* Appalachen¹) 353 Interior 132 366 367 355 132 132 137 Western 498 522 530 561 Gesamt 983 1.020 1.029 1.053 East of Mississippi 436 451 454 444 West of Mississippi 547 569 575 609 Gesamt 983 1.020 1.029 1.053 ¹) einschl. Kohle aus Haldenaufbereitung * metrische Tonnen überwiegend aus dem Illinois-Becken und teilweise aus den Appalachen-Revieren. Die seither verbesserte gesetzlich verordnete Ausstattung der US-Kohlekraftwerke mit Entschwefelungsanlagen erhöht aber auch wieder die Attraktivität des Illinois-Beckens, da dann problemlos schwefelreichere Kohlen verfeuert werden können. Der US-Kohlenbergbau befindet sich vollständig in privater Hand. 2006 waren rund 1.400 Zechen in Betrieb, wovon rund 800 auf Tagebau- bzw. rund 600 auf Tiefbaubetriebe entfielen. Damit hat sich ihre Anzahl innerhalb der letzten 8 Jahre um 200 Betriebe vermindert. Die Förderung stagnierte im gleichen Zeitraum weitgehend. Dieser Konzentrationsprozess führte dazu, dass derzeit (2006) zehn Produzenten 67 % der gesamten US-Kohlenproduktion erbringen. Die Kohlengewinnung ist hoch mechanisiert und wird zu rund 67 % im Tagebau, und zwar in Tiefen bis zu rund 60 m erbracht. Diese Abbaumethode ist vor allem in den westlichen Revieren verbreitet. Dort werden ein bis zwei Flöze von meist über 5 m Mächtigkeit mittels Schürfkübelbaggern (draglines) vom Abraum befreit, so dass die anschließende Kohlenförderung im Bagger/SKW-Betrieb (truck and shovel) erfolgt. In den Appalachen-Revieren hingegen finden Schürfkübelbagger seltener Anwendung, d. h. nur dort, wo über den Kohleflözen mächtige Abraummengen liegen („mountain top removal“). Die hier meist dünneren Kohleflöze und der dabei anfallende Zwischenabraum werden dann im Bagger/SKW-Betrieb abgebaut. Der Tiefbau mit einem Anteil von 33 % an der Gesamtförderung setzt in den Appalachen, aber auch in den westlichen Revieren ein, sobald ein Abraum/Kohleverhältnis von 8 cbm/t K ohle deutlich überschritten wird. Vorherrschend dabei ist der Stollenbergbau im Kammer/Pfeiler-Verfahren mittels Fräsladern und Pendelwagen und zunehmend auch der Strebbetrieb. Die Belegschaft ist in den letzten Jahren (seit 2003) um 13.000 Mann oder 18 % angestiegen. 2006 Die größten Kohlenproduzenten der USA 2006 Unternehmen Förderung 2006 Mio. t Export1 2006 Mio.t Peabody Energy Corp. 195 18 Rio Tinto America (Kennecott) 125 - Arch Coal Inc. 114 - 65 - CONSOL Energy Inc. 61 10 Massey Energy Co. 35 6 North American Coal Corp. 32 - Kiewit Mining Group, Inc. 29 - Westmoreland Coal Company 27 - Foundation Coal Corp. Alpha Natural Resources Gesamt % von USA 2006 23 7 706 41 67 1.053 89 46 1 Exportzahlen vorläufig 81 Weltmarkt für Steinkohle beschäftigte der US-Kohlenbergbau 84.000 Bergleute. Bei einer Förderung von 1.053 Mio. t entspricht dies einer durchschnittlichen Produktivität von 12.500 t/Mannjahr. Hohe Produktivitätsraten werden dabei im Tagebau mit 22.000 t/Mannjahr vor allem in den Großbetrieben des Powder-RiverBeckens erbracht, während im Tiefbau, der überwiegend im Appalachen-Revier angesiedelt ist, nur 8.300 t/Mannjahr erreicht werden. Durch den starken Belegschaftsanstieg ist die durchschnittliche Produktivität gesunken. Der Kohlenverbrauch betrug in 2006 insgesamt 1.010 Mio. t, wovon 934 Mio. t (92 %) auf die Stromerzeugung und 55 Mio. t (6 %) auf den industriellen Verbrauch entfielen. Nur 21 Mio. t (2 %) wurden an Kokereien der Stahlindustrie geliefert. Nach Prognosen der EIA soll die Kohleproduktion in den USA bis 2030 auf rund 1,6 Mrd. t wachsen, der Anteil in der Stromerzeugung würde dann 57 % betragen. Kostenentwicklung Die Förderkosten sind in den letzten Jahren weiter gestiegen, teils durch staatliche Auflagen, die zu einer stärkeren Rückstellungsbildung für soziale Verpflichtungen der Unternehmen zwangen, sowie Umweltauflagen. Bei den Förderkosten gibt es große Unterschiede in den USA. Im Appalachenrevier, in erster Linie für den Export relevant, liegen die Kosten in folgenden Bandbreiten: ■ Kesselkohle 35 - 65 US $/t ■ Kokskohle 40 - 80 US $/t Bei der Kokskohle ist zu berücksichtigen, dass sie besser aufbereitet werden muss und häufig auch aus geringmächtigen Flözen mit höheren Kosten gewonnen wird. Im Powder-River-Becken mit großen Tagebauen und mächtigen Flözen liegen die Kosten dagegen in einer Bandbreite von 4 - 6 US $/t. Der Bahntransport aus dem Appalachen-Revier in die Exporthäfen liegt in einer Bandbreite von 20 30 US $/t, Hafenumschlagskosten liegen bei rund 3 - 4 US $/t. Der Entfall der Synfuel-Steuergutschrift in 2007 könnte in Zukunft zur weiteren Kostensteigerung führen. Infrastruktur Der US-Kohlenbergbau stützt sich auf eine gut ausgebaute und effiziente Infrastruktur. Über 969 Mio. t Kohlen werden jährlich zu den Inlandsverbrauchern bzw. zu den Exporthäfen transportiert. Daran sind die Eisenbahnen mit 64 % und die Binnenschifffahrt mit 8 % beteiligt. Nach mehreren Fusionen von Bahngesellschaften in den drei zurückliegenden Jahren konzentriert sich der Kohletransport aus den westlichen Revieren von über 400 Mio. jato nunmehr auf die Burlington Northern und die Union Pacific, während CSX und Norfolk Southern mit zusammen rund 200 Mio. jato vor allem das Appalachen-Revier bedienen. Für Exportkohlen aus dem Appalachen-Revier zu den Seehäfen betragen die Bahnentfernungen zwischen 600 - 1.000 km und für Binnenschiffe (Golfhäfen) 700 - 2.500 km. Kapazitätsengpässe für den Kohlentransport bestehen nicht. Die USA verfügen gegenwärtig über rund 19 Kohlehäfen mit mehr als 20 Terminals mit einer Umschlagskapazität von 269 Mio. jato. Die wich- Transportwege 2006 Mio. t % 640 64 80 8 Lastwagen 120 12 Förderbänder 120 12 10 1 Eisenbahn Flussschifffahrt fob-Kosten Kesselkohlen 82 2004/2005 in US $/t 2006/2007 in US $/t 43-65 53-77 Große Seen Sonstige Gesamt 30 3 1.000 100 Kohlenexportländer • USA tigsten davon sind Baltimore und Hampton Roads an der Ostküste, gefolgt von Davant und Mobile an der Golfküste mit 13 %. Mit wachsenden Kesselkohleneinfuhren gewinnen vor allem die Golfhäfen auch als Importhäfen an Bedeutung und wurden z. T. entsprechend umgerüstet. Export Der Export in 2006 bewegte sich mit rund 46 Mio. t auf gleicher Höhe wie in 2005: Exportentwicklung der USA 2004 - 2006 2004 Mio. t 2005 Mio.t 2006 Mio.t 1.020 1.029 1.053 43 45 46 Kesselkohlen 19 19 20 Kokskohlen 24 26 26 4 4 4 25 27 30 12,0 14,6 15,3 Kohlenförderung Steinkohlenexporte Exportquote in % Steinkohlenimporte Wichtige Importländer/ -region EU-15/ab 2004 EU-25 Kohlenexport 2006 Sonst. Europa Kokskohle in Mio. t Kesselkohle in Mio. t Gesamt in Mio. t 20,5 5,8 26,3 5,5 14,2 19,7 26,0 20,0 46,0 Seewärtig Landseitig (Kanada/Mexiko) Gesamt Es ist zu vermuten, dass ein Teil der als Kesselkohlen deklarierten Mengen ihren Einsatz als Kokskohle fand. Dies könnte ein Volumen von schätzungsweise 2 - 3 Mio. t sein. Der Import-Export-Saldo für seewärtig transportierte Kohle verringert sich immer mehr und ist in 2006 praktisch ausgeglichen. Die seewärtigen Exporte von Kokskohle gingen überwiegend nach Europa und Südamerika. Die ostasiatischen Märkte wurden nur mit 0,5 Mio. t beliefert (Japan/Südkorea). Die Importe erhöhten sich weiter und überschritten die 30 Mio. t-Marke. Die größten Lieferanten waren Kolumbien und Venezuela. Aber auch indonesische und russische Mengen gelangten in den US-Markt. Kanada 0,2 1,5 0,3 15,7 17,6 18,7 Lateinamerika 5,1 4,9 4,9 Japan 4,0 1,9 0,3 Ausblick Der US- Kohlenbergbau hat unverändert sehr gute Perspektiven. Durch die steigenden Öl- und Gaspreise in den USA wird der Anteil des Kohleeinsatzes in der Stromerzeugung weiter steigen. Die im Trend höheren Weltmarktpreise flankieren eine gewisse Belebung der Exporte, vor allen von Kokskohle. In 2006 war der Saldo an seewärtigen Einfuhren und Exporten von bzw. in den Weltmarkt erstmals positiv, d. h. es wurde mehr importiert als exportiert. Das für den Export wichtige Appalachen-Revier wird in seinem Fördervolumen eher rückläufig eingeschätzt. Bei höherem Preisniveau können aber auch schwierigere Lagerstättenteile abgebaut werden. Die Importe vom Weltmarkt könnten vor allem an der Ostküste weiter an Bedeutung gewinnen. Die Rolle als „swing-supplier“ spielen die USA auf absehbare Zeit in bescheidenem Rahmen gegenüber früheren Exportzahlen bei Kesselkohle. Kokskohle-Exporte dürften im derzeitigen Rahmen fortgesetzt werden. Saldo Export/Import USA Exporte (seewärtig) Importe (seewärtig) Saldo 2000 in Mio. t 2000 in Mio. t 2005 in Mio. t 2006 in Mio. t 33 21 27 26 11 15 27 30 -22 -6 0 +4 83 Weltmarkt für Steinkohle Kanada British Columbia Ridley Island Prince Rupert Neptune Terminal Roberts Bank Alberta Saskatchewan Vancouver Kohlenbeladehafen Steinkohlenrevier 1.000 km Allgemeines Als Kohlenexportland trat Kanada erstmalig in den frühen siebziger Jahren in Erscheinung; bis dahin diente seine Kohlenindustrie nahezu ausschließlich der Versorgung des heimischen Marktes. Der Einstieg in den Weltkohlenmarkt wurde durch den wachsenden Kokskohlenbedarf der japanischen und später auch der koreanischen Stahlindustrien in der zweiten Hälfte des zurückliegenden Jahrhunderts ausgelöst. Deren strategische Zielsetzung war die Entwicklung eines liefersicheren zweiten Versorgungsstandbeins neben Australien im Pazifik und zusätzlich zu den damaligen Bezügen aus den USA. Daraufhin wurden in Kanada binnen zweier Jahrzehnte drei Kohlenreviere samt Infrastruktur zur Bedienung des Exportmarktes entwickelt; die Ausfuhren schnellten ab 1969 von null auf 36,5 Mio. t in 1997 empor. Seither ist der Export ori- 84 entierte Steinkohlenbergbau des Landes nur noch marginal wettbewerbsfähig. Veränderte Qualitätsanforderungen an Kokskohlen und relativ hohe Gewinnungs- und Transportkosten zur Küste wie auch die lange stagnierende Nachfrage auf dem Kokskohlenweltmarkt sind die Gründe dafür. Das höhere Kokskohlenpreisniveau der letzten Jahre hat aber zu einer Belebung des Steinkohlenbergbaus geführt. Reserven/Qualitäten Die BGR beziffert die Hartkohlenressourcen Kanadas auf 141 Mrd. t, die Reserven mit 4,3 Mrd. t. Kanada hat damit ein Potential von 145,3 Mrd. t. Etwa 91 % sämtlicher Vorräte liegen in den westlichen Provinzen Alberta und Britisch Kolumbien. Während sich die Braunkohlenbecken auf die Provinz Saskatchewan beschränken, liegen die subbitu- Kohlenexportländer • Kanada minösen Kohlen in einem Gürtel, der aus den USA kommend nach Alberta herein reicht und sich durch das Vorland der Rocky Mountains nach Nordwesten erstreckt. Parallel dazu folgt westlich davon ein weiterer, bereits in den Vorbergen der Rocky Mountains verlaufender Steinkohlengürtel, welcher auch nach Britisch Kolumbien hinein reicht. Während sich die im Vorland des Gebirges gelegenen subbituminösen Kohlenfelder durch weitgehend ungestörte und flache Lagerung auszeichnen, sind Steinkohlenlagerstätten des Vorgebirges vielfach geneigt und durch Bruchtektonik beeinflusst. Die Kohlen führenden Schichten erreichen dort eine Dicke von rund 650 m und enthalten bis zu 60 Flöze von bauwürdiger Mächtigkeit. Wirtschaftlich genutzt werden sowohl die Braunund subbituminösen wie auch die Steinkohlen. Erstere dienen ausschließlich der Verstromung in meist direkt an der Grube errichteten Kraftwerken (minemouth power stations). Steinkohlen - davon 90 % Kokskohle - dienen ganz überwiegend dem Export. Für Kokskohlen sind folgende Qualitätsmerkmale typisch: Sie sind mit 21 - 25 % überwiegend niedrigflüchtig (gelegentlich mit 26 - 29 % auch mittelflüchtig), enthalten 8 - 9,5 % Asche, 1 % (geb.) Feuchte und 0,5 % Schwefel bei einer Blähzahl von 6 - 8. Die Kokskohlen werden von den asiatischen Verbrauchern als hard- bis semisoft eingestuft. In den Export gelangende Kesselkohlen verfügen über Heizwerte von 5.800 - 7.100 Kcal/kg (roh) bei 19 - 32 % flüchtigen Bestandteilen, 10 - 15 % Ascheanteil, 7 - 9 % Feuchte und 0,3 - 1,0 % Schwefel bei einer günstigen Mahlhärte von 60 - 70 HGI. Die subbituminösen Kohlen des Rocky MountainsVorlandes entsprechen in ihrer Qualität weitgehend denen des US-Powder-River-Beckens. Förderentwicklung In 2006 wurden in Kanada rund 70 Mio. t Kohle gefördert, davon 30 Mio. t Kokskohle und PCIKohle, die überwiegend in den Export gingen. Kesselkohle wurde in einem Volumen von 40 Mio. t produziert. Sie teilt sich auf in 4 Mio. t Steinkohle, 24 Mio. t Hartbraunkohle (subbituminös) und 12 Mio. t Braunkohle. Die sich auf hohem Niveau tendenziell abschwächenden Weltmarktpreise und der Rückgang der chinesischen Kokskohlenimporte einerseits und weltweit ansteigende Preise für Grubenausrüstung andererseits führten zu einer erneut verhaltenen Entwicklung des kanadischen exportorientierten Bergbaus. Die Gruben gerieten in die Schere zwischen sinkenden Exporterlösen einerseits und sich verschlechternder Auslastung und damit steigenden spezifischen Kosten sowie generellen Kostensteigerungen andererseits. Trotzdem sehen jüngste Planungen vor, in Westkanada weitere zusätzliche Vorräte vor allem von PCIKohle zu erschließen. Auch große Bergbaukonzerne (z. B. Amcoal) interessieren sich für PCI-Projekte. In Ostkanada verfolgt „Xstrata“ zusammen mit „Erdene Gold“ das Projekt, die in den neunziger Jahren stillgelegte Grube Donkin in Cape Breton in Nord-Ost Kanada (Nova Scotia) wieder zu eröffnen. Die Grube soll 200 Mio. t Kessel- und Kokskohlenvorräte besitzen. Der Kohlenbergbau wird in den westlichen Provinzen ausschließlich im Tagebau betrieben. Dabei werden die subbituminösen und Braunkohlenflöze wie im Powder River Becken der USA durch Schürf kübelbagger vom darüber liegenden Abraum befreit und im Bagger/SLKW-Betrieb herein gewonnen. Nach Zerkleinerung wandert die Kohle ohne Aufbereitung per Förderband direkt ins nahe gelegene Kraftwerk. Die Steinkohlentagebaue hingegen sind durch den Abbau zahlreicher, meist 20 - 40° geneigter Flöze von 1 - 10 m Mächtigkeit gekennzeichnet. Hier ist ein selektiver Abbau mittels Bulldozer/Schaufellader/Bagger und SLKW erforderlich. Die Lebensdauer der in den östlichen Vorgebirgen der Rocky Mountains gelegenen Steinkohlentagebaue ist durch das rasche Ansteigen des Abraum/ Kohle-Verhältnisses auf Werte von über 8 cbm/ Tonne Kohle erheblich eingeschränkt. Noch reichen jedoch die oberflächennahen Lagerstättenvorräte meist aus, um den Betrieb für eine gewisse Zeit aufrecht zu erhalten. In 2006 förderten 25 Gruben in Kanada. Fünf Gesellschaften produzierten Koks- 85 Weltmarkt für Steinkohle kohle und PCI-Kohle, zwei Gesellschaften erzeugten Kraftwerkskohle für den Inlandsverbrauch und Export und drei Gesellschaften förderten Braunkohle, Hartbraunkohle und Steinkohle ausschließlich für den Inlandsmarkt. Die Produktivität des kanadischen Bergbaus liegt in einer Bandbreite von 7.000 - 11.000 Mann und Jahr. Kostenentwicklung Kanada hat in den vergangenen Jahren ebenfalls erhebliche Steigerungen bei den Betriebskosten zu verzeichnen, die in ähnlicher Größenordnung wie die ihrer australischen und amerikanischen Konkurrenten liegen. Überproportional stiegen jedoch die Transportkosten an, die damit die kanadischen Produzenten an die Grenze der Wettbewerbsfähigkeit führten. Sie liegen bei 34 - 35 US $/t. Die frei Grube-Kosten liegen in einer Bandbreite von 38 US $/t bis 45 US $/t, die Umschlagskosten bei 4 - 6 US $/t. Der kanadische Dollar hat sich gegenüber dem US $ in den letzten Jahren kontinuierlich gefestigt und ließ damit die Margen schrumpfen. Derzeit besteht nahezu eine Relation von eins zu eins. fob-Kosten Kesselkohlen 2004/2005 in US $/t 2006/2007 in US $/t 49-63 76-86 Während die Kosten für Kokskohle frei Grube in Kanada zu den günstigsten in der Welt gehören, sind die Transportkosten die höchsten und machen Kanada zum teuersten Kokskohlenanbieter. schlüsse entweder zur Canadian National (CN), Canadian Pacific (CP) oder BC Rail Ltd., wobei die Transportentfernungen zu den Exporthäfen der Pazifikküste meist über 1.000 km betragen. Umso mehr gilt dies für die Entfernung zu den stark bevölkerten Industriezentren an den nordamerikanischen Seen mit 2.400 km. Gegenüber anderen, den pazifischen Markt bedienenden Exportländern wie Australien, Indonesien, Südafrika und selbst China beinhaltet dies einen erheblichen Kostenund Wettbewerbsnachteil. Die Kohleexporte erfolgen über die Pazifikhäfen Roberts Bank (Westshore Terminal) und Neptune Terminal (beide Vancouver), Texada auf Vancouver Island, sowie Ridley Island (Prince Rupert); sie verfügen über eine Umschlagskapazität von 51,5 Mio. jato. Derzeit ist das Westshore Terminal mit etwa 25 Mio. t der bestgenutzte Verladehafen. Das Terminal wird gerade modernisiert und hat Ausbaupotential. Das Neptune Terminal hat eine Kapazität von 8 Mio. t, die derzeit für Kohle nur zur Hälfte genutzt wird. Die Kapazität ist relativ kurzfristig auf 10 Mio. t/a ausbaubar. Das Ridley Terminal hat eine Kapazität von 12 Mio. t. In 2006 wurden mit 2,8 Mio. t erstmals größere Mengen umgeschlagen. Neue Projekte der Western Canadian Coal Company könnten das Terminal beleben. Die beiden führenden Eisenbahngesellschaften - CN und CP - haben massive Investitionen angekündigt. CP will C$ 160 Millionen in 25 Projekte investieren, CN sogar C$ 474 Millionen. Die Investitionen erstrecken sich über einen 5-Jahreszeitraum. Für die Inlandsverladung kanadischer Kohle in die USA auf Binnenschiffe, die die Großen Seen befahren, dient das Thunder Bay Terminal. Dessen Kapazität beträgt 11 - 12 Mio. t. Über das Thunder Bay Terminal erfolgt auch der Umschlag von US-Kohlen Umschlagskapazitäten Infrastruktur Die der kanadischen Kohlenindustrie zur Verfügung stehende Infrastruktur ist hervorragend ausgebaut, zuverlässig und effizient, bleibt aber wegen der Transportdistanzen dennoch ihr Schwachpunkt. Sämtliche Exportgruben verfügen über Bahnan- 86 Terminal Kapazität in Mio. t Neptune Bulk Terminal 8 Westshore Terminal 26 Ridley Terminal 12 Gesamt 46 Kohlenexportländer • Kanada aus dem Powder River Basin sowohl für den US- wie auch den kanadischen Markt. Export Die Exporte sanken 2006 leicht um 0,6 Mio. t auf 27,6 Mio. t. Einen stärkeren Rückgang um fast 1 Mio. t verzeichneten die Ausfuhren nach China. Die seewärtigen Ausfuhren betrugen 25,9 Mio. t, davon 23,3 Mio. t Kokskohle und 2,6 Mio. t Kesselkohle. In die USA wurden landseitig 1,7 Mio. t verladen. Die größten Abnehmer waren Japan mit 8,7 Mio. t und Südkorea mit 5,0 Mio. t. In den europäischen Raum inklusive Türkei gelangten 7,6 Mio. t. Für die australischen Kohlen versorgen wollen. So steigen derzeit die kanadischen Exporte wieder. Der Marktführer Elk Valley Coal hat die Cheviot-Grube in Betrieb genommen. Die kleineren Gesellschaften Grand Cache Coal, Pine Valley und Western Canadian Coal planen ebenfalls Neuaufschlüsse, die insgesamt im Endstadium 10 - 12 Mio. t zusätzlicher Exportmengen erbringen könnten. Kanada bleibt aber der Grenzanbieter im Kokskohlengeschäft, wenn die Transportkosten nicht gesenkt werden können. Exportentwicklung Kanada 2004 - 2006 2004 Mio. t 2005 Mio. t 2006 Mio. t Steinkohlenförderung 29 31 34 Steinkohlenexporte 26 28 28 2 2 3 24 26 25 90 90 82 EU-15/ab 2004 EU-25 4,9 6,0 6,2 Sonstige europ. Länder* 1,3 0,7 1,7 Japan 9,4 7,8 5,4 Kesselkohlen Kokskohlen Exportquote in % Wichtige Importländer/ -region Südkorea 4,4 3,7 0,0 USA 1,8 1,8 2,5 Lateinamerika 1,8 2,5 3,2 *inkl. Angrenzender Mittelmeerländer langfristige Erhöhung der kanadischen Exporte ist die Importentwicklung Indiens und Chinas von ausschlaggebender Bedeutung. Ausblick Aufgrund der langen Transportwege hat der westkanadische Steinkohlenbergbau einen erheblichen Kostennachteil gegenüber australischen und US amerikanischen Kokskohlengruben. Nichtsdestoweniger sind die Perspektiven für den kanadischen Kokskohlenexport durch die höheren Weltmarktpreise, die Einengung der Angebotspalette und den Rückzug Chinas aus dem Kokskohlenexport stark verbessert, da viele Verbraucher sich nicht nur mit 87 Weltmarkt für Steinkohle Vietnam 4 5 3 2 7 Hanoi 8 1 Hongai Campha 6 11 Hue 1 Quang Ninh 2 Thai Nguyen 3 Backan 4 North Path 5 Da River 6 Ca River 7 Red River 8 Na Duong Ho Chi Min City Kohlenbeladehafen Steinkohlenrevier 300 km Allgemeines Vietnam bemüht sich seine Wirtschaft anzukurbeln. Das Land hat in den letzten Jahren seinen Kohlebergbau zügig ausgebaut und seine Exporte erheblich gesteigert. Vietnam hat einen stark steigenden Energiebedarf, der im Zeitraum 1996 bis 2005 13 % pro Jahr betrug. Die Volkswirtschaft wächst sehr stark mit Raten von 8 - 9 % pro Jahr. 88 Reserven/Qualitäten Die BGR gibt die Hartkohlenressourcen Vietnams mit 6,5 Mrd. t an, die Reserven mit 564 Mio. t, also insgesamt ein Potential von rund 7 Mrd. t. Die Vorkommen sind hauptsächlich im nördlichen Vietnam gelegen, kleinere Lagerstätten von Anthrazit, Steinkohle und Braunkohle befinden sich im mittleren und nördlichen Vietnam. Die bedeutendsten Reserven liegen in Quang-Ninh-Becken, das sich Kohlenexportländer • Vietnam wiederum in die drei Kohlefelder Hongai, Compha und Hong Bi gliedert und nach vietnamesischen Angaben 6,6 Mrd. t ausgewiesene, davon 3,1 Mrd. t gewinnbare Anthrazit-Reserven enthält. Die derzeit starken Erhöhungen der Produktion und der Exporte sollen teilweise mit chinesischer Unterstützung erfolgt sein. Die Produktion wird sowohl im Tief- als auch im Tagebau erbracht. Tendenziell sinkt der Anteil des Tagebaus, da die Lagerstätten bis auf 350 m Tiefe einfallen und damit dem Tagebau nicht mehr zugänglich sind. Bei 95 % der Förderung handelt es sich um Anthrazit. Als Fördertechniken werden in den Tagebauen „truck and shovel“-Techniken, im Tiefbau werden Kammer/Pfeilerbau und Strebbau eingesetzt. Die Leistungen sind mit 500 - 600 Tonnen je Mannjahr sehr niedrig. Da die Tagebau-Vorräte limitiert sind muss Vietnam einen modernen Tief-Bergbau entwickeln. Vietnam bedient sich dabei ausländischer Hilfe. Neben den Anthrazit-Reserven gibt es noch Hartbraunkohlevorkommen im Red-River-Becken, die über ein Gebiet von 3.500 km2 210 - 300 Mrd. t enthalten. Sie liegen in einer Tiefe von 250 - 1.200 m. Derzeit wird das Red-River-Becken genauer exploriert, um mittelfristig zugängliche Lagerstättenteile abzubauen. Der Bergbau wird zu 95 % von VINACOAL (Vietnam National Coal Corporation) kontrolliert. Die Qualitäten sind schwefelarm (0,6 %) und können je nach Aufbereitung Heizwerte von über 7.000 kcal/kg erreichen. Förderentwicklung Genaue Produktionszahlen liegen nicht vor, doch auf Basis des Inlandsverbrauchs von ca. 14 Mio. t und des Exports von ca. 29,8 Mio. t ergibt sich eine Förderung von ca. 44 Mio. t in 2006. Diese wird aus schätzungsweise 35 bekannten Gruben erbracht. Die Förderkapazitäten der vietnamesischen Zechen wurden nach Angaben von Vinacom wie folgt eingeschätzt (vermutlich Rohkohle): ■ Tagebau ■ Tiefbau ■ Gesamt 26,5 Mio. t 38,1 Mio. t 64,6 Mio. t Insofern sind die rasanten Exportsteigerungen nachvollziehbar. Die Regierung fordert inzwischen, die Exporte künftig unter 20 Mio. jato zu halten, zwecks Sicherung des Inlandsbedarfes. Die Förderung soll weiter erhöht werden und langfristig (bis 2025) 80 Mio. t erreichen. Derzeit überwiegt der Anteil der Tagebauproduktion, doch muss zunehmend wegen Vorratserschöpfung auf Tiefbau übergegangen werden, will man die Förderziele erreichen. Ab 2013 soll neben dem heutigen Schwerpunkt das Red-River-Vorkommen die Produktion aufnehmen und bis 2020 5 Mio. t Förderung erreichen. Langfristig (bis 2023) will Vietnam seine Stromproduktion zu 70 % auf Kohle basieren. Kostenentwicklung Angaben über Beschäftigte und Kosten liegen noch nicht vor. Da Vietnam zunehmend exportiert, kann unterstellt werden, dass dies im vietnamesischen volkswirtschaftlichen Rahmen lukrativ sein muss. Die Leistungen je Mann und Jahr sollen bei 500 600 t liegen. Infrastruktur Die Küsten an der Ostseite Vietnams sind weitgehend flach und haben bisher nur den Zugang von Schiffen unter 10.000 DWT erlaubt. In Campha können bedingt durch Baggerarbeiten größere Schiffe beladen werden. So besteht die Möglichkeit auch 65.000 DWT-Schiffe mit zusätzlicher Beladung auf Reede abzufertigen. Hongai-Port kann 10.000 DWT-Schiffe am Pier und 30.000 DWT-Schiffe auf Reede abfertigen. Nach Angaben von Vinacom betragen die Exportkapazitäten in den Häfen ca. 34 Mio. t/a: 89 Weltmarkt für Steinkohle Export- und Hafenkapazitäten in Vietnam 2006 in Mio. t Campha/Cua Ong 15,0 New ports in Campha 10,0 Hon Gai/Nam Cau Trang 3,0 Hon Gai/Dien Väng 1,5 Hon Gai/Troi 1,5 Uong Bi/dien Cong 3,0 Gesamt 34,0 Auch die Inlandsinfrastruktur, d. h. Straßen- und Eisenbahnlinien, werden mit chinesischer Hilfe verstärkt, um vor allem südwestliche Verbraucher in China zu versorgen. Export Vietnam hat seinen Export von 17,1 Mio. t in 2005 auf 29,8 Mio. t in 2006 gesteigert. Hauptabnehmer sind die südwestlichen, teils küstennahen chinesischen Kraftwerke in den Provinzen Guanxi und Guangdong, die fast 20 Mio. t abnehmen und an Anthrazit bzw. niedrigflüchtige Kohle aus China gewöhnt sind. Neben China nehmen Japan (2,2), Thailand und Südkorea (0,6) weitere Mengen ab. Die vietnamesische Anthrazitkohle wird teilweise auch als PCI-Kohle eingesetzt. Der hohe vietnamesische Export von AnthrazitKraftwerkskohle ist teilweise niedrigkalorig und rechnet sich nur über die kurzen Seewege nach China. Im normalen internationalen Kesselkohlenmarkt hätte diese Kohle keine Chance. Gleichwohl deckt sie einen Bedarf ab, der sonst möglicherweise vom Weltmarkt zu befriedigen wäre und entlastet ihn damit. Ein Teil der Exporte geht auch über den Landweg nach China. Kennzahlen Vietnam in Mio. t 2004 2005 Förderung 28,0 34,0 44,0 Export 11,3 17,1 29,8 davon China 6,1 9,9 20,1 Exportquote in % 40 50 68 ¹) geschätzt 90 2006¹) In 2007 erhob die vietnamesische Regierung einen 10 %igen Exportzoll, um die Ausfuhr zu drosseln. Die durchschnittlichen Exporterlöse betrugen in 2006 ca. 30 US $/t fob. Dies lässt darauf schließen, dass relativ ballastreiche Kohle auf kurzem Wege nach China gelangt. Ausblick Die Angaben von offizieller vietnamesischer Seite und die Realitäten der effektiven Entwicklung stimmen nicht immer überein. Tendenziell wird aber der Energiebedarf Vietnams steigen und die Exportmöglichkeiten einschränken. Die derzeit zu beobachtenden schnelle Förder- und Exportsteigerung ist teilweise auf in Tagebau betriebenen Lagerstätten erfolgt. Das Tagebau-Potential ist aber begrenzt. Kohlenexportländer • Polen Polen Gdingen Danzig Swinemünde Stettin Warschau Niederschlesien Lubliner Becken Oberschlesien Kohlenbeladehafen Steinkohlenrevier 500 km Allgemeines Polen zählt nicht nur zu den traditionsreichen Steinkohlenproduzenten Europas, sondern war in der Vergangenheit auch einer der maßgeblichen Versorger des Steinkohlenweltmarktes. Die führende Rolle unter den europäischen Förderländern übernahm Polen 1972 mit einer Produktion von 150,7 Mio. t und war bis 1979 mit 41,4 Mio. t nach den USA zweitgrößter Kohlenexporteur der Welt. Wenngleich seine Rolle als Exportland bereits in den achtziger Jahren verblasste, stieg die Förderung im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch auf ein beträchtlich hohes Niveau (1988: 193 Mio. t) an. Erst mit der politischen Wende in den Ostblockstaaten und wachsender marktwirtschaftlicher Orientierung setzte in den frühen neunziger Jahren auch in Polen jener Schrumpfungsprozess des Steinkohlenbergbaus ein, der in Westeuropa bereits zwanzig Jahre früher begann. So betrug die Förderung des Jahres 2006 nur noch 94 Mio. t. Sie hat sich damit in den letzten Jahren stabilisiert. Kohle ist derzeit durch die hohen Weltmarktpreise in Polen in einer besseren Wettbewerbssituation als in der Vergangenheit. Die Stromerzeugung beruht zu mehr als 90 % auf dem Einsatz von Kohle. Davon entfallen drei Fünftel auf Steinkohle und zwei Fünftel auf Braunkohle. Reserven/Qualitäten Nach Angaben der BGR hat Polen Hartkohlenressourcen von 167 Mrd. t, Reserven von 12,5 Mrd. t also insgesamt ein Potential von 179,5 Mrd. t. Nach polnischen Angaben sind die derzeit zugänglichen Reserven 4,8 Mrd. t bei „leicht erreichbaren“ Reserven von 2,8 Mrd. t. Die Reserven verteilen sich auf das Ober- und Niederschlesische sowie das Lubliner Becken, wobei das oberschlesische Revier 93 % aller Vorräte enthält. Die dortige Kohlenformation enthält rund 400 Kohlenflöze mit einer Mächtigkeit von 0,8 - 3,0 m, von welchen etwa die Hälfte wirtschaftlich interes- 91 Weltmarkt für Steinkohle sant ist. Etwa zwei Drittel der Flöze sind mit weniger als 10° nur flach geneigt, der Rest mit maximal 35°. Etwa 56 % der gewinnbaren Kohlenvorräte bestehen aus Kessel- und 44 % aus Kokskohlen. Sämtliche Bodenschätze des Landes einschließlich der Kohle sind Staatseigentum. Erschöpfung der Lagerstätten und teils wegen Unwirtschaftlichkeit. Die Kokskohlengruppe Jastrzebska konnte dagegen ihre Förderung und ihre Exporte erhöhen und ist auch wegen der hohen Kokskohlenerlöse profitabel. Die geplante Privatisierung der polnischen Staatsgruben hat bisher nicht stattgefunden und es gibt starken Widerstand aus der Belegschaft gegen dieses Vorhaben. Für die Kraftwerkskohlenzechen gibt es auch keine ernsthaften Interessenten. Neuere Überlegungen zielen auf einen Börsengang mit der Abgabe von Minderheitsbeteiligungen ab. Der polnische Bergbau braucht dringend Investitionsmittel, um die Förderung aufrechtzuerhalten. Die im modernen Tiefbau gewonnene und durch Nebengestein verunreinigte Rohkohle erfordert eine Aufbereitung. Der Ausbau vorhandener und die Inbetriebnahme neuer Aufbereitungsanlagen der letzten Jahre bewirkten seither zumindest für exportierte Kesselkohlen eine qualitative Annäherung an die Erfordernisse des Weltmarktes. Diese Qualität ist gekennzeichnet durch 25 - 31 % flüchtige Bestandteile, 8 - 16 % Asche und 7 - 11 % Feuchte bei einem Schwefelgehalt von 0,6 - 1,0 % und einem Heizwert von > 6.000 Kcal/kg (roh); dabei fällt die Mahlhärte mit 45 - 50 HGI meist weniger günstig aus. Die Kokskohlen sind mit 23 - 33 % mittel- bis hochflüchtig bei Asche- und Schwefelgehalten von 7 - 9 % bzw. 0,6 - 1,0 %. Ihre Verkokungseigenschaften mit einer Blähzahl von 6 9 sind ausgezeichnet. Bis 2010 will der polnische Staat die Subventionierung einstellen, die derzeit etwa 2,0 - 2,3 US $/t für die Kraftwerkskohle beträgt. Es wird an einem neuen Konzept 2007 - 2013 gearbeitet, das die polnischen Gruben wettbewerbsfähig und subventionsfrei machen soll. Langfristig erwartet man trotzdem ein weiteres Absinken der Förderung auf 77 - 78 Mio. t in 2010 und 70 Mio. t in 2020. Mittelfristig muss auch stärker in den Aufschluss neuer Reserven - vor allem bei Kokskohle - investiert werden, um diese Förderlinie zu halten. Hierfür fehlen aber bisher die Mittel. Nach polnischen Angaben braucht der Steinkohlenbergbau 6,2 - 7,7 Mrd. US $ Investitionsmittel, um wettbewerbsfähig zu sein. Förderentwicklung Die Gesamtförderung sank in 2006 um 2,7 Mio. t auf rund 94 Mio. t. Damit setzt sich der kontinuierliche Rückgang der polnischen Förderung fort. Die Förderrücknahme ging vor allem zu Lasten des seewärtigen Exports (- 5,6 Mio. t), während der Inlandsabsatz in 2006 weitgehend stabil blieb. Die Rücknahme erfolgte im Wesentlichen bei der Kompania Weglowa (- 2,2 Mio. t). Die Zechenstilllegungen wurden vorgenommen teils wegen Sämtliche Betriebe in Polen fördern ausschließlich im Tiefbau, wobei die durchschnittliche Gewin nungstiefe bei etwa 600 m liegt. Der Abbau ist Die größten Steinkohlenproduzenten Polens Unternehmen Kompania Weglowa SA Förderung in Mio. t 2005 2006 Exporte in Mio. t 2005 2006 18 17 52,6 50,4 15,1 10,7 Katowicka Group Kapitalowa 7 7 17,7 17,0 1,6 1,4 Jastrzebska Spolka Weglowa SA 5 5 12,8 13,3 2,3 2,9 Selbstständige Bergwerke 4 4 14,0 13,7 0,5 0,8 34 33 97,1 94,4 19,5 15,8 Gesamt 92 Anzahl der Gruben 2005 2006 Kohlenexportländer • Polen voll mechanisiert, und die Kohle wird im Strebbau gewonnen. Ergänzt wird die polnische Förderung durch Importe von 5 Mio. t, überwiegend russischer Kohle. Die Kokereikapazität beträgt ca. 10 Mio. t/a. Rund 55 60 % der Koksproduktion wird exportiert. Kostenentwicklung Derzeit beschäftigt der polnische Steinkohlen– Bergbau etwa 120.000 Mann. Dies bedeutet eine Leistung von etwa 800 t Mannjahr. Wesentliche Verbesserungen sind bei Abbautiefen von 500 - 600 m kaum zu erwarten. Die polnischen Produktionskosten werden auf 60 - 65 US $ geschätzt. Einschließlich Fracht und Umschlag (rund 20 US $/t) benötigt der polnische Bergbau für den Export derzeit fobPreise von mindestens 80– 85 US $ /t für die Kesselkohle. Der Arbeitskostenanteil liegt bei über 50 %. Damit ist Polen zusammen mit den USA der Grenzanbieter im atlantischen Raum für Kesselskohle. Der Zloty hat sich in letzter Zeit gegenüber US $ stark gefestigt, was sich für die Polen Erlös mindernd auswirkt. Auch gegenüber dem Euro hat sich der Zloty gefestigt. fob-Kosten Kesselkohlen 2004/2005 in US $/t 2006/2007 in US $/t 60-65 80-85 Durch hohe Lohnabschlüsse in den letzten Jahren, die weit über der Produktivitätsfortschritten liegen, hat sich die Wettbewerbsposition weiter verschlechtert. Dies zeigt sich auch in den rückläufigen Exporten vor allem bei seewärtigen Ausfuhren. Infrastruktur Bei der Transport-Infrastruktur, die nunmehr für das sinkende Exportvolumen eher überdimensioniert ist, haben sich in 2006 keine Veränderungen ergeben. Die Exportlogistik ist in Polen gut ausgebaut. Zu den Verladehäfen gehören Danzig, Swinemünde, Stettin und Gdingen. Während in Danzig die Beladung von Capesize-Frachtern möglich ist, sind Swinemünde sowie Gdingen für Panamax-Schiffe und Stettin nur für Handysize-Größen zugänglich. Zunehmend an Bedeutung hat auch der Bahnweg für Koks- und Ballastkohlenexporte vor allem nach Deutschland gewonnen. Hier sind sowohl polnische als auch deutsche Frachtunternehmen tätig. Die Binnenschifffahrt (Oder) ist für den Export (ca. 1,5 Mio. t = 8 % der gesamten Exporte) ohne größere Bedeutung. Export Der Export von Steinkohle sank von 19,5 Mio. t in 2005 auf 16 Mio. t in 2006. Weglokoks exportierte davon 15,3 Mio. t; kleinere Mengen gelangten über andere Vertriebswege vor allem in die angrenzenden Länder in den Export. Der Export in 2006 gliedert sich wie folgt auf: Export Kokskohle in Mio. t Kesselkohle in Mio. t Gesamt in Mio. t Seewärtig 0,8 7,8 8,6 Landseitig 2,2 5,2 7,4 Gesamt 3,0 13,0 16,0 Während der Kesselkohlenexport um 3,7 Mio. t sank, stieg der Kokskohlenexport um knapp 0,5 Mio. t in 2006. Die größten Abnehmer polnischer Kohle - ohne Koks - waren Nachbarstaaten wie Deutschland (7,3 Mio. t), Tschechien (1,6 Mio. t), Slowakei (1,0 Mio. t) Exportentwicklung Polens 2004 - 2006 2004 Mio. t 2005 Mio. t 2006 Mio. t Steinkohlenförderung 99 97 94 Steinkohlenexporte 21 19 16 18 16 13 3 3 3 Kesselkohlen Kokskohlen Koksexporte Exportquote in % 5 4,5 6,3 28 25 26 17,5 17,1 15,9 Wichtige Importländer/ -region EU-15/ab 2004 EU-25 93 Weltmarkt für Steinkohle sowie Österreich (1,2 Mio. t). Nach Großbritannien wurden 1 Mio. t exportiert. Die Koksexporte betrugen 6,3 Mio. t in 2006. Polen importierte kleinere Mengen (5 Mio. t) Kohle aus Russland, Ukraine und Tschechien. Die russischen Mengen könnten tendenziell zunehmen. Ausblick Der polnische Bergbau hat weitere Anpassungsschritte vor sich. Obwohl sich die Förderung in den letzten Jahren stabilisiert hat, ist mit einem weiteren Absinken zu rechnen, da zu wenig in die Erschließung neuer Reserven investiert wird. Auch die stark steigenden Löhne ohne entsprechende Produktivitätsfortschritte erschweren die Situation. Für Exporte braucht Polen ein hohes WeltmarktPreisniveau. Zunehmend beschränkt sich Polen auf unmittelbar angrenzende Abnehmerländer, d. h. Ostseeraum sowie Deutschland und Österreich. Mittelfristig könnte mehr Kohle nach Tschechien exportiert werden, da dort in den nächsten Jahren ein starkes Absinken der Förderung erwartet wird. 94 Kohlenexportländer • Venezuela Venezuela GuasareBecken 1 2 3 4 Falcon-Becken Maracaibo-See Andines-Becken Caracas Fila Maestra/ Naricual-Becken 1 Santa Cruz de Mara 2 Palmarejo 3 Baja TCSV 4 Ceiba Kohlenbeladehafen Steinkohlenrevier 500 km Allgemeines Zu den potentiellen Aufsteigerländern am Steinkohlenweltmarkt zählt Venezuela. Das Land trat erstmals 1991 mit einem Export von 1,9 Mio. t nennenswert in Erscheinung und bedient den Weltmarkt inzwischen (2006) mit einem Volumen von rund 8 Mio. t entsprechend einem Anteil von 1,0 %. Obwohl Venezuela auch in Zukunft nicht zu den Großen auf internationaler Ebene zählen wird, ist sein Entwicklungspotential dennoch beträchtlich und insbesondere für Europa und nordamerikanische Verbraucher von wachsendem Interesse. Hemmnis für eine zügige Entwicklung des Kohlenexports ist die seit Jahren unzulängliche Infrastruktur: Leistungsfähige Bahnverbindungen von den Exportgruben zu den Tiefwasserhäfen und zur Abfertigung von Großfrachtern fehlen bislang. Wie in allen südamerikanischen Ländern befinden sich die Bodenschätze in Staatsbesitz. Die Berghoheit wird durch das Bergbauministerium (Ministerio de Minas) ausgeübt, welches Konzessionen zu ihrer Aufsuchung, Untersuchung und Gewinnung erteilt. Dieser Regelung unterliegt auch der Kohlenbergbau. Der auf produzierte Kohle erhobene Förderzins beträgt 10 % des erzielten Verkaufserlöses frei Grube. Wie beim Erdöl ist der staatliche Einfluss auf den export- und devisenwirtschaftlich noch wenig bedeutenden Kohlenbergbau beträchtlich, da der Staat nennenswerte Kapitalbeteiligungen an den großen Kohleproduzenten hält. Für die angestrebte Expansion des Kohlenbergbaus als hinderlich erweisen sich staatliche Einflussnahmen auf privatwirtschaftliche Pläne zur Infrastrukturentwicklung. Dazu kommen für ausländische Investoren Zweifel an der Sicherheit von Investitionen und Unsicherheiten über die Besteuerung von Gewinnen und deren Transfer ins Ausland. Seit Hugo Chavez die Rohstoffpolitik noch stärker als bisher beeinflusst, ist die Investitionssicherheit für ausländische Investoren weiter gesunken. Reserven/Qualitäten Die Kohlenressourcen des Landes sind mit rund 7 Mrd. t im Weltmaßstab relativ bescheiden. Die gilt insbesondere für die sicher nachgewiesenen und gewinnbaren Reserven von 1,4 Mrd. t (Venezolanisches Energieministerium). Die BGR sieht die Reserven bei 480 Mio. t also insgesamt ein Potential von rund 7,5 Mrd. t. Diese Vorkommen können überwiegend im Tagebau gewonnen werden und 95 Weltmarkt für Steinkohle verteilen sich auf fünf Kohlenbecken, d. h. die an der Ostküste gelegenen Fila Maestra- und NaricualBecken, das ebenfalls küstennahe Falcon-Becken, das südwestlich des Maracaibo-Sees gelegene Andine Becken und schließlich das Guasare-Becken im äußersten Nordwesten des Landes, welches mit mehr als 90 % der Gesamtreserven das weitaus bedeutendste ist. Dort befindet sich eine Kohlenformation der jüngeren Kreidezeit bzw. des älteren Tertiärs (ca. 70 Mio. Jahre). Sie erreicht eine Dicke von 130 m und enthält bis zu 23 Flöze mit maximalen Mächtigkeiten von 13 m. Diese sind bei mäßiger Neigung in ihrer Lagerung nur wenig gestört. Das Guasare-Becken stellt eine Fortsetzung des benachbarten kolumbianischen Guajira-Kohlenfeldes dar. Die Qualität der Guasarekohlen ist weitgehend mit jener der kolumbianischen Guajirakohle identisch. Die mit 35 % hochflüchtige Kohle enthält nur 6 7 % Asche und 7 % Feuchte, so dass ein Heizwert von 6.900 Kcal kg (roh) erreicht wird. Sie ist somit eine hervorragende Kesselkohle, zumal sie nur 0,5 % Schwefel enthält. Sie besitzt zudem auch geringe Verkokungseigenschaften, so dass sie in wachsendem Umfang als Hochofen-Einblaskohle Verwendung findet und zum Teil auch als SemisoftKokskohle eingesetzt werden kann. Förderentwicklung Der venezolanische Kohlebergbau kommt trotz attraktiver Lagerstätten und kurzer Wege zur Küste nicht vom Fleck. Erneut behinderten schwierige Witterungsverhältnisse die bestehende Produktion. Der kleine Tagebau Fila Maestro schloss sogar. Der brasilianische Montankonzern CVRD ist am Socuy-Projekt interessiert. Nachdem das Projekt durch die Wahlen in Venezuela verzögert wurde, sollen jetzt die Gespräche neu aufgenommen werden. Angeblich will sich der venezolanische Staat auch selbst in den Ausbau des nötigen Kohlehafens einschalten und diesen finanzieren. Nach Angaben der „Zulia-State Coal Authority“ sollen die geplanten Infrastrukturmaßnahmen einen erheblichen Ausbau der Kohleförderung erlauben. Die Fördersteigerungen könnten durch die Gruben 96 bzw. durch die Projekte Socuy, Mina Norte, Las Carmelitas, Paso Diablo und Cosila erreicht werden. Bis 2012 soll dann die Förderung in der Provinz Zulia auf 24 Mio. t gesteigert werden. Das Potenzial hierfür ist sicherlich vorhanden; bisher wurden alle Ankündigungen aber nicht realisiert. Produziert wird überwiegend im Tagebau, wobei angesichts der Vielzahl von Flözen die Bagger/ SLKW-Methode Anwendung findet. Da die Flöze nur wenig verunreinigt sind, ist bereits die Rohkohle von bester Qualität und benötigt außer Brechen und Sieben keine weitere, kostspielige Aufbereitung. Der Kohlenbergbau konzentriert sich derzeit mit rund 90 % der Gesamtförderung auf die Guasare-Region, während die Förderung der Kleinbetriebe im Osten des Landes (Fila Maestra/Falcon) seit einigen Jahren ruht. Größte Produzenten sind derzeit CARBONES DEL GUASARE und CARBONES DEL GUAJIRA, während die im Falcon- und Fila Maestra/Naricual-Becken gelegenen Grubenbetriebe gegenwärtig nicht produzieren. Insgesamt verfügt der venezolanische Steinkohlenbergbau über eine Förderkapazität von knapp 9 Mio. jato. Produktion/Exporte nach Gesellschaften 2005 in Mio. t 2006 in Mio. t Carbones Desl Guasare 5,27 5,50 Interamerican Coal 0,52 1,00 Carbones De La Guajira 0,77 0,63 Übrige 0,52 0,62 Gesamt 7,08 7,75 Die venezolanische Produktion ist vom Tagebau Paso Diablo geprägt. Hier werden Leistungen von 5.000 - 6.000 t Mann und Jahr erreicht. Durch die auf LKW basierende Logistik und das „Truck and Shovel“ Verfahren sind die Produktion wie auch der LKW-Transport zur Küste von Treibstoff-Preiserhöhungen besonders betroffen. Kohlenexportländer • Venezuela Kostenentwicklung Die Förderkosten im modernen Tagebau-Großbetrieb (Betriebskosten) werden gegenwärtig mit 18 - 22 US $/t beziffert. Der LKW-Transport zum Hafen (rund 80 km) kostet weitere 3 - 9 US $/t bei Umschlagskosten von 3 - 5 US $/t, da die Kohle mit Binnenschiffen zu einem Offshore-Verladeterminal transportiert werden muss. Damit gelangt die Kohle schließlich mit fob-Kosten von 28 - 36 US $/t auf das Schiff. zögerlich betrieben, desgleichen die Planung der Eisenbahnlinie Socuy/Paso Diablo zum Hafen. Exporte über venezolanisch Häfen 2005 in Mio. t 2006 in Mio. t 5,61 5,60 0,81 1,00 0,13 0,20 0,78 0,80 0,47 0,40 7,80 8,00 Bulk Wayuu Carbones Del Guasare El Bajo Carbones Della Guajira Interamerican Coal Dabei ist zu berücksichtigen, dass die exportierte Kohle über einen im internationalen Maßstab hohen Heizwert verfügt. Guanta Geoconsa La Ceiba Carbones Del Caribe Interamerican fob-Kosten Kesselkohlen 2004/2005 in US $/t 2006/2007 in US $/t 24-31 27-34 Millinton Palmarejo Xcoal Canevca Millinton Infrastruktur Die Infrastrukturanbindung des Guasare-Reviers ist mangelhaft. Eine Bahnverbindung von den Gruben zu den Verschiffungshäfen ist nicht vorhanden, so dass der Kohlentransport von mehreren Mio. jato gänzlich per LKW über eine Entfernung von 85 km auf öffentlichen Straßen erfolgen muss. Sämtliche Häfen, wie Santa Cruz de Mara, Palmarejo, Baja TCSV und Ceiba liegen im Maracaibo-See. Sie verfügen über eine Umschlagskapazität von derzeit knapp 10 Mio. jato, sind jedoch nur für kleine Schiffseinheiten (Handysize) mit geringem Tiefgang direkt zugänglich. Panamax-Schiffe hingegen können nur küstenfern über Lastkähne und Schwimmkräne bzw. einen im Maracaibo-See verankerten und als schwimmendes Zwischenlager umgebauten Tanker abgefertigt werden. Obwohl inzwischen technisch optimiert ist dieses Verfahren immer noch kostspielig. Die Planungen der Infrastruktur schreiten nur langsam voran. Für das Socuy-Projekt ist sowohl der Bau eines Hafens als auch der einer Bahnlinie von 80 km erforderlich. Das Projekt unter dem Namen „Zona Portuaria Simon Bolivar“ mit einer Anfangskapazität von 12 Mio. t/a für Panamax-Schiffe wird nur Carbones Del Guasare Gesamt Über die venezolanischen Häfen wurden auch rund 1,5 Mio. t kolumbianische Kohle verschifft. Export Entsprechend der enttäuschenden Förderentwicklung verlief auch der Export. Größter Abnehmer waren die USA mit 4,5 Mio. t. Kanada importierte 0,5 Mio. t. Die südamerikanischen Staaten nahmen 0,7 Mio. t ab. Rund 2 Mio. t gingen nach Europa. In den Exportzahlen Venezuelas sind auch kolumbianische Mengen enthalten. Exportentwicklung Venezuela 2004 - 2006 2004 Mio. t 2005 Mio. t 2006 Mio. t Steinkohlenförderung 8 8 8 Steinkohlenexporte 8 8 8 100 100 100 EU-15/ab 2004 EU-25 2,4 2,1 2,0 USA 4,4 4,3 4,5 Exportquote in % Wichtige Importländer/ -region 97 Weltmarkt für Steinkohle Ausblick Das Förder- und Exportpotential Venezuelas bleibt auch weiterhin ungenutzt. Das Guasare Becken hätte mit dem laufenden Betrieb Paso Diablo und den Projekten Mina Norte und Socuy und Cosila das Potential für 20 Mio. t/a. Erforderlich ist hierzu ein Tiefseehafen. Sollte CVRD aufgrund der guten brasilianischen/venezolanischen Verbindungen doch mit dem Socuy-Projekt zum Zuge kommen, wäre ein Durchbuch geschafft. 98 Kohlengeologie und Fördertechnik Kohlengeologie und Fördertechnik Lagerstätten Die aus organischen, d. h. pflanzlichen Sedimenten hervorgegangene Kohle bildet flözförmige Lagerstätten. Da sich ihre Ablagerung nicht kontinuierlich vollzog, sondern oft von tonigsandigen Sedimenten unterbrochen wurde, begegnen wir der Kohle in der Regel als Mehrflöz-Lagerstätten. Wachsende Druckbelastung durch jüngere Gesteinsablagerungen hatten einen „Inkohlungs“-Prozess zur Folge, der bei zunehmender Entwässerung der organischen Substanz und Kohlenstoffanreicherung mit der Bildung von Kohle endete. Nachfolgende Gebirgsbildungen verformten dann oft die ursprünglich horizontale Flözlagerung durch Faltung und Verwerfungen. Die Steinkohlenressourcen der nördlichen Erdhalbkugel sind in der Regel karbonischen Alters, d. h. ihre Ablagerung liegt 290 - 355 Mio. Jahre zurück. Sie wurden seinerzeit in tropischen Regionen der Erde abgelagert. Zu ihnen zählen in Nordamerika die Steinkohlenreviere der Appalachen und kanadischen Ostprovinzen, in Europa jene West-, Mittel- und Osteuropas, und in Asien Sibiriens und vor allem Chinas. Sie werden in Nordamerika ergänzt durch Steinkohlen des Erdmittelalters, d. h. des Juras und der Kreide (130 - 70 Mio. Jahre); Sie liegen in den Rocky Mountain-Revieren der USA und Kanadas sowie vorgelagerten östlichen Regionen. Die Steinkohlen der südlichen Halbkugel hingegen wurden in der zum Erdaltertum zählenden PermPeriode, d. h. vor 250 - 290 Mio. Jahren abgelagert, und zwar in damals gemäßigten Klimazonen.. Sie finden sich nur sporadisch im südlichen Brasilien (Santa Catarina), vor allem aber in Südafrika sowie den ostaustralischen Revieren von New South Wales und Queenslands. Auch die Steinkohlen Indiens gehören (als erdgeschichtlicher Teil Südafrikas) noch in die Permzeit, und nur die Steinkohlen der Schematische Darstellung der Gewinnung von Kohle untertage Tagesanlagen Walzenschrämlader und Firstenausbau Abgebaute Fläche Abgeschlossene Bauhöhe Zum Firstenausbau stehen gelassene Kohlepfeiler Abbaurichtung Anschließende Bauhöhe Kohleflöz Fräslader erstellen Strecken Kohleförderband zur Oberfläche Abgebaute Fläche Walzenschrämlader und Firstenausbau Kohleförderband Kohlepfeiler Quelle: World Coal Institute 99 Weltmarkt für Steinkohle Abbau von Kohle im Tagebau und Rekultivierung abgestufte Böschung als Schutzwall gegen Lärm und Staub Mutter- und Unterboden werden von Motorschürfwagen gewonnen und sorgfältig gelagert Kohleflötze Abraum von den Sohlen wird von Löffelbaggern abgetragen und von Kipp-Lkws abtranspor-tiert Abraum Abraum wird vom Schürfkübelbagger gefördert Schürfkübelbagger Abraumaufschüttung Schürfkübel lädt Last ab Schürfkübelbaggerfüllung wird von Raupen planiert Abraum von den Sohlen wird zur Verfüllung abgekippt Unterboden und Mutterboden werden aufgebracht und gestaltet Gras und Bäume Nachdem die Böden in der richtigen Abfolge aufgebracht wurden, werden sie zur Entspannung von Verdichtungen aufgerissen und dann bearbeitet, mit Kalk behandelt und gedüngt. Quelle: World Coal Institute nördlichen Anden Südamerikas d. h. Kolumbiens und Venezuelas werden in das späte Erdmittelalter, d. h. die Kreidezeit eingeordnet. Fördertechniken Kohlenlagerstätten können sich durch komplexe Lagerungsverhältnisse bis in Tiefen von mehreren tausend Metern erstrecken, aber auch flache und oberflächennahe Lagerung aufweisen. Dementsprechend sind die Abbaubedingungen vielfältig. So muss die Kohle aus dem Nebengestein selektiv gewonnen werden. Dies geschieht je nach Tiefe der Kohlenflöze und ihrer Überdeckung mit Abraum entweder im Tagebau oder Tiefbau. Die weltweite Wirtschaftlichkeitsgrenze einer Tagebaugewinnung von Steinkohle liegt derzeit bei einem durchschnittlichen Abraum/Kohle-Verhältnis von rund 6 - 8 Festkubikmeter Abraum zu einer Tonne Rohkohle für den gesamten Tagebauinhalt und dessen Lebensdauer. Je höher die Erlöse für die Kohle sind, umso höhere Abraum zu KohleRelationen können verkraftet werden. Die im Tagebaubetrieb angewandte Bergbautechnik hängt von der Anzahl und Mächtigkeit der Flöze sowie deren Neigung ab. Als bauwürdig gelten dabei Mindestmächtigkeiten von 0,5 - 1,0 m. Bei der Gewinnung flachliegender Flözen wird der Abraum durch Bohren und Sprengen (Schießen) zerkleinert bzw. aufgelockert und mittels Schürfkübelbagger (dragline) entfernt. Das so im „Draglinetagebau“ freigelegte 100 Flöz wird ebenfalls abgebohrt und geschossen, um anschließend mittels Bagger oder Radlader in Schwerlastkraftwagen verladen und abtransportiert zu werden. Dabei werden in der Regel Seilbagger, in jüngster Zeit aber auch zunehmend Hydraulikbagger eingesetzt. Die Gewinnung mehrerer und stärker (ab 15°) geneigter Flöze hingegen erfolgt im „Truck and Shovel-Tagebau“ mittels SLKW und Bagger. Dabei wird das gesamte Schichtpaket von Flözen und Abraum in horizontalen Scheiben (Strossen/levels) herein gewonnen. Das gesamte Schichtpaket wird zunächst abgebohrt und geschossen, um dann von oben nach unten und getrennt nach Abraum und Flözen in SLKW verladen zu werden. Hierzu werden Seil- und Hydraulikbagger kleinerer Bauart sowie Radlader eingesetzt, gelegentlich unterstützt von Bulldozern. Kaum Verwendung findet im Steinkohlenbergbau hingegen die bei Braunkohle übliche Gewinnung mittels Schaufelradbaggern, da diese Technik relativ weiche Kohle und Nebengesteine voraussetzt. Lagerstätten bei denen das genannte Abraum/ Kohlenverhältnis von 6 - 8 cbm/t überschritten wird, werden im Tiefbau erschlossen. Dies erfolgt in oberflächennahen Lagerstätten im Stollenbetrieb durch flach geneigte und mit Förderbändern ausgestattete Stollen. Tiefer gelegene Kohlenlagerstätten werden hingegen durch Schächte erschlossen, durch welche auch die Förderung erfolgt. Im Tief- Kohlengeologie und Fördertechnik bau werden heute kaum noch Flöze von weniger als 1,5 m Dicke gewonnen. Höherwertige Kokskohle wird zum Teil auch bis zu 1m Flözmächtigkeit abgebaut. Die Kohlegewinnung geschieht dabei entweder im „Kammer/Pfeilerbau“ oder im Strebbau. Bei ersterem werden mittels Fräsladern im rechten Winkel sich kreuzende Förderstrecken vor getrieben, zwischen denen das Deckgebirge tragende Pfeiler stehen bleiben. Zum Transport der gewonnenen Rohkohle zu den Förderbändern werden oft Pendelwagen eingesetzt. Eine Variante des Kammerpfeilerbaus ist die durch konventionelles Bohren und Schießen und anschließender Bandbeladung durch Radlader. Im „Strebbau“ hingegen werden mittels Fräslader im abzubauenden Flöz horizontale Strecken vor getrieben, in welchen dann eine Strebeinrichtung von oft mehreren hundert Metern Länge installiert wird. Diese besteht aus einem sog. schreitenden Ausbau Förderband und Gewinnungsmaschine, d. h. Fräse. Diese Abbaufront bewegt sich mit fortschreitendem Abbau im Flöz bergan und hinterlässt ein flächenhaft ausgekohltes Gebiet ohne Stützpfeiler, so dass das Deckgebirge hinter dem schreitenden Ausbau nachbricht. wobei die Trennung entweder in Sink/SchwimmTrommeln (für Grobkorn) oder Setzmaschinen, Wasser- bzw. Schwertrübe-Zyklonen (für Mittelkorn) erfolgt. Das Feinstkorn hingegen wird mittels Flotation gereinigt. Wirtschaftlich entscheidend ist bei der Aufbereitung der Anteil der aus der Rohkohle gewonnenen gewaschenen Kohle. Dieser liegt für Kesselkohlen bei rund 80 % und für Kokskohlen bei 65 - 70 %. Mit steigenden Qualitätsanforderungen sinkt der Anteil des gewaschenen Produkts an der Rohkohle. Während die auf der Nordhalbkugel weit verbreiteten Steinkohlen des Karbonzeitalters sich als relativ leicht aufbereitbar erweisen, ist dies bei den sog. „Gondwana“-Kohlen der Südkontinente aus der Permzeit wegen ihrer innigen Verwachsung von Kohle mit anorganischer Sedimentsubstanz weitaus schwieriger. Aufbereitung Die Rohkohle fällt wegen des hohen Mechanisierungsgrades der Förderung häufig stark verunrei nigt an und muss entsprechend den Verbraucherwünschen einem Reinigungsprozess, d. h. einer sog. Aufbereitung unterzogen werden. Dies trifft vor allem dann zu, wenn die Steinkohle über größere Entfernungen transportiert werden muss, wie es bei Exportkohlen in der Regel der Fall ist. Eine Aufbereitung kann der Steinkohle hingegen dann erspart bleiben, wenn sie in unmittelbarer Nähe ihrer Förderung, z. B. in Kraftwerken, eingesetzt wird. Bei einer Aufbereitung wird die Rohkohle zunächst durch Brechen zerkleinert und im nassen Zustand nach Korngrößen getrennt, d. h. nach Grob-, Feinund Feinstkorn. Für die nachfolgende Trennung (Sortierung) von Kohle- und Gesteinspartikeln sind bei Grob- und Feinkorn deren spezifisches Gewicht und beim Feinstkorn deren Oberflächeneigenschaften maßgebend. Trennmedium im ersteren Fall entweder Wasser oder eine Schwertrübeflüssigkeit, 101 Weltmarkt für Steinkohle Transport und Umschlag von Steinkohlen Transportkosten für Steinkohlen haben vor allem bei überseeischen Bezügen einen maßgeblichen Anteil am Endverbraucherpreis, der je nach Lieferland mehr als die Hälfte der Gesamtkosten ausmachen kann. Angesichts der Bedeutung der Transportkosten für die Preisbildung wird die Effizienz der Kohlenkette kontinuierlich gesteigert. Diese umfasst vom Förderstandort bis zum Endverbraucher folgende Glieder: ■ Transport im Exportland zur Küste ■ Lagerung im Exporthafen ■ Hafenumschlag und teils zusätzlicher Trans- ■ ■ ■ ■ port zu einer Offshore-Verladeeinrichtung Seetransport, Entladung im Empfangshafen Lagerung im Importhafen Transport zum Verbraucher. Der Transport der Steinkohle zum Verladehafen erfolgt in der Regel per Bahn. Aus Kostengründen ist die wirtschaftliche Transportentfernung dorthin begrenzt, d. h. die Exportgruben liegen relativ küstennah. So betragen z. B. die Bahnentfernungen für Exportkohlen aus km Kolumbien 45-210 Indonesien* 50-200 Australien New South Wales 80-280 Queensland 132-380 Südafrika 420-590 USA Appalachen Powder River Basin China * nur Binnenschiff Diese finden jedoch bei 102 480-1.425 1.690-3.650 km Kanada 1.100 Russland im Durchschnitt 4.000 Kuzbass/baltische Häfen 4.500 Jakutien/Fernost 2.450 ihre absoluten Grenzen. Die Gleiskörper sind oft doppelspurig in Normal- aber auch Breitspur (Russland) mit geringer Steigung und für hohe Achslasten (>25 t) ausgelegt. Der Bahnbetrieb erfolgt mit Diesel- oder E-Loks in Ganzzügen (unit trains) von bis zu 2,5 km Länge (200 Waggons und 4 - 6 Loks) und Fassungsvermögen von 10.000 - 16.000 t. Fehlen hingegen Bahnverbindungen zur Küste, gelangt die Kohle auch per LKW (Kolumbien 300 km, Venezuela 80 km) zum Hafen. Auch die Beförderung per Binnenschiff, wie z. B. zu den USGolfhäfen (600 - 2.900 km) oder in Indonesien zu den Tiefwasserhäfen/Beladestellen kommt dafür in Frage. Im Belade-Hafen wird die Kohle durch Waggonkipper entladen und gelangt über Förderbänder und Bandabwurf auf die Zwischenlager, welche Gesamtvolumen von bis zu 6 Mio. t bei bis zu 50 unterschiedlichen Sorten aufnehmen können. Ihre Rückverladung geschieht mittels Schaufelradbagger oder Unterflurabzug auf Förderbänder, über welche die Kohle zum Schiffsbelader und schließlich in das Schiff gelangt. Je zu beladendem Schiff stehen ein bis zwei Schiffsbelader mit Leistungen von bis zu 6.000 t/h zur Verfügung, so dass die Abfertigung eines Großfrachters kaum mehr als einen Tag erfordert. Insgesamt standen in 2006 weltweit rund 100 Kohlebelade-Häfen bzw. Offshore-Verladeeinrichtungen mit einer Umschlagskapazität von etwa 1.200 - 1300 Mio. jato zur Verfügung. 550-650. Der Seetransport der Kohle erfolgt in Massengutfrachtern. Das gesamte Schüttgütervolumen im Weltmarkt betrug 2006 rund 2,9 Mrd. t. Es gliedert sich wie folgt auf: Transport und Umschlag von Steinkohle Schüttgütervolumen im Weltmarkt 2006 Kohle in Mio. t in % 782 27,2 Kesselkohle 595 Kokskohle 187 Eisenerz 721 25,1 Getreide 281 9,8 Bauxit 69 2,4 Phosphat 31 1,1 Sonstige 989 34,4 2.873 100,0 Gesamt Für den Trockengutverkehr stand in 2006 Schiffsraum von 373 Mio. dwt in 6.369 Schiffen zur Verfügung. Für Kohle wurden dabei rund 4000 Mrd. Tonnenmeilen zurückgelegt, was einer durchschnittlichen Transportentfernung je Tonne von etwa 5000 Seemeilen entsprach. Ende 2006 waren rund 1.183Bulk - Carrier für die Auslieferung in den nächsten 3 Jahren in Auftrag gegeben. Für den Kohlentransport werden in Abhängigkeit vom Umfang der Ladung, Entfernung zum Entlade-Hafen und vom zulässigen Tiefgang der Häfen drei Schiffsgrößen eingesetzt, nämlich ■ 10.000 bis 50.000 dwt = Handysize, ■ 50.000 bis 60.000 dwt = Panamax und ■ 80.000 bis 150.000 dwt = Capesize. Handysize –Schiffe kommen vor allem für kleine Ladungen (z. B. Anthrazit, Stückkohlen), kurze Entfernungen, Küstenschifffahrt und Belade-/ Empfangshäfen mit nur geringem Tiefgang in Frage. Der Großteil des Kohlentransports auf den Weltmeeren wird jedoch mit Panamax- und Capesize-Frachtern abgewickelt, wobei erstere den Panamakanal passieren können, letztere jedoch das Kostenstrukturen verschiedener Kesselkohlen-Exportländer CIF ARA 2006 USD/t SKE 80 Seefracht Binnentransport/Umschlag 70 Förderkosten 60 50 0 40 30 20 10 Kolumbien Südafika Indonesien Russland Australien (NSW) 0 Quelle: Verein der Kohlenimporteure 103 Weltmarkt für Steinkohle Kap Hoorn bzw. Kap der Guten Hoffnung umrunden müssen; dies gilt inzwischen nur noch bedingt, da der Suez- Kanal inzwischen auch für kleinere Capesize-Schiffe nutzbar ist. Die Verschiffung von Kohle erfolgt zu 45 % durch Caper, zu 30 % durch Panamax-Einheiten und zu 25 % durch HandymaxSchiffe. In den Empfangsländern standen 2006 rund 220 Entlade-Häfen mit einer Umschlagskapazität von insgesamt 1200 - 1300 Mio. jato zur Verfügung, die allerdings mit anderen Massentrockengütern geteilt werden muss. Darunter befinden sich jedoch auch ausgesprochene Kohlenterminals wie z. B. in den ARA-Häfen (Amsterdam- Rotterdam- Antwerpen). Die Entladung der Kohle erfolgt in der Regel mit Greiferkränen auf Förderbänder, die zu Zwischenlagern führen. Der Entlade-Vorgang nimmt allerdings mit rund 15.000 - 25.000 tato wesentlich mehr Zeit in Anspruch als die Beladung. Der anschließende Binnentransport geht von Zwischenlagern aus. Dort wird die Kohle in Ganzzüge bzw. in Binnenschiffe verladen und zu den Verbrauchern transportiert. Die dabei eingesetzten Zuggrößen sind jedoch wesentlich kleiner als in den Exportländern und erreichen kaum 2.000 t. Mancherorts, wie z. B. in den ARA-Häfen kann die Kohle auch direkt oder über Zwischenlager in Binnenschiffe verladen werden. Die dort eingesetzte Standardgröße der Lastkähne fasst 2.000 - 2.500 Tonnen, welche den Mittelrhein je nach Wasserstand in Schubverbänden von vier Kähnen und Teile des deutschen Wasserstraßennetzes in Einzelkähnen befahren. 104 105 Weltmarkt für Steinkohle Literaturverzeichnis Baruya, Paul: World Coal Supply Costs, IEA Clean Coal Centre, London 2007. Einzelinformationen der internationalen Kohlenpresse, Jahrgänge 2005 - 2007. BP Plc: Statistical Review of World Energy 2006, London 2007. Australian Coal Report, Sydney, Australien. China Coal Report. Coal Industry Advisory Board, Coal to Liquids, Workshop Report 2006, Paris 2007. Energy Information Administration - EIA: International Energy Outlook 2007, Washington 2007. Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus: Jahresbericht „Steinkohle 2006“, Essen 2007. Clarkson Dry Bulk Trade Outlook. Coal Americas, Knoxville, USA. Coal Trans, Epsom/Surrey UK. Indonesian Coal Report, Sydney, Australien. 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