Flugabwehrzielgerät 76
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Flugabwehrzielgerät 76
Flugabwehrzielgerät 76 von Dierk Hensel Vorbemerkungen Kampfmittelräumer, denen möglicherweise die Bezeichnung „FZG 76“ nicht geläufig ist, werden überrascht sein, dass bei Eingabe dieses Suchbegriffs von Google 76.300 Treffer angezeigt werden. Von diesem Moment an ist aber klar, worum es geht. „FZG 76“ ist die Tarnbezeichnung für das Firmenkürzel „Fi 103“, bekannt geworden durch die Propagandabezeichnung „V 1“. Angesichts ca. 76.000 Treffer bei dem Thema „Vergeltungswaffe 1“, einer Flut von, teilweise außerordentlich fundierter und präziser Fachliteratur und umfangreicher Filmdokumente erscheint es vermessen, den Versuch eines FB zu unternehmen. Der Kampfmittelräumer sollte aber, auch wenn er vermutlich nicht jeden Tag die Reste einer „Fi 103“ finden wird, grob über den historischen Background, den prinzipiellen Aufbau und die grundsätzliche Anordnung und Funktion der „Zünderanordnung “ (eigener FB) informiert sein. Allgemeines Das FZG 76 ist ein ferngelenktes unbemanntes Flugzeug (Flugkörper) mit Verpuffungsstrahltriebwerk, das von einer Rampe (WalterSchlitzrohrschleuder), oder von einem Trägerflugzeug ausgeklinkt und gestartet wurde /werden sollte. Bei einer Reisegeschwindigkeit von ca. 630 km/h konnte eine Nutzlast von ca. 900 kg auf eine Entfernung von ca. 240 km ins Ziel gebracht werden. Als Nutzlast war vorgesehen: - Sprengladung - Schüttbehälter für C-Kampfstoffe - Brandkörperfüllung - Legerröhre für Flugblätter Mit der Sprengladung konnten lediglich Flächenziele bekämpft werden. Historie Die Firma ARGUS und der Dipl.Ing. SCHMIDT verbesserten das seit 1905 bekannte Prinzip des Pulso-Strahltriebwerks zum ARGUSSCHMIDT-ROHR, das zunächst u.a. beim FZG 43 für Übungsschießen der Flak Verwendung fand und 1942 als Triebwerk für die „Flugbombe“ FZG 76 eingesetzt wurde. Das ARGUS-SCHMIDT-ROHR zeichnet sich durch einfache Konstruktion ohne drehenden Bauteile (bei allerdings mäßigem Wirkungsgrad) aus. Die wesentlichen Bauteile des Triebwerks sind eine Vielzahl von Ventilklappen (Klappenregister) am vorderen Ende des Rohres, die im stetigen Wechsel den Eintritt von Frischluft ermöglichen bzw. den Austritt der Gase nach erfolgter Verpuffung des Treibstoff-LuftGemisch verhinderten. Die Treibstoffzufuhr erfolgt durch kreisförmig angeordnete Ringdüsen. neun Als Treibstoff kann Rohöl, Steinkohlenteerpechöl oder Fischerbenzin (im FISCHER-TROPSCH-Verfahren aus Kohle hergestelltes Benzin) verwendet werden. Für die „Flugbombe“ konstruierte die Firma FIESELER einen einfachen und kostensparenden freitragenden Mitteldecker der die Bezeichnung „Fi 103“ erhielt. Für die Herstellung von Rumpf, Tragflächen und Leitwerk wurde zunächst überwiegend Stahlblech verwendet, das später jedoch teilweise durch Holz ersetzt wurde. An kompassnahen Bauteilen und am Klappenregister wurden Aluminiumlegierungen verwendet. Die Zündung des Treibstoff-Luft-Gemisch erfolgt zunächst nach dem Einblasen von Pressluft durch eine Zündkerze. Durch Schließen des Klappenregisters setzt der Schub durch die ausströmenden Verbrennungsgase ein. Bei weiterem Ausströmen der Gase öffnet sich das Klappenregister infolge des entstehenden Unterdrucks. Durch Einströmen frischer Luft entsteht ein zündfähiges Kraftstoff-Luft-Gemisch, das sich periodisch an den heißen Restgasen entzündet. Dieser pulsierende Vorgang erzeugt Schwingungen, die sich auf die Zelle eines Flugzeugs negativ auswirken, so dass das ARGUSSCHMIDT-ROHR als Trieb- oder Hilfstriebwerk für konventionelle Flugzeuge oder Lastensegler nicht geeignet war. wird fortgesetzt