Behringer „Shark“ FBQ-100

Transcription

Behringer „Shark“ FBQ-100
TEST ■ ■ ■
Kompakt, aber nicht unübersichtlich gibt
sich die neuste Version des Behringer
„Shark“
Knorpelfisch
Behringer „Shark“ FBQ-100
Von Christian Boche
Machen wir uns nichts vor, Tontechniker sind in der Regel ein Fall für eine Selbsthilfegruppe, denn ambitionierte Tonkutscher leiden nicht selten unter einem ausgeprägten Kontrollzwang, der sich unter anderem in einem gut sortierten Toolcase manifestiert. Lötkolben, Klebeband, Batterien, absurde Adapter
und eine halbe Apotheke begleiten den Tonmenschen zu jedem Job – nur um als Krisenreaktionskraft
auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Ich wette, dass in nicht wenigen Erste-Hilfe-Kisten auch ein
oder mehrere Behringer „Shark“ DSP-110 zu finden sind. Immerhin vereinigt dieser kleine Helfer eine
Menge an Problemlösungen auf engstem Raum. Jetzt hat Behringer nachgelegt und präsentiert mit dem
„Shark“ FBQ-100 einen Nachfolger. Ob es sich lohnt, dafür schon mal einen der wenigen und heiß umkämpften Plätze im Erste-Hilfe-Koffer zu reservieren, werden wir im Folgenden evaluieren.
Der neue Behringer „Shark“ ist größenmäßig eher
ein Zierfisch. Ein externes Netzteil kommt noch dazu,
aber viel Platz braucht das Gesamtpaket in der Tat
nicht. Für den Rackbetrieb lassen sich bis zu fünf
FBQ-100 auf einer 19-Zoll-Schiene vereinigen, wobei
die Rackschiene beim Kauf von fünf FBQ-100 kostenlos ist. Dabei fällt die etwas unglückliche Platzierung
der Lüftungsschlitze an den Außenseiten des Kandidaten auf. Sind mehrere Einheiten auf der 19-ZollSchiene montiert, sind die Lüftungsschlitze der drei
mittleren Geräte komplett abgedeckt. Im Vergleich
mit dem Vorgänger (der DSP-110) zeigt sich allerdings, dass die neue „Shark“-Version nicht mehr ganz
so heiß wird.
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Unglaublich
Die Liste an eingebauten Features ist in Hinsicht auf
die Kompaktheit des Gerätes wahrlich imposant. In
nicht spezifischer Reihenfolge finden wir folgende
Funktionen:
1. einen mono Mikrofonvorverstärker mit schaltbarer
Phantompower
2. ein Laufzeiten-Delay mit schaltbarer Sekunden-/
Millisekunden- und Feet-Anzeige
3. ein einfaches Noisegate mit Learn-Funktion
4. einen „Zwei-Knopf“ Kompressor
5. einen Feedback-Unterdrücker mit Learn-Funktion
6. ein durchstimmbares Hochpass-Filter
7. eine DI-Box
Anzeige
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Beginnen wir mit dem Mikrofonvorverstärker, der es
sich auf der Rückseite des Gerätes bequem gemacht
hat. Eine XLR-Eingangsbuchse gesellt sich zum stufenlos regelbaren Gainpoti. Für Kondensatormikrofone ist zudem die schaltbare Phantompower samt
Status-LED vorgesehen. Alternativ besitzt der FBQ100 noch einen Line-Klinkeneingang. Mittels Taster
schalten wir zwischen Mikrofon- und Line-Eingangsempfindlichkeit um – für Stereosignale wird ein zweites Gerät benötigt. Die XLR-/Klinkenbuchsen
Kombination im Eingangsbereich finden wir ausgangseitig wieder. Mittels Taster lässt sich auch hier
zwischen Mikrofon- und Line-Eingangsempfindlichkeit umschalten. Letztes Element ist die Anschlussbuchse für das externe Netzteil. Leider ist der Stecker
weder verriegelbar, noch gibt es eine Zugentlastung.
Fairerweise sei dabei erwähnt, dass der Stecker recht
fest in der Buchse sitzt.
Zweifelsohne zählt das Laufzeiten-Delay zu den wichtigsten Funktionen des Kandidaten. Wer kennt das
nicht? Das analoge Pult bietet keine Laufzeitenverzögerung für Delay-Boxen, auch manche BudgetDigitalpulte sind schnell ausgereizt, wenn es um zeitverzögerte Ausspielwege für zusätzliche Boxen geht.
Hier beißt der Behringer „Shark“ gnadenlos zu. Wir
drücken auf der Frontseite den Taster „Delay“, wählen die Art der Anzeige (Millisekunden, Feet oder
Meter) und stellen den passenden Wert mit den
Up/down-Tastern ein. Als maximaler Wert lässt sich
eine Verzögerung von 859 (!) Metern einstellen.
Sollte der Papst demnächst in eurem Heimatort ein
„Show Case“ geben, dann seit ihr zumindest in
puncto maximaler Laufzeitverzögerung vorne mit
dabei. Da die Up/down-Taster die einzige Möglichkeit
zur Parameter-Eingabe sind und in der Regel kaum
jemand große Lust verspürt, so oft den Up-Taster zu
drücken, hat sich Behringer Folgendes einfallen lassen. Sollen große Werte eingestellt werden, drückt
man zunächst die Up-Taste und kurz danach die
Down-Taste. Dann läuft die vierstellige LED-Anzeige
deutlich schneller. Mehrmaliges Drücken der DownTaste erhöht die Geschwindigkeit nochmals. Clever!
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TEST ■ ■ ■
Fakten
Hersteller: Behringer
Modell: FBQ-100
Herkunft: China
Anschlüsse: XLR In/Out und
Klinke In/Out symmetrisch
Nominaler Eingangspegel:
Mikrofon- oder Line-Pegel,
umschaltbar
Maximaler Eingangspegel:
+19 dBu, Mikrofon- und LineEingang
Maximaler Ausgangspegel:
+20 dBu bei +4 dBu Nominalpegel,
-12 dBu bei Mikrofonpegel
Frequenzgang: 10 - 21.000 Hz
THD: 0,007 % typ. @ +4 dBu
bei 1 kHz
Wandler: 24 Bit Sigma-Delta,
64/128 faches Oversampling
Display: vierstellig, numerische
LED Anzeige
Abmessungen: 56 x 88 x 132 mm
Gewicht: 0,38 kg
Listenpreis: 110 Euro
Verkaufspreis: 89 Euro
www.behringer.de
Pro & Contra
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einfache Bedienung
flexibles Line-Delay
gute Klangqualität
schaltbare Phantompower
schneller FeedbackUnterdrücker
+ sieben unterschiedliche
Funktionen
+ XLR- und Klinkeneingänge
-
externes Netzteil nicht
verriegelbar
Kompressor ohne Anzeige
der Gain-Reduction
NACHGEFRAGT
Von Behringer erreichte uns zu
diesem Test kein Kommentar bis
Redaktionsschluss.
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Messung des Frequenzgangs Behringer FBQ-100
Dieses „Taster-Verhalten“ gilt für alle weiteren Funktion wie zum Beispiel beim Einstellen des ThresholdLevel für das eingebaut Noisegate. Neben der
manuellen Einstellung besitzt das Gate zusätzlich
eine Learn-Funktion. Einfach den Gate-Taster länger
gedrückt halten und der FBQ-100 ermittelt selbstständig den passenden Schwellenwert. Aufgrund der
Einfachheit dieses Noise Gates ist es weniger für musikalische Zwecke (z. B. Schlagzeugkanäle), denn für
die allgemeine Unterdrückung von Nebengeräuschen
zuständig. Ein Test mit einem billigen Headsetmikrofon zeigte, dass das unauffällige Unterdrücken von
Rauschen in Sprachpausen damit gut zu bewerkstelligen ist. Ein ähnlich einfach aufgebauter Vertreter
ist der eingebaute Kompressor. Dieser lässt sich von
0 (= aus) bis 100 (= volle Wirkung) einstellen. Mit
einem weiteren Druck auf die Kompressor-Taste ist
zudem die Attack-/Release-Zeit justierbar. Problematisch bleibt in Erinnerung, dass es keine adäquate
Pegelanzeige für die Gain-Reduction gibt. Somit
muss der Tontechniker sich auf sein Gehör verlassen,
was die richtige Einstellung betrifft. Daher ist der
Kompressor mehr Notfall-Tool, denn ausgewiesenes
Audiowerkzeug.
Voll punkten kann dagegen der Kandidat durch den
neuen Feedback-Unterdrücker-Algorithmus, der
wirklich schnell und überzeugend funktioniert. Auch
hier gibt es eine Learn-Funktion, welche automatisch
die passenden Filter bei auftretendem Feedback setzt
(bis maximal acht). Bei einem Test zeigte sich, dass
der Behringer „Shark“ bis zu 6 dB Gain aus einem
Monitor herausholen kann. Respekt!
Genau betrachtet bietet der FBQ-100 alles für eine
kleine Sprachbeschallungsbaustelle zusammen mit
einem Mikro und entsprechenden Aktivboxen. Das
Mikro schließen wir an den MicPre-Vorverstärker an,
unterdrücken Störgeräusche mit dem Gate, der Feedback-Unterdrücker sorgt für eine passende Lautstärke ohne Koppeln und mit dem durchstimmbaren
Lowcut-Filter (Punkt 6 auf unserer Liste) trimmen
wir den Sound in die passende Richtung. Stufenlos
von 0 bis 150 Hz ist dieser in 1-Hz-Schritten durchstimmbar. Auch gut, um Delay-Boxen von Tiefbassmüll zu befreien, falls kein EQ dafür zur Verfügung
steht.
Last, but not least, wenn es mal knapp mit DI-Boxen
wird, dann kann unser Kandidat auch in diesem
Punkt auftrumpfen. Wir verbinden die Akustikgitarre
oder den Bass mit dem Klinkeneingang und haben
somit am XLR-Out das gewünschte symmetrische
Signal für das Mischpult anliegen – feine Sache.
Natürlich haben wir den Behringer „Shark“ unter
Live-Bedingungen angehört. Der Kandidat klingt unauffällig, rauscht bei sinnvoller Einstellung nicht, sodass es nicht weiter verwundert, dass die Messung des
Frequenzgangs ebenso unauffällig ist.
Finale
Liebe Audio-Notärzte, ich muss an dieser Stelle eine
Empfehlung aussprechen: Kauft keinen Behringer
Shark FBQ-100! Nein, kauft besser zwei! Einfacher und
günstiger lässt sich kaum eine Delay Line (links/rechts)
realisieren. Aber auch die übrigen Features können
überzeugen. Im Vergleich zur alten DSP-110 „Shark“Version reagiert der Feedback-Unterdrücker deutlich
schneller, besonders bei tieferen Frequenzen. Zudem
wird der neue FBQ-100 im Betrieb nicht mehr so
heiß wie sein Vorläufer, sodass fünf „Sharks“ auf
einer 19-Zoll-Einbauschiene montiert nicht mehr
zum Backfisch mutieren. Wir notieren: Ein Feedback-Unterdrücker, ein Mikrofonvorverstärker, ein
Line-Delay, ein Noisegate, ein Kompressor und eine
DI-Box – alles in ordentlicher Qualität und in einem
kompakten Gehäuse für deutlich unter 100 Euro. Da
sucht der Autor schon mal einen Platz in seinem
Erste-Hilfe-Technikerkoffer. Da der ADAC bislang keinen Pannenservice für Audioanwendungen bereitstellt, bieten sich die Behringer „Shark“ FBQ-100 als
kompetenter Notfallhelfer an.
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