Interview mit Jean-Marc Birkholz Herr Birkholz
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Interview mit Jean-Marc Birkholz Herr Birkholz
Interview mit Jean-Marc Birkholz Herr Birkholz, Sie haben 2013 die Nachfolge Benjamin Armbrusters als Winnetou in Elspe angetreten. Wie geht es Ihnen, wie fühlen Sie sich zurzeit? Genau genommen habe ich ja schon 2012 im Hauptstück „Winnetou I“ diese Rolle übernommen, während Benjamin Armbruster den Prolog gespielt hat. Es geht mir gut in Elspe. Ich fühle mich hier sehr wohl, ich mag das Sauerland und die Menschen, die ich hier im Laufe der Jahre kennengelernt habe. Sie sind in Berlin geboren und haben dort auch eine Schauspielschule besucht. Wie kamen Sie darauf, Schauspieler zu werden? Ich habe schon als kleiner Junge gern gespielt und unglaublich gerne meine Mitmenschen beobachtet. Das macht mir bis heute Spaß. Damals wusste ich nur noch nicht, dass es den Beruf des Schauspielers überhaupt gibt. Meine damalige Lehrerin gab mir den Anstoß dafür, als es um unsere Berufswünsche ging. Hätte es beruflich eine Alternative für Sie gegeben? Ich habe nach der Schule tatsächlich erst eine handwerkliche Ausbildung gemacht, weil ich glaubte, dass ich etwas Solides bräuchte. Aber der Wunsch, Schauspieler zu werden, erhärtete sich dadurch nur noch mehr. Als ich meinen Gesellenbrief in der Tasche hatte, fing ich sofort an, mich auf die Schauspielschule vorzubereiten. In Rathen standen Sie, an der Seite Jürgen Haases als Old Shatterhand, sehr erfolgreich in der Rolle des Winnetou auf der Bühne. Sie sollen sich beide auch privat gut verstanden haben. Sind Sie noch mit ihm in Kontakt? Jürgen ist ein sehr guter Kollege und Freund und wir stehen auch heute noch in regelmässigem Kontakt. Glauben Sie, dass eine persönliche Übereinstimmung und Sympathie wichtig sind, um über einen längeren Zeitraum hinweg ein Freundespaar glaubwürdig darzustellen? Oder genügt eine Schauspielausbildung, um eine tiefe Freundschaft vorzutäuschen, ohne dass man sich privat etwas zu sagen hat? Eigentlich sollte man niemals sehen können, ob einem der Partner sympathisch ist oder nicht. Es ist alles Illusion. Ich hatte auch schon Spielpartner und Partnerinnen, die ich nicht mochte und hinterher hieß es „Das hat aber ganz schön geknistert zwischen euch.“ Illusion. Aber nichtsdestotrotz erleichtert einem eine Sympathie schon einiges. In Elspe habe ich großes Glück damit. Was hat Ihnen in Rathen gefallen, und was ist in Elspe besonders angenehm? Gibt es spezifische Eigenschaften oder Besonderheiten, die Sie persönlich mit diesen Bühnen verbinden würden? In Rathen ist die Umgebung des Elbsandsteingebirges absolut einzigartig. Ich mag diese Bühne auch heute noch. Sie liegt wie ein kleines Juwel mitten in einem Felskessel versteckt. Aber wo in Rathen die Ritte und die Action aufhören, fangen sie in Elspe erst an. Ich liebe es, wenn es in Elspe wie in einem Western zugeht und ich ein Teil davon bin. Wie ist der Kontakt mit Elspe zustande gekommen? Meine damalige Freundin spielte 2006 die Nscho-Tschi in Elspe und lud mich zu einer Vorstellung ein. Hinterher lernte ich Jochen Bludau kennen. Ich fand ihn und das gesamte Elspe-Team sehr sympathisch und aufgeschlossen. Als ich in Rathen meine Abschlussvorstellung von „Winnetou I“ gab, saß die Elsper Geschäftsführung in der ersten Reihe, was mich sehr freute . . . Gab es eine Anfrage von einer anderen Karl-May-Bühne? Nein. Und wie war es denn mit der Eingewöhnung in das Elspe-Team? Fiel sie Ihnen leicht oder gab es ein paar Probleme für Jean-Marc Birkholz? Wie schon erwähnt, standen mir die Elsper sehr aufgeschlossen gegenüber und ich wurde nicht wie ein Greenhorn behandelt. Es wurde mir also sehr leicht gemacht, hier Fuss zu fassen. Wo ist eigentlich Ihr ständiger Wohnort? Wohnen Sie während der Saison hier in Elspe oder pendeln sie notgedrungen hin und her? Zur Zeit lebe ich in Leipzig. Ein Umzug in eine andere Stadt wäre in meinem Beruf jedoch nichts Ungewöhnliches. Während ich in Elspe spiele, lebe ich hier auf dem Gelände und genieße den Blick auf die Sauerländer Berge. Winnetou wird häufig als ein Vorbild für die Jugend bezeichnet. Haben Sie, ganz allgemein gesehen, Vorbilder? Haben Sie Vorbilder unter Schauspielern, männlichen und weiblichen, was den Beruf angeht? Es gibt Ideale, die ich habe und vertrete. Die finde ich in allen möglichen Personen wieder. Eines ist mir wichtig: „Leben und leben lassen.“ Es gibt viele Schauspieler, die ich toll finde und es wäre unfair, nur einen Namen zu nennen. Aber vielleicht auch langweilig, oder? Michael Caine und Helen Mirren finde ich ganz großartig. Welches Buch von Karl May gefällt Ihnen am besten? Winnetou I. Vielleicht, weil es mein erstes Karl-May-Buch war. Hat Karl May den Menschen auch heute noch, 100 Jahre nach seinem Tod, den Menschen etwas zu sagen? Absolut. Wenn man sich Zeit für die Bücher nimmt, gibt es, bei noch so großer Seitenzahl, immer eine Kernaussage. Ein Glück kann nur im Guten entstehen und es ist nie aussichtslos, für das Gute zu kämpfen. Kein Widerstand kann so groß sein, dass sich dieser Kampf nicht lohnt. Es muss nicht immer mit Gewalt sein. Abgesehen von Karl May, was lesen Sie gerne? Ich lese alles kreuz und quer. Zur Zeit lese ich ein Sachbuch über Germanische Mythologie, den neuen Roman von Haruki Murakami und ein Buch von Peter Sömer, einem Elsper Dichter, der Sagen und Legenden aus seiner Heimat niedergeschrieben hat. Ich finde es faszinierend, wenn sich die Gedanken anderer mit den eigenen treffen und nur die Empfindung das Bindeglied ist. Welche andere Rolle als den Winnetou haben oder hätten Sie besonders gern gespielt? Abgesehen von Karl May, gibt es eine Traumrolle? Für mich ist immer die Rolle die Schönste, die ich gerade spiele. Sie haben selbst Theaterstücke geschrieben. Können Sie diese kurz beschreiben? Es sind alles Familienstücke, die für die Freilichtbühne geschrieben wurden. Zwei davon waren Weihnachtsstücke, die in einer umgebauten Reithalle gespielt wurden. „Millas wundersame Reise durch die Zeit“ und „Milla und die gestohlene Weihnacht“. „Die tollkühnen Abenteuer des Ritters Randalf von Rindenmulch“ wurden auch im Sommer gespielt und „Garrick von Hyvanshal“ in einem Fantasy-Park. Es sind einige Tiere und natürlich auch Pferde involviert. Hat Ihnen die Arbeit als Bühnenautor gefallen? Ich muss dazu sagen, dass ich mich nie dazu berufen gefühlt habe, Autor zu sein. Es waren alles Auftragsarbeiten und ich habe lange überlegt, ob ich das mache. Aber die Ideen nahmen in meinem Kopf immer mehr Gestalt an und dann schrieb ich sie auf. Ich habe mich gefreut, dass alle Vorstellungen immer gut besucht waren. Es war schön zu sehen, wie die ausgedachten Figuren lebendig wurden und wie die Schauspieler sie interpretiert haben. Aber Sie haben auch Filme gemacht, z.B. „Polizeiruf 110“, „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, „Verbindung der Zeiten“, „Spies must Die“, „Verliebt in Berlin“. Stehen Sie lieber auf der Bühne oder vor der Kamera? Ich liebe beides und will nichts davon missen. Ich stehe auch gerne im Synchronstudio. Abwechslung ist eine meiner schönsten Herausforderungen. Ich muss in Bewegung sein. In der Fernsehserie „Prinzessin Lillifee“ leihen Sie dem Frosch Carlos Ihre Stimme. Macht es Ihnen Freude, für Kinder zu arbeiten? Haben Sie Fans auch unter Kindern? Ja, ich bekomme viele Briefe von Kindern. Ich finde das toll. Ich habe früher nie den Mut gehabt, den Leuten, die ich mochte, das auch zu schreiben. Deshalb bewundere ich das. Und ja, ich mag Kinder sehr und arbeite gerne für sie und mit ihnen. Sie sind das Wichtigste, was wir haben – irgendwann sind sie erwachsen und das, was wir jetzt sind. Deshalb sollten wir sie ernst nehmen. Ich kann mich heute noch an die Menschen erinnern, die mich ernst genommen haben und mir zuhörten, als ich ein kleiner Junge war. Diese Menschen haben Spuren in meinem Herzen hinterlassen. Womit füllen Sie Ihre Freizeit aus? Was sind Ihre Hobbys? Ich bin schnell für Dinge zu begeistern. Ich kann mich bis zum Exzess mit einem bestimmten Thema beschäftigen. Ich will dann alles darüber wissen, lese Bücher und schaue Filme darüber. Zurzeit sind es analoge Spiegelreflexkameras. Im letzten Jahr habe ich Pfeifenmacher in Frankreich, Spanien und Deutschland besucht, weil mich Bruyereholz-Pfeifen interessieren, obwohl ich nie geraucht habe. Nehmen wir an, Sie möchten sich zur Unterhaltung die Aufzeichnung eines Stückes anschauen, in dem Sie bisher in Elspe aufgetreten sind. Welches dieser drei Stücke würden Sie wählen? „Unter Geiern“, mit Ihnen als Bloody Fox, „Winnetou und das Halbblut“, mit Ihnen als Old Shatterhand, „Winnetou I“, als Sie sich die Rolle des Winnetou mit Benjamin Armbruster geteilt haben. Ich würde losen und dann nehmen, was kommt.