Exchange Server 2003
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Exchange Server 2003
William Boswell Exchange Server 2003 An imprint of Pearson Education München • Boston • San Francisco • Harlow, England Don Mills, Ontario • Sydney • Mexico City Madrid • Amsterdam 3 Die Architektur der Exchange 2003-Dienste Sobald Exchange vollständig in die Produktion gegangen ist, werden Sie viel Arbeit in die Verwaltung der Server, Datenbanken, Nachrichtentransporte, Empfänger und öffentlichen Ordner stecken. Und all das zusätzlich zur täglichen Tretmühle des Anlegens von Sicherungskopien, der Viren- und Spamabwehr und des Umgangs mit Benutzern, die es anscheinend nie ganz schaffen, Termine festzulegen oder alte E-Mails zu löschen. Mehr Informationen darüber finden Sie in den späteren Kapiteln. Nehmen wir uns an dieser Stelle jedoch Zeit, um zu untersuchen, wie die Dienste, aus denen sich Exchange zusammensetzt, ineinander greifen. Stellen Sie sich dieses Kapitel als Explosionszeichnung von Exchange vor, wie Sie sie in einem Reparaturhandbuch finden. Wenn Sie wollen, können Sie das Kapitel überspringen und darauf zurückkommen, wenn Sie Fragen dazu haben, wie ein bestimmter Dienst mit einem anderen oder dem Betriebssystem zusammenarbeitet. 3.1 Der Exchange-Speicher Internetprotokolle Internetclients und andere Exchange-Server nutzen diese Protokolle zur Kommunikation mit Exchange Prozessübergreifende Kommunikation Internetdienste nutzen den Arbeitsspeicher und den Heap zur schnellen Datenübermittlung gemeinsam mit ihren Partnerprozessen WinSock Messaging-API Outlook, Ximian und andere Clients benutzen MAPI gleichzeitig als Schnittstelle und als Messagingprotokoll SMB IMAP4 ExIPC NNTP ExchangeSpeicher SMTP WinSock SMB NT-Cacheverwaltung ExIFS MAPI OLE DB Datenbankprotokolle Skripte und Programme setzen diese Schnittstelle für die direkte Interaktion mit der Exchange-Datenbank ein Installierbares Dateisystem Lokale und Netzwerkclients können mit Exchange über normale Win32-Dateisystemaufrufe, Netzwerkdateisystemaufrufe oder die Windows-Socketbibliothek kommunizieren Abbildung 3.1: Ein Diagramm der mit dem Exchange-Speicher verknüpften Dienste 151 3 Die Architektur der Exchange 2003-Dienste Unbestritten stellen die Datenbanken, die von Microsoft als Exchange-Speicher bezeichnet werden und die E-Mails und die öffentlichen Ordner enthalten, die wichtigste Komponente des Programms dar. Exchange stellt den Inhalt des Speichers mit Hilfe zahlreicher unterschiedlicher Dienste bereit. Abbildung 3.1 zeigt, wie diese Dienste mit dem Speicher verknüpft sind. 3.1.1 Internet-Messagingprotokolle Die im vorigen Kapitel behandelten Internet-Messagingprotokolle – POP3, IMAP4, NNTP und SMTP – gehören eigentlich nicht zu Exchange, sondern werden als Bestandteil des Dienstpakets ausgeführt, das Microsoft als Internetinformationsdienste (IIS) bezeichnet. Die Dienste werden bei der Installation von Exchange erweitert. Mit dem Dienstprogramm Tasklist von Windows Server 2003 können Sie diese Dienste selbst einsehen. Wenn Sie es von der Befehlszeile aus mit tasklist /svc starten, werden die Namen der ausführbaren Dateien aller laufenden Prozesse und aller von ihnen betriebenen Dienste ausgegeben. Der folgende Listingauszug zeigt die Prozesse, die mit Exchange verknüpfte Dienste ausführen. C:\>tasklist /svc Abbildname PID Dienste ========================= ===== ================================== inetinfo.exe 1328 IISADMIN, POP3Svc, IMAP4Svc, RESvc, SMTPSVC srsmain.exe 1352 MSExchangeSRS mssearch.exe 1884 MSSEARCH svchost.exe 172 W3SVC w3wp.exe 1931 Nicht zutreffend mad.exe 2640 MSExchangeSA store.exe 2428 MSExchangeIS Beachten Sie, dass ein einziger Prozess, Inetinfo, den Dienst Iisadmin für den Zugriff auf die IIS-Konfigurationseinstellungen, die E-Mail-Dienste für die Clients (POP3 und IMAP4) sowie den Nachrichtenübermittlungsdienst SMTP und das SMTP-Routingmodul (SMTP Routing Engine, RESvc) enthält. Wenn Sie Exchange 2003 nicht unter Windows Server 2003, sondern unter Windows 2000 Server betreiben, weist die Taskliste einige wichtige Unterschiede auf. Unter Windows 2000 wird der WWW-Dienst (W3SVC) als Bestandteil von Inetinfo ausgeführt. Unter Windows Server 2003 dagegen findet die wesentliche HTTP-Verarbeitung für Internetdienste im Kernel (Http.sys) statt, während der WWW-Dienst unabhängig von Inetinfo im Prozess für allgemeine Dienste, Svchost, ausgeführt wird. 152 Der Exchange-Speicher Noch bedeutsamer ist der Umstand, dass sich die für Exchange unter Windows Server 2003 eingesetzten wesentlichen Internetprozesse in einem eigenen Anwendungspool befinden, der von einer eigenen Instanz der ausführbaren Arbeitsprozessdatei W3wp.exe beherbergt wird. Abbildung 3.2 zeigt die IIS-Verwaltungskonsole mit einer Auflistung des Inhalts des Exchange-Anwendungspools im rechten Fenster. Abbildung 3.2: IIS-Manager mit virtuellen Exchange-Ordnern Durch die getrennte Unterbringung von Websites in verschiedenen Anwendungspools verhindert IIS 6.0, dass ein Fehler in einer Anwendung zum Absturz einer anderen in einem anderen Pool führt. Trotz dieser Trennung sollten Sie keine anderen Websites auf einem Exchange-Server unterbringen. Stellen Sie sich IIS einfach als unterstützende Anwendung für Exchange vor und benutzen Sie für Ihre Webseiten andere Windows Server 2003-Server. Epoxy Internetdienste wie SMTP, POP3 und IMAP4 fungieren als Transporte, die Daten zwischen Clients und Exchange sowie im Fall von SMTP zwischen den ExchangeServern befördern. Obwohl diese Transportdienste zu IIS gehören, bindet Exchange sie über eine prozessübergreifende Kommunikationsschicht mit dem Namen Epoxy an Partnerdienste an, die unter dem Hauptspeicherprozess ausgeführt werden. Wie in Abbildung 3.3 zu sehen ist, besteht diese Schicht aus freigegebenem Arbeitsspeicher, dem Heap und Nachrichtenwarteschlangen. Die genauen Einzelheiten der symbiotischen Beziehung zwischen IIS und Exchange brauchen Sie nicht zu kennen. Denken Sie einfach daran, den ordnungsgemäßen Zustand der IIS-Dienste auf Ihrem Exchange-Server genauso sorgfältig zu überwachen wie den der eigentlichen Exchange-Dienste. Ignorieren Sie Ereignisprotokolleinträge von IIS-Diensten nicht, und verzichten Sie auf keinen Fall auf die Installation der IIS-Sicherheitspatches. 153 3 Die Architektur der Exchange 2003-Dienste Epoxy Freigegebener Arbeitsspeicher, Heaps und Warteschlangen Inetinfo.exe Store.exe smtpsvc exsmtp nntpsvc exnntp imap4svc esimap4 pop3svc espop3 davex exeledb exprox W3WP.exe Abbildung 3.3: Ein Diagramm gemeinsam genutzter IIS- und Exchange-Prozesse, die über Epoxy verbunden sind Distributed Authoring and Versioning (DAV) Möglicherweise haben Sie den Begriff „Web-Based Distributed Authoring and Versioning“ (WebDAV oder auch einfach DAV) noch nie gehört, aber bei Anwendungen für die Zusammenarbeit wird er häufig verwendet. WebDAV ist ein offener Standard und wird in RFC 2518, „HTTP Extensions for Distributed Authoring – WEBDAV“, dokumentiert. Er definiert Erweiterungen des Protokolls HTTP, um Dateien gezielter verarbeiten zu können als mit den üblichen HTTP-Befehlen GET und POST. Outlook Web Access (OWA) benutzt WebDAV für den Zugriff auf den Inhalt von Benutzerpostfächern und zum Anzeigen des Inhalts öffentlicher Ordner. Normalerweise verarbeitet IIS die zusätzlichen HTTP-Befehle in einer WebDAV-Verbindung mit Hilfe eines entsprechenden Erweiterungsfilters namens Httpext.dll. Windows Server 2003 setzt den Zustand dieses Filters auf VERWEI- 154 Der Exchange-Speicher GERT, um die Angriffsfläche des Webservers zu verkleinern, was Sie mit Hilfe des IIS-Managers sehen können. Wählen Sie wie in Abbildung 3.4 gezeigt das Symbol WEBDIENSTERWEITERUNG aus. Abbildung 3.4: Der IIS-Manager mit dem Zustand der Webdiensterweiterungen Sie brauchen die Erweiterung WebDAV nicht zu aktivieren, denn Exchange braucht sie nicht, sondern lädt seine eigenen Erweiterungen, darunter auch eine für WebDAV. Die Liste der Exchange-Erweiterungen können Sie einsehen, indem Sie das Symbol für Microsoft Exchange Server auswählen und auf EIGENSCHAFTEN klicken wie in Abbildung 3.5 gezeigt. Abbildung 3.5: Eine Liste der Exchange-Webdiensterweiterungen mit WebDAV, Davex und anderen 155 3 Die Architektur der Exchange 2003-Dienste Der Filter Davex.dll stellt die WebDAV-Funktionen für Exchange in der Standardkonfiguration bereit. Wenn Sie einen Exchange-Server als Front-End-Server konfigurieren (siehe Kapitel 11, „Bereitstellen einer verteilten Architektur“), fungiert der Server als Proxy für eingehende Outlook Web Access-Verbindungen an den Back-End-Server, auf dem sich das Benutzerpostfach befindet. In dieser Konfiguration ersetzt Exchange den Erweiterungsfilter Davex.dll durch einen Filter mit dem Namen Exprox.dll. Für den Fall, dass Sie an den anderen Exchange-Erweiterungsfiltern interessiert sind, folgt hier eine Liste: 왘 MasSync Dieser Filter ermöglicht einem Benutzer mit einem Handheld-Gerät, zum Beispiel einem Pocket-PC oder einem Smartphone, Nachrichten automatisch mit dem Exchange-Server zu synchronisieren. 왘 Owaauth Dieser Filter verarbeitet OWA-Authentifizierungsvorgänge, wenn die formularbasierte Authentifizierung aktiviert ist. 왘 Exwform Dieser Filter rechnet die von Exchange verwendeten Webformulare um. 왘 Owaspell Dieser Filter stellt die Onlinerechtschreibprüfung für mit OWA erstellte E-Mails bereit. 3.1.2 MAPI Abbildung 3.6: MAPI-Berechtigungen im System-Manager von Exchange 156 Der Exchange-Speicher Im vorigen Kapitel haben Sie eine Einführung in MAPI erhalten, eines der von Outlook und einigen anderen E-Mail-Clients für die Verbindung mit einem Exchange-Server benutzten Protokolle. Der Exchange-System-Manager verwendet MAPI für den Zugriff auf zahlreiche Informationen über die Einstellungen für Postfächer und öffentliche Ordner, zum Beispiel über die Berechtigungen für einen öffentlichen Ordner wie in Abbildung 3.6. Microsoft definiert eine Reihe von Technologien und Gestaltungskriterien für den Datenbankzugriff, die als „Object Linking and Embedding Database“ oder OLE DB bezeichnet werden. Anwendungen können über einen OLE DB-Provider auf Microsoft-Datenbanken zugreifen. Exchange enthält einen solchen Provider, der den Inhalt des Exchange-Speichers zugänglich macht. Sie werden nicht zwangsläufig direkt mit ihm arbeiten, wenn Sie nicht mit Hilfe einer von Microsoft bereitgestellten Zusammenarbeitsbibliothek Skripte schreiben, aber Sie werden mit Sicherheit Anwendungen benutzen, die OLE DBVerbindungen zum Exchange-Speicher aufbauen. Wenn Sie zum Beispiel eines der Postfachspeichersymbole im Exchange-System-Manager anklicken, kommen die Informationen über Größe und Nachrichtenanzahl wie in Abbildung 3.7 vom OLE DB-Provider des Speichers. Abbildung 3.7: Eine Postfachliste im Exchange-System-Manager, die über eine OLE DB-Verbindung zum Exchange-Speicher abgerufen wurde Wenn der System-Manager nicht über OLE DB Kontakt zu einem ExchangePostfachspeicher oder einem Speicher für öffentliche Ordner auf einem lokalen oder entfernten Server aufnehmen kann, wartet er längere Zeit, gibt dann auf und zeigt in irgendeiner Form einen Fehler an. Wie reagieren Sie auf ein derarti- 157 3 Die Architektur der Exchange 2003-Dienste ges Verhalten? Nehmen Sie über die Terminaldienste Verbindung mit dem betreffenden Server auf und überprüfen Sie, ob alle Exchange-Dienste in Betrieb sind. Sehen Sie das Ereignisprotokoll auf Fehlermeldungen vom Informationsspeicher durch. Wenn eine Überwachungsanwendung wie Microsoft Operations Manager läuft, werden Sie bei Verbindungsproblemen dieser Art sofort benachrichtigt. Sie sollten auch den Task-Manager überprüfen, um festzustellen, ob ein Exchange-Dienst die gesamte Prozessorzeit in Anspruch nimmt, was auf eine falsch formatierte Nachricht, ein beschädigtes Element im Speicher oder einen Logikfehler in einem Exchange-Verwaltungsdienst hinweist. Wenn Sie den Server neu starten und die Prozessornutzung sofort wieder auf 100% steigt, kann es sinnvoll sein, den Produktsupport von Microsoft anzurufen und mit dessen Hilfe Integritätsprüfungen für die Datenbanken durchzuführen. 3.1.3 ExIFS Betriebssysteme kommunizieren mit Hilfe von Gerätetreibern im Kernelmodus mit der Hardware. Wenn das Betriebssystem einen Gerätetreiber lädt, weist es der Stelle im Arbeitsspeicher, an der er sich befindet, einen Namen zu. Die Stelle mit dem Gerät, das das erste Volume auf der ersten Festplatte bildet, bekommt zum Beispiel den Namen \Device\HardDiskVolume1. Wenn das Betriebssystem ein Gerät bereitstellt, stellt es ein als symbolische Verknüpfung bezeichnetes Handle zur Verfügung, das Anwendungen im Benutzermodus beim Zugriff darauf verwenden können, beispielsweise das Handle C: für \Device\HardDiskVolume1. Ein Windows-Dateisystem, zum Beispiel NTFS, FASTFAT oder CDFS, nimmt die Form eines Gerätetreibers an, die Microsoft als „Installierbares Dateisystem“ oder IFS (Installable File System) bezeichnet. Ein IFS kommuniziert nicht unbedingt direkt mit einem Hardwarebauteil. Exchange macht den Inhalt des Exchange-Speichers zum Beispiel mit Hilfe des IFS-Treibers Exifs.sys zugänglich, der unter dem Namen \device\ExchangeIfsDevice läuft und über die symbolische Verknüpfung BackOfficeStorage verfügt. Sämtliche Arbeitsspeichernamen und symbolischen Verknüpfungen sind in einer Datenstruktur abgelegt, die als Objektnamespace bezeichnet wird und deren Struktur einschließlich ExchangeIfsDevice und der symbolischen Verknüpfung BackOfficeStorage Sie mit dem kostenlosen Dienstprogramm Winobj einsehen können. Dieses Programm können Sie von der Website von Sysinternals (www.sysinternals.com) herunterladen. In Abbildung 3.8 sehen Sie ein Beispiel. 158 Der Exchange-Speicher Abbildung 3.8: Der Objektnamespace in der Darstellung von Winobj, die die symbolische Verknüpfung BackOfficeStorage zu ExchangeIfsDevice zeigt Gelegentlich werden Sie die symbolische Verknüpfung BackOfficeStorage in Ereignisprotokolleinträgen oder Fehlermeldungen antreffen oder beim Herumstöbern im Hintergrund von Konfigurationseinstellungen, die Exchange betreffen. Die virtuellen Exchange-Ordner in IIS nehmen beispielsweise über diese Verknüpfung Verbindung mit dem Exchange-Speicher auf, wie in Abbildung 3.9 zu sehen ist. Abbildung 3.9: Ein virtueller Exchange-Ordner in IIS mit einem Pfad, der die Verknüpfung BackOfficeStorage zum Inhalt des Exchange-Speichers nutzt 159 3 Die Architektur der Exchange 2003-Dienste Verwenden von ExIFS zum Einsehen von Postfächern und öffentlichen Ordnern Eine Liste der Postfächer im Exchange-Speicher lässt sich über die symbolische Verknüpfung BackOfficeStorage einsehen, indem Sie auf Ihrem ExchangeServer eine Befehlszeile öffnen und DIR mit folgender Syntax ausführen: dir\\.\backofficestorage\<vollständig_qualifizierter_Domänenname>\mbx Es folgt ein abgekürztes Listing: C:\>dir \\.\backofficestorage\company.com\mbx Datenträger in Laufwerk \\.\backofficestorage ist Exchange Volumeseriennummer ist 00A9-8AC7 Verzeichnis von \\.\backofficestorage\company.com\mbx 4.4.2004 4.4.2004 4.4.2004 4.4.2004 4.4.2004 4.4.2004 08:19 08:19 08:19 08:19 08:19 08:19 <DIR> <DIR> <DIR> <DIR> <DIR> <DIR> . .. phoenixuser50 phoenixuser51 phoenixuser52 SystemMailbox Sie können auch die Elemente in einem öffentlichen Ordner mit ExIFS auflisten, indem Sie den Pfad \\.\backofficestorage\<vollständig_qualifizierter_ Domänenname>\public folders\<Name_des_öffentlichen_Ordners> eingeben. Das Beispiel für den öffentlichen Ordner Toastmasters lautet folgendermaßen: C:\>dir "\\.\backofficestorage\company.com\public folders\ toastmasters" Datenträger in Laufwerk \\.\backofficestorage ist Exchange Volumeseriennummer ist 00A9-8AC7 Verzeichnis von \\.\backofficestorage\company.com\public folders\ toastmasters 4.4.2004 08:19 <DIR> . 4.4.2004 08:19 <DIR> .. 4.4.2004 08:19 1,277 Thursday Meeting 610294F6-58BC-457A-AB14-A99D9B33E861-19C5E-M.EML 1 Datei(en) 1.277 Bytes 2 Verzeichnis(se) 5.773.104.128 Bytes frei 160 Der Exchange-Speicher Mit Hilfe von ExIFS können Sie ein Element in einem Postfach oder einem öffentlichen Ordner im Explorer nicht wirklich öffnen oder ändern. Die Schnittstelle ist in erster Linie für Exchange-Dienste und -Werkzeuge vorhanden. Wenn Sie mit ihr experimentieren wollen, sollten Sie extrem vorsichtig sein und niemals Dateiberechtigungen ändern. Exchange könnte dadurch die Fähigkeit verlieren, Berechtigungen zuzuordnen, was zum vollständigen Verlust des Zugriffs auf Postfächer und öffentliche Ordner führen mag. Exchange 2000 machte Administratoren eine Menge Schwierigkeiten, weil es ein logisches Laufwerk, nämlich M:, automatisch demselben Gerät zuwies wie die symbolische Verknüpfung BackOfficeStorage. Microsoft hatte dies als bequeme Methode für den Zugriff auf den Inhalt des Exchange-Speichers bei der Erstellung von Anwendungen vorgesehen, aber es führte zu unendlichem Kopfzerbrechen, weil Virenschutz- und Sicherungsprogramme Elemente auf Laufwerk M: behandelten, als wären es reale Dateien, und Änderungen an den Sicherheitsbeschreibungen vornahmen, die verhinderten, dass Exchange ihnen die üblichen MAPI-Berechtigungen zuweisen konnte. In Exchange 2003 hat Microsoft das Laufwerk M: standardmäßig entfernt. Im Knowledge Base-Artikel 821836 wird eine Änderung der Registrierung behandelt, mit der Sie die Zuordnung des Laufwerks M: wieder nutzen und einen anderen Laufwerksbuchstaben auswählen können. Stellen Sie ExIFS erst dann mit einem anderen Laufwerksbuchstaben zur Verfügung, wenn Sie sich davon überzeugt haben, dass Ihre Antiviren- und Spamabwehrprogramme den Exchange-Speicher nicht beschädigen. 3.1.4 Exchange-Dienste Ein Prozess, der ohne direkte Interaktion mit dem Benutzer ausgeführt werden soll, trägt die Bezeichnung Dienst. Dienste werden als Threads unter einer übergeordneten ausführbaren Datei ausgeführt, die als Prozess bezeichnet wird. Die auf einem Rechner laufenden Prozesse lassen sich mit dem Task-Manager anzeigen. Der Task-Manager lässt sich auf folgende Arten starten: mit der Tastenkombination (Strg)+(Alt)+(Entf) und einem Klick auf die Schaltfläche TASK-MANAGER im Fenster WINDOWS-SICHERHEIT, mit einem Rechtsklick auf die Statusleiste im Explorer und der Auswahl von TASK-MANAGER aus dem Kontextmenü oder mit der Tastenkombination (Strg)+(ª)+(Esc). In Abbildung 3.10 sehen Sie ein Beispiel, bei dem die Exchange-Dienste hervorgehoben sind. Exchange-Dienste lassen sich mit Hilfe der Konsole DIENSTE starten und beenden, die Sie mit START/ALLE PROGRAMME/VERWALTUNG aktivieren. Ein Beispiel bietet Abbildung 3.11. 161 3 Die Architektur der Exchange 2003-Dienste Emsmta.exe Der Prozess des Message Transfer Agent überträgt Nachrichten in Formate, die sich für andere E-Mail-Systeme eignen Store.exe Der Prozess für den Exchange-Speicher beherbergt fast alle Exchange-Dienste Mssearch.exe Der Suchprozess implementiert die Volltextindizierung ausgewählter Speicher für Postfächer und öffentliche Ordner Mad.exe Der Prozess der Systemaufsicht führt spezielle Aufgaben für Exchange durch Exmgmt.exe Der Exchange-WMI-Provider beantwortet WMI-Abfragen nach Exchange-Betriebsparametern Abbildung 3.10: Eine Prozessliste im Task-Manager mit den Exchange 2003-Prozessen und ihren Funktionen Abbildung 3.11: Die Konsole Dienste mit den Exchange-Diensten und ihren Zuständen Die folgende Liste enthält eine kurze Beschreibung der einzelnen ExchangeDienste: 왘 IMAP4 und POP3 Die Dienste Imap4svc und Pop3svc machen Internetclients den ExchangeSpeicher zugänglich. 162 Der Exchange-Speicher 왘 Ereignis Der Dienst MSExchangeES wird von seinem eigenen Prozess, Events.exe, betrieben und bietet eine Schnittstelle für die Ereignisüberwachung und -protokollierung. 왘 Informationsspeicher Der von Store.exe betriebene Dienst MSExchangeIS stellt die ExchangeDatenbanken bereit. 왘 MTA-Stacks Der Dienst MSExchangeMTA wird von seinem eigenen ausführbaren Prozess, Emsmta, betrieben und überträgt Nachrichten von einem Transportprotokoll in ein anderes. Nachrichten, die ein Exchange 2003-Server an einen Exchange 5.5-Server sendet, bedürfen zum Beispiel der Konvertierung von SMTP in RPC. 왘 Routingmodul Der von Inetinfo.exe betriebene Prozess RESvc erweitert das SMTP-Standardrouting, das Windows Server 2003 durchführt. Das verbesserte Routingmodul kann Empfängerdaten aus Active Directory abfragen und direkt mit dem Exchange-Speicher interagieren. 왘 Active Directory Connector (ADC) Der Dienst ADC ist an sich kein Kernbestandteil von Exchange. Er hält die Synchronizität zwischen den Inhalten des veralteten Verzeichnisdienstes von Exchange 5.5 und Active Directory aufrecht. 왘 Standortreplikationsdienst Der Dienst MSExchangeSRS wird von seinem eigenen ausführbaren Prozess, Srsmain.exe, betrieben. Er unterhält ein funktionsbereites Exemplar des älteren Exchange-Verzeichnisdienstes, so dass ein Exchange 2003-Server vorgeben kann, ein Exchange 5.5-Server zu sein, was den Übergang auf Exchange 2003 erleichtert. Im gesamten Text dieses Buches sind mit dem Begriff „älteres Exchange“ alle älteren Exchange-Versionen als Exchange 2000 gemeint. 3.1.5 Systemaufsicht Der vom Prozess Mad.exe betriebene Dienst der Systemaufsicht ist für viele Funktionen zuständig und verdient einen eigenen Abschnitt. MAD steht für „Management and Administration Daemon“. 163 3 Die Architektur der Exchange 2003-Dienste Wenn Exchange eine militärische Organisation wäre, entsprächen die Systemaufsichtsdienste den eingezogenen Männern, die die Aufgaben der Systemaufsicht ohne großes Trara erledigen. Es geht um folgende Dienste: 왘 Empfängeraktualisierungsdienst Dieser Dienst weist Objekten in Active Directory E-Mail-Attribute zu und gewährleistet, dass E-Mail-aktivierte Objekte in die richtigen Adresslisten aufgenommen werden. 왘 DS2MB Wenn Sie die Einstellungen für ein Transportprotokoll (POP3, IMAP4, HTTP, NNTP oder SMTP) im Exchange-System-Manager ändern, schreibt Exchange die Änderungen zuerst in Active Directory, woraufhin der Dienst DS2MB sie heraussucht und in die IIS-Metabasis übernimmt. 왘 Generator für Offlineadresslisten Outlook-Benutzer verlassen sich in hohem Maß auf die umfassende Liste von Benutzern, Verteilerlisten und Kontakten, die die Bezeichnung globale Adressliste (GAL) trägt. Normalerweise erhält Outlook eine neue Kopie dieser Liste vom globalen Katalog, sobald ein Benutzer die Liste einsieht, was bei einer Einwählverbindung sehr lange dauern kann. Ein Benutzer mit einer solchen Verbindung kann aber einen Schnappschuss der globalen Adressliste, die so genannte Offlineadressliste, herunterladen, die von diesem Generator erstellt und regelmäßig aktualisiert wird. Sie wird auch von Outlook 2003 in der Standardkonfiguration Exchange-Cache-Modus verwendet. 왘 RFR-Dienst (Referral) Wenn ein Outlook-Benutzer die globale Adressliste einsehen möchte, sendet Outlook besondere NSPI-Anforderungen (Name Server Provider Interface) an einen globalen Katalogserver, dessen Namen es vom RFR-Dienst auf seinem Exchange-Basisserver erfährt. 왘 NSPI-Proxy Ältere Outlook-Clients (Outlook 98 SR 1 und älter) können den Namen eines globalen Katalogservers nicht über RFR erfragen, sondern senden NSPIAnforderungen an den Basisserver des Benutzers. Der NSPI-Proxy-Dienst leitet sie an einen globalen Katalogserver weiter und gibt die Antworten an die Clients zurück. 왘 Frei/Gebucht-Dienst Wenn Outlook eine Änderung in einem Benutzerkalender vornimmt, legt Exchange diese in einem besonderen Systemordner mit der Bezeichnung Free/Busy Schedule+ ab, damit andere Outlook-Clients die Verfügbarkeit des betreffenden Benutzers beim Planen von Zusammenkünften prüfen können. OWA-Clients können diesen Ordner nicht direkt aktualisieren, weshalb OWA Kalenderaktualisierungen an das Postfach der Systemaufsicht sendet. Von dort leitet der Frei/Gebucht-Dienst (MadFB) die Kalenderinformationen an den Systemordner Free/Busy Schedule+ weiter. 164 Der Exchange-Speicher 왘 Postfach-Verwaltung Dieser Dienst ist für das Aufräumen der Postfächer zuständig. Sie können zum Beispiel eine Richtlinie aufstellen, nach der Nachrichten von mehr als 50 Kbyte, die älter als 30 Tage sind, gelöscht oder archiviert werden. Der Postfach-Verwaltungsdienst wird regelmäßig ausgeführt und setzt die Richtlinie durch, indem er nach Bedarf Elemente in den Benutzerpostfächern löscht oder archiviert. 왘 Nachrichtenverfolgung Wenn dieser Dienst aktiv ist, verfolgt er die Nachrichten, die die einzelnen Server senden und empfangen. Er liest die Header und zeichnet Nachrichteninformationen darüber auf. Der Exchange-System-Manager gibt den Inhalt dieses Protokolls in einem Format aus, das die Verfolgung der Nachricht durch das System einfach macht. 3.1.6 Dienstdiagnose Sie können die Tätigkeit der Exchange-Systemdienste einschließlich der von der Systemaufsicht betriebenen Dienste mit Hilfe der Diagnostikprotokollierung beobachten. Dazu starten Sie den Exchange-System-Manager, öffnen das Eigenschaftenfenster für einen Server und wechseln auf die Registerkarte DIAGNOSTIKPROTOKOLL. Abbildung 3.12: Die Registerkarte Diagnostikprotokollierung im Exchange-System-Manager mit der Systemaufsicht 165 3 Die Architektur der Exchange 2003-Dienste Wenn Sie einen Dienst auswählen, zeigt das rechte Fenster die von ihm ausgeführten Funktionen. Markieren Sie MSExchangeSA, um zu sehen, welche Funktionen der Systemaufsicht für die Diagnoseprotokollierung zur Verfügung stehen. In Abbildung 3.12 finden Sie ein Beispiel. Wenn Sie die Aktivitäten eines Dienstes aufzeichnen, schreibt er Informationen in das Ereignisprotokoll, wo Sie die Einträge auf Probleme überprüfen können. 3.1.7 Dienstabhängigkeiten Wenn Sie das Fenster EIGENSCHAFTEN für den Microsoft Exchange-Informationsspeicherdienst in der Konsole DIENSTE öffnen, sehen Sie eine Registerkarte ABHÄNGIGKEITEN (Abbildung 3.13), auf der steht, welche Dienste in Betrieb sein müssen, bevor der Informationsspeicherdienst gestartet werden kann. Abbildung 3.13: Details für den Informationsspeicherdienst, die Abhängigkeiten zeigen Beachten Sie, dass die Systemaufsicht und ExIFS (Exchange Installable File System) vor dem Informationsspeicherdienst gestartet werden müssen und der Ereignisdienst erst danach gestartet werden kann. Außerdem stützt sich die Systemaufsicht auf einige wenige Dienste des Betriebssystems. Diese Dienste bilden eine Kette von Dominosteinen, die fallen müssen, bevor der Informationsspeicherdienst gestartet werden kann. Wenn Sie einen ExchangeServer neu starten und eine Konsolenmeldung sagt „Ein oder mehrere Dienste wurden nicht gestartet. Einzelheiten finden Sie im Ereignisprotokoll“, sollten Sie zunächst nachschauen, ob alle Exchange-Dienste in Betrieb sind. 166 Zusammenfassung und Ausblick Wenn ein Dienst nicht gestartet wird, sehen Sie nach, ob das Ereignisprotokoll einen Grund nennt. Versuchen Sie einen manuellen Start, um festzustellen, ob der Dienst initialisiert wird. Manchmal führt eine Startbedingung zu einer Zeitüberschreitung, während der Dienst auf seinen Start wartet, aber später funktioniert es problemlos. 3.2 Zusammenfassung und Ausblick Dieses Kapitel war ein harter Schlag. Ich bin sicher, Sie stimmen mir zu, dass es Zeit ist, etwas zu tun, anstatt zu studieren. In den nächsten Kapiteln werden Sie erfahren, wie Sie den von Ihnen installierten Exchange-Server und die Empfänger verwalten, deren Postfächer darauf untergebracht sind, und wie Sie weitere Server bereitstellen, die Nachrichten untereinander und zwischen Ihrer Organisation und dem Internet weiterleiten können. 167