Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus und Editierung mit

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Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus und Editierung mit
Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus
und Editierung mit Cubase
Roland Enders
© 2007
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The Bearded – Hope|Omid
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direkt in die dortigen Schulen. Und es ist sehr effektiv angelegt.
Danke.
Audioqualität im Homerecording Studio – 4 DAW und Backend
Inhalt
Einleitung .................................................................................................................. 3
Forschungsreise ins Innere von Cubase................................................................ 3
Voreinstellung Programm .................................................................................................3
Aufnahme im Cycle-Modus ...............................................................................................4
Pool......................................................................................................................................7
Projektfenster ........................................................................................................... 8
Events..................................................................................................................................8
Audio-Parts .......................................................................................................................10
Zuordnung von Regionen zu Events ..............................................................................10
Events und Regionen gleichzeitig ..................................................................................12
Aufnehmen im Stack-Modus ...........................................................................................13
Keep last Option...............................................................................................................14
Schneiden und Editieren einer Cycle-Aufnahme ..........................................................15
1. Editieren von übereinanderliegenden Events im Projektfenster .................................. 15
2. Editieren von Events im Part-Editor ............................................................................ 16
3. Editieren im Projektfenster durch Zuweisen neuer Regionen...................................... 17
4. Editieren von Events im Ebenen-Modus (Stack) ......................................................... 18
Roland Enders
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Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus und Editierung mit Cubase
Einleitung
Hinweis: Die Aussagen in diesem Artikel gelten für alle Programmversionen von SX 2 bis Cubase 4. Selbst für
den ehrwürdigen Ahnen Cubase SX trifft noch das meiste zu. Lediglich der Stack-Modus wurde danach eingeführt. Die Screenshots entstammen verschiedenen Programmversionen. Lassen Sie sich nicht dadurch verwirren,
dass einige Details bei Ihnen vielleicht etwas anders aussehen. Das ist nur Kosmetik. Der Motor steckt unter der
Haube.
Als Einsteiger kann man sich im Audio-Dschungel von Cubase ziemlich verirren. Wie auch
im richtigen Regenwald ist die Artenvielfalt hoch. Wir begegnen hier zahlreichen Spezies von
Audioaufnahmen, genannt Wave-Dateien, Events, Clips und Regions, wobei sich die Events
auch noch in Rudeln oder Herden, den so genannten Parts, versammeln.
Der Blick in das Cubase Handbuch hat mir diesbezüglich genau so wenig Erleuchtung geschenkt wie die Lektüre von Brehms Tierleben.
Ich habe – lang ist’s her – Physik studiert, und da ist einiges von der Denkweise dieser Naturwissenschaftler hängen geblieben. Es gibt zwei Unterarten: den theoretischen Physiker, der
mit messerscharfem Verstand die Natur geistig durchdringt, sie mathematisch analysiert, seziert und ihre Funktionsweise voraussagt, und den Experimentalphysiker, der – wenn er etwas
über das Wesen der Natur erfahren will – sich einfach von dieser zeigen lässt, wie sie funktioniert, indem er experimentiert. Genau diesen Weg habe ich eingeschlagen, um zur Erleuchtung zu gelangen. Rüsten Sie sich aus mit ausreichenden Vorräten an Futter, Wasser oder
Kaffee und folgen Sie mir auf einer
Forschungsreise ins Innere von Cubase
Wer forscht, sollte erst einmal die Fragen stellen, deren Antworten er erforschen will. Was
wollen wir also?
1. Im Programmeinstellungsmenü von Cubase kann man verschiedene Aufnahmeoptionen einstellen. Wir wollen herauskriegen, wozu diese gut sind.
2. Im Transportfeld von Cubase gibt es ebenfalls mehrere Aufnahmeoptionen. Auch hier
wollen wir wissen: wann, wieso und wozu?
3. Wir wollen erforschen, wie wir eine in mehreren Durchläufen (Takes) gewonnenen
Cycle-Aufnahme editieren und aus den diversen Einzelaufnahmen ein optimales Ergebnis zusammenstellen können.
4. Wir wollen herauskriegen, welche Möglichkeiten uns dafür zur Verfügung stehen und
die für uns optimale Arbeitsweise daraus extrahieren.
Die folgenden Experimente können Sie ganz einfach Schritt für Schritt nachvollziehen. Dann
bleibt wahrscheinlich mehr haften, als wenn Sie nur diesen Text lesen. Drucken Sie sich die
Datei am besten aus, öffnen Sie Cubase, legen ein neues, leeres Projekt an und benennen dies
mit „Test“ oder wie immer Sie wollen.
Voreinstellung Programm
Gehen Sie nun in das Menü Datei/Programmeinstellungen. Klicken Sie in der links erscheinenden Liste auf den Eintrag Audio.
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Abbildung 1: Fenster Programmeinstellungen
Wenn Sie dann rechts im Fenster auf Cycle-Aufnahmemodus klicken, können Sie unter drei
Varianten wählen. Noch haben wir keine Ahnung, was das bedeutet. Probieren wir’s einfach
aus: Wählen Sie zuerst „Events erzeugen“ aus.
Nun wollen wir noch einige Darstellungsoptionen einstellen, damit Ihr Testprojekt ähnlich
wie in den Abbildungen dieses Artikels aussieht: Klicken Sie links im Auswahlbaum des Programmeinstellungs-Fensters auf Event-Darstellung. Aktivieren Sie rechts im Fenster die Option „Event-Namen anzeigen“, falls sie nicht eingestellt ist. Klicken Sie dann links auf den
Eintrag Audio (unter Event-Darstellung). Aktivieren Sie hier die Welleformdarstellung
„Block umrahmt“. Dann schließen Sie das Programmeinstellungs-Fenster.
Aufnahme im Cycle-Modus
Ich gehe mal davon aus, dass Sie grundsätzlich wissen, wie man mit Cubase aufnimmt.
Sie werden vermutlich häufig im Cycle-Modus aufnehmen. Sie setzen die Locatorgrenzen
beispielsweise auf die Länge einer Strophe und lassen diese den Sänger einige Male hintereinander singen. Der Vorteil: Nach der Aufnahme können Sie die beste Version der Strophe
auswählen, ja sogar die verschiedenen Aufnahmedurchgänge zerschneiden und aus jedem
Durchgang die besten Teile zu einem optimalen Ergebnis zusammenfügen. Wir wollen dieses
Verfahren simulieren. Dazu nehmen wir zunächst drei Spuren gleichen Inhalts im CycleModus auf.
Damit jede Aufnahme bei der linken Locatorgrenze startet, stellen wir erst einmal sicher, dass
im Menü Transport hinter der Option Aufnahmestart ab linkem Locator ein Häkchen steht.
Im Transportfeld von Cubase gibt es auch mehrere Aufnahmeoptionen:
Abbildung 2: Transportleiste – obere Aufnahmeoptionen
Anmerkung: bei Cubase können Sie das Aussehen des Transportfelds ziemlich frei konfigurieren. Ist diese Auswahlmöglichkeit nicht zu sehen, dann klicken Sie mit rechts auf das Transportfeld und aktivieren in der erscheinenden Auswahlliste die Darstellung Aufnahmemodus (Häkchen dahinter setzen).
Wir können nicht alles erforschen, dazu fehlt mir das Budget ;-) Man muss auch mal was
glauben. In diesem Falle lasset uns dem Handbuch glauben, dass die Optionen, die wir im
oberen Aufnahme-Modus-Feld anwählen können, nur für MIDI-Aufnahmen von Bedeutung
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sind. Auf Audio-Aufnahmen haben sie keinerlei Auswirkungen. Es ist also egal, was wir hier
einstellen. Belassen wir es bei der Einstellung „Normal“.
Abbildung 3: Transportleiste – untere Aufnahmeoptionen
Wie sieht es aus mit den Optionen im unteren Auswahlfeld? Wie man schon an den Namen
sieht, sollen die ersten beiden Aufnahme-Optionen nur Einfluss auf MIDI-Aufnahmen haben.
Daraus können wir im Umkehrschluss folgern, dass sich die weiteren drei auch auf die AudioAufnahme auswirken könnten.
Nun kommen wir in ein Dilemma. Wir haben herausgefunden, dass es im Programmeinstellungsmenü von Cubase (Datei – Programmeinstellungen – Aufnahme) im Feld Cycle-Modus für Audio bereits drei verschiedenen
Aufnahmeoptionen gibt. Im Transportfeld haben wir zwei bis drei weitere (nämlich Keep Last, Stacked und im
Fall von Cubase 4 noch Stacked 2), die sich auf Audio-Aufnahmen auswirken können. Inwieweit diese sich
gegenseitig beeinflussen, wissen wir noch nicht. Deshalb ist es sinnvoll, zunächst einmal keine der speziellen
Audio-Optionen im Transportfeld auszuwählen, sondern eine Einstellung, die sich auf Audio garantiert nicht
auswirkt, sodass wir untersuchen können, was die Einstellungen im Programmeinstellungsmenü bewirken.
Wir werden deshalb zunächst die jeweils Einstellung „Mix“ im Transportfeld verwenden –
gerade weil sie keinen Einfluss auf die Audio-Aufnahme hat – und gleichzeitig in Erfahrung
bringen, was es mit den Optionen im Programmeinstellungsmenü auf sich hat.
Die erste Aufnahme machen wir im Aufnahme-Modus „Events erzeugen“. Diese haben wir ja
bereits im Menü Programmeinstellungen ausgewählt:
Erzeugen Sie eine leere Audiospur. Nennen Sie sie „A-Events“.
Stellen Sie ein Tempo von 120 bpm ein.
Setzen Sie die Locatorgrenzen auf Takt 3 und 5.
Aktivieren Sie den Click.
Aktivieren Sie den Cycle-Modus.
Aktivieren Sie die Aufnahmebereitschaft dieser Spur (geschieht normalerweise automatisch durch die Anwahl der Spur).
Schließen Sie ein Mikro an und steuern den Kanal korrekt aus.
Stellen Sie das Metronom so ein, dass es auf jeden Beat klickt und bei der Aufnahme
zu hören ist. Aktivieren Sie den Precount im Transportfeld.
Starten Sie die Aufnahme. Nach zwei Takten mit Vorzähler (Click) beginnt sie.
Sprechen Sie nun auf jeden Klick die Zahlen „ 1 – 2 – 3 – 4 – 5 …“ usw. bis zur Zahl
16. Mit den Zahlen 5, 9 und 13 beginnt jeweils ein neuer Cycle-Durchgang.
Beenden Sie die Aufnahme nach dem vierten Durchgang.
Das Ergebnis interessiert uns jetzt noch nicht. Wir machen gleich mit der 2. Spur weiter:
Stellen Sie nun im Menü Datei/Programmeinstellungen/Audio den Cycle-Aufnahmemodus auf „Regionen erzeugen“ und schließen Sie das Fenster.
Erzeugen Sie eine neue Audiospur und nennen Sie sie „B-Regions“.
Nehmen Sie auf dieser ebenfalls im Cycle-Modus die Zahlwörter 1 bis 16 in vier
Durchgängen auf.
Machen Sie schließlich noch eine dritte Aufnahme:
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Stellen Sie im Menü Datei/Programmeinstellungen/Audio den Cycle-Aufnahmemodus auf „Events + Regionen erzeugen“ und schließen Sie das Fenster.
Erzeugen Sie eine neue Audiospur und nennen Sie sie „C-Events+Regions“.
Nehmen Sie noch einmal im Cycle-Modus die Zahlwörter 1 bis 16 in vier Durchgängen auf.
Bevor wir mit der Analyse anfangen, noch ein letzter Schritt:
Klicken Sie mit der rechten Maustaste in der Spurliste (links im Projektfenster) auf die
Spur „A-Events“. Im dann erscheinenden Kontextmenü wählen Sie Spur duplizieren.
Es entsteht dann eine Kopie der „Spur A-Events“ unterhalb von dieser. Benennen Sie
sie um in „Part Spur A“.
Markieren Sie nun alle (übereinander liegenden) Events auf dieser Spur. Dazu genügt
es nicht, das obere Event anzuklicken! Ziehen Sie stattdessen mit dem Auswahlwerkzeug ein Rechteck über den Events der Spur auf.
Im Menü Audio klicken Sie auf Events in Parts umwandeln.
Wenn Sie alles richtig gemacht haben, sollte das Gesamtergebnis etwa so aussehen (ich habe
die Spuren außerdem unterschiedlich eingefärbt):
Abbildung 4: Test-Projekt
Wir haben nun drei Möglichkeiten, Audioaufnahmen im Projektfenster darzustellen, in unserem Testprojekt verwendet. Gleich wollen wir die verschiedenen Versionen analysieren. Doch
vorher lassen Sie uns zusammenfassen, was wir eigentlich nach der Handbuch-Lektüre wissen
sollten:
Bei jeder Audioaufnahme entsteht ein Event – ein längliches Kästchen im Projektfenster,
eventuell mit einer Darstellung der Wellenform –, und eine zusammenhängende Datei auf der
Festplatte, die Wave-Datei. Mit der haben wir aber direkt nichts zu tun. Ganz im Gegenteil:
Cubase nimmt es sehr übel, wenn wir etwa die Wave-Dateien im Explorer (oder dem entspreRoland Enders
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chenden Datei-Manager vom Mac) umbenennen oder an einen anderen Ort verschieben.
Wenn wir solche Manipulationen vornehmen wollen, müssen wir dies im Pool-Fenster von
Cubase tun. Dort haben die Wave-Dateien Repräsentanten, die so genannten Clips.
Zu den Namen: Wenn Sie genau hinschauen, hat jedes Event einen Doppelnamen: Nehmen
wir zur Verdeutlichung das gelbe auf der A-Event-Spur: es heißt Take 4 (A-Events). Cubase
hat diesen Namen automatisch vergeben. Der „Vorname“ ist der Eventname (hier Take 4, also
vierte Aufnahme im Cycle-Mode). Der „Familienname“ – der Ausdruck in Klammern – ist
der Name der auf der Festplatte gespeicherten Datei (die heißt eigentlich A-Events.wav) bzw.
des sie repräsentierenden Clips im Poolfenster. Diesen hat Cubase (so die Voreinstellung)
vom Namen der Spur übernommen. In der Datei sind alle vier Aufnahmen (Takes) fortlaufend
enthalten, d.h., Cubase hat nicht etwa vier Dateien angelegt, sondern nur eine, und die Events
im Projektfenster sind Ausschnitte (genauer: Verweise) daraus. Das mit der Familie ist übrigens gar nicht so schlecht als Bild. Die Events 1 bis 4 sind demnach Geschwister. Sie gehören
alle zur gleichen Familie (hier zum Clip „A-Events“).
Sie können die Dateinamen jederzeit im Projektfenster ändern. Dazu müssen Sie die Infozeile
eingeblendet haben und ein Objekt durch Klick darauf auswählen. Unter Datei ist der Clipname eingeblendet (hier also „A-Events“). Wenn Sie darauf doppelklicken, können Sie ihn
überschreiben. Dann erhalten aber auch alle anderen Events des Clips einen neuen „Nachnamen“. Den „Vornamen“ des markierten Events finden Sie in der Infozeile unter Beschreibung. Doppelklicken Sie darauf, dann können Sie ihn neu eingeben.
Pool
Der Pool enthält alle Audio- und Video-Daten, die zu einem Projekt gehören. Schauen wir
also zunächst einmal im Pool nach, was wir bis jetzt gesammelt haben. Klicken Sie dazu auf
die Schaltfläche
oder drücken Sie Strg + P.
Abbildung 5: Pool
Der Pool zeigt links eine Ordnerstruktur, ähnlich einem Dateimanager. Im Ordner Audio haben wir drei Clips, weil wir drei Aufnahmen gemacht haben. Diese heißen „A-Events“, „BRegions“ und „C-Events+Regions“, entsprechend den Spuren, auf denen sie erzeugt wurden.
Kürzen wir sie im Folgenden mit A, B und C ab. Erinnern Sie sich: bei Spur A hatten wir als
Voreinstellung: „Events erzeugen“, bei B „Regionen erzeugen“ und bei C „Events + Regionen erzeugen“ gewählt.
Auffällig ist: Die Aufnahmen B und C sind noch in Abschnitte unterteilt, bezeichnet mit
„Take 1“ bis „Take 4“, die Sie sehen, wenn Sie auf das kleine Pluszeichen neben dem ClipRoland Enders
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Namen klicken. Dabei handelt es sich um die so genannten Regionen. Wir sehen auch genau,
wo jede einzelne Region beginnt und endet, dargestellt in Frames.
Bevor wir feststellen, wie sich das im Projektfenster auswirkt, hören wir uns die einzelnen
Regionen der Clips B und C einmal an. Diese sind auf der rechten Seite unter dem Clip, zu
dem sie gehören, als kürzere Rechtecke mit Wellenformen dargestellt. Klicken Sie auf die
Grafik der Region „Take 1“:
Sie hören „1 – 2 – 3 – 4“.
Hören Sie sich auch die anderen Regionen an. Sie identifizieren sie als die einzelnen CycleAufnahmedurchläufe. Es macht in unserem Projekt Sinn, ihnen zur leichteren Identifizierung
andere Namen zu geben: Klicken Sie auf den Namen Take 1 der ersten Region von Clip B. Er
wird invers dargestellt. Klicken Sie nach einem kurzen Moment noch einmal darauf. Jetzt
können Sie den Namen überschreiben. Geben Sie als neuen Namen 1–2–3–4 ein. Nennen Sie
dann Take 2 um in 5–6–7–8 usw. Das Gleiche machen Sie mit den Regionen von Clip C.
(Ich schreibe ab jetzt zur besseren Unterscheidung Regionen-Namen in grün und Eventnamen
in pink).
Das Ganze sollte nun so aussehen:
Abbildung 6: Umbenennung der Regionen im Pool
Von jedem Event im Projektfenster gibt es einen Verweis auf den zugehörigen Clip im Pool.
Die Anzahl der Verweise können Sie in der Spalte Ref erkennen: Zu Clip A gehören acht Events (auf den oberen beiden Spuren), zu Clip B eines und zu Clip C vier. Hieran erkennen
Sie deutlich, dass Events und Regionen ganz verschiedenen Dinge sind, denn
Events tauchen nur im Projektfenster auf (im Pool steht nur die Anzahl
der Verweise auf den Clip).
Regionen (falls erzeugt) finden Sie nur im Pool.
Beide verweisen aber auf bestimmte Ausschnitte des zugehörigen Clips!
Projektfenster
Events
Zurück ins Projektfenster. Jede Audio-Aufnahme in Cubase erzeugt dort also ein Event. Die
nach der Aufnahme entstandenen Rechtecke (mit der Wellenformdarstellung) sind Events und
nichts anderes (also keine Clips oder Regionen oder was auch immer).
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Bei MIDI-Aufnahmen wird hingegen bei der Aufnahme ein Part erzeugt, ebenfalls ein längliches Rechteck. Das macht das auch Sinn, da bei jeder Aufnahme zahlreiche Events (Noten)
entstehen, die aber eine Einheit bilden. Diese Einheit, der Part, lässt sich schnell und einfach
kopieren, verschieben, verkürzen usw. Möchte man die Events selbst bearbeiten, öffnet man
den Part in einem Editor. Bei Audioaufnahmen ist ein Partbehälter jedoch meist überflüssig,
da ja nur ein – oder bei Cycle-Aufnahmen – wenige Events entstehen. Deshalb ist es in Cubase nur konsequent gedacht, die Audio-Events direkt, d. h. ohne Part-Behälter, auf den Spuren
abzulegen.
Was genau geschieht im Cycle-Modus, wenn wir mehrere Versionen (oder Takes) in verschiedenen Durchgängen aufnehmen? Betrachten wir dazu die oberste Spur in unserem Projekt mit dem Namen „A-Events“.
Sie sehen, dass das Event den Namen Take 4 (A-Event) trägt. Es handelt sich also um den
vierten und letzten Durchgang unserer Cycle-Aufnahme. Prüfen Sie es nach: Schalten Sie die
Spur auf solo und starten Sie die Wiedergabe. Sie hören: „13 – 14 – 15 – 16“. Wo aber sind
dann die anderen Aufnahmedurchgänge? Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Event. Im erscheinenden Kontextmenü klicken Sie links auf in den Vordergrund. Hier erscheint eine Liste mit den Namen der anderen Takes. Diese befinden sich folglich im Hintergrund, also hinter dem Event, das Sie sehen.
Abbildung 7: Events in den Vordergrund
Bei jedem Cycle-Durchgang ist also ein Event entstanden. Das letzte, das Sie hören, liegt
zuoberst. Sie können nun mit der Funktion in den Vordergrund ein anderes Event oben auf
den Stapel bewegen und hören. Probieren Sie es einfach mal aus.
In der Studiopraxis hat Ihr Sänger – statt bis 16 zu zählen – vielleicht vier Takes einer Strophe
gesungen. Sie können nun die beste Version auswählen und in den Vordergrund – und damit
zu Gehör – bringen.
Woran erkennen wir eigentlich, dass hier mehrere Events übereinander liegen? An dem dunkleren Grauton des Kastens. Ein einzelnes Event liegt in einem hellgrauen Rechteck, bei mehreren übereinander liegenden Events ist die Überlappungszone dunkelgrau dargestellt.
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Wir werden später sehen, dass es ab Cubase SX 2 noch eine weitere Methode gibt, die übereinanderliegenden
Events sichtbar zu machen und zu bearbeiten, den Stack Modus. Diesem widmen wir einen eigenen Abschnitt.
Audio-Parts
Sie können auch alle übereinanderliegenden Events in einen Behälter – einen Part – packen
(wie bei MIDI-Noten) und diesen Part durch Doppelklick öffnen, dann sehen Sie die Events
im Part-Editor untereinander.
Das haben wir bereits getan (s. o.), indem wir die Spur A kopiert und alle Events auf der neuen Spur namens „Part Spur A“ mit der Funktion Events in Parts umwandeln aus dem Menü
Audio in ein Part gepackt haben.
Abbildung 8: Geöffneter Audio-Parteditor mit vier Events
Öffnen wir diesen Part mit Doppelklick. Sie sehen jetzt alle Events untereinander. Das unterste(!) – also das zuletzt aufgenommene – hören Sie.
Im Projektfenster hört man hingegen – leicht nachvollziehbar – das oberste Event auf dem Stapel. Schade, dass
Steinberg dies in der nunmehr 4. Programmversion immer noch nicht vereinheitlicht hat. Es wäre sicher verständlicher und logischer, wenn auch im Part-Editor – und wie wir später sehen werden, auch im Stackmodus –
die Reihenfolge umgekehrt wäre, sodass die neueste und zu hörende Aufnahme oben liegt.
Wenn Sie nun ein anderes Event im Projekt verwenden wollen, dann können Sie im PartEditor entweder:
• alle bis auf ein Event löschen,
• alle bis ein Event stumm schalten,
• das Event, das Sie hören wollen, auf eine Unter-Spur (Lane) im Editor ziehen, die unterhalb der anderen Events liegt.
Sie sehen, das ist ziemlich umständlich. Wie viel einfacher ist es da, auf die Verpackung in
Parts zu verzichten und das Event direkt im Projektfenster in den Vordergrund zu bewegen.
Zuordnung von Regionen zu Events
Betrachten wir nun die dritte Spur in unserem Projekt mit dem Namen „B-Regions“. Schalten
Sie die Spur auf solo: Sie hören das letzte Take. Es fällt auf, dass das Event hellgrau hinterRoland Enders
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legt ist. Das kann nur heißen, es ist allein auf dieser Spur! Machen Sie die Probe aufs Exempel: Ein Rechtsklick auf das Event öffnet das Kontext-Menü. Der Eintrag in den Vordergrund
fehlt. Wie kommen Sie aber dann an die anderen Takes heran?
Im Kontext-Menü gibt es an oberster Stelle den neuen Eintrag Region zuweisen. Klicken Sie
darauf, und Sie haben die Auswahl zwischen vier Regionen, die den verschiedenen Aufnahme-Durchgängen entsprechen. Diese Regionen haben wir bereits im Pool umbenannt. Sie
stehen hier übrigens nur deshalb zur Verfügung, weil wir die Spur mit der Voreinstellung
Regionen erzeugen aufgenommen haben!
Abbildung 9: Einem Event eine Region zuweisen
Machen Sie sich klar, dass das Zuweisen einer Region zu einem Event etwas anderes ist, als
ein Event in den Vordergrund zu holen. Das Event, das Sie hier sehen, hat eine Verknüpfung
zu dem Clip und damit der Audiodatei. Diese Zuordnung ist aber nicht fest. Sie können mit
demselben Event durch Zuweisung anderer Regionen verschiedene Teile der Audiodatei wiedergeben. Voraussetzung ist nur, dass Sie vorher auf irgendeine Weise Regionen des Clips
erzeugt haben. In unserem Fall geschah dies automatisch während der Aufnahme im CycleModus.
Hier noch einmal die wichtigsten Unterschiede zwischen Aufnahmen mit der Voreinstellung
„Regionen erzeugen“ und „Events erzeugen“.
Regionen erzeugen: Es befindet sich nach der Aufnahme im Cycle-Modus nur ein Event –
entsprechend dem letzten Take – auf der Spur. Sie können diesem Event andere Regionen,
und damit andere Durchgänge, der Cycle-Aufnahme zuordnen.
Events erzeugen: Es befinden sich mehrere Events übereinander, die den verschiedenen Aufnahmedurchgängen entsprechen. Sie können einen bestimmten Take auswählen, indem Sie
ihn in den Vordergrund holen.
Übereinander geschichtete Events haben aber gewisse Nachteile:
• Oft achtet man nicht auf verdeckte Events. Manchmal vergisst man sie sogar. Schneiden Sie etwa das oben liegende Event, so werden die darunter liegenden ebenfalls an
dieser Stelle durchgeschnitten, obwohl Sie es vielleicht gar nicht wollen.
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•
Verdeckte und vergessene Events werden zwar nicht abgespielt, bleiben aber weiter
benutzte Teile des Projekts. Deshalb werden sie bei Anwendung der Funktion „Audiodateien minimieren“, dem Entschlacken und Eindampfen auf kleinere Dateigrößen,
nicht entsorgt. Das Projekt bleibt unnötig aufgebläht.
• Wenn Sie Events löschen, sind sie weg (es sei denn, Sie benutzen die Undo-Funktion).
Haben Sie einem Event jedoch eine Region (automatisch oder manuell) zugewiesen,
so können Sie diese aus dem Pool in das Projekt an die gewünschte Stelle ziehen, dann
wird dort wieder ein Event erzeugt.
• Events lassen sich zwar umbenennen (in der Info-Leiste), aber m. E. geht dies bei Regionen im Pool schneller und einfacher.
Übrigens: Wenn Sie einem Event eine Region neu zuweisen, nimmt es automatisch ihren
Namen an. Aus Take 4 wird also in unserem Projekt 13–14–15–16.
Regionen lassen sich auch nachträglich erstellen, falls Sie mit der Voreinstellung „Events
erzeugen“ gearbeitet haben. Markieren Sie dazu einfach die Events, von denen Sie Regionen
erstellen wollen. (Bei übereinander liegenden Events genügt es nicht, das oberste anzuklicken.
Ziehen Sie stattdessen ein Rechteck auf.) Im Menü Audio wählen Sie dann Event als Region.
Danach finden Sie die neuen Regionen im Pool.
Events und Regionen gleichzeitig
Damit sind wir bei unserer letzten Spur, die mit der Voreinstellung „Events + Regionen erzeugen“ aufgenommen wurde. Sie erkennen am dunklen Grau, dass unter dem oberen Event
weitere liegen müssen.
Abbildung 10: Events und Regionen bei einer Aufnahme – Bild 1
Das Kontextmenü offenbart, dass drei weitere darunter liegen, die Sie in den Vordergrund
holen können.
Das Kontext-Menü hat aber noch den zweiten Eintrag „Region zuweisen“ (Abbildung 11).
Damit können Sie dem oberen Event eine bestimmte Region aus dem Clip zuweisen. Das
kann allerdings zu verwirrenden Resultaten führen: Ursprünglich entsprechen die Events ja
den vier verschiedenen Aufnahmetakes bei der Cycle-Aufnahme. Sie könnten aber, wenn Sie
es aus irgendeinem Grund wollten, die Events nacheinander in den Vordergrund holen und
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ihnen dieselbe Region zuordnen. Dann hätten Sie vier identische Events übereinander. Das
macht natürlich keinerlei Sinn, kann aber auch unabsichtlich geschehen – etwa, wenn Sie
versehentlich statt des oberen Events den ganzen Stapel markiert haben. Dabei können Sie
leicht den Überblick verlieren.
Abbildung 11: Events und Regionen bei einer Aufnahme – Bild 2
Was hat die Voreinstellung „Events + Regionen erzeugen“ also für einen Sinn?
Manche komplexe Schnitt- und Editierungsschritte lassen sich nur durchführen, wenn Sie alle
Takes des Cycles als einzelne Events vorliegen haben. Wenn Sie die übereinander geschichteten Events dann schneiden, verschieben, nach vorne holen usw. und sich eine neue Version
der Aufnahme zusammenpuzzeln, dann sind die Regionen im Pool Ihre Rückversicherung,
dass Sie bei ungewolltem Salat noch einmal von vorne beginnen können, indem Sie alle Events in dem Bereich löschen und dann die ursprünglichen Events übereinander schichten,
indem Sie die Regionen aus den Pool an diese Stelle ziehen.
Es macht aber m. E. keinen Sinn, während des Editierens den geschnittenen und verschobenen Parts neue Regionen zuzuweisen.
Aufnehmen im Stack-Modus
Seit Cubase SX 2 gibt es diese Möglichkeit. Dieser Ebenen-Modus ist ein mächtiges Tool
zum Editieren von mehreren im Cycle-Mode aufgenommenen Takes. Doch dazu müssen die
Events im Stack-Modus aufgenommen werden. Legen Sie dazu eine neue Spur an und nennen
Sie sie „D-Stack“. Nun schalten Sie in der Transportleiste die Aufnahmeoption Stacked (bei
Cubase auch wahlweise Stacked 2 (No Mute)) ein:
Abbildung 12: Aufnahmemodus Stacked
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Starten Sie nun die Cycle-Aufnahme und nehmen vier Durchgänge auf. Wenn Sie die Aufnahme im 5. Durchgang stoppen, entstehen vier Unterspuren (Ebenen) mit den vier Events
Take 1 bis 4:
Abbildung 13: Unterspuren im Stacked-Mode
Viel sieht man noch nicht, also vergrößern wir die Höhe dieser Spur, indem wir einfach in der
Spurspalte links ihr unteres Ende packen und nach unten ziehen. Und siehe da:
Abbildung 14: Unterspuren im Stack-Mode vergrößert
Jetzt erkennen wir die Wellenformen, und die untere Ebene ist grün eingefärbt. Hören wir es
uns nun an. Wir hören die letzte der vier Aufnahmen, also Take 4, genau die, die eingefärbt
ist. Wir haben hier ein ganz ähnliches Erscheinungsbild wie im Part-Editor und können im
Grunde genauso editieren, doch dazu später.
Anmerkung: In Cubase 4 gibt es zwei Stacked-Modi:
•
Stacked: Hier werden alle bis auf das zuletzt aufgenommene Event stummgeschaltet. Das erspart ins einen Schritt, wenn wir ein anderes als das unterste Event hören möchten: wir muten das untere Event
und „demuten“ das Event, das wir hören wollen.
•
Stacked 2 (no mute): Hier wird kein Event von vornherein gemutet. Wenn wir das unterste muten, hören wir automatisch das darüber, muten wir dies, hören wir die nächst höhere Ebene usw. Wenn wir also das oberste Event hören wollen, müssen wir alle darunter liegenden muten.
Welche der beiden Stack-Modi Sie wählen, hängt natürlich von ihrer Arbeitsweise ab. Da wir vor dem Editieren
zunächst einmal alle Unterspuren einzeln durchhören sollten, empfehle ich normale Stack-Variante, bei der alle
außer der untersten Ebene gemutet werden. Bevor wir editieren, „demuten“ wir alle Events, indem wir sie markieren und mit dem Mute-Werkzeug darauf klicken. Das ist in der oberen Abbildung schon geschehen.
Keep last Option
Es gibt noch eine Aufnahme-Option in der Transportleiste, die wir noch nicht untersucht haben, die Option „Keep last“. Ich mache es kurz: Keep last macht genau dasselbe wie die Voreinstellung „Regions erzeugen“ im Programmeinstellungsmenü. Sie erzeugt ein einzelnes
Event und so viele Regions, wie Sie Cycle-Durchläufe aufnehmen. Die Region der letzten
Aufnahme wird dem Event zugeordnet. Wenn Sie also als Grundeinstellung „Events erzeugen“ im Programmeinstellungsmenü ausgewählt haben, wird diese Option bei „Keep last“
außer Kraft gesetzt, und es werden stattdessen Regions erzeugt. Der vermutliche Sinn ist der,
dass wenn Sie einmal in einer bestimmten Aufnahmesituation lieber nur ein einzelnes Event
(mit mehreren alternativen Regions) erzeugen wollen, Sie dann nicht erst in die Programmeinstellung gehen müssen, um auf „Regions erzeugen“ umzustellen.
Fassen wir bis hierhin noch einmal zusammen: Wir haben vier verschiedene Möglichkeiten,
Audio im Cycle-Mode aufzunehmen:
1. Mit der Voreinstellung Events erzeugen entstehen im Projektfenster sich verdeckende,
übereinanderliegende Events. Mit der rechten Maustaste können Sie ein Menü öffnen,
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mit dem Sie eines der Events nach vorne holen und zu Gehör bringen können. Im Pool
finden Sie nur ein Clip, der alle Cycle-Aufnahmen in einer einzigen, fortlaufenden Datei enthält.
2. Mit der Voreinstellung Regions erzeugen entsteht im Projektfenster nur ein Event,
nämlich das dem letzten Cycle-Durchlauf entsprechende. Im Pool finden Sie dann ein
Clip und darunter vier den Cycle-Durchgängen entsprechende Regions. Im Projektfenster können Sie dem Event eine der vier Regions mit der rechten Maustaste zuordnen. Dasselbe geschieht auch, wenn Sie die Aufnahmeoption „Keep last“ im Transportfenster wählen.
3. Mit der Voreinstellung Events + Regions erzeugen entstehen wie bei Punkt eins sich
verdeckende, übereinanderliegende Events. Gleichzeitig finden Sie aber auch im Poolfenster die ihnen entsprechenden Regions.
4. Sie können außerdem noch im Stack-Mode aufnehmen. Dann werden in jedem Fall so
viele Events untereinander auf Unterspuren der Aufnahmespur gestapelt, wie Aufnahmedurchgänge stattfinden. Ob gleichzeitig Regions im Pool entstehen, hängt davon ab, ob Sie Voreinstellung Events + Regions erzeugen oder Regions erzeugen
gewählt haben.
Schneiden und Editieren einer Cycle-Aufnahme
Stellen Sie sich nun vor, Sie haben eine Gesangsstrophe in vier Versionen (Takes) aufgenommen. Beim Abhören stellen Sie fest: Ein Take ist ziemlich gut gelungen, nur an einer
Stelle ist es etwas „out of tune“. Sie wollen nun diese Stelle durch den entsprechenden Ausschnitt eines anderen Takes ersetzen.
Das Problem lässt sich auf drei Weisen lösen:
1. Sie arbeiten nur mit den übereinander geschichteten Events (Voreinstellung: „Events
erzeugen“ oder „Events und Regionen erzeugen“).
2. Sie schließen die Events in einen Part ein und bearbeiten sie im Part-Editor.
3. Sie arbeiten mit dem Zuweisen von Regionen (Voreinstellung „Regionen erzeugen“
oder „Keep last“ im Transportfenster).
4. Sie arbeiten im Stackmode mit Unterspuren (Ebenen), auf denen die einzelnen Events
liegen.
Nehmen Sie zum Ausprobieren unser Testprojekt. Natürlich besteht zur realen Situation ein
Unterschied: da sind die gesungenen Strophen wortgleich, während Sie in unserem Beispiel in
jedem Take verschiedene Wörter gesprochen haben, damit das Experimentieren leichter nachzuvollziehen ist.
Der beste Durchgang sei Take 3, also „9 – 10 – 11 – 12“. Lediglich sein zweiter Abschnitt
(hier also die Zahl 10) ist nicht optimal. Wir wollen sie durch den zweiten Abschnitt des
Events Take 1, also durch die Zahl 2, ersetzen. Das Ergebnis soll schließlich lauten:
„9 – 2 – 11 – 12“.
1. Editieren von übereinanderliegenden Events im Projektfenster
Die folgenden Schritte werden auf Spur A oder C, auf denen ja ein Stapel von Events liegt,
durchgeführt. Schalten Sie die Spur auf solo.
Finger weg vom Cut-Werkzeug (Scherensymbol)! Sie schneiden sonst
alle gestapelten Events auf einmal durch.
Roland Enders
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Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus und Editierung mit Cubase
Schritt 1: Sie holen das Event Take 3 nach vorne. Das ist der schon nahezu perfekte Take.
Schritt 2: Sie holen das Event Take 1 nach vorne. Es liegt jetzt direkt über Take 3.
Schritt 3: Sie ziehen bei ausgeschaltetem Raster die linke und rechte Grenze des Events
Take 1 so weit nach innen, dass nur noch das Zahlwort „2“ übrig bleibt. Dabei hören Sie die auf solo geschaltete Spur im Cycle-Mode ab und achten darauf, die
Grenzen so zu setzen, dass keine Knackser oder Anschnitte entstehen (Abbildung
15).
Abbildung 15: Editieren übereinander liegender Events in Projektfenster
Schritt 4: Wenn Sie sicher sind, dass Sie die anderen Takes nicht mehr brauchen, können Sie
sie nach vorne holen und löschen (zur Sicherheit sollten Sie erst Regionen von ihnen erzeugen, falls noch keine vorhanden sind).
2. Editieren von Events im Part-Editor
Folgende Punkte müssen Sie im Auge behalten:
• Bei zeitlich überlappenden Events wird das am weitesten unten liegende abgespielt.
• Wenn Sie Events auf Unterspuren vertikal verschieben, dann achten Sie darauf, dass
das Raster eingeschaltet ist, damit sie nicht längs der Zeitachse verrutschen.
So nun geht’s los. Sie haben die entsprechende Spur (Part Spur A) ja schon vorbereitet. Schalten Sie sie auf solo.
Schritt 1: Öffnen Sie den Event-Editor.
Schritt 2: Schalten Sie die Events Take 2 und Take 4 stumm (oder löschen Sie sie, eventuell
nach dem Erstellen von Regionen). Sie werden nicht gebraucht.
Schritt 3: Setzen Sie das Raster auf „Zählzeit“, also eine Viertelnote, und aktivieren es. Ziehen Sie nun die Grenzen des Events Take 1 nach innen, bis nur noch die Silbe
„zwei“ übrig bleibt.
Wenn Sie dabei die Wiedergabe im Cycle-Mode laufen haben, hören Sie die Veränderung
nicht, denn wiedergegeben wird nur das unterste, nicht stumm geschaltete Event Take 3! Halten Sie die Wiedergabe deshalb zunächst an. Eine akustische Kontrolle über das Event Take 1
bekommen Sie aber, wenn Sie mit dem Lautsprechersymbol darauf klicken. Der Schnitt mag
noch nicht perfekt sein. Eventuell ist das Event angeschnitten oder klingt nicht richtig aus.
Doch die Feinjustage der Eventgrenzen machen Sie besser, nachdem Sie das Event nach unten verschoben haben.
Schritt 4: Ziehen Sie das verkürzte Event Take 1 bei festgehaltener Strg-Taste auf die unterste
Spur. (Die Strg-Taste begrenzt Bewegung auf vertikal oder horizontal.)
Schritt 5: Schalten Sie das Raster aus und die Cycle-Wiedergabe ein und justieren Sie die
Eventgrenzen, bis der Übergang optimal ist.
Das Endergebnis sieht dann etwa so aus:
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Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus und Editierung mit Cubase
Wiedergabe
Abbildung 16: Bearbeiten im Part-Editor. Die Namen der stumm geschalteten Events sind grau unterlegt. Die
Pfeile geben an, welche Teile an der entsprechenden Stelle wiedergegeben werden.
3. Editieren im Projektfenster durch Zuweisen neuer Regionen
Hierzu benutzen Sie Spur B, die Sie auf solo schalten. Auf dieser befindet sich nur ein Event,
dem die Region 13–14–15–16 zugewiesen ist. Das ist zunächst einmal das falsche Event,
denn der beste Durchgang war ja Take 3.
Schritt 1: Weisen Sie dem Event die Region 9–10–11–12 zu.
Nun haben wir das Problem, dass wir einen Schnipsel brauchen, in dem die Zahl 2 enthalten
ist. Wir müssen also ein neues Event auf der Spur einfügen. Das kann auf zweierlei Weisen
geschehen:
Schritt 2: Öffnen Sie den Pool und ziehen Sie die Region 1–2–3–4 über das Event
9–10–11–12
oder: Setzen Sie den Songpositions-Zeiger auf den linken Locator, markieren Sie
das Event 9–10–11–12, kopieren es (Strg + C) und fügen es an der gleichen Stelle
wieder ein (Strg + V). Jetzt liegen zwei identische Events übereinander. Ordnen Sie
dem neuen Event die Region 1–2–3–4 zu.
Schritt 3: Ziehen Sie die Eventgrenzen des oben liegenden Events zu, bis von diesem nur
noch die Zahl 2 zu hören ist. Wenn Sie das bei abgeschaltetem Raster machen,
können Sie die Übergänge optimieren.
Das Ergebnis sieht so aus:
Abbildung 17: Editieren im Projektfenster durch Zuweisen von Regionen
Noch ein Tipp:
Vorsicht
Weisen Sie niemals einem Event eine neue Region zu, nachdem Sie
es gekürzt haben!
Falle!
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Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus und Editierung mit Cubase
Der Grund: Die Region passt nicht in das gekürzte Event, deshalb wird es wieder auf die ursprüngliche Länge verändert. Außerdem beginnt die zugewiesene Region immer an der linken
Eventgrenze. Haben Sie diese zum Kürzen nach rechts gezogen, wird das Event erst etwas
später wiedergegeben!
So, das war eine einfache Editierungsarbeit, die sich mit den Methoden 1 bis 3 relativ leicht
durchführen lässt. Ungleich schwieriger ist beispielsweise folgendes Problem zu lösen:
Es wird ein Gitarrensolo im Cycle-Modus aufgenommen. Die Aufnahmelänge ist auf 8 Takte
eingestellt. Der Gitarrist spielt 32 Takte lang drauflos, wobei 4 Takes entstehen. Das Solo soll
dann auf 8 Takte unter Verwendung der besten Teile gekürzt werden. Die ausgewählten Phrasen sind unterschiedlich lang und werden teilweise nicht an der Songposition eingesetzt, an
welcher sie aufgenommen wurden.
Um bei unserem Testbeispiel zu bleiben: Sie können das in stark vereinfachter Variante üben,
indem Sie etwa die Sequenz 5 – 8 – 2 – 12 zusammenschnippeln. Alle Teile sind hier gleich
lang, damit es nicht zu schwierig wird.
Bevor Sie sich daran begeben, ein Tipp:
Umfangreiche Schnitt- und Editieraufgaben, bei der die ursprüngliche
Aufnahme in viele Teile geschnitten wird, die auch noch in ihrer Position verschoben werden sollen, erledigen Sie am besten im Part-Editor
oder im Stack-Modus.
Zur Begründung:
• Das Schneiden, die Größenänderung, das Verschieben und Zusammenpuzzeln sich
verdeckender Events im Projektfenster gerät wegen mangelnder Übersicht leicht außer
Kontrolle.
• Das Arbeiten mit Regionen nützt Ihnen hier wenig, denn Sie brauchen ja am Ende
ganz viele, unterschiedliche Parts. Sie haben aber maximal nur vier Regionen (wenn
Sie mit der Voreinstellung „Regionen erzeugen“ vier Cycle-Durchgänge aufgenommen haben). Die sind außerdem alle gleich lang.
• Für den Part-Editor spricht: Die editierte Aufnahme bildet ja eine zusammengehörende Einheit. Wird sie noch an einer anderen Stelle im Song gebraucht, so ist sie dort
viel einfacher einzufügen, wenn sie in einen Behälter, dem Part, eingeschlossen ist.
• Für den Stack-Modus spricht: Es geht am schnellsten und ist besonders übersichtlich.
4. Editieren von Events im Ebenen-Modus (Stack)
Wir wollen nun die fortschrittlichste Methode – das Editieren im Stack-Modus – detailliert
besprechen. Dabei lernen wir auch einige Methoden kennen, die wir auch im Part-Editor benutzen können.
Ausgangspunkt ist also eine Aufnahme im Stack-Mode mit vier Unterspuren. Diese wollen
wir editieren. Wir hören uns den letzten, also grün eingefärbten Durchlauf an. Anfang und
Ende gefallen uns nicht besonders, aber der Mittelteil ist cool. Wir demuten ggf. die anderen
Events (falls wir im „normalen“ Stack-Mode aufgenommen haben), schalten das Raster in der
Cubase-Symbolleiste aus, fassen das Event am Anfang und Ende an und schieben die Grenzen so weit nach innen, bis nur noch der Mittelteil übrig bleibt:
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Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus und Editierung mit Cubase
Abbildung 18: Stack-Mode – der grünte Teil der Events wird wiedergegeben
Sie sehen, dass sich nun auch Anfang und Ende des dritten Events von oben grün färben.
Wenn Sie sich die Aufnahme anhören, merken Sie, dass die grünen Bereiche wiedergegeben
werden.
Wir können nun Parts, die wir nicht brauchen, einfach entsprechend durch Zuschieben kürzen. Nach dem Mittelteil aus Take 4 soll ein Teil von Take 3 gespielt werden. Wir schieben
den Anfang von Take 3 soweit nach rechts, bis die Stelle fast anfängt, lassen aber noch eine
kleine Überlappung, denn wenn wir den Anfang zu weit nach rechts schieben, tut sich eine
Lücke auf und in dieser wird einer der darüber liegenden Parts gespielt. Das wollen wir in
diesem Fall nicht.
Abbildung 19: Stack-Mode – Überlappung von Parts
Das Justieren der Event-Enden machen Sie am besten nach Gehör und wählen zur Unterstützung eine vergrößerte Darstellung, sodass Sie den Schnitt auch optisch kontrollieren können. Diese Editierung ist natürlich jederzeit
wieder zu ändern. Von der Aufnahme geht durch dieses Verkürzen nichts verloren.
Die Überlappung bleibt grau, d. h., sie wird nicht wiedergegeben. Wen das stört, der kann
auch das Raster wieder einschalten und den Raster-Mode Events wählen. Dann rastet beim
Verschieben eines Event-Anfangs- oder Endes dieses am darunter- oder darüberliegenden
Event ein:
Raster ein
Event Modus
Oberes Event rastet am unteren ein
Abbildung 20: Stack-Mode – Event Raster
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Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus und Editierung mit Cubase
Manchmal klingen die Übergänge nicht “smooth”, dann sollten Sie Crossfades verwenden,
dabei werden die angrenzenden Takes weich ineinander geblendet. Markieren Sie dazu die
beiden Takes und drücken dann die X-Taste auf der Tastatur. Sollte diese Taste nicht so zugeordnet sein, können sie auch über das Audio-Menü ein Crossfade machen.
Abbildung 21: Stack-Mode – Crossfade
Der Crossfade wird an den (hier wieder von Cubase erzeugten) Überlappungsstellen durch ein
Fade-Out des vorigen und ein Fade-In des nächsten Events realisiert. Dazu erzeugt Cubase
automatisch neue Audio-Dateien, die in einem im Pool nicht sichtbaren Ordner des Projekts
gespeichert werden. Der Crossfade wird durch X dargestellt.
Im nächsten Bild haben wir schon einige Events editiert und die Übergänge durch Crossfades
realisiert. Nehmen wir an, wir wollen, dass von Take 1 sowohl der Anfang, als auch das Ende
verwendet werden. Das ist hier bereits der Fall. Dennoch wird es mancher als störend empfinden, dass der nicht wiedergegebene, graue Mittelteil des ersten Events noch vorhanden ist.
Um die Übersichtlichkeit zu verbessern, wollen wir ihn entfernen.
Abbildung 22: Stack-Mode – ein nicht wiedergegebener Bereich wird grau dargestellt
Dazu teilen wir das erste Event im grauen Bereich einfach mit der Schere und ziehen die beiden Events soweit zu, dass sie an denen, zu die sie akustisch nahtlos übergehen sollen, einrasten. Anschließend markieren wir noch das linke Take 1-Event und das Take 4-Event und drücken die X-Taste. Anschließend wiederholen wir das mit dem Take 3-Event und dem rechten
Take 1-Event. Dadurch werden an den Übergängen Crossfades erzeugt:
Abbildung 23: Stack-Mode – fertig geschnitten und überblendet
Nachdem alles geschnitten ist, brauchen wir die Unterspuren bzw. Ebenen nicht mehr. Sie
verschwenden nur Platz. Schalten wir sie also aus. Dazu gibt es das Symbol Ebenendarstel-
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Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus und Editierung mit Cubase
lung in der Instrumentenspalte. Wenn Sie darauf klicken, erhalten Sie die Optionen Ebenen
aus und Ebenen fest. Wählen Sie Ebenen aus.
Wenn Sie das Symbol nicht sehen, dann rechtsklicken Sie auf die Instrumentenliste der Spur und klicken in dem
erscheinenden Menü den Punkt Spurbedienelemente an. Aus der Liste rechts können Sie den Ansichtspunkt
Ebenedarstellungsart hinzufügen.
Abbildung 24: Stack-Mode – Ebenedarstellung ausschalten
Danach sieht die Spur so aus:
Abbildung 25: Stack-Mode – Ebenendarstellung ausgeschaltet
Perfekt geschnitten, mit Überlappungen nur an den Crossfades (wo sie gewünscht sind). Sie
können die Ebenedarstellung jederzeit wieder einschalten, um die Editierung zu ändern.
Es gibt noch eine andere Methode „aufzuräumen“, die ich allerdings für nicht so gelungen
halte, weil sie schwer wieder rückgängig zu machen ist, aber da jeder Produzent einen andere
Arbeitsweise hat, möchte ich Ihnen auch diese Alternative vorstellen. Dazu müssen wir allerdings zuerst zu einem Punkt zurückgehen, wo wir schon grob geschnitten haben, sich die Events allerdings noch ohne Crossfades überlappen. Das können Sie prima machen, wenn Sie
im Menü Bearbeiten die Liste der Bearbeitungsschritte wählen. Sie können nun in der offenen
Liste beliebig viele Schritte rückgängig machen und sehen dabei gleich, was passiert. Gehen
Sie also ein paar Schritte zurück, bis Sie etwa folgendes Bild sehen:
Abbildung 26: Stack-Mode – vor dem Zusammenschieben
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Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus und Editierung mit Cubase
Nun markieren Sie alle Events zwischen den Cycles, wählen im Menü Audio den Punkt erweitert und in der ausklappenden Unterliste den Unterpunkt keine Eventüberlappung.
Abbildung 27: Stack-Mode — Eventüberlappungen beseitigen
Die Überlappungen werden weggeschnitten und die Events auf der oberen Ebene zusammengeschoben. Das Ergebnis sieht so aus:
Abbildung 28: Stack-Mode – Events zusammengeschoben
Und die Übergänge? Denen fehlen noch die Crossfades. Also markieren wir alle Events und
drücken die x-Taste auf der Tastatur. Hier ein vergrößerter Ausschnitt der Spur:
Abbildung 29: Stack-Mode – Events mit Crossfades
Wenn Sie sich jetzt ganz sicher sind, dass die Takes perfekt klingen, können Sie noch eine
weitere Vereinfachung vornehmen. Markieren Sie alle Events in diesem Bereich und klicken
dann im Audio-Menü auf Auswahl als Datei.
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Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus und Editierung mit Cubase
Abbildung 30: Stack-Mode – Auswahl als Datei
Damit werden (nach einer angeforderten Bestätigung) alle Events durch eine neue Datei ersetzt, die dann als Clip im Pool und als Event im Projektfenster auftaucht. Die geschnittenen
und gefadeten Events verschwinden. Wenn nicht schon geschehen, dann stellen wir die Ebenendarstellung aus, denn sie macht ja jetzt keinen Sinn mehr. Alles ist schön aufgeräumt:
Abbildung 31: nach dem Editieren der Spur D-Stack
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Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus und Editierung mit Cubase
Der Nachteil darin besteht, dass man nun nicht schnellt die Editierung noch einmal ändern
kann. Um zurück zur gestackten Ebenendarstellung zu kommen, müssen Sie die Undo-Liste
bemühen. Wenn Sie hingegen wie zuvor beschrieben die Events nicht zusammenschieben und
durch eine Datei ersetzen, erreichen Sie fast dieselbe bereinigte Darstellung nach Ausschaltung der Ebenendarstellung, können aber jederzeit die Editierung ändern, indem Sie die Ebenen wieder einschalten.
Aber auch der Stack-Mode hat ein paar Nachteile, die hoffentlich in einem der nächsten Updates behoben werden:
Die Spurhöhe: sie passt sich bei der Aufnahme leider nicht der Anzahl der Takes an, sodass
diese mit zunehmender Cycle-Zahl immer schmaler dargestellt werden.
Aneinandergrenzende Stackaufnahmen: Nehmen wir an, Sie haben auf einer Spur eine
Stackaufnahme zwischen den Locatorgrenzen Takt 3 und 5 mit vier Takes gemacht. Dann
sehen Sie anschließend vier mit Events gefüllte und darunter eine leere Ebene. Was geschieht
nun, wenn Sie von Takt 8 bis 10 eine weitere Stackaufnahme machen? Genau das zu Erwartende: dort entstehen wieder Events, die von oben nach unten die bereits angelegten Ebenen
füllen. Was aber passiert, wenn wir zwischen Takt 5 und 7 aufnehmen, also im nahtlosen Anschluss an die erste Aufnahme? Leider ein Bug: obwohl Platz wäre, die Take-Events wieder
oben beginnend einzuordnen, entsteht das erste Event erst auf Ebene 5. Bei vier Takes haben
wir also plötzlich neun Ebenen. Und jetzt stellen Sie sich vor, wir nehmen noch von Takt 7
bis 9 wieder vier Takes auf. Da kein Abstand zur vorigen Aufnahme ist, denkt Cubase dummerweise, es müsste weitere Ebenen anlegen, und wir haben dann bereist 13 Ebene, mit dem
Ergebnis, dass wir trotz höchster Vergrößerung der Spur nichts mehr erkennen können.
Abbildung 32: Stack-Mode – das Problem der wunderbaren Ebenenvermehrung
Zwei mögliche alternative Workarounds:
1. Nach jeder neuen Aufnahme zuerst die Events alle markieren und dann (bei eingeschaltetem Taktraster) auf die oberen leeren Ebenen verschieben.
2. Vor jeder neuen Aufnahme, die im Anschluss beginnen soll: die Events der vorangegangenen Aufnahme auswählen, rechts anfassen und durch Zuschieben um einen Takt
kürzen, sodass eine Lücke zum Locatorbereich entsteht. Dann aufnehmen und danach
die Events wieder verlängern.
Abbildung 33: Stack-Mode – Workaround: Events verkürzen
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Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus und Editierung mit Cubase
Abbildung 34: Stack-Mode – Workaround: Aufnehmen ohne Ebenenvermehrung
Abbildung 35: Stack-Mode – Workaround: Events wieder verlängern
Reihenfolge der Ebenen: Das hatte ich ja bereits beim Part-Editor bemängelt. Es ist irgendwie unlogisch, dass bei übereinander gestapelten (sich verdeckenden) Events auf einer Spur
das oberste hörbar ist, während im Part-Editor und beim Stack-Mode das jeweils unterste
Element das ist, was man hört. Na gut, daran kann man sich gewöhnen.
Und jetzt sind Sie dran:
„Ich habe aber noch ein paar Fragen.“
So, haben Sie? Na dann los!
„Mir brummt der Kopf ob so vieler Aufnahmeoptionen und Editiermöglichkeiten. Welche soll
ich denn nun wählen?“
Grundsätzlich ist es ja gut, dass Cubase so viele Möglichkeiten und Strategien bietet. So kann
sich jeder Produzent die aussuchen, die ihm am meisten liegt. Natürlich kommt es auch auf
die Aufnahmesituation an. Hier ein paar Vorschläge:
Situation 1: Sie wollen zwei oder drei alternative Bassriffs oder Drumfills aufnehmen und
dann aussuchen, welche Variante am besten zum Stück passt. Es soll nichts editiert und zusammengestückelt werden. Dann sind Regions die beste Wahl. Das Arrangement bleibt übersichtlich, und Sie haben keine verdeckten Events. Ordnen Sie dem Event einfach die Regions
nacheinander zu, hören Sie sich die Alternativen an und suchen Sie die beste aus. Sie brauchen dann auch nichts zu löschen und haben die anderen Varianten bei Bedarf im Pool weiterhin zur Verfügung. Um schnell einmal Regions aufzunehmen, ohne die Grundeinstellung
ändern zu müssen, wählen Sie einfach die Aufnahmeoption Keep last.
Situation 2: Sie wollen bei einer Aufnahme, die im Großen und Ganzen gelungen ist, vielleicht eine Stelle reparieren, eine missglückte Gesangssilbe oder einen falschen Ton. Das geht
am besten mit übereinander liegenden Events. Nehmen Sie einfach über die bereits vorhandene Aufnahme auf (das muss noch nicht mal im Cycle-Mode sein) und schieben das neu erzeugte Event so weit zu, dass nur noch der reparierte Bereich davon zu hören ist. Den Rest
bringen dann die nicht verdeckten Bereiche des darunter liegende Events zu Gehör.
Situation 3: Sie wollen mehr als zwei Cycle-Durchgänge aufnehmen und dann aus den verschiedenen Takes etwas zusammenschneiden. Dann benutzen Sie am besten den Stacked
Mode. Hier ist das Schneiden und Editieren am übersichtlichsten, zumal man durch die farbliche Hervorhebung immer sieht, was gerade hörbar ist.
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Audio-Aufnahmen im Cycle-Modus und Editierung mit Cubase
Situation 4: Sie wollen einen im Titel öfter wiederkehrenden Teil (zum Beispiel einen Refrain) aus verschiedenen Takes zusammenschneiden. Hier ist der Part-Editor eine Alternative
zum Stack-Mode. Nehmen Sie die Events zunächst auf, markieren Sie sie dann und wählen
im Menü Audio den Eintrag Events in Parts umwandeln. Dadurch werden sie in einen PartBehälter geschoben. Wenn Sie darauf doppelklicken, können Sie die auf Unterspurten liegenden Events auf ganz ähnliche Weise wie im Stack-Modus editieren (wenn auch nicht ganz so
komfortabel, da die hörbaren Teile nicht farbig hervorgehoben werden). Der Vorteil ist: Sie
können diesen Part sehr einfach kopieren, einfügen, verschieben, vervielfältigen usw.
„Falls ich vergessen habe, im Stack-Mode aufzunehmen, kann ich dann trotzdem im EbenenModus editieren?“
Das kommt darauf an. Zunächst ist eine Voraussetzung, dass sie überhaupt mehrere Events
aufgenommen haben, die auf den verschiedenen Ebenen erscheinen sollen. Haben Sie als
Voreinstellung „Regionen erzeugen“ (oder die Aufnahme-Option „Keep last“) gewählt, dann
macht die Ebenendarstellung keinen Sinn, da sie ja nur ein Event haben.
Jetzt die gute Nachricht für Cubase 4 Besitzer: Haben Sie übereinanderliegende, sich verdeckende Events aufgenommen und schalten nachträglich in die Ebenendarstellung, dann werden die Events genauso auf verschiedenen Ebenen dargestellt, wie wenn Sie in einem der
Stacked Modes aufgenommen hätten.
Die schlechte Nachricht für Cubase SX 2 Besitzer: Sie können natürlich hier auch nachträglich die Ebenenansicht aktivieren. Leider bleiben aber alle Events in der obersten Ebene aufeinander liegen. Sie verdecken sich nach wie vor. Hier müssten Sie per Hand nachhelfen und
die Events eines nach dem anderen auf eine freie Ebene schieben. Zum Glück entsteht immer
wieder eine neue frei Ebene, sobald Sie ein Event auf die vorige geschoben haben. Es geht
also – zur Not. Dennoch ist hier die Umwandlung in Parts und die Editierung im Part-Editor
sicher schneller und komfortabler.
Wie es sich bei Cubase SX 3 verhält, weiß ich leider nicht.
„Wozu dient eigentlich die leere Ebene im eingeschalteten Ebenen-Modus?“
Eine Anwendung haben wir ja bereits kennengelernt. Nämlich die, wenn wir auf der obersten
Ebene übereinander gestapelte Events auf mehrere Ebenen verteilen wollen (Cubase 2, s. o.).
Dazu brauchen wir eine freie Ebene. Aber es gibt noch zahlreiche Edit-Aufgaben, wo sie eine
Hilfe sein kann. Stellen Sie sich einmal vor, Sie wollten Teile eines Gitarrensolos, aufgenommen in verschiedenen Takes, nicht nur schneiden, sondern auch an andere Positionen auf
der Zeitachse schieben, zum Beispiel Anfang und Ende vertauschen. Dann brauchen Sie eine
Ebene, wo Sie die Schnipsel erst einmal parken können. Sie schieben also das Ende auf die
freie Ebene, verschieben dann den Anfang dahin, wo vorher das Ende war und das geparkte
Ende an den Anfang.
Damit soll es erst einmal genug sein, denn daran dürften Sie eine Weile zu knabbern haben.
Ich hoffe, Sie haben diese anstrengende Expedition in das Innere von Cubase ohne körperliche und geistige Schäden überstanden, und es ist dabei etwas Licht in das Dickicht gekommen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch spannendes und erfolgreiches Puzzeln!
Roland Enders
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