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Bau- und Baustoffmaschinen Ägypten Konjunkturbericht Bauindustrie November 2013 Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt und Richtigkeit keine Haftung. www.gtai.de Marktbericht Bauwirtschaft - Ägypten Kairo (gtai) – Die weiterhin schwierige politische Situation sollte nicht über das langfristig interessante Potenzial der Bauwirtschaft in Ägypten hinwegtäuschen. Dies betrifft im Grunde alle Sektoren des Hoch- und Tiefbaus. Komplexe Fragestellungen, die aus den Eigenheiten und Notwendigkeiten des Landes erwachsen, sind auf vielen Ebenen und für viele Disziplinen eine interessante Herausforderung. Der Ausbau der sozialen Infrastruktur ist ein Muss. Internationale Finanzierungen sind für das Projektgeschehen entscheidend. Knappe Budgets erfordern eine verstärkte Kooperation mit dem Privatsektor. 1. Gesamtwirtschaftliches Umfeld und Strukturdaten zum Bausektor Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Ägypten hat sich einmal mehr mit dem neuerlichen politischen Umbruch im Sommer 2013 als schwer berechenbar erwiesen. Dennoch scheint die neue Machtkonstellation eher dem Bevölkerungswillen entgegen zu kommen. Der politische Fahrplan ist verkündet. Ein Referendum über die fast fertige neue Verfassung soll im Dezember abgehalten werden. Im Februar/März sind Parlamentswahlen vorgesehen. Präsidentschaftswahlen soll es dann im Sommer geben. Dies wäre der Abschluss der politischen Übergangsphase, da der Shura-Rat (Oberhaus) keinen Platz mehr im politischen Leben haben soll. Die strikte Einhaltung dieses Zeitrahmens gilt als Bedingung für den Erfolg. Im Anschluss würde Ägypten in eine Transformationsphase von derzeit schwer definierbarer Dauer hineingehen. Die Überwindung der gesellschaftlichen Polarisierung und der Mut zur Inklusion würden die Bewältigung der anstehenden Aufgaben erleichtern. Noch dominiert die Politik eindeutig das Geschehen, die Themen Sicherheit und Ordnung bestimmen die Einschätzung auch der wirtschaftlichen Perspektiven. Die derzeitige Übergangsregierung ist im Rahmen der kurzen Fristen um Gestaltung bemüht und zeigt durchaus Richtungskompetenz. Prognosen stehen weiter unter erheblichen Vorbehalten. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass Ägypten die besonders kritischen Phasen hinter sich hat. Ein wirtschaftlicher Boom ist damit nicht verbunden, wohl aber die Aussicht auf eine sukzessive Erholung. Das Wirtschaftswachstum bewegt sich seit drei Jahren in einer Größenordnung von 2%. Dies entspricht kaum dem Bevölkerungsanstieg. Für das Fiskaljahr 2013/14 stehen die Zeichen auf mehr Dynamik, wobei das 1.Quartal (Juli bis September) rechnerisch eine große Bürde hinterlässt. Ein Gesamtzuwachs um 2,5 bis 3% wäre somit ein Erfolg. In den Folgejahren ist eine deutliche Beschleunigung vonnöten, um die erforderlichen Verteilungsspielräume zu schaffen. Bauwirtschaft, Tourismus sowie (Öl- und Gas-) Industrie sind wiederzubeleben, das Potenzial der Landwirtschaft ist stärker zu nutzen. Die Aktivierung in- und ausländischer Investitionen spielt eine entscheidende Rolle. Die Herausforderungen sind vielfältiger Natur. So sind Arbeitslosigkeit (gut 13%) und Inflation (rund 10%) zu begrenzen. Die Rückführung von Defizit und Verschuldung erfordert finanzpolitische Reformen. Auf der Ausgabenseite steht die Subventionspraxis für Energie auf dem Prüfstand. Einnahmen2 seitig geht es um die Erhöhung des Steueraufkommens durch Steuerreformen. Das Haushaltsdefizit hat 2012/13 erheblich auf über 13% des BIP zugenommen und soll im laufenden Fiskaljahr auf 10% begrenzt werden. Der Außenwert des ägypt£ hat sich auf niedrigerem Niveau stabilisiert. Die Auslandsunterstützung, vor allem aus den Golfstaaten, kann nur kurzfristig die Probleme bei Devisen und Zahlungsbilanz überdecken. Immerhin konnte dadurch ein Anstieg mit nachfolgender Stabilisierung der Währungs- (Devisen-) Reserven erreicht werden, die sich Ende Oktober 2013 auf 18,6 (14,8) Mrd. US$ stellten. Allgemeine Wirtschaftsdaten *) Kennziffer 2012/13 2013/14 Bevölkerung (Mio.) 84,2 85,8 BIP pro Kopf (US$) 3.114 3.213 BIP-Wachstum (real, %) 1,8 2,8 Inflation (Konsumgüterpreise, %) 6,9 10,3 Arbeitslosigkeit (%) 13,0 12,8 1 US$ = ägypt£ 6,480 7,016 1 Euro = ägypt£ 8,360 9,156 *) Fiskaljahr (Juli bis Juni) Quellen: Ministry of Finance, IWF, RBS (Exchange Rate Forecast US$/Euro, Okt. 2013: 2013/2014: 1 Euro = 1,305 US$), Ministry of Planning, eigene Berechnungen Kaufkraft-/Einkommensentwicklung Ägyptens reales BIP pro Kopf ist in den letzten beiden Fiskaljahren (2012/13: -0,2%; 2011/12: -0,4%) gesunken. In Kaufkraftparitäten (Purchasing Power Parity PPP) kommt auf Dollarbasis ein Faktor von rund 2,1 zur Anwendung. Dies entsprach 2012/13 etwa 6.553 PPP-Dollar. Erheblich sind die Einkommensunterschiede generell und zwischen Stadt und Land. Eine große informelle Wirtschaft von etwa 40% kommt hinzu. Das Statistikamt CAPMAS definiert gut 25% der Ägypter als arm mit Monatsausgaben von unter 44 US$. Etwa 15% der Bevölkerung können als gut situiert bis reich gelten. In 2012 lagen die Arbeitslöhne offiziell bei 641 ägypt£ in der Woche. Dies waren 20% mehr als im Jahr davor mit 534 ägypt£. Die offizielle Inflationsrate belief sich 2012 auf 7,2 nach 10,1% im Jahr davor. Im öffentlichen Sektor stiegen die Entgelte 2012 um 28,6% auf 845 ägypt£, während sie im privaten Sektor um 0,5% auf 395 ägypt£ sanken. Für den öffentlichen Dienst tritt ein Mindestlohn von monatlich 1.200 ägypt£ zum Jahresanfang 2014 in Kraft. Für die Privatwirtschaft wird noch diskutiert. Investitionen Öffentliche und private Projekte, die im Zuge der Umwälzungen gestoppt oder verlangsamt worden sind, kommen nur schwer in Gang. Neue gewichtige Vorhaben sind eher rar, zumal Internationale Finanzinstitutionen noch zurückhaltend sind. Ausländische Investoren zeigen eine eher abwartende Haltung. Positive Signale kommen eher aus der Golfregion. Die dortigen Staaten haben mit Ausnahme von Katar die jüngsten Entwicklungen begrüßt und Kredite und Zuschüsse für Haushalt und Zahlungsbilanz bereitgestellt. Neben Katar ist auch die Türkei von der außenpolitischen Neuausrichtung Ägyptens eher negativ betroffen. Das Land am Nil ist vor allem an arbeitsintensiven Industrieinvestitionen interessiert, steht dabei aber bereits unter Kostendruck durch asiatische Billiganbieter. 3 Dieser wird durch die prinzipiell zu begrüßende Abschaffung von Energiesubventionen nicht geringer, während ein modifiziertes Subventionssystem für die Exportwirtschaft ansteht. Die Investitionen sollen im Fiskaljahr 2012/13 um real 7,8% gesunken sein nach schwer erklärbarem Anstieg um 0,7% im Jahr davor. Die Investitionsquote befindet sich weiter im Rückwärtsgang. Vom Hoch vor sechs Jahren mit 22,4% (2007/08) ist sie kontinuierlich auf zuletzt 14,2% gesunken. Noch ungünstiger sieht es für die Relation Auslandsinvestitionen zum BIP aus. Die Quote schrumpfte im Beobachtungszeitraum von 8,1 auf 1,1%. Der IWF erwartet keinen durchgreifenden Anstieg der Investitionsquote, die er, mit Ausnahme von 2013/14 (16,2%), bis 2017/18 bei gerade knapp 15% sieht. Im Fiskaljahr 2012/13 beliefen sich die nominalen Investitionen auf knapp 242 Mrd. ägypt£ (1,8%). Davon entfielen 64% auf den Privatsektor. Die Direktinvestitionen aus dem Ausland (netto) gingen von 4,0 Mrd. auf 3,0 Mrd. US$ zurück. Dabei lagen die Zuflüsse bei 9,6 (11,8) Mrd. US$. Die Regierung hofft auf eine Verdopplung der FDI (netto) im laufenden Fiskaljahr. Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Ägypten exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen: Strengths (Stärken) Weaknesses (Schwächen) Dynamische junge Gesellschaft. Inflation. Großer Binnenmarkt. (Jugend-) Arbeitslosigkeit. Strategisch gute geografische Lage zu attraktiven Märkten der Region. Unzureichendes (Aus-) Bildungssystem. Günstige Arbeitskräfte. Starkes soziales Gefälle zwischen arm und reich, Stadt und Land. Relativ gute Infrastruktur. Starkes Bevölkerungswachstum. Opportunities (Chancen) Threats (Risiken) Ausbau moderner Infrastruktur. Akzeptanz der neuen Verhältnisse. Herausbildung einer kaufkräftigen Mittelschicht. Öffentliche Sicherheit und Ordnung. Mobilisierung des Bevölkerungspotenzials. Gesellschaftliche Kohärenz. Erhöhung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Schleppende Reformprozesse. Steigerung von Produktivität, Effizienz und Wertschöpfung. Zu langsame Verbesserung der Lebensbedingungen und Stärkung radikaler Elemente. 4 Konsum Der private Verbrauch war in der Vergangenheit eine Konjunkturlokomotive und rettete das Wachstum der ägyptischen Wirtschaft auch über die politische Umbruchphase hinweg. Sein Einfluss hat sich zuletzt jedoch deutlich abgeschwächt. Die Zuwächse lagen in den Fiskaljahren (Juli bis Juni) 2012/13 (2011/12) bei real 2,9 (+5,5)%. Der öffentliche Verbrauch legte um 3,5 (3,1)% zu. Der Anteil der privaten Konsumausgaben (inländische Verwendung) am BIP stellte sich auf 81,2 nach 79,3%. Sollten sich die gesamtwirtschaftlichen Erwartungen materialisieren, steht ein erhöhter Konsum zu erwarten. Dieser Trend verstärkt sich möglicherweise mit der Einführung von Mindestlöhnen im öffentlichen und (geplant) im privaten Sektor. Dennoch scheuen große Bevölkerungsteile hohe Ausgaben, wenn sie nicht absolut notwendig sind. Die Konsumtrends sollten sich grundlegend fortsetzen. Dies impliziert die Attraktivität von Einkaufs-Erlebniszentren sowie das wachsende Interesse am Online-Shopping. Die Jugend bleibt zum Großteil westlich konsumorientiert und folgt den unverdächtigen Mustern der Golfstaaten. Die klassischen kleinen Einzelhändler kommen unter Kosten- und Preisdruck. Sharia-konforme Produkte von Halal-Nahrungsmitteln über Halal-Tourismus bis hin zu islamischen Finanzierungen dürften nach dem neuerlichen Umbruch flacher expandieren. Für die großen ausländischen Marken bleiben die Shopping Malls von Bedeutung. Das Franchising stößt bei in- und ausländischen Unternehmen auf ein wachsendes Interesse. Strukturdaten zur Bauwirtschaft Ausgewählte Indikatoren (nominal, in Mio. ägypt£, sofern nicht anders angegeben; Änderung in %)*) Baugewerbe .Wertschöpfung ..öffentlich ..privat .Anteil am BIP (%) .Produktionswert ..% vom Gesamt .implementierte Investitionen ..privat ..% vom Gesamt Real Estate .Wertschöpfung ..privat .Anteil am BIP (%) .Produktionswert .implementierte Investitionen Wohnungsbau (städtisch, 1.000 Einheiten) .privat .öffentlich .Luxus und gehoben .Mittlerer .Erschwinglich Wohnungsbauinvestitionen .privat .öffentlich 2011/12 2012/13 Änderung 67.382 7.883 59.499 4,3 154.214 6,5 1.701 890 0,7 76.747 8.900 67.847 4,4 175.633 6,7 3.279 2.400 1,4 +13,9 +12,9 +14,0 38.035 36.411 2,4 40.265 39.362 176,7 98,2 78,5 30,0 40,7 106,0 10.983 7.718 3.265 43.474 41.667 2,5 46.067 35.140 +13,9 +92,8 +169,7 +14,3 +14,4 +14,4 -10,7 *) Datensituation intransparent und widersprüchlich; Fiskaljahr (Juli bis Juni) Quellen: Ministry of Finance, CBE Central Bank of Egypt, Nationales Statistikamt CAPMAS 5 2. Hochbau Marktlage und Marktentwicklung Der ägyptische Immobiliensektor und speziell in der Metropole Kairo steht noch unter dem Einfluss der fortgesetzten Unsicherheit im Gefolge der großen zweiten politischen Umwälzung im Sommer 2013. Sicherheit und öffentliche Ordnung bleiben fragil. Die Wirtschaft tendiert zur Stabilisierung, ohne die Krise überwunden zu haben. Die Wiedergewinnung des Vertrauens von Investoren und Verbrauchern wird Zeit benötigen. Sollte der politische Fahrplan eingehalten werden, erscheinen die Perspektiven als durchaus Erfolg versprechend. Der Wohnungsbausektor, auch der private Wohnungsbau, hat sich im Vergleich zu Büroraum und Einzelhandelsfläche als deutlich krisenresistenter erwiesen. Geschwächter Außenwert des ägypt£, steigende Inflation, strikte Devisenausfuhrbestimmungen und ein volatiler Aktienmarkt lassen die Wohnimmobilie zur Bewahrung und Absicherung des Wohlstands attraktiv erscheinen. So erlebten Verkaufspreise und Mieten noch im 2.Quartal 2013 eine Erhöhung um etwa 8%. Mit Konsolidierung der politischen Verhältnisse sollte die Immobilie ihre Reputation als sichere Anlage für internationales und inländisches Investment weiter zurückgewinnen. Immobilienentwickler im gehobenen und Luxussegment, vor den Umbrüchen wachstums- und ertragsstarke Firmen, haben mit den Veränderungen deutlich Federn lassen müssen. Die Nachfrage sank, die Preise gingen zurück, Projekte kamen zum Stillstand oder wurden deutlich langsamer abgewickelt. Teilweise gab es hohe Rücktritte vom Kauf und Liquiditätsprobleme bei den Entwicklern. Kleinere Vorhaben gewinnen als Zwischenlösung. Wohnungsangebote für unmittelbare Übergabe oder kurz vor dem Abschluss stehende Vorhaben erfreuen sich hoher Nachfrage. Das Verbrauchervertrauen sollte in 2014 sukzessive steigen. Davon wird auch die Nachfrage nach hoch- und höherwertigen Wohneinheiten in der Metropole Kairo profitieren. Das Jahr 2013 sah eine begrenzte Fortsetzung der meist langfristig angelegten Projekte. Etwa 17.000 neue Einheiten waren erwartet worden, so dass sich der betreffende Bestand von 81.000 Einheiten (2012) auf 98.000 (2013) erhöht hätte mit weiterer Zunahme um 27.000 Einheiten im Folgejahr auf 125.000 Einheiten. Bauverzögerungen gibt es weiterhin, der Zuwachs an fertig gestelltem Wohnraum fällt flacher aus. Der Markt ist wettbewerbsintensiver geworden ist. Es gab eine gewisse Verlagerung der Nachfrage von Häusern zu Wohnungen mit entsprechenden Preiseffekten. Nun werden bei größeren Häusern Präferenzen in Richtung Miete statt Kauf beobachtet, auch um die politische Instabilität zu überbrücken. In New Cairo (6th of October) lag laut Jones Lang LaSalle (JLL) der durchschnittliche Kaufpreis für Wohnungen bei 1.125 (897) US$/qm, für Häuser bei 1.659 (1.111) US$/qm. Der Trend der Mittel- und Oberschicht zur Ansiedlung in den neuen Außenstädten, die sich rapide entwickeln, setzt sich fort, so ins östlich vom Nil gelegene New Cairo mit Katameya und in das jenseits der Pyramiden im Westen befindliche 6th of October City. Die abgeschirmten Wohnanlagen passen sich in die großen Umgehungs- und Zubringerstraßen ein, die für relativ schnelle Wege sorgen. Als Geschäftsmodell der Entwickler überwiegt der Verkauf von Wohneinheiten vor Fertigstellung oder Baubeginn, häufig in Form eines prozentualen Pauschbetrags und nachfolgenden zinslosen Raten als Vorauszahlungen nach einem standardisierten Zahlungsplan. Nur bei größeren Abweichungen kommen Zinsen ins Spiel. Der Entwickler finanziert weitgehend ohne Bankensystem. Liquidität- bzw. Cash-flow-Überlegungen spielen bei der Fixierung von Konditionen gegenüber dem Kunden eine entscheidende Rolle. Die Kundschaft 6 wünscht flexible Zahlungsoptionen. Im Vordergrund stehen die Höhe der Anzahlung sowie die Ratenhöhe mit dem zeitlichen Abzahlungsrahmen. Seltener ist der Verkauf von fertig gestellten Wohneinheiten. Genutzt werden die Immobilien meist zu eigenen Wohnzwecken oder zur Überlassung an zahlungskräftige (ausländische) Mieter. Ägypten weist ein nachhaltiges Bevölkerungswachstum von gut 2% auf. Die Einwohnerzahl wächst um 1,7 Mio. bis nahe 2 Mio. jährlich. Das ist zugleich die größte Triebfeder der langfristigen Wohnungsnachfrage. Das Wachstum für den Wohnungsmarkt wird für die kommenden Jahre auf 4 bis 5% veranschlagt. Die Zahl der Heiraten zeigt seit 2006 nach oben. In den Jahren 2012 (2011) sollen es 922.000 (898.000) gewesen sein und damit auch der Wunsch nach Gründung eines eigenständigen Haushalts, selbst wenn die offiziellen Zahlen angezweifelt und für ein Drittel zu hoch gehalten werden. Als Problem wird zusehends fehlendes Land für neue Entwicklungen genannt. Seit dem ersten großen Umbruch sind kaum noch größere Ländereien auktioniert worden. Landknappheit, Wertverlust des ägypt£ sowie steigende Preise für Baumaterialien dienen den Entwicklern als Preiserhöhungsargument. Der Wohnungsbaumarkt ist und bleibt erheblich, wobei der Trend in Richtung erschwinglichen Wohnraums für die Mittelschicht geht. Dies wird von Branchenkennern als das Segment der kommenden Jahre angesehen, denn es ist groß und weist Nachhol-, laufenden und künftigen Bedarf auf. Dem Bereich widmen sich Entwickler wie Heliopolis Company for Housing and Development (HELI), Madinat Nasr for Housing and Development (MNHD) und Talaat Moustafa Group (TMGH), die auch in weiteren Teilmärkten aktiv sind. Preise (unter 2.000 bis über 3.000 ägypt£/qm) und Größen (etwa 100 bis deutlich über 200 qm) variieren auch im mittleren Segment deutlich. Als begleitende Entwicklungen gelten unter anderem die Reduzierung der Wohnungsgrößen – möglichst ohne Abstriche bei der Qualität-, eine diversifizierte Gestaltung, ferner die stärkere Herausbildung eines Marktes für Hypothekendarlehen und die Konsolidierung der Branche der Immobilienentwickler. So steht eine gewisse Marktbereinigung zu erwarten. Größere und bisher im Luxussegment aktive Entwickler könnten sich in weitere Segmente durch Übernahmen oder Fusionen einkaufen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Entwickler und Bauunternehmen in Form von projektbezogenen Joint Ventures sollte eine Perspektive haben. Für die Armen bleibt bisher im Grunde nur der Ausweg des informellen Bauens und Wohnens – etwa 11 Mio. bis 15 Mio. Bewohner leben in informellen Siedlungen -, auch wenn Anstrengungen unternommen werden, hier Abhilfe zu schaffen, so in der Wiederbelebung eines staatlichen Projekts zur Schaffung von 1 Mio. Wohneinheiten in 22 Städten über fünf Jahre, das angesichts fehlender in- und ausländischer Finanzierung nicht vorangekommen war. Die New Urban Communities Authority (NUCA) hat das Vorhaben, das für 2,85 Mrd. US$ auf 250.000 Grundstücken implementiert werden soll, wiederbelebt. Die Wohnungen sollen 250 bis 350 ägypt£/qm kosten und damit weit weniger als derzeit verfügbare Einheiten im sonstigen sozialen Wohnungsbau. Arbeiten an 30.000 der Grundstücke haben begonnen. Die Auktionierung von Grundstücken durch NUCA, die die Mursi-Administration für September 2013 vorgesehen hatte, wurde im Zuge des Umbruchs im Sommer vorerst verschoben. Eine Verbesserung problematischer Wohngebiete wird seit Jahren auch mit ausländischer Hilfe unternommen. Hierbei geht es um die Verbesserung grundlegender Infrastrukturen wie Wasser, Strom und Abwasser. Die Kosten für die sogenannte Slum-Reform zur Entwicklung von 195 Slumgebieten werden auf 7 Mrd. ägypt£ beziffert, davon 800 Mio. ägypt£ für die erste Phase. Das Thema Immobilien 7 für Bezieher niedriger Einkommen betrifft mit rund 17 Mio. Haushalten mehr als vier von fünf ägyptischen Haushalten. Die Schätzungen weichen stark voneinander ab, jedoch ist die Rede von bis zu 1,5 Mio. fehlenden erschwinglichen Wohneinheiten. Die jährliche Wohnungsnachfrage liegt an der Untergrenze bei 0,6 Mio. Einheiten, davon über die Hälfte in ländlichen Gebieten. Der Staat spielt eine entscheidende Rolle im sozialen Wohnungsbau, kommt aber an privaten in- und ausländischen Firmen und Geldgebern nicht vorbei, zumal Haushaltsengpässe seinen (Finanzierungs- und Handlungs-) Spielraum die nächsten Jahre weiterhin begrenzen werden. So findet das Programm für erschwinglichen Wohnraum auch Unterstützung durch die Weltbank und die VAE, künftig wohl auch Kuwait. Öffentlich-private Partnerschaften zwischen Staat und Entwicklern sollen den informellen Sektor eindämmen helfen. Das Konjunkturprogramm der derzeitigen Übergangsregierung sieht im laufenden Fiskaljahr 2013/14 den Bau von zusätzlich 50.000 neuen erschwinglichen Wohneinheiten für 2,6 ägypt£ vor. Geplant waren ursprünglich nur 50.000 Wohneinheiten für 2,4 Mrd. ägypt£. Damit erreicht das Budget für den sozialen Wohnungsbau ein Volumen von 5 Mrd. ägypt£. Ein bedeutender Teil wird in neuen Städten und Provinzen ausgegeben. Damit einher geht folglich eine Vielzahl von Projekten für Versorgungseinrichtungen an diversen Standorten. Der vorläufige Infrastrukturplan für neue Städte 2013/14 beläuft sich auf 8 Mrd. ägypt£. Er betrifft Projekte in Bereichen wie Trinkwasser, Wasseraufbereitung, Abwasser, Abfall und Strom. Im Rahmen des nationalen Plans für den sozialen Wohnungsbau plant die Greater Cairo Development Authority den Bau von 42.000 Wohneinheiten im Gouvernorat für 4,5 Mrd. ägypt£ über die kommenden fünf Jahre. Davon sind 6.000 Einheiten für die Streitkräfte vorgesehen. Mit der politischen Konsolidierung wird es um die Konkretisierung weiterer Großvorhaben gehen, so die Erschließung von Wohngebieten an der mediterranen Nordküste in Verbindung mit der touristischen Entwicklung der Region und den Plänen für den dortigen Bau von KKW. Die Planungen zur Errichtung von 66 neuen Städten sind voranzutreiben. Urbanisierung gilt als eine der großen Aufgaben für jedwede neue Regierung. In der Diskussion befindet sich auch die Vergabe von Grundstücken an Investoren mit begrenztem Nutzungsrecht, um voll entwickelte Gemeinden in neuen Städten zu etablieren. Neue Entwicklungszentren sollen geschaffen werden, unter anderem in der Region Suezkanal und Nordküste. Informelle Immobilien und Wohnbauten umfassen im Regelfall Baukonstruktionen, die illegal auf landwirtschaftlicher Fläche oder Wüstenland gebaut sind. Sie haben vom Grundsatz her zunächst nichts mit der Qualität von Gebäuden und deren Umgebung zu tun. “Informell“ können sie auch durch Verstöße gegen das Gesetz im Gefolge von Veräußerung, Vererbung oder illegaler Veränderung der Bausubstanz werden. Schätzungen zufolge verfügen wahrscheinlich nur 10% der Immobilien über einen gültigen Rechtstitel, 90% gelten als informell. Damit fehlen der großen Mehrzahl der Immobilien die gesetzlichen Rechte, noch können sie zur Absicherung von Krediten eingesetzt werden. Ein großes Problem, das in die Formlosigkeit geradezu drängt, ist das zeitraubende und hochkomplizierte Verfahren der Registrierung von Immobilien. Angegangen werden soll das große Dauerproblem der illegalen Umnutzung landwirtschaftlicher Fläche, das sich in den Umbruchzeiten nochmals verschärft hat. Frühere Interventionen und höhere Strafen sollen den Raubbau reduzieren. Einen Entwurf zur Modifizierung des Baugesetzes aus 8 dem Jahr 2008 will die Übergangsregierung noch während ihrer Amtszeit erarbeiten, damit er der neu gewählten Nachfolgeregierung im Frühjahr 2014 zur Diskussion vorliegt. Hierbei geht es um die Regulierung und Überwachung von Bauarbeiten inkl. Versicherung, transparentere Baugenehmigungen sowie eine Verlängerung der Gültigkeit von Baulizenzen von ein auf vier Jahre. Gerade dieser Punkt führt bisher häufig zu Auseinandersetzungen. Die Implementierung des Gesetzes zur Immobilienbesteuerung von 2008 mit nachfolgenden Modifikationen ist im Juli 2013 erfolgt. Es erstreckt sich zunächst nur auf den Wohnungsbereich. Jedoch plant die Übergangsregierung eine Ausweitung auch auf den Industrie- und Tourismussektor. Ein Viertel der Steuereinnahmen aus der Immobiliensteuer sollen für Projekte der Stadterneuerung verausgabt werden, ein weiteres Viertel für die Entwicklung und Verbesserung von Slumgebieten. Eine Reihe ausländischer Unternehmen hat im Zuge der Sommerereignisse ihre Aktivitäten im Land heruntergefahren, das Personal beschränkt und sich aus als besonders gefährdeten zentralen Stadtteilen zurückgezogen. Die Nachfrage nach erstklassigem Büroraum brach kurzfristig weg, der Leerbestand erreichte etwa ein Viertel mit steigender Tendenz. Nicht wenige Vorhaben, die auf die Knappheit von hoch-qualitativem Büroraum in Kairo abzielten, sind gerade abgeschlossen oder befinden sich in der Bauphase. Für sie stellt sich die Frage, ob, wann und zu welchen Konditionen sie belegt werden. Dies betrifft vor allem die traditionell starken Immobilienentwickler aus der Golfregion, die sich der Gefahr eines Überangebots an Büroraum und Einzelhandelsfläche ausgesetzt sehen und um ihre Wirtschaftlichkeitsrechnungen fürchten. Sofern Mehrzweckvorhaben realisiert werden, kommt auch eine Schwerpunktverlagerung auf den Wohnbereich unter Kappung des Anteils an Büro- und Einzelhandelsfläche zum Zuge, so SODIC mit ihrem Eastown-Projekt. Erstklassiger neuer Büroraum ist in den letzten Jahren fast durchweg in den Satellitenstädten der Metropole Kairo entstanden, so in New Cairo und 6th of October. Dort können alle Vorteile von Platz und Umgebung genutzt werden. Aus heutiger Sicht erfüllen sie auch die Kriterien der größeren Sicherheit und des unbeschränkteren Zugangs. Nach Untersuchungen von JLL tendieren die Mietpreise nach Rückgang im 3.Quartal 2013 zur Stabilisierung. Ohne bedeutende Fertigstellungen blieb der Bestand an Büroraum im Großraum Kairo im 3. Quartal 2013 unverändert bei rund 819.000 qm. Der Großteil entfällt auf die jüngeren Stadtausweitungen New Cairo im Osten und 6th of October im Westen. Zentralkairo verfügt nur über zwei bedeutendere sogenannte Grade A Baulichkeiten, die am Ostufer des Nil gelegenen Nile City Towers (108.000 qm) und City Stars (65.000 qm) im Stadtteil Nasr City. Rund 127.000 qm Büroraum sollten bis Ende des Jahres hinzukommen, vor allem aus den Vorhaben “Capital Business Park“ und “Cairo Festival City“. Bauverzögerungen und Projekteinstellungen werden das Angebot deutlich geringer expandieren lassen und in 2014 übertragen. Angesichts eines gedrängten Stadtzentrums wird die in den nächsten Jahren zu erwartende Expansion von Büroraum in den neuen städtischen Siedlungen erfolgen, zumal dort auch weitere Wohnungsbauprojekte zum Abschluss kommen. Die Projektion einer Bestandsgröße von 947.000 (997.000) qm Ende 2013 (2014) ist deutlich zu reduzieren. Die potenzielle Nachfrage nach neuem Büroraum wird derzeit auf 90.000 qm veranschlagt. Sie entfällt vor allem auf die Sektoren Banken sowie Informations- und Kommunikationstechnik (IKT). Insbesondere bei IKT profitiert das „Smart Village“ an der verkehrsgünstigen Cairo – Alexandria Desert Road vor den Toren der Hauptstadt. Der Öl- und Gassektor orientiert sich zur Südschiene hin nach Maadi. Bereits während des ersten politischen Umbruchs kam es zu Standortverlegungen der Firmenverwaltungen in die Au9 ßenbezirke, ein Trend, der sich fortsetzen dürfte. Der Druck auf die Mieten nimmt in Zentralkairo (35 US$/qm) im Vergleich zu den Außenbezirken (18 bis 33 US$/qm) damit weiter zu. Angesichts ausreichenden Angebots und zwecks Kostensenkung befinden sich auch Grade B Räumlichkeiten verstärkt im Fokus. Der Markt für Einzelhandelsfläche in Kairo hat 2013 einen ähnlichen Verlauf wie der für Büroraum genommen. Geprägt durch die politischen Verhältnisse gab es keine Bewegung. In den ersten neun Monaten kam es zu Verzögerungen bei der Eröffnung jedweden Projekts, die Einzelhandelsfläche blieb unverändert bei 773.000 qm. Internationale Einzelhandelsmarken haben sich laut JLL nicht vom Markt zurückgezogen, sondern befinden sich in der Warteschleife, bereit aktiv zu werden, sobald sich die Verhältnisse konsolidieren. Während im Umbruchquartal (3.Quartal) Nahrungsmittel- und Getränkemarken über normale Handelsbedingungen berichten konnten, mussten Bekleidungs- und Modehäuser einen deutlichen Umsatzrückgang hinnehmen. Im Herbst tendiert das Einkaufsverhalten langsam wieder in Richtung Normalisierung. Die Metropole hat ungeachtet der derzeitigen Herausforderungen ein Unterangebot an organisierten Retailmalls. Qualitätsfläche ist zwar knapp, aber der neuerliche politische Umbruch hat weiter auf die Preise gedrückt. So sind die Mieten um 7 bis 15% gesunken und liegen bei 780 bis 1.320 US$ pro qm im Jahr. Ein wieder steigendes Interesse nationaler und internationaler Brands ist mit weiterer Konsolidierung zu erwarten. Neue kommunale und regionale Einkaufszentren stehen in den kommenden Jahren zur Realisierung an und werden zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage führen. Der Anteil von großen Einkaufszentren (über 30.000 qm) an der gesamten Einzelhandelsfläche wird weiter wachsen. Gemäß JLL entfallen 58% des Gesamtbestandes auf diesen Typus. Zwei überregionale Einkaufszentren (City Stars mit 150.000 qm und Mall of Arabia mit 180.000 qm) werden durch fünf regionale (30.000 bis 90.000 qm) derzeit ergänzt. Die für 2013 erwartete Schaffung von 271.000 qm neuer Einzelhandelsfläche wird sich nicht realisieren. Auch der für das Folgejahr erwartete Schub von 291.000 qm auf dann 1.335.000 qm dürfte sich auf die Folgejahre aufteilen. Jedoch zeigt dies das Potenzial und den durch die Umstände hervorgerufenen Stau. Zu den verzögerten Projekten gehören Cairo Festival City und The District, die möglicherweise noch im 4.Quartal 2013 eröffnen. Der Abschluss anderer, für 2013 vorgesehener Vorhaben wie Emerald Mall und Porto Cairo Mall soll sich in 2014 hineinziehen. Zu den derzeitigen Großvorhaben zählt das Einkaufs- und Freizeitzentrum “Mall of Egypt“ in 6th of October City von Majid AlFuttaim (MAF), für welches das Joint Venture Orascom OCI/Besix 2012 den Bauauftrag erhalten hat. Auf einer Fläche von 163.000 qm sollen für mittlerweile 770 Mio. US$ u.a. rund 380 Geschäfte, Multiplexkino und Indoor Skipark untergebracht werden. Der Bauabschluss ist für Ende 2015 avisiert. MAF hat zudem angekündigt, innerhalb der kommenden fünf Jahre 2,4 Mrd. US$ in den Bau größerer Einkaufszentren an mehreren Standorten in Ägypten zu investieren. Auch sollen 32 neue Carrefour Verkaufspunkte als Hyperund Supermärkte entstehen. Der Fokus liegt zunächst auf Kairo, Alexandria und Sharm el-Sheikh mit nachfolgender Expansion nach Hurghada, Tanta und Mansoura. Auch soll die Maadi City Centre Mall in dreijähriger Bauzeit für 3,2 Mrd. ägypt£ saniert werden. Auch die neue Übergangsregierung will die Industrialisierung des Landes vorantreiben, die in übergreifender politischer Kontinuität als einer der Schlüssel für den künftigen wirtschaftlichen Erfolg gilt. Hierzu werden große Industrieflächen erschlossen und an interessierte Industrie- und Gewerbebetriebe verkauft oder verpachtet. Relativ erfolgreiche Beispiele finden sich in 6th of October und 10th of Ramadan, die zudem komplette städti10 sche Strukturen entwickelt haben. Zugleich ist die Entstehung von Gewerbegebieten ein Instrument zur Dezentralisierung und Regionalentwicklung, und kommt auch für bestehende Städte infrage. Auch in den nächsten Jahren ist mit einem erheblichen Projektvolumen in dem Bereich zu rechnen. Zudem ziehen diese Industriezonen vielfältige Dienstleister an. Industriebau bleibt eine Daueraufgabe. Bis zu 5 Mio. qm an neuem Land sollen für Industrieinvestitionen verfügbar gemacht werden, aufgeteilt in neun Industriegebieten (zonen) in den Städten Sadat, Nubariya, Beni Suef, Kafr al-Dawar, Sohag, New Salheya, North Gulf of Suez, Borg al-Arab und Assiut. Es wird erwogen, 20 statt bisher 10% des Landes kleinen Industrien zur Verfügung zu stellen. Als PPP-Projekt wird der Ausbau des Cairo Contact Centers Park im südlichen Stadtteil Maadi vorangetrieben, der für die wachsende Callcenter- und IT-Outsourcing Industrie vorgesehen ist. So steht das Angebot für die Errichtung von Kommunikationszentren für Februar 2014 zu erwarten. Rund 3 Mrd. ägypt£ sollen im Fiskaljahr 2013/14 zur Entwicklung von Industrieprojekten in 36 Regionen zur Verfügung gestellt werden, davon 2,6 Mrd. ägypt£ aus dem aufgelegten Konjunkturprogramm. Hierbei geht es um die Modernisierung der Infrastruktur im Bereich der Versorgungseinrichtungen, so Strom und Wasser, um die Attraktivität für Investoren zu erhöhen. Hiervon erhofft man sich rund 3.000 neue Produktionsbetriebe. Auf der Agenda steht mittelfristig der Aufbau von 22 industriellen Clustern für KMU über eine Bandbreite von Branchen, so Nahrungsmittel, Baugewerbe, Textilien, Elektronik, Chemie und Kunststoffe. Ägypten will seine petrochemische Industrie in den kommenden etwa zehn Jahren erheblich ausbauen. Eine Reihe von Projekten befindet sich in der Pipeline, die wegen der politischen Situation, Sicherheitsrisiken und Finanzierungsproblemen mehr oder minder auf Eis liegen. Auch bei Stahl, Zement, Düngemitteln und Zucker stehen Kapazitätsausweitungen an. Drei neue Logistikzentren sind in den Industriestädten 6th of October City, 10th of Ramadan und Borg El Arab vorgesehen. Weitere sind in Beni Suef und Sadat City sowie zwei im Rahmen des Suezkanal-Projekts angedacht. Ägyptens Touristiksektor hat in den letzten fast drei Jahren schwere Zeiten durchgemacht. Er gehört zu den besonders stark von den Umbrüchen betroffenen Wirtschaftsbereichen. Die Wiederbelebung des Auslandstourismus gehört angesichts der überragenden Bedeutung der Branche für die Wirtschaft zu den Regierungsprioritäten. Die Entwicklung der mediterranen Nordküste durch zehn Touristenzentren, der Oase Bahariya und der Region um die Pyramiden von Dashur gehört ebenfalls in den Kontext. Zu den Prioritäten zählt auch das nahe Kairo gelegene Ain Sokhna für internationale Konferenzen und Ausstellungen sowie die weitere Küste am Roten Meer. Hier sollen 19 Mio. qm in drei Phasen entwickelt werden. Die Tourismusbehörde erhofft sich dadurch Investitionen von 9 Mrd. ägypt£. Mit Beruhigung gilt es auch, das touristische Potenzial des Sinai weiter auszubauen. Zu den interessanten Gebieten gehört ferner der Südosten am Roten Meer, von El Qusir bis zur sudanesischen Grenze, etwa für Öko- und Wintertourismus. Ägypten verfügt über knapp 200.000 Zimmer. In den kommenden Jahren soll die Zahl verdoppelt werden. Die Bewertung von Hoteleinrichtungen sollte im Sommer starten, wurde wegen der politischen Ereignisse jedoch verschoben. Geplant ist sie zunächst für Sharm el-Sheikh, Hurghada und Kairo, in der Folge für Alexandria und das übrige Land. Die Bautätigkeit im Touristikbereich erscheint derzeit noch stark reduziert. Dies gilt sowohl für große inländische Entwickler wie auch für ausländische, die meist aus der Golfregion stammen. Nur wenige neue Projekte sind in der Planung zuletzt fortgeschritten. 11 Touristische Entwicklungsbehörde und Militär haben sich jüngst darauf verständigt, 185 Mio. qm für die Etablierung touristischer Vorhaben in der Region Ras Mohammed auf dem Sinai zur Verfügung zu stellen. Man erhofft sich Investitionen von etwa 55 Mrd. ägypt£. Der Tourismus in der Metropole Kairo ist im Sommer 2013 fast zum Erliegen gekommen. Hotels haben ihre äußeren und inneren Sicherheitsvorkehrungen (physische und elektronische Barrieren) erheblich ausgebaut. Renaissance hat in New Cairo 333 Zimmer zum Gesamt hinzugefügt. Le Meridien am Kairoer Flughafen soll im 4. Quartal weitere 350 Zimmer dem Angebot hinzufügen. In Greater Cairo gibt es derzeit rund 27.300 Zimmer in 160 Einrichtungen. Das Ramsis Hilton Hotel soll bis 2015 für 52 Mio. US$ renoviert werden. Der Bau von Großkliniken in den großen Städten durch die öffentliche Hand war ein Merkmal früherer Gesundheitspolitik. Die Verbesserung der sozialen Infrastruktur bleibt auch mit dem zweiten politischen Umbruch ganz oben auf der Agenda. Damit verbunden ist eine bessere Gesundheitsversorgung in dezentraler Sicht. Das Gesundheitsministerium hat die Erstellung einer Studie zum Bau von Einrichtungen der medizinischen Grundversorgung in diversen Regionen und Gouvernoraten angekündigt. Hierbei wird eine Kooperation unter anderem mit den VAE und dem UNDP angestrebt. Im laufenden Fiskaljahr 2013/14 sollen 2,5 Mrd. ägypt£ in Bau, Entwicklung und Modernisierung von 75 Krankenhäusern gesteckt werden. Fünf neue Kliniken sollen bis zum Jahresende eröffnen. Neben der medizinischen Versorgung entlegener Gebiete geht es auch um die notwendige soziale Infrastruktur neuer Kommunen. Angestrebt sind ferner “Grünere Krankenhäuser“, d.h. vollintegrierte intelligente Gebäudemanagementlösungen mit den Hauptaspekten Energiesparen, Abfallbehandlung und Sicherheit in Form drahtloser Zugangskontrollsysteme. Ausgebaut werden soll auch die Notfallversorgung bei Autounfällen, so durch Bau medizinischer Einrichtungen entlang zentraler Verkehrsachsen. Ohne Investitionen des privaten Sektors wird die Verbesserung des Gesundheitswesens nicht gelingen. Dieser hat sich bereits seit Jahren als zweites Standbein des Systems herausgebildet und ist ein bedeutender Investor. Er schließt Versorgungslücken und bietet wohlhabenderen Bevölkerungsschichten eine schnellere und bessere Versorgung. In den städtischen Armengebieten wird die Rolle des Staates ungebrochen bleiben. Die Nachfrage nach verbesserten und mehr Gesundheitsdienstleistungen erfordert eine Ausweitung und Qualitätsanhebung der Gesundheitsinfrastruktur. Auch wenn es moderne Einrichtungen gibt, ihnen stehen viele Kliniken gegenüber, die einer auch baulichen Instandsetzung dringend bedürfen. Die ehemals im Finanz-, jetzt Investitionsministerium angesiedelte PPP-Einheit setzt bei ihrem kurz- und mittelfristigen Programm einen Schwerpunkt auf das Gesundheitswesen und vor allem auf Spezialkliniken. Nach erfolgreichem PPP-Neustart mit Projektvergaben 2012 für Kliniken der Universität von Alexandria stehen fünf weitere auf dem Programm. Hierzu zählen ein Fachkrankenhaus der Suezkanal-Universität mit Angebotseröffnung im Januar 2014, die Sanierung der Akademie für Thorax-Chirurgie der Kairoer Ain-Shams Universität, ebenfalls dort der Aufbau eines Kinderkrankenhauses, die Errichtung einer Fachklinik für Neurochirurgie und Verkehrsunfälle in Katameya (New Cairo) und einer neuen Universitätsklinik in Zagazig in der Deltaregion. Der Ausbau von Schulen und Universitäten ist aufgrund der Demographie eine Daueraufgabe. Größere Schulen in ländlichen Regionen, eine generelle Verbesserung der Lerninfrastruktur sowie neue Schulen und Universitäten als Nachholbedarf und für die neuen Städte sind bedeutende Herausforderungen. Nach negativen Erfahrungen setzen öffentli12 che Bauausschreibungen und PPP-Projekte heute auf kleinere Losgrößen von etwa zehn Einheiten. Mit der Herausbildung von Städten wächst auch der Bedarf an dort ansässigen Universitäten. Ein derartiges Vorhaben, geplant als PPP-Projekt, ist die “Italian University of Egypt“ in Obour City, das sich vom Industriestandort im nordöstlichen Großraum Kairos zur Wohnstadt weiter entwickelt hat. In Ismailia ist ein “Technology Valley“ mit Technologie-Uni und Wissenschaftsstadt in Kooperation mit internationalen Universitäten geplant. Die aus den Nähten platzende Cairo University soll für 200 Mio. US$ ausgebaut werden. Die American University in Cairo (AUC) hat den Sprung von Downtown Cairo/Tahrir-Platz nach Katameya vollzogen. Es ist ein lang gehegter Plan diverser Regierungen, auch Ministerien und weitere Behörden in die Vorstädte zu verschieben, um das Verkehrschaos in den alten Zentren zu reduzieren. Die Finanzierung von Museen beruht weitgehend auf Eintrittsgeldern. Mit dem Ausbleiben der Touristen hat sich die finanzielle Situation verschärft, man ist zunehmend auf ausländische Hilfen angewiesen. Ob bei Neubauten oder Bestandserhaltung, fortgeschrittene Sicherheits- und Kommunikationstechnik gilt heute als unverzichtbar. Besonders aufwendig wird sie für das Grand Egyptian Museum an den Pyramiden ausfallen, um die Vielzahl unwiederbringlicher Exponate zu schützen. Der Sport als Industrie mit Investitionen, Beschäftigung, Umsatz und Gewinn steht noch weitgehend am Anfang. Die Ausgaben für den Sportbau liegen bei maximal 1,2 Mrd. ägypt£, aufgeteilt auf etwa 450 Unternehmen. In der Debatte befindet sich einmal mehr die Idee der Etablierung einer Großanlage um das Cairo Stadium herum, die den Bedürfnissen der diversen Clubs entgegenkommt. Wie viel Wohnraum fehlt, ist höchst umstritten, wie viel Leerstand existiert, ebenfalls. Über 2 Mio. Einheiten leerstehenden Wohnraums vermuten Experten, bedingt durch die Mietgesetzgebung. Etwa 5 Mio. bis 6 Mio. Einheiten sollen gebaut, aber nie verkauft, vermietet oder genutzt worden sein. Ägypten kämpft mit der Erweiterung des Angebots in Form von Neubauten. Dabei ist das Potenzial für Maßnahmen der Modernisierung und Sanierung durchaus vorhanden. Jedoch kann sich dies aufgrund veralteter gesetzlicher Regelungen nicht entfalten. Dies liegt an alten Vermietungsgesetzen, die den Mietwert einfroren und die Vererbung des Mietvertrages durch die Generationen ermöglichten. 2002 wurde dies auf ein Familienmitglied beschränkt. Dies führt dazu, dass Wohnraum noch heute zu lächerlichen Mieten vermietet bleiben muss. Für Vermieter fehlt damit nicht nur der Anreiz, sondern meist auch das Geld, irgendetwas in Richtung Wohnraumoder Gebäudeerhaltung zu tun. Dies führt zu einer permanenten Verschlechterung der Bausubstanz. Etwa 2,6 Mio. Wohnungseinheiten fallen unter das Mietgesetz von 1977. Wer immer als Vermieter es schafft, lässt seinen Wohnraum lieber leer stehen als ihn zu vermieten. Etwa 7,5 Mio. Wohneinheiten sollen in Ägypten leer stehen. Sobald das Gesetz geändert wird, dürfte der Sanierungsbedarf erheblich steigen. Die Immobilienfinanzierung läuft im Regelfall über die Entwicklungsunternehmen. Die Kunden können sich angesichts des schwächeren Marktes über geringere Vorauszahlungen in einer Größenordnung von 10% und längere Ratenfristen bis hin zu 15 Jahren freuen mit Verzinsungen um 7% p.a. herum. Der Markt für Hypothekendarlehen steht dagegen immer noch am Anfang. Nur jeder zehnte Ägypter hat überhaupt ein Bankkonto und damit Beziehungen zu einer Bank. Es gibt kaum Kredit- und Marktinformationen. Gerade jeder Zehnte ist bei einer privaten Kreditauskunftei registriert, jeder Vierzigste im öffentlichen Register. Weitere Entwicklungshemmnisse sind begrenzter Zugang und Angebot langfristiger Finanzierungen, die geringe Zahl registrierter Immobilien angesichts eines extrem sperrigen Registrierungsverfahrens und die inadäquate Verwertung von Finanzsicherheiten. Sofern Entwickler als Financiers in die Gewährung von Darlehen ge13 genüber ihren Kunden involviert sind, ist der in Ansatz gebrachte Zins deutlich niedriger als der auf dem Markt für Hypothekendarlehen. Nach Angaben der Egyptian Financial Supervisory Authority (EFSA) belief sich der Markt im Monatsvergleich Ende Juni 2013 auf 4,1 Mrd. ägypt£ (+17,8%). Das sind gerade einmal 0,23% des BIP. Die Zahl der Darlehensnehmer lag bei 33.733 (+5,6%), die durchschnittliche Darlehenshöhe bei knapp 122.000 ägypt£ (+11,5%). Die durchschnittliche Laufzeit betrug 16,4 Jahre, der Durchschnittszins 12,1% und damit nur marginal zum Vorjahr reduziert. Die Darlehenssumme zum Wert der Immobilie (loan-to-value, LTV) stand bei durchschnittlich 56,7% nach 43,1% im Jahr davor. Hypothekenfinanzierung ist durch Gesetz Nr. 140/2001 geregelt. Die Aufsicht hat EFSA. Geplante gesetzliche Änderungen sollen den Markt attraktiver machen. Hypothekendarlehen haben es in den unruhigen und unsicheren Zeiten sowohl angebotsseitig durch das Bankensystem wie auch nachfrageseitig schwer. Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen Deutsche Architektur- und Planungsbüros sowie Consultants sind durchaus im Markt aktiv und erfolgreich. Ein gewisser Traditionsvorteil besteht für britische Firmen, die besonders im Consulting stark sind. Im Rahmen der deutschen und europäischen Entwicklungszusammenarbeit gibt es ein Heer von Beratern, die sich einzelnen Segmenten widmen und in konkreten Bedarfsfällen als Ansprechpartner fungieren können. Angesichts der zweiten großen Übergangsphase des Landes erfolgt derzeit eine Neuaufstellung. Die Zusammenarbeit mit den im Umbruch befindlichen staatlichen Trägern ist erst noch zu testen. Die großen Bauunternehmen setzen wegen Versagens externer Einrichtungen auf firmeninterne Aus- und Weiterbildung. Deutsches Handwerk dürfte, abgesehen von administrativen, sprachlichen und mentalitätsmäßigen Schwierigkeiten, allein schon aus preislicher Sicht kaum Interesse haben. Im Wohnungsbau für mittlere Einkommensschichten ist mehr Wettbewerb beim Design angesagt, da Raumverschwendung und fehlende Raffinesse nicht untypisch sind. Landschaftsplanung spielt eine wichtige Rolle bei Wohn- und Ferienanlagen, leidet aber noch unter der Schwäche des Basismarktes. Der Blick geht verstärkt in Richtung Energieeffizienz auch in der Bauwirtschaft. Hiervon sind vor allem Neubauten betroffen, hauptsächlich der gehobenen bis Luxuskategorie, sei es in Wohnanlagen, bei Büro- und Geschäftsbauten oder im Touristiksektor (Hotels, Ferienanlagen). Aber auch der öffentliche Sektor öffnet sich mit seinem Baubestand und seiner Bautätigkeit verstärkt dem Thema. Energieeffizientes und umweltbewusstes Bauen gilt zusehends als grundlegend und immer weniger als Luxus. Sofern der Grundsatz zur Anwendung kommt, steht die Qualität nicht hinter internationalen Standards zurück. Hierfür sorgen ausländische Anbieter, die umfassende und meist auch integrierte Lösungen im Sinne von Smart Building-Konzepten anbieten. Die Haushalte sind der mit Abstand größte Stromverbraucher und zugleich mit dem höchsten Einsparpotenzial. Die Energieeffizienz bei Bau und Geräten kann zwischen 20 und 80% erhöht werden durch bessere Isolierung und Standards. Die verstärkte Installation von Pre-paid Stromzählern in einigen Wohngebieten soll zu einem bewussteren Umgang mit Energie führen und zugleich die unterentwickelte Zahlungsmoral stärken. Die politische und öffentliche Diskussion rund um die Themen Subventionsabbau bei Energie und Schaffung neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen ist nach wie vor im Gange. Um den Einsatz Erneuerbarer Energien beim Haushaltsverbrauch zu fördern, solle 14 die Regierung, den Einsatz von Solar-Wassererhitzern (SWH Solar Water Heaters) fordern, die Haushalte über Subventionen anreizen und Einspeisetarife einführen. Im Wohnungsbausektor könnten die Anfangskosten auf die Immobilienentwickler überwälzt werden gegen spürbare Anreize in den neuen Wohngebieten außerhalb Kairos. Gemeinden haben damit begonnen, Solar-Wassererhitzer an die Erteilung von Baugenehmigungen für Wohnungseinheiten zu koppeln. Die Banken sind gefordert, umweltfreundliche Projekte dieser Art zu unterstützen. PV-Systeme für individuelle Anwender sind ohne Subvention noch zu teuer. Die Politik hat keine Standards für die Energieeffizienz von Gebäuden gesetzt, und die laufenden Anreize und Finanzierungsmöglichkeiten sind unzureichend für Hauseigentümer und Geschäftseigner, derartige Maßnahmen durchzuführen. Günstiger sieht es im Touristiksektor aus. SWH für das Heizen von Pools, für Wäschereien und sonstigen Wasserheizungsbedarf nehmen in Hotels Fahrt auf. So sollen 100.000 Hotelzimmer in den kommenden fünf Jahren auf solare Warmwasseranlagen umgestellt werden. Dies gilt auch für smarte Beleuchtungssysteme. Die Unabhängigkeit bei Energie und mögliche CO2-Neutralität von Ferienanlagen oder ganzen Ferienstädten, wie für Sharm el-Sheikh angepeilt, dürfte für künftige Planungen verstärkt ein Thema sein. Das gilt zumindest theoretisch auch für die städtebaulichen Planungen der Zukunft. Effiziente Beleuchtungssysteme im öffentlichen Raum und in öffentlichen Gebäuden stellt ein weiteres Feld zur Verbesserung dar und wird zusehends wahrgenommen. Solarsysteme werden allgemein genutzt in der Telekommunikation und zunehmend in der Stromversorgung von abgelegenen Gemeinden, für die eine Netzanbindung unökonomisch wäre. Umbau und Nachrüstung bestehender Gebäude und Bau neuer zur Senkung des Energieverbrauchs und der Luftverschmutzung sind wichtig, da die urbane Migration wächst und neue private Häuser und Wohnanlagen um Kairo herum entstehen. Meerwasserentsalzungsanlagen, bisher vor allem am Roten Meer und der Halbinsel Sinai, bilden ein aufstrebendes Betätigungsfeld. Beispiele sind Planungen für die Städte Hurghada und Sharm el Sheikh – beide sollen im Februar 2014 als PPP angeboten werden -, ferner El Arish/Nordsinai, Taba, Ras Sudr und Marsa Alam. Grünes Bauen: Ägypten verfügt über exzellente Zutaten wie Sonne, Wind, Sand und billige Arbeitskräfte. Herausforderung bildet die Entwicklung von hochqualitativem, wenig umweltbelastendem Wohnen. Nachhaltige Architektur und Stadtentwicklung/-planung gehört zu den interessanten Arbeitssegmenten. Es sind ganzheitliche Ansätze für Wüstenumgebungen mit neuen Gemeinden, alternativen Energieprojekten und umweltfreundlicher Landwirtschaft zu entwickeln. Der Wüstenbau erfordert neue Materialien und Formen von Energie, die adäquat unter Wüstenbedingungen funktionieren. Bauen beinhaltet auch Umweltprobleme bei Energie und Wasser. Ressourcenintensives Bauen wird ein Problem. Die absehbare Abschaffung von Kraftstoff- und Energiesubventionen sowie Wasserknappheit fordern neue Lösungen. Verstärkt Ausschau ist zu halten nach Materialien, die lokal verfügbar sind und für Bauzwecke und Entwicklung neuer Lösungen infrage kommen, z.B. Papyrus. 15 Projekte Vorhaben Al Nouran Sugar – Al Sharqia Sugar Factory Egyptian Iron Steel Co. – Steel Expansion Plant in Helwan ECHEM – Olefins Plant in Suez Min. for Antiquities Sunken Museum Min. of Housing – Maspero Triangle Mall of Arabia Phase II Cairo National Cancer Institute Neurosurgery Car Road Accident Center Barwa New Cairo Investitionssumme (Mio. US$) 372 Projektstand/abschluss Studie/Dez.2016 286 Bietung 3.000 Studie 500 Studie 500 Büro-, Gewerbebau 200 Design 200 Design 150 Studie 9.000 Cairo Expo City 300 Studie/Abschluss 2023 Design Ehcaan 500 Design/Juni 2017 Emaar Misr for Development – Emaar Square Al Ahly Sports Club Football Stadium 500 Studie/März 2017; Mischnutzung 350 Studie Anmerkung Ausschreibung 2014 Vergabe Anfang 2014 Ausschreibung Anfang 2015 Ausschreibung Mitte 2014 Vergabe Frühjahr 2014 Vergabe Sommer 2014; Al-Hokair Ass. Hotel Co. Ausschreibung April 2014 Ausschreibung Mitte 2014 Barwa Real Estate Co. Gen. Org. of Intl. Exhibitions and Fairs; Tender Ende 2013 Ausschreibung Februar 2014 Ausschreibung Anfang 2014 Ausschreibung Herbst 2014 3. Tiefbau/Infrastrukturbau Marktlage und Marktentwicklung Das Bevölkerungswachstum lässt bis zu 160 Mio. Einwohner in 2050 erwarten und damit eine Verdopplung etwa der gegenwärtigen Zahl. Die Bevölkerungsdichte in Kairo liegt bei über 30.000 Einwohnern je qkm, in manchen Wohngegenden sogar ein Vielfaches darüber. Das Problem ist grundlegend: Verstärkte Nutzung landwirtschaftlicher Nutzfläche für Wohn- und Städtebau ist kaum möglich, selbst wenn die Kompaktheit informeller Siedlung zum generellen Muster erhoben würde. Ein Ausufern und Ausfransen in Form von Satellitenstädten an den Rändern geschieht seit Jahren, jedoch mit vielfältigen Problemen. Die Expansion und Neugründung von Städten in Wüstengebieten stellt besondere 16 infrastrukturelle Anforderungen und ist teuer, der Erfolg bei den humanen Abnehmern alles andere als garantiert. Zum großen nationalen Projekt, das die Wirtschaft des Landes nachhaltig in Bewegung bringen soll, ist die Entwicklung der Region um den Suezkanal mit East Port Said (u.a. Hafenausbau, Freizone und Freihafen, neue Stadt, neues und größtes Industriegebiet Ägyptens, internationales Logistikzentrum, Gewinnung landwirtschaftlicher Fläche, weitere Suezkanaltunnel, “Technology Valley“ in Ismailia) ausgerufen worden. Das Vorhaben ist nicht neu, wurde aber bisher nie mit Konsequenz angegangen. Die Suez Canal Authority (SCA) wurde nun mit der Projektdurchführung beauftragt. Bisher gibt es noch keinen Fahrplan. Die Entwicklung Oberägyptens bildet einen weiteren Schwerpunkt. Sie soll sich auf Infrastrukturausbau, Industrie, insbesondere den Bergbau, und auf den Tourismus stützen. Auch der Sinai soll mit Priorität bei Infrastrukturprojekten weiter entwickelt werden. Der Verkehrssektor hat wie andere Bereiche in der fortgesetzten Transitionsphase gelitten. Die Spielräume für Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur sind auch in langfristiger Betrachtung beachtlich. Dies liegt im Interesse sowohl des Binnen- wie des Außenhandels. Die Anforderungen an den Passagier- und Frachtverkehr sind erheblich und wachsen beständig, ebenso an Sicherheit und Gefahrenabwehr. Die Entwicklung der Verkehrsnetze unter Nutzung technisch fortgeschrittener Transportmittel, speziell Züge, UBahnen und Lkw, gehört zu den Zielsetzungen des Verkehrsministeriums. Bedeutende Verkehrsinfrastrukturvorhaben wie Cairo International Airport, Regionalflughäfen in Luxor und Borg El Arab sowie Hafenausbauten wurden in der Vergangenheit bereits über PPPs realisiert. Auch die neue politische Führung scheint auf diesem Weg fortschreiten zu wollen, selbst wenn die Zeiten sehr viel schwieriger geworden sind. Öffentlicher Nahverkehr, besonders in Kairo, die Eisenbahn und die Wasserwege gehören zu den bedeutenden Bereichen. Die Modernisierung der Eisenbahn erfordert angesichts jahrzehntelanger Vernachlässigung erhebliche und anhaltende Investitionen. Bedarf besteht von der Planung bis hin zur Lieferung eines breiten Spektrums von Ausrüstungen für den Schienenverkehr. Eine erste Phase der Modernisierung von Signalsystemen und Gleisbau hat mit Weltbankhilfe begonnen. Neue Kontroll- und Signalsysteme sind für das Gesamtnetz erforderlich, u.a. die großen Abschnitte Beni Suef – Assiut, Banha – Ismailia – Port Said und Tanta – Mansoura – Damietta. Eine Hochgeschwindigkeits-Zugverbindung zwischen Kairo und Alexandria befindet sich in der Ausarbeitung. Dies soll den Auftakt bilden für Schnellverbindungen der Gouvernorate Alexandria, Kairo, Luxor, Aswan und Rotes Meer (Luxor – Safaga – Hurghada). Im Entwurfsstadium steht ein High-Speed Zug, der Port Said und Suez mit Kairo verbindet. Für die Vorbereitung dieser Projekte ist ausländisches Know-how erwünscht. Die Anbindung des Sudan über eine 300 km lange Strecke von Aswan aus ist angedacht. Die Bahnverbindung über 16 km von der Industriestadt 10th of Ramadan nach Belbeis City soll als PPP realisiert werden. Ein weiteres geplantes PPP-Vorhaben betrifft den Bau einer Eisenbahnverbindung für Passagiere und Frachten von der Kairoer Vorstadt Ain Shams nach 10th of Ramadan über 72 km mit 17 Stationen. Im Vorschlagsstadium befindet sich eine Verbindung zwischen Qena und dem Hafen von Safaga, die die geplanten Ausbauten des (Binnen- und See-) Hafens unterstützen würde. Alle Eisenbahnstrecken sollen in den nächsten fünf bis sechs Jahren modernisiert werden. Rund eine halbe Milliarde Menschen nutzen jährlich die ENR-Dienste. 17 Für Kairo steht der weitere Ausbau der Metro an. Die dritte Phase der Cairo Metro Line 3 wird vor allem durch die EIB finanziert mit Kofinanzierung durch die französische Entwicklungsagentur AfD. Vor dem Abschluss des Design-Stadiums befindet sich die vierte Phase der Linie 3. Eine weitere Metrolinie 4 soll im Verlauf 2014 zur Ausschreibung gelangen. Eine fünfte Linie ist angedacht, die Nasr City, Heliopolis, Sawah und Rod El Farag verbindet. Stadtbahnsysteme sollen die neuen Städte verbinden, z.B. 6th of October und 10th of Ramadan. Metrolinien sind auch für Alexandria und später Mansoura angedacht. Eine 31 km lange Straßenbahn soll für etwa 500 Mio. US$ Heliopolis und New Cairo verbinden mit PPP-Offerte im März 2014. Das Konjunkturprogramm der Übergangsregierung sieht 2,5 Mrd. ägypt£ vor für ein Programm zur Reparatur und Verbesserung von 871 Bahnübergängen und den Bau von 27 Brücken und eines neuen Eisenbahntunnels. Der ägyptische Seeverkehrsmarkt sieht einem erneuten Wachstum entgegen. Gesucht wird nach einer mehrphasigen Strategie zur Ankurbelung der Hafenindustrie auch unter Beteiligung des privaten Sektors. Die Arab Academy for Science, Technology and Maritime Transport (AASTMT) will in Kürze einen Plan zur Entwicklung des Suezkanals sowie Studien für Transport- und Logistikprojekte erstellen. Der weitere Ausbau der bestehenden Häfen ist zum einen unter dem Aspekt des Transitverkehrs, insbesondere von Containern, und den immer größer werdenden Schiffen erforderlich. Im Fokus steht deshalb der weitere Ausbau von East Port Said. Das 5,4 Mrd. US$ Vorhaben erhofft sich mit der politischen Konsolidierung einen neuen Schub. Bisher sind die Fortschritte auf Teilbereiche begrenzt. Pläne zum Bau eines Seitenkanals für 140 Mio. US$, der zum East Port Said Port führt, befinden sich erneut in der Prüfung. Zwecks Entlastung von East Port Said wird im Hafen von Damietta eine neue Fracht-Station gebaut mit zwei Anlegeplätzen für etwa 1,2 Mrd. ägypt£. Zudem wird der Nil ausgebaggert und für die Binnenschifffahrt präpariert. Zur Entlastung des Hafens von Sokhna soll der nördliche Anlegeplatz in Port Tawfik am Roten Meer für rund 350 Mio. ägypt£ ausgebaut werden. Ferner soll am Hafeneingang eine Marina für 200 Mio. ägypt£ entstehen. Port Tawfik befindet sich in der Diskussion als ägyptischer Zielhafen für eine neue Schiffslinie zum saudischen Dhaba. Sie soll die 2006 suspendierte Jeddah – Suez Verbindung ersetzen. Der BergbauHafen von Safaga (Safaga Mining Port – Abu Tartour) soll über ein in der Planung befindliches PPP-Projekt für 885 Mio. US$ ausgebaut werden. Die Angebotseröffnung ist für Februar 2014 geplant. Er ist auch als Empfangshafen für Importkohle vorgesehen, sofern Ägypten künftig seinen Energie-Mix um Kohlekraftwerke erweitert. Intermodale Anbindungen von den bedeutenden Häfen über die Schiene und Flussschifffahrt zu den Produktions- und Verbrauchszentren des Landes rücken verstärkt in den konkreten Fokus und werden die Attraktivität des Landes als Verkehrs- und Logistikschnittstelle deutlich erhöhen. Der Transport auf dem Wasserweg gilt, wenn schon nicht als Alternative, so doch als kostengünstige und umweltfreundliche Ergänzung und Entlastung des überforderten Straßennetzes. Illegale Überladungen und Treibstoffsubventionen geben dem Lkw-Transport vorerst noch erhebliche Wettbewerbsvorteile. Die Weiterentwicklung scheint auch nach der zweiten politischen Wende eine gewisse Bedeutung zu behalten. Die River Transportation Authority (RTA) bereitet Maßnahmen zur Erleichterung von Investitionen und der Lizenzgewährung vor. Ein neuer Binnenhafen in Qena soll Eintrittspunkt für Importgüter vom Hafen von Safaga werden. Weitere Pilotstandorte sind Sohag und Assiut. Bis 2016 oder 2017 sollen 35 Mio. t Fracht durch die Binnenschifffahrt bewegt werden im Vergleich zu heute gerade 3 Mio. t, der Nil seinen Anteil von 1 auf 10% steigern. Mehrere Unternehmen investieren bereits in Häfen, Lastkähne und Lagereinrichtungen, so Citadel 18 Capital, Nile Logistics und Nile Stevedoring and Storage Company (NSSC). Insgesamt sind zunächst neun Binnenhäfen vorgesehen mit Investitionen von etwa 100 Mio. US$. Interesse besteht an der Kooperation mit Herstellern moderner umweltfreundlicher Lastkähne über 200 t und kraftvoller Schubentwicklung. Ein sog. River Bus-Vorhaben soll als PPP im Januar 2014 angeboten werden. Die Studie hat die EBRD finanziert. Vorgesehen ist die Entwicklung und Modernisierung von 15 Stationen und Schaffung weiterer 16 auf einer Strecke von Helwan bis Kanater. Ägyptens Straßen können den wachsenden Verkehr immer weniger bewältigen. Sie werden kaum instand gehalten und sind hochgradig unfallträchtig. Für den Güterverkehr, der zudem von Kraftstoffsubventionen bislang profitiert, ist die Straße mit einem Anteil von rund 95% nahezu alternativlos. Die Schiene dient vor allem dem Personenverkehr. Ein Ausbau zur Erhöhung der Warenkapazitäten ist kostspielig. Nicht einmal ein Drittel des Schienennetzes ist zweigleisig. Der Nil als Transportweg steht weitgehend am Anfang, auch wenn durchaus Anstrengungen zu seiner Aufwertung unternommen werden. Die politischen Umwälzungen haben dazu geführt, dass seit Anfang 2011 im Grunde weder Neuvorhaben noch Instandsetzungsaktivitäten stattgefunden haben mit entsprechender Verschlechterung der ohnehin nicht günstigen Ausgangssituation. Eine Reihe von Straßenbauvorhaben steht an, so eine weiträumige regionale Umgehungsstraße um Kairo herum, ferner die Autobahn Shubra – Banha (PPP-Projekt) und die Straßenachse Rod El Farag. Weiter in der Diskussion befindet sich das 3 Mrd. US$ sog. Causeway-Projekt mit Saudi Arabien. Es soll über 32 km von Ras Nassrani (Sharm ElSheikh) über Tiran Strait bis Ras Hamid bei Tabuk im Norden Saudi Arabiens führen. Für den Abschluss von Brücken und Straßen hat die Übergangsregierung 1 Mrd. ägypt£ im Fiskaljahr 2013/14 vorgesehen. Im Rahmen der Entwicklung der Suezkanalzone sollen drei Tunnel unter dem Suezkanal errichtet werden. Zwei 3 km lange Tunnel für Kfz, ein 5 km langer für die Eisenbahn. Die Ausschreibung ist für 2016 geplant mit Fertigstellung in 2025. Belagsbauausrüstungen sind gefragt, auch JV-Produktionen von thermoplastischen Lacken und reflektierenden Fahrbahnmarkierungen. Im Bereich Flughäfen schreitet die Modernisierung und Erweiterung von Terminal 2 des Cairo International Airport (CAI) durch die türkische Limak Construction für 400 Mio. US$ mit geplantem Abschluss im Frühjahr 2015 voran. Der Bau eines neuen Terminals für den in der Deltaregion gelegenen Quesna Airport von Menoufia kommt nur schleppend voran. Das Terminal 3 – Projekt für den Flughafen von Sharm El-Sheikh über etwa 500 Mio. US$ soll im Frühjahr 2014 vergeben werden. Auch eine neue Start-/Landebahn und zwölf Ladebrücken für 40 Flugzeuge sollen entstehen. Die Finanzierung soll sich auf die African Development Bank stützen. In der Realisierungsphase befindet sich der Ausbau des Flughafens in Hurghada International Airport für etwa 350 Mio. US$. Der Passagierterminal für 260 Mio. US$ soll Mitte 2014 von der saudischen Binladen Group fertig gestellt sein. Bis Ende 2014 soll Orascom Construction Industries (OCI) eine Start- und Landebahn von 4 km Länge für 87 Mio. US$ errichten. Sharm el-Sheikh (Südsinai) und Hurghada sind die bedeutendsten Touristenzentren des Landes am Roten Meer. Ein Terminal für 5 Mio. Passagiere für den Flughafen von Borg el-Arab befindet sich in der Planung. Das Ministerium für Zivilluftfahrt will die Aufnahmefähigkeit der Flughäfen von derzeit 30 Mio. bis 2025 auf 40 Mio. Passagiere erhöhen. Bis 2050 seien 60 Mio. Passagiere denkbar. In diesem Kontext soll auch die Flugzeugflotte des nationalen Carrier´s Egypt Air verjüngt und erweitert werden. Die Rede ist von einem hälftigen Zuwachs auf 120 Flugzeuge bis 2025. Trotz zum Vorjahr gestiegener Einnahmen (Fiskaljahr 2012/13: 20,7 Mrd. ägypt£; 2011/12: 12,7 Mrd. ägypt£) wird auch 2013/14 (geschätzt: 24,6 Mrd. ägypt£) weiter 19 Verluste generieren. In Gang kommen soll in den kommenden Monaten das sog. Airport City Projekt. Es wird in fünf Phasen auf einer Fläche von 10 Mio. qm am Kairoer Flughafen entstehen und langfristig 100.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Es soll Investitionen von 20 Mrd. US$ involvieren. Vorgesehen sind eine Wohnstadt, Industrie- und Logistikzonen sowie Freizeitparks. Das Ministerium für Zivilluftfahrt verwaltet 23 Flughäfen. Bevölkerungswachstum, expandierende Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion sowie fortgesetzte Industrialisierung stellen steigende Anforderungen an die (Siedlungs-) Wasserwirtschaft. Größere Vorhaben stützen sich auf internationale Finanzierungen. Die politischen Umwälzungen und Haushaltsengpässe führen teilweise zu Projektverzögerungen. Eine stärkere Einbindung des Privatsektors in Form von PPPs ist gewünscht. Das Land am Nil ist angesichts wachsender Lücken in der Versorgung auf die volle Nutzung aller Quellen von Wasser angewiesen. Die Kläranlage Abu Rawash in Giza mit biologischer Reinigung hängt umbruchsbedingt seit der Präqualifikation. Die Ausschreibung soll nun Anfang 2014 erfolgen. Der geplante Ausbau der Kläranlage von Alexandria scheint ins Stocken geraten. Ein Bewässerungsnetz für Oberflächenwasser im Westen des Nildeltas plant das Ministerium für Wasserressourcen und Bewässerung (MWRI) auf einem Gebiet von 80 qkm nördlich von Kairo. Das 500 Mio. US$ Vorhaben soll Ende 2014 zur Ausschreibung gelangen. Eine Reihe von Meerwasserentsalzungsanlagen befindet sich im Planungsstadium. Trotz Verbesserung in den letzten Jahren bleibt der Aktionsbedarf im Wassersektor hoch. Die Wassernutzung ist von niedriger Effizienz geprägt. Von einem Preis für Wasser und einer Erfassung des Verbrauchs kann bislang kaum gesprochen werden. Jedoch gibt es Überlegungen zur Einführung kostendeckender Wasserpreise im Zuge eines übergreifenden Subventionsabbaus. Die Leckageverluste sind mit geschätzten 50% hoch. Die durchschnittliche Wasserqualität ist eher mäßig. Die fortschreitende Urbanisierung macht Investitionen in Wasserrecyclinganlagen und eine stärkere Wiederverwendung von Wasser für die landwirtschaftliche Bewässerung notwendig. Wasserwiederaufbereitungs- und Entsalzungsanlagen, die Erneuerbare Energien (EE) nutzen, haben Zukunft, vor allem mit Blick auf die Küstenorte und Ferienanlagen. Die Modernisierung und Überholung der Bewässerungssysteme bildet ein weiteres Aktionsfeld. Grundwasserbohrungen und Pumpstationen gehören zu den Prioritäten bei der Bewässerung. Kleinere Abwasserbehandlungsanlagen sind für Dörfer und ländliche Gebiete, aber auch für die Industrie von Interesse. Schwächen bei Sanitärversorgung und Kanalisationsleitungen gibt es besonders auf dem Land. Das Konjunkturprogramm der Regierung über 1,8 Mrd. ägypt£ bezieht sich auf 131 wasserwirtschaftliche Vorhaben, davon 75 im Bereich Trinkwasser und 56 im Bereich Abwasserbehandlung. Abfall, sei es aus Haushalten, aus Landwirtschaft, Industrie oder Gefahrenmüll stellt eine Herausforderung dar. Geeignete und organisierte Mülldeponien sind notwendig, um die unkontrollierte Entsorgung einzudämmen. Die Wüstenlage bietet ausreichend Raum und minimiert Widerstände in der Bevölkerung. Eine aktive Deponieentgasung sollte künftig Standard werden. Im Großraum Kairo gibt es bisher nur ein Vorhaben dieser Art in 15th of May City. Müllverbrennungsanlagen haben aufgrund hoher Kosten und ausreichender konventioneller Deponiemöglichkeiten kaum Zukunft. Über 80% der Siedlungsabfälle von gut 21 Mio. jato landen auf Müllkippen. Landwirtschaftlicher Müll von 25 Mio. jato wird nur unzureichend genutzt, Bodenverunreinigung durch über 6 Mio. jato Industrieabfall ist keine Seltenheit. Die Umweltinitiative Recycling/Umwandlung von Abfall in Energie soll als PPP-Projekt in Phase 1 mit etwa sieben Standorten beginnen. Die Ausschreibungen laufen über die betreffenden Gouvernorate und sollen im Jahresverlauf 2014 starten. Bei 20 der Bestimmung der Standorte gibt es offenbar Probleme. Landesweit wird der Bedarf auf 50 bis 60 Anlagen dieser Art veranschlagt. Insgesamt geht es um ein Projektvolumen von 2 Mrd. US$. Ägypten hat ein ernsthaftes Energieproblem, und zwar sowohl angebots- wie nachfrageseitig. Die Kraftwerkskapazitäten reichen nicht mehr aus, um der Nachfrage nach Haushalts- und Industriestrom gerecht zu werden. Es wurden zuletzt wegen Finanzierungsproblemen kaum neue Projekte in Angriff genommen, es erfolgte nur eine Fortführung gestarteter Vorhaben. Dies hat allerdings Aktivitäten zur Instandhaltung und Steigerung der Effizienz begünstigt, die forciert durchgeführt wurden. Auch gibt es neue Denkansätze. So sollen energieintensive Industrien wie Stahl, Zement, Petrochemie ab 2015 die Hälfte ihres Bedarfs aus Erneuerbaren Energien (EE) decken. Es hat sich ein Investitionsstau aufgebaut, den es notwendig abzuarbeiten gilt durch neue Kraftwerksprojekte. In den kommenden Monaten sollen mehrere fortgeschrittene Vorhaben von 3.400 MW abgeschlossen werden und ans Netz gehen, um den Sommerbedarf 2014 abzudecken. Rund 15 Mrd. ägypt£ wird EEHC im laufenden Fiskaljahr investieren, das Doppelte wird als notwendig erachtet. Im Zuge der Strategie zur Brennstoffeinsparung sind Kombikraftwerke auf dem Vormarsch in Ergänzung oder Konvertierung der traditionellen Gaskraftwerke. Immerhin sollen den Planungen zufolge die Kapazitäten von derzeit knapp 29.000 MW in den kommenden 15 Jahren verdoppelt werden. In den nächsten fünf Jahren sollen neue Kraftwerke mit einer Kapazität von 12.400 MW für etwa 13 Mrd. US$ entstehen. Die Haushalte sind der größte Stromverbraucher mit etwa 70%. Permanentes Licht, dauerbeschäftigte tropfende Klimaanlagen, laufende Unterhaltungselektronik und aus Kostengründen meist nicht besonders energieeffiziente Hausgeräte gehören zu den Übeltätern. Im Kraftwerksbereich steht eine Reihe von Vorhaben in der unmittelbaren Pipeline, so Beni Suef Power Plant (1.950 MW), ein Dampfkraftwerk in Qena (1.300 MW), South Helwan Power Plant (1.950 MW) und Dairut IPP (2.250 MW). Vorhaben wie das WestKairo Dampfkraftwerk (superkritische Einheiten; 1.300 MW) und ein Dampfkraftwerk in Assiut (650 MW) dürften sich anschließen. Die Windenergie wird eher schleppend ausgebaut. Sie spielt aber die entscheidende Rolle bei der Erreichung des 20%-Zieles für EE in 2020. Dann soll eine Windkapazität von 7,2 GW zur Verfügung stehen, die 12% der Stromerzeugungskapazität erreicht. Angesichts heutiger Kapazitäten von 550 MW erscheint dies ambitioniert. Zur Implementierung durch den Privatsektor stehen derzeit Windparks von etwa 970 MW an. Sechs Vorhaben zu je 100 MW sollen dabei als IPP realisiert werden. In der Pipeline befindet sich der Golf von Suez Windpark (250 MW) mit späterem Nachfolger Phase 2 (200 MW). Im Bereich Sonnenenergie steht Kom Ombo PVAnlage (200 MW) vor der Vergabe. Kom Ombo CSP (100 MW) soll im 4.Quartal 2014 zur Ausschreibung gelangen. Ein PV-Kraftwerk (30 MW) soll in Marsa Alam entstehen. Bis 2020 soll eine Solarenergie-Kapazität von 1.350 MW aufgebaut werden. Bis 2027 sollen es 3.500 MW sein, davon 2.800 MW CSP und 700 MW PV. Ägypten verfügt über nahezu perfekte Voraussetzungen für den Einsatz von Wind und Sonne – Wasserkraft wird mit dem Aswan-Staudamm traditionell genutzt -, aber noch fehlt ein umfassendes Energiegesetz, das Anreize für den Privatsektor schafft. Eine klare Gesetzgebung, vereinfachte Verfahren und die Festsetzung von Tarifen, zu denen gekauft wird, gelten als erforderlich, um Investitionen in EE zu mobilisieren. Die noch ungelöste Grundsatzfrage der künftigen Subventionierung fossiler Energie erschwert gleichermaßen die Verankerung der Energieeffizienz wie die Wettbewerbsfähigkeit von EE. 21 Eine Verbindung mit dem Stromnetz Saudi Arabiens soll bis 2016 geschafft sein, gedacht vor allem zum Stromaustausch in Zeiten der Spitzenbelastung, die zwischen beiden Ländern unterschiedlich ist. Der ägyptische Anteil beläuft sich auf etwa 600 Mio. US$ bei Gesamtkosten von rund 1,5 Mrd. US$. Die Stromübertragungsinfrastruktur wird derzeit für etwa 730 Mio. Euro mit internationalen Darlehen und Zuschüssen bis 2015 ausgebaut und verstärkt. Das Monopol für Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Strom hat die Egyptian Electricity Holding Company (EEHC). Eine Lockerung im Bereich der privaten Erzeugung und Einspeisung bahnt sich allerdings an. Die bereits unter dem MubarakRegime verfolgten Pläne für Atomkraftwerke – das Dabaa-Projekt am Mittelmeer - scheinen nach dem politischen Umbruch zur Jahresmitte 2013 erneut ernsthaft vorangetrieben zu werden. Vier KKW mit Kapazitäten zwischen 900 und 1.650 MW sind derzeit im Gespräch. Als möglicher Baubeginn gilt frühestens 2016. Kohlevorkommen auf dem Sinai und Importkohle mit Zugangshafen Safaga am Roten Meer bilden denkbare Ausgangspunkte für die Errichtung von Kohlekraftwerken. Ägypten ist zunehmend bemüht, seine geographischen Vorteile als internationale und regionale Drehscheibe für Telekommunikation zu nutzen. So sind weitere Unterseekabel in Richtung China und Zypern geplant. Für Afrika wäre Ägypten gerne ein Gateway nach Europa. Zugleich soll die eigene Infrastruktur verbessert werden, um der wachsenden Nachfrage nach Telecom-Diensten und neuen Technologien wie LTE (4G) gerecht werden zu können. Die neue große Herausforderung heißt Breitband-Internet, insbesondere auch in seiner mobilen Variante. Der Errichtung einer Hochgeschwindigkeitsinfrastruktur widmet sich der Ende 2011 veröffentlichte E-Misr Broadband Plan. Aufgrund der politischen Umbrüche weist das Vorhaben einige Verzögerungen auf mit langsamem Start im Herbst 2013. Schrittweise sollen die Umsetzungsoptionen mit Blick auf die erforderliche Infrastruktur und deren Finanzierung sowie Durchführung und Betrieb definiert werden und die Investitionsphase beginnen. Insgesamt wird mit Ausgaben bis zu 4 Mrd. US$ gerechnet. Die Mobilfunkanbieter setzen verstärkt auf Investitionen in die Datenübertragung. Telecom Egypt TE realisiert ein Programm zur Ersetzung von Kupfer- durch Glasfaserkabel. Die im Regierungsfokus stehende und expandierende Outsourcing- und OffshoringIndustrie bedarf solider und wachsender internationaler Konnektivität. Dies gilt auch für die Mobiltelefonunternehmen, die an der Erbringung internationaler Telecom-Dienste interessiert sind. Der Investitionsplan des Ministeriums sieht 115 Mrd. ägypt£ im Zeitraum 2014/17 vor. Vier technologische Zonen sollen in Alexandria, Assiut, Beni Suef und Mansoura/Menoufia entstehen. Marktchancen für deutsche Unternehmen Die Konzeption umfassender Stadtentwicklungskonzepte, die Hoch- und Tiefbau, nachhaltige Energieversorgung und Umweltschutz gleichermaßen beinhalten, gehört zu den großen künftigen Herausforderungen. Dies betrifft sowohl die Bewältigung der bestehenden Probleme, wie sie sich vor allem in der Metropole Kairo herausgebildet haben, als auch die Planung neuer Städte und Regionen, sei es in der Wüste oder in Erweiterung bestehender Lebensräume durch Satellitenstädte. Die Untersuchung und Umsetzung von wirtschaftlichen, sozialen und institutionellen Fragestellungen bildet eine Langzeitaufgabe. Gefördert werden grundlegende Studien meist durch internationale Geldgeber, aber auch in Form der bilateralen Zusammenarbeit. Häufig werden nur Teilaspekte beleuchtet. Kairo wartet auf ein neues umfassendes Entwicklungskonzept, das sich schlüssig mit der Zukunft der Hauptstadt auseinandersetzt. Ähnliches benötigt auch die Mittelmeermetropole Alexandria. Ägypten will industrie- und bevölkerungspolitische mit regio22 nalpolitischen Konzepten verbinden. Beispiele sind die Pläne zur Entwicklung Oberägyptens und der Region um den Suezkanal. Dies erfordert erhebliche raumplanerische Kompetenz. Machbarkeitsstudien für Projekte, auch für PPPs, sind ein weiterer Sektor mit Nachfrage. Dies wird verstärkt auch für die Durchführung von Umweltverträglichkeitsuntersuchungen und das Verfassen entsprechender Studien gelten. Mit der Involvierung internationaler Geldgeber in Projekte gehören diese zusehends zum Standardrepertoire. Die geplanten Mega-Projekte eröffnen Chancen in einer Vielzahl von Subsektoren. Verkehrsplanung für die Schiene und die Metropole Kairo ist akut. Tunnel- und Brückenprojekte stehen an. Der Bereich Wasser, in dem Deutschland traditionell gut aufgestellt ist, wird auch künftig vielfältige Chancen eröffnen, von der Planung und Realisierung von Klär- und Wasserwerken, Themen der Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in der Deltaregion und in Oberägypten, Untersuchungen zur Nutzung von Unterwasservorkommen, Planung neuer Bewässerungsnetze bis hin zur landwirtschaftlichen Bewässerung mit Ertragsoptimierung und Themen der Wassereffizienz. Der geplante Aufbau großer Logistikzentren, von intermodalen Verkehrsnetzen und die Modernisierung und Erweiterung der Eisenbahn eröffnen vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten von der Planung bis zur physischen Realisierung. Vergleichbares gilt für die Bereiche Energie und Telekommunikation. Projekte Vorhaben Investitionssum me (Mio. US$) 16.400 Projektstand Anmerkung Studie 650 Studie Sharm El-Sheikh Airport: Terminal III MOT Ministry of Transport – Nile Container Ports Heliopolis – New Cairo Tram 500 100 Präqualifikati on Design 500 Design MOT – Suez Canal Tunnel 722 Design MOT – Alexandria Metro NAT -Cairo Metro Network (Line 4) 3.000 2.600 Design Studie MEE - South Helwan Power Plant 1.900 Design EEHC - Dairut IPP (Kraftwerk) 2.500 Bietung Egypt Ministry of Transport; Ausschreibung 2014 Ministry of Finance; Ministry of Investment Egyptian Airports Company Ausschreibung Mitte 2014 GOPP – Weltbank, Ausschreibung Herbst 2014 Ministry of Transport Ausschreibung 2014 National Authority for Tunnels; Ausschreibung Frühjahr 2014 Min. of Electricity; Ausschreibung Ende 2013 Egyptian Electricity Holding Co.; IPP MOT – Alexandria – Cairo – Hurghada – Luxor High Speed Railway MOF – 10th of Ramadan to Ain Shams Rail Link 23 EEHC – Assiut Steam Power Plant Abu Rawash WWTP 300 Studie 752 Präqualifikati on MHUUD - Hurghada Sea Water Desalination Plant 400 Design 2.000 Studie NREA – Kom Ombo CSP 808 Studie NREA – Kom Ombo Photovoltaic Power Plant (PV) MEE - Gulf of Suez Windfarm Phase II 200 Bietung/Som mer 2017 Studie MHUUD - Waste-to-Energy Projects 500 Ausschreibung Sommer 2014 Ministry of Drinking Water; Ausschreibung 1.Quartal 2014 Min. of Housing, Ausschreibung 1.Halbjahr 2014 Min. of Housing; Ausschreibung Frühjahr 2014 Ausschreibung Herbst 2014 Vergabe 1.Quartal 2014 EETC Eg. Electr. Transmission Co. 4. Branchenüberblick und Geschäftspraxis Branchenstruktur und Wettbewerbssituation Generell lässt sich sagen, dass ausländische Firmen wegen ihres besonderen Know-how zum Zuge kommen, sofern dies in einem Projekt gefragt ist, das heißt sie übernehmen regelmäßig ergänzende, kaum konkurrierende Aktivitäten. Ausländische Firmen treten deshalb auch seltener als Hauptauftragnehmer auf, mit Ausnahme der Eisenbahn. Das breite Spektrum und der langfristig wachsende Markt lohnen einen näheren Blick auf nahezu alle Baubereiche, auch wenn die Zeiten noch schwierig sind. Internationale und bilaterale Finanzierungen sowie PPP sollten weiterhin für Bewegung sorgen. Die mit dem politischen Umbruch verschärfte Situation hat zu einem härteren Wettbewerb geführt, dem viele kleine Subunternehmer zum Opfer gefallen sind. So soll sich die Zahl der Branchenunternehmen von 40.000 vor den politischen Umbrüchen auf nie gewesene 9.400 mehr als geviertelt haben. Wer es bis jetzt geschafft hat, hat gute Chancen für die kommenden Jahre. Vor 2011, als noch gute zweistellige Wachstumsraten an der Tagesordnung waren, erwies sich der Kuchen als groß genug, der Wettbewerb war nur schwach ausgeprägt. Positiv für die Branche war zuletzt die Ankündigung der Übergangsregierung, der Staat wolle einen Teil seiner unbezahlten Rechnungen in Höhe von 2,5 Mrd. ägypt£ bis Jahresende 2013 begleichen. Deutsche wie ausländische Firmen sind im Markt aktiv, wenn auch nicht sehr viele. Im Anlagenbau (etwa Düngemittel, Petrochemie, Stahl) ist die Bedeutung größer. Im Regelfall sind Generalunternehmen meist Firmen aus Ägypten, teilweise aus der Golfregion. Als Subunternehmer für anspruchsvolle Spezialsegmente (z.B. Brücken, Tunnel, Staudämme) kommen ausländische Firmen zum Zuge. Das Feld für Kooperationen ist dann durchaus breit. Neben den klassischen Kooperationspartnern aus Europa und den USA treten zusehends asiatische Unternehmen in den Markt. Auch die Bildung von ägyptischausländischen Joint Ventures für die Bewerbung bei Großprojekten mit stark technischen Anforderungen ist nicht ungewöhnlich. Dies gilt verstärkt bei Vorhaben, die in öffentlichprivater Partnerschaft realisiert werden sollen. Ein mögliches Feld der Zusammenarbeit 24 bildet der afrikanische Markt. Die Verbindung, gerade auch bei Bauvorhaben, zwischen Ägypten und dem Sudan ist eng. In Libyen positionieren sich die Ägypter für den Wiederaufbau. Große ägyptische Baufirmen weiten ihr Engagement in den Nilanrainerstaaten aus. Baufirmen (Auswahl): 1. Naser General Contracting: http://www.ngcc-allam.com.eg/ 2. Orascom Construction Industries: http://www.orascomci.com/ 3. Arabian Construction Company: http://www.accwll.com/ 4. Hassan Allam Construction: http://www.allamsons.com/Construction/ 5. Industrial Construction Engineering Co. SIAC: http://www.ic-e.net/ 6. Alexandria Construction Co.: http://www.acctalaatmoustafa.com/index.asp 7. Dar for Trading Construction: http://www.detac.com.eg/ 8. The Arab Contractors ( Osman Ahmed Osman): http://www.arabcont.com/english/default.aspx 9. Limak Yatirim Investment: http://www.limakyatirim.com/limak_investments.aspx 10. El Naser Construction Company: http://www.el-nasrhousing.com/site/index.php 11. Tec Engineering & Contracting: http://www.tecgroups.com/ 12. Engineer General Contracting Company (EGCO):http://www.egcoegypt.com/ 13. Degla Group Memaar El Morshedy Architecture :http://www.deglagroup.com/main.php Immobilienentwickler (Auswahl): 1. Talaat Moustafa Group Holding (TMG): http://new.talaatmoustafa.com/ 2. Palm Hills Development ( PHD): http://www.palmhillsdevelopments.com/ 3. Sixth of October for Development and Investment Company (Sodic): http://www.sodic.com/ 4. Heliopolis Housing Company: www.heliopoliscompany.com/ 5. Egyptian Resort Company : http://www.erc-egypt.com/ 6. ARTOC Group for Investment & Development: http://www.artoc.com/ Geschäftspraxis Ägyptens große Baufirmen verfügen über genügend nationale und internationale Erfahrung, auch in der Realisierung von Großprojekten. Die Einbindung internationaler Firmen schafft neben deren Einbringung zusätzlicher Expertise auch die Chance auf Bildung multinationaler Konsortien mit Zugang zu privatem Auslandskapital wie auch zu Entwicklungsbanken und Hilfsorganisationen. Internationale bilaterale Finanzierung über Entwicklungsdarlehen oder Zuschüsse bildet durchaus eine nicht zu unterschätzende Erleichterung/Türöffner für Firmen, die aus dem “Geberland“ stammen, sei es als Baubeteiligte oder als Lieferanten von Maschinen, Ausrüstungen etc. Sieht man sich die Projekte an, so lässt sich feststellen, dass bei größeren Vorhaben zwei Haupt-EPC Contractors durchaus üblich sind. Dies gilt auch für PMC. Bei Consultants sind mehr als einer fast die Regel. Im Wohnungsbau können als Main EPC genannt werden (Auswahl): Nasr General Contracting, Orascom Construction Industries OCI, Arabian Construction Company (Cairo Financial Centre), Arabtec Construction LLC, Hassan Allam Construction, Industrial Construction Engineering Co. SIAC, Alexandria Construction Company, Dar for Trading 25 Construction, Tameer Masr Group, Turner Constructions. Die Entwickler aus der Golfregion bringen meist einen Teil ihrer gewohnten Kooperationspartner mit ins Geschäft. Unter den Main PMC fallen die Namen der britischen Hill International, ferner Engineering Consultants Group (bei sehr vielen Projekten querbeet involviert) und EHAF Consulting Engineers besonders auf. Unter den Consultants sind neben ägyptischen Firmen wie Shehab Mazhar Architects, Associated Consulting Engineers ACE auch zahlreiche ausländische, vor allem britische Firmen, vertreten. Namen sind hier unter anderem Arup, Zaha Hadid Architects (Stone Park), Buro Happold (Grand Egyptian Museum), Wilkinson Eyre Architects, Parsons Brinckerhoff und WATG. Im Infrastrukturbau sind Nasr General Contracting, The Arab Contractors, OCI, Arabian Construction Company und Hassan Allam zu nennen. Unter den ausländischen Firmen sind es die türkische Limak Investment für den Kairoer Flughafen T2, Systra (PMC für die Metro Kairo), Prointec (PMC für den Flughafen von Sharm El-Sheikh). Im Bereich Eisenbahn konkurrieren durchweg die bekannten ausländischen Anbieter. Als Consultants tauchen Namen wie Hamza Associates, Italferr, Arup, HTM Consulting Co., Engineering Consultants Group und Mott Mac Donald Ltd. auf. Im Bereich der Shopping Malls sind EPC beispielsweise Arabtec Construction, Egyptians for Housing Development Co., SIAC und das JV OCI/Besix. Als PMC sind es Amer Group, Damac Properties, Turner Construction (für Emaar Misr) und Davis Langdon. Als Consultant ist es erneut die Engineering Consultants Group. Das gilt auch für den Bürobau, in dem ansonsten als EPC vor allem OCI, SIAC und Dar for Trading Construction, als PMC Hill International und ACE Consultants zu finden sind. Bedeutende Immobilienentwickler sind Palm Hills Development, SODIC Sixth of October for Development and Investment, Talaat Moustafa Group Holding/TMG, ferner Egyptian Real Estate Group, El Kahera for Housing and Development, Heliopolis Housing, im Tourismussektor ERC Egyptian Resorts Company. Unter den ausländischen Entwicklern seien beispielhaft Emaar Misr (VAE) und Qatari Diar (Katar) genannt. Ausländische Unternehmen dürfen nur 10% ausländische Arbeitskräfte einsetzen, der Rest müssen Ägypter sein. Dies ist mit Blick auf die Branche und die Lohnkosten gerade von theoretischer Bedeutung, da regelmäßig nur Management, Aufsicht, Technik und Maschinen aus dem Ausland kommen. Bisweilen kann es zur Verhängung von Schutzzöllen kommen (z.B. für Stahl). Dies betrifft meist nur große, für die Wirtschaft bedeutende Branchen. Für ausländische Interessenten relevante Ausschreibungen werden nach international üblichen Mustern durchgeführt. Tender für Projekte, die durch internationale Geldgeber finanziert werden, sind unverdächtig. Beim Bau selbst kann es zu gewissen Vorteilnahmen kommen. Im privaten Sektor gibt es durchaus langjährig erprobte Beziehungen, so zwischen Immobilienentwickler und Hauptauftragnehmern oder Consultants. Auch eingespielte Lieferketten und Subunternehmen sind normal. Das Ausschreibungswesen ist problematisch. Zentrale Informationen oder (Internet-) Plattformen gibt es (noch) nicht. Ministerien, Gouvernorate, öffentliche Dienststellen und Unternehmen schreiben meist unkoordiniert und für ausländische Interessenten spät aus. Entsprechende Ankündigungen erfolgen meist in ägyptischen Zeitungen auf Arabisch, insbesondere im Bereich der Untervergaben. Große Tender werden auch in der Zeitung Al Ahram auf Arabisch und Englisch veröffentlicht. Das American Chamber of Commerce in Egypt bietet einen Tender Alert Service (TAS) für derzeit 17 Branchen/Sektoren an. Er speist sich u.a. aus Auswertungen der Inlandspresse. 26 Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkung AHK Ägypten www.aegypten.ahk.de Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Ministerien, Institutionen, Behörden .Ministry of Housing & Urban Communities .Housing & Building National Research Center . New Urban Communities Authority NUCA .The Egyptian Green Building Council . PPP Central Unit – Ministry of Finance im Übergang zu Ministry of Investment Nationale Branchenverbände .Egyptian Federation for Construction & Building Contractors .Egyptian Engineers Syndicate .Buildings Materials Industries Fachmessen .Inter Clima-Tech www.moh.gov.eg www.hbrc.edu.eg www.newcities.gov.eg www.egypt-gbc.gov.eg www.pppcentralunit.mof.gov.eg, Transfer zu: www.investment.gov.eg www.tasheed.org/english/eng_home.aspx www.eea.org.eg/ http://www.fei.org.eg/chambers_info.asp?id=7 http://tradeshow.tradekey.com/inter-climatech-e11330.htm .Interbuild http://tradeshow.tradekey.com/interbuildegypt-e13650.htm .Cairo Build Egypt www.cairobuildexpo.com 27 20.6.24.6.2014 – CICC - Cairo 20.6.24.6.2014 – CICC – Cairo 4.1.-6.1.2014 – CICC - Cairo 5. Baustoffe und Zulieferprodukte Ägypten ist in den meisten Segmenten gut selbst versorgt und hat in- und ausländische Unternehmen vor Ort zur Hand. Der Endproduktbereich gilt als preislich und qualitativ solide. Das Land verfügt zudem über günstige Rohstoffe. Anspruchsvollere, i.d.R. technische Lösungen (Know-how, Ausrüstungen) werden aus dem Ausland bezogen. Die Nachfrage nach innovativen Bauprodukten wie grüne Baumaterialien sollte wachsen, angetrieben durch den sukzessiven Abbau von Energiesubventionen. Bisher weisen viele baubezogene Produktbereiche nur geringe Einfuhrzahlen auf. Eine künftige Mengenkonjunktur und Innovationen könnten dies ändern. Bei den Einfuhren handelt es sich heute meist um Größenordnungen unter 20 Mio. US$. Anstrichfarben (2012: 44 Mio. US$), Feuerfestmaterialien (71 Mio. US$), Kupferrohre (83 Mio. US$), Schlösser (24 Mio. US$) und keramische Fliesen, Boden- und Wandplatten (39 Mio. US$) bilden schon eine Ausnahme. Dampfkessel (32 Mio. US$) und das weiter wachsende Segment der Klimageräte (148 Mio. US$) kommen aus dem Bereich HVAC hinzu. Die Importe von Maschinen, Apparaten und Geräten für Erd- oder Steinbrucharbeiten, den Bergbau oder Tiefbohrungen, Hochund Tiefbau (SITC 723) erholten sich 2012 auf 215 Mio. US$. In 2011 waren sie umbruchsbedingt um 40% auf 190 Mio. US$ zurückgegangen. Gefragt sind Neuausrüstungen, aber gute Gebrauchtmaschinen zeigen eine steigende Tendenz. Ägypten verfügt über eine starke und expandierende Baustoffindustrie, vor allem in den Segmenten Stahl, Zement, Keramik und Glas. Diese Bereiche expandieren zudem in Erwartung einer anhaltenden Baukonjunktur und mit Blick auf mögliche Exportaktivitäten. Niedrige Energie- und Arbeitskosten haben diese Bereiche bisher begünstigt. Angesichts der Erhöhung der Energiepreise verschlechtert sich die Kostensituation. Zement ist auch international wettbewerbsfähig und wird in jüngster Zeit erfolgreich nach Libyen exportiert. In den nächsten fünf Jahren soll der inländische Zementverbrauch erheblich steigen, sofern die Bauwirtschaft ihren Erwartungskatalog an Projekten umsetzen kann. Der Ausbau der Produktionskapazitäten soll deshalb vorangetrieben werden. Der Ausstoß belief sich nach Zentralbankangaben im Fiskaljahr 2011/12 (Juli bis Juni) auf 46,1 Mio. nach 43,9 Mio. t im Jahr davor. Die Herstellung von Betonstahl betrug im Kalenderjahr 2012 gut 7,2 Mio. t bei Verkäufen von über 6,7 Mio. t. Im Jahr 2011 waren es knapp 6,2 Mio. t bzw. 6,0 Mio. t. In den ersten sieben Monaten 2013 legten Erzeugung (+6% auf über 4,4 Mio. t) und Absatz (+14,3% auf gut 4,3 Mio. t) deutlich zu. Der Durchschnittspreis lag im Juli 2013 bei 5.154 ägypt£/t im Vergleich zu 4.464,4 ägypt£/t im Juli 2012. Die ägyptischen Hersteller von Baustahl sind nur bedingt wettbewerbsfähig im internationalen Geschäft. Auch auf dem Inlandsmarkt haben sie gegen z.B. türkische Erzeugnisse preislich zu kämpfen. Als Ursache für die hohen Stahlpreise wird die langjährige marktbeherrschende Stellung einiger Hersteller angeführt. Derzeit gibt es allerdings Pläne für den Ausbau der Produktionskapazitäten, die mehr Wettbewerb erwarten lassen. So treibt Egyptian Iron Steel Company den Ausbau seiner Anlage in Helwan voran. In der Realisierung befindet sich der Giza Steel Meltshop des Herstellers Elmarakby Steel. Das Unternehmen plant ebenfalls in Giza ein Stahlwalzwerk. Egypt Metallurgical Industries Co. will bis Ende 2017 sein in Aswan geplantes Stahlwerk in Betrieb nehmen. Die Produktion von Armierungseisen betrug 2011/12 knapp 6,0 Mio. t nach fast 5,7 Mio. t im Fiskaljahr zuvor. Der geplante 28 Ausbau der Windenergie erforderte große Mengen von Stahl für die lokal gefertigten Windtürme. Auch die für das Land bedeutende Keramikindustrie ist aktiv. Der Hersteller von Sanitärkeramik, Kacheln und Fliesen, Lecico Egypt S.A.E., einer der führenden Produzenten von Sanitärwaren in Exportqualität im Mittleren Osten und einer der größten Hersteller von Fliesen und Kacheln in Ägypten und im Libanon, hat seine Kapazität durch eine zweite Produktionslinie für jährlich 6,4 Mio. qm Kacheln und Fliesen auf dem Firmengelände in Borg El-Arab (Alexandria) erweitert. Die Investition belief sich auf 7,5 Mio. US$. Damit steigt die Betriebskapazität auf 12,8 Mio. qm für rotscherbige Kacheln und Fliesen. Die Gesamtkapazität der Gruppe erhöht sich auf 37,4 Mio. qm jährlich. Die Produktionsanlage in Borg el-Arab hat Platz für eine dritte Expansionsphase von gleichfalls 6,4 Mio. qm rotscherbigen Kacheln und Fliesen bzw. von 4 Mio. qm glasiertem Feinsteinzeug im Jahr. Hierüber ist allerdings eine Entscheidung noch anhängig. Billige ausländische Anbieter aus China, Indien, der Türkei und der Golfregion machen der Branche Druck. Bauholz wird weitgehend aus Skandinavien eingeführt. Bauchemie stammt meist aus dem Inland. Der Farbenverbrauch ist mit etwa 2,5 kg/Kopf vergleichsweise niedrig und sollte noch deutlich expandieren. Dämm- und Isolierstoffe, feuerfeste Materialien und Isoliermaterialien für Böden, Wände und Decken zur Energieeinsparung haben gute Perspektiven. Wettbewerber kommen hier aus den USA, Italien, China und der Türkei. Ein gewisser Bedarf besteht bei besonders hochentwickelten Erzeugnissen. Sanitärprodukte und Rohre aller Art sind im Inland verfügbar. Die Nachfrage nach Rohren ist hoch. Sie reicht von Bewässerungsrohren für die Landwirtschaft, Wasser- und Abwasserrohre für neue Wohn- und Industriegebiete bis hin zu Röhren für Stadtgas und zum Transport von den Öl- und Gasfeldern. Etwa 5,5 Mio. Haushalte in 25 Gouvernoraten sind an das Gasnetz angeschlossen. EGAS will die Zahl der Haushalte mit leitungsgebundener Gasversorgung im laufenden Fiskaljahr um 800.000 für 1,5 Mrd. ägypt£ ausbauen. Ursprünglich sollten 2 Mio. Haushalte innerhalb von zwei Jahren hinzukommen. Mittel- bis langfristig soll der Ausbau des Gasverteilungsnetzes den Bedarf an Butangasflaschen, das als Kochgas in den meisten Haushalten noch zum Einsatz kommt und teuer importiert wird, reduzieren. Türen und Fenster sind in der teureren Variante traditionell aus Aluminium, in der preiswerten aus Holz. Kunststoff ist auf dem Vormarsch angesichts steigender Inlandsproduktion zu kompetitiven Preisen. Aufgrund des hohen Bedarfs an erschwinglichem Wohnraum und der zeitlichen Anforderungen ist der Einsatz modularer Baukastensysteme oder vorgefertigter Gebäudeteile eine mögliche Alternative zum herkömmlichen Bau. Entsprechende Investitionen wären zu prüfen einschließlich späterer Expansion in den weiteren afrikanischen Raum. Auch Schulen und Kindergärten könnten eine Nachfrage entfalten. Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik Im Wohngebäudebereich sind Versorgungseinrichtungen dezentral. Aufgrund des Klimas weist der Baubestand meist keine Heizungssysteme auf. Reine Raumkühlung, auch mit Wärmefunktion, ist der Regelfall. Absoluter Marktführer mit etwa 80% ist der Hersteller Carrier. Ölradiatoren für die wenigen kühlen Tage sind verbreitet. Raumklimageräte und –einrichtungen finden zusehends im gehobenen Neubausektor Verwendung. Warmwasserboiler aus inländischer Herstellung sind die Regel. HVAC bildet mit etwa 50% die Hauptquelle des Energieverbrauchs von Haushalten und Gewerbe, bedingt hauptsächlich durch schlechte Gebäudeisolation und wenig energieeffizienten Geräten. Gemeint sind 29 hier die rund 5 Mio. Klimageräte. Ein Ziel ist die Reduzierung des Energieverbrauchs durch HVAC-Geräte. Größeres Potenzial bieten Neubauten im Vergleich zu Altbauten, bei denen die Kostenproblematik eine gewichtige Rolle spielt. Energieversorgungsstruktur: Unternehmen, die abhängig sind von Gas oder Öl kaufen von der EGPC (Egyptian General Petroleum Corporation) oder EGAS (Egyptian Natural Gas Holding Company), die beide zum Erdölministerium gehören. Für Schwerindustrien wie Stahl, Zement, Keramik, wurden die Preise von 3 auf 4 US$ je mmBtu (million British thermal units) in 2012 angehoben. Neuen Schwerindustrien wird im Zuge der Lizenzerteilung keine Versorgungsgarantie gegeben. Vielmehr müssen die Unternehmen ihren Energieversorgungsplan vorlegen. Ansonsten ist die zum Ministerium für Elektrizität und Energie gehörende Egyptian Electricity Holding Company (EEHC) für die Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Strom zuständig. Sie verfügt ihrerseits über sechs Produktionsgesellschaften als Kraftwerksbetreiber, ein Unternehmen zur Übertragung sowie neun zur Verteilung. Hausautomatisierungstechnik und Gebäudesicherheit Die Chance auf den Einsatz umfassender Smart-Building-Lösungen bieten moderne Bauvorhaben. In gehobenen bis Luxus-Wohn- und Ferienanlagen, neuen Büro- und Hotelbauten sowie Mischnutzungsprojekten kommen komplexe Lösungen zum Einsatz, die gleichsam als Nebeneffekt Energieeffizienz mit sich bringen, aber vor allem den modernen Gebäudeanforderungen gerecht werden sollen. Hierzu zählen Systeme, die voll automatisierte Beleuchtung und Abdunkelung, Visualisierung, Überwachung und Steuerung bis hin zur Betriebskontrolle von Versorgungsnetzen, wie z.B. die Funktion von Motorpumpen, beinhalten. Bei neu entstehenden Gebäuden, so Büros, Shopping Malls, Hauptquartiere großer Unternehmen oder Hotels, sind von Beginn an intelligente Lösungen integriert, die sowohl einzelne Räume oder abgetrennte Areale oder die übergreifende Gebäudekontrolle betreffen (Ventilation und Klima, z.T. Heizung - HVAC, Beleuchtung, Sonnenschutz, sonstige Gebäudetechniken inkl. Sprinkleranlagen). Die in den letzten Jahren realisierten Bauten, die durchweg den Privatsektor betreffen, haben für das Entstehen eines Marktes gesorgt, der künftig sukzessive und deutlich expandieren sollte. In diesem Segment sind ausländische Anbieter, die moderne Konzepte zur Planung und Durchführung anzubieten haben, weiter gefragt. Die Produkte, z.B. elektronische Zugangssysteme etwa für Hotels und Büros stammen in der billigeren Variante aus Asien, in der teureren aus Europa. Das Sicherheitsbewusstsein ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen und begünstigt qualitativ hochwertige und leistungsfähige Systeme. Größere Sprinkleranlagen für Büros, Shopping Malls und Museen stammen nicht selten aus Deutschland. Der Staat als Auftraggeber sollte in Zukunft interessanter werden. Die langjährigen Pläne zur Auslagerung von Ministerien und Verwaltungen in die neuen Außenstädte werden in den nächsten Jahren umgesetzt werden müssen. Bei der wachsenden Zahl von PPPs, z.B. im Krankenhaussektor, sind es die privaten Firmen, die für die Realisierung der technischen Lösungen relevant sind. Hier dürften im Zuge des Neubaus verstärkt intelligente Systeme gefragt sein. Umfassendere Nachrüstungen im alten Gebäudebestand sind i.d.R. zu teuer. Oft sind die noch älteren Systeme nicht funktionstüchtig, da Wartung ein generelles Problem ist. Nachholbedarf beim Einsatz fortgeschrittener Sicherheitstechnik besteht zudem im Zuge von Hafen- und Flughafenmodernisierungen sowie in weiteren sicherheitssensiblen Bereichen wie Grenzüberwachung. 30