Auswirkungen angekündigter Geschwindigkeitsmessungen auf das
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Auswirkungen angekündigter Geschwindigkeitsmessungen auf das
Masterarbeit Auswirkungen angekündigter Geschwindigkeitsmessungen auf das Geschwindigkeitsniveau Empirische Untersuchung im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd am Beispiel der Stadt Sangerhausen Verfasst von Mario Sormes zur Erlangung des Hochschulgrades eines Master of Arts (M.A.) im Studiengang Öffentliche Verwaltung – Polizeimanagement an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster – Hiltrup. Betreut und begutachtet durch: Heinz-Albert Stumpen Zweitbegutachtung durch: Christian Baust Deutsche Hochschule der Polizei Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd Münster – Hiltrup im Juli 2015 Danke Zunächst möchte ich mich an dieser Stelle bei all denjenigen bedanken, die mich während der Anfertigung dieser Masterarbeit unterstützt und motiviert haben. Insbesondere gilt dieser Dank meiner Familie, die mich während dieser Zeit zudem im Privaten erheblich entlastet hat. Ein großes Dankeschön geht an Herrn Broer, als Geschäftsführer der Firma RTB aus Bad Lippspringe, welcher durch die kostenlose Bereitstellung von drei Seitenradarmessgeräten die Voraussetzungen für die Untersuchungen geschaffen hat und seinem Mitarbeiter Herrn Schuster, welcher als kompetenter Ansprechpartner stets eine Antwort auf meine Fragen hatte sowie Herrn Dr. Ziegler, als Geschäftsführer der Firma DTV aus Aachen, welcher bei der Aufbereitung von Daten behilflich war. Mein Dank gilt gleichermaßen Herrn Michael und Herrn Bößenroth von der Stadtverwaltung Sangerhausen für ihre Unterstützung und die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ganz besonders bedanken möchte ich mich bei Herrn Stumpen und Herrn Baust, welche meine Masterarbeit und somit auch mich betreut haben. Nicht nur gaben sie mir immer wieder durch kritisches Hinterfragen wertvolle Hinweise – auch die moralische Unterstützung und Motivation haben einen großen Teil zur Vollendung dieser Arbeit beigetragen. Nicht zuletzt gebührt mein Dank allen Kollegen der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd, welche durch die ihre Unterstützung und schnellen Zuarbeiten mich erheblich unterstützt haben sowie Frau Stolle, welche in zahlreichen Stunden Korrektur gelesen hat. „Wer das Ziel kennt, kann entscheiden, wer entscheidet, findet Ruhe, wer Ruhe findet ist sicher, wer sicher ist, kann überlegen, wer überlegt, kann verbessern.“ Konfuzius (551 – 479 v. Chr.) Inhaltsverzeichnis 1 2 Einleitung ....................................................................................... 4 1.1 Problemdarstellung ................................................................................... 4 1.2 Fragestellung und Zielführung der Untersuchung .................................... 6 1.3 Stand der Forschung.................................................................................. 7 Theoretische Betrachtungen ........................................................ 8 2.1 Strategische Ansätze in den Verkehrssicherheitsprogrammen ................. 8 2.1.1 4. Aktionsprogramm der Europäischen Kommission: Ein europäischer Raum der Verkehrssicherheit: Leitlinien für die Politik im Bereich der Straßenverkehrssicherheit 2011 - 2020 ..................... 9 2.1.2 Das Verkehrssicherheitsprogramm des BMVBS 2011 .................... 10 2.1.3 Polizeiliche Fachstrategie für mehr Sicherheit im Straßenverkehr in Sachsen-Anhalt ................................................................................ 12 2.2 Akzeptanz und Wirksamkeit von Geschwindigkeitsüberwachung ......... 14 2.2.1 Akzeptanz ........................................................................................ 14 2.2.2 Wirksamkeit ..................................................................................... 15 2.3 Psychologische Ansätze zur Optimierung von Kontrollstrategien ......... 17 2.3.1 Verkehrspsychologische Theorien und Modelle.............................. 17 2.3.2 Kontrollstrategien ............................................................................ 18 2.4 Medien und Öffentlichkeitsarbeit ........................................................... 21 2.4.1 Allgemeine Ansätze ......................................................................... 21 2.4.2 Blitz-Marathon ................................................................................. 24 2.5 Verkehrssicherheitsscreening.................................................................. 26 2.6 Datenschutz ............................................................................................. 28 2.7 Zusammenarbeit Polizei und Kommune ................................................. 29 3 Empirischer Teil .......................................................................... 33 3.1 Aufbau der Untersuchung und methodische Vorgehensweise ............... 33 3.1.1 Beschreibung des Versuchsaufbaus ................................................. 33 3.1.2 Methodisches Vorgehen und Phaseneinteilung ............................... 36 3.1.3 Auswahl der Untersuchungsorte ...................................................... 38 3.1.4 Auswahl des Untersuchungszeitraumes ........................................... 39 3.1.5 Störvariablen .................................................................................... 40 3.2 Auswertung der Messungen .................................................................... 44 3.2.1 Phaseneinteilungen .......................................................................... 44 3.2.2 Allgemeines ..................................................................................... 47 3.2.3 Messort 1: Kyselhäuser Straße ......................................................... 51 3.2.4 Messort 2: Ernst-Thälmann-Straße .................................................. 57 3.2.5 Messort 3: Karl-Liebknecht-Straße.................................................. 64 3.2.6 Facebook-Gruppe „Blitzerstandorte Sangerhausen und Ortsteile“ .. 70 3.2.7 Ergebnisse des Blitz-Marathons....................................................... 73 4 Zusammenfassung der Ergebnisse und Empfehlungen .......... 76 5 Literaturverzeichnis.................................................................... 83 6 Diagrammverzeichnis ................................................................. 87 7 Tabellenverzeichnis..................................................................... 88 8 Abbildungsverzeichnis ................................................................ 89 9 Abkürzungsverzeichnis .............................................................. 90 Anhang A: Untersuchungsorte in Sangerhausen ........................... 91 Anhang A.1: Kyselhäuser Straße (Messort 1) ................................................... 91 Anhang A.2: Ernst-Thälmann-Straße (Messort 2) ............................................ 92 Anhang A.3: Karl-Liebknecht-Straße (Messort 3) ............................................ 93 Anhang B: Phaseneinteilung und Phasenkalender ........................ 94 Anhang B.1: Übersicht der Phaseneinteilung ................................................... 94 Anhang B.2: Kommunale Ankündigungen von Geschwindigkeitsmessungen 94 Anhang B.3: Ankündigungen und Geschwindigkeitsmessungen ..................... 95 Anhang B.4: Phasenkalender Kyselhäuser Straße (Messort 1) ......................... 96 Anhang B.5: Phasenkalender Ernst-Thälmann-Straße (Messort 2) .................. 97 Anhang B.6: Phasenkalender Karl-Liebknecht-Straße (Messort 3) .................. 98 Anhang C: Weitere Diagramme und Datentabellen ...................... 99 Anhang C.1: Vergleich der Messorte 1 – 3 im Wochentagsschnitt der Vd ....... 99 Anhang C.2: Vergleich der Messorte 1 – 3 im Wochentagsschnitt der V85.... 100 Anhang C.3: Vergleich der Messorte 1 – 3 im Wochentagsschnitt der Vzul ... 101 Anhang C.4: Raser-Ranking der Messorte 1 – 3 ............................................. 102 Anhang D: Dokumentationen zur Facebook-Gruppe ................. 105 Anhang E: Internet- und Presseveröffentlichungen .................... 107 Seite 4 1 Einleitung 1.1 Problemdarstellung Mit dem Programm für die Innere Sicherheit für die Bundesrepublik Deutschland aus dem Jahr 19741 wurde das Ziel verkündet, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Dabei sollte ein Schwerpunkt auf die Verkehrsüberwachung gelegt werden. Dieses Ziel wurde mit der Fortschreibung des Programmes im Jahr 19942 insoweit konkretisiert, dass die Verkehrsüberwachung unfallorientiert zu erfolgen hat. Nicht angepasste Geschwindigkeit ist seit Jahrzehnten eine der Hauptunfallursachen in der Bundesrepublik Deutschland. Aus der Fortschreibung 2008 / 2009 geht hervor, dass sich die Strategie zur Bekämpfung der Verkehrsunfälle bewährt hat, welche sich an den Hauptunfallursachen und Risikogruppen orientiert. Die Elemente der Strategie sind Verkehrsüberwachung, Verkehrssicherheitsberatung, Verkehrsraumgestaltung und Öffentlichkeitsarbeit.3 Das European Transport Safety Council (ETSC) geht nach Schätzungen davon aus, dass sich 50% der Unfälle gar nicht erst ereignen würden, wenn man die Verkehrsteilnehmer nur zur durchgängigen Befolgung der Verkehrsregeln anhalten könnte.4 „Die Herausforderung besteht darin, eine Verhaltensänderung bei den Verkehrsteilnehmern zu bewirken.“5 Zur Bekämpfung der Hauptunfallursache „nicht angepasste Geschwindigkeit“ setzt die Polizei auf verdeckte und offene Geschwindigkeitskontrollen. Nach Riedel, de Bruin und Rothengatter (1985) sei eine Kombination aus Öffentlichkeitsarbeit und intensivierter Überwachung für eine Geschwindigkeitsreduktion deutlich effektiver ist als der alleinige Einsatz einer der beiden Komponenten.6 „Gezielte Öffentlichkeitsarbeit trägt entscheidend dazu bei, die präventiven Wirkungen von Verkehrsüberwachungsmaßnahmen zu verbessern.“7 „Die Erhöhung des subjektiv wahrgenommenen Entdeckungsrisikos, und somit auch ein stärkerer Abschreckungseffekt bezogen auf regelwidriges Verhalten etwa durch Ankündigung einer verstärkten Überwachungstätigkeit, ist als die zentrale 1 Vgl. Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren 1974 Vgl. Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren 1994 3 Vgl. Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren 2009 4 Vgl. European Transport Safety Council 1999, S.5 5 TISPOL 2010, S. 3 6 Vgl. Stern 2006, S.50 7 Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt 2009, S.4 2 Seite 5 Intention von spezifischen Medienkampagnen anzusehen. Diese unterstützende Funktion erscheint vor allem vor dem Hintergrund einer real als gering einzuschätzenden Kontrollwahrscheinlichkeit für den Einzelnen notwendig.“8 Verkehrsüberwachungsmaßnahmen können ohne konkrete Angaben über Ort und Zeit angekündigt werden.9 Die Wirkung von Geschwindigkeitsmessungen kann durch begleitende Informationen und die Steuerung über verschiedene Kanäle erhöht werden. Beispielsweise wenn in der lokalen Presse mitgeteilt wird, dass Geschwindigkeitskontrollen stattfinden.10 Diese erfolgreiche Kombination macht sich seit Anfang diesen Jahres die Kreisstadt Sangerhausen zu nutze. Die Kommune lässt an zwei oder drei Tagen pro Woche im Stadtgebiet und den Ortsteilen durch eine private Firma Geschwindigkeitsmessungen durchführen. Im Vorfeld werden auf dem städtischen Internetportal die Tage und mehrere Straßen benannt, wo gemessen werden soll. Diese Medienkampagne soll die Grundlage für die zu fertigende Masterarbeit bilden. Die Rosenstadt Sangerhausen liegt im südwestlichen Teil des Landes Sachsen-Anhalt. Im Jahr 2014 war das Risiko im Straßenverkehr zu sterben, gemessen an der Einwohnerzahl, in Sachsen-Anhalt mit 61 Todesopfern je 1 Million Einwohner am größten.11 In erster Linie ist die Verkehrsüberwachung mit ihrer korrigierend-kontrollierenden, aber vor allem auch ihren generalpräventiven Wirkungen, in Deutschland in erster Linie Aufgabe der Polizei. Zu deren Aufgabenbereichen zählen allerdings vielfältige weitere Tätigkeiten, durch die die Polizei oft in höherem Maße beansprucht ist als durch die Dienste zugunsten der Verkehrssicherheit. Die Durchführung der Verkehrsüberwachung erfordert dabei einen hohen personellen Aufwand und ist daher sehr kostenintensiv.12 Da dies zukünftig immer schwerer mit personellen Ressourcen bewerkstelligt werden kann, bedarf es neuer Denkansätze. Die verstärkte Abstimmung mit den Kommunen und deren Einbindung in die Verkehrssicherheitsarbeit in Kombination mit wirkungsvoller Öffentlichkeitsarbeit ist dabei ein Teil, welcher in dieser Masterarbeit genauer zu beleuchten sein wird. 8 Stern 2006, S.49 Vgl. Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt 2009, S.4 10 Vgl. Günzel 2009, S.250 11 Destatis - Statistisches Bundesamt 2015, S. 1 12 Vgl. Stern 2006, S.11 9 Seite 6 1.2 Fragestellung und Zielführung der Untersuchung In der zu fertigenden Masterarbeit soll folgende Fragestellung untersucht werden: Welche Auswirkungen haben die behördlich initiierten Ankündigungen von Geschwindigkeitsmessungen auf der Homepage der Stadt Sangerhausen und daraus resultierend in den lokalen Printmedien auf das Geschwindigkeitsniveau? Nachfolgende Fragestellungen sollen weiterführend in der Masterarbeit beantwortet werden: Verändert sich das Geschwindigkeitsniveau an den Messorten bereits zu Beginn des angekündigten Messtages oder erst mit der erkennbaren Einrichtung der Messstelle? Gibt es durch die Ankündigungen hervorgerufene Veränderungen im Geschwindigkeitsniveau vom Beginn bis zum Ende des 8-wöchigen Erfassungszeitraumes? Gibt es Nachhalleffekte13 durch die Ankündigungen an den Geschwindigkeitsmessstellen? Haben die Veröffentlichungen von eingerichteten Geschwindigkeitsmessstellen in der Facebook-Gruppe „Blitzerstandorte Sangerhausen und Ortsteile“ Auswirkungen auf das Geschwindigkeitsniveau? Dokumentiert und in Betracht gezogen werden dabei sowohl die kommunalen Geschwindigkeitsmessungen, als auch die polizeilichen Messungen mittels Handlaser- und Großmessgeräte. Die Auswirkungen auf das Geschwindigkeitsniveau aufgrund der Meldung von Geschwindigkeitskontrollen in lokalen Rundfunksendern sollen in der Masterarbeit nicht untersucht werden. Auch nicht in den Untersuchungen berücksichtigt werden soll der Nachhalleffekt jeder einzelnen Geschwindigkeitsmessung, sondern vielmehr die zeitliche Nachhallwirkung der Ankündigungen. 13 Der Nachhalleffekt gibt an, in welcher räumlichen und zeitlichen Distanz zur Messung ein Verkehrsteilnehmer, der eine Geschwindigkeitsmessung wahrgenommen hat, seine Geschwindigkeit reduziert. Seite 7 1.3 Stand der Forschung Im Rahmen der Literaturrecherche konnten im deutschsprachigen Raum kaum veröffentlichte Untersuchungen gefunden werden, welche sich explizit mit den Auswirkungen auf das Geschwindigkeitsniveau durch die Ankündigungen von Geschwindigkeitsmessungen in der lokalen Presse befasst haben. In der Masterarbeit "Der Einfluss von Blitzerwarnungen auf das Fahrverhalten - ein experimenteller Beitrag zur ökonomischen Analyse des Rechts" von Tobias Buhle werden u.a. die Einflüsse der Ankündigungen von Geschwindigkeitsmessungen auf das Fahrverhalten untersucht und in diesem Zusammenhang die Hypothese getestet, dass diese Mitteilungen dazu führen, dass auf anderen Streckenabschnitten schneller gefahren wird als sonst.14 Die Arbeit zeigt im Ergebnis, dass Warnungen vor Geschwindigkeitsmessungen, die den genauen Standort des Messgerätes preisgeben, sei es durch Radiomeldungen, Navigationsgeräte oder Handy-Applikationen, einen gegenteiligen Effekt auf die Sicherheit im Straßenverkehr haben. Sobald Autofahrer die Kenntnis über genaue Blitzerstandorte haben, fahren sie auf anderen Streckenabschnitten schneller.15 Im Land Nordrhein-Westfalen, im Bereich der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, wurde die Thematik im Rahmen von Seminaren und Projekten sowie Bachelorarbeiten betrachtet. Aus den Untersuchungen und Arbeiten ergaben sich Hinweise darauf, dass sich u.a. das Geschwindigkeitsniveau während der Untersuchungszeiträume reduziert hatte, die wenigsten der Befragten auf Grund einer Blitzermeldung im Radio langsamer fuhren und das es mehr Resonanz auf die in den Lokalzeitungen abgedruckten Ankündigungen von Geschwindigkeitsmessungen gab als auf jene, die im Radio verkündet wurden. Zudem gab es Hinweise darauf, dass eine Nachhaltigkeit der Verkehrsdurchsagen oder den Blitzern schon direkt nach dem Abbau der Messgeräte nicht mehr erkannt werden konnte. 14 15 Vgl. Buhle 2013, S.1 Vgl. ebd., S.43 Seite 8 2 Theoretische Betrachtungen 2.1 Strategische Ansätze in den Verkehrssicherheitsprogrammen Die Vernetzungen der drei Interventionsfelder, die sogenannten „3 E`s“, spielt bei der Erhöhung der Verkehrssicherheit eine entscheidende Rolle. Neben der Verkehrsorganisation und -technik (Engineering), der Erziehung, der Ausbildung und Aufklärung der Verkehrssteilnehmer (Education) ist auch die Verkehrsüberwachung (Enforcement) ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Verkehrssicherheitsarbeit. Unterstützt werden sollten diese strategischen Erkenntnisse durch eine stets begleitende und offensive Öffentlichkeitsarbeit nach innen und außen. Die Kooperation mit möglichst vielen verschiedenen Partnern und die ständige Einbindung von Medienvertretern ist und bleibt ein wichtiger Erfolgsfaktor.16 Die „Vision Zero“, folglich Straßen ohne Verkehrstote, bildet den Rahmen für die weitergehende Zielsetzung der europäischen Verkehrssicherheitsarbeit. Um diese Vision langfristig zu erreichen, wurde auf verschiedenen Ebenen ein umfassender Aktionsplan entwickelt, der auch europaweite Kontrollmaßnahmen im Bereich der unangepassten und überhöhten Geschwindigkeit vorsieht17. Beispielhaft zu benennen wären die europaweiten TISPOL-Kontrollen „Speed“18 oder der am 16. April 2015 erstmals europaweit durchgeführte Blitz-Marathon mit 21 teilnehmenden Ländern. Nach den Rückgängen in den beiden letzten Jahren stieg die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland im Jahr 2014 um 29 Getötete auf 3368 Menschen.19 Folglich ist das angestrebte Ziel momentan noch weit entfernt. 16 Günzel 2009, S. 168 - 169 Europäische Kommission 2010b, S.7 18 TISPOL 2015 19 Vgl. Destatis - Statistisches Bundesamt 2015 17 Seite 9 2.1.1 4. Aktionsprogramm der Europäischen Kommission: Ein europäischer Raum der Verkehrssicherheit: Leitlinien für die Politik im Bereich der Straßenverkehrssicherheit 2011 - 202020 Die Staaten der EU haben erkannt, dass eine gemeinsame strategische Ausrichtung dazu beitragen kann, bestimmte Vorhaben effizienter zu gestalten. Manifestiert wird dieser Gemeinschaftsgedanke durch die Verträge über die Europäische Union. Grundüberlegung hierbei ist, dass durch die gemeinsame Verfolgung von Zielen, die Förderung einer engen Zusammenarbeit und die Abstimmung von Konzepten die Verkehrssicherheit wirksam erhöht werden kann. Zielführende Maßnahmen im Sinn der Best-Practice-Ansätze könnten ausgetauscht und ggf. übernommen werden.21 Im 4. Aktionsprogramm der Straßenverkehrssicherheit 2011 - 2020 wurden sieben strategische Ziele festgelegt, die sich auf die Handlungsfelder "Fahrzeugsicherheit", "Sicherheit der Infrastruktur" und "Verhalten der Verkehrsteilnehmer" erstrecken. Diese Ziele lauten wie folgt:22 Ziel 1: Verkehrserziehung und Fahrausbildung/Fahrtraining der Straßenverkehrsteilnehmer verbessern Ziel 2: Straßenverkehrsvorschriften verstärkt durchsetzen Ziel 3: Sicherere Straßenverkehrsinfrastrukturen Ziel 4: Sicherere Fahrzeuge Ziel 5: Nutzung moderner Technologie für mehr Sicherheit im Straßenverkehr fördern Ziel 6: Notfalldienste und die Dienste für die Betreuung von Verletzten verbessern Ziel 7: Schwächere Verkehrsteilnehmer schützen. Insbesondere das Ziel 2 dürfte vor dem Hintergrund dieser Arbeit von größerer Bedeutung sein. Um die Durchsetzung von Kontrollen erheblich effizienter zu gestalten, könnten eine verstärkte Koordinierung und gemeinsame Anwendungen bester Praktiken dazu beitragen. 20 Europäische Kommission 2010a Vgl. Karadag, S.17–18 22 Vgl. Europäische Kommission 2010b, S. 5–13 21 S e i t e 10 Der Grundsatz gezielter Kontrollkampagnen, die bereits in und zwischen mehreren Mitgliedsstaaten organisiert werden, sollte gefördert werden und allgemeine Verbreitung finden. Die massive Durchsetzung der Straßenverkehrsvorschriften in Kombination mit einer strategischen Öffentlichkeitsarbeit erzielen erfahrungsgemäß die wirksamsten Ergebnisse. Jedoch hängt die Wirksamkeit der Politik für Sicherheit im Straßenverkehr zu einem großen Teil von der Intensität der Kontrollen zur Überprüfung der Einhaltung von Sicherheitsvorschriften ab. Folglich haben die Erarbeitung gemeinsamer Kampagnen für die Öffentlichkeitsarbeit und die Entwicklung gemeinsamer Strategien eine hohe Priorität, um die ambitionierten Ziele zu erreichen.23 2.1.2 Das Verkehrssicherheitsprogramm des BMVBS 2011 Bis 2020 ist das Ziel des "Verkehrssicherheitsprogrammes 2011" die Senkung der Verkehrstoten um 40%, um auf bestehende, als auch auf zukünftige Herausforderungen zu reagieren. Zu den Herausforderungen zählt demnach der demografische Wandel genauso wie der technologische Fortschritt im Straßenverkehr. Neben der weiteren Reduktion der Anzahl der im Straßenverkehr getöteten Verkehrsteilnehmer soll es zukünftig darum gehen, die Zahl der schwerstverletzten Unfallopfer deutlich zu senken. Das Programm benennt die wesentlichen Aktionsfelder "Mensch", „Infrastruktur" und "Fahrzeugtechnik" und soll ermutigen, weiter an den Verbesserungen der Verkehrssicherheit zu arbeiten. Außerdem soll es zeigen, welche Wege beschritten werden können, um das gemeinsame Ziel einer noch besseren Verkehrssicherheit zu erreichen.24 Strategisch setzt das BMVBS auf die Förderung von Projekten im Bereich Aufklärungs- und Erziehungsmaßnahmen zur Bekämpfung von Verkehrsunfällen und Verbesserung der Verkehrssicherheit.25 Wichtige Partner für Aufklärungs- und Informationsmaßnahmen des Bundes im Bereich der Verkehrssicherheit sind der Deutsche Verkehrssicherheitsrat und die Deutsche Verkehrswacht. Mit Zielgruppenprogrammen, wie "sicher mobil" oder "Aktion Junge Fahrer", gehen die Partner im Auftrag aktiv auf die Menschen zu, um sie zu sensibilisieren. 23 Vgl. ebd., S.6 Vgl. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 2011, S. 54 25 Vgl. ebd., S.8 24 S e i t e 11 Die Programme werden laufend aktualisiert und den neuen Entwicklungen angepasst.26 Um der Hauptunfallursache „nicht angepasste Geschwindigkeit“ wirkungsvoll entgegenzutreten, setzt das Programm folgende Schwerpunkte. So soll durch die zuständigen Bundesländer geprüft werden, ob der Einsatz von fest installierten und für den Verkehrsteilnehmer erkennbaren Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen an Unfallbrennpunkten sinnvoll ist.27 Außerdem sollten Geschwindigkeitsbegrenzungen nur dort eingesetzt werden, wo sie aus verkehrsrechtlichen Gründen sinnvoll erscheinen. Dabei wird auch weiterhin auf moderne Verkehrsbeeinflussungstechnik, u.a. in Form von Streckenbeeinflussungsanlagen gesetzt.28 Die Einhaltung von Verkehrsregeln ist eine elementare Grundvoraussetzung für einen sicheren Straßenverkehr. Darüber hinaus stellt das BMVBS klar, dass die Überwachung von Verkehrsregeln grundsätzlich in der Zuständigkeit der Bundesländer liegt und deshalb nicht primärer Gegenstand des vorliegenden Verkehrssicherheitsprogrammes ist. Zusätzlich wird darauf hingewiesen, dass zahlreiche der vorgestellten Maßnahmen ohne die erforderliche Überwachung und Sanktionierung von Verstößen nicht greifen werden.29 Kritisiert wird das Programm von Prof. Dr. Dieter Müller, wissenschaftlicher Leiter des Institutes für Verkehrsrecht und Verkehrsverhalten Bautzen. Ihm fehlt es an geeigneten Multiplikatoren, um die gut gestalteten Informationsbroschüren den Verkehrsteilnehmern nahezubringen und das konzeptionelle Arbeiten auf diesem Sektor. Er bemängelt ausreichende Geschwindigkeitsmessungen an verkehrskritischen Stellen und empfiehlt mehr präventive Messungen in kritischen Bereichen des Verkehrsraumes vorzunehmen. Weiterhin gibt er zu verstehen, dass viel zu selten und zu den falschen Zeiten an den richtigen Orten gemessen wird.30 "Gestorben wird bundesweit vornehmlich bei Unfällen auf Landstraßen, und zwar an Orten, wo nur höchst selten Geschwindigkeiten überwacht werden. Wenn überhaupt Geschwindigkeiten kontrolliert werden, dann jedenfalls nicht am späten 26 Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur 2015 Vgl. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 2011, S. 33 28 Vgl. ebd., S.35 29 Vgl. ebd., S.25 30 Vgl. Müller 2011 27 S e i t e 12 Abend und in der Nacht, also zu Zeiten, wenn erfahrungsgemäß am meisten gerast wird."31 Seiner Meinung nach fehlt die konzeptionelle Unterstützung des Bundes für die Länder und er vermisst eine Verkehrsforschung, die den Fokus auf die Hauptunfallursachen, also auch auf die „nicht angepasste Geschwindigkeit“ legt.32 „Ohne eine spezifische, an den wirklichen Unfallursachen orientierte Grundlagenforschung können aber kaum konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um die in menschlichem Verhalten begründeten Unfallursachen zu bekämpfen.“33, so Prof. Dr. Müller in seiner Kritik. 2.1.3 Polizeiliche Fachstrategie für mehr Sicherheit im Straßenverkehr in Sachsen-Anhalt34 Aufbauend auf dem „Europäische[n] Aktionsprogramm für die Straßensicherheit“35 und dem „Verkehrssicherheitsprogramm 2011“36 der Bundesrepublik Deutschland sowie unter Berücksichtigung der im Verkehrsüberwachungserlass des Landes Sachsen-Anhalt37 gesetzten Ziele und Strategien wurde im Jahr 2012 die Fachstrategie im Land Sachsen-Anhalt in Kraft gesetzt. Ziel der Strategie soll sein, Unfallgefahren und -folgen möglichst auszuschließen und dem Sicherheitsbedürfnis der Bürger zu entsprechen. Besondere Aufmerksamkeit soll auf die Bekämpfung der Hauptunfallursachen gelegt werden, die zu Unfällen mit schweren Personenschäden führen. Die Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei in Sachsen-Anhalt besteht laut Fachstrategie vorrangig aus den Elementen Verkehrssicherheitsberatung, Verkehrsüberwachung, Verkehrsunfallaufnahme und -auswertung, der Mitwirkung bei der Gestaltung des Verkehrsraumes sowie einer aufklärenden und beratenden Öffentlichkeitsarbeit.38 31 Ebd. Vgl. ebd. 33 Ebd. 34 Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt 2012b 35 Europäische Kommission 2010a 36 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 2011 37 Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt 2009 38 Vgl. Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt 2012b, S.4 32 S e i t e 13 Vor dem Hintergrund der zu fertigenden Masterarbeit sind folgende Kernaussagen39 der polizeilichen Fachstrategie von größerer Bedeutung: 1. Schaffung eines verkehrszentrierten Gefahrenradars, insbesondere durch eine sich gegen den verharmlosenden Sprachgebrauch richtende offensive Öffentlichkeitsarbeit. 2. Verbesserung der themenorientierten und zielgruppenfokussierten Verkehrsprävention und Verkehrsüberwachung. 3. Die Forcierung der kontaktlosen Überwachung als Ergänzung der anhaltenden Verkehrsüberwachung mit anschließendem verkehrs- erzieherischen Gespräch. 4. Die Bekämpfung des unfallauslösenden und unfallschweresteigernden Verhaltens, insbesondere der "nicht angepassten Geschwindigkeit", auch unabhängig von örtlichen Schwerpunkten. 5. Die Prüfung weiterer Formen wirksamer Verkehrsüberwachung, in Form ortsfester linienhafter Geschwindigkeitsüberwachung sowie die Anschaffung notwendiger Verkehrsüberwachungstechnik im Rahmen der Möglichkeiten entsprechend des Standes der technischen Entwicklung. 6. Die ressortübergreifende Analyse zur Verkehrsunfalllage und zur Verkehrsüberwachung mit weiteren Verkehrsdaten. Die Verzahnung aller Mitwirkenden im Themenfeld der Verkehrssicherheit im Verbund mit Ministerien, Behörden, Einrichtungen, Vereinen, Verbänden und insbesondere dem Beirat für Verkehrssicherheitsarbeit soll so organisiert und gebündelt sowie zielgerichtet und strategisch umgesetzt werden, so dass ein Höchstmaß an Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer spürbar wird. Mittelfristiges Ziel ist die Entwicklung einer mit allen Trägern der Belange der Verkehrssicherheit abgestimmten umfassenden Verkehrsstrategie für das Land Sachsen-Anhalt, wobei die polizeiliche Fachstrategie nur ein Baustein des großen Ganzen ist.40 39 40 Vgl. ebd., S.5–16 Vgl. ebd., S.5–19 S e i t e 14 2.2 Akzeptanz und Wirksamkeit von Geschwindigkeitsüberwachung 2.2.1 Akzeptanz Von der Akzeptanz der Verkehrsteilnehmer ist die Einhaltung von Verkehrsregeln abhängig. Voraussetzung dafür ist eine den Verkehrs- und Straßenverhältnissen angepasste und behördlich festgelegte Höchstgeschwindigkeit. Deshalb sollten vom theoretischen Ansatz her die Ausbau- und Projektierungsgeschwindigkeit, die allgemeine oder signalisierte Höchstgeschwindigkeit und die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit möglichst nah beieinander liegen.41 Nicht nur das Wissen um relevante Normen, sondern auch das Wollen zum normenkonformen Verhalten ist der entscheidende Faktor, ob z. B. Geschwindigkeitsbegrenzungen befolgt werden. Selbst bei hoher Akzeptanz der Betroffenen bleibt festzustellen, dass ohne flankierende Maßnahmen der Verkehrsüberwachung nur begrenzt angepasstes Verhalten zu erwarten ist. Regelungen, die den Verkehrsteilnehmer nicht überzeugen, sind nur gegen den Widerstand der Betroffenen und durch hohen Überwachungsaufwand durchsetzbar. Insbesondere dann ist die Sinnhaftigkeit der Maßnahme zunächst durch Öffentlichkeitsarbeit plausibel zu machen.42 Eine professionelle Planung und Ausführung des Überwachungsauftrages sowie eine umfassende und qualitativ hochwertige Bürgeransprache, mit der dem betroffenen Verkehrsteilnehmer das Ziel und die Notwendigkeit der Maßnahme erläutert werden, sind unabdingbar, um eine höchstmögliche gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen.43 41 Vgl. Ewert, Scaramuzza, Niemann u. Walter (Hg.) 2010, S.61 Vgl. Günzel 2009, S.227 43 Vgl. Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt 2009, S.4 42 S e i t e 15 2.2.2 Wirksamkeit Eine wesentliche Aufgabe polizeilicher Überwachung im Straßenverkehr besteht in der Aufdeckung und Sanktionierung von Regelübertretungen.44 Die Wirkung polizeilicher Überwachung im Straßenverkehr beruht nach mehrheitlicher Meinung auf dem Wirkprinzip der Abschreckung, welches auf den kriminologischen Grundannahmen zur negativen Generalprävention beruht.45 Für eine verhaltenswirksame Planung und Gestaltung von polizeilichen Überwachungsmaßnahmen spielen diverse Einflussgrößen auf das Maß der erzielten Abschreckung und Wirkmechanismen eine entscheidende Rolle. Die objektive Entdeckungswahrscheinlichkeit schlägt sich bei den Verkehrsteilnehmern in einer subjektiven Entdeckungswahrscheinlichkeit nieder, die als erster maßgeblicher Einflussfaktor zum Abschreckungseffekt beiträgt und in bestimmten Regionen auf Grund des realisierten Ausmaßes an polizeilicher Überwachung sehr verschieden sein kann.46 Ein weiterer wesentlicher Einflussfaktor ist die Höhe der zu erwartenden Sanktion. Subjektive Entdeckungswahrscheinlichkeit wird mit dem Wert der zu erwartenden Sanktion multipliziert. Dieses Ergebnis, also die zu erwartenden Kosten, wird wiederum mit dem erwarteten Nutzen, z. B. Nervenkitzel oder Einhaltung eines Termins, in Bezug gesetzt und führt letztendlich zur Entscheidung, ob die Regel befolgt wird oder nicht.47 Die Kombination der beiden beschriebenen Komponenten macht gemeinsam den Abschreckungseffekt aus. Durch die Beeinflussung des Faktors „Subjektive Entdeckungswahrscheinlichkeit“ kann die Wirksamkeit der Überwachungsmaßnahmen noch gesteigert werden. Zum einen durch die Erhöhung der Überwachungsintensität in Verbindung mit der Sichtbarkeit und Vorhersagbarkeit von Kontrollen und zum anderen durch eine geeignete und begleitende Medienberichterstattung. 44 Vgl. European Transport Safety Council 1999, S.42 ff. Vgl. Gelau u. Pfafferott 2009, S.108 46 Vgl. Günzel 2009, S.228 ff. 47 Vgl. Gelau u. Pfeiffer 2001, S.70 45 S e i t e 16 Der Faktor der „Erwarteten Sanktionshöhe“ muss aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Für die generalpräventive Wirkung polizeilicher Überwachungstätigkeit ist eine minimale Sanktionshöhe zwingend erforderlich. Jedoch bewirkt eine Steigerung der Sanktionshöhe nicht automatisch eine proportionale Steigerung der Regelkonformität der Verkehrsteilnehmer. Bei Geschwindigkeitsübertretungen und deren Ahndung spielt auch die Art der Ahndung eine entscheidende Rolle. So hat ein sofortiges Fahrverbot bei extremen Geschwindigkeitsüberschreitungen einen bedeutsamen Einfluss auf die Regelkonformität.48 „Die Mehrzahl der Verkehrsteilnehmer hat sich wohl kaum bereits mit der Verfolgung oder Bestrafung einer schwerwiegenden Zuwiderhandlung konfrontiert gesehen. Eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit könnte demnach dazu beitragen, deren persönlich negativen Konsequenzen in ihrer ganzen Bandbreite stärker im Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer zu verankern und auf diesem Wege den Abschreckungseffekt durch den Faktor „Sanktionshöhe“ zu verstärken.“49 Weitere Faktoren für die Wirksamkeit sind die Unmittelbarkeit und die Durchsetzbarkeit der Sanktionierung. Die Fehlerquoten bei den polizeilichen Maßnahmen am Beispiel der Überwachung des fließenden Verkehrs und die daraus resultierenden Einstellungsquoten in Massenverfahren beeinflussen die Wirksamkeit der polizeilichen Verfolgungsmaßnahmen in Bezug auf das Sanktionsrisiko erheblich. Hinzu kommen noch die Einstellung von Ordnungswidrigkeitsverfahren durch die Bußgeldstellen oder Gerichte im Rahmen des Rechtsweges.50 48 Vgl. Günzel 2009, S. 229 ff. Ebd. S. 232 50 Vgl. Ebd., S. 233-234 49 S e i t e 17 2.3 Psychologische Ansätze zur Optimierung von Kontrollstrategien 2.3.1 Verkehrspsychologische Theorien und Modelle Einen großen Part in der Verkehrspsychologie nimmt das Thema Geschwindigkeit ein. Bei Geschwindigkeitsvergehen handelt es sich nach Meinung des Verkehrspsychologen Dr.Schade um ein Übertretungsproblem mit hoher sozialer Akzeptanz, schwacher sozialer Kontrolle und falscher Verstärkung.51 Es gibt verschiedene Theorien oder Modelle, die sich mit dem Problem überhöhter bzw. nicht angepasster Geschwindigkeit befassen und Lösungsansätze dafür liefern. Auf Basis von Theorien, Sichtweisen und Traditionen zu praktischen Vorgehensweisen ist es aus verkehrspsychologischer Sicht möglich, die Verkehrsprozesse bzw. das Verhalten der Verkehrsteilnehmer in die gewünschte Richtung zu lenken. Das Verhalten im Straßenverkehr lässt sich durch viele Faktoren steuern. Durch die persönliche Charakteristika von Personen, die Kommunikation mit anderen Menschen im öffentlichen Verkehrsraum, die Infrastruktureigenschaften sowie die gesellschaftlichen und medialen Voraussetzungen soll das Verhalten beeinflusst werden.52 Nach der klassischen Lerntheorie wird ein Verhalten, das positive Konsequenzen nach sich zieht, zunehmend häufiger ausgeübt. So fährt der Verkehrsteilnehmer gern schneller, solange es keine negativen Konsequenzen, wie z. B. Geschwindigkeitsbußen, hat.53 Nach dem „Contagion Model of Speeding“ argumentieren Connolly und Aberg, dass das Geschwindigkeitsverhalten nur teilweise durch die Einstellung zur Geschwindigkeit, den Vorstellungen über die Konsequenzen des zu schnellen Fahrens und die Geschwindigkeitskontrollen der Polizei bestimmt wird. Sie gehen davon aus, dass die eigene Geschwindigkeit durch den Vergleich mit denjenigen anderen Fahrern bestimmt wird. 51 Vgl. Schade 2014, S.15 Vgl. Chaloupka-Risser, Risser u. Zuzan 2010, S.149 53 Vgl. Ewert, Scaramuzza, Niemann u. Walter (Hg.) 2010, S.47 52 S e i t e 18 Sie nennen dies das "Ansteckungsmodell". So sollen durch die positive Beeinflussung (Verlangsamung) einiger Fahrer, andere Fahrer durch Nachahmung ebenfalls ihr Geschwindigkeitsverhalten verlangsamen.54 Ergänzend zu den beiden beschriebenen Modellen sind noch die „Theorie des geplanten Verhaltens“, das „Risk Speed Model“ von Taylor und die Persönlichkeitstheorie zu nennen, welche sich ebenfalls damit befassen, wie das Geschwindigkeitsverhalten der Kraftfahrzeugführer beeinflusst und verändert werden kann. Es ist nicht möglich eine abschließende Bewertung darüber abzugeben, welche psychologische Theorie die „beste“ ist. Aber es liegt auf der Hand, dass Theorien, die Interventionsmöglichkeiten aufzeigen für die Prävention geeigneter sind als andere, die ein Menschenbild mit wenig Veränderungspotential beinhalten.55 2.3.2 Kontrollstrategien Zur Effizienzerhöhung polizeilicher Verkehrsüberwachung bieten zum Beispiel selektive Überwachungsmethoden ein gewisses Potential. Dabei ist mit "selektiv" die Ausrichtung der Überwachung an Kontrollorten, in Form von Unfallschwerpunkten und bestimmten Risikogruppen oder zu bestimmten Zeiten gemeint. So könnte gerade die selektive Überwachung sinnvoll durch spezifische Medienkampagnen unterstützt werden.56 „Eine wichtige Praxis für stationäre Geschwindigkeitskontrollen ist, dass die Positionen zufällig (randomisiert) ausgesucht werden, damit die Motorfahrzeuglenkenden die Erfahrung machen, dass die Polizei auch an unerwarteten Stellen präsent sein kann.“57 Diese Methode war im ländlichen Bereich wirksamer, wahrscheinlich weil die Lenker merkten, dass Kontrollen zu verschiedenen Uhrzeiten und an unterschiedlichen Orten möglich sind. 54 Vgl. ebd., S.49 Ewert, Scaramuzza, Niemann u. Walter (Hg.) 2010, S.50 56 Vgl. Stern 2006, S.40 57 Ewert, Scaramuzza, Niemann u. Walter (Hg.) 2010, S.77 55 S e i t e 19 Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis die Fahrzeugführer das System begreifen. Zur Beschleunigung der Wirksamkeit dieses Systems könnten möglicherweise Informationskampagnen dazu beitragen.58 Um eine hohe subjektive Entdeckungswahrscheinlichkeit zu erreichen ist eine gute Sichtbarkeit der polizeilichen Kontrollen ein geeigneter Weg. Höhere Sichtbarkeit kann dem Verkehrsteilnehmer aber auch den Hinweis geben, an welchen Orten und zu welchen Zeit die Entdeckungswahrscheinlichkeit hoch ist und wo nicht. Somit besteht die Möglichkeit, dass der Verkehrsteilnehmer sein Verhalten anpasst. Nicht sichtbare Kontrollen erhöhen die Unsicherheit der Fahrer, wodurch die Grundlage ihrer Verhaltensanpassung weitestgehend entzogen wird. Verdeckte Kontrollen sind vor allem bei schnell änderbarem Verhalten, wie z. B. Geschwindigkeitsverhalten, vorteilhaft, weil dem Fahrer die schützenden Komponenten „Wachsamkeit“ und „temporäre Verhaltensanpassung“ genommen werden. Der Effekt verdeckter Kontrollen wäre noch größer, wenn die Kontrollen mobil durchgeführt werden würden. Die Verunsicherung der Verkehrsteilnehmer würde sich so auf einen noch größeren Umkreis ausdehnen.59 Zur Analyse der Effektivität und Effizienz unterschiedlicher polizeilicher Kontrollstrategien wurden im Rahmen des Forschungsprojektes "PopKo" der Universität Köln verdeckte Wirkungsmessungen durchgeführt. Ziel des Projektes war insbesondere die Verbesserung von Kontrollstrategien hinsichtlich des problematischen Geschwindigkeitsverhaltens bestimmter Verkehrsteilnehmer, der sogenannten Raser. Unter den Empfehlungen für die Polizei war u.a. hervorzuheben, dass die Anzahl der Raser deutlich gesenkt werden kann, wenn gezielte Einsatzpläne für die Kontrollen in Zeiten mit einem hohen Raseranteil erstellt und umgesetzt werden.60 58 Vgl. ebd., S.77 Vgl. Stern 2006, S.44 60 Vgl. Zimmermann (Hg.) 2009, S.101 ff. 59 S e i t e 20 Sollte durch die Bekanntgabe einer Kontrollstelle zur Geschwindigkeitsüberwachung die Wirksamkeit der polizeilichen Maßnahme beeinträchtigt sein, wurden durch eine Projektgruppe des UAFEK in dem im Jahr 1999 vorgelegten Projektbericht folgende Reaktionsmöglichkeiten vorgeschlagen61: Verlegung der Kontrollstelle nach ihrem Bekanntwerden, zeitliche Begrenzung der Kontrolle auf maximal 60 Minuten, ergänzende Verwendung mobiler Geschwindigkeitsmessgeräte vor und hinter der Kontrollstelle, Mehrfachkontrollen im Zuge einzelner Straßen, Kombination zwischen mobilen und ortsfesten Kontrollstellen, flankierender Einsatz von Video-Fahrzeugen, Einsatz technischer Mittel zur Verhinderung des Entdeckungsrisikos, Bekanntgabe einer Vielzahl weiterer Kontrollstellen durch die Polizei mit der Folge der gezielten Informationsüberfrachtung. Das Ziel für eine personalkostenneutrale Optimierung der Kontrollstrategie sollte die optimale Nutzung vorhandener Ressourcen und die gleichzeitige Steigerung der subjektiven Entdeckungswahrscheinlichkeit für Verkehrsteilnehmer bei Übertretungen sein.62 61 62 Vgl. Günzel 2009, S.308 Vgl. Zimmermann (Hg.) 2009, S.102 S e i t e 21 2.4 Medien und Öffentlichkeitsarbeit 2.4.1 Allgemeine Ansätze Die Arbeit der Polizei, insbesondere die sichtbaren Maßnahmen zur Verkehrsüberwachung, wird in der Regel von der Öffentlichkeit mit besonderem Interesse verfolgt. Durch die modernen Kommunikationsmittel können heutzutage Informationen sekundenschnell übermittelt und weiterverbreitet werden. Für die polizeiliche Arbeit ist es einerseits wichtig, dass Informationen auf strukturierten Wegen gesteuert werden und andererseits die polizeiliche Arbeit am Ereignisort so wenig wie möglich gestört wird. Deshalb ist Öffentlichkeitsarbeit eine Führungsaufgabe mit großer Bedeutung. Die Führungskraft trägt die Verantwortung für die Organisation der Öffentlichkeitsarbeit.63 Die Möglichkeit, wichtige Informationen über die Medien zielgenau zu steuern, hat für die Organisation Polizei in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Folgerichtig wurden in den letzten Jahren durch Polizeistrukturreformen oder Organisationsfortentwicklungen neben den Pressestellen der Behörden auch auf Revier- oder Inspektionsebene neue Dienstposten geschaffen, welche sich hauptsächlich mit Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beschäftigen. Zusätzlich wurde verstärkt der Fokus auf ausreichende Angebote und deren Weiterentwicklung in der Aus- und Fortbildungsangebote gelegt, welche den Umgang mit den Medien und Pressevertretern schulen und die Medienkompetenz stärken sollen. Medienkompetenz ist die Fähigkeit, alle informationsübermittelnden und -verarbeitenden Medien als Mittel zur Artikulation, Veröffentlichung und Durchsetzung individueller oder sozialer Interessen zu erkennen und zu analysieren und sie für die Artikulation, Veröffentlichung und Durchsetzung der eigenen Interessen zu nutzen.64 63 64 Vgl. Günzel 2009, S.168 Vgl. Dichanz 1998, S.213-227 S e i t e 22 Die Unterstützung von Verkehrsüberwachungsmaßnahmen, z. B. durch Medienkampagnen, ist ein spezieller Teil der polizeilichen Öffentlichkeitsarbeit. Dabei wird die Öffentlichkeitsarbeit als sinnvolles und kosteneffizientes Mittel beschrieben, mit dem die subjektive Entdeckungswahrscheinlichkeit bei einer großen Zahl von Verkehrsteilnehmern erhöht werden kann.65 Die Kombination von Überwachung und Öffentlichkeitsarbeit ist umso wichtiger, wenn über die besondere Breitenwirkung der visuellen Medien Meinungen beeinflusst werden sollen. Ist das Ziel der Öffentlichkeitsarbeit vor allem die Information, so sind auch print- und audiovisuelle Medien besonders geeignete Kommunikationsmittel. Die Einbeziehung regionaler Medien hat sich besonders bewährt, weil ein unmittelbarer Bezug zwischen Verkehrsraum und Medien und der persönlichen Betroffenheit der Verkehrsteilnehmer besteht.66 Eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit ist unverzichtbar, wobei Erfolge zu erzielen sind, wenn eine möglichst permanente und glaubhafte Androhung gegeben ist.67 Aus den Untersuchungen und Arbeiten der im Land Nordrhein-Westfalen im Bereich Fachhochschule für öffentliche Verwaltung durchgeführten Seminare und Projekte ergaben sich Hinweise darauf, dass am häufigsten die Informationen über das Radio, die Tagespresse und das Fernsehen an den Verkehrsteilnehmer gelangten. Andere Informationskanäle wie Internet oder „social media“ blieben ohne große Bedeutung. Insbesondere bei älteren Fahrern steht als Informationsquelle die Tagespresse im Vordergrund. So erzielten die in den Printmedien veröffentlichten Kontrollstellen im Vergleich zu parallel ausgestrahlten Radiomeldungen einen größeren Effekt. Es gibt aber auch Probleme bei der Zusammenarbeit mit regionalen Radiosendern bzw. lokalen Printmedien. So wurden z. B. Absprachen zwischen den Sendern über die Art der Bekanntgabe nicht eingehalten. Es wurden zur Veröffentlichung freigegebene Messstellen mit genauer Beschreibung der Örtlichkeit und Zeitangabe nicht gemeldet, Hörer dazu aufgefordert, entdeckte Messstellen dem Sender 65 Vgl. Stern 2006, S.49 Vgl. Günzel 2009, S.228 67 Vgl. ebd., S.305 66 S e i t e 23 mitzuteilen oder Meldungen zudem häufig mit unflätigen Bemerkungen und Witzen versehen.68 Auf Grund der Probleme wurde durch das Bayrische Staatsministerium des Inneren mit den Rundfunksendern und der Münchner Landeszentrale für neue Medien eine Vereinbarung über die zukünftige Zusammenarbeit abgeschlossen. Darin wurde u. a. vereinbart, dass Geschwindigkeitsmessstellen nur in allgemeiner Form und eben nicht mit genauer Hausnummer des Standortes oder Farbe und Typ des Messfahrzeuges bekannt gegeben werden dürfen. Weiterhin dürfen die Sender nicht dazu aufrufen, Geschwindigkeitsmessstellen mitzuteilen. Als sinnvoll bezeichnet wurden Ankündigungen von Geschwindigkeitskontrollen insbesondere im Rahmen von Präventionskonzepten.69 Das Innenministerium des Saarlandes vertritt die Meinung, dass "die Bekanntgabe von Geschwindigkeitsmessstellen dazu beitragen kann, das Verantwortungsbewusstsein der Verkehrsteilnehmer zu stärken und damit auch die Verkehrsdisziplin zu erhöhen."70 Das Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt stellt in der "Polizeiliche[n] Fachstrategie für mehr Sicherheit im Straßenverkehr" fest, dass durch qualifizierte polizeiliche Führungsentscheidungen, sachgerechte Arbeit und begleitende Öffentlichkeitsarbeit die Verkehrsüberwachung vom Makel der Abzocke und Wegelagerei zu befreien sei und die Bedeutung der Verkehrsüberwachung für die Erzeugung regelkonformen Verhaltens darzustellen ist. 71 Bei knapper werdenden Ressourcen wird es zukünftig immer wichtiger sein, sich der vielfältigen Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit zu bedienen. 68 Vgl. ebd., S.307 Vgl. ebd., S.308 70 Vgl. ebd., S.308 71 Vgl. Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt 2012b, S.7 69 S e i t e 24 2.4.2 Blitz-Marathon Der Begriff „Blitz-Marathon“ ging erstmalig im Februar 2012 durch die Medien. Am 10.02.2012 erhöhte die Polizei in Nordrhein-Westfalen, einen Tag lang enorm den Überwachungsdruck im Straßenverkehr, als Teil der langfristigen NRW-Kampagne „Brems-Dich – rette Leben!“, zur Bekämpfung der Hauptunfallursache überhöhte Geschwindigkeit. Dieser Tag wurde medial aufbereitet und von den Medien begleitet. Im Juli desselben Jahres fand der zweite Blitz-Marathon statt, als Bürger aufgefordert wurden, sogenannte „Wutpunkte“ zu benennen. Schon bei der 3. Aktion dieser Art beteiligten sich länderübergreifend Niedersachsen und die Niederlande. Auf Grund der Erfolge fand auf Beschluss der Innenminister der Länder72 der erste bundesweite Blitz-Marathon am 10.10.2013 statt. Zuletzt wurde am 16.04.2015 jetzt sogar europa- und bundesweit und medial begleitet über 24-Stunden der Überwachungsdruck enorm erhöht. Der 3.bundesweite Blitz-Marathon fiel in den Zeitraum der Untersuchung dieser Masterarbeit. Über die Auswirkungen auf das Geschwindigkeitsniveau an diesem Tag wird im empirischen Teil dieser Arbeit ausführlich eingegangen. Seitens des Initiators bedient man sich hier ganz bewusst der handlungstheoretischen Ansätze und der erfolgreichen Kombination aus offensiver Öffentlichkeitsarbeit und einem enorm erhöhten Überwachungsdruck. Im Rahmen der externen Öffentlichkeitsarbeit versucht man möglichst viele Kanäle zu bedienen. So werden die Informationen um den Blitz-Marathon über das Internet, die Radiosender, die Tagespresse und auch über das Fernsehen vor, während und nach der Aktion verbreitet. Auch zur Erhöhung des Überwachungsdrucks bedient man sich möglichst vieler verschiedener Arten der Geschwindigkeitsmessungen. So wird am Aktionstag entweder offen oder verdeckt mit einem enorm hohen Personalansatz, die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer mit Handlasergeräten, Radarmessgeräten und mit mobilen Systemen wie Videomessfahrzeugen, gemessen. 72 Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder am im Mai 2013 in Hannover S e i t e 25 Folgende Strategien verfolgt man beim Blitz-Marathon im Gegensatz zu herkömmlichen Geschwindigkeitskontrollen:73 1. Flexibilität: Geschwindigkeitskontrollen können dort durchgeführt werden, wo sie nach kurzer örtlicher Analyse als erforderlich erachtet werden. 2. Offenheit und Prävention: Neben zivilen Messfahrzeugen werden auch ganz bewusst blau-silberfarbene Einsatzfahrzeuge eingesetzt, um so eine hohe Sichtbarkeit der Geschwindigkeitskontrollen zu gewährleisten. Vorwürfe wie „Fallenstellerei“ werden entkräftet und so dem Fahrzeugführer die Chance gegeben, seine Geschwindigkeit noch rechtzeitig anzupassen. 3. Mehr Kontrollen und Konsequenzen: Unter Berücksichtigung der personell begrenzten Ressourcen und der gewollten Verstärkung des Kontrolldrucks sowie flächendeckender Kontrollen, werden vermehrt Kontrollen durchgeführt, die keinen Anhaltevorgang beinhalten. 4. Mehr Zusammenarbeit mit den Kommunen: Die Kontrollstellen sollen auf Örtlichkeit, Zeit und Dauer mit den Kommunen abgestimmt werden, um durch den Einsatz der Radarfahrzeuge der Kommunen den Flächendruck weiter zu erhöhen. Die Aktionen zeigen ihre Erfolge. Nach Aussage des Innenministers Jäger wurde durch polizeiliche Auswertungen bekannt, dass auch zwischen den Blitz-Marathons langsamer gefahren wird. Zudem hat sich das Verhältnis der hohen Überschreitungen zu den geringeren Überschreitungen der zulässigen Geschwindigkeit, z. B. in Köln, zum Positiven verändert. In Dortmund hat sich die durchschnittliche Überschreitungshöhe seit November 2011 von 14 km/h auf 10 km/h verringert.74 Aber auch kritische Kommentare bleiben seitens von Verkehrswissenschaftlern, Verkehrspsychologen, Politikern oder den Bürgern nicht aus. Vorwürfe der „Abzocke“, das Füllen von Haushaltskassen oder die Überforderung der personellen Kapazitäten der Polizei sind nur einige von zahlreichen Kritiken. 73 74 Vgl. Ministerium für Inneres und Kommunales NRW 19.04.2012, S.6–7 Vgl. Pressemitteilung Polizei 2013 S e i t e 26 2.5 Verkehrssicherheitsscreening Es bedarf besonderer Anstrengungen, die vorgegebenen Ziele zur Verbesserung der Verkehrssicherheit zu erreichen und dem Verkehrssicherheitsleitbild „Vision Zero“ möglichst nahe zu kommen. Aus diesem Grund wurde in den für die Landesregierung maßgeblichen Koalitionsvereinbarungen in Baden-Württemberg ein ambitioniertes Verkehrssicherheitsprogramm festgelegt. Dabei wurden rund 90 Maßnahmen entwickelt, um die Zahl der Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr zu reduzieren. Eine zentrale Maßnahme ist das Verkehrssicherheitsscreening.75 Baudirektor Dipl.-Ing. Martin Pozybill vom Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg beschreibt wie folgt die zielgerichtete Planung von Geschwindigkeitsüberwachungen und erklärt, wie das Verkehrsscreening funktioniert und welche Möglichkeiten das Verfahren bietet.76 Für besonders unfallauffällige Stellen im Straßennetz, insbesondere wenn nicht angepasste Geschwindigkeit die Unfallursache war, ist es hilfreich zu wissen, zu welcher Zeit die zulässige Höchstgeschwindigkeit am häufigsten überschritten wurde. Für eine effektive und vorbeugende Verkehrssicherheitsarbeit werden in Baden-Württemberg im Rahmen eines umfassenden und flächendeckenden Verkehrsmonitoring-Programmes mehr als 300 Seitenradargeräte eingesetzt, welche die entsprechenden Daten liefern. Diese Geräte werden in der Hülle von normalen Leitpfosten verbaut und erfassen, für den Fahrzeugführer unbemerkt neben der Fahrtrichtung, der Geschwindigkeit und dem Straßenzustand auch die Fahrzeugart, die je nach Gerätehersteller bis zu neun verschiedene Arten unterscheiden kann. So wird seit 2011 durch die unteren Verwaltungsbehörden wechselnd an rund einem Fünftel der rund 5.500 Zählstellen auf den Landstraßen in Baden-Württemberg für jeweils zwei mal zwei Wochen der Verkehr gezählt. Das Verkehrssicherheitsscreening gilt immer für ein bestimmtes Bezugsjahr. Die Auswertung kann entweder für den gesamten Fahrzeugverkehr und oder für eine definierte Fahrzeug- oder Unfallgruppe durchgeführt werden. 75 76 Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg 2013, S.8 Pozybill 2015 S e i t e 27 Die Daten werden den Verantwortlichen aus Landesverwaltung und Polizei auf einer zentralen Rechnerplattform zur Verfügung gestellt. Aus den erfassten Daten wurden für das gesamte überörtliche Straßennetz insgesamt rund 295.000 mehrseitige Verkehrssicherheitssteckbriefe erstellt. Die relevanten Daten werden dann für die Unfallarbeit in übersichtlicher und standardisierter Form den Entscheidungsträgern, insbesondere den Mitgliedern der Verkehrsschau- und Unfallkommissionen, zur Verfügung gestellt. Auf dem 3-seitigen Steckbrief werden alle relevanten Daten, u. a. der durchschnittliche tägliche Verkehr, grafisch ausgewertet und standardisiert so dargestellt, dass man die entsprechenden Informationen einfach und schnell erfassen kann. Die Geschwindigkeitsdaten werden in vier Auswertungen aufbereitet. Dargestellt werden die Geschwindigkeitskennwerte, die Verteilung der Fahrzeuggeschwindigkeiten im Gesamtquerschnitt und eine sich am Bußgeldkatalog orientierte Bewertung der Geschwindigkeitsüberschreitungen sowie die 10 größten Geschwindigkeitsüberschreitungen. Diese werden mit Nennung des Wochentages, der Uhrzeit, der Fahrzeugart und des Überschreitungswertes aufgelistet. Im letzten Block des Steckbriefs werden verschiedene Differenzierungen hinsichtlich der Zeiten der Geschwindigkeitsübertretungen vorgenommen. Durch die Umrechnung der jeweiligen Überschreitungen in Euro-Beträge konnte ein Maß der Überschreitung definiert werden, welches sowohl die Höhe, als auch die Häufigkeit der Geschwindigkeitsüberschreitungen berücksichtigt. In einem zweiten Schritt wurde in einem 15-Minuten-Raster das 3-Stunden-Intervall gesucht, in dem die Summe der theoretischen Bußgelder, unter Einschluss der höchsten Überschreitung, maximal war. Dieser Zeitraum steht jedem Stadt- und Landkreis sowie den Polizeipräsidenten von Baden-Württemberg zur effizienteren Planung der Verkehrsüberwachung auf der Onlineplattform zur Verfügung. In dieser Auswertung wird zudem für jede Verkehrsmonitoring-Zählstelle77 der Maximalwert des Sicherheitspotentials (SiPo-Wert) angegeben. „Verkehrsmonitoring“ ist vom Land Baden-Württemberg initiiert worden und ersetzt in dem Bundesland die bisherige manuelle Straßenverkehrszählung im 5-Jahres-Abstand durch automatische Verkehrszählungen. 77 S e i t e 28 Das ist die Stelle bzw. das 100-Meter-Intervall im Zählabschnitt mit den höchsten volkswirtschaftlichen Unfallkosten. Für die gezielte Verkehrsüberwachung zur Verbesserung der Verkehrssicherheit sind die Stellen, die einen hohen SiPo-Wert aufweisen und bei denen es eine große Anzahl von Unfällen mit Geschwindigkeit als Unfallursache gab, von besonderer Bedeutung. Zur Planung der Verkehrsüberwachung kann für sämtliche Zählstellen im Zuständigkeitsbereich die Fahrtrichtung, der Wochentag und der effektivste 3-Stunden-Überwachungszeitraum direkt aus der Tabelle abgelesen werden. Auch gibt die Tabelle Hinweise, ob eine zusätzliche Verkehrszählung notwendig wird, weil die unfallauffällige Strecke zu weit vom Standort des Zählgerätes entfernt war. Zusätzlich gibt die Tabelle der zuständigen Behörde eine Empfehlung auf Überprüfung der verkehrsrechtlichen Anordnung, wenn mindestens 75% der gemessenen Fahrzeuge die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten haben. Das Verkehrsscreening ist ein effektives Mittel, mit dem zielgenau gegen die Verkehrsteilnehmer vorgegangen werden kann, um mit den knappen Ressourcen die Verkehrssicherheit weiter zu erhöhen. Es wäre wünschenswert, wenn auch andere Bundesländer von den Erfahrungen des Landes Baden-Württemberg profitieren könnten, um dieses moderne und gut durchdachte Konzept bundesweit anzuwenden. 2.6 Datenschutz Die Auswertung der vom Seitenradarmessgerät „TOPO“ erfassten Daten erlaubt keine Individualisierung. Es werden weder Bildaufnahmen gefertigt, noch amtliche Kennzeichen registriert, sondern nur die Anzahl und Art der Fahrzeuge, deren Fahrtrichtung sowie die gefahrene Geschwindigkeit erfasst und auf einem Server gespeichert. Ohne die Hinzuziehung weitergehender Daten ist eine Individualisierbarkeit unmöglich und zudem nicht beabsichtigt. Insofern können Datenschutzrichtlinien unberücksichtigt bleiben. S e i t e 29 Auf Grund der zuvor beschriebenen unbedenklichen Arbeitsweise der Seitenradarmessgeräte hielt man die Erstellung eines Datenschutzkonzeptes, für die mehr als 300 betriebenen Geräte im Land Baden-Württemberg für nicht erforderlich. Erfolglos verlief auch eine Anfrage zum selben Thema bei der Firma RTB, als Hersteller des Seitenradarmessgerätes im Rahmen „TOPO.box“. dieser Auch Masterarbeit in dem eingesetzten Unternehmen aus Bad Lippspringe sah man vor dem geschilderten Hintergrund keine Notwendigkeit, eine datenschutzrechtliche Begutachtung zu veranlassen. 2.7 Zusammenarbeit Polizei und Kommune Mit der Fortschreibung des Programmes für die Innere Sicherheit 199478 wurden die Aufgaben des Polizeivollzugsdienstes zum Teil neu definiert, was in der Fortschreibung79 auch bestätigt wurde. Die Kommunen sollten dabei durch die verstärkte innerörtliche Verkehrsüberwachung zur Entlastung beitragen. Von dieser Möglichkeit haben die Kommunen inzwischen in fast allen Bundesländern Gebrauch gemacht.80 Jedoch unterscheiden sich die Voraussetzungen für die Kommunen in den verschiedenen Bundesländern, um eine kommunale Geschwindigkeitsüberwachung bei den zuständigen Innenministerien formlos auf dem Dienstweg zu beantragen. So ist beispielsweise in Sachsen-Anhalt eine Überwachungstätigkeit seitens der Kommunen nur möglich, wenn diese durch kreisfreie Städte oder Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern beantragt wurde.81 Die Auswahl der Standorte sollte sich bei den Kommunen daran orientieren, wo die Verkehrssicherheit und Verkehrsdisziplin eine Überwachung erforderlich macht. 78 Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren 1994 Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren 2009 80 Vgl. Günzel 2009, S.304 81 Vgl. Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt 2012a, S.615 79 S e i t e 30 Die Ausgestaltung der kommunalen Überwachung ist sehr unterschiedlich und wird sowohl mobil oder stationär als auch innerorts und / oder außerorts durchgeführt.82 Grundlagen für die Geschwindigkeitsüberwachung sind die Ergebnisse der Unfallauswertung und die Erkenntnisse über sonstige Gefahrenstellen im Straßenverkehr. Diese Daten werden von den zuständigen Polizeidienststellen der zuständigen Ordnungsbehörde zur Verfügung gestellt.83 Anstelle negativ besetzter Begriffe wie "Radarfalle" oder "Abzocke" plädiert Dr. Lipphard auf dem 20. DVR-Forum „Sicherheit und Mobilität“ für den "Sicherheits-Blitz". Seiner Meinung nach sei die mobile Überwachung der Polizei mit Anhalten und Aufklärung der regelverletzenden Verkehrsteilnehmer der "Königsweg" der Überwachung, aber auch sehr aufwendig. Daher müsse diese Überwachung durch Maßnahmen der Kommunen und durch ortsfeste Blitzer ergänzt werden, auch weil deren Wirkung weit über die kontrollierte Stelle hinausgehe.84 Die polizeiliche und die kommunale Verkehrsüberwachung sind zur Erhöhung der Effizienz der Überwachungsmaßnahmen intensiver zu verzahnen.85 Die Befürworter der kommunalen Kontrollen sehen darin eine sinnvolle Ergänzung zur polizeilichen Überwachungstätigkeit, während die Kritiker eher von finanziellen Aspekten der Kommunen ausgehen, welche sich auf die Akzeptanz solcher Kontrollen in der Bevölkerung auswirken kann.86 Oft wird die innerörtliche Geschwindigkeitsüberwachung von Privatfirmen durchgeführt, welche von den Kommunen beauftragt wurden. Seit 01. Februar 2015 unterstützt eine Privatfirma aus Brandenburg die kommunale Geschwindigkeitsüberwachung im Zuständigkeitsbereich der Stadt Sangerhausen mit geeigneter Messtechnik. 82 Vgl. Günzel 2009, S.304–305 Vgl. Ministerium des Inneren und Sport des Landes Rheinland-Pfalz 2004, S.2 84 Vgl. Lipphard 2014, S.15 85 Vgl. Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt 2012b, S.12 86 Vgl. Zimmermann 2009, S.26 83 S e i t e 31 Laut dem Verkehrsüberwachungserlass für Polizei und Kommunen des Landes Sachsen-Anhalts ist die kommunale Geschwindigkeitsüberwachung eine hoheitliche Aufgabe, deren Übertragung an Privatpersonen und private Unternehmen ausgeschlossen ist. Die Bereitstellung von Überwachungstechnik oder die technische Unterstützung sind jedoch möglich.87 Während der Geschwindigkeitsmessung hat ein entsprechend geschulter Angestellter der Stadtverwaltung den Messvorgang beizuwohnen und zu überwachen. Zudem hat die Auswertung der Bilder oder der erhobenen digitalen Daten, als hoheitliche Aufgabe, ausschließlich durch Bedienstete der Kommunen zu erfolgen.88 Ähnlich stellt sich die Erlasslage in Rheinland-Pfalz dar. Dort kann ein Privatunternehmen der örtlichen Ordnungsbehörde lediglich technische Hilfe leisten, indem ein mobiles Geschwindigkeitsmessgerät zur Verfügung gestellt und aufgebaut wird. Die Vertreter der Ordnungsbehörden müssen sich dann in alleiniger Verantwortung vom ordnungsgemäßen Aufbau überzeugen und während des gesamten Messvorganges zugegen sein.89 Eine weitere Problematik besteht in der Parallelzuständigkeit von Polizei und Kommune sowie der damit verbundenen fehlenden Koordination.90 Die Grundlage der kommunalen Verkehrsüberwachungsmaßnahmen sollen u.a. Informationen der örtlichen Polizei sein, welche die Hauptunfallursachen, Unfallhäufungspunkte oder sich abzeichnende Tendenzen beinhalten. Neben dem ständigen Erfahrungsaustausch zwischen Polizei und Kommune sollen laut Erlasslage zur Vermeidung von Doppelmessungen und zur Gewährleistung eines möglichst hohen Überwachungsdrucks mindestens zweimal jährlich Abstimmungen hinsichtlich der Mess- und Überwachungsstandorte sowie der Überwachungszeiträume durchgeführt werden. 91 87 Vgl. Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt 2009, S.15 Vgl. Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt 2012a, S.615–616 89 Vgl. Ministerium des Inneren und Sport des Landes Rheinland-Pfalz 2004, S.7 90 Vgl. Zimmermann 2009, S.27 91 Vgl. Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt 2009, S.15 88 S e i t e 32 So hat in Rheinland-Pfalz die Ordnungsbehörde einen Nachweis über die Einsatzzeiten, die Einsatzorte und die zahlenmäßigen Messergebnisse zu führen und dem zuständigen Polizeipräsidium bis zum 15. des Folgemonats zuzuleiten.92 Eine derartige Verfahrensweise sollte in naher Zukunft durch alle Bundesländer angestrebt werden. 92 Vgl. Ministerium des Inneren und Sport des Landes Rheinland-Pfalz 2004, S.8 S e i t e 33 3 Empirischer Teil 3.1 Aufbau der Untersuchung und methodische Vorgehensweise 3.1.1 Beschreibung des Versuchsaufbaus Die Basis der empirischen Untersuchung dieser Masterarbeit soll der Einsatz von Seitenradarmessgeräten sein. Diese Geräte werden seit ca. 10 Jahren zu verschiedenen Zwecken im Rahmen der Verkehrssicherheitsarbeit eingesetzt. Anfangs erfolgte das oft in Verbindung mit einem Dialogdisplay und später als Ersatz für die manuelle Verkehrszählung in Form des Verkehrsmonitorings. Inzwischen nutzt Baden-Württemberg ca. 300 solcher Geräte flächendeckend im ganzen Bundesland, abgestimmt und koordiniert im rotierenden Einsatz, als sogenanntes Verkehrsscreening. Die Seitenradarmessgeräte dienen nicht dem Zweck der Verfolgung von Geschwindigkeitsverstößen, sondern nur der Verkehrszählung und -erhebung sowie der Evaluation des Erfolgs veränderter Beschilderungen oder baulicher Veränderungen des Verkehrsraumes. Diese Messgeräte, welche in Standardleitpfosten oder unauffälligen Plastikboxen verbaut sind, eignen sich hervorragend für die Forschungsarbeit im Bereich Straßenverkehr, mit dem Schwerpunkt Geschwindigkeit. Die Seitenradarmessgeräte sind mit einem GSM-Modul ausgestattet, welches die Uhrzeiten, Fahrtrichtungen, Geschwindigkeiten und Längen der durchgefahrenen Kraftfahrzeuge auf einen Server übertragen. Die gespeicherten digitalen Daten der Messungen stehen dem Anwender zu Auswertungszwecken jeder Zeit online zur Verfügung. Seitenradarmessgeräte wurden in wissenschaftlichen Untersuchungen bereits verwendet. In der zu fertigenden Masterarbeit wurde das Seitenradarmessgerät „TOPO“ der Firma RTB aus Bad Lippspringe in der Variante „TOPO.bigbox“ eingesetzt. Freundlicherweise wurden drei dieser Geräte von der Firma zur Verfügung gestellt. S e i t e 34 Die „TOPO.bigbox“ ist eine anthrazitfarbene rechteckige Box, welche in einer Höhe einem Meter über dem Erdboden an Lichtmasten oder an den Verkehrsschildern angebracht wurde. Das TOPO-System ist mit einem GPS-Sender und einem GSM-Modul ausgestattet, was zum einem dem Diebstahlschutz dienlich ist und zum anderen eine Datenübermittlung an den Server der Firma RTB gewährleistet. Die Genauigkeit der Geschwindigkeitsmessungen liegt im Bereich von ± 3 km/h bzw. bei Geschwindigkeiten über 100 km/h bei ± 3%.93 Mit dem personalisierten Auswertungsprogramm „DD.web“ von der Firma RTB kann von jedem internetfähigen Computer aus auf die Daten aller drei installierten Geräte zugegriffen werden. Umfangreiche Möglichkeiten zur Auswertung stehen dabei zur Verfügung, wie beispielsweise die Berechnung der Durchschnittsgeschwindigkeiten Vd, die Geschwindigkeiten V85 und V15 sowie die gefahrene Höchstgeschwindigkeit Vmax in einem beliebig festzulegenden Zeitfenster.94 Zusätzlich steht es dem Benutzer frei, sich für die Auswertung entsprechende Geschwindigkeitssektoren zu schaffen, welche für die Untersuchung von besonderer Bedeutung sind. Interessant erscheinen hierbei für Beantwortung der Fragestellungen die Anzahl und die Höhe der Geschwindigkeitsübertretungen. So sollte es von strategischer Bedeutung sein, insbesondere die Reaktion und das Verhalten der Verkehrsteilnehmer zu betrachten, welche die Geschwindigkeit erheblich überschreiten. Die Auswertemöglichkeiten des Onlineportals sind sehr vielfältig und könnten individuell je nach Versuchsverlauf angepasst und verändert werden. Der Aufbau und die Installation der drei Seitenradarmessgeräte erfolgten gemeinsam mit einem Mitarbeiter der Firma RTB am 06. März 2015 und somit drei Wochen vor Versuchsbeginn in der Ortslage Sangerhausen. 93 94 Pozybill 2015 Durchschnitts- und Mittelwerte wurden als arithmetisches Mittel erzeugt S e i t e 35 Hintergrund der vorzeitigen Installation war die Gewöhnung der Verkehrsteilnehmer an die Geräte und zur Erhebung der Baseline, um eine unbeeinflusste Ausgangsgeschwindigkeit zu ermöglichen. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass das sichtbare Vorhandensein eines Fremdkörpers am Straßenrand, hier in Form der anthrazitfarbenen Messboxen, zu einer geringen Verhaltensbeeinflussung führen kann. Parallel zu den automatisierten Erhebungen durch die Seitenradarmessgeräte wurde händisch dokumentiert, in welchem Zeitraum tatsächlich kommunale Geschwindigkeitsmessungen stattfanden und wie und in welcher Form Vorankündigungen seitens der Stadt Sangerhausen erfolgten. Dabei galt es zu unterscheiden, über welchen Kanal die Mitteilungen an die Bevölkerung gelangt sind. Im Rahmen der aktiven Öffentlichkeitsarbeit wurden kurz vor Beginn der jeweiligen Kalenderwoche über das städtische Internetportal und in der Folge in den lokalen Printmedien die Wochentage angegeben, an denen im Stadtgebiet geblitzt wird. Zusätzlich wurde eine nicht abschließende Aufzählung von Straßen veröffentlicht, wo die Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt werden sollen. Seit dem Start der kommunalen Geschwindigkeitsmessungen am 1.Februar 2015 existiert die Facebook-Gruppe „Blitzerstandorte Sangerhausen und Ortsteile“, welche von einer größeren Personengruppe zur Veröffentlichung von Geschwindigkeitsmessungen genutzt wird. Ziel war es, im Untersuchungszeitraum alle Veröffentlichungen in den lokalen Printmedien und durch die Facebook-Gruppe zu dokumentieren. S e i t e 36 3.1.2 Methodisches Vorgehen und Phaseneinteilung Durch das für die Untersuchung gewählte Forschungsdesign soll die Realitätsnähe der experimentellen Situation genutzt werden. Ein Vorteil dieser Methode ist die hohe externe Validität in Form der guten Verallgemeinerungsfähigkeit (Messort, Zeitraum, Fahrzeugarten usw.) der Untersuchungsbedingungen. Die Zuweisung der Experimentalgruppe erfolgt nicht zufällig, sondern auf Grund vorhandener Merkmale bzw. Eigenschaften. Die interne Validität ist beim gewählten Forschungsdesign nicht sehr hoch, weil nicht alle Störvariablen ausgeschlossen bzw. kontrollierbar gemacht werden konnten. Dieser im Querschnittdesign und als Zeituntersuchung angelegte Versuchsaufbau wird in der Literatur als quasi-experimenteller Feldversuch bezeichnet.95 Die empirische Vorgehensweise dieser Masterarbeit lässt sich in einem mehrstufigen Entscheidungsprozess darstellen. Nach dem Aufwerfen der Untersuchungsfragestellung und der Nebenfragen sowie der Versuchsplanung erfolgte der Versuchsaufbau durch das Anbringen der Seitenradarmessgeräte. Anschließend fand die Versuchsdurchführung in Form der automatischen Erfassung durch die Seitenradarmessgeräte und der Übertragung der digitalen Daten auf den Server statt. Bei der Versuchsdurchführung wurde zunächst drei Wochen lang und somit auch vor Wiederaufnahme96 der kommunalen Geschwindigkeitsmessungen in der Stadt Sangerhausen in der 14. KW mittels der Seitenradarmessgeräte das Geschwindigkeitsausgangsniveau erhoben (Baseline-Phase). Resultierend aus den kurzfristig unterbrochenen kommunalen Geschwindigkeitsmessungen und der damit verbundenen transparenten Pressearbeit der Stadtverwaltung Sangerhausen, lagen während der Baseline-Phase annähernd optimale Bedingungen vor, um in dem anschließenden 5-wöchigen Untersuchungszeitraum, die Auswirkungen der angekündigten Geschwindigkeitsmessungen auf das Geschwindigkeitsniveau zu untersuchen. 95 Handerer Auf Grund von Problemen bei der elektronischen Datenverarbeitung wurden die kommunalen Messungen ab 08. März 2015, also genau mit Beginn der Baseline-Phase unterbrochen und in der 14.KW, also mit Beginn des 5-wöchigen Untersuchungszeitraumes fortgesetzt. Diese Entscheidung wurde auf der städtischen Internetseite veröffentlicht. 96 S e i t e 37 In einem zweiten Schritt erfolgten die nahezu durchgehenden Messungen mit den Seitenradarmessgeräten. Kurzzeitige Unterbrechungen von weniger als 10 Minuten traten lediglich beim Austausch der Akkus auf, welche aller zwei Wochen ausgetauscht werden mussten. Somit kann von einer räumlich-zeitlichen Vollerhebung gesprochen werden. Parallel zu den Messungen wurden die schriftlichen Veröffentlichungen auf der Homepage der Stadtverwaltung Sangerhausen97 und in den lokalen Printmedien dokumentiert und tabellarisch erfasst. Die Veröffentlichungen der Geschwindigkeitsmessungen in den lokalen Printmedien erfolgten sowohl durch die Mitteldeutsche Zeitung, im Lokalteil „Sangerhäuser Zeitung“, als auch im „Wochenspiegel“, einer Wochenzeitung für Sangerhausen und Umgebung. Zeitgleich wurden auch die Einträge in der der Facebook-Gruppe „Blitzerstandorte Sangerhausen und Ortsteile“ dokumentiert. Im nächsten Schritt erfolgte die Auswertung der vorhandenen Daten in Form der Datenanalyse. Die Zeitreihenuntersuchung wurden in Phasen98 eingeteilt. Die gespeicherten Messdaten wurden dann zusammen mit den dokumentierten Veröffentlichungen analysiert, inwieweit diese Einfluss auf das Geschwindigkeitsniveau hatten. Mit dem vorhandenen Datenmaterial war dann die erforderliche Datenbasis vorhanden, um der Beantwortung der in Punkt 1.2 aufgeworfenen Fragestellungen nachzugehen. Bei dem beschriebenen Versuch sind die angekündigten Geschwindigkeitsmessungen in den lokalen Printmedien und in der Facebook-Gruppe sowie die tatsächlich stattgefundenen Geschwindigkeitsmessungen unabhängigen Variablen des Versuchsaufbaus. Diese werden auch als „Reizvariablen“ bezeichnet und können vom Versuchsleiter direkt oder indirekt verändert werden. In diesem Fall bestünde die Möglichkeit die Ankündigungen zu selektieren oder die Geschwindigkeitsmessungen entsprechend der Zeiten oder der Ausführung zu steuern. 97 98 Stadtverwaltung Sangerhausen 2015 Phaseneinteilung siehe Kapitel 3.2.2 S e i t e 38 Die abhängige Variable bei dem Versuchsaufbau ist die Reaktion der Verkehrsteilnehmer damit ggf. auf die angekündigten verbundenen Geschwindigkeitsmessungen Veränderungen des und die Geschwindigkeitsniveaus. Diese veränderliche Größe kann auch als „Reaktionsvariable“ bezeichnet werden. Sie bildet die Wirkung ab, welche als Folge der beschriebenen unabhängigen Variablen bewusst als Ursache gesetzt wurde. Das möglicherweise durch die Ursache der Ankündigungen veränderte Geschwindigkeitsniveau der Verkehrsteilnehmer wäre die noch zu analysierende Wirkung im Versuchsaufbau, auf die der Versuchsleiter keinen Einfluss hat. Der Einfluss von Störvariablen99 ist bei Feldversuchen allerdings sehr wahrscheinlich und kaum vermeidbar. 3.1.3 Auswahl der Untersuchungsorte Angebracht und aufgestellt wurden die drei Seitenradarmessgeräte in der Stadt Sangerhausen, welche die Kreisstadt des Landkreises Mansfeld-Südharz im Land Sachsen-Anhalt ist. Die Stadt hat 17 Ortsteile mit knapp 28.000 Einwohnern100 und liegt unweit zur Grenze des Freistaates Thüringen. In der südlichen Peripherie verläuft als wichtigste Fernverbindung die BAB 38 mit den Anschlussstellen Sangerhausen-Süd und Sangerhausen-West. Am Dreieck „Südharz“, unweit von Sangerhausen, beginnt die BAB 71, welche in Richtung Süden über Erfurt bis nach Bayern führt. Außerdem führt die B 86 als Umgehungsstraße den Verkehr von der Anschlussstelle Sangerhausen-Süd in Richtung Norden um die Stadt. Folglich ist die Stadt vom überwiegenden Teil des Fernverkehrs befreit, weshalb ein Großteil der Verkehrsteilnehmer Anwohner, tägliche Pendler oder regionale Besucher sind. Deshalb sollte auch der Anteil der Fahrzeugführer relativ hoch sein, welcher verstärktes persönliches Interesse an den Veröffentlichungen der Geschwindigkeitsmessungen auf dem städtischen Internetprotal und den lokalen 99 Siehe Ausführungen zu: 3.1.5 Störvariablen Vgl. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt 2013 100 S e i t e 39 Printmedien hat. Die Veröffentlichungen beinhalten sowohl die Tage der Messungen, als auch eine nicht abschließende Aufzählung von Straßen. Vor dem Aufbau der Seitenradarmessgeräte in der Stadt fand ein Gespräch mit dem Leiter des Fachdienstes für Ordnungsangelegenheiten der Stadt Sangerhausen statt. Er koordiniert auch die kommunalen Geschwindigkeitsmessungen in der Stadt. Anlass der Zusammenkunft war die Vorstellung des Vorhabens und des Versuchsaufbaus sowie die Genehmigung zum Anbringen der Messboxen und die Abstimmung, an welchen Messorten die Seitenradarmessgeräte am sinnvollsten eingesetzt werden können. Die drei Seitenradarmessgeräte wurden dann in den Straßen installiert, wo bereits regelmäßig kommunale Geschwindigkeitsmessungen stattfanden und auch weiter stattfinden sollten. Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der Messorte für die Untersuchung war die unmittelbare Nähe zu den Messorten der Kommune, um die Fehlervarianz so gering wie möglich zu halten. Hintergrund für die Auswahl der Messorte war auch die Tatsache, dass der Grad der Regelbefolgung auch von der Akzeptanz des Überwachungsortes abhängt.101 So sollten dem Verkehrsteilnehmer gegenüber die Messorte legitimiert werden. Die Grundlage für die Auswahl der Messorte 1 und 3 (Kyselhäuser Straße und KarlLiebknecht-Straße) bildeten das polizeiliche Verkehrsunfalllagebild sowie für den Messort 2 (Ernst-Thälmann-Straße) aktuelle Bürgerbeschwerden. 3.1.4 Auswahl des Untersuchungszeitraumes Für empirische Untersuchungen ist es wichtig, möglichst gleiche äußere Rahmenbedingungen zu schaffen, um die erfassten Daten, insbesondere die Geschwindigkeiten, miteinander vergleichbar zu machen. Bei Geschwindigkeitsmessungen sollte darauf geachtet werden, dass die Vergleichsmessungen hinsichtlich des Wochentages, der Uhr- bzw. Tageszeit, den Wetterbedingungen und der Verkehrsstärke weitgehend übereinstimmen.102 101 102 Vgl. Pfeiffer u. Hautzinger 2001, S.25 und 64 Vgl. Gelau u. Pfeiffer 2001, S.74 S e i t e 40 Die Vorlaufphase vom 06. März bis 29. März sollte neben der Erhebung der Baseline dafür sorgen, dass sich auch die ganz besonders aufmerksamen Fahrzeugführer an die recht unscheinbare Messbox am Straßenrand gewöhnen sollten. Die Datenerhebung, welche zu Auswertungszwecken herangezogen wurde, erfolgte vom 30. März bis 03. Mai 2015 , also über einen ununterbrochenen Zeitraum von genau fünf Wochen als Rund-um-die-Uhr-Überwachung, exklusive der Messzeiten zur Erhebung der Baseline. Mitten in diesen Zeitraum fiel der bundesweite Blitz-Marathon am 16. April 2015, worauf nachfolgend im Kapitel 3.2.6 noch detaillierter eingegangen wird. 3.1.5 Störvariablen Störvariablen sind neben der unabhängigen Variable zusätzliche Einflüsse auf die abhängige Variable, welche die Eindeutigkeit von Schlussfolgerungen, auch als interne Validität bezeichnet, behindern können. Grundsätzlich lassen sich Störvariablen nach dem Gesichtspunkt ihrer Kontrollierbarkeit unterscheiden. Es kann sich um solche Variablen handeln, deren Einfluss der Versuchsleiter (noch) nicht kennt oder die er nicht verhindern kann.103 Hier spricht man auch von moderierenden Variablen, welche die Wirkung der unabhängigen Variablen auf die abhängige Variable beeinflussen können. Eine moderierende Variable wird dann zu Störvariable, wenn sie nicht betrachtet oder sogar übersehen wird. Ihr Einfluss schlägt sich dann in der Fehlervarianz nieder.104 Sie werden als unkontrollierte Störvariablen bezeichnet. Weiß aber der Versuchsleiter um die Wirkung der Störvariable auf die im Experiment untersuchte abhängige Variable, dann besteht für ihn entweder die Möglichkeit, diese Variable als neue unabhängige Variable in die Untersuchung aufzunehmen oder aber ihre systematische Wirkung durch bestimmte Techniken zu kontrollieren. Diese Störvariablen werden dann als kontrollierte Störvariablen bezeichnet.105 103 Vgl. Scherbaum, Rudolf u. Bergmann Vgl. Handerer, S.3 105 Vgl. Scherbaum, Rudolf u. Bergmann 104 S e i t e 41 Bei der Durchführung von quasi-experimentellen Feldversuchen, insbesondere bei Geschwindigkeitsüberwachungsmaßnahmen, ist zu berücksichtigen, dass zahlreiche Störvariablen Einfluss auf das Geschwindigkeitsverhalten der Verkehrsteilnehmer nehmen können. Wie bereits ausführlich beschrieben, veröffentlicht die Stadtverwaltung Sangerhausen auf ihrer Internetseite106 wöchentlich einen Teil der vorgesehenen Messörtlichkeiten. Diese Art der Veröffentlichungen ist eine von zwei unabhängigen Variablen des Versuchsaufbaus. Am 16.April 2015, also am Donnerstag der 3.Woche des 5-wöchigen Untersuchungszeitraumes, fand der Blitz-Marathon statt, dessen Entstehungsgeschichte und Wirkungsweise bereits im Kapitel 2.4.2 ausführlich beschrieben wurde. Durch die sehr intensive mediale Berichterstattung über den Blitz-Marathon wurden die zuvor beschriebene Art der Ankündigungen stark verändert und der Umfang so enorm erhöht, dass dieser Tag als Störvariable betrachtet werden muss. Den Tag des Blitz-Marathons als neue unabhängige Variable in den Versuchsaufbau zu integrieren, wurde bewusst verzichtet. Es wurde jedoch von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die Werte des 16.Aprils 2015 bei den Auswertungen durch nachfolgend beschriebene Techniken zu kontrollieren. Folglich wurde die Werte des 16. Aprils 2015 nicht mit berücksichtigt, wenn diese direkte Auswirkungen auf die Kennlinie bei den entsprechenden grafischen Darstellungen zur Folge hatten. In anderen Diagrammen wurde der Wert des Tages mit einem Symbol (Dreieck mit rotem Rand) gekennzeichnet und oft ausführlich analysiert. Auf Grund der beschriebenen Umgangsweise mit den Werten dieses Tages kann man den Tag des Blitz-Marathons als kontrollierte Störvariable bezeichnen. Wegen der sehr interessanten und signifikanten Ergebnisse des 16.Aprils 2015 wurde dem Tag zusätzlich das Kapitel 3.2.7 „Ergebnisse des Blitz-Marathons“ gewidmet. 106 Stadtverwaltung Sangerhausen 2015 S e i t e 42 Als unkontrollierbare Störvariable müssen auch die Meldungen der regionalen Rundfunksender eingestuft werden, welche die veröffentlichten Messorte in ihrem Sendeprogramm ausgestrahlten. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Radiosender die aktuellen Geschwindigkeitskontrollen direkt vom Fahrzeugführer telefonisch übermittelt bekommen und den Hörern umgehend mitteilen. Die hohe, nie endgültig bestimmbare Anzahl an Radiosendern sowie die Vielfalt der Möglichkeiten der Meldewege, lassen die Ankündigungen von Geschwindigkeitsmessungen durch die Rundfunksender als unkontrollierbare Störvariable wirken. Die Mitteilungen über die Facebook-Gruppe „Blitzerstandorte Sangerhausen und Ortsteile“ und deren Auswirkungen ist ebenfalls als Störvariable zu sehen. Im Kapitel 3.2.6 wird diese Thematik gesondert betrachtet. Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Verkehrsteilnehmer im Gegenverkehr mittels Lichthupe oder Handzeichen den Richtungsverkehr vor den gerade stattfindenden Geschwindigkeitsmessungen warnen oder Dritte möglicherweise am Straßenrand dem fließenden Verkehr entsprechende Hinweise geben. Die Auswirkungen der beschriebenen unkontrollierbaren Störvariablen sowie die Verwendung sogenannter „Radarwarner“ in den Fahrzeugen tangiert das Geschwindigkeitsniveau ausschließlich während der Zeiten, in denen kommunale Geschwindigkeitsmessungen stattfinden. Ein größerer Einfluss dieser Störvariablen zu den Auswirkungen der angekündigten Geschwindigkeitsmessungen auf das Geschwindigkeitsniveau scheint in den benannten Fällen eher unwahrscheinlich. Auch die Verkehrsstärke nimmt Einfluss auf das Geschwindigkeitsniveau. Zu Zeiten des Berufsverkehrs werden auf viel befahrenen Straßen tendenziell weniger Geschwindigkeitsverstöße begangen.107 Es ist davon auszugehen, dass insbesondere innerorts der Fahrzeugführer häufiger gezwungen ist seine Geschwindigkeit dem vorausfahrenden Fahrzeug anzupassen, auch weil die Möglichkeit zum entweder Überholen stark begrenzt oder sehr riskant ist. 107 Vgl. Zimmermann 2007, S.4 S e i t e 43 Bei einem mehrwöchigen Untersuchungszeitraum kann naturgemäß kein Einfluss auf das Wetter genommen werden. Somit können Störungen durch das Wetter verursacht werden.108 Sowohl in der 3-wöchigen Baseline-Phase, als auch im sich anschließenden Untersuchungszeitraum gab es keine außergewöhnlichen Wetterkapriolen, wie überfrierende Nässe, länger anhaltenden Starkregen oder extremen Nebel. Ein gewisser störender Einfluss kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Bei einem quasi-experimentellen Feldversuch können nicht alle Störvariablen ausgeschlossen werden.109 Bei den erkannten und beschriebenen Störvariablen handelt es sich um Einflüsse, die der Versuchsleiter nicht verhindern oder umfassend dokumentieren konnte. Es ist auch nicht auszuschließen, dass während der Untersuchung weitere Einflüsse stattfanden, von denen der Versuchsleiter nichts wusste. Somit lässt sich nicht sagen, welchen Einfluss die jeweilige Störvariable auf das Geschwindigkeitsverhalten des jeweiligen Verkehrsteilnehmers gehabt hätte. Auf Grund der beschriebenen Umstände wurde auf den Ausschluss einzelner Störvariablen verzichtet. Lediglich der Tag des Blitz-Marathons wurde wie bereits beschrieben als Störvariable kontrolliert. 108 109 Vgl. Gelau u. Pfeiffer 2001, S.74 Vgl. Zimmermann 2007, S.23 S e i t e 44 3.2 Auswertung der Messungen 3.2.1 Phaseneinteilungen Bei der Einteilung der Phasen wurde zunächst beurteilt, in welchen verschiedenen Konstellationen die unabhängigen Variablen (Ankündigungen von Geschwindigkeitsmessungen, Geschwindigkeitsmessungen, Örtlichkeiten der Geschwindigkeitsmessungen) miteinander korrelieren, um Einfluss auf die abhängige Variable (Auswirkung auf das Geschwindigkeitsniveau) zu nehmen. Grundlagen für die Phasenbildung waren: 1. die angekündigten Geschwindigkeitsmessungen der Stadtverwaltung Sangerhausen, welche der Internetseite110 regelmäßig entnommen und in einer Zusammenfassung111 dokumentiert wurden, 2. die Messprotokolle der kommunalen Geschwindigkeitsmessungen, welche in einer Übersicht112 zusammengefasst wurden, 3. alle polizeilichen Handlasermessungen im Stadtgebiet, welche aus dem webbasierten polizeilichen Recherche- und Dokumentationsprogramm „StV“ für den Untersuchungszeitraum entnommen und in einer Zusammenfassung113 dokumentiert wurden. Das zur Übersicht aufbereitete Datenmaterial (Nr. 1-3) diente genauso als Grundlage bei der Phasenbildung wie auch die zuvor beschriebenen Überlegungen und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen aus dem Untersuchungsaufbau. Unter Berücksichtigung der Korrelation zwischen den einzelnen Variablen wurden insgesamt 7 Phasen gebildet, welche nachfolgend detailliert beschrieben werden. 110 Stadtverwaltung Sangerhausen 2015 Siehe Anhang B.2 112 Siehe Anhang B.3 113 Siehe Anhang B.3 111 S e i t e 45 Phase: N: (Nachtphase) Aufzeichnungen in der Zeit zwischen 0:00 Uhr und 6:00 Uhr sowie zwischen 20:00 Uhr und 0:00 Uhr des jeweiligen Kalendertages. Erläuterung: Zu diesen Zeiten fanden im gesamten Untersuchungszeitraum keine Geschwindigkeitsüberwachungen statt, weshalb dieser Zeitraum gesondert behandelt wurde, um eine Vermischung der Werte mit den anderen Phasen und eine damit verbundene Abschwächung der Auswirkungen zu verhindern. Phase A: Aufzeichnungen in der Zeit zwischen 6 Uhr und 20 Uhr des jeweiligen Kalendertages, in denen nie Geschwindigkeitsmessungen für das gesamte Stadtgebiet angekündigt waren. Dieser Phase wurden auch die Aufzeichnungen im zuvor benannten Zeitraum zugeordnet, wenn unangekündigte polizeiliche Geschwindigkeitsmessungen in der Stadt stattfanden, welche jedoch auf Grund der Örtlichkeit keinen Einfluss auf die drei Messorte114 hatten. Phase B: Aufzeichnungen zu Zeiten am jeweiligen Kalendertag, in denen unangekündigte Geschwindigkeitsmessungen direkt am Messort stattfanden. Erläuterung: Dabei handelt es sich ausschließlich um polizeiliche Geschwindigkeitsmessungen (Handlasermessungen), welche nicht mit den kommunalen Geschwindigkeitsankündigungen abgestimmt waren. Auf Grund des hohen Einflusses dieser Messungen wurden diese in einer besonderen Phase erfasst. Die Messzeiten wurden auf volle Stunden gerundet. 114 Als Messorte sind die Örtlichkeiten gemeint, wo die Seitenradarmessgeräte angebracht wurden. S e i t e 46 Phase C: Beinhaltet die Aufzeichnungen zu Zeiten am jeweiligen Kalendertag, für die Geschwindigkeitsmessungen im Stadtgebiet angekündigt waren, diese sich jedoch nicht auf den jeweiligen Messort bezogen. Erläuterung: Durch die sehr differenzierte Einteilung der Phasen sollte die Möglichkeit geschaffen werden, auch mögliche Unterschiede beim Geschwindigkeitsniveau zu erkennen, auch wenn die Ankündigungen nicht direkt für den Messort galten. Die Aufzeichnungen, welche der Phase C zugeordnet wurden, fanden in der Zeit zwischen 6:00 Uhr und 20:00 Uhr statt, falls keine Geschwindigkeitsmessungen diesen Zeitraum unterbrochen hatten. Im Falle von Messungen wurden die Zeiträume vor der Messung und nach der Messung exklusive einer Nachhallphase von zwei Stunden erfasst. Die Zeiträume der Geschwindigkeitsmessungen wurden auf volle Stunden gerundet. Phase D: Beinhaltet die Aufzeichnungen zu Zeiten am jeweiligen Kalendertag, wo Geschwindigkeitsmessungen direkt für den Messort angekündigt waren. Erläuterung: Die Aufzeichnungen, welche der Phase D zugeordnet wurden, fanden in der Zeit zwischen 6:00 Uhr und 20:00 Uhr statt, falls keine Geschwindigkeitsmessungen diesen Zeitraum unterbrochen hatten. Im Falle von Messungen wurden die Zeiträume vor der Messung und nach der Messung exklusive einer Nachhallphase von zwei Stunden erfasst. Die Zeiträume der Geschwindigkeitsmessungen wurden auf volle Stunden gerundet. Phase E: Aufzeichnungen zu Zeiten am jeweiligen Kalendertag, in denen angekündigte Geschwindigkeitsmessungen für den Messort stattfanden. Erläuterung: Dabei handelt es sich sowohl um kommunale als auch um polizeiliche Geschwindigkeitsmessungen, welche direkt Die Messzeiten wurden auf volle Stunden gerundet. am Messort stattfanden. S e i t e 47 Phase F: (Nachhallphase) Beinhaltet eine zweistündige Aufzeichnung nachdem Geschwindigkeitsmessungen am jeweiligen Messort stattfanden. Erläuterung: Dabei handelt es sich um die sogenannte Nachhallphase, welche nach der Phase B oder der Phase E zunächst pauschal mit jeweils 2 Stunden angenommen und erfasst wurde. Hintergrund dieser Überlegung war den möglichen Nachhalleffekt stattgefundener Geschwindigkeitsmessungen aus den Phasen A, C und D herauszurechnen, um die möglichen Auswirkung der Ankündigungen zu verdeutlichen. Jedem Messort wurde unter Berücksichtigung der unabhängigen Variablen und entsprechend des Vorhandenseins der Merkmale die passende Phase für den jeweiligen Zeitraum des Kalendertages zugeordnet. Auf Grund der Tatsache, dass zur selben Zeit des Kalendertages zum Teil unterschiedliche Phasen an den drei Messorten vorlagen wurde für jeden Messort ein eigener Phasenkalender115 erstellt. Eine Übersicht der Phaseneinteilung befindet sich ebenfalls im Anhang. 116 3.2.2 Allgemeines In diesem Kapitel wird die Vorgehensweise bei der Datenauswertung beschrieben. Dabei wird erläutert, aus welchen Rohdaten für die drei Messorte vergleichbare Daten erzeugt wurden. Bei der Auswahl der Fahrzeugklassen wurde die Option „alle KfZ“ gewählt und bewusst auf eine Differenzierung verzichtet. Eine Unterscheidungsmöglichkeit nach bis zu 10 verschiedenen Fahrzeugklassen wäre möglich gewesen, diese war aber für die Beantwortung der Untersuchungsfragestellung nicht erforderlich und hätte eher zur Unübersichtlichkeit geführt. 115 116 Siehe Anhänge B.4 – B.6 Siehe Anhang B.1 S e i t e 48 Für die Verarbeitung der insgesamt 1,27 Millionen Messungen wurden für alle drei Messorte für den Erfassungszeitraum in einer ersten Auswertung im „DD.web“ aus den Rohdaten Datum, Uhrzeit, Geschwindigkeiten und Anzahl der Kraftfahrzeuge folgende Daten117 generiert: Durchschnittsgeschwindigkeit Vd die Geschwindigkeit, die von 85% der erfassten Fahrzeugführer nicht überschritten wird V85 die maximal gefahrene Geschwindigkeit Vmax und in die Tabellenkalkulationssoftware MS-Excel exportiert. Die Mittelwerte der Vd und der V85 und der größte Wert der Vmax wurden stündlich für die verschiedenen Messorte erhoben, den Phasen zugeordnet und in einer Tagesund Wochenübersicht zusammengefasst. Zu den beschriebenen 3 Geschwindigkeitsindikatoren wurden für die BaselinePhase entsprechende Tages- und Wochenübersichten ohne Phaseneinteilung erstellt, um eine Vergleichbarkeit herzustellen bzw. daraus auch die Auswirkung der Ankündigungen abzuleiten. In einer zweiten Auswertung wurden für die drei Messorte sieben vergleichbare Geschwindigkeitssektoren definiert, welche sich wie folgt darstellten: 1 Sektor von 0 km/h bis zulässige Höchstgeschwindigkeit 4 Sektoren im 5 km/h Intervall über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit 1 Sektor ab 20 km/h über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit 1 Sektor ab 30 km/h über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit bis 129 km/h (zugleich größter festgestellter Maximalwert des gesamten Untersuchungszeitraumes) Im Rahmen der Datenauswertung mit der Software „DD.web“ konnte jedes Kraftfahrzeug, welches im ununterbrochenen 8-wöchigen Messzeitraum durch eines der Seitenradarmessgeräte erfasst wurde, einem der sieben Geschwindigkeitssektoren zugeordnet werden. Im Ein-Stunden-Raster wurde dann die Anzahl 117 Durchschnitts- und Mittelwerte wurden als arithmetisches Mittel erzeugt S e i t e 49 der Kraftfahrzeuge dem Anwender tabellarisch aufbereitet zur Verfügung gestellt. Diese Daten wurden dann in das MS-Excel exportiert. Aus dem umfangreichen Material wurden dann teilweise Geschwindigkeitssektoren zur besseren Übersichtlichkeit zusammengefasst. Zusätzlich wurden folgende aussagekräftigen Daten118 generiert: der prozentuale Anteil der Kraftfahrzeugführer, die sich an die zulässige Höchstgeschwindigkeit hielten der prozentuale Anteil der Überschreitungen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit Vzul der prozentuale Anteil der Fahrzeugführer, welche die zulässige Höchstgeschwindigkeit um 20 km/h überschritten V x+20 km/h (Raser) Für die drei Messorte wurden die stündlichen Daten in den definierten Phasen zusammengefasst und in Tages- und Wochenübersichten aufbereitet. Durch die in diesem Kapitel beschriebenen Auswertungsmethoden wurden mit dem Programm MS-Excel insgesamt 14 Diagramme zu jedem der Messorte erstellt, so dass eine Vergleichbarkeit gewährleistet werden konnte. In den folgenden 3 Kapiteln wird dann für den jeweiligen Messort auf die aussagekräftigsten Diagramme Bezug genommen, welche Schlussfolgerungen für die aufgeworfenen Untersuchungsfragestellungen zulassen, bzw. Hinweise dazu geben. Weitere interessante grafische Darstellungen wurden dieser Masterarbeit als Anhang beigefügt. Für alle drei Messorte waren stark abweichende Indikatoren speziell an folgenden in den Untersuchungszeitraum fallenden Wochenfeiertagen festzustellen: 118 03. April 2015 (Karfreitag) 06. April 2015 (Ostermontag) 01. Mai 2015 Durchschnitts- und Mittelwerte wurden als arithmetisches Mittel erzeugt S e i t e 50 Der 16. April 2015, bekanntlich der Tag des Blitz-Marathons, spielte bei den Auswertungen eine herausragende Rolle, so dass im Kapitel 3.2.6 gesondert darauf eingegangen wird. Im Rahmen der Auswertungen zu den Messorten 1 bis 3 (Kapitel 3.2.1 bis 3.1.3) wurden alle Diagramme ohne den Tag des Blitz-Marathons abgebildet, bei denen dieser Tag Einfluss auf die Kennlinien der Mittelwerte hatte. Bei den Auswertungen wurde der Fokus auf den Vergleich der Phasen A, C und D gelegt, weil diese die höchste Aussagekraft für die Beantwortung der Untersuchungsfragestellung beinhalteten. Die Phase A erstreckte sich in der Regel von 6 Uhr bis 20 Uhr, wenn sie nicht durch unangekündigte polizeiliche Geschwindigkeitsmessungen unterbrochen wurde. Die Phase C ging über den gleichen Zeitraum, jedoch mit dem Unterschied, dass Geschwindigkeitsmessungen für das Stadtgebiet angekündigt waren, jedoch nicht für den Messort. Am interessantesten für die Untersuchungen waren die Werte aus der Phase D, weil genau hier die direkten Auswirkungen von angekündigten Geschwindigkeitsmessungen zu erwarten waren. Die Phase D wurde für die Zeiten zwischen 6 Uhr und 20 Uhr definiert, an Tagen wo Geschwindigkeitsmessungen für den Messort angekündigt wurden. Unterbrechungen der Phase D im beschriebenen Zeitfenster konnten auftreten, wenn Geschwindigkeitsmessungen in der Straße des Messortes stattfanden, zuzüglich der 2-stündigen Nachhallphase. Durch den Vergleich dieser 3 Phasen erhoffte sich der Verfasser die Gewinnung von Erkenntnissen bzw. Hinweisen, welche für die Beantwortung der Untersuchungsfragestellungen von entscheidender Bedeutung sind. Die Phasen B und E, welche die Zeiten der Geschwindigkeitsmessungen am Messort widerspiegeln, wiesen grundsätzlich reduzierte Geschwindigkeiten für die Vd und die V85 auf. Für die Untersuchungsfragestellung spielten diese Werte nur eine untergeordnete Rolle. Auch für die sogenannte Nachhallphase F trafen die gerade beschriebenen Feststellungen zu. S e i t e 51 Der Indikator Vmax wurde für alle Tage des Untersuchungszeitraumes erhoben. Weitergehende Hinweise für die Fragestellungen konnten aus den Werten nicht gewonnen werden. Grund dafür ist einerseits das große Spektrum der Werte (bis 129 km/h) und die Tatsache, dass ein Wert pro Stunde nichts über die Auswirkungen von Ankündigungen aussagt. Andererseits besteht der Verdacht, dass eine Vielzahl der Werte des Indikators Vmax durch Kraftfahrzeuge entstand, welche Sonder- und Wegerechte in Anspruch genommen haben. 3.2.3 Messort 1: Kyselhäuser Straße Der Messort 1 liegt direkt an der L 151 und ca. 600 Meter vom westlichen Ortseingang entfernt, ganz in der Nähe zur Einfahrt des Gewerbegebietes „Helmepark“. Es gilt die innerörtliche Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Diese Hauptverkehrsader führt auf der L 151 den Verkehr aus dem westlichen Landkreis und zusätzlich von der Anschlussstelle Sangerhausen-West der BAB 38 dem Stadtgebiet zu. Durch den Verkehrsdienst des örtlich zuständigen Polizeireviers Mansfeld-Südharz wurde die Kyselhäuser Straße als Unfallschwerpunktstrecke119 eingestuft. Während des 8-wöchigen Erhebungszeitraumes wurden für den Messort 1 in der Kyselhäuser Straße insgesamt 515.513 Geschwindigkeitsmessungen aufgezeichnet. Am 02. April und 28. April fanden angekündigte Geschwindigkeitsmessungen in der Kyselhäuser Straße sowie am 06. April eine unangekündigte polizeiliche Handlasermessung statt. Zunächst wurden die Entwicklungen der Vd und der V85 für den gesamten Erhebungszeitraum analysiert. Eine Übersicht der erhobenen Werte zur V85 in einem Wochenvergleich zeigt das nachfolgende Diagramm: 119 Innerhalb geschlossener Ortschaften auf einem Kilometer mindestens 3 Verkehrsunfälle mit schwerem Personenschaden auf der Dreijahreskarte (gem. Mail vom 29.05.2015 des Leiters Stabsbereich 3 der PD Sachsen-Anhalt Süd) S e i t e 52 Wochenvergleich - V85 in km/h 63 61 59 57 55 53 51 49 Woche -3 Woche -2 Woche -1 Woche 1 Woche 2 Woche 3 Woche 4 Woche 5 Blitz-Marathon Wochenfeiertag Diagramm 1: Wochenvergleich der V85 (Messort 1: Kyselhäuser Straße) An dieser Stelle ist anzumerken, dass der Wochenvergleich zur Vd ein ähnliches Ergebnis zeigt. Die mit roten Farben gekennzeichneten Kennlinien zeigen die durchschnittliche V85 in der Baseline-Phase, welche sich alle im oberen Bereich befinden. Die grünen Kennlinien des 5-wöchigen Untersuchungszeitraumes zeigen eindeutig, dass ein Rückgang der V85 für den Messort zu verzeichnen war. Grund dafür dürften in erster Linie die stattfindenden angekündigten Geschwindigkeitskontrollen im Stadtgebiet gewesen sein. Die graue Kennlinie, welche die Werte der 4.Woche im Untersuchungszeitraum darstellt, als angekündigt keine kommunalen Geschwindigkeitskontrollen stattfanden, befindet sich auch eher im unteren Bereich des Diagrammes, was auf einen durch die Ankündigungen hervorgerufenen zeitlichen Nachhalleffekt, hindeuten könnte. Im nächsten Diagramm wurde für die Vd ein Vergleich für die Phasen A, C und D in Form einer Wochenübersicht dargestellt. Alle außerhalb des Darstellungsbereiches befindlichen Datenpunkte sind Sonntage oder Wochenfeiertage, welche für die Untersuchungen irrelevant sind. Die in der entsprechenden Phasenfarbe als Dreieck gekennzeichneten Datenpunkte (rosafarbenes Dreieck für Phase C bzw. grünes Dreieck für Phase D) bilden die Vd für die Tage ab, an denen Geschwindigkeitsmessungen angekündigt waren. S e i t e 53 Wochenvergleich Vd in km/h für Phasen A / C / D Woche 1 Woche 2 Woche 3 55 Woche 4 53 Woche 5 51 Phase C 49 Phase D 47 Blitz-Marathon Wochenfeiertag 45 Mo Di Mi Do Fr Sa So Diagramm 2: Wochenvergleich der Vd für die Phasen A / C /D (Messort 1: Kyselhäuser Straße) Einen besonders auffälligen Datenpunkt stellt der Donnerstag der 3. Woche, der Tag des Blitz-Marathons dar. An diesem Tag lag die Vd mit 45,1 km/h deutlich unter dem niedrigsten Wert für Tage angekündigter Geschwindigkeitsmessungen am Messort (Donnerstag der 5.Woche mit 46,4 km/h) und sogar deutlich unter den Werten der anderen Donnerstage der Phase A (ca. 47,5 km/h). Auch am Tag nach dem Blitz-Marathon war die Vd als zweitniedrigster Wert im Erhebungszeitraum positiv auffällig und könnte als Hinweis für einen zeitlichen Nachhalleffekt des medial begleiteten europaweiten Aktionstages interpretiert werden. Insgesamt muss aber bei der Analyse dieses Diagrammes festgestellt werden, dass sich die Tage an denen Geschwindigkeitsmessungen angekündigt waren, nicht grundsätzlich von den Tagen der Phase A unterschieden. Eine Häufung im unteren Bereich des Diagrammes ist aber eindeutig zu sehen. Ähnliche Feststellungen wurden auch getroffen, als unter den gleichen Gesichtspunkten die V85 für den Messort 1 in einem Wochenübersichtsdiagramm in Form des Phasenvergleiches analysiert wurde. Bei den Auswertungen ergaben sich Hinweise darauf, dass bestimmte Auswirkungen auf das Geschwindigkeitsniveau vom Wochentag abhängig waren. Aus diesem Grund wurden im folgenden Diagramm Wochentag bezogen und Phasen bezogen die Mittelwerte der Vd abgebildet. Zusätzlich wurde der Tag des Blitz-Marathons wegen seiner signifikant niedrigen Vd bei der Berechnung der Werte für die Phase D ignoriert, um ein möglichst realistisches Abbild der Werte für die Tage der angekündigten Geschwindigkeitsmessungen zu erhalten. S e i t e 54 Wochentagschnitt als Phasenvergleich der Vd in km/h (ohne Blitz-Marathon; ohne Wochenfeiertage) 49,0 Phase A Phase C + D 48,0 Phase C 47,0 Phase D 46,0 45,0 Mo Di Mi Do Fr Diagramm 3: Wochentagschnitt als Phasenvergleich der Vd (Messort 1: Kyselhäuser Straße) Um die Auswirkungen angekündigter Geschwindigkeitsmessungen beurteilen zu können, müsste man die graue Kennlinie der Phase A als Baseline heranziehen. Folglich bleibt festzustellen, dass eine positive Auswirkung in der Phase C, also bei Ankündigungen für andere Straßen als den Messort ausbleiben. Selbst die Ankündigungen für den Messort haben im Vergleich der Wochentage nur am Donnerstag und Freitag einen positiven Einfluss auf die Vd (siehe Phase D). Die Analyse der V85 unter denselben Gesichtspunkten erbrachte gleich gelagerte Erkenntnisse. Die drei beschriebenen Diagramme wurden für die Vd und die V85 Phasen bezogen erstellt und analysiert. Die nachfolgenden Darstellungen beziehen sich auf den prozentualen Anteil der Fahrzeugführer, welche die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten. Durch die veränderte Herangehens- und Betrachtungsweise sollten weitere Erkenntnisse hinsichtlich der Auswirkungen angekündigter Geschwindigkeitsmessungen gewonnen werden. Bei dem nachfolgenden Diagramm 4 wurde in einem Wochenvergleich der prozentuale Anteil der Kraftfahrzeugführer dargestellt, welche die zulässige innerörtliche Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h überschritten. Die Tage an denen Geschwindigkeitsmessungen angekündigt waren, wurden farblich den Phasen entsprechend mit Dreiecken gekennzeichnet. Alle anderen Datenpunkte stammen aus der Phase A. S e i t e 55 Wochenvergleich der Vzul für die Phasen A / C / D (Übertreteranteil) 80% Woche 1 70% Woche 2 60% Woche 3 50% Woche 4 40% Woche 5 30% Phase C 20% Phase D Blitz-Marathon Wochenfeiertag Diagramm 4: Wochenvergleich der Vzul für die Phasen A / C /D (Messort 1: Kyselhäuser Straße) In diesem Diagramm kann erstmals eindeutig erkannt werden, dass der Anteil der Fahrer, welche die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten, an den Tagen angekündigter Geschwindigkeitsmessungen am niedrigsten war und verstärkt im unteren Bereich der Y-Achse zu finden sind. Tendenziell ist auch zu erkennen, dass die positive Auswirkung auf das Geschwindigkeitsniveau bei Ankündigungen für den Messort größer ist (Phase D), als die Ankündigung für andere Straßen im Stadtgebiet (Phase C)120. Mit lediglich 20,5% Übertreteranteil sticht der Tag des Blitz-Marathons (grünes Dreieck, roter Rand) erneut positiv signifikant heraus. Bezug nehmend auf die Vorüberlegungen vom Diagramm 3 und dem vom Wochentag abhängigen Geschwindigkeitsniveau wurde im nachfolgenden Diagramm die Mittelwerte der Übertreteranteile an den fünf Wochentagen, unterschieden nach Tagen mit und ohne Ankündigung von Geschwindigkeitsmessungen, dargestellt. 120 Zwei der drei Tage an denen Ankündigungen für andere Straßen vorlagen, werden im Diagramm 4 durch Werte der Phase D überdeckt (Dienstag und Mittwoch der 2.Woche) S e i t e 56 Wochentagsschnitt - Übertreteranteil (ohne Blitz-Marathon; ohne Wochenfeiertage) 40% Phase A (ohne Ankündigungen) 35% 30% Phase C + D (mit Ankündigungen) 25% Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Diagramm 5: Wochentagschnitt zum Übertreteranteil der Vzul (Messort 1: Kyselhäuser Straße) Das Diagramm 5 zeigt eindeutig die Auswirkungen der Ankündigungen. An allen vier Wochentagen mit angekündigten Geschwindigkeitsmessungen übertraten deutlich weniger Kraftfahrer die zulässige Höchstgeschwindigkeit, als an den Tagen, für die keine Ankündigungen bekannt gegeben wurden. Für die letzte Betrachtungsweise zur Erörterung der Untersuchungsfragestellung wurden für den Messort 1 aus dem „DD.web“ für den gesamten 8-wöchigen Erhebungszeitraum die Anzahl der Kraftfahrzeuge gefiltert, welche die zulässige Höchstgeschwindigkeit um mindestens 20 km/h überschritten hatten (Vx+20 km/h). Hier wurde bewusst neben dem prozentualen Anteil auch die nummerische Anzahl der Kraftfahrzeuge erhoben, welche deutlich schneller als erlaubt waren. Die Anzahl der Raser wurde dann in Verbindung mit den Kalendertagen in aufsteigender Sortierweise in eine Reihenfolge gebracht. Tage an denen Geschwindigkeitsmessungen angekündigt waren, wurden entsprechend der Phasen farblich gekennzeichnet (rosa Felder - Phase C; grüne Felder - Phase D). In der Tabelle 1 wurde die Anzahl der Raser121 für die Tage mit angekündigten Geschwindigkeitsmessungen, jedoch nur für den 5-wöchigen Untersuchungszeitraum (35 Tage) ohne Baseline-Phase dargestellt. 121 Das komplette Raser-Ranking für den Messort 1 befindet sich im Anhang C.4 S e i t e 57 Platz 1 Platz 3 Platz 5 Platz 11 Platz 13 Platz 16 Platz 19 Platz 25 Platz 27 Ranking der Anzahl der Raser (ohne Baseline-Phase) Wochentag Datum Raser Anmerkungen 22 Blitz-Marathon Donnerstag 16.04. Mittwoch 29.04. 36 Freitag 17.04. 39 Dienstag 28.04. 43 mit Geschwindigkeitsmessung Dienstag 07.04. 45 Donnerstag 30.04. 47 Mittwoch 15.04. 51 Donnerstag 02.04. 60 mit Geschwindigkeitsmessung Mittwoch 08.04. 62 Tabelle 1: Ranking zur Raseranzahl (Messort 1: Kyselhäuser Straße) Neben der Reduzierung der Raseranteile sollte insbesondere die Beeinflussung und Verhinderung jedes einzelnen Rasers eine entscheidende Rolle spielen. Jeder Raser weniger würde eine direkte Erhöhung der Verkehrssicherheit bedeuten. Die Tabelle 1 zeigt, dass an drei von fünf Tagen mit den wenigsten Rasern Geschwindigkeitsmessungen für den Messort angekündigt waren. Auch kann man daraus ablesen, dass es keine entscheidende Rolle für die Anzahl der Raser in den Phasen C oder D spielt, ob tatsächlich Geschwindigkeitsmessungen stattgefunden haben. Sonst wären am 02. und 28. April, also an Tagen, an denen Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt wurden, weniger Fahrer so schnell gefahren bzw. wären diese Tage besser platziert gewesen. Außerdem ist zu erkennen, dass an den Tagen, an denen Geschwindigkeitsmessungen für andere Straßen im Stadtgebiet angekündigt waren (Phase C), sich die Anzahl der Raser nicht so stark wie in der Phase D reduzierte. 3.2.4 Messort 2: Ernst-Thälmann-Straße Der Messort 2 liegt im Norden der Stadt an einer ca. 250 Meter langen „Tempo-30Zone“ direkt am innerstädtischen Stadtring, welcher bis vor wenigen Jahren nur in einer Richtung befahrbar war. Die nun beidseitig geöffnete Verkehrsführung brachte an diesem sehr kurvigen und unübersichtlichen Bereich das Phänomen mit sich, dass das Auffahren aus den Seitenstraßen Morunger Straße und Karl-Miehe-Straße problematisch wurde. Aus diesem Grund wurde die Geschwindigkeit in diesem Bereich auf 30 km/h reduziert. Derzeit gibt es S e i t e 58 zahlreiche Bürgerbeschwerden wegen Überschreitungen der angeordneten Höchstgeschwindigkeit und der damit verbundenen Gefahrensituationen beim Auffahren auf den Stadtring. Ein Verkehrsmonitoring in Verbindung mit der Überprüfung der Auswirkungen auf angekündigte Geschwindigkeitskontrollen in diesem Bereich dürfte besonders interessant sein, weshalb auch die Entscheidung auf diesen Messort fiel. Während des 8-wöchigen Erhebungszeitraumes wurden für den Messort 2 in der Ernst-Thälmann-Straße insgesamt 453.526 Geschwindigkeitsmessungen aufgezeichnet. Am 16. April, also am Tag des Blitz-Marathons, fand von 11:00 bis 14:00 Uhr eine angekündigte Geschwindigkeitsmessungen in der Ernst-Thälmann-Straße sowie am 09. April eine unangekündigte polizeiliche Handlasermessung von 19:00 bis 20:00 Uhr statt. Analog zum Messort 1 wurden zunächst die Entwicklungen der Vd und der V85 für den gesamten Erhebungszeitraum am Messort 2 analysiert. Eine Übersicht der erhobenen Werte zur Vd in einem Wochenvergleich zeigt das nachfolgende Diagramm: Wochenvergleich - Vd in km/h Woche -3 38 Woche -2 37 Woche -1 36 Woche 1 35 Woche 2 34 Woche 3 33 Woche 4 32 Woche 5 31 Blitz-Marathon 30 Wochenfeiertag Diagramm 6: Wochenvergleich der Vd (Messort 2:Ernst-Thälmann-Straße) Die drei Wochenfeiertage sind durch ihre Signifikanzen im Gesamtbild der grünen Kennlinien sehr auffällig. Grundsätzlich kann auch hier die Tendenz erkannt werden, dass sich die grünen Kennlinien des Untersuchungszeitraumes eher S e i t e 59 im unteren Bereich der Y-Achse befinden. Da im 35-tägigen Untersuchungszeitraum nur drei Geschwindigkeitsmessungen am Messort 2 stattfanden, lässt diese Tatsache erste Verdachtsmomente zu, dass die Ankündigungen von Geschwindigkeitsmessungen einen positiven Effekt hinsichtlich der Senkung der Vd erzielen. Der Wochenvergleich mit dem Indikator V85 zeigt ein ähnliches Ergebnis. Im nächsten Diagramm wurde für die Vd ein Vergleich für die Phasen A, C und D in Form einer Wochenübersicht dargestellt. Alle Werte über 42 km/h sind Sonntage oder Wochenfeiertage, welche für die Untersuchungen nicht von Bedeutung sind, weil zum einen für derartige Tage nie Ankündigungen stattfanden und zum anderen auch bisher keine kommunalen Geschwindigkeitsmessungen im Stadtgebiet an solchen Tagen durchgeführt wurden. Die in der entsprechenden Phasenfarbe als Dreieck gekennzeichneten Datenpunkte bilden die Vd für die Tage ab, an denen Geschwindigkeitsmessungen angekündigt waren. Wochenvergleich V85 in km/h für Phasen A / C / D 45 Woche 1 44 Woche 2 43 Woche 3 42 Woche 4 41 Woche 5 40 Phase C 39 Phase D 38 Blitz-Marathon 37 Wochenfeiertag 36 Mo Di Mi Do Fr Sa So Diagramm 7: Wochenvergleich der V85 für die Phasen A / C /D (Messort 2: Ernst-Thälmann-Straße) Der Tag des Blitz-Marathons stellt mit einer V85, welche sogar noch 2 km/h unter dem zweitbesten Wert liegt, erneut einen besonders positiv auffälligen Datenpunkt dar. An zwei von vier Dienstagen war die V85 eindeutig niedriger als an den Dienstagen der Phase A. Lediglich am Dienstag der 4.Woche, also die Woche nach dem Blitz-Marathon war die V85 mit 39,8 km/h annähernd gleich. Bekanntlich waren in dieser Woche keine Geschwindigkeitsmessungen für das Stadtgebiet S e i t e 60 angekündigt. Die Vergleiche für den Mittwoch und Donnerstag verliefen relativ ausgeglichen. Dafür war die V85 am Freitag der 3. Woche auffällig niedrig. Hier liegt die Vermutung nahe, dass die Ursache dafür auf den Nachhalleffekt des Blitz-Marathons zurückzuführen sein dürfte. Zudem waren für diesen Freitag für diesen Messort Geschwindigkeitsmessungen angekündigt. Insgesamt gesehen fällt die Gesamtbetrachtung des Diagramms 7 hinsichtlich einer gesenkten V85 durchaus positiv aus. Ähnliche Feststellungen wurden auch getroffen, als unter den gleichen Gesichtspunkten die Vd für den Messort 2 in einem Wochenübersichtsdiagramm in Form des Phasenvergleiches analysiert wurde. Um die Schlussfolgerungen aus dem Diagramm 7 noch besser interpretieren und vertiefen zu können, wurde im nachfolgenden Diagramm 8 eine veränderte Betrachtungsform der V85 gewählt. Aus diesem Grund wurden im folgenden Diagramm Wochentag bezogen und Phasen bezogen die Mittelwerte der V85 abgebildet. Wochentagschnitt - Phasenvergleich V85 in km/h (ohne Blitz-Marathon; ohne Wochenfeiertage) 40,5 Phase A 40,0 Phase C + D 39,5 Phase C Phase D 39,0 Mo Di Mi Do Fr Diagramm 8: Wochentagschnitt als Phasenvergleich der V85 (Messort 2: Ernst-Thälmann-Straße) Die Darstellung zeigt, dass dienstags, mittwochs und freitags die Werte der V 85 für Ankündigungsphasen, in sechs von sieben Werten, unter denen der Phase A liegen. Eine Ausnahme stellt der Donnerstag dar. Hier liegen alle Werte der Phase C und D über denen der Phase A. Die Ursache dieser Ausnahme kann jedoch nicht begründet bzw. erklärt werden. S e i t e 61 Bei dem nachfolgenden Diagramm 9 wurde in einem Wochenvergleich der prozentuale Anteil der Kraftfahrzeugführer dargestellt, welche die am Messort durch Zeichen 274 angeordnete zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h einhielten. Die Tage, an denen Geschwindigkeitsmessungen angekündigt waren, wurden farblich den Phasen entsprechend mit Dreiecken gekennzeichnet. Alle anderen Datenpunkte stammen aus der Phase A. Wochenvergleich - rechtskonform für Phase A / C / D 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% Woche 1 Woche 2 Woche 3 Woche 4 Woche 5 Phase C Phase D Blitz-Marathon Wochenfeiertag Diagramm 9: Wochenvergleich zum Anteil rechtskonformer Fahrzeugführer für die Phasen A / C /D (Messort 2: Ernst-Thälmann-Straße) In dem Diagramm 9 ist gut zu erkennen, dass der Anteil der Fahrzeugführer, welche die zulässige Höchstgeschwindigkeit einhielten, sehr oft an den Tagen am höchsten war, für die Geschwindigkeitsmessungen angekündigt waren. Analog zu den Feststellungen am Messort 1 (Diagramm 4) ist zu erkennen, dass die Normenakzeptanz bei Ankündigungen für den Messort größer ist (Phase D), als bei Ankündigungen für andere Straßen im Stadtgebiet (Phase C). Montag Dienstag Mittwoch Woche 1 19,21% 20,00% 24,18% Woche 2 12,58% 28,92% Woche 3 21,71% 22,37% Woche 4 22,18% 23,36% Woche 5 20,28% 22,82% Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 23,10% 12,29% 14,33% 13,26% 27,00% 29,02% 24,25% 15,58% 16,05% 25,40% 25,06% 16,61% 14,03% 21,01% 38,77% 23,43% 20,39% 15,89% 12,67% 21,64% 23,94% 10,69% 14,56% 12,04% Tabelle 2: Daten zum Diagramm 9 (Messort 2: Ernst-Thälmann-Straße) S e i t e 62 Mit knapp 39% der Kraftfahrzeugführer, welche sich an die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h hielten, fällt der Tag des Blitz-Marathons erneut positiv auf. Kritisch sei an dieser Stelle angemerkt, dass sich nur zwischen 20% und 25% der Fahrzeugführer an Wochentagen an das Geschwindigkeitsgebot hielt. An den Wochenfeiertagen (rote Zahlen) waren es immer unter 13% und am Wochenende nie mehr als 17%. Diese erschreckenden Zahlen geben Anlass dafür, die bestehende verkehrsrechtliche Geschwindigkeitsanordnung zu überprüfen. In Baden-Württemberg werden entsprechende Empfehlungen zur Überprüfung bereits ausgesprochen, wenn mindestens 75% der gemessenen Fahrzeuge die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten haben.122 Anderenfalls sollte zwingend der Überwachungsdruck im Bereich des Messortes 2 spürbar erhöht werden. Trauriger Tiefpunkt war Freitag, der 1.Mai, als sich nur noch jedes 10. gemessene Kraftfahrzeug rechtskonform durch die 250 Meter lange „Tempo 30 Zone“ bewegte. An diesem Tag befuhren in der Zeit zwischen 10:00 Uhr und 11:00 Uhr insgesamt 83 Verkehrsteilnehmer diesen Bereich mit Geschwindigkeiten von mindestens 50 km/h oder mehr. Ursache hierfür könnte die traditionelle Bikerausfahrt gewesen sein, an der sich 1450 Biker123 beteiligen. Analog zum Diagramm 5, was die Erkenntnisse für den Messort 1 darstellt, wurde das nachfolgende Diagramm 10 erstellt, was eine bessere Vergleichbarkeit der Ergebnisse ermöglichen soll. Dieses Diagramm bildet für den Messort 2 die Phasen mit und ohne Ankündigungen von Geschwindigkeitsmessungen als Kennlinien ab, welche sich aus den Mittelwerten der Übertreteranteile an den fünf Wochentagen zusammensetzt. 122 123 Pozybill 2015 Vgl. Koch S e i t e 63 Wochentagschnitt - Übertreteranteile (ohne Blitz-Marathon; ohne Wochenfeiertage) 80% ohne Ankündigungen (Phase A) 78% mit Ankündigungen (Phase C + D) 76% 74% 72% 70% Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Diagramm 10: Wochentagschnitt zum Übertreteranteil der Vzul (Messort 2:Ernst-Thälmann-Straße) Im Diagramm 8 stellte der Donnerstag die negative Ausnahme dar, als bei Wochentag bezogener Betrachtung der V85 an diesem Wochentag alle Werte der Ankündigungsphasen über denen der Phase A lagen. Das Diagramm 10 bestätigt das beschriebene Phänomen. Auch hier waren, außer donnerstags, die Übertreteranteile an allen Wochentagen mit Ankündigungen geringer als an den Tagen, für die keine Geschwindigkeitsmessungen angekündigt waren. Analog zum Messort 1 (Tabelle 1) wurden auch für die Ernst-Thälmann-Straße die Anzahl der Kraftfahrzeuge gefiltert, welche die zulässige Höchstgeschwindigkeit um mindestens 20 km/h überschritten hatten (Vx+20 km/h). Folglich befuhr die in der nachfolgenden Tabelle 3 aufgeführte Anzahl von Rasern den Messort 2 mit 50 km/h oder noch schneller. Das Raser-Ranking für den Messort 2 wurde für den 35-tägigen Untersuchungszeitraum124 erstellt. Platz 1 Platz 3 Platz 4 Platz 9 Platz 13 Platz 14 Platz 15 Platz 22 Platz 23 Wochentag Donnerstag Dienstag Mittwoch Mittwoch Dienstag Donnerstag Freitag Mittwoch Donnerstag Ranking ohne Baseline-Phase Datum Raser Anmerkungen 16.04. 54 Blitz-Marathon mit Messung 07.04. 87 08.04. 99 15.04. 112 28.04. 119 30.04. 119 17.04. 121 29.04. 134 02.04. 138 Tabelle 3: Ranking zur Raseranzahl (Messort 2: Ernst-Thälmann-Straße) 124 Das komplette Raser-Ranking für den Messort 2 befindet sich im Anhang C.4 S e i t e 64 Unter den vier Tagen mit den wenigsten Rasern befinden sich drei Tage mit Ankündigungen für den Messort 2. Platz 1 wird erneut vom Tag des Blitz-Marathons belegt, wobei mit 31 Rasern weniger der Abstand zu Platz 2 schon sehr deutlich ist. An diesem Tag, dem 9.April 2015, fand eine unangekündigte polizeiliche Geschwindigkeitsmessung am Messort 2 statt. Ähnlich wie in der gleichen Übersicht zum Messort 1, sind auch in der Tabelle 3 die Tage, an denen die Ankündigungen dem Messort 2 galten (grüne Felder / Phase D), deutlich besser platziert als die Tage der Phase C (rosa Felder). 3.2.5 Messort 3: Karl-Liebknecht-Straße Der Messort 3 liegt im südwestlichen Teil der Stadt und ist eine größere Durchfahrtsstraße im Wohngebiet „Südwest“. Angrenzend befinden sich das Schollgymnasium, eine Kindertagesstätte, mehrere Discounter und ärztliche Versorgungseinrichtungen. Diverse Seitenstraßen aus dem Wohngebiet münden in die Karl-Liebknecht-Straße, auf der die innerörtliche Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h gilt. Im Süden der Stadt, ca. 500 Meter vom Messort 3 entfernt, mündet die Straße auf die Erfurter Straße, welche der Zubringer des Verkehrs von der Anschlussstelle Sangerhausen-Süd und von der Umgehungsstraße B 86 ist. Auch die Karl-Liebknecht-Straße wurde durch die Polizei als Unfallschwerpunktstrecke125 eingestuft. Ca. 300 Meter vom Messort 3 entfernt wurde im Erhebungszeitraum eine Baustelle eingerichtet, welche zur Einrichtung eines Fußgängerüberweges notwendig war. In diesem Zeitraum fanden laut Auskunft der Stadtverwaltung Sangerhausen wegen der Bauarbeiten keine kommunalen Geschwindigkeitsmessungen statt. In den Ankündigungen von Geschwindigkeitsmessungen wurde die Straße jedoch mehrfach erwähnt. Unter der Berücksichtigung der beschriebenen Indikatoren erscheint es auch für diesen Messort 3 durchaus sinnvoll, die Auswirkungen der Ankündigungen auf das 125 gem. Mail vom 29.05.2015 des Leiters Stabsbereich 3 der PD Sachsen-Anhalt Süd) S e i t e 65 Geschwindigkeitsniveau zu untersuchen, obwohl im Untersuchungszeitraum keine Geschwindigkeitsmessungen stattfanden. Während des 8-wöchigen Erhebungszeitraumes wurden für den Messort 3 in der Karl-Liebknecht-Straße insgesamt 300.436 Geschwindigkeitsmessungen aufgezeichnet. Als Vergleich zum Messort 1 (Diagramm 1) und Messort 2 (Diagramm 6) wurde das nachfolgende Diagramm 11 erstellt, was den Wochenvergleich der V85 für den Messort 3 darstellt. Wochenvergleich - V85 in km/h 56 55 Woche -3 Woche -2 Woche -1 54 Woche 1 53 Woche 2 52 Woche 3 51 Woche 4 Woche 5 50 Wochenfeiertag Blitz-Marathon Diagramm 11: Wochenvergleich der V85 (Messort 3: Karl-Liebknecht-Straße) Wie in allen anderen zuvor dargestellten Diagrammen fallen erneut die Wochenfeiertage mit ihrer hohen V85 auf. Ein Trend oder Unterschied zwischen den roten Kennlinien für die Baseline-Phase und den grünen Kennlinien für den Untersuchungszeitraum ist kaum feststellbar. Eher fällt die graue Kennlinie im unteren Bereich der Y-Achse positiv auf, welche die Werte der 4.Woche abbildet. In dieser Woche wurde bekanntlich durch die Stadtverwaltung Sangerhausen angekündigt, auf kommunale Geschwindigkeitsmessungen zu verzichten. Erneut erzielt der Tag des Blitz-Marathons am Messort 3 mit der geringsten V85 von knapp 51 km/h das beste Ergebnis. S e i t e 66 In Anlehnung an die Diagramme 2 und 7 von den anderen beiden Messorten wurde hinsichtlich der V85 für den Messort 3 ebenfalls ein Diagramm erzeugt, in dem die Kennlinien der Wochen 1 bis 5 dargestellt werden. Wochenvergleich V85 in km/h für Phase A / C / D Woche 1 Woche 2 56 Woche 3 55 Woche 4 54 Woche 5 53 Phase C 52 Phase D 51 Blitz-Marathon 50 Mo Di Mi Do Fr Sa So Wochenfeiertag Diagramm 12: Wochenvergleich der V85 für die Phasen A / C /D (Messort 3: Karl-Liebknecht-Straße) In der Analyse der Daten muss festgestellt werden, dass sehr viele Werte der V 85 sehr eng beieinander liegen und sich im Diagramm teilweise sogar überlagern. Eine eindeutige Tendenz hinsichtlich der Untersuchungsfragestellung ist nicht zu erkennen, wobei kaum Datenpunkte der Phase A eine geringere V85 abbilden, als die der Phase D. Auf Grund der Tatsache, dass am Messort 3 nur an einem Tag (2. April) die Bedingungen für die Phase C vorlagen, wurde auf eine differenzierte Darstellung der Phasen C und D verzichtet und anders als in den vergleichbaren Diagrammen 3 und 8 nur die gemeinsame Kennlinie der Phasen C + D dargestellt. Wochentagsschnitt - Phasenvergleich V85 in km/h (ohne Blitz-Marathon; ohne Wochenfeiertage) 54 54 53 53 52 52 51 Phase A (ohne Ankündigungen) Phase C + D (mit Ankündigungen) Mo Di Mi Do Fr Diagramm 13: Wochentagschnitt als Phasenvergleich der V85 (Messort 3: Karl-Liebknecht-Straße) S e i t e 67 Aus dem Diagramm 13 kann abgelesen werden, dass an drei von vier Wochentagen die V85 an Tagen der Phasen C oder D geringer war als an Tagen der Phase A, für die keine Geschwindigkeitsmessungen angekündigt wurden. Lediglich der Donnerstag stellt eine Ausnahme dar. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass der Wert für den Blitz-Marathon, welcher an einem Donnerstag stattfand, aus den bekannten Gründen aus dem Diagramm 13 herausgenommen wurde. Ursache für die Ausnahmestellung der Mittelwerte des 4.Wochentages könnte der Donnerstag der 1.Woche sein. Dieser Tag war der einzige Ferientag vor Ostern und erreicht mit einer V85 von 54 km/h fast die hohen Werte der Wochenfeiertage, obwohl für diesen Tag Geschwindigkeitsmessungen im Stadtgebiet (Phase C) angekündigt waren. Im nachfolgenden Diagramm 14 wurde in Anlehnung an die Diagramme 4 und 9 eine Wochenübersicht erstellt, aus der die prozentualen Anteile der Kraftfahrzeugführer abzulesen sind, welche die zulässige Höchstgeschwindigkeit am Messort 3 nicht einhielten. Wochenvergleich der Vzul für die Phasen A / C / D (Übertreteranteil) 50% 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% Woche 1 Woche 2 Woche 3 Woche 4 Woche 5 Phase C Phase D Blitz-Marathon Wochenfeiertag Diagramm 14: Wochenvergleich der Vzul für Phasen A / C /D (Messort 3: Karl-Liebknecht-Straße) Erneut unterscheidet sich eine Vielzahl von Werten der Phasen A und D kaum in ihrer Höhe, was eine Überlagerung in der grafischen Darstellung zur Folge hat. Lediglich die Werte der 3.Woche mit dem Blitz-Marathon und dem Nachhalleffekt am für den Folgetag sind auffällig tief. Mit 38,5% ist der Wert am Donnerstag der 1. Woche (2. April 2015) sehr hoch. Dieser Tag erfüllte die Bedingungen der Phase C, als Geschwindigkeitsmessungen für andere Straßen im Stadtgebiet angekündigt waren. S e i t e 68 Als Grund für den hohen Übertreteranteil an diesem Tag wurde bereits der Ferientag vermutet, der dem langen Osterwochenende in Sachsen-Anhalt vorgelagert war. Die Streuung der Werte im Diagramm 14 und die fehlenden Tendenzen lassen den Verdacht aufkommen, dass die nie stattgefundenen Geschwindigkeitsmessungen am Messort 3 für die Auswirkung der Ankündigungen nicht unbedingt förderlich für Senkung des Geschwindigkeitsniveaus waren. Beim nachfolgenden Diagramm 15 wurden die Übertreteranteile als Wochentagsschnitt dargestellt und nach Phasen mit und ohne Ankündigungen unterschieden. Zudem wurde eine zusätzliche Kennlinie eingefügt, welche den Wert des Ferientages vor Ostern nicht mehr beinhaltet. Vergleichbar mit dem nachfolgenden Diagramm wären für den Messort 1 das Diagramm 5 und für den Messort 2 das Diagramm 10, welche jedoch ohne die grüne Kennlinie abgebildet wurden. Wochentagschnitt - Übertreteranteil (ohne Blitz-Marathon; ohne Wochenfeiertage) 36% 34% ohne Ankündigung (Phase A) mit Ankündigung (Phase C + D) 32% 30% 28% Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag mit Ankündigung, ohne Ferientag (Phase C + D) Diagramm 15: Wochentagschnitt zum Übertreteranteil der Vzul (Messort 3: Karl-Liebknecht-Straße) Bei der Betrachtung des Diagramms 15 fällt auf, dass die Verschiebung bei der roten Kennlinie im Vergleich zur zusätzlich eingefügten grünen Kennlinie durch den Ferientag enorm ist. Insgesamt kann man die Verteilung der Datenpunkte die für Phasen mit und ohne Ankündigung als ausgeglichen bezeichnen. Dienstags und freitags waren die Übertreteranteile an Tagen mit Ankündigungen geringer und mittwochs sowie donnerstags höher. Bis auf die starke Auswirkung des Ferientages am 2. April 2015 können aus dem Diagramm 15 keine weiteren Erkenntnisse hinsichtlich der Fragestellungen für die Untersuchung abgeleitet werden. S e i t e 69 In der letzten Übersicht zum Messort 3 wurde, wie auch für die anderen beiden Messorte (Tabelle 1 und 3) die Anzahl der Raser in eine Sortierreihenfolge gebracht. Die Daten für die Tage mit angekündigten Geschwindigkeitsmessungen wurden den Phasen entsprechend farblich gekennzeichnet.126 Ranking ohne Baseline-Phase Platz 1 Platz 2 Platz 8 Platz 9 Platz 10 Platz 16 Platz 22 Platz 29 Platz 30 Platz 33 Wochentag Donnerstag Donnerstag Dienstag Mittwoch Dienstag Freitag Donnerstag Mittwoch Donnerstag Mittwoch Datum Raser Anmerkungen 23.04. 11 Tag ohne Ankündigungen 16.04. 12 Blitz-Marathon 28.04. 17 29.04. 18 07.04. 19 17.04. 21 30.04. 23 08.04. 27 02.04. 28 Ferientag vor Ostern 15.04. 29 Tag vor dem Blitz-Marathon Tabelle 4: Ranking zur Raseranzahl (Messort 3: Karl-Liebknecht-Straße) Die Tabelle 3 ist die dritte Übersicht zum Raser-Ranking, aber die einzige, in der Platz 1 von einem Tag der Phase A belegt wird, an dem keine Geschwindigkeitsmessungen angekündigt waren. Für den 5-wöchigen Untersuchungszeitraum ist für den Messort 3 in der Karl-Liebknecht-Straße die Differenz bei der Anzahl der Raser mit 19 Rasern zwischen Platz 1 (11 Raser) und Platz 35 (30 Raser) am kleinsten. Erneut fällt auch der Ferientag vor Ostern mit Platz 30 negativ auf, obwohl an diesem Tag für andere Straßen im Stadtgebiet Geschwindigkeitsmessungen angekündigt waren. Platz 33 belegt der Mittwoch vor dem Blitz-Marathon, ein Tag der Phase D, an dem 29 Raser mit 70 km/h oder mehr die Karl-Liebknecht-Straße befuhren. Kritisch muss man feststellen, dass ausgerechnet einen Tag vor dem Blitz-Marathon ungewöhnlich viele Kraftfahrer die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten haben. 126 Das komplette Raser-Ranking für den Messort 3 befindet sich im Anhang C.4 S e i t e 70 3.2.6 Facebook-Gruppe „Blitzerstandorte Sangerhausen und Ortsteile“ Die als Gemeinschaft „Blitzerstandorte Sangerhausen und Ortsteile“ angelegte Facebook-Gruppe meldet laut eigener Information „Aktuelle Standorte von mobilen Blitzern der Stadt sowie Laserpistolen der Polizei in Sangerhausen, Eisleben und Umgebung.“127 Anfang Mai diesen Jahres, also zum Ende des Erhebungszeitraumes, wurden etwas mehr als 1.400 „Gefällt mir“-Botschaften128 über diese Gruppe versendet. Durch diese Aktivität wird dem Freundeskreis des jeweiligen Benutzers der Standort der veröffentlichten und gerade stattfindenden Geschwindigkeitsmessung zugänglich gemacht. Mit der Aktion „Gefällt mir“ bewertet der Absender dieser Aktion die Veröffentlichung des Messortes als positiv. Für unterschiedliche Geschwindigkeitsmessungen kann jedoch dieselbe Person mehrmals eine „Gefällt mir“-Botschaft zum Ausdruck bringen. Zudem kann die Größe des Freundeskreises der Benutzer nicht genau bestimmt werden. Aus diesen Gründen sind die 1.400 „Gefällt mir“-Aktivitäten in der Facebook-Gruppe „Blitzerstandorte Sangerhausen und Ortsteile“ keiner bestimmbaren Anzahl von aktiven Personen zuzuordnen. Bei der Recherche und Dokumentation der Aktivitäten auf dieser Internetseite wurden der Zeitpunkt der Meldung, der Informationsinhalt der Nachricht, die Anzahl von „Gefällt mir“ Bewertungen, die Anzahl der Kommentare zum jeweiligen Eintrag und ob ein Foto zur Messstelle gepostet wurde in einer Tabelle129 dokumentiert. In einem zweiten Schritt wurden die erhobenen Daten den Messorten und -zeiten der kommunalen und polizeilichen Geschwindigkeitsmessungen gegenübergestellt. So konnte verfolgt werden, dass die wöchentlichen durch die Stadtverwaltung Sangerhausen auf ihrer Internetseite in allen Fällen auf die Seite der FacebookGruppe übertragen wurden. Dabei wurde festgestellt, dass von 37 Geschwindigkeitsmessungen, welche im 5-wöchigen Untersuchungszeitraum stattfanden, lediglich 14 Messungen in der 127 Blitzerstandorte Sangerhausen und Ortsteile 2015 Ebd. 129 Siehe Anhang D 128 S e i t e 71 Facebook-Gruppe gemeldet wurden. Die durchschnittliche Reaktionszeit bis der Standort veröffentlicht wurde betrug 59 Minuten. 4-mal wurde die Geschwindigkeitsmessung bereits während des Aufbaus entdeckt und noch vor Beginn der offiziellen Messzeit veröffentlicht. 9-mal wurden die Veröffentlichungen mit maximal 28 „Gefällt mir“-Bewertungen versehen und 12-mal kommentiert. Durch die Facebook-Gruppe wurden nur von 3 Messstellen Fotos veröffentlicht. Wegen der geringen Anzahl von Aktivitäten und der Tatsache, dass nur knapp 38% der stattgefundenen Geschwindigkeitsmessungen im Stadtgebiet entdeckt und gemeldet wurden, könnten Hinweise darauf sein, dass die tatsächliche Anzahl von aktiven Personen in der Gruppe nicht sonderlich hoch ist. Folglich besteht der Grund zur Annahme, dass die Auswirkungen auf das Geschwindigkeitsniveau in Folge der Veröffentlichungen von Geschwindigkeitsmessungen durch die Facebook-Gruppe „Blitzerstandorte Sangerhausen und Stadtteile“ nicht sehr groß sein können. Durch die im Rahmen des Versuchsaufbaus gespeicherten Daten wurde versucht, einer Überprüfung dieser Annahme nachzugehen. Geschwindigkeitsmessungen, welche durch die Facebook-Gruppe veröffentlicht wurden, fanden an einem der drei Messorte während des Untersuchungszeitraumes an folgenden Tagen statt: Donnerstag, 02.April 2015 (Messort 1 – Kyselhäuser Straße) Donnerstag, 09.April 2015 (Messort 2 – Ernst-Thälmann-Straße) Dienstag, 28.April 2015 (Messort 1 – Kyselhäuser Straße) Um die Auswirkung der Veröffentlichungen messbar bzw. mit Daten anderer Geschwindigkeitsmessungen vergleichbar zu machen, könnte der Übertreteranteil Vzul ein geeigneter Indikator sein. Zudem wäre es interessant gewesen, wenn zumindest bei einem Teil der benannten Fälle, die Veröffentlichungen in der Facebook-Gruppe erst während der Messzeit stattgefunden hätten. Dies war leider nicht so. An zwei der drei zuvor benannten Tage wurden die Geschwindigkeitsmessungen bereits beim Aufbau oder spätestens mit dem Beginn der Messzeit veröffentlicht. Am 09.April wurde die 45-minütige Handlasermessung am Messort 2 nach 18 Minuten gemeldet. S e i t e 72 Da die Erfassung der Daten durch das Seitenradarmessgerät nur stündlich erfolgt, kann auch hier keine genaue Auswirkung durch die Veröffentlichung nachvollzogen werden. In der Tabelle 5 wurden alle Geschwindigkeitsmessungen dargestellt, aus denen mögliche Schlussfolgerungen zur Fragestellung gezogen werden könnten. veröffentlichte Messungen Facebook Datum Messzeit 02.04.15 9:18 12:24 09.04.15 19:10 19:55 28.04.15 7:38 12:03 Messort 1 2 1 unveröffentlichte Messungen Facebook Datum Messzeit 06.04.15 10:30 11:30 16.04.15 10:54 13:49 Messort 1 2 Meldezeit Facebook 9:10 19:28 7:37 Übertreteranteil V zul 1.Std. 2.Std. 3.Std. 4.Std. 21,5% 18,7% 14,8% 23,2% 81,2% 29,8% 21,0% 25,0% 27,6% Übertreteranteil V zul keine Meldungen 1.Std. 2.Std. 3.Std. 4.Std. 47,9% 62,8% 41,3% 45,1% 38,6% Tabelle 5: Übertreteranteile Vzul und Facebook-Resonanz zu Geschwindigkeitsmessungen Auf Grund der sehr unterschiedlich hohen Übertreteranteile bzw. der Veränderungen dieser Anteile während der Messzeit sind keine logischen Schlüsse dahingehend zu ziehen, ob Ankündigungen überhaupt Auswirkungen auf das Geschwindigkeitsniveau hatten. Unter Beachtung der Tatsache, dass nur knapp 38% der Geschwindigkeitsmessungen in der Facebook-Gruppe veröffentlicht wurden und zusätzlich ein gewisser Zeitverzug der Meldungen die Regel ist, kann davon ausgegangen werden, dass die beschriebene Art der Veröffentlichungen in den sozialen Medien kaum nachweisbare Auswirkungen hat. S e i t e 73 3.2.7 Ergebnisse des Blitz-Marathons Für die Beantwortung der Fragestellungen wurde der Tag des Blitz-Marathons aus den bereits beschriebenen Gründen als Störvariable behandelt. Auf Grund der Tatsache, dass diese interessante Thematik bisher nicht ausreichend Berücksichtigung fand, wurde dem Blitz-Marathon dieses Kapitel als Exkurs gewidmet. Bei den bisher sehr detailliert dargestellten Auswertungen kristallisierte sich schnell heraus, dass der 16.April 2015 ein Tag mit signifikanten Ergebnissen war. Aus der Analyse der Diagramme 1 bis 15 und aus den Schlussfolgerungen der dargestellten Tabellen gehen bereits umfangreiche Erkenntnisse hervor. Stellvertretend für die Vielzahl der sehr interessanten Ergebnisse sei an dieser Stelle erwähnt, dass, bezogen auf den gesamten 8-wöchigen Erhebungszeitraum, am Tag des Blitz-Marathons, an den Messorten 1 und 2 die wenigsten Raser unterwegs waren. Am Messort 3 überschritten an diesem Tag die zweitwenigsten Fahrer die Geschwindigkeit um mehr als 20 km/h. An allen drei Messorten war an diesem Tag der Anteil der Fahrzeugführer, welche die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten hatten, mit Abstand am geringsten. An zwei von drei Messorten war sogar der Folgetag (17.April 2015), der Tag mit dem zweitniedrigsten Übertreteranteil. Diese Tatsache lässt die Schlussfolgerung zu, dass ein zeitlicher Nachhalleffekt von mindestens einem Tag für den Blitz-Marathon nachgewiesen werden konnte. Der 16.April war auch bei den Erhebungen zur Vd , V85 und der Vzul an allen drei Messorten der Tag mit den niedrigsten Werten. Für die verwendeten Indikatoren sollen die nachfolgenden Diagramme zu den Übertreteranteilen Vzul an den verschiedenen Messorten den Unterschied der Kennlinien beispielhaft darstellen, welche durch den starken Einfluss des BlitzMarathons verursacht wurden. S e i t e 74 Wochentagschnitt - Übertreteranteile Vzul (ohne Wochenfeiertage) Phase A 40% 35% 30% 25% Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Phase C + D (ohne BlitzMarathon) Phase C + D (mit BlitzMarathon) Diagramm 16: Wochentagschnitt zum Übertreteranteil der Vzul (Messort 1: Kyselhäuser Straße) mit und ohne Blitz-Marathon Bereits aus dem Diagramm 16 lässt sich ablesen, dass sich die Kennlinie für die Phasen C und D, welche für die Tage angekündigter Geschwindigkeitsmessungen steht, durch den Blitz-Marathon stark verschoben hat. Eine Veränderung der grundsätzlichen Aussagen des Diagramms war hier nicht feststellbar. Im nachfolgenden Diagramm 17 waren die Verschiebungen noch deutlicher. Wochentagschnitt - Übertreteranteile Vzul (ohne Wochenfeiertage) 80% Phase A 78% Phase C + D (ohne BlitzMarathon) Phase C + D (mit BlitzMarathon) 76% 74% 72% 70% Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Diagramm 17: Wochentagschnitt zum Übertreteranteil der Vzul (Messort 2: Ernst-Thälmann-Straße) mit und ohne Blitz-Marathon Durch den Einfluss des Blitz-Marathons verschiebt sich die Kennlinie für die Übertreteranteile Vzul am Donnerstag sogar unter die Kennlinie der Phase A, so dass in diesem Fall an allen Wochentagen die Kennlinie für die Phasen mit Ankündigungen unter der Linie der Phase A liegt. S e i t e 75 Im nachfolgenden Diagramm 18, welches die Werte für den Messort 3 darstellt, gibt es ähnlich starke Verschiebungen. Wochentagschnitt - Übertreteranteile Vzul (ohne Wochenfeiertage) Phase A 36% 34% Phase C + D (ohne BlitzMarathon) 32% 30% 28% Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Phase C + D (mit BlitzMarathon) Diagramm 18: Wochentagschnitt zum Übertreteranteil der Vzul (Messort 3: Karl-Liebknecht-Straße) mit und ohne Blitz-Marathon Ohne den Einfluss des 16.Aprils 2015 verlief die Kennlinie für die Phasen C und D am Donnerstag erheblich über der Linie der Phase A. Begründet wurde diese Auffälligkeit bereits im Kapitel 3.7.5 mit dem Ferientag vor Ostern, welcher an einem Donnerstag die Werte der Vzul ziemlich negativ beeinflusste. Durch den Einfluss des Blitz-Marathons wurde diese Kennlinie so positiv beeinflusst, dass sie fast den Wert der Phase A erreicht. Die drei analysierten Diagramme zeigen sehr deutlich, dass der Einfluss des 16. Aprils 2015 auf die verschiedenen Kennlinien sehr groß ist. Zusammen mit den Erkenntnissen aus den Kapiteln 3.2.3 bis 3.2.5 kann abschließend festgestellt werden, dass die signifikant positive Wirkung des Blitz-Marathons auf alle Indikatoren eindeutig nachgewiesen werden konnte. S e i t e 76 4 Zusammenfassung der Ergebnisse und Empfehlungen Um die Auswirkungen angekündigter Geschwindigkeitsmessungen auf das Geschwindigkeitsniveau zu untersuchen, wurden im Rahmen dieser Masterarbeit drei Seitenradarmessgeräte über einen ununterbrochenen Zeitraum von 8 Wochen von Anfang März bis Anfang Mai 2015 zum Einsatz gebracht. Die drei Geräte wurden an verschiedenen Standorten der Kreisstadt Sangerhausen (Sachsen-Anhalt) installiert und zeichneten für beide Fahrtrichtungen automatisiert die Geschwindigkeitsdaten von allen Kraftfahrzeugen auf, welche den jeweiligen Messort passierten. Über den gesamten Erfassungszeitraum wurden mit den drei Seitenradarmessgeräten insgesamt 1.270.475 Kraftfahrzeuge erfasst, deren Daten in der Folge auf einem Server gespeichert und anschließend ausgewertet wurden. Der 8-wöchige Erfassungszeitraum wurde in eine 3-wöchige Baseline-Phase und einen 5-wöchigen Untersuchungszeitraum unterteilt. Die Voraussetzungen zur Erfassung einer sogenannten Baseline hätten nicht besser sein können, da die Stadtverwaltung Sangerhausen auf Grund technischer Probleme ihre angekündigten kommunalen Geschwindigkeitsmessungen genau für diesen Zeitraum unterbrechen musste. Dies wurde über das städtische Internetprotal der Bevölkerung mitgeteilt, so dass für die 3-wöchige Baseline-Phase hinsichtlich der Untersuchungsfragestellung ein nahezu unbeeinflusstes Geschwindigkeitsniveau an den drei Messorten erhoben werden konnte. Bei der Auswertung der Messdaten wurden die Auswertungssoftware „DD.web“ des Geräteherstellers RTB und das Tabellenkalkulationsprogramm MS-Excel genutzt. Auf Grundlage des gespeicherten Datenmaterials konnten aus den verschiedenen Wirkungsindikatoren die Daten analysiert werden. Alle drei Messorte befanden sich gut verteilt im Stadtgebiet von Sangerhausen. Für die Auswahl aller Messorte war die Nähe zu den Messorten der kommunalen Geschwindigkeitsmessungen ausschlaggebend. Der Messort 1 (Kyselhäuser Straße) und der Messort 3 (Karl-Liebknecht-Straße) wurden auf Grund von Unfallhäufungen ausgewählt. Für beide Orte gilt die innerörtliche Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Der Messort 1 befindet sich an S e i t e 77 einer viel befahrenen Straße am Ortsrand. Der Messort 3 liegt an einer größeren Durchfahrtsstraße eines Wohngebietes. Der Messort 2 (Ernst-Thälmann-Straße) liegt in einer kurzen und kurvenreichen „Tempo-30-Zone“, welche in der Vergangenheit mehrfach durch Bürgerbeschwerden thematisiert wurde. Hier gilt die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Die wichtigsten Hinweise zur Beantwortung der Fragestellungen konnten aus den Wirkungsindikatoren der Durchschnittsgeschwindigkeit (Vd), der Geschwindigkeit, die von 85% der gemessenen Kraftfahrzeuge nicht überschritten wird (V85), des Anteils der Kraftfahrzeuge, welche die zulässige Geschwindigkeit überschritten (Vzul) und die Feststellung der Anzahl von Rasern, also die Anzahl von Kraftfahrzeugen, welche die zulässige Höchstgeschwindigkeit um mehr als 20 km/h überschritten (Vx+20 km/h) gewonnen werden. Trotz der sehr unterschiedlichen Bedingungen wurden an allen Messorten annähernd identische Entwicklungen und Tendenzen festgestellt bzw. analysiert. Dies erfolgte aber auch mit unterschiedlicher Ausprägung. An dieser Stelle werden zunächst die prägnantesten Erkenntnisse dargestellt, welche nicht unbedingt Zielrichtung der Untersuchungsfragestellungen waren. Obwohl die Ergebnisse eher zufällig festgestellt wurden, sind sie für weitere Schlussfolgerungen und Empfehlungen durchaus von Interesse. Der Tag des Blitz-Marathons am 16. April 2015 war mit Abstand der Tag mit der höchsten Normenakzeptanz. Dieser Tag wurde jedoch als Störvariable eingestuft, weil auf Grund der überdurchschnittlich großen medialen Begleitung dieser Aktion die Rahmenbedingungen für die Untersuchung erheblich verändert wurden. Die Ergebnisse dieses Tages wurden von der Untersuchungsfragestellung abgekoppelt und gesondert analysiert. An zwei von drei Messorten, war es der Tag mit den wenigsten Rasern. Die Wirkungsindikatoren Vd ,V85 und Vzul waren an allen Messort am Aktionstag mit Abstand am niedrigsten. Der Tag des bundesweiten Blitz-Marathons fiel mit seinen signifikanten Ergebnissen in allen erstellten Diagrammen besonders positiv auf. Die positive Wirkung dieser Aktion auf das Geschwindigkeitsniveau und das Verkehrsverhalten der Verkehrsteilnehmer wurde bereits mehrfach nachgewiesen. S e i t e 78 Ursächlich für den großen Erfolg ist neben dem erhöhten Personalansatz am Tag des Blitz-Marathons hauptsächlich die sehr intensive mediale Unterstützung dieser Aktion. Auf Grund dieser Annahme könnte zukünftig eine zeitliche Ausdehnung des 24-stündigen Blitz-Marathons mit entsprechender medialer Begleitung auf mehrere Tage und mit gleichhohem Personalansatz (gleiche Anzahl an Mann-Stunden) einen noch höheren Zugewinn für die Verkehrssicherheit bedeuten. Insbesondere an den drei Wochenfeiertagen und an den Sonntagen waren an allen drei Messorten die Wirkungsindikatoren Vd und V85 mit Abstand am höchsten. Teilweise verdoppelte sich an diesen Tagen der Anteil von Kraftfahrzeugen, welche die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht einhielten. Ähnliche Tendenzen waren auch am 2. April 2015 feststellbar. Als einziger Ferientag vor dem langen Osterwochenende kam dieser Tag mit seinen negativ abweichenden Indikatoren den Wochenfeiertagen sehr nahe. Hauptgrund für die auffällig hohen Werte an diesen Tagen dürfte die geringere Verkehrsstärke sein, welche bekanntlich Einfluss auf das Geschwindigkeitsniveau nimmt.130 Von den insgesamt 37 kommunalen und polizeilichen Geschwindigkeitsmessungen, welche im 5-wöchigen Untersuchungszeitraum durchgeführt wurden, fanden nur 3 Messungen (8%) an einem Sonntag und nur eine Messung an einem Wochenfeiertag statt (3%). Alle 4 Geschwindigkeitsmessungen waren zudem polizeiliche Handlasermessungen meist von nur kurzer Dauer. Kommunale Geschwindigkeitsmessungen gab es an solchen Tagen nicht. Auf Grund der beschriebenen Tatsachen wird die Empfehlung gegeben die kommunalen Geschwindigkeitsmessungen auch in die Zeiträume zu verlagern, in denen die Normenakzeptanz am geringsten ist. Auch die polizeilichen Messungen könnten zumindest vom zeitlichen Ansatz her in diesen Zeiten erhöht werden. Zur Gewinnung weiterführendender Erkenntnisse wurden die Tage in bis zu sieben Phasen eingeteilt, welche auf Grundlage des Vorliegens oder Fehlens der unabhängigen Variablen (Ankündigungen von Geschwindigkeitsmessungen; Geschwindigkeitsmessungen) und anderen Merkmalen gebildet wurden. 130 vgl. Zimmermann 2007, S.4 S e i t e 79 Aus den Vergleichen der Phase A (ohne Ankündigungen) mit der Phase C (Ankündigung für andere Straßen) und der Phase D (Ankündigung für den Messort) konnten wichtige Informationen zur Beantwortung der Fragestellungen gewonnen werden. Wegen der signifikanten Werte aller Wochenfeiertage war es zur zielgenaueren Verfolgung der Fragestellungen und zur besseren Vergleichbarkeit der Wochentage teilweise erforderlich, diese Tage in den Berechnungen nicht mit zu berücksichtigen. In den Diagrammen, welche Wochentag bezogen und Phasen bezogen für die Vd und V85 dargestellt wurden, lagen die Kennlinien für die Phasen mit Ankündigungen zumindest größtenteils unterhalb der Kennlinien für die Phase A. Im Wochentag bezogenen Vergleich für alle Messorte war an 8 von 12 Tagen131 die Vd in den Zeiten angekündigter Geschwindigkeitsmessungen (Phase C oder D) geringer als in den Zeiten für die keine Messungen angekündigt wurden. An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass die Vd bis auf den Messort 2 („Tempo-30-Zone“) an den anderen beiden Messorten unterhalb der zulässigen Höchstgeschwindigkeit lag. Folglich dürfte das knappe Ergebnis nur eine erste Tendenz sein. Etwas eindeutiger sieht es beim Wochentag bezogenen Vergleich für die V85 aus. An 75% der Tage (9 von 12)132 war die V85 in Zeiten angekündigter Geschwindigkeitsmessungen geringer. Auf Grund der Tatsache, dass die V85 ein aussagekräftiger Indikator dafür ist, wie hoch die Geschwindigkeit der schnellsten Verkehrsteilnehmer ist, unterstreicht dieses Ergebnis die positive Auswirkung angekündigter Geschwindigkeitsmessungen auf das Geschwindigkeitsniveau ziemlich deutlich. Beim Vergleich der Ankündigungsphasen C und D wurde deutlich, dass in 5 von 7 Fällen sowohl bei der Vd als auch bei der V85 das Geschwindigkeitsniveau niedriger war, wenn die Geschwindigkeitsmessungen direkt für den Messort angekündigt wurden. 131 132 Siehe Anlage C.1 Siehe Anlage C.2 S e i t e 80 Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und zur Beantwortung der Fragestellung könnte der Nachweis über die Reduzierung der Übertreteranteile (Vzul) in den Phasen angekündigter Geschwindigkeitsmessungen von größerer Bedeutung sein. Beim Vergleich aller drei Messorte lässt sich bereits bei der Gesamtschau der entsprechenden Diagramme die Vermutung äußern, dass der Anteil der Kraftfahrzeuge, welche die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten (Vzul), in den Phasen mit Ankündigungen geringer war als in den Zeiten der Phase A. In den Zeiten angekündigter Geschwindigkeitsmessungen (Phase C oder D) war der Übertreteranteil (Vzul) in 9 von 12 Fällen133 für alle Messorte bei den Wochentag bezogenen Vergleichen geringer als in den Zeiten, für die keine Messungen angekündigt wurden (Phase A). Beim Vergleich der Ankündigungsphasen C und D wurde deutlich, dass in allen 7 Fällen der Übertreteranteil niedriger war, wenn die Geschwindigkeitsmessungen direkt für den Messort angekündigt wurden. Auch die Übersichten zum Raser-Ranking bestätigten den positiven Effekt der angekündigten Geschwindigkeitsmessungen. Aus ihnen ging hervor, dass auffällig wenige Raser an diesen Tagen unterwegs waren. Damit dürfte der Nachweise gelungen sein, dass bereits mit Beginn des angekündigten Messtages positive Auswirkungen auf das Geschwindigkeitsniveau, verursacht durch die Ankündigungen von Geschwindigkeitsmessungen, feststellbar waren. Auch die eindeutige Reduzierung des Anteils der Kraftfahrer, welche die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten, konnte für die Zeiten angekündigter Geschwindigkeitsmessungen nachgewiesen werden. Zudem ist die Wirkung angekündigter Geschwindigkeitsmessungen direkt für den Messort höher als für die Ankündigungen von Messungen in anderen Straßen. 133 Siehe Anlage C.3 S e i t e 81 Für alle Messorte konnte aus den Diagrammen der Wochenvergleiche abgeleitet werden, dass die Werte der Indikatoren Vd und V85 während der 3-wöchigen Baseline-Phase grundsätzlich höher waren als die Werte des 5-wöchigen Untersuchungszeitraumes. Dadurch konnte nachgewiesen werden, dass sich das Geschwindigkeitsniveau im 8-wöchigen Erfassungszeitraum verringert hat. Hinsichtlich der Nachweisbarkeit von zeitlichen Nachhalleffekten, welche durch die Ankündigungen hervorgerufen wurden, konnten zwei Feststellungen getroffen werden. In der 4. Untersuchungswoche kündigte die Stadtverwaltung Sangerhausen an, dass keine kommunalen Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt werden. Trotzdem lagen die Kennlinien der Indikatoren Vd und V85 für diese Woche im gleichen Bereich wie für die Wochen, wo angekündigte Messungen stattfanden. Die erhöhten Vd und V85 der Baseline-Phase wurden nicht erreicht. Hinweise für einen gewissen zeitlichen Nachhalleffekt liegen damit vor. Die zweite Feststellung konnte am Folgetag des Blitz-Marathons getroffen werden. Fast alle Indikatoren für diesen Tag waren positiv auffällig. In mehreren Fällen waren es die zweitbesten Werte des gesamten Untersuchungszeitraumes. Auf Grund der Annahme, dass die Erfolge des Blitz-Marathons schwerpunktmäßig auf die starke mediale Begleitung zurückzuführen sind, kann auch hier von einem zeitlichen Nachhalleffekt durch angekündigte Geschwindigkeitsmessungen ausgegangen werden. Ein Nachweis über mögliche Auswirkungen auf das Geschwindigkeitsniveau durch die Veröffentlichungen von eingerichteten Messstellen in der Facebook-Gruppe gelang nicht. Die Anzahl der aktiven Benutzer dieser Gemeinschaft konnte nicht bestimmt werden. Es konnte aber nachgewiesen werden, dass nur 38% der Geschwindigkeitsmessungen, welche im Untersuchungszeitraum stattfanden, veröffentlicht wurden und dies mit einem durchschnittlichen Zeitverzug von 59 Minuten. Die wenigen Aktivitäten besteht Grund zur Annahme, dass durch die Veröffentlichungen der Facebook-Gruppe „Blitzerstandorte Sangerhausen und Ortsteile“ keine nachweisbaren Auswirkungen auf das Geschwindigkeitsniveau verursacht werden. S e i t e 82 Abschließend lässt sich festhalten, dass durch die Ankündigungen von Geschwindigkeitsmessungen das Geschwindigkeitsniveau positiv beeinflusst werden kann. Seitens der Kommunen und der Polizei sollte schnellstmöglich und häufiger von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht werden, um auf diese Weise die Normenakzeptanz zu steigern. Durch eine bessere Verzahnung zwischen den Kommunen und der Polizei bei Geschwindigkeitsmessungen sowie durch eine intensivere Abstimmung hinsichtlich von Ankündigungen, Messzeiten und –orten könnte vor dem Hintergrund der Mittelverknappung öffentlicher Haushalte die Verkehrssicherheit zumindest auf dem bestehenden Niveau erhalten oder vielleicht noch gesteigert werden. S e i t e 83 5 Literaturverzeichnis Blitzerstandorte Sangerhausen und Ortsteile 2015. „Blitzerstandorte Sangerhausen und Ortsteile“, https://www.facebook.com/pages/Blitzerstandorte-Sanger hausen-und-Ortsteile/952324114801662?sk=timeline&ref=page_internal. 01.07.2015. 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KW – Internetportal der Stadt Sangerhausen ... .107 Abbildung 17: Blitzer-Info 18. KW – Internetportal der Stadt Sangerhausen .... 107 Abbildung 18: Mitteldeutsche Zeitung vom 09.03.15 ....................................... 108 Abbildung 19: Mitteldeutsche Zeitung vom 07.04.15 ....................................... 108 Abbildung 20: Mitteldeutsche Zeitung vom 25.04.15 ....................................... 108 Abbildung 21: Mitteldeutsche Zeitung vom 28.03.15 ....................................... 108 Abbildung 22: Mitteldeutsche Zeitung vom 11.04.15 ....................................... 109 Abbildung 23: Mitteldeutsche Zeitung vom 26.02.15 ....................................... 109 Abbildung 24: Mitteldeutsche Zeitung vom 06.03.15 ....................................... 110 Abbildung 25: Wochenspiegel vom 11.03.15 ................................................... 111 S e i t e 90 9 Abkürzungsverzeichnis B Bundesstraße BAB Bundesautobahn BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung bzw. beziehungsweise DHPol Deutsche Hochschule der Polizei EU Europäische Union ggf. gegebenenfalls GPS Global Positioning System GSM Global Standard for Mobile Communications KfZ Kraftfahrzeug(e) km/h Kilometer pro Stunde KW Kalenderwoche L Landstraße MS Microsoft NRW Nordrhein-Westfalen PD Polizeidirektion PopKo Psychologisch optimierte polizeiliche Kontrollstrategie StV Statistik Verkehr TISPOL Traffic Information System Police UAFEK Unterarbeitsgruppe Führung, Einsatz, Kriminalitätsbekämpfung V85 Geschwindigkeit, die von 85% der erfassten Fahrzeugführer nicht überschritten wird Vd Durchschnittsgeschwindigkeit Vmax die maximal gefahrene Geschwindigkeit je Stunde am Messort Vx+20 km/h der prozentuale Anteil der Fahrzeugführer, welche die zulässige Höchstgeschwindigkeit um 20 km/h überschritten (Raser) Vzul der prozentuale Anteil der Überschreitungen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit u. a. unter anderem z. B. zum Beispiel S e i t e 91 Anhang A: Untersuchungsorte in Sangerhausen Anhang A.1: Kyselhäuser Straße (Messort 1) zulässige Höchstgeschwindigkeit 50 km/h Unfälle (2012 - 2014) 88 Verkehrsunfälle verletzte Personen (2012 - 2014) 8 Schwerverletzte, 12 Leichtverletzte Unfallursachen Sicherheitsabstand (13), Geschwindigkeit (3) Wochentag bezogene Schwerpunkte Montag, Freitag Tageszeit bezogene Schwerpunkte 09:00 – 12:00 Uhr, 14:00 - 15:00 Uhr Auswahlgrund des Messortes Unfallhäufung Tabelle 6: Verkehrsunfalldaten (Messort 1)134 Seitenradarmessgerät Abbildung 1: Übersichtsaufnahme des Messortes 1 in der Kyselhäuser Straße (Blickrichtung: stadtauswärts) 134 Gem. Mail des Leiters Zentrale Aufgaben (Polizeirevier Mansfeld-Südharz) vom 03.07.2015 S e i t e 92 Anhang A.2: Ernst-Thälmann-Straße (Messort 2) zulässige Höchstgeschwindigkeit 30 km/h Unfälle (2012 - 2014) 39 Verkehrsunfälle verletzte Personen (2012 - 2014) 1 Schwerverletzter, 5 Leichtverletzte Unfallursachen Sicherheitsabstand (17), Geschwindigkeit (1) Wochentag bezogene Schwerpunkte Mittwoch, Freitag Tageszeit bezogene Schwerpunkte 09:00 – 11:00 Uhr, 17:00 - 18:00 Uhr Auswahlgrund des Messortes Bürgerbeschwerden Tabelle 7: Verkehrsunfalldaten (Messort 2)135 Abbildung 2: Übersichtsaufnahme des Messortes 2 in der Ernst-Thälmann-Straße (Blickrichtung: Scharfe Ecke) 135 Gem. Mail des Leiters Zentrale Aufgaben (Prev. Mansfeld-Südharz) vom 03.07.2015 S e i t e 93 Anhang A.3: Karl-Liebknecht-Straße (Messort 3) zulässige Höchstgeschwindigkeit 50 km/h Unfälle (2012 - 2014) 74 Verkehrsunfälle verletzte Personen (2012 - 2014) 4 Schwerverletzte, 19 Leichtverletzte Unfallursachen Sicherheitsabstand (33), Geschwindigkeit (4) Wochentag bezogene Schwerpunkte Montag, Donnerstag Tageszeit bezogene Schwerpunkte 12:00 – 15:00 Uhr, 17:00 - 18:00 Uhr Auswahlgrund des Messortes Unfallhäufung Tabelle 8: Verkehrsunfalldaten (Messort 3)136 Abbildung 3: Übersichtsaufnahme des Messortes 3 in der Karl-Liebknecht-Straße (Blickrichtung: stadteinwärts) 136 Gem. Mail des Leiters Zentrale Aufgaben (Prev. Mansfeld-Südharz) vom 03.07.2015 S e i t e 94 Anhang B: Phaseneinteilung und Phasenkalender Anhang B.1: Übersicht der Phaseneinteilung Phase Merkmal 1 Merkmal 2 Phase N Nachtphase 0:00 – 6:00 Uhr und Merkmal 3 20:00 – 0:00 Uhr Phase A Phase B Keine Keine Messung am Messungen in Ankündigungen Messort anderen Straßen Keine Messung am Messort Ankündigungen Phase C Phase D Phase E Ankündigung für Messungen in anderen Vor oder nach andere Straßen Straßen Messung am Messort Ankündigung für Messungen in anderen Vor oder nach Messort Straßen Messung am Messort Ankündigung für Messung am Messort Messort oder andere Straßen Phase F Nachhallphase Zwei Stunden nach Phase B oder E Anhang B.2: Kommunale Ankündigungen von Geschwindigkeitsmessungen KW Tag 1 14 Do., 2.4. 15 Di., 7.4. 16 Mi., 15.4. Tag 2 Tag 3 Straßen E.-Thälmann-Str. Steinberger Weg Schulgasse Hessstr. Mi., 8.4. Koenenstraße K.-Liebknecht-Str. Erfurter Str. E.-Thälmann-Str. Otto-Grotewohl-Str. Do., 16.4. Am Kornmarkt K.-Liebknecht-Str. Kyselhäuser Str. E.-Thälmann-Str. Kylische Str. Kupferhütte Am Rosengarten Erfurter Str. Blitz-Marathon Fr., 17.4. Do., 16.4. Kupferhütte 17 keine 18 Di., 28.4. Mi., 29.4. Do., 30.4. Kyselhäuser Str. Allstedter Str. K.-Liebknecht-Str. Am Oberfeld Am Rosengarten Sotterhäuser Weg S e i t e 95 Anhang B.3: Ankündigungen und Geschwindigkeitsmessungen S e i t e 96 Anhang B.4: Phasenkalender Kyselhäuser Straße (Messort 1) S e i t e 97 Anhang B.5: Phasenkalender Ernst-Thälmann-Straße (Messort 2) S e i t e 98 Anhang B.6: Phasenkalender Karl-Liebknecht-Straße (Messort 3) S e i t e 99 Anhang C: Weitere Diagramme und Datentabellen Anhang C.1: Vergleich137 der Messorte 1 – 3 im Wochentagsschnitt der Vd Wochentagsschnitt - Phasenvergleich Vd in km/h (ohne Blitz-Marathon) 49 49 48 48 47 47 46 46 45 Phase A Mo Di Mi Do Fr 47,6 47,7 47,6 47,6 47,0 Phase C + D 47,6 47,8 47,5 46,0 Phase C 47,2 48,2 48,6 Phase D 47,8 47,6 46,4 46,0 Abbildung 4: Wochentagsschnitt Vd (Messort 1) Wochentagsschnitt - Phasenvergleich Vd in km/h (ohne Blitz-Marathon) 35,0 34,5 34,0 33,5 33,0 32,5 32,0 Mo Di Mi Do Fr 34,2 34,0 33,8 33,3 34,0 Phase C + D 33,4 33,5 33,8 33,4 Phase C 33,9 34,0 33,6 Phase D 32,9 33,3 34,0 Phase A 33,4 Abbildung 5: Wochentagsschnitt Vd (Messort 2) Wochentagsschnitt - Phasenvergleich Vd in km/h (ohne Blitz-Marathon) 48 47 46 45 Phase A Phase C + D Mo Di Mi Do Fr 46,2 46,31 46,2 46,2 46,0 46,34 46,1 46,9 45,6 Abbildung 6: Wochentagsschnitt Vd (Messort 3) 137 Grüner Kreis (niedrigerer Indikator) und roter Kreis (höherer Indikator) stellen den Vergleich der Phase A mit der Phase C + D dar. Hier 8 von 12 niedrigere Indikatoren der Phase C + D. S e i t e 100 Anhang C.2: Vergleich138 der Messorte 1 – 3 im Wochentagsschnitt der V85 Wochentagsschnitt - Phasenvergleich V85 in km/h (ohne Blitz-Marathon) 55 54 53 52 51 50 Phase A Mo Di Mi Do Fr 53,3 53,7 53,5 53,9 52,6 Phase C + D 53,3 53,6 53,4 51,6 Phase C 53,1 53,7 54,5 Phase D 53,4 53,5 52,4 51,6 Abbildung 7: Wochentagsschnitt V85 (Messort 1) Wochentagsschnitt - Phasenvergleich V85 in km/h 40,4 40,2 40,0 39,8 39,6 39,4 39,2 39,0 Phase A (ohne Blitz-Marathon) Mo Di Mi Do Fr 40,2 40,0 39,9 39,3 40,2 Phase C + D 39,4 39,7 39,8 39,3 Phase C 39,8 40,0 39,5 Phase D 39,3 39,5 40,1 39,3 Abbildung 8: Wochentagsschnitt V85 (Messort 2) Wochentagsschnitt - Phasenvergleich V85 in km/h (ohne Blitz-Marathon) 53,5 53,0 52,5 52,0 Phase A Phase C + D Mo Di Mi Do Fr 52,5 53,4 52,8 52,4 52,9 53,1 52,7 53,2 52,3 Abbildung 9: Wochentagsschnitt V85 (Messort 3) 138 Grüner Kreis (niedrigerer Indikator) und roter Kreis (höherer Indikator) stellen den Vergleich der Phase A mit der Phase C + D dar. Hier 9 von 12 niedrigere Indikatoren der Phase C + D. S e i t e 101 Anhang C.3: Vergleich139 der Messorte 1 – 3 im Wochentagsschnitt der Vzul Wochentagsschnitt - Übertreteranteil Vzul (ohne Blitz-Marathon) 39% 37% 35% 33% 31% 29% 27% 25% Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag 36,4% 38,8% 37,2% 37,1% 36,0% 35,2% 37,1% 31,1% 26,7% ohne Ankündigung (Phase A) mit Ankündigung (Phase C+D) Abbildung 10: Wochentagsschnitt Vzul (Messort 1) Wochentagsschnitt - Übertreteranteil Vzul (ohne Blitz-Marathon) 80% 78% 76% 74% 72% 70% Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag 79,2% 78,1% 77,4% 73,8% 77,7% 74,1% 75,3% 76,5% 74,9% ohne Ankündigungen (Phase A) mit Ankündigungen (Phase C + D) Abbildung 11: Wochentagsschnitt Vzul (Messort 2) Wochentagsschnitt - Übertreteranteil Vzul 36% 35% 34% 33% 32% 31% 30% 29% 28% ohne Ankündigung (Phase A) (ohne Blitz-Marathon) Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag 30,7% 32,7% 31,1% 29,9% 31,9% 32,1% 31,2% 34,8% 28,8% mit Ankündigung (Phase C + D) Abbildung 12: Wochentagsschnitt Vzul (Messort 3) 139 Grüner Kreis (niedrigerer Indikator) und roter Kreis (höherer Indikator) stellen den Vergleich der Phase A mit der Phase C+D dar, in diesem Fall 9 von 12 niedrigere Indikatoren der Phase C+D. S e i t e 102 Anhang C.4: Raser-Ranking der Messorte 1 – 3 Ranking ohne Baseline-Phase Platz Platz 1 Platz 2 Platz 3 Platz 4 Platz 5 Platz 6 Platz 7 Platz 8 Platz 9 Platz 10 Platz 11 Platz 12 Platz 13 Platz 14 Platz 15 Platz 16 Platz 17 Platz 18 Platz 19 Platz 20 Platz 21 Platz 22 Platz 23 Platz 24 Platz 25 Platz 26 Platz 27 Platz 28 Platz 29 Platz 30 Platz 31 Platz 32 Platz 33 Platz 34 Platz 35 Wochentag Donnerstag Montag Mittwoch Donnerstag Freitag Dienstag Dienstag Samstag Mittwoch Samstag Dienstag Samstag Dienstag Freitag Donnerstag Donnerstag Montag Montag Mittwoch Montag Samstag Mittwoch Sonntag Dienstag Donnerstag Freitag Mittwoch Ostermontag Sonntag Sonntag Samstag Sonntag Freitag Karfreitag Sonntag Datum 16.04. 27.04. 29.04. 23.04. 17.04. 21.04. 14.04. 02.05. 22.04. 25.04. 28.04. 18.04. 07.04. 10.04. 09.04. 30.04. 13.04. 30.03. 15.04. 20.04. 04.04. 01.04. 03.05. 31.03. 02.04. 24.04. 08.04. 06.04. 26.04. 19.04. 11.04. 12.04. 01.05. 03.04. 05.04. Raser 22 35 36 37 39 39 42 42 43 43 43 44 45 45 46 47 48 49 51 51 53 55 55 58 60 60 62 64 67 71 73 83 84 88 96 Tabelle 9: vollständige Übersicht zum Raser-Ranking (Messort 1) S e i t e 103 Platz 1 Platz 2 Platz 3 Platz 4 Platz 5 Platz 6 Platz 7 Platz 8 Platz 9 Platz 10 Platz 11 Platz 12 Platz 13 Platz 14 Platz 15 Platz 16 Platz 17 Platz 18 Platz 19 Platz 20 Platz 21 Platz 22 Platz 23 Platz 24 Platz 25 Platz 26 Platz 27 Platz 28 Platz 29 Platz 30 Platz 31 Platz 32 Platz 33 Platz 34 Platz 35 Ranking ohne Baseline-Phase Wochentag Datum Raser Donnerstag 16.04. 54 Donnerstag 09.04. 85 Dienstag 07.04. 87 Mittwoch 08.04. 99 Montag 13.04. 102 Sonntag 19.04. 105 Dienstag 21.04. 110 Freitag 10.04. 111 Mittwoch 15.04. 112 Sonntag 12.04. 113 Dienstag 14.04. 114 Sonntag 03.05. 118 Dienstag 28.04. 119 Donnerstag 30.04. 119 Freitag 17.04. 121 Montag 20.04. 123 Mittwoch 22.04. 125 Mittwoch 01.04. 126 Montag 30.03. 128 Dienstag 31.03. 131 Donnerstag 23.04. 134 Mittwoch 29.04. 134 Donnerstag 02.04. 138 Montag 27.04. 139 Sonntag 05.04. 142 Samstag 18.04. 144 Samstag 25.04. 144 Samstag 11.04. 148 Ostermontag 06.04. 149 Freitag 24.04. 149 Karfreitag 03.04. 164 Samstag 02.05. 165 Samstag 04.04. 168 Sonntag 26.04. 169 Freitag 01.05. 234 Tabelle 10: vollständige Übersicht zum Raser-Ranking (Messort 2) S e i t e 104 Ranking ohne Baseline-Phase Platz Platz 1 Platz 2 Platz 3 Platz 4 Platz 5 Platz 6 Platz 7 Platz 8 Platz 9 Platz 10 Platz 11 Platz 12 Platz 13 Platz 14 Platz 15 Platz 16 Platz 17 Platz 18 Platz 19 Platz 20 Platz 21 Platz 22 Platz 23 Platz 24 Platz 25 Platz 26 Platz 27 Platz 28 Platz 29 Platz 30 Platz 31 Platz 32 Platz 33 Platz 34 Platz 35 Wochentag Donnerstag Donnerstag Sonntag Sonntag Montag Montag Montag Dienstag Mittwoch Dienstag Dienstag Mittwoch Sonntag Montag Mittwoch Freitag Freitag Sonntag Donnerstag Samstag Dienstag Donnerstag Dienstag Samstag Ostermontag Samstag Samstag Karfreitag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonntag Mittwoch Samstag Freitag Datum 23.04. 16.04. 19.04. 12.04. 20.04. 27.04. 13.04. 28.04. 29.04. 07.04. 14.04. 22.04. 26.04. 30.03. 01.04. 17.04. 01.05. 03.05. 09.04. 18.04. 21.04. 30.04. 31.03. 04.04. 06.04. 25.04. 02.05. 03.04. 08.04. 02.04. 10.04. 05.04. 15.04. 11.04. 24.04. Raser 11 12 13 14 14 16 17 17 18 19 19 19 20 21 21 21 21 21 22 23 23 23 24 24 24 24 24 25 27 28 28 29 29 30 30 Tabelle 11: vollständige Übersicht zum Raser-Ranking (Messort 3) S e i t e 105 Anhang D: Dokumentationen zur Facebook-Gruppe Abbildung 13: Startseite der Facebook-Gruppe (abgerufen am 21.07.15) Abbildung 14: Kommentare in der Facebook-Gruppe zum Aufbau der Seitenradarmessgeräte (vom 06.03.15) S e i t e 106 Tabelle 12: Geschwindigkeitsmessungen mit Reaktionen der Facebook-Gruppe S e i t e 107 Anhang E: Internet- und Presseveröffentlichungen Abbildung 16: Blitzer-Info zur 17.KW auf dem Internetportal140 der Stadt Sangerhausen (abgerufen am 20.04.15) Abbildung 15: Mitteldeutsche Zeitung vom 19.02.15 Abbildung 17: Blitzer-Info zur 18. KW auf dem Internetportal141 der Stadt Sangerhausen (abgerufen am 25.04.15) 140 141 Stadtverwaltung Sangerhausen 2015 Ebd. S e i t e 108 Abbildung 19: Mitteldeutsche Zeitung vom 07.04.15 Abbildung 20: Mitteldeutsche Zeitung vom 25.04.15 Abbildung 18: Mitteldeutsche Zeitung vom 09.03.15 Abbildung 21: Mitteldeutsche Zeitung vom 28.03.15 S e i t e 109 Abbildung 22: Mitteldeutsche Zeitung vom 11.04.15 Abbildung 23: Mitteldeutsche Zeitung vom 26.02.15 S e i t e 110 Abbildung 24: Mitteldeutsche Zeitung vom 06.03.15 S e i t e 111 Abbildung 25: Wochenspiegel vom 11.03.15 S e i t e 112 Erklärung Münster, im Juli 2015 Hiermit erkläre ich, Mario Sormes, dass ich meine Masterarbeit „Auswirkungen angekündigter Geschwindigkeitsmessungen auf das Geschwindigkeitsniveau“ selbstständig verfasst, keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt und alle Zitate kenntlich gemacht habe. Mario Sormes