1. Pressespiegel

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1. Pressespiegel
Pressespiegel und Pressemitteilungen
der
Hochschule für Musik und Theater Hamburg
August 2009
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1. Pressespiegel
(Hamburger Abendblatt, 21. August)
Preise für Popkurs-Absolventen Peter Fox und Judith
Holofernes
Er gilt als Talentschmiede für deutsche Musiker: der Popkurs
der Hamburger Musikhochschule.
Foto: Peter Fox auf einem Festival in Berlin (dpa)
Zwei Absolventen sind nun zusammen ausgezeichnet worden:
Judith Holofernes, Frontfrau der Band Wir sind Helden, und
der Hip-Hop-Musiker Peter Fox gewannen den Deutschen
Musikautorenpreis der Gema, der in Berlin verliehen wurde.
Zu den ehemaligen Absolventen des Popkurs gehören auch
Revolverheld und Künstler wie Ute Lemper und Heinz Strunk.
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Unterrichtet werden die Studenten unter anderen von Jane
Comerford (Texas Lightning). Wer die Stars von morgen
schon heute erleben will, kann das Popkurs-Konzert 2009 am
27. August um 20 Uhr in der Markthalle besuchen. Eintritt: 7
Euro.(ccj)
(Die Welt, 12. August)
Deutsche Orchester und ihr Rassismus-Problem
Von Lucas Wiegelmann
Mancher spricht sogar von "nationalem Chauvinismus": Japaner, Koreaner und Chinesen haben es deutlich schwerer als
ihre europäischen Kollegen, in ein deutsches Orchester zu
kommen. Gelegentlich werden asiatische Bewerber schon
ausgeladen, ohne einen einzigen Ton gespielt zu haben.
Nach dreißig Sekunden war alles vorbei. Wieder einmal. Das
Probespiel um eine Bratschenstelle bei einem renommierten
sächsischen Konzertorchester endete für die junge Japanerin
mit einer neuen Enttäuschung. Seit sie ein Kind war, hat sie
sich auf diese Sekunden vorbereitet, die über ihr ganzes Leben
entscheiden können.
Auf jede einzelne dieser Sekunden kommen Stunden des Tonleiternspielens, Tage des Intonationstrainings, Monate des
Übens. Am Ende hieß es nach den ersten dreißig Sekunden
von Hoffmeisters Bratschenkonzert „Danke“, und sie konnte
ihren Bratschenkoffer packen. Die Stelle bekam ein anderer.
Das hat sie jetzt schon zehn Mal erlebt, bei Orchestern in
ganz Deutschland.
Die 30-jährige Japanerin möchte in einer Branche arbeiten, die
keinen Fachkräftemangel kennt, sondern nur einen Fachkräfteüberschuss. In der deutschen Klassikszene gibt es viel mehr
ausgebildete Musiker als freie Stellen. Fast jeder Instrumentalist macht deshalb die bittere Erfahrung, beim Probespiel abgelehnt zu werden, in aller Regel mehrfach.
Aber die Bratscherin glaubt, dass es noch einen anderen
Grund für ihr Scheitern gibt. Sie glaubt, dass sie es schwerer
hat als ihre Konkurrenten. Weil sie Asiatin ist. „Ich habe mit
einem Deutschen gemeinsam studiert, bei demselben Professor. Wir bewerben uns immer um die gleichen Stellen. Aber er
bekommt mehr als doppelt so viele Einladungen als ich.“
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Auf den ersten Blick scheint der Gedanke abwegig zu sein.
Musik kennt keine Grenzen, sagt man. Ihre Sprache ist international, sie verbindet die Völker. Wer schon einmal eine Musikhochschule von innen gesehen hat, wird das bestätigen.
Vor allem Koreaner bevölkern dort die Übezellen.
Viele deutsche Musiker haben Schwierigkeiten, einen Studienplatz an einer Hochschule zu bekommen. Die weltweite
Konkurrenz ist groß. Das Studium in Deutschland ist für Asiaten, aber auch für Russen oder Amerikaner attraktiv. Viele
möchten gern im Land Bachs, Beethovens und Wagners ihren
letzten musikalischen Schliff bekommen. Und in Deutschland
ist das Studium in der Regel billiger.
An der Universität der Künste (UdK) Berlin studierten im vergangenen Wintersemester 1045 junge Menschen Musik. Davon kamen 155 Studenten aus Asien, also rund 15 Prozent. In
München beträgt der Anteil der Asiaten zehn, in Köln 26 Prozent. Hierbei sind nicht nur Instrumentalisten, sondern auch
andere Studiengänge wie Musikwissenschaft oder Musiklehrer
mitgerechnet. Also solche Studiengänge, die fast nur
Deutsche belegen. Der Anteil der Asiaten in den Orchestermusiker-Studiengängen ist deshalb noch deutlich höher, er
liegt in manchen Professorenklassen bei bis zu fünfzig Prozent.
Die Besetzungslisten deutscher Profi-Orchester zeigen dagegen ein ganz anderes Bild. Zum Beispiel in Berlin: Die Berliner
Philharmoniker haben 128 Mitglieder, drei von ihnen stammen
aus Asien (Japan). Das sind 2,3 Prozent. Im Deutschen Symphonie-Orchester Berlin (DSO) sind es 2,9 Prozent. Bei der
sächsischen Staatskapelle Dresden ist der Anteil mit 1,4 Prozent besonders niedrig.
Natürlich weiß niemand, wie viele asiatische Absolventen gar
nicht in Deutschland bleiben wollen, sondern in ihre Heimat
zurückkehren. Darüber gibt es keine Studien. Die Diskrepanz
der Quoten ist trotzdem auffällig. Asiatische Bewerber können
sich offenbar nur selten bei Orchester-Probespielen durchsetzen. Das legen die Zahlen nahe. Und das bestätigen Insider.
Der Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker, Wenzel
Fuchs, sagt: „Es stimmt, wir haben relativ wenige Asiaten im
Orchester. Ich weiß nicht, warum das so ist. Teilweise gibt es
sicher auch Vorurteile im Orchester. Bei mir allerdings nicht,
ich bin mit einer Japanerin verheiratet.“
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Die Philharmoniker haben vor kurzem einen neuen Konzertmeister gekürt, einen Japaner. Aber sonst kommen nur selten
Asiaten in die letzten Runden der Probespiele, sagt Wenzel
Fuchs: „Der Asiate ist erfahrungsgemäß sehr fleißig. Die Jugend in Europa nimmt das Geschäft nicht so bitter ernst. Diese Lockerheit ist dann vielleicht manchmal ausschlaggebend.“
In deutschen Orchestern entscheiden alle Mitglieder gemeinsam, wer neu aufgenommen wird. Egal, ob gerade ein Cellist,
Oboist oder Solo-Pauker gesucht wird. Im Schnitt konkurrieren 60 bis 80 Bewerber um einen Platz. Die jeweilige Instrumentengruppe trifft anhand der Lebensläufe eine Vorauswahl.
Im Durchschnitt werden dann zehn bis vierzig Musiker zum
Probespiel eingeladen. Die Aspiranten spielen einzeln vor dem
versammelten, manchmal mehr als hundert Mann starken
Orchester. Das Ganze geht über mehrere Runden, jedes Mal
scheiden Kandidaten aus.
Kolja Blacher von der Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin
ist einer der angesehensten Violinprofessoren Deutschlands.
Als Solist tritt er mit den großen Orchestern der Welt auf. Blacher war selbst einmal Orchestergeiger. Er kennt den Betrieb
von beiden Seiten, als Ausbilder und als Mitspieler.
Er sagt: „Wenn im Orchester die Unterlagen der Bewerber
herumgehen, werden natürlich zuerst die Deutschen eingeladen. Das habe ich selbst erlebt. Das ist auch immer noch so.“
Wenn zum Probespiel dann zwei gleich gute Bewerber kämen,
nehme das Orchester lieber den Deutschen. Das Phänomen
gebe es auch in anderen Ländern. „Einen gewissen nationalen
Chauvinismus hat jedes Land.“
In Deutschland leiden darunter vor allem die Asiaten. Ein weit
verbreitetes Vorurteil in Musikerkreisen besagt, dass sie fleißige, technisch korrekte Instrumentalisten seien. Dass es ihnen
aber an Herz und Seele, an interpretatorischer Tiefe fehle. Vor
allem das Repertoire der Wiener Klassik falle ihnen schwer.
Kolja Blacher: „Es gibt den typischen Spruch: ,Da fehlt einfach
noch was.‘ Da ist viel Rassismus bei den Orchestern, teilweise
auch bei den Hochschulen.“
Rassismus in der deutschen Klassik-Szene – das Phänomen
gab es schon einmal so ähnlich auf der Opernbühne. Regisseure zögerten, ihren Don Giovanni oder ihren Siegfried mit
Asiaten zu besetzen. Zu klein, zu schlecht verständlich, hieß
es oft. Aber die Situation hat sich geändert.
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Auf den Besetzungslisten der Musiktheater stehen immer häufiger asiatische Sänger, auch an den großen Häusern. In vielen
Orchestern scheint man noch nicht so weit zu sein. Aber darüber redet niemand gern. Betroffene Bewerber schon gar
nicht. Sie wollen sich die nächsten Probespiele nicht verbauen.
Die Deutsch-Koreanerin Hwa-Won Pyun braucht keine Probespiele mehr zu machen. Die 26-Jährige hat seit zwei Jahren
eine unbefristete Stelle als Geigerin im SWR-Sinfonieorchester
Freiburg. Aber bis sie die Stelle hatte, musste auch sie gegen
Vorurteile kämpfen. Dabei ist sie in Deutschland geboren,
kann gar kein Koreanisch. Aber sie sieht asiatisch aus, beide
Eltern kommen aus Südkorea.
Hwa-Won sagt: „Wenn manche Leute mich sehen, stecken die
mich auch in den Topf: ,Technisch sehr gut, aber musikalisch
nichts drauf.‘ Dabei war es bei mir eher anders herum.“ Auch
der Violinprofessor Ulf Klausenitzer von der Musikhochschule
in Nürnberg, der im Moment bei den Bayreuther Festspielen
im Orchestergraben sitzt, sagt: „Es gibt irrationale Vorbehalte
gegenüber Asiaten. Aber darüber wird nicht geredet.“
Anders seien die niedrigen Asiatenzahlen in den deutschen
Orchestern nicht zu erklären. An mangelnder Qualität liege es
sicher nicht, sagt Klausenitzer. Asiaten seien hervorragend
ausgebildet, schon von klein auf. Die Vernetzung von Musikschulen und Hochschulen sei in Asien sehr gut. „Die jungen
hochbegabten deutschen Musiker haben deutlich schlechtere
Ausbildungsbedingungen.“
Umso überraschender ist es, dass Asiaten die Probespiele so
selten gewinnen. Dabei ist der Trend eindeutig: Deutsche
Orchester werden immer internationaler. Der Arbeitsmarkt der
Instrumentalisten ist schon länger globalisiert als andere
Branchen. Vor allem bei den Streichern schaffen es immer
mehr Ausländer aus der ganzen Welt ins Orchester.
Bei den Bläsern steht diese Entwicklung noch am Anfang.
Warum haben ausgerechnet asiatische Bewerber immer noch
Nachteile? Klausenitzer: „Im Unterschied zu Amerikanern
oder Russen unterscheidet sich das Aussehen der Asiaten
deutlich von dem der Europäer. Das könnte ein Grund sein,
dass sie es schwerer haben.“
Dieser Verdacht ist einer jungen Chinesin auch schon gekommen. Ihr Name soll nicht bekannt werden. Die 25-Jährige
hat vor wenigen Tagen ihr Bratschendiplom gemacht. Note 1
mit Auszeichnung. Sie hat einen Praktikumsplatz bei einem
berühmten deutschen Opernorchester und bemüht sich nebenher um eine feste Stelle. Bisher vergeblich. Sie spielt bei
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Probespielen in der ersten Runde das Hoffmeister-Konzert.
Beim letzten Mal durfte sie sieben Minuten lang spielen. Dann
wurde sie nach Hause geschickt. In Deutschland eine Stelle zu
bekommen, ist für alle schwer, sagt sie. Aber für Asiaten besonders. „Es ist wahr. Ich glaube, es liegt an meinem Aussehen. Aber das würde nie jemand sagen.“
(Hamburger Abendblatt, 11. August)
Vielsaitig durch die Saison - mit Xavier de Maistre
Von Verena Fischer-Zernin
Xavier de Maistre mag Flugzeuge. Das ist ein Glück, denn er
bringt einen beachtlichen Teil seines Lebens in ihnen zu. Je
gefragter ein Musiker ist, desto aberwitziger spreizen sich seine Reiserouten. De Maistre kommt gerade aus Osaka von einer dreiwöchigen Japantournee. In Frankfurt hat er eine Stunde Zeit, seine Harfe hat er gleich nach Wien durchgecheckt.
Wie ein Sportler tritt er aus dem Gate, sehnig, in Jeans und
Sweatshirt. Ein wenig blasser als auf den CD-Covers sieht er
nach dem Flug schon aus, aber seine braunen Augen funkeln.
Im Gespräch gibt er jeden Ball sofort zurück, in fließendem
Deutsch. Nur einige charmante Satzdreher verraten den Franzosen.
"Im Flugzeug ist meine einzige Zeit ohne Telefon und E-Mail.
Da kann ich in Ruhe lesen und nachdenken", sagt er. Xavier de
Maistre hat eine für sein Instrument beispiellose Karriere gemacht: Mit 25 Jahren wurde er Soloharfenist bei den Wiener
Philharmonikern. Er gibt Soloabende in den besten Konzertsälen der Welt. Seine CD-Aufnahmen werden bejubelt; für die
Debussys "Nuit d'étoiles" mit der Sopranistin Diana Damrau
bekommt er im Oktober den Echo-Klassik als Instrumentalist
des Jahres.
Am 15. September geben die beiden in der Laeiszhalle einen
Liederabend mit Werken von Schumann, Strauss, Fauré und
Debussy. Es wird die glanzvolle Eröffnung von de Maistres
Saison als Artist in residence bei den Hamburger Symphonikern. Intendant Daniel Kühnel hatte das schon vor dem Echo
eingefädelt.
Mit den Symphonikern hat de Maistre noch nie gespielt. Insgesamt wird er sechs Konzerte geben. "Ich freue mich sehr,
mein Instrument in seinen vielen Facetten vorstellen zu kön-
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nen." Klassikliebhaber haben selten konkrete Vorstellungen
von der Harfe - allenfalls denken sie an Engelsklänge und zarte
Arpeggi, wenn's romantisch sein soll. Das will de Maistre ändern; seine Programme zeigen es: Das Harfenkonzert des
klassisch modernen Komponisten Alberto Ginastera ist dabei.
Ansonsten bedient er sich jenseits des recht begrenzten Harfenrepertoires gerne beim Klavier, etwa für den Liederabend
mit Diana Damrau. Auch zwei Klavierkonzerte von Joseph
Haydn spielt er.
Die Stücke müssen natürlich spieltechnisch für Harfe passen.
De Maistre verlangt sich harte Arbeit ab, um sich in Tongebung und Artikulation gegen das zähe Vorurteil von der Harfen-Klangwolke abzuheben. Das Ergebnis aber wirkt mühelos
virtuos; de Maistres Spiel ist durchhörbar, farbig und kraftvoll.
Dass de Maistre Berufsmusiker würde oder gar Weltstar, hat
ihm an der Wiege keiner gezupft. 1973 geboren und in Toulon
aufgewachsen, lernte er wie alle Kinder an französischen Musikschulen erst einmal Solfège, das ist Musiktheorie auf Gesangsbasis. Und verguckte sich, neunjährig, in die Lehrerin.
Die unterrichtete zufällig auch Harfe. Obwohl sich seine
Hochbegabung sehr bald zeigte, studierte er nach der Schule
nicht Musik, sondern Politikwissenschaft. Seine Familie wollte
es so. Harfenunterricht nahm er privat - und gewann 1998 den
berühmtesten Harfenwettbewerb der Welt in Bloomington
(USA).
Seit 2001 ist er Professor an der Hamburger Musikhochschule. Meist fliegt er morgens früh her, unterrichtet den ganzen
Tag und nimmt abends die letzte Maschine zurück nach Hause zu seiner Frau, ebenfalls reisende Musikerin, und seiner
kleinen Tochter. Das wird er auch weiterhin so halten. "Hinterher bin ich zwar immer völlig fertig", sagt er und lacht.
"Aber ich mache das gerne so." Beim Abschied schultert er
seine Umhängetasche mit einer Lässigkeit, als wäre er auf
dem Weg zur Bushaltestelle. Im nächsten Moment ist er
schon im Gewimmel der Fluggäste verschwunden
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(Die Welt, 8. August)
"Popularität ist eine Blase, die ganz leicht platzen
kann"
Das Gespräch führte Martina Goy
TV-Casting-Shows sind die Hoffnung auf schnellen Ruhm.
Dozentin Jane Comerford von der Hamburger Musikhochschule saß in einigen Jurys und beobachtete den Nachwuchs
TV-Casting-Shows sind die Hoffnung auf schnellen Ruhm.
Dozentin Jane Comerford von der Hamburger Musikhochschule saß in einigen Jurys und beobachtete den Nachwuchs
In ihrem Popkurs gründeten sich Bands wie Wir sind Helden
und Seeed mit dem aktuell als Solist erfolgreichen Peter Fox.
Beim vergangenen Grand-Prix coachte die Australierin Jane
Comerford, 50, das deutsche Duo Alex swings Oscar sings.
Mit der Country-Band Texas Lightning feierte die studierte
Musikerin eigene Erfolge. Ein Gespräch über Illusionen,
Möchtegern-Stars und die Fallen der Marketing-Maschinerie
Welt am Sonntag:
Frau Comerford, wie wird man ein Star?
Jane Comerford:
Ist das eine Frage über mich persönlich, oder wollen Sie eine
Expertenmeinung?
Beides? Sind Sie denn ein Star?
Comerford:
Nicht im internationalen Sinn. Aber damals, zu Zeiten unseres
Nummer-1-Hits "No No Never" war der Rummel hier in
Deutschland ziemlich groß. Eigentlich wollten wir nur zum
Spaß Musik machen. Aber dann kam plötzlich der Erfolg, die
Marketing-Maschinerie war angeworfen, und ich befand mich
im großen Medien-Spiel, welches ich bis dahin so nah noch
nicht kannte.
Derzeit feiert die Schottin Amy McDonald mit NeoCountrysongs weltweit Erfolge. Sind Sie neidisch?
Comerford:
Nein. Das liegt an meiner Herkunft. Mein Vater ist ein ViehAuktionator. Bei uns zu Hause gilt bei Geschäften noch der
Handschlag. Wobei ich kürzlich in Hamburg beim Kauf eines
Kamins dem Verkäufer den Handschlag kurz verweigert habe.
Was ist mit der Haftung, schoss mir durch den Kopf. Wenn
ich jetzt einschlage, habe ich womöglich ein Problem. Der
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arme Kerl wusste gar nicht, wie ihm geschah. Jetzt habe ich
allerdings den Faden verloren ...
Wir waren beim Stichwort Neid ...
Comerford:
Genau. Meine Jugend und Werte. In der Welt, in der ich aufgewachsen bin, wird man sehr bodenständig erwachsen. Ich
habe über die vergangenen 30 Jahre ein sehr aufregendes,
vielseitiges und recht erfolgreiches Berufsleben genossen, mit
allen möglichen Höhen und Tiefen. Dieser Wink des Schicksals, den ein Nummer-1-Hit in den Pop-Charts bedeutet, ist
mir sehr, sehr bewusst. Also habe ich ihn genossen. Mehr
aber auch nicht. Popularität ist eine Blase, die ganz leicht platzen kann.
Verraten Sie das auch den Nachwuchs-Musikern in den Popkursen?
Comerford:
Bei diesen tollen, jungen Menschen sind Illusionen nicht das
Problem. Sie sind beseelt von ihrer Musik, wollen sich mitteilen, etwas miteinander schaffen. Sie ringen um ein eigenes
Profil. Berühmt zu werden, steht bei den meisten noch nicht
an erster Stelle. Wissen Sie, wie einige für die Dauer eines
Kurses unterkommen? Wenn sie keine privaten Kontakte haben, zelten sie an der Alster. Erfahrungen wie diese gehören in
der realen Welt dazu.
Dann reden wir mal über die irreale Welt. Stichwort CastingShows. Was erleben die Teenager dort?
Comerford:
Diese jungen Leute kommen zum Drehort, erfahren den ganzen Rummel um ihre Person, den perfekt gesteuerten Ablauf,
bei dem sie sich um nichts kümmern müssen und denken, es
ist ganz einfach, ein Star zu werden. Dass die Chancen für so
eine Lebensplanung ungefähr so groß sind wie beim Lottospielen, ist den meisten nicht bewusst.
Wie sieht die Wirklichkeit aus?
Comerford:
Viele der vermeintlichen Stars, die man im Fernsehen sieht,
schaffen es zwar in die Räder der Vermarktungs-Maschinerie,
aber bis sie nennenswert mitverdienen und vielleicht auch
mitbestimmen, muss viel passieren. Um es ganz deutlich zu
sagen: Der alleinige Herrscher in dieser Branche ist die
Marktwirtschaft. Es macht mich manchmal ganz traurig, wenn
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ich das Funkeln in den Augen dieser Möchtegern-Stars sehe,
denen der Blick für die Realität fehlt.
Gefragt sind auch Nehmerqualitäten. Die Juroren urteilen hart
Comerford:
Casting-Shows sind eine gigantische Bühne der Selbstdarstellung. Wenn man sich dort produziert, schadet es nicht, wenn
man etwas gut kann. Aber es muss auch nicht sein. Man wird
ja nur untereinander verglichen. Es ist eine eigene, eine künstliche, vor allem aber eine abgeschottete Welt.
Mit verkorksten Charakteren?
Comerford:
Nicht unbedingt. Ich habe kürzlich eine junge Frau wieder
getroffen, die ich bei der Sendung ,Fame Academy' kennengelernt hatte. Die war total glücklich, hatte viele gute Aufträge als
Moderatorin. Die habe sie nur bekommen, weil sie damals so
viel in der Castingshow gelernt habe, erzählte sie mir. Interviewtraining, Styling, Coaching, all das sind während einer
Staffel Selbstverständlichkeiten für die Teilnehmer. Davon
kann man profitieren, wenn man schlau genug ist.
Und wenn nicht?
Comerford:
2008 hatte eine junge Frau ihr Gesangsvideo bei YouTube
eingestellt. Sie bekam Millionen Klicks auf ihren Titel, war bekannt in einer gewissen Szene. Irgendwann wurde ihr Video
immer weniger angesehen. Das Problem: In der realen Welt
hatte sie keine Chance, ihre Musik zu Geld zu machen.
Was muss man denn haben, um tatsächlich ein Star zu werden?
Comerford:
Das hat viel mit Zeitgeist zu tun, aber auch mit dem richtigen
Look, der richtigen Attitüde. Man muss etwas Kantiges haben,
etwas, das auffällt. Beispielsweise Bill Kaulitz. Der hat eine
tolle Stimme und Ausstrahlung. Er sticht heraus aus der Menge. Zu Recht feiert er heute mit Tokio Hotel überall auf der
Welt Erfolge. Aber man darf nicht vergessen, er hatte auch das
Glück, zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Produzenten mit
dem passenden Konzept zu treffen.
Dann sind originäre künstlerische Fähigkeiten wie Musikalität
und Kreativität nicht wirklich wichtig?
Comerford:
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Doch, natürlich sind sie wichtig. Es kommt aber darauf an, in
welcher Sparte der Popmusik man sich bewegt. Bei einem
Castingshow-Act zählen andere Kriterien als bei einer Band,
die ihre eigenen Songs und Arrangements schreibt. Ich glaube, es gibt für einen künstlerischen Weg nicht richtig oder
falsch. Es gibt auch nicht die Regeln eins bis zehn, und wenn
man die beherrscht, ist man ein erfolgreicher Sänger oder
Musiker. Diese Welt ist bunt und unberechenbar, und das ist
gut so.
2. Pressemitteilungen
Meisterkurse für Streicher und Kammermusik an der
Hochschule für Musik und Theater Hamburg
Vom 1. bis 14. September 2009 findet zum dritten Mal die
"International Mendelssohn Summer School" an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg statt.
Hochqualifizierte Musikstudierende aus der ganzen Welt werden zwei Wochen lang in Hamburg zusammen kommen, um
in zahlreichen Meisterkursen Ihre musikalischen Fähigkeiten
unter Beweis zu stellen und unter professioneller Anleitung Ihr
Spiel weiter zu veredeln. Ein hochkarätig besetztes Dozententeam international renommierter Professoren aus Europa und
den USA wird die Studierenden während dieser Zeit begleiten.
Als Professoren konnten in diesem Jahr u. a. gewonnen werden:
Donald Weilerstein, Andreas Röhn und Christoph Schickedanz
(Violine)
Nobuko Imai, Thomas Selditz und Marius Nichiteanu (Viola)
Arto Noras und Bernhard Gmelin (Violoncello)
Valentin Erben, Eberhard Feltz, Nobuko Imai, Joseph Kalichstein, Arnold Steinhardt, Niklas Schmidt (Klaviertrio und
Streichquartett).
Die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren die Meisterschüler in
zahlreichen Konzerten. Die international auch als Solisten
anerkannten Professoren runden das Angebot mit eigenen
Konzerten ab. Begleitet werden ausgewählte Studierende im
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Abschlusskonzert und in den dafür vorgesehenen Proben vom
Staatlichen Kammerorchester Weißrussland unter der Leitung
von Hochschulpräsident Elmar Lampson.
Interessierte Musikliebhaber haben die Möglichkeit, einen
Hör(s)pass für die 3. International Mendelssohn Summer
School Hamburg zu erwerben. Er kostet einmalig 80 Euro (für
Schüler und Studierende 40 Euro) und ermöglicht den Eintritt
zum Eröffnungsabend, zu allen Meisterkursveranstaltungen,
zu den Konzerten der Meisterschüler und Ihrer Dozenten in
der Hochschule für Musik und Theater und zum großen Abschlusskonzert der besten Teilnehmer mit dem Minsker
Kammerorchester im Forum der Musikhochschule.
Ticket-Hotline: 040 - 688 766 315
HÖR(S)PASS - (alle Tage, alle Konzerte) 80 Euro, ermäßigt:
40 Euro
TAGES-HÖR(S)PASS - (ein Tag inkl. Konzerte) 24 Euro, ermäßigt: 12 Euro
KONZERT-HÖR(S)PASS - (alle Konzerte und Veranstaltungen
eines Abends) 12 Euro, ermäßigt: 6 Euro
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1. Internationaler Kammermusikwettbewerb Hamburg
Vom 18. bis zum 27. September 2009 findet zum ersten Mal
der Internationale Kammermusikwettbewerb Hamburg für
Streichquartett und Klaviertrio statt. Als Stadt der großen
Komponisten der Kammermusik und Geburtsort von Felix
Mendelssohn und Johannes Brahms, wird sich Hamburg damit seiner alten Traditionen wieder bewusst und ruft pünktlich
zum 200. Geburtstag von Mendelssohn und dem 200. Todesjahr von Joseph Haydn einen hochdotierten Kammermusikwettbewerb ins Leben, der von nun an alle drei Jahre ausgetragen werden wird.
Initiator und Direktor Prof. Niklas Schmidt, Professor für
Kammermsusik und Cello an der Hamburger Hochschule für
Musik und Theater Hamburg, zu dem Wettbewerb: "Es ist auf
jeden Fall so, dass es auf dem Niveau, auf dem der Wettbewerb stattfindet, nur sehr wenige weltweit gibt. Ich dachte,
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dass es eigentlich ganz schön wäre, wenn man für die beiden
Königsklassen Streichquartett und Klaviertrio mal einen Wettbewerb ins Leben ruft, der auch, allein schon was die Jury anbelangt, einfach Weltklasse ist." Zu den Juroren zählen z. B.
Menahem Pressler vom Beaux Arts Trio und Valentin Erben
vom Alban Berg Quartett, um nur zwei zu nennen.
Der Wettbewerb findet an drei Veranstaltungsorten statt: Die
ersten beiden Runden Streichquartett sind im Mozart-Saal im
Logenhaus und die ersten beiden Runden Klaviertrio in der
Musikhochschule, die Finalrunde dann im Rolf-LiebermannStudio im NDR.
Termine
18.09.2009 - 19.00 Uhr
Eröffnungsabend Forum
19. - 21.09.2009
1. Runde
Forum, Mozartsaal
22. + 23.09.2009
2. Runde
Forum, Mozartsaal
24.09.2009
Rahmenprogramm
25. + 26.09.2009
Finalrunde
Rolf-Liebermann-Studio
27.09.2009 - 19.30 Uhr
Konzert der Preisträger
Rolf-Liebermann-Studio
Veranstaltungsorte
Rolf-Liebermann-Studio
(NDR)
des
Norddeutschen
Rundfunks
Forum der Hochschule für Musik und Theater Hamburg
Mozartsaal im Logenhaus Hamburg
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KLANG!-CONTAINER IN ÖVELGÖNNE
Den Sommer verbringen die daheim gebliebenen Hamburger
gerne am Elbstrand in Övelgönne, wo sich in Anbetracht des
breiter werdenden Flusses schnell ein Urlaubsgefühl einstellt.
Genau dort hat seit dem 4.8. auch Hamburgs KLANG!Container sein neues Quartier bezogen. Hinter dem Museumshafen am Beginn des Elbstrandes hat er künftig von
Freitag bis Sonntag geöffnet und lockt wie gewohnt mit freiem
Eintritt zum Schnuppern und Vertiefen des "Erlebnis Neue
Musik".
Nach den Stationen Uni-Campus und HafenCity endet die
Saison des KLANG!-Containers im Oktober mit seinem Gastspiel in Övelgönne. Der kleine mobile Konzertsaal lockte in
den letzten Monaten viele Passanten zu einem Besuch und
verschaffte dadurch etlichen einen ersten Kontakt mit zeitgenössischer Musik, ganz im Sinne des Vermittlungsansatzes
des durch die Kulturstiftung des Bundes initiierten Projektes
Netzwerk Neue Musik, in dessen Rahmen die KLANG!Veranstaltungen stattfinden.
Die NORDMETALL-Stiftung fördert das künstlerische Programm des KLANG!-Containers.
Die Henri-Benthack-Stiftung
KLANG!-Containers.
ermöglichte den
Bau
des
Termine im Überblick:
Övelgönne (Höhe Övelgönner Mühlenweg, neben Elbtunnellüfter)
7. August bis 11. Oktober
Öffnungszeiten: Fr 16.00? 19.00 / Sa +So 14.00?19.00
Impressionen: Neue Musik in Hamburg - eine Ausstellung in
Bildern und Klängen
9., 14., 15., 21., 22. + 23. August - jeweils um 16.00 und 17.00
Uhr
Lautsprecherkonzert "Hafenprojekt 1995" (s.o.)
16. August - 16 Uhr
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Solorecital - Carola Schaal (Klarinette) spielt Werke von u.a.
Karlheinz Stockhausen und Edison Denissow
22. August - 20.30 Uhr
Solokonzert im Doppel - Hainer Wörmann (Gitarre) mit über
20 Jahren Improvisations-Erfahrung trifft Chad Popple (Percussion), der sehr kreativ immer neue Wege und Ausdrucksmöglichkeiten auf all seinen Instrumenten findet.
28. August - 5. September
"Onmaked Nega" und "A Set of Dots"
zwei interaktive Multimedia-Installationen von Sergio Vasquez
und Alexander Schubert
30. August - 16 Uhr
Solorecital - Martin von Frantzius spielt sein eigenes Werk
"Spectral-Scapes" für Solovioline und Elektronik
6. September - 16.00 - 19.00 Uhr
Marathonkonzert des Ensemble L?ART POUR L?ART
12. + 13. September - 16.00 Uhr
Kalimba! Kontained - Jennifer Hymer spielt Werke für Kalimba
Solo von Annie Gosfield, Anthony De Ritis, David Lang, Sascha Lino Lemke und Karlheinz Essl
19. September - 20.30 Uhr
Solokonzert ? Wu Wei (Sheng-Meister aus China), absoluter
Ausnahmemusiker und Top-Interpret zeitgenössischer und
traditioneller chinesischer Musik.
20. September - 16.00 Uhr
Harfe Spezial - Gesine Dreyer (Harfe), spielt Heinz Holliger,
Jörn Arnecke, Manfred Stahnke und eine Uraufführung von
Leopold Hurt
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24. September - 18 Uhr
Eröffnung der Klanginstallation "über den Hörwert XII" mit
Live-Konzert Helmut Lemke
25. September - 10. Oktober
Klanginstallation "über den Hörwert XII" von Helmut Lemke Sammeln von Klängen aus der näheren Umgebung des
KLANG!-Containers: Helmut Lemke dokumentiert, was er
hört, über Zeichnungen, Fotos, Texte und Klangaufnahmen
10. 10. - 20.00 Uhr
End of Season - Glühlampenmusik von und mit Michael Vorfeld aus Berlin
Danach: DJ Sebastian Reier aka Booty Carrell legt auf, zwischen HipHop und Avantgarde
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