Kontrazeptiva: Thromboembolierisiko
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Kontrazeptiva: Thromboembolierisiko
erstellt: 01.12.2009 letzte Revision: 17.04.2012 nächste Revision: 17.04.2014 Public Health Pharmakovigilanz Wichtigkeit: Niveau I Evaluation: G03A - HORMONELLE KONTRAZEPTIVA ZUR SYSTEMISCHEN ANWENDUNG Kontrazeptiva: Thromboembolierisiko Die Einnahme oraler Kontrazeptiva, die Anwendung des Verhütungspflasters [4,8] oder des Vaginalrings [8] kann das Risiko für Thromboembolien erhöhen. [1,2,5,8] Dies betrifft insbesondere die Kontrazeptiva mit den neueren Gestagenen Drospirenon, Gestoden und Desogestrel. [1,2,6,7,8] Sicherste kombinierte Kontrazeptiva sind Anti-Baby-Pillen mit Levonorgestrel oder Norethisteron [7] und mit niedriger Estrogendosis. Sie sind zu bevorzugen. [2,7,8] Allgemeines Venöse Thromboembolien kommen bei jungen Frauen selten vor. [1,5] Für unter 45-Jährige, die keine oralen Kontrazeptiva anwenden, wird mit 5 bis 10 Ereignissen pro 100'000 Frauenjahre gerechnet. [1] Die Einnahme der "Pille" erhöht das Risiko, wobei mehrere epidemiologische Studien eine besondere Gefährdung durch orale Kontrazeptiva mit den neueren Gestagenen Desogestrel, Drospirenon und Gestoden gegenüber Zweitgenerationspillen z.B. mit Levonorgestrel erkennen lassen. [1,7,8] Thromboembolierisiko Die Inzidenz thromboembolischer Komplikationen wird für orale Kontrazeptiva der 2. Generation auf 20/100'000 Frauenjahre geschätzt und für solche der 3. Generation auf 30-40/ 100'000 Frauenjahre. [1,7] Auch die Anwendung des hormonhaltigen Verhütungspflasters (enthält Norelgestromin, aktiver Metabolit von Norgestimat, der in vielen metabolischen und koagulatorischen Eigenscahften Desogestrel und Gestoden gleicht [8]) sowie des Vaginalrings (enthält Etonogestrel -> aktiver Metabolit ist Desogestrel [8], s. oben) scheint das Thromboembolierisiko zu erhöhen. [4,8] (Details s. Verwandte Dokumente) Studien Zwei publizierte herstellerunabhängige Beobachtungsstudien aus den Niederlanden und Dänemark weisen beide auf ein gegenüber den Zweitgenerationspillen erhöhtes Thromboembolierisiko unter Drospirenonhaltigen Kontrazeptiva hin. In der niederländischen Fallkontrollstudie wurden die Daten von insgesamt 3'300 nichtschwangeren Frauen zwischen 18 und 50 Jahren ausgewertet. Die dänische Kohortenstudie schließt nichtschwangere Däninnen zwischen 15 und 49 Jahren ein. Diese Studie erfasst zwischen 1995 und 2005 mehr als 130'000 Frauenjahre mit Einnahme Drospirenon-haltiger Kontrazeptiva und darunter 103 venöse Thromboembolien. [2,7] Resultate: Nach Adjustierung ergibt sich gegenüber Levonorgestrel-haltigen Kontrazeptiva ein signifikanter relativer Risikoanstieg auf 1,64 (95% CI: 1,27-2,10), vergleichbar mit dem unter Drittgenerationspillen (Desogestrel 1,82; 95% CI 1,49-2,22; Gestoden 1,86; 95% CI 1,59-2,18). [2] Expertenkommentar: Das Risiko für eine venöse Thromboembolie ist zu Beginn der Kontrazeptivum-Einnahme und bei Pillen mit höherem Estrogengehalt erhöht und steigt zudem mit zunehmendem Alter der Anwenderinnen. [3,5] Weitere Risikofaktoren sind Rauchen, Übergewicht, Immobilität, Traumata und Operationen. [5] weitere Informationen: pharmActuel Heft - Hormone für die Frau; 2012 (1) Wirkstoffe: Gestodene , Levonorgestrel , Ethinylestradiol , Desogestrel , Drospirenone , Norethisterone , Etonogestrel , Norelgestromin , Norgestimate Verwandte pharmaDigest Karten: Evidence for efficacy » Neuere orale Kontrazeptiva: Wirksamkeit und Sicherheit » Hormonelle Kontrazeptiva: ein Ueberblick » Nuvaring zur Empfängnisverhütung » Hormonhaltiges Pflaster zur Kontrazeption Verwandte Dokumente: » PharmaJ oralen Kontrazeptiva und Thromboembolien.pdf » Swissmedic Einteilung kombinierte orale Kontrazeptiva in der Schweiz.pdf externe Links: » Update zu Venenthrombosen und Lungenembolien unter oralen Kontrazeptiva Swissmedic Home > Aktuell > Mitteilungen » Safety Review of possible increased risk of blood clots with birth control pills containing drospirenone FDA Home > Drugs > Drug Safety and Availability > Postmarket Drug ... Providers > Index to ... Referenz(en): [1] arznei-telegramm 2007; 38 (10): 95-96 [2] arznei-telegramm 2009; 40 (11): 100 [3] pharmaJournal 2009; (21): 4-6 [4] pharma-kritik 2009; 31 (2): 5-7 [5] The Medical Letter - Edition Française 2010; 32 (8): 32 [6] arznei-telegramm 2010; 41 (5): 53-54 [7] La revue Prescrire 2010; 30 (323): 673-674 [8] arznei-telegramm 2012; 43 (1): 15-16 pharmaDigest® © pharmaSuisse