Landbaupraktikum
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Landbaupraktikum
Landbaupraktikum auf dem Islandpferdegestüt Hafnersholt vom 16.04. – 06.05.2012 Lea Graf • 9.Klasse 1 Inhaltsverzeichnis Landbaupraktikum auf dem Islandpferdegestüt Hafnersholt ................................................... 3 1. Der Hof und das Team ........................................................................................................ 3 2. Lageplan Hafnersholt .......................................................................................................... 8 3. Meine Aufgaben.................................................................................................................. 9 4. Das Hofturnier ................................................................................................................... 11 5. Vergleich des Alltags ......................................................................................................... 14 6. Fazit ................................................................................................................................... 14 2 Landbaupraktikum auf dem Islandpferdegestüt Hafnersholt 1. Der Hof und das Team Das Islandpferdegestüt Hafnersholt, der Familie Ochsenreiter, liegt im Allgäu in Mothen (nahe Wangen), umgeben von einer wunderschönen Landschaft, mit ca. 30 Hektar Land. Der Hof besteht aus zwei Teilen, welche nur ca. 300m voneinander entfernt liegen. Der obere Teil wurde 1976 von Rolf und Angelika Ochsenreiter erworben, den Eltern von Silvia Ochsenreiter-Egli, welche im selben Jahr geboren wurde. Silvia besaß schon immer eine große Leidenschaft für Islandpferde und so kamen acht Jahre später die ersten zwei Isländer auf den Hof. Dies war der Grundstein des heutigen Gestüts mit nun etwa 100 Pferden. Der Name „Hafnersholt“ setzt sich aus „Hafner“, einem alten Wort für „Töpfer“, und „holt“, was so viel heißt wie „Hügel“ oder „Hof“, zusammen. Denn Silvias Eltern, Rolf und Geli, besitzen eine Töpferei, so entstand vor vielen Jahren der Name „Töpferhof“. Der untere Teil des Hofes ist seit 2011 im Besitz von Silvia und ihrem Mann Fritz Egli. Der gebürtige Schweizer ist als gelernter Werkzeugmacher für Reparaturen und Konstruktionen rund um Stall und Weiden zuständig. Durch seine technische Begabung ist es ihm möglich Projekte wie eine neue Ovalbahn (spezielle Bahn zum Trainieren von Islandpferden) oder ein neues Stallgebäude selbst zu entwerfen und umzusetzen. Die neue Ovalbahn (250m) Silvia wohnt mit ihrem Mann am oberen Hof. Sie arbeitet hauptberuflich mit Islandpferden und ist professionelle Islandpferdetrainerin, anerkannt in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auf Hafnersholt gibt sie Reitunterricht, kümmert sich um die Zucht und ist zuständig für den Verkauf. Außerdem ist sie bundes- und europaweit eine sehr erfolgreiche Turnierreiterin im Islandpferdesport. Silvia beim Training 3 Am unteren Hof stehen ca. 25 Pferde, darunter Pensions- und Schulpferde, sowie Silvias Turnier- und Zuchthengste. Manchmal stehen dort auch Gastpferde, welche zum Training oder zum Decken dort sind. Hier arbeitet Caro (30 J.), sie macht bei Silvia seit fast einem Jahr ein Praktikum und ist zuständig für das Füttern, das Ausmisten der Offenställe und Boxen, sowie für das Reiten und Weiterbilden einiger Pferde, außerdem für viele anfallende „Extraarbeiten“ wie beispielsweise Pflastern, Mähen oder Zäune reparieren. Mit ihr habe ich zusammen gearbeitet, half ihr bei der Stallarbeit und Arbeiten rund um den Hof. Die fertig studierte Geoökologin klettert in ihrer Freizeit leidenschaftlich gerne und auf hohem Niveau. Caro auf Solandus Mit ihr verstand ich mich von Anfang an sehr gut. Caro wohnt am unteren Hof in einem alten Bauernhaus, davor Der gemütliche Bauwagen vor dem Haus steht ein ausrangierter Bauwagen, in welchem ich wohnen durfte. Wir teilten uns die Reiterstube als Wohnzimmer und kochten abends gemeinsam. Dabei gab es nie Probleme, da Caro genau wie ich, Vegetarierin ist! Es war ein Vergnügen mit ihr zusammen zu wohnen und zu arbeiten! Über Caro wohnt Bea, sie ist vor kurzem mit ihren drei Hunden dort eingezogen und wird dort den Sommer über wohnen. Sie ist superlieb und leihte mir manchmal einen ihrer Hunde, Candy, als Wärmflasche aus! Bea mit Mona (l.), Candy (r.) und Balu (u.) 4 Ein weiterer Teil der Pensionspferde steht am oberen Hof. Dort arbeitet Kathrin. Sie ist ausgelernte Pferdewirtin im Fach Zucht und Haltung und wird im Herbst 2012 ihre Meisterprüfung ablegen. Sie arbeitet seit sieben Jahren auf Hafnersholt. Kathrin kümmert sich vor allem um die Versorgung der Pensions- und Zuchtpferde, sowie alle Arbeiten, die mit dem Traktor anfallen. Außerdem arbeitet auf dem oberen Hof Carmen, welche im Moment auf Hafnersholt eine Lehre macht. Kathrin auf ihrer Lind Auch Steffi gibt auf Hafnersholt Reitstunden. Früher war sie außerdem einige Zeit als Tierarzthelferin tätig. Daher kann sie viele Fragen rund um die Gesundheit der Pferde beantworten. Oft unternimmt sie einen Ausritt mit Silvias in Rente gegangenem Turnierhengst Blivar. Steffi und Caro freuen sich beim Hofturnier über den Sieg Für die Kinderreitstunden ist Thea zuständig. Die junge Studendtin (Realschullehramt) ist bei den Kleinen sehr beliebt. In ihrer Freizeit kümmert sie sich um ihr Pferd oder unternimmt etwas mit ihren zwei Pflegepferden. Die blinde Katze Frieda Thea auf ihrem Wallach Steini Auf dem unteren Hof wohnen auch drei nette Katzen: Motzi, die Zutraulichste, die blinde Frieda und der scheue Cato. 5 Die Paddocks der Wallache Der Longierzirkel Der Reitplatz 6 ein Teil der Jungstutenherde vor dem Offenstall Der Rest der Pferde ist auf viele große Weiden verteilt. Die Jungstuten-Weide mit etwa 25 Pferden liegt umgeben von Bäumen auf einer wunderschönen Lichtung mit Bachzugang. Die Pferde wachsen im Herdenverband auf, dies stärkt besonders ihr Sozialverhalten gegenüber anderen Pferden und sie lernen von klein auf die Rangordnung eines solchen Verbandes kennen. Alle Pferde werden ganzjährig draußen Jungstuten beim Trinken am Bachlauf mit Zugang zu einem Offenstall gehalten. Stuten galoppieren zum Bach herunter 7 2. Lageplan Hafnersholt 8 3. Meine Aufgaben Täglich half ich Caro bei der Stallarbeit. Wir waren ausschließlich für den unteren Hof zuständig. Morgens um 7:30h begann der Tag mit dem Füttern der Pferde und Katzen. Das erledigte meist Caro, während ich das Ausmisten der Offenställe von Stuten und Wallachen übernahm. Danach ging es mit dem Ausmisten der Boxen weiter, gegebenenfalls mussten diese neu mit Stroh eingestreut werden. Es wurde morgens, mittags und abends gemistet. Ich freute mich sehr, als mir bereits am Abend des dritten Tages erstmals die Verantwortung für die Pferde am unteren Stall übertragen wurde. Da Silvia und Caro nicht da waren durfte ich die Pferde füttern. Die Pferde bekommen im Winter abwechselnd Heu und Heu-Silage, da es in dieser Jahreszeit noch kein Gras gibt. Das Futter wird auf einer großen Waage abgewogen. Jedes Pferd bekommt täglich 2,5kg Heu (abends) und 2,5kg Heu-Silage (morgens). Das Abwiegen erleichtert das Füttern enorm, man hat einen genauen Überblick darüber, wie viel jedes Pferd bekommt und kann Pferde gezielt auf Diät setzen oder zufüttern. Die Waage zum Abwiegen des Futters Die Pferde müssen jedoch nicht getrennt fressen. Eine Vierer-Herde beispielsweise bekommt zusammen 10kg. Es ist logisch, dass dann nicht jedes Pferd exakt 2,5kg abbekommt, jedoch ist dieser kleine Unterschied meist unbedeutend. Meine Aufgabe war es mittags zwei sehr dünne Stuten einer Dreier-Herde zuzufüttern. Dabei wurde die wohlgenährte Stute, welche die anderen immer vom Futterplatz wegscheuchte, weggesperrt und die anderen zwei bekamen eine extra Portion. Ich rechte die Pinkelplätze der Pferde – eine lockere Kiesaufhäufung - in welcher der Urin der Pferde gut ablaufen kann -, sowie ab und zu den Hufschlag – ausgetretener Pfad am Rand des Platzes - des Reitplatzes. Täglich säuberte ich die Katzenklos und wenn Caro einmal nicht da war, fütterte ich die Katzen auch. Fegen war eine tägliche Aufgabe: der Putzplatz, sowie die Sattelkammer und der Platz um die Raufen der Pferde wurden täglich gefegt. Auch die Pferde wurden jeden Tag geputzt, einige bestimmte Pferde befreite ich in meiner Zeit als Praktikantin vom Rest des Winterfells und wusch den Schweif. Um die Stute Dís, (eine der Dünnen), welche 9 Das Sorgenkind Dís im Moment auf Hafnersholt zum Verkauf steht, durfte ich mich besonders kümmern: ich putze sie ausgiebig, durfte sie longieren und ein paar Mal sogar selbst reiten. Sie ist eine Art Sorgenkind auf Hafnersholt, da sie sehr verritten ist, immer rennen will und anfangs nur durchging. Sie ist jetzt allerdings schon einige Wochen auf dem Hof und macht deutliche Fortschritte! Eine Stute, welche zum Decken auf dem Hof zu Gast war, hatte Ekzem, eine für Islandpferde typische Krankheit, bei welcher auf der Haut Krusten und Scheuerstellen durch Mücken entstehen. Durch regelmäßiges Einschmieren mit bestimmten Salben und das Schützen der offenen Stellen mit einer Decke, kann man diesen Wunden vorbeugen. Diese Pflege wendete ich bei der Stute an und kümmerte mich fast täglich um sie. Eine Stute mit Ekzem Bei den meisten Pferden befanden sich Selbsttränken im Stall. Auf den kleineren Weiden und in manchen Boxen standen Wassertröge, welche täglich kontrolliert und eventuell aufgefüllt werden mussten. Aufgaben, wie das Auffüllen der Kraftfuttertonne oder das Putzen der Tränken, mussten nicht jeden Tag erledigt werden. An einem Regentag wurden Sättel geputzt und eingeölt. Caro und ich erledigten auch Aufgaben um den Hof, beispielsweise das Befreien eines Abflussgrabens von Schlamm, oder das Ausstechen von Ampfer auf einer Weide. Der Ampfer wird von Pferden nicht gefressen und kann sich so optimal vermehren. Um die Qualität der Wiese zu erhalten, muss er regelmäßig ausgestochen werden. Beinahe jeden Tag durfte ich ein, manchmal auch zwei, Ampfer Schulpferde reiten. Entweder bewegte ich sie auf dem Reitplatz oder der Ovalbahn oder ich unternahm einen Ausritt mit Caro, Claudia – welche mir sogar ein paar Mal eines ihrer Privatpferde leihte – oder Alicia. 10 4. Das Hofturnier Am Samstag, den 28. April 2012 fand auf Hafnersholt das erste Hofturnier statt. In fünf verschiedenen Disziplinen traten die Einsteller gegeneinander an. Das Turnier wurde von Caro Steffi und Thea organisiert. Am Morgen herrschte bereits große Aufregung, der Geschicklichkeitsparcours wurde aufgebaut und die letzten Vorbereitungen getroffen. Die erste Disziplin war Geschicklichkeit, die Reiter mussten vom Pferd aus Bälle in einen Eimer werfen, Wasser transportieren, über Plastikplanen reiten, einen Regenschirm aufspannen und bei vielen anderen Stationen ihr Geschick beweisen. Ich stoppe die Zeit bei der Disziplin „Gib Gas“ Alicia bei „Gib Gas“ in vollem Einsatz Darauf folgte die Disziplin „Gib Gas“, bei welcher sechs Teams, aus jeweils drei Personen bestehend, antraten, dabei durfte ich die Zeit stoppen. Der Erste ritt im Trab oder Tölt (spezielle Gangart der Islandpferde) eine halbe Runde auf der Ovalbahn, in der Hand einen Sack. Der Zweite wartete bereits, nahm den Sack in Empfang, zog die darin verstauten Gummistiefel und eine Warnweste an und legte den Sack in eine Schubkarre und rannte los. Es ging dabei um einen Slalom, über eine Wippe und unter einem Hindernis hindurch. An der nächsten Markierung wartete der Dritte des Teams, er nahm einen Helm aus dem Sack, zog ihn an und musste die letzten Meter zum Ziel Sackhüpfen. Diese Spaßprüfung hat Allen sehr gefallen, es war Claudia auf ihrem Sindri 11 auch sehr lustig anzusehen! Für die drei Gangprüfungen reiste aus der Schweiz extra Fritz‘ Mutter, Margrit Rusterholz, an, sie richtete bereits einige Islandpferde-Weltmeisterschaften! Bei diesen Gangprüfungen wurden auf der Ovalbahn die verschiedenen Gänge der Islandpferde gezeigt und mit Noten bewertet. Dabei sorgte ich dafür, dass die Reiter ihre verschieden farbigen Armbinden trugen und machte das Tor auf und zu. Die Armbinden wurden zum Unterscheiden der Reiter für die Richter benötigt, da immer mehrere Reiter gleichzeitig in einer Prüfung starteten. Ein besonderes Highlight am Schluss waren Silvias und Steffis Showeinlagen. Steffi zeigte mit Blivar, dem in Rente gegangenen Turnierhengst Silvias, eine Gæðingakeppni-Prüfung, eine speziell isländische Prüfung, bei welcher großen Wert auf das Temperament des Pferdes gelegt wird. Silvia zeigte mit dem Verkaufspferd Gneisti einen Töltpreis, das ist die Königsdisziplin der Tölt-Prüfungen und mit ihrem Turnierhengst Vonar-Neisti einen Fünfgangpreis, eine der schwersten Prüfungen des Islandpferdesports. Silvia bekam hervorragende Noten und Extrapunkte für schönes Reiten. Besonders die Tölt-Prüfung Silvias war so schön anzusehen, dass ich beinahe weinen musste! 12 Von diesem Hofturnier erschien sogar ein Artikel in der Zeitung („Westallgäuer“): 13 5. Vergleich des Alltags Es ist eindeutig, dass der Alltag auf einem Hof dem Schulalltag in keiner Weise gleicht. Im Schulalltag erledigt man beinahe keine körperliche Arbeit, während man auf dem Hof ca. 8h täglich körperlich arbeitet und das auch am Wochenende. Im „normalen“ Alltag ist man oft erschöpft und sehr müde vom vielen Denken, manchmal auf eine zermürbende Art und Weise. Nach einem ganzen Tag an der frischen Luft und körperlicher Arbeit spürt man auch eine tiefe Erschöpfung, allerdings eine ganz andere. Ich bekam jeden Tag sehr viele Eindrücke und war oft wirklich müde aber total zufrieden. Es ist ein tolles Gefühl abends noch einmal einen Rundgang durch den Hof zu machen, alles zu kontrollieren und die Pferde zu beobachten wie sie in sauberen Boxen und Paddocks stehen und eifrig Heu kauen, das man ihnen zuvor gefüttert hat. Zwei Wallache beim Spielen 6. Fazit Mir hat es wunderbar auf Hafnersholt gefallen! Ich liebe die körperliche Arbeit und weiß jetzt, dass ich später auf jeden Fall einen Beruf wählen werde welcher, wenigstens teilweise, auch draußen stattfindet. Mir liegt die Arbeit mit Pferden sehr und es hat mir total viel Spaß gemacht den ganzen Tag mit ihnen zusammen zu sein! Die trächtige Stute Vina Ich fand es toll wie freundlich und liebevoll ich sofort von allen auf Hafnersholt aufgenommen wurde. Ein ganz großes Dankeschön an den gesamten Hof, mit all den Menschen und Pferden, besonders an Silvia und Caro! 14