Unter.begleit Mat. alles 1

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Unter.begleit Mat. alles 1
Film als Präsentationsmittel
Unterrichtbegleitendes Material
1. Was ist Film?
Film ist das Suggerieren von Realität. Film ist narratives Element.
drei Ebenen: temporäre – auditive – visuelle in Wechselwirkung:
Filme bieten mehrdimensionale Möglichkeiten der Präsentation; d.h. Bilder, Töne und Zeit/Bewegung
werden miteinander verknüpft. Dadurch kann die Aussagekraft potenziert werden.
Die Möglichkeiten eine Realität zu suggerieren sind ungleich größer, als nur in einer einzelnen Ebene.
Zudem ist durch die Gestaltung (Kamera (point of view), Schnitt, Musik...) der Rezipient in seiner
Haltung und Empfindung subjektiv beeinflussbar.
Malerei – Fotografie – Film
Malerei als ältestes und lange Zeit einziges abbildendes Genre wird in der dokumentarischen
Abbildung durch die Fotografie abgelöst und verselbständigt sich als „freiere Kunst“. Die Fotografie
wird durch den Film als authentischste Variante der Darstellung ergänzt und ein Stück weit abgelöst,
Fotografie wird als eigenständige Kunstrichtung akzeptiert. Lange Zeit laufen Dispute über die
Anerkennung des Films als Kunstrichtung, heute spaltet sich Film in differenzierte Kunstgattungen auf,
Spielfilm, Kurzfilm, Dokumentarfilm, Animationsfilm, Experimentalfilm, Videoclip, Werbefilm, VideoInstallation etc.
Die ersten Filme waren stumme Dokumentationen ferner Länder oder abgefilmtes Theater. Erst nach
und nach wurde man sich über die Möglichkeiten der filmischen Abbildung und narrativen
Übersetzung bewusst. Pioniere waren zB. Eisenstein, Tarkowski, Pudowkin, Chaplin etc.
„Die weitaus meisten Fotos sind ,Lügen‘ in dem Sinne, dass sie nicht vollkommen der Wahrheit
entsprechen: sie sind zweidimensionale Abbildungen dreidimensionaler Objekte, Schwarz-weissbilder
farbiger Wirklichkeit, ,starre‘ Fotos bewegter Objekte. Jedes Foto, das ,nichts geworden ist‘, jedes
Bild, das für den Fotografen eine Enttäuschung war, weil es nicht das ausdrückte, was er sagen
wollte, ist ein Beispiel dafür. Und doch ist jedes Foto gleichzeitig eine getreue und authentische
Wiedergabe eines Objekts oder eines Geschehnisses in dem Augenblick der Aufnahme“
A. Feininger
Die Photographie ruft nicht die Vergangenheit ins Gedächtnis zurück... Die Wirkung, die sie auf mich
ausübt, besteht... in der Beglaubigung, dass das, was ich sehe, tatsächlich dagewesen ist.
Roland Barthes „Die helle Kammer“ Suhrkamp Taschenbuch 1989 S. 92
In der Photographie bilden sich die Objekte im Unterschied zu Malerei und Grafik physikalisch
gesehen selbst ab, nachdem das gestaltende Subjekt die Bedingungen dafür (Ausschnitt, Blickwinkel,
Standpunkt der Kamera, Licht Filmmaterial) bestimmt hat. Das begründet die Authentizität der
photographischen Abbildung, die sich auch auf die Abbildung von „nicht – authentischen“, d. h.
erfundenen oder nachgestellten Vorgängen Begebenheiten (...) und ihre Wirkung auf den Rezipienten
erstreckt.
Die Kinematographie vervielfacht diese Eigenschaft, indem sie in der Projektion den Eindruck
natürlicher Bewegung der abgebildeten Objekte erzeugt. Das Medium Film ist somit von einem
besonderen Verhältnis zur Wirklichkeit geprägt; es zeigt Abbildungen „wirklicher“ Räume während der
Projektion in ihrer „wirklichen“ Zeit.
Peter Rabenalt, „Bausteine zu einer Filmästhetik“ S. 1
Die dynamische photographische Abbildung erzeugt in der Projektion den Eindruck natürlicher
Bewegung der abgebildeten Objekte. Die Bewegung der Kamera durch Fahrten, Schwenks oder
Kombinationen erzeugt einen fließeneden Wechsel von Bildausschnitten, Abbildungsgrößen und
Blickwinkeln.(...) Die Wahrnehmung (...) erzeugt auch im Rezipienten (...) Aktivität bis hin zur
physiologischen Reaktion. Die Bewegung der Objekte in der Abbildung bezeugt ihre lebendige
Existenz(...) und befördert den Eindruck von Authentizität.
Peter Rabenalt, „Bausteine zu einer Filmästhetik“ S. 5
Die Grundidee von Film als Kunst ist die in ihren faktischen Formen und Phänomenen festgehaltene
Zeit.
...hier war ein neues ästhetisches Prinzip entstanden. Dieses Prinzip besteht darin, dass der Mensch
zum ersten Mal in der Geschichte der Kunst und Kultur eine Möglichkeit gefunden hatte, die Zeit
unmittelbar festzuhalten und sich diese zugleich so oft wieder reproduzieren zu können, als zu ihr
zurückzukehren, wie ihm das in den Sinn kommt. Der Mensch erhielt damit eine Matrix der realen Zeit.
Andrej Tarkowskij „Die versiegelte Zeit“ Ullstein Sachbuch 1986 S. 66
Vergleich
Theater (ebenfalls 3 Ebenen)
-ausschließlich ein lokal fixierter Betrachterstandpunkt,
-Spielraum begrenzt
-Zuschauer für Darsteller (be)greifbar
-Metaphern vertreten die Wirklichkeit
Film
-Point of view (Betrachterstandpunkt) = Authentieeffekt
-pars pro toto (Teil für´s Ganze)
-wiederholt abrufbar
-zeitl. und lokale Montage möglich
(siehe auch DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 27|28)
„Da Filmbilder das Urteilsvermögen des Zuschauers schwächen, ist es immer möglich, sie so
auszuwählen und zu arrangieren, dass sie seine Sinne für die von ihnen propagierten Ideen
empfänglich machen. Die Bilder brauchen nicht die Idee direkt anzusprechen; im Gegenteil, je direkter
sie auf sie hinweisen – also Ereignisse und Situationen zeigen, die scheinbar nichts mit der von ihnen
übermittelten Botschaft zu tun haben – desto größer ist die Chance, dass sie unbewusste Fixationen
und körperliche Tendenzen in Mitleidenschaft ziehen, die,, wenn auch noch so entfernt für die
angepriesene Sache relevant werden können“ (Kracauer).
DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S.49
„... Film ist ein unvergleichliches Propagandainstrument“ (vgl. Meyer Levin, L’Herbier, Cohen – Séat).
Daher meinte auch Lehnin: “Das Kino ist für uns die wichtigste aller Künste.“
Im Kino vollzieht sich eine seelische Identifizierung,...
DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S.48
Die Einstellung vermag die Dinge hassenswert, lieblich, furchterweckend oder lächerlich erscheinen
zu lassen. Durch die Einstellung erlangen die Filmbilder lautes Pathos oder stillen Reiz, kalte
Sachlichkeit oder phantastische Romantik.
Balázs
„Man ist gleichsam wie der liebe Gott, der alles sieht, und man hat das Gefühl, dass einem nichts
entgeht und dass man alles erfasst.“ (Zuschauerreaktion) Der Zuschauer wird hier zum Kind, und zwar
nach der Auffassung von Hoffmannsthals in dem Sinne, dass er in seinen Träumen „das hartnäckig
Seiende überwindet und magisch die Welt beherrscht“.
DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 54
Nicht von ungefähr haftet Hollywood noch immer der Beiname „Traumfabrik“ an.
DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S.52
Szenarium:
Bevor mit den Dreharbeiten begonnen werden kann, wird das zu erzählende Moment und ein
Arbeitsplan benötigt.
In der Regel liegt ein Drehbuch und ein Drehplan vor.
Bei Dokumentar- oder Experimentalfilmen kann zu großen Teilen darauf verzichtet werden, wichtig ist
aber, im Klaren über Inhalt und Aussage zu sein.
Das kann in Form
einer Synopsis (Idee, Filmskizze) wenige Sätze
eines Exposés (franz.: Darlegung, lässt filmische Form noch unberücksichtigt, Charaktere deutlich
erkennbar, bei Dokumentationen thematische Recherchen) 1– 5 Seiten
eines Treatments (engl.: Abhandlung), Filmerzählung, dramaturgisch kompositionelle Struktur
sichtbar, filmische Mittel andeutungsweise, 4 –22 Seiten
festgehalten werden.
Im Drehbuch werden
die einzelnen Szenen aufgeschlüsselt,
alle Dialoge festgehalten,
Angaben zum Ort,
zur Tageszeit,
wichtigen Details / Sound / Technik gegeben
und es enthält die Nummerierung der Bilder.
Wichtig: Im Drehbuch sind literarische Formen in filmische Vorlagen übersetzt
Paradigma :
Die Dramaturgie
hat die Aufgabe der Erzeugung von Spannung.
Das erreicht sie mittels Identifikation.
Zu- und Abneigung erzeugt dramaturgische Spannungsfelder,
die durch emotionale Elemente wie
-Kontraste und Paradoxien (Wunsch nach Aufklärung),
-Unwissenheit der Handelnden (der Zuschauer weiss mehr, als der Darsteller),
-Überraschung (Wende in der Handlung),
-Neugierde,
-Erregung,
-Witz,
-Retardierung (Herauszögerung durch Parallelhandlungen)
erreicht werden können.
Elementare Empfindungen, wie
Liebe, Hass, Erotik, Freude, Trauer, Erfolg und Niederlage
binden den Zuschauer.
Wichtig:
-Halts einfach! Handlung muss verständlich und nachvollziehbar sein, KISS – keep it simple stupid!
aber: 2 + 2 = ... nicht erzälen.
Zuschauer muss mitdenken dürfen / können.
Zu deutliche Statements vermeiden!
-Dramaturgisch geschickt aufgebaute Konstruktionen verfügen über einen großen Handlungsbogen
(Haupthandlung) in dem mehrere kleine enthalten sind.
-Der einfache dramatische Bogen darf nicht künstlich in die Länge gezogen werden.
-Eingleisig aufgebaute Filme oder Passagen dürfen eine Länge von 8 Minuten nicht übersteigen!
-Ermüdungsfaktor berücksichtigen, lieber zu wenig, als zuviel.
-Jede Szene, jede Handlung, jede Sekunde muss notwendig sein (die Geschichte vorantreiben).
Alles andere raus!
-Auf Quantität ist zugunsten der Qualität (Geschichte und Tiefe) zu verzichten!
-Die einzelnen Handlungen müssen logisch notwendig auseinander hervorgehen.
-Stilmittel einsetzen und beibehalten.
Ein wesentliches Charakteristikum des Mediums Film besteht in seiner Eigenschaft, dass er die
Geschehnisse nicht chronologisch wiedergeben muss.
Die Phantasie und die Stimmung des Zuschauers werden gerade durch den absichtlichen Verzicht auf
weitere Einzelheiten angeregt.
DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 68
Die 3 Worte: „Es ist heiß.“ kann mit unterschiedlichsten filmischen Mitteln umgesetzt werden, 3
Ebenen stehen zur Verfügung.
Filmformate
Bildfelder bzw. Titelschutz
Film als Präsentationsmittel
Unterrichtbegleitendes Material
2. gestaltende Elemente
Da alle gestalterischen Elemente der Kinematografie prinzipiell auch stilbildend eingesetzt werden
können, setzt der Umgang mit dem Filmstil auch die Beherrschung sämtlicher technischgestalterischer Ausdrucksmöglichkeiten voraus.
DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 69
Kamera:
Der Mensch sieht binokular und stereoskopisch, die Kamera monokular.
Das Fotografische Sehen:
Bildkomposition:
-Vorder-, Mittel-, Hintergrund; Statik: Waagerechte, mittige Anordnung, Symmetrie;
Dynamik: Schräge, zum Rand verlagerter Schwerpunkt
-Reduzierung der Bildgegenstände auf 2-dimensionale grafische Struktur
Achtung!
Farbwirkung, d.h. -harmonie, -dissonanz, -charakter, -temperatur beachten!
Licht beeinflusst die Bildstimmung! Große Hell-Dunkelkontraste werden nicht adaptiert!
Veränderungen der Perspektive und im Maßstab treten durch den Einsatz verschiedener
Objektive auf. Schärfe – Unschärfe schafft Raumeindruck und Subjektive.
Die Einstellung:
ist die kleinste Einheit des Films und bezeichnet eine durchlaufende Kamera-Aufnahme, geprägt
durch Bildausschnitt, Länge und Kamera-Position/Bewegung.
Die einzelnen Einstellungen beziehen sich aufeinander. Daher müssen die Übergänge in Standpunkt,
Blickwinkel, Bewegung und Chronologie aufeinander abgestimmt sein.
Einstellungsgrößen:
Totale (T)
Orientierung/Überblick: Ort, Zeit des Geschehens, Positionen; lange Einstellungen; Distance
Halbtotale (HT)
Engeres Blickfeld, konzentriert sich schon auf bestimmte Personen, Bildgegenstände, Handlungen;
orientierend
amerikanische (am.)
Einstellung bis kurz über dem Knie (Waffengürtel noch im Bild)
Habnahe (HN)
Ca. halbe Person im Bild, Teilausschnitt mit Umgebung
Nahe (N)
1/3 Körpergröße, Subjektive, d.h. Kamera sondiert, wertet; ist emotionaler, identifiziert
Großaufnahme (G) oder close-up (cu)
Kopf oder Gegenstand bildfüllend; Steigerung der Dramatik, intim, analytisch, charakterisierend
Detail (D)
Ausschnitt des Gesichts oder Gegenstandes, demaskierend, hoch emotional, suggestiv
Blick von unten
Personen und Objekte wirken: selbstbewusst, überlegen (Mutter)/ diktatorisch, arrogant (Hitler)/
unheimlich, dämonisch (Psycho)
Blick von oben
Personen wirken klein, hilflos erniedrigt
Blick von Schräg
Irrealer Eindruck, muss dramaturgisch streng motiviert sein
Weitwinkel (Longshot)
Kameraeinstellung mit kurzer Brennweite, dh. ein weiter Blickwinkel/Ausschnitt
wird gezeigt. Gegenstände und Personen werden in der Entfernung sehr klein abgebildet.
Alle Entfernungen erscheinen scharf.
Anwendung:
- Intro
- in Bewegung befindl. Figuren vorn-hinten, hinten-vorn
Lange Brennweite
Kameraeinstellung mit geringem Bildausschnitt. Gegenstände und Personen werden
in der Entfernung relativ groß abgebildet. Es ergeben sich scharfe und unscharfe
Bereiche.
Anwendung:
- Konzentration auf in der Schärfe befindlichen Gegenstände und Personen,
- Schärfenwechsel
- Portrait
Zoom
ist der Wechsel von kurzer zu langer Brennweite, also eine mittels Optik simulierte
Heranfahrt auf Personen und Gegenstände.
Tiefenschärfe
Je kleiner die Blendenöffnung (größer die Blendenzahl), desto größer die Tiefenschärfe,
je kürzer die Brennweite, desto größer die Tiefenschärfe.
aus Andreas Feininger: „Große Fotolehre“
Der Standpunkt der Kamera entspricht dem Standpunkt des Zuschauers.
Jeder visuelle Standpunkt bedeutet einen seelischen Standpunkt. (Balázs)
Es macht u.a. die Faszination des Films aus, dass man den Kamera-Standpunkt in Sekundenschnelle
ändern kann.
DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 80
Der Zuschauer identifiziert sich mit den agierenden Gestalten auf Anhieb, denn er betrachtet alles von
ihrem Standpunkt, den er sich zu eigen macht. Die Augen des Zuschauers sind „in der Kamera“, der
Zuschauer besitzt keinen eigenen Standpunkt. Das ist ein Grundcharakteristikum des Mediums.
DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 83
Bewegung
- im Bild (Handlung/Aktion)
- durch Kamera:
Schwenk: langsamer, geleitender, schneller, Reissschwenk
Fahrt: Ranfahrt, Wegfahrt, Umfahrt, Kranfahrt, Handkamera... dramaturgische Aussage
Zoom: s. oben
Achsen: Blickachsen zwischen zwei Menschen sollten nicht übersprungen werden, um den
Zuschauer nicht zu verwirren. Dialoge werden oft in abwechselnder frontal N mit leicht versetztem reli, li-re Blick oder als over shoulder gefilmt.
Licht: künstl., nat. Lichtquelle, Licht im Bild, hartes, weiches Licht, Schatten, Augenlicht, Aufheller,
Lichtkante, Gegenlicht, Lichtdramaturgie: Situation, Bildwichtigkeit, Bildkomposition...
Schnitt:
Das Zusammenfügen zweier Eistellungen ergibt eine neue inhaltliche Qualität. Eine Einstellung
funktioniert im Zusammenhang des Ganzen.
(Das Neue(Montage)) bestand darin, dass nicht die Dinge gefilmt wurden, sondern die Bezüge
zwischen den Dingen.
Jean-Luc Godard „Einführung in die wahre Geschichte des Kinos“ S. 177
Beispiel:
Symbolische Montageformen:
Eine isolierte Einstellung ist eine Metapher, deren Bedeutung erst gespürt wird, sobald sie mit anderen
verkettet wird.
Balázs
Raum und Zeit
Durch die Montage von verschiedenen Filmbildern wird ein neues subjektives Raum- bzw. Zeitgefühl
geschaffen:
Die Montage der verschiedenen Einstellungen auf der Grundlage räumlicher Einheit und zeitlicher
Kontinuität produziert den filmischen Raum und die filmische Zeit, die so ausschließlich als
Imagination (auch Raum – Zeit – Illusion) des Rezipienten existieren.
Peter Rabenalt, „Bausteine zu einer Filmästhetik“ S. 7
Subjektivität des Inhaltes – Objektivität der fotografischen Abbildung; Fiktion und Realität
Zeitbeeinflussung:
Die Kinematografie machte den Zeitfaktor elastisch, nahezu beliebig deformierbar
DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 112
- die Blende, gehört zu den subjektivsten Gestaltungsmöglichkeiten:
Abblende (Bild wird zu schwarz) symbolisiert Zeitvergehen, lange Blende - lange Zeit
Überblendung von Bild A zu Bild B erzählt die Zeit, die zwischen A und B logischerweise vergangen
sein muss.; auch Erinnertung, Traum
Rückblende z.B. Unschärfen, Abblende, Überblendung etc.
- Zwischenschnitt: „jede sichtbare Bewegung besitzt einen realen Inhalt, der an unser natürliches
Zeitempfinden gebunden ist, bewegungslose Objekte zeigen hingegen keinerlei Zeitbeziehungen und
können gerade deshalb das Unendlichkeitsempfinden ausdrücken.“ DuMont’s Lehrbuch der
Filmgestaltung S. 113
Wenn im Film zwischen zwei am gleichen Ort abrollenden Szenen ein Zeitintervall angedeutet werden
soll, dann fügt (schneidet) man eine am anderen Ort spielende Szene zwischen die betreffenden
Szenen ein. Inzwischen mochte Zeit vergangen sein.
Bálazs “Der Film – Wesen und Werden einer neuen Kunst“ S. 119
- Zeitraffer, Zeitlupe: direkte Zeiterzählung mit Verfremdung; Zeitlupe = sehr starke Subjektive
- Kurze Schnittfolge: zeitl, Beschleunigung
- Lange Schnittfolge: zeitl. Dehnung
- Parallelmontage erzählt Gleichzeitigkeit und „Zeitverkürzung „inzwischen“, da die Zeit am Ort der
Abwesenheit nur ungefähr „gemessen“ wird.“
Peter Rabenalt, „Bausteine zu einer Filmästhetik“ S. 9
Raumbeeinflussung
durch die Montage verschiedener Filmbilder unterschiedlicher Raumaufnahmen entstehen neue
„filmische Räume“. Bsp. DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 117 re.
Durch die stetige Veränderung der Kameraposition entsteht eine „Auflösung der natürlichen
Raumwahrnehmung“.
Vertikalmontage – Horizontalmontage
Die Horizontalmontage meint den Bildschnitt (Bild nach Bild), die Vertikalmontage das Anlegen des
Tones (Schnitt) an das Filmbild (Ton zu Bild)
Ton:
Ton ist ein wichtiges dramaturgisches Element.
Schallereignisse sind dreidimensional. Sie repräsentieren im Kino den szenischen Raum, unabhängig
von der Montage der Einstellungen... Aus der Wechselbeziehung zwischen Sehen und Hören ergibt
sich eine Vielfalt von dramaturgisch nutzbaren Möglichkeiten der Divergenz,...
Peter Rabenalt, „Bausteine zu einer Filmästhetik“ S. 26
Ton ist nur in Ausnahmen isolierbar (Detailaufnahme braucht Umgebungssound), aber:
Kann durch Verschiebung der Lautstärke hervorgehoben werden.
Auditive Ebene:
Sprache,
Geräusche und
Musik
-als Bestandteil der Szene = erste auditive Schicht oder aktueller Ton, setzt Quelle voraus!
synchroner Ton, Quelle im Bild sichtbar
asynchroner Ton, Quelle im Bild nicht sichtbar
-dramaturgische Ergänzung = zweite auditive Schicht oder kommentierender Ton z.B. Filmmusik,
Voice Over: Erzähler- oder Gedankenstimme
Der Tonfilm vereinfachte diese Aufgabe der Einheitlichkeit. Denn der Ton ist immer im ganzen Raum
zu hören, auch bei allen Detai bildern.(...) Diese(...) beeinflusst Komposition, Schnitt und Dramaturgie
des Tonfilms wesentlich.
Béla Bálazs „Der Film“ (Globus) S. 51
Bsp. Peter Rabenalt, „Bausteine zu einer Filmästhetik“ S. 27 oben René Claire
Der Ton kann parallel (Bild und Ton entsprechen einander, jedes „sagt“ das Gleiche, fast unabhängig
wirksam) oder im Kontrapunkt (ergänzen sich) geschnitten und angelegt sein.
Die Filmarchitektur
hat die Aufgabe, den Menschen, die Zeit, die Zustände etc. mittels Ausstattung und Architektur
(sozusagen den Inhalt der Geschichte visuell über die unbelebten Dinge) zu erzählen.
Hierbei muss sie auch eng mit Kamera, Schnitt, Ton etc. zusammenarbeiten.
Wichtige Effekte entstehen nur in Zusammenarbeit, s. Mattepainting, Raumbeeinflussung...
virtueller Raum
Filmtrick:
- Chroma key
Greenscreen, Bluescreen...
- Vorsatzmodell
Perspekt. Anpassung, zeitl. Anpassung (klein – schnell, groß – langsam)
- Composeting, Computeranimation, 3-D Modelle
- Spiegeltrick
- Mattepainting
Film als Präsentationsmittel
Unterrichtbegleitendes Material
3. Filmvorbereitung
Storyboard
Stefan Lachmann „Adidas – Torsion – Schuhe“
over head shooting plan