Wegbereiter der Abstraktion
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Wegbereiter der Abstraktion
Lifestyle Wegbereiter der Abstraktion Spätwerk Claude Monet‘s in der Münchner Hypo-Kulturstiftung Der durch seine impressionistischen Landschaftsbilder bekannte Maler Claude Monet gehört seit jeher zu den Publikumslieblingen. Dennoch gelingt es der jüngsten Ausstellung der Hypo-Kulturstiftung einen bisher wenig beachteten Aspekt seines Schaffens herauszuarbeiten. 30 ausgewählte, meist bisher in Deutschland noch nicht gezeigte Spätwerke Monet´s sind 50 Arbeiten von Gegenwartskünstlern, die jüngsten entstanden 2001, gegenübergestellt. E twa ab 1890 begann Claude Monet sich mit ein und demselben Motiv in immer neuen Facetten auseinanderzusetzen. Auf diese Weise entstanden Bildserien, die das Ringen des Malers um eine veränderte Wirklichkeitsauffassung verdeutlichen. Hier sind u.a. die Serie der Kathedrale von Rouen, der Japanischen Brücke und schließlich die Seerosenbilder (siehe Abb.) zu nennen. Autonomie der Farbe Zunehmend schwinden die Konturen der Gegenstände, reduziert sich die perspektivische Bildräumlichkeit zur vibrierenden Fläche, werden Farbakzente und Farbraum zu den tragenden Elementen des Bildaufbaus. Suche nach neuer dynamischer Bildeinheit Während Mediziner diese Veränderung innerhalb der Malerei Monet‘s auf Kurzsichtigkeit und Grauen Star zurückzuführen suchten, erkannte der Maler André Masson (1896 – 1987) darin „die Suche nach einer neuen, dynamischen Bildeinheit.“ „Nicht mehr die Nachahmung der Natur, sondern die Farbordnung wird Ziel seiner ( Monet´s) Malerei“, erklärt die Kuratorin Karin Sagner-Düchting. Entscheidende Impulse für abstrakten Expressionismus in den USA Neben André Masson waren es in den 50er Jahren die amerikanischen Maler, die, wenn BZB/Januar - Februar/02 auch nicht ausschließlich, so doch maßgeblich zur Wiederentdekkung und Neubewertung des bis dahin verkannten Spätwerks Claude Monets beitrugen und daraus entscheidende Impulse für ihre neue abstrakte Malerei ableiteten. Dies schlug sich u.a. in der Nymphéas (Seerosen), 1904, Öl auf Leinwand, 89 x 92 cm, gestisch abstrakten Denver, Denver Art Museum, Helen Dill Fund Malweise des Informel, im abstrakten Expressionismus Jackson Pollocks (1912–1956), der Farbfeldmalerei z. B. Mark Rothkos (1903–1970) oder den Arbeiten Ellswoth Kelly‘s (* 1923) nieder. Durch die Gegenüberstellung des Spätwerks Monets mit der gut ausgewählten Zusammenstellung abstrakter Arbeiten der Kunst nach 1945 bis zur Gegenwart kann der Besucher überraschende Entdeckungen machen. Lohnenswerter Ausstellungskatalog Der im Prestel Verlag, München erschienene Katalog untersucht nicht nur die Entstehung der Bildserien Monets, sondern geht auch in verschiedenen Aufsätzen der Frage nach, wie sich die hier abzuzeichnende, zunehmende Autonomie der Farbe bis in die Gegenwart hinein in der Malerei weiterentwickelt hat. Dadurch, und dank der 30 Künstlerbiographien im zweiten Teil, in denen eine kurze Einordnung des Schaffens dieser Künstler des 20. Jahrhunderts gegeben wird, leistet der Katalog einen gelungenen Beitrag zum Verständnis der abstrakten Kunst. Dr. Ulrike Fuchs, Westerburg Claude Monet und die Moderne, Ausstellung der Hypo-Kulturstiftung in der Kunsthalle, München, 23. November 2001 – 10. März 2002, tägl. 10 – 20 Uhr, Eintritt 7 e, Katalog: 24,50 e in der Ausstellung. Vom 23. März – 30. Juni 2002 Fondation Beyerler, Riehen, Basel 69