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44 neue verpackung> 02.2002 technik> Transport VCI-Verpackungen Prozesssicherer Korrosionsschutz Von Wolfgang Reimers Die zunehmende Globalisierung der Produktionsabläufe und Märkte stellt besondere Anforderungen an die Produkte und deren Verpackungen. Bauteile, Komponenten oder gesamte Anlagen werden über weite Strecken transportiert und sind sehr oft hohen klimatischen Belastungen ausgesetzt. Verluste, die aus Schäden durch unsachgemäßen Korrosionsschutz entstehen, verschlingen Milliardenbeträge. Weltumspannende Produktionsabläufe erfordern hohe Anforderungen an den Produktionsschutz. (Fotos: nv-Archiv) > Ein prozesssicherer Korrosionsschutz, der eine ausreichende Schutzwirkung gewährleistet, ist für alle Hersteller von großer Bedeutung. Jedes Unternehmen, das Teile aus Metall versendet, steht vor dem Problem, seine Produkte vor Korrosion während der gesamten Versanddauer (Transport, Umschlag, Lagerung) zu schützen. Für diesen temporären Korrosionsschutz werden im wesentlichen drei Methoden verwendet. > Überzüge: Hierbei werden die Metallteile mit flüssigen Überzugsmitteln versehen, die den Zutritt von Wasser verhindern. > Trockenmittel: Die zu schützenden Teile werden mit einem Sperrschichtmaterial umhüllt und die Luft innerhalb der Verpackung durch wasserdampfabsorbierende Materialien getrocknet. > VCI (volatile corrosion inhibitor): Ein Korrosionsschutzsystem, das hemmend in den Korrosionsprozess eingreift. Die VCI-Wirkstoffe sind in unterschiedlichen Trägermaterialien eingearbeitet, wie z. B. Kunststoff-Folie, Papier, Pappe oder Schaumstoffe. Sie verdampfen aus diesem Reservoir, sättigen den Luftraum innerhalb der Verpackung und kondensieren auf den blanken Oberflächen der metallischen Packgüter in einer monomolekularen Schicht. Dadurch wird ein unsichtbarer Schutzmantel erzeugt, der die Reaktion von Sauerstoff mit der Metalloberfläche verhindert (Passivierung) und so das Metall vor Korrosion schützt. Eine geeignete Umhüllung des Packgutes sorgt dafür, dass sich die Wirkstoffe nicht außerhalb der Verpackung verflüchtigen können und sichert eine anhaltende VCI-Sättigung innerhalb der Verpackung. Nach dem Öffnen der Verpackung kommt es zu einer Desorption der Korrosionsinhibitoren und die Metallteile können ohne Nachreinigung weiter verarbeitet werden. Die VCI-Methode findet heute in der Verpackungstechnik ein weit verbreitetes Anwendungsspektrum. Die VCI-Hersteller bieten ein breites Spektrum an Produkten an, die entweder für den Schutz einzelner Metalle oder auch für den Schutz von verschiedenen Metallsystemen geeignet sein sollen. In den vergangenen Jahren wurden insbesondere VCI-Folien aufgrund ihrer Multifunktionalität (Umhüllung und Trägermaterial in einem) immer häufiger verwendet . Prüfmethoden Der Nachweis eines ausreichenden Korrosionsschutzes ist dabei ein zentrales Thema sowohl für die VCI-Hersteller als auch insbesondere für die Produzenten von metallischen Gütern (Verwender der VCI-Produkte). Die Prüfung der Schutzwirkung von Dipl.-Ing. Wolfgang Reimers Institut für BFSV an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften ,Hamburg neue verpackung> 02.2002 VCI-Produkten bei metallischen Gütern wird heute in sehr unterschiedlicher Weise von den VCI-Herstellern und teilweise auch von den VCI-Verwendern durchgeführt. Diese Prüfungen sind nicht immer eindeutig reproduzierbar, so dass die Ergebnisse nur teilweise vergleichbar sind. Ein Standard-Prüfverfahren, welches alle metallischen Güter und alle VCI-Produkte berücksichtigt, ist nicht ohne weiteres realisierbar. Für die Verwender der VCI-Produkte ist es aber von entscheidender Bedeutung, ob das ausgewählte VCI-Produkt bei ihrem konkreten metallischen Gut für den vorgesehenen Versand einen ausreichenden Korrosionsschutz bietet. Transport <technik 2 3 4 Prüfmethode für den Korrosionsschutz von Stahl: Dabei wird ein Glasgefäß (1) mit einem Gummistopfen (2) verschlossen, in dem ein Prüfkörper aus Baustahl (3) mit geschliffener Oberfläche und zwei Streifen VCI-Papier oder –Folie (4) befestigt ist. Im Glasgefäß befindet sich ein Wasser-Glyzerin-Gemisch (5). 1 5 Korrosionsschutz von Stahl (Methode 1) Im Folgenden werden einige Prüfverfahren für unterschiedliche Anwendungsfälle beschrieben. Ein von der Bundeswehr standardisiertes Verfahren dient zur Bestimmung der korrosionsschützenden Wirkung von VCI-Papieren und –Folien bei einem definierten Prüfkörper aus Baustahl (siehe Foto oben). Nach einer Zeit von 22 Stunden, die zur Aufbauphase für die VCI-Wirkstoffe dient, wird das Glasgefäß mit Raumtemperatur in einem Umluftofen auf 40 °C erwärmt. Dabei kondensiert Wasser auf der Oberfläche des Prüfkörpers und führt bei dem Referenzmuster ohne VCI zu Korrosion. Die Prüfkörper in den Gefäßen mit VCI sollen keine oder geringere Korrosion aufweisen. Die Korrosionserscheinungen werden dokumentiert und die Schutzwirkung im Vergleich zum Referenzmuster beurteilt. Korrosionsschutz von mehreren Metallen (Methode 2) Diese vom Institut für BFSV entwickelte Prüfmethode soll durch möglichst praxisnahe Randbedingungen eine Aussage über die Schutzwirkung von VCI-Folien bei unterschiedlichen Standard-Metallen ermöglichen. Hierzu wird ein „Musterpackstück“ hergestellt, das aus den Metallen besteht, die alle einen einheitlichen Ausgangszustand haben sowie eine VCI-Folienumhüllung. Folien: > Für die Null-Probe (Referenzmuster): PE-Folie ohne VCI (gleiche Dicke wie VCIFolien), > für die VCI-geschützten Proben: VCIFolien. Metall-Proben (die Proben aus verzinktem Stahl werden nur mit Methanol gereinigt): > Stahl, verzinkter Stahl, Messing, Kupfer, Aluminium und Grauguss. > Abmessungen:75 x 50 mm (Länge x Breite), 3 mm dick. > Oberfläche: Geschliffen (Schleifpapier-Körnung: 320), Reinigung mit Methanol. Prüfaufbau Für jeden Prüfling werden die MetallProben auf einer Kunststoff-Schiene befestigt (Probenhalterung) an deren Enden sich zwei Kunststoff-Ringe befinden, die einen entsprechenden Luftraum gewährleisten und eine Berührung der Folie mit den Proben verhindern. Von der Folie ohne VCI-Wirkstoff (Referenzmuster) sowie von den VCI-Folien werden mit einem Schweißgerät Hüllen hergestellt (Volumen ca. 10 l), die MetallProbenhalterungen eingesetzt und die Hüllen an den Enden verschlossen. Die so vorbereiteten Prüflinge werden bei Raumtemperatur (ca. 20 °C) gelagert (Konditionierungsphase, Aufbau einer gesättigten VCI-Atmosphäre innerhalb der Verpackung, Dauer:24 h). Anschließend wird in jede Hülle ein mit 5 ml deionisiertem Wasser getränktes Papier eingelegt und die Hüllen an den Enden wieder verschlossen. Hierdurch werden bei der anschließenden Klimawechselprüfung zyklische Betauungen an den Metall-Proben erzeugt und damit klimatische Belastungen simuliert, die auf den Metallen des Referenzmusters zu Korrosion führen. Klimazyklus (12 h): > 10 °C / 90 Prozent RF, Dauer: 5 Std. > Wechsel auf 40 °C / 90 Prozent RF, Dauer: 1 Std. > 40 °C / 90 Prozent RF, Dauer: 5 Std. > Wechsel auf 10 °C / 90 Prozent RF, Dauer: 1 Std. > Zyklen-Anzahl: 20 (10 Tage). Nach Beendigung der Prüfung werden die Folien-Hüllen aufgeschnitten, die Metall-Proben bei Raumtemperatur getrocknet (1 Std.) und die Korrosionserscheinungen visuell begutachtet und dokumentiert. Unter Zugrundelegung 47 48 neue verpackung> 02.2002 technik> Transport Korrosionsschutz von Metallen: Proben werden auf einer Halterung befestigt und anschließend bei einer Raumtemperatur von 20° Grad gelagert. Nach dem Aufbau einer gesättigten VCI-Atmosphäre kann mit dem Versuch begonnen werden. (Fotos: BFSV) der Korrosionserscheinungen auf den ungeschützten Metallen des Referenzmusters wird die Korrosionsschutzwirkung der VCI-Folien bei den verschiedenen Metallen beurteilt. Korrosionsschutz von Blechen (Methode 3) Diese Prüfmethode wurde entwickelt, um die Korrosionsschutzwirkung von VCI-Folien bei Blechen, wie sie z. B. in der Autoindustrie verwendet werden, zu untersuchen. Ähnlich wie bei der Prüfmethode von Metallen werden mit einem Prüfblech aus einem definierten Metall „Musterpackstücke“ hergestellt. Auch eine Kombination von zwei unterschiedlichen Metallen ist möglich. Folien: > Für die Null-Probe (Referenzmuster): PE-Folie ohne VCI-Wirkstoffe (gleiche Dicke wie VCI-Folien). > Für die VCI-geschützten Proben: VCIFolien. Prüfbleche: > Als Prüfbleche können sowohl standardisierte Bleche verwendet werden als auch Bleche direkt aus der Produktion. Bei den standardisierten Blechen ist der Oberflächenzustand immer gleich, so dass reproduzierbare Ausgangsbedingungen für einen Vergleich verschiedener VCI-Folien vorliegen. > Die Bleche aus der Produktion können mit dem original Oberflächenzustand verwendet werden (z. B. Verzinkung, Beölung etc.), so dass eine Prü- fung unter praxisnahen Bedingungen möglich ist. Prüfaufbau: > Die Prüfbleche werden in die Einkerbungen eines Polyethylen-Distanzrahmens (90 x 90 x 60 mm) eingebracht, die Rahmen in Folienbeutel (ca. 180 x 180 mm) eingesetzt und die Folien durch Verschweißen verschlossen. > Die so vorbereiteten Prüflinge werden bei Raumtemperatur 24 Std. gelagert (Aufbauphase). Klimaprüfung: > Klimazyklus nach IEC 68–2–30 (obere Lufttemperatur 55 °C). > Simulation extremer Klimabelastungen bei einem weltweiten Überseeversand. Auswertung: > Die Prüfbleche werden kontinuierlich durch die Folien hindurch auf Korrosionserscheinungen begutachtet. Die endgültige Beurteilung der Korrosionsschutzwirkung der VCI-Folien erfolgt nach dem Entfernen der Folien unter Zugrundelegung der Korrosionserscheinungen auf den ungeschützten Blechen des Referenzmusters. Die Zyklenanzahl bis zur sichtbaren Korrosion ist das Maß für die Güte der Schutzwirkung. Ein sachgerechter VCIKorrosionsschutz für den Überseeversand ist gewährleistet, wenn eine Anzahl von über 28 Zyklen erreicht wird. Ein konkretes technisches Gut, welches für den Versand vor Korrosion zu schützen ist, hat in der Regel andere Eigenschaften als die standardisierten Metalle, so dass eine Prüfung der Korrosionsschutzwirkung am Original-Packstück mit der entsprechenden Verpackung für viele Hersteller nützliche Informationen geben kann, bevor der Versand beginnt. Prüfung mit versandfertigen Packstücken (Methode 4) In diesen Fällen werden Prüfungen mit den Versand-Verpackungen durchgeführt. Dies geschieht prinzipiell in gleicher Weise wie bei den anderen Methoden durch Simulation von klimatischen Versandbelastungen (z. B. Klimazyklus nach IEC 68–2–30). Die Packstückgröße ist hierbei allerdings durch die Klimakammerabmessungen begrenzt. Das Institut für BFSV hat eine Vielzahl an Prüfungen mit diversen technischen Gütern durchgeführt und durch die erzielten Ergebnisse den Herstellern eine Basis für die Optimierung Ihrer Verpackungen geliefert. Dadurch können künftig Schäden durch Korrosion vermieden werden. Der temporäre Korrosionsschutz mit Dampfphaseninhibitoren (VCI) findet heute beim weltweiten Versand von metallischen Gütern ein weites Anwendungsspektrum. Um die Produktqualität dieser Güter während des gesamten Versandes vom Hersteller bis zum Empfänger sicher zu stellen, ist es notwendig, dass ein objektiver, möglichst praxisnaher Nachweis der Schutzwirkung der VCI-Produkte vorgenommen wird. >| Prüfmethoden im Überblick Die Prüfmethoden 1 – 3 sind Prüfungen mit simulierten kleinen Verpackungen im Labormaßstab mit definierten Randbedingungen zum Vergleich verschiedener VCI-Produkte oder zur Untersuchung der generellen Wirksamkeit bei diesen Randbedingungen. Prüfmethode 1 ist geeignet für eine schnelle Aussage, ob ein VCI-Produkt bei Stahl wirkt oder nicht. Generelle Beurteilungen über einen Langzeit-Schutz sind mit dieser Methode nicht möglich. Prüfmethode 2 ist eine Prüfung bei der die Korrosionsschutzwirkung von VCI-Folien bei unterschiedlichen Standard-Metallen bestimmt werden kann. Diese Prüfmethode dient dazu, VCI-Folien verschiedener Hersteller unter Berücksichtigung reproduzierbarer und praxisnaher Randbedingungen zu vergleichen. Somit ist es möglich eine definierte Qualitätsbestimmung vorzunehmen und Herstellern sowie Käufern von VCI-Folien eine Entscheidungshilfe für konkrete Einsatzfälle zu geben. Unser Institut hat diese Prüfung im Laufe der vergangenen Jahre für viele VCI-Hersteller in Deutschland und anderen europäischen Ländern durchgeführt und ist dabei zu sehr unterschiedlichen Ergebnisse gekommen. Die Bandbreite der Güte des Korrosionsschutzes der untersuchten VCI-Folien reicht bei allen Metallen von „keine“ bis „gute“ Schutzwirkung. Die Ergebnisse belegen eindeutig, daß VCIFolie nicht gleich VCI-Folie ist. Prüfmethode 3 ist insbesondere für Bleche – wie sie z. B. die Autoindustrie verwendet – geeignet. Mit dieser Prüfmethode lässt sich die Korrosionsschutzwirkung von VCIFolien sowohl bei standardisierten Prüfblechen als auch bei Blechen direkt aus der Produktion untersuchen. Insbesondere für die Autoindustrie, die für den weltweiten CKD-Versand von Autoteilen einen großen Bedarf an VCI-Folien hat, ist dies von Bedeutung, da die unterschiedlichen Oberflächen der Karosserieteile häufig ein Problem bei der Auswahl eines geeigneten Korrosionsschutzes darstellen. Prüfmethode 4 mit versandfertigen Packstücken wird als Ergänzung zu den beschriebenen Prüfmethoden 1 – 3 durchgeführt, wenn der Hersteller von korrosionsempfindlichen Metall-Produkten einen Nachweis der Schutzwirkung bei seinem konkreten Gut benötigt. Hierbei können alle Randbedingungen, die Einflüsse auf den Korrosionsschutz haben, berücksichtigt werden.