nach Atomausstieg nicht mehr erreichbar Klimapolitische Ziele der
Transcription
nach Atomausstieg nicht mehr erreichbar Klimapolitische Ziele der
Klimapolitische Ziele der Bundesregierung nach Atomausstieg nicht mehr erreichbar 16 Stellungnahme von ifo-Präsident Hans-Werner Sinn Der Strom aus Sonne und Wind kann zwar den Atomstrom in Deutschland rechnerisch ersetzen. Da der Atomstrom selbst nur knapp 4,6% zur Endenergieversorgung der Bundesrepublik beiträgt und der Strom aus Wind- und Sonnenkraft 1,8% ausmacht, liegt diese Option im Bereich des Möglichen, wenn man die Unregelmäßigkeit der Versorgung außer Acht lässt. Doch die ursprünglich von der Atomkraft erhoffte Option, zusätzlich die fossilen Brennstoffe zurückzudrängen, um den Klimawandel einzudämmen, besteht beim Wind- und Sonnenstrom nicht. Die fossile Energie hat einen Anteil von 84,3% am deutschen Endenergieverbrauch. Endenergieverbrauchsstruktur in Deutschlanda) Schätzung für 2010, Anteile in % Biosprit 1,4 Biowärme 5,0 Erneuerbare Energie 11,1 Strom 20,3 Erdwärme 0,2 Sonnenwärme 0,2 Strom aus Biomasse 1,2 Strom aus Abfällen 0,4 Strom aus Wasserkraft 0,7 Windstrom 1,4 Wind- und Sonnenstrom 1,8 Sonnenstrom 0,5 Strom aus Kernenergie 4,6 Kohlestrom 8,4 Erdgasstrom 2,7 sonstige Gase 0,3 Verkehr 26,1 Fossile Brennstoffe 84,3 Raumwärme und Warmwasser 29,4 Allein schon der aus fossilen Quellen erzeugte Strom, der bei 11,4% des EndenergieverProzesswärme 17,3 brauchs liegt, wird zusätzlich zur Atomkraft kaum zu erseta) Abweichungen zwischen der Summe der Einzelpositionen und den angegebenen Summenwerten sind rundungsbedingt. zen sein. Wollte man die geQuelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.; Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien, Statistik; samte Stromversorgung der Berechnungen des ifo Instituts. Bundesrepublik, die selbst 20,3% des Endenergieverbrauchs ausmacht, unter heutigen Verhältnissen durch Windstrom abdecken, bräuchte Da Deutschland die Atomoption für einen allmählichen Erman mehr als die Fläche Nordrhein-Westfalens für Windräsatz der fossilen Energieträger ausschließt, wird es nicht umder, die im technisch möglichen Mindestabstand aufgestellt hin kommen, weiterhin hohe Mengen an Kohlendioxid aussind. zustoßen. Die klimapolitischen Zielsetzungen, die Kanzlerin Merkel beim Gipfel von Heiligendamm proklamiert hatte, Geradezu utopisch ist die Idee, auch noch erhebliche Teile werden nicht erreichbar sein. des Verkehrs, der 26,1% der Endenergie verbraucht, mit Elektromotoren zu bewegen, die durch Wind- und SonnenZwar kann Deutschland darauf hoffen, dass sein Beharren strom gespeist sind. Sollte Deutschland dem französischen auf fossile Stromerzeuger die anderen europäischen Länder Drängen nachgeben, den europäischen Verkehr in Zukunft auf dem Wege über wachsende Preise im europäischen mehr und mehr elektrisch zu betreiben, so hätte der deutEmissionshandelssystem zwingen wird, die vorgesehenen sche, auf Wind- und Sonnenkraft basierende Weg keinerlei Einsparungen bei der C02-Emission bei sich vorzunehmen. Chance, sich gegenüber dem französischen Atomstrom zu Es kann jedoch nicht verhindern, dass die anderen Länder behaupten. diese Einsparungen auf dem Wege über einen weiteren Ausbau der Atomenergie realisieren werden. Günstiger sieht die Energierechnung bei der Bioenergie aus, die immerhin für gut zwei Drittel der erneuerbaren Energien steht. Allerdings ergibt sich hier das fundamentale Problem der Nahrungsmittelkonkurrenz. Beschränkt man die Bioenergie auf biogene Reststoffe, so ist auch ihr Potenzial begrenzt. ifo Schnelldienst 10/2011 – 64. Jahrgang