Dank und Anerkennung
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Dank und Anerkennung
D 8512 49. Jahrgang NACHRiCHteN PoLitik Wachsende Union Im November 1993 trat der wegweisende Vertrag von Maastricht in Kraft. Nun ist die Europäische Union 20 Jahre alt. Seite 4 Nr. 43 Montag, 4. November 2013 Dank und Anerkennung Nach einer neuen Studie des ZMSBw gibt die Mehrheit der Deutschen der Bundeswehr gute Noten. BuNDesweHR Gemeinsam ans Ziel In acht Tagen kämpfen sich beim Alpenmarsch die Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 232 bis zum Gipfel. Seiten 6/7 MiLitÄRGesCHiCHte Blutiger Putsch Foto: Wilke/Bundeswehr Vor 90 Jahren scheitert eine Verschwörergruppe um Adolf Hitler beim Versuch, die Republik von Bayern aus zu stürzen. Seite 9 VeRMisCHtes Tausendsassa der Lüfte Neuerscheinung punktet als Handbuch für militärische Flugsimulatoren und historisches Standardwerk. Seite 11 Die BuNDesweHR iM iNteRNet www.bundeswehr.de Bundesministerium der Verteidigung Hand drauf: Bei den meisten Deutschen genießt die Bundeswehr einen guten Ruf. Berlin. Die große Mehrheit der Deutschen begegnet der Bundeswehr mit Anerkennung, Vertrauen und Dankbarkeit. Das geht aus einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage zum Image der Bundeswehr hervor, die das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in diesem Jahr durchgeführt hat. Bei der Umfrage wurden auch die Wahrnehmung und Bewertung des BundeswehrMottos „Wir. Dienen. Deutschland.“ thematisiert. Die bundesweite Datenerhebung wurde in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid realisiert. Dabei wurden 2300 zufällig ausgewählte Bürger telefonisch befragt. Die Ergebnisse der Studie bestätigen Erkenntnisse aus früheren Umfragen. Mit den Leistungen ihrer Streitkräfte im In- und Ausland sind demnach die weitaus meisten Deutschen (71 bis 85 Prozent) mehrheitlich zufrieden. Das öffentliche Auftreten der Soldaten und die Einbindung der Bundeswehr in die Gesellschaft werden ebenfalls überwiegend positiv bewertet. Rund acht von zehn Befragten haben folglich eine eher positive Einstellung zur Bundeswehr. Etwa vier von fünf Befragten bringen mit der Bundeswehr positive Werte wie Hilfsbereitschaft, Zuverlässigkeit und Verantwortung in Verbindung. Ähnlich häufig werden Emotionen wie Vertrauen, Hochachtung und Stolz mit der Bundeswehr assoziiert. Zwei von drei Deutschen bringen den Streitkräften Dankbarkeit entgegen. Beinahe jeder Zweite empfindet ein Gefühl der inneren Verbundenheit mit den Soldaten. Ein Teil der Befragten bringt indes auch negative Gefühle wie Zweifel, Angst oder Wut zum Ausdruck. Diese wurden jedoch wesentlich seltener genannt. Mehr als drei Viertel der Menschen sind der Auffassung, dass die Bundeswehr wichtig für Deutschland ist. Und annähernd neun von zehn Befragten halten es für selbstverständlich, dass Deutschland – wie andere Länder auch – eigene Streitkräfte hat. Drei von vier Deutschen denken, dass die Bundeswehr zum Schutz der freiheitlichen Werteordnung in diesem Land beiträgt. Bei mehr als der Hälfte der Befragten genießt die Bundeswehr ein hohes Ansehen und ebensoviele sind der Meinung, dass die öffentliche Wertschätzung für die Soldaten eher zu gering ausfällt. Der im Juli eingeführte Claim „Wir. Dienen. Deutschland.“ ist bislang rund 20 Prozent der Deutschen ein Begriff. Insoweit besteht also noch Raum zur Verbesserung. Rund drei Viertel der Befragten finden das Motto aber gut. Der Mehrheit gilt es überdies als verständlich, glaubwürdig, sympathisch und zur Bundeswehr passend. (eb) Mehr Informationen zur Studie unter www.bmvg.de. www.bmvg.de www.youtube.com/bundeswehr www.facebook.com/bundeswehr www.flickr.com/photos/ augustinfotos www.wirdienendeutschland.de Foto: Bensch/Reuters www.twitter.com/bundeswehrInfo An diesem Montag wird an der Fassade des Verteidigungsministeriums in der Berliner stauffenbergstraße das beistehende Bild als Banner „unseren kameraden zum Gedenken“ angebracht. Das Foto zeigt soldaten, die nach der Übergabe des Feldlagers kunduz noch einmal ihren vor ort gefallenen kameraden die ehre erweisen. es hält damit – gerade auch vor dem Hintergrund des nahenden Volkstrauertages – die erinnerung an all diejenigen soldaten wach, die in den vergangenen Jahren in Ausübung des Dienstes ihr Leben im einsatz verloren haben. Das Bild ist dieser Ausgabe von aktuell als Doppelseite beigelegt. (eb) 2 aktuell intern 4. november 2013 iMPreSSUM ZitAt eDitOriAL Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin „Wir haben extra die Fenster geputzt, da lassen Insgesamt 44 Medaillen haben deutsche Spitzensportler bei den XXX. Olympischen Spielen vor etwas mehr als einem Jahr in London geholt. Die Spiele an der Themse waren damals in aller Munde. Viele Sportbegeisterte verfolgten einen Großteil der Wettkämpfe vor Ort oder live vor dem Fernseher. Im Februar kommenden Jahres werden sich nun die Wintersportler in insgesamt 98 Wettbewerben messen. Austragungsort der XXII. Olympischen Winterspiele wird das russische Sotschi sein. Und die Chancen auf Medaillen sind für unsere Sportsoldaten am Schwarzen Meer noch größer als bei den Sommerspielen. Doch neben Sportveranstaltungen wie Olympia gibt es auch viele Wettkämpfe, die medial kaum beachtet werden. Beispielhaft seien die Deaflympics oder die World Games genannt. Wie viel wir über derlei Wettkämpfe wissen, hängt maßgeblich davon ab, in wieweit die Medien darüber berichten. Erfahrungsgemäß ist das Interesse an den Spielen für Gehörlose oder an nichtolympischen Sportarten eher gering. Umso erfreulicher ist es, dass sich Bundespräsident Joachim Gauck kürzlich für diese Sportler Zeit genommen, ihnen seine Redaktionsanschrift: Bundeswehr aktuell Oberspreestraße 61 L, 12439 Berlin Telefon: (0 30) 67 94 - App Fax: (0 30) 67 94 - 20 65, BwFw 82 00 E-Mail: [email protected] Chefredakteur: N. N. Stellvertreter und Redakteur Streitkräfte: Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, App: 20 39) Redakteur Politik: Markus Tiedke (mat, App: 20 55) Sport und Vermischtes: Hauptmann Martin Gärtner (mag, App: 20 40) Chef vom Dienst: N. N. wir uns nicht lumpen.“ SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles am vergangenen Mittwoch mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen mit der Union im Willy-Brandt-Haus. KALenDerBLAtt Vor 5 Jahren: Am 4. November wird Barack Obama als erster Afroamerikaner zum 44. Präsidenten der USA gewählt. aktuell als E-Paper und im pdf-Format: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Vor 10 Jahren: Am 7. November 2003 konstituiert sich in Deutschland die Föderalismuskommission als gemeinsames Gremium von Bundesrat und Bundestag, um die bundesstaatliche Ordnung zu modernisieren. Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn Intranet: http://zentraldruckerei.iud Vor 60 Jahren: Am 9. November 1953 wird in der Treppenstraße in Kassel die erste Fußgängerzone Deutschlands eröffnet. Redaktionelle Mitarbeit: Eva Pfaender (ep, App: 20 37) Oberleutnant Tim Schmidt (tss, App: 2038) Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4 - 6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale der Bundeswehr – Info-Service Alte Heerstraße 90, 53757 Sankt Augustin Telefon: (0 22 41) 15-1 (Vermittlung) E-Mail: [email protected] ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. Vor 75 Jahren: Am 4. November 1938 wird die Reichsautobahn Berlin-München fertiggestellt. Vor 100 Jahren: Am 5. November 1913 wird Ludwig III. nach einer Verfassungsänderung zum König von Bayern ausgerufen. Das Land hat vorübergehend zwei Könige, denn sein geisteskranker Vorgänger Otto I. von Bayern bleibt nominell bis zu seinem Tod Herrscher. Vor 220 Jahren: Am 8. November 1793 wird in Paris der Louvre dem Volk von der revolutionären Regierung zugänglich gemacht und zu einem Museum umfunktioniert. Vor 375 Jahren: Am 7. November 1638 weiht der Freisinger Bischof Veit Adam von Gepeckh die Münchner Mariensäule auf dem Marienplatz ein. (eb) Anerkennung ausgesprochen und die Goldmeda illengewinner mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet hat (S. 8). Eine Geste, die zeigt, dass auch Leistungen in weniger prominenten Sportarten anerkannt werden. Ähnlich verhält es sich mit dem Dienst der Soldaten insgesamt. Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften hat vor kurzem eine Studie zum Image der Bundeswehr veröffentlicht. Darin wird deutlich, dass die Bundeswehr in der Bevölkerung durchaus einen guten Stand hat. Zwei Drittel der Deutschen bringen demnach den Streitkräften Dankbarkeit entgegen und fast jeder Zweite empfindet mit den Soldaten ein Gefühl innerer Verbundenheit. Nichtzuletzt aufgrund des Dienstes für Deutschland, seine Interessen und seine Bürger ist es in jedem Fall ein gutes Gefühl, wenn die Soldaten in Ausübung des Dienstes – vor allem im Auslandseinsatz – viele Deutsche hinter sich wissen. Martin Gärtner Foto: Wilke/Bundeswehr BiLD Der WOCHe Hilfe zur Selbsthilfe: ein deutscher Offizier bildet libanesische Marinesoldaten aus. Ziel ist es, die libanesischen Soldaten zu selbstständigen Operationen zu befähigen. miNisterium / HiNterGruND Foto: Grauwinkel/BMVg 4. November 2013 Verteidigungsminister thomas de maizière hat dem Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, am vergangenen montag das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgehändigt. mit der Auszeichnung wird seine Lebensleistung als Offizier, sein engagement für die Bundeswehr als Ganzes sowie insbesondere seine herausragenden Leistungen in der exponierten rolle als oberster deutscher soldat gewürdigt. „seine vielfältigen Aufgaben nimmt er mit enormer sachkenntnis, hellwachem, konstruktiv-kritischem Geist und uneingeschränkter Loyalität sowie erkennbar mit ganzem Herzen beispielgebend wahr“, sagte de maizière in seiner Laudatio. (eb) Sicherheitsfragen der Zukunft Planungsamt der Bundeswehr legt Studie zu möglichen internationalen Konfliktkonstellationen vor. Berlin. Das Planungsamt der Bundeswehr untersucht in seiner neuesten „Future Study“, inwiefern die Sicherheit zukünftig von nichtstaatlichen Konflikten in Räumen begrenzter Staatlichkeit betroffen sein könnte. Bei derlei Konflikten spielen transnationale Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen, kriminelle Netzwerke, Militärund Sicherheitsfirmen sowie Internetaktivisten eine Rolle. Diese Akteure werden künftig über ein noch größeres Spektrum an Handlungsmitteln verfügen. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass sich nichtstaatliche Konflikte künftig häufig in Räumen entfalten werden, die sich staatlichen Durchgriffsmöglichkeiten weitgehend entziehen. Ein „Failed state“ wie Somalia mit seiner fragilen Staatlichkeit steht dafür exemplarisch. Vergleichbar sind maritime Bereiche, der Weltraum und der Cyberspace. All diese Räume werden gleichzeitig immer wichtiger für moderne Gesellschaften. Die Studie skizziert potentielle nichtstaatliche Konfliktkonstellationen, die die staatliche Sicherheit gefährden könnten. Im Cyberspace könnten beispielsweise Internetaktivisten in andauernde Konflikte mit Unternehmen treten und im Weltraum könnten kriminelle Netzwerke durch das Kapern von Satelliten Schutzgelder zu erpressen versuchen. In maritimen Räumen droht die Gefahr, dass mit neuesten Wirkmitteln ausgestattete Piraten und zunehmend robuster vorgehende private Militär- und Sicherheitsfirmen in Konflikt miteinander geraten. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse gilt es nun zu Foto: Bors/Bundeswehr von Claire Hughes Anti-Piraten-einsatz: Deutsches Boarding-team stoppt eine Dhau. reflektieren, wie die Bundeswehr in einen umfassenden Ansatz vernetzter Sicherheit ihren Beitrag einbringen kann, um die Widerstandsfähigkeit Deutschlands gegenüber den skizzierten Ereignissen zu stärken. Kompetenzen und Mechanismen der ressortübergreifenden Zusammenarbeit zum Schutz und zur Sicherstellung des freien Zugangs und der Nutzung der untersuchten Räume müssen geregelt, Abstimmungsprozesse für das Szenario des Ausfalls kritischer Infrastrukturen und Systemleistungen auf den Weg gebracht werden. Nur im Rahmen eines solchen ganzheitlichen Ansatzes wird Deutschland in diesen Räumen in der Lage sein, potentiellen Bedrohungen und Risiken entgegenzuwirken und sich eröffnende Chancen zu nutzen. Studie abrufbar unter: http:// bit.ly/1dT8Ecx und http://goo. gl/16nW9V oder den QR-Code scannen. Beitrag zur gelebten Freundschaft Minister bedauert Auflösung des 110. französischen Infanterieregiments in Donaueschingen Berlin. Mit Bedauern hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière die Entscheidung seines französischen Amtskollegen Jean-Yves Le Drian zur Kenntnis genommen, das in Donaueschingen stationierte 110. Infanterieregiment aufzulösen. „Durch diese Entscheidung wird der letzte in Deutschland stationierte rein französische Verband aufgelöst. Das Regiment war seit 1964 in Donaueschingen stationiert und seit 1989 der Deutsch-Französischen Brigade unterstellt. Es hat einen langjährigen und erfolgreichen Beitrag zur gelebten deutschfranzösischen Freundschaft geleistet“, so der Minister. Beide Politiker hätten sich in der Vergangenheit mehrfach zur Frage ausgetauscht, die Entscheidung der Partner folge letztlich haushaltspolitischen Zwängen in Frankreich. „Deutschland und Frankreich sind sich einig, dass die besondere Bedeutung der Brigade für die deutsch-französischen Beziehungen unverändert hoch bleibt“ sagte de Maizière. Sie sei ferner Ausdruck der sicherheitspolitischen und militärischen Verantwor- tung für die europäische Sicherheit und Verteidigung. Das Fä higkeitsprofil der Deutsch-Französischen Brigade solle durch die Unterstellung eines in Frankreich stationierten Regiments im vollen Umfang aufrecht erhalten werden. Donaueschingen bleibt nach den Worten des Ministers als deutscher Standort für das Jägerbataillon 292 erhalten. (eb) aktuell 3 „Spieße“ in Hannover Hannover. Im Beisein des Generalinspekteurs der Bundeswehr, General Volker Wieker, hat in der vergangenen Woche die jährliche Kompaniefeldwebel-Tagung der Bundeswehr stattgefunden. Tagungsort war die Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in Hannover. Während der zweitägigen Zusammenkunft wurden verschiedene Themen vorgestellt und erörtert. So kamen unter anderem das Auswahlverfahren für Berufssoldaten, das Schwerbehindertenrecht und das Rahmenkonzept zum Erhalt und zur Steigerung der psychischen Fitness von Soldaten zur Sprache. Ein weiteres Thema war die langfristige sportmedizinische Betreuung einsatzgeschädigter Bundeswehrangehöriger. Wieker hatte sich einführend mit einem Grußwort an die „Spieße“ gewandt und im Anschluss mit den Teilnehmern diskutiert. (eb) Ehrenkreuz verliehen Berlin. Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat dem ehemaligen Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Reinhard Führer, das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold verliehen. Mit dieser Auszeichnung wird seine langjährige herausragende Arbeit als Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge von 2002 bis 2013 gewürdigt. „Mit überaus großem Engagement haben Sie sich in besonderem Maße für die Bundesrepublik und die Bundeswehr verdient gemacht. Sie waren beispielhaft als Botschafter im Sinne: Versöhnung über den Gräbern – Arbeit für den Frieden“, so Minister de Maizière in seiner Laudatio. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist ein gemeinnütziger Verein, der im Auftrag der Bundesregierung arbeitet. Er hat die Aufgabe, die Gräber der deutschen Kriegstoten der beiden Weltkriege zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen. Der Volksbund betreut derzeit 832 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten. (eb) Personaländerungen Berlin. Zum 1. November ist folgende Personalveränderung wirksam geworden: Generalmajor Michael Bille, zuletzt Vice Chairman, NATO Air and Missile Defence Committee, Brüssel, ist in den Ruhestand getreten. Bereits zum 1. Oktober wurde Kapitän zur See Frank Martin Lenski, Referatsleiter Planung III 1 im Bundesministerium der Verteidigung, Bonn, Abteilungsleiter Planung im Kommando Streitkräftebasis, Bonn. (eb) 4 aktuell C-Waffen zerstört den Haag. In Syrien ist ein erstes Etappenziel für die vereinbarte Vernichtung aller Chemiewaffen erreicht. Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) teilte am vergangenen Donnerstag mit, das Land habe Gerät und Infrastruktur für den Bau chemischer Waffen und das Abfüllen von Giftgas komplett zerstört. Die entsprechende Frist lief am 1. November ab. Die OPCW überwacht in Syrien die Zerstörung aller Produktionsstätten für C-Waffen und Waffenbestände. Der Prozess läuft in Etappen ab und soll bis Mitte 2014 mit der Vernichtung der geschätzten 1000 Tonnen C-Waffen, darunter das hautschädigende Senfgas und das Nervengas Sarin, vollständig abgeschlossen sein. (enw/aae) Geiseln kommen frei politik / Hintergrund 4. november 2013 Fernziel: Geeinter Kontinent Maastricht 1993: Vor 20 Jahren trat der Vertrag über die Europäische Union in Kraft. von Markus Tiedke Brüssel. Die Europäische Union (EU) ist kein „Teenie“ mehr. In der vergangenen Woche hat sie sozusagen 20. Geburtstag gefeiert. Der Vertrag über die Europäische Union (EUV), weithin als „Vertrag von Maastricht“ bekannt, war am 1. November 1993 in Kraft getreten. Die vertraglichen Grundlagen von Maastricht liegen noch weiter zurück. Bereits im Dezember 1991 hatten die Staats- und Regierungschefs der damaligen Europäischen Gemeinschaft das Vertragswerk beschlossen. Am 7. Februar 1992 war der Vertrag unterschrieben worden und hatte danach den mitunter langwierigen Weg durch Parlamente und Volksabstimmungen angetreten. Der EUV bildete die Basis für die Gründung der EU und hat das bis dahin existierende Europäische Recht massiv reformiert. Insbesondere sollte er die Mitgliedstaaten wirtschaftlich und politisch enger aneinander heranführen. In diesem Zusammenhang ist auch das bekannte Modell von den drei Säulen zu betrachten, auf denen die EU ruht. Eine dieser Säulen symbolisiert das bereits erwähnte, modifizierte EG-Recht. Die zweite Säule steht für die neu implementierte Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP). Sie soll eine möglichst enge Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten im internationalen Rahmen sicherstellen. Fernziel der GASP ist eine echte gemeinsame europäische Außenpolitik. Ein Europa, das mit einer Stimme spricht und wie ein Akteur handelt. Dritte Säule ist die ebenfalls neu geschaffene Zusammenarbeit im Bereich Justiz und Inneres. Diese brachte ab 1995 mit dem Abkommen „Schengen II“ schrittweise unter anderem den Abbau der EU-Binnen-Grenzkontrollen sowie ein gemeinsames Visa-System und eine verbesserte Polizeizusammenarbeit. Außer diesen Kooperationsfeldern sieht der Vertrag explizit die Durchsetzung einer Wirtschaftsund Währungsunion vor. Ein wichtiger Meilenstein zum Erreichen dieses Ziels ist neben der Schaffung des EU-Binnenmarktes die Einführung der gemein- paris. Nach mehr als drei Jahren Geiselhaft sind vier im Niger verschleppte Franzosen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Die vier von Islamisten entführten Männer wurden am vergangenen Mittwoch am Flughafen von Villacoublay nahe Paris von ihren Familien und Frankreichs Staatschef François Hollande empfangen. Für ihre Freilassung soll ein Lösegeld in Millionenhöhe gezahlt worden sein. Die französische Regierung bestreitet das. Die vier Männer waren im September 2010 auf einer vom französischen Atomkonzern Areva betriebenen Uran-Mine im Niger verschleppt worden. Zu der Entführung bekannte sich die Extremistenorganisation Al-Kaida im Islamischen Magreb. (fs/ju) kampala. Der Konflikt im Osten des Kongo steht offenbar vor einer entscheidenden Wende. Nach heftigen Kämpfen ist die Rebellenbewegung M23 (Bewegung des 23. März) nach einer Einschätzung der UN so gut wie besiegt. Bis auf ein kleines Gebiet nahe der ruandischen Grenze habe die Rebellenbewegung alle ihre Stellungen geräumt. Die Kämpfe zwischen der kongolesischen Armee und der M23 waren Ende vorvergangener Woche ausgebrochen, nachdem rund zwölfmonatige Friedensgespräche in der ugandischen Hauptstadt Kampala gescheitert waren. Die Armee wird von einer UN-Eingreiftruppe unterstützt. Die Vereinten Nationen haben ihre Kongo-Mission inzwischen mit einem robusteren Mandat ausgestattet. Die mehr als 20 000 Blauhelme bilden die größte UN-Truppe, die derzeit im Einsatz ist. (im/hd) Foto: imago Miliz vor dem Ende ein rundes dutzend: die eu-Flagge blieb trotz diverser erweiterungen bei zwölf Sternen. samen Währung. Am Neujahrstag 1999 wurde der Euro offiziell eingeführt. Und weitere drei Jahre später, am 1. Januar 2002, hatten Millionen EU-Bürger das neue „Europageld“ dann auch tatsächlich im Portemonnaie. Heute hat die EU – statt wie damals ein Dutzend – bereits 27 Mitgliedstaaten. Das hat in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zu Konflikten geführt. Und zwar nicht erst seit der Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008. Als besonders herausfordernd wird empfunden, dass die Vielzahl der Mitgliednationen bei so gut wie jedem bedeutsamen Thema mitreden wollen und dürfen. Aber trotz vieler Gemeinsamkeiten hegen alle EU-Mitgliedstaaten weiter nationale Eigeninteressen, die sie in Brüssel erbittert verteidigen. Das unterscheidet die gelegentlich erträumten „Vereinigten Staaten von Europa“ noch von den USA. Denn der EUV sieht eine Integration einzelner Staaten unter Wahrung eines Maximums an Souveränität vor. Und die EU wird wohl weiter wachsen. Zum 1. Juli dieses Jahres wurde Kroatien aufgenommen. Aussichtsreiche Kandidaten sind derzeit wohl auch Island und Montenegro. An der EU und ihren Behörden wird häufig Kritik laut – sei es wegen überbordender Bürokratie, der beträchtlichen Regelungsfreude oder wegen des Demokratiedefizits bei etlichen der wichtigsten Entscheidungsgremien der Union. Ungeachtet dessen sollte aber nicht in Vergessenheit geraten, dass die Nationen desselben Kontinents nicht einmal 50 Jahre vor Maastricht noch den mörderischsten Krieg aller Zeiten geführt hatten. Ende der Ära Saakaschwili In Georgien geht der erste friedliche Machtwechsel seit der Unabhängigkeit über die Bühne. tiflis. Der Machtwechsel in Georgien ist perfekt. Nach dem Sieg seines Kandidaten Georgi Margwelaschwili bei der Präsidentenwahl kontrolliert Regierungschef Bidsina Iwanischwili künftig die Politik in dem Land am Schwarzen Meer, das einen Beitritt zu EU und Nato anstrebt. Das Nachbarland Russland, das zu der Ex-Sowjetrepublik keine diplomatischen Beziehungen unterhält, und die Europäische Union gratulierten zum ersten demokratischen Wechsel an der Staatsspitze. Damit endet die Ära von Michail Saakaschwili. Der noch amtierende Präsident, der vor zehn Jahren mit der Rosenrevolution die Führung übernommen hatte, räumte die Niederlage seines Kandidaten ein. Bei der Abstimmung am Vortag hat Margwelaschwili nach Auszählung fast aller Wahlzettel mit deutlichem Vorsprung gewonnen. Der frühere Bildungsminister erhielt 62,12 Prozent der Stimmen und damit die notwendige absolute Mehrheit, wie die Wahlkommission in Tiflis nach Auswertung von fast 100 Prozent der Wahlzettel mitteilte. Der 44-jährige frühere Hochschulrektor wird aber nach einer Verfassungsänderung hauptsäch- lich repräsentative Aufgaben ausüben. Die wichtigsten Machtbefugnisse gehen auf das Amt des Regierungschefs über. Der zuletzt umstrittene Saakaschwili durfte nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Sein Kandidat, Ex-Parlamentschef David Bakradse, kam auf knapp 22 Prozent. Viele Georgier haderten seit längerem mit dem Regierungsstil Saakaschwilis, der zunehmend autoritär und unberechenbar geriet. Seit dem Kaukasuskrieg 2008 war sein politischer Stern – auch im Westen – beständig gesunken. Georgien hatte im August 2008 versucht, die Kontrolle über die abtrünnigen Gebiete Südossetien und Abchasien mit militärischen Mitteln zurückzugewinnen. Russland griff in den Konflikt ein und sorgte dafür, dass der Status quo nach einem kurzen, blutigen Krieg beibehalten wurde. Daraufhin hatte Tiflis die offiziellen Beziehungen zu Moskau abgebrochen. Beobachter erhoffen sich von dem Machtwechsel, der nach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) fair ablief, eine spürbare Entspannung im Verhältnis zu Russland. (bvi/wo) 4. November 2013 eiNsatz Von Radmutter bis Ölwechsel aktuell 5 Führungswechsel Foto: Lehmann/Bundeswehr Fast 24/7: Die instandsetzer in Mazar-e sharif haben ihre Werkstatt „rund um die Uhr“ geöffnet Mazar-e sharif. Wenn ein Fahrzeug im Einsatz liegen bleibt oder beschädigt wird, sind sie zur Stelle: die Soldaten des Logistikunterstützungsbataillons in Mazar-e Sharif. Mehr als 1300 Fahrzeuge der Bundeswehr befinden sich am Hindukusch und wollen versorgt werden. Hitze, Staub und schlechte Straßen fordern aber nicht nur den Fahrzeugen, sondern auch den Soldaten in den Werkstätten der Instandsetzungskompanie alles ab. Sie sorgen im Hintergrund dafür, dass die Räder niemals stillstehen. Sechs Uhr morgens beim Logistikunterstützungsbataillon im Camp Marmal. Der Echo-Zug der Schutzkompanie der PATF Kundus (Partnering and Advisary Task Force) ist gerade mit einem Konvoi eingetroffen. In der vergangenen Nacht hat der Zug mit seinen Fahrzeugen vom Typ Dingo und Fuchs mehr als 300 Kilometer zurückgelegt. Nicht ganz ohne Schäden. Ein Fuchs verliert Öl. Für die Instandsetzungssoldaten heißt das: Es gibt Arbeit. Die aus dem bay r ischen Pfreimd stammende Instandsetzungskompanie ist Teil des Logistikunterstützungsbataillons und für die Materialerhaltung verantwortlich. Die Soldaten reparieren alles, „angefangen vom Zelt über Funkgeräte und Waffen bis hin zum Transportpanzer“, erklärt der Kompaniechef, Hauptmann Christoph W. Mehr als 130 Soldaten arbeiten auf der „Inst-Meile“ in direkter Nachbarschaft zum Flughafen. Hier reiht sich Werkstatthalle an Werkstatthalle. Es gibt Werkstätten für die Fahrzeuginstandsetzung und die Wartung von Waffen, Stromerzeugern oder optischen Geräten. „Bei uns laufen in der Woche rund 300 Instandsetzungsanträge durch“, betont der Münchener Hauptmann nicht ohne Stolz. Der Instandsetzungsaufwand an den Fahrzeugen ist in Afghanistan besonders hoch. Hauptgrund dafür sind die extremen Bedingungen unter denen die Fahrzeuge eingesetzt werden. „Im Schnitt kann man rechnen, dass ein Fahrzeug im Einsatz auf 10 000 Kilometern Fahrleistung genauso beansprucht wird wie ein Fahrzeug auf 100 000 Kilometern in Deutschland.“ Viel Arbeit für die Soldaten der Instandsetzung, die alle entweder eine abgeschlossene Berufsausbildung mitgebracht oder eine zivilberufliche Aus- und Weiterbildung bei der Bundeswehr erworben haben. Trotz der hohen Auftragslage ist klar: Das deutsche Recht gilt auch im Einsatzland. „Wir haben hier alle Prüfungen durchzuführen, die wir in Deutschland auch machen müssen. Die Abgasuntersuchung ist die Einzige, die im Einsatz ausgesetzt ist“, fügt der 32-Jährige Kompaniechef mit einem Lächeln hinzu. In der Werkstatthalle nebenan führt derweil Stabsunteroffizier Lars S. eine F4-Überprüfung an einem Dingo durch - F4 steht für Frist der vierten Stufe. „Im Grunde ist es eine Inspektion, wie in einer zivilen Werkstatt“, erzählt der 26-jährige Soldat während er mit dem Hammer am Fahrwerk des Dingos arbeitet. „Meistens sind es die Bremsen oder das Fahrwerk.“ Insgesamt braucht er zwei Tage für eine solche Inspektion. „Zu zweit geht es auch schon mal schneller, aber das Schmieren der beweglichen Teile und der Ölwechsel brauchen ihre Zeit“, gibt der Mechaniker zu bedenken. Der Dingo wird noch bis zum nächsten Tag in der Werkstatt bleiben und dann wieder für neue Aufträge bereitstehen. Auch der Transportpanzer Fuchs des EchoZugs ist in guten Händen. Mit einem Öl- und Schlauchwechsel haben die Werkstattmeister das Fahrzeug wieder fit gemacht, sodass es schnell zurückverlegen kann. Den Instandsetzern von Hauptmann W. sei Dank. (leh) Foto: Bundeswehr Einsatz in Afghanistan bedeutet für das Logistikbataillon Instandsetzen rund um die Uhr. Dschibuti. Die 36 Soldaten der deutschen Verbindungs- und Unterstützungsgruppe (DVUG) der EU-Operation „Atalanta“ haben einen neuen Leiter: Korvettenkapitän Sönke Fuhrmann hat vor kurzem das Kommando an seinen Nachfolger, Korvettenkapitän Melandro de la Cruz, übergeben. „Ich bedanke mich ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit und tatkräftige Unterstützung bei der gemeinsamen Auftragserfüllung“, sagte der scheidende Leiter vor seinen angetretenen Soldaten. „Ich bin mir sicher, dass Sie meinen Nachfolger mit dem gleichen Höchstmaß an Engagement und Einsatzbereitschaft unterstützen werden, wie Sie es bisher getan haben.“ Nach viermonatiger Amtszeit in Ostafrika kehrt Fuhrmann nun in die Einsatzflottille 1 nach Kiel zurück. Der neue Leiter de la Cruz war bereits in den Jahren 2002 und 2006 in verschiedenen Verwendungen an Bord der Fregatten „Bremen“ und „Emden“, als Teil der Operation Enduring Freedom, in der Region im Einsatz. Im Rahmen der Anti-Piraterie Operation Atalanta, stellt die DVUG die logistische Versorgung der Deutschen Marine sicher und ist die Schnittstelle zu den lokalen Behörden am Horn von Afrika. (eb) Für den Einsatz... Grundfertigkeiten werden immer geübt seit 29. Juli sind die soldaten der „Niedersachsen“ im einsatz. Lydia K., die auf der „Niedersachen“ als Schiffsversorungsoffizier ihren Dienst tut. Dies diene dem Zweck, den Verletzten möglichst schnell aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich zu retten. Denn gerade für Verletzte zählt im Ernstfall jede Minute. Neben der Praxis gab es für die 215 Frauen und Männer der „Niedersachsen“ auch einen theoretischen Teil, bei dem Verletzungen und deren Erstbehandlung, bis hin zur Herz-Lungen-Wiederbelebung behandelt wurden. (eb) durchführen kann und Hilfeleistungen, bei denen Teamgeist gefragt ist, wie beispielsweise beim Transport mit Hilfe von Mehr zur „Atalanta“-Mission im Einsatzblog von Oberleutnant zur See Lydia K. unter www.marine.de Foto: Bundeswehr / Thieme Dschibuti. Bekanntermaßen müssen Soldaten jedes Jahr bestimmte Grundfertigkeiten nachweisen - auch während eines Auslandseinsatzes ist dies Pflicht. Daher haben die Soldaten der Fregatte „Niedersachsen“, die derzeit am Horn von Afrika eingesetzt ist, kürzlich an einer Sanitätsausbildung zum Einsatzersthelfer teilgenommen Dazu baute das Sanitätspersonal einen Sanitätszirkel bestehend aus fünf Stationen für die Besatzung auf, um die bereits vorhandenen Kenntnisse wieder aufzufrischen. Wiederholt wurden unter anderem verschiedene Techniken zum Verbringen von Verletzten. Techniken, die man als Ersthelfer vor Ort alleine Transporthängematten oder Feuerlöschschläuchen. „Im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen“, sagt Oberleutnant zur See Foto: Fa. Thales Sanitätsausbildung für die Soldaten der Fregatte „Niedersachsen“ auch im Einsatz. • wurden Systeme zur kryptierten Anbindung von mobilen Trupps ausgeliefert. Die Systeme dienen dem Versand von bis zum Geheimhaltungsgrad „VS-Geheim“ eingestuften Informationen, die über eine Satelliten-Anbindung (SATCOM) nach Deutschland geschickt werden können. Das System ist in einem Betriebs,Transport- und Lagerbehälter eingerüstet. Es beinhaltet unter anderem das SATCOMGerät, Kryptogerät sowie ein gehärtetes Laptop. (fo) 6 aktuell bundeswehr aktuell Unter schwierigen Bedingungen zum Gipfel Achttägiger Alpenmarsch lässt Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 232 zusammen frieren, leiden und sich auf die Bergspitze quälen – das geht nur mit viel Kameradschaft und Teamgeist. v o n To b i a s G o c k e l & Thorsten Jochim bischofswiesen. Langsam schälen sich die Silhouetten der Soldaten der ersten Marschgruppe des Gebirgsjägerbataillons 232 aus dem Hochnebel im Bereich der Pustertal-Jagdhütte am „Hohen Kisten“, ein 1922 Meter hoher Berg in den Bayerischen Voralpen. Es liegen noch knapp 600 Höhenmeter vor den Soldaten, bis der Gipfel erreicht ist. Und vor allem, bis der Abstieg Richtung Jachenau folgt und der erste von acht Tagen Alpenmarsch endet. St a bsgef r eit e r Sa s ch a Leuendorf von der 1. Kompanie ist einer von r und 100 Soldaten, die in den kommenden Tagen knapp 10 000 Höhenmeter und eine Strecke von mehr als 140 Kilometern zurücklegen werden. Elf Gipfel besteigen die Soldaten und sind – wenn sie Glück haben – schönstem Sonnenschein ausgesetzt oder aber Dauerregen und 50 Zentimeter Neuschnee. „Eine anstrengende, aber unvergessliche Erfahrung“, sagt Leuendorf und unterstreicht damit die Worte von Major Eike Gudat, der momentan das Bataillon führt und später beim Abschlussantreten deutliche Worte für dieses einmalige Vorhaben finden wird: „Kameraden, Sie haben bei widrigster Witterung und wechselnden Umweltbedingungen vor sich selbst bestehen können. Wir haben manchmal gefroren, wir haben manchmal gelitten und wir haben manchmal gezweifelt, aber wir haben gemeinsame Erlebnisse und einzigartige Kameradschaft gewonnen“, betont der Major. Bei Wind und Wetter Doch zurück zum Gipfel. Diesen haben die beiden Marschgruppen mittlerweile erreicht und beinahe wie als Dank durchbricht die Sonne den Hochnebel. Für den Abstieg im Richtungstrupp eingesetzt, führt Leuendorf mit Karte und Kompass die Marschgruppe nach acht Stunden Marsch zum Biwakbereich in Jachenau. Dort hat die Talstaffel bereits Hochgebirgszelte, Feldküche und den Gefechtsstand aufgebaut. „Ein solches Vorhaben wie der Alpenmarsch lässt sich nur bewerkstelligen, wenn alle Beteiligten engagiert und vorbildlich zusammenarbeiten“, macht der Major mit Blick auf die Talstaffel und weitere zur Unterstützung eingesetzten Kräfte deutlich. Denn diese haben den Auftrag, die Biwakplätze in den verschiedenen Gemeinden des bayerischen Voralpenlandes vorund nachzubereiten, während die Marschgruppen ihre jeweiligen Tagesziele ansteuern. Sorgfältige Planung und Abstimmung mit dem Landeskommando Bayern, anderen regional zuständigen Bundeswehrdienststellen, dem Bundeswehrdienstleistungszentrum und vor allem den betroffenen Gemeinden sind notwendig. Und das läuft reibungslos, denn traditionell sind die bayerische Bevölkerung und ihre Gebirgsjäger eng verbunden. Da kommt auch schon einmal der Bürgermeister zum Biwakplatz und besucht die Soldaten. La Montanara Der Morgen des zweiten Tages startet um sechs Uhr mit „La Montanara“ auf der Trompete. Ab sofort ein allmorgendliches Weckritual durch einen Oberstabsfeldwebel der 1. Kompanie. Eine gute Einstimmung für eine der längsten Tagesetappen des Alpenmarsches, der Aufstieg auf die Benediktenwand. Es ist windig und nass. Das Wetter fordert den Teilnehmern alles ab. Und sie brauchen deutlich länger als am Vortag: Drei Gipfel, 1600 Höhen- meter im Aufstieg, mehr als 20 Kilometer Strecke und knapp elf Stunden Marschzeit stecken den Soldaten in den Knochen. Doch das Wetter zeigt sich noch extremer. Auf der dritten Etappe zwischen den 1500er-Bergen „Geierstein“ und „Fockenstein“ folgt ein Wettersturz mit Kälte und Platzregen. Selbst der Poncho kann nicht verhindern, dass die Soldaten am Abend in Bayrischzell völlig durchnässt den Biwakbereich erreichen. Trockenlegen von Kleidung und Ausrüstung ist angesagt, bevor die Frauen und Männer erschöpft in die Schlafsäcke kriechen. Zum Alltag der Gebirgsjäger gehört eben nicht nur Sonnenschein, son- dern auch widrigste Wetterbedingungen. Bei den folgenden Etappen kommt es für die Gebirgsjäger noch härter: Schneefall und Eiseskälte machen ein Überschreiten der fast 1700 Meter hohen Kampenwand unmöglich – zu kritisch und zu gefährlich. Dieser fünfte Tag ist nicht nur wettertechnisch eine Besonderheit: Vor dem Panorama des Chiemgauer Landes und der schneebedeckten Kampenwand wird die dritte Kompanie feierlich von Hauptmann Sebastian Weiß an seinen Nachfolger, Oberleutnant Magnus Seiler, übergeben. „Militärische Traditionen werden bei uns hoch gehalten, sagt Gudat. Ein Ambiente, dass Chef „alt“ und „neu“ sicher nie vergessen werden. Achtung Stein! Doch wie aufmerksam und vorsichtig die Soldaten marschieren müssen, zeigt sich kurz vor dem Ende dieser anspruchsvollen Übung. Ein Warnruf erschallt gegen Mittag des siebten Tages beim Durchsteigen des Seilgeländers in der „Hörndlwand“. Ein koffergroßer Stein löst sich beim Greifen und verletzt zwei Kameraden der ersten Marschgruppe. Ein Mannschaftssoldat des Hochgebirgsjägerzugs befindet sich zum Zeitpunkt des Steinschlags oberhalb der Schlüsselstelle und sichert einen Kameraden, als er den Warnruf hört. „Vor die Wahl gestellt, sich selbst in Sicherheit zu bringen und dabei die Sicherung des nachsteigenden Kameraden aufzugeben oder weiter seinen Auftrag unter Inkaufnahme einer Gefährdung seines Lebens zu erfüllen, hat er sich für letzteres entschieden und wurde von herabstürzenden Felsbrocken getroffen“, sagt der Major. Eine Fraktur im Knöchel ist das Ergebnis. „Mit dem Hubschrauber haben wir die beiden Kameraden ins Krankenhaus Traustein gebracht“, so Gudat weiter. Glücklicherweise sind beide nur leicht verletzt. Doch zeigt der Vorfall, dass der alpine Einsatzraum den Soldaten immer absolute Fitness und jederzeit höchste Aufmerksamkeit abfordert. Auftrag gut ausgeführt Für die letzte Marschstrecke in 1600 Metern Höhe hinab nach Bischofswiesen schließen sich auch die drei Grundausbildungszüge des Bataillons an. „Ein Bergerlebnis der besonderen Art“, so Gudat. Und das bereits nach nicht einmal einem Monat Ausbildung. Mit Truppenfahne und Gesang geht es durch Berchtesgaden. „Es ist geschafft – ja, es ist geschafft“, ruft Gudat beim Abschlussappell den Frauen und Männern seines Bataillons zu. „Sie haben mit hervorragender Durchhaltefähigkeit, absolutem Willen und hoher Moral eine Mammutaufgabe gemeistert.“ 7 Y begleitet Übung berlin. Die neue Ausgabe der Y ist da. Das Titelthema „ Ret t u ng aus Bogl a n d “ b e r icht et über die mehr als 1300 deutschen Soldaten, die Mitte September bei den Übungen „Northern Coasts“ und „Schneller Adler“ in Schweden und auf der Ostsee dabei waren. Ein Auftrag: Das Evakuieren von Staatsbürgern aus der Krisenregion. Y begleitete die Fallschirmjäger auf Gotland. (eb) Chinesen besuchen Logistikkommando erfurt. Ende Oktober hat eine siebenköpfige Delegation der chinesischen Streitkräfte das Logistikkommando der Bundeswehr in Erfurt besucht. Im Mittelpunkt des im Zuge eines bilateralen Jahresprogramms stattfindenden Besuchs stand der Austausch von Erfahrungen zum „Outsourcing in der Logistik“. Neben der grundlegenden theoretischen Betrachtung und Diskussion haben die Gäste vor allem die praktischen Einblicke beeindruckt. Der Rundgang im Paketzentrum des Kooperationspartners DHL in Nohra (Paketversand Bw) sowie das Kooperationsprojekt ZEBEL (Zentrale Bundeswehr Ersatzteillogistik) in Kaufungen unterstrich die verlässliche Zusammenarbeit der Bundeswehr mit den unterschiedlichen zivilgewerblichen Partnern. (ts) Höchste Ehrung für Schiff und Besatzung Kiel. Vor wenigen Tagen hat im Kieler Tirpitzhafen eine außergewöhnliche Premiere stattgefunden: Erstmals wurde eine Kabinettsitzung der Landesregierung Schleswig-Holstein auf ihrem Patenschiff der Marine abgehalten – ein Zeichen für die Verbundenheit des Landes mit der Fregatte. Ministerpräsident Torsten Albig nutzte die Gelegenheit bei einer Führung durch das Schiff, um mit der Besatzung ins Gespräch zu kommen. Hierbei zeigte sich Albig beeindruckt vom Zusammenhalt an Bord. Im Anschluss an die Führung verlieh der Ministerpräsident auf dem Oberdeck der „SchleswigHolstein“ die höchste Auszeichnung für militärische Einheiten – das Fahnenband. Das feierliche Zeremoniell wurde vom Marinemusikkorps Ostsee musikalisch umrahmt. (eb) bundeswehr 4. november 2013 Exzellente Botschafter Bundespräsident würdigt Gewinner der Deaflympics und der World Games. von Martin Gärtner b e r l i n . Bu n d e s p r ä s i d e n t Joachim Gauck hat am vorvergangenen Freitag die Gewinner der Sommerspiele der Gehörlosen und der World Games mit der höchsten staatlichen Auszeichnung für sportliche Spitzenleistungen in Deutschland ausgezeichnet. Das Silberne Lorbeerblatt erhielten auch vier Sportsoldaten der Bundeswehr. Bei der Ehrung, die von Fernsehmoderator Johannes B. Kerner moderiert wurde, lobte Gauck sowohl die Leistungen der Ausgezeichneten, als auch der Sportler, denen Gold verwährt blieb. „Sie alle haben hart trainiert und kennen das Gefühl schmerzender Muskeln“, betonte er. „Sie stehen für Spitzenleistungen und ehrliches Kräftemessen, noch dazu ohne Doping.“ Das mache sie zu Vorbildern unserer Gesellschaft. Eine solche Aufmerksamkeit bekommen die Sportler trotz ihrer Leistungen selten. Denn weder die Deaflympics – die Sommerspiele der Gehörlosen –, noch die Spiele der nichtolympischen Sportarten – die World Games – finden große mediale Beachtung. Umso wichtiger waren deshalb nicht nur die Auszeichnung, sondern auch die Worte des Bundespräsidenten: „Sie sind exzellente Botschafter unseres Landes. Foto: Gärtner/Bundeswehr aktuell wünschen eine größere mediale Aufmerksamkeit: bundespräsident Joachim Gauck sowie Vizeadmiral Manfred nielson freuten sich über die Leistungen der vier sportsoldaten. Gerade auch weil Sie seine Vielfalt repräsentieren, seine unterschiedlichen Talente.“ Unter den Geehrten war auch Unteroffizier (FA) Jonathan Horne. Der Karateka konnte bei den World Games in Cali schon das zweite Gold feiern. „Ich freue mich sehr über die Auszeichnung“ sagte Horne aktuell. „Es ist eine große Ehre und Freude, dass auch wir Sportler von Randsportarten anerkannt werden.“ Dies bestätigten die Rettungsschwimmer Hauptgefreiter Adrian Flügel und Obergefreiter Danny Wieck. Sie hätten in Warendorf beste Trainingsbedin- gungen. Dort trainiert auch Flossenschwimmer Max Lauschus. Er betreibt die wohl ungewöhnlichste Sportart der Geehrten. Mit einer Flosse, die der Fluke eines Delfins gleicht, schwamm er in Cali sowohl über 200 als auch 400 Meter zu Gold. Nach der formellen Auszeichnung nahm sich der Bundespräsident Zeit für Gespräche mit den Sportlern. Auch der Inspekteur der Streitkräftebasis, Vizeadmiral Manfred Nielson, unterhielt sich angeregt mit „seinen“ Sportlern. Ihm sei es sehr wichtig, dass auch behinderte Sportler oder Sportler abseits der medialen Aufmerksamkeit anerkannt werden. „Schließlich haben sie dasselbe Trainingspensum“, stellte Nielson heraus. Der Erfolg der Sportsoldaten und deren Ehrung zeige ihm, dass das Konzept der Sportförderung der Bundeswehr sehr gut funktioniere. Am 25. Juni 1950 stiftete der damalige Bundespräsident Theodor Heuss das Silberne Lorbeerblatt, mit dem Athleten geehrt werden, die herausragende sportliche Erfolge erzielt haben. Heuss überreichte die Auszeichnung erstmals dem Springreiter Fritz Thiedemann sowie der Tennisspielerin Inge Pohmann. Sicher und umweltgerecht vernichten Ein Besuch bei der Gesellschaft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten. Munster. Aufräumen und Saubermachen sind zwei Worte, die in den Ohren vieler Kinder und Erwachsener einen eher negativen Beiklang haben. Vor allem, wenn man nicht mal Schuld trägt an dem Durcheinander. Doch bei den Mitarbeitern der Gesellschaft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten (GEKA) in Munster liegt der Fall anders. Deren 140 Mitarbeiter entsorgen gefährliche Altlasten aus den vergangenen Jahrzehnten. Vor etwa 100 Jahren entstehen im Deutschen Reich Versuchsund Produktionsanlagen für chemische Kampfstoffe, in denen vor allem arsenhaltige Stoffe hergestellt werden. In einer der Anlagen in Munster versuchen die Briten nach dem Ende des 2. Weltkrieges Kampfstoffe zunächst mittels Sprengungen zu vernichten. Mit der Übernahme des Truppenübungsplatzes durch die Bundeswehr startet ab 1956 die kontrollierte Aufarbeitung der Foto: Schulz 8 wenn es brenzlig wird: Arbeiter der GeKA entsorgen Kampfstoffe. chemischen Kampfstoffe – eine immense Aufgabe, die bis heute noch nicht abgeschlossen ist. 1982 geht die erste Verbrennungsanlage in Betrieb. Ab jetzt erfolgt das Vernichten chemischer Kampfstoffe umweltfreundlich auf dem neuesten Stand der Technik. 2001 übernimmt schließlich die GEKA die militärische Kampfmittelbeseitigungsanlage (KBA). Nach fünf Jah- ren folgt die Inbetriebnahme der zweiten Anlage (Bodenwäsche/ Plasmaanlage) und des Sprengofens. „Wir sind das einzige Unternehmen in Deutschland, das chemische Kampfstoffe vernichtet. Unser primäres Ziel ist das sichere und nachhaltige Entsorgen der Hinterlassenschaften beider Weltkriege“, sagt Jan Gerhard, Geschäftsführer der GEKA. Das Unternehmen betreibt dafür drei Anlagen. Insgesamt stehen vier verschiedene Optionen zur Verfügung. In einer ersten Verbrennungsanlage werden bei zwischenzeitlich bis zu 1000 Grad Kampfstoffe unschädlich gemacht. Eine zweite Verbrennungsanlage verfügt über zwei Entsorgungslinien. Angeliefertes kontaminiertes Erdreich wird in sogenannte Big-Bags gefüllt und vom Labor untersucht. Je nach Zusammensetzung und Arsengehalt wird entschieden, ob es dem Plasmaofen oder der Bodenwäsche zugeführt wird. Heraus kommen sauberer Kies und Sand oder auch Glas. Als dritte Anlage steht ein Sprengofen zur Verfügung. Dies ist eine Kugel von 2,5 Metern Durchmesser, der chemische und konventionelle Munition sowie explosive Abfälle eingepackt in Kisten über ein Förderband zugegeben werden. So können auch überlagerte Munition und pyrotechnische Komponenten sicher entsorgt werden. (all/eb) 4. November 2013 INNere FühruNg / MIlItärgeschIchte aktuell 9 Blutiges, braunes Schmierenstück Das nationalistische und reaktionäre Klima in Bayern begünstigte vor 90 Jahren den Hitler-Putsch vom 9. November 1923. geschichte. Bereits knapp zehn Jahre vor der „legalen Machtergreifung“ 1933 hatte Adolf Hitler versucht, sich durch einen Putsch an die Schalthebel der Macht zu katapultieren. Mit einem symbolischen Marsch nach Berlin, klar inspiriert durch den „Marsch auf Rom“ der italienischen Faschisten, wollten die Putschisten die schwache Weimarer Demokratie zerstören. Eine entsprechende „Proklamation“ informierte die Bürger am Tage selbst, dass „die Regierung der Novemberverbrecher in Berlin“ abgesetzt worden sei. Der „provisorischen deutschen Nationalregierung“ gehörten neben Hitler auch die Generäle Erich von Ludendorff und Otto von Lossow an. In der Realität scheiterte diese vollmundige Ankündigung am Widerstand bayerischer Polizisten. Objektiv betrachtet, verkörperte der 9. November 1923 eine Musterlösung dafür, wie man einen Putsch besser nicht inszeniert. Er war ein Schmierenstück mit blutigem Ausgang, das gar nicht erst hätte aufgeführt werden können, wenn weit im Vorfeld eine solide Politik im Sinne des freiheitlichen Rechtsstaates betrieben worden wäre. Der Zug, der sich am Morgen des 9. November vom Bürgerbräukeller durch die Münchner Innenstadt zur Feldherrenhalle in Bewegung setzte und in Berlin Foto: imago vo n O bers tleu t n a n t Peter Andreas Popp Putschisten beim Aufmarsch: Ns-Milizionäre am 9. November 1923 in Münchens Innenstadt. enden sollte, erstarb im Kugelhagel der bayerischen Landespolizei. Zu Tode kamen 15 „Parteigenossen“, vier Polizisten und ein Unbeteiligter. Hitler und Ludendorff wurden verhaftet und im Frühjahr 1924 einem Prozess zugeführt, der eine Farce darstellte und dem Prinzip der wehrhaften Demokratie Hohn sprach. Vor dem – an sich gar nicht zuständigen – Volksgericht in München gelang es Hitler, die Hochverratsklage de facto umzudrehen. Verständnisvolle deutsch-nationale Richter verhängten schließlich milde fünf Jahre Festungshaft statt der angemessenen Zuchthausstrafe. Die Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung bei guter Führung wurde ausdrücklich eingeräumt, die zwingend vorgeschriebene Abschiebung des Ausländers Hitler nicht vollzogen. Maßgeblich mitverantwortlich für diese Entwicklung war das politische Klima in Bayern, dessen Ursachen bis in die unmittelbare Nachkriegszeit zurückreichten. Die Revolution von November 1918 hatte die Monarchie des Hauses Wittelsbach hinweggefegt. Leid- lich friedlich begonnen, endete sie in der Ermordung des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner durch einen rechtsextremistischen Adeligen. Im Februar 1919 begann der zweite, gewaltorientierte sozialistische Akt der Revolution. Diesem bereiteten Bürgerwehren und Freikorps ein brutales Ende. „Roter und weißer Terror“ wirkten also als Katalysatoren. Zweifellos war die deutsche Gesellschaft 1919 polarisiert, in München indes kam es zu einem politischen Klimasturz sondergleichen. Hier etablierte sich fortan ein gegen die republikanische Ordnung gerichtetes Milieu, das ohnedies antipreußisch gesonnen war und nach dem Motto „Nun erst recht!“ völlig konträr zum „roten“ Berlin stand. Es wollte die ohnedies auf schwachem Fundament gelagerte freiheitlich-demokratische Rechtsordnung des außenpolitisch durch „Versailles“ zudem gedemütigten Deutschen Reiches nicht akzeptieren; und wenn, dann nur zum eigenen Vorteil. Die bayerische Staatsregierung unter Ministerpräsident Gustav von Kahr, wesentlich gestützt durch die klerikal-monarchistisch gesonnene Bayerische Volkspartei (BVP) tat seit 1921 alles, um die Autorität des Reiches im Inneren zu schwächen. Bayern, insbesondere München, wirkten fortan als Magnet für Rechtsextremisten und so konnte Kahr auf eine diffuse Massengefolgschaft unterschiedlicher Strömungen des rechten Spektrums zählen wie auch auf die durch die revolutionären Umtriebe verängstigte politische Mitte in ihrer Sehnsucht nach Ruhe und politischer Harmonie. Die separatistischen Zirkel um Kahr brauchten einen Trommler fürs Volk. Das war Hitler, der 1923 bestenfalls regional bekannte Agitator und Chef der NSDAP. Spätestens nach dem aufsehenerregenden Prozess und der Haft war der Name Hitler aber im ganzen Reich ein Begriff. Mit den bekannten Folgen für die jüngere deutsche Geschichte. Das Jahr 1913 – Sehnsucht nach dem Krieg? Ausstellung. Ein Jahr vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges feierte das in Oldenburg beheimatete Infanterieregiment 91 sein hundertjähriges Bestehen. Die aufwändige, von patriotischem Pathos durchdrungene Jubiläumsfeier der „91er“ stand beispielhaft für die zunehmende, auch militärische, „Nervosität“ weiter Teile der deutschen Gesellschaft am Vorabend des Krieges. Als Residenz und vor allem als großer Garnisonsstandort war Oldenburg in besonderer und exemplarischer Weise in die Vorgeschichte der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ einbezogen. So widmet sich die Ausstellung im Stadtmuseum Oldenburg eingehend der Stimmung in diesem besonderen Jahr vor dem Krieg, die von Optimismus geprägt war und doch das kommende Unheil schon in sich barg. Ausgewählte Bilder, Filmsequenzen und Objekte, darunter ein Mercedes Benz Baujahr 1913 und ein Waffenrock des Großherzogs, geben einen aufschlussreichen Einblick in die gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Stadt. Welche Rolle spielte das Militär in der Gesellschaft der Garnisons- und Residenzstadt? Wie zeigte sich der vielzitierte „Aufbruch in die Moderne“ im späten Kaiserreich? War hier, in einem deutschen Großherzogtum, etwas zu ahnen von den umwälzenden Ereignissen, die das Deutsche Reich und Europa Mitte 1914 überrollen würden? Gerade durch diesen Blick in das Deutschland abseits der Hauptstadt Berlin wird die spezifische „Gefühlslage“ des Jahres 1913 deutlich, und dadurch beispielhaft für das Deutsche Reich insgesamt – ein wesentlicher Beitrag dieser Ausstellung, die daher nur scheinbar eine lokale ist. Vielmehr setzt hier das Stadtmuseum Oldenburg einen ganz besonderen Akzent vor dem Hintergrund von bundes- und europaweit geplanten Veranstaltungen und Präsentationen zum 100. Jahrestag des Kriegsausbruchs 1914. Zur Ausstellung ist zudem ein reich illustrierter und kommentierter Katalog erschienen, ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen, Führungen, Filmaufführungen und Workshops rundet die Ausstellung ab. Die Schau ist bis zum 1. Dezember zu sehen. (gan) Meh r I n for mationen unter www.stadtmuseum-oldenburg. Foto: Stadtmuseum Oldenburg Oldenburger Schau zeichnet am Beispiel des Infanterieregiments 91 ein Bild von Kaiserdeutschland kurz vor Kriegsbeginn. staatstragend: Militär spielte im Kaiserreich eine wichtige rolle. Soldaten dominieren auf dem Eis in Inzell Eisschnelllauf. Die Top-Athleten der Sportfördergruppen Berlin, Bischofswiesen, Frankenberg und Oberhof haben bei der deutschen Meisterschaft im Eisschnelllauf am vorvergangenen Wochenende die Medaillenplätze dominiert. In Inzell gewann bei den Männern Oberfeldwebel Nico Ihle über 500 Meter vor Oberfeldwebel Samuel Schwarz und seinem Bruder Oberfeldwebel Denny Ihle. Der 30-jährige Schwarz, der bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 für eine Überraschung auf seiner Paradestrecke 1000 Meter sorgen will, siegte zwar auf dieser Distanz, war aber dennoch niedergeschlagen. „Ich habe den Lauf nicht so hinbekommen, wie ich wollte. Wenn man international mithalten will, ist das zu wenig“, sagte Schwarz, der den Hauptgefreiten Denis Dressel und Nico Ihle auf die Plätze verwiesen hatte. Und auch bei der Siegerehrung über die Strecke von 1500 Metern standen drei Sportsoldaten auf dem Treppchen. Hier siegte Hauptgefreiter Patrick Beckert mit seiner persönlichen Bestzeit von 1:47,31 Minuten vor Titelverteidiger Stabsunteroffizier (FA) Moritz Geisreiter und Unteroffizier (FA) Hubert Hirschbichler. Über die 5000 MeterDistanz triumphierte Beckert vor Geisreiter. Bronze ging an Stabsunteroffizier (FA) Alexej Baumgärtner. Der siegte aber klar über die Langstreckendistanz von 10 000 Metern und verwies Jonas Pflug und Felix Maly auf die Plätze zwei und drei. Bei den Frauen zeigte Oberfeldwebel Monique Angermüller ihre Stärke. Die 29-Jährige gewann zum vierten Mal in Folge den Titel über 1500 Meter. Teamkollegin Claudia Pechstein kam auf Rang zwei vor Gabriele Hirschbichler. „Ich bin ganz zufrieden mit dem Lauf, aber ich kann mich noch steigern“, sagte Angermüller. Über die Distanz von 1000 Meter musste sich die Sportsoldatin nur knapp Judith Hesse geschlagen geben. Bronze ging auch hier an Hirschbichler. Pechstein holte sich Gold über 3000 Meter vor ihrer angeschlagenen Dauerrivalin Stabsunteroffizier (FA) Stephanie Beckert und Stabsunteroffizier (FA) Bente Kraus. Auch über die 5000-MeterDistanz siegte Pechstein klar. Auf der Sprintstrecke von 500 Metern erfuhr sich Stabsunteroffizier (FA) Jennifer Plate Silber hinter Hesse und vor Denise Roth. Über die Platzierungen in Inzell werden die Startplätze für die bevorstehende Weltcup-Saison vergeben, in der sich die Athleten ein Ticket für Sotschi 2014 sichern können. (mag/sid) sport 4. November 2013 Mehrfach Gold geholt Fallschirmspringer glänzen bei Militär-WM. Foto: Bundeswehr aktuell punktgenau: Beim Zielspringen müssen die Fallschirmspringer in einem vorgegebenen Zielkreis landen. Qionglai. Vier Gold-, drei Silber- und fünf Bronzemedaillen haben die Fallschirmspringer der Sportfördergruppe Altenstadt von der 37. Militär-WM aus China mit nach Hause gebracht. „Damit können wir sehr zufrieden sein“, erklärte Trainer Hauptfeldwebel Sebastian Lutz gegenüber aktuell. Rund 200 Soldaten aus insgesamt 31 Nationen maßen sich in Quianglai in den Disziplinen Zielspringen, Figurenspringen und Formationsspringen. Erstmalig kamen die neu erlassenen Regeln von 2012 zur Anwendung. Dabei wurde beim Zielspringen nicht mehr bis einschließlich 16 sondern bis 19 Zentimeter gemessen, um die besten Athleten frühzeitig zu filtern und den Wettbewerb zu straffen. Grund dafür war, dass auch Fallschirmsprung-Exoten aus Zimbabwe, Pakistan oder Saudi-Arabien antraten, die getreu dem Motto „Friendship through Sports“ das erste Mal an einem Fallschirmsprungwettbewerb teilnahmen. Neu war auch die seperate Wertung der Junioren. Die deutschen Männer sprangen mit ihren guten Leistungen von Beginn an unter den Top Ten. Die Frauen waren durch den verletzungsbedingten Ausfall von Stabsunteroffizier (FA) Lucia Lippold gehandicapt, starteten mit einem Vierer-Team und hatten so keine Möglichkeit, den – wie sonst üblich – schlechtesten Wert zu streichen. Und dennoch können sich die Ergebnisse sehen lassen: In der Mannschaftswertung ersprangen sich die Frauen Platz fünf im Formationsspringen. Die Männer holten hier Silber hinter dem starken belgischen Team und vor der Mannschaft aus Katar. In der Kombination – bestehend aus Formations- und Zielspringen – schafften es die Deutschen hinter Frankreich und Weißrussland zu Bronze. Im Einzel der Männer ersprang sich Routinier Hauptfeldwebel Stefan Wiesner Bronze in der Kombination. So richtig abräumen konnten die Deutschen in der neuen Juniorenwertung: Stabsunteroffizier (FA) Evangelina Warich sicherte sich hier in allen drei Wertungen Gold. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet“, freute sich die 23-Jährige. „Gerade das Zielsprung-Gold mit der harten Konkurenz bedeutet mir sehr viel“. Nachwuchsspringerin Obergefreiter Friederike Ripphausen zeigte bei ihrem ersten großen Wettkampf Nervenstärke und holte sich Silber im Stilspringen und Bronze in der Kombination. Bei den MännerJunioren landete Oberfeldwebel Elischa Weber mit Ziel-Bronze, Stil-Silber und KombinationsGold dreimal auf dem Treppchen. Feldwebel Raphael Lautenbacher machte das Ergebnis mit Bronze im Stilspringen perfekt. Jetzt gehen die Athleten in die Winterpause und absolvieren Lehrgänge, bevor sie im neuen Jahr mit Grundlagentraining beginnen und im Frühjahr der Weltcup startet. (las/mag) WM-Bronze für deutsche Faustkämpfer Pfeifer und Marutjan von der Sportfördergruppe Bruchsal holen Medaillen in Kasachstan. Almaty. Nach drei Medaillen bei der EM in Minsk im Juni haben die deutschen Amateurboxer auch bei der Weltmeisterschaft in Almaty/Kasachstan mit zweimal Edelmetall die Erwartungen erfüllt. Superschwergewichtler Stabsgefreiter Erik Pfeifer und Weltergewichtler Stabsunteroffizier (FA) Arajik Marutjan verpassten zwar den Einzug ins Finale, gewannen aber die Bronzemedaille. Pfeifer unterlag Lokalmatador Iwan Dytschko 0:3 nach Punkten und musste wie vor zwei Jahren bei den Titelkämpfen in Baku mit dem dritten Platz vorlieb nehmen. „Bronze hab ich schon“, sagte Pfeifer enttäuscht: „Ich bin nicht reingekommen in den Kampf. Er hat mit der Führhand die Distanz gehalten und ich konnte nicht vorbei.“ Foto: AIBA 10 schlägt zu: stabsunteroffizier Arajik Marutjan (r.) im Halbfinale. Vize-Europameister Marutjan verlor ebenfalls einstimmig nach Punkten gegen Danijar Jelejussinow aus Kasachstan. „Ich habe verloren, deshalb bin ich nicht zufrieden. Dass alle drei Punktrichter 3:0 werten, das hätte ich nicht gedacht“, sagte Marutjan, der im Viertelfinale den topgesetzten walisischen Olympiazweiten Freddie Evans bezwungen hatte: „Für meine erste WM kann ich aber schon stolz sein.“ Schon vor den beiden Halbfinalkämpfen hatte der Deutsche Boxsport-Verband (DBV) ein positives Fazit der Titelkämpfe gezogen. Sieben der zehn gestarteten deutschen Teilnehmer hatten das Achtelfinale erreicht und damit einen leichten Aufwärtstrend fortgesetzt. Sowohl bei den Olympischen Spielen in Peking 2008, als auch vier Jahre später in London waren die deutschen Boxer noch leer ausgegangen. Magenschmerzen bereitet der Verbandsspitze die finanzielle Ausstattung. Da es im deutschen Sport derzeit an nötigen Finanzmitteln fehlt, befürchtet Verbandspräsident Jürgen Kyas weitere Einsparungen. „Nur das können wir im Boxverband nicht leisten. Das wäre eine Katastrophe“, sagte er. (sid) 4. November 2013 Vermischtes Fliegerischer Tausendsassa Abbildung: GeraMond-Verlag von Markus Tiedke Alles auf einen Blick: technische Details, Flugkunst und Persönlichkeiten werden dargestellt. erhellend, selbst wenn der Leser ein Flug-Muffel sein sollte. Einleitend liefert das knapp 200 Seiten starke Werk einen Abriss der miltärischen Luftfahrtgeschichte. Auch später wird von den Autoren – wo nötig – ein passendes historisches Erklärstück eingebaut. Alles ist gut recherchiert und ausgesprochen lesbar aufgeschrieben. Angestaubtes Lehrbuchwissen sucht man hier zum Glück vergebens. Auch die technischen Aspekte der militärischen Luftfahrt werden ausgiebig beleuchtet und in den historischen Kontext eingebunden. Zu allen Informationen haben die Autoren zudem Fotos, Zeichnungen und Grafiken bereitgestellt, die dem Buch eine enorme optische Präsenz verleihen. Herzstück des Buches sind natürlich die mit viel Liebe zum Detail dargestellten und grafisch hochwertig unterlegten Erklärungen zu Flugmanövern und Flugtaktiken. Ob der gute alte Dogfight, ein Torpedo-Angriff oder die moderne Luftnahunterstützung – alle denkbaren Szena- rien sind erfasst, dargelegt und gut erklärt. Das macht die Publikation sowohl für altgediente Wohnzimmer-Piloten als auch für den „fliegerischen Nachwuchs“ zum Gewinn. „Luftkampf“; GeraMondVerlag; 2013, 192 S e i t e n gebunden, ca. 650 Abbildungen; 19,99 Euro; ISBN 978-3-9561-3402-9. Skuriles aus Westafrika Fotos: Goethe-Universität Frankfurt/Stefan Rühl (r) handarbeit: Bei Ausgrabung 2011 in ifana wurden viele skulpturen der Nok-Kultur gefunden. gelangt. Sie beeinflussten Künstler wie Pablo Picasso und Ernst Ludwig Kirchner. Charakteristisch für die rötlichen Nok-Figuren sind die spitzen, überproportional großen Gesichter und die kleinen, kreisrunden Augen. Die Werke trugen zu einer radikalen Veränderung des Kunstverständnisses bei. Denn sie brachen mit der jahrhundertelang von der griechisch-römischen Antike geprägten Kunsttradition. Das Liebieghaus zeigt die Nok-Figuren nun gemeinsam mit den griechischen, römischen und ägyptischen Statuen seiner Sammlung. D ie Menschen der NokKultur lebten von 1500 vor Christus bis zur Zeitenwende in Westafrika. Sie waren die ersten südlich der Sahara, die Eisen herstellten und verwendeten. Bislang ist wenig über sie bekannt. Auch c D. D em Wi nt er woh nt ein ganz besonderer Zauber in ne. Wenngleich er nicht die Leichtigkeit und Unbeschwertheit eines Sommers hat, geht von der kalten Jahreszeit eine starke Faszination aus. Das Leben scheint wieder langsamer zu werden, die Entschleunigung des Alltags lädt zum Innehalten und zur Besinnlichkeit. Die Puhdys haben sich von dieser Stimmnung inspirieren lassen und präsentieren seit letzter Woche ihr neues Album „Heilige Nächte“. Das ist aber mehr als nur eine weitere Winterplatte. Dafür sorgten unter anderem Rainer Oleak, der „Haus- und Hofproduzent“ der Puhdys und Ingo Politz, der schon Produzent von Silbermond und Silly war. Mit Hits wie „All diese Jahre“, „Heimkehren“ oder „Weihnachten war damals spektakulär“ präsentiert die gestandene Band aus dem Osten Berlins neben starken Melodien auch ehrliche Texte. Gleich im Opener „Sie singen ihm ein Weihnachtslied“ sorgt die Geschichte eines Obdachlosen, der aus der Festtagsstimmung Hoffnung schöpft, für reichlich Gänsehaut. Passend zum Album starten die Puhdys am 14. Dezember ihre Wintertour, die sie von Usedom durch die neuen Bundesländer bis nach Halle führt. (eb) Hosen-Tour auf CD Die Ausstellung „Nok. Ein Ursprung afrikanischer Skulptur“ zeigt Terrakota-Figuren einer alten Kultur. Ausstellung. Sie tragen extravagante Frisuren, prächtige Hüte, auffällige Gewänder oder Tattoos. Über ihre Schöpfer vor 2000 Jahren aber ist nur wenig bekannt: Die lehmig-roten Terrakotta-Figuren der Nok-Kultur. Diese Zeugnisse afrikanischer Kunst sind seit vergangenem Mittwoch in Frankfurt am Main zu sehen. Das Liebieghaus präsentiert Terrakotta-Skulpturen und Alltagsgegenstände der über 2000 Jahre alten Nok-Kultur. Die über 100 Figuren wurden von Archäologen der Frankfurter Goethe-Universität im westafrikanischen Nigeria ausgegraben und in Deutschland restauriert. Sie werden in Frankfurt zum ersten Mal öffentlich gezeigt. „Diese Ausstellung ist die erste, die sich sich so ausführlich mit der afrikanischen Kunst dieser Epoche beschäftigt“, sagte Vinzenz Brinkmann, Leiter der Liebieghaus-Antikensammlung. Nok-Skulpturen waren bereits im 20. Jahrhundert nach Europa 11 Neues von den Puhdys Neuerscheinung punktet als Handbuch für militärische Flugsimulatoren und historisches Standardwerk. Buch. Ratgeber oder vielleicht doch eher ein Handbuch? Die Antwort auf diese Frage ist gar nicht so einfach. Mit „Luftkampf“ hat der GeraMond-Verlag jetzt einen interessanten Wanderer zwischen diesen Welten vorgelegt. Die Veröffentlichung richtet sich explizit an Luftfahrt-Enthusiasten sowie Simulator-Piloten und schon nach kurzer Lektüre ist klar – beide Zielgruppen kommen auf Ihre Kosten. Mancher Leser mag sich noch an die Anfänge der Flugsimulatoren vor über 20 Jahren erinnern. Delikate Grafik mit TetrisCharme, Fluggeräusche aus dem Küchenstudio und Endlosladezeiten waren damals der Goldstandard. Dafür passte aber auch alles auf eine 40-Megabyte-Festplatte. Und ähnlich vollkommen wie die Grafik des Spieles sahen gewöhnlich die mitgelieferten Handbücher aus. „Chuck Yeager“ und „Red Baron“ sind Geschichte. Aktuelle Flugsimulatoren erwecken beim Spieler – die erforderliche Hardware vorausgesetzt – ein Gefühl von Realismus, das seinesgleichen sucht. An diesem Maßstab will sich auch das neue „Handbuch“ von GeraMond messen lassen. Optik und Inhalt überzeugen gleichermaßen. Die Lektüre ist aktuell die Bedeutung der Skulpturen ist nicht abschließend erforscht. Archäologen vermuten, dass es sich um Ahnenfiguren handelt. Offenbar sollten die Statuen den Geist eines Verstorbenen beschützen und weiterleben lassen. (sij) Die Ausstellung ist bis 23. Februar 2014 zu sehen. Danach gehen die Skulpturen zurück nach Nigeria. cD. Ü ber ei n e M i llion Besucher kamen zur „Der K rach der Republik“Tournee, die im November 2012 begann und mit zwei ausverkauften Stadionkonzerten vor knapp 90 000 Menschen in der Düsseldorfer Arena endete. Die Toten Hosen-Konzertreihe war damit nach Zuschauerzahlen eine der größten Tourneen, die es jemals im deutschsprachigen Raum gegeben hat. Als letzter Gruß der Tournee erscheint am 22. November das Doppel-Live-Album „Die Toten Hosen Live: Der Krach der Republik“. Neben den klasischen Hosen-Songs hat die Band ein paar Perlen auszugraben, die sie länger nicht mehr im Programm hatten. „Es soll eben mehr werden als nur ein „LiveBest of“- Album, kündigt die Band an. Auch wenn das Album keine neuen Lieder enthällt, ist es doch für Hosen Fans ein absolutes Muss. (eb) aktuell Ausgewählte Medienbeiträge 5. November, 22.00 Uhr, WDr: In Afghanistan ist es für Frauen schwer, berufstätig zu sein. Noch schwerer und gefährlich wird es, wenn sie in Männerberufe vordringen. Die afghanische Polizei aber braucht Frauen, denn ein männlicher Polizist darf fremde Frauen nicht berühren. Im nächsten Jahr sollen bis zu 10 000 afghanische Frauen die Polizeiausbildung beginnen. Dabei spielt die deutsche Polizistin Vanessa eine Hauptrolle. Die Dokumentation „Mit Kopftuch und Pistole – Eine deutsche Polizistin in Afghanistan“ zeigt ihren Einsatz am Hindukusch. Youtube-Video der Woche: Die Fregatte „Brandenburg“ hat vor kurzem die Überprüfung GOST, das „German Operational Sea Training“, vor der Küste Englands absolviert und die Einsatzzertifizierung erhalten (aktuell 42/13). Bei dem sechswöchigen Programm wurden Schiff und Besatzung auf Herz und Nieren geprüft. Denn kommendes Jahr soll die „Brandenburg“ Führungsschiff bei der EU-geführten Mission „Atalanta“ am Horn von Afrika sein. (eb) Der Beitrag „Fit für den Einsatz“ unter www.youtube.com/bundeswehr. VermiSchteS 4. November 2013 Eisern durch den Schlamm Oberstabsgefreiter Max Küster quält sich beim „Tough Mudder“ durch Matsch und Eis. Was ist Ihr wertvollster Besitz? Meine Familie. Welche Eigenschaft schätzen Sie an anderen Menschen am meisten? Ehrlichkeit und Humor. Welche lebende Person bewundern Sie am meisten? Meine Frau, die trotz Referendariat, unserer Tochter und Haushalt immer noch Zeit für mich und ihre Freunde hat. Was können Sie besonders gut kochen? Ich glaube Königberger Klopse und Grünkohl. Foto: privat 12 Senftenberg. Es ist wohl eines der verücktesten Rennen überhaupt: das „Tough Mudder“, bei dem die unerschrockenen Teilnehmer einen 18-KilometerParcours mit Eisbad, Feuerzonen und meterhohen Hürden überwinden müssen. Oberstabsgefreiter Max Küster (Foto M.) hat sich der Herausforderung gestellt und ist vor kurzem mit rund 6500 anderen Teilnehmern auf dem Lausitzring an den Start gegangen. „Ich habe über facebook von dem Event erfahren und war gleich begeistert“, erinnert sich der 27-jährige Familienvater. Zusammen mit seinem Bruder und einem Freund kämpfte er sich durch den Hindernis- parcours. Am schlimmsten sei für Küster der „Cage Crawl“ gewesen, bei dem sich die Teilnehmer auf dem Rücken im Wasser liegend unter einem 18 Meter langen Käfig durchziehen müssen. „Man konnte dabei nicht sehen, wie lang das Hinderniss noch ist, und das Wasser war extrem kalt.“ Nach rund dreieinhalb Stunden kamen die Drei ins Ziel, wobei für sie nicht die Zeit, sondern der Spaß und das Miteinander im Vordergrund standen. „Deswegen kann auch Jeder mit ein bisschen Kondition mitmachen“, erklärt der Oberstabsgefreite. Eins steht für ihn jedenfalls jetzt schon fest: Er wird nächstes Jahr wieder mit dabei sein. (mag) Wie können Sie am besten entspannen? Mit meiner Familie oder meinen Freunden. Was treibt Sie an? Die Zukunft und der Gedanke, später ein eigenes Haus zu haben. Was wäre Ihre berufliche Alternative? Industriekletterer. Wo möchten Sie am liebsten leben? Im Umland von Hannover oder in Kanada. Was wäre für Sie das größte Unglück? Wenn meiner Familie etwas zustoßen würde. Was mögen Sie an sich selbst nicht? Meine Schusseligkeit und, dass ich manchmal „nicht aus dem Knick komme“. Was können Sie überhaupt nicht leiden? Altkluge Menschen. Wie lautet Ihr Lebensmotto? Das Leben ist wie ein Berg: Geht‘s bergab, geht‘s auch wieder bergauf.