Dank und Anerkennung

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Dank und Anerkennung
D 8512
49. Jahrgang
NACHRiCHteN
PoLitik
Wachsende Union
Im November 1993 trat der wegweisende Vertrag von Maastricht
in Kraft. Nun ist die Europäische
Union 20 Jahre alt.
Seite 4
Nr. 43
Montag, 4. November 2013
Dank und Anerkennung
Nach einer neuen Studie des ZMSBw gibt die Mehrheit der Deutschen der Bundeswehr gute Noten.
BuNDesweHR
Gemeinsam ans Ziel
In acht Tagen kämpfen sich beim
Alpenmarsch die Soldaten des
Gebirgsjägerbataillons 232 bis
zum Gipfel.
Seiten 6/7
MiLitÄRGesCHiCHte
Blutiger Putsch
Foto: Wilke/Bundeswehr
Vor 90 Jahren scheitert eine Verschwörergruppe um Adolf Hitler
beim Versuch, die Republik von
Bayern aus zu stürzen. Seite 9
VeRMisCHtes
Tausendsassa der Lüfte
Neuerscheinung punktet als
Handbuch für militärische Flugsimulatoren und historisches
Standardwerk.
Seite 11
Die BuNDesweHR iM iNteRNet
www.bundeswehr.de
Bundesministerium
der Verteidigung
Hand drauf: Bei den meisten Deutschen genießt die Bundeswehr einen guten Ruf.
Berlin. Die große Mehrheit der
Deutschen begegnet der Bundeswehr mit Anerkennung,
Vertrauen und Dankbarkeit.
Das geht aus einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage
zum Image der Bundeswehr
hervor, die das Zentrum für
Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
(ZMSBw) in diesem Jahr durchgeführt hat. Bei der Umfrage
wurden auch die Wahrnehmung
und Bewertung des BundeswehrMottos „Wir. Dienen. Deutschland.“ thematisiert.
Die bundesweite Datenerhebung wurde in Zusammenarbeit
mit dem Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid realisiert.
Dabei wurden 2300 zufällig
ausgewählte Bürger telefonisch
befragt. Die Ergebnisse der Studie bestätigen Erkenntnisse aus
früheren Umfragen.
Mit den Leistungen ihrer Streitkräfte im In- und Ausland sind
demnach die weitaus meisten
Deutschen (71 bis 85 Prozent)
mehrheitlich zufrieden. Das öffentliche Auftreten der Soldaten und
die Einbindung der Bundeswehr
in die Gesellschaft werden ebenfalls überwiegend positiv bewertet. Rund acht von zehn Befragten
haben folglich eine eher positive
Einstellung zur Bundeswehr.
Etwa vier von fünf Befragten
bringen mit der Bundeswehr
positive Werte wie Hilfsbereitschaft, Zuverlässigkeit und Verantwortung in Verbindung. Ähnlich häufig werden Emotionen
wie Vertrauen, Hochachtung und
Stolz mit der Bundeswehr assoziiert. Zwei von drei Deutschen
bringen den Streitkräften Dankbarkeit entgegen. Beinahe jeder
Zweite empfindet ein Gefühl der
inneren Verbundenheit mit den
Soldaten. Ein Teil der Befragten
bringt indes auch negative Gefühle
wie Zweifel, Angst oder Wut zum
Ausdruck. Diese wurden jedoch
wesentlich seltener genannt.
Mehr als drei Viertel der Menschen sind der Auffassung, dass
die Bundeswehr wichtig für
Deutschland ist. Und annähernd
neun von zehn Befragten halten
es für selbstverständlich, dass
Deutschland – wie andere Länder auch – eigene Streitkräfte hat.
Drei von vier Deutschen denken,
dass die Bundeswehr zum Schutz
der freiheitlichen Werteordnung in
diesem Land beiträgt. Bei mehr als
der Hälfte der Befragten genießt
die Bundeswehr ein hohes Ansehen und ebensoviele sind der Meinung, dass die öffentliche Wertschätzung für die Soldaten eher
zu gering ausfällt.
Der im Juli eingeführte Claim
„Wir. Dienen. Deutschland.“
ist bislang rund 20 Prozent der
Deutschen ein Begriff. Insoweit
besteht also noch Raum zur Verbesserung. Rund drei Viertel
der Befragten finden das Motto
aber gut. Der Mehrheit gilt es
überdies als verständlich, glaubwürdig, sympathisch und zur Bundeswehr passend.
(eb)
Mehr Informationen zur Studie
unter www.bmvg.de.
www.bmvg.de
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www.wirdienendeutschland.de
Foto: Bensch/Reuters
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An diesem Montag wird an der Fassade des Verteidigungsministeriums in der Berliner stauffenbergstraße das beistehende Bild
als Banner „unseren kameraden zum Gedenken“ angebracht. Das Foto zeigt soldaten, die nach der Übergabe des Feldlagers
kunduz noch einmal ihren vor ort gefallenen kameraden die ehre erweisen. es hält damit – gerade auch vor dem Hintergrund
des nahenden Volkstrauertages – die erinnerung an all diejenigen soldaten wach, die in den vergangenen Jahren in Ausübung
des Dienstes ihr Leben im einsatz verloren haben. Das Bild ist dieser Ausgabe von aktuell als Doppelseite beigelegt.
(eb)
2
aktuell
intern
4. november 2013
iMPreSSUM
ZitAt
eDitOriAL
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:
Bundesministerium der Verteidigung
Presse- und Informationsstab
Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin
„Wir haben extra die Fenster geputzt, da lassen
Insgesamt 44 Medaillen haben
deutsche Spitzensportler bei den
XXX. Olympischen Spielen vor
etwas mehr als einem Jahr in
London geholt. Die Spiele an
der Themse waren damals in
aller Munde. Viele Sportbegeisterte verfolgten einen Großteil
der Wettkämpfe vor Ort oder live
vor dem Fernseher. Im Februar
kommenden Jahres werden sich
nun die Wintersportler in insgesamt 98 Wettbewerben messen.
Austragungsort der XXII. Olympischen Winterspiele wird das
russische Sotschi sein. Und die
Chancen auf Medaillen sind für
unsere Sportsoldaten am Schwarzen Meer noch größer als bei den
Sommerspielen.
Doch neben Sportveranstaltungen wie Olympia gibt es auch
viele Wettkämpfe, die medial
kaum beachtet werden. Beispielhaft seien die Deaflympics oder
die World Games genannt. Wie
viel wir über derlei Wettkämpfe
wissen, hängt maßgeblich davon
ab, in wieweit die Medien darüber berichten. Erfahrungsgemäß
ist das Interesse an den Spielen
für Gehörlose oder an nichtolympischen Sportarten eher gering.
Umso erfreulicher ist es, dass
sich Bundespräsident Joachim
Gauck kürzlich für diese Sportler Zeit genommen, ihnen seine
Redaktionsanschrift:
Bundeswehr aktuell
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Sport und Vermischtes:
Hauptmann Martin Gärtner (mag, App: 20 40)
Chef vom Dienst:
N. N.
wir uns nicht lumpen.“
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles am vergangenen Mittwoch mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen mit der Union
im Willy-Brandt-Haus.
KALenDerBLAtt
Vor 5 Jahren: Am 4. November wird Barack Obama als erster
Afroamerikaner zum 44. Präsidenten der USA gewählt.
aktuell als E-Paper und im pdf-Format:
Auf www.bundeswehr.de abrufbar
Vor 10 Jahren: Am 7. November 2003 konstituiert sich in Deutschland die Föderalismuskommission als gemeinsames Gremium von
Bundesrat und Bundestag, um die bundesstaatliche Ordnung zu
modernisieren.
Satz:
Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz
und Dienstleistungen der Bundeswehr,
DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn
Intranet: http://zentraldruckerei.iud
Vor 60 Jahren: Am 9. November 1953 wird in der Treppenstraße
in Kassel die erste Fußgängerzone Deutschlands eröffnet.
Redaktionelle Mitarbeit:
Eva Pfaender (ep, App: 20 37)
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ISSN: 1618-9086
Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos
und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.
Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers
wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung
der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit
Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail
werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das
Recht auf Kürzung vor.
Vor 75 Jahren: Am 4. November 1938 wird die Reichsautobahn
Berlin-München fertiggestellt.
Vor 100 Jahren: Am 5. November 1913 wird Ludwig III. nach einer
Verfassungsänderung zum König von Bayern ausgerufen. Das Land
hat vorübergehend zwei Könige, denn sein geisteskranker Vorgänger
Otto I. von Bayern bleibt nominell bis zu seinem Tod Herrscher.
Vor 220 Jahren: Am 8. November 1793 wird in Paris der Louvre
dem Volk von der revolutionären Regierung zugänglich gemacht
und zu einem Museum umfunktioniert.
Vor 375 Jahren: Am 7. November 1638 weiht der Freisinger
Bischof Veit Adam von Gepeckh die Münchner Mariensäule auf
dem Marienplatz ein.
(eb)
Anerkennung ausgesprochen und
die Goldmeda illengewinner mit
dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet hat (S. 8). Eine Geste,
die zeigt, dass auch Leistungen
in weniger prominenten Sportarten anerkannt werden.
Ähnlich verhält es sich mit
dem Dienst der Soldaten insgesamt. Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften
hat vor kurzem eine Studie zum
Image der Bundeswehr veröffentlicht. Darin wird deutlich, dass
die Bundeswehr in der Bevölkerung durchaus einen guten Stand
hat. Zwei Drittel der Deutschen
bringen demnach den Streitkräften Dankbarkeit entgegen und
fast jeder Zweite empfindet mit
den Soldaten ein Gefühl innerer
Verbundenheit. Nichtzuletzt aufgrund des Dienstes für Deutschland, seine Interessen und seine
Bürger ist es in jedem Fall ein
gutes Gefühl, wenn die Soldaten
in Ausübung des Dienstes – vor
allem im Auslandseinsatz – viele
Deutsche hinter sich wissen.
Martin Gärtner
Foto: Wilke/Bundeswehr
BiLD Der WOCHe
Hilfe zur Selbsthilfe: ein deutscher Offizier bildet libanesische Marinesoldaten aus. Ziel ist es, die libanesischen Soldaten zu selbstständigen Operationen zu befähigen.
miNisterium / HiNterGruND
Foto: Grauwinkel/BMVg
4. November 2013
Verteidigungsminister thomas
de maizière hat dem Generalinspekteur der Bundeswehr,
General Volker Wieker, am vergangenen montag das Große
Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik
Deutschland ausgehändigt. mit
der Auszeichnung wird seine
Lebensleistung als Offizier, sein
engagement für die Bundeswehr als Ganzes sowie insbesondere seine herausragenden
Leistungen in der exponierten
rolle als oberster deutscher
soldat gewürdigt. „seine vielfältigen Aufgaben nimmt er mit
enormer sachkenntnis, hellwachem, konstruktiv-kritischem
Geist und uneingeschränkter
Loyalität sowie erkennbar mit
ganzem Herzen beispielgebend
wahr“, sagte de maizière in seiner Laudatio.
(eb)
Sicherheitsfragen der Zukunft
Planungsamt der Bundeswehr legt Studie zu möglichen internationalen Konfliktkonstellationen vor.
Berlin. Das Planungsamt der
Bundeswehr untersucht in seiner
neuesten „Future Study“, inwiefern die Sicherheit zukünftig von
nichtstaatlichen Konflikten in
Räumen begrenzter Staatlichkeit betroffen sein könnte.
Bei derlei Konflikten spielen
transnationale Unternehmen,
Nichtregierungsorganisationen,
kriminelle Netzwerke, Militärund Sicherheitsfirmen sowie
Internetaktivisten eine Rolle.
Diese Akteure werden künftig
über ein noch größeres Spektrum an Handlungsmitteln verfügen.
Die Autoren der Studie gehen
davon aus, dass sich nichtstaatliche Konflikte künftig häufig in
Räumen entfalten werden, die
sich staatlichen Durchgriffsmöglichkeiten weitgehend entziehen.
Ein „Failed state“ wie Somalia
mit seiner fragilen Staatlichkeit
steht dafür exemplarisch. Vergleichbar sind maritime Bereiche, der Weltraum und der
Cyberspace. All diese Räume
werden gleichzeitig immer wichtiger für moderne Gesellschaften.
Die Studie skizziert potentielle nichtstaatliche Konfliktkonstellationen, die die staatliche
Sicherheit gefährden könnten.
Im Cyberspace könnten beispielsweise Internetaktivisten in andauernde Konflikte mit Unternehmen
treten und im Weltraum könnten kriminelle Netzwerke durch
das Kapern von Satelliten Schutzgelder zu erpressen versuchen.
In maritimen Räumen droht die
Gefahr, dass mit neuesten Wirkmitteln ausgestattete Piraten und
zunehmend robuster vorgehende
private Militär- und Sicherheitsfirmen in Konflikt miteinander
geraten.
Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse gilt es nun zu
Foto: Bors/Bundeswehr
von Claire Hughes
Anti-Piraten-einsatz: Deutsches Boarding-team stoppt eine Dhau.
reflektieren, wie die Bundeswehr
in einen umfassenden Ansatz vernetzter Sicherheit ihren Beitrag
einbringen kann, um die Widerstandsfähigkeit Deutschlands
gegenüber den skizzierten Ereignissen zu stärken.
Kompetenzen und Mechanismen
der ressortübergreifenden Zusammenarbeit zum Schutz und zur
Sicherstellung des freien Zugangs
und der Nutzung der untersuchten
Räume müssen geregelt, Abstimmungsprozesse für das Szenario
des Ausfalls kritischer Infrastrukturen und Systemleistungen auf den
Weg gebracht werden.
Nur im Rahmen eines solchen
ganzheitlichen Ansatzes wird
Deutschland in diesen Räumen
in der Lage sein, potentiellen
Bedrohungen und Risiken entgegenzuwirken und sich eröffnende
Chancen zu nutzen.
Studie abrufbar
unter: http://
bit.ly/1dT8Ecx
und http://goo.
gl/16nW9V oder
den QR-Code scannen.
Beitrag zur gelebten Freundschaft
Minister bedauert Auflösung des 110. französischen Infanterieregiments in Donaueschingen
Berlin. Mit Bedauern hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière
die Entscheidung seines französischen Amtskollegen Jean-Yves
Le Drian zur Kenntnis genommen,
das in Donaueschingen stationierte
110. Infanterieregiment aufzulösen.
„Durch diese Entscheidung wird
der letzte in Deutschland stationierte rein französische Verband
aufgelöst. Das Regiment war seit
1964 in Donaueschingen stationiert
und seit 1989 der Deutsch-Französischen Brigade unterstellt. Es hat
einen langjährigen und erfolgreichen Beitrag zur gelebten deutschfranzösischen Freundschaft geleistet“, so der Minister.
Beide Politiker hätten sich in
der Vergangenheit mehrfach zur
Frage ausgetauscht, die Entscheidung der Partner folge letztlich
haushaltspolitischen Zwängen in
Frankreich.
„Deutschland und Frankreich sind sich einig, dass
die besondere Bedeutung der
Brigade für die deutsch-französischen Beziehungen unverändert hoch bleibt“ sagte de
Maizière. Sie sei ferner Ausdruck der sicherheitspolitischen
und militärischen Verantwor-
tung für die europäische Sicherheit und Verteidigung.
Das Fä higkeitsprofil der
Deutsch-Französischen Brigade
solle durch die Unterstellung eines
in Frankreich stationierten Regiments im vollen Umfang aufrecht
erhalten werden. Donaueschingen
bleibt nach den Worten des Ministers als deutscher Standort für das
Jägerbataillon 292 erhalten. (eb)
aktuell
3
„Spieße“ in Hannover
Hannover. Im Beisein des Generalinspekteurs der Bundeswehr,
General Volker Wieker, hat in
der vergangenen Woche die jährliche Kompaniefeldwebel-Tagung
der Bundeswehr stattgefunden.
Tagungsort war die Schule für
Feldjäger und Stabsdienst der
Bundeswehr in Hannover. Während der zweitägigen Zusammenkunft wurden verschiedene Themen vorgestellt und erörtert. So
kamen unter anderem das Auswahlverfahren für Berufssoldaten, das Schwerbehindertenrecht
und das Rahmenkonzept zum
Erhalt und zur Steigerung der
psychischen Fitness von Soldaten
zur Sprache. Ein weiteres Thema
war die langfristige sportmedizinische Betreuung einsatzgeschädigter Bundeswehrangehöriger.
Wieker hatte sich einführend mit
einem Grußwort an die „Spieße“
gewandt und im Anschluss mit
den Teilnehmern diskutiert. (eb)
Ehrenkreuz verliehen
Berlin. Verteidigungsminister
Thomas de Maizière hat dem ehemaligen Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Reinhard Führer, das
Ehrenkreuz der Bundeswehr in
Gold verliehen. Mit dieser Auszeichnung wird seine langjährige
herausragende Arbeit als Präsident des Volksbundes Deutsche
Kriegsgräberfürsorge von 2002
bis 2013 gewürdigt. „Mit überaus großem Engagement haben
Sie sich in besonderem Maße für
die Bundesrepublik und die Bundeswehr verdient gemacht. Sie
waren beispielhaft als Botschafter
im Sinne: Versöhnung über den
Gräbern – Arbeit für den Frieden“, so Minister de Maizière in
seiner Laudatio. Der Volksbund
Deutsche Kriegsgräberfürsorge
ist ein gemeinnütziger Verein, der
im Auftrag der Bundesregierung
arbeitet. Er hat die Aufgabe, die
Gräber der deutschen Kriegstoten
der beiden Weltkriege zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen.
Der Volksbund betreut derzeit
832 Kriegsgräberstätten in 45
Staaten.
(eb)
Personaländerungen
Berlin. Zum 1. November ist
folgende Personalveränderung
wirksam geworden: Generalmajor Michael Bille, zuletzt Vice
Chairman, NATO Air and Missile Defence Committee, Brüssel, ist in den Ruhestand getreten.
Bereits zum 1. Oktober wurde
Kapitän zur See Frank Martin
Lenski, Referatsleiter Planung
III 1 im Bundesministerium der
Verteidigung, Bonn, Abteilungsleiter Planung im Kommando
Streitkräftebasis, Bonn.
(eb)
4
aktuell
C-Waffen zerstört
den Haag. In Syrien ist ein erstes Etappenziel für die vereinbarte Vernichtung aller Chemiewaffen erreicht. Die Organisation
für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) teilte am vergangenen Donnerstag mit, das Land
habe Gerät und Infrastruktur für
den Bau chemischer Waffen und
das Abfüllen von Giftgas komplett zerstört. Die entsprechende
Frist lief am 1. November ab. Die
OPCW überwacht in Syrien die
Zerstörung aller Produktionsstätten für C-Waffen und Waffenbestände. Der Prozess läuft in Etappen ab und soll bis Mitte 2014 mit
der Vernichtung der geschätzten
1000 Tonnen C-Waffen, darunter
das hautschädigende Senfgas und
das Nervengas Sarin, vollständig
abgeschlossen sein. (enw/aae)
Geiseln kommen frei
politik / Hintergrund
4. november 2013
Fernziel: Geeinter Kontinent
Maastricht 1993: Vor 20 Jahren trat der Vertrag über die Europäische Union in Kraft.
von Markus Tiedke
Brüssel. Die Europäische Union
(EU) ist kein „Teenie“ mehr. In
der vergangenen Woche hat sie
sozusagen 20. Geburtstag gefeiert. Der Vertrag über die Europäische Union (EUV), weithin
als „Vertrag von Maastricht“
bekannt, war am 1. November
1993 in Kraft getreten.
Die vertraglichen Grundlagen
von Maastricht liegen noch weiter zurück. Bereits im Dezember 1991 hatten die Staats- und
Regierungschefs der damaligen
Europäischen Gemeinschaft das
Vertragswerk beschlossen. Am
7. Februar 1992 war der Vertrag
unterschrieben worden und hatte
danach den mitunter langwierigen Weg durch Parlamente und
Volksabstimmungen angetreten.
Der EUV bildete die Basis für
die Gründung der EU und hat das
bis dahin existierende Europäische
Recht massiv reformiert. Insbesondere sollte er die Mitgliedstaaten wirtschaftlich und politisch
enger aneinander heranführen. In
diesem Zusammenhang ist auch
das bekannte Modell von den drei
Säulen zu betrachten, auf denen
die EU ruht.
Eine dieser Säulen symbolisiert das bereits erwähnte, modifizierte EG-Recht. Die zweite Säule
steht für die neu implementierte
Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP). Sie soll eine
möglichst enge Zusammenarbeit
der Mitgliedstaaten im internationalen Rahmen sicherstellen. Fernziel der GASP ist eine
echte gemeinsame europäische
Außenpolitik. Ein Europa, das
mit einer Stimme spricht und wie
ein Akteur handelt.
Dritte Säule ist die ebenfalls
neu geschaffene Zusammenarbeit im Bereich Justiz und Inneres. Diese brachte ab 1995 mit
dem Abkommen „Schengen II“
schrittweise unter anderem den
Abbau der EU-Binnen-Grenzkontrollen sowie ein gemeinsames Visa-System und eine verbesserte Polizeizusammenarbeit.
Außer diesen Kooperationsfeldern sieht der Vertrag explizit die
Durchsetzung einer Wirtschaftsund Währungsunion vor. Ein
wichtiger Meilenstein zum Erreichen dieses Ziels ist neben der
Schaffung des EU-Binnenmarktes die Einführung der gemein-
paris. Nach mehr als drei Jahren Geiselhaft sind vier im Niger
verschleppte Franzosen wieder in
ihre Heimat zurückgekehrt. Die
vier von Islamisten entführten
Männer wurden am vergangenen
Mittwoch am Flughafen von Villacoublay nahe Paris von ihren
Familien und Frankreichs Staatschef François Hollande empfangen. Für ihre Freilassung soll
ein Lösegeld in Millionenhöhe
gezahlt worden sein. Die französische Regierung bestreitet das.
Die vier Männer waren im September 2010 auf einer vom französischen Atomkonzern Areva
betriebenen Uran-Mine im Niger
verschleppt worden. Zu der Entführung bekannte sich die Extremistenorganisation Al-Kaida im
Islamischen Magreb.
(fs/ju)
kampala. Der Konflikt im Osten
des Kongo steht offenbar vor einer
entscheidenden Wende. Nach heftigen Kämpfen ist die Rebellenbewegung M23 (Bewegung des
23. März) nach einer Einschätzung der UN so gut wie besiegt.
Bis auf ein kleines Gebiet nahe
der ruandischen Grenze habe
die Rebellenbewegung alle ihre
Stellungen geräumt. Die Kämpfe
zwischen der kongolesischen
Armee und der M23 waren Ende
vorvergangener Woche ausgebrochen, nachdem rund zwölfmonatige Friedensgespräche in der
ugandischen Hauptstadt Kampala
gescheitert waren. Die Armee
wird von einer UN-Eingreiftruppe unterstützt. Die Vereinten Nationen haben ihre
Kongo-Mission inzwischen mit
einem robusteren Mandat ausgestattet. Die mehr als 20 000
Blauhelme bilden die größte
UN-Truppe, die derzeit im Einsatz ist.
(im/hd)
Foto: imago
Miliz vor dem Ende
ein rundes dutzend: die eu-Flagge blieb trotz diverser erweiterungen bei zwölf Sternen.
samen Währung. Am Neujahrstag 1999 wurde der Euro offiziell eingeführt. Und weitere drei
Jahre später, am 1. Januar 2002,
hatten Millionen EU-Bürger das
neue „Europageld“ dann auch tatsächlich im Portemonnaie.
Heute hat die EU – statt wie
damals ein Dutzend – bereits 27
Mitgliedstaaten. Das hat in der
jüngeren Vergangenheit immer
wieder zu Konflikten geführt.
Und zwar nicht erst seit der Wirtschafts- und Finanzkrise von
2008. Als besonders herausfordernd wird empfunden, dass die
Vielzahl der Mitgliednationen
bei so gut wie jedem bedeutsamen Thema mitreden wollen und
dürfen. Aber trotz vieler Gemeinsamkeiten hegen alle EU-Mitgliedstaaten weiter nationale
Eigeninteressen, die sie in Brüssel erbittert verteidigen.
Das unterscheidet die gelegentlich erträumten „Vereinigten Staaten von Europa“ noch von
den USA. Denn der EUV sieht
eine Integration einzelner Staaten
unter Wahrung eines Maximums
an Souveränität vor. Und die EU
wird wohl weiter wachsen. Zum
1. Juli dieses Jahres wurde Kroatien aufgenommen. Aussichtsreiche Kandidaten sind derzeit wohl
auch Island und Montenegro.
An der EU und ihren Behörden wird häufig Kritik laut – sei
es wegen überbordender Bürokratie, der beträchtlichen Regelungsfreude oder wegen des
Demokratiedefizits bei etlichen
der wichtigsten Entscheidungsgremien der Union. Ungeachtet
dessen sollte aber nicht in Vergessenheit geraten, dass die Nationen
desselben Kontinents nicht einmal 50 Jahre vor Maastricht noch
den mörderischsten Krieg aller
Zeiten geführt hatten.
Ende der Ära Saakaschwili
In Georgien geht der erste friedliche Machtwechsel seit der Unabhängigkeit über die Bühne.
tiflis. Der Machtwechsel in
Georgien ist perfekt. Nach dem
Sieg seines Kandidaten Georgi
Margwelaschwili bei der Präsidentenwahl kontrolliert Regierungschef Bidsina Iwanischwili
künftig die Politik in dem Land
am Schwarzen Meer, das einen
Beitritt zu EU und Nato anstrebt.
Das Nachbarland Russland, das
zu der Ex-Sowjetrepublik keine
diplomatischen Beziehungen
unterhält, und die Europäische
Union gratulierten zum ersten
demokratischen Wechsel an der
Staatsspitze. Damit endet die Ära
von Michail Saakaschwili. Der
noch amtierende Präsident, der
vor zehn Jahren mit der Rosenrevolution die Führung übernommen hatte, räumte die Niederlage
seines Kandidaten ein.
Bei der Abstimmung am Vortag hat Margwelaschwili nach
Auszählung fast aller Wahlzettel mit deutlichem Vorsprung
gewonnen. Der frühere Bildungsminister erhielt 62,12 Prozent der
Stimmen und damit die notwendige absolute Mehrheit, wie die
Wahlkommission in Tiflis nach
Auswertung von fast 100 Prozent
der Wahlzettel mitteilte.
Der 44-jährige frühere Hochschulrektor wird aber nach einer
Verfassungsänderung hauptsäch-
lich repräsentative Aufgaben ausüben. Die wichtigsten Machtbefugnisse gehen auf das Amt des
Regierungschefs über.
Der zuletzt umstrittene Saakaschwili durfte nach zwei
Amtszeiten nicht mehr antreten.
Sein Kandidat, Ex-Parlamentschef David Bakradse, kam
auf knapp 22 Prozent. Viele
Georgier haderten seit längerem mit dem Regierungsstil
Saakaschwilis, der zunehmend
autoritär und unberechenbar
geriet. Seit dem Kaukasuskrieg
2008 war sein politischer Stern
– auch im Westen – beständig
gesunken.
Georgien hatte im August 2008
versucht, die Kontrolle über die
abtrünnigen Gebiete Südossetien
und Abchasien mit militärischen
Mitteln zurückzugewinnen. Russland griff in den Konflikt ein und
sorgte dafür, dass der Status quo
nach einem kurzen, blutigen Krieg
beibehalten wurde. Daraufhin hatte
Tiflis die offiziellen Beziehungen
zu Moskau abgebrochen.
Beobachter erhoffen sich von
dem Machtwechsel, der nach
Angaben der Organisation für
Sicherheit und Zusammenarbeit
in Europa (OSZE) fair ablief, eine
spürbare Entspannung im Verhältnis zu Russland.
(bvi/wo)
4. November 2013
eiNsatz
Von Radmutter bis Ölwechsel
aktuell
5
Führungswechsel
Foto: Lehmann/Bundeswehr
Fast 24/7: Die instandsetzer in Mazar-e sharif haben ihre Werkstatt „rund um die Uhr“ geöffnet
Mazar-e sharif. Wenn ein Fahrzeug im Einsatz liegen bleibt
oder beschädigt wird, sind sie
zur Stelle: die Soldaten des Logistikunterstützungsbataillons in
Mazar-e Sharif. Mehr als 1300
Fahrzeuge der Bundeswehr befinden sich am Hindukusch und wollen versorgt werden. Hitze, Staub
und schlechte Straßen fordern
aber nicht nur den Fahrzeugen,
sondern auch den Soldaten in den
Werkstätten der Instandsetzungskompanie alles ab. Sie sorgen im
Hintergrund dafür, dass die Räder
niemals stillstehen.
Sechs Uhr morgens beim Logistikunterstützungsbataillon im
Camp Marmal. Der Echo-Zug
der Schutzkompanie der PATF
Kundus (Partnering and Advisary
Task Force) ist gerade mit einem
Konvoi eingetroffen. In der vergangenen Nacht hat der Zug mit
seinen Fahrzeugen vom Typ
Dingo und Fuchs mehr als 300
Kilometer zurückgelegt. Nicht
ganz ohne Schäden. Ein Fuchs
verliert Öl. Für die Instandsetzungssoldaten heißt das: Es gibt
Arbeit.
Die aus dem bay r ischen
Pfreimd stammende Instandsetzungskompanie ist Teil des Logistikunterstützungsbataillons und
für die Materialerhaltung verantwortlich. Die Soldaten reparieren
alles, „angefangen vom Zelt über
Funkgeräte und Waffen bis hin
zum Transportpanzer“, erklärt
der Kompaniechef, Hauptmann
Christoph W. Mehr als 130 Soldaten arbeiten auf der „Inst-Meile“
in direkter Nachbarschaft zum
Flughafen. Hier reiht sich Werkstatthalle an Werkstatthalle. Es
gibt Werkstätten für die Fahrzeuginstandsetzung und die Wartung von Waffen, Stromerzeugern
oder optischen Geräten. „Bei uns
laufen in der Woche rund 300
Instandsetzungsanträge durch“,
betont der Münchener Hauptmann nicht ohne Stolz.
Der Instandsetzungsaufwand
an den Fahrzeugen ist in Afghanistan besonders hoch. Hauptgrund dafür sind die extremen
Bedingungen unter denen die
Fahrzeuge eingesetzt werden.
„Im Schnitt kann man rechnen,
dass ein Fahrzeug im Einsatz auf
10 000 Kilometern Fahrleistung
genauso beansprucht wird wie ein
Fahrzeug auf 100 000 Kilometern in Deutschland.“ Viel Arbeit
für die Soldaten der Instandsetzung, die alle entweder eine abgeschlossene Berufsausbildung
mitgebracht oder eine zivilberufliche Aus- und Weiterbildung bei
der Bundeswehr erworben haben.
Trotz der hohen Auftragslage
ist klar: Das deutsche Recht gilt
auch im Einsatzland. „Wir haben
hier alle Prüfungen durchzuführen, die wir in Deutschland auch
machen müssen. Die Abgasuntersuchung ist die Einzige, die
im Einsatz ausgesetzt ist“, fügt
der 32-Jährige Kompaniechef mit
einem Lächeln hinzu.
In der Werkstatthalle nebenan
führt derweil Stabsunteroffizier Lars S. eine F4-Überprüfung an einem Dingo durch - F4
steht für Frist der vierten Stufe.
„Im Grunde ist es eine Inspektion, wie in einer zivilen Werkstatt“, erzählt der 26-jährige
Soldat während er mit dem Hammer am Fahrwerk des Dingos
arbeitet. „Meistens sind es die
Bremsen oder das Fahrwerk.“
Insgesamt braucht er zwei Tage
für eine solche Inspektion. „Zu
zweit geht es auch schon mal
schneller, aber das Schmieren
der beweglichen Teile und der
Ölwechsel brauchen ihre Zeit“,
gibt der Mechaniker zu bedenken.
Der Dingo wird noch bis zum
nächsten Tag in der Werkstatt
bleiben und dann wieder für neue
Aufträge bereitstehen. Auch der
Transportpanzer Fuchs des EchoZugs ist in guten Händen. Mit
einem Öl- und Schlauchwechsel haben die Werkstattmeister
das Fahrzeug wieder fit gemacht,
sodass es schnell zurückverlegen
kann. Den Instandsetzern von
Hauptmann W. sei Dank. (leh)
Foto: Bundeswehr
Einsatz in Afghanistan bedeutet für das Logistikbataillon Instandsetzen rund um die Uhr.
Dschibuti. Die 36 Soldaten der
deutschen Verbindungs- und
Unterstützungsgruppe (DVUG)
der EU-Operation „Atalanta“
haben einen neuen Leiter: Korvettenkapitän Sönke Fuhrmann
hat vor kurzem das Kommando
an seinen Nachfolger, Korvettenkapitän Melandro de la Cruz,
übergeben. „Ich bedanke mich
ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit und tatkräftige Unterstützung bei der gemeinsamen
Auftragserfüllung“, sagte der
scheidende Leiter vor seinen
angetretenen Soldaten. „Ich bin
mir sicher, dass Sie meinen Nachfolger mit dem gleichen Höchstmaß an Engagement und Einsatzbereitschaft unterstützen werden,
wie Sie es bisher getan haben.“
Nach viermonatiger Amtszeit in
Ostafrika kehrt Fuhrmann nun
in die Einsatzflottille 1 nach Kiel
zurück.
Der neue Leiter de la Cruz war
bereits in den Jahren 2002 und
2006 in verschiedenen Verwendungen an Bord der Fregatten
„Bremen“ und „Emden“, als Teil
der Operation Enduring Freedom,
in der Region im Einsatz.
Im Rahmen der Anti-Piraterie Operation Atalanta, stellt
die DVUG die logistische Versorgung der Deutschen Marine
sicher und ist die Schnittstelle zu
den lokalen Behörden am Horn
von Afrika.
(eb)
Für den Einsatz...
Grundfertigkeiten werden immer geübt
seit 29. Juli sind die soldaten der „Niedersachsen“ im einsatz.
Lydia K., die auf der „Niedersachen“ als Schiffsversorungsoffizier ihren Dienst tut. Dies diene
dem Zweck, den Verletzten
möglichst schnell aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich
zu retten. Denn gerade für Verletzte zählt im Ernstfall jede
Minute.
Neben der Praxis gab es für
die 215 Frauen und Männer der
„Niedersachsen“ auch einen theoretischen Teil, bei dem Verletzungen
und deren Erstbehandlung, bis hin
zur Herz-Lungen-Wiederbelebung
behandelt wurden.
(eb)
durchführen kann und Hilfeleistungen, bei denen Teamgeist
gefragt ist, wie beispielsweise
beim Transport mit Hilfe von
Mehr zur „Atalanta“-Mission im
Einsatzblog von Oberleutnant zur
See Lydia K. unter www.marine.de
Foto: Bundeswehr / Thieme
Dschibuti. Bekanntermaßen
müssen Soldaten jedes Jahr
bestimmte Grundfertigkeiten
nachweisen - auch während eines
Auslandseinsatzes ist dies Pflicht.
Daher haben die Soldaten der
Fregatte „Niedersachsen“, die
derzeit am Horn von Afrika
eingesetzt ist, kürzlich an einer
Sanitätsausbildung zum Einsatzersthelfer teilgenommen Dazu
baute das Sanitätspersonal einen
Sanitätszirkel bestehend aus fünf
Stationen für die Besatzung auf,
um die bereits vorhandenen
Kenntnisse wieder aufzufrischen.
Wiederholt wurden unter
anderem verschiedene Techniken zum Verbringen von Verletzten. Techniken, die man
als Ersthelfer vor Ort alleine
Transporthängematten oder Feuerlöschschläuchen. „Im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen“, sagt Oberleutnant zur See
Foto: Fa. Thales
Sanitätsausbildung für die Soldaten der Fregatte „Niedersachsen“ auch im Einsatz.
• wurden Systeme zur kryptierten Anbindung von mobilen Trupps ausgeliefert. Die
Systeme dienen dem Versand
von bis zum Geheimhaltungsgrad „VS-Geheim“ eingestuften Informationen, die über
eine Satelliten-Anbindung
(SATCOM) nach Deutschland
geschickt werden können. Das
System ist in einem Betriebs,Transport- und Lagerbehälter eingerüstet. Es beinhaltet
unter anderem das SATCOMGerät, Kryptogerät sowie ein
gehärtetes Laptop.
(fo)
6
aktuell
bundeswehr
aktuell
Unter schwierigen Bedingungen zum Gipfel
Achttägiger Alpenmarsch lässt Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 232 zusammen frieren, leiden und sich auf die Bergspitze quälen – das geht nur mit viel Kameradschaft und Teamgeist.
v o n To b i a s G o c k e l &
Thorsten Jochim
bischofswiesen. Langsam
schälen sich die Silhouetten der
Soldaten der ersten Marschgruppe des Gebirgsjägerbataillons 232 aus dem Hochnebel
im Bereich der Pustertal-Jagdhütte am „Hohen Kisten“, ein
1922 Meter hoher Berg in den
Bayerischen Voralpen. Es liegen noch knapp 600 Höhenmeter vor den Soldaten, bis
der Gipfel erreicht ist. Und vor
allem, bis der Abstieg Richtung Jachenau folgt und der
erste von acht Tagen Alpenmarsch endet.
St a bsgef r eit e r Sa s ch a
Leuendorf von der 1. Kompanie ist einer von r und
100 Soldaten, die in den kommenden Tagen knapp 10 000
Höhenmeter und eine Strecke
von mehr als 140 Kilometern
zurücklegen werden. Elf Gipfel besteigen die Soldaten und
sind – wenn sie Glück haben –
schönstem Sonnenschein ausgesetzt oder aber Dauerregen
und 50 Zentimeter Neuschnee.
„Eine anstrengende, aber
unvergessliche Erfahrung“,
sagt Leuendorf und unterstreicht damit die Worte von Major
Eike Gudat, der momentan
das Bataillon führt und später beim Abschlussantreten
deutliche Worte für dieses
einmalige Vorhaben finden
wird: „Kameraden, Sie haben
bei widrigster Witterung und
wechselnden Umweltbedingungen vor sich selbst bestehen
können. Wir haben manchmal
gefroren, wir haben manchmal
gelitten und wir haben manchmal gezweifelt, aber wir haben
gemeinsame Erlebnisse und
einzigartige Kameradschaft
gewonnen“, betont der Major.
Bei Wind und Wetter
Doch zurück zum Gipfel. Diesen haben die beiden Marschgruppen mittlerweile erreicht und
beinahe wie als Dank durchbricht
die Sonne den Hochnebel. Für
den Abstieg im Richtungstrupp
eingesetzt, führt Leuendorf mit
Karte und Kompass die Marschgruppe nach acht Stunden Marsch
zum Biwakbereich in Jachenau.
Dort hat die Talstaffel bereits
Hochgebirgszelte, Feldküche
und den Gefechtsstand aufgebaut.
„Ein solches Vorhaben wie
der Alpenmarsch lässt sich nur
bewerkstelligen, wenn alle Beteiligten engagiert und vorbildlich
zusammenarbeiten“, macht der
Major mit Blick auf die Talstaffel
und weitere zur Unterstützung
eingesetzten Kräfte deutlich.
Denn diese haben den Auftrag, die Biwakplätze in den
verschiedenen Gemeinden des
bayerischen Voralpenlandes vorund nachzubereiten, während die
Marschgruppen ihre jeweiligen
Tagesziele ansteuern. Sorgfältige
Planung und Abstimmung mit
dem Landeskommando Bayern,
anderen regional zuständigen
Bundeswehrdienststellen, dem
Bundeswehrdienstleistungszentrum und vor allem den betroffenen Gemeinden sind notwendig.
Und das läuft reibungslos, denn
traditionell sind die bayerische
Bevölkerung und ihre Gebirgsjäger eng verbunden. Da kommt
auch schon einmal der Bürgermeister zum Biwakplatz und
besucht die Soldaten.
La Montanara
Der Morgen des zweiten Tages
startet um sechs Uhr mit „La
Montanara“ auf der Trompete.
Ab sofort ein allmorgendliches
Weckritual durch einen Oberstabsfeldwebel der 1. Kompanie.
Eine gute Einstimmung für eine
der längsten Tagesetappen des
Alpenmarsches, der Aufstieg auf
die Benediktenwand. Es ist windig und nass. Das Wetter fordert
den Teilnehmern alles ab. Und sie
brauchen deutlich länger als am
Vortag: Drei Gipfel, 1600 Höhen-
meter im Aufstieg, mehr als 20
Kilometer Strecke und knapp elf
Stunden Marschzeit stecken den
Soldaten in den Knochen.
Doch das Wetter zeigt sich
noch extremer. Auf der dritten
Etappe zwischen den 1500er-Bergen „Geierstein“ und „Fockenstein“ folgt ein Wettersturz mit
Kälte und Platzregen. Selbst der
Poncho kann nicht verhindern,
dass die Soldaten am Abend in
Bayrischzell völlig durchnässt
den Biwakbereich erreichen.
Trockenlegen von Kleidung und
Ausrüstung ist angesagt, bevor
die Frauen und Männer erschöpft
in die Schlafsäcke kriechen. Zum
Alltag der Gebirgsjäger gehört
eben nicht nur Sonnenschein, son-
dern auch widrigste Wetterbedingungen.
Bei den folgenden Etappen
kommt es für die Gebirgsjäger noch härter: Schneefall und
Eiseskälte machen ein Überschreiten der fast 1700 Meter
hohen Kampenwand unmöglich – zu kritisch und zu gefährlich. Dieser fünfte Tag ist nicht
nur wettertechnisch eine Besonderheit: Vor dem Panorama des
Chiemgauer Landes und der
schneebedeckten Kampenwand
wird die dritte Kompanie feierlich
von Hauptmann Sebastian Weiß
an seinen Nachfolger, Oberleutnant Magnus Seiler, übergeben.
„Militärische Traditionen werden bei uns hoch gehalten, sagt
Gudat. Ein Ambiente, dass Chef
„alt“ und „neu“ sicher nie vergessen werden.
Achtung Stein!
Doch wie aufmerksam und vorsichtig die Soldaten marschieren müssen, zeigt sich kurz vor
dem Ende dieser anspruchsvollen
Übung. Ein Warnruf erschallt
gegen Mittag des siebten Tages
beim Durchsteigen des Seilgeländers in der „Hörndlwand“. Ein
koffergroßer Stein löst sich beim
Greifen und verletzt zwei Kameraden der ersten Marschgruppe.
Ein Mannschaftssoldat des Hochgebirgsjägerzugs befindet sich
zum Zeitpunkt des Steinschlags
oberhalb der Schlüsselstelle und
sichert einen Kameraden, als er
den Warnruf hört.
„Vor die Wahl gestellt, sich
selbst in Sicherheit zu bringen
und dabei die Sicherung des nachsteigenden Kameraden aufzugeben oder weiter seinen Auftrag
unter Inkaufnahme einer Gefährdung seines Lebens zu erfüllen,
hat er sich für letzteres entschieden und wurde von herabstürzenden Felsbrocken getroffen“,
sagt der Major. Eine Fraktur im
Knöchel ist das Ergebnis. „Mit
dem Hubschrauber haben wir
die beiden Kameraden ins Krankenhaus Traustein gebracht“, so
Gudat weiter. Glücklicherweise
sind beide nur leicht verletzt.
Doch zeigt der Vorfall, dass der
alpine Einsatzraum den Soldaten immer absolute Fitness und
jederzeit höchste Aufmerksamkeit abfordert.
Auftrag gut
ausgeführt
Für die letzte Marschstrecke
in 1600 Metern Höhe hinab nach
Bischofswiesen schließen sich
auch die drei Grundausbildungszüge des Bataillons an. „Ein Bergerlebnis der besonderen Art“, so
Gudat. Und das bereits nach nicht
einmal einem Monat Ausbildung.
Mit Truppenfahne und Gesang
geht es durch Berchtesgaden. „Es
ist geschafft – ja, es ist geschafft“,
ruft Gudat beim Abschlussappell den Frauen und Männern
seines Bataillons zu. „Sie haben
mit hervorragender Durchhaltefähigkeit, absolutem Willen und
hoher Moral eine Mammutaufgabe gemeistert.“
7
Y begleitet Übung
berlin. Die
neue Ausgabe der Y
ist da. Das
Titelthema
„ Ret t u ng
aus Bogl a n d “
b e r icht et
über die mehr als 1300 deutschen Soldaten, die Mitte September bei den Übungen „Northern
Coasts“ und „Schneller Adler“
in Schweden und auf der Ostsee
dabei waren. Ein Auftrag: Das
Evakuieren von Staatsbürgern
aus der Krisenregion. Y begleitete die Fallschirmjäger auf Gotland.
(eb)
Chinesen besuchen
Logistikkommando
erfurt. Ende Oktober hat eine
siebenköpfige Delegation der
chinesischen Streitkräfte das
Logistikkommando der Bundeswehr in Erfurt besucht. Im
Mittelpunkt des im Zuge eines
bilateralen Jahresprogramms
stattfindenden Besuchs stand
der Austausch von Erfahrungen
zum „Outsourcing in der Logistik“. Neben der grundlegenden
theoretischen Betrachtung und
Diskussion haben die Gäste vor
allem die praktischen Einblicke
beeindruckt. Der Rundgang im
Paketzentrum des Kooperationspartners DHL in Nohra (Paketversand Bw) sowie das Kooperationsprojekt ZEBEL (Zentrale
Bundeswehr Ersatzteillogistik) in
Kaufungen unterstrich die verlässliche Zusammenarbeit der
Bundeswehr mit den unterschiedlichen zivilgewerblichen Partnern.
(ts)
Höchste Ehrung für
Schiff und Besatzung
Kiel. Vor wenigen Tagen hat im
Kieler Tirpitzhafen eine außergewöhnliche Premiere stattgefunden: Erstmals wurde eine
Kabinettsitzung der Landesregierung Schleswig-Holstein auf
ihrem Patenschiff der Marine
abgehalten – ein Zeichen für die
Verbundenheit des Landes mit
der Fregatte. Ministerpräsident
Torsten Albig nutzte die Gelegenheit bei einer Führung durch
das Schiff, um mit der Besatzung
ins Gespräch zu kommen. Hierbei zeigte sich Albig beeindruckt
vom Zusammenhalt an Bord.
Im Anschluss an die Führung
verlieh der Ministerpräsident auf
dem Oberdeck der „SchleswigHolstein“ die höchste Auszeichnung für militärische Einheiten
– das Fahnenband. Das feierliche
Zeremoniell wurde vom Marinemusikkorps Ostsee musikalisch
umrahmt.
(eb)
bundeswehr
4. november 2013
Exzellente Botschafter
Bundespräsident würdigt Gewinner der Deaflympics und der World Games.
von Martin Gärtner
b e r l i n . Bu n d e s p r ä s i d e n t
Joachim Gauck hat am vorvergangenen Freitag die Gewinner
der Sommerspiele der Gehörlosen und der World Games mit der
höchsten staatlichen Auszeichnung für sportliche Spitzenleistungen in Deutschland ausgezeichnet.
Das Silberne Lorbeerblatt erhielten auch vier Sportsoldaten der
Bundeswehr.
Bei der Ehrung, die von Fernsehmoderator Johannes B. Kerner moderiert wurde, lobte Gauck
sowohl die Leistungen der Ausgezeichneten, als auch der Sportler, denen Gold verwährt blieb.
„Sie alle haben hart trainiert und
kennen das Gefühl schmerzender
Muskeln“, betonte er. „Sie stehen
für Spitzenleistungen und ehrliches Kräftemessen, noch dazu
ohne Doping.“ Das mache sie zu
Vorbildern unserer Gesellschaft.
Eine solche Aufmerksamkeit
bekommen die Sportler trotz ihrer
Leistungen selten. Denn weder
die Deaflympics – die Sommerspiele der Gehörlosen –, noch
die Spiele der nichtolympischen
Sportarten – die World Games
– finden große mediale Beachtung. Umso wichtiger waren deshalb nicht nur die Auszeichnung,
sondern auch die Worte des Bundespräsidenten: „Sie sind exzellente Botschafter unseres Landes.
Foto: Gärtner/Bundeswehr
aktuell
wünschen eine größere mediale Aufmerksamkeit: bundespräsident Joachim Gauck sowie Vizeadmiral Manfred nielson freuten sich über die Leistungen der vier sportsoldaten.
Gerade auch weil Sie seine Vielfalt repräsentieren, seine unterschiedlichen Talente.“
Unter den Geehrten war auch
Unteroffizier (FA) Jonathan
Horne. Der Karateka konnte bei
den World Games in Cali schon
das zweite Gold feiern. „Ich
freue mich sehr über die Auszeichnung“ sagte Horne aktuell. „Es ist eine große Ehre und
Freude, dass auch wir Sportler
von Randsportarten anerkannt
werden.“ Dies bestätigten die Rettungsschwimmer Hauptgefreiter
Adrian Flügel und Obergefreiter Danny Wieck. Sie hätten in
Warendorf beste Trainingsbedin-
gungen. Dort trainiert auch Flossenschwimmer Max Lauschus.
Er betreibt die wohl ungewöhnlichste Sportart der Geehrten. Mit
einer Flosse, die der Fluke eines
Delfins gleicht, schwamm er in
Cali sowohl über 200 als auch
400 Meter zu Gold.
Nach der formellen Auszeichnung nahm sich der Bundespräsident Zeit für Gespräche mit den
Sportlern. Auch der Inspekteur
der Streitkräftebasis, Vizeadmiral Manfred Nielson, unterhielt sich angeregt mit „seinen“
Sportlern. Ihm sei es sehr wichtig, dass auch behinderte Sportler
oder Sportler abseits der medialen
Aufmerksamkeit anerkannt werden. „Schließlich haben sie dasselbe Trainingspensum“, stellte
Nielson heraus. Der Erfolg der
Sportsoldaten und deren Ehrung
zeige ihm, dass das Konzept der
Sportförderung der Bundeswehr
sehr gut funktioniere.
Am 25. Juni 1950 stiftete
der damalige Bundespräsident
Theodor Heuss das Silberne
Lorbeerblatt, mit dem Athleten
geehrt werden, die herausragende
sportliche Erfolge erzielt haben.
Heuss überreichte die Auszeichnung erstmals dem Springreiter
Fritz Thiedemann sowie der Tennisspielerin Inge Pohmann.
Sicher und umweltgerecht vernichten
Ein Besuch bei der Gesellschaft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten.
Munster. Aufräumen und Saubermachen sind zwei Worte, die
in den Ohren vieler Kinder und
Erwachsener einen eher negativen Beiklang haben. Vor allem,
wenn man nicht mal Schuld trägt
an dem Durcheinander. Doch bei
den Mitarbeitern der Gesellschaft
zur Entsorgung von chemischen
Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten (GEKA) in Munster liegt
der Fall anders. Deren 140 Mitarbeiter entsorgen gefährliche
Altlasten aus den vergangenen
Jahrzehnten.
Vor etwa 100 Jahren entstehen
im Deutschen Reich Versuchsund Produktionsanlagen für
chemische Kampfstoffe, in denen
vor allem arsenhaltige Stoffe hergestellt werden. In einer der Anlagen in Munster versuchen die
Briten nach dem Ende des
2. Weltkrieges Kampfstoffe
zunächst mittels Sprengungen zu
vernichten. Mit der Übernahme
des Truppenübungsplatzes durch
die Bundeswehr startet ab 1956
die kontrollierte Aufarbeitung der
Foto: Schulz
8
wenn es brenzlig wird: Arbeiter der GeKA entsorgen Kampfstoffe.
chemischen Kampfstoffe – eine
immense Aufgabe, die bis heute
noch nicht abgeschlossen ist.
1982 geht die erste Verbrennungsanlage in Betrieb. Ab jetzt
erfolgt das Vernichten chemischer Kampfstoffe umweltfreundlich auf dem neuesten Stand
der Technik. 2001 übernimmt
schließlich die GEKA die militärische Kampfmittelbeseitigungsanlage (KBA). Nach fünf Jah-
ren folgt die Inbetriebnahme der
zweiten Anlage (Bodenwäsche/
Plasmaanlage) und des Sprengofens.
„Wir sind das einzige Unternehmen in Deutschland, das chemische Kampfstoffe vernichtet. Unser primäres Ziel ist das
sichere und nachhaltige Entsorgen
der Hinterlassenschaften beider
Weltkriege“, sagt Jan Gerhard,
Geschäftsführer der GEKA. Das
Unternehmen betreibt dafür drei
Anlagen. Insgesamt stehen vier
verschiedene Optionen zur Verfügung. In einer ersten Verbrennungsanlage werden bei
zwischenzeitlich bis zu 1000
Grad Kampfstoffe unschädlich
gemacht. Eine zweite Verbrennungsanlage verfügt über zwei
Entsorgungslinien. Angeliefertes
kontaminiertes Erdreich wird in
sogenannte Big-Bags gefüllt und
vom Labor untersucht. Je nach
Zusammensetzung und Arsengehalt wird entschieden, ob es dem
Plasmaofen oder der Bodenwäsche zugeführt wird. Heraus kommen sauberer Kies und Sand oder
auch Glas. Als dritte Anlage steht
ein Sprengofen zur Verfügung.
Dies ist eine Kugel von 2,5 Metern Durchmesser, der chemische
und konventionelle Munition sowie explosive Abfälle eingepackt
in Kisten über ein Förderband zugegeben werden. So können auch
überlagerte Munition und pyrotechnische Komponenten sicher
entsorgt werden.
(all/eb)
4. November 2013
INNere FühruNg / MIlItärgeschIchte
aktuell
9
Blutiges, braunes Schmierenstück
Das nationalistische und reaktionäre Klima in Bayern begünstigte vor 90 Jahren den Hitler-Putsch vom 9. November 1923.
geschichte. Bereits knapp zehn
Jahre vor der „legalen Machtergreifung“ 1933 hatte Adolf Hitler
versucht, sich durch einen Putsch
an die Schalthebel der Macht zu
katapultieren. Mit einem symbolischen Marsch nach Berlin, klar inspiriert durch den
„Marsch auf Rom“ der italienischen Faschisten, wollten die
Putschisten die schwache Weimarer Demokratie zerstören.
Eine entsprechende „Proklamation“ informierte die Bürger
am Tage selbst, dass „die Regierung der Novemberverbrecher in
Berlin“ abgesetzt worden sei. Der
„provisorischen deutschen Nationalregierung“ gehörten neben
Hitler auch die Generäle Erich
von Ludendorff und Otto von
Lossow an. In der Realität scheiterte diese vollmundige Ankündigung am Widerstand bayerischer
Polizisten.
Objektiv betrachtet, verkörperte der 9. November 1923 eine
Musterlösung dafür, wie man
einen Putsch besser nicht inszeniert. Er war ein Schmierenstück
mit blutigem Ausgang, das gar
nicht erst hätte aufgeführt werden können, wenn weit im Vorfeld eine solide Politik im Sinne
des freiheitlichen Rechtsstaates
betrieben worden wäre.
Der Zug, der sich am Morgen
des 9. November vom Bürgerbräukeller durch die Münchner
Innenstadt zur Feldherrenhalle
in Bewegung setzte und in Berlin
Foto: imago
vo n O bers tleu t n a n t Peter
Andreas Popp
Putschisten beim Aufmarsch: Ns-Milizionäre am 9. November 1923 in Münchens Innenstadt.
enden sollte, erstarb im Kugelhagel der bayerischen Landespolizei. Zu Tode kamen 15 „Parteigenossen“, vier Polizisten und ein
Unbeteiligter. Hitler und Ludendorff wurden verhaftet und im
Frühjahr 1924 einem Prozess
zugeführt, der eine Farce darstellte und dem Prinzip der wehrhaften Demokratie Hohn sprach.
Vor dem – an sich gar nicht
zuständigen – Volksgericht
in München gelang es Hitler,
die Hochverratsklage de facto
umzudrehen. Verständnisvolle
deutsch-nationale Richter verhängten schließlich milde fünf
Jahre Festungshaft statt der angemessenen Zuchthausstrafe. Die
Möglichkeit einer vorzeitigen
Entlassung bei guter Führung
wurde ausdrücklich eingeräumt,
die zwingend vorgeschriebene
Abschiebung des Ausländers Hitler nicht vollzogen.
Maßgeblich mitverantwortlich für diese Entwicklung
war das politische Klima in
Bayern, dessen Ursachen bis in
die unmittelbare Nachkriegszeit zurückreichten. Die Revolution von November 1918 hatte
die Monarchie des Hauses Wittelsbach hinweggefegt. Leid-
lich friedlich begonnen, endete
sie in der Ermordung des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt
Eisner durch einen rechtsextremistischen Adeligen.
Im Februar 1919 begann der
zweite, gewaltorientierte sozialistische Akt der Revolution.
Diesem bereiteten Bürgerwehren und Freikorps ein brutales
Ende. „Roter und weißer Terror“
wirkten also als Katalysatoren.
Zweifellos war die deutsche
Gesellschaft 1919 polarisiert,
in München indes kam es zu
einem politischen Klimasturz
sondergleichen.
Hier etablierte sich fortan ein
gegen die republikanische Ordnung gerichtetes Milieu, das
ohnedies antipreußisch gesonnen
war und nach dem Motto „Nun
erst recht!“ völlig konträr zum
„roten“ Berlin stand. Es wollte
die ohnedies auf schwachem
Fundament gelagerte freiheitlich-demokratische Rechtsordnung des außenpolitisch durch
„Versailles“ zudem gedemütigten
Deutschen Reiches nicht akzeptieren; und wenn, dann nur zum
eigenen Vorteil.
Die bayerische Staatsregierung
unter Ministerpräsident Gustav
von Kahr, wesentlich gestützt
durch die klerikal-monarchistisch gesonnene Bayerische Volkspartei (BVP) tat seit 1921 alles,
um die Autorität des Reiches im
Inneren zu schwächen. Bayern,
insbesondere München, wirkten
fortan als Magnet für Rechtsextremisten und so konnte Kahr auf
eine diffuse Massengefolgschaft
unterschiedlicher Strömungen des
rechten Spektrums zählen wie auch
auf die durch die revolutionären
Umtriebe verängstigte politische
Mitte in ihrer Sehnsucht nach
Ruhe und politischer Harmonie.
Die separatistischen Zirkel um
Kahr brauchten einen Trommler fürs Volk. Das war Hitler,
der 1923 bestenfalls regional
bekannte Agitator und Chef der
NSDAP. Spätestens nach dem
aufsehenerregenden Prozess und
der Haft war der Name Hitler aber
im ganzen Reich ein Begriff. Mit
den bekannten Folgen für die jüngere deutsche Geschichte.
Das Jahr 1913 – Sehnsucht nach dem Krieg?
Ausstellung. Ein Jahr vor dem
Ausbruch des Ersten Weltkrieges
feierte das in Oldenburg beheimatete Infanterieregiment 91
sein hundertjähriges Bestehen.
Die aufwändige, von patriotischem Pathos durchdrungene
Jubiläumsfeier der „91er“ stand
beispielhaft für die zunehmende,
auch militärische, „Nervosität“ weiter Teile der deutschen
Gesellschaft am Vorabend des
Krieges.
Als Residenz und vor allem als
großer Garnisonsstandort war
Oldenburg in besonderer und
exemplarischer Weise in die Vorgeschichte der „Urkatastrophe des
20. Jahrhunderts“ einbezogen. So
widmet sich die Ausstellung im
Stadtmuseum Oldenburg eingehend der Stimmung in diesem
besonderen Jahr vor dem Krieg,
die von Optimismus geprägt war
und doch das kommende Unheil
schon in sich barg.
Ausgewählte Bilder, Filmsequenzen und Objekte, darunter ein
Mercedes Benz Baujahr 1913 und
ein Waffenrock des Großherzogs,
geben einen aufschlussreichen
Einblick in die gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse
der Stadt. Welche Rolle spielte
das Militär in der Gesellschaft der
Garnisons- und Residenzstadt?
Wie zeigte sich der vielzitierte
„Aufbruch in die Moderne“ im
späten Kaiserreich? War hier, in
einem deutschen Großherzogtum,
etwas zu ahnen von den umwälzenden Ereignissen, die das Deutsche Reich und Europa Mitte 1914
überrollen würden?
Gerade durch diesen Blick
in das Deutschland abseits der
Hauptstadt Berlin wird die spezifische „Gefühlslage“ des Jahres
1913 deutlich, und dadurch beispielhaft für das Deutsche Reich
insgesamt – ein wesentlicher Beitrag dieser Ausstellung, die daher
nur scheinbar eine lokale ist. Vielmehr setzt hier das Stadtmuseum
Oldenburg einen ganz besonderen
Akzent vor dem Hintergrund von
bundes- und europaweit geplanten
Veranstaltungen und Präsentationen zum 100. Jahrestag des
Kriegsausbruchs 1914.
Zur Ausstellung ist zudem
ein reich illustrierter und kommentierter Katalog erschienen,
ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen, Führungen, Filmaufführungen und
Workshops rundet die Ausstellung ab. Die Schau ist bis zum
1. Dezember zu sehen.
(gan)
Meh r I n for mationen unter
www.stadtmuseum-oldenburg.
Foto: Stadtmuseum Oldenburg
Oldenburger Schau zeichnet am Beispiel des Infanterieregiments 91 ein Bild von Kaiserdeutschland kurz vor Kriegsbeginn.
staatstragend: Militär spielte im Kaiserreich eine wichtige rolle.
Soldaten dominieren
auf dem Eis in Inzell
Eisschnelllauf. Die Top-Athleten der Sportfördergruppen
Berlin, Bischofswiesen, Frankenberg und Oberhof haben bei
der deutschen Meisterschaft im
Eisschnelllauf am vorvergangenen Wochenende die Medaillenplätze dominiert.
In Inzell gewann bei den Männern Oberfeldwebel Nico Ihle
über 500 Meter vor Oberfeldwebel Samuel Schwarz und seinem
Bruder Oberfeldwebel Denny
Ihle. Der 30-jährige Schwarz,
der bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 für eine
Überraschung auf seiner Paradestrecke 1000 Meter sorgen
will, siegte zwar auf dieser Distanz, war aber dennoch niedergeschlagen. „Ich habe den Lauf
nicht so hinbekommen, wie ich
wollte. Wenn man international
mithalten will, ist das zu wenig“,
sagte Schwarz, der den Hauptgefreiten Denis Dressel und Nico
Ihle auf die Plätze verwiesen
hatte. Und auch bei der Siegerehrung über die Strecke von 1500
Metern standen drei Sportsoldaten auf dem Treppchen. Hier
siegte Hauptgefreiter Patrick
Beckert mit seiner persönlichen
Bestzeit von 1:47,31 Minuten vor
Titelverteidiger Stabsunteroffizier (FA) Moritz Geisreiter und
Unteroffizier (FA) Hubert Hirschbichler. Über die 5000 MeterDistanz triumphierte Beckert
vor Geisreiter. Bronze ging an
Stabsunteroffizier (FA) Alexej
Baumgärtner. Der siegte aber
klar über die Langstreckendistanz von 10 000 Metern und verwies Jonas Pflug und Felix Maly
auf die Plätze zwei und drei.
Bei den Frauen zeigte Oberfeldwebel Monique Angermüller ihre
Stärke. Die 29-Jährige gewann
zum vierten Mal in Folge den
Titel über 1500 Meter. Teamkollegin Claudia Pechstein kam auf
Rang zwei vor Gabriele Hirschbichler. „Ich bin ganz zufrieden
mit dem Lauf, aber ich kann mich
noch steigern“, sagte Angermüller. Über die Distanz von 1000
Meter musste sich die Sportsoldatin nur knapp Judith Hesse
geschlagen geben. Bronze ging
auch hier an Hirschbichler. Pechstein holte sich Gold über 3000
Meter vor ihrer angeschlagenen Dauerrivalin Stabsunteroffizier (FA) Stephanie Beckert
und Stabsunteroffizier (FA) Bente
Kraus. Auch über die 5000-MeterDistanz siegte Pechstein klar.
Auf der Sprintstrecke von 500
Metern erfuhr sich Stabsunteroffizier (FA) Jennifer Plate Silber
hinter Hesse und vor Denise Roth.
Über die Platzierungen in
Inzell werden die Startplätze für
die bevorstehende Weltcup-Saison vergeben, in der sich die Athleten ein Ticket für Sotschi 2014
sichern können.
(mag/sid)
sport
4. November 2013
Mehrfach Gold geholt
Fallschirmspringer glänzen bei Militär-WM.
Foto: Bundeswehr
aktuell
punktgenau: Beim Zielspringen müssen die Fallschirmspringer in einem vorgegebenen Zielkreis landen.
Qionglai. Vier Gold-, drei Silber- und fünf Bronzemedaillen
haben die Fallschirmspringer der
Sportfördergruppe Altenstadt von
der 37. Militär-WM aus China
mit nach Hause gebracht. „Damit
können wir sehr zufrieden sein“,
erklärte Trainer Hauptfeldwebel
Sebastian Lutz gegenüber aktuell.
Rund 200 Soldaten aus insgesamt 31 Nationen maßen sich
in Quianglai in den Disziplinen
Zielspringen, Figurenspringen
und Formationsspringen. Erstmalig kamen die neu erlassenen
Regeln von 2012 zur Anwendung.
Dabei wurde beim Zielspringen
nicht mehr bis einschließlich
16 sondern bis 19 Zentimeter
gemessen, um die besten Athleten frühzeitig zu filtern und den
Wettbewerb zu straffen. Grund
dafür war, dass auch Fallschirmsprung-Exoten aus Zimbabwe,
Pakistan oder Saudi-Arabien
antraten, die getreu dem Motto
„Friendship through Sports“ das
erste Mal an einem Fallschirmsprungwettbewerb teilnahmen.
Neu war auch die seperate Wertung der Junioren.
Die deutschen Männer sprangen mit ihren guten Leistungen
von Beginn an unter den Top Ten.
Die Frauen waren durch den verletzungsbedingten Ausfall von
Stabsunteroffizier (FA) Lucia
Lippold gehandicapt, starteten
mit einem Vierer-Team und hatten so keine Möglichkeit, den –
wie sonst üblich – schlechtesten
Wert zu streichen.
Und dennoch können sich die
Ergebnisse sehen lassen: In der
Mannschaftswertung ersprangen sich die Frauen Platz fünf im
Formationsspringen. Die Männer holten hier Silber hinter dem
starken belgischen Team und vor
der Mannschaft aus Katar. In der
Kombination – bestehend aus
Formations- und Zielspringen –
schafften es die Deutschen hinter Frankreich und Weißrussland
zu Bronze.
Im Einzel der Männer ersprang
sich Routinier Hauptfeldwebel
Stefan Wiesner Bronze in der
Kombination. So richtig abräumen konnten die Deutschen in der
neuen Juniorenwertung: Stabsunteroffizier (FA) Evangelina
Warich sicherte sich hier in allen
drei Wertungen Gold. „Damit
habe ich überhaupt nicht gerechnet“, freute sich die 23-Jährige.
„Gerade das Zielsprung-Gold mit
der harten Konkurenz bedeutet
mir sehr viel“. Nachwuchsspringerin Obergefreiter Friederike
Ripphausen zeigte bei ihrem ersten großen Wettkampf Nervenstärke und holte sich Silber im
Stilspringen und Bronze in der
Kombination. Bei den MännerJunioren landete Oberfeldwebel
Elischa Weber mit Ziel-Bronze,
Stil-Silber und KombinationsGold dreimal auf dem Treppchen.
Feldwebel Raphael Lautenbacher
machte das Ergebnis mit Bronze
im Stilspringen perfekt.
Jetzt gehen die Athleten in
die Winterpause und absolvieren Lehrgänge, bevor sie im
neuen Jahr mit Grundlagentraining beginnen und im Frühjahr
der Weltcup startet. (las/mag)
WM-Bronze für deutsche Faustkämpfer
Pfeifer und Marutjan von der Sportfördergruppe Bruchsal holen Medaillen in Kasachstan.
Almaty. Nach drei Medaillen
bei der EM in Minsk im Juni
haben die deutschen Amateurboxer auch bei der Weltmeisterschaft in Almaty/Kasachstan mit
zweimal Edelmetall die Erwartungen erfüllt. Superschwergewichtler Stabsgefreiter Erik Pfeifer und Weltergewichtler Stabsunteroffizier (FA) Arajik Marutjan
verpassten zwar den Einzug ins
Finale, gewannen aber die Bronzemedaille.
Pfeifer unterlag Lokalmatador
Iwan Dytschko 0:3 nach Punkten
und musste wie vor zwei Jahren
bei den Titelkämpfen in Baku mit
dem dritten Platz vorlieb nehmen.
„Bronze hab ich schon“, sagte Pfeifer enttäuscht: „Ich bin nicht reingekommen in den Kampf. Er hat mit
der Führhand die Distanz gehalten und ich konnte nicht vorbei.“
Foto: AIBA
10
schlägt zu: stabsunteroffizier Arajik Marutjan (r.) im Halbfinale.
Vize-Europameister Marutjan
verlor ebenfalls einstimmig
nach Punkten gegen Danijar
Jelejussinow aus Kasachstan.
„Ich habe verloren, deshalb bin
ich nicht zufrieden. Dass alle
drei Punktrichter 3:0 werten,
das hätte ich nicht gedacht“,
sagte Marutjan, der im Viertelfinale den topgesetzten walisischen Olympiazweiten Freddie
Evans bezwungen hatte: „Für
meine erste WM kann ich aber
schon stolz sein.“
Schon vor den beiden Halbfinalkämpfen hatte der Deutsche
Boxsport-Verband (DBV) ein
positives Fazit der Titelkämpfe
gezogen. Sieben der zehn gestarteten deutschen Teilnehmer hatten das Achtelfinale erreicht und
damit einen leichten Aufwärtstrend fortgesetzt. Sowohl bei den
Olympischen Spielen in Peking
2008, als auch vier Jahre später
in London waren die deutschen
Boxer noch leer ausgegangen.
Magenschmerzen bereitet
der Verbandsspitze die finanzielle Ausstattung. Da es im deutschen Sport derzeit an nötigen
Finanzmitteln fehlt, befürchtet
Verbandspräsident Jürgen Kyas
weitere Einsparungen. „Nur das
können wir im Boxverband nicht
leisten. Das wäre eine Katastrophe“, sagte er.
(sid)
4. November 2013
Vermischtes
Fliegerischer Tausendsassa
Abbildung: GeraMond-Verlag
von Markus Tiedke
Alles auf einen Blick: technische Details, Flugkunst und Persönlichkeiten werden dargestellt.
erhellend, selbst wenn der Leser
ein Flug-Muffel sein sollte.
Einleitend liefert das knapp 200
Seiten starke Werk einen Abriss
der miltärischen Luftfahrtgeschichte. Auch später wird von
den Autoren – wo nötig – ein passendes historisches Erklärstück
eingebaut. Alles ist gut recherchiert und ausgesprochen lesbar
aufgeschrieben. Angestaubtes
Lehrbuchwissen sucht man hier
zum Glück vergebens.
Auch die technischen Aspekte
der militärischen Luftfahrt werden ausgiebig beleuchtet und in
den historischen Kontext eingebunden. Zu allen Informationen haben die Autoren zudem
Fotos, Zeichnungen und Grafiken bereitgestellt, die dem Buch
eine enorme optische Präsenz
verleihen.
Herzstück des Buches sind
natürlich die mit viel Liebe zum
Detail dargestellten und grafisch
hochwertig unterlegten Erklärungen zu Flugmanövern und Flugtaktiken. Ob der gute alte Dogfight, ein Torpedo-Angriff oder
die moderne Luftnahunterstützung – alle denkbaren Szena-
rien sind erfasst, dargelegt und
gut erklärt. Das macht die Publikation sowohl für altgediente
Wohnzimmer-Piloten als auch für
den „fliegerischen Nachwuchs“
zum Gewinn.
„Luftkampf“;
GeraMondVerlag; 2013,
192 S e i t e n
gebunden,
ca. 650 Abbildungen; 19,99
Euro; ISBN
978-3-9561-3402-9.
Skuriles aus Westafrika
Fotos: Goethe-Universität Frankfurt/Stefan Rühl (r)
handarbeit: Bei Ausgrabung 2011 in ifana wurden viele skulpturen der Nok-Kultur gefunden.
gelangt. Sie beeinflussten Künstler wie Pablo Picasso und Ernst
Ludwig Kirchner. Charakteristisch für die rötlichen Nok-Figuren sind die spitzen, überproportional großen Gesichter und die
kleinen, kreisrunden Augen.
Die Werke trugen zu einer radikalen Veränderung des Kunstverständnisses bei. Denn sie brachen
mit der jahrhundertelang von der
griechisch-römischen Antike
geprägten Kunsttradition. Das
Liebieghaus zeigt die Nok-Figuren nun gemeinsam mit den griechischen, römischen und ägyptischen Statuen seiner Sammlung.
D ie Menschen der NokKultur lebten von 1500 vor
Christus bis zur Zeitenwende in
Westafrika. Sie waren die ersten
südlich der Sahara, die Eisen herstellten und verwendeten. Bislang
ist wenig über sie bekannt. Auch
c D. D em
Wi nt er
woh nt ein
ganz besonderer Zauber in ne.
Wenngleich
er nicht die Leichtigkeit und
Unbeschwertheit eines Sommers
hat, geht von der kalten Jahreszeit
eine starke Faszination aus. Das
Leben scheint wieder langsamer
zu werden, die Entschleunigung
des Alltags lädt zum Innehalten
und zur Besinnlichkeit.
Die Puhdys haben sich von dieser Stimmnung inspirieren lassen und präsentieren seit letzter
Woche ihr neues Album „Heilige Nächte“. Das ist aber mehr
als nur eine weitere Winterplatte.
Dafür sorgten unter anderem
Rainer Oleak, der „Haus- und
Hofproduzent“ der Puhdys und
Ingo Politz, der schon Produzent
von Silbermond und Silly war.
Mit Hits wie „All diese Jahre“,
„Heimkehren“ oder „Weihnachten war damals spektakulär“ präsentiert die gestandene Band aus
dem Osten Berlins neben starken
Melodien auch ehrliche Texte.
Gleich im Opener „Sie singen
ihm ein Weihnachtslied“ sorgt die
Geschichte eines Obdachlosen,
der aus der Festtagsstimmung
Hoffnung schöpft, für reichlich
Gänsehaut.
Passend zum Album starten die
Puhdys am 14. Dezember ihre
Wintertour, die sie von Usedom
durch die neuen Bundesländer
bis nach Halle führt.
(eb)
Hosen-Tour auf CD
Die Ausstellung „Nok. Ein Ursprung afrikanischer Skulptur“ zeigt Terrakota-Figuren einer alten Kultur.
Ausstellung. Sie tragen extravagante Frisuren, prächtige
Hüte, auffällige Gewänder oder
Tattoos. Über ihre Schöpfer vor
2000 Jahren aber ist nur wenig
bekannt: Die lehmig-roten Terrakotta-Figuren der Nok-Kultur.
Diese Zeugnisse afrikanischer Kunst sind seit vergangenem Mittwoch in Frankfurt am
Main zu sehen. Das Liebieghaus
präsentiert Terrakotta-Skulpturen und Alltagsgegenstände der
über 2000 Jahre alten Nok-Kultur. Die über 100 Figuren wurden
von Archäologen der Frankfurter
Goethe-Universität im westafrikanischen Nigeria ausgegraben
und in Deutschland restauriert.
Sie werden in Frankfurt zum ersten Mal öffentlich gezeigt. „Diese
Ausstellung ist die erste, die sich
sich so ausführlich mit der afrikanischen Kunst dieser Epoche beschäftigt“, sagte Vinzenz
Brinkmann, Leiter der Liebieghaus-Antikensammlung.
Nok-Skulpturen waren bereits
im 20. Jahrhundert nach Europa
11
Neues von den Puhdys
Neuerscheinung punktet als Handbuch für militärische Flugsimulatoren und historisches Standardwerk.
Buch. Ratgeber oder vielleicht
doch eher ein Handbuch? Die
Antwort auf diese Frage ist gar
nicht so einfach. Mit „Luftkampf“
hat der GeraMond-Verlag jetzt
einen interessanten Wanderer
zwischen diesen Welten vorgelegt. Die Veröffentlichung richtet
sich explizit an Luftfahrt-Enthusiasten sowie Simulator-Piloten
und schon nach kurzer Lektüre
ist klar – beide Zielgruppen kommen auf Ihre Kosten.
Mancher Leser mag sich noch
an die Anfänge der Flugsimulatoren vor über 20 Jahren erinnern. Delikate Grafik mit TetrisCharme, Fluggeräusche aus dem
Küchenstudio und Endlosladezeiten waren damals der Goldstandard. Dafür passte aber auch
alles auf eine 40-Megabyte-Festplatte. Und ähnlich vollkommen
wie die Grafik des Spieles sahen
gewöhnlich die mitgelieferten
Handbücher aus.
„Chuck Yeager“ und „Red
Baron“ sind Geschichte. Aktuelle
Flugsimulatoren erwecken beim
Spieler – die erforderliche Hardware vorausgesetzt – ein Gefühl
von Realismus, das seinesgleichen sucht. An diesem Maßstab
will sich auch das neue „Handbuch“ von GeraMond messen lassen. Optik und Inhalt überzeugen
gleichermaßen. Die Lektüre ist
aktuell
die Bedeutung der Skulpturen
ist nicht abschließend erforscht.
Archäologen vermuten, dass es
sich um Ahnenfiguren handelt.
Offenbar sollten die Statuen den
Geist eines Verstorbenen beschützen und weiterleben lassen. (sij)
Die Ausstellung ist bis 23. Februar 2014 zu sehen. Danach
gehen die Skulpturen zurück nach
Nigeria.
cD. Ü ber
ei n e M i llion Besucher kamen
zur „Der
K rach der
Republik“Tournee, die im November 2012
begann und mit zwei ausverkauften Stadionkonzerten vor knapp
90 000 Menschen in der Düsseldorfer Arena endete. Die Toten
Hosen-Konzertreihe war damit
nach Zuschauerzahlen eine der
größten Tourneen, die es jemals
im deutschsprachigen Raum
gegeben hat.
Als letzter Gruß der Tournee erscheint am 22. November
das Doppel-Live-Album „Die
Toten Hosen Live: Der Krach
der Republik“. Neben den klasischen Hosen-Songs hat die
Band ein paar Perlen auszugraben, die sie länger nicht mehr im
Programm hatten. „Es soll eben
mehr werden als nur ein „LiveBest of“- Album, kündigt die
Band an. Auch wenn das Album
keine neuen Lieder enthällt, ist es
doch für Hosen Fans ein absolutes Muss.
(eb)
aktuell
Ausgewählte
Medienbeiträge
5. November, 22.00 Uhr, WDr:
In Afghanistan ist es für Frauen
schwer, berufstätig zu sein. Noch
schwerer und gefährlich wird es,
wenn sie in Männerberufe vordringen. Die afghanische Polizei aber braucht Frauen, denn ein
männlicher Polizist darf fremde
Frauen nicht berühren. Im nächsten Jahr sollen bis zu 10 000 afghanische Frauen die Polizeiausbildung beginnen. Dabei spielt die
deutsche Polizistin Vanessa eine
Hauptrolle. Die Dokumentation
„Mit Kopftuch und Pistole – Eine
deutsche Polizistin in Afghanistan“ zeigt ihren Einsatz am Hindukusch.
Youtube-Video der Woche:
Die Fregatte „Brandenburg“ hat
vor kurzem die Überprüfung
GOST, das „German Operational Sea Training“, vor der Küste
Englands absolviert und die Einsatzzertifizierung erhalten (aktuell 42/13). Bei dem sechswöchigen Programm wurden Schiff
und Besatzung auf Herz und Nieren geprüft. Denn kommendes
Jahr soll die „Brandenburg“ Führungsschiff bei der EU-geführten Mission „Atalanta“ am Horn
von Afrika sein.
(eb)
Der Beitrag „Fit für den Einsatz“
unter www.youtube.com/bundeswehr.
VermiSchteS
4. November 2013
Eisern durch den Schlamm
Oberstabsgefreiter Max Küster quält sich beim „Tough Mudder“ durch Matsch und Eis.
Was ist Ihr wertvollster Besitz?
Meine Familie.
Welche Eigenschaft schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
Ehrlichkeit und Humor.
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?
Meine Frau, die trotz Referendariat, unserer Tochter und Haushalt
immer noch Zeit für mich und ihre Freunde hat.
Was können Sie besonders gut kochen?
Ich glaube Königberger Klopse und Grünkohl.
Foto: privat
12
Senftenberg. Es ist wohl eines
der verücktesten Rennen überhaupt: das „Tough Mudder“, bei
dem die unerschrockenen Teilnehmer einen 18-KilometerParcours mit Eisbad, Feuerzonen
und meterhohen Hürden überwinden müssen. Oberstabsgefreiter
Max Küster (Foto M.) hat sich der
Herausforderung gestellt und ist
vor kurzem mit rund 6500 anderen Teilnehmern auf dem Lausitzring an den Start gegangen.
„Ich habe über facebook von
dem Event erfahren und war
gleich begeistert“, erinnert sich
der 27-jährige Familienvater.
Zusammen mit seinem Bruder
und einem Freund kämpfte
er sich durch den Hindernis-
parcours. Am schlimmsten sei für
Küster der „Cage Crawl“ gewesen, bei dem sich die Teilnehmer
auf dem Rücken im Wasser liegend unter einem 18 Meter langen Käfig durchziehen müssen.
„Man konnte dabei nicht sehen,
wie lang das Hinderniss noch ist,
und das Wasser war extrem kalt.“
Nach rund dreieinhalb Stunden
kamen die Drei ins Ziel, wobei
für sie nicht die Zeit, sondern der
Spaß und das Miteinander im
Vordergrund standen. „Deswegen
kann auch Jeder mit ein bisschen
Kondition mitmachen“, erklärt
der Oberstabsgefreite. Eins steht
für ihn jedenfalls jetzt schon fest:
Er wird nächstes Jahr wieder mit
dabei sein.
(mag)
Wie können Sie am besten entspannen?
Mit meiner Familie oder meinen Freunden.
Was treibt Sie an?
Die Zukunft und der Gedanke, später ein eigenes Haus zu haben.
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Industriekletterer.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
Im Umland von Hannover oder in Kanada.
Was wäre für Sie das größte Unglück?
Wenn meiner Familie etwas zustoßen würde.
Was mögen Sie an sich selbst nicht?
Meine Schusseligkeit und, dass ich manchmal „nicht aus dem Knick
komme“.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Altkluge Menschen.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Das Leben ist wie ein Berg: Geht‘s bergab, geht‘s auch wieder bergauf.