Schönheit ist ein fettes Schaf
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Schönheit ist ein fettes Schaf
48 F A L T E R 5e 3s /s0e8n ∙ tr si nt ka ednt ls et b a ednt l e b e n F A L T E R 2 8 /1 0 39 Pikante Kekse mit Nüssen Zutaten: 115 g Butter plus Butter fürs Backblech 115 g pikanter Gorgonzola, zerbröckelt 55 g Walnüsse, zerkleinert 115 g Mehl Prise Cayennepfeffer, Prise Salz Luise Strobl züchtet französische Lacaune-Schafe, die besten Milchschafe überhaupt. Für besten Schafsmilchkäse Schönheit ist ein fettes Schaf Französische Milchschafe von der Mährischen Thaya – gut für den Blauschimmelkäse gericht, bericht & fotos: irena rosc D ie Mährische Thaya fließt träge dahin und transportiert Spiegelbilder von Himmel und Bäumen. An ihren Ufern verströmen Mädesüßblüten betörenden Duft, im Wald sind Beeren reif. Am Abend hört man Rehgebell und das Summen der Gelsen. Die Bremsen stechen lautlos, Menschen sind keine zu sehen. Unterpertholz liegt still an der Thaya. Der Ort hat 70 Einwohner und sieht aus wie eine konservierte, menschenleere Sommerfrische des 19. Jahrhunderts. Das einzig Mondäne in dieser Gegend waren vor Jahren private Feste in einer alten Mühle. Bei diesen mischte sich die angereiste Wiener Gesellschaft einen Sommernachmittag lang unter den Landadel, die Wölfe und die Pumas der Mühlenbesitzerin. Ihre 70 Pfaue schauten vom Dach herunter auf das Treiben. Und im ehemaligem Pfarrhof auf der nahen Anhöhe Niklasberg schrieb Anfang der 80er-Jahre Gerald Szyszkowitz seinen Roman „Der Thaya“. Das ist ein unvollständiges Bild der Umgebung, in welche das Bauernehepaar Johann und Luise Strobl Mitte der 90er-Jahre 200 französische Lacaune-Schafe importierte. Aus Lacaune-Schafmilch wird in Höhlen der weltberühmte Blauschimmelkäse Roquefort gewonnen. In einem kleinen Gebiet rund um Roquefort leben fast 1,2 Millionen Lacaune-Milchschafe. Das Markenzeichen dieser Schafe ist ihr wollfreier Bauch. Ihre Vorteile sind eine höhere Resistenz gegen Euterkrankheiten, leichte Melkbarkeit, höhere Milchinhaltsstoffe bei gleicher Leistung und wenig bis gar keine Wolle. Durch das handschuhweiche Leder der Schafe gelangte die fran- 39_28_10 39 zösische Stadt Millet zum Wohlstand. Der „Manufactum-Katalog für feine Dinge des Alltags“ preist die Weichheit des „sagenhaften“ Veloursleders. Die chinesische Silbe „Mei“ bedeutet übrigens wörtlich „fettes Schaf“ und im übertragenen Sinn „Schönheit“. Die 200 Lacaune-Schafe der Strobls bildeten den Grundstock des sehr erfolgrei- Diese Schafe warten nur darauf, gemolken zu werden (o.). Unten: die Käsekekse Ebenda Über diese Seite Diese Seite behandelt das Thema Kochen aus verschiedenen Perspektiven: bio, edel, schnell und günstig. Regelmäßig schreiben hier Nina Kaltenbrunner, Irena Rosc, Florian Holzer und Werner Meisinger. Nächste Woche besucht Gerichtsreporterin Kaltenbrunner wieder eine Wiener Küche und bringt Rezepte mit chen Familienunternehmens mit heute über 400 Tieren. An den Tieren interessierte Menschen aus ganz Europa kommen in den kleinen Ort Unterpertholz im Waldviertel. Lacaune-Schafe aus der Zucht der Strobls leben bei Bauern in Schweden, Norwegen, der Schweiz, in Ungarn, der Slowakei und Kroatien. Bei ihnen können die Käufer LacauneSchafe selbst auswählen, berühren oder auf ihre Melkbarkeit prüfen. In Frankreich, wo die Zucht durch Großkonzerne kontrolliert und überwacht wird, ist das unmöglich. Als Käufer bekommt man dort eine Nummer. Dieser Nummer entspricht ein Tier, das man kaufen darf, ohne es vorher gesehen zu haben. In der Thaya schwimmen, an ihren Ufern wandern oder Rad fahren, das macht Appetit. Familie Strobl verkauft feinsten Rohschinken und Wurstprodukte vom LacauneSchaf in Unterpertholz direkt ab Hof; man kann sie übrigens auch im Wiener Hotel Imperial konsumieren oder bei der Biokette Maran kaufen. Wir empfehlen jedoch die imperiale Jause am Fluss. Dabei sollte man aber den Mückenspray nicht vergessen. Am besten kauft man dann noch bestes Brot von Kasses, dem Slow-Food-Bäcker im Ort Thaya, zum Beispiel eine Ciabatta rotonda – mehr Luxus zum angemessenen Preis bekommt man so schnell nicht wieder. Lange Jahre stand hier ganz in der Nähe ein hoher Turm, der den Eisernen Vorhang bewachte. Er ist längst verschwunden, niemand hindert einen heute daran, die Grenze zu passieren. Auf der anderen Seite, einen Steinwurf entfernt von unseren Schafen, im Ort Hluboka, sieht es aus wie in Indien. Aus einem verfallenen Haus winkt schüchtern ein junges F Roma-Mädchen. Zubereitung: Butter, Mehl, zerbröckelten Käse und Gewürze kneten (Küchenmaschine!), bis sich eine Kugel bildet. Beim Kneten mit der Hand die Butter vorher zart schmelzen, dann geht es leichter. Teigkugel in zwei Hälften teilen, daraus zwei Teigwürste von ca. 2,5 cm Durchmesser formen. Mit einem Messer in nussgroße Stücke teilen, daraus kleine Kugeln formen. Die Nüsse zerkleinern und mit wenig Mehl mischen. Die kleinen Kugeln in den Nüssen wälzen und mit einer Gabel in Keksform flachdrücken. Nussreste hineindrücken. Im vorgeheizten Backrohr bei 190 Grad ca. 15 Minuten goldbraun backen Biohof Strobl 3823 Unterpertholz 21 Tel. 02845/609 www.wvnet.at/ milchschafzucht 12.07.2010 20:07:53 Uhr